Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca Schwerpunktthema Aktuelles aus Cajamarca und anderen Partnerschaften Ausgabe Nr. 41 November 2020
Editorial Cajamarca in Zeiten der Pandemie Liebe Leserinnen, liebe Leser, Sie nehmen gerade unsere Herbstbroschüre in die Hand, die auf den ersten An- Wie viele Länder weltweit wurden auch Cajamarca und weitere Orte in Peru von schein wie die meisten Publikationen in dieser Zeit nur von COVID-19 handelt. der COVID-19-Pandemie unvorbereitet getroffen. Und immer noch, trotz War- Tatsächlich steht außer Frage, dass alle geplanten Aktivitäten in beiden Partner- nung und sehr frühzeitigen Restriktionen durch die Zentralregierung, verhält gruppen für dieses Jahr coronabedingt eingeschränkt oder verschoben werden sich die Bevölkerung teilweise leichtfertig. mussten. Wichtiger für uns war und ist jedoch, wie es den Menschen ergeht und wie wir, längst nicht so betroffen wie unsere peruanischen Freunde, Hilfe und Die Lage ist sehr dramatisch, weil die gar noch Infektionsherde in den Ban- Unterstützung geben können. Der erste Teil dieser Broschüre berichtet darüber Krankenhäuser total kollabiert sind. ken, wo die Beihilfen ausgezahlt wer- und auch über die Lichtblicke, die es gab, beispielsweise mit der Durchführung Die infizierten Menschen müssen zu den. Gut, dass wenigstens die Märkte der Senior/innenolympiade in Treptow-Köpenick. Hause bleiben und Privatärzte ein- funktionieren. Es gibt weder Unterver- Weil wir aber in dieser schwierigen Zeit den Blick weiten wollen, haben wir uns schalten. Das wenige Geld, das sie be- sorgung noch Spekulation. Die Preise auch mit der Situation in den anderen Städtepartnerschaften unseres Bezirkes sitzen, müssen sie für Medikamente sind dank integrer landwirtschaftli- befasst, denen gleichermaßen unsere Solidarität gilt. Unser Bezirksbürgermeis- und Sauerstoff zu extrem überhöhten, cher Produzenten stabil. Wir wissen ter wandte sich mit einem Schreiben an alle Partnerstädte, um zu erfahren, wie spekulativen Preisen ausgeben. Das nur nicht, wie lange noch. es den Menschen geht. bewirkt Chaos und Verzweiflung in Die Auswirkungen der Pandemie Sie finden seinen Brief und die Reaktionen darauf im zweiten Teil dieser Aus- den betroffenen Familien, die um ihr auf die Wirtschaft sind sehr schwer- gabe, die mit Kurznachrichten und wie gewohnt mit einem Peru-Update ab- Leben kämpfen. Noch ist das Ende die- wiegend. Unter den besonders be- schließt. ser Tragödie nicht zu erahnen, wir sind troffenen Bereichen ist auch die Die Redaktion ja erst mittendrin. Aber jetzt schon Tourismusbranche, die komplett he- gehen die Ressourcen zur Neige. Die runtergefahren wurde. Viele Fuhrun- Wirtschaftshilfe der Zentralregierung ternehmen, Hotels, Restaurants und Inhalt ist unzureichend, ja sie begünstigt so- das Kunsthandwerk sind in Konkurs gegangen. Cajamarca in Zeiten der Pandemie 3-10 T Begleitung zum Corona-Test Vertreter/innen der am meisten in ih- Projekt Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaft 11-12 Apoyo al tamizaje rem Wirkungsbereich von der Pande- mie betroffenen Institutionen unserer Senior/innen-Olympiade 13-15 zivilgesellschaftlichen Partnervereini- Ein Gruß an die Partnerstädte – gerade in Zeiten einer Pandemie 16-17 gung Cajamarca – Treptow-Köpenick Berichte aus anderen Partnerschaften des Bezirks: Albinea, Eskişehir- 18-23 schildern in der Folge ihre Situation. Tepebaşı, Mürzzuschlag, Subotica und Olomouc José Rodríguez, der Leiter des Inte- grierten Seniorenzentrums (CIAM) Die European Democratic Action Week 24-25 bei der Provinzregierung Cajamarca, Neueröffnung des TJP e.V. 26 berichtet voller Trauer über den Tod Nachruf auf Mathias Hohmann 27-28 verschiedener Seniorenvertreter/in- nen aus den ländlichen Ortschaften Aktuelles aus Peru 29-30 seines Einzugsgebietes. Das hat zur Impressum, Links 31 Folge, dass die dort begonnenen Pro- jekte wie Alphabetisierungskampag- 2 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 3
nen oder der Anbau von Gemüse ins Leider sind alle erwähnten Program- Situation von Armut und extremer Am 6. April begann das virtuelle Schul- Stocken geraten. me befristet bzw. ihr Nutzen ist sehr Armut in den Familien der Kinder und jahr mit der Strategie „Ich lerne zu Im Rahmen eines Netzes von staat- gering und sie erfüllen nicht die Er- Jugendlichen, die von ihnen betreut Hause“. Über digitale Medien, Fernse- lichen Stützungs- und Gesundheits- wartungen und Bedürfnisse einer so werden, wegen COVID-19 weiter ver- hen und Radio wurde der Lerninhalt programmen zur Erfassung und hohen Anzahl pandemiegefährdeter schlechtert hat. Viele von ihnen sind für alle staatlichen Institutionen und Betreuung von insbesondere Hochri- insbesondere älterer Menschen in der funktionsgestört, erleiden Gewalt, Stufen vorgegeben. Es folgten Infor- siko-Senior/innen und Menschen mit Region. leben von einem Tag zum anderen. mationen zu Modalitäten und Unter- schwerer Behinderung flossen Mittel Ab 15. August verloren mit dem Aus- Ihre Tätigkeiten sind in der Regel in- richtsformen im Rahmen von Home- auch an die Provinzregierung von Ca- laufen von Maßnahmen auch die be- formell. Ihre wirtschaftliche Lage offices. Digitale Werkzeuge wurden jamarca. CIAM war so beispielsweise troffenen Sozialarbeiter/innen und wird immer härter und verschlechtert mit Unterstützung der Lehrer/innen beteiligt an der Gesundheitskontrolle Koordinator/innen ihre Arbeit. Die sich stetig weiter. Viele Eltern haben und sozialer Netze vervollständigt. von 3.400 Senior/innen. Senior/innen blieben ohne Gesund- in dieser Notsituation auch noch ihre Unsere Leiterinnen der Kindergärten Die Senior/innen aber, die wegen der heitskontrolle zurück. Für die Al- Anstellung verloren – was in der Kon- Nr. 17 und Nr. 105, Zoila Pando und Pandemie nicht auf Messen und von phabetisierungsprogramme fehlen sequenz auch zu keiner gesunden Er- Marleny Huamán, erfüllen so voll- über CIAM organisierten Ausstellun- entsprechende Medien zur Kommuni- nährung führt. Überdies bedeutet der ständig die vorgegebenen Bildungs- gen von Kunsthandwerk Einkommen kation und zur Einrichtung von virtuel- geforderte Infektionsschutz wie das aufträge für ihre Schützlinge. Dabei erlangen konnten, sind frustriert und len Klassen. Die Dozenten sind damit Tragen von Masken oder der Erwerb sind sie in ständigem Kontakt mit den haben Angst, aus dem Haus zu ge- ohne Verdienst. Fünf ständige Alpha- von Desinfektionsmitteln zusätzliche Lehrerinnen und Familienvorständen hen. Konsequenz davon ist, dass auch betisierungs- und Bildungszirkel für Aufwendungen in der ohnehin schon ihres Verantwortungsbereiches. Den- ihre Hilfe beim Anbau von Biogemüse Senior/innen in den Randgebieten prekären familiären Lage. noch sorgt auch sie das Anwachsen fehlt, mit dem vorrangig die von CIAM werden geschlossen. Der