DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie

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DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Das Wetter im Visier
   Instrumente und
Messnetze der Meteorologie
DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Und nun – das Wetter
    Welcher Aufwand hinter dem täglichen
    Wetterbericht steckt, können wir Zu-
    schauer, Hörer, Internetsurfer oder
    Zeitungsleser kaum erahnen. Dabei
    zählt das weltumspannende Beobach-
    tungsnetz der Weltorganisation für
    Meteorologie WMO mit ihren rund 180
    Mitgliedsstaaten zu den größten und
    erfolgreichsten technischen Projekten
    der Menschheit. Der Deutsche Wetter-
    dienst leistet als nationaler Wetter-
    dienst der Bundesrepublik Deutschland
    einen wichtigen Beitrag dazu, denn er
    verfügt über eines der dichtesten Be-
    obachtungsnetze weltweit. Zu seinen
    gesetzlich geregelten Aufgaben gehört
    es, das Wetter rund um die Uhr zu be-
    obachten und vorherzusagen.                  Regionale Wetterberatung in der Münchener Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes.

    Das globale meteorologische Netz um-         dere meteorologische Organisationen           Wetterdienste Prognosen berechnen.
    fasst eine Vielzahl von Messinstrumen-       betreuen. Sie prüfen die Messdaten,           Eine sechstägige Wettervorhersage ist
    ten und Sensoren zur Überwachung der         bereiten sie auf und verteilen sie dann       heute immerhin so zuverlässig wie eine
    Wetterküche vor Ort und aus der Ferne.       international über das globale meteo-         24-stündige Vorhersage vor vierzig Jah-
    Sie messen den Zustand der Erdatmos-         rologische Telekommunikationsnetz             ren. Mit dem heutigen Beobachtungs-
    phäre zu Lande, zu Wasser, in der Luft       GTS.                                          netz können die Meteorologen auch viel
    und vom Weltraum aus. Diese komplexe                                                       schneller erkennen, ob sich irgendwo
    Technik funktioniert dank vieler Men-        Alle Wetterdaten fließen zudem in die         ein gefährliches Unwetter zusammen-
    schen, die sie rund um den Globus für        globalen und lokalen Wettermodelle            braut, und so fast immer rechtzeitig
    die nationalen Wetterdienste und an-         ein, mit denen die Supercomputer der          warnen.                              n

    Das weltweite meteorologische Beobachtungssystem zu Wasser, zu Land, in der Luft und im Weltraum. Die Satelliten dienen nicht nur
    der Wetterbeobachtung, sondern übermitteln auch Daten von vielen Stationen am Boden und anderen Messstellen. Diese Informationen
    laufen am Arbeitsplatz der Meteorologen vom Dienst zusammen. (Grafik: Y. Reiter, DWD)

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DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Am Arbeitsplatz der
Wetterfrösche
Wer verstehen will, wie dieses Be-
obachtungsnetz funktioniert, schaut am
besten einer Meteorologin oder einem
Meteorologen „vom Dienst“ über die
Schultern. Auf ihren Arbeitsplätzen lau-
fen alle Daten aus dem GTS-Netz und
den Wettervorhersagemodellen der
Supercomputer zusammen. Sie inter-
pretieren die Modellvorhersagen und
erstellen aktuelle Warnungen, zum Bei-
spiel vor Hagel, Sturm oder Glatteis.
Hinzu kommen speziell zugeschnittene
Prognosen für professionelle Nutzer wie
etwa Piloten, Stromversorger oder Land-
wirte.

Seit Anfang 2007 verfügen die Meteoro-
logen des Deutschen Wetterdienstes
über einen neuen Arbeitsplatz namens
„NinJo“. Dieses System hat der Deutsche
Wetterdienst federführend zusammen
mit der Bundeswehr entwickelt. Inzwi-
schen haben sich auch andere nationale
                                            Benutzeroberfläche des neuen meteorologischen Arbeitsplatzes NinJo. Das große Haupt-
Wetterdienste daran beteiligt. NinJo        fenster zeigt gerade ein Satellitenbild von West- und Mitteleuropa, tiefe Wolken erscheinen
kann alle relevanten Wetterdaten in         in einem dunklen Gelb, hohe Wolken in Weiß. Im oberen Nebenfenster sind die Daten des
einer Zusammenschau darstellen. Er-         Wetterradars für Deutschland zu sehen, in den Nebenfenstern darunter die Modellvorher-
fahrene Meteorologen können damit           sagen des DWD-Supercomputers für Mitteleuropa sowie Deutschland und Umgebung
                                            (ganz unten).
das Wettergeschehen auf einen Blick
erfassen. Bei Bedarf können sie detail-
lierte Informationen von den verschie-      Wolken in Weiß. Über dem Nordatlantik
densten Sensoren im weltweiten Netz         ist es noch dunkel, weil dort die Sonne
aufrufen.                                   noch nicht aufgegangen ist. Die unteren
                                            beiden Nebenfenster zeigen die Modell-
Der Bildschirm von NinJo ist in ein         vorhersagen für Mitteleuropa und Deut-
Hauptfenster und mehrere Nebenfenster       schland. Im oberen Nebenfenster ist die
unterteilt. Das Hauptfenster zeigt gerade   Karte des Wetterradars zu sehen – aber
das Satellitenbild von Mitteleuropa mit     stopp! Schauen wir uns der Reihe nach
starker Bewölkung. Tiefe Wolken er-         an, woher die Wetterdaten kommen.
scheinen in einem dunklen Gelb, hohe                                              n

Das Netz der Bodenstationen
Eine im Wortsinn fundamentale Daten-        setzen Wetterwarten plus 76 vollauto-            arbeiten als automatische Online-Sta-
quelle ist das Bodenmessnetz. Der           matischen Wetterstationen bestand.               tionen. Diese senden rund um die Uhr
Deutsche Wetterdienst betreibt ein          Hinzu kommt ein dichtes Netz von rund            ihre Messungen über Datenleitungen
hauptamtliches Netz, das Anfang 2007        2 000 nebenamtlichen Stationen, betreut          direkt an die Zentrale des Deutschen
aus 68 ganztägig und 31 tagsüber be-        von ehrenamtlichen Helfern. 700 davon            Wetterdienstes in Offenbach.        ‹

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DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Messfeld der hauptamtlichen automati-
                                                                                            schen Wetterstation des DWD im Wetter-
                                                                                            park Offenbach. Hier erfasst der DWD:
                                                                                            Lufttemperatur in 2 Meter Höhe (1), Luft-
                                                                                            temperatur in 5 Zentimeter Höhe sowie
                                                                                            Erdbodentemperatur (2), Luftfeuchte in
                                                                                            2 Meter Höhe (3), Niederschlagsdauer (6),
                                                                                            Niederschlagsmenge (7), Wolkenunter-
                                                                                            grenze (8), Sichtweite (9), Schneehöhe (11),
                                                                                            zusätzlich einige lufthygienische Mess-
                                                                                            geräte (12).

