Der Anfang eines Endprodukts - Stiftung Terra Vecchia
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Herausgeberin Stiftung Terra Vecchia Melchenbühlweg 156 3073 Gümligen info@terra-vecchia.ch www.terra-vecchia.ch Gesamtkoordination Gabriela Graber Geschäftsleiterin Gestaltung Büro Destruct Marc Brunner Wasserwerkgasse 7 3011 Bern mb@burodestruct.net www.burodestruct.net Redaktion Bachmann Kommunikation Monika Bachmann Freiestrasse 41 3012 Bern mb@bachmann-kommunikation.ch www.bachmann-kommunikation.ch Fotografien Franziska Frutiger Ziegelhof 3235 Erlach info@franziskafrutiger.com www.franziskafrutiger.com Alexander Jaquemet Ziegelhof 3235 Erlach alexander@jaquemet.com www.jaquemet.com Manu Friedrich Altenbergstrasse 50b 3013 Bern manu@manu.ch www.manu.ch Korrektorat Ariane Dasen Teamleiterin Administration Zentrale Dienste Kevin Dasen Stv. Geschäftsleiter Zentrale Dienste Final Brigit Zuppinger Druck Druckerei Brunner Uettligenstrasse 13 3033 Wohlen b. Bern info@druckerei-brunner.ch www.druckerei-brunner.ch Auflage 4'600 Exemplare Erscheinungsdatum Mai 2021
Editorial ten vorhanden ist. «Man muss heutzutage sehr innovativ sein, um auf dem hart um- kämpften Markt bestehen zu können», sagt Ingo Meyer, Abteilungsleiter von GlasArt (Seite 10). Im Umgang mit Kundinnen und Kunden setze man deshalb auf Individualität. Dass sich der Handel im Wandel befindet, weiss niemand besser als Nicole Loeb. Sie führt das Warenhaus in fünfter Generation und beschäftigt sich mit aktuellen Trends wie Digitalisierung und Kommunikation. Was das für ein Traditionsunternehmen bedeu- tet und warum ihr die Corona-Krise die Luft zum Atmen nahm, erfahren Sie im Interview ab Seite 20. Die Stiftung Terra Vecchia schafft Arbeit und fördert damit Menschen. Mit zahlreichen Lehrstellen und Arbeitsintegrationsplätzen tragen wir dazu bei, dass Jugendliche und Liebe Leserin, lieber Leser Erwachsene sich als wirksam erleben und neue Perspektiven entwickeln. Denn die Ar- Ein Bauwerk benötigt einen tragfähigen Un- beit ist ein wichtiges Fundament im Leben. tergrund. Das Fundament sorgt für Stabilität. Mitarbeitende der Stiftung Terra Vecchia, Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entde- die im Bereich der Produktion arbeiten, ken- cken unserer Produkte. nen sich damit aus. Es kommt vor, dass sie gemeinsam ein Haus bauen oder sanieren. Jost Eggenschwiler Davon erzählt die Geschichte auf Seite 8: Für Mitglied der Geschäftsleitung unsere Kundschaft ging mit der Renovation Betriebsleiter Schlosserei ein Herzenswunsch in Erfüllung. In diesem Jahresmagazin rücken wir Objekte in den Mittelpunkt, die in den acht Produk- tionsbetrieben der Stiftung Terra Vecchia entstehen. Es sind kleine und grosse Dinge, die nachhaltig, sozial und handgemacht sind. Die Klientinnen und Klienten der So- zialtherapie und Arbeitsintegration wirken bei der Produktion engagiert mit und finden auf diesem Weg zurück in einen normalen Alltag und die Arbeitswelt. Der soziale Auftrag kann nur dann erfüllt werden, wenn die Nachfrage nach Produk-
Inhalt 5 Hallo, ich bin ein Produkt! 6 Abendessen für Freiwillige 8 Sanierung Zweifamilienhaus 10 «Individualität ist unser Markenzeichen» Die Produktionsbetriebe der Stiftung Terra Vecchia positionieren sich nahe am Markt. Gleichzeitig haben sie einen sozialen Auftrag. Wie man Wirtschaftlichkeit mit sozialen Elementen in Einklang bringt, diskutieren die Betriebsleitenden Ingo Meyer (GlasArt) und Thomas Meyer (Schreinerei). 12 Binäre Murmel-Addiermaschine 14 Ein Tag in der Malerei: Reportage eines Lernenden 18 Blumenstrauss 20 «Die soziale Verantwortung wurde mir am Küchentisch eingeimpft» Nicole Loeb hat die DNA einer Unternehmerin. Um den Wandel im Detailhandel zu bewerkstelligen, verfolgt sie neue Trends und setzt ebenso auf Bewährtes. Im Interview spricht sie über Innovation und Kreativität in Zeiten von Corona. 24 Geländer und Pergola 26 «Im Clinch zwischen Sozialauftrag und Produktion» Die Arbeitsagogik ist eine Disziplin in einem viel- schichtigen Spannungsfeld. In welchem Umfeld kann sie erfolgreich sein? Und wo stossen Fachpersonen an Grenzen? Sieben Fragen an die Experten. 28 Metallturm für Solarstrombatterien 30 Wasserflasche 32 Zu neuem Leben erweckt: Upcycling-Produkte 34 Ausblick: Wir betreten neues Terrain 36 Hinweise & Adressen 38 Das letzte Wort von Andrea Hodel
Hallo, ich bin ein Produkt! Diese Vorratsdose im frühlingshaften 68 Dienstleistungen in verschiedenen bot. In den Bereichen Produktion und Wiesenlook ist der ideale Behälter, um Sparten anbieten: Baumeisterarbeiten Dienstleistungen sind 48 Mitarbei Lebensmittel aufzubewahren: stilvoll, mit Holzbau und Spenglerei, Innenge- tende, 135 Klientinnen und Klienten ökologisch und nachhaltig. Bei GlasArt, staltung und -ausbau, Küchen und und 24 Lernende tätig. Übrigens: wo das Produkt hergestellt wird, wir- Möbel, Metallarbeiten, Malerarbeiten, Die Vorratsdose kann im Webshop be ken Menschen mit, die auf dem Weg Gartenbau, Autoservice, Gastronomie, stellt werden – in zehn verschiedenen der beruflichen Integration sind. Glas- und Textilwaren sowie Acces- Designs. Die Stiftung Terra Vecchia führt acht soires. Ein Blumenladen und eine neue Betriebe, die rund 133 Produkte und Logistikabteilung ergänzen das Ange- www.shop.terra-vecchia.ch 5
Abendessen für Freiwillige Betrieb: Gastronomie Kundin: Silvia Tapis, Reformierte Kirchgemeinde Muri-Gümligen Jonathan König (links) liebt es, mit sei- te gerne mit einer «geschmacklich und mierten Kirche Muri-Gümligen. nen Händen Lebensmittel zu veredeln. farblich abgestimmten» Komposition. Das Catering der Stiftung Terra Vecchia «Das Kochen ist meine Leidenschaft», kommt dabei gut an: «Die Gäste loben sagt er. Der Leiter der Gastronomie Die Freiwilligen der Kirchgemeinde das Essen», so Silvia Tapis. bezieht die Ware am liebsten aus der Muri-Gümligen werden einmal pro Bemerkenswert scheint auch die Region und verwendet für die Menüs Jahr zu Tisch gebeten. «Wir danken Stimmung: «Das Team der Gastro- saisonale Produkte. Zusammen mit ihnen mit einem Merci-Fest», erklärt nomie verbreitet sehr gute Laune», seinem Team überrascht er seine Gäs- Silvia Tapis (rechts) von der Refor- verrät sie. «Wir haben viel gelacht!» 7
