Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de

 
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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
Städtepartnerschaft
Treptow-Köpenick – Cajamarca

Schwerpunktthema
Aktuelles aus Cajamarca und
anderen Partnerschaften

                                Ausgabe Nr. 41
                               November 2020
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
Editorial                                                                           Cajamarca in Zeiten der Pandemie
    Liebe Leserinnen, liebe Leser,
    Sie nehmen gerade unsere Herbstbroschüre in die Hand, die auf den ersten An-        Wie viele Länder weltweit wurden auch Cajamarca und weitere Orte in Peru von
    schein wie die meisten Publikationen in dieser Zeit nur von COVID-19 handelt.       der COVID-19-Pandemie unvorbereitet getroffen. Und immer noch, trotz War-
    Tatsächlich steht außer Frage, dass alle geplanten Aktivitäten in beiden Partner-   nung und sehr frühzeitigen Restriktionen durch die Zentralregierung, verhält
    gruppen für dieses Jahr coronabedingt eingeschränkt oder verschoben werden          sich die Bevölkerung teilweise leichtfertig.
    mussten. Wichtiger für uns war und ist jedoch, wie es den Menschen ergeht und
    wie wir, längst nicht so betroffen wie unsere peruanischen Freunde, Hilfe und       Die Lage ist sehr dramatisch, weil die    gar noch Infektionsherde in den Ban-
    Unterstützung geben können. Der erste Teil dieser Broschüre berichtet darüber       Krankenhäuser total kollabiert sind.      ken, wo die Beihilfen ausgezahlt wer-
    und auch über die Lichtblicke, die es gab, beispielsweise mit der Durchführung      Die infizierten Menschen müssen zu        den. Gut, dass wenigstens die Märkte
    der Senior/innenolympiade in Treptow-Köpenick.                                      Hause bleiben und Privatärzte ein-        funktionieren. Es gibt weder Unterver-
    Weil wir aber in dieser schwierigen Zeit den Blick weiten wollen, haben wir uns     schalten. Das wenige Geld, das sie be-    sorgung noch Spekulation. Die Preise
    auch mit der Situation in den anderen Städtepartnerschaften unseres Bezirkes        sitzen, müssen sie für Medikamente        sind dank integrer landwirtschaftli-
    befasst, denen gleichermaßen unsere Solidarität gilt. Unser Bezirksbürgermeis-      und Sauerstoff zu extrem überhöhten,      cher Produzenten stabil. Wir wissen
    ter wandte sich mit einem Schreiben an alle Partnerstädte, um zu erfahren, wie      spekulativen Preisen ausgeben. Das        nur nicht, wie lange noch.
    es den Menschen geht.                                                               bewirkt Chaos und Verzweiflung in         Die Auswirkungen der Pandemie
    Sie finden seinen Brief und die Reaktionen darauf im zweiten Teil dieser Aus-       den betroffenen Familien, die um ihr      auf die Wirtschaft sind sehr schwer-
    gabe, die mit Kurznachrichten und wie gewohnt mit einem Peru-Update ab-             Leben kämpfen. Noch ist das Ende die-     wiegend. Unter den besonders be-
    schließt.                                                                           ser Tragödie nicht zu erahnen, wir sind   troffenen Bereichen ist auch die
    Die Redaktion                                                                       ja erst mittendrin. Aber jetzt schon      Tourismusbranche, die komplett he-
                                                                                        gehen die Ressourcen zur Neige. Die       runtergefahren wurde. Viele Fuhrun-
                                                                                        Wirtschaftshilfe der Zentralregierung     ternehmen, Hotels, Restaurants und
    Inhalt                                                                              ist unzureichend, ja sie begünstigt so-   das Kunsthandwerk sind in Konkurs
                                                                                                                                  gegangen.
    Cajamarca in Zeiten der Pandemie                                            3-10    T Begleitung zum Corona-Test              Vertreter/innen der am meisten in ih-
    Projekt Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaft                              11-12     Apoyo al tamizaje                       rem Wirkungsbereich von der Pande-
                                                                                                                                  mie betroffenen Institutionen unserer
    Senior/innen-Olympiade                                                      13-15                                             zivilgesellschaftlichen Partnervereini-
    Ein Gruß an die Partnerstädte – gerade in Zeiten einer Pandemie             16-17                                             gung Cajamarca – Treptow-Köpenick
    Berichte aus anderen Partnerschaften des Bezirks: Albinea, Eskişehir-      18-23                                              schildern in der Folge ihre Situation.
    Tepebaşı, Mürzzuschlag, Subotica und Olomouc                                                                                  José Rodríguez, der Leiter des Inte-
                                                                                                                                  grierten Seniorenzentrums (CIAM)
    Die European Democratic Action Week                                        24-25                                              bei der Provinzregierung Cajamarca,
    Neueröffnung des TJP e.V.                                                     26                                              berichtet voller Trauer über den Tod
    Nachruf auf Mathias Hohmann                                                27-28                                              verschiedener Seniorenvertreter/in-
                                                                                                                                  nen aus den ländlichen Ortschaften
    Aktuelles aus Peru                                                         29-30                                              seines Einzugsgebietes. Das hat zur
    Impressum, Links                                                               31                                             Folge, dass die dort begonnenen Pro-
                                                                                                                                  jekte wie Alphabetisierungskampag-

2             Broschüre 41 | November 2020                                                                                        Broschüre 41 | November 2020              3
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
nen oder der Anbau von Gemüse ins             Leider sind alle erwähnten Program-       Situation von Armut und extremer          Am 6. April begann das virtuelle Schul-
    Stocken geraten.                              me befristet bzw. ihr Nutzen ist sehr     Armut in den Familien der Kinder und      jahr mit der Strategie „Ich lerne zu
    Im Rahmen eines Netzes von staat-             gering und sie erfüllen nicht die Er-     Jugendlichen, die von ihnen betreut       Hause“. Über digitale Medien, Fernse-
    lichen Stützungs- und Gesundheits-            wartungen und Bedürfnisse einer so        werden, wegen COVID-19 weiter ver-        hen und Radio wurde der Lerninhalt
    programmen zur Erfassung und                  hohen Anzahl pandemiegefährdeter          schlechtert hat. Viele von ihnen sind     für alle staatlichen Institutionen und
    Betreuung von insbesondere Hochri-            insbesondere älterer Menschen in der      funktionsgestört, erleiden Gewalt,        Stufen vorgegeben. Es folgten Infor-
    siko-Senior/innen und Menschen mit            Region.                                   leben von einem Tag zum anderen.          mationen zu Modalitäten und Unter-
    schwerer Behinderung flossen Mittel           Ab 15. August verloren mit dem Aus-       Ihre Tätigkeiten sind in der Regel in-    richtsformen im Rahmen von Home-
    auch an die Provinzregierung von Ca-          laufen von Maßnahmen auch die be-         formell. Ihre wirtschaftliche Lage        offices. Digitale Werkzeuge wurden
    jamarca. CIAM war so beispielsweise           troffenen Sozialarbeiter/innen und        wird immer härter und verschlechtert      mit Unterstützung der Lehrer/innen
    beteiligt an der Gesundheitskontrolle         Koordinator/innen ihre Arbeit. Die        sich stetig weiter. Viele Eltern haben    und sozialer Netze vervollständigt.
    von 3.400 Senior/innen.                       Senior/innen blieben ohne Gesund-         in dieser Notsituation auch noch ihre     Unsere Leiterinnen der Kindergärten
    Die Senior/innen aber, die wegen der          heitskontrolle zurück. Für die Al-        Anstellung verloren – was in der Kon-     Nr. 17 und Nr. 105, Zoila Pando und
    Pandemie nicht auf Messen und von             phabetisierungsprogramme fehlen           sequenz auch zu keiner gesunden Er-       Marleny Huamán, erfüllen so voll-
    über CIAM organisierten Ausstellun-           entsprechende Medien zur Kommuni-         nährung führt. Überdies bedeutet der      ständig die vorgegebenen Bildungs-
    gen von Kunsthandwerk Einkommen               kation und zur Einrichtung von virtuel-   geforderte Infektionsschutz wie das       aufträge für ihre Schützlinge. Dabei
    erlangen konnten, sind frustriert und         len Klassen. Die Dozenten sind damit      Tragen von Masken oder der Erwerb         sind sie in ständigem Kontakt mit den
    haben Angst, aus dem Haus zu ge-              ohne Verdienst. Fünf ständige Alpha-      von Desinfektionsmitteln zusätzliche      Lehrerinnen und Familienvorständen
    hen. Konsequenz davon ist, dass auch          betisierungs- und Bildungszirkel für      Aufwendungen in der ohnehin schon         ihres Verantwortungsbereiches. Den-
    ihre Hilfe beim Anbau von Biogemüse           Senior/innen in den Randgebieten          prekären familiären Lage.                 noch sorgt auch sie das Anwachsen
    fehlt, mit dem vorrangig die von CIAM         werden geschlossen.                       Der Gesundheitszustand der Kinder,        der Zahl der COVID-19-Fälle bei Eltern
    organisierte Tafel versorgt wurde. Die        Dianira Trigoso, die Vertreterin von      Jugendlichen und ihrer Familien ist       und Großeltern. Und es bekümmert
    Tafel musste geschlossen werden.              MICANTO, informiert, dass sich die        extrem gefährdet. Einige von ihnen        sie, dass einige Lehrerinnen aus finan-
                                                                                            haben sich infiziert. Unter Älteren und   ziellen oder gesundheitlichen Grün-
    T Senior/innengruppe beim Bio-Gemüseanbau in Venecia                                    Senior/innen gibt es schwere Fälle.       den das Haus verlassen müssen, ohne
      Grupo de adultos mayores trabajando en un biohuerto de Venecia                        Leichtere Erkrankungen werden zu          sich an alle vorgegebenen Hygienere-
                                                                                            Hause behandelt. Bei manchen gibt         geln und Vorgaben halten zu können.
                                                                                            es keine bestätigte Infektion, sie ha-    Die Corona-Pandemie bietet eine ein-
                                                                                            ben aber entsprechende Symptome.          zigartige Möglichkeit, unsere Verhal-
                                                                                            Sie aber glauben eine herkömmliche        tensweisen in jeglicher Richtung zu
                                                                                            Erkältung zu haben. Folglich haben sie    überdenken. Niemand ist gegen das
                                                                                            Angst, sich in einem Gesundheitszent-     Virus gefeit. Reiche und Arme sollten
                                                                                            rum testen zu lassen.                     miteinander solidarisch sein und eine
                                                                                            Gleich zu Beginn der COVID-19-Pan-        kollektive Verantwortung dafür entwi-
                                                                                            demie und angesichts des raschen          ckeln, die unheilvollen Auswirkungen
                                                                                            Anwachsens von Infektionen unter-         dieses Angriffs auf das menschliche
                                                                                            sagte das Bildungsministerium den         Leben zu minimieren.
                                                                                            Präsenzunterricht auf unbestimmte                                      Nancy Ortiz
                                                                                            Zeit.                                                Übersetzung und redaktionelle
                                                                                                                                                     Bearbeitung: Monika Meng

