Der energiepolitische Trumpf der Schweiz - Bulletin.ch
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WA S S E R K R A F T | D O S S I E R Der energiepolitische Trumpf der Schweiz Schlüsseltechnologie | Schweizer Wasserkraft ist die zentrale Energiequelle zur Umsetzung der Energiestrategie 2050. Allerdings steht sie vor grossen wirtschaftli- chen, ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Diese müssen gesamtheitlich, also inklusive der Heimfallthematik, angegangen werden. Nur so kann die Schweiz diesen energiepolitischen Trumpf erfolgreich ausspielen. M I C H E L P I OT W asserkraft ist seit Anbeginn gemäss neuestem Monitoringbericht Wirtschaftlichkeit der Nutzung von Strom die des BFE [1] der jährliche Nettozuwachs Die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraft wichtigste Produktions- bis 2035 durchschnittlich 83 GWh misst sich als Differenz zwischen den technologie in der Schweiz. Heute trägt betragen. Da aber gleichzeitig gemäss Erlösen und den Kosten. Die Kosten- sie auf Jahresbasis knapp 60 % zur Lan- aktuellstem Bericht des BFE zum Was- seite lässt sich aufteilen in Kapitalkos- deserzeugung bei; im Winter waren es serkraftpotenzial der Schweiz [2] eine ten, Abgaben und Betriebskosten in den vergangenen Jahren stets über Produktionseinbusse durch Restwas- (Bild 2 links); die Erlösseite setzt sich 50 %. Das Energiegesetz sieht zudem serbestimmungen von 1,9 TWh bis einerseits überwiegend aus Einnah- eine Steigerung der erwarteten Pro- 2050 unterstellt wird, erhöht sich der men aus dem Strommarkt und ander- duktion aus Wasserkraft vor und zwar notwendige jährliche Zuwachs auf seits aus Zusatzerlösen aus der Ver- Bild: Joujou/pixelio auf 37,4 TWh bis in das Jahr 2035 und rund 140 GWh pro Jahr. Ein solch hoher marktung von Systemdienstleistungen gemäss Botschaft zur Energiestrate- Wert wurde letztmals im Jahr 2010 und Herkunftsnachweisen sowie aus gie 2050 auf 38,6 TWh im Jahr 2050. durch den Neubau des Kraftwerks dem Handel am Intraday-Markt Um diese Ziele zu erreichen, müsste Rheinfelden erreicht. zusammen. Mit den aktuell erwarteten bulletin.ch 2 / 2020 25
D O S S I E R | WA S S E R K R A F T Politische Massnahmen Gesetzliche Grundlagen Politische Massnahmen – Pa. Iv. Rösti – Energiegesetz – Kostendeckende Einspeise- – Pa. Iv. Eder – Stromversorgungsgesetz – vergütung (KEV) (bis 2022) – Wasserrechtsgesetz – Marktprämie (bis 2022) Exogene Einflüsse – Gewässerschutzgesetz – Investitionsbeiträge (bis 2031) – Klimaänderung – Fischereigesetz – Natur- und Heimatschutzgesetz Kosten Ökologische Faktoren – Kapitalkosten – Ausgleichsmassnahmen – Abgaben (Wasserzins, Dividenden) – Restwasservorschriften Konzessionserneuerungen – Steuern – Schwall & Sunk Umwelt & Gesellschaft Wirtschaftlichkeit – Sanierung Fischgängigkeit Erträge – Sanierung Geschiebehaushalt – Strompreise (CO2-Preise) – Weitere Wasserkraft Gesellschaftliche Faktoren – Erhalt – Akzeptanz Berichte – Erneuerungen – Zahlungsbereitschaft – SE (2017) Wirtschaftlichkeit – Erweiterungen – Wasserkraft – Neubauten Berichte – SWV (2018) Ersatzinvestitionen – BFE (2019) Wasserkraftpotenzial Heimfallstrategie Eigentümerstrategie – in die Schweizer Wasserkraft – der