Sanierung Zweifamilienhaus Betriebe: Baumeister, Gartenbau, Holzbau, Malerei, Schlosserei, Schreinerei, Spenglerei/Sanitär Kundin/Kunde: Josephine Weber, Thomas Bauer «Es ist eine Herzenssache», sagt Josephine Weber über die Renovation Alles aus einer Hand: Von der Planung ihres Elternhauses. «Wir konnten all über den Innenausbau bis zur Garten- unsere Wünsche mit Unterstützung gestaltung wurden sämtliche Arbeiten der Stiftung Terra Vecchia umsetzen.» von Mitarbeitenden sowie Klientinnen Die Zusammenarbeit hat sie als Berei- und Klienten der Stiftung Terra Vecchia cherung erlebt: «Manchmal ging es ausgeführt. Architekt und Bauleiter auf der Baustelle richtig familiär zu Tom Rüthy (rechts) passt seine Entwür- und her», so die Eigentümerin. Lebens- fe stets den Menschen an, die ihren partner Thomas Bauer (links) freut Traum verwirklichen wollen. Zusam- sich, dass in der ehemaligen Sattlerwerk- men mit seinem Team hat er ein Objekt statt seine Eisenbahnmodelle entste- zum Wohlfühlen realisiert. hen, die draussen Fahrt aufnehmen. 9
Produktion und Arbeitsintegration «Individualität ist unser Markenzeichen» Die Produktionsbetriebe der Stiftung Terra Vecchia positionieren sich nahe am Markt. Gleichzeitig begleiten die Teams Menschen, die auf dem Weg der Arbeitsin- tegration sind. Wie lebt es sich an der Schnittstelle zwischen Wirtschaftlichkeit und sozialer Verantwortung? Abteilungsleiter Ingo Meyer (GlasArt) und Betriebsleiter Thomas Meyer (Schreinerei) erzählen. Wenn in der Schreinerei die Maschinen auf Hochtouren laufen, ist das gut fürs Geschäft. Das trifft auch auf das Atelier GlasArt zu. Beide Betriebe werden von der Stif- tung Terra Vecchia geführt und sind Teil eines Produk- tionsbereichs, der acht Betriebe umfasst. Sie streben in erster Linie die Arbeitsintegration von unterstützungs- bedürftigen Personen an. Dennoch orientieren sie sich an den Bedingungen des Marktes. Das heisst: Nur wenn die Nachfrage nach Produkten vorhanden ist, kann der soziale Auftrag erfüllt werden. Die Schreinerei ist un- ter anderem für ihre hochwertigen Küchen bekannt, das Atelier GlasArt für seine einzigartigen Trinkgläser. Wel- che Anforderungen stellt es an die Betriebsleiter, wirt- schaftliche Faktoren und soziale Elemente in Einklang zu bringen? Ingo Meyer: «Man muss heutzutage sehr innovativ und agil sein, um auf dem Markt bestehen zu können. Glas Art versteht sich als Dienstleister und pflegt die Nähe zu Kundinnen und Kunden. Die Konkurrenz ist gross. Wir bewegen uns jedoch in einer Nische, die gefragt ist. Bisher ist es uns glücklicherweise gelungen, unseren Auftrag zu erfüllen: Wir schaffen Arbeit und fördern damit Menschen; mit unseren Dienstleistungen und Pro dukten legen wir ein Fundament, damit sie den Weg in die Arbeitswelt finden.» Thomas Meyer: «Im Schreinergewerbe gibt es einen er heblichen Preisdruck, den bekommen auch wir sehr zu spüren. Ausserdem sind die Klientinnen und Klienten, öffentlichen Hand finanziert. Das Geld fliesst somit in die zur Arbeitsintegration bei uns mitwirken, zuneh die Betriebe ein. Warum bewegt sich die Stiftung Terra mend leistungsschwächer. Häufig sind es Menschen, die Vecchia mit ihren Produkten auf dem Markt, obwohl sie eine Tagesstruktur benötigen. Es wäre wünschenswert, über Leistungsverträge finanziert wird? wieder mehr Lernende ausbilden zu können, da diese mit der Zeit in der Lage sind, tatkräftig im Betrieb mitzuar Thomas Meyer: «Ein Blick in die Geschichte der Stiftung beiten. Doch die Nachfrage nach Lehrstellen ist klein. zeigt, dass während der Gründungszeit viele Idealis Diese Entwicklung macht uns zu schaffen.» ten mitgewirkt haben. Es waren teils leidenschaftliche Handwerker – auch ich bin einer von ihnen. Wir stellten Mit dem Verkauf ihrer Objekte erzeugen die Betriebe der damals fest, dass die Klientinnen und Klienten, die we Stiftung Terra Vecchia einen beachtlichen Teil des Um- gen Suchtproblemen in Therapie waren, nach dem Ent satzes. Die Schreinerei generiert zwei Drittel der Einnah- zug sehr leistungsfähig waren. Es bedeutete uns viel, men über ihre Produkte. Bei GlasArt ist es ein Viertel, da diese Menschen auszubilden und ihnen somit eine Per in diesem Betrieb der Anteil niederschwellige Plätze zur spektive zu ermöglichen. Gemeinsam stellten wir hoch Arbeitsintegration deutlich höher ist als in der Schrei- wertige Produkte her – wir wollten auf dem Markt mit nerei. Diese unterstützenden Angebote werden von der halten. Da spielte auch unser Berufsstolz eine Rolle.» 10
Ingo Meyer: «Auch bei GlasArt erwirtschaften wir ei Thomas Meyer: «Erfolgsversprechend sind die qualitativ nen beachtlichen Teil über die Produkte, obwohl wir – gute Arbeit und die Langlebigkeit der Produkte, die wir im Vergleich zur Schreinerei – weniger Geld über diesen herstellen. Unsere Küchen überzeugen durch Funktiona Zweig generieren. Dennoch legen wir grossen Wert auf lität und Ästhetik. Dazu erledigen wir auch anspruchs möglichst realitätsnahe Bedingungen. Wenn wir Auf volle Schreinerarbeiten im Innenausbau oder Möbel und träge für Kundinnen und Kunden ausführen, generieren Türen nach Mass. Der eigentliche Zweck unserer Arbeit wir Einnahmen. Als Abteilungsleiter möchte ich mit den liegt jedoch darin, dass wir Menschen mitnehmen, die im Produkten erfolgreich sein. Unsere Ware wird professio Leben vorübergehend Unterstützung benötigen, was ich nell hergestellt und pünktlich geliefert. Das erzeugt Auf im Alltag als sehr sinnstiftend erlebe.» wand und teils auch Stress. Die Klientinnen und Klien ten wissen am Abend, was sie tagsüber geleistet haben. Die Produktionsbetriebe bewegen sich in einem dynami- Viele schätzen es, dass wir jeden Tag auf sie zählen.» schen Umfeld. Die Konkurrenz wächst, der Preisdruck steigt. Kommt hinzu, dass die Standorte dezentral sind Bei GlasArt arbeiten fünf Betreuungspersonen, die und die Wege zwischen den verschiedenen Organisati- durchschnittlich insgesamt 25 Personen begleiten, die onseinheiten entsprechend lang. Da stellt sich die Frage von unterschiedlichen Institutionen zur Arbeitsintegra- nach der Perspektive: Ist das Modell noch zeitgemäss? tion zugewiesen werden. Ein Einsatz bei GlasArt ermög- Und wo stehen die Betriebe in zehn Jahren? licht den Teilnehmenden, sich gewisse Schlüsselkom- petenzen anzueignen, die für die Alltagsbewältigung Thomas Meyer: «Wir werden zukünftig Synergien nut wichtig sind. Zudem kann eine praktische Ausbildung zen. Einzelne Betriebe werden wahrscheinlich, was den (PrA INSOS) gemacht werden. In der Schreinerei sind Standort betrifft, näher zusammenrücken. Um die Zu sechs gelernte Fachpersonen am Werk. Der Betrieb bietet kunft der Schreinerei zu sichern, könnte ich mir vorstel zudem rund 15 geschützte Arbeitsplätze für Menschen len, dass wir uns stärker auf gewisse Produkte spezia mit einer IV- oder SUVA-Rente an. Es besteht die Mög- lisieren. Ausserdem soll die Schreinerei als Adresse für lichkeit, eine Ausbildung mit einem eidgenössisch aner- gute Ausbildungsplätze bekannter werden.» kannten Abschluss (EFZ/EBA) zu absolvieren. Welches sind die wichtigsten Faktoren, die den Betrieben zum Er- Ingo Meyer: «Wir möchten heute und auch in Zukunft folg verhelfen? ein Ort