Gesundheitszustand der Kinder, der Zahl der COVID-19-Fälle bei Eltern organisierte Tafel versorgt wurde. Die Dianira Trigoso, die Vertreterin von Jugendlichen und ihrer Familien ist und Großeltern. Und es bekümmert Tafel musste geschlossen werden. MICANTO, informiert, dass sich die extrem gefährdet. Einige von ihnen sie, dass einige Lehrerinnen aus finan- haben sich infiziert. Unter Älteren und ziellen oder gesundheitlichen Grün- T Senior/innengruppe beim Bio-Gemüseanbau in Venecia Senior/innen gibt es schwere Fälle. den das Haus verlassen müssen, ohne Grupo de adultos mayores trabajando en un biohuerto de Venecia Leichtere Erkrankungen werden zu sich an alle vorgegebenen Hygienere- Hause behandelt. Bei manchen gibt geln und Vorgaben halten zu können. es keine bestätigte Infektion, sie ha- Die Corona-Pandemie bietet eine ein- ben aber entsprechende Symptome. zigartige Möglichkeit, unsere Verhal- Sie aber glauben eine herkömmliche tensweisen in jeglicher Richtung zu Erkältung zu haben. Folglich haben sie überdenken. Niemand ist gegen das Angst, sich in einem Gesundheitszent- Virus gefeit. Reiche und Arme sollten rum testen zu lassen. miteinander solidarisch sein und eine Gleich zu Beginn der COVID-19-Pan- kollektive Verantwortung dafür entwi- demie und angesichts des raschen ckeln, die unheilvollen Auswirkungen Anwachsens von Infektionen unter- dieses Angriffs auf das menschliche sagte das Bildungsministerium den Leben zu minimieren. Präsenzunterricht auf unbestimmte Nancy Ortiz Zeit. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Monika Meng 4 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 5
Viel Anspannung, dramatische Entscheidungen und kam eine neue Bestimmung heraus, dass alle Reiseerlaubnisse für Aus- ruhige Momente länder vom Außen- und Innministe- Ein Brief von Christa Stark nach Deutschland rium bestätigt werden müssten, und die Polizei und das Busunternehmen Christa Stark, die Gründerin der Asociación Santa Dorotea, des Hilfezentrums mussten sich an diese Vorschriften für Menschen mit Behinderung in Cajamarca, berichtet, dass sie eigentlich Ende halten. März nach Deutschland fliegen wollte, ihr aber die Maßnahmen der peruani- Jetzt halfen nur noch „Beziehungen“. schen Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie einen Strich durch die Der Bürgermeister, der General unse- Rechnung machten. Hier Auszüge aus dem Brief an ihre deutschen Freundinnen rer Polizei, ein ehemaliger Minister, und Freunde vom Mai 2020. cajamarquinische Abgeordnete im Kongress etc. wurden eingespannt. Am 15.03., von einem Tag auf den an- den auf dem schnellsten Wege nach Schließlich fand am Mittwochabend deren, wurden die Grenzen geschlos- Hause geschickt, obwohl einige direkt S Christa Stark eine Videokonferenz mit dem Innen- sen und auch gleich danach alle In- vor der Operation standen. Die Audio- ministerium statt. Wir saßen wartend landsflüge abgesagt. Überlandbusse, metrie wurde geschlossen. ten eine Liste von allen Freiwilligen, im Polizeipräsidium. Kurz nach Mit- Privatautos und Taxis wurden aus dem In der Zeit arbeiteten bei uns vier Frei- deren Verwandten und Besuchern, ternacht kam der positive Bescheid! Verkehr gezogen. Täglich kamen neue willige, dazu kamen zwei ehemali- die sich in Cajamarca befanden. Es Am Donnerstagmorgen sollten alle Einschränkungen dazu, da es die Men- ge und eine Freiwillige aus Lima, die waren 29. Wie viele Telefongespräche zur Plaza de Armas, Cajamarcas Haupt- schen gewohnt waren, nicht gleich gerade zu Besuch waren, sowie eine haben wir in dieser Zeit geführt! platz, kommen. Um 6 Uhr morgens alles für „voll“ zu nehmen, was die Re- Physiotherapeutin aus Österreich. Schließlich vertröstete uns die Deut- könne der Bus nach Trujillo ab Caja- gierung ankündigt. Eine unserer Freiwilligen hatte noch sche Botschaft, dass sie am Wochen- marca fahren. Der Polizeigeneral, der Wir durften nicht mehr aus dem Haus, Besuch bekommen von ihren Eltern, ende 28./29. März Cajamarca bear- Kommandant und andere mehr waren nur zum Einkaufen von Lebensmitteln die mit einem der letzten Flüge aus beiten würden. Aber der Schreck war zugegen, als nach einigem Hin und und Medikamenten und zur Bank, Deutschland eingereist waren. Alle groß, als das Auswärtige Amt, das ja Her alle Papiere in Ordnung waren und zwar mit Mundschutz und Hand- konnten auf dem Bauernhof wohnen. nun unsere Listen hatte, alle anrief mit und sich der Bus in Bewegung setzte. schuhen. Alle anderen Einrichtungen Dann kam die Nachricht, dass alle der Nachricht, die einzige Möglich- Jetzt sind alle glücklich in ihrem Zu- wurden geschlossen, auch alle Stra- deutschen Freiwilligen so schnell wie keit, nach Deutschland zu kommen, hause in Deutschland. Nur wir haben ßenverkäufer, die ja von einem Tag möglich nach Deutschland gebracht sei am Freitag, 27. März, mit einem Ex- keine Freiwilligen mehr. auf den anderen leben, mussten nach werden müssten. Aber wie? Das Aus- traflieger von Trujillo über Santiago de Die Schule in Jesús konnte natürlich Hause gehen. Der Schulbeginn wurde wärtige Amt und die Deutsche Bot- Chile nach Frankfurt. Sie mailten auch auch nicht beginnen, aber zum Glück bis auf weiteres verschoben. schaft erreichten es bei der peruani- ein Regierungsschreiben, eine Art Pas- haben wir zu den meisten Eltern eine Was bedeutet das für uns? schen Regierung, dass humanitäre sierschein. Bis Trujillo sollten alle ein Telefonverbindung. So konnten wir or- Im Kinderheim sind nur die zehn Flüge für die Rückkehr nach Deutsch- Taxi nehmen (sechs Stunden Fahrt). ganisieren, dass die Ärmsten Lebens- Waisenkinder, die anderen bleiben land eingesetzt werden dürften, aber Aber Taxis waren verboten, und am mittelpakete erhielten. Außerdem weiterhin bei ihren Verwandten. Die sie flogen nur ab Lima, ca. 850 km von Donnerstag mussten alle in Trujillo geben wir Anregungen, wie sie ihre Schule in Jesús bleibt geschlossen. Cajamarca entfernt. sein. Jetzt wurde es ernst! behinderten Kinder sinnvoll im Haus Ebenso unser Hotel, die einzige Ein- Ich bekam unzählige Anrufe von ande- Über Freunde konnten wir einen Son- beschäftigen können. Die Schüler nahmequelle für unsere soziale Di- ren Projekten in Cajamarca, die auch derbus unter Vertrag nehmen. Aber aus der Stadt bekommen Aufgaben, rekthilfe. Die Patienten in Lima wer- Freiwillige beschäftigen. Wir erstell- es kam noch schlimmer. Am Mittwoch die wir an bestimmten Tagen vertei- 6 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 7
