Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
Städtepartnerschaft
Treptow-Köpenick – Cajamarca

Schwerpunktthema
Die Städtepartnerschaft arbeitet weiter –
auch in Pandemiezeiten

                                            Ausgabe Nr. 42
                                                 Mai 2021
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
Editorial                                                                           Masken, Aufklärungsarbeit und Biogärten
                                                                                        „Gemeinsam gegen COVID-19 in Cajamarca“ – eine (vorläufige)
    Liebe Leserinnen, liebe Leser,
    in der vorliegenden Broschüre führen wir die Berichterstattung über unsere Pro-     Bilanz
    jekte „Gemeinsam gegen COVID-19 in Cajamarca“ und Kommunale Nachhaltig-
    keitspartnerschaften fort. Lesen Sie dazu, welche Erfolge trotz weiter herrschen-   In unserer vergangenen Ausgabe berichteten wir über die Antragstellung und
    der Corona-Bedingungen erreicht werden konnten.                                     Bereitstellung von Mitteln der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit
    Mit besonderer Freude berichten wir über die Erneuerung unserer Partner-            für die Bekämpfung der Corona-Pandemie in unserer Partnerstadt Cajamarca.
    schaftsvereinbarung mit Cajamarca im Rahmen einer außergewöhnlichen, vir-           Das Projekt mit seinen eindeutigen Vorgaben stand aus verschiedenen Grün-
    tuellen Veranstaltung.                                                              den unter Zeitdruck und doch wurde es dank der großen Initiative aller Beteilig-
    Wir stellen die neu editierte Broschüre der kommunalen Ökumene vor und zwei         ten erfolgreich abgeschlossen. Hier kommt der Bericht:
    neue Mitglieder in den Vereinen der Städtepartnerschaft. Wir berichten über
    die Rolle von Fair-Trade in unserem Bezirk und kündigen einen neuen Kochkurs        Das Projekt „Gemeinsam gegen COVID-19“       Begonnen wurde mit der Auf-
    an. Das schon traditionelle Peru-Update beschäftigt sich schwerpunktmäßig           entstand aus der so wichtigen Idee,      klärung virtuell in sozialen Netz-
    mit den kürzlich stattgefundenen Wahlen.                                            eine nachhaltige Entwicklung zu be-      werken, weil wir nur so unsere
    Und wir kündigen mit dem ersten Artikel über eine mutige Frau namens Ana            fördern und Unterstützung für ver-       Botschaft mit großer Reichweite ver-
    Estrada eine neue Rubrik von Themen an, die in unregelmäßiger Folge und aus         schiedene Einrichtungen zu geben,        breiten konnten. Verschiedene Grafi-
    verschiedenen Medien entnommen, von Relevanz für unsere beiden Länder               die zeitweilig komplett von der Pan-     ken mit Informationen zum Schutz vor
    sein können.                                                                        demie und Quarantäne-Maßnahmen           COVID-19 wurden entwickelt. Jede der
    Wir sind gespannt auf Ihre Reaktionen.                                              betroffen waren, die sowohl unsere       beteiligten Bildungseinrichtungen er-
                                                                       Die Redaktion    Stadt, Peru als auch die ganze Welt      stellte Videos, die zeigten, wie sie von
                                                                                        betrafen.                                der Pandemie betroffen waren und
                                                                                           Obschon im Wettlauf gegen die         wie sich Homeoffice sowohl auf die
    Inhalt                                                                              Zeit und trotz vieler coronabedingter    Lehrer*innen und Erzieher*innen als
                                                                                        Hindernisse wurden die gesteckten        auch auf die Kinder auswirkt. Gleich-
    Gemeinsam gegen COVID-19 in Cajamarca                                         3-5   Ziele erreicht. Dabei arbeitete ein
                                                                                        Team von qualifizierten Menschen mit     T Freude der Senior*innen über den Biogarten
    Kindergärten in Zeiten der Pandemie                                           5-7   dem unbedingten Willen zusammen,           Alegría de los adultos mayores por el biohuerto
    Erneuerung der Partnerschaftsvereinbarung                                    8-9    den Einrichtungen Unterstützung
    Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaft                                      10-11   zu geben, die der Zivilgesellschaftli-
                                                                                        chen Partnerschaftsvereinigung an-
    Aktuelles aus den Partnerstädten: Unsere Freundschaften in der              12-18   gehören: Die Kindergärten Nr. 105
    Ferne (4), Gesichter der StäPa (16), Broschüre der Kommunalen                       „Pachacútec“ und Nr. 17, das Colegio
    Ökumene, Fair Trade-Town                                                            San Vicente de Paúl, MICANTO,
    Spendenmarathon: Sauerstoff für Cajamarca                                   18-19   die Behinderteneinrichtung Santa
    Wahlen in Peru                                                             21-23    Dorotea und CIAM (Integriertes
                                                                                        Senior*innenzentrum) mit seinen Bio-
    Sterben in Würde                                                           24-26    gärten für Senior*innen in den Dör-
    Impressum, Links, Adressen                                                 27-28    fern Venecia, Tartar Chico und La Pac-
                                                                                        cha und im Gefängnis von Huacariz.

2             Broschüre 42 | Mai 2021                                                                                                   Broschüre 42 | Mai 2021                 3
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
zeitig machten sie deutlich, wie sie ge-        zu erreichen. Sie hatten damit ihre        lernen, den Boden zu bestellen, auch      ser Erfahrungsgewinn und macht
    gen COVID-19 ankämpfen. Ebenfalls               Schwierigkeiten. Aber letztlich haben      wenn es bis zur Ernte Zeit braucht. Sie   Lust, weiter für das Gemeinwohl von
    wurde ein Radiospot produziert, der             sie verstanden, was sie alles dazu ge-     selbst haben keine Zeit verloren, ge-     Treptow-Köpenick und Cajamarca zu
    in allen Einrichtungen, in lokalen und          lernt haben und dass das ihnen beim        meinsam anzupacken und sich für die       arbeiten. Wir haben neues Wissen
    nationalen Radiosendern und über                nachhaltigen Betreiben ihrer Schnei-       erwiesene Unterstützung zu bedan-         erworben und die echte Bereitschaft
    mobile Lautsprecher in den Haupt-               derei und damit ihnen selbst sehr hilft.   ken. Es tat Ihnen gut, sich trotz ihres   und den Willen jedes Mitglieds dieses
    straßen von Cajamarca und in den                Die erworbenen neuen Kenntnisse            Alters und ihrer Beschwerden wichtig      großartigen Teams kennengelernt.