Schweiz – VSE (2019) Abgaben auf – SWV (2018) Minderproduktion – der Wasserkraftnutzung – aus Restwasserbestimmungen – WSL (2019) Auswirkungen – Klimaänderung auf Wasserkraft Versorgungssicherheit Berichte Politische Massnahmen Politische Ziele Berichte – Wasserkraftstrategie Kt. Wallis – Strategische Reserve Standort- und Industriepolitik – SWV (2019) Wem gehört – (in Bearbeitung) – die Schweizer Wasserkraft? Dienstleistungen – Energie Berichte – Leistung – BFE (2017), ElCom (2018) – Flexibilität – System Adequacy – BFE (2019) Monitoringbericht – BFE Energieperspektiven 2060 – UREK-S Motion 18.3000/19.3004 – VAW (2019) Gletscherseen Bild 1 Übersicht über aktuelle Themen und Berichte der Wasserkraft. Strompreisen am Markt ergibt sich für kosten weitgehend ausgeschöpft ist. heutigen Marktlogik deutlich näher- das Jahr 2020 ein Defizit von rund Folglich kommt der Abgabenlast eine kommen würde. 1 Rp./kWh (Bild 2 rechts). Dank der besondere Bedeutung zu, weil die Staa- Marktprämie, die noch bis in das Jahr ten sie autonom und frei festsetzen Umwelt und Gesellschaft 2022 weiterläuft, können Wasserkraft- können und die Abgaben das wirt- Die gesellschaftlichen Erwartungen produzenten, die dem Markt ausge- schaftliche Ergebnis und somit indi- an die Renaturierung der Gewässer setzt sind, bis zu maximal 1 Rp./kWh rekt die Wettbewerbsfähigkeit zwi- sind in den letzten Jahrzehnten erheb- an ihre ungedeckten Gestehungskos- schen den Ländern und den lich gestiegen. Bereits in der ursprüng- ten zurückfordern. Für das Jahr 2018 Technologien beeinflussen. Damit lichen Fassung des Gewässerschutz- wurden 27 Kraftwerksgesellschaften können Standortvorteile beziehungs- gesetzes vom 24. Januar 1991 wurde mit einer Produktion von 8,9 TWh mit weise -nachteile geschaffen werden, die Sicherung angemessener Restwas- CHF 66 Mio. unterstützt, was die wirt- was unmittelbare Auswirkungen auf sermengen geregelt. Während die vor- schaftlichen Auswirkungen der Markt- die Investitionsbereitschaft in die gesehenen Sanierungen bei bestehen- verzerrungen lindert. Schweizer Wasserkraft hat. Ein Ver- den Konzessionen mit einiger Die Erlösmöglichkeiten am europäi- gleich der gewinnunabhängigen Abga- Verzögerung inzwischen fast abge- schen Markt sind für alle Marktteilneh- ben zeigt, dass die Schweizer Wasser- schlossen sind [3], stehen in den nächs- mer dieselben. Folglich kann die Wett- kraftproduzenten in Europa, insbe- ten Jahren und Jahrzehnten die Kon- bewerbsfähigkeit der Schweizer sondere aufgrund der Wasserzinsen, zessionserneuerungen mit deutlich Wasserkraft a priori nur auf der Kosten- mit Abstand der höchsten Abgabenlast höheren gesetzlichen Anforderungen seite gesteigert werden. Die Kapital- unterliegen (Bild 3). Das Parlament hat an die Restwassermengen im Vorder- kosten unterliegen allerdings einem im Herbst 2019 beschlossen, bis Ende grund. Die daraus resultierenden Pro- effizienten Finanzmarkt. Im Weiteren 2024 an der bisherigen Höhe festzuhal- duktionseinbussen fallen umso höher haben die Betreiber in der jüngeren ten, obschon der Bundesrat in der Bot- aus, je strenger die ökologischen Bild: Michel Piot Vergangenheit erhebliche Kostensen- schaft Handlungsbedarf erkannt und Anforderungen ausgelegt werden. Der kungsprogramme umgesetzt, sodass darauf hingewiesen hatte, dass eine SWV rechnet in Abhängigkeit der der Spielraum im Bereich der Betriebs- Flexibilisierung der Wasserzinsen der betrachteten Szenarien mit Einbussen 26 bulletin.ch 2 / 2020