len, und dann müssen die Eltern über es nicht mehr gibt)! Alle Hotels und Gruppe in Cajamarca gemeinsam mit Gesundheitliche Sensibilisierungs- WhatsApp Fotos von den Kindern Gaststätten sind geschlossen, nur Le- dem Senior/innenzentrum (CIAM) und Aufklärungsmaßnahmen beim Lernen schicken. Wir konnten bensmittelgeschäfte sind geöffnet. Maßnahmen, die zum einen zum Zwei studentische Freiwillige, eine So- die Eltern motivieren, mit ihren Kin- Es gibt von der Regierung viele Hilfs- Schutz gegen COVID-19-Infektionen ziologin und eine Psychologin führen dern im Haus zu arbeiten. programme, aber viele wissen nicht, der ihnen nahestehenden Gruppen bei besonders durch COVID-19 ge- Es ist ein großes Erlebnis, dass die Zeit wie man da eingeschrieben werden wie den Kindern der Bildungseinrich- fährdeten Bevölkerungsgruppen wie jetzt viel langsamer geht. Wenn man kann. Es ist so schwierig, alles gerecht tungen und ihrer Familien beitragen den Senior/innen beispielsweise mit immer so beschäftigt ist, zerrinnt sie zu verteilen. So viele Menschen leben sollen. Zum anderen sollen alternati- Flyern, Videos, Infografiken und Ra- uns unter den Händen. Jetzt kann man hier „von der Hand in den Mund“ und ve einkommensschaffende Maßnah- diobeiträgen Sensibilisierungskam- sie genießen – wenn man ein gesi- haben nichts gespart. Täglich klopfen men für Familien entstehen, deren pagnen durch. chertes Einkommen hat! Und was ma- sie an unsere Tür. Wir danken Gott, Erwerbsquellen durch die Corona- chen alle die anderen, die informellen dass wir gesund sind und noch mithel- Pandemie weggefallen sind oder die Herstellung von Mund-Nasen-Schutz Verkäufer von Obst und Gemüse, von fen können! zur Ernährungssicherheit besonders Eine Gruppe von fünf Müttern unserer Regenschirmen und Kunstgewerbe- Christa Stark gefährdeter Bevölkerungsgruppen Partnereinrichtung MICANTO (siehe Gegenständen für die Touristen (die beitragen, wie den Senior/innen im Beiträge in früheren Heften) in prekä- urbanen und ländlichen Raum der ren Einkommensverhältnissen nähen Anmerkung der Redaktion: Provinz Cajamarca. Masken. Ein Teil der 3.000 Masken Zu den nach Hause gebrachten Deutschen gehörten auch die Erzieherin Manja und ihre Die LEZ hat unseren Antrag bewilligt, wird kostenlos an Personen verteilt, Tochter. Manja sollte eigentlich ab Februar für zwei Monate als Austausch-Erzieherin in so dass seit Anfang Oktober in Caja- die sich diese nicht leisten können, der Kita 017 tätig werden. Wir berichteten in unserer Broschüre Nr. 40. marca folgende Aktivitäten durchge- der Rest wird für umgerechnet 75 Cent führt werden können: verkauft. Die Erlöse sollen zum Kauf Gemeinsam gegen COVID-19 in Cajamarca T Ein Projekt von CIAM zum Bio-Gemüseanbau Un proyecto de CIAM para cultivar biohuertos Peru ist eins der weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder. Auch Cajamarca ist nicht verschont geblieben (siehe vorangegangene Beiträge). Die StäPa-Gruppen in Treptow-Köpenick und Cajamarca haben ge- meinsam Maßnahmen ergriffen. Durch den stetigen Kontakt mit der Berlin bei der Landesstelle für Ent- zivilgesellschaftlichen Gruppe der wicklungszusammenarbeit (LEZ) im Städtepartnerschaft in Cajamarca er- Sommer 2020 einen Sonderfonds be- reichten die AG StäPa immer wieder reitgestellt, mit dem beispielsweise neue bedrückende Schilderungen Städte- und Schulpartnerschaften bei der Situation in unserer Partnerstadt der Bekämpfung des Virus unterstützt und aus den einzelnen zivilgesell- werden können. Wir haben einen sol- schaftlichen und staatlichen Partner- chen Antrag gestellt. einrichtungen. Zur Unterstützung in In diesem Rahmen entwickelten unse- dieser schwierigen Lage hat das Land re Partner der zivilgesellschaftlichen 8 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 9
weiterer Materialien verwendet wer- wirtschaftet werden können. Die ge- Verzögerungen im „Betriebsablauf“ den. ernteten Produkte können von ihnen selbst genutzt oder auf dem Markt Einrichtung von Gemüsegärten und verkauft werden. In der letzten Broschüre berichteten wir über das neue Kooperationsprojekt biologischer Gemüseanbau Für die genannten Aktivitäten, die im „Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaften mit Lateinamerika“ der Service- In sechs Dörfern in der Provinz Caja- Oktober begonnen haben, werden stelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW). Aber COVID-19 heißt auch hier die marca mit hohen Kennzahlen an An- vom Land Berlin 10.000 Euro zur Ver- Bremse bei der Projektdurchführung. alphabetismus, extremer Armut und fügung gestellt. In der nächsten Bro- chronischer Unterernährung etwa bei schüre und auf der StäPa-Homepage Eigentlich wären wir schon viel weiter. down ab. Damit hatte niemand ge- Senior/innen werden von der Provinz- werden Sie Berichte zum Projekt fin- Eigentlich sollte die internationale rechnet. Die Auftaktkonferenz wurde verwaltung Flächen für Gemüsegärten den. Auftaktkonferenz mit deutschen und auf die zweite Oktoberhälfte verscho- zur Verfügung gestellt, die von den Michael Schrick lateinamerikanischen Teilnehmer/in- ben und die persönliche Teilnahme örtlichen Senior/innengruppen be- nen aus 13 Partnerschaften Ende Juni / auf die deutschen Partnerkommunen Anfang Juli in Bonn stattgefunden ha- beschränkt. Die lateinamerikanischen ben. Nachdem die SKEW die Städte- Teilnehmer/innen sollten per Video- Früchte für einen guten Zweck partnerschaft von Treptow-Köpenick konferenz zugeschaltet werden. Wie mit Cajamarca zu unserer großen Freu- unangenehm, dachten wir. Das wer- In der Kita „Kleiner Fratz“ kamen die Erzieherinnen auf die gute Idee, gemein- de in ihr Projekt aufgenommen hatte den lange Abende: sieben Stunden sam mit den Kindern aus den vielen Früchten des Sommers leckere Marmelade und wir die Kommunikation mit unse- Zeitunterschied zu Peru, also tagsüber herzustellen und auf einem Basar zu verkaufen. Die Einnahmen spendeten sie rer Partnerstadt fortsetzten, zeichnete Austausch der deutschen Kommunen, an MICANTO. So unterstützte in schwierigen Zeiten ein Mitglied der Städtepart- sich coronabedingt ein Projektlock- ab 17 Uhr per Video mit den Partnern nerschaft das andere. T Ein Basar zugunsten von MICANTO T Noch vor dem Lockdown: Einführungsveranstaltung Kommunale Nachhaltigkeitspartner- Im Gegenzug verbreiteten die Erziehe- Un bazar en beneficio de MICANTO schaften | Todavía antes del confinamiento: Conferencia de información "Hermanamientos rinnen der Partner-Kita 017 auf elekt- comunales de sostentabilidad" ronischem Weg eine richtig gute Idee als Beitrag zum Klimawandel und zur Ernährungssicherung, die ihren Ur- sprung in Thailand hat: Zur Reifezeit vieler Früchte wie Papaya, Apfelsinen oder Maracuja nicht die Samen und Kerne wegzuwerfen, sondern diese abgewaschen und getrocknet bei der nächsten Fahrt oder einem Spazier- gang im Gelände auszubringen. Die Chance, damit die Erde grüner und lebenswerter zu machen, sollte nicht vertan werden. Alle seien zur Mitwir- kung aufgerufen. (MM) 10 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 11