    Dörfern verbreitet wurde. Das hat gro-          könnten sie sogar zu einer Ausbildung      genommen und nützlich zu fühlen.          Und weit mehr noch waren für uns
    ße Wirkung gezeigt und die Einwoh-              in Textiltechnik veranlassen.                  Das Projekt hat uns die Möglich-      unsere Brüder und Schwestern der Zi-
    ner auf unsere nächsten geplanten                   Die Bereitstellung von Bio-            keit eröffnet, uns als Partnerschaft zu   vilgesellschaft und des Bezirksamtes
    Aktionen eingestellt.                           gärten zur Bebauung hat bei den            positionieren. Es war erfolgreich nicht   von Treptow-Köpenick eine große Hil-
        Bei MICANTO begann die Herstel-             Senior*innen große Erwartungen             nur für uns sondern für alle, die daran   fe. Ihnen ist es zu verdanken, dass die-
    lung von Masken mit der Unterwei-               geweckt. Sie haben sehr verantwor-         mitgewirkt haben. Von besonderer          ses Projekt Realität wurde. Für die Zu-
    sung ausgewählter Frauen und Mäd-               tungsbewusst ihre Rolle als Akteure in     Bedeutung ist dabei, dass das Projekt     kunft erhoffen wir, den Schwerpunkt
    chen. Es war ein großes Experiment.             einer nachhaltig angelegten Maßnah-        unser Bewusstsein gehoben hat. Die-       unserer Arbeit voll auf die nachhaltige
    Im Rekordtempo erlernten die Mäd-               me angenommen, die ihnen in der Zu-        ser Prozess hat zu einem guten Zeit-      Entwicklung unserer Völker zu setzen.
    chen das Bedienen der Nähmaschi-                kunft dabei helfen wird, für sich selbst   punkt begonnen und muss dauerhaft
    nen und verbesserten jeden Tag ihre             Einkommen zu generieren.                   fortgeführt werden.                                          Diana Cabellos Ortiz
    Fähigkeiten zur Herstellung der größt-              Mit einem Agrotechniker an ihrer           Das Projekt „Gemeinsam gegen                       Übersetzung: Monika Meng
    möglichen Mengen an Masken, um                  Seite, mit dem bereitgestellten Saat-      COVID-19“ war ein großer kostenlo-
    schließlich die vorgegebene Anzahl              gut und den Gerätschaften werden sie

    T Es war nicht leicht, Masken nähen zu lernen                                              So unterschiedlich ist das Kitaleben in Corona-Zeiten
      Aprender coser mascarillas no fue fácil

                                                                                               Nachdem am 17. März 2020 sowohl               In Peru wurde ab dem 16. März
                                                                                               die Kitas in Peru als auch in Berlin      2020 auf Grund der COVID-19-Pan-
                                                                                               geschlossen wurden, hatten die El-        demie die Arbeit in den Kitas ausge-
                                                                                               tern in systemrelevanten Berufen in       setzt. Das Bildungsministerium, dem
                                                                                               Deutschland die Möglichkeit, ihre         auch die staatlichen Kindergärten
                                                                                               Kinder weiterhin betreuen zu lassen.      unterstehen, musste Alternativen
                                                                                               Ab dem April waren es schon wieder        anbieten, damit das Kitajahr mit der
                                                                                               50 Prozent aller Kinder und ab 22. Juni   Strategie „Ich lerne zu Hause“ nicht
                                                                                               des vergangenen Jahres alle Kinder. In    verloren geht. Virtuelle Lösungen wur-
                                                                                               diesem Jahr durften zuerst nur 50 Pro-    den sowohl für die Kitas als auch für
                                                                                               zent der Kinder in die Kita gehen, seit   das gesamte Schulsystem entwickelt.
                                                                                               März dürfen alle Kinder neun Stunden      Programme im Fernsehen, Radio und
                                                                                               in der Kita betreut werden. Also wirk-    im Internet boten die Möglichkeit, auf
                                                                                               lich geschlossen waren die Kitas in       alle Kommunikationsmittel zuzugrei-
                                                                                               Berlin nie.                               fen.

4               Broschüre 42 | Mai 2021                                                                                                        Broschüre 42 | Mai 2021              5
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
dios über die Arbeit, die sie mit ihren   durchmachten und vielfach von staat-       schen Kräften Aufgabenbücher für
                                                  Kindern geleistet haben. Als dieses       licher Unterstützung (erst 380 Soles –     das neue Kitajahr 2021 für jede Alters-
                                                  die Speicherkapazitäten der Handys        ca. 95 Euro – und später 760 Soles pro     gruppe erstellt, gedruckt und an die
                                                  überforderte, entschlossen sich die       Familie) leben mussten.                    Familien ausgegeben. So haben die
                                                  Erzieherinnen, für jedes Kind ab Au-          Im Artikel „Gemeinsam gegen            Eltern eine planbare Lerngrundlage
                                                  gust 2020 einen virtuellen Ordner zu      COVID-19“ dieser Broschüre wird be-        für ihre Kinder, und die Erzieherinnen
                                                  erstellen, der seine gesamte im Jahr      richtet, wie sich die Erzieherinnen,       halten den täglichen Kontakt zu ihren
                                                  2020 geleistete Arbeit enthält. Des-      Kinder und Eltern gemeinsam an der         Kindern und Eltern. Das hilft auch, Ta-
                                                  halb konnten die Erzieherinnen die        Sensibilisierung gegen COVID-19 be-        gesstrukturen zu erhalten und emoti-
                                                  Arbeit und die Lernfortschritte eines     teiligen. Die Betreuung der Kinder         onal nicht in Einsamkeit zu versinken.