4              Broschüre 41 | November 2020                                                                                           Broschüre 41 | November 2020               5
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
Viel Anspannung, dramatische Entscheidungen und                                                                                   kam eine neue Bestimmung heraus,
                                                                                                                                      dass alle Reiseerlaubnisse für Aus-
    ruhige Momente                                                                                                                    länder vom Außen- und Innministe-
    Ein Brief von Christa Stark nach Deutschland                                                                                      rium bestätigt werden müssten, und
                                                                                                                                      die Polizei und das Busunternehmen
    Christa Stark, die Gründerin der Asociación Santa Dorotea, des Hilfezentrums                                                      mussten sich an diese Vorschriften
    für Menschen mit Behinderung in Cajamarca, berichtet, dass sie eigentlich Ende                                                    halten.
    März nach Deutschland fliegen wollte, ihr aber die Maßnahmen der peruani-                                                         Jetzt halfen nur noch „Beziehungen“.
    schen Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie einen Strich durch die                                                         Der Bürgermeister, der General unse-
    Rechnung machten. Hier Auszüge aus dem Brief an ihre deutschen Freundinnen                                                        rer Polizei, ein ehemaliger Minister,
    und Freunde vom Mai 2020.                                                                                                         cajamarquinische Abgeordnete im
                                                                                                                                      Kongress etc. wurden eingespannt.
    Am 15.03., von einem Tag auf den an-      den auf dem schnellsten Wege nach                                                       Schließlich fand am Mittwochabend
    deren, wurden die Grenzen geschlos-       Hause geschickt, obwohl einige direkt       S Christa Stark                             eine Videokonferenz mit dem Innen-
    sen und auch gleich danach alle In-       vor der Operation standen. Die Audio-                                                   ministerium statt. Wir saßen wartend
    landsflüge abgesagt. Überlandbusse,       metrie wurde geschlossen.                   ten eine Liste von allen Freiwilligen,      im Polizeipräsidium. Kurz nach Mit-
    Privatautos und Taxis wurden aus dem      In der Zeit arbeiteten bei uns vier Frei-   deren Verwandten und Besuchern,             ternacht kam der positive Bescheid!
    Verkehr gezogen. Täglich kamen neue       willige, dazu kamen zwei ehemali-           die sich in Cajamarca befanden. Es          Am Donnerstagmorgen sollten alle
    Einschränkungen dazu, da es die Men-      ge und eine Freiwillige aus Lima, die       waren 29. Wie viele Telefongespräche        zur Plaza de Armas, Cajamarcas Haupt-
    schen gewohnt waren, nicht gleich         gerade zu Besuch waren, sowie eine          haben wir in dieser Zeit geführt!           platz, kommen. Um 6 Uhr morgens
    alles für „voll“ zu nehmen, was die Re-   Physiotherapeutin aus Österreich.           Schließlich vertröstete uns die Deut-       könne der Bus nach Trujillo ab Caja-
    gierung ankündigt.                        Eine unserer Freiwilligen hatte noch        sche Botschaft, dass sie am Wochen-         marca fahren. Der Polizeigeneral, der
    Wir durften nicht mehr aus dem Haus,      Besuch bekommen von ihren Eltern,           ende 28./29. März Cajamarca bear-           Kommandant und andere mehr waren
    nur zum Einkaufen von Lebensmitteln       die mit einem der letzten Flüge aus         beiten würden. Aber der Schreck war         zugegen, als nach einigem Hin und
    und Medikamenten und zur Bank,            Deutschland eingereist waren. Alle          groß, als das Auswärtige Amt, das ja        Her alle Papiere in Ordnung waren
    und zwar mit Mundschutz und Hand-         konnten auf dem Bauernhof wohnen.           nun unsere Listen hatte, alle anrief mit    und sich der Bus in Bewegung setzte.
    schuhen. Alle anderen Einrichtungen       Dann kam die Nachricht, dass alle           der Nachricht, die einzige Möglich-         Jetzt sind alle glücklich in ihrem Zu-
    wurden geschlossen, auch alle Stra-       deutschen Freiwilligen so schnell wie       keit, nach Deutschland zu kommen,           hause in Deutschland. Nur wir haben
    ßenverkäufer, die ja von einem Tag        möglich nach Deutschland gebracht           sei am Freitag, 27. März, mit einem Ex-     keine Freiwilligen mehr.
    auf den anderen leben, mussten nach       werden müssten. Aber wie? Das Aus-          traflieger von Trujillo über Santiago de    Die Schule in Jesús konnte natürlich
    Hause gehen. Der Schulbeginn wurde        wärtige Amt und die Deutsche Bot-           Chile nach Frankfurt. Sie mailten auch      auch nicht beginnen, aber zum Glück
    bis auf weiteres verschoben.              schaft erreichten es bei der peruani-       ein Regierungsschreiben, eine Art Pas-      haben wir zu den meisten Eltern eine
    Was bedeutet das für uns?                 schen Regierung, dass humanitäre            sierschein. Bis Trujillo sollten alle ein   Telefonverbindung. So konnten wir or-
    Im Kinderheim sind nur die zehn           Flüge für die Rückkehr nach Deutsch-        Taxi nehmen (sechs Stunden Fahrt).          ganisieren, dass die Ärmsten Lebens-
    Waisenkinder, die anderen bleiben         land eingesetzt werden dürften, aber        Aber Taxis waren verboten, und am           mittelpakete erhielten. Außerdem
    weiterhin bei ihren Verwandten. Die       sie flogen nur ab Lima, ca. 850 km von      Donnerstag mussten alle in Trujillo         geben wir Anregungen, wie sie ihre
    Schule in Jesús bleibt geschlossen.       Cajamarca entfernt.                         sein. Jetzt wurde es ernst!                 behinderten Kinder sinnvoll im Haus
    Ebenso unser Hotel, die einzige Ein-      Ich bekam unzählige Anrufe von ande-        Über Freunde konnten wir einen Son-         beschäftigen können. Die Schüler
    nahmequelle für unsere soziale Di-        ren Projekten in Cajamarca, die auch        derbus unter Vertrag nehmen. Aber           aus der Stadt bekommen Aufgaben,
    rekthilfe. Die Patienten in Lima wer-     Freiwillige beschäftigen. Wir erstell-      es kam noch schlimmer. Am Mittwoch          die wir an bestimmten Tagen vertei-

