Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten

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Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
Zählen. Wissen. Schützen
        Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015

     D
             as zurückliegende Berichtsjahr wird sicher als          geladen hatten, war die Über-
             „schwergewichtiges“ in die Annalen des DDA ein-         gabe des 800 Seiten starken
             gehen, war der DDA doch gleich an der Publika-          Werkes an Prof. Dr. Beate
     tion einer ganzen Reihe von Standardwerken beteiligt.           Jessel, Präsidentin des Bun-
     Allen voran ADEBAR, der imposante Atlas deutscher               desamtes für Naturschutz. In
     Brutvogelarten im klassischen Großformat. Doch auch             ihrem sich anschließenden
     die zahlreichen nationalen und internationalen Über-            Vortrag gratulierte sie allen
     sichten zur Bestandssituation und zum Erhaltungszustand         Beteiligten zum Abschluss
     der Vogelartenvielfalt, die den immer größer werdenden          dieses ehrgeizigen Projektes,
     Handlungsbedarf für einen nachhaltigen Naturschutz              stellte die große Bedeutung
     erkennen lassen, basieren auf Datenbeständen aus den            von ADEBAR für den Natur-
     bundesweiten Programmen des Vogelmonitorings, das der           und Vogelschutz heraus
     DDA in enger Zusammenarbeit mit den vogelkundlichen             und versprach, die Anstren-
     Fachverbänden wie auch den Naturschutzfachbehörden              gungen um die Erhaltung der
     des Bundes und der Länder koordiniert.                          Artenvielfalt weiter verstär-
        Aber auch digital schreiten wir in großen Schritten          ken zu wollen.
     voran. Ornitho.de und das neue EuroBirdPortal legen dafür          ADEBAR wurde im Laufe seiner 10-jährigen Entste-
     sichtbares Zeugnis ab. Und so ist es nicht überaschend,         hung eine Unterstützung zuteil, die alle Erwartungen
     dass sich für die Arbeit des DDA immer mehr Menschen            übertraf: Mehr als 4000 Ehrenamtliche beteiligten sich
     interessieren. Im Berichtszeitraum durften wir zwei runde       an den Bestandserhebungen. Im Durchschnitt steuerten
     Geburtstage unserer Mitgliedsorganisationen feiern: Die         jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter deutlich mehr
     Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vor-            als 100 Stunden Feldarbeit bei. Rund 600 000 ausgewer-
     pommern e. V. (über 450 Mitglieder) und die Berliner Orni-      tete Datensätze, die auf mehr als vier Millionen kartierten
     thologische Arbeitsgemeinschaft e. V. (etwa 150 Mitglieder)     Vogelrevieren basieren, liegen den Verbreitungskarten
     feierten 2015 ihr 25-jähriges Bestehen. Der DDA gratuliert      zugrunde. Auch die „nackten Zahlen“ zur Bestandssitu-
     beiden Jubilaren ganz herzlich und wünscht allen Aktiven        ation der heimischen Vogelarten sind beeindruckend, wie
     weiterhin viel Erfolg bei ihren Anstrengungen zur Erfor-        das Resümee zeigt, das im Berichtsjahr in „Der Falke“
     schung und zum Schutz der Vogelwelt.                            erschien (siehe S. 26).
                                                                        Gleichermaßen erstaunlich wie alarmierend ist die
                                                                     Erkenntnis, wie sensibel Vogelarten auf Veränderungen
     »»Zählen
                                                                     in ihren Brutlebensräumen reagieren können. Einige ehe-
     ADEBAR                                                          mals weit verbreitete Arten, wie das Braunkehlchen, haben
     Am 24. April 2015 wurde ADEBAR, der Atlas Deutscher             große Arealverluste erlitten, andere, wie das Schwarz-
     Brutvogelarten, der Öffentlichkeit vorgestellt. Höhepunkt       kehlchen, haben sich stark ausgebreitet. Die Art mit der
     der Buchpräsentation, zu der wir in den Festsaal des Zoo-       stärksten Bestandsabnahme seit Mitte der 1980er Jahre ist
     logischen Forschungsmuseums Alexander Koenig in Bonn            das Rebhuhn, die Art mit den größten Arealverlusten die
                                                                     Haubenlerche, dicht gefolgt vom Vogel des Jahres 2013,
                                                                     der Bekassine.
                                                                        Offenkundig ist, dass viele Arten der Agrarlandschaft
                                                                     weite Bereiche des noch in den 1980er Jahren besiedel-
                                                                     ten Brutareals geräumt haben. Betroffen sind vor allem
                                                                     Arten des Feuchtgrünlandes, aber auch solche des zuneh-
                                                                     mend industriell bewirtschafteten Ackerlandes. Ufer-
                                                                     schnepfe und Wiesenpieper haben bereits viele Brutge-
                                                                                                         biete aufgrund Entwässe-
                                                                                                         rung, Grünlandumbruch
                                                                   Im April 2015 wurde der Atlas         und der Intensivierung der
                                                                   Deutscher Brutvogelarten fei-
                                                                   erlich durch Dr. Kai Gedeon an
                                                                                                         Grünlandnutzung aufge-
                                                                   Prof. Beate Jessel, Präsidentin       geben. Die Bestände vieler
                                                                   des Bundesamtes für Natur-            auf dem Boden brütender
                                                                   schutz, übergeben.  Foto: K. Berlin. Feldvögel, wie Kiebitz und

68   Das Vogeljahr 2014/15
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Feldlerche, sind vor allem im zurückliegenden Jahrzehnt
     stark zurückgegangen. Regional oder lokal sind auch
     diese Arten bereits aus der Landschaft verschwunden.
        Die große Populationsdynamik einzelner Arten ver-
     pflichtet uns – abseits dringend notwendiger Analysen –
     dazu, nach Erscheinen des ADEBAR nicht innezuhalten
     und schon jetzt an die Fortschreibung des Werkes zu den-
     ken. Dabei werden uns das Internetportal ornitho.de und
     die Initiative zur Erarbeitung des zweiten europäischen
     Brutvogelatlas, dessen Erscheinen zum Ende dieses Jahr-
     zehnts vorgesehen ist, maßgeblich unterstützen.
        Nahezu zeitgleich erblickte im Berichtsjahr zudem das
     inzwischen achte Kind der ADEBAR-Initiative das Licht
     der Welt: Pünktlich zur Jubiläumsfeier der Ornitholo-
     gischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg Vorpommern
     e. V. anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens wurde der
     zweite Brutvogelatlas Mecklenburg-Vorpommern aus-
     geliefert (Bestellung bei frank.voekler@t-online.de). Das
     Werk präsentiert die bei den landesweiten Erfassungen
     in den Jahren 2005-2009(2012) gewonnenen Ergebnisse,
     wobei die Veränderungen gegenüber den Kartierungen
     aus den Jahren 1978-82 bzw. 1994-98 großen Raum ein-                 Der Bestandstrend des Baumpiepers in Deutschland ist sowohl langfristig als
     nehmen.                                                              auch kurzfristig negativ.                                     Foto: H. Glader.