sein für Menschen, die trotz schwieriger Um stände ins Arbeitsleben einsteigen wollen. Ausserdem Ingo Meyer: «In meinem Bereich hängt der Erfolg we sollte in zehn Jahren in jedem Schweizer Haushalt ein sentlich vom Netzwerk ab. Wir pflegen gute Kontakte Produkt von GlasArt auf dem Tisch stehen!» zu regionalen Firmen und generieren somit immer wie der Arbeit für GlasArt. Im Umgang mit Kundinnen und Kunden sind heutzutage vor allem Innovation und Ser vice gefragt. Wer zu uns kommt, kann von einer persön lichen Beratung profitieren – egal, ob ein Glas oder 2000 Gläser bestellt werden. Wir gehen stets auf individuelle Wünsche ein und suchen Wege, um diese zu erfüllen. Ich denke, Individualität ist unser Markenzeichen – das gilt eigentlich für die ganze Stiftung Terra Vecchia.» Thomas Meyer (links) ist Schreinermeister und Betriebsleiter der Schreinerei, die sich in Tägert- schi befindet. Das Team setzt individuelle Wün- sche sowohl im Innenausbau als auch in der Ge- staltung von Küchen und Möbelstücken um. Der Betrieb bietet Lehrstellen und geschützte Arbeits- plätze sowie Abklärungen, Arbeitstrainings und Integrationsmassnahmen an. Kontakt: schreinerei@terra-vecchia.ch Ingo Meyer (rechts) ist Arbeitsagoge und Abtei lungsleiter von GlasArt in Gümligen. Im Betrieb werden Alt- und Neuglas in hochwertige Gebrauchs- gegenstände wie Trinkgläser, Vasen und Wind- lichter verwandelt. Die Produkte kann man im Handel, im Onlineshop oder direkt bei Glas A rt kaufen. Auf Bestellung werden individuelle Serien hergestellt, die häufig als Werbeträger für Firmen genutzt werden. GlasArt bietet geschützte Arbeits- plätze, Abklärungen, Arbeitstrainings und Inte- grationsmassnahmen an sowie die praktischen Ausbildungen PrA Industrie und PrA Logistik. www.shop.terra-vecchia.ch 11
Binäre Murmel- Addiermaschine Betrieb: Schreinerei Kundin: Brigitte Pemberger, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (D) Mit der Binären Murmel-Addiermaschine (Binäre MAMA) erkunden Kinder die grundlegenden Prinzipien der Infor- matik, ohne Zeit am Bildschirm zu verbringen. «Digitale Bildung geht auch analog», sagt Brigitte Pemberger (links), Projektleiterin der Werkstatt «Analog-Digidaktik». Als sie sich auf die Suche nach einem Produzenten macht, trifft sie auf die Schreinerei der Stiftung Terra Vecchia und befin- det sich schon bald in einem «hoch interessanten Entwicklungsprozess», wie sie erzählt. Die Anfrage von Brigitte Pemberger weckt bei Nando Wespi (rechts) den Innovationsgeist: «Wie schafft man es, einen Computer in seine ursprüng- liche Form zurückzuversetzen, sodass er in Kinderhände passt?», fragt er sich. Der Objektdesigner entwickelt einen Prototypen und stösst auf Be geisterung. «Es ist sinnstiftend, ein Produkt zu entwerfen, das Kindern auf spielerische Art Wissen vermit- telt», sagt Nando Wespi. Inzwischen läuft die Herstellung auf Hochtouren. Das Endprodukt ist an Schulen in der Schweiz, Dänemark, Deutschland und Österreich im Einsatz. 12
13
Terra Vecchia als Lehrbetrieb Ein Tag in der Malerei Bernardo Kunz wollte schon immer Maler lernen. Durch den Drogenkonsum verbaute er sich diesen Weg. Im Februar 2018 entscheidet er sich für eine Wende und tritt in die Sozial therapie Melchenbühl ein. Ein Glücksfall: Bereits ein halbes Jahr später kann er in der Malerei der Stiftung Terra Vecchia eine Lehre als Maler EFZ beginnen. Inzwischen steht er kurz vor dem Berufsabschluss und wohnt mit seinen zwei Brüdern in einer eigenen Woh- nung. Der 28-Jährige hat seinen Alltag mit dem Handy dokumentiert. Um 7.20 Uhr treffe ich in der Malerei ein. Bevor ich zur Bau- stelle fahre, erledige ich manchmal klei nere Einzelaufträge. Inzwischen sind wir in Ostermundigen auf der Baustelle. Hier verpassen wir einem Büro einen frischen Anstrich. Bevor es losgeht, wird alles feinsäuberlich abge- deckt. Morgens um 6.30 Uhr steige ich in Bümpliz in die überfüllte S-Bahn und fahre nach Bern. Dort neh- me ich den Zug nach Oberburg. 14
Es ist Tradition, gemeinsam Pause zu machen. Wegen Corona achten wir immer auf genügend Abstand. Auf der Baustelle demonstriert unser Berufsbildner, wie man beim Rollen der Decke vorgehen muss, damit es schön wird und sau- ber bleibt. Am Mittag holen wir uns beim Asiaten ein Take-away. Ich kenne den Laden, da ich ein Jahr lang in Oster- mundigen, in der Aussenwohngruppe von Terra Vecchia, gewohnt habe. Danach geht’s zurück auf die Baustelle. 15
Am späteren Nachmittag sind wir mit dem Malen fertig. Jetzt lösen wir sorgfältig alle Ab- deckungen. Je mehr man ins Abdecken investiert, desto schöner ist das Endprodukt. Um 16.30 Uhr ist Feierabend. Ich neh- me den Zug zurück nach Bümpliz. Wenn ich zu Hause ankomme, bereiten meine Brüder und ich meist einen kleinen Snack vor. Diese Stärkung ist nötig, da Nach dem Abschluss wir nach 18 Uhr eine der Arbeit sorgen Stunde lang Kraft- wir auf der Baustelle training machen. für Sauberkeit. 16 16
Auch eine Vertie- fungsarbeit wird von der Schule verlangt. Dabei geht es um Allgemeinbildung. Ich schreibe über Japan. Danach muss ich ab- Um 19 Uhr ist noch- schalten. Häufig gehe mals Arbeiten ange ich zu einem Freund, sagt. Ich bereite der Tattoos macht. mich zurzeit auf die Seit Corona habe Abschlussprüfung ich mir etwa 30 Tat- vor und muss viel toos stechen lassen. lernen, zum Beispiel Ich kann dabei voll die Berufskunde relaxen. Das hier ist oder die Theorie der die Hannya Maske, Holzwerkstoffe. ein japanisches Motiv. Wenn die Arbeit erledigt ist, klopfen wir manchmal mit unseren Nachbarn einen Jass. Das Spiel habe ich von meinen Grosseltern gelernt. Ich bin bei ihnen im Emmental aufgewachsen. 17
18
Blumenstrauss Betrieb: Blumenladen Caterina Riva (rechts) von der Apo Kundin: Caterina Riva, theke Unitobler bezieht seit Jahren Apotheke Unitobler bunte Sträusse vom Blumenladen und stellt sie jeweils auf den schwarzen So bunt wie die Sträusse findet Laura Tisch im Eingangsbereich der Apothe- Annamaria Baumgartner (links) auch ke. «Niemand sonst bekommt so viele ihren Beruf. Die angehende Floris- Komplimente in unserem Laden wie tin EFZ verwendet gerne saisonale der Blumenstrauss», scherzt sie. Jede Produkte und achtet beim Herstellen Woche werde ihr ein Bouquet gelie- nicht nur auf eine gute Verarbeitung, fert, das fantasievoll und ästhetisch sondern auch auf die Optik: «Ein Blu- sei. «Im Blumenladen liest man uns menstrauss muss harmonisch wirken die Wünsche von den Lippen ab», so und in Form sein», sagt die Lernende. die Kundin. 19