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
len, und dann müssen die Eltern über         es nicht mehr gibt)! Alle Hotels und         Gruppe in Cajamarca gemeinsam mit                Gesundheitliche Sensibilisierungs-
    WhatsApp Fotos von den Kindern               Gaststätten sind geschlossen, nur Le-        dem Senior/innenzentrum (CIAM)                   und Aufklärungsmaßnahmen
    beim Lernen schicken. Wir konnten            bensmittelgeschäfte sind geöffnet.           Maßnahmen, die zum einen zum                     Zwei studentische Freiwillige, eine So-
    die Eltern motivieren, mit ihren Kin-        Es gibt von der Regierung viele Hilfs-       Schutz gegen COVID-19-Infektionen                ziologin und eine Psychologin führen
    dern im Haus zu arbeiten.                    programme, aber viele wissen nicht,          der ihnen nahestehenden Gruppen                  bei besonders durch COVID-19 ge-
    Es ist ein großes Erlebnis, dass die Zeit    wie man da eingeschrieben werden             wie den Kindern der Bildungseinrich-             fährdeten Bevölkerungsgruppen wie
    jetzt viel langsamer geht. Wenn man          kann. Es ist so schwierig, alles gerecht     tungen und ihrer Familien beitragen              den Senior/innen beispielsweise mit
    immer so beschäftigt ist, zerrinnt sie       zu verteilen. So viele Menschen leben        sollen. Zum anderen sollen alternati-            Flyern, Videos, Infografiken und Ra-
    uns unter den Händen. Jetzt kann man         hier „von der Hand in den Mund“ und          ve einkommensschaffende Maßnah-                  diobeiträgen Sensibilisierungskam-
    sie genießen – wenn man ein gesi-            haben nichts gespart. Täglich klopfen        men für Familien entstehen, deren                pagnen durch.
    chertes Einkommen hat! Und was ma-           sie an unsere Tür. Wir danken Gott,          Erwerbsquellen durch die Corona-
    chen alle die anderen, die informellen       dass wir gesund sind und noch mithel-        Pandemie weggefallen sind oder die               Herstellung von Mund-Nasen-Schutz
    Verkäufer von Obst und Gemüse, von           fen können!                                  zur Ernährungssicherheit besonders               Eine Gruppe von fünf Müttern unserer
    Regenschirmen und Kunstgewerbe-                                         Christa Stark     gefährdeter    Bevölkerungsgruppen               Partnereinrichtung MICANTO (siehe
    Gegenständen für die Touristen (die                                                       beitragen, wie den Senior/innen im               Beiträge in früheren Heften) in prekä-
                                                                                              urbanen und ländlichen Raum der                  ren Einkommensverhältnissen nähen
    Anmerkung der Redaktion:                                                                  Provinz Cajamarca.                               Masken. Ein Teil der 3.000 Masken
    Zu den nach Hause gebrachten Deutschen gehörten auch die Erzieherin Manja und ihre        Die LEZ hat unseren Antrag bewilligt,            wird kostenlos an Personen verteilt,
    Tochter. Manja sollte eigentlich ab Februar für zwei Monate als Austausch-Erzieherin in   so dass seit Anfang Oktober in Caja-             die sich diese nicht leisten können,
    der Kita 017 tätig werden. Wir berichteten in unserer Broschüre Nr. 40.                   marca folgende Aktivitäten durchge-              der Rest wird für umgerechnet 75 Cent
                                                                                              führt werden können:                             verkauft. Die Erlöse sollen zum Kauf

    Gemeinsam gegen COVID-19 in Cajamarca                                                     T Ein Projekt von CIAM zum Bio-Gemüseanbau
                                                                                                Un proyecto de CIAM para cultivar biohuertos

    Peru ist eins der weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen
    Länder. Auch Cajamarca ist nicht verschont geblieben (siehe vorangegangene
    Beiträge). Die StäPa-Gruppen in Treptow-Köpenick und Cajamarca haben ge-
    meinsam Maßnahmen ergriffen.

    Durch den stetigen Kontakt mit der          Berlin bei der Landesstelle für Ent-
    zivilgesellschaftlichen Gruppe der          wicklungszusammenarbeit (LEZ) im
    Städtepartnerschaft in Cajamarca er-        Sommer 2020 einen Sonderfonds be-
    reichten die AG StäPa immer wieder          reitgestellt, mit dem beispielsweise
    neue bedrückende Schilderungen              Städte- und Schulpartnerschaften bei
    der Situation in unserer Partnerstadt       der Bekämpfung des Virus unterstützt
    und aus den einzelnen zivilgesell-          werden können. Wir haben einen sol-
    schaftlichen und staatlichen Partner-       chen Antrag gestellt.
    einrichtungen. Zur Unterstützung in         In diesem Rahmen entwickelten unse-
    dieser schwierigen Lage hat das Land        re Partner der zivilgesellschaftlichen

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
weiterer Materialien verwendet wer-      wirtschaftet werden können. Die ge-       Verzögerungen im „Betriebsablauf“
     den.                                     ernteten Produkte können von ihnen
                                              selbst genutzt oder auf dem Markt
     Einrichtung von Gemüsegärten und         verkauft werden.                          In der letzten Broschüre berichteten wir über das neue Kooperationsprojekt
     biologischer Gemüseanbau                 Für die genannten Aktivitäten, die im     „Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaften mit Lateinamerika“ der Service-
     In sechs Dörfern in der Provinz Caja-    Oktober begonnen haben, werden            stelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW). Aber COVID-19 heißt auch hier die
     marca mit hohen Kennzahlen an An-        vom Land Berlin 10.000 Euro zur Ver-      Bremse bei der Projektdurchführung.
     alphabetismus, extremer Armut und        fügung gestellt. In der nächsten Bro-
     chronischer Unterernährung etwa bei      schüre und auf der StäPa-Homepage         Eigentlich wären wir schon viel weiter.       down ab. Damit hatte niemand ge-
     Senior/innen werden von der Provinz-     werden Sie Berichte zum Projekt fin-      Eigentlich sollte die internationale          rechnet. Die Auftaktkonferenz wurde
     verwaltung Flächen für Gemüsegärten      den.                                      Auftaktkonferenz mit deutschen und            auf die zweite Oktoberhälfte verscho-
     zur Verfügung gestellt, die von den                              Michael Schrick   lateinamerikanischen Teilnehmer/in-           ben und die persönliche Teilnahme
     örtlichen Senior/innengruppen be-                                                  nen aus 13 Partnerschaften Ende Juni /        auf die deutschen Partnerkommunen
                                                                                        Anfang Juli in Bonn stattgefunden ha-         beschränkt. Die lateinamerikanischen
                                                                                        ben. Nachdem die SKEW die Städte-             Teilnehmer/innen sollten per Video-
     Früchte für einen guten Zweck                                                      partnerschaft von Treptow-Köpenick            konferenz zugeschaltet werden. Wie
                                                                                        mit Cajamarca zu unserer großen Freu-         unangenehm, dachten wir. Das wer-
     In der Kita „Kleiner Fratz“ kamen die Erzieherinnen auf die gute Idee, gemein-     de in ihr Projekt aufgenommen hatte           den lange Abende: sieben Stunden
     sam mit den Kindern aus den vielen Früchten des Sommers leckere Marmelade          und wir die Kommunikation mit unse-           Zeitunterschied zu Peru, also tagsüber
     herzustellen und auf einem Basar zu verkaufen. Die Einnahmen spendeten sie         rer Partnerstadt fortsetzten, zeichnete       Austausch der deutschen Kommunen,
     an MICANTO. So unterstützte in schwierigen Zeiten ein Mitglied der Städtepart-     sich coronabedingt ein Projektlock-           ab 17 Uhr per Video mit den Partnern
     nerschaft das andere.                    T Ein Basar zugunsten von MICANTO         T Noch vor dem Lockdown: Einführungsveranstaltung Kommunale Nachhaltigkeitspartner-
     Im Gegenzug verbreiteten die Erziehe-       Un bazar en beneficio de MICANTO         schaften | Todavía antes del confinamiento: Conferencia de información "Hermanamientos
     rinnen der Partner-Kita 017 auf elekt-                                               comunales de sostentabilidad"
     ronischem Weg eine richtig gute Idee
     als Beitrag zum Klimawandel und zur
     Ernährungssicherung, die ihren Ur-
     sprung in Thailand hat: Zur Reifezeit
     vieler Früchte wie Papaya, Apfelsinen
     oder Maracuja nicht die Samen und
     Kerne wegzuwerfen, sondern diese
     abgewaschen und getrocknet bei der
     nächsten Fahrt oder einem Spazier-
     gang im Gelände auszubringen. Die
     Chance, damit die Erde grüner und
     lebenswerter zu machen, sollte nicht
     vertan werden. Alle seien zur Mitwir-
     kung aufgerufen.
                                      (MM)