                                                                                            Fünf Quadratmeter Boden sind sogar
                                                                                            gänzlich ohne Bewuchs, dort stecken
                                                                                            Sonden mit elektrischen Thermometern.
                                                                                            Sie messen die Lufttemperatur fünf
                                                                                            Zentimeter über dem Boden, dazu die
                                                                                            Temperatur im Erdboden in fünf Stufen
                                                                                            bis hinunter zu einem Meter Tiefe. Der
                                                                                            Boden spielt eine wichtige Rolle im Wet-
                                                                                            tergeschehen. Im Sommer kann er wie
    Die Karte zeigt das hauptamtliche Wetterstationsnetz und die Niederlassungen des        eine aufgeheizte Herdplatte lokale Ge-
    DWD. Hinzu kommen rund 2 000 nebenamtliche Stationen in ganz Deutschland. Damit         witterzellen entstehen lassen, im Winter
    verfügt der DWD über eines der größten und dichtesten Messnetze weltweit.               geht es zum Beispiel um Glatteiswar-
                                                                                            nungen.
    NinJo kann auf einer Deutschlandkarte       Eine hauptamtliche Wetterwarte oder
    alle Daten der hauptamtlichen Warten        eine Wetterstation muss in ihrer Lage und   Auf dem Messfeld steht auf einem
    und Stationen sowie der Online-Statio-      ihrer Ausstattung sehr genauen, inter-      mannshohen Ständer ein rundes, wei-
    nen als Symbole darstellen. Bodensta-       national vereinbarten Vorschriften ge-      ßes Gefäß. Es ist etwa so groß wie ein
    tionen melden zum Beispiel Tempera-         nügen. Nur so liefert sie standardisierte   Kochtopf, hat eine Lamellenwand und
    turen auf Zehntel Grad Celsius genau        Messwerte, die weltweit vergleichbar        unten elektrische Anschlüsse. Das ist
    und sind damit viel präziser als die        sind. Sie darf zum Beispiel nicht neben     die moderne Nachfolgerin der berühm-
    Fernmessungen der Wettersatelliten.         steilen Berghängen stehen, weil diese       ten Englischen Hütte: LAM 630 schützt
    Die Meteorologen benutzen die Boden-        die Windverhältnisse oder Temperatur-       zwei elektrische Thermometer und zwei
    messungen als lokale Referenzpunkte,        messungen verfälschen könnten. Auch         elektrische Feuchtefühler vor direkter
    um damit die flächendeckenden Satelli-      das etwa 600 Quadratmeter große Mess-       Sonneneinstrahlung. Diese Instrumente
    tendaten auf höhere Genauigkeit zu          feld muss sauber gepflegt sein, denn        dienen der genauen Messung der Luft-
    „eichen“. Auch deshalb sind Wetterwar-      der Pflanzenbewuchs beeinflusst das         temperatur und der relativen Luftfeuchte
    ten und Wetterstationen unverzichtbar.      Mikroklima am Messort.                      in zwei Metern Höhe.

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DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Pyranometer CM11 zur Messung der
                                                                                        Sonnenscheindauer und der
                                            LAM 630 zur Messung der Lufttempe-          Globalstrahlung.
                                            ratur und –feuchte in 2 Meter Höhe, im
                                            Hintergrund das Erdbodenmessfeld.

                                                                                        Der Ceilometer LD40 misst die Höhe der
                                                                                        Wolkenuntergrenze durch eine Abstands-
Der Luftdruck ist einer der wichtigsten                                                 messung per Laser. Er kann bis zu drei
meteorologischen Messwerte. Das                                                         Wolkenschichten in Höhen zwischen 5
dafür zuständige Instrument versteckt                                                   Meter und 13 Kilometer unterscheiden.
                                            Moderner Ultraschall-Anemometer zur
sich allerdings im Häuschen der Steuer-
                                            Messung von Windrichtung und -ge-
ungsanlage. Es ist eine Druckdose mit       schwindigkeit in drei Ebenen.
einer Membrane, die der Änderung des                                                    eine Photozelle, aus deren elektrischem
Luftdrucks folgt. Ein Sensor verwandelt                                                 Signal die Anlage die Sonnenschein-
ihren Ausschlag in ein elektrisches                                                     dauer berechnet. Inzwischen wird zu-
Signal.                                                                                 nehmend ein größerer „Bruder“ des
                                                                                        Soni eingesetzt. Das Pyranometer kann
Eine andere luftige Messgröße ist der                                                   zusätzlich die Globalstrahlung, also die
Wind. Auf einem zehn Meter hohen Mast                                                   Intensität der Sonnenstrahlung messen,
registriert eine Windfahne seine Rich-                                                  was beispielsweise für die Planung von
tung. Daneben sitzt ein kleines Windrad,                                                Solaranlagen wichtig ist.
das Schalenstern-Anemometer, das die
Windgeschwindigkeit misst. Bei einigen                                                  Zum Standard-Instrumentarium einer
                                                                   Ombrometer zur
Stationen ersetzt schon ein moderneres                             Messung der          hauptamtlichen Wetterwarte oder Wet-
Ultraschall-Anemometer diese beiden                                Niederschlags-       terstation gehören noch der Schnee-
Instrumente. Es verfolgt, wie sich der                             menge mittels        höhenmesser, der Sichtweitenmesser
von ihm gesendete Ultraschall in der                               elektronischer       und der Ceilograph. Letzterer misst die
                                                                   Präzisionswaage.
Luft ausbreitet. Aus seinen Messdaten                                                   Höhe der Wolkenuntergrenze per Infra-
                                                                   Im Winter ist das
kann der Rechner der Steuerungsanlage                              Gerät beheizt.       rot-Laserstrahl. Gerade bei der Beobach-
die Richtung und die Geschwindigkeit                                                    tung solcher Wetterelemente sind Men-
des Winds bestimmen.                        seinem aufgefächerten Laserstrahl und       schen den automatischen Sensoren
                                            einem Lichtsensor kann er sogar ge-         noch überlegen. Die Art der Wolken zum
Zu den auffallenden Instrumenten ge-        frierenden Regen von Sprühregen unter-      Beispiel kann bislang kein Automat be-
hört das Ombrometer, das wie eine zu        scheiden. Er „erkennt“ also die Art des     stimmen.
groß geratene Thermoskanne aussieht.        Niederschlags. Das ist vor allem in auto-
Es registriert die Niederschlagsmenge       matischen Stationen wichtig, weil dort      Alle Daten laufen im zentralen Rechner
in einem Becher, der den Regen, Schnee,     kein Mensch mehr beobachten kann,           des Messfelds zusammen. Hauptamt-
Graupel oder Hagel auffängt. Eine elek-     ob es gerade regnet oder hagelt.            liche Stationen und nebenamtliche On-
tronische Waage misst das Gewicht des                                                   line-Stationen schicken sie sofort an die
eingesammelten Wassers, und der             Die Dauer der Sonneneinstrahlung re-        Zentrale des Deutschen Wetterdienstes
Rechner ermittelt daraus die Nieder-        gistriert das „Soni“, ein eher unschein-    in Offenbach. Dort prüfen Computer die
schlagshöhe. Die Art und die Intensität     bares Gerät mit einer Glaskuppel. Unter     Daten auf Fehler und reichern sie mit
des Niederschlags, also wie viel in einer   ihr rotiert ein haubenförmiger Schirm       weiteren Wetterdaten aus dem Welt-
festgelegten Zeitspanne fällt, ermittelt    mit Schlitzblende, der in sechs Sekunden    netz an. Danach gehen sie zum Beispiel
der Laser-Niederschlagsmonitor. Er          den kompletten Himmel abtastet. Durch       als Startwerte in die Wettermodelle
sieht wie eine große Kamera aus. Mit        den Schlitz fällt das Sonnenlicht auf       zur Vorhersage ein.                    n