kommunizieren, und das über drei gen und hoffen, schon bald die inhalt- Senior/innen-Olympiade und Corona-Pandemie oder vier Tage. liche Arbeit aufnehmen zu können. Mittlerweile hat uns Corona als Pan- Dabei soll es um die Fragen gehen, demie schon wieder einen Strich welchen Beitrag der Austausch zwi- In unserer Herbstbroschüre (Nr. 39) berichteten wir noch über die traditionell durch die Rechnung gemacht und als schen den Generationen zur Umset- vielfältigen Aktivitäten anlässlich des Internationalen Tages der älteren Men- Schutzheilige, die in Seuchenzeiten zung der 17 weltweiten Nachhaltig- schen in unserer Partnerstadt, deren Beispiel wir ja im vergangenen Jahr mit angerufen wird, leider auch nicht ge- keitsziele leisten kann und welche unserer ersten Senior/innen-Olympiade gefolgt waren. holfen. Deutschlandweit steigen die Rolle die beteiligten Institutionen in Infektionszahlen, und damit sinkt die Treptow-Köpenick und Cajamarca da- Am Vorabend des diesjährigen Inter- arbeiter/innen Corona-Tests selbst in Bereitschaft zu Dienstreisen. Der Ter- bei spielen. Das erste der drei Projekt- nationalen Tages der älteren Gene- die abgelegensten Weiler des Regie- min der Konferenz ist geblieben, aber jahre ist leider etwas holprig gestartet. ration erhielten wir von José Ricardo rungsbezirks und sichern gleichzeitig sie hat komplett virtuell stattgefun- Trotzdem haben sich die SKEW-Kolle- Portal herzliche Grüße aus seinem die Versorgung der Menschen mit le- den. Die teilnehmenden Kommunen ginnen als wahre Meisterinnen im Im- Senior/innenzentrum (CIAM) und bensnotwendigen Dingen. haben sich kennengelernt und unter- provisieren erwiesen. von den mittlerweile 18 zugehörigen Und wir in Treptow-Köpenick? Bis un- einander ausgetauscht. örtlichen Senior/innengruppen in der mittelbar vor Veranstaltungsbeginn Wir lassen uns jedoch nicht entmuti- Tatiana Calari / Michael Schrick Bezirksregion Cajamarca. Die Gruß- gab es die Sorge, dass wir bei weiter botschaft machte deutlich, wie unter- steigenden Infektionszahlen letztend- schiedlich in Pandemiezeiten dieser lich doch unsere Zweite Olympiade 1. Oktober sowohl zu den Vorjahren der Seniorinnen und Senioren absa- Heilpflanzenwettbewerb und ein zweiter Sieger als auch im Vergleich mit uns began- gen müssen. Aber wir hatten – auch gen werden musste. dank des im Vergleich mit den ande- Gerade in der schlimmsten Zeit der COVID-19-Pandemie auch die alten Men- In ausgewählten ländlichen Einrich- T Ballwettbewerb bei der 2. Olympiade schen nicht zu vergessen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken – das war Ziel ei- tungen begann dieser „Feiertag“ in Lanzar una pelota – una de las competicio- nes besonderen von CIAM ausgerufenen Wettbewerbs in der Region Cajamar- Cajamarca damit, dass zuerst und ins- nes de la olimpiada ca. Gesucht war das umfangreichste Wissen über traditionelle Heilpflanzen besondere die Seniorinnen und Seni- gegen Atemwegserkrankungen. Das eingeschriebene Mitglied Samuel Tuctu oren auf COVID-19 getestet wurden. Limay belegte mit seinen herausragenden Kenntnissen der Pflanzen seiner Erst danach und in ganz bescheide- Bergwelt den zweiten Platz. nem Umfang gab es wenige sportliche Bei beiden abgebildeten Personen Unternehmungen. Das auch bei uns handelt es sich um gute Freunde und mittlerweile bekannte „Krötenwurf- alte Bekannte: Samuel Tuctu Limay spiel“ durfte dabei natürlich nicht (2.v.r.) nahm als Senior/innenvertreter fehlen. In der Stadt Cajamarca selbst und José Ricardo Rodríguez Portal, der gab es keine Olympiade. Überhaupt Leiter von CIAM (rechts), als Aus- steht gegenwärtig bei CIAM der un- tauschpartner im Oktober 2018 an un- ermüdliche Einsatz für die gesund- serem gemeinsamen Verwaltungs- heitliche Betreuung und Versorgung projekt zur Verbesserung der der alten Menschen in der Region im Teilnahme alter Menschen am gesell- Vordergrund. Gemeinsam mit Ge- schaftlichen Leben teil. (MM) sundheitseinrichtungen bringen Mit- 12 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 13
ren Berliner Bezirken niedrigen Infek- Es gab wie im vergangenen Jahr ein seres Bezirksbürgermeisters, er freue nen Video erhielt noch am gleichen tionsgeschehens – Glück. Tischtennis-Turnier und Schnupper- sich schon auf das nächste Jahr, dann Tag José Ricardo Portal die besten Grü- Unser Bezirksbürgermeister Oliver angebote wie Qigong oder Ruder-Er- hoffentlich auf eine Senior/innen- ße von der zweiten Treptow-Köpeni- Igel, der wieder die Schirmherrschaft gometer. Besonderen Zuspruch fand Olympiade ohne Corona. cker Senior/innen-Olympiade. übernommen hatte, formulierte das die Team-Rallye im nahegelegenen Mit vielen guten Wünschen für die Se- so: „Ich freue mich, dass wir auch un- Wald mit verschiedenen Stationen niorinnen und Senioren in der Region Monika Meng ter diesen schweren Bedingungen die wie Gummistiefel-Weitwurf und na- Cajamarca, mit Fotos und einem klei- Seniorenolympiade auf die Beine stel- türlich auch dem Sapo-(Kröten-)Wurf- len konnten und diese von Jahr zu Jahr spiel mit seiner besonderen Symbolik T Die Sieger/innen der zweiten Olympiade an Beliebtheit gewinnt.“ der engen Verbundenheit mit unserer L@s campeones de la segunda olimpiada Partnerstadt. Diese symbolisierten auch die Fahnen von Treptow-Köpe- nick und Cajamarca, die gemeinsam zur Eröffnung und bei der Ehrung der Siegerinnen und Sieger getragen wur- den. Neu war der Markt der Möglichkeiten, auf dem sich die Teilnehmer/innen über Angebote der Unterstützerinnen und Unterstützer der Veranstaltung informieren konnten. Und natürlich gab es dabei auch einen Stand der AG Städtepartnerschaft mit Cajamar- S Der Bezirksbürgermeister am Stand der StäPa ca. Hier lagen unsere Broschüren aus, El Alcalde Distrital visitando el stand del grupo ein Rollup informierte über unsere del hermanamiento Aktivitäten und Mitglieder unserer AG COVID-19-Zahlen für Peru (Stand 03.11.2020) Tatsächlich, es gab ein starkes Interes- beantworteten wissbegierige Fragen. se unserer Seniorinnen und Senioren Im Angebot fehlte auch nicht unser absolut* pro 100.000 Einwohner an einer Teilnahme trotz Hygiene- Fair-Trade-Kaffee, die „Treptow-Köpe- COVID-19-Infektionen 908.902 2.840 vorschriften, Abstandhalten und den nicker Bohne“, der regen Absatz fand. davon genesen 832.929 2.603 Sport erschwerendem Mundschutz. Es war eine gute und wichtige vom Das gesetzte Limit von 100 Teilneh- Amt für Soziales hervorragend orga- aktuell erkrankt 41.350 129 mer/innen hätte gut überschritten nisierte Veranstaltung, bei der es nicht gestorben 34.623 108 werden können. Sicher war die Beteili- nur positive gesundheitliche Effekte gung auch hoch wegen der coronabe- gab und eine frohe Stimmung, son- dingten Durchführung der Olympiade dern auch tolle Preise überreicht wur- *Einwohnerzahl Peru: ca. 32 Millionen im Freien, in der Köllnischen Heide den, die der Landessportbund zur Ver- und im Vorbereich des Kiezklubs Alte fügung stellte. Besonders optimistisch Quelle: https://data.larepublica.pe/envivo/1552578-casos-confirmados-muertes- Schule als Basisstation. in Bezug auf eine Fortsetzung stimmte coronavirus-peru alle die abschließende Aussage un- 14 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 15