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
kommunizieren, und das über drei         gen und hoffen, schon bald die inhalt-      Senior/innen-Olympiade und Corona-Pandemie
     oder vier Tage.                          liche Arbeit aufnehmen zu können.
     Mittlerweile hat uns Corona als Pan-     Dabei soll es um die Fragen gehen,
     demie schon wieder einen Strich          welchen Beitrag der Austausch zwi-          In unserer Herbstbroschüre (Nr. 39) berichteten wir noch über die traditionell
     durch die Rechnung gemacht und als       schen den Generationen zur Umset-           vielfältigen Aktivitäten anlässlich des Internationalen Tages der älteren Men-
     Schutzheilige, die in Seuchenzeiten      zung der 17 weltweiten Nachhaltig-          schen in unserer Partnerstadt, deren Beispiel wir ja im vergangenen Jahr mit
     angerufen wird, leider auch nicht ge-    keitsziele leisten kann und welche          unserer ersten Senior/innen-Olympiade gefolgt waren.
     holfen. Deutschlandweit steigen die      Rolle die beteiligten Institutionen in
     Infektionszahlen, und damit sinkt die    Treptow-Köpenick und Cajamarca da-          Am Vorabend des diesjährigen Inter-     arbeiter/innen Corona-Tests selbst in
     Bereitschaft zu Dienstreisen. Der Ter-   bei spielen. Das erste der drei Projekt-    nationalen Tages der älteren Gene-      die abgelegensten Weiler des Regie-
     min der Konferenz ist geblieben, aber    jahre ist leider etwas holprig gestartet.   ration erhielten wir von José Ricardo   rungsbezirks und sichern gleichzeitig
     sie hat komplett virtuell stattgefun-    Trotzdem haben sich die SKEW-Kolle-         Portal herzliche Grüße aus seinem       die Versorgung der Menschen mit le-
     den. Die teilnehmenden Kommunen          ginnen als wahre Meisterinnen im Im-        Senior/innenzentrum (CIAM) und          bensnotwendigen Dingen.
     haben sich kennengelernt und unter-      provisieren erwiesen.                       von den mittlerweile 18 zugehörigen     Und wir in Treptow-Köpenick? Bis un-
     einander ausgetauscht.                                                               örtlichen Senior/innengruppen in der    mittelbar vor Veranstaltungsbeginn
     Wir lassen uns jedoch nicht entmuti-              Tatiana Calari / Michael Schrick   Bezirksregion Cajamarca. Die Gruß-      gab es die Sorge, dass wir bei weiter
                                                                                          botschaft machte deutlich, wie unter-   steigenden Infektionszahlen letztend-
                                                                                          schiedlich in Pandemiezeiten dieser     lich doch unsere Zweite Olympiade
                                                                                          1. Oktober sowohl zu den Vorjahren      der Seniorinnen und Senioren absa-
     Heilpflanzenwettbewerb und ein zweiter Sieger                                        als auch im Vergleich mit uns began-    gen müssen. Aber wir hatten – auch
                                                                                          gen werden musste.                      dank des im Vergleich mit den ande-
     Gerade in der schlimmsten Zeit der COVID-19-Pandemie auch die alten Men-             In ausgewählten ländlichen Einrich-
                                                                                                                                  T Ballwettbewerb bei der 2. Olympiade
     schen nicht zu vergessen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken – das war Ziel ei-      tungen begann dieser „Feiertag“ in        Lanzar una pelota – una de las competicio-
     nes besonderen von CIAM ausgerufenen Wettbewerbs in der Region Cajamar-              Cajamarca damit, dass zuerst und ins-     nes de la olimpiada
     ca. Gesucht war das umfangreichste Wissen über traditionelle Heilpflanzen            besondere die Seniorinnen und Seni-
     gegen Atemwegserkrankungen. Das eingeschriebene Mitglied Samuel Tuctu                oren auf COVID-19 getestet wurden.
     Limay belegte mit seinen herausragenden Kenntnissen der Pflanzen seiner              Erst danach und in ganz bescheide-
     Bergwelt den zweiten Platz.                                                          nem Umfang gab es wenige sportliche
     Bei beiden abgebildeten Personen                                                     Unternehmungen. Das auch bei uns
     handelt es sich um gute Freunde und                                                  mittlerweile bekannte „Krötenwurf-
     alte Bekannte: Samuel Tuctu Limay                                                    spiel“ durfte dabei natürlich nicht
     (2.v.r.) nahm als Senior/innenvertreter                                              fehlen. In der Stadt Cajamarca selbst
     und José Ricardo Rodríguez Portal, der                                               gab es keine Olympiade. Überhaupt
     Leiter von CIAM (rechts), als Aus-                                                   steht gegenwärtig bei CIAM der un-
     tauschpartner im Oktober 2018 an un-                                                 ermüdliche Einsatz für die gesund-
     serem gemeinsamen Verwaltungs-                                                       heitliche Betreuung und Versorgung
     projekt zur Verbesserung der                                                         der alten Menschen in der Region im
     Teilnahme alter Menschen am gesell-                                                  Vordergrund. Gemeinsam mit Ge-
     schaftlichen Leben teil.         (MM)                                                sundheitseinrichtungen bringen Mit-

12             Broschüre 41 | November 2020                                                                                       Broschüre 41 | November 2020                   13
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
ren Berliner Bezirken niedrigen Infek-            Es gab wie im vergangenen Jahr ein         seres Bezirksbürgermeisters, er freue          nen Video erhielt noch am gleichen
     tionsgeschehens – Glück.                          Tischtennis-Turnier und Schnupper-         sich schon auf das nächste Jahr, dann          Tag José Ricardo Portal die besten Grü-
     Unser Bezirksbürgermeister Oliver                 angebote wie Qigong oder Ruder-Er-         hoffentlich auf eine Senior/innen-             ße von der zweiten Treptow-Köpeni-
     Igel, der wieder die Schirmherrschaft             gometer. Besonderen Zuspruch fand          Olympiade ohne Corona.                         cker Senior/innen-Olympiade.
     übernommen hatte, formulierte das                 die Team-Rallye im nahegelegenen           Mit vielen guten Wünschen für die Se-
     so: „Ich freue mich, dass wir auch un-            Wald mit verschiedenen Stationen           niorinnen und Senioren in der Region                                    Monika Meng
     ter diesen schweren Bedingungen die               wie Gummistiefel-Weitwurf und na-          Cajamarca, mit Fotos und einem klei-
     Seniorenolympiade auf die Beine stel-             türlich auch dem Sapo-(Kröten-)Wurf-
     len konnten und diese von Jahr zu Jahr            spiel mit seiner besonderen Symbolik       T Die Sieger/innen der zweiten Olympiade
     an Beliebtheit gewinnt.“                          der engen Verbundenheit mit unserer          L@s campeones de la segunda olimpiada
                                                       Partnerstadt. Diese symbolisierten
                                                       auch die Fahnen von Treptow-Köpe-
                                                       nick und Cajamarca, die gemeinsam
                                                       zur Eröffnung und bei der Ehrung der
                                                       Siegerinnen und Sieger getragen wur-
                                                       den.
                                                       Neu war der Markt der Möglichkeiten,
                                                       auf dem sich die Teilnehmer/innen
                                                       über Angebote der Unterstützerinnen
                                                       und Unterstützer der Veranstaltung
                                                       informieren konnten. Und natürlich
                                                       gab es dabei auch einen Stand der
                                                       AG Städtepartnerschaft mit Cajamar-
 S Der Bezirksbürgermeister am Stand der StäPa         ca. Hier lagen unsere Broschüren aus,
   El Alcalde Distrital visitando el stand del grupo   ein Rollup informierte über unsere
   del hermanamiento                                   Aktivitäten und Mitglieder unserer AG      COVID-19-Zahlen für Peru (Stand 03.11.2020)
     Tatsächlich, es gab ein starkes Interes-          beantworteten wissbegierige Fragen.
     se unserer Seniorinnen und Senioren               Im Angebot fehlte auch nicht unser                                              absolut*               pro 100.000 Einwohner
     an einer Teilnahme trotz Hygiene-                 Fair-Trade-Kaffee, die „Treptow-Köpe-       COVID-19-Infektionen                 908.902                        2.840
     vorschriften, Abstandhalten und den               nicker Bohne“, der regen Absatz fand.
                                                                                                   davon genesen                         832.929                       2.603
     Sport erschwerendem Mundschutz.                   Es war eine gute und wichtige vom
     Das gesetzte Limit von 100 Teilneh-               Amt für Soziales hervorragend orga-         aktuell erkrankt                          41.350                      129
     mer/innen hätte gut überschritten                 nisierte Veranstaltung, bei der es nicht    gestorben                                 34.623                      108
     werden können. Sicher war die Beteili-            nur positive gesundheitliche Effekte
     gung auch hoch wegen der coronabe-                gab und eine frohe Stimmung, son-
     dingten Durchführung der Olympiade                dern auch tolle Preise überreicht wur-     *Einwohnerzahl Peru: ca. 32 Millionen
     im Freien, in der Köllnischen Heide               den, die der Landessportbund zur Ver-
     und im Vorbereich des Kiezklubs Alte              fügung stellte. Besonders optimistisch     Quelle: https://data.larepublica.pe/envivo/1552578-casos-confirmados-muertes-
     Schule als Basisstation.                          in Bezug auf eine Fortsetzung stimmte      coronavirus-peru
                                                       alle die abschließende Aussage un-