                                                                                                                                    5
DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Flugwetterwarten – ganz
    auf Nummer sicher
    Ein Sonderfall sind die Flugwetterwarten    muss der Flugbetrieb aus Sicherheits-       sehr wichtig, denn Böen oder starker
    auf den 17 großen Verkehrsflughäfen         gründen eingeschränkt werden. Das           Seitenwind können den Flugzeugen
    Deutschlands. Ihre aktuellen Beobach-       ist teuer, und schon deshalb tragen         gefährlich werden. Deshalb stehen an
    tungen verteilt ein System an die           die Flugmeteorologen des Deutschen          Start- und Landebahnen mehrere Masten
    Deutsche Flugsicherung und andere           Wetterdiensts eine hohe Verantwortung.      mit Windmessanlagen. Genauso wichtig
    Flughafennutzer. Es heißt ASDUV, Auto-      Entsprechend zuverlässig müssen ihre        ist die Sicht. Am Anfang, in der Mitte
    matisches System zur Datenerfassung         Beobachtungen sein. Alle Messinstru-        und am Ende jeder Start- und Lande-
    und -Verbreitung.                           mente und die Computer sind doppelt         bahn stehen Sichtmessgeräte. Jedes
                                                vorhanden, damit ihr Ausfall nicht den      Gerät besteht aus einem Sender mit
    Heute sind die meisten Verkehrsflug-        Flugbetrieb unterbricht.                    einer starken Xenon-Blitzlampe und
    zeuge so ausgerüstet, dass sie bei re-                                                  einem Empfänger. Registriert der Em-
    lativ ungünstigem Wetter starten und        Flugwetterwarten weisen viele Beson-        pfänger wegen Nebels nur noch schwa-
    landen können. Bei sehr schlechtem          derheiten auf. Zum Beispiel ist die Wind-   che Blitze, dann schlägt er Alarm.
    Wetter jedoch, etwa dichtem Nebel,          messung auf dem gesamten Flugfeld                                                  n

    Die Flugwetterwarte des DWD auf dem Gelände des Frankfurter Flughafens.

6
DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Wetterradar:
den Hagel im Visier
Wettersatelliten zeigen zwar Wolkenfel-         radar die Art des Niederschlags erfas-         siert das Feuerwehr-Wetter-Informa-
der, aber keinen Niederschlag. Für die-         sen. Es liefert sogar eine Information         tionssystem FeWIS. Daran sind die
sen brauchen die Meteorologen andere            über den Wind. Dazu nutzt es den               Berufsfeuerwehren, der Katastrophen-
Sensoren: Der Deutsche Wetterdienst             „Doppler-Effekt“, dessen akustische            schutz, die Polizei und viele Hilfsorga-
besitzt 16 Wetterradar-Stationen, die           Version wir aus dem Alltag kennen: Rast        nisationen angeschlossen. RADOLAN
Deutschland flächendeckend erfassen.            ein Krankenwagen auf uns zu, dann              (RADar-OnLine-Aneichung) meldet den
Das Radar liefert eine genaue Information       klingt sein Martinshorn höher, als wenn        Hochwasserzentralen der Länder stünd-
darüber, wo es gerade regnet, hagelt            er von uns weg fährt. Das passiert auch        lich die aktuellen Niederschläge in ganz
oder schneit – und wie stark. Deshalb           mit Radarwellen, wenn der Wind die             Deutschland. Dieses System nutzt die
ist es vor allem für die Kürzestfrist-Wetter-   Niederschlagsteilchen auf die Station
vorhersage unverzichtbar. Anhand der            zu oder von ihr weg treibt. Aus der Än-
Radardaten und der Modellvorhersagen            derung der Radarfrequenz kann der
können die Meteorologen auch sofort             Computer die Windgeschwindigkeit re-                                  Turm mit Wetter-
erkennen, für welche Landkreise sie             lativ zur Station errechnen. Die speziel-                             radar des Mete-
                                                                                                                      orologischen
Unwetterwarnungen herausgeben müs-              len Doppler-Radaranlagen des Deut-
                                                                                                                      Observatoriums
sen. Besonders im Sommer können in-             schen Wetterdiensts haben jeweils eine                                Hohenpeißenberg
nerhalb von Minuten kleinräumige Ge-            Reichweite von 120 Kilometern.                                        des DWD in
witterzellen mit starkem Niederschlag                                                                                 Bayern.
entstehen.                                      Weil Radardaten vor allem für die Wetter-
                                                überwachung so wichtig sind, entwi-            präzisen, aber nur punktuellen Nieder-
NinJo zeigt deshalb praktisch immer Ra-         ckelte der Deutsche Wetterdienst das           schlagsmessungen der Bodenstationen.
darbilder von Deutschland an. Es kann           speziell auf die Bedürfnisse von Feuer-        Damit veredelt es die flächendeckenden
auch die Bewegung und Veränderung               wehr und anderen Hilfskräften zuge-            Radarsignale in genaue Angaben über
des Niederschlags als Radarfilm vor-            schnittene Online-Warnsystem KONRAD            örtliche Niederschlagsmengen. So kön-
führen. Erfahrene Meteorologen können           (KONvektionsentwicklung in RADarpro-           nen die Warnzentralen früh erkennen,
so abschätzen, wo Niederschläge kurz-           dukten). Es zeigt in einfachen und ver-        wo Hochwassergefahr droht.
fristig fallen werden. Mit wenigen Maus-        ständlichen Symbolen an, wo zum Bei-
klicks können sie sich auch den genauen         spiel gefährlich große Hagelkörner
vertikalen Aufbau einer Gewitterzelle           niedergehen könnten. Auf KONRAD ba-                                                  n
ansehen. Radarfilme stellt der Deutsche
Wetterdienst in vereinfachter Form
auch für Fernsehwetterberichte oder
Internetanbieter zur Verfügung.

