BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN - IPBES
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Regionales Assessment BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER * * Wenn in den nachfolgenden Texten nur eine Geschlechtsform genannt ist, sind immer alle geschlechtlichen Ausprägungen gemeint.
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER DES REGIONALEN ASSESSMENTS VON IPBES ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRAL- ASIEN Copyright © 2018, Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) ISBN Nr.: 978-3-947851-12-6 Vervielfältigung Photo credits Die vorliegende Veröffentlichung darf zu Bildungs- oder sonsti- Umschlagblatt: Shutterstock_J Steber / Shutterstock_N Klenova / gen, nicht auf Gewinn ausgerichteten Zwecken ohne gesonderte Shutterstock_L Ivanova / Shutterstock_Cybercrisi Zustimmung des Urheberrechts-Inhabers in ihrer Gesamtheit oder S. 3: IISD_S Wu (Sir R. T. Watson) teilweise und in jeglicher Form vervielfältigt werden, vorausgesetzt, S. 4-5: UNEP (E. Solheim) / UNESCO (A. Azoulay) / FAO (J. Graziano dass sie als Quelle genannt wird. Das Sekretariat von IPBES da Silva) / UNDP (Achim Steiner) wäre dankbar für ein Exemplar einer jeglichen Publikation, die S. 6: Clemens Stachel (Mark Rounsevell) / Markus Bürki (Markus die vorliegende Veröffentlichung als Quelle nutzt. Die vorliegende Fischer) Veröffentlichung darf ohne vorherige schriftliche Zustimmung des S. 8-10: Shutterstock_A De Maddalena IPBES-Sekretariats nicht zu Zwecken des Weiterverkaufs oder S. 11: A. Molnar / D. Grumo / A. Molnar / A. Molnar / M. Elbakidze / zu jeglichen sonstigen gewerblichen Zwecken gleich welcher Art I. Smelansky genutzt werden. Anträge auf eine solche Zustimmung haben den S. 13: Shutterstock_Damsea / A. Molnar / M. Elbakidze Zweck und den Umfang aufzuführen, in dem eine Vervielfältigung S. 16-17: Shutterstock_W. Xerez der vorliegenden Veröffentlichung beabsichtigt ist, und sind an S. 44-45: Shutterstock_J. Dunckley das IPBES-Sekretariat zu richten. Die Nutzung von Angaben aus der vorliegenden Veröffentlichung bezüglich eigener Produkte zu Technische Unterstützung Zwecken der Öffentlichkeitsarbeit oder Werbung ist nicht erlaubt. Amor Torre-Marin Rando André Mader Kommunikation des Gewissheitsgrades von Bewertungsergebnissen (traceable accounts) Grafische Gestaltung Die in geschweifte Klammern gesetzten Bezugnahmen auf einzelne MOABI / Maro Haas, Art direction und Layout Kapitel (z. B. {2.3.1, 2.3.1.2, 2.3.1.3}) dienen der Kommunikation Zoo, designers graphiques, Design Abbildungen des Gewissheitsgrades von Bewertungsergebnissen (traceable Yuka Estrada, SPM Abbildungen accounts) und beziehen sich auf Abschnitte der Kapitel des Regio- nalen Assessments von IPBES Biologische Vielfalt und Ökosystem- Wissenschaftliche Beratung leistungen in Europa und Zentralasien. Der Gewissheitsgrad von Prof. Dr. Markus Fischer, Universität Bern Bewertungsergebnissen wird durch eine Beschreibung innerhalb Prof. Dr. Irene Ring, Technische Universität Dresden der entsprechenden Texte dieser Kapitel kommuniziert, die eine Dr. Jennifer Hauck, CoKnow Consulting Bewertung der Art, Menge, Qualität und Stimmigkeit der Belege Dr. Eva Spehn, Swiss Biodiversity Forum/ Swiss Academy of widerspiegelt sowie den Grad, in dem bezüglich dieser konkreten Sciences Aussage oder wesentlichen Erkenntnis Übereinstimmung besteht. Die deutsche Version wurde von der Deutschen IPBES-Koordi- Haftungsausschluss zu Karten nierungsstelle im Auftrag der Bundesministerien für Umwelt, Natur- Die in den Karten dieses Berichts verwendeten Bezeichnungen und schutz und nukleare Sicherheit sowie Bildung und Forschung erstellt. die darin enthaltene inhaltliche Darstellung beinhalten keine Stellung- nahme seitens der Intergovernmental Science-Policy Platform on Der deutsche Text der Zusammenfassung für politische Ent- Biodiversity and Ecosystems Services bezüglich des rechtlichen scheidungsträger wurde von Carmen von Schöning (im Auftrag Status eines Landes, eines Territoriums, einer Stadt oder eines des BMU Sprachendiensts) auf Grundlage der offiziellen engli- Gebiets bzw. ihrer Regierungen oder bezüglich des Verlaufs ihrer schen Version der Zusammenfassung für politische Entschei- Staats- oder Gebietsgrenzen. Diese Karten sind ausschließlich zu dungsträger erstellt. Im Falle einer Diskrepanz zwischen der dem Zweck erstellt worden, ein Assessment der darin dargestellten englischen und der deutschen Version gilt die englischsprachige weitgefassten bio-geographischen Gebiete zu ermöglichen. Version. Weitere Bestandteile dieser Publikation, wie bspw. das Vorwort, sind nicht Bestandteil der offiziellen Zusammenfassung Weitere Informationen sind erhältlich von: für Entscheidungsträger. Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) The German text of the Summary for Policymakers has been IPBES-Sekretariat, UN-Campus translated by Carmen von Schöning (on behalf of the BMU trans- Platz der Vereinten Nationen 1, D-53113 Bonn, Deutschland lation service) from the official English version of the Summary for Telefon: +49 (0) 228 815 0570 Policymakers. In the event of any discrepancies between this doc- Email: secretariat@ipbes.net ument and the official English version, the English version shall Website: www.ipbes.net prevail. Additional elements of this publication, such as the Fore- word, do not form part of the official Summary for Policymakers. EMPFOHLENE ZITIERWEISE: IPBES (2018): Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger des Regionalen Assessments zur biologischen Vielfalt und Ökosys- temleistungen in Europa und Zentralasien der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. M. Fischer, M. Rounsevell, A. Torre-Marin Rando, A. Mader, A. Church, M. Elbakidze, V. Elias, T. Hahn, P.A. Harrison, J. Hauck, B. Martín- López, I. Ring, C. Sandström, I. Sousa Pinto, P. Visconti, N.E. Zimmermann und M. Christie (Hrsg.). IPBES-Sekretariat, Bonn, Deutschland. 48 Seiten. MITGLIEDER DES MANAGEMENT COMMITTEE, DIE BEI DER ERSTELLUNG DIESES ASSESSMENTS WERTVOLLE HINWEISE GABEN: Ruslan Novitsky, Marie Stenseke (Multidisziplinäres Expertengremium); Senka Barudanović, Robert T. Watson (IPBES-Bureau). Der vorliegende Bericht kann unter www.ipbes.net als PDF-Datei eingesehen und heruntergeladen werden. 2
Regionales Assessment BIOLOGISCHE VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER* * Wenn in den nachfolgenden Texten nur eine Geschlechtsform genannt ist, sind immer alle geschlechtlichen Ausprägungen gemeint. AUTOREN:1 Markus Fischer (Co-Vorsitzender, Schweiz, Deutschland), Mark Rounsevell (Co-Vorsitzender, Großbritannien, Vereinigtes Königreich und Nordirland/Deutschland), Amor Torre-Marin Rando (IPBES), André Mader (IPBES), Andrew Church (Großbritannien, Vereinigtes Königreich und Nordirland), Marine Elbakidze (Ukraine, Schweden), Victoria Elias (Russische Föderation), Thomas Hahn (Schweden), Paula A. Har- rison (Großbritannien, Vereinigtes Königreich und Nordirland), Jennifer Hauck (Deutschland), Berta Martín-López (Spanien/Deutschland), Irene Ring (Deutschland), Camilla Sandström (Schweden), Isabel Sousa Pinto (Portugal), Piero Visconti (Italien/ Großbritannien, Vereinigtes Königreich und Nordirland), Niklaus E. Zimmermann (Schweiz), Mike Christie (Großbritannien, Vereinigtes Königreich und Nordirland). EXPERTEN, DIE DIE AUTOREN DER ZUSAMMENFASSUNG FÜR POLITISCHE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER UNTERSTÜTZT HABEN: Sandra Brucet (Spanien), Rodolphe Gozlan (Frankreich), Aveliina Helm (Estland), Sandra Lavorel (Frankreich), Oksana Lipka (Russische Föderation), Matthias Schröter (Deutschland), Mark Snethlage (Niederlande/Schweiz), Vigdis Vandvik (Norwegen), Alexander P. E. van Oudenhoven (Niederlande). 1 Den Namen der Autoren wird in Klammern ihre Staatsbürgerschaft hinzugefügt oder, sofern sie mehrere Staatsbürgerschaften besitzen, werden mehrere Staatsbürgerschaften hinzugefügt, getrennt durch ein Komma; nach einem Schrägstrich folgt das Land, dem sie angegliedert sind, sofern sie nicht dessen Staatsbürger sind, oder die internationale Organisation, sofern sie einer solchen Organisation angehören, nach dem Muster: Name des Experten (Staatsbürgerschaft 1, Staatsbürgerschaft 2 / Land der Angliederung bzw. Zugehörigkeit). Die diese Experten ernennenden Länder oder Organisationen sind auf der Website von IPBES aufgeführt.
