Der Affe ist immer dabei?

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Der Affe ist immer dabei?
Der Affe ist immer dabei?
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Der Affe ist immer dabei?
… die Natur des Menschen.
   Diese Natur ist das Ergebnis von
    vier Milliarden Jahren Evolution
   Die Natur des Menschen ist kein
    einheitliches Gebilde,
     sondern sie besteht aus vielen
      Schichten,
     die zu unterschiedlichen Zeiten
      entstanden,
     sich überlagern, verstärken,
      abschwächen und modifizieren.

                                        Graphic: Dr. Gerard Manning, Salk
                                        Institute for Biological Studies
                                                                            2
Der Affe ist immer dabei?
   Wird die Gestaltung und
    Empfindung der Räume, in
    denen wir uns aufhalten, von
    unserem evolutionären Erbe
    bestimmt?
   Die evolutionäre Ästhetik
    untersucht angeborene
    Präferenzen für bestimmte
    Umgebungen, die bestimmen,
    was als schön oder angenehm
    empfunden wird und was nicht.

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Der Affe ist immer dabei?
   Natürliche Umgebungen werden meist als schöner
    empfunden als städtische oder bäuerliche
   Savannenähnliche Landschaften werden dichten Wäldern
    oder Wüsten vorgezogen
   Die positiven Gefühle, die in solchen parkartigen
    Landschaften ausgelöst werden, werden durch die
    Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Lebensraum der
    Menschen in den Savannen Afrikas erklärt
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Der Affe ist immer dabei?
   Als einziges Tier haben Menschen das Feuer
    domestiziert, es gibt Wärme, Schutz und Licht
    und es macht Nahrungsmittel bekömmlich
   Bis heute halten sich Menschen gerne in der
    Nähe von Feuerstellen auf

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Der Affe ist immer dabei?
Die "Geometrie der Schönheit
    ist das sichtbare Signal adaptiv
    wertvoller Objekte:
   von sicheren, nahrungsreichen,
    erforschbaren, erlernbaren
    Lebensräumen und
   von fruchtbaren, gesunden
    Bekanntschaften, Partnern und
    Babys" (Pinker 1997).

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Der Affe ist immer dabei?
"Wegen des Kampfes ums Leben
wird jede Variation [...], wenn sie
in irgendeinem Grade nützlich für
ein Individuum [...] ist,
dazu tendieren, dieses Individuum
zu erhalten und im Allgemeinen
von seinen Nachkommen ererbt
werden.
Ich habe dieses Prinzip […] mit
dem Namen natürliche Auslese
bezeichnet" (Darwin 1859)

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Der Affe ist immer dabei?
"Folglich kann man von jeder
Einzelheit der Struktur in
jedem lebenden Geschöpf […]
annehmen,
dass sie entweder von
besonderem Nutzen für einen
Vorfahren war oder
dass sie jetzt von besonderem
Nutzen für die Nachkommen
dieser Form ist,
entweder direkt oder indirekt
durch die komplexen Gesetze
des Wachstums" (Darwin
1859).

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Der Affe ist immer dabei?
   Bienenstock
   Termitenbau
   Vogelnester

   Räume müssen
    praktische Funktionen
    erfüllen

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Der Affe ist immer dabei?
Warum Dekoration?

Welchen Nutzen hat
‚Schönheit‘?
(Auffällige, für das Überleben
nicht notwendige Eigenschaften)

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"Ich gestehe gerne zu, dass viele
männliche Tiere […] um der
Schönheit willen schön wurden.
… dies wurde durch die sexuelle
Selektion bewirkt, d.h. nicht
zum Vergnügen der Menschen,
sondern weil die schöneren
Männchen kontinuierlich von
den Weibchen bevorzugt
wurden." (Darwin 1866)
   ›Schönheit liegt im Auge des
    Betrachters‹
   Dieses ›Auge‹ ist als
    zweckmäßiges Organ in der
    Evolution entstanden

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   Welchen Nutzen hat ein Weibchen
    davon, sich ein ‚schönes‘ Männchen zu
    wählen?
   Durch seinem Federschmuck gefährdet
    es ihre Söhne und zukünftige
    Generationen.
   Warum sind einige auffällige
    biologische Merkmale nicht nur
    nutzlos, sondern vermitteln den
    Anschein, als bestehe ihr eigentlicher
    Zweck gerade darin, das Überleben der
    Tiere zu gefährden oder knappe
    Ressourcen zu verschwenden?
   Qualitäts-Signale können betrügerisch sein

   Da sich Signale ohne Kosten zum Missbrauch
    anbieten, werden sich solche durchsetzen, die
    schwierig zu produzieren sind (Handikaps).