                                                  jeden einzelnen Kindes bewerten und       in den Kitas in Peru wurde bis zum             Wir wünschen allen Peruaner*-
                                                  haben daher eine Lernleistung von         30. Juli ausgesetzt. Als Bedingung         innen eine schnellstmögliche Imp-
    S 2019: Kindergärtnerinnen aus Cajamarca      98 Prozent erreicht.                      für die Öffnung wird die Impfung der       fung, welche dort auch kostenlos und
      und Treptow-Köpenick erfahren die Natur         Es gab viele Schwierigkeiten, diese   Erzieher*innen und Lehrer*innen vo-        freiwillig ist, um ein normaleres Ar-
      2019: Profesoras de los jardines de Caja-
      marca y Treptow-Köpenick experimentan       Strategie des Lernens zu Hause zu ent-    rausgesetzt. Was für ein Unterschied       beiten und Leben wieder möglich zu
      la naturaleza                               wickeln, da einige Eltern kein Internet   zu Deutschland!                            machen.
                                                  oder die Mobiltelefone kaum Spei-             Wir können die finanziellen und            Unsere Partner-Kitas Waldspiel-
        Der Unterricht begann am Mon-             cherkapazität hatten. Nur wenige be-      personellen Möglichkeiten beider           haus, Kleiner Fratz und Jardín Pacha-
    tag, den 6. April 2020 im ganzen              saßen Computer, einige Orte gar kein      Länder gar nicht vergleichen. Und          cútec und Jardín 017 haben begonnen,
    Land. Im Jardín 017 wurden die Kurse          Internet. Aber nach und nach wurden       doch lohnt es sich, darüber nachzu-        regelmäßige Videokonferenzen zu or-
    virtuell über das Fernsehprogramm             viele Probleme gelöst, da die Eltern      denken, ob es in Deutschland nicht         ganisieren, um uns über die Gescheh-
    „Aprendo en Casa“ (Ich lerne zu Hau-          auch die Notwendigkeit erkannten,         auch möglich ist, ein einheitliches vir-   nisse in beiden Ländern aktuell auszu-
    se) entwickelt, einige über das Inter-        dass ihre Kinder den Anschluss an         tuelles System zu installieren, um alle    tauschen, uns emotional beizustehen
    net und über das Radio. Die meisten           Bildung nicht verlieren sollten. Sie      Kinder an Bildung teilhaben zu lassen.     und auch gemeinsam zu lachen.
    Kindergartenkinder konnten über               versuchten, Ausrüstung zu erwerben,           In Peru jedenfalls wurden in Zu-
    das Fernsehen erreicht werden. Jede           um am Bildungsangebot teilhaben           sammenarbeit mit den pädagogi-              Maria del Rocio Vega und Kerstin Nierich
    Erzieherin musste eine WhatsApp-              zu können. Auch für die Erzieherin-
    Gruppe erstellen, um virtuell mit den         nen war es eine Herausforderung, den            T Freunde für immer
    Eltern kommunizieren zu können. Die           Umgang mit den virtuellen Plattfor-
    Erzieherinnen gaben den Eltern die            men zu erlernen. Sie haben es aber
    Anleitung, die geplanten Aktivitäten          alle geschafft, mit virtuellen Anlei-
    gemäß dem besprochenen Thema                  tungen und Fortbildungen eine gute
    zu entwickeln und damit die Heraus-           Grundlage zu entwickeln. Die Unter-
    forderung zu bewältigen, die sich aus         stützung und Hilfe untereinander war
    den gestellten Aufgaben ergaben.              groß und hat geholfen, als Team die
    Vorgabe für die Erzieherinnen war es          Herausforderungen zu meistern. Weit
    auch, jedem Kind durch Videoanrufe            über das Bildungsangebot hinaus war
    (eine Erzieherin betreut dort 25 Kin-         die emotionale Unterstützung der
    der) tägliches Feedback zu geben. Die         Familien sehr wichtig, da sie seit Be-
    Eltern schickten Fotos, Videos und Au-        ginn der Pandemie schwere Zeiten

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
Die Städtepartnerschaft steht auf neuem Fundament                                        gern zurück und sprachen über ihre              Generationen zu hinterlassen. Nach-
                                                                                             damaligen Beweggründe.                          haltigkeit bleibt dabei das prägende
                                                                                                 Seit Beginn der Städtepartner-              Thema der Partnerschaft.
    Eine erfolgreiche Städtepartnerschaft wird von engagierten Menschen in den               schaft im Jahr 1998 gab es bis heute                Die nun aktualisierte Vereinba-
    jeweiligen Partner-Regionen getragen. Dass dies auch vor dem Hintergrund                 unzählige Aktivitäten, Projekte und             rung steht im Zusammenhang mit
    einer weltweiten Pandemie gelingen kann, zeigte eindrucksvoll die feierliche             Verbindungen, die entwickelt und um-            einer sich verändernden Realität, die
    Unterzeichnung der neuen Städtepartnerschafts-Vereinbarung zwischen der                  gesetzt wurden. Dies war insbeson-              eine Anpassungen notwendig mach-
    peruanischen Provinz Cajamarca und dem Berliner Bezirk Treptow-Köpenick                  dere möglich durch die zahlreichen              te, vor allem im Hinblick auf die 17 Zie-
    am 23. März 2021.                                                                        Menschen, die diese Partnerschaft               le für eine nachhaltige Entwicklung
                                                                                             begleiten, einige von Beginn an. Da-            der Vereinten Nationen (Sustainable
    Da ein gemeinsamer Besuch für diesen            meister Oliver Igel und der Bürger-      bei war die Entfernung von mehr als             Development Goals), um gemeinsam
    wichtigen Meilenstein nicht stattfin-           meister der peruanischen Provinz Ca-     11.000 km nie ein Hindernis für gute            die Herausforderungen in Bezug auf
    den konnte, wählten die Organisato-             jamarca Andres Villar Narro die neue     Kooperationen, gemeinsames Lernen               Umweltschutz und Klimawandel an-
    ren, Freunde und Unterstützer*innen             Städtepartnerschafts-Vereinbarung.       und aufrichtige Freundschaften. Dank            zugehen.