14               Broschüre 41 | November 2020                                                                                                    Broschüre 41 | November 2020              15
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
Ein Gruß an die Partnerstädte – gerade in Zeiten einer                                         In diesen Zeiten ist es nicht einfach,     ich möchte darüber hinaus allen dan-
                                                                                                           die Pflege von Städtepartnerschaften       ken, die das gesellschaftliche Leben
            Pandemie                                                                                       mit Leben zu erfüllen: Die Aufnahme        in der Stadt aufrechterhalten: zum
                                                                                                           oder Fortführung von Projekten und         Beispiel in der Verwaltung, bei öffent-
            Die Aktivitäten mit Partnerstädten in einer Pandemie-Zeit, in der gesellschaftli-              direkte Begegnungen zwischen den           lichen Dienstleistungen in Geschäften
            ches Leben teils komplett zum Erliegen gekommen ist, aufrechtzuerhalten, war                   Menschen unserer Kommunen sind             des Einzelhandels, im Verkehr und bei
            und ist eine besondere Herausforderung. Und doch: Ist nicht auch das gegen-                    erst einmal kaum möglich. Und doch:        den Betrieben der Entsorgung und der
            seitige Interesse, die Zuneigung ein wesentliches Element der Partnerschafts-                  Wir sind uns nahe, weil uns ähnliche       Versorgung mit Strom, Wasser und
            arbeit? Und die geht und muss gehen auch in einer Zeit, in der persönliche Kon-                Sorgen beschäftigen. Eines ist immer       Wärme. Sie alle sind für die Menschen
            takte, Austausche deutlich schwieriger geworden sind. Ich wollte deshalb von                   möglich: Interesse füreinander.            jeden Alters da – und sie sollen wie ich
            meinen Kollegen Bürgermeistern unserer Partnerstädte wissen, wie es ihnen                      Ich wollte mich deshalb bei Ihnen          motiviert in die Zukunft blicken.
            ergeht und ergangen ist und habe daher Anfang Mai einen Brief an unsere Part-                  melden und Ihnen sagen: Wir sind in        In Treptow-Köpenick sind derzeit etwa
            nerstädte geschickt.                                                                           den Gedanken bei Ihnen und bei den         320 Menschen nachweislich mit dem
                                                                                                           Menschen in Ihrer Stadt. Wir setzen        Corona-Virus infiziert worden, mehr
            Seit mehreren Monaten hält uns alle               sollten weitgehend zu Hause bleiben          gemeinsam auf die Kunst der Wissen-        als 270 sind jetzt schon wieder gene-
            die Verbreitung des Coronavirus in                und darauf verzichten Angehörige zu          schaft und auf die Medizin, die uns ei-    sen. Tag für Tag genesen mehr Men-
            Atem. Unser Leben – privat und auch               besuchen. Die Gesundheits- und Ord-          nen Weg zeigen können, wie die Aus-        schen. Immer weniger stecken sich
            in der Stadtverwaltung – hat sich dras-           nungsbehörden haben enorme Her-              breitung des Virus verlangsamt und         aktuell an. Ob es so bleibt, ob eine
            tisch geändert. Wir haben zum Schutz              ausforderungen zu bewältigen. Unse-          bekämpft wird. Ich hoffe auch, dass        weitere Ansteckungswelle kommt: wir
            der Menschen vor Ansteckung und                   re gesamte Verwaltung hat sich fast          es bald eine Lösung mit Medikamen-         wissen es nicht. Wir wissen aber, dass
            schweren Krankheitsverläufen strenge              ausschließlich der Bekämpfung der            ten und eine Impfung gegen das Virus       wir darauf vorbereitet sein müssen.
            Maßnahmen ergriffen: Eine Vielzahl                Ausbreitung des Virus verschrieben.          gibt. Ich bin zuversichtlich und opti-     Wir müssen vorsichtig bleiben.
            von öffentlichen Einrichtungen wurde              Das alles hat auch Auswirkungen auf          mistisch, weil ich weiß, dass auf der
            geschlossen, große und kleine Veran-              uns persönlich – Sie und ich haben           ganzen Welt engagierte Menschen            Gern erfahre ich, wie es Ihnen und den
            staltungen abgesagt. Die Menschen                 wichtige Entscheidungen zu tref-             unterwegs sind und fleißig genau dar-      Menschen in Ihrer Stadt geht, denn
                                                              fen, umsichtig zu handeln und wis-           an arbeiten – vielleicht auch bei Ihnen.   unsere Partnerschaft wird niemals
T Bezirksbürgermeister Oliver Igel bei den Senior/innen
  von Urubamba | El Alcalde Distrital Oliver Igel visitando   sen nicht bei jedem Schritt, ob dieser       In diesem Sinne möchte ich Ihnen per-      durch einen Virus belastet werden
  al grupo de tercera edad en Urubamba                        jetzt richtig ist oder nicht. Das ist eine   sönlich meinen Respekt ausdrücken –        können. Wir bleiben einander herz-
                                                              enorme Belastung für uns alle. Die           und allen anderen in Ihrer Stadt, die      lich verbunden!
                                                              Belastung trifft auch die gesamte Be-        sich in dieser schweren Zeit um die
                                                              völkerung: Unsicherheit, Angst – nicht       Menschen kümmern: mit dem Ziel,            Bleiben Sie, Ihre Angehörigen und die
                                                              allein vor Krankheit, sondern auch bei       dass sie das Virus gar nicht erst bekom-   Menschen in Ihrer Stadt gesund!
                                                              der Betreuung der Kinder oder pflege-        men und dass erkrankte Menschen
                                                              bedürftiger älterer Angehöriger. Und,        behandelt und gepflegt werden. Und                                  Ihr Oliver Igel
                                                              nicht zu vergessen, wirtschaftliche
                                                              Zukunftsängste. Auch bei uns können          Die Reaktionen auf den Brief waren beeindruckend und haben mich sehr ge-
                                                              viele Geschäfte und Unternehmen              freut. Sehr schöne Antworten und Berichte sind aus Partnerstädten gekommen,
                                                              nicht wie gewohnt arbeiten und öff-          die wir dankbar aufgenommen haben.
                                                              nen. Viele Menschen haben deshalb                                                                                Oliver Igel
                                                              sehr große Sorgen.