Interview «Die soziale Verantwortung wurde mir am Küchentisch eingeimpft» Nicole Loeb hat die DNA einer Unternehmerin. Sie führt das Warenhaus in fünfter Generation. Der Detailhandel befinde sich im Wandel, sagt sie. Die Megatrends sind Digitalisierung und Kommunikation. Die Corona-Krise fordere der Branche aber deutlich mehr ab, so Nicole Loeb. «Gefragt sind Kreativität und Innovation.» Frau Loeb, Sie führen ein Warenhaus mit langer Traditi- tion baue etwas auf, die zweite führe es weiter und die on. Was bedeutet Ihnen der Name Loeb? dritte richte es zugrunde … Unter diesem Aspekt ist es Ich erinnere mich an meine Kindheit. Wir wohnten da- eine Leistung, ein Unternehmen über viele Generationen mals in Zürich in einem Mehrfamilienhaus. Dort war der am Leben zu erhalten. Name Loeb so unauffällig wie Meier und Müller. Als mein Grossvater unerwartet starb, mussten wir nach Bern um- In den vergangenen Monaten war der Handel im Krisen ziehen. Ich wurde in die zweite Klasse eingeschult, und mo dus. Die Läden mussten zweimal innerhalb eines plötzlich gab es ein riesen Tamtam um meinen Namen. Jahres wegen der Corona-Pandemie schliessen. Wie fühlt sich das an? Wie ist es heute? Ich hatte bessere und schlechtere Tage. Grundsätzlich Loeb steht heute für ein Traditionsunternehmen, das in ist es eine unternehmerische Katastrophe. Als wir nach diesem Jahr 140 Jahre alt wird. Ich führe es in fünfter dem ersten Shutdown die Tore wieder öffnen konnten, Generation. Der Name ist zwar an eine Person gebunden, sagte ich: Das wird uns nie wieder passieren. Ein paar doch es steckt eine lange Geschichte dahinter. Monate später geschah es zum zweiten Mal. Es war ein Schlag für uns alle. Der Detailhandel befindet sich seit Ist Loeb für Sie eher etwas Persönliches oder etwas Be- Langem in einem Wandel, so gesehen bin ich im Umgang rufliches? mit Schwierigkeiten geübt. Die Schliessung hat aber eine Es ist beides. Ich habe meinen Namen bei der Heirat be- andere Dimension. Es ist, als ob einem die Luft zum At- halten, da er mit mir verbunden ist und ich damals be- men genommen wird. reits im Unternehmen tätig war. Bei meinem Vater war die Verbindung zwischen Person und Geschäft jedoch Erschüttert diese Krise Ihr Unternehmen in den Grund- stärker. Viele Leute kannten ihn, da er auch politisch ak- werten? tiv war. Ich bin in dieser Hinsicht etwas zurückhaltender. Als Unternehmerin fällt man täglich Entscheide. Die ei- Letztlich lassen sich Person und Unternehmen bei Loeb nen sind falsch, die anderen richtig. Wenn sie falsch sind, aber nicht trennen. kann man Schlüsse daraus ziehen und die Richtung än- dern. Wenn aber von den Behörden eine Schliessung an- geordnet wird, kann man nichts dagegen tun. Man fühlt Ohnmacht. Aber trotzdem: Wir sind Händler, wir sind «Ein Familienunternehmen kreativ und haben verschiedene Möglichkeiten getestet, um dennoch in Kontakt mit den Kundinnen und Kunden ist vergleichbar mit einem Bauernhof, zu kommen. der bewirtschaftet und von Wie ist die Krise in die Geschichte von Loeb einzuordnen? einer Generation an die nächste Loeb überlebte die Spanische Grippe, den Ersten und übergeben wird.» Zweiten Weltkrieg, die Ölkrise, die Finanzkrise und 9/11 – aber das Geschäft blieb immer offen, und man konnte es führen. Eine Schliessung gab es vor der Corona-Pan- demie noch nie. Worauf ist der Erfolg des Unternehmens zurückzuführen? Ein Familienunternehmen ist vergleichbar mit einem Welche Rolle spielen Krisen und Rückschläge für die Bauernhof, der bewirtschaftet und von einer Generation Unternehmensentwicklung? an die nächste übergeben wird – zumindest sinnbildlich Grundsätzlich steckt in jeder Krise eine Chance. Man wird betrachtet. Das Ziel ist, den Hof an die Nachkommen wei- innovativ und muss schnell reagieren. Die entscheidende terzugeben. Im Volksmund sagt man, die erste Genera- Frage ist, wie lange man eine Krise durchstehen kann. 20
21
Mit welchen Strategien kämpfen Sie gegen die aktuelle Krise? Loeb ist in erster Linie ein stationärer Händler. Wir bezeichnen uns als das persönlichste Warenhaus der Schweiz. Diese Philosophie ist uns während der Pan- demie zum Verhängnis geworden, und wir mussten uns die Frage stellen, wie wir ohne physische Kontakte mit unseren Kundinnen und Kunden in Verbindung bleiben können. So haben wir Online-Angebote ausgebaut und sind auf verschiedenen Kommunikationskanälen ak- tiv geworden. Zum Beispiel mit einer Chat-Funktion im Internet oder Facetime-Anrufen. Wir haben uns digital weiterentwickelt, obwohl wir kein Online-Händler sind. Das ist nicht unsere DNA. Welche Rolle spielt der Faktor Mensch im Alltag von Loeb? Persönlicher Kontakt, Beratung und Service sind uns sehr wichtig. Wir haben 2019 einen zweistelligen Milli- onenbetrag in unser Geschäft in Bern investiert, um den Kundinnen und Kunden bestimmte Erlebnisse zu bieten. Es gibt beispielsweise ein Kochstudio, ein Nähkaffee, eine Herrenlounge, einen Kinderhort – und die schönsten Toiletten von Bern! Auch im Kontakt mit älteren Men- schen spielt der soziale Aspekt eine wichtige Rolle, da gibt es schöne Beispiele. Wenn etwa eine Kundin nicht mehr aus dem Haus kann und ein Mitarbeiter in der Nähe wohnt, bringt er ihr die Einkäufe nach Hause. Es ist die Summe aller persönlichen Kontakte, die zählt. «Ein Warenhaus muss auf Engagiert sich Loeb auch im Bereich der Arbeitsinte gration? den persönlichen Kontakt setzen, Wir setzen uns für unsere Mitarbeitenden ein. Wenn je- um sich vom Massenkonsum mand krank wird oder nach einem Unfall nicht mehr die bisherige Arbeit ausführen kann, schaffen wir Möglich- im Internet abzuheben.» keiten wie Teilzeitarbeit oder bieten geschützte Arbeits- plätze an. Hat sich die Investition gelohnt? Wer sind die Kundinnen und Kunden von Loeb? Wir konnten das Geschäft nach der Eröffnung gerade Wir haben über 80 000 Stammkundinnen und -kunden. mal vier Monate lang offen halten. Mit einer Pandemie Es sind zu einem grossen Teil Frauen im Alter von 50plus. haben wir natürlich nicht gerechnet. Dennoch bin ich da- Wir leben aber auch von der Laufkundschaft. von überzeugt, dass ein Warenhaus in der heutigen Zeit auf den persönlichen Kontakt setzen muss, um sich vom Wie sprechen Sie die jüngere Generation an? Massenkonsum im Internet abzuheben. Im Online-Han- Indem wir mutige Schritte machen und bei den Mitarbei- del geht es nur um Produkte und Preise. Der Mensch tenden auf eine junge Crew setzen. Unser Einkaufslei- spielt keine Rolle. ter ist knapp 30 Jahre alt. Das ist übrigens eine schöne Geschichte: Er hat bei uns eine kaufmännische Lehre Unternehmen haben eine soziale Verantwortung. Wie gemacht. Wir stellten rasch fest, dass er Talent hat und wird diese bei Loeb gelebt? haben ihn gefördert. Auch der Marketingleiter ist jung Das wurde mir bereits als Kind am Küchentisch ein- und kennt sich mit sozialen Medien aus. So fliessen neue geimpft. Die soziale Verantwortung war in unserer Impulse ein, die