    der Städtepartnerschaft beider Seiten           Damit haben sie ein neues Fundament      der vielen aktiven Menschen, die diese              Auf der Grundlage der neu un-
    eine Onlineveranstaltung als Veran-             für die zukünftige Zusammenarbeit        Partnerschaft seit 23 Jahren beleben,           terzeichneten Vereinbarung und im
    staltungsformat. Im Rahmen dieser               geschaffen und knüpfen dabei nahtlos     ist es gelungen, eine Brücke über diese         Wissen um eine tiefe Verbundenheit
    digitalen Konferenz unterzeichneten             an die Erfolge der vergangenen 23 Jah-   Entfernung zu bauen und aus der Ent-            miteinander freuen wir uns auf die
    Treptow-Köpenicks     Bezirksbürger-            re an.                                   fernung eine Nähe zu machen – eine              weitere Ausgestaltung unserer Städ-
                                                        Mit einer der Städtepartnerschaft    menschliche Nähe. Das gemeinsame                tepartnerschaft in den kommenden
    T Provinzbürgermeister Andrés Villar Narro      würdigen Veranstaltung, deren Hö-        Ziel der Partnerschaft ist es auch wei-         Jahrzehnten.
      unterzeichnet die Vereinbarung
      El Alcalde Provincial Andrés Villar Navarro   hepunkt die Unterzeichnung der           terhin, eine gute Welt für die nächsten                                  Sabrina Kirmse
      al firmar el convenio                         aktualisierten Städtepartnerschafts-
                                                    vereinbarung war, wurde an die bis-      T Bezirksbürgermeister Oliver Igel in seinem festlich geschmückten Büro
                                                    herige Arbeit und die gegenseitigen        El Alcalde Distrital Oliver Igel en su oficina festivamente decorada
                                                    Besuche erinnert. Zahlreiche Weg-
                                                    begleiter*innen und Aktive waren
                                                    zu Gast und kamen zu Wort. Ein ab-
                                                    wechslungsreiches Kulturprogramm
                                                    mit Künstler*innen beider Städte so-
                                                    wie gemeinsame Bilder und Erinne-
                                                    rungen aus den vergangenen Jahren
                                                    rundeten die Veranstaltung ab. Selbst
                                                    die beiden Alt-Bürgermeister, Dr.
                                                    Klaus Ulbricht und Luis Guerrero, die
                                                    vor mehr als 20 Jahren die Ursprungs-
                                                    Vereinbarung unterzeichneten und
                                                    damit den Grundstein für die Städte-
                                                    partnerschaft legten, erinnerten sich

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
Erzwungene Nachhaltigkeit?                                                           Richtung einer stärkeren Vernetzung              Eine Videokonferenz dazu ist für den
                                                                                          der Generationen, wie auch sie mit               22. Juni vorgesehen. Und Mitte Juli
     Projektarbeit unter Pandemiebedingungen                                              dem COVID-19-Projekt bereits be-                 können sich hoffentlich zumindest die
                                                                                          gonnen wurde. Einbezogen werden                  beteiligten elf deutschen Kommunen
     Eigentlich hatten sich alle Beteiligten das ganz anders vorgestellt: Die Service-    sollen dabei die Verwaltungen, die               wieder in Präsenz treffen, zum ersten
     stelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), die die Erfahrungen ihres Projekts         Senior*innen, die Kindergärten und               Mal seit Anfang März 2020, und sich
     zu Nachhaltigkeitspartnerschaften mit Südosteuropa (an dem die Partnerschaft         die außerschulische Bildungsarbeit.              über den derzeitigen Stand austau-
     von Treptow-Köpenick mit dem serbischen Subotica beteiligt war) in ein Nach-         Dabei geht es uns darum, durch geeig-            schen.
     folgeprojekt „Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaften mit Lateinamerika“            nete abgestimmte Maßnahmen noch                      Ob die „Kommunalen Nachhaltig-
     einfließen lassen wollte, und die Kommunen, die als Partner ausgewählt wur-          mehr voneinander zu lernen und die               keitspartnerschaften mit Lateiname-
     den. Eigentlich. Die Projektarbeit aber wurde auch weiterhin durch die Corona-       Lebenssituationen der Menschen zu                rika“ während ihrer Laufzeit bis Ende
     Pandemie bestimmt. Hier setzen wir unsere Berichterstattung aus den letzten          verbessern.                                      2022 so nachhaltig bleiben werden
     beiden Broschüren fort.                                                                  In der virtuellen „Entsendepha-              oder durch persönlichen internatio-
                                                                                          se“ des Projekts werden wir uns mit              nalen Austausch auch noch einen öko-
     „Erfahrungsaustausch“, „Entsendun-        gibt es das Folgende zu berichten.         unseren Partnereinrichtungen in Ca-              logischen Fußabdruck hinterlassen,
     gen von Expert*innen“, „Entwicklung           Im März dieses Jahres unterschrie-     jamarca genau zu diesen Themen                   bleibt abzuwarten.
     kommunaler Nachhaltigkeitsstrate-         ben beide Bürgermeister einen aktua-       austauschen und konkrete nachhal-
     gien“, „Stärkung der Partnerschaf-        lisierter Partnerschaftsvertrag, der auf   tige Umsetzungsschritte erarbeiten.                                           Michael Schrick
     ten“ – mehr als ein Jahr nach der         den Nachhaltigkeitszielen der Verein-
                                                                                          T Im Auftrag der SKEW: Visualisierung der Aufgaben für die Nachhaltigkeitspartnerschaft mit
     Auftaktkonferenz ist es Zeit für eine     ten Nationen fußt (siehe vorangehen-         Cajamarca | Visualización de las tareas de la cooperación municipal para la sostenibilidad con
     Zwischenbilanz zu diesem Projekt          der Artikel). Es handelt sich dabei um       Cajamarca (Foto: © Florence Dailleux / Thinkpen)
     und seinen geplanten Etappen.             eine Rahmenvereinbarung, die jähr-
         Wir müssen feststellen, dass das      lich durch gemeinsame Arbeitspläne
     Programm „Kommunale Nachhaltig-           ergänzt werden soll. Wir arbeiten ge-
     keitspartnerschaften mit Lateiname-       genwärtig gemeinsam mit unseren
     rika“ unter Pandemiebedingungen           peruanischen Partnern an einem sol-
     eher unfreiwillig nachhaltiger ge-        chen Plan und damit an der kommu-
     worden ist: die geplanten nationalen      nalen Nachhaltigkeitsstrategie.