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Erweiterter
  Genotyp                                      Phänotyp
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Die Eigenschaften des Phänotyps entscheiden über das evolutionäre Schicksal des Genotyps (natürliche bzw. sexuelle
Auslese)

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Genetische Qualität wird signalisiert
  durch:
   • den Organismus selbst
     (Phänotyp)
   • das "Erweiterte Ich" ("extended
     phenotype"):
       z. B. Wohnung, Auto,
        Werkzeuge, Waffen, Kleidung,
        Schmuck, Freunde,
        Kunstobjekte

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   das Können
   die Wünsche
   das Selbstbild
    einer Person oder
    einer Gruppe

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Weil der Phänotyp / der erweiterte Phänotyp
    die Qualität des Genotyps anzeigt, müssen alle
    wahrnehmbaren körperlichen und geistigen
    Merkmale eines Menschen / einer Gruppe
    ästhetisch bearbeitet werden

Dies gilt aber nur,
   solange ein Merkmal oder eine Sache von
    anderen Menschen wahrgenommen werden
    kann
   und solange ein Produkt einem Produzent
    zugeordnet werden kann

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Die Ästhetik des Hässlichen
   signalisiert
   Abwehrbereitschaft
   Aggression

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Zum Verzicht auf ein Signal
  kommt es bei
   psychischer
    Vereinsamung
    (Alter, Krankheit)
   räumlicher
    Vereinsamung
    (Robinson Crusoe)
   extremer Armut

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   Die Notwendigkeit der ästhetischen
    Bearbeitung der körperlichen und geistigen
    Merkmale entfällt, wenn diese einer Person
    nicht zugeordnet werden können

   Die Verrohung und Anti-Ästhetik von
    Teilen des Internets sind eine direkte Folge
    der Anonymität

   Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass
    sich dies in dem Maße wieder verbessert, in
    dem sich längerfristige Interaktionen
    aufbauen und die Pseudonyme stabil sind

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 Anonymität kann ein Schutz der
  Schwachen sein

 sie verleitet zu kleinen und größeren
  Regelverstößen,

 aber sie zerstört auf Dauer die
  Grundlage des sozialen
  Zusammenlebens, das auf der
  Zuschreibung von Urheberschaft und
  Verantwortung beruht.

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   … ermöglicht ein präzises
    Nachverfolgen der
    Augenbewegungen,
   was wiederum genaue Auskunft
    über die Aufmerksamkeit eines
    Menschen und einer Gruppe gibt

   Insofern vermittelt es einen
    schwer zu fälschenden, ‚ehrlichen‘
    Einblick in die Gefühls- und
    Gedankenwelt der Mitwirkenden
Warum hat sich dieses Merkmal
    evolutionär herausgebildet, wenn es
    Täuschungen doch schwerer macht und so
    dem Einzelnen schaden kann?
   Weil Menschen sich lieber mit jemandem
    verbünden, der offen kommuniziert und
    sich nicht hinter einer Maske oder einer
    Sonnenbrille versteckt.
   Letztlich hatten diejenigen unserer
    Vorfahren, die vertrauenerweckender
    wirkten, weil sie auch mit ihren Augen
    ‚sprachen‘, einen Selektionsvorteil.
   Andernfalls hätte sich diese Eigenschaft
    nicht herausgebildet.
"Ich persönlich folgere, dass
von allen Ursachen, die zu
den Unterschieden im
äußeren Erscheinungsbild
der Menschenrassen
führten, und zu einem
gewissen Ausmaß zu denen
zwischen Menschen und
den niederen Tieren, die
sexuelle Auslese mit
Abstand die effektivste
war" (Darwin 1871).

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 körperlichen Schönheit
 Mut
 Intelligenz
 künstlerischen Talenten
 Geschicklichkeit
 Eleganz
 Zuvorkommenheit
 Fürsorglichkeit
 Sinnlichkeit
 Anmut
   Wohnungen und andere
    Räume sind auch Signale,
    mit denen Menschen ihre
    Talente und Ressourcen
    demonstrieren.
   Je aufwändiger sie
    gestaltet sind und je mehr
    sie sich der
    lebenspraktischen
    Nützlichkeit verweigern,
    umso aussagekräftiger ist
    das Signal.
                                 Hörsaal Naturwissenschaften Uni Mainz 2008

                                                       Hörsaal TU Darmstadt (2013)
                                                                                     28
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