BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES

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BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
Regionales Assessment
                  BIOLOGISCHE VIELFALT UND
                    ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN
                          IN EUROPA UND
                           ZENTRALASIEN
                                                          ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE
                                                                  ENTSCHEIDUNGSTRÄGER *
* Wenn in den nachfolgenden Texten nur eine Geschlechtsform genannt ist, sind immer alle geschlechtlichen Ausprägungen gemeint.
BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER DES REGIONALEN ASSESSMENTS
VON IPBES ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRAL-
ASIEN
Copyright © 2018, Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES)
ISBN Nr.: 978-3-947851-12-6

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teilweise und in jeglicher Form vervielfältigt werden, vorausgesetzt,     S. 4-5: UNEP (E. Solheim) / UNESCO (A. Azoulay) / FAO (J. Graziano
dass sie als Quelle genannt wird. Das Sekretariat von IPBES               da Silva) / UNDP (Achim Steiner)
wäre dankbar für ein Exemplar einer jeglichen Publikation, die            S. 6: Clemens Stachel (Mark Rounsevell) / Markus Bürki (Markus
die vorliegende Veröffentlichung als Quelle nutzt. Die vorliegende        Fischer)
Veröffentlichung darf ohne vorherige schriftliche Zustimmung des          S. 8-10: Shutterstock_A De Maddalena
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das IPBES-Sekretariat zu richten. Die Nutzung von Angaben aus
der vorliegenden Veröffentlichung bezüglich eigener Produkte zu           Technische Unterstützung
Zwecken der Öffentlichkeitsarbeit oder Werbung ist nicht erlaubt.         Amor Torre-Marin Rando
                                                                          André Mader
Kommunikation des Gewissheitsgrades von
Bewertungsergebnissen (traceable accounts)                                Grafische Gestaltung
Die in geschweifte Klammern gesetzten Bezugnahmen auf einzelne            MOABI / Maro Haas, Art direction und Layout
Kapitel (z. B. {2.3.1, 2.3.1.2, 2.3.1.3}) dienen der Kommunikation        Zoo, designers graphiques, Design Abbildungen
des Gewissheitsgrades von Bewertungsergebnissen (traceable                Yuka Estrada, SPM Abbildungen
accounts) und beziehen sich auf Abschnitte der Kapitel des Regio-
nalen Assessments von IPBES Biologische Vielfalt und Ökosystem-           Wissenschaftliche Beratung
leistungen in Europa und Zentralasien. Der Gewissheitsgrad von            Prof. Dr. Markus Fischer, Universität Bern
Bewertungsergebnissen wird durch eine Beschreibung innerhalb              Prof. Dr. Irene Ring, Technische Universität Dresden
der entsprechenden Texte dieser Kapitel kommuniziert, die eine            Dr. Jennifer Hauck, CoKnow Consulting
Bewertung der Art, Menge, Qualität und Stimmigkeit der Belege             Dr. Eva Spehn, Swiss Biodiversity Forum/ Swiss Academy of
widerspiegelt sowie den Grad, in dem bezüglich dieser konkreten           Sciences
Aussage oder wesentlichen Erkenntnis Übereinstimmung besteht.
                                                                          Die deutsche Version wurde von der Deutschen IPBES-Koordi-
Haftungsausschluss zu Karten                                              nierungsstelle im Auftrag der Bundesministerien für Umwelt, Natur-
Die in den Karten dieses Berichts verwendeten Bezeichnungen und           schutz und nukleare Sicherheit sowie Bildung und Forschung erstellt.
die darin enthaltene inhaltliche Darstellung beinhalten keine Stellung-
nahme seitens der Intergovernmental Science-Policy Platform on            Der deutsche Text der Zusammenfassung für politische Ent-
Biodiversity and Ecosystems Services bezüglich des rechtlichen            scheidungsträger wurde von Carmen von Schöning (im Auftrag
Status eines Landes, eines Territoriums, einer Stadt oder eines           des BMU Sprachendiensts) auf Grundlage der offiziellen engli-
Gebiets bzw. ihrer Regierungen oder bezüglich des Verlaufs ihrer          schen Version der Zusammenfassung für politische Entschei-
Staats- oder Gebietsgrenzen. Diese Karten sind ausschließlich zu          dungsträger erstellt. Im Falle einer Diskrepanz zwischen der
dem Zweck erstellt worden, ein Assessment der darin dargestellten         englischen und der deutschen Version gilt die englischsprachige
weitgefassten bio-geographischen Gebiete zu ermöglichen.                  Version. Weitere Bestandteile dieser Publikation, wie bspw. das
                                                                          Vorwort, sind nicht Bestandteil der offiziellen Zusammenfassung
Weitere Informationen sind erhältlich von:                                für Entscheidungsträger.
Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and
Ecosystem Services (IPBES)                                                The German text of the Summary for Policymakers has been
IPBES-Sekretariat, UN-Campus                                              translated by Carmen von Schöning (on behalf of the BMU trans-
Platz der Vereinten Nationen 1, D-53113 Bonn, Deutschland                 lation service) from the official English version of the Summary for
Telefon: +49 (0) 228 815 0570                                             Policymakers. In the event of any discrepancies between this doc-
Email: secretariat@ipbes.net                                              ument and the official English version, the English version shall
Website: www.ipbes.net                                                    prevail. Additional elements of this publication, such as the Fore-
                                                                          word, do not form part of the official Summary for Policymakers.

EMPFOHLENE ZITIERWEISE:
IPBES (2018): Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger des Regionalen Assessments zur biologischen Vielfalt und Ökosys-
temleistungen in Europa und Zentralasien der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. M.
Fischer, M. Rounsevell, A. Torre-Marin Rando, A. Mader, A. Church, M. Elbakidze, V. Elias, T. Hahn, P.A. Harrison, J. Hauck, B. Martín-
López, I. Ring, C. Sandström, I. Sousa Pinto, P. Visconti, N.E. Zimmermann und M. Christie (Hrsg.). IPBES-Sekretariat, Bonn, Deutschland.
48 Seiten.

MITGLIEDER DES MANAGEMENT COMMITTEE, DIE BEI DER ERSTELLUNG DIESES ASSESSMENTS WERTVOLLE HINWEISE GABEN:
Ruslan Novitsky, Marie Stenseke (Multidisziplinäres Expertengremium); Senka Barudanović, Robert T. Watson (IPBES-Bureau).

Der vorliegende Bericht kann unter www.ipbes.net als PDF-Datei eingesehen und heruntergeladen werden.
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BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
Regionales Assessment
BIOLOGISCHE VIELFALT UND
  ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN
        IN EUROPA UND
         ZENTRALASIEN
                                            ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE
                                                    ENTSCHEIDUNGSTRÄGER*
    * Wenn in den nachfolgenden Texten nur eine Geschlechtsform genannt ist, sind immer alle geschlechtlichen Ausprägungen gemeint.

                                                                                                                              AUTOREN:1
Markus Fischer (Co-Vorsitzender, Schweiz, Deutschland), Mark Rounsevell (Co-Vorsitzender, Großbritannien, Vereinigtes Königreich und
Nordirland/Deutschland), Amor Torre-Marin Rando (IPBES), André Mader (IPBES), Andrew Church (Großbritannien, Vereinigtes Königreich
und Nordirland), Marine Elbakidze (Ukraine, Schweden), Victoria Elias (Russische Föderation), Thomas Hahn (Schweden), Paula A. Har-
rison (Großbritannien, Vereinigtes Königreich und Nordirland), Jennifer Hauck (Deutschland), Berta Martín-López (Spanien/Deutschland),
Irene Ring (Deutschland), Camilla Sandström (Schweden), Isabel Sousa Pinto (Portugal), Piero Visconti (Italien/ Großbritannien, Vereinigtes
Königreich und Nordirland), Niklaus E. Zimmermann (Schweiz), Mike Christie (Großbritannien, Vereinigtes Königreich und Nordirland).

EXPERTEN, DIE DIE AUTOREN DER ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER UNTERSTÜTZT HABEN:
Sandra Brucet (Spanien), Rodolphe Gozlan (Frankreich), Aveliina Helm (Estland), Sandra Lavorel (Frankreich), Oksana Lipka (Russische
Föderation), Matthias Schröter (Deutschland), Mark Snethlage (Niederlande/Schweiz), Vigdis Vandvik (Norwegen), Alexander P. E. van
Oudenhoven (Niederlande).