     und internationalen Konferenzen               Einen guten Ausgangspunkt bil-
     mussten virtuell durchgeführt wer-        det dabei das durch das Land Berlin
     den, ebenso der geplante bilaterale       geförderte und erfolgreich realisier-
     Expert*innenaustausch. Mittlerwei-        te COVID-19-Projekt (wir berichten
     le ist das Programm nach der Eröff-       in dieser Broschüre). Die Projektbe-
     nungsphase, an der alle elf beteiligten   standteile wie der Bioanbau von Ge-
     Partnerschaften zwischen Costa Rica,      müse oder das Erlernen von Nähtech-
     Peru, Argentinien, weiteren Ländern       niken und der Verkauf der Produkte
     und Deutschland teilgenommen ha-          haben sich mittlerweile von der För-
     ben, eher bilateral ausgerichtet. Auf     derung emanzipiert und werden
     die Partnerschaft zwischen Treptow-       nachhaltig fortgeführt. Weitere ge-
     Köpenick und Cajamarca bezogen,           meinsame Überlegungen gehen in

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
Unsere Freundschaften in der Ferne (4)                                            mit dem ich zu meiner Freude virtuell      sönlichkeit zu wachsen. Ich bin stolz
                                                                                       in Berlin zu tun hatte, habe ich viel      darauf, zur Städtepartnerschaft zu ge-
     Diana Cabellos Ortiz                                                              gelernt. Ihr Engagement, Ihr großes        hören und hoffe, auch weiterhin einen
                                                                                       Verantwortungsbewusstsein und ihre         wertvollen Beitrag leisten zu können.
     Ich heiße Diana, bin 23 Jahre alt und    gesammelt. Ich bin ein Mensch, der       Wertschätzung meiner Arbeit haben
     habe einen Bachelor-Abschluss in         große Lust auf ständiges Lernen hat,     mich sehr motiviert.                                         Diana Cabellos Ortiz
     Kommunikation und Journalismus.          um eine breitere Sicht auf die Welt         Ich danke sehr für die mir gebote-                  Übersetzung: Monika Meng
     Ich bin in Cajamarca geboren, einer      zu erhalten. Dabei suche ich ständig     ne Möglichkeit, beruflich und als Per-
     der schönsten und farbenprächtigs-       neue Gelegenheiten zur Mitwirkung.
     ten Städte in ganz Peru. Ich hatte im-       Es befriedigt mich, an verschiede-
     mer schon Interesse an meiner Studi-     nen Kampagnen von Freiwilligen zur       Gesichter der StäPa (16)
     enrichtung, ganz besonders aber an       Unterstützung von Non-Profit-Organi-
     kommunaler Kommunikation. Mein           sationen beteiligt zu sein.
                                                                                       Sandra Böhme
     Ziel ist, viele Menschen zu erreichen,       Eines meiner Lieblingshobbys ist
     dabei die unterschiedlichsten Ziel-      Lesen. Ich bin sehr an Sprachen inter-   Ich würde mich als typische Berliner       hundert. Schreberjugend – ein Ju-
     gruppen kennen zu lernen und einen       essiert. Ich spreche Spanisch und Eng-   Göre bezeichnen, als eine, deren Herz      gendverband, bei dem viele erstmal
     Beitrag zur gesellschaftlichen Ent-      lisch, habe auch Unterrichtsstunden      schon immer für den Bezirk schlug, in      sagen: Schreber-was? Für mich ist es
     wicklung zu leisten.                     in Deutsch genommen. Rund um die         dem sie aufgewachsen ist. Noch einige      der Jugendverband, der die Welt im
        Während meines Studiums habe          Welt zu reisen, ist eine meiner großen   Jahrzehnte eher und ich hätte die per-     Kleinen besser macht, in dem seit über
     ich in verschiedenen Bereichen gear-     Sehnsüchte. Als Teil meiner Arbeit       fekte Vorlage für Kästners Figur Pony      150 Jahren Kinder und Jugendliche die
     beitet und auf diese Weise erste Er-     würde ich gern die verschiedensten       Hütchen gewesen sein können. Nur,          Hauptrolle spielen, wo Jugendpolitik,
     fahrungen für zukünftige Tätigkeiten     Orte, darunter auch in Deutschland       dass sich meine Kindheit in Oberschö-      Ferien in der Natur, Ehrenamt, Inter-
                                              kennen lernen. Ich würde gern erfah-     neweide sowie im Allendeviertel und        nationale Jugendarbeit und Koopera-
                                              ren, wie Ihr Land, Ihre Gewohnheiten     im Müggelforst abspielte.                  tion mit Kleingärtner*innen zusam-
                                              und ihr Bildungssystem sind, um Ihre         Ab den 1990er Jahren nutzte ich die    menkommen.