Das alles funktioniert, weil Regentropfen
und Hagelkörner Radarstrahlen gut re-
flektieren. Dazu muss die Wellenlänge
des Radars im Bereich von einigen Zen-
timetern liegen, also ungefähr so groß
sein wie die Niederschlagsteilchen. Be-
sonders kritisch sind Hagelkörner in der
Größe von Taubeneiern. Diese erfasst
das Wetterradar des Deutschen Wetter-
diensts besonders gut, weil seine Wellen-
länge zwischen fünf und sechs Zenti-
metern liegt. Bei einem solch starken
Radarsignal schlägt NinJo automatisch
Alarm.

Regentropfen, Hagelkörner oder Schnee-
flocken produzieren unterschiedliche            Hier zeigt das Hauptfenster von NinJo die Daten des Wetterradars in der
Radarechos. Deshalb kann das Wetter-            Darstellungsweise von KONRAD.

                                                                                                                                          7
DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Donnerwetter, es blitzt!
    Vor allem im Sommer zeigt das Radar-
    bild in NinJo immer wieder kleine Ge-
    biete mit Starkniederschlag. Sind Ge-
    witter dabei? Die Radardaten verraten
    das nicht, aber es gibt einen sicheren
    Beweis: Blitze. Um sie zu erfassen, über-
    zieht ein Netz von 30 Blitzsensoren ganz
    Deutschland. Betreiber ist die Firma
    NowCast mobile in Landsberg-Ammer-
    see im Auftrag des Deutschen Wetter-
    dienstes.

    Blitze senden typische, starke Funksig-
    nale aus. Diese können die Sensoren
    mit ihren Antennenringen noch in bis
    zu 1 500 Kilometern Entfernung emp-
    fangen. Das Signal eines Blitzes breitet
    sich kreisförmig um seinen Entstehungs-
    ort herum aus und rast über das Blitz-
    ortungsnetz hinweg. Aus den unter-
    schiedlichen Zeitpunkten, zu denen die
    Sensoren es registrieren, können die
    Computer des Netzes sofort berechnen,
    an welchem Ort es geblitzt hat. NinJo
    zeigt das Ergebnis fast ohne Verzöge-
    rung als Symbol an.

    Die Technik der Blitzortung ist an-
    spruchsvoll, denn das Blitzsignal breitet
    sich mit Lichtgeschwindigkeit aus. Das
    sind immerhin rund 300 000 Kilometer
    pro Sekunde. Entsprechend gering sind
    die Zeitunterschiede, zu denen die ver-
    schiedenen Sensoren es empfangen.
    Nur wenn sie den Empfangszeitpunkt
    hoch präzise registrieren, ergeben ihre
    Daten den genauen Ort des Blitzes. Dazu
    benutzen die Sensoren das von Atom-
    uhren erzeugte Zeitsignal des Satelliten-
    navigationssystems GPS.

    Mit diesem System können die Meteoro-
    logen des Deutschen Wetterdienstes
    auf etwa hundert Meter genau feststel-
    len, wo es geblitzt hat. Es unterscheidet
    auch Wolkenblitze von den gefährliche-
    ren Erdblitzen, die den Boden erreichen.
    Das geschieht oft, immerhin blitzt es in
    Deutschland etwa zwei Millionen Mal
    pro Jahr.

                                                Das NinJo-Hauptfenster zeigt, wo es während des Orkans Kyrill am 18. Januar 2007,
                                                zwischen 17.30 und 18.00 Uhr über Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt geblitzt
                                                hat. Die ältesten Blitzereignisse sind grün gefärbt, die jüngsten rot. Die Zahlen zeigen
                                           n    die beobachteten Windspitzen in km/h, die gefiederten Pfeile die Windrichtung.

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DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Neue Abhörmethoden für
das Wetter
Zu den besonders viel versprechenden        Der Deutsche Wetterdienst betreibt drei      verfolgen. Dabei erfasst es neben dem
Neuentwicklungen für das Bodenmess-         solcher Anlagen in Ziegendorf, Nordholz      Wind auch die Turbulenzen in der Luft.
netz zählen die Windprofiler-Radarsyste-    und Bayreuth. Sie sind in ein europäi-
me. Sie können die Geschwindigkeit und      sches Netzwerk von Windprofiler-An-          Mit Schall können die RASS-Anlagen
Richtung des Windes bis in 16 Kilometern    lagen eingebunden. Im Gegensatz zum          das Temperaturprofil der Atmosphäre
Höhe über ihrem Standort messen. In         Wetterradar hat eine solche Windpro-         abtasten, weil die Schallgeschwindig-
Kombination mit einem Radio-Akusti-         filer/RASS-Anlage eine waagerecht            keit mit der Temperatur der Luft wächst.
schen Sondierungs-System (RASS), das        ausgerichtete Sender- und Empfänger-         Dazu schickt die Anlage Schallwellen
zusätzlich zu den Radarwellen des           fläche aus gekreuzten Antennenstäben,        in die Höhe und verfolgt ihren Weg per
Windprofilers noch Schallwellen aus-        die entfernt an ein großes Trampolin         Radar. Allerdings dämpft die Luft Schall
sendet, können sie auch ein Höhen-          erinnert. Sie schickt in fünf Strahlen       stärker als Radarstrahlen. Deshalb er-
profil der Lufttemperatur bestimmen.        kurze Radarpulse nach oben. Einer weist      fassen die Windprofiler/RASS-Anlagen
Damit liefern die Windprofiler/RASS-        genau senkrecht hoch, die anderen            die Temperatur nur bis in etwa vier
Anlagen kontinuierlich wertvolle Daten      sind leicht geneigt. Durch diese räum-       Kilometer Höhe. Dafür messen sie
über den Zustand der gesamten Tropos-       liche Aufspreizung kann das Radar über       jedoch kontinuierlich und sehr genau.
phäre, also der eigentlichen Wetter-        den Doppler-Effekt die Bewegung der
küche.                                      Luft in allen drei Raumdimensionen                                                 n

Das Windprofiler-Radarsystem des DWD in Bayreuth ermöglicht rund um die Uhr die Messung des Windes in verschiedenen Höhen der
Troposphäre.