1
    Den Namen der Autoren wird in Klammern ihre Staatsbürgerschaft hinzugefügt oder, sofern sie mehrere Staatsbürgerschaften besitzen, werden
    mehrere Staatsbürgerschaften hinzugefügt, getrennt durch ein Komma; nach einem Schrägstrich folgt das Land, dem sie angegliedert sind, sofern
    sie nicht dessen Staatsbürger sind, oder die internationale Organisation, sofern sie einer solchen Organisation angehören, nach dem Muster: Name
    des Experten (Staatsbürgerschaft 1, Staatsbürgerschaft 2 / Land der Angliederung bzw. Zugehörigkeit). Die diese Experten ernennenden Länder
    oder Organisationen sind auf der Website von IPBES aufgeführt.
BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
VORWORT

                                                               D
                                                                                 as Ziel von IPBES, der Intergovernmental
                                                                                 Science Policy Platform on Biodiversity and
                                                                                 Ecosystem Services, ist es, Regierungen,
                                                                                 der privaten Wirtschaft und der Zivilge-
                                                                                 sellschaft wissenschaftlich glaubwürdige
                                                                                 und unabhängige, aktuelle Auswertungen
                                                               des verfügbaren Wissens zur Verfügung zu stellen, damit
                                                               diese auf der lokalen, regionalen und internationalen Ebene
                                                               sachkundige Entscheidungen treffen können.

                                                               Das vorliegende regionale und subregionale Assessment
                                                               der biologischen Vielfalt und Ökosystemleistungen in
                                                               Europa und Zentralasien wurde von 111 ausgewählten
                                                               Autoren und sechs Nachwuchswissenschaftlern mit der
                                                               Unterstützung von 149 beitragenden Autoren erstellt, von
                                                               denen die meisten aus dieser Region stammen; es wurden
                                                               umfangreiche Erkenntnisgrundlagen ausgewertet, darun-
                                                               ter ungefähr 4.750 wissenschaftliche Veröffentlichungen
                                                               und andere Wissensquellen. Dieser Bericht spiegelt den
Das Regionale Assessment Biologische Vielfalt und              aktuellen Wissensstand zur Region Europa und Zentralasien
Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien der             und deren Teilregionen wider. Auf dem 6. Plenum der 129
Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversi-       Mitgliedsstaaten von IPBES (18. bis 24. März 2018, Medellín,
ty and Ecosystem Services (IPBES) bietet eine kritische        Kolumbien) wurden die Kapitel und ihre Zusammenfassun-
Sicht auf den derzeitigen Wissensstand hinsichtlich der        gen angenommen und die Zusammenfassung für politische
Bedeutung, des Zustands und der Entwicklungstendenzen
                                                               Entscheidungsträger genehmigt.
der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die
Menschen. Im Assessment werden die unmittelbaren Ursa-
                                                               Der vorliegende Bericht bietet eine kritische Einschätzung
chen untersucht, die den wahrgenommenen Veränderungen
der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die   der gesamten Spanne an Problemen, denen sich Ent-
Menschen zugrundeliegen sowie auch die Auswirkungen            scheidungsträger gegenübersehen, und bewertet dabei die
dieser Veränderungen auf die Lebensqualität des Men-           Wichtigkeit, den Zustand, die Entwicklungstendenzen und
schen. Schließlich wird im Assessment eine Mischung an         Bedrohungen der biologischen Vielfalt und der Beiträge der
Governance-Optionen, politischen Konzepten und Manage-         Natur für die Menschen; ebenso werden Möglichkeiten
ment-Verfahren aufgezeigt, die derzeit angewandt werden        aufgezeigt, wie auf der politischen Ebene und im Rahmen
können, um den Verlust der biologischen Vielfalt und der       des Managements darauf reagiert werden kann. Mit einer
Beiträge der Natur für die Menschen in der Region aufzu-       Feststellung der dem Verlust der Biodiversität und der
halten. Das Assessment befasst sich mit der biologischen
                                                               Beiträge der Natur für die Menschen zugrundeliegenden
Vielfalt in terrestrischen, Süßwasser- und Meeres-Ökosys-
                                                               Ursachen werden politischen Entscheidungsträgern die
temen und betrachtet den derzeitigen Zustand und die der-
                                                               erforderlichen Informationen an die Hand gegeben, um ange-
zeitigen Entwicklungstendenzen über mehrere Jahrzehnte
hinweg; ebenso enthält es eine Vorausschau für die Zukunft,    messene Reaktionsmöglichkeiten, Technologien, politische
mit besonderer Berücksichtigung des Zeitraums von 2020         Maßnahmen, finanzielle Anreize und Verhaltensänderungen
bis 2050. Das vorliegende Dokument, die Zusammenfas-           zu entwickeln.
sung für politische Entscheidungsträger des Assessments,
wurde vom sechsten Plenum von IPBES (18. bis 24. März          Das Assessment kommt zu dem Schluss, dass die Beiträge
2018, Medellín, Kolumbien) genehmigt. Es basiert auf           der Natur für die Menschen von wesentlicher Bedeutung für
mehreren Kapiteln, die von diesem Plenum angenommen            eine gute Lebensqualität sind, diese jedoch nicht allen Men-
wurden. Die Kapitel sind als Dokument IPBES/INF/6/Rev.1        schen und Gemeinschaften innerhalb der Region in gleichem
verfügbar (www.ipbes.net).
                                                               Maße zu Gute kommen, und dass die Beiträge der Natur für
                                                               die Menschen auf Grund der stark abnehmenden biologi-
                                                               schen Vielfalt bedroht sind. Während politische Konzepte
                                                               und Programme für Nachhaltigkeit und den Biodiversitäts-
                                                               schutz dazu beigetragen haben, einige der negativen Ent-
                                                               wicklungstendenzen der biologischen Vielfalt umzukehren,
                                                               reichen diese Fortschritte noch nicht aus. Das Assessment

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BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
VORWORT

geht auch auf die Abhängigkeit der Region vom
Import erneuerbarer Ressourcen aus Ländern
außerhalb der Region ein.