                                              Erfahrungen bei den verschiedenen        Chancen, so viel wie möglich von der           Dass ich hier in Treptow-Köpenick
                                              Aufgaben in Cajamarca übernehmen         weiten Welt zu entdecken. Erst durch       zu Hause bin, hatte sich nur kurzzeitig
                                              zu können.                               klassischen Schüleraustausch, später       geändert. Bisher hat es mich immer
                                                  Dank des Projektes „Gemeinsam        als Ehrenamtliche der Schreberjugend       zurückgezogen. Inzwischen lebe ich
                                              gegen COVID-19“ hatte ich das Glück,     in Berlin und bundesweit. Jugendaus-       mit meiner Familie im Schatten des
                                              in die Zivilgesellschaftliche Part-      tausch, internationale Seminare… von       Altglienicker Wasserturms. Meine
                                              nerschaftsvereinigung Cajamarca –        Finnland, über Israel bis Japan – leider   Kinder sind hier aufgewachsen. Für
                                              Treptow-Köpenick aufgenommen zu          bisher nie nach Lateinamerika. Immer       sie heißt es, wir fahren in die Stadt
                                              werden. Ich bin gegenwärtig ihre sozi-   war es mein Antrieb, neue Menschen         rein, wenn es mal Richtung Museums-
                                              ale Kommunikatorin. Ich bin sehr froh    kennenzulernen, gemeinsam an Pro-          insel geht. Genau weil wir hier leben,
                                              über die dabei gemachten Erfahrun-       jekten zu arbeiten, zusammen etwas         war das Waldspielhaus die perfekte
                                              gen und mehr noch darüber, mit sol-      zum Besseren zu verändern, obwohl          Kita. Dort bin ich vor über zehn Jah-
                                              chen tollen Menschen Hand in Hand        große Distanzen dazwischenliegen.          ren erstmalig darauf aufmerksam ge-
                                              zusammenzuarbeiten, um unsere Zie-       Ehrenamt und Schreberjugend be-            worden, dass Treptow-Köpenick unter
                                              le zu erreichen. Von jedem Einzelnen,    gleiten mich seit einem Vierteljahr-       anderem eine Städtepartnerschaft zu

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
Cajamarca pflegt und sogar Kitas im        Olympiade der Seniorinnen und Se-          Städte- und Gemeindepartnerschaften, Weltläden und
     Austausch sind.                            nioren ausgestaltet. Inzwischen ist sie
         Seit einem guten Jahr fülle ich die    bei uns genauso beliebt wie in Caja-
                                                                                           vieles mehr
     Stelle der Altenhilfekoordinatorin des     marca, wo sie seit vielen Jahren fester
     Bezirks mit Leben. Eine der ersten Auf-    Bestandteil der Aktivitäten für ältere     Die Broschüre der Kommunalen Ökumene „Treptow-Köpenick. Eine-Welt-Pro-
     gaben, die mir übertragen wurden, ist      Menschen ist. Und dennoch bleibt           jekte und Partnerschaften“ wurde vor Kurzem neu aufgelegt – mit dabei auch
     die Mitarbeit am Projekt zur kommu-        viel zu tun, denn etwa ein Drittel aller   die Städtepartnerschaft mit Cajamarca.
     nalen Nachhaltigkeitspartnerschaft         Menschen im Bezirk ist über 60 Jahre
     zwischen Treptow-Köpenick und Ca-          alt. Besonders die letzten 14 Monate       Als Kommunale Ökumene in Treptow-           in Sibiu (Rumänien) in Umwelt- und
     jamarca – eine echte Herausforde-          unter Corona-Bedingungen haben             Köpenick freuen wir uns, kommunale,         Bildungsfragen. Vielen geht es darum,
     rung, denn Spanisch spreche ich leider     verdeutlicht, wie wichtig Teilhabe ist,    zivilgesellschaftliche und kirchliche       Raum für Begegnung zu schaffen und
     nicht. Für mich ist es entscheidend, die   wie sehr Einsamkeit und Isolation ver-     Projekte gemeinsam in dieser dritten        voneinander zu lernen.
     Perspektive älterer Menschen in das        mieden werden müssen. Das schaffen         Auflage vorzustellen. Möglich wurden            Neben den Partnerschaften stellen
     Projekt einzubringen. Welche Struk-        wir nur mit starken Partnerschaften        Recherche und Druck der Neuauflage          sich auch die Weltläden des Bezirks
     turen brauchen sie, um möglichst lan-      zwischen Kommune und Zivilgesell-          durch die Unterstützung der Stiftung        vor, die sich für fairen Handel einset-
     ge ein selbstbestimmtes Leben führen       schaft, nachhaltigen Ideen und viel        Nord-Süd-Brücken und der Bürgerstif-        zen, um so einen Beitrag für mehr
     zu können? Gut, dass wir von Cajamar-      Engagement auf allen Ebenen.               tung Treptow-Köpenick. Die Kommu-           globale Gerechtigkeit zu leisten. Diese
     ca viel lernen können. Bereits zwei Mal                                               nale Ökumene will damit die Arbeit          Vielfalt des Engagements in unserem
     haben wir in Treptow-Köpenick die                                   Sandra Böhme      in Eine-Welt-Projekten und Partner-         Bezirk für nachhaltige Entwicklung
                                                                                           schaften des Bezirks sichtbarer ma-         zeigt die Broschüre. Außerdem finden
                                                                                           chen und die Aktivitäten der beteilig-      sich darin die Kontaktdaten aller Pro-
                                                                                           ten Initiativen würdigen. Neben den
                                                                                           Städtepartnerschaften mit Cajamar-
                                                                                           ca, Albinea, Eskişehir-Tepebaşı, Sub-
                                                                                           otica, Warszawa-Mokotów, Olomouc
                                                                                           und Mürzzuschlag stellen sich elf Ge-
                                                                                           meinde- und acht Schulpartnerschaf-
                                                                                           ten, vier zivilgesellschaftliche Projekte
                                                                                           und die Weltläden des Bezirks vor. Die
                                                                                           Beziehungen und Beweggründe sind
                                                                                           dabei sehr verschieden: Einigen geht
                                                                                           es darum, ihre Partner*innen finanzi-
                                                                                           ell zu unterstützen, andere fühlen sich           Treptow-Köpenick
                                                                                           vor allem geistig verbunden. Manche
                                                                                           arbeiten ganz konkret in bestimmten                Eine-Welt-Projekte
                                                                                           Feldern zusammen, wie die Städte-                  und Partnerschaften
                                                                                           partnerschaft von Treptow-Köpenick
                                                                                           und Albinea in Italien in den Berei-               Global denken ∙ lokal handeln
                                                                                           chen Kunst und Kultur oder die Stadt-
                                                                                           kirchengemeinde mit einer Gemeinde

14             Broschüre 42 | Mai 2021                                                                                                       Broschüre 42 | Mai 2021             15
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
jekte, Partnerschaften, Vereine und             Die Basis unserer Arbeit bildet bis      Vollmilch oder Zartbitter?