     Monitoring von Brutvögeln
     Vom 31. Januar bis 1. Februar 2015 kamen im thürin-                    Der Aufwand zur Beantwortung externer Anfragen
     gischen Uder die Koordinatorinnen und Koordinatoren                  zur Nutzung von Daten aus den beiden Programmen
     der landes- und bundesweiten Programme zum Brut-                     des Brutvogelmonitorings für wissenschaftliche Auswer-
     vogelmonitoring zusammen. Auf dem jährlich stattfin-                 tungen hat sich deutlich erhöht. Vorausgewertete Daten
     denden Treffen diskutierten die Expertinnen und Exper-               wurden nicht nur Politik und Verwaltung zur Verfügung
     ten aus allen Bundesländern über aktuelle Themen und                 gestellt, sondern zu gleichen Anteilen auch Universitäten
     Fragestellungen rund um die Erfassung der Brutvogelar-               oder Facheinrichtungen. Im Berichtszeitraum erreichten
     ten in Deutschland.                                                  uns gut zwei Dutzend solcher Bitten um eine Zusammen-
        Das Monitoring häufiger Brutvögel verzeichnete wei-               arbeit. Darüber hinaus flossen die Daten in die in diesem
     teren Zulauf. Der Vergabestand der Probeflächen stieg                Bericht genannten Druckwerke ein.
     von 1.548 Probeflächen Ende September 2014 auf 1.572
     Probeflächen Ende September 2015. Auch der Datenrück-                Monitoring rastender Wasservögel
     lauf nimmt zusehends an Fahrt auf, so dass zum Ende des              Das Berichtsjahr 2013/14 war im Monitoring rasten-
     Berichtszeitraums mehr geprüfte Datensätze aus dem Kar-              der Wasservögel – unter diesem Dach sind die monat-
     tierungsjahr 2014 vorliegen als zum selben Zeitpunkt im              lichen Zählungen im Winterhalbjahr und artspezifische
     vergangenen Jahr. Die standardisierte Bereitstellung von             Erfassungen zusammengefasst – ein sehr ereignisreiches.
     Trenddaten für die einzelnen Bundesländer wurde 2015                 Gleich zwei europaweite Synchronzählungen standen an,
     begonnen und wird nun in jedem Frühjahr fortgeführt.                 um die Bestandsgrößen auf Ebene der biogeographischen
                                                                          Populationen, der im internationalen Wasservogelschutz
                                                                          maßgeblichen Einheiten, zu aktualisieren: Mitte Okto-
                                                                          ber 2014 erfolgte die Synchronzählung der Goldregen-
                                                                          pfeifer, bei der hierzulande dieses Mal auch die Kiebitze
                                                                          und Großen Brachvögel miterfasst wurden. Mitte Januar
                                                                          2015 standen dann Zwerg- und Singschwan sowie in
                                                                          Deutschland zusätzlich auch der Höckerschwan im Fokus.
                                                                          Bei beiden Sonderzählungen sowie einer im März 2015
                                                                          anberaumten Erfassung der Zwergschwäne zur Zeit des
                                                                          Rastmaximums wurden über die übliche Zählgebietsku-
                                                                          lisse hinaus in potenziellen Rastregionen weite Bereiche
                                                                          der Agrarlandschaft ergänzend erfasst. Wertvolle Dienste
                                                                          bei der Datenerfassung leistete jeweils das Online-Portal
                                                                          ornitho.de, über das ein Großteil der Daten punktgenau
                                                                          und truppscharf mit wichtigen Zusatzinformationen,
                                                                          z. B. zum Rasthabitat, eingegeben wurde. Ohne den noch
Die Brutvogel-Koordinatorentagung Ende Januar 2015 war trotz viel         anstehenden Auswertungen vorzugreifen, sei hier hervor-
Schnee gut besucht.                                     Foto: J. Wahl.   gehoben, dass sich von der seltensten der im Fokus ste-