VORWORT D as Ziel von IPBES, der Intergovernmental Science Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, ist es, Regierungen, der privaten Wirtschaft und der Zivilge- sellschaft wissenschaftlich glaubwürdige und unabhängige, aktuelle Auswertungen des verfügbaren Wissens zur Verfügung zu stellen, damit diese auf der lokalen, regionalen und internationalen Ebene sachkundige Entscheidungen treffen können. Das vorliegende regionale und subregionale Assessment der biologischen Vielfalt und Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien wurde von 111 ausgewählten Autoren und sechs Nachwuchswissenschaftlern mit der Unterstützung von 149 beitragenden Autoren erstellt, von denen die meisten aus dieser Region stammen; es wurden umfangreiche Erkenntnisgrundlagen ausgewertet, darun- ter ungefähr 4.750 wissenschaftliche Veröffentlichungen und andere Wissensquellen. Dieser Bericht spiegelt den Das Regionale Assessment Biologische Vielfalt und aktuellen Wissensstand zur Region Europa und Zentralasien Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien der und deren Teilregionen wider. Auf dem 6. Plenum der 129 Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversi- Mitgliedsstaaten von IPBES (18. bis 24. März 2018, Medellín, ty and Ecosystem Services (IPBES) bietet eine kritische Kolumbien) wurden die Kapitel und ihre Zusammenfassun- Sicht auf den derzeitigen Wissensstand hinsichtlich der gen angenommen und die Zusammenfassung für politische Bedeutung, des Zustands und der Entwicklungstendenzen Entscheidungsträger genehmigt. der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die Menschen. Im Assessment werden die unmittelbaren Ursa- Der vorliegende Bericht bietet eine kritische Einschätzung chen untersucht, die den wahrgenommenen Veränderungen der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die der gesamten Spanne an Problemen, denen sich Ent- Menschen zugrundeliegen sowie auch die Auswirkungen scheidungsträger gegenübersehen, und bewertet dabei die dieser Veränderungen auf die Lebensqualität des Men- Wichtigkeit, den Zustand, die Entwicklungstendenzen und schen. Schließlich wird im Assessment eine Mischung an Bedrohungen der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Governance-Optionen, politischen Konzepten und Manage- Natur für die Menschen; ebenso werden Möglichkeiten ment-Verfahren aufgezeigt, die derzeit angewandt werden aufgezeigt, wie auf der politischen Ebene und im Rahmen können, um den Verlust der biologischen Vielfalt und der des Managements darauf reagiert werden kann. Mit einer Beiträge der Natur für die Menschen in der Region aufzu- Feststellung der dem Verlust der Biodiversität und der halten. Das Assessment befasst sich mit der biologischen Beiträge der Natur für die Menschen zugrundeliegenden Vielfalt in terrestrischen, Süßwasser- und Meeres-Ökosys- Ursachen werden politischen Entscheidungsträgern die temen und betrachtet den derzeitigen Zustand und die der- erforderlichen Informationen an die Hand gegeben, um ange- zeitigen Entwicklungstendenzen über mehrere Jahrzehnte hinweg; ebenso enthält es eine Vorausschau für die Zukunft, messene Reaktionsmöglichkeiten, Technologien, politische mit besonderer Berücksichtigung des Zeitraums von 2020 Maßnahmen, finanzielle Anreize und Verhaltensänderungen bis 2050. Das vorliegende Dokument, die Zusammenfas- zu entwickeln. sung für politische Entscheidungsträger des Assessments, wurde vom sechsten Plenum von IPBES (18. bis 24. März Das Assessment kommt zu dem Schluss, dass die Beiträge 2018, Medellín, Kolumbien) genehmigt. Es basiert auf der Natur für die Menschen von wesentlicher Bedeutung für mehreren Kapiteln, die von diesem Plenum angenommen eine gute Lebensqualität sind, diese jedoch nicht allen Men- wurden. Die Kapitel sind als Dokument IPBES/INF/6/Rev.1 schen und Gemeinschaften innerhalb der Region in gleichem verfügbar (www.ipbes.net). Maße zu Gute kommen, und dass die Beiträge der Natur für die Menschen auf Grund der stark abnehmenden biologi- schen Vielfalt bedroht sind. Während politische Konzepte und Programme für Nachhaltigkeit und den Biodiversitäts- schutz dazu beigetragen haben, einige der negativen Ent- wicklungstendenzen der biologischen Vielfalt umzukehren, reichen diese Fortschritte noch nicht aus. Das Assessment 2
VORWORT geht auch auf die Abhängigkeit der Region vom Import erneuerbarer Ressourcen aus Ländern außerhalb der Region ein. Wesentliche Ursachen des Verlusts an biolo- gischer Vielfalt und Ökosystemleistungen bisher sind die Veränderungen der Landnutzung, deren Ursache teilweise in produktionsbasierten Sub- ventionen zu sehen ist, die zu einer nicht- nachhaltigen Intensivierung landwirtschaftlicher Verfahren geführt haben. Allerdings kommt das Assessment auch zur Feststellung, dass die Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels zunehmen und mit großer Wahrscheinlichkeit für ihr Engagement, mit dem sie so freigiebig ihre Zeit für eine der wichtigsten Ursachen des Wandels sein werden. diesen wichtigen Bericht aufgewandt haben. Des Weiteren Darüber hinaus kam das Assessment zur Erkenntnis, dass danken wir Amor Torr-Marin Rando und André Mader, die Wirtschaftswachstum grundsätzlich nicht abgekoppelt von seitens der Technischen Unterstützungsstelle an der Univer- der Verschlechterung der Umweltbedingungen stattfindet. sität Bern, Schweiz, mitgearbeitet haben, sowie Felice van der Plaat, Koordinatorin für die Umsetzung der regionalen Eine Fortsetzung der bisherigen und gegenwärtigen Assessments – ohne ihren Einsatz hätte dieser Bericht nicht Entwicklungstendenzen der den Verlust der biologischen entstehen können. Ebenso danken wir der Regierung der Vielfalt verursachenden Treiber wird aller Voraussicht nach Schweizerischen Eidgenossenschaft für ihre großzügige die flächendeckende Erreichung der Ziele für nachhaltige Unterstützung. Abschließend sagen wir den Mitgliedern des Entwicklung, der Aichi-Biodiversitätsziele und der Ziele des MEP von IPBES und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Pariser Übereinkommens zum Klimawandel behindern. Ein des Bureaus herzlichen Dank, die als Mitglieder des Manage- langfristiger gesellschaftlicher Wandel, der auf die Erreichung mentkomitees wertvolle Hinweise für die Erstellung dieses eines ausgewogenen Bestands der Beiträge der Natur für Berichts gaben. die Menschen ausgerichtet ist, bei gleichzeitiger Gewährlei- stung partizipatorischer Entscheidungsfindungsprozesse, Mit diesem regionalen Assessment werden den politischen wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der wirkungsstärkste Fak- Entscheidungsträgern in Europa und Zentralasien unschätz- tor einer Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Zukunft sein. bar wertvolle Informationen zur Verfügung gestellt, auf deren Grundlage sie sachkundige Entscheidungen zur Bewahrung Im Assessment wird eine Vielzahl an Governanceoptionen, und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt, zur politischen Konzepten und Managementverfahren aufgezeigt, Förderung des Zugangs zu genetischen Ressourcen und zur die zur Verfügung stehen, um den Verlust der biologischen ausgewogenen und gerechten Aufteilung der sich aus ihrer Vielfalt und der Beiträge der Natur für die Menschen aufzu- Nutzung ergebenden Vorteile treffen können. Darüber hinaus halten, doch wird auch ersichtlich, dass weiterer Einsatz stellt es auch für die derzeit laufenden Arbeiten am globalen vonnöten ist, um diese anzuwenden und wirksam umzu- Assessment von IPBES, das im Mai 2019 veröffentlicht werden setzen. Von höchster Wichtigkeit ist es, den Schutz und die soll, eine wichtige Informationsgrundlage dar; es kann davon nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt sowie die dau- ausgegangen werden, dass es für die Erörterung des welt- erhafte Bewahrung der Beiträge der Natur für die Menschen weiten Rahmens für die biologische Vielfalt für die Zeit nach in allen Sektorpolitiken (Landwirtschaft, Energie, Gesundheit, 2020 gemäß dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt Industrie, Transportwesen) zu verankern – ein Ziel, das kurz als Grundlage dienen wird und, dass auf ihm die Maßnahmen gefasst als „Mainstreaming von Biodiversität“ bezeichnet wird. aufbauen werden, mit denen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreicht In unseren Funktionen als Vorsitzender und als Exekutivse- werden. kretärin von IPBES möchten wir den Co-Vorsitzenden, Prof. Markus Fischer (Schweiz) und Prof. Mark Rounsevell Sir Robert T. Watson (Vereinigtes Königreich und Deutschland) und koordinieren- Chair of IPBES den Leitautorinnen, Leitautoren, Review-Editoren, Fellows, beitragenden Autorinnen und Autoren und Reviewers unsere Anne Larigauderie Anerkennung für ihre ausgezeichnete und unermüdliche Ar- Executive Secretary of IPBES beit aussprechen und ihnen unseren herzlichen Dank sagen 3
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN GELEITWORTE WICHTIGER PARTNER Die Ziele für nachhaltige Die biologische Vielfalt stellt die Entwicklung haben es sich zur lebendige Struktur unseres Aufgabe gemacht, „alle mitzu- Planeten dar – sie ist die Quelle, nehmen”. Wenn wir es versäumen, die aus der sich unsere Gegenwart speist biologische Vielfalt zu schützen und und auch unsere Zukunft. Die Biodiversi- wertzuschätzen, werden wir das aller- tät ist von wesentlichem Belang für unser dings nie erreichen. Beeinträchtigen wir Bemühen, uns an die Veränderungen die Biodiversität, hat das Auswirkungen anzupassen, denen wir uns in den auf unsere Nahrung, das Wasser, die kommenden Jahren stellen müssen. Die Wälder und den Lebensunterhalt der UNESCO in ihrer Funktion sowohl als Menschen. Bevor man aber die Heraus- UNO-Partnerin von IPBES und auch als forderungen mit voller Kraft angeht, muss Sitz der IPBES Technischen Unterstütz- erst eine entsprechende wissenschaftli- ungsstelle zu Indigenem und Lokalem che Grundlage geschaffen werden – und Wissen hat sich stets über ihre Pro- aus diesem Grund ist das Umwelt- gramme und Netzwerke dafür engagiert, programm der Vereinten Nationen die Harmonie zwischen Mensch und besonders stolz, diese Reihe an Assess- Natur zu fördern. Diese vier Regionalen ments zu fördern. Wer in die wissen- Berichte sind von wesentlicher Bedeu- schaftliche Erforschung der biologischen tung für die Entwicklung eines Verständ- Vielfalt und des indigenen Wissens nisses davon, welche Beziehungen investiert, der investiert auch in die zwischen den Handlungen des Men- Menschen und in die Zukunft, die wir schen und dem Verlust der biologischen uns wünschen. Vielfalt bestehen, aber auch zwischen dem Menschen und deren Bewahrung; Erik Solheim darüber hinaus sind sie Grundlage für Exekutivdirektor uns, um gemeinsam die Lösungen für die Umweltprogramm der Vereinten Nationen vor uns liegenden Herausforderungen (UNEP) umzusetzen. Audrey Azoulay Generaldirektorin United Nations Educational, Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) 4
GELEITWORTE | WICHTIGER PARTNER Erneut belegen die Regionalen Werkzeuge wie die vorliegenden Assessments, dass die biologi- vier Regionalen Assessments sche Vielfalt eine der wichtigsten bieten eine wissenschaftliche Ressourcen unserer Erde ist. Die Bio- Grundlage für bessere Entscheidungs- diversität ist darüber hinaus von wesent- findungen und führen uns auf einen Weg, lichem Belang für die Sicherheit der der uns zur Erreichung der Ziele für Versorgung mit Lebensmitteln und die nachhaltige Entwicklung führt und es uns Ernährung. Die Aufrechterhaltung der ermöglicht, die Kraft der Natur für unsere biologischen Vielfalt ist wichtig für die kollektive, nachhaltige Zukunft zu nutzen. Lebensmittelproduktion und für die Seit 1990 hat die Welt mehr als 130 Bewahrung der ökologischen Grundla- Millionen Hektar Regenwald verloren, Tag gen, von denen der ländliche Lebensun- für Tag sterben Dutzende von Arten aus terhalt der Menschen abhängt. In vielen und wir bringen das Ökosystem der Erde Regionen der Welt ist die biologische insgesamt an seine Grenzen. Die Vielfalt ernsthaft bedroht und es ist an der Biodiversität und die von ihr gestützten Zeit, dass politische Entscheidungs- Ökosystemleistungen sind nicht die träger auf der nationalen, regionalen und einzige Grundlage für unser Leben auf globalen Ebene aktiv Maßnahmen der Erde, doch sind sie von wesentlichem ergreifen. Belang für den Lebensunterhalt und das Wohlergehen der Menschen überall. José Graziano da Silva Generaldirektor Achim Steiner Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation Leiter der Vereinten Nationen (FAO) Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) 5