ich mit 54 Jahren nicht mehr habe, ob- Firma immer wichtig. Bereits 1950 wurde eine Sozial- wohl ich im Kontakt mit meinen Töchtern, die 18 und 20 beratung gegründet, die es bis heute gibt. Wenn Mitar- sind, das Gefühl habe, noch voll dabei zu sein. Dennoch beitende oder pensionierte Mitarbeitende Sorgen oder ist es ein Unterschied, ob man zu dieser Community ge- finanzielle Probleme haben, kümmert sich eine Sozialar- hört oder eben nicht. beiterin um sie. Mein Urgrossvater hat zu diesem Zweck in den 1950er-Jahren eine patronale Stiftung gegründet. Und mein Vater errichtete zum 100-Jahr-Jubiläum eine weitere Stiftung, die durch Gelder aus guten Jahren fi- «Wir investieren viel in nanziert wurde. Dank dieser Reserven konnten wir den Mitarbeitenden während des Lockdowns die vollen Löh- die Kommunikation ne zahlen, obwohl die Arbeitslosenkasse im Rahmen der mit den Kundinnen und Kunden, Kurzarbeitsentschädigung nur 80 Prozent abdeckt. und zwar auf allen Kanälen.» Was zeichnet ein soziales Unternehmen aus? Dass man den Menschen sieht, ihn ernst nimmt und per- sönliche Kontakte zu den Mitarbeitenden pflegt. 22
Welches sind die wichtigen Innovationen in Ihrer Bran- che? Der Detailhandel ist stark im Umbruch. Wir investieren viel in die Kommunikation mit den Kundinnen und Kun- «Es wird sich nicht alles den, und zwar auf allen Kanälen. Wer unser Geschäft be- sucht, um ein Produkt zu kaufen, hat vorher häufig schon in den Online-Handel im Internet recherchiert. In den 1980er- und 1990er-Jah- verlagern – wie von einigen ren war das anders: Man konnte Produkte in den Laden stellen und der Kunde sagte: Wow, das habe ich noch nie prognostiziert.» gesehen. Ich spreche oft mit meinem Vater über diese Veränderungen. Die Megatrends im Detailhandel sind Digitalisierung Die Zukunft steht bevor, worauf kommt es jetzt an? und Kommunikation. Wie sieht es mit der Nachhaltig- In erster Linie freue ich mich auf das Ende der Krise und keit aus? auf eine Zeit ohne Masken, ohne Beschränkungen und Wir stellen einen Trend fest – das Bewusstsein und die ohne Abstand, sodass wir uns wieder frei bewegen kön- Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden verändern sich. nen. Was mich positiv stimmt: Als wir im Mai 2020, nach Deshalb achten wir bei der Wahl unserer Sortimente auf der ersten Schliessung, die Geschäfte wieder öffneten, Nachhaltigkeit. Auch bei Umbauten und Renovationen kamen die Kundinnen und Kunden zahlreich. Ich denke, berücksichtigen wir dieses Element, indem wir beispiels- die Leute schätzen es, in die Stadt zu gehen. Es wird sich weise nur LED-Licht nutzen oder die Heizung nach neu- nicht alles in den Online-Handel verlagern – wie von ei- estem Standard bauen. nigen prognostiziert. Was bedeutet für Sie persönlich Nachhaltigkeit? Welche Erkenntnis ziehen Sie persönlich aus der Krise? Für mich persönlich ist es die Zukunft meiner Kinder, Man kann sich noch so sehr mit Risikoanalysen und die wir nun gestalten. Ich beobachte, dass meine Töch- -plänen beschäftigen, es gibt immer Dinge, die man nicht ter sehr sensibilisiert sind. Ich bin in den 1980er- und vorhersehen kann. 1990er-Jahren gross geworden, da war Konsum das The- ma Nummer eins. Ich finde, unsere Generation hat eine Interview: Monika Bachmann Verantwortung. «Mein Vater brachte immer Nicole Loeb Das Warenhaus Loeb wird in diesem Jahr 140 Jah- die verrücktesten Dinge mit re alt. Nicole Loeb führt es in fünfter Generation. nach Hause und versuchte dann, Die 54-Jährige ist Mitinhaberin der Loeb-Gruppe diese bei Loeb ins und Delegierte des Verwaltungsrates. Loeb be schäftigt heute 330 Mitarbeitende und betreibt Sortiment aufzunehmen.» Geschäfte in Bern, Biel, Thun, Aarau und Zürich. Nicole Loeb ist verheiratet und Mutter von zwei Töchtern. Sie lebt mit ihrer Familie, einer alten Katze sowie zwei Pudeln in Muri bei Bern. Sie haben Ihren Vater und Ihre Töchter erwähnt. Wie fühlt es sich für Sie an, zwischen der früheren Genera- tion, die nicht digital unterwegs war, und den Digital Natives zu sein? Mein Vater war stets der Zeit voraus. Als ich ein Kind war, besuchte er jeweils einmal im Jahr einen Kongress in den USA, da dieses Land damals führend war im De- tailhandel. Mein Vater brachte immer die verrücktesten Dinge mit nach Hause und versuchte dann, diese bei Loeb ins Sortiment aufzunehmen. Er hatte eine gewisse Affinität für Technik. Das habe ich wohl von ihm geerbt. Mich interessieren neue Trends sehr, und ich beobachte genau, wie sich beispielsweise die sozialen Medien ent- wickeln. Dennoch finde ich es wichtig, dass man sich als Unternehmen Leute an Bord holt, die sich damit auskennen. Sind Ihre Töchter bereits im Unternehmen Loeb tätig? Nein, sie sind noch zu jung. Wäre es das Ziel? Meine Eltern haben es mir stets freigelassen, ob ich ein- steigen will. Ich ging an die Kunstgewerbeschule und machte einen anderen Weg. Meine jüngere Tochter be- sucht das Gymnasium und die ältere studiert Internatio nale Beziehungen. Sie sollen tun, was sie interessiert. Das durfte ich auch – irgendwann wurde bei mir der Wunsch wach und ich stieg ins Unternehmen ein. 23
24
Geländer und Pergola Betrieb: Schlosserei Kunde: Stefan Gerber, GHZ Architekten AG Metallbauer Marcel Krebs (links) Am Ende geht es Marcel Krebs aber Architekten. Das Preis-Leistungsver versucht stets, auf die Wünsche der um mehr als um das Handwerk: hältnis stimme. Vor allem aber die Kundschaft einzugehen. Von gewissen «Bei der Montage setze ich das Pro- Qualität. «Die Produkte sind stets Normen weicht er jedoch nie ab: dukt in Szene», so der Fachmann. sauber verarbeitet und schön», betont «Diese garantieren Sicherheit», der Architekt. Er findet es angenehm, erklärt er. Ob Geländer oder Pergola: «Mit der Schlosserei arbeiten wir seit in der Schlosserei immer den gleichen Bei den Produkten der Schlosserei Jahren vertrauensvoll zusammen», Ansprechpartner zu haben. handelt es sich um Massarbeit. sagt Stefan Gerber (rechts) von GHZ 25