Ein Gruß an die Partnerstädte – gerade in Zeiten einer In diesen Zeiten ist es nicht einfach, ich möchte darüber hinaus allen dan- die Pflege von Städtepartnerschaften ken, die das gesellschaftliche Leben Pandemie mit Leben zu erfüllen: Die Aufnahme in der Stadt aufrechterhalten: zum oder Fortführung von Projekten und Beispiel in der Verwaltung, bei öffent- Die Aktivitäten mit Partnerstädten in einer Pandemie-Zeit, in der gesellschaftli- direkte Begegnungen zwischen den lichen Dienstleistungen in Geschäften ches Leben teils komplett zum Erliegen gekommen ist, aufrechtzuerhalten, war Menschen unserer Kommunen sind des Einzelhandels, im Verkehr und bei und ist eine besondere Herausforderung. Und doch: Ist nicht auch das gegen- erst einmal kaum möglich. Und doch: den Betrieben der Entsorgung und der seitige Interesse, die Zuneigung ein wesentliches Element der Partnerschafts- Wir sind uns nahe, weil uns ähnliche Versorgung mit Strom, Wasser und arbeit? Und die geht und muss gehen auch in einer Zeit, in der persönliche Kon- Sorgen beschäftigen. Eines ist immer Wärme. Sie alle sind für die Menschen takte, Austausche deutlich schwieriger geworden sind. Ich wollte deshalb von möglich: Interesse füreinander. jeden Alters da – und sie sollen wie ich meinen Kollegen Bürgermeistern unserer Partnerstädte wissen, wie es ihnen Ich wollte mich deshalb bei Ihnen motiviert in die Zukunft blicken. ergeht und ergangen ist und habe daher Anfang Mai einen Brief an unsere Part- melden und Ihnen sagen: Wir sind in In Treptow-Köpenick sind derzeit etwa nerstädte geschickt. den Gedanken bei Ihnen und bei den 320 Menschen nachweislich mit dem Menschen in Ihrer Stadt. Wir setzen Corona-Virus infiziert worden, mehr Seit mehreren Monaten hält uns alle sollten weitgehend zu Hause bleiben gemeinsam auf die Kunst der Wissen- als 270 sind jetzt schon wieder gene- die Verbreitung des Coronavirus in und darauf verzichten Angehörige zu schaft und auf die Medizin, die uns ei- sen. Tag für Tag genesen mehr Men- Atem. Unser Leben – privat und auch besuchen. Die Gesundheits- und Ord- nen Weg zeigen können, wie die Aus- schen. Immer weniger stecken sich in der Stadtverwaltung – hat sich dras- nungsbehörden haben enorme Her- breitung des Virus verlangsamt und aktuell an. Ob es so bleibt, ob eine tisch geändert. Wir haben zum Schutz ausforderungen zu bewältigen. Unse- bekämpft wird. Ich hoffe auch, dass weitere Ansteckungswelle kommt: wir der Menschen vor Ansteckung und re gesamte Verwaltung hat sich fast es bald eine Lösung mit Medikamen- wissen es nicht. Wir wissen aber, dass schweren Krankheitsverläufen strenge ausschließlich der Bekämpfung der ten und eine Impfung gegen das Virus wir darauf vorbereitet sein müssen. Maßnahmen ergriffen: Eine Vielzahl Ausbreitung des Virus verschrieben. gibt. Ich bin zuversichtlich und opti- Wir müssen vorsichtig bleiben. von öffentlichen Einrichtungen wurde Das alles hat auch Auswirkungen auf mistisch, weil ich weiß, dass auf der geschlossen, große und kleine Veran- uns persönlich – Sie und ich haben ganzen Welt engagierte Menschen Gern erfahre ich, wie es Ihnen und den staltungen abgesagt. Die Menschen wichtige Entscheidungen zu tref- unterwegs sind und fleißig genau dar- Menschen in Ihrer Stadt geht, denn fen, umsichtig zu handeln und wis- an arbeiten – vielleicht auch bei Ihnen. unsere Partnerschaft wird niemals T Bezirksbürgermeister Oliver Igel bei den Senior/innen von Urubamba | El Alcalde Distrital Oliver Igel visitando sen nicht bei jedem Schritt, ob dieser In diesem Sinne möchte ich Ihnen per- durch einen Virus belastet werden al grupo de tercera edad en Urubamba jetzt richtig ist oder nicht. Das ist eine sönlich meinen Respekt ausdrücken – können. Wir bleiben einander herz- enorme Belastung für uns alle. Die und allen anderen in Ihrer Stadt, die lich verbunden! Belastung trifft auch die gesamte Be- sich in dieser schweren Zeit um die völkerung: Unsicherheit, Angst – nicht Menschen kümmern: mit dem Ziel, Bleiben Sie, Ihre Angehörigen und die allein vor Krankheit, sondern auch bei dass sie das Virus gar nicht erst bekom- Menschen in Ihrer Stadt gesund! der Betreuung der Kinder oder pflege- men und dass erkrankte Menschen bedürftiger älterer Angehöriger. Und, behandelt und gepflegt werden. Und Ihr Oliver Igel nicht zu vergessen, wirtschaftliche Zukunftsängste. Auch bei uns können Die Reaktionen auf den Brief waren beeindruckend und haben mich sehr ge- viele Geschäfte und Unternehmen freut. Sehr schöne Antworten und Berichte sind aus Partnerstädten gekommen, nicht wie gewohnt arbeiten und öff- die wir dankbar aufgenommen haben. nen. Viele Menschen haben deshalb Oliver Igel sehr große Sorgen. 16 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 17
Eine ungewöhnliche Zeit Gemildert wurde die Isolierung durch waren und nur eine Besetzung im mögliche regelmäßige Kontakte über Rotationsverfahren gesichert werden Lockdown in Albinea Skype mit den Familien und den Pfle- konnte. gekräften. Ab dem 2. September wurden die Ki- Die Region Emilia Romagna wurde Aufrichtigkeit und Tiefe bewegt. Sie Albinea hat durch Spenden und per- tas wieder geöffnet. Am 14.09. folgten stark von COVID-19 betroffen, beson- hat uns gezeigt, dass unsere beiden sönliches Engagement unzähliger in ganz Italien die Schulen. ders die Provinz Reggio Emilia. In Albi- Städte trotz der Entfernung verbun- Menschen aus der Gemeinde und aus Die Rückkehr zur Normalität wurde nea haben wir einige Fälle registriert. den sind und bleiben, und dass wir ge- der Umgebung viel Solidarität erlebt. sorgfältig mit Infoveranstaltungen für Ganz früh hat sich die Stadt dafür ein- meinsam gegen diesen hartnäckigen Auch Treptow-Köpenick unterstütz- die Eltern, Hygienekonzepten für die gesetzt, die Folgen der Isolation und und hinterlistigen Feind weiterkämp- te, vor allem bei der Beschaffung von Schulen und Beschilderung vor den des Lockdowns zu mildern, der bei fen müssen. Mund-Nasen-Schutz. jeweiligen Einrichtungen vorbereitet. uns in Albinea wie in ganz Italien vom Seit Beginn der Ausgangssperre ha- Dank regionaler und nationaler Mit- Alles wurde in enger Zusammenarbeit 10. März bis 18. Mai wirksam war. ben wir neue Ideen entwickelt und tel wurden Lebensmittelgutscheine mit der Verwaltung und der Schulbe- Alle für den Frühling geplanten Veran- viele Initiativen organisiert, die sehr an die weniger begüterten Familien hörde organisiert. staltungen wurden abgesagt, verscho- gut von der Gemeinde angenommen verteilt, junge Leute wurden bei der Die Aufmerksamkeit bleibt immer ben oder fanden ohne Publikum statt. wurden. Anschaffung von PCs unterstützt, Stu- noch