                                                                                                                             Das Vogeljahr 2014/15    69
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
henden Arten, dem Zwergschwan, aufgrund der milden                     torinnen und Koordinatoren der WVZ Ende August auf
     Witterung im Januar bereits über 5000 Individuen bei                   ihrer Jahrestagung in Münster den Startschuss zur Online-
     uns aufhielten. Das ist der bislang höchste dokumentierte              Dateneingabe. Im Laufe des Winters 2015/16 wird die
     Rastbestand für diese Jahreszeit. Für die anderen Arten                WVZ nun Schritt für Schritt online gehen. Bis die Daten
     muss noch der Eingang weiterer Daten aus den monat-                    für alle Zählgebiete via ornitho.de übermittelt werden
     lichen Erfassungen abgewartet werden, bevor Aussagen                   können, wird aber noch etwas Zeit vergehen. Doch der
     zur Bestandsgröße möglich sind.                                        erste große Schritt ist gemacht, um noch mehr Menschen
        Gegenwärtig erfolgt die Erstellung eines Artenakti-                 für die Erfassung der Wasservogelwelt zu begeistern und
     onsplans für die Waldsaatgans im Rahmen des Afrika-                    mit den Ergebnissen die Grundlagen für den Schutz von
     nisch-Eurasischen Wasservogel-Abkommens (AEWA). In                     Wasservögeln und ihrer Lebensräume legen zu können.
     Deutschland überwintern erhebliche Anteile des Welt-                     Wir danken der Ernst-Commentz-Stiftung, der Deut-
     bestandes. Zur Aktualisierung der Bestandsschätzung                    schen Ornithologen-Gesellschaft, der OAG für Schles-
     der Gesamtpopulation koordinierte Thomas Heinicke mit                  wig-Holstein und Hamburg, der Stiftung des Vereins
     finanzieller Unterstützung des DDA eine Bestandserfas-                 Thüringer Ornithologen, dem Deutschen Rat für Vogel-
     sung im Januar 2015 in Deutschland, im Rahmen derer                    schutz, der Stiftung Feuchtgebiete, dem Arbeitskreis an
     9.659 Waldsaatgänse gezählt wurden. Wie auch bei den                   der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg, der Berliner
     vorherigen Zählungen wurde der Großteil des Bestandes                  Ornithologische Arbeitsgemeinschaft und dem Ornitho-
     in Mecklenburg-Vorpommern erfasst.                                     logischen Beobachterring Saar, die mit großzügigen
        Mitte September 2015 startete die Wasservogelzählung                Zuwendungen die Umsetzung dieses Pilotprojektes im
     (WVZ) in die neue Zählperiode. Doch es war kein Auftakt                bundesweiten Vogelmonitoring ermöglichten!
     wie jeder andere: Zum Winterhalbjahr 1966/67 wurden die
     Zählungen international harmonisiert und synchrone Zähl-               Wie bereits in den Jahren zuvor boten wir den Fachver-
     termine eingeführt. Folglich sind wir im September 2015 in             bänden und Fachbehörden der Bundesländer unsere Hilfe
     die 50. Zählsaison gestartet! Für keine andere Artengruppe             bei der Zusammenstellung landesweiter Übersichten an:
     gibt es hierzulande eine längere und umfassendere Daten-               Im Berichtsjahr erschienen die ersten beiden Bände der
     reihe als für rastende und überwinternde Wasservogelarten.             Avifauna von Rheinland-Pfalz. Die Auswertungen der
     Heute beteiligen sich über 2.000 Zählerinnen und Zähler an             Daten der WVZ wurden von uns tatkräftig unterstützt.
     den Erfassungen, die meisten von ihnen ehrenamtlich. Und               Über die von uns entwickelte Webseite www.avifauna-rlp.de
     viele von ihnen seit vielen Jahrzehnten: Eine Umfrage 2004             wurden mittlerweile über 45 000 Euro für Artpatenschaf-
     ergab, dass die Zählerinnen und Zähler sich damals bereits             ten eingeworben. Ein Projekt zur Digitalisierung der Zähl-
     durchschnittlich 18 Jahre an der WVZ beteiligt hatten, acht            gebiete der WVZ in Hessen im Auftrag der Staatlichen
     Prozent sogar seit Beginn der Zählungen 1966/67!                       Vogelschutzwarte und in bewährt guter Zusammenarbeit
        Auf dieses Jubiläum stießen die Koordinatorinnen und                mit der HGON wurde im Berichtsjahr erfolgreich abge-
     Koordinatoren auf ihrer Jahrestagung in Münster an und                 schlossen. Und nicht zuletzt erstellten wir im Auftrag des
     läuteten gleichzeitig die Zukunft ein: Nach der erfolg-                Bayerischen Landesamtes für Umwelt einen Bericht über
     reichen Etablierung von ornitho.de und umfangreichen                   die Ergebnisse der Wasservogelzählung in Bayern in der
     Vorarbeiten in den letzten Jahren gaben die Koordina-                  Zählperiode 2013/14.

     Im Oktober 2008 rasteten geschätzt mind. 750 000 Kiebitze in Deutschland. Seinerzeit wurden sie erstmals in einigen Bundesländern
     konsequent erfasst. Bei der erneuten europaweiten Zählung im Oktober 2014 sollten sie – wie auch der Große Brachvogel – bundesweit
     mitgezählt werden.                                                                                                       Foto: H. Glader.