WA S S E R K R A F T | D O S S I E R verträglichkeitsprüfung zu erstellen. 8,0 Der dazu gehörige Umweltverträg- lichkeitsbericht enthält alle Angaben, 7,0 die zur Prüfung des Vorhabens nach Betriebs- Verlust den Vorschriften über den Schutz 6,0 kosten der Umwelt nötig sind. Dazu gehört Zusatzerlöse 5,0 auch die Beschreibung des relevan- ten Ausgangszustandes: Gestützt auf Rp./kWh Abgaben 4,0 den Vergleich zwischen dem Zustand vor und nach dem Vorhaben werden 3,0 Erlöse die Umweltauswirkungen dargestellt Markt und die Umweltschutzmassnahmen 2,0 Kapital- geplant. Gemäss einer vor rund zehn kosten 1,0 Bild 2 Aufteilung der Jahren verschärften Vollzugspra- Kosten (links) und xis galt bisher als Ausgangszustand 0,0 Erlöse (rechts) der anlässlich der Konzessionserneuerung Wasserkraft.[4] jener Zustand, der bestünde, wenn die frühere Konzession nie erteilt und die bestehende Anlage nie gebaut worden wäre. Diese Regelung hat vor allem zu Abgaben Laufwasserkraftwerke Abgaben Speicherkraftwerke viel Planungs- und Rechtsunsicherhei- 2,0 2,0 ten geführt. Mit der Parlamentarischen Initiative «Ausbau der Wasserkraft zur Stromerzeugung und Stromspeiche- 1,5 1,5 rung. Anpassung der Umweltverträg- lichkeitsprüfung», die am 20. Dezem- Rp./kWh Rp./kWh 1,0 1,0 ber 2019 vom Parlament verabschiedet wurde, wird neu im Wasserrechtsgesetz präzisiert, dass als Ausgangszustand 0,5 0,5 der Zustand bei Gesucheinreichung (Ist-Zustand) gilt, was insbesondere zu Rechtssicherheit und dem Abbau von 0,0 0,0 Verfahrenshürden führt. Schliesslich hat auch der Klimawan- CH-VS F D-BY I D-BW A N S CH-VS F D-BY I D-BW A N S CH-GR CH-GR del etliche Auswirkungen auf die Was- serkraft.[7] Die Temperatur ist in der Kausalabgaben Grundsteuern übrige Abgaben Schweiz seit 1864 in allen Regionen markant angestiegen. Die stärksten Bild 3 Übersicht über die gewinnunabhängigen Abgaben in Europa. Abkürzungen: CH: Zunahmen zeigen sich im Winter im Schweiz, F: Frankreich, D: Deutschland, I: Italien, A: Österreich, N: Norwegen, S: Schwe- Mittelland sowie im Sommer in den den, VS: Wallis, GR: Graubünden, BY: Bayern, BW: Baden-Württemberg.[5] Alpen. Dieser Trend hat in den letz- ten Jahrzehnten zu einem beschleu- nigten Abschmelzen der Gletscher in zwischen 2,3 und 6,4 TWh.[6] Wäh- handelt, sind der Betreiberin gemäss der Schweiz geführt.[8] So kann dem rend der tiefere Wert dem «Weiter wie Art. 34 Energiegesetz die vollständigen Massenverlust der Gletscher für den bisher» entspricht – und deshalb in Kosten zurückzuerstatten. Dazu wer- Zeitraum 1980–2010 eine Produktion ähnlicher Grössenordnung wie die den jährlich höchstens 0,1 Rp./kWh von 1,0–1,4 TWh pro Jahr zugeschrie- Schätzung des Bundes liegt –, kann aus dem Netzzuschlagsfonds zur Ver- ben werden. Modellbasierte Projek- eine strengere Auslegung rasch zu fügung gestellt. tionen zeigen, dass diese Produktion massiv höheren Werten führen. Mit der Inkraftsetzung des neuen für die Periode 2070–2090 auf etwa Am 11. Dezember 2009 hat das Par- Energiegesetzes per 1. Januar 2018 0,4 TWh zurückgehen dürfte.