Wesentliche Ursachen des Verlusts an biolo-
gischer Vielfalt und Ökosystemleistungen bisher
sind die Veränderungen der Landnutzung, deren
Ursache teilweise in produktionsbasierten Sub-
ventionen zu sehen ist, die zu einer nicht-
nachhaltigen Intensivierung landwirtschaftlicher
Verfahren geführt haben. Allerdings kommt das
Assessment auch zur Feststellung, dass die
Auswirkungen des vom Menschen verursachten
Klimawandels zunehmen und mit großer Wahrscheinlichkeit           für ihr Engagement, mit dem sie so freigiebig ihre Zeit für
eine der wichtigsten Ursachen des Wandels sein werden.            diesen wichtigen Bericht aufgewandt haben. Des Weiteren
Darüber hinaus kam das Assessment zur Erkenntnis, dass            danken wir Amor Torr-Marin Rando und André Mader, die
Wirtschaftswachstum grundsätzlich nicht abgekoppelt von           seitens der Technischen Unterstützungsstelle an der Univer-
der Verschlechterung der Umweltbedingungen stattfindet.           sität Bern, Schweiz, mitgearbeitet haben, sowie Felice van
                                                                  der Plaat, Koordinatorin für die Umsetzung der regionalen
Eine Fortsetzung der bisherigen und gegenwärtigen                 Assessments – ohne ihren Einsatz hätte dieser Bericht nicht
Entwicklungstendenzen der den Verlust der biologischen            entstehen können. Ebenso danken wir der Regierung der
Vielfalt verursachenden Treiber wird aller Voraussicht nach       Schweizerischen Eidgenossenschaft für ihre großzügige
die flächendeckende Erreichung der Ziele für nachhaltige          Unterstützung. Abschließend sagen wir den Mitgliedern des
Entwicklung, der Aichi-Biodiversitätsziele und der Ziele des      MEP von IPBES und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Pariser Übereinkommens zum Klimawandel behindern. Ein             des Bureaus herzlichen Dank, die als Mitglieder des Manage-
langfristiger gesellschaftlicher Wandel, der auf die Erreichung   mentkomitees wertvolle Hinweise für die Erstellung dieses
eines ausgewogenen Bestands der Beiträge der Natur für            Berichts gaben.
die Menschen ausgerichtet ist, bei gleichzeitiger Gewährlei-
stung partizipatorischer Entscheidungsfindungsprozesse,           Mit diesem regionalen Assessment werden den politischen
wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der wirkungsstärkste Fak-       Entscheidungsträgern in Europa und Zentralasien unschätz-
tor einer Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Zukunft sein.     bar wertvolle Informationen zur Verfügung gestellt, auf deren
                                                                  Grundlage sie sachkundige Entscheidungen zur Bewahrung
Im Assessment wird eine Vielzahl an Governanceoptionen,           und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt, zur
politischen Konzepten und Managementverfahren aufgezeigt,         Förderung des Zugangs zu genetischen Ressourcen und zur
die zur Verfügung stehen, um den Verlust der biologischen         ausgewogenen und gerechten Aufteilung der sich aus ihrer
Vielfalt und der Beiträge der Natur für die Menschen aufzu-       Nutzung ergebenden Vorteile treffen können. Darüber hinaus
halten, doch wird auch ersichtlich, dass weiterer Einsatz         stellt es auch für die derzeit laufenden Arbeiten am globalen
vonnöten ist, um diese anzuwenden und wirksam umzu-               Assessment von IPBES, das im Mai 2019 veröffentlicht werden
setzen. Von höchster Wichtigkeit ist es, den Schutz und die       soll, eine wichtige Informationsgrundlage dar; es kann davon
nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt sowie die dau-      ausgegangen werden, dass es für die Erörterung des welt-
erhafte Bewahrung der Beiträge der Natur für die Menschen         weiten Rahmens für die biologische Vielfalt für die Zeit nach
in allen Sektorpolitiken (Landwirtschaft, Energie, Gesundheit,    2020 gemäß dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt
Industrie, Transportwesen) zu verankern – ein Ziel, das kurz      als Grundlage dienen wird und, dass auf ihm die Maßnahmen
gefasst als „Mainstreaming von Biodiversität“ bezeichnet wird.    aufbauen werden, mit denen die Agenda 2030 für nachhaltige
                                                                  Entwicklung und die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreicht
In unseren Funktionen als Vorsitzender und als Exekutivse-        werden.
kretärin von IPBES möchten wir den Co-Vorsitzenden,
Prof. Markus Fischer (Schweiz) und Prof. Mark Rounsevell          Sir Robert T. Watson
(Vereinigtes Königreich und Deutschland) und koordinieren-        Chair of IPBES
den Leitautorinnen, Leitautoren, Review-Editoren, Fellows,
beitragenden Autorinnen und Autoren und Reviewers unsere          Anne Larigauderie
Anerkennung für ihre ausgezeichnete und unermüdliche Ar-          Executive Secretary of IPBES
beit aussprechen und ihnen unseren herzlichen Dank sagen

                                                                                                                                        3
BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

      GELEITWORTE
      WICHTIGER PARTNER

                                Die Ziele für nachhaltige                                       Die biologische Vielfalt stellt die
                                Entwicklung haben es sich zur                                   lebendige Struktur unseres
                                Aufgabe gemacht, „alle mitzu-                                   Planeten dar – sie ist die Quelle,
                     nehmen”. Wenn wir es versäumen, die                             aus der sich unsere Gegenwart speist
                     biologische Vielfalt zu schützen und                            und auch unsere Zukunft. Die Biodiversi-
                     wertzuschätzen, werden wir das aller-                           tät ist von wesentlichem Belang für unser
                     dings nie erreichen. Beeinträchtigen wir                        Bemühen, uns an die Veränderungen
                     die Biodiversität, hat das Auswirkungen                         anzupassen, denen wir uns in den
                     auf unsere Nahrung, das Wasser, die                             kommenden Jahren stellen müssen. Die
                     Wälder und den Lebensunterhalt der                              UNESCO in ihrer Funktion sowohl als
                     Menschen. Bevor man aber die Heraus-                            UNO-Partnerin von IPBES und auch als
                     forderungen mit voller Kraft angeht, muss                       Sitz der IPBES Technischen Unterstütz-
                     erst eine entsprechende wissenschaftli-                         ungsstelle zu Indigenem und Lokalem
                     che Grundlage geschaffen werden – und                           Wissen hat sich stets über ihre Pro-
                     aus diesem Grund ist das Umwelt-                                gramme und Netzwerke dafür engagiert,
                     programm der Vereinten Nationen                                 die Harmonie zwischen Mensch und
                     besonders stolz, diese Reihe an Assess-                         Natur zu fördern. Diese vier Regionalen
                     ments zu fördern. Wer in die wissen-                            Berichte sind von wesentlicher Bedeu-
                     schaftliche Erforschung der biologischen                        tung für die Entwicklung eines Verständ-
                     Vielfalt und des indigenen Wissens                              nisses davon, welche Beziehungen
                     investiert, der investiert auch in die                          zwischen den Handlungen des Men-
                     Menschen und in die Zukunft, die wir                            schen und dem Verlust der biologischen
                     uns wünschen.                                                   Vielfalt bestehen, aber auch zwischen
                                                                                     dem Menschen und deren Bewahrung;
                     Erik Solheim                                                    darüber hinaus sind sie Grundlage für
                     Exekutivdirektor
                                                                                     uns, um gemeinsam die Lösungen für die
                     Umweltprogramm der Vereinten Nationen                           vor uns liegenden Herausforderungen
                     (UNEP)                                                          umzusetzen.

                                                                                     Audrey Azoulay
                                                                                     Generaldirektorin
                                                                                     United Nations Educational,
                                                                                     Organisation der Vereinten Nationen für
                                                                                     Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO)

4
BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
GELEITWORTE | WICHTIGER PARTNER

           Erneut belegen die Regionalen                  Werkzeuge wie die vorliegenden
           Assessments, dass die biologi-                 vier Regionalen Assessments
           sche Vielfalt eine der wichtigsten             bieten eine wissenschaftliche
Ressourcen unserer Erde ist. Die Bio-           Grundlage für bessere Entscheidungs-
diversität ist darüber hinaus von wesent-       findungen und führen uns auf einen Weg,
lichem Belang für die Sicherheit der            der uns zur Erreichung der Ziele für
Versorgung mit Lebensmitteln und die            nachhaltige Entwicklung führt und es uns
Ernährung. Die Aufrechterhaltung der            ermöglicht, die Kraft der Natur für unsere
biologischen Vielfalt ist wichtig für die       kollektive, nachhaltige Zukunft zu nutzen.
Lebensmittelproduktion und für die              Seit 1990 hat die Welt mehr als 130
Bewahrung der ökologischen Grundla-             Millionen Hektar Regenwald verloren, Tag
gen, von denen der ländliche Lebensun-          für Tag sterben Dutzende von Arten aus
terhalt der Menschen abhängt. In vielen         und wir bringen das Ökosystem der Erde
Regionen der Welt ist die biologische           insgesamt an seine Grenzen. Die
Vielfalt ernsthaft bedroht und es ist an der    Biodiversität und die von ihr gestützten
Zeit, dass politische Entscheidungs-            Ökosystemleistungen sind nicht die
träger auf der nationalen, regionalen und       einzige Grundlage für unser Leben auf
globalen Ebene aktiv Maßnahmen                  der Erde, doch sind sie von wesentlichem
ergreifen.                                      Belang für den Lebensunterhalt und das
                                                Wohlergehen der Menschen überall.
José Graziano da Silva
Generaldirektor                                 Achim Steiner
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation     Leiter
der Vereinten Nationen (FAO)                    Entwicklungsprogramm der Vereinten
                                                Nationen (UNDP)