                                                                                                                                    9
DasWetterimVisier Instrumente und Messnetze der Meteorologie
Wetterballone –
     Fahrstuhl durch die Wolken
     Gewitter bilden sich mit Vorliebe dort,         Die unbemannten Wetterballone sind
     wo die Luftschichtung in der Atmosphä-          dagegen auch abseits der Flugstraßen
     re labil ist. Mit NinJo können Meteoro-         im Einsatz, und sie steigen vom Boden
     logen erkennen, wo das passiert. Das            bis in 35 Kilometer Höhe auf. Für ihre
     zeigen die Ergebnisse von Wetter-               Starts sind aerologische Stationen zu-
     ballon-Aufstiegen. Diese Aufstiege lie-         ständig. Mit neun solcher Stationen
     fern Schnittbilder der Atmosphäre in            deckt der Deutsche Wetterdienst
     der dritten Dimension. Deshalb sind             Deutschland gut ab. Drei von ihnen
     sie für die Meteorologen sehr wichtig.          funktionieren vollautomatisch. Hinzu
                                                     kommen vier Stationen auf Handelsschif-
     Inzwischen können auch Wettersatelli-           fen, die über alle Weltmeere fahren.
     ten vom All aus die verschiedenen Stock-        Insgesamt startet der Deutsche Wetter-
     werke der Atmosphäre erschließen.               dienst 7 700 Ballone pro Jahr. An ihnen
     Ihre Fernmessungen sind jedoch längst           hängen Radiosonden mit Messinstrumen-
     nicht so genau wie die Messungen der            ten. Sie funken beim Aufstieg kontinu-
     Wetterballone direkt in der umgebenden          ierlich die Werte von Druck, Temperatur
     Luft. Eine Alternative bieten die Sensoren      und Feuchte der Luft zum Boden. Die Drift
     von Verkehrsflugzeugen. Doch deren              des Ballons liefert Informationen über
     Messungen beschränken sich auf die              die Richtung und Geschwindigkeit des
     weltweiten Luftstraßen. Zudem bewe-             Windes in der jeweiligen Höhe.              Einer von jährlich rund 7 700 Ballonauf-
                                                                                                 stiegen mit Radiosonden des DWD.
     gen sich die Maschinen überwiegend
     nur in der Reiseflughöhe zwischen zehn          Eine aerologische Station startet min-
     und zwölf Kilometern Höhe.                      destens zweimal am Tag einen Wetter-        ballon. Der Wetterbeobachter befüllt den
                                                                                                 Ballon mit Gas, prüft die Radiosonde,
                                                                                                 stellt sie richtig ein und hängt sie an den
                                                                                                 Ballon. Das kleine, zehn Zentimeter lange
                                                                                                 und 230 Gramm leichte Kästchen ent-
                                                                                                 hält die meteorologischen Instrumente.
                                                                                                 Hinzu kommen Antenne, Sender und ein
                                                                                                 GPS-Empfänger für die Satellitennavi-
                                                                                                 gation. Seine Positionsdaten zeichnen
                                                                                                 die Drift des Ballons beim Aufstieg nach.
                                                                                                 Der 600 Gramm leichte Ballon hat an-
                                                                                                 fangs am Boden einen Durchmesser
                                                                                                 von etwa 1,5 Metern. Wenn er nach
                                                                                                 rund zwei Stunden die maximale Höhe
                                                                                                 erreicht, hat er sich im sinkenden Luft-
                                                                                                 druck auf über zehn Meter Durchmesser
                                                                                                 aufgebläht. Er platzt, und ein Fallschirm
                                                                                                 lässt die Radiosonde sanft zu Boden
                                                                                                 segeln. So kann sie niemanden verletzen.
                                                                                                 Eine Aufschrift teilt Findern mit, wie sie
                                                                                                 die Sonde fachgerecht entsorgen können.

                                                                                                 Die Daten der Radiosonden haben Re-
                                                                                                 ferenzqualität. Die Meteorologen passen
                                                                                                 an sie die flächendeckenden, aber un-
     Diagramm eines Wetterballon-Aufstiegs in NinJo. Das Hauptfenster zeichnet die wichtig-      genaueren Messungen der Wettersatell-
     sten Wetterdaten des Aufstiegs als Kurve über einer Temperatur-Achse nach. Links ist der    iten an. Deshalb bilden die Wetterbal-
     Luftdruck angezeichnet. Er sinkt mit der Höhe rapide, die rechts im Bild etwas versteckt
                                                                                                 lone ein wichtiges Rückgrad im welt-
     unter den Wind-Symbolen in Kilometern angezeigt ist (rechts oben 15 km). Ganz rechts
     listet eine Tabelle wichtige Parameter der „Temp-Meldungen“ auf, wie die zu Boden ge-       weiten meteorologischen Messnetz.
     funkten Informationen der Radiosonden heißen.                                                                                     n

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AMDAR – der Wetterfrosch
fliegt mit
Wer mit der Lufthansa fliegt, hat den       schwindigkeiten oder Vereisung. Nur           Dieses System für Flugzeuge heißt
Deutschen Wetterdienst mit an Bord.         die Luftfeuchte entzog sich lange den         Aircraft Meteorological Data Relay, kurz
Allerdings bleiben die Meteorologen         Meteorologen, denn diese kann nur ein         AMDAR. Die flugzeugmeteorologischen
unsichtbar, denn sie nutzen aus der         spezieller Feuchtesensor außen am Flug-       Datenberichte sind ein wichtiger Teil im
Ferne die Flugsensoren des Flugzeugs        zeug messen. Der Deutsche Wetterdienst        globalen Datenpuzzle der Meteorologen.
mit. Diese liefern den Wetterfröschen       rüstet seit Ende 2006 Lufthansa-Maschi-       Weltweit sind insgesamt rund 3 000 Ver-
den Umgebungsdruck, Temperatur und          nen damit aus.                                kehrsflugzeuge eingebunden. 260 sind
die Fluggeschwindigkeit gegenüber der                                                     Maschinen der Lufthansa, deren Aus-
Umgebungsluft. Das Flugzeugnaviga-          Eine Software fasst die meteorologisch        rüstung der Deutsche Wetterdienst
tionssystem addiert zu diesen Wetter-       relevanten Daten der Flugzeugsensoren         betreut. AMDAR bietet den Meteorolo-
daten die genaue Position und exakte        zu Meldungen zusammen und funkt sie           gen neben den Radiosonden eine zweite
Geschwindigkeit über Grund.                 automatisch an den nächsten Kommuni-          Möglichkeit, den Zustand der Atmos-
                                            kationssatelliten. Dieser leitet sie an das   phäre in der dritten Dimension in prä-
Aus diesen Daten errechnet der Bord-        Bodenzentrum des Flugzeugbetreibers           zisen Höhenprofilen zu messen. Konse-
computer, wie schnell der Wind am je-       weiter. Von dort gehen sie durch die          quenterweise stellt NinJo die AMDAR-
weiligen Ort des Flugzeuges ist und in      Qualitätskontrolle des zuständigen Wet-       Daten wie Radiosondendaten dar.
welche Richtung er weht. Manche Flug-       terdienstes und dann ins weltweite
zeuge liefern auch Informationen über       Kommunikationsnetz der Meteoro-
Turbulenzen, Extremwerte der Windge-        logen.                                                                              n