Arbeitsagogik «Im Clinch zwischen Sozialauftrag und Produktion» In den Betrieben der Stiftung Terra Vecchia trainieren Menschen ihre Arbeitsfähigkeit. Sie werden dabei von Fachpersonen der Arbeitsagogik begleitet – eine Disziplin in ei- nem vielschichtigen Spannungsfeld. Wie kommt es dazu? Und welches sind die Erfolgs- faktoren? Das Institut für Arbeitsagogik liefert Antworten. 1. werden gekauft und bezahlt. Sie müssen Qualitäts- und Quantitätskriterien erfüllen. Dadurch entsteht eine Nähe zur Realität. Gleichzeitig muss es möglich sein, dass die Was bedeutet der Begriff Arbeitsagogik? Fachpersonen der Agogik individuell auf die einzelnen Es sind zwei Bestandteile, die das Wort zu einem Gan- Klientinnen und Klienten eingehen und sie in ihren Lern- zen machen. Arbeit lässt sich gleichsetzen mit Werk oder schritten professionell begleiten können. Beschäftigung. Und Agogik bedeutet nach dem griechi- schen Wortstamm, jemanden zu führen und anzuleiten – im Sinne von: dem Geist oder der Tätigkeit einer Person eine bestimmte Richtung zu geben. Der Begriff Arbeits- agogik bezeichnet heute die Handlungslehre der Agogin- 4. nen und Agogen. Welche Instrumente und Prozesse werden angewendet? Die Struktur der Prozessgestaltung lässt sich grob in fünf Phasen unterteilen: Analysieren der Ausgangslage, 2. Zielvereinbarung, Planung der Vorgehensweise, Durch- führung, Evaluation. Die Organisationen nutzen bei der Umsetzung verschiedene Instrumente, die meist auf- An wen richtet sich das Angebot und in welcher Form trags- und kontextabhängig sind. Zum Einsatz kommen können Klientinnen und Klienten davon profitieren? häufig Beobachtungs- und Förderprotokolle. Sie dienen Arbeitsagoginnen und -agogen begleiten und fördern der Dokumentation von systematischen Beobachtungen Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. und Zielvereinbarungen. Die Fachperson hält beispiels- Das sind beispielsweise Personen mit psychischen, geis- weise fest, welche Stärken oder Handlungsschwierigkei- tigen oder körperlichen Beeinträchtigungen sowie mit ten ein Klient oder eine Klientin hat und welche Erfolge einer Verhaltensauffälligkeit oder Lernschwäche. Das zu verzeichnen sind. Wichtige Massnahmen im Verlauf Angebot richtet sich aber auch an Menschen, die aus an- des Prozesses sind zudem Standortbestimmungen sowie deren Gründen nicht im Arbeitsprozess sind. Dazu gehö- Beratungs- und Fördergespräche. ren Stellensuchende, Leute mit Suchtmittelabhängigkeit oder Asylsuchende. Grundsätzlich wird die Arbeitsago- gik heute in vielen Bereichen und Institutionen als wirk- sames Fachgebiet geschätzt. 5. Kann es im Alltag zu Spannungsfeldern kommen? 3. Es gibt den sogenannten arbeitsagogischen Spagat. Die- ser umschreibt das Spannungsfeld zwischen Klientel und Auftrag. Fachpersonen müssen also einerseits auf In welchem Umfeld kann die Arbeitsagogik erfolgreich die Bedürfnisse der Menschen eingehen, die sie betreu- sein? en (Sozialauftrag), andererseits gilt es, Produkte und Die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg ist die Mo- Dienstleistungen in der geforderten Qualität herzustellen tivation der Klientinnen und Klienten. Arbeitsagogik (Produktionsauftrag). Dieses Spannungsfeld zwischen kann überall dort zielführend sein, wo Menschen unter Produktions- und Sozialauftrag gehört zur Arbeitsago- entsprechender fachlicher Begleitung arbeiten. Zentral gik – und bietet ein Potenzial. Die Sicht der Fachpersonen ist, dass die Arbeitsagogik in der Organisation verankert auf dieses Spannungsfeld eröffnet den Zugang zum Kern- ist, will heissen, dass Aufträge und Angebote, Leitbild, auftrag: Es geht um die Befähigung und Ermächtigung Konzept sowie Zielsetzungen klar definiert und festge- der Klientel im Rahmen der Auseinandersetzung mit der halten sind. Die Umsetzung erfolgt durch ausgebildetes Arbeit und Abwicklung der Produkte. Um den Kernauf- und qualifiziertes Personal der Arbeitsagogik, das sich trag ausführen zu können, müssen Arbeitsagoginnen regelmässig weiterbildet. Die auszuführende Arbeit soll- und -agogen gelegentlich Abstriche machen. Dies wie- te vielfältig und verbindlich sein. Sie basiert auf einem derum eröffnet Lernfelder für Klientinnen und Klienten. realen Bedürfnis von Kundinnen und Kunden. Die er- Gerade unter Zeitdruck entstehen manchmal Handlungs- brachten Dienstleistungen oder hergestellten Produkte freiräume, Verantwortung wird delegiert, was nicht sel- 26
ten zu erstaunlichen Ergebnissen führt. Belastungspha- der Arbeitsagogik geleitet werden, um Menschen mit sen und Produktionsspitzen können durchaus positive Beeinträchtigungen oder stellenlose Personen in die Ar- Auswirkungen haben. In der Arbeitsagogik sollte es aber beitswelt zu integrieren. Zudem werden Läden betrieben nicht zu einer andauernden Ausrichtung auf den Produk- und Veranstaltungen durchgeführt, die der Gesellschaft tionsauftrag kommen, da dies zur Vernachlässigung des ermöglichen, mit beeinträchtigten Menschen in Kontakt Kernauftrags sowie zur Überbeanspruchung von Perso- zu treten. Ein starkes Zeichen zur Inklusion setzte die nal und Klientel führen kann. Schweiz mit der Ratifizierung der UNO-Behinderten- rechtskonvention, die festhält, dass allen Menschen mit Behinderungen die gleichen Rechte auf Arbeit, Bildung und auf Zugänge zur öffentlichen Infrastruktur ermög- 6. licht werden müssen. Wo sind der Arbeitsagogik Grenzen gesetzt? Überall dort, wo die Themen und Probleme der Klien- tinnen und Klienten das Feld der Agoginnen und Ago- Ein Kompetenzzentrum gen und somit deren Wissen und Erfahrung übersteigen: Das Institut für Arbeitsagogik (IfA) treibt die Wenn es um Therapieformen, Privates oder die physi- praktische Umsetzung von neuen Methoden und sche Gesundheit geht, sind andere Fachpersonen gefragt. Ansätzen der Arbeitsintegration in der Schweiz Auch wenn die grundlegende Motivation der Klientel voran. Es bietet praxisorientierte Ausbildungen fehlt, dies kann beispielsweise im Zwangskontext wie im und spezifische Weiterbildungen an und unter- Strafvollzug oder teilweise in Programmen für Stellen- stützt soziale Unternehmen des ersten und zwei- suchende der Fall sein, wird es schwierig. Ein wichtiger ten Arbeitsmarkts beim Aufbau von Strukturen Aspekt ist auch die Arbeit selbst: Gibt es zu wenig oder und Arbeitsprozessen für die Arbeitsintegration. keine? Dieser Faktor setzt die Fachleute unter Druck und Im Weiteren werden innerbetriebliche Schulungen wirkt sich negativ auf die Klientel aus. Es kann zu Unter- und Beratungen durchgeführt. Die Mitarbeiten- forderung und Demotivation kommen. den der Stiftung Terra Vecchia haben in den letz- ten zwei Jahren von einer mehrtägigen Schulung durch das IfA profitiert. 7. Mehr dazu: institut-arbeitsagogik.ch Literatur Welches sind die neuen Trends und Innovationen in die- Dario Togni-Wetzel: «Arbeitsagogik – Grundlagen sem Fachbereich? des professionellen Handelns». Das Modell Dual- Es gibt neue Integrationsformen im ersten Arbeitsmarkt. und Kernauftrag. Betriebe gründen Arbeitsgruppen, die von Fachpersonen Arbeitsagogik bei GlasArt der Stiftung Terra Vecchia. 27
28