     Weltläden. In der Neuauflage wird           heute die Ökumenische Initiativgrup-
                                                 pe Eine-Welt (OEIGEW), die sich im
                                                                                              Treptow-Köpenick bleibt Fairtrade-Town
     deutlich, dass sich viele Projekte und
     Partnerschaften gerade im Umbruch           Rahmen von Eine-Welt-Partnerschaf-
     befinden und neue Mitstreiter*innen         ten in Kirchengemeinden engagiert            Der Bezirk Treptow-Köpenick trägt seit      einen Fairtrade-Anteil verankert, es
     gesucht werden. In den Rückmeldun-          und als Denkfabrik der Kommuna-              dem 12. Januar 2019 den Titel „Fair-        wird mit fairen Bällen gekickt und die
     gen und in der Präsentationsveran-          len Ökumene gilt. Gestützt wird un-          trade Town“. Im Januar dieses Jahres        beliebten Möhrchen-Hefte wurden er-
     staltung haben wir zudem erfahren,          sere Arbeit durch ein Netzwerk von           erfolgte die Titelerneuerung. Das be-       neut an alle dritten und vierten Klas-
     dass sich durch die Corona-Pandemie         26 evangelischen, katholischen und           deutet, unser Bezirk darf auch in den       sen verteilt. 2021 möchten wir an diese
     Schwierigkeiten und Herausforde-            freien Kirchengemeinden mit 16 Eine-         kommenden zwei Jahren das Siegel            Erfolge anknüpfen.“
     rungen, aber auch neue Chancen in           Welt-Projekten und Partnerschaften           tragen, weil auch weiterhin die Kriteri-        Zum freudigen Anlass der Siegeler-
     den unterschiedlichen Projekten er-         im gesamten Bezirk. Neben der Eine-          en erfüllt werden, die von Transfair e.V.   neuerung wurde in Treptow-Köpenick
     geben: Zwar können Partnerschaften          Welt-Arbeit liegen die Schwerpunkte          im Rahmen der Fairtrade-Town Kam-           eine Bezirksedition der fairen Haupt-
     nicht analog gepflegt werden, dafür         der Kommunalen Ökumene aktuell in            pagne aufgestellt wurden.                   stadtschokolade entwickelt. Diese
     wird der Kontakt durch häufigere Vi-        kirchlicher Nachhaltigkeitsarbeit und            Treptow-Köpenick ist mit der Tite-      Edition ist ab sofort als Vollmilch- oder
     deokonferenzen für einige noch in-          dem interreligiösen Dialog. Sie setzt        lerneuerung eine von bereits über 700       Zartbitter-Variante in den Weltläden
     tensiver. COVID-19 betrifft Menschen        sich seit über 30 Jahren lokal für Ge-       deutschen Kommunen, die gezielt             des Bezirks in einem eigens entwor-
     weltweit, jedoch ist das Ausmaß             rechtigkeit, Frieden und Bewahrung           den fairen Handel auf lokaler Ebene         fenen Treptow-Köpenick-Design er-
     der Pandemie sehr unterschiedlich.          der Schöpfung ein.                           fördern und wichtige Akteure aus Zi-        hältlich. Die faire Schokolade selbst ist
     Partner*innen zu unterstützen und                                                        vilgesellschaft, Politik und Wirtschaft     ein Kooperationsprojekt der Berliner
     vom Krisenmanagement anderer zu              Projektbüro der Kommunalen Ökumene:         vernetzen, die sich für den fairen Han-     Fair-Handels-Aktiven und wird von
     lernen, wird die Arbeit noch eine Zeit-             Felicitas Höck, Marie-Louise Hein,   del stark machen.                           der Gepa mit Bio-Zutaten, die zu 100
     lang begleiten.                                               Juliane Peschel-Paetzold       Bezirksbürgermeister Oliver Igel
                                                                                              freut sich über das Erreichte: „In der
                                                                                              Verlängerung des Titels sehe ich eine
     Wenn Sie sich engagieren oder mehr über die Eine-Welt-                                   Bestätigung unserer bisherigen Be-
     Arbeit im Bezirk erfahren möchten, finden Sie die Broschü-                               mühungen, den fairen Handel auf
     re hier:                                                                                 kommunaler Ebene zu etablieren. Wir
     https://www.kommunale-oekumene.de/broschuere/                                            können bereits auf eine erfolgreiche
                                                                                              Bilanz zurückblicken. Ein Einkaufs-
     Der abgebildete QR-Code kann zum Herunterladen der                                       und Akteurswegweiser Fairer Handel
     Broschüre genutzt werden.                                                                in Treptow-Köpenick zeigt, wo in Trep-
                                                                                              tow-Köpenick fair eingekauft werden
     Mehr Informationen zur Kommunalen Ökumene gibt es auf unserer Homepage:                  kann. Neben einer fairen Schokolade
     http://www.kommunale-oekumene.de                                                         gibt es auch einen eigenen fairen Kaf-
                                                                                              fee. Mit FairCinema zur Fairen Woche
                                                                                              im September gibt es Kinofilme zu
                                                                                              diesem wichtigen Thema. Und auch
                                                                                              in unsere Schulen hält das Thema zu-
                                                                                              nehmend Einzug: Das Schulessen hat

16              Broschüre 42 | Mai 2021                                                                                                         Broschüre 42 | Mai 2021               17
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 42
Prozent aus Fairem Handel stammen,         in der Hauptstadt-Schokolade verar-             Das Kollektiv startete folglich eine       tion erneut die Verbundenheit und
     hergestellt.                               beiteten Kakaos wie auch des Kaffees        zweite Spendenaktion, die nicht nur            Solidarität zwischen unseren Städten
         Durch die bezirkliche Städtepart-      kommt von der Kooperative NorAndi-          als Marathon (Oxigenaton) bezeich-             deutlich macht und getragen wird von
     nerschaft mit der Provinz Cajamarca        no aus der Partnerregion in Peru.           net, sondern auch als solcher ausge-           den zivilgesellschaftlichen Gruppen in
     in Peru hat Treptow-Köpenick eine di-                                                  tragen wurde. Hunderte Freiwillige             Cajamarca und Treptow-Köpenick.