Inmitten der Wetterküche
auf See
Ein paar Mausklicks, und auf dem Bild-      obachten. Etwa vierzig Prozent sind im-       schwersten Stürmen nicht aus und
schirm von NinJo erscheint ein Aus-         mer auf See. Hinzu kommen 750 auto-           funken besonders wertvolle Informa-
schnitt des Atlantiks. Auf dem virtuellen   matische Driftbojen, von denen der            tionen. Etwa zwei Jahre lang driften
Meer „schwimmen“ Symbole, die gerade        Deutsche Wetterdienst zwei finanziert.        sie mit den Meeresströmungen, bevor
den dort herrschenden Bodenluftdruck                                                      sie stranden. Danach werden sie auf-
anzeigen. Diese lokalen Wetterdaten         Einige deutsche Schiffe haben vollau-         gesammelt, instand gesetzt und erneut
stammen von Schiffen oder von auto-         tomatische Wetterstationen an Bord.           auf die Reise geschickt.
matischen Wetterbojen, die über die         Sie melden jede Stunde die Wasser-
Ozeane driften. Sie sind viel genauer       temperatur und die Lufttemperatur, den        Auf den meisten Schiffen machen ge-
als die flächendeckenden Fernmes-           Druck und die Feuchte. Dazu kommt             schulte Offiziere neben den Wetter-
sungen der Wettersatelliten.                die Richtung und Geschwindigkeit des          messungen zusätzlich noch bis zu vier
                                            Windes an der Position des Schiffes.          Wetterbeobachtungen am Tag. Dabei
Rund 800 Handelsschiffe deutscher           Diese Daten funken sie zum nächsten           schätzen sie auch den Seegang ab. Ihre
Reedereien machen im Auftrag des            Meteosat-Wettersatelliten. Er leitet sie      Beobachtungen melden sie per Sate-
Deutschen Wetterdienstes Wetterbe-          über Zwischenstationen bis zur Zentrale       llitenfunk den Meteorologen und tragen
obachtungen. Dabei funken sie jedes         des Deutschen Wetterdiensts in Offen-         sie in ein Notebook oder ein meteoro-
Jahr rund 280 000 Wettermeldungen von       bach weiter.                                  logisches Tagebuch ein. Für die gesam-
allen Seewegen weltweit. Der Deutsche                                                     te Ausrüstung sorgt das Seewetteramt
Wetterdienst liefert damit den zweit-       Ganz ähnlich wie die vollautomatischen        in Hamburg, eine Niederlassung des
größten Beitrag an Schiffsmeldungen         Stationen auf Handelsschiffen sind die        Deutschen Wetterdiensts. Dazu gehören
zum globalen meteorologischen Be-           Driftbojen ausgestattet. Ihre Aufgabe ist     ein Barometer zum Ablesen des Luft-
obachtungsnetz. Insgesamt zählt die         vor allem das Sammeln von Wetterdaten         drucks und ein Barograph, der die Ver-
Weltorganisation für Meteorologie WMO       abseits der üblichen Handelsrouten.           änderung des Luftdrucks auf Papierrol-
rund 7 000 Schiffe, die das Wetter be-      Anders als Schiffe weichen sie auch           len aufzeichnet. Zur Messung der ‹

                                                                                                                                     11
Wassertemperatur dient zum Beispiel
                                                                                                 die „Pütz“, ein Schöpfeimer mit inte-
                                                                                                 griertem Thermometer.

                                                                                                 Ein zunächst seltsam anmutendes
                                                                                                 Instrument ist die Psychrometerschleu-
                                                                                                 der. Sie besteht aus einem Griff und
                                                                                                 zwei Thermometern in einer Metall-
                                                                                                 schiene, die sich in schneller Drehung
                                                                                                 herumschleudern lässt. Vor dieser
                                                                                                 Gymnastik zieht der Offizier einem der
                                                                                                 beiden Thermometer einen nassen
                                                                                                 „Strumpf“ über die Spitze. Die Thermo-
                                                                                                 meterspitzen zeigen beim Schleudern
                                                                                                 nach außen, und im kräftigen Luftstrom
                                                                                                 verdunstet Wasser aus dem nassen
                                                                                                 Strumpf. Wie viel, das hängt von der
                                                                                                 Feuchte und der Temperatur der Luft ab.
                                                                                                 Die Verdunstungskälte lässt die Anzeige
                                                                                                 des Feuchte-Thermometers sinken. Der
                                                                                                 Offizier liest am Schluss beide Thermo-
                                                                                                 meter ab und ermittelt aus der Tempe-
                                                                                                 raturdifferenz die Luftfeuchte.

                                                                                                 Vier Schiffe starten Wetterballone zwei-
     Ein Seemann eines Handelschiffs nutzt die Psychrometerschleuder zur Bestimmung der
     Luftfeuchtigkeit.                                                                           mal am Tag. Ihre aerologischen Bordsta-
                                                                                                 tionen sind der Beitrag des Deutschen
                                                                                                 Wetterdiensts zum internationalen Auto-
                                                                                                 matischen Schiffsaerologischen Pro-
                                                                                                 gramm ASAP. Jede Station steckt in
                                                                                                 einem Container, der auf Deck montiert
                                                                                                 ist. Er ist mit einem Vorrat an Ballonen,
                                                                                                 Radiosonden und Gasflaschen beladen
                                                                                                 und besitzt eine automatische Startan-
                                                                                                 lage.