hoch, weil die Epidemie alles an- Wir haben trotzdem nicht aufgegeben Beispiele dafür sind die Regenbogen- diengebühren wurden eingefroren. Es dere als vorbei ist. und dank sozialer Netzwerke konnten plakate mit der Überschrift „Alles wird gab Zuschüsse für Sportträger, und ein Unser Alltag ist unsicher, aber aus der wir unsere Freunde online treffen. Wir gut“, die Veröffentlichung von Videos Bürgertelefon wurde eingerichtet. vergangenen Erfahrung haben wir ge- erhielten Botschaften der Solidarität mit Sportübungen der verschiedenen Viele Läden haben in kurzer Zeit einen lernt, dass in schwierigen Zeiten der aus aller Welt. Die Botschaft aus Trep- Trägerorganisationen in der Gemein- Lieferservice eingerichtet und ältere Zusammenhalt und die Zusammenar- tow-Köpenick von Bezirksbürgermeis- de, die Aktion „Primavera speranza“ Menschen und weitere Risikogruppen beit mit unseren Partnern am meisten ter Oliver Igel hat uns alle wegen ihrer („Frühling bedeutet Hoffnung“) mit versorgt. zählt. Nur damit werden wir jede zu- Bildern aus Gärten und von Balkonen Das Wanderkino wurde wieder in Be- künftige Herausforderung bewältigen T Rathaus von Albinea mit Botschaften unserer Mitbürger/in- trieb genommen und das Park-Theater können. Alcaldía de Albinea nen. gab wieder Vorstellungen im Freien. Das ist die Richtung, in die wir arbei- Auch die Bibliothek beteiligte sich Auch der Wochenmarkt und der frei- ten wollen. Mit unserem Partnerver- mit neuen Formaten wie digitalen tägliche Antiquitätenmarkt konnten ein wollen wir einen Friedensmarsch Märchenlesungen, lustigem digitalen den ganzen August und September organisieren. Wir denken auch über Unterricht in den Dialekten der Regi- stattfinden, immer unter Beachtung weitere Projekte nach, die wir zusam- on oder Büchertausch im Eingangsbe- der Abstands- und Hygieneregeln. men mit euch und den anderen Part- reich. Das Rathaus als Zuhause aller Bürger nerstädten durchführen wollen. Unsere Senioreneinrichtung „Casa und Bürgerinnen blieb immer geöff- Cervi“ hat erfolgreich die Pandemie net und hat weitergearbeitet, auch Marco Barbieri ohne Infizierte unter ihren Gästen und wenn seine Leistungen für die Ge- Übersetzung: Tatiana Calari dem Personal überstanden. Das ver- meinde für lange Zeit eingeschränkt danken wir der Professionalität der Betreiber aber auch der Geduld der Gäste, die sich auf die Maßnahmen eingelassen haben. 18 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 19
Zeitweilig ausgebremst, aber voller Ideen für gemeinsame unterstützen konnten. So wurden re- junge Gründer/innen und Kreative gelmäßig viele Haushalte, vor allem fortsetzen. neue Projekte älterer Bürger/innen, mit warmen Die AG Tepebaşı als zivilgesellschaftli- Die Städtepartnerschaft mit Eskişehir-Tepebaşı Mahlzeiten und Lebensmittelpaketen cher Motor der Städtepartnerschaft in versorgt, öffentliche Bereiche großflä- Treptow-Köpenick wird sich noch die- Im Jahr 2017 wurde die Städtepartnerschaftsvereinbarung zwischen Treptow- chig desinfiziert, 39.000 Nase-Mund- ses Jahr zusammensetzen, um die be- Köpenick und dem türkischen Eskişehir-Tepebaşı offiziell unterzeichnet. Seit- Schutzmasken genäht und verteilt, reits angedachten und vorbereiteten her nahmen die Partnerschaftsbeziehungen, insbesondere auch auf künstleri- eine Hotline zum Thema COVID-19 gemeinsamen Projekte anzuschie- schem Gebiet, eine erfolgreiche Entwicklung. eingerichtet, der Pflegedienst wur- ben, den Kontakt in die Partnerstadt de für viele Familien gesichert sowie wieder zu intensivieren und neue Ide- Im vergangenen Jahr konnten wir eine Für 2020 konzentrierten wir uns auf die Straßenreinigung und Müllentsor- en zu entwickeln. Wir freuen uns im- tolle Bilanz unserer Städtepartner- Vorbereitung der geplanten Ausstel- gung gewährleistet. Zugleich wurden mer über neue Interessierte und Mit- schaft ziehen. Die erfolgreiche Aus- lung „Karawane ins Morgenland“ zum Online-Bildungsangebote entwickelt streiter/innen und hoffen bald wieder stellung „Karawane ins Abendland“ Internationalen Terrakotta-Symposi- und gefördert. So sendete das durch die überwältigende Gastfreundschaft im April in Treptow-Köpenicks Kom- um in Eskişehir und der gemeinsam ein Partnerschaftsprojekt 2018 ent- unserer türkischen Freunde persön- munaler Galerie Alte Schule Adlershof mit der Volkshochschule angedachten standene Tepebaşı Inkubation Center lich genießen zu können und ihnen in mit Künstler/innen aus beiden Städ- Vorstellung unserer Partnerschaft in live über Social-Media-Kanäle und Berlin gute Gastgeber/innen zu sein. ten und das so gut besuchte Sommer- Treptow-Köpenick sowie auf den Be- konnte so seine Unterstützung für fest der Städtepartnerschaft im Juni in ginn und die Begleitung des vorberei- Lutz Längert Moving Poets Novilla in Schöneweide teten neuen Partnerschaftsprojekts. waren echte Highlights. Bei der Eu- Die Corona-Pandemie machte uns da T Terrakotta-Workshop in Tepebaşı |Taller de terracota en Tepebaşı ropean Democratic Action Week im einen ordentlichen Strich durch Rech- August war wieder eine Gruppe Ju- nung. In beiden Bezirken wurden die gendlicher aus Tepebaşı aktiv dabei. Prioritäten verständlicherweise auf Die Künstlerin Gudrun Kühne hat am die Bewältigung der Pandemie-Folgen 13. Internationalen Terrakotta-Sym- gesetzt, persönliche Begegnungen posium Eskişehir teilgenommen. Mit konnten nicht stattfinden. der Förderung aus Mitteln des Bun- In seiner Antwort auf den Brief von Be- desministeriums für Wirtschaftliche zirksbürgermeister Oliver Igel an die Zusammenarbeit und Entwicklung Partnerstädte dankte Tebebaşıs Bür- über Engagement Global konnte in germeister Ahmet Ataç für die Solida- der Stadtverwaltung Tepebaşı die rität und brachte zum Ausdruck, dass Stelle einer „Lokalen Expertin“ für die wir als „Weltbürger“ gemeinsam die Städtepartnerschaft eingerichtet und Situation meistern und sicher bald den ein neues, großangelegtes Projekt Austausch und die Begegnungen fort- zur Unterstützung der Jugendarbeit setzen können. Er schilderte die Lage in Tepebaşı im Rahmen der Initiative in seinem Bezirk und wie die Stadtver- „Kommunales Know-how für Nahost“ waltung gemeinsam mit vielen ehren- von der Servicestelle Kommunen in amtlichen Helfer/innen die Bürger/in- Kontakt: AG Tebebaşı, c/o MoBe Moving Poets Berlin e.V. / Lutz Längert der Einen Welt entwickelt werden. nen und die Lebensprozesse der Stadt Tel.: 030 9841 5914 / Mobil: 0177 315 4530 / E-Mail: lutz@movingpoets.org 20 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 21