Metallturm für Solarstrombatterien Betrieb: Sozialtherapie Brienzwiler Kunde: Max Ursin, Innovenergy GmbH Dieser Metallturm dient als Träger «Die Qualität stimmt», sagt Max Ursin von Salzbatterien und der dazugehö (links), Geschäftsführer der Innovenergy rigen Leistungselektronik für Solar GmbH in Meiringen, über den Metall- speichersysteme. Er ist in vielen Haus- turm. Seine Firma stellt Salzbatte- halten schweizweit im Einsatz. Das riespeichersysteme für Solaranlagen Gerüst aus Aluminium und CDF-Holz- her. Es handelt sich um ein ökologi- faserplatten wird seriell in der Sozi- sches, nachhaltiges Produkt. «Die altherapie Brienzwiler unter Mitarbeit Zusammenarbeit mit der Stiftung Ter- von Klientinnen und Klienten herge- ra Vecchia passt perfekt zu unserer stellt. Entwickelt wurde das Produkt Philosophie», betont der Firmengrün- von Bernhard Hanel (unten links), Lei- der. Es entstehen sozialer Mehrwert ter Schlosserei, und Reto Luternauer und lokale Wertschöpfung. «Unsere (unten rechts), Leiter Schreinerei. Kundschaft weiss dies zu schätzen.» 29
Wasserflasche Betriebe: GlasArt, Logistik Kunde: Andreas Stalder, IP-SUISSE Glas ist klar. Nathalie Haldimann «IP-SUISSE – Sauberes Wasser – (rechts) mag das Material, denn sie Bauern für Generationen» steht auf liebt «schöne und perfekte Dinge». dieser einzigartigen Wasserflasche. Bei GlasArt hat sie die Möglichkeit, Als die Organisation ihr 30-jähriges Kreativität mit Leistung zu verbinden. Bestehen feiert, verknüpft sie das Das spürt sie besonders, als 20 000 Jubiläumsgeschenk mit dieser Bot Wasserflaschen mit einem Logo ge- schaft. «Wir wollten unseren Geschäfts- kennzeichnet und auf den Tag genau partnern mitteilen, wie wichtig uns verschickt werden müssen. «Wenn ich Nachhaltigkeit ist», so Präsident Verantwortung trage, hebt das mein Andreas Stalder (links). Die Zusammen- Selbstwertgefühl», erklärt Nathalie arbeit mit der Stiftung Terra Vecchia Haldimann, die ihren integrativen passe deshalb zu IP-SUISSE. «Wir sind Arbeitsplatz bei GlasArt schätzt. uns ideologisch nahe», betont er. 30
31
Zu neuem Leben erweckt Ausschussware wird in der Upcycling Manufaktur der Stiftung Terra Vecchia in neue Gegen stände verwandelt. Das ist in doppelter Hinsicht nachhaltig: Bei der Produktion wirken Menschen mit, die auf dem Weg der Arbeitsintegration sind. Wenn ein Team von kreativen Köpfen Ideen ausheckt, entstehen kleine Juwelen. Comics aus dem Brockenhaus und alte Landkarten haben eine Gemeinsamkeit: Sie wecken Nostal gie und erzählen Geschichten. In der Upcycling Manufak- tur verarbeitet man sie liebevoll zu Etuis für Kofferetiketten oder für Visiten- und Mehrfahrtenkarten. Dieser Vorhangstoff im Vichy-Karo-De- sign schmückte einst die Fenster in einem Ferienchalet. Auch in seiner neuen Rolle als Lunchbag macht er sich nützlich. Je- der Picknick-Sack ist mit einem Siebdruck aus der alpinen In- sektenwelt versehen. Als eine alte Sattler- werkstatt ihre Türen schliesst, bleibt ein Restposten übrig: Diese Blachen aus PVC eignen sich ideal zur Wiederverwer- tung. Die Etuis gibt es in verschiedenen Farbkombinationen und Grössen. Beziehen kann man sie bei Vista Textiles (vista-textiles.com). 32
Diese und viele weitere Produkte kann man in der Upcycling Manufaktur, Dorfstrasse 6, 3073 Gümligen, beziehen. Vereinbaren Sie vorgängig einen Termin: Kontakt: 031 333 83 08 / upcycling@terra-vecchia.ch Gleitschirme ma- chen auch nach dem letzten Höhenflug noch Freude: In der Upcycling Manufak- tur wird der Stoff zu hübschen Schmink- täschchen oder Por- temonnaies veredelt. Die gebrauchten Ju- tesäcke haben einen langen Weg hinter sich. Sie dienten dem Transport von Kaffee- bohnen und stammen aus einer Rösterei. Die Säcke werden in der Upcycling Manu- faktur in Einzelstücke umgestaltet, die sich als Beutel in der Küche magnetisch aufhängen lassen. Aus den Kordeln von ausgedienten Gleitschirmen entstehen farbige Schmuckstücke wie Armbänder, Ohrste- cker und -anhänger. 33
Ausblick Wir betreten neues Terrain Die Stiftung Terra Vecchia erweitert ihr sichtlich im Advent 2021 stattfinden. faktur wird zur Textilmanufaktur Tätigkeitsfeld und eröffnet an der Dorf- In der neu erworbenen Liegenschaft erweitert, die zukünftig auch Ände strasse 6 in Gümligen einen Laden, in entstehen zudem weitere Lehrstellen rungsaufträge, Reparaturen und dem Produkte aus den verschiedenen und Arbeitsplätze für Menschen, die Neuanfertigungen ausführt. stiftungsinternen Betrieben ausge- Unterstützung benötigen. Es wird ein stellt sind und zum Verkauf angeboten Arbeitsbereich Logistik geschaffen, Im zweiten Stock steht ein multifunk- werden. Die Eröffnung wird voraus- und die bisherige Upcycling Manu- tionaler Raum mit entsprechender 34
Infrastruktur zur Verfügung, der von gigen Terrasse bietet sich ein Weit- stetig erweitert wird. Bis Ende Jahr internen und externen Gästen ge- blick auf das Alpenpanorama. können sämtliche Produkte online nutzt werden kann. Er eignet sich für bestellt werden. Der Versand erfolgt die Durchführung von Retraiten und Mehr über aktuelle Entwicklungen durch die betriebseigene Logistik. Seminaren sowie Festivitäten. Dazu und Projekte erfahren Sie auf der neu- liefert unsere Gastronomie gerne das en Website der Stiftung Terra Vecchia. ≥ Website: www.terra-vecchia.ch passende Catering. Auf der grosszü Dort geht es auch zum Webshop, der ≥ Webshop: www.shop.terra-vecchia.ch 35
Stiftung Terra Vecchia Monika Kummer Arbeitsintegration/Produktion Direktorin Regionalgefängnis Bern, Spiez Bau und Renovation Hinweise Heinz Müller (Baumeister, Gärtnerei/Gartenbau, Holzbau, Spenglerei/Sanitär, Werkhof/ & Adressen Paar- und Familienberater / Coaching, Dornach Logistik) Leitung ad interim Tom Rüthy Melchenbühlweg 156 Kompetent beraten - Carlos Reinhard 3073 Gümligen gezielt unterstützt Grossrat Kanton Bern / Unternehmer, Tel 031 951 88 16 Thun bau@terra-vecchia.ch Wir bieten Ihnen Leitung Holzbau Peter Horisberger · Individuelle Beratung Karin Stoop · Zuweisung in ein internes Angebot, Geschäftsleiterin PERSPEKTIVE Blumenladen das Ihrer Zielsetzung optimal Region Solothurn-Grenchen, Solothurn Leitung Martina Vogel entspricht Mittelstrasse 7 · Vernetzung mit Kooperations- Geschäftsleitung 3012 Bern part nern oder mit anderen Tel 031 301 53 94 Organisationen Geschäftsleiterin blumen@terra-vecchia.ch · Allgemeine Informationen zu den Gabriela Graber Angeboten von Terra Vecchia Gastronomie Stv. Geschäftsleiter Leitung Jonathan König Ihre Kontaktstelle für Fragen zu Kevin Dasen Brüggliweg 22 Arbeitsintegration, Wohnförderung 3073 Gümligen und Sozialtherapie Mitglieder Tel 031 951 18 64 Jost Eggenschwiler, gastronomie@terra-vecchia.ch Telefon 031 333 83 00 Jacqueline Bachmann intake@terra-vecchia.ch (HIN) GlasArt Adressen Leitung Ingo Meyer Ariane Dasen, Anett da Cunha, Brüggliweg 22 Oliver Binz Gabriela Graber 3073 Gümligen Brüggliweg 22 Tel 031 333 83 38 Zentrale Fach- und Infostelle 3073 Gümligen glasart@terra-vecchia.ch Tel 031 950 24 59 Stiftung Terra Vecchia gabriela.graber@terra-vecchia.ch Malerei Zentrale Fach- und Infostelle Leitung Kurt Bigler Leitung Oliver Binz Zentrale Dienste/ Bahnhofplatz 8 Brüggliweg 22 Stiftungssekretariat 3414 Oberburg 3073 Gümligen Leitung Kevin Dasen Tel 079 407 58 34 Melchenbühlweg 156 malerei@terra-vecchia.ch Stiftungsrat 3073 Gümligen Tel 031 951 33 45 Textilmanufaktur Präsident info@terra-vecchia.ch Leitung Magali Christinat Stefan Schmutz Leitung Administration Ariane Dasen Dorfstrasse 6 Rechtsanwalt und Notar, Thun Leitung Rechnungswesen Rosa Müller 3073 Gümligen Tel 031 333 83 08 Vizepräsident textilmanufaktur@terra-vecchia.ch Jürg Schwarzenbach Ingenieur HTL, Unternehmer, Bern Schlosserei Leitung Jost Eggenschwiler Mitglieder Flugplatzstrasse 4 Peter Geissbühler 3122 Kehrsatz Dipl. Wirtschaftsprüfer, Tel 031 961 05 34 Münchenbuchsee schlosserei@terra-vecchia.ch 36