[9] lament Verschärfungen des Gesetzes erhält die Nutzung erneuerbarer Ener- Gleichzeitig ist einerseits mit einer verabschiedet, welche die Verminde- gien den Status des nationalen Inte- Veränderung der Abflussverhältnisse rung der Auswirkungen von Schwall- resses. Somit darf bei Projekten, die zu rechnen, hin zu einer Reduktion Sunk, der Reaktivierung des Geschie- ein Objekt von nationaler Bedeutung der Sommer- und einer Erhöhung der behaushaltes sowie die Wiederherstel- tangieren, neu gemäss Natur- und Winterabflüsse, und anderseits mit lung der Fischgängigkeit betreffen. So Heimatschutzgesetz ein Abweichen einer Verstärkung der Niedrigwasser- sollen sämtliche bestehenden Anlagen von der «ungeschmälerten Erhal- situationen im Spätsommer als Folge bis 31. Dezember 2030 saniert werden. tung» in Erwägung gezogen werden. der Kombination von Niederschlag- Da es sich um einen Eingriff in ein Für die Prüfung eines Vorhabens ist sarmut mit rasch abgeschlossener bestehendes Sondernutzungsrecht in den meisten Fällen eine Umwelt- Schneeschmelze. bulletin.ch 2 / 2020 27
D O S S I E R | WA S S E R K R A F T Angaben in GWh Beteiligung: 3078 GWh Kanton Zürich Beteiligung > 1 GWh 1) Aarekraftwerk Klingnau 2) AKW 3) ALK 4) Axpo Kleinwasserkraft 5) Axpo Power (0, 100] (100, 500] (500, 1000] 6) CKW 11) EM 7) Cleuson-Dixence 12) ERAG 8) EKW 13) EWA 9) EKZ 14) FM de la Borgne 10) ELIN 15) FMM 16) Grande Dixence 17) Hydro Surselva 18) KHR 19) KLL 20) KRA (1000, 2000] (2000, 5000] (5000, 10000] 21) KRS 22) KSL 23) KVR 24) KW Ackersand 1 25) KW Aegina 26) KW Bristen 27) KW Calancasca 28) KW Eglisau-Glattfelden 29) KW Fätschbach 30) KW Ferrera 31) KW Frisal 32) KW Göschenen 33) KW Gurtnellen 34) KW Löntsch 35) KW Reichenau 36) KW Rüchling 37) KW Russein 38) KW Sagenbach 39) KW Schaffhausen 40) KW Tasnan 41) KW Tschar 42) KWI 43) KWM 44) KWZ 45) Misoxer KW 46) Ofible 47) Ofima 48) Repower 49) RKN 50) RKR 51) RKS 52) Steiner Energie Bild 4 Jahresproduktion (links) und Eigentum (rechts) von Wasserkraft des Kantons Zürich.[13] Versorgungssicherheit Berücksichtigung der bis 2031 gesetz- schaftlichkeit, Umwelt und Gesellschaft Die Schweizer Wasserkraft leistet lich festgelegten Investitionsbeiträge sowie Versorgungssicherheit kreist das einen namhaften Beitrag an den Bedarf des Bundes für Neubauten, erhebliche Thema Heimfall (Bild 1). Damit ver- der Schweiz an Energie, Leistung und Erweiterungen und Erneuerungen bunden sind wirtschaftliche Fragen Flexibilität und trägt somit wesentlich von Grosswasserkraftwerken. Des- zum Restwert der Anlagen, umweltspe- zur Gewährleistung der Versorgungssi- halb sorgt sich die Politik zu Recht zifische Aspekte zur Rekonzessionie- cherheit bei. Für den Erhalt der beste- über die Sicherung der Schweizer rung sowie regionalpolitische Themen henden Anlagen und damit alleine für Wasserkraft: die Motion 18.3000 rund um den eigentlichen Heimfall. die Sicherung dieser Qualitäten sind beauftragt den Bundesrat, im Rah- Entscheidend für die Zukunft der jährlich rund CHF 500 Mio. an Investi- men der laufenden Revision des Wasserkraft ist, dass die kommenden tionen notwendig.