       16                Broschüre 41 | November 2020                                                                                                 Broschüre 41 | November 2020               17
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 41 November 2020 - Berlin.de
Eine ungewöhnliche Zeit                                                              Gemildert wurde die Isolierung durch     waren und nur eine Besetzung im
                                                                                          mögliche regelmäßige Kontakte über       Rotationsverfahren gesichert werden
     Lockdown in Albinea                                                                  Skype mit den Familien und den Pfle-     konnte.
                                                                                          gekräften.                               Ab dem 2. September wurden die Ki-
     Die Region Emilia Romagna wurde            Aufrichtigkeit und Tiefe bewegt. Sie      Albinea hat durch Spenden und per-       tas wieder geöffnet. Am 14.09. folgten
     stark von COVID-19 betroffen, beson-       hat uns gezeigt, dass unsere beiden       sönliches Engagement unzähliger          in ganz Italien die Schulen.
     ders die Provinz Reggio Emilia. In Albi-   Städte trotz der Entfernung verbun-       Menschen aus der Gemeinde und aus        Die Rückkehr zur Normalität wurde
     nea haben wir einige Fälle registriert.    den sind und bleiben, und dass wir ge-    der Umgebung viel Solidarität erlebt.    sorgfältig mit Infoveranstaltungen für
     Ganz früh hat sich die Stadt dafür ein-    meinsam gegen diesen hartnäckigen         Auch Treptow-Köpenick unterstütz-        die Eltern, Hygienekonzepten für die
     gesetzt, die Folgen der Isolation und      und hinterlistigen Feind weiterkämp-      te, vor allem bei der Beschaffung von    Schulen und Beschilderung vor den
     des Lockdowns zu mildern, der bei          fen müssen.                               Mund-Nasen-Schutz.                       jeweiligen Einrichtungen vorbereitet.
     uns in Albinea wie in ganz Italien vom     Seit Beginn der Ausgangssperre ha-        Dank regionaler und nationaler Mit-      Alles wurde in enger Zusammenarbeit
     10. März bis 18. Mai wirksam war.          ben wir neue Ideen entwickelt und         tel wurden Lebensmittelgutscheine        mit der Verwaltung und der Schulbe-
     Alle für den Frühling geplanten Veran-     viele Initiativen organisiert, die sehr   an die weniger begüterten Familien       hörde organisiert.
     staltungen wurden abgesagt, verscho-       gut von der Gemeinde angenommen           verteilt, junge Leute wurden bei der     Die Aufmerksamkeit bleibt immer
     ben oder fanden ohne Publikum statt.       wurden.                                   Anschaffung von PCs unterstützt, Stu-    noch hoch, weil die Epidemie alles an-
     Wir haben trotzdem nicht aufgegeben        Beispiele dafür sind die Regenbogen-      diengebühren wurden eingefroren. Es      dere als vorbei ist.
     und dank sozialer Netzwerke konnten        plakate mit der Überschrift „Alles wird   gab Zuschüsse für Sportträger, und ein   Unser Alltag ist unsicher, aber aus der
     wir unsere Freunde online treffen. Wir     gut“, die Veröffentlichung von Videos     Bürgertelefon wurde eingerichtet.        vergangenen Erfahrung haben wir ge-
     erhielten Botschaften der Solidarität      mit Sportübungen der verschiedenen        Viele Läden haben in kurzer Zeit einen   lernt, dass in schwierigen Zeiten der
     aus aller Welt. Die Botschaft aus Trep-    Trägerorganisationen in der Gemein-       Lieferservice eingerichtet und ältere    Zusammenhalt und die Zusammenar-
     tow-Köpenick von Bezirksbürgermeis-        de, die Aktion „Primavera speranza“       Menschen und weitere Risikogruppen       beit mit unseren Partnern am meisten
     ter Oliver Igel hat uns alle wegen ihrer   („Frühling bedeutet Hoffnung“) mit        versorgt.                                zählt. Nur damit werden wir jede zu-
                                                Bildern aus Gärten und von Balkonen       Das Wanderkino wurde wieder in Be-       künftige Herausforderung bewältigen
     T Rathaus von Albinea                      mit Botschaften unserer Mitbürger/in-     trieb genommen und das Park-Theater      können.
       Alcaldía de Albinea                      nen.                                      gab wieder Vorstellungen im Freien.      Das ist die Richtung, in die wir arbei-
                                                Auch die Bibliothek beteiligte sich       Auch der Wochenmarkt und der frei-       ten wollen. Mit unserem Partnerver-
                                                mit neuen Formaten wie digitalen          tägliche Antiquitätenmarkt konnten       ein wollen wir einen Friedensmarsch
                                                Märchenlesungen, lustigem digitalen       den ganzen August und September          organisieren. Wir denken auch über
                                                Unterricht in den Dialekten der Regi-     stattfinden, immer unter Beachtung       weitere Projekte nach, die wir zusam-
                                                on oder Büchertausch im Eingangsbe-       der Abstands- und Hygieneregeln.         men mit euch und den anderen Part-
                                                reich.                                    Das Rathaus als Zuhause aller Bürger     nerstädten durchführen wollen.
                                                Unsere Senioreneinrichtung „Casa          und Bürgerinnen blieb immer geöff-
                                                Cervi“ hat erfolgreich die Pandemie       net und hat weitergearbeitet, auch                               Marco Barbieri
                                                ohne Infizierte unter ihren Gästen und    wenn seine Leistungen für die Ge-                    Übersetzung: Tatiana Calari
                                                dem Personal überstanden. Das ver-        meinde für lange Zeit eingeschränkt
                                                danken wir der Professionalität der
                                                Betreiber aber auch der Geduld der
                                                Gäste, die sich auf die Maßnahmen
                                                eingelassen haben.

18              Broschüre 41 | November 2020                                                                                       Broschüre 41 | November 2020              19
Zeitweilig ausgebremst, aber voller Ideen für gemeinsame                            unterstützen konnten. So wurden re-             junge Gründer/innen und Kreative
                                                                                         gelmäßig viele Haushalte, vor allem             fortsetzen.
     neue Projekte                                                                       älterer Bürger/innen, mit warmen                Die AG Tepebaşı als zivilgesellschaftli-
     Die Städtepartnerschaft mit Eskişehir-Tepebaşı                                      Mahlzeiten und Lebensmittelpaketen              cher Motor der Städtepartnerschaft in
                                                                                         versorgt, öffentliche Bereiche großflä-         Treptow-Köpenick wird sich noch die-
     Im Jahr 2017 wurde die Städtepartnerschaftsvereinbarung zwischen Treptow-           chig desinfiziert, 39.000 Nase-Mund-            ses Jahr zusammensetzen, um die be-
     Köpenick und dem türkischen Eskişehir-Tepebaşı offiziell unterzeichnet. Seit-       Schutzmasken genäht und verteilt,               reits angedachten und vorbereiteten
     her nahmen die Partnerschaftsbeziehungen, insbesondere auch auf künstleri-          eine Hotline zum Thema COVID-19                 gemeinsamen Projekte anzuschie-
     schem Gebiet, eine erfolgreiche Entwicklung.                                        eingerichtet, der Pflegedienst wur-             ben, den Kontakt in die Partnerstadt
                                                                                         de für viele Familien gesichert sowie           wieder zu intensivieren und neue Ide-
     Im vergangenen Jahr konnten wir eine      Für 2020 konzentrierten wir uns auf die   Straßenreinigung und Müllentsor-                en zu entwickeln. Wir freuen uns im-
     tolle Bilanz unserer Städtepartner-       Vorbereitung der geplanten Ausstel-       gung gewährleistet. Zugleich wurden             mer über neue Interessierte und Mit-
     schaft ziehen. Die erfolgreiche Aus-      lung „Karawane ins Morgenland“ zum        Online-Bildungsangebote entwickelt              streiter/innen und hoffen bald wieder
     stellung „Karawane ins Abendland“         Internationalen Terrakotta-Symposi-       und gefördert. So sendete das durch             die überwältigende Gastfreundschaft
     im April in Treptow-Köpenicks Kom-        um in Eskişehir und der gemeinsam         ein Partnerschaftsprojekt 2018 ent-             unserer türkischen Freunde persön-
     munaler Galerie Alte Schule Adlershof     mit der Volkshochschule angedachten       standene Tepebaşı Inkubation Center             lich genießen zu können und ihnen in
     mit Künstler/innen aus beiden Städ-       Vorstellung unserer Partnerschaft in      live über Social-Media-Kanäle und               Berlin gute Gastgeber/innen zu sein.
     ten und das so gut besuchte Sommer-       Treptow-Köpenick sowie auf den Be-        konnte so seine Unterstützung für
     fest der Städtepartnerschaft im Juni in   ginn und die Begleitung des vorberei-                                                                                Lutz Längert
     Moving Poets Novilla in Schöneweide       teten neuen Partnerschaftsprojekts.
     waren echte Highlights. Bei der Eu-       Die Corona-Pandemie machte uns da         T Terrakotta-Workshop in Tepebaşı |Taller de terracota en Tepebaşı
     ropean Democratic Action Week im          einen ordentlichen Strich durch Rech-
     August war wieder eine Gruppe Ju-         nung. In beiden Bezirken wurden die
     gendlicher aus Tepebaşı aktiv dabei.      Prioritäten verständlicherweise auf
     Die Künstlerin Gudrun Kühne hat am        die Bewältigung der Pandemie-Folgen
     13. Internationalen Terrakotta-Sym-       gesetzt, persönliche Begegnungen
     posium Eskişehir teilgenommen. Mit        konnten nicht stattfinden.
     der Förderung aus Mitteln des Bun-        In seiner Antwort auf den Brief von Be-
     desministeriums für Wirtschaftliche       zirksbürgermeister Oliver Igel an die
     Zusammenarbeit und Entwicklung            Partnerstädte dankte Tebebaşıs Bür-
     über Engagement Global konnte in          germeister Ahmet Ataç für die Solida-
     der Stadtverwaltung Tepebaşı die          rität und brachte zum Ausdruck, dass
     Stelle einer „Lokalen Expertin“ für die   wir als „Weltbürger“ gemeinsam die
     Städtepartnerschaft eingerichtet und      Situation meistern und sicher bald den
     ein neues, großangelegtes Projekt         Austausch und die Begegnungen fort-
     zur Unterstützung der Jugendarbeit        setzen können. Er schilderte die Lage
     in Tepebaşı im Rahmen der Initiative      in seinem Bezirk und wie die Stadtver-
     „Kommunales Know-how für Nahost“          waltung gemeinsam mit vielen ehren-
     von der Servicestelle Kommunen in         amtlichen Helfer/innen die Bürger/in-     Kontakt: AG Tebebaşı, c/o MoBe Moving Poets Berlin e.V. / Lutz Längert
     der Einen Welt entwickelt werden.         nen und die Lebensprozesse der Stadt      Tel.: 030 9841 5914 / Mobil: 0177 315 4530 / E-Mail: lutz@movingpoets.org