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN DANKSAGUNG D rei Jahre intensiver Arbeit haben dieses Regionale Assessment über die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien möglich gemacht. Der erfolgreiche Abschluss dieses Prozesses war nur dank des unermüdlichen Einsatzes aller Beteiligten auch unter größtem Zeitdruck möglich. Als Co-Vorsitzende hatten wir das Privileg, mit sehr vielen heraus- ragenden Expertinnen und Experten aus Europa und Zentral- asien zusammenzuarbeiten. Wir würdigen die hervorragenden fachlichen Beiträge und den umfangreichen Zeiteinsatz durch all unsere Autorinnen und Autoren, Revieweditoren und Nach- wuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, Autorentreffen in Engelberg (Schweiz), Zadar (Kroatien) und und die zahlreichen Förderer, Institutionen und Regierungen, Prag (Tschechische Republik) bedanken. Vielen Dank auch an die die Teilnahme der Autoren erst ermöglichten. Dieses die Universität Bern (Schweiz) für die Unterbringung der TSU. Assessment wäre ohne den großzügigen Einsatz weiterer Personen nicht möglich gewesen. Wir möchten uns hierbei Im Weiteren danken wir der IPBES-TSU zu lokalem und indi- zuerst für die unschätzbare Unterstützung durch die tech- genem Wissen, die im Jahr 2016 den “Europe and Central nische Unterstützungseinheit (TSU) bedanken, insbesondere Asia Dialogue Workshop on Indigenous and Local Knowl- bei ihren beiden Mitgliedern Amor Torre-Marin Rando und edge” in Paris (Frankreich) organisierte und der IPBES-TSU André Mader. Ihr Enthusiasmus, ihre Professionalität und ihr zu Capacity Building, die im selben Jahr den “Capacity unermüdlicher Einsatz haben jeden Aspekt des Arbeitspro- Development Writing Workshop for IPBES-Experts from zesses erheblich erleichtert. Wir danken auch Eva Spehn Central Europe, Eastern Europe and Central Asia” in Antalya vom Forum Biodiversität Schweiz herzlich für ihren Einsatz (Türkei) und 2017 ein regionales Dialogmeeting in Vácrátót insbesondere zu Beginn des Prozesses durch ihre Arbeit als (Ungarn) unterstützte. Wir sind auch den vielen Verlagen provisorische TSU. Wir bedanken uns auch bei dem IPBES- dankbar, zu zahlreich, um sie hier einzeln aufzuführen, die Vorsitzenden Bob Watson und der IPBES-Exekutivsekretärin gratis Abbildungen bereitstellten. Anne Larigauderie, für ihre stets umsichtige Beratung. Darüber hinaus möchten wir uns auch für die enorme Unter- Wir schätzen und würdigen die Mitglieder und die beobach- stützung des Assessment Teams bedanken, mit den weiteren tenden Organisationen der IPBES-Plenarsitzungen, die Mitgliedern des Assessment Management Commitee’s, durch ihre Vorschläge während der 6. Sitzung im März 2018 Senka Barudanović, Ruslan Novitsky, Marie Stenseke sowie in MedellÍn (Kolumbien) wesentlich zum besseren Verständ- Felice van der Plaat vom IPBES-Sekretariat sowie weiteren nis und im Interesse der Klarheit der Zusammenfassung Mitgliedern des IPBES-Multidisziplinären-Expertengremiums für politische Entscheidungsträger beitrugen. Schließlich (MEP) und des IPBES-Bureaus. Wir danken dem gesamten danken wir den Bureau-Mitgliedern Ivar Baste und Senka IPBES-Sekretariat für die exzellente Unterstützung und Barudanović für die Übernahme des Vorsitzes der Kontakt- Zusammenarbeit während des gesamten Arbeitsprozesses. gruppe während der 6. IPBES-Plenarsitzung, den sie mit außerordentlicher Professionalität, Geduld und Sensibilität Darüber hinaus sprechen wir allen Gutachterinnen und führten. Gutachtern von Regierungen, Akteursgruppen und der Wissenschaft unseren herzlichen Dank aus für ihre Zeit, Wir sind überzeugt, dass sich die umfangreichen Investitionen Hinweise und wertvollen Kommentare, die die Zusammen- an Zeit, Leidenschaft, Sachkenntnis und Ressourcen ge- fassung für Entscheidungsträger und die Kapitel deutlich lohnt haben und die Ergebnisse politische Entscheidungen verbessert haben. Auf technischer Seite danken wir unseren und Handlungen zur Bewahrung des unschätzbaren und ein- Visualisierungsexpertinnen Yuka Estrada und Maro Haas mit zigartigen natürlichen Reichtums für alle Menschen Europas ihrem Team für deren Arbeit an den Grafiken und Diagram- und Zentralasiens unterstützen werden. men und Mark Snethlage für seine zahlreichen Beiträge zu Datenanalyse und Visualisierung. Markus Fischer Co-Vorsitzender Weiterhin möchten wir uns beim Bundesamt für Umwelt der Regierung der Schweiz herzlich für die Unterstützung der Mark D.A. Rounsevell TSU und auch für die gemeinsame Finanzierung unserer Co-Vorsitzender 6
ACKNOWLEDGEMENTS INHALT Seite 3 VORWORT Seite 4 GELEITWORTE WICHTIGER PARTNER Seite 6 DANKSAGUNG Seite 9 ZUSAMMENFASSUNG UND ERKENNTNISSE A. Ein kostbares Gut: die Natur und ihre Beiträge für die Lebensqualität der Menschen in Europa und Zentralasien B. Die biologische Vielfalt in Europa und Zentralasien ist einzigartig, aber gefährdet C. Ursachen des Wandels der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die Menschen in Europa und Zentralasien D. Zukünfte für Europa und Zentralasien E. Vielversprechende Governanceoptionen für Europa und Zentralasien Seite 16 HINTERGRUND A. Die Natur und ihr Beitrag zur Lebensqualität der Menschen in Europa und Zentralasien B. Entwicklungen der biologischen Vielfalt und ihre direkten Ursachen C. Ursachen des Wandels der biologischen Vielfalt und der Beiträge der Natur für die Menschen in Europa und Zentralasien D. Zukünfte für Europa und Zentralasien E. Vielversprechende Governanceoptionen für Europa und Zentralasien Seite 45 ANLAGEN ANLAGE 1 Vermittlung des Vertrauensniveaus ANLAGE 2 Die Beiträge der Natur für die Menschen 7
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN 8
KERNAUSSAGEN KERN- AUSSAGEN 9
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN KERN- der Nahrungsmittelversorgung und zur Herstellung von Biomasse-Kraftstoffen geschuldet. AUSSAGEN Europa und Zentralasien sind teilweise von Netto- einfuhren nachwachsender Rohstoffe von außerhalb dieser Region abhängig. Die Bevölkerung von Europa und Zentralasien verbraucht mehr nachwachsende natürli- che Rohstoffe als in der Region produziert werden, obwohl die Produktion von Nahrungsmitteln und Biomasse-Kraft- stoffen seit den 1960er Jahren angestiegen ist. Mittel- und A. EIN KOSTBARES GUT: DIE NA- Westeuropa hängen von Nahrungs- und Futtermittelein- TUR UND IHRE BEITRÄGE FÜR DIE fuhren ab, die der Jahresernte von 35 Millionen Hektar LEBENSQUALITÄT DER MENSCHEN Ackerfläche (Daten aus dem Jahr 2008) entsprechen, also einer Fläche von der Größe Deutschlands. IN EUROPA UND ZENTRALASIEN Innerhalb Europas und Zentralasiens werden die Beiträge der Natur von verschiedenen Menschen Die Beiträge der Natur für die Menschen, darin und Gemeinschaften nicht in gleicher Weise erlebt. inbegriffen die Ökosystemleistungen, sind von In Europa und Zentralasien bedeutet die Kombination wesentlicher Bedeutung für ihren Lebensunterhalt, aus Nahrungsmittelversorgung und Einfuhren, dass die für die Wirtschaft und für