70   Das Vogeljahr 2014/15
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
Europäischen Kommission der Öffentlichkeit vorgestellt
                                                                         wurde, folgt nun nach dreijähriger, intensiver Vorarbeit
                                                                         gemeinsam mit unseren Partnern in Europa der Schritt,
                                                                         von dem viele von uns seit langem geträumt haben: Die
                                                                         Vogelbeobachtungen von Online-Portalen aus über 20
                                                                         Ländern in Europa werden zusammengeführt. Die Rück-
                                                                         kehr der Zugvögel von Sizilien bis zum Nordkap und von
                                                                         Portugal bis Polen lässt sich jetzt ebenso visualisieren wie
                                                                         die Ankunft der Wintergäste. Mehr als 100 000 Vogel­
                                                                         beobachterinnen und Vogelbeobachter in Europa tragen
                                                                         zu diesem Projekt jährlich rund 30 Millionen Beobach-
                                                                         tungen bei. Derzeit sind 29 Organisationen Partner des
                                                                         EuroBirdPortals, das unter dem Dach des European Bird
                                                                         Census Council angesiedelt ist. Deutschland wird durch
Auf der Jahrestagung der Koordinatorinnen und Koordinatoren Ende         den DDA und ornitho.de vertreten. Das EuroBirdPortal ist
August in Münster wurde der Startschuss zur Online-Dateneingabe          unter www.eurobirdportal.org/ger/ erreichbar.
über ornitho.de gegeben.                                   Foto: DDA.
                                                                           Als letztes Highlight eines ereignisreichen Jahres wurde
                                                                         zum 1. September 2015 das so genannte „Atlas-Tool“ in
     Ornitho.de                                                          ornitho.de freigeschaltet. Mit diesem kann die Verbrei-
     Unser Internetportal ornitho.de erfreut sich weiterhin              tung auf Basis der Topographischen Karte 1 : 25 000 (TK25)
     einer stetig wachsenden Beliebtheit: Mit Stand zum 30.              zusammenfassend dargestellt werden. Dadurch wird der
     September waren rund 15 000 Personen bei ornitho.                   unmittelbare Vergleich mit den Verbreitungskarten im
     de angemeldet – ein Zuwachs von 3000 Personen im                    ADEBAR ermöglicht. Verbreitungsatlanten wie ADEBAR
     zurückliegenden Jahr. Fast 16 Millionen Vogelbeobach-               werden aufgrund des gewaltigen personellen Aufwandes
     tungen umfasst die Datenbank mittlerweile. Es kamen                 nur in großen Abständen erstellt. Um Fragen des Natur-
     somit rund 5,5 Millionen Datensätze alleine im Berichts-            schutzes beantworten zu können, benötigen wir allerdings
     zeitraum hinzu. Aus diesem Datenschatz picken wir uns               möglichst aktuelle Informationen über die Veränderungen
     quartalsweise für den Rückblick auf die zurückliegende
     Jahreszeit in der Zeitschrift Der Falke passend einzelne
     Arten heraus. Es ist immer wieder aufs Neue beeindru-
     ckend, welche Auswertungsmöglichkeiten die Daten mitt-
     lerweile bieten. Oft kratzen wir damit jedoch nur an der
     Oberfläche dessen, was bei vertiefenden Analysen mög-
     lich wäre. Dazu bedarf es allerdings einer enstprechenden
     personellen Unterstützung. Um die eine oder den ande-
     ren zur Mitarbeit zu bewegen, haben wir im Rahmen der
     147. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologen-
     Gesellschaft, die vom 1. bis 6. Oktober 2014 in Bielefeld
     stattfand, einen Workshop mit dem Titel „Ornitho.de – ein
     Datens(ch)atz sucht Neugierige“ angeboten. Das Interesse
     war groß. Wollen wir hoffen, dass die Saat auch aufgeht.
        Zum großen Zuwachs an Daten trug auch die ornitho-
     App „NaturaList“ bei, die als „Nikolausgeschenk“ am 6.
     Dezember 2014 freigeschaltet wurde. Erklärtes Ziel der
     Entwickler von Biolovision um Gaëtan Delaloye (selbst
     begeisterter Vogelbeobachter und Kartierer) war es, dass
     die Eingabe der Daten über die App mindestens so schnell
     sein sollte wie das herkömmliche Notieren der Beobach-
     tungen auf Papier. Und sie sollte auch an Orten ohne
     Netzabdeckung und grenzüberschreitend funktionieren.                der Vogelwelt in Raum und Zeit. Nur dann können wir
     All das ist eindrucksvoll gelungen! Die App ist für alle            Erkenntnisse über deren Ursachen gewinnen und mit
     ornitho-Portale und darüber hinaus europaweit nutzbar.              geeigneten Maßnahmen auf Bestands- und Arealverluste
     Sie wird deshalb auch vom European Bird Census Council              reagieren. Das „Atlas-Tool“ wird dabei helfen, diese Lücke
     für die Datenerhebung zum Europäischen Brutvogelatlas               zu schließen. Darüberhinaus wird mit dem Tool endlich
     2 empfohlen. „NaturaList“ ist für Smartphones mit dem               eine größere Lücke zur Beschreibung der Bestandssitua-
     Betriebssystem Android verfügbar. Sie kann unter Google             tion der Vogelarten in Deutschland geschlossen: Erstmals
     Play kostenlos herunterladen werden.                                sind wir in der Lage, die Verbreitung im Jahresverlauf zu
        Die Einführung von ornitho.de hat Sammlung und                   visualisieren. Die kartographischen Darstellungen bie-
     Visualisierung von Vogelbeobachtungen in Deutschland                ten vielfältige Vergleichsmöglichkeiten, die vor allem bei
     grundlegend verändert. Mit dem Start des EuroBirdPor-               den wandernden Vogelarten faszinierende Einblicke in
     tals, das am 5. Juni im Rahmen der Green Week 2015 der              das räumliche Auftreten zu den Zugzeiten und Im Winter

                                                                                                                       Das Vogeljahr 2014/15   71
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
Das EuroBirdPortal ermöglicht
                                                                                                 u. a. jahrweise Vergleiche des
                                                                                                 Auftretens einzelner Arten in Eu-
                                                                                                 ropa. Im Sommer 2013 erfolgte
                                                                                                 ein starker Einflug von Fichten-
                                                                                                 kreuzschnäbeln nach West- und
                                                                                                 Mitteleuropa. Im Vergleich zu
                                                                                                 2012 ist das deutlich stärkere
                                                                                                 Auftreten gut zu erkennen.

     ermöglichen. Die Karten zeigen einerseits die Verbreitung     Birdrace 2015
     auf qualitativer Ebene, d. h. die Anwesenheit einer Art im    252 Teams mit über 900 Teilnehmerinnen und Teilneh-
     gewählten Zeitraum auf einem Kartenblatt der TK25. Alter-     mern traten beim 12. bundesweiten Birdrace am 2. Mai
     nativ werden werden die maximale oder die durchschnitt-       an, darunter 18 Nachwuchsteams (in der Mehrzahl unter
     liche Truppgröße sowie die Anzahl gemeldeter Datensätze       20 Jahre alt). Es waren somit wieder einmal deutlich mehr
     je TK25 angezeigt. Die Erwartungen sollten allerdings nicht   als im Jahr zuvor. Herausragend war das Gesamtergeb-
     zu hoch gesteckt werden. Das „Atlas-Tool“ wird systema-       nis des Spendenrennens zugunsten von ornitho.de: Über
     tische Kartierungen unter Einsatz standardisierter Metho-     24.000 Euro kamen durch den Einsatz von 95 Teams in
     den nicht ersetzen können, weder zur Brut- noch zu den        diesem Jahr zusammen und fließen in den Unterhalt, die
     Zugzeiten oder im Winter.                                     Betreuung und Weiterentwicklung des Internetportals.
        Seit dem 6. Mai 2015 ist ornitho.pl online. Mit Polen      Allen, die zu diesem Rekordergebnis beigetragen haben,
     hat sich die ornitho-Familie um ein gerade aus unserer        gilt unser herzlicher Dank!
     Sicht sehr bedeutendes Land erweitert, dessen spannende         300 Arten wurden am „Tag der Vogelartenvielfalt“
     und vielfältige Vogelwelt sich uns nun mit wenigen Klicks     entdeckt – noch einmal mehr als im vergangenen Jahr
     erschließt. Die Möglichkeiten, die sich dadurch auch für      (297), darunter selbstredend auch zahlreiche Seltenheiten.
     die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern bieten, sind       Spannend ist aber auch, dass die Ergebnisse des Birdraces
     fantastisch. Wir freuen uns schon auf die ersten gemein-      inzwischen auch interessante Einblicke in das jährliche
     samen Auswertungen mit unseren polnischen Kollegen.           Auftreten einzelner Vogelarten geben. Das alles und noch
        Unser herzlicher Dank gilt der Ernst-Commentz-             viel mehr beleuchten wir in der Nachlese unter www.dda-
     Stiftung, die die Einführung des „Atlas-Tools“ durch          web.de/birdrace.
     eine großzügige Zuwendung ermöglichte, allen Spende-
     rinnen und Spendern sowie dem Team von Biolovision
     und insbesondere Gaëtan Delaloye für ihr großes Enga-
     gement und die sehr gute und unkomplizierte Zusam-
     menarbeit.