Schreinerei Leitung Thomas Meyer Kennzahlen 2020 Thalmatt 12 3111 Tägertschi Umsatz Tel 031 721 95 41 Öffentliche Hand TCHF 12'129 schreinerei@terra-vecchia.ch Spenden TCHF 50 Produktion und übriger Ertrag TCHF 4'859 Wohnförderung Mitarbeitende per 31.12. Festangestellte 112 Betreutes Wohnen Abend-, Nacht-, Wochenenddienst 17 Leitung Ruth Bangerter Gastfamilien 32 Selhofen 31 Praktikantinnen und Praktikanten 3 3122 Kehrsatz Lernende 2 Tel 031 330 90 66 Aushilfen 3 wohnen@terra-vecchia.ch Freiwillige Mitarbeitende 1 Klientinnen und Klienten per 31.12. Sozialtherapie Total 208 Sozialtherapie 68 Brienzwiler Nachstationäre Angebote 15 Leitung Samuel Hunziker Wohnförderung 14 Brünigstrasse 20 Arbeitsintegration 111 3856 Brienzwiler Lernende Klientinnen und Klienten per 31.12. 34 Tel 033 952 12 12 Klientinnen und Klienten gesamtes Jahr brienzwiler@terra-vecchia.ch Total 352 Leitung Therapiegruppe A Jürg Forrer Sozialtherapie 154 Leitung Therapiegruppe B Jörg Hauss Wohnförderung 25 Arbeitsintegration 173 Familienplätze Durchschnittliche Belegung Leitung Jacqueline Bachmann Sozialtherapie (71 Plätze) 93.1% Selhofen 31 Wohnförderung (14 Plätze) 88.0% 3122 Kehrsatz Arbeitsintegration (91 Plätze) 93.0% Tel 031 330 90 60 familienplaetze@terra-vecchia.ch Wir gratulieren zum erfolgreichen Lehrabschluss 2020 Aktuelle und ehemalige Klientinnen und Klienten bilden sich Melchenbühl weiter und schliessen ihre Ausbildungen teilweise mit über Leitung Sam Brüngger durchschnittlichen Resultaten ab. Herzliche Gratulation an: Melchenbühlweg 156 3073 Gümligen Reguläre Lernende Sarah Brügger, Kauffrau EFZ Tel 031 951 88 15 melchenbuehl@terra-vecchia.ch Arbeitsintegration / Interne Ausbildung Jasmine Enz, Malerin EFZ / André Galley, Küchenangestellter EBA / Florian Schnider, Holz- Saurenhorn bearbeiter EBA / Jevakar Baskaran, Praktiker PrA Logistik / Leitung Urs Brunner Nisaanth Pushpanathan, Praktiker PrA Logistik / Eros Hollenweger, Saurenhorn 268 Praktiker PrA Malerei / Amine Abid, Baupraktiker EBA / 3054 Schüpfen A.S.C., Floristin EBA / Nikolaj Lucenic, Schreinerpraktiker EBA / Tel 031 879 21 01 J.A., Maurer EFZ / Levin Bigler, Metallbaupraktiker EBA / eine saurenhorn@terra-vecchia.ch weitere Person Baupraktiker EBA Nachstationäre Angebote Arbeitsintegration extern eine Person Bekleidungsnäherin EBA Leitung Samuel Hunziker Brüggliweg 22 Sozialtherapie und Lehre extern Emilie Pasquier, Tierpflegerin EFZ / 3073 Gümligen Lars Hofmann, Tierpfleger EFZ / Samuel Abbühl, Schreiner EFZ / Tel 031 333 83 01 Ramona Zaugg, Fachfrau Gesundheit EFZ / eine weitere Person nachsorge@terra-vecchia.ch Fachfrau Gesundheit EFZ / eine weitere Person Elektroinstallateur EFZ 37
Das letzte Wort von Andrea Hodel struktur war. Nach vier Jahren hatte er eine Lehre ab geschlossen und wohnte erstmals in einer eigenen Woh- nung. Nachdem er die Fahrprüfung bestanden hatte, «Ich verlasse die Stiftung Terra Vecchia mit einem fuhr er in Kehrsatz vor und präsentierte mir voller Stolz vollgefüllten Rucksack. Darin stecken wertvolle Erfah- sein Auto und den Führerausweis. Solche Momente sind rungen, Prägungen und Begegnungen. Es gab in den grossartig. Und am Ende spürt man, dass sich der lange vergangenen 12 Jahren viele Berührungspunkte mit Atem und die Suche nach kreativen Lösungen gelohnt Menschen, die bei mir Entwicklungen angestossen ha- haben. Das vernetzte Arbeiten mit Eltern, Arbeitgebern ben, sodass ich zu jener Persönlichkeit werden konnte, und Fachstellen legt den Grundstein für den Erfolg. die ich heute bin. Diese Erfahrung ist kostbar. Sie führt Mit meinem Schritt in die Selbstständigkeit verändert dazu, dass ich mir einiges zutraue. So habe ich be- sich zwar meine Umgebung, nicht aber die Klientel. schlossen, den elterlichen Bauernhof in Gysenstein bei Die Plätze auf dem Hof sind für Menschen mit oder ohne Konolfingen zu übernehmen und diesen in einen sozia- psychische Erkrankung gedacht. Gemeinsam werden len Bio-Landwirtschaftsbetrieb mit Betreutem Wohnen wir den Acker bebauen und uns um Mutterkühe und zu überführen. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen ihre Kälber kümmern.» in schwierigen Lebenssituationen in diesem Umfeld wieder Boden unter den Füssen spüren. Meine Eltern, die als Gastfamilie für die Stiftung Terra Vecchia en gagiert sind, werden mich unterstützen. Steckbrief Die körperliche Arbeit ist für mich eine Kraftquelle. Das Name: Andrea Hodel liegt daran, dass ich auf dem Land verwurzelt bin. Als ich Alter: 36 Jahre damals auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz als Funktion: Ausbildungsplatz in der Sozialthera- Sozialarbeiterin war, stiess ich auf die Sozialtherapie Fami- pie Familienplätze 2008 bis 2012, lienplätze der Stiftung Terra Vecchia. Die Verbindung Sozialarbeiterin und stellvertretende von Sozialer Arbeit und Landwirtschaft hat mich fasziniert. Betriebsleiterin im Betreuten Wohnen Nach der Ausbildung hatte ich das Glück, beim damals 2013 bis 2021 neuen Angebot Betreutes Wohnen in Kehrsatz einsteigen Berufe: dipl. Pflegefachfrau, Sozialarbeiterin zu können. Ich identifiziere mich stark mit der Stiftung FH, Landwirtin im Nebenerwerb Terra Vecchia, denn das gemeinsame Schaffen hat in dieser Ausgleich: Mein soziales Umfeld, Kultur, Aare- Organisation einen hohen Stellenwert. Das zeigt die Viel- schwimmen falt an Produkten, die in den Betrieben hergestellt werden. Ab sofort: Engagiert auf dem elterlichen Bau- ernhof in Gysenstein und Aufbau Mit meiner Tätigkeit im Betreuten Wohnen wollte ich des sozialen Landwirtschaftsbetriebs, dazu beitragen, dass junge Menschen ihren Platz in der der Anfang 2022 eröffnet wird. Es Gesellschaft finden. Ich konnte beobachten, wie sie sich besteht weiterhin eine Kooperation entwickeln. Ich denke an einen 16-Jährigen, der zum mit der Stiftung Terra Vecchia. Zeitpunkt des Eintritts unmotiviert und ohne Tages- 38
Sie können auch lesen