[10] StromVG Vorschläge zu unterbreiten, Heimfälle beziehungsweise Konzessi- Nebst erhöhten Naturgefahren als um Investitions- oder Reinvestitions- onserneuerungen die bestehende Pro- Folge des Klimawandels eröffnen sich als anreize für den langfristigen Erhalt duktion nicht gefährden, Investitionen Chance auch neue technische Ausbau- der Schweizer Wasserkraft zu schaf- in Erneuerungen nicht bremsen und potenziale in Gletscherrückzugsgebie- fen. Und gemäss der Motion 19.3004 die Wasserkraft nicht weiter verteuern. ten. Gemäss aktuellen Untersuchun- soll der Bundesrat dem Parlament Konzessionserneuerungen sind Ver- gen [11] könnten mit den zwanzig am eine Marktordnung unterbreiten, wel- handlungssache und im Einzelfall zu besten geeigneten Standorten zusätzlich che die langfristige Versorgungssi- regeln. Dass die Gemeinwesen an 1,7 TWh pro Jahr produziert und das cherheit durch eine angemessene einem höheren Anteil an der direkten Speichervolumen der Reservoire um Inlandproduktion gewährleistet. Wertschöpfung mittels Beteiligung rund 1,5 TWh erhöht werden, was gegen- interessiert sind, ist nachvollziehbar über heute einer Steigerung um 20 % ent- Heimfall und legitim. Allerdings gilt es nicht nur spräche und somit einen substanziellen Die Kantone sind die grösste Eigentü- allfällige Gewinne abzuschöpfen, son- Beitrag an die Erhöhung der saisonalen mergruppe der Wasserkraft mit dern auch die Risiken mitzutragen. Umlagerung leisten würde. Zusätzlich 18,5 TWh [13], wobei die Eigentümer- Die anstehenden Heimfälle führen liessen sich mit Staumauererhöhungen kantone und die Standortkantone nicht aktuell zu einer zusätzlichen erhebli- zwischen 5 und 20 % weitere 1,7–2,8 TWh notwendigerweise die gleichen sind, chen Unsicherheit und schmälern vom Sommer in den Winter verlagern. was in der politischen Debatte um die damit die Bereitschaft der jetzigen [12] Zu guter Letzt liesse sich mit Wasser- Partnerwerksbesteuerung und bei den Betreiber, mehr als in die Betriebs- kraft auch das Flexibilitätsangebot wei- Wasserzinsen von Bedeutung ist. So tüchtigkeit der Anlagen zu investieren. ter erhöhen. So stehen mit dem Projekt liegt die gesamte Wasserkraftproduk- Lago Bianco der Repower und Grimsel 3 tion im Kanton Zürich bei 590 GWh Schlussfolgerungen und der KWO zwei weitere Pumpspeicher- (Bild 4 links), während der Kanton Ausblick kraftwerke zur Realisierung bereit. Zürich als Eigentümer eine Wasser- Bei der Wasserkraft handelt es sich um Allerdings zeigt sich, dass die Wirt- kraftbeteiligung von 3080 GWh besitzt eine Technologie, deren Gesamtener- Bild: Michel Piot schaftlichkeit von Projekten sogar (Bild 4 rechts). Dies könnte sich im Ver- giebilanz gemäss SATW «herausra- unter einer längerfristigen Perspek- laufe der nächsten 30 Jahre ändern, gend» und «als wichtigster Pfeiler der tive nicht gegeben ist – auch unter denn rund um die drei Kriterien Wirt- schweizerischen Stromversorgung 28 bulletin.ch 2 / 2020