                                                                                                                 5
BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

DANKSAGUNG

D
                    rei Jahre intensiver Arbeit haben dieses
                    Regionale Assessment über die biologische
                    Vielfalt und Ökosystemleistungen in Europa
                    und Zentralasien möglich gemacht. Der
                    erfolgreiche Abschluss dieses Prozesses
                    war nur dank des unermüdlichen Einsatzes
aller Beteiligten auch unter größtem Zeitdruck möglich. Als
Co-Vorsitzende hatten wir das Privileg, mit sehr vielen heraus-
ragenden Expertinnen und Experten aus Europa und Zentral-
asien zusammenzuarbeiten. Wir würdigen die hervorragenden
fachlichen Beiträge und den umfangreichen Zeiteinsatz durch
all unsere Autorinnen und Autoren, Revieweditoren und Nach-
wuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler,           Autorentreffen in Engelberg (Schweiz), Zadar (Kroatien) und
und die zahlreichen Förderer, Institutionen und Regierungen,      Prag (Tschechische Republik) bedanken. Vielen Dank auch an
die die Teilnahme der Autoren erst ermöglichten. Dieses           die Universität Bern (Schweiz) für die Unterbringung der TSU.
Assessment wäre ohne den großzügigen Einsatz weiterer
Personen nicht möglich gewesen. Wir möchten uns hierbei           Im Weiteren danken wir der IPBES-TSU zu lokalem und indi-
zuerst für die unschätzbare Unterstützung durch die tech-         genem Wissen, die im Jahr 2016 den “Europe and Central
nische Unterstützungseinheit (TSU) bedanken, insbesondere         Asia Dialogue Workshop on Indigenous and Local Knowl-
bei ihren beiden Mitgliedern Amor Torre-Marin Rando und           edge” in Paris (Frankreich) organisierte und der IPBES-TSU
André Mader. Ihr Enthusiasmus, ihre Professionalität und ihr      zu Capacity Building, die im selben Jahr den “Capacity
unermüdlicher Einsatz haben jeden Aspekt des Arbeitspro-          Development Writing Workshop for IPBES-Experts from
zesses erheblich erleichtert. Wir danken auch Eva Spehn           Central Europe, Eastern Europe and Central Asia” in Antalya
vom Forum Biodiversität Schweiz herzlich für ihren Einsatz        (Türkei) und 2017 ein regionales Dialogmeeting in Vácrátót
insbesondere zu Beginn des Prozesses durch ihre Arbeit als        (Ungarn) unterstützte. Wir sind auch den vielen Verlagen
provisorische TSU. Wir bedanken uns auch bei dem IPBES-           dankbar, zu zahlreich, um sie hier einzeln aufzuführen, die
Vorsitzenden Bob Watson und der IPBES-Exekutivsekretärin          gratis Abbildungen bereitstellten.
Anne Larigauderie, für ihre stets umsichtige Beratung.
Darüber hinaus möchten wir uns auch für die enorme Unter-         Wir schätzen und würdigen die Mitglieder und die beobach-
stützung des Assessment Teams bedanken, mit den weiteren          tenden Organisationen der IPBES-Plenarsitzungen, die
Mitgliedern des Assessment Management Commitee’s,                 durch ihre Vorschläge während der 6. Sitzung im März 2018
Senka Barudanović, Ruslan Novitsky, Marie Stenseke sowie          in MedellÍn (Kolumbien) wesentlich zum besseren Verständ-
Felice van der Plaat vom IPBES-Sekretariat sowie weiteren         nis und im Interesse der Klarheit der Zusammenfassung
Mitgliedern des IPBES-Multidisziplinären-Expertengremiums         für politische Entscheidungsträger beitrugen. Schließlich
(MEP) und des IPBES-Bureaus. Wir danken dem gesamten              danken wir den Bureau-Mitgliedern Ivar Baste und Senka
IPBES-Sekretariat für die exzellente Unterstützung und            Barudanović für die Übernahme des Vorsitzes der Kontakt-
Zusammenarbeit während des gesamten Arbeitsprozesses.             gruppe während der 6. IPBES-Plenarsitzung, den sie mit
                                                                  außerordentlicher Professionalität, Geduld und Sensibilität
Darüber hinaus sprechen wir allen Gutachterinnen und              führten.
Gutachtern von Regierungen, Akteursgruppen und der
Wissenschaft unseren herzlichen Dank aus für ihre Zeit,           Wir sind überzeugt, dass sich die umfangreichen Investitionen
Hinweise und wertvollen Kommentare, die die Zusammen-             an Zeit, Leidenschaft, Sachkenntnis und Ressourcen ge-
fassung für Entscheidungsträger und die Kapitel deutlich          lohnt haben und die Ergebnisse politische Entscheidungen
verbessert haben. Auf technischer Seite danken wir unseren        und Handlungen zur Bewahrung des unschätzbaren und ein-
Visualisierungsexpertinnen Yuka Estrada und Maro Haas mit         zigartigen natürlichen Reichtums für alle Menschen Europas
ihrem Team für deren Arbeit an den Grafiken und Diagram-          und Zentralasiens unterstützen werden.
men und Mark Snethlage für seine zahlreichen Beiträge zu
Datenanalyse und Visualisierung.                                  Markus Fischer
                                                                  Co-Vorsitzender
Weiterhin möchten wir uns beim Bundesamt für Umwelt der
Regierung der Schweiz herzlich für die Unterstützung der          Mark D.A. Rounsevell
TSU und auch für die gemeinsame Finanzierung unserer              Co-Vorsitzender

6
BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
ACKNOWLEDGEMENTS

                                                                     INHALT
                                                                                                                Seite 3
                                                                                                       VORWORT

                                                                                                                Seite 4
                                                          GELEITWORTE WICHTIGER PARTNER

                                                                                                                Seite 6
                                                                                                DANKSAGUNG

                                                                                                                Seite 9
                                                ZUSAMMENFASSUNG UND ERKENNTNISSE
   A. Ein kostbares Gut: die Natur und ihre Beiträge für die Lebensqualität der Menschen in Europa und Zentralasien
                                   B. Die biologische Vielfalt in Europa und Zentralasien ist einzigartig, aber gefährdet
C. Ursachen des Wandels der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die Menschen in Europa und Zentralasien
                                                                               D. Zukünfte für Europa und Zentralasien
                                              E. Vielversprechende Governanceoptionen für Europa und Zentralasien

                                                                                                               Seite 16
                                                                                               HINTERGRUND
                            A. Die Natur und ihr Beitrag zur Lebensqualität der Menschen in Europa und Zentralasien
                                                B. Entwicklungen der biologischen Vielfalt und ihre direkten Ursachen
C. Ursachen des Wandels der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die Menschen in Europa und Zentralasien
                                                                               D. Zukünfte für Europa und Zentralasien
                                              E. Vielversprechende Governanceoptionen für Europa und Zentralasien

                                                                                                               Seite 45
                                                                                                        ANLAGEN
                                                                                                           ANLAGE 1
                                                                                    Vermittlung des Vertrauensniveaus
                                                                                                            ANLAGE 2
                                                                              Die Beiträge der Natur für die Menschen

                                                                                                                      7
BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

8
KERNAUSSAGEN

   KERN-
AUSSAGEN

                9
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

KERN-                                                           der Nahrungsmittelversorgung und zur Herstellung von
                                                                Biomasse-Kraftstoffen geschuldet.