                                                                                                 Der Ballonstart von Bord erfordert eine
                                                                                                 besondere Technik. Für die Füllung ist
                                                                                                 nicht brennbares Helium vorgeschrieben.
                                                                                                 Weil unter den Windverhältnissen auf
                                                                                                 Schiffen rein automatische Starts oft
                                                                                                 schief gehen würden, startet der Nautik-
                                                                                                 offizier den Ballon bei passendem Wind
                                                                                                 per Knopfdruck. Den Rest erledigt die
                                                                                                 Anlage automatisch. Ein Rechner im
                                                                                                 Container verarbeitet die Funkdaten der
                                                                                                 Radiosonde zu Wettermeldungen und
                                                                                                 schickt diese via Satellit zum nächsten
                                                                                                 Wetterdienst. Kurz darauf kann NinJo
                                                                                                 die aktuellen Werte frisch von der See
                                                                                                 anzeigen. Parallel fließen sie in die
                                                                                                 Wettervorhersagemodelle der Super-
                                                                                                 computer ein.

     Der DWD hat vier Handelsschiffe mit Containern ausgestattet, die über automatische
     Startanlagen für Wetterballone verfügen. Auf ihren weltweiten Reisen startet jedes Schiff
     täglich zwei Wetterballone mit Radiosonden.                                                                                        n

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Start des polarumlaufenden Wettersatelliten Metop von Eumetsat im Oktober 2006 in Baikonur in Kasachstan (Foto: Eumetsat).

Wettersatelliten –
Logenplatz im All
Auf NinJos Bildschirm beeindrucken be-        Schiffe. Deshalb liefern Satelliten für      riesigen Wettersysteme ist. Dazu „par-
sonders die grandiosen Bilder aus der         diese Gebiete die Eingangsdaten für          ken“ sie in knapp 35 800 Kilometern
Satellitenperspektive. NinJo kann sogar       die globalen Wettervorhersagemodelle.        Höhe über der Erdoberfläche. Auf ihrer
höhere und tiefere Wolkenschichten in         Wettersatelliten, wie die europäischen       geostationären Bahn bewegen sie sich
unterschiedlichen Farben darstellen, was      Meteosat-Satelliten, nehmen die Erde im      gerade so schnell, wie die Erde sich
für Meteorologen eine wichtige Infor-         sichtbaren und im infraroten Spektral-       dreht. So haben sie immer den gleichen
mation ist. Das funktioniert, weil die        bereich ins Visier. Das sichtbare Licht      Ausschnitt im Blick, der pro Satellit ein
Instrumente moderner Wettersatelliten         liefert detaillierte Informationen über      Drittel der Erdoberfläche umfasst.
die von der Erde empfangene Strahlung         Wolken und Wetterfronten. Aus ihrer
sehr genau analysieren.                       Bewegung können Computer die groß-           Meteosat-8 ist zum Beispiel über dem Golf
                                              räumige Verteilung von Windgeschwin-         von Guinea an den Himmel geheftet. So
Wettersatelliten bieten viele Vorteile. Sie   digkeiten berechnen. Die Infrarotstrah-      überblickt er Europa, Afrika und den Ost-
erfassen das Wetter global und damit          lung zeigt die Temperaturen und die Ver-     atlantik. Diese Wetterküche braut unser
auch großräumige Wettersysteme. Ihre          teilung des Wasserdampfs in der Atmos-       mitteleuropäisches Wetter zusammen.
Sensoraugen sind inzwischen so scharf,        phäre. So erhalten die Meteorologen          Zusammen mit Meteosat-9 gehört er zur
dass ihnen auch kleinräumige Unwetter         ein dreidimensionales Bild der globalen      zweiten Meteosat-Generation, die kurz
nicht mehr entgehen, was wichtig für          Wetterküche inklusive Temperatur,            MSG (Meteosat Second Generation) heißt.
Unwetterwarnungen ist. Zudem über-            Feuchte, Niederschlag, Windgeschwin-         MSG-Satelliten schicken alle 15 Minuten
blicken sie die riesigen meteorologi-         digkeit und Windrichtung.                    ein sehr detailliertes Bild unseres Plane-
schen Datenwüsten der Erde. In Afrika                                                      ten zur Erde. Die noch aktiven Satelliten
zum Beispiel oder auf weiten Gebieten         Die Meteosat-Reihe gehört zu den geo-        der ersten Generation, Meteosat-5 bis -7,
der Ozeane gibt es weder Bodenmess-           stationären Wettersatelliten, deren Auf-     schaffen das nur alle 30 Minuten – und
netze noch Wetterballone, Bojen oder          gabe die großräumige Beobachtung der         mit geringerem Deteilreichtum.          ‹

                                                                                                                                        13
Metop-A, dem noch zwei Schwester-
                                                                                                   satelliten folgen werden, hat eine Flug-
                                                                                                   höhe von nur 820 Kilometern. Für einen
                                                                                                   kompletten Umlauf um die Erde braucht
                                                                                                   er 101 Minuten. Dabei beobachtet er
                                                                                                   einen bis zu etwa dreitausend Kilometer
                                                                                                   breiten Streifen. Weil die Erde sich
                                                                                                   unter seiner Bahn weg dreht wie ein
                                                                                                   Globus in seiner Halterung, erfasst der
                                                                                                   Satellit nach und nach die komplette
                                                                                                   Erdoberfläche. Zweimal am Tag über-
                                                                                                   fliegt er dieselbe Region.