20             Broschüre 41 | November 2020                                                                                              Broschüre 41 | November 2020               21
COVID-19: Alte Freunde geben ein Lebenszeichen                                     entschlossen sich die politischen Ver-   unser Blick in die Zukunft gerichtet
                                                                                        treter der beteiligten Städte Izola      mit neuen Vorschlägen für weitere
     Nachrichten aus unseren Partnerstädten Mürzzuschlag, Subotica
                                                                                        (Slowenien), Olomouc (Tschechien),       Felder der Zusammenarbeit in den
     und Olomouc                                                                        Mürzzuschlag (Österreich), Balaton/      Bereichen Kultur, Tourismus und Wirt-
                                                                                        Zirc (Ungarn), Subotica (Serbien) und    schaft.
     Städtepartnerschaften leben von          für alle Personen über 70 Jahren wur-     Berlin Treptow-Köpenick, diese lang-     Eine alte Freundschaft wird neu ent-
     Menschen und deren regelmäßigem          de eingeführt. In Städten dürfen jetzt    jährige und vertrauensvolle Zusam-       deckt, Städtepartnerschaften werden
     Austausch.      Städtepartnerschaften    auch Personen über 65 ihre Häuser         menarbeit auch offiziell zu besiegeln.   sich neu erfinden müssen. Die neue
     ruhen manchmal und werden dann           nicht mehr verlassen. Behörden und        Somit wurde die Partnerschaftsver-       Lage verlangt Mut, Engagement und
     wieder lebendig. Die Pandemie hat        jüngere Personen sollen ihre Versor-      einbarung zwischen allen sechs Städ-     Solidarität. Auf dieser Basis wollen wir
     unsere Partnerstädte unterschiedlich     gung gewährleisten. Ähnliche Maß-         ten/Gemeinden unterzeichnet.             mit unseren Partnerstädten zukünftig
     betroffen, viele Veranstaltungen und     nahmen wurden getroffen: Kindergär-       Trotz der Unsicherheit der aktuellen     zusammenarbeiten.
     Besuche wurden abgesagt. Aber die        ten, Schulen und Gymnasien wurden         Lage und der Herausforderungen, die
     gemeinsamen Herausforderungen,           geschlossen, für Gewerbe und Restau-      wir als Verwaltung und Zivilgesell-                                   Tatiana Calari
     die alle zu bewältigen hatten, haben     rants galten reduzierte Öffnungszei-      schaft überwinden müssen, ist heute
     auch den Kontakt wieder belebt.          ten. Generell gilt immer noch ein Ver-
                                              bot von Versammlungen von mehr als
     Mürzzuschlag ist eine kleine Stadt in    10 Personen, sowohl in geschlossenen
     der Steiermark und hatte während         Räumen als auch im Freien.                UNESCO-Auszeichnung für Alíndor Bazán
     der gesamten Zeit nur wenige Fälle ei-   „Ihr Brief hat uns im positiven Sinne
     ner Corona-Infektion zu verzeichnen.     überrascht“. Das war die Reaktion aus     Wie wir von unserer Partnergruppe
     Trotzdem wurden sehr schnell geeig-      Olomouc auf das solidarische Schrei-      erfuhren, erhielt der Direktor unserer
     nete Maßnahmen getroffen. Zuerst         ben unseres Bezirksbürgermeisters an      Partnerschule San Vicente de Paúl in
     wurden die Schulen und Kindergär-        die Partnerstädte. (Den Wortlaut fin-     Otuzco bei Cajamarca eine sehr hohe
     ten geschlossen, dann die Geschäfte      den Sie auch in dieser Broschüre.) „Im-   Würdigung seiner Lehrtätigkeit durch
     und Gastronomiebetriebe. Die Mann-       mer wenn eine neue politische Leitung     die UNESCO. Dr. Alíndor Bazán wur-
     schaft des Stadtamtes wurde in zwei      kommt, sind oft die Mitarbeiter/innen     de als einer der zehn weltbesten in-
     Gruppen geteilt, die abwechselnd         weg, und man erfährt erst durch einen     novativen Dozenten ausgezeichnet.
     Dienst verrichtet haben, um auch im      Brief, dass eine Kooperation zwischen     Damit wurde das von ihm entwickelte
     Falle einer Infektion eine zweite ein-   dem Bezirk Treptow-Köpenick und un-       neuartige Konzept zur Verbesserung
     satzfähige Belegschaft verfügbar zu      serer Stadt überhaupt existiert.“         der pädagogischen Fähigkeiten der
     haben.                                                                             Lehrer/innen in einer kollektiven Bil-
     Subotica befindet sich in der Vojvo-     Aber wie ist es zu diesen Städtepart-     dungsgemeinschaft gewürdigt, die
     dina in der Nähe der serbisch-unga-      nerschaften gekommen? Die euro-           die Nachhaltigkeit und Qualität der
     rischen Grenze. Die Stadt ist deutlich   päische Jugendbegegnung „United           Bildung befördert. Wir gratulieren
     größer als Mürzzuschlag und wurde        Games of Nations“, die in dieser Bro-     herzlich.
     viel ernster von der Pandemie betrof-    schüre auch vorgestellt wird, war der                                      (MM)
     fen. Schon im März rief der serbische    Ausgangspunkt. Der damalige Bezirk                                                 S Dr. Alíndor Bazán
     Präsident den Ausnahmezustand aus,       Köpenick beteiligt sich seit 1991 an                                                 (Colegio San Vicente de Paúl)
     und eine generelle Ausgangssperre        diesem Netzwerk. Im Januar 2002

22             Broschüre 41 | November 2020                                                                                      Broschüre 41 | November 2020                  23
Die Zukunft gehört uns                                                                 Ansatz entwickelt, ohne dass sich je-    In diesem Jahr hätte sich die Begeg-
                                                                                            doch an der Grundidee und den Zielen     nung mit dem Thema „Konsum & Pro-
     Wie internationale Jugendbegegnungen entstehen                                         etwas geändert hätte.                    test“ auseinandergesetzt und mit den
                                                                                            Im Zentrum stehen ein respektvolles      Fragestellungen: In was für einer Ge-
     Man muss nicht immer weit wegfahren, um sich auf Englisch mit Menschen aus             und verständnisvolles Miteinander,       sellschaft wollen wir leben, und was
     verschiedenen Ländern über aktuelle Themen zu unterhalten. Man kann ein-               besonders von jungen Menschen un-        sind wir bereit, dafür zu tun? Wofür
     fach im Bezirk bleiben und sich die Zeit Ende August, Anfang September dafür           terschiedlicher Kulturen, und Europa     lohnt es sich einzusetzen und sich zu
     frei nehmen.                                                                           in seiner Vielfalt.                      engagieren?
                                                                                            Neben den offiziellen Partnern –
     Viele Menschen im Bezirk Treptow-             genden Jahren kamen weitere Länder       Treptow-Köpenick und seine fünf          T Teilnehmerinnen aus Cajamarca bei den
                                                                                                                                       United Games of Nations | Participantes
     Köpenick kennen die EDAW (Euro-               dazu, und auch der damalige Berliner     europäischen Partnerstädte und -ge-        de Cajamarca en los Juegos Unidos de las
     pean Democratic Action Week) nicht,           Bezirk Köpenick war von der Idee be-     meinden – hat sich der Kreis der teil-     Naciones (2010)
     auf jeden Fall nicht unter diesem Na-         geistert, Kinder an der Gestaltung des   nehmenden Länder in den letzten
     men. Aber wenn man von den United             zukünftigen Europas über solch ein       Jahren kontinuierlich erweitert. So
     Games of Nations spricht, dann ist das        Projekt mitwirken zu lassen.             bereichern beispielsweise Jugend-
     schon anders. Was verbirgt sich also          1991 wurde zum ersten Mal das Kin-       liche aus der Ukraine, England und
     hinter diesem Namen?                          der- und Familienfest United Games of    Russland – um nur einige zu nennen –
     1989 wurde im österreichisch-ungari-          Nations im FEZ Wuhlheide veranstal-      diese Jugendbegegnung. Auch aus Ca-
     schen Grenzgebiet ein Festival für Frie-      tet. Im Laufe der Zeit haben sich die    jamarca sind einmal jugendliche Teil-
     den und Völkerverständigung initiiert.        „United Games of Nations“ von einem      nehmer/innen angereist: im Juni 2010
     Das war die Geburtsstunde der United          Kinder- und Familienfest hin zu einem    (wir berichteten in unserer Broschüre
     Games of Nations. In den darauffol-           Projekt mit jugendpartizipatorischem     Nr. 21). Für eine regelmäßige Teilnah-
                                                                                            me ist es dann aber doch zu weit.
     T European Democratic Action Week im FEZ                                               Und dann kam ein anderer Name,
       Semana Europea de Acción Democrática en el centro recreativo FEZ de Köpenick         der besser das neue Format wider-
                                                                                            spiegelt. Die Jugendbegegnung heißt
                                                                                            nunmehr EDAW: European Democratic        Dieses spannende Thema bleibt auf
                                                                                            Action Week.                             der Tagesordnung, musste leider aber
                                                                                            Seit mehreren Jahren kommen rund         aus bekannten Gründen auf 2021 ver-
                                                                                            70 Jugendliche aus mehr als sieben       schoben werden. Dabei werden die
                                                                                            verschiedenen Ländern zusammen,          Herausforderungen durch die Pande-
                                                                                            unter anderen aus unseren Partner-       mie und die Auswirkungen auf unser
                                                                                            städten Tepebaşı, Vezprem, Olomouc       Leben neu hinterfragt und bearbeitet.
                                                                                            und Subotica. Sie bearbeiten in ver-     Die Zukunft gehört dennoch uns, trotz
                                                                                            schiedenen Workshops ein gesell-         COVID-19.
                                                                                            schaftspolitisches Thema und setzen                              Tatiana Calari
                                                                                            dieses künstlerisch um.