eine gute Lebensqualität; Versorgung in der Region derzeit gesichert ist, doch ist die entsprechend sind sie Voraussetzung für die Er- Ernährungssicherheit in manchen Gebieten in Zentralasien haltung des menschlichen Lebens auf der Erde. Die und Mittel- und Osteuropa durch Exporte bedroht. Die Natur hat einen erheblichen wirtschaftlichen und kulturellen Exporte sind im Wesentlichen das Ergebnis großflächigen Wert für die Gesellschaften der Welt. Sie trägt bspw. auch Grunderwerbs durch Investoren sowohl aus Westeuropa, als zur menschlichen Gesundheit bei, indem sie Rohstoffe auch von außerhalb der Region. Die Sicherheit der Was- für die Herstellung von Arzneimitteln liefert, Lebensmittel serversorgung, die teilweise von der natürlichen Regulie- für eine abwechslungsreiche Ernährung bietet und durch rung der Wassergüte und -menge abhängt, unterliegt in der Grünflächen die Erhaltung der geistigen und körperlichen Region ebenfalls Schwankungen, wobei 15 Prozent der Gesundheit unterstützt. Das Wissen indigener Bevölke- Bevölkerung in Zentralasien keinen Zugang zu sauberem rungsgruppen und lokaler Gemeinschaften und die von ih- Trinkwasser haben. Das schwindende Wissen indigener Be- nen gepflegten traditionellen Bräuche tragen darüber hinaus völkerungsgruppen und lokaler Gemeinschaften hat nega- zur verbesserten Lebensqualität der Menschen bei, indem tive Auswirkungen auf ihr kulturelles Erbe und ihre Identität. das kulturelle Erbe und die kulturelle Identität bewahrt und gestärkt werden. In Europa und Zentralasien, einer Region mit einer Fläche von 31 Millionen Quadratkilometern, beträgt B. DIE BIOLOGISCHE VIELFALT IN der Medianwert der Regulierung der Süßwassergüte 1.965 $ EUROPA UND ZENTRALASIEN IST pro Hektar pro Jahr. Andere wichtige regulierende Ökosys- EINZIGARTIG, ABER GEFÄHRDET temleistungen sind unter anderem die Erhaltung natürlicher Lebensräume (765 $ pro Hektar pro Jahr), die Regulierung des Klimas (464 $ pro Hektar pro Jahr) und die Regulierung der Luftqualität (289 $ pro Hektar pro Jahr). Die Biodiversität von Europa und Zentralasien nimmt stetig und stark ab. Der Umfang natürlicher Ökosysteme Die Beiträge der Natur für die Menschen sind vom an- hat sich verringert; bspw. hat sich die Fläche an Feucht- haltenden Rückgang der biologischen Vielfalt bedroht. gebieten seit 1970 um 50 Prozent verringert, während Um die Beiträge der Natur für die Menschen nachhaltig zu natürliche und naturnahe Grünlandflächen, Torfmoore sowie bewahren, muss die biologische Vielfalt auf einem hohen Küsten- und ozeanische Lebensräume degradiert sind. Im Niveau aufrechterhalten werden. Die anhaltende Abnahme Hinblick auf die biologische Vielfalt der in ihnen auftretenden der Biodiversität hat über die vergangenen Jahrzehnte Arten sind die Ökosysteme einem erheblichen Rückgang die Verfügbarkeit zahlreicher Ökosystemleistungen beein- unterworfen. Von den bewerteten Arten, die ihren Lebens- trächtigt. Diese negativen Folgen betreffen unter anderem raum ausschließlich in Europa und Zentralasien haben, sind die Erhaltung natürlicher Lebensräume, die Bestäubung, 28 Prozent bedroht. Unter allen bewerteten Artengruppen, die Regulierung der Süßwassermenge und seiner Güte, die deren Lebensraum in der Region liegt, sind insbesondere Bodenbildung und die Hochwasserregulierung. Teilweise ist die Moose und Lebermoose bedroht (50 Prozent), Süßwas- Abnahme der biologischen Vielfalt den in der intensiven Land- serfische (37 Prozent), Süßwasserschnecken (33 Prozent), und Forstwirtschaft angewandten Verfahren zur Steigerung Höhere (Gefäß-) Pflanzen (33 Prozent) und Amphibien 10
KERNAUSSAGEN (23 Prozent). Die Artenzusammensetzung von Landschaften, Produktionsgebundene Subventionen haben zu einer Küsten und marinen Lebensräumen vereinheitlicht sich immer Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft geführt, die stärker, so dass deren Diversität immer weiter abnimmt. zusammen mit der Stadtentwicklung zu einer Verarmung der biologischen Vielfalt geführt haben. Eine zunehmende In den vergangenen Jahren haben nationale und Intensivierung der Bewirtschaftung wirkt sich oftmals auf die internationale Nachhaltigkeits- und Naturschutzpoli- traditionelle Flächennutzung aus. Die nachlassende tradi- tik und damit verbundene Maßnahmen zur Umkehr tionelle Landnutzung hat überall in der Region den Umfang einiger negativer Tendenzen bei der biologischen der naturnahen Lebensräume von hohem Erhaltungswert Vielfalt beigetragen. Eine nachhaltigere Bewirtschaftung reduziert; damit verbundenes indigenes und lokales Wis- der Fischereiressourcen und die Reduzierung der Überdün- sen, Bräuche und Kultur verschwinden mit ihr. Auch wenn gung von Meeren haben zu wachsenden Fischbeständen in die Schutzgebiete in der Region zugenommen haben, Gebieten wie der Nordsee geführt. Gefährdete Lebensräume können diese nicht allein den Verlust an biologischer Vielfalt wie die makaronesischen Waldgebiete und gefährdete Arten verhindern. Nur dort, wo Schutzgebiete wirksam betreut wie der Pardelluchs und der europäische Wisent haben sich werden, können sie dazu beitragen, den Verlust an biologi- auf Grund der gezielten, zu ihrer Erhaltung unternommenen scher Vielfalt zu verhindern. Anstrengungen erheblich erholen können. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologi- Insgesamt reichen die Fortschritte auf dem Weg hin sche Vielfalt und die Beiträge der Natur für die Men- zu gesunden Ökosystemen noch nicht aus. Während schen werden rapide zunehmen; in Zukunft werden der Zustand der biologischen Vielfalt in mancher Hinsicht sie wahrscheinlich eine der wichtigsten Ursachen durch den Schutz und die Bewahrung von Ökosystemen, des Wandels sein. Die Entwicklung bei der Gewinnung von Arten und von genetischer Vielfalt verbessert werden natürlicher Ressourcen, bei der Umweltverschmut- konnten, bleiben der Zustand der biologischen Vielfalt zung und bei dem Eindringen gebietsfremder invasiver und die diesbezüglichen Tendenzen jedoch insgesamt Arten haben die biologische Vielfalt und die Ökosys- negativ. Vermehrte Anstrengungen zur Erhaltung der Natur temleistungen in erheblichem Maße eingeschränkt und zu einer nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt und werden wahrscheinlich auch weiterhin eine er- würden die Chancen erhöhen, nationale und internationale hebliche Gefahr darstellen, insbesondere in Verbin- Ziele hinsichtlich der biologischen Vielfalt zu erreichen. dung mit dem Klimawandel. Die Gewinnung natürlicher Ressourcen übt nach wie vor erheblichen Druck