AUSSAGEN                                                        Europa und Zentralasien sind teilweise von Netto-
                                                                einfuhren nachwachsender Rohstoffe von außerhalb
                                                                dieser Region abhängig. Die Bevölkerung von Europa
                                                                und Zentralasien verbraucht mehr nachwachsende natürli-
                                                                che Rohstoffe als in der Region produziert werden, obwohl
                                                                die Produktion von Nahrungsmitteln und Biomasse-Kraft-
                                                                stoffen seit den 1960er Jahren angestiegen ist. Mittel- und
A. EIN KOSTBARES GUT: DIE NA-                                   Westeuropa hängen von Nahrungs- und Futtermittelein-
TUR UND IHRE BEITRÄGE FÜR DIE                                   fuhren ab, die der Jahresernte von 35 Millionen Hektar
LEBENSQUALITÄT DER MENSCHEN                                     Ackerfläche (Daten aus dem Jahr 2008) entsprechen,
                                                                also einer Fläche von der Größe Deutschlands.
IN EUROPA UND ZENTRALASIEN
                                                                Innerhalb Europas und Zentralasiens werden die
                                                                Beiträge der Natur von verschiedenen Menschen
Die Beiträge der Natur für die Menschen, darin                  und Gemeinschaften nicht in gleicher Weise erlebt.
inbegriffen die Ökosystemleistungen, sind von                   In Europa und Zentralasien bedeutet die Kombination
wesentlicher Bedeutung für ihren Lebensunterhalt,               aus Nahrungsmittelversorgung und Einfuhren, dass die
für die Wirtschaft und für eine gute Lebensqualität;            Versorgung in der Region derzeit gesichert ist, doch ist die
entsprechend sind sie Voraussetzung für die Er-                 Ernährungssicherheit in manchen Gebieten in Zentralasien
haltung des menschlichen Lebens auf der Erde. Die               und Mittel- und Osteuropa durch Exporte bedroht. Die
Natur hat einen erheblichen wirtschaftlichen und kulturellen    Exporte sind im Wesentlichen das Ergebnis großflächigen
Wert für die Gesellschaften der Welt. Sie trägt bspw. auch      Grunderwerbs durch Investoren sowohl aus Westeuropa, als
zur menschlichen Gesundheit bei, indem sie Rohstoffe            auch von außerhalb der Region. Die Sicherheit der Was-
für die Herstellung von Arzneimitteln liefert, Lebensmittel     serversorgung, die teilweise von der natürlichen Regulie-
für eine abwechslungsreiche Ernährung bietet und durch          rung der Wassergüte und -menge abhängt, unterliegt in der
Grünflächen die Erhaltung der geistigen und körperlichen        Region ebenfalls Schwankungen, wobei 15 Prozent der
Gesundheit unterstützt. Das Wissen indigener Bevölke-           Bevölkerung in Zentralasien keinen Zugang zu sauberem
rungsgruppen und lokaler Gemeinschaften und die von ih-         Trinkwasser haben. Das schwindende Wissen indigener Be-
nen gepflegten traditionellen Bräuche tragen darüber hinaus     völkerungsgruppen und lokaler Gemeinschaften hat nega-
zur verbesserten Lebensqualität der Menschen bei, indem         tive Auswirkungen auf ihr kulturelles Erbe und ihre Identität.
das kulturelle Erbe und die kulturelle Identität bewahrt und
gestärkt werden. In Europa und Zentralasien, einer Region
mit einer Fläche von 31 Millionen Quadratkilometern, beträgt    B. DIE BIOLOGISCHE VIELFALT IN
der Medianwert der Regulierung der Süßwassergüte 1.965 $        EUROPA UND ZENTRALASIEN IST
pro Hektar pro Jahr. Andere wichtige regulierende Ökosys-
                                                                EINZIGARTIG, ABER GEFÄHRDET
temleistungen sind unter anderem die Erhaltung natürlicher
Lebensräume (765 $ pro Hektar pro Jahr), die Regulierung
des Klimas (464 $ pro Hektar pro Jahr) und die Regulierung
der Luftqualität (289 $ pro Hektar pro Jahr).                   Die Biodiversität von Europa und Zentralasien nimmt
                                                                stetig und stark ab. Der Umfang natürlicher Ökosysteme
Die Beiträge der Natur für die Menschen sind vom an-            hat sich verringert; bspw. hat sich die Fläche an Feucht-
haltenden Rückgang der biologischen Vielfalt bedroht.           gebieten seit 1970 um 50 Prozent verringert, während
Um die Beiträge der Natur für die Menschen nachhaltig zu        natürliche und naturnahe Grünlandflächen, Torfmoore sowie
bewahren, muss die biologische Vielfalt auf einem hohen         Küsten- und ozeanische Lebensräume degradiert sind. Im
Niveau aufrechterhalten werden. Die anhaltende Abnahme          Hinblick auf die biologische Vielfalt der in ihnen auftretenden
der Biodiversität hat über die vergangenen Jahrzehnte           Arten sind die Ökosysteme einem erheblichen Rückgang
die Verfügbarkeit zahlreicher Ökosystemleistungen beein-        unterworfen. Von den bewerteten Arten, die ihren Lebens-
trächtigt. Diese negativen Folgen betreffen unter anderem       raum ausschließlich in Europa und Zentralasien haben, sind
die Erhaltung natürlicher Lebensräume, die Bestäubung,          28 Prozent bedroht. Unter allen bewerteten Artengruppen,
die Regulierung der Süßwassermenge und seiner Güte, die         deren Lebensraum in der Region liegt, sind insbesondere
Bodenbildung und die Hochwasserregulierung. Teilweise ist die   Moose und Lebermoose bedroht (50 Prozent), Süßwas-
Abnahme der biologischen Vielfalt den in der intensiven Land-   serfische (37 Prozent), Süßwasserschnecken (33 Prozent),
und Forstwirtschaft angewandten Verfahren zur Steigerung        Höhere (Gefäß-) Pflanzen (33 Prozent) und Amphibien

10
KERNAUSSAGEN

(23 Prozent). Die Artenzusammensetzung von Landschaften,      Produktionsgebundene Subventionen haben zu einer
Küsten und marinen Lebensräumen vereinheitlicht sich immer    Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft geführt, die
stärker, so dass deren Diversität immer weiter abnimmt.       zusammen mit der Stadtentwicklung zu einer Verarmung
                                                              der biologischen Vielfalt geführt haben. Eine zunehmende
In den vergangenen Jahren haben nationale und                 Intensivierung der Bewirtschaftung wirkt sich oftmals auf die
internationale Nachhaltigkeits- und Naturschutzpoli-          traditionelle Flächennutzung aus. Die nachlassende tradi-
tik und damit verbundene Maßnahmen zur Umkehr                 tionelle Landnutzung hat überall in der Region den Umfang
einiger negativer Tendenzen bei der biologischen              der naturnahen Lebensräume von hohem Erhaltungswert
Vielfalt beigetragen. Eine nachhaltigere Bewirtschaftung      reduziert; damit verbundenes indigenes und lokales Wis-
der Fischereiressourcen und die Reduzierung der Überdün-      sen, Bräuche und Kultur verschwinden mit ihr. Auch wenn
gung von Meeren haben zu wachsenden Fischbeständen in         die Schutzgebiete in der Region zugenommen haben,
Gebieten wie der Nordsee geführt. Gefährdete Lebensräume      können diese nicht allein den Verlust an biologischer Vielfalt
wie die makaronesischen Waldgebiete und gefährdete Arten      verhindern. Nur dort, wo Schutzgebiete wirksam betreut
wie der Pardelluchs und der europäische Wisent haben sich     werden, können sie dazu beitragen, den Verlust an biologi-
auf Grund der gezielten, zu ihrer Erhaltung unternommenen     scher Vielfalt zu verhindern.
Anstrengungen erheblich erholen können.
                                                              Die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologi-
Insgesamt reichen die Fortschritte auf dem Weg hin            sche Vielfalt und die Beiträge der Natur für die Men-
zu gesunden Ökosystemen noch nicht aus. Während               schen werden rapide zunehmen; in Zukunft werden
der Zustand der biologischen Vielfalt in mancher Hinsicht     sie wahrscheinlich eine der wichtigsten Ursachen
durch den Schutz und die Bewahrung von Ökosystemen,           des Wandels sein. Die Entwicklung bei der Gewinnung
von Arten und von genetischer Vielfalt verbessert werden      natürlicher Ressourcen, bei der Umweltverschmut-
konnten, bleiben der Zustand der biologischen Vielfalt        zung und bei dem Eindringen gebietsfremder invasiver
und die diesbezüglichen Tendenzen jedoch insgesamt            Arten haben die biologische Vielfalt und die Ökosys-
negativ. Vermehrte Anstrengungen zur Erhaltung der Natur      temleistungen in erheblichem Maße eingeschränkt
und zu einer nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt   und werden wahrscheinlich auch weiterhin eine er-
würden die Chancen erhöhen, nationale und internationale      hebliche Gefahr darstellen, insbesondere in Verbin-
Ziele hinsichtlich der biologischen Vielfalt zu erreichen.    dung mit dem Klimawandel. Die Gewinnung natürlicher
                                                              Ressourcen übt nach wie vor erheblichen Druck auf die
                                                              biologische Vielfalt aus. Darüber hinaus stellt die Umwelt-
C. URSACHEN DES WANDELS DER                                   verschmutzung trotz wirksamer Vorschriften eine große
BIOLOGISCHEN VIELFALT UND                                     Gefahr für die Biodiversität und menschliche Gesundheit
                                                              dar. Die Zahl gebietsfremder invasiver Arten hat zugenom-
DER BEITRÄGE DER NATUR FÜR
                                                              men – dies gilt für sämtliche taxonomische Gruppen aller
DIE MENSCHEN IN EUROPA UND
                                                              Teilregionen von Europa und Zentralasien – und dies wirkt
ZENTRALASIEN                                                  sich in gravierender Weise auf die biologische Vielfalt und die
                                                              Ökosystemleistungen aus. Die Auswirkungen dieser unmit-
                                                              telbaren Ursachen, sowohl für sich genommen, als auch im
Änderungen in der Landnutzung sind die hauptsäch-             Zusammenspiel, haben chronische, lang andauernde und
liche, unmittelbare Ursache sowohl für die Abnahme            später einsetzende Folgen für die biologische Vielfalt und
der biologischen Vielfalt, als auch den Verlust von           die Beiträge der Natur für die Menschen, da ökologische
Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien.               Systeme mit erheblichen Verzögerungen darauf reagieren.