                                                                                                   Metop-A ist so groß wie ein Lastwagen
                                                                                                   und vollgestopft mit Instrumenten, die
                                                                                                   eine Flut von Informationen liefern. Aus
                                                                                                   seinem niedrigen Orbit kann der Satellit
                                                                                                   noch Strukturen von einem Quadrat-
                                                                                                   kilometer ausmachen. Dank seiner Nähe
                                                                                                   zur Troposphäre kann er diese viel
                                                                                                   detaillierter in ihre einzelnen Stock-
                                                                                                   werke auflösen als ein geostationärer
                                                                                                   Satellit. Seine Instrumente sind nicht
     Mitteleuropa im Visier des amerikanischen polarumlaufenden Satelliten NOAA-17, auf-           allein für sichtbare und infrarote Strah-
     genommen am 8. Februar 2005. Er beobachtet die Erde im sichtbaren Bereich mit dem             lung empfindlich. Sie senden und emp-
     gleichen Instrument wie Metop-A. Die Wolkenspirale zeigt ein kleines Tiefdruckgebiet über     fangen auch Mikrowellen und können
     der Mitte von Deutschland. Oben über der Nordsee sind dünne, hohe Cirrus-Eiswolken
     in Blautönen dargestellt.
                                                                                                   so – anders als Meteosat – selbst durch
                                                                                                   dickste Wolken die Erdoberfläche be-
     Das „Auge“ der MSG heißt SEVIRI. Das            sie zwar nur einen relativ schmalen At-       obachten.
     steht für Spinning Enhanced Visible and         mosphärenstreifen unter sich im Visier,
     Infra-Red Imager – also ungefähr „rotie-        diesen aber umso schärfer.                    Für den technischen Betrieb der euro-
     render verbesserter Bildgeber im Sicht-                                                       päischen Wettersatelliten ist die pan-
     baren und Infraroten“. Die trommelför-          Die Europäer haben seit dem 19. Oktober       europäische Organisation Eumetsat in
     migen MSG-Satelliten drehen sich wie            2006 mit Metop-A einen ersten eigenen         Darmstadt zuständig. Der Deutsche
     Kreisel, um ihre Position zu stabilisieren.     polarumlaufenden Satelliten im All.           Wetterdienst ist größter Beitragszahler
     Bei jeder Umdrehung scannt SEVIRI               Darüber hinaus nutzen sie auch die            und regelt für die Bundesrepublik
     einen neuen Streifen der Erde. Nach             Daten amerikanischer Polarsatelliten.         Deutschland die technische Zusammen-
     14 Minuten hat MSG so den Planeten
     komplett erfasst, und der Satellit funkt
     das fertige Bild zur Erde. Genau genom-
     men sind es immer zwölf Bilder aus
     zwölf Frequenzkanälen vom Sichtbaren
     bis ins Infrarote, in die SEVIRI die von
     der Erde eintreffende Strahlung zerlegt.
     In einem Kanal für sichtbares Licht kann
     das Instrument sogar Wolkenstrukturen
     bis hinunter zu einem Quadratkilometer
     Fläche auflösen. So erfasst es auch
     kleine Gewitterzellen.

     Geostationäre Satelliten sind enorm
     wichtig, haben jedoch zwei große blinde
     Flecke. Ihnen entgehen die beiden
     Polarregionen, weil ihre Position über
     der Äquatorebene fixiert ist. Diese Be-
     obachtungslücke füllen andere Satelli-
     ten, deren Bahnen über die Pole hinweg
     führen. Die polarumlaufenden Satelliten         Die Grafik zeigt den ersten europäischen polarumlaufenden Satelliten Metop-A
     fliegen zudem sehr niedrig. Damit haben         (Grafik: Eumetsat).

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Das Hauptfenster von NinJo zeigt die Vorhersage der Wettermodelle des Deutschen
Wetterdiensts für den Zeitpunkt 18. Januar 2007, 18 Uhr. Sie erfassten die Entwicklung
des Orkans Kyrill genau. Die schwarzen Linien (Isobaren) zeigen den Luftdruck auf Meeres-
höhe an. Die farbigen Felder geben die vorausberechneten Spitzenböen in zehn Metern
über Grund an, in Metern pro Sekunde (m/s): Mehr als 17 m/s (gelb-orange) entspricht
Sturmböen ab Windstärke 8, mehr als 33 m/s Orkanböen mit Windstärke 12 (dunkelrot).

arbeit. Eumetsat verarbeitet die Satelli-       in Beiträge für die internationalen mete-
tenbilder und reichert sie mit weiteren         orologischen Organisationen, die das
meteorologischen Daten an, die von den          globale System der Wetterbeobach-
Bodenstationen, Wetterballonen, Mel-            tung und -überwachung betreiben und
dungen von Schiffen und automatischen           koordinieren.
Driftbojen stammen. Das fertige Produkt
senden die Darmstädter dann via Satellit        Diese Steuergelder sind gut angelegt:
an alle Nutzer weltweit.                        Rechtzeitige Unwetterwarnungen helfen
                                                unsere Gesellschaft vor tragischen Un-
Hinter jedem einzelnen Symbol, hinter           fällen zu bewahren und Schäden zu
jeder Grafik und jedem Bild, das NinJo mit      minimieren. Angesichts der steigenden
wenigen Mausklicks auf den Schirm               Wahrscheinlichkeit für extreme Wetter-
zaubert, verbirgt sich also das riesige         lagen, die der Klimawandel mit sich         Impressum
                                                                                            Redaktion:
globale Netzwerk der Meteorologie.              bringt, wird die Bedeutung einer mög-
                                                                                            Uwe Kirsche,
Auch die Satellitenbilder aus dem All           lichst genauen Wetterbeobachtung und
                                                                                            Pressestelle des DWD,
haben eine weite Reise und eine auf-            -überwachung in Zukunft noch wachsen.       Telefon: 0 69 / 80 62 45 01,
wendige Computerverarbeitung hinter             Auch für die Planung von Wirtschafts-       E-Mail: pressestelle@dwd.de
sich. Ein Temperaturwert auf dem Atlan-         unternehmungen sind präzise Wetter-
tik kommt von einem Schiffsoffizier, der        und Klimadaten wichtig, zum Beispiel        Text: Roland Wengenmayr
seine Wettermeldung vielleicht erst vor         für die Wahl des richtigen Standorts        (www.roland-wengenmayr.de)
wenigen Minuten abschickte. Oder die            für Windenergie- und Photovoltaikan-
Messung stammt von einer driftenden             lagen.                                      Fotos und Abbildungen: DWD
Boje, die ihre Wetterdaten gerade mit-
ten aus einem Sturm funkt.                      Nicht zuletzt ist das weltweite Netz der    Umsetzung:
                                                                                            Gubrinski Kommunikation GmbH,
                                                Meteorologen eine der großen Kultur-
                                                                                            Frankfurt am Main
Der Deutsche Wetterdienst investiert            leistungen der Menschheit, für die rund
jährlich rund 145 Millionen Euro in die         180 Staaten friedlich zusammenarbeiten.     Eine Ergänzung zu dieser Publikation ist die 2005
Menschen, die für ihn das Wetter be-            Wir alle profitieren von diesen Leistung-   vom DWD herausgegebene Broschüre „Die Wetter-
obachten, in sein dichtes Messnetz zu           en, wenn es wieder heißt:                   vorhersage“. Sie kann kostenlos beim DWD be-
Lande, zu Wasser und in der Luft sowie          „Und nun – das Wetter.“                n    zogen werden.

                                                                                                                                                15
Deutscher Wetterdienst
Zentrale
Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach
E-Mail: info@dwd.de, Internet: www.dwd.de
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