auf die biologische Vielfalt aus. Darüber hinaus stellt die Umwelt- C. URSACHEN DES WANDELS DER verschmutzung trotz wirksamer Vorschriften eine große BIOLOGISCHEN VIELFALT UND Gefahr für die Biodiversität und menschliche Gesundheit dar. Die Zahl gebietsfremder invasiver Arten hat zugenom- DER BEITRÄGE DER NATUR FÜR men – dies gilt für sämtliche taxonomische Gruppen aller DIE MENSCHEN IN EUROPA UND Teilregionen von Europa und Zentralasien – und dies wirkt ZENTRALASIEN sich in gravierender Weise auf die biologische Vielfalt und die Ökosystemleistungen aus. Die Auswirkungen dieser unmit- telbaren Ursachen, sowohl für sich genommen, als auch im Änderungen in der Landnutzung sind die hauptsäch- Zusammenspiel, haben chronische, lang andauernde und liche, unmittelbare Ursache sowohl für die Abnahme später einsetzende Folgen für die biologische Vielfalt und der biologischen Vielfalt, als auch den Verlust von die Beiträge der Natur für die Menschen, da ökologische Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien. Systeme mit erheblichen Verzögerungen darauf reagieren. 11
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN Wirtschaftswachstum findet grundsätzlich nicht as usual”-Szenarien dargestellt werden) wird eine abgekoppelt von der Verschlechterung der Umwelt- weitgehende Erreichung der Ziele, vergleichbar mit bedingungen statt. Eine solche Entkopplung würde den Zielen für nachhaltige Entwicklung, behindern. ein grundlegendes Umdenken in der Politik sowie Zukunftsszenarien, die sich auf eine ausgewogene Steuerreformen überall in der Region erfordern. Das Nutzung der Beiträge der Natur für die Menschen Wirtschaftswachstum, üblicherweise gemessen am Bruttoin- konzentrieren und eine Vielzahl verschiedener Werte landsprodukt (BIP), hat überall in Europa und Zentralasien berücksichtigen, haben eine größere Chance, die die Ursachen für den Verlust an biologischer Vielfalt mittel- Mehrheit dieser Ziele zu erreichen. In den verschiede- bar verstärkt, was wiederum die Beiträge der Natur für die nen Szenarien für die Zukunft Europas und Zentralasiens Menschen schwächt. In der gesamten Region ist ein ganzes gibt es Hinweise auf Zielkonflikte bezüglich der verschiede- Spektrum an politischen Lösungen entwickelt und umgesetzt nen Ökosystemleistungen. Die Lösung dieser Zielkonflikte worden, darunter auch die Einführung von Umweltsteuern, hängt von politischen und gesellschaftlichen Wertvorstel- um das Wirtschaftswachstum von umweltschädlich wir- lungen ab. Szenarien, in denen proaktiv Entscheidungen kenden Faktoren abzukoppeln. Jedoch bestehen nach wie für die Umwelt getroffen, Konzepte zur Multifunktionalität im vor politische Instrumente, etwa umweltschädlich wirkende Umweltmanagement gefördert werden und die Einbezie- landwirtschaftliche Subventionen und Fördermittel für das hung von Umweltbelangen über die Grenzen von Sektoren Fischereiwesen, die den Übergang hin zu einer nachhaltigen hinweg gesichert ist, können unerwünschte Zielkonflikte Zukunft verhindern. Eine solche Entkopplung würde durch besser mindern als einzelne Maßnahmen der Umweltpolitik. neue Indikatoren unterstützt, die Bereiche wie Wohlerge- Es ist davon auszugehen, dass Szenarien, die eine Zusam- hen, Umweltqualität, Beschäftigung und Gleichbehandlung, menarbeit zwischen Ländern oder Regionen vorsehen, Bewahrung der biologischen Vielfalt sowie die Erhaltung der einen höheren Wirkungsgrad auf allen geographischen Fähigkeit der Natur, Beiträge für die Menschen zu erbringen, Ebenen entfalten werden bei der Minderung unerwünschter mit berücksichtigen. Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die Ökosys- temleistungen. D. ZUKÜNFTE FÜR EUROPA UND Die Entwicklungspfade mit dem höchsten Wirkungs- ZENTRALASIEN grad betonen die langfristige gesellschaftliche Trans- formation über Bildungsmaßnahmen, Wissens- transfer und partizipative Entscheidungsprozesse. Diese Entwicklungspfade begünstigen ressourcensparen- Die Fortführung vergangener und heutiger Entwick- de Lebensstile und betonen Gemeinschaftsaktionen und lungstrends bei den Ursachen für Wandel bis 2030 freiwillige Vereinbarungen, unterstützt durch sozialpolitische oder gar darüber hinaus (wie diese in den “business und informationelle Instrumente. Sie fördern regulierende Tabelle SPM 1 Teilregionen und Länder Europas und Zentralasiens gemäß Entscheidung IPBES-3/1, Anhang VII TEILREGION LÄNDER WESTEUROPA Andorra, Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Island, Irland, Israel, Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Monaco, Niederlande, Norwegen, Portugal, San Marino, Spanien, Schweden, Schweiz, Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland MITTELEUROPA Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Zypern, Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Montenegro, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Türkei OSTEUROPA Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien, Republik Moldau, Russische Föderation, Ukraine ZENTRALASIEN Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan 12
KERNAUSSAGEN Leistungen, und unterstreichen vielfältige Werte bei der sowie soziale und informationelle Instrumente zusätzli- Berücksichtigung der biologischen Vielfalt und der Beiträge che Anreize, mit denen Verhaltensänderungen ausgelöst der Natur für die Menschen über fachliche Grenzen und werden können. Die Fortentwicklung von (Menschen-) räumliche und zeitliche Ebenen hinweg. Weitere Maßnah- rechtsbasierten Instrumenten würde die grundlegenden men, etwa technische Innovationen, ökosystemorientierte Prinzipien des verantwortungsvollen Regierungshandelns, Ansätze, Segregation oder Integration von Naturschutz und die Beseitigung von Machtgefällen und die Unterstützung Landnutzung (“land sparing” oder “land sharing”) könnten des Kapazitätenaufbaus für indigene Bevölkerungsgruppen diese stärker an einer Transformation orientierte Lösungen und lokale Gemeinschaften vollumfänglich integrieren. Die fördern und ihnen den Weg ebnen. Mobilisierung ausreichender Finanzmittel würde die institu- tionelle Leistungsfähigkeit stärken, mit der wissenschaftliche Forschung, Schulungsmaßnahmen, der Kapazitätenaufbau, E. VIELVERSPRECHENDE GOVER- Ausbildungs- und Bildungsmaßnahmen und begleitende NANCEOPTIONEN FÜR EUROPA Monitoringtätigkeiten unterstützt werden. Die Beseitigung umweltschädlich wirkender Subventionen in verschiedenen UND ZENTRALASIEN sektorbezogenen Politiken, etwa in der Landwirtschaft, im Fischereisektor und im Energiesektor in Europa und Zen- tralasien