COVID-19: Alte Freunde geben ein Lebenszeichen entschlossen sich die politischen Ver- unser Blick in die Zukunft gerichtet treter der beteiligten Städte Izola mit neuen Vorschlägen für weitere Nachrichten aus unseren Partnerstädten Mürzzuschlag, Subotica (Slowenien), Olomouc (Tschechien), Felder der Zusammenarbeit in den und Olomouc Mürzzuschlag (Österreich), Balaton/ Bereichen Kultur, Tourismus und Wirt- Zirc (Ungarn), Subotica (Serbien) und schaft. Städtepartnerschaften leben von für alle Personen über 70 Jahren wur- Berlin Treptow-Köpenick, diese lang- Eine alte Freundschaft wird neu ent- Menschen und deren regelmäßigem de eingeführt. In Städten dürfen jetzt jährige und vertrauensvolle Zusam- deckt, Städtepartnerschaften werden Austausch. Städtepartnerschaften auch Personen über 65 ihre Häuser menarbeit auch offiziell zu besiegeln. sich neu erfinden müssen. Die neue ruhen manchmal und werden dann nicht mehr verlassen. Behörden und Somit wurde die Partnerschaftsver- Lage verlangt Mut, Engagement und wieder lebendig. Die Pandemie hat jüngere Personen sollen ihre Versor- einbarung zwischen allen sechs Städ- Solidarität. Auf dieser Basis wollen wir unsere Partnerstädte unterschiedlich gung gewährleisten. Ähnliche Maß- ten/Gemeinden unterzeichnet. mit unseren Partnerstädten zukünftig betroffen, viele Veranstaltungen und nahmen wurden getroffen: Kindergär- Trotz der Unsicherheit der aktuellen zusammenarbeiten. Besuche wurden abgesagt. Aber die ten, Schulen und Gymnasien wurden Lage und der Herausforderungen, die gemeinsamen Herausforderungen, geschlossen, für Gewerbe und Restau- wir als Verwaltung und Zivilgesell- Tatiana Calari die alle zu bewältigen hatten, haben rants galten reduzierte Öffnungszei- schaft überwinden müssen, ist heute auch den Kontakt wieder belebt. ten. Generell gilt immer noch ein Ver- bot von Versammlungen von mehr als Mürzzuschlag ist eine kleine Stadt in 10 Personen, sowohl in geschlossenen der Steiermark und hatte während Räumen als auch im Freien. UNESCO-Auszeichnung für Alíndor Bazán der gesamten Zeit nur wenige Fälle ei- „Ihr Brief hat uns im positiven Sinne ner Corona-Infektion zu verzeichnen. überrascht“. Das war die Reaktion aus Wie wir von unserer Partnergruppe Trotzdem wurden sehr schnell geeig- Olomouc auf das solidarische Schrei- erfuhren, erhielt der Direktor unserer nete Maßnahmen getroffen. Zuerst ben unseres Bezirksbürgermeisters an Partnerschule San Vicente de Paúl in wurden die Schulen und Kindergär- die Partnerstädte. (Den Wortlaut fin- Otuzco bei Cajamarca eine sehr hohe ten geschlossen, dann die Geschäfte den Sie auch in dieser Broschüre.) „Im- Würdigung seiner Lehrtätigkeit durch und Gastronomiebetriebe. Die Mann- mer wenn eine neue politische Leitung die UNESCO. Dr. Alíndor Bazán wur- schaft des Stadtamtes wurde in zwei kommt, sind oft die Mitarbeiter/innen de als einer der zehn weltbesten in- Gruppen geteilt, die abwechselnd weg, und man erfährt erst durch einen novativen Dozenten ausgezeichnet. Dienst verrichtet haben, um auch im Brief, dass eine Kooperation zwischen Damit wurde das von ihm entwickelte Falle einer Infektion eine zweite ein- dem Bezirk Treptow-Köpenick und un- neuartige Konzept zur Verbesserung satzfähige Belegschaft verfügbar zu serer Stadt überhaupt existiert.“ der pädagogischen Fähigkeiten der haben. Lehrer/innen in einer kollektiven Bil- Subotica befindet sich in der Vojvo- Aber wie ist es zu diesen Städtepart- dungsgemeinschaft gewürdigt, die dina in der Nähe der serbisch-unga- nerschaften gekommen? Die euro- die Nachhaltigkeit und Qualität der rischen Grenze. Die Stadt ist deutlich päische Jugendbegegnung „United Bildung befördert. Wir gratulieren größer als Mürzzuschlag und wurde Games of Nations“, die in dieser Bro- herzlich. viel ernster von der Pandemie betrof- schüre auch vorgestellt wird, war der (MM) fen. Schon im März rief der serbische Ausgangspunkt. Der damalige Bezirk S Dr. Alíndor Bazán Präsident den Ausnahmezustand aus, Köpenick beteiligt sich seit 1991 an (Colegio San Vicente de Paúl) und eine generelle Ausgangssperre diesem Netzwerk. Im Januar 2002 22 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 23
Die Zukunft gehört uns Ansatz entwickelt, ohne dass sich je- In diesem Jahr hätte sich die Begeg- doch an der Grundidee und den Zielen nung mit dem Thema „Konsum & Pro- Wie internationale Jugendbegegnungen entstehen etwas geändert hätte. test“ auseinandergesetzt und mit den Im Zentrum stehen ein respektvolles Fragestellungen: In was für einer Ge- Man muss nicht immer weit wegfahren, um sich auf Englisch mit Menschen aus und verständnisvolles Miteinander, sellschaft wollen wir leben, und was verschiedenen Ländern über aktuelle Themen zu unterhalten. Man kann ein- besonders von jungen Menschen un- sind wir bereit, dafür zu tun? Wofür fach im Bezirk bleiben und sich die Zeit Ende August, Anfang September dafür terschiedlicher Kulturen, und Europa lohnt es sich einzusetzen und sich zu frei nehmen. in seiner Vielfalt. engagieren? Neben den offiziellen Partnern – Viele Menschen im Bezirk Treptow- genden Jahren kamen weitere Länder Treptow-Köpenick und seine fünf T Teilnehmerinnen aus Cajamarca bei den United Games of Nations | Participantes Köpenick kennen die EDAW (Euro- dazu, und auch der damalige Berliner europäischen Partnerstädte und -ge- de Cajamarca en los Juegos Unidos de las pean Democratic Action Week) nicht, Bezirk Köpenick war von der Idee be- meinden – hat sich der Kreis der teil- Naciones (2010) auf jeden Fall nicht unter diesem Na- geistert, Kinder an der Gestaltung des nehmenden Länder in den letzten men. Aber wenn man von den United zukünftigen Europas über solch ein Jahren kontinuierlich erweitert. So Games of Nations spricht, dann ist das Projekt mitwirken zu lassen. bereichern beispielsweise Jugend- schon anders. Was verbirgt sich also 1991 wurde zum ersten Mal das Kin- liche aus der Ukraine, England und hinter diesem Namen? der- und Familienfest United Games of Russland – um nur einige zu nennen – 1989 wurde im österreichisch-ungari- Nations im FEZ Wuhlheide veranstal- diese Jugendbegegnung. Auch aus Ca- schen Grenzgebiet ein Festival für Frie- tet. Im Laufe der Zeit haben sich die jamarca sind einmal jugendliche Teil- den und Völkerverständigung initiiert. „United Games of Nations“ von einem nehmer/innen angereist: im Juni 2010 Das war die Geburtsstunde der United Kinder- und Familienfest hin zu einem (wir berichteten in unserer Broschüre Games of Nations. In den darauffol- Projekt mit jugendpartizipatorischem Nr. 21). Für eine regelmäßige Teilnah- me ist es dann aber doch zu weit. T European Democratic Action Week im FEZ Und dann kam ein anderer Name, Semana Europea de Acción Democrática en el centro recreativo FEZ de Köpenick der besser das neue Format wider- spiegelt. Die Jugendbegegnung heißt nunmehr EDAW: European Democratic Dieses spannende Thema bleibt auf Action Week. der Tagesordnung, musste leider aber Seit mehreren Jahren kommen rund aus bekannten Gründen auf 2021 ver- 70 Jugendliche aus mehr als sieben schoben werden. Dabei werden die verschiedenen Ländern zusammen, Herausforderungen durch die Pande- unter anderen aus unseren Partner- mie und die Auswirkungen auf unser städten Tepebaşı, Vezprem, Olomouc Leben neu hinterfragt und bearbeitet. und Subotica. Sie bearbeiten in ver- Die Zukunft gehört dennoch uns, trotz schiedenen Workshops ein gesell- COVID-19. schaftspolitisches Thema und setzen Tatiana Calari dieses künstlerisch um. 24 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 25