                                                                                                                        11
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

Wirtschaftswachstum findet grundsätzlich nicht                          as usual”-Szenarien dargestellt werden) wird eine
abgekoppelt von der Verschlechterung der Umwelt-                        weitgehende Erreichung der Ziele, vergleichbar mit
bedingungen statt. Eine solche Entkopplung würde                        den Zielen für nachhaltige Entwicklung, behindern.
ein grundlegendes Umdenken in der Politik sowie                         Zukunftsszenarien, die sich auf eine ausgewogene
Steuerreformen überall in der Region erfordern. Das                     Nutzung der Beiträge der Natur für die Menschen
Wirtschaftswachstum, üblicherweise gemessen am Bruttoin-                konzentrieren und eine Vielzahl verschiedener Werte
landsprodukt (BIP), hat überall in Europa und Zentralasien              berücksichtigen, haben eine größere Chance, die
die Ursachen für den Verlust an biologischer Vielfalt mittel-           Mehrheit dieser Ziele zu erreichen. In den verschiede-
bar verstärkt, was wiederum die Beiträge der Natur für die              nen Szenarien für die Zukunft Europas und Zentralasiens
Menschen schwächt. In der gesamten Region ist ein ganzes                gibt es Hinweise auf Zielkonflikte bezüglich der verschiede-
Spektrum an politischen Lösungen entwickelt und umgesetzt               nen Ökosystemleistungen. Die Lösung dieser Zielkonflikte
worden, darunter auch die Einführung von Umweltsteuern,                 hängt von politischen und gesellschaftlichen Wertvorstel-
um das Wirtschaftswachstum von umweltschädlich wir-                     lungen ab. Szenarien, in denen proaktiv Entscheidungen
kenden Faktoren abzukoppeln. Jedoch bestehen nach wie                   für die Umwelt getroffen, Konzepte zur Multifunktionalität im
vor politische Instrumente, etwa umweltschädlich wirkende               Umweltmanagement gefördert werden und die Einbezie-
landwirtschaftliche Subventionen und Fördermittel für das               hung von Umweltbelangen über die Grenzen von Sektoren
Fischereiwesen, die den Übergang hin zu einer nachhaltigen              hinweg gesichert ist, können unerwünschte Zielkonflikte
Zukunft verhindern. Eine solche Entkopplung würde durch                 besser mindern als einzelne Maßnahmen der Umweltpolitik.
neue Indikatoren unterstützt, die Bereiche wie Wohlerge-                Es ist davon auszugehen, dass Szenarien, die eine Zusam-
hen, Umweltqualität, Beschäftigung und Gleichbehandlung,                menarbeit zwischen Ländern oder Regionen vorsehen,
Bewahrung der biologischen Vielfalt sowie die Erhaltung der             einen höheren Wirkungsgrad auf allen geographischen
Fähigkeit der Natur, Beiträge für die Menschen zu erbringen,            Ebenen entfalten werden bei der Minderung unerwünschter
mit berücksichtigen.                                                    Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die Ökosys-
                                                                        temleistungen.

D. ZUKÜNFTE FÜR EUROPA UND                                              Die Entwicklungspfade mit dem höchsten Wirkungs-
ZENTRALASIEN                                                            grad betonen die langfristige gesellschaftliche Trans-
                                                                        formation über Bildungsmaßnahmen, Wissens-
                                                                        transfer und partizipative Entscheidungsprozesse.
                                                                        Diese Entwicklungspfade begünstigen ressourcensparen-
Die Fortführung vergangener und heutiger Entwick-                       de Lebensstile und betonen Gemeinschaftsaktionen und
lungstrends bei den Ursachen für Wandel bis 2030                        freiwillige Vereinbarungen, unterstützt durch sozialpolitische
oder gar darüber hinaus (wie diese in den “business                     und informationelle Instrumente. Sie fördern regulierende

     Tabelle SPM 1   Teilregionen und Länder Europas und Zentralasiens gemäß Entscheidung
                     IPBES-3/1, Anhang VII

     TEILREGION            LÄNDER

     WESTEUROPA            Andorra, Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Island, Irland, Israel,
                           Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Monaco, Niederlande, Norwegen, Portugal, San Marino, Spanien,
                           Schweden, Schweiz, Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland

     MITTELEUROPA          Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Zypern, Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland,
                           Litauen, Montenegro, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Ehemalige jugoslawische Republik
                           Mazedonien, Türkei

     OSTEUROPA             Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien, Republik Moldau, Russische Föderation, Ukraine

     ZENTRALASIEN          Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan

12
KERNAUSSAGEN

Leistungen, und unterstreichen vielfältige Werte bei der      sowie soziale und informationelle Instrumente zusätzli-
Berücksichtigung der biologischen Vielfalt und der Beiträge   che Anreize, mit denen Verhaltensänderungen ausgelöst
der Natur für die Menschen über fachliche Grenzen und         werden können. Die Fortentwicklung von (Menschen-)
räumliche und zeitliche Ebenen hinweg. Weitere Maßnah-        rechtsbasierten Instrumenten würde die grundlegenden
men, etwa technische Innovationen, ökosystemorientierte       Prinzipien des verantwortungsvollen Regierungshandelns,
Ansätze, Segregation oder Integration von Naturschutz und     die Beseitigung von Machtgefällen und die Unterstützung
Landnutzung (“land sparing” oder “land sharing”) könnten      des Kapazitätenaufbaus für indigene Bevölkerungsgruppen
diese stärker an einer Transformation orientierte Lösungen    und lokale Gemeinschaften vollumfänglich integrieren. Die
fördern und ihnen den Weg ebnen.                              Mobilisierung ausreichender Finanzmittel würde die institu-
                                                              tionelle Leistungsfähigkeit stärken, mit der wissenschaftliche
                                                              Forschung, Schulungsmaßnahmen, der Kapazitätenaufbau,
E. VIELVERSPRECHENDE GOVER-                                   Ausbildungs- und Bildungsmaßnahmen und begleitende
NANCEOPTIONEN FÜR EUROPA                                      Monitoringtätigkeiten unterstützt werden. Die Beseitigung
                                                              umweltschädlich wirkender Subventionen in verschiedenen
UND ZENTRALASIEN
                                                              sektorbezogenen Politiken, etwa in der Landwirtschaft, im
                                                              Fischereisektor und im Energiesektor in Europa und Zen-
                                                              tralasien wird schädliche Auswirkungen auf die biologische
Den Akteuren in Europa und Zentralasien, unabhän-             Vielfalt verringern und einen kosteneffektiveren Einsatz der
gig davon, ob es sich um Akteure der öffentlichen             öffentlichen Mittel ermöglichen.
Hand oder privatwirtschaftliche Akteure handelt, steht
eine Vielzahl von Governanceoptionen, politischen             Die Einbeziehung des Schutzes und der nachhaltigen
Konzepten und Managementverfahren zur Verfügung.              Nutzung der biologischen Vielfalt sowie der dauerhaf-
Doch es braucht zusätzliches Engagement, um diese             ten Bereitstellung der Beiträge der Natur für die Men-
zu übernehmen und wirksam umzusetzen, damit die               schen als Querschnittsaufgabe in alle Sektorpolitiken,
Ursachen des Wandels angegangen, die biologische              Pläne, Programme, Strategien und Praktiken ließe sich
Vielfalt geschützt und die Beiträge der Natur für die         mit der Einführung von proaktiven fokussierten und
Menschen im Interesse einer guten Lebensqualität              zielgerichteten Umweltmaßnahmen erreichen. Bei den
erhalten bleiben. Durchdachte, auf den jeweiligen Kontext     Bemühungen, die zugrundeliegenden Ursachen für den
ausgerichtete Kombinationen von politischen Instrumenten,     Verlust an biologischer Vielfalt zu bewältigen, hat es bereits
die bspw. auf ökosystemorientierten Ansätzen aufbauen,        erste Fortschritte gegeben, indem entsprechende Maßnah-
haben sich für die Governance biologischer Vielfalt und der   men im Regierungshandeln sowie in der Gesellschaft inte-
Beiträge der Natur für die Menschen als wirksam erwie-        griert wurden. Ein solches Mainstreaming ließe sich durch
sen. Während gesetzliche und ordnungsrechtliche Instru-       einen dreistufigen Prozess umsetzen: zunächst die Sensi-
mente das grundlegende Gerüst eines Politikmix dar-           bilisierung für die Abhängigkeit einer guten Lebensqualität
stellen, bieten ökonomische und finanzielle Instrumente       von der biologischen Vielfalt;