wird schädliche Auswirkungen auf die biologische Den Akteuren in Europa und Zentralasien, unabhän- Vielfalt verringern und einen kosteneffektiveren Einsatz der gig davon, ob es sich um Akteure der öffentlichen öffentlichen Mittel ermöglichen. Hand oder privatwirtschaftliche Akteure handelt, steht eine Vielzahl von Governanceoptionen, politischen Die Einbeziehung des Schutzes und der nachhaltigen Konzepten und Managementverfahren zur Verfügung. Nutzung der biologischen Vielfalt sowie der dauerhaf- Doch es braucht zusätzliches Engagement, um diese ten Bereitstellung der Beiträge der Natur für die Men- zu übernehmen und wirksam umzusetzen, damit die schen als Querschnittsaufgabe in alle Sektorpolitiken, Ursachen des Wandels angegangen, die biologische Pläne, Programme, Strategien und Praktiken ließe sich Vielfalt geschützt und die Beiträge der Natur für die mit der Einführung von proaktiven fokussierten und Menschen im Interesse einer guten Lebensqualität zielgerichteten Umweltmaßnahmen erreichen. Bei den erhalten bleiben. Durchdachte, auf den jeweiligen Kontext Bemühungen, die zugrundeliegenden Ursachen für den ausgerichtete Kombinationen von politischen Instrumenten, Verlust an biologischer Vielfalt zu bewältigen, hat es bereits die bspw. auf ökosystemorientierten Ansätzen aufbauen, erste Fortschritte gegeben, indem entsprechende Maßnah- haben sich für die Governance biologischer Vielfalt und der men im Regierungshandeln sowie in der Gesellschaft inte- Beiträge der Natur für die Menschen als wirksam erwie- griert wurden. Ein solches Mainstreaming ließe sich durch sen. Während gesetzliche und ordnungsrechtliche Instru- einen dreistufigen Prozess umsetzen: zunächst die Sensi- mente das grundlegende Gerüst eines Politikmix dar- bilisierung für die Abhängigkeit einer guten Lebensqualität stellen, bieten ökonomische und finanzielle Instrumente von der biologischen Vielfalt; 13
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN zweitens die Definition politischer Ziele im Hinblick auf die serte Abstimmung würde eine stärkere Berücksichtigung der ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Erforder- biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen ermögli- nissen zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung; und chen und dabei die Zielkonflikte zwischen verschiedenen drittens die Gestaltung von Instrumenten und eines Politikmix Politik- und Wirtschaftssektoren beachten. Es besteht bspw. zur Unterstützung der Umsetzung einer wirksamen, effizienten ein weiter Handlungsspielraum, dieses Potenzial in den Be- und gerechten Politik und Entscheidungsfindung für die Natur reichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und im Fischereisektor und eine gute Lebensqualität. sowie in der Städteplanung zu heben. Wird über einzelne Sektoren hinaus die Wirtschaft insgesamt in den Blick Eine verbesserte sektorübergreifende Integration zur genommen, beinhaltet dies eine volkswirtschaftliche Wohl- Abstimmung der Governance der biologischen Vielfalt fahrtsmessung über die aktuellen Wirtschaftskennzahlen und der nachhaltigen Bewahrung der Beiträge der hinaus, die die vielfältigen Werte der Natur berücksichtigt. Natur für die Menschen würde negative Folgen für Ökologische Finanzreformen würden integrierte Anreize die Natur und die Menschen vermeiden. Eine verbes- Box SPM 1 Europa und Zentralasien Die Region Europa und Zentralasien umfasst 54 Länder Sektoren. Die Meere der Region weisen hinsichtlich ihrer (Tabelle SPM.1) in vier Teilregionen (Abbildung SPM.1). Temperaturen, Strömungen, Nährstoffverfügbarkeit, Tiefen Diese Länder unterscheiden sich erheblich in ihrer Größe und Mischungsverhältnisse eine hohe Heterogenität auf. In der und umfassen sowohl das größte, als auch das kleinste gesamten Region bestehen große Unterschiede hinsichtlich der Land der Erde; sie haben vielfältige Regierungsstrukturen, Datenqualität und der Datenverfügbarkeit. Kulturen, Wirtschaften, Ökoregionen und wirtschaftliche Box SPM 1 Europa und Zentralasien mit den vier IPBES-Teilregionen und den Ozeanen und Meeren der Region. I sl ä Nordöstlicher nd ch Ar Atlantik is es kt Me is er ch er O huktschensee er zea n Tsc or d ee eer bv ordm Europäisches N eS rie l O s tsi biris c h e S e e a uft lbinse isch r se nha ee Ba B eri n g e e r s e La rd Kelt ren Py was pte No ä m w s ee ren tssee W e fen ase es Kar Tie teuropa ee Osts Mi azifik tt Mittel- Ochots- lme kisches er P e europa Osteuropa Meer e r ch Sc eer M hw tli ar ze es s w r es M ee rd o Zentralasien N sc h spi Ka 0 500 1.000 2.000 3.000 km ECA TEILREGIONEN und MEERE Projektion: Winkeltreue Lambert-Kegelprojektion Nord-Asien Quelle: Natural Earth www.naturalearthdata.org 14
KERNAUSSAGEN schaffen und eine Hebelwirkung erzeugen, um Handeln stär- ist die hohe Bedeutung einer wirksamen Einbindung ver- ker in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung umzulenken. schiedener Akteure bereits anerkannt; diese Einsicht gewinnt auch zunehmend in Osteuropa und Zentralasien Raum. Diese Eine erhöhte Teilhabe und Einbindung von Interessen- Beteiligung kann durch sorgfältiges Monitoring und Evaluation gruppen wird dazu beitragen, verschiedene Wissens- gestärkt werden, indem verschiedene Werte berücksichtigt formen in die Politikgestaltung und Entscheidungs- werden, einschließlich derer der indigenen Bevölkerungsgrup- findung zu integrieren, bei gleichzeitiger Förderung der pen und lokalen Gemeinschaften. gemeinsamen Verantwortung. In West- und Mitteleuropa Box SPM 2 Die Beiträge der Natur für die Menschen Das regionale Assessment für Europa und Zentralasien (Abbildung SPM.2) {2.1.1}. Die auf den jeweiligen Kontext betrachtet Ökosystemleistungen aus der Perspektive der ausgerichtete Betrachtung schließt geographische und Beiträge der Natur für die Menschen (siehe Anlage 2). Dabei kulturelle Aspekte der indigenen und lokalen Wissenssysteme werden sowohl das wissenschaftliche Konzept ökosystemarer ein. Mit dem Verlauf der grünen zur braunen Färbung der Güter und Dienstleistungen, als auch das in indigenen und Spalten in Abbildung SPM.2 wird aufgezeigt, ob die Beiträge lokalen Wissenssystemen vorhandene Konzept der Geschenke der Natur für die Menschen stärker mit natürlichen Systemen der Natur betrachtet. Die Beiträge der Natur für die Menschen oder mit kulturellen Systemen verbunden sind. Instrumentelle können sich je nach kulturellem Kontext sowohl als Vorteil, Werte bezeichnen den Wert, der der Verwendbarkeit von als auch als Nachteil auswirken; sie werden aus