     Stiftung Vogelwelt Deutschland
     Den erfolgreichen Abschluss des
     ADEBAR-Projektes haben wir zu­
     dem zum Anlass genommen, den
     Namen der Stiftung Vogelmonito-
     ring Deutschland zu ändern. Die
     am 16. August 2003 in Chemnitz
     gegründete Stiftung wird ihre
     Aktivitäten fortan unter dem Namen Stiftung Vogelwelt
     Deutschland fortführen. Ziel der Umbenennung ist es,
     die Belange von Vogelmonitoring und Vogelschutz noch          Die Augen zum Himmel, komm lasst uns Birder sein ... die
     wirksamer in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Die Ziele   Bachemer Grünschnäbel hochkonzentriert bei ihrem ersten Bird­
     der Stiftung bleiben unverändert.                             race.                                                Foto: DDA

72   Das Vogeljahr 2014/15
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
Funk und Fernsehen sowie
                                                                          der Presse aufgegriffen.
                                                                             In Vögel in Deutschland
                                                                          2013 hatten wir für alle
                                                                          heimischen Vogelarten die
                                                                          aktuellen Kenndaten und
                                                                          weitere Auswertungen prä-
                                                                          sentiert, die einen Über-
                                                                          blick über die Bestands-
                                                                          situation der Vogelwelt
                                                                          in Deutschland geben.
                                                                          Für Vögel in Deutschland
                                                                          2014 werden darauf auf-
                                                                          bauend und differenziert
                                                                          nach ökologischen Gilden
                                                                          vertiefende Analysen durchgeführt, um die Wirksamkeit
                                                                          verschiedener Maßnahmen für den Vogelschutz zu ana-
                                                                          lysieren und den Handlungsbedarf für eine erfolgverspre-
                                                                          chende Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie herauszuar-
                                                                          beiten.
                                                                             Auf der Homepage des DDA gibt es übrigens die gleich-
                                                                          namige Website Vögel in Deutschland, auf der zahlreiche
                                                                          Informationen zu den in Deutschland vorkommenden
                                                                          Vogelarten abgerufen werden können.
Im Winter 2013/14 kam es zu einem starken Einflug von Sperbereulen
in Deutschland.                                        Foto: T. Pröhl.   Seltene Vögel in Deutschland
                                                                          Im Februar 2015 erschien die dritte Ausgabe von Seltene
                                                                          Vögel in Deutschland. Sie umfasst 76 Seiten und enthält
     Deutsche Avifaunistische Kommission                                  den Bericht der Deutschen
     Der positive Trend zur Dokumentation meldepflichtiger                Avifaunistischen Kommis-
     Arten hält weiterhin an. So wurden aus dem Beobach-                  sion (DAK) für das Jahr
     tungsjahr 2013 mehr als 600 Dokumentationen bei der                  2013. Das selbstgesteckte
     DAK eingereicht. Zum 1. Januar 2015 wurde die nationale              Ziel, den Bericht bereits ein
     Meldeliste nach der letzten Aktualisierung 2010 ein wei-             gutes Jahr nach den letz-
     teres Mal überarbeitet. Gestrichen wurden acht Arten und             ten enthaltenen Beobach-
     Unterarten: Pazifische Ringelgans, Steinhuhn, Schlan-                tungen vorlegen zu kön-
     genadler, Gänsegeier, Steppenweihe, Goldhähnchen-                    nen, wurde damit erreicht.
     Laubsänger, Grünlaubsänger und Seggenrohrsänger.                     Der Band enthält darüber
     Die gestrichenen Arten gehen in die Obhut der Avifau-                hinaus Artikel zum Auftre-
     nistischen Landeskommissionen über. Ein ausführlicher                ten der Pazifischen Ringel-
     Beitrag mit weiteren Erläuterungen sowie Begründungen                gans und des Grünlaubsän-
     für die Streichungen ist in „Seltene Vögel in Deutschland            gers in Deutschland sowie
     2013“ veröffentlicht.                                                zwei Beiträge der DAK zur
       Bei den Mitgliedern der DAK gab es mehrere Verände-                neuen, ab dem 1. Januar
     rungen. Während Christoph Bock und Christian Dietzen                 2015 gültigen nationalen Meldeliste sowie zum Umgang
     aus persönlichen und zeitlichen Gründen die Kommis-                  der Kommission mit Arten, die häufig in Gefangenschaft
     sion verlassen mussten, rückten an ihre Stelle mit Jochen            gehalten werden, jedoch auch als Wildvögel in Deutsch-
     Dierschke und Jan Heckmann zwei sehr erfahrene Orni-                 land auftreten können. Informationen über die DAK sind
     thologen. Christoph Bock und Christian Dietzen sei an                auf www.dak-web.de zu finden.
     dieser Stelle für ihre jahrelange Mitarbeit gedankt!
                                                                          Europäischer Brutvogelatlas
                                                                          Mit dem ersten europäischen Verbreitungsatlas der Brutvö-
     »»Wissen
                                                                          gel setzte der European Bird Census Council (EBCC) einen
     Vögel in Deutschland                                                 Meilenstein für die Avifaunistik und den Vogelschutz in
     Der Statusreport Vögel in Deutschland wird alljährlich in            Europa. Das Werk basiert auf Kartierungen, die in den euro-
     enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Natur-                    päischen Staaten ganz überwiegend in den 1980er Jahren
     schutz und der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogel-                  durchgeführt wurde. Höchste Zeit also, den inzwischen
     schutzwarten herausgegeben und ist mit einer Auflage                 überholten Informationen aktuelle gegenüberzustellen.
     von über 10 000 Exemplaren das Aushängeschild unserer                Deshalb beschlossen die Mitglieder des EBCC im Jahre 2012
     Aktivitäten im Vogelmonitoring. Die Ergebnisse werden                das Projekt „European Breeding Bird Atlas 2“, kurz EBBA2.
     regelmäßig auch von großen überregionalen Medien in                  Das Projekt soll Ende dieses Jahrzehnts abgeschlossen sein.