24              Broschüre 41 | November 2020                                                                                         Broschüre 41 | November 2020                 25
Der TJP e.V. bezieht seine neuen Räumlichkeiten in                                    sucher/innen. Nicht nur unsere Nach-    kamen die Gäste dann auch in den Ge-
                                                                                           barn     kamen,      sondern     auch   nuss unserer „Treptow-Köpenicker
     Wendenschloß                                                                          Interessierte über die Bezirksgrenzen   Bohne“.
                                                                                           hinaus.                                 Die Planungen für zukünftige Veran-
     Der Technische Jugendbildungsverein in Praxis e.V. ist seit Mai 2019 Mitglied in      Als Mit-Mieter haben sich auch die      staltungen laufen auf Hochtouren,
     der Städtepartnerschaft mit Cajamarca und konnte MICANTO als Partnerorga-             Ökumene Treptow-Köpenick und der        denn wir wollen unser neues Gebäude
     nisation bereits einen Einblick in einen Teil der Projekte geben.                     Weltladen vorgestellt und zum Thema     mit Leben füllen.
                                                                                           Kakao informiert. Über den Weltladen                          Karoline Kromm
     Neben Corona war auch der Umzug in          Themen Handwerk, Naturwissen-
     unser neues Domizil die Herausforde-        schaft und Technik zu bieten.
     rung des Jahres. Unsere bisherigen          Am 26.09.2020 haben wir offiziell im      Rastlos, kenntnisreich und engagiert
     Standorte in Friedrichshagen und            Rahmen der Langen Nacht der Familie
                                                                                           Mathias Hohmann ist gestorben – ein Nachruf
     Schöneweide werden als Schulstand-          unsere Türen den interessierten Fami-
     orte reaktiviert, so dass wir uns auf die   lien, Nachbarn und allen Neugierigen
     Suche nach einer neuen Bleibe ma-           geöffnet. Unsere Werkstätten und das      Kaum zu glauben: mehr als zwan- mit seiner Neugier und seinen Sorgen
     chen mussten. Diese haben wir nun im        Labor boten spannende Projekte vom        zig Jahre ist es her, dass ich Mathias an. 2003 konnte ich bei einem Auf-
     Lobitzweg in Köpenick gefunden. Hier        Basteln über Nähen bis hin zu Experi-     kennenlernte. Die Vereinbarung zur enthalt in der Partnerstadt den Kon-
     haben wir das erste Mal die Möglich-        menten mit Biolumineszenz. Beson-         Städtepartnerschaft zwischen Köpe- takt mit der bergbaukritischen NGO
     keit, alle unsere Projekte an einem Ort     ders interessant war für Groß und Klein   nick und Cajamarca war gerade un-
     zu bündeln und somit unseren Gästen         unser 3D-Drucker. Wir waren überwäl-      terschrieben worden, da klinkte sich T Mathias in Aktion | Mathias en acción
     einen noch besseren Einblick in die         tigt vom großen Interesse unserer Be-     ein junger studierter Bergmann und
                                                                                           Umwelttechniker ehrenamtlich in un-
     T TJP stellt sich vor                                                                 sere Arbeit ein und half, wo er konnte.
       La asociación TJP se presenta                                                       Er war bei Besuchen zur Stelle, dol-
                                                                                           metschte, gab Tipps, stieß als Mitglied
                                                                                           unserer Berliner „Geburtshelfer“-NGO
                                                                                           KATE erste gemeinsame Projekte an.
                                                                                           Als 2001 die erste StäPa-Broschüre er-
                                                                                           schien, war er gleich in der Redaktion
                                                                                           dabei. Bald schon schrieb er seinen
                                                                                           ersten Broschürenartikel über ein Pro-
                                                                                           jekt zum ökologischen Landbau. Wei-
                                                                                           tere Beiträge folgten.
                                                                                           Von Anfang an galt seine Sorge den
                                                                                           sozialen, menschenrechtlichen und
                                                                                           Umweltfolgen des Bergbaus in Caja-
                                                                                           marca, wo seit 1993 mit der Yanacocha-
                                                                                           Mine die damals größte Goldmine auf
                                                                                           dem lateinamerikanischen Kontinent
                                                                                           betrieben wurde. Auch mich steckte er

26               Broschüre 41 | November 2020                                                                                      Broschüre 41 | November 2020           27
GRUFIDES um den damaligen Pfarrer          nicht. Jedenfalls hat er nicht nur ein     Neues Misstrauen, Eigeninteressen und destruktives
     Marco Arana herstellen. Kaum hatte         Dokumentarfilmfestival erfolgreich
     ich nach meiner Rückkehr darüber           mitorganisiert.
                                                                                           Verhalten
     berichtet, konnten wir mit maßgeb-         So kam er auch in Kontakt zu den           Der neue peruanische Kongress bei der Arbeit
     licher Beteiligung der überwiegend         Lateinamerika-Nachrichten (LN) und
     kirchlichen Cajamarca-Gruppen und          dem Forschungs- und Dokumenta-             „Kann ein Kongress, der nur für 15 Monate gewählt ist, konstruktiv arbeiten und
     Trägerorganisationen wie Misereor          tionszentrum Chile (FDCL), was ihm         einen demokratischen Interessenausgleich mit einem Präsidenten herstellen,
     und Caritas International die Kampa-       ein regelmäßiges Einkommen sicher-         der über keinerlei Unterstützung durch eine eigene Fraktion im Parlament ver-
     gne „Bergwerk Peru – Reichtum geht,        te. Wenn in der Zeit mehr Artikel zu       fügt?“, so fragten wir in unserer letzten Broschüre. Die Antwort ist ein eindeuti-
     Armut bleibt“ ins Leben rufen. Mathi-      Peru als sonst in den LN erschienen,       ges „Nein!“
     as war für ein gutes Jahr der erste Ko-    war es Mathias zu verdanken. Auch in
     ordinator und gab wichtige Impulse.        der Berliner Gruppe der Infostelle war     In Pandemiezeiten geben der peru-          die meisten der neun (!) Fraktionen im
     Unsere erste Broschüre zum Bergbau         er aktiv, organisierte Tagesseminare       anische Kongress und die Regierung         Kongress an der Durchsetzung eige-
     in Peru, 36 mit Infos, Grafiken und Bil-   und Filmveranstaltungen.                   von Präsident Martín Vizcarra ein Bild     ner Interessen, gegenseitigen Kämp-
     dern prallgefüllte Seiten, schrieb und     Etwa 2014 war es, als er sich eine Aus-    des Jammers, der Zerrissenheit und         fen und deplatzierten Ausfällen gegen
     layoutete er quasi im Alleingang.          zeit von Berlin und von Lateinameri-       des Kampfes um Eigeninteressen ab.         die Regierung.
     Voller Humor und großem Engage-            ka verordnete. Er zog wieder in seine      Wo eigentlich Solidarität und gemein-      Aber auch die Regierung arbeitet
     ment war er immer zur Stelle, wenn         sächsische Heimat, wollte näher bei        sames Handeln gegen das Virus drin-        alles andere als durchdacht und ge-
     Gäste aus Peru in Berlin zu betreuen       seinen Eltern in der Nähe von Leipzig      gend geboten wären, überbieten sich        räuschlos. Seit Beginn der Pandemie
     waren. Mit Marco Arana verband ihn         sein. So wurde der Kontakt zu ihm
     eine tiefe Freundschaft. Unter den vie-    weniger, brach aber nicht vollends ab.     T Zusammensetzung des peruanischen Kongresses |
     len Bedrohungen gegen den „Teufel“,        Als wir im Mai 2016 mit zwei peruani-        Composición del Congreso peruano
     wie Marco von Yanacocha-Funktio-           schen Gästen den Leipziger Katholi-
     nären genannt wurde, litt er mit. Und      kentag besuchten, war Mathias wie-
     als ein kritischer peruanischer Filme-     der zur Stelle, betreute unsere Gäste
     macher einen Dokumentarfilm über           und tauschte sich intensiv mit ihnen
     Marco Arana drehte, half Mathias           aus.
     maßgeblich bei der Vermarktung und         Am 10. Mai 2020 ist Mathias Hoh-
     Verbreitung des Films in Deutschland       mann 48-jährig in Leipzig gestorben.
     mit. Überhaupt war der Film seine          Ich konnte es nicht glauben, die trauri-
     große Leidenschaft. Woher er all sei-      ge Nachricht von seinem Tod zu lesen.
     ne Kontakte zu lateinamerikanischen
     Filmemacher/innen hatte, weiß ich                                  Michael Schrick

28             Broschüre 41 | November 2020                                                                                           Broschüre 41 | November 2020              29
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