zweierlei sich etwas zur Erreichung eines bestimmten Zwecks zugewiesen ergänzenden Sichtweisen eingeschätzt: eine grundsätzlich wird. Relationelle Werte sind positive Werte, die „erwünschten ausgerichtete Betrachtung und eine auf den jeweiligen Kontext Beziehungen“ zugewiesen werden, etwa Beziehungen der ausgerichtete Betrachtung. Die grundsätzlich ausgerichtete Menschen untereinander und zwischen den Menschen und Betrachtung beinhaltet 18 Kategorien, die in drei sich teilweise der Natur. überschneidende Gruppen aufgeteilt sind: regulierende, materielle und immaterielle Beiträge Abbildung SPM 2 Die Beiträge der Natur für die Menschen und deren Verhältnis zur Lebensqualität, dargestellt als instrumentelle und relationelle Werte BEITRÄGE DER NATUR FÜR DIE MENSCHEN LEBENSQUALITÄT Erhaltung natürlicher Sicherheit der Lebensräume Lernerfahrungen und Versorgung INSTRUMENTELL Inspiration mit Lebensmitteln, Bestäubung Energie und Wasser Nahrungs- und Regulierung der Futtermittel Luftqualität Regulierung des Klimas Körperliche und psychologische Körperliche, geistige Regulierung der Energie Erfahrungen und seelische Ozeanversauerung Gesundheit Regulierung der Süßwassermenge Materialien und Regulierung der Identitätsförderung Unterstützung Süßwassergüte Kulturelles Erbe, Bodenbildung Identität und Übernahme von Regulierung von Verantwortung Gefährdungen Heilmittelquellen Regulierung von für Bewahrung von den Menschen Optionen schädlichen Organismen Umweltgerechtigkeit und RELATIONELL Gleichbehandlung REGULIEREND MATERIELL IMMATERIELL 15
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN 16
KERNAUSSAGEN HINTER- GRUND 17
REGIONALES ASSESSMENT ZUR BIOLOGISCHEN VIELFALT UND ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN IN EUROPA UND ZENTRALASIEN HINTERGRUND A. Die Natur und ihr Beitrag zur Lebensqualität der Menschen in Europa und Zentralasien A1 Die Natur erbringt wertvolle materielle (z. B. Die immateriellen Beiträge der Natur für die Menschen, Lebensmittel), regulierende (z. B. Regulierung des darunter körperliche und psychologische Erlebnisse im Klimas und Bestäubung) und immaterielle Beiträge Zusammenhang mit Tourismus und Freizeit, werden auf einen (z. B. Lernerfahrungen und Inspiration) für die mittleren monetären Wert von 1.117 $ pro Hektar pro Jahr Menschen (Abbildung SPM.2). Diese Beiträge sind geschätzt (ungelöst) {2.3.5.2}. Andere immaterielle Beiträge von wesentlichem Belang für die Lebensqualität wie etwa kulturelles Erbe und Identität können unter An- der Menschen, da diese jeweils einen erheblichen wendung von nicht-monetären Herangehensweisen bewertet wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen werden (noch nicht vollständig nachgewiesen) {2.3.5.2, Wert darstellen (allgemein anerkannt)2 {2.3.5}. 2.3.5.3}. Diese Werte werden in der Literatur als die Aus- einandersetzung der Menschen mit der Natur im Rahmen Unter den am höchsten bewerteten, regulierenden Beiträ- von Erholung und Tourismus angegeben, als spirituelle und gen der Natur für die Menschen in Europa und Zentralasien ästhetische Erfahrungen, Lernprozesse, die Entwicklung indi- sind die folgenden: Regulierung der Güte des Süßwassers genen und lokalen Wissens, und als der Wunsch, bestimmte und der Küstengewässer (geschätzt auf einen Wert im Mittel Bereiche und symbolträchtiger Arten zu schützen (allgemein von 1.9653 $ pro Hektar pro Jahr) (noch nicht vollständig anerkannt) {2.2.3}. nachgewiesen); Erhalt natürlicher Lebensräume (765 $ pro Hektar pro Jahr) (ungelöst); Regulierung des Klimas (464 $ Die Beiträge der Natur für die Menschen sind von Wert für pro Hektar pro Jahr); und die Regulierung der Luftqualität die menschliche Gesundheit (allgemein anerkannt) {2.3.2}, (289 $ pro Hektar pro Jahr) (noch nicht vollständig nach- einschließlich ihrer Funktion in der modernen und tradi- gewiesen) {2.3.5.2}. In Geldeinheiten ausgedrückte Werte tionellen Medizin, für die Nahrungsmittelvielfalt (allgemein der regulierenden Beiträge für die Menschen sind jedoch anerkannt) {2.2.2.4, 2.3.2} und bei städtischen Grünflächen ortsbezogen und unterliegen in der gesamten Region Europa (noch nicht vollständig nachgewiesen) {2.3.2}. Eine nicht und Zentralasien erheblichen Schwankungen je nach Ort, nachhaltige Ausbeutung der Ressourcen bedroht bspw. Lebensraum, Größenordnung der jeweiligen Beiträge und der den Fortbestand einiger Heilpflanzen (noch nicht vollständig angewandten Bewertungsmethode. nachgewiesen) {2.2.2.4}. Die materiellen Beiträge der Natur für die Menschen werden Indigene Bevölkerungsgruppen und lokale Gemeinschaften mit erheblichen Werten versehen, die teilweise in üblichen besitzen einzigartiges Wissen über die Beiträge der Natur Marktpreisen widergespiegelt werden. Die landwirtschaftliche für die Menschen, das für viele lokale Gemeinschaften von Produktion in den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union hohem Wert ist (noch nicht vollständig nachgewiesen) {2.3.3}. generiert Gewinne in einer Spanne von 233 $ pro Hektar pro Allerdings ist das indigene und lokale Wissen über Ökosys- Jahr (Getreide) bis 916 $ pro Hektar pro Jahr (Mischkulturen), teme und Tierarten teilweise verloren gegangen (allgemein während die Holzversorgung aus Forsten einen Gewinn von anerkannt) {2.2.3.1.2, 2.3.3}; ebenso nimmt die sprachliche 255 $ pro Hektar pro Jahr {2.3.5.1} generiert. Vielfalt ab (die stellvertretend für das indigene und lokale Wissen steht) (allgemein anerkannt) {2.2.3.1.2, 2.3.3}. 2 Eine Erläuterung der für das Vertrauensniveau verwendeten Begriffe ist Es besteht eine ganze Reihe von monetären und nicht mone- Anlage 1 zu entnehmen. tären Konzepten, um die zahlreichen Beiträge der Natur für 3 Diese in Geldeinheiten ausgedrückten Werte sind auf eine gemeinsame die Menschen widerzuspiegeln. Neuere Herangehensweisen Währung vereinheitlicht worden (und werden in internationalen Dollar – $ angegeben) sowie auf ein einheitliches Bezugsjahr (2017). ermöglichen eine Integrierung dieser Werte in die Entschei- Das Standardisierungsverfahren rechnet die in einer bestimmten dungsfindung, um die wirtschaftlichen und gesellschaftspoli- Währung und in einem bestimmten Jahr abgeleiteten Werte in eine Standardwährung und ein einheitliches Bezugsjahr unter Anwendung tischen Vorteile zu maximieren und einen größtmöglichen angemessener Deflatoren für das Bruttoinlandsprodukt und ange- Zugewinn an Lebensqualität zu erreichen. messener Umrechnungskurse für die Kaufkraftparität (PPP) um. 18
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