                                                                                                                       Das Vogeljahr 2014/15   73
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
Bereits die Pilotkarten zu EBBA2 zeigen deutliche Veränderungen gegenüber dem ersten europäischen Brutvogelatlas. Beim Bienenfres-
     ser (links) ist eine Ausbreitung nach Norden erkennbar, während sich das Areal des Steinschmätzers deutlich gelichtet hat.  Karten: EBCC.

        Aus Deutschland werden wir ganz überwiegend die                     tragen worden, so dass mit Stand vom 30.09.2015 rund
     Daten aus dem ADEBAR zur Verfügung stellen. Ob darü-                   18 500 Beiträge abrufbar waren. Mit dem Berliner orni-
     ber hinaus noch weitere Daten und Informationen, etwa                  thologischen Bericht ist eine weitere Zeitschrift mit allen
     aus aus dem Online-Portal ornitho.de, geliefert werden                 Jahrgängen enthalten. Aktuell sind 848 Nutzer registriert
     können, werden wir in den kommenden Monaten gemein-                    sind; ein Zuwachs um 112 seit dem 01.10.2014.
     sam mit den Verantwortlichen in den Bundesländern klä-                   Ziel der Ornithologischen Schriftenschau ist es, Beiträge
     ren.                                                                   mit ornithologischem Inhalt aus wissenschaftlichen Peri-
        Ende 2014 bat der EBCC die nationalen Koordinatoren                 odika vor allem Mitteleuropas einem breiten Publikum
     um Daten zu fünf ausgewählten Arten, um zu testen, wie                 zugänglich zu machen.
     das Datenmaterial zu europaweiten Verbreitungskarten                     Unser besonderer Dank gebührt Helmut Engler und
     zusammengesetzt werden kann. Auch wenn das Bild zum                    Karl-Heinz Siebenrock, die alleine rund 2.000 Einträge im
     jetzigen Zeitpunkt noch unvollständig sein muss, zeigen                Berichtszeitraum ergänzt haben.
     die Karten dennoch bereits interessante Entwicklungen,
     z. B. die Ausbreitung des Bienenfressers Richtung Norden               Bestandssituation der Vögel in Deutschland
     oder das Ausdünnen der Verbreitung des Steinschmätzers                 und in Europa
     in West- und Mitteleuropa.                                             Im Berichtszeitraum erschienen gleich mehrere Auswer-
        Das Projekt wird uns in den kommenden Jahren sicher                 tungen und Bilanzierungen, für die der DDA die Daten
     noch Einiges abverlangen. Dank des ADEBAR sind wir                     aus dem Vogelmonitoring bereitstellte.
     aber sehr gut aufgestellt.
                                                                            Artenschutz-Report 2015
     Ornithologische Schriftenschau                                         Am 20. Mai 2015 veröffentlichte das Bundesamt für Natur-
     Auch die Online-Datenbank zur Recherche wissenschaft-                  schutz (BfN) den ersten bundesweiten Artenschutzbericht.
     licher Beiträge mit ornithologischem Inhalt wächst wei-                Der Artenschutz-Report 2015 kann auf der Webseite des
     ter. Im Berichtszeitraum sind 2850 neue Artikel einge-                 BfN unter www.bfn.de/fileadmin/BfN/presse/2015/Dokumente/
                                                                            Artenschutzreport_Download.pdf heruntergeladen werden.
                                                                                           Quelle: Bundesamt für Naturschutz (2015): Artenschutz-Report 2015.
                                                                                                                      Tiere und Pflanzen in Deutschland. 64 S.

                                                                            Trends of common birds in Europe, 2014 update
                                                                            Alljährlich gibt der European Bird Census Council in
                                                                            Zusammenarbeit mit der Royal Society for the Protec-
                                                                            tion of Birds, BirdLife International, der Czech Society for
                                                                            Ornithology und Statistics Netherlands einen Bericht über
                                                                            die Bestandstrends häufiger europäischer Brutvogelarten
                                                                            heraus. Die aktuellen Ergebnisse stehen auf der Website
                                                                            des European Bird Census Council zum Abruf bereit:
                                                                            http://www.ebcc.info/index.php?ID=557.

74   Das Vogeljahr 2014/15
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
Als südliche Art profitiert der Bienenfresser von einer Erwärmung des Klimas.                                                                           Foto: H. Glader.