WA S S E R K R A F T | D O S S I E R unbedingt zu erhalten» ist.[14] Die Sinne eines Handelsgutes –, und damit Möglichkeit, in hohem Masse Energie, als energiepolitischer Trumpf der Der Heimfall Leistung und Flexibilität bereitzustel- Schweiz dienen. len, verdeutlicht ihre Bedeutung in Wasserkraftwerksgesellschaften Bezug auf die Gewährleistung der Ver- Referenzen bedürfen für die Verwertung des Was- sorgungssicherheit. Damit kann sie als [1] «Energiestrategie 2050 – Monitoring-Bericht 2019», sers zur Stromproduktion eines Son- BFE, 2019. Schlüsseltechnologie einen grossen [2] «Wasserkraftpotenzial der Schweiz – Abschätzung dernutzungsrechts in Form einer Kon- Beitrag zum Gelingen der Energie- des Ausbaupotenzials der Wasserkraftnutzung im zession des verfügungsberechtigten Rahmen der Energiestrategie 2050», BFE, 2019. wende leisten.[15] Gemeinwesens. Dieses kann gemäss [3] «Restwassersanierung nach Art. 80ff GSchG: Stand Es darf aber nicht vergessen werden, Ende 2018 und Entwicklung seit Ende 2016», BAFU, Wasserrechtsgesetz für die Dauer von dass der Bau, Erhalt und Betrieb von 2019. maximal 80 Jahren vergeben werden [4] «Rentabilität der Schweizer Wasserkraft», Resultate Wasserkraftwerken keine Selbstläufer einer Datenumfrage bei Betreibern von Schweizer und soll dem Betreiber ermöglichen, sind. Mit der losgetretenen Klimabe- Wasserkraftwerken im Auftrag der UREK-N, BFE, 2018. die getätigten Investitionen wäh- [5] Michel Piot, «Abgaben auf der Wasserkraftnutzung», wegung sollten der Wasserkraft als kli- Wasser Energie Luft 3/2019. rend dieser Periode zu amortisieren. maschonendster Stromquelle zwar [6] Roger Pfammatter, Nadia Semadeni Wicki, «Energie- Nach Ablauf der Konzession gehen einbussen aus Restwasserbestimmungen – Stand und gute Zeiten bevorstehen. Allerdings Ausblick», Wasser Energie Luft 3/2018. die Kraftwerke an das verleihende zeigt sich, dass alleine mit der gesetzli- [7] Tobias Wechsler, Manfred Stähli, «Climate change Gemeinwesen über: die hydraulischen impact on Swiss hydropower production», Synthesis chen Verankerung von Richtwerten Report, 2019. Anlagen (sogenannte «nasse» Teile und dem Unterzeichnen von Abkom- [8] Matthias Huss et al., «Schnee, Gletscher und Perma- wie Staumauer, Druckrohre, Turbinen) frost 2017/18», Die Alpen 7/2019. men noch nichts gewonnen ist. Für die unentgeltlich, die elektromechani- [9] Bettina Schaefli et al., «The role of glacier retreat for Wasserkraft sind regulatorische Rah- Swiss hydropower production», Renewable Energy schen Komponenten (sogenannte menbedingungen notwendig, die es 132/2019. «trockene» Teile wie Generatoren [10] Michel Piot, «Ersatzinvestitionen in die Schweizer einem Unternehmen unter Berücksich- Wasserkraft», Wasser Energie Luft 2/2018. und Leitsysteme) gegen eine «billige tigung von Risikoaspekten erlauben, in [11] Daniel Ehrbar et al., «Wasserkraftpotenzial in Glet- Entschädigung». Dieser Vorgang scherrückzugsgebieten der Schweiz», Wasser Energie langlebige Infrastruktur zu investie- Luft 4/2019. wird als «Heimfall» bezeichnet und ren, und es sind marktliche Instru- [12] David Felix et al., «Ausbaupotenzial der bestehenden der Konzessionär ist verpflichtet, die Speicherseen der Schweiz», Wasser Energie Luft mente zu schaffen, die die positiven 1/2020 (noch nicht erschienen). Anlagen und Einrichtungen, an denen Eigenschaften der Wasserkraft [13] Michel Piot, «Wem gehört die