                                                                                                                        13
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

zweitens die Definition politischer Ziele im Hinblick auf die                                                     serte Abstimmung würde eine stärkere Berücksichtigung der
ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Erforder-                                                         biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen ermögli-
nissen zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung; und                                                         chen und dabei die Zielkonflikte zwischen verschiedenen
drittens die Gestaltung von Instrumenten und eines Politikmix                                                     Politik- und Wirtschaftssektoren beachten. Es besteht bspw.
zur Unterstützung der Umsetzung einer wirksamen, effizienten                                                      ein weiter Handlungsspielraum, dieses Potenzial in den Be-
und gerechten Politik und Entscheidungsfindung für die Natur                                                      reichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und im Fischereisektor
und eine gute Lebensqualität.                                                                                     sowie in der Städteplanung zu heben. Wird über einzelne
                                                                                                                  Sektoren hinaus die Wirtschaft insgesamt in den Blick
Eine verbesserte sektorübergreifende Integration zur                                                              genommen, beinhaltet dies eine volkswirtschaftliche Wohl-
Abstimmung der Governance der biologischen Vielfalt                                                               fahrtsmessung über die aktuellen Wirtschaftskennzahlen
und der nachhaltigen Bewahrung der Beiträge der                                                                   hinaus, die die vielfältigen Werte der Natur berücksichtigt.
Natur für die Menschen würde negative Folgen für                                                                  Ökologische Finanzreformen würden integrierte Anreize
die Natur und die Menschen vermeiden. Eine verbes-

     Box SPM 1     Europa und Zentralasien
     Die Region Europa und Zentralasien umfasst 54 Länder                                                         Sektoren. Die Meere der Region weisen hinsichtlich ihrer
     (Tabelle SPM.1) in vier Teilregionen (Abbildung SPM.1).                                                      Temperaturen, Strömungen, Nährstoffverfügbarkeit, Tiefen
     Diese Länder unterscheiden sich erheblich in ihrer Größe                                                     und Mischungsverhältnisse eine hohe Heterogenität auf. In der
     und umfassen sowohl das größte, als auch das kleinste                                                        gesamten Region bestehen große Unterschiede hinsichtlich der
     Land der Erde; sie haben vielfältige Regierungsstrukturen,                                                   Datenqualität und der Datenverfügbarkeit.
     Kulturen, Wirtschaften, Ökoregionen und wirtschaftliche

            Box SPM             1       Europa und Zentralasien mit den vier IPBES-Teilregionen und den
                                        Ozeanen und Meeren der Region.
                                                        I sl ä

                                Nordöstlicher
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                                                                 ch                                                 Ar
                                Atlantik
                                                            is

                                                                      es                                                 kt
                                                                           Me                                                 is
                                                                                er                                                 ch
                                                                                                                                        er O                                                              huktschensee
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                                                                                                                                             zea   n                                                   Tsc
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                                                                           Europäisches N
                                             eS

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                       a uft lbinse
                                             isch

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                                                                                                                                                                                                                         B eri n g e e r
                                                             s

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                                                                                                                                                                pte
                                                       No
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                                                                                                                                                                                                                                  m

                                                                                                                                                                      w s ee
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                                                                                                          tssee

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                                                                                                                                        ase
                                        es                                                                                         Kar
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                                                                      Osts
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                                                                                                                                                                                                                                        azifik
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                                                    Mittel-                                                                                                                                                Ochots-
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                                                                                                                                                                                                           kisches
                                                                                                                                                                                                                                   er P

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                                                    europa                                                           Osteuropa
                                                                                                                                                                                                           Meer
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                                                                                                                                                                                                                             ch
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                                                                                                                                                                                                                         tli
                                                             ar
                                                                ze

                                                                                                                                                                                                                      es
                                                                           s

                                                                                                                                                                                                                     w
                                                                                               r
                                                                                       es M ee

                                                                                                                                                                                                                 rd
                                                                                                                                                                                                                o

                                                                                                   Zentralasien                                                                                                 N
                                                                                      sc h
                                                                                     spi
                                                                                 Ka

                                                                                                                                                       0         500 1.000                        2.000              3.000 km
       ECA TEILREGIONEN und MEERE
                                                                                                                                                       Projektion: Winkeltreue Lambert-Kegelprojektion Nord-Asien
                                                                                                                                                       Quelle: Natural Earth www.naturalearthdata.org

14
KERNAUSSAGEN

schaffen und eine Hebelwirkung erzeugen, um Handeln stär-               ist die hohe Bedeutung einer wirksamen Einbindung ver-
ker in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung umzulenken.              schiedener Akteure bereits anerkannt; diese Einsicht gewinnt
                                                                        auch zunehmend in Osteuropa und Zentralasien Raum. Diese
Eine erhöhte Teilhabe und Einbindung von Interessen-                    Beteiligung kann durch sorgfältiges Monitoring und Evaluation
gruppen wird dazu beitragen, verschiedene Wissens-                      gestärkt werden, indem verschiedene Werte berücksichtigt
formen in die Politikgestaltung und Entscheidungs-                      werden, einschließlich derer der indigenen Bevölkerungsgrup-
findung zu integrieren, bei gleichzeitiger Förderung der                pen und lokalen Gemeinschaften.
gemeinsamen Verantwortung. In West- und Mitteleuropa

    Box SPM 2      Die Beiträge der Natur für die Menschen
    Das regionale Assessment für Europa und Zentralasien                (Abbildung SPM.2) {2.1.1}. Die auf den jeweiligen Kontext
    betrachtet Ökosystemleistungen aus der Perspektive der              ausgerichtete Betrachtung schließt geographische und
    Beiträge der Natur für die Menschen (siehe Anlage 2). Dabei         kulturelle Aspekte der indigenen und lokalen Wissenssysteme
    werden sowohl das wissenschaftliche Konzept ökosystemarer           ein. Mit dem Verlauf der grünen zur braunen Färbung der
    Güter und Dienstleistungen, als auch das in indigenen und           Spalten in Abbildung SPM.2 wird aufgezeigt, ob die Beiträge
    lokalen Wissenssystemen vorhandene Konzept der Geschenke            der Natur für die Menschen stärker mit natürlichen Systemen
    der Natur betrachtet. Die Beiträge der Natur für die Menschen       oder mit kulturellen Systemen verbunden sind. Instrumentelle
    können sich je nach kulturellem Kontext sowohl als Vorteil,         Werte bezeichnen den Wert, der der Verwendbarkeit von
    als auch als Nachteil auswirken; sie werden aus zweierlei sich      etwas zur Erreichung eines bestimmten Zwecks zugewiesen
    ergänzenden Sichtweisen eingeschätzt: eine grundsätzlich            wird. Relationelle Werte sind positive Werte, die „erwünschten
    ausgerichtete Betrachtung und eine auf den jeweiligen Kontext       Beziehungen“ zugewiesen werden, etwa Beziehungen der
    ausgerichtete Betrachtung. Die grundsätzlich ausgerichtete          Menschen untereinander und zwischen den Menschen und
    Betrachtung beinhaltet 18 Kategorien, die in drei sich teilweise    der Natur.
    überschneidende Gruppen aufgeteilt sind: regulierende,
    materielle und immaterielle Beiträge