State of Nature                                                                               desregierung“ auf, welche Veränderungen sich durch den
Am 20. Mai 2015 wurde die bislang vollständigste und                                          Klimawandel heute schon feststellen lassen und welche
genaueste Beschreibung des Zustands der Natur in der                                          Gegenmaßnahmen bereits greifen. Mit vielen Details
EU veröffentlicht. Der Bericht State of Nature basiert im                                     zeichnet der erste „Monitoringbericht der Bundesregie-
Wesentlichen auf den nationalen Berichten gemäß EU-                                           rung zur Anpassung an den Klimawandel“ (http://www.
Vogelschutz- und FFH-Richtlinie der 28 Mitgliedstaaten.                                       umweltbundesamt.de/publikationen/monitoringbericht-2015 ) ein
Ergänzt wurde der Bericht durch weitere Studien, unter                                        klares Bild von den Folgen des Klimawandels in Deutsch-
anderem durch die neue Rote Liste der Vögel der Euro-                                         land und erläutert den aktuellen Stand geeigneter Anpas-
päischen Union“. Das PDF des EU-Berichtes steht zum                                           sungsstrategien.
Download auf der Webseite der Europäischen Umwelta-                                              Der Bericht greift auch den Einfluss des Klimawandels
gentur www.eea.europa.eu/publications/state-of-nature-                                        auf Vögel auf, die auf Veränderungen ihrer Umwelt ver-
in-the-eu bereit.                                                                             gleichsweise sensibel reagieren. In der Regel sind diese
                                                                                              Veränderungen Ergebnis des Zusammenwirkens vieler
Rote Liste der Vögel Europas                                                                  unterschiedlicher Einflussfaktoren. Wissenschaftliche
Anfang Juni 2015 stellte BirdLife International die neue,                                     Untersuchungen belegen jedoch, dass Klimaverände-
im Auftrag der EU-Kommission erstellte Rote Liste der                                         rungen hierbei eine entscheidende Rolle spielen können.
Vögel Europas der Öffentlichkeit vor. Die Einstufung der                                         Vögel haben in der Brutzeit artspezifische Temperatur­
Vogelarten erfolgte nach den Kriterien der Weltnatur-                                         ansprüche. Nehmen bedingt durch den Klimawandel die
schutzunion IUCN sowohl für ganz Europa als auch auf                                          Temperaturen in der Brutzeit im langfristigen Mittel zu,
Ebene der 27 europäischen Staaten, die 2008–2012, d.h.                                        dann finden wärmeliebende Arten bessere Bedingungen
während des Berichtszeitraums, Mitglied der EU waren                                          vor und werden im Vergleich zu anderen Vogelarten häu-
(inkl. ihrer außereuropäischen Hoheitsgebiete). Die Rote                                      figer. Umgekehrt werden kälteliebende Arten im Vergleich
Liste beruht auf denselben Datengrundlagen, die der EU                                        zu anderen Vogelarten seltener. In den Jahren 1990 bis
von den Mitgliedsstaaten Ende 2013 im Rahmen der nati-                                        2010 lässt sich eine solche Entwicklung anhand von 88
onalen Berichte über die Umsetzung der EU-Vogelschutz-                                        in Deutschland häufig vorkommenden Brutvogelarten
richtlinie gemeldet wurden. Download: http://www.birdlife.                                    beob­achten. Wie der vom Dachverband Deutscher Avifau-
org/sites/default/files/attachments/RedList%20-%20BirdLife%20                                 nisten für Deutschland brechnete Temperaturindex häu-
publication%20WEB.pdf.                                                                        figer Brutvogelarten zeigt, haben sich in diesem Zeitraum
           Quelle: BirdLife International (2015): European Red List of Birds. Luxembourg;    die relativen Häufigkeiten der betrachteten Vogelarten zu
                             Office for Official Publications of the European Communities.   Gunsten wärmeliebender Arten bzw. zu Ungunsten kälte-
                                                                                              liebender Arten in statistisch signifikanter Weise verscho-
Vögel und Klimawandel                                                                         ben. Download: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/
Monitoringbericht der Bundesregierung zum Klima-                                              monitoringbericht-2015
wandel vorgestellt                                                                                                Quelle: Umweltbundesamt (2015): Monitoringbericht 2015 zur
                                                                                                                   Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. 256 S.
Steigende Temperaturen, feuchtere Winter und häufigere
Wetterextreme wirken sich zunehmend auf die Gesell-
schaft aus. Anhand von Daten aus 15 verschiedenen                                             Zwergsäger zieht‘s nach Nordosten
Gesellschaftsbereichen zeigt der Bericht der Interminis­                                      Viele Vogelarten reagieren auf die globale Erwärmung mit
teriellen Arbeitsgruppe „Anpassungsstrategie der Bun-                                         Änderungen ihrer Verbreitung. Das ist auch beim Zwerg-

                                                                                                                                                        Das Vogeljahr 2014/15   75
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
säger der Fall, dessen europäische Überwinterungsgebiete                                           Kern des Projektes ist die persönliche und individuelle
     sich in den vergangenen 25 Jahren deutlich nach Nord-                                           Beratung von Betrieben durch regionale Landschaftspfle-
     osten verlagert haben. Derzeit überwintert rund ein Drit-                                       geverbände des DVL. Darüber hinaus werden Nestschutz-
     tel des Weltbestands des Zwergsägers in Nordosteuropa,                                          zonen geschaffen. So greifen Artenschutz und nachhal-
     noch vor zwei Jahrzehnten waren es gerade einmal 6 %.                                           tige Landnutzung ineinander. Der Erfolg des Vorhabens
     Das ist ein Ergebnis einer Studie unter Federführung fin-                                       ist von den landwirtschaftlichen Förderprogrammen der
     nischer Wissenschaftler aus 16 Ländern, die die Daten der                                       Länder abhängig, die die Umsetzung besonderer Maßnah-
     Internationalen Wasservogelzählung auswerteten und in                                           men für den Artenschutz in der Landwirtschaft honorie-
     der Fachzeitschrift Diversity and Distributions veröffentli-                                    ren.
     cht wurden. Die Ergebnisse zeigen auch: Das Netz der EU-                                           „Land zum Leben“ wird im Rahmen des Bundespro-
     Vogelschutzgebiete wirkte sich dabei begünstigend aus,                                          gramms Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Natur-
     es zeigten sich aber auch große Lücken im Schutzgebiets-                                        schutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt,
     netz vor allem im Norden des Überwinterungsgebiets. Aus                                         Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit bis September
     Deutschland flossen die Daten der Wasservogelzählung in                                         2019 mit insgesamt etwa 5,5 Mio.  € gefördert. Ein Ziel
     die Auswertung ein.                                                                             des Bundesprogramms ist es, den Rückgang der Biolo-
          Quelle: Pavón-Jordán, D., A. D. Fox, P. Clausen, M. Dagys, B. Deceuninck, K. Devos,
                 R. D. Hearn, C. A. Holt, M. Hornman, V. Keller, T. Langendoen, L. Lawicki, S.      gischen Vielfalt aufzuhalten und das gesellschaftliche
                      H. Lorentsen, L. Luigujoe, W. Meissner, P. Musil, L. Nilsson, J.-Y. Paquet,   Bewusstsein für die Artenvielfalt zu stärken. Mehr Infos
                       A. Stipniece, D. A. Stroud, J. Wahl, M. Zenatello & A. Lehikoinen 2015:
                        Climate-driven changes in winter abundance of a migratory waterbird         unter www.rotmilan.org sowie unter: http://www.biologisch-
                     in relation to EU protected areas. Diversity and Distributions: early view.    evielfalt.de/bp_pj_rotmilan.html
                                                                                                      Wenn Sie den DDA beim Rotmilanschutz unterstützen
     »»Schützen                                                                                      möchten, würden wir uns über eine Spende sehr freuen.