Schweizer Wasserkraft – das Heimfallrecht besteht, in betriebs- Methodik und Resultate», Wasser Energie Luft 1/2019. honorieren. Nur eine langfristig inter- [14] «Stromproduktion: Erneuerbare sind spitze», Studien- fähigem Zustand zu erhalten. Das national wettbewerbsfähige Schweizer Kurzzusammenfassung, SATW, 2018. verfügungsberechtigte Gemeinwesen Wasserkraft kann auf Dauer einen [15] «Wasserkraft & Flexibilität – Der Beitrag der alpinen kann dann vollumfänglich über seine Wasserkraft zum Gelingen der Energiewende», AGAW, wichtigen Beitrag zur Gewährleistung 2019. Wasserressourcen und die Anlagen der Versorgungssicherheit leisten – im Autor verfügen und die heimgefallenen Sinne eines strategischen Gutes – und Dr. Michel Piot ist Energiewirtschafter beim Schweizeri- Werke selbst betreiben oder die Kon- schen Wasserwirtschaftsverband SWV. einen volkswirtschaftlichen Nutzen J SWV, 5401 Baden zession wieder neu verleihen. durch Handel in Europa stiften – im J michel.piot@swv.ch RÉSUMÉ L’atout de la Suisse en matière de politique énergétique Technologie clé Pour mettre en œuvre la Stratégie énergétique 2050, l’hydrau- font pas tout seuls. Le mouvement pour le climat désormais lique suisse est cruciale. Elle se trouve toutefois face à des défis en marche devrait certes promettre des lendemains qui économiques, écologiques et sociétaux de taille. Ceux-ci doivent chantent à l’hydraulique en tant que source de courant la plus être abordés globalement, c’est-à-dire en traitant aussi la thé- respectueuse du climat. Il apparaît cependant que rien n’est matique du retour des constructions. C’est le seul moyen pour encore gagné avec le simple ancrage dans la loi de valeurs de la Suisse de jouer avec succès cet atout de politique énergétique. référence et la signature d’accords. L’hydraulique a besoin de L’hydraulique est une technologie dont le bilan énergé- conditions-cadre régulatoires qui permettent à une entre- tique global est excellent et dont le statut de pilier principal prise, en tenant compte de certains aspects liés aux risques, de l’approvisionnement suisse en électricité doit absolu- d’investir dans une infrastructure qui durera longtemps, et il ment être maintenu, selon la SATW. Sa capacité à mettre à faut créer des instruments de marché honorant les proprié- disposition de grandes quantités d’énergie, de la puissance tés positives de l’hydraulique. Seule une hydraulique suisse et de la flexibilité souligne son importance en vue de garan- concurrentielle à long terme à l’échelle internationale peut tir la sécurité d’approvisionnement. Ainsi, l’hydraulique, en contribuer notablement à garantir la sécurité d’approvision- tant que technologie clé, peut apporter une grande contri- nement sur la durée – au sens d’un bien stratégique – et en- bution à la réussite de la transition énergétique. gendrer une utilité macroéconomique à travers le négoce en Il ne faut cependant pas oublier que la construction, le Europe – au sens d’une marchandise –, pour ainsi servir maintien et l’exploitation de centrales hydrauliques ne se d’atout en matière de politique énergétique à la Suisse. MR bulletin.ch 2 / 2020 29
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