      Abbildung SPM 2          Die Beiträge der Natur für die Menschen und deren Verhältnis zur
                               Lebensqualität, dargestellt als instrumentelle und relationelle Werte

                        BEITRÄGE DER NATUR FÜR DIE MENSCHEN                                             LEBENSQUALITÄT

           Erhaltung natürlicher                                                                 Sicherheit der
              Lebensräume                                      Lernerfahrungen und                 Versorgung         INSTRUMENTELL
                                                                    Inspiration                mit Lebensmitteln,
               Bestäubung                                                                     Energie und Wasser
                                        Nahrungs- und
             Regulierung der             Futtermittel
               Luftqualität
          Regulierung des Klimas                                  Körperliche und
                                                                  psychologische              Körperliche, geistige
             Regulierung der                Energie
                                                                    Erfahrungen                  und seelische
            Ozeanversauerung
                                                                                                  Gesundheit
            Regulierung der
            Süßwassermenge
                                        Materialien und
             Regulierung der                                    Identitätsförderung
                                        Unterstützung
             Süßwassergüte
                                                                                                Kulturelles Erbe,
              Bodenbildung                                                                        Identität und
                                                                                                Übernahme von
             Regulierung von                                                                     Verantwortung
              Gefährdungen              Heilmittelquellen

           Regulierung von für                                    Bewahrung von
             den Menschen                                           Optionen
         schädlichen Organismen
                                                                                              Umweltgerechtigkeit
                                                                                                     und              RELATIONELL
                                                                                               Gleichbehandlung
             REGULIEREND                  MATERIELL               IMMATERIELL

                                                                                                                                         15
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

16
KERNAUSSAGEN

HINTER-
 GRUND

             17
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN

HINTERGRUND
A. Die Natur und ihr Beitrag zur
Lebensqualität der Menschen in
Europa und Zentralasien
A1 Die Natur erbringt wertvolle materielle (z. B.                            Die immateriellen Beiträge der Natur für die Menschen,
Lebensmittel), regulierende (z. B. Regulierung des                           darunter körperliche und psychologische Erlebnisse im
Klimas und Bestäubung) und immaterielle Beiträge                             Zusammenhang mit Tourismus und Freizeit, werden auf einen
(z. B. Lernerfahrungen und Inspiration) für die                              mittleren monetären Wert von 1.117 $ pro Hektar pro Jahr
Menschen (Abbildung SPM.2). Diese Beiträge sind                              geschätzt (ungelöst) {2.3.5.2}. Andere immaterielle Beiträge
von wesentlichem Belang für die Lebensqualität                               wie etwa kulturelles Erbe und Identität können unter An-
der Menschen, da diese jeweils einen erheblichen                             wendung von nicht-monetären Herangehensweisen bewertet
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen                         werden (noch nicht vollständig nachgewiesen) {2.3.5.2,
Wert darstellen (allgemein anerkannt)2 {2.3.5}.                              2.3.5.3}. Diese Werte werden in der Literatur als die Aus-
                                                                             einandersetzung der Menschen mit der Natur im Rahmen
Unter den am höchsten bewerteten, regulierenden Beiträ-                      von Erholung und Tourismus angegeben, als spirituelle und
gen der Natur für die Menschen in Europa und Zentralasien                    ästhetische Erfahrungen, Lernprozesse, die Entwicklung indi-
sind die folgenden: Regulierung der Güte des Süßwassers                      genen und lokalen Wissens, und als der Wunsch, bestimmte
und der Küstengewässer (geschätzt auf einen Wert im Mittel                   Bereiche und symbolträchtiger Arten zu schützen (allgemein
von 1.9653 $ pro Hektar pro Jahr) (noch nicht vollständig                    anerkannt) {2.2.3}.
nachgewiesen); Erhalt natürlicher Lebensräume (765 $ pro
Hektar pro Jahr) (ungelöst); Regulierung des Klimas (464 $                   Die Beiträge der Natur für die Menschen sind von Wert für
pro Hektar pro Jahr); und die Regulierung der Luftqualität                   die menschliche Gesundheit (allgemein anerkannt) {2.3.2},
(289 $ pro Hektar pro Jahr) (noch nicht vollständig nach-                    einschließlich ihrer Funktion in der modernen und tradi-
gewiesen) {2.3.5.2}. In Geldeinheiten ausgedrückte Werte                     tionellen Medizin, für die Nahrungsmittelvielfalt (allgemein
der regulierenden Beiträge für die Menschen sind jedoch                      anerkannt) {2.2.2.4, 2.3.2} und bei städtischen Grünflächen
ortsbezogen und unterliegen in der gesamten Region Europa                    (noch nicht vollständig nachgewiesen) {2.3.2}. Eine nicht
und Zentralasien erheblichen Schwankungen je nach Ort,                       nachhaltige Ausbeutung der Ressourcen bedroht bspw.
Lebensraum, Größenordnung der jeweiligen Beiträge und der                    den Fortbestand einiger Heilpflanzen (noch nicht vollständig
angewandten Bewertungsmethode.                                               nachgewiesen) {2.2.2.4}.

Die materiellen Beiträge der Natur für die Menschen werden                   Indigene Bevölkerungsgruppen und lokale Gemeinschaften
mit erheblichen Werten versehen, die teilweise in üblichen                   besitzen einzigartiges Wissen über die Beiträge der Natur
Marktpreisen widergespiegelt werden. Die landwirtschaftliche                 für die Menschen, das für viele lokale Gemeinschaften von
Produktion in den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union                  hohem Wert ist (noch nicht vollständig nachgewiesen) {2.3.3}.
generiert Gewinne in einer Spanne von 233 $ pro Hektar pro                   Allerdings ist das indigene und lokale Wissen über Ökosys-
Jahr (Getreide) bis 916 $ pro Hektar pro Jahr (Mischkulturen),               teme und Tierarten teilweise verloren gegangen (allgemein
während die Holzversorgung aus Forsten einen Gewinn von                      anerkannt) {2.2.3.1.2, 2.3.3}; ebenso nimmt die sprachliche
255 $ pro Hektar pro Jahr {2.3.5.1} generiert.                               Vielfalt ab (die stellvertretend für das indigene und lokale
                                                                             Wissen steht) (allgemein anerkannt) {2.2.3.1.2, 2.3.3}.

2
    Eine Erläuterung der für das Vertrauensniveau verwendeten Begriffe ist
                                                                             Es besteht eine ganze Reihe von monetären und nicht mone-
    Anlage 1 zu entnehmen.                                                   tären Konzepten, um die zahlreichen Beiträge der Natur für
3
    Diese in Geldeinheiten ausgedrückten Werte sind auf eine gemeinsame      die Menschen widerzuspiegeln. Neuere Herangehensweisen
    Währung vereinheitlicht worden (und werden in internationalen
    Dollar – $ angegeben) sowie auf ein einheitliches Bezugsjahr (2017).     ermöglichen eine Integrierung dieser Werte in die Entschei-
    Das Standardisierungsverfahren rechnet die in einer bestimmten           dungsfindung, um die wirtschaftlichen und gesellschaftspoli-
    Währung und in einem bestimmten Jahr abgeleiteten Werte in eine
    Standardwährung und ein einheitliches Bezugsjahr unter Anwendung
                                                                             tischen Vorteile zu maximieren und einen größtmöglichen
    angemessener Deflatoren für das Bruttoinlandsprodukt und ange-           Zugewinn an Lebensqualität zu erreichen.
    messener Umrechnungskurse für die Kaufkraftparität (PPP) um.

18
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