     Rotmilan – „Land zum Leben“                                                                     Öffentlichkeitsarbeit und Citizen Science
     Das Verbundprojekt „Land zum Leben“ zum Schutz des                                              Deutscher Naturschutztag
     Rotmilans wird bis September 2019 verlängert. Der Deut-                                         Bereits im September 2014 fand der 32. Deutsche Natur-
     sche Verband für Landschaftspflege, DVL, koordiniert das                                        schutztag (DNT) unter dem Motto „Verantwortung für die
     Gesamtprojekt. Der DDA wertet die Maßnahmen wissen-                                             Zukunft − Naturschutz im Spannungsfeld gesellschaft-
     schaftlich aus und führt Begleituntersuchungen durch.                                           licher Interessen“ im Kurfürstlichen Schloss Mainz statt.
     Der breiten Öffentlichkeit wird der Rotmilan und das                                            Der DDA berichtete im Rahmen des Einführungssympo-
     Artenschutzprojekt durch die Deutsche Wildtier Stiftung                                         siums der mit über 800 Fachleuten sehr gut besuchten
     nahegebracht.                                                                                   Veranstaltung mit dem Übersichtsvortrag „Es ist der

         Da hierzulande mehr als die Hälfte der Weltpopulation des Rotmilans brütet, hat Deutschland eine besondere Verantwortung für den
         Schutz dieser Vogelart.                                                                                       Foto: T. Pröhl/fokus-natur.de

76   Das Vogeljahr 2014/15
Zählen. Wissen. Schützen - Bericht des DDA für den Zeitraum 2014/2015 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
Adler und nicht die Lerche – Deutschlands Vogelwelt am              betrachtet. Das Vogelmonitoring gilt als ausgezeichne-
Scheideweg“ über die Bestandssituation der Vogelwelt                tes Best-Practice-Beispiel, an dem Potenziale und Gren-
in Deutschland. Der Beitrag stieß auf große Resonanz,               zen für bürgerschaftliches Engagement sichtbar gemacht
sowohl im Auditorium als auch bei den Medien. Wichtige              und diskutiert werden können. Dabei sollen Bedingungen
Aspekte finden sich in der sogenannten „Mainzer Erklä-              für zielführende Citizen Science-Projekte benannt und
rung“ wieder, in der sich die Veranstalter des DNT mit den          gemeinsam Handlungserfordernisse für die Zukunft iden-
aktuell wichtigsten Herausforderungen des Naturschut-               tifiziert werden.
zes intensiv befassen (http://www.deutscher-naturschutztag.de/
tagungsveroeffentlichungen/mainzer-erklaerung.html ).
                                                                    »»Dank
Citizen Science                                                     Das Wichtigste zum Schluss: Vorstand und Geschäftsstelle
Seit 2014 berät der DDA das GEWISS-Konsortium, das im               möchten es an dieser Stelle nicht versäumen, all denen
Rahmen des Projektes „Bürger schaffen Wissen“ (http://              herzlich zu danken, die unsere Arbeit im Berichtsjahr so
www.buergerschaffenwissen.de/) die „Citizen Science Strategie       tatkräftig unterstützt haben, sei es durch die Mitarbeit
2020“ ausarbeiten soll. Das Vorhaben wird vom Bun-                  am Vogelmonitoring, durch die immer gewährte Unter-
desministerium für Bildung und Forschung gefördert;                 stützung bei der Bearbeitung fachlicher Fragestellungen
die Beteiligung des DDA wird allerdings ehrenamtlich                des Vogel- und Naturschutzes oder durch ihre finanzielle
gewährleistet.                                                      Unterstützung.
   Bürger an der Wissenschaft zu beteiligen, ist ein wich-                                                         Für den Vorstand
tiges Thema auch für Akteure aus den Bereichen Natur-                             Bernd Hälterlein, Werner Eikhorst, Stefan Stübing
schutz und Umweltbildung. Im Rahmen des GEWISS-Pro-
jektes werden die Perspektiven und Herausforderungen                                                               Für die Geschäftsstelle
von „Citizen Science“ aus Sicht der Zivilgesellschaft                                                 Christoph Sudfeldt, Johannes Wahl

 ADEBAR – ein einzigartiges Projekt
    So umfassend wie noch nie:
                                                                 Kennen Sie schon ?
                                                                 Bestellungen für Vögel in Deutschland und Seltene Vögel in Deutschland
    • detaillierte Verbreitungskarten                            nimmt der DDA-Schriftenversand per Post, Telefon oder E-Mail entgegen.
    • deutschlandweite Bestandsentwicklung                         DDA-Schriftenversand • z. H. Thomas Thissen
      aller 280 heimischen Brutvogelarten                          An den Speichern 6 • 48157 Münster •Tel: 0251 / 2101400
    • Grundlage zur Bewertung der                                  E-Mail: schriftenversand@dda-web.de Internet: www.dda-web.de
      Landschaftsqualität                                        Schutzgebühr: 9,80 EUR zzgl. Versandkosten
    • über 4000 Mitarbeiter haben mehr
      als 500 000 Arbeitsstunden investiert

                                        Jetzt
                                      bestellen                  Die Ausgaben Vögel in Deutschland 2007 bis 2011 können ab sofort gegen eine Schutzge-
                                                                 bühr von nur 5,00 EUR zzgl. Versandkosten je Heft oder im Paket für 20,00 EUR zzgl.
                                                                 Versandkosten über den DDA-Schriftenversand erworben werden.

                                                                 Abonnement Vögel in Deutschland und Seltene Vögel in Deutschland
                                                                 Sie möchten die künftigen Ausgaben unserer Publikationen direkt mit dem
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                                                                 Bezugsbedingungen: Im Abonnement ist jede Ausgabe im In- und Ausland für 7,50
                                                                 EUR zzgl. Versandkosten pro Ausgabe beim DDA-Schriftenversand erhältlich. Eine
                                                                 Kündigung ist jederzeit möglich.
                                          Stiftung Vogelwelt
                                          Deutschland

    ADEBAR stellt ein unverzichtbares Grund­
    lagenwerk für den nachhaltigen Natur-
    und Vogelschutz in Deutschland dar.
                                                                                                         jetzt preisreduziert   jetzt preisreduziert
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    Leseprobe unter:
    www.dda-web.de/downloads/adebar                              Vögel in Deutschland 2012 und 2013    Seltene Vögel in Deutschland 2013
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