Der TJP e.V. bezieht seine neuen Räumlichkeiten in sucher/innen. Nicht nur unsere Nach- kamen die Gäste dann auch in den Ge- barn kamen, sondern auch nuss unserer „Treptow-Köpenicker Wendenschloß Interessierte über die Bezirksgrenzen Bohne“. hinaus. Die Planungen für zukünftige Veran- Der Technische Jugendbildungsverein in Praxis e.V. ist seit Mai 2019 Mitglied in Als Mit-Mieter haben sich auch die staltungen laufen auf Hochtouren, der Städtepartnerschaft mit Cajamarca und konnte MICANTO als Partnerorga- Ökumene Treptow-Köpenick und der denn wir wollen unser neues Gebäude nisation bereits einen Einblick in einen Teil der Projekte geben. Weltladen vorgestellt und zum Thema mit Leben füllen. Kakao informiert. Über den Weltladen Karoline Kromm Neben Corona war auch der Umzug in Themen Handwerk, Naturwissen- unser neues Domizil die Herausforde- schaft und Technik zu bieten. rung des Jahres. Unsere bisherigen Am 26.09.2020 haben wir offiziell im Rastlos, kenntnisreich und engagiert Standorte in Friedrichshagen und Rahmen der Langen Nacht der Familie Mathias Hohmann ist gestorben – ein Nachruf Schöneweide werden als Schulstand- unsere Türen den interessierten Fami- orte reaktiviert, so dass wir uns auf die lien, Nachbarn und allen Neugierigen Suche nach einer neuen Bleibe ma- geöffnet. Unsere Werkstätten und das Kaum zu glauben: mehr als zwan- mit seiner Neugier und seinen Sorgen chen mussten. Diese haben wir nun im Labor boten spannende Projekte vom zig Jahre ist es her, dass ich Mathias an. 2003 konnte ich bei einem Auf- Lobitzweg in Köpenick gefunden. Hier Basteln über Nähen bis hin zu Experi- kennenlernte. Die Vereinbarung zur enthalt in der Partnerstadt den Kon- haben wir das erste Mal die Möglich- menten mit Biolumineszenz. Beson- Städtepartnerschaft zwischen Köpe- takt mit der bergbaukritischen NGO keit, alle unsere Projekte an einem Ort ders interessant war für Groß und Klein nick und Cajamarca war gerade un- zu bündeln und somit unseren Gästen unser 3D-Drucker. Wir waren überwäl- terschrieben worden, da klinkte sich T Mathias in Aktion | Mathias en acción einen noch besseren Einblick in die tigt vom großen Interesse unserer Be- ein junger studierter Bergmann und Umwelttechniker ehrenamtlich in un- T TJP stellt sich vor sere Arbeit ein und half, wo er konnte. La asociación TJP se presenta Er war bei Besuchen zur Stelle, dol- metschte, gab Tipps, stieß als Mitglied unserer Berliner „Geburtshelfer“-NGO KATE erste gemeinsame Projekte an. Als 2001 die erste StäPa-Broschüre er- schien, war er gleich in der Redaktion dabei. Bald schon schrieb er seinen ersten Broschürenartikel über ein Pro- jekt zum ökologischen Landbau. Wei- tere Beiträge folgten. Von Anfang an galt seine Sorge den sozialen, menschenrechtlichen und Umweltfolgen des Bergbaus in Caja- marca, wo seit 1993 mit der Yanacocha- Mine die damals größte Goldmine auf dem lateinamerikanischen Kontinent betrieben wurde. Auch mich steckte er 26 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 27
GRUFIDES um den damaligen Pfarrer nicht. Jedenfalls hat er nicht nur ein Neues Misstrauen, Eigeninteressen und destruktives Marco Arana herstellen. Kaum hatte Dokumentarfilmfestival erfolgreich ich nach meiner Rückkehr darüber mitorganisiert. Verhalten berichtet, konnten wir mit maßgeb- So kam er auch in Kontakt zu den Der neue peruanische Kongress bei der Arbeit licher Beteiligung der überwiegend Lateinamerika-Nachrichten (LN) und kirchlichen Cajamarca-Gruppen und dem Forschungs- und Dokumenta- „Kann ein Kongress, der nur für 15 Monate gewählt ist, konstruktiv arbeiten und Trägerorganisationen wie Misereor tionszentrum Chile (FDCL), was ihm einen demokratischen Interessenausgleich mit einem Präsidenten herstellen, und Caritas International die Kampa- ein regelmäßiges Einkommen sicher- der über keinerlei Unterstützung durch eine eigene Fraktion im Parlament ver- gne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, te. Wenn in der Zeit mehr Artikel zu fügt?“, so fragten wir in unserer letzten Broschüre. Die Antwort ist ein eindeuti- Armut bleibt“ ins Leben rufen. Mathi- Peru als sonst in den LN erschienen, ges „Nein!“ as war für ein gutes Jahr der erste Ko- war es Mathias zu verdanken. Auch in ordinator und gab wichtige Impulse. der Berliner Gruppe der Infostelle war In Pandemiezeiten geben der peru- die meisten der neun (!) Fraktionen im Unsere erste Broschüre zum Bergbau er aktiv, organisierte Tagesseminare anische Kongress und die Regierung Kongress an der Durchsetzung eige- in Peru, 36 mit Infos, Grafiken und Bil- und Filmveranstaltungen. von Präsident Martín Vizcarra ein Bild ner Interessen, gegenseitigen Kämp- dern prallgefüllte Seiten, schrieb und Etwa 2014 war es, als er sich eine Aus- des Jammers, der Zerrissenheit und fen und deplatzierten Ausfällen gegen layoutete er quasi im Alleingang. zeit von Berlin und von Lateinameri- des Kampfes um Eigeninteressen ab. die Regierung. Voller Humor und großem Engage- ka verordnete. Er zog wieder in seine Wo eigentlich Solidarität und gemein- Aber auch die Regierung arbeitet ment war er immer zur Stelle, wenn sächsische Heimat, wollte näher bei sames Handeln gegen das Virus drin- alles andere als durchdacht und ge- Gäste aus Peru in Berlin zu betreuen seinen Eltern in der Nähe von Leipzig gend geboten wären, überbieten sich räuschlos. Seit Beginn der Pandemie waren. Mit Marco Arana verband ihn sein. So wurde der Kontakt zu ihm eine tiefe Freundschaft. Unter den vie- weniger, brach aber nicht vollends ab. T Zusammensetzung des peruanischen Kongresses | len Bedrohungen gegen den „Teufel“, Als wir im Mai 2016 mit zwei peruani- Composición del Congreso peruano wie Marco von Yanacocha-Funktio- schen Gästen den Leipziger Katholi- nären genannt wurde, litt er mit. Und kentag besuchten, war Mathias wie- als ein kritischer peruanischer Filme- der zur Stelle, betreute unsere Gäste macher einen Dokumentarfilm über und tauschte sich intensiv mit ihnen Marco Arana drehte, half Mathias aus. maßgeblich bei der Vermarktung und Am 10. Mai 2020 ist Mathias Hoh- Verbreitung des Films in Deutschland mann 48-jährig in Leipzig gestorben. mit. Überhaupt war der Film seine Ich konnte es nicht glauben, die trauri- große Leidenschaft. Woher er all sei- ge Nachricht von seinem Tod zu lesen. ne Kontakte zu lateinamerikanischen Filmemacher/innen hatte, weiß ich Michael Schrick 28 Broschüre 41 | November 2020 Broschüre 41 | November 2020 29
Sie können auch lesen