     rekte Verbindung zu einer Anbauregi-                                  Die Redaktion    zogen tagelang mit Sammelbehältern                 Es ist bisher nicht bekannt, wie
     on von Kakao und Kaffee. Ein Teil des                                                  durch Cajamarca, Medien schlos-                hoch diesmal das Spendenaufkom-
                                                                                            sen sich den Aufrufen an, bekannte             men insgesamt sein wird. Es ist aber
     Die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Town Treptow-Köpenick-Kampagne sucht auch           Künstler*innen traten auf und ani-             anzunehmen, dass die Gelder noch
     weiterhin engagierte Mitstreiter*innen, um weitere Projekte rund um den Fairen Han-    mierten zu Spenden. Es gab unzählige           nicht ausreichen werden, um eine
     del zu starten.                                                                        kirchliche Aktionen.                           zweite, möglichst größere Sauerstoff-
     Bei Interesse melden Sie sich bitte beim Koordinator für kommunale Entwicklungspoli-       Unsere AG konnte und wollte nicht          abfüllanlage finanzieren zu können.
     tik des Bezirkes Treptow-Köpenick unter E-Mail: dennis.lumme@ba-tk.berlin.de           abseitsstehen. Am 1. Mai, nach einem               Eine Verlängerung des Spenden-
     Telefon: (030) 90297-2351.                                                             öffentlichen Gebet im Freien mit Pad-          aufrufs scheint sehr wahrscheinlich.
                                                                                            re Terán, dem Präsidenten des Kollek-          Wir als AG freuen uns jedenfalls dar-
                                                                                            tivs, überreichten Nancy und Maria del         über, dass es uns gelungen ist, inner-
     Cajamarca im Spendenmarathon für Sauerstoff                                            Rocio unseren gemeinsamen Beitrag              halb kürzester Zeit einen nicht ganz
                                                                                            als erste Spende des Tages. Nancy, die         unerheblichen Beitrag für den Spen-
                                                                                            zivilgesellschaftliche Koordinatorin,          denmarathon in unserer Partnerstadt
     Stellen Sie sich vor, ein Familienmit-     Respira). Ihr Symbol sind zwei Lungen-      hob dabei in einer kurzen Ansprache            zu leisten.
     glied ist an COVID-19 erkrankt. Sie        flügel, denen ein Mann und eine Frau        hervor, dass unsere gemeinsame Ak-                                       Die Redaktion
     müssen es zu Hause versorgen. Die          mit dem traditionellen Clarín (eine
     einzigen zwei geeigneten Kranken-          Art Langflöte) Luft zuführen. Das Kol-      T Nancy und Maria del Rocio übergeben unsere Spende
     häuser, die es gibt, sind mit den weni-    lektiv hat sich das Ziel gesetzt, in der      Nancy y Maria del Rocio haciendo presente nuestro donativo
     gen verfügbaren Intensivbetten mehr        Bevölkerung Spenden zu sammeln,
     als ausgelastet. Ihre einzige Chance,      um mit dem Geld Sauerstoffabfüll-
     diese Krankheit erträglicher zu ma-        anlagen anzuschaffen und damit die
     chen, besteht in der Versorgung mit        extrem schlechte häusliche Versor-
     medizinischem Sauerstoff. Der muss         gung mit medizinischem Sauerstoff
     in Flaschen besorgt werden, kostet         zu verbessern. Eine erste aus Spen-
     viel Geld und ist Mangelware.              denmitteln finanzierte Anlage steht
         Mit dieser Situation sehen sich        bereits seit der Jahreswende im Re-
     sehr viele Menschen in unserer Part-       gionalkrankenhaus. Sie versorgt teils
     nerstadt Cajamarca konfrontiert.           das Krankenhaus, gibt aber auch Sau-
     Hoffnung brachte und bringt jetzt mit      erstoffflaschen an Bedürftige ab, fall-
     einer zweiten Kampagne ein breites         weise kostenlos. Angesichts der rapi-
     Bündnis zivilgesellschaftlicher Kräfte     de gestiegenen Infektionszahlen kann
     und vor allem der katholischen Kirche.     diese einzige Abfüllanlage jedoch den
     Die Bewegung nennt sich „Kollektiv         enormen häuslichen Bedarf in keiner
     Cajamarca atmet“ (Colectivo Cajamarca      Weise decken.

18             Broschüre 42 | Mai 2021                                                                                                            Broschüre 42 | Mai 2021            19
Wie kann und von wem soll Peru regiert werden?
     Peruanischer Kochkurs
                                                                                    Unklare Lage nach den Kongress- und Präsidentschaftswahlen
     am Freitag, 18. Juni 2021, Beginn 17:30 Uhr

     Authentisch, exotisch und super lecker holen wir uns die peruanische Küche     Unter Pandemiebedingungen hat Peru ein neues Parlament gewählt und die
     nach Berlin. Wir bieten in Zusammenarbeit mit dem TJP e.V. in Wendenschloss    Kandidaten für die Stichwahl um die Präsidentschaft bestimmt. Die Aufgaben
     die Möglichkeit, peruanisch kochen zu lernen. Ein Drei-Gänge-Menü und typi-    für den neuen Präsidenten scheinen fast unlösbar: Bekämpfung der Pandemie,
     sche peruanische Getränke wie Chicha Morada und Pisco Sour werden von den      Ankurbelung der Wirtschaft, Wiederherstellung des Vertrauens in die Demo-
     Teilnehmenden unter peruanischer Anleitung zubereitet und danach verkostet.    kratie und vieles mehr.
     Wir kochen in der neuen Küche des TJP in Berlin Wendenschloss, Lobitzweg 1-5
     in 12557 Berlin.                                                               Nachdem wir in der letzten Broschü-        teien auf den 76-jährigen Francisco
                                                                                    re ausführlich über das fragmentier-       Sagasti als Präsidenten. Seine Partei,
     Anmeldungen bitte unter: reservierung@tjp-ev.de                                te peruanische Parlament berichtet         der Partido Morado, hatte als einzige
     oder telefonisch: 030 6548 4959-0                                              haben, das mit seinem destruktiven         komplett gegen die Amtsenthebung
     Kosten: 30,00 Euro pro Person                                                  Verhalten eine kontinuierliche Politik     gestimmt. Die linke Abgeordnete
                                                                                    unmöglich machte, hat das Parlament        Mirtha Vásquez aus Cajamarca, die als
     Wir wünschen jetzt schon ”¡Buen provecho!”                                     selbst diese Beobachtung nachhaltig        Anwältin der vom Bergbauunterneh-
                                                                                    unter Beweis gestellt. Der Novem-          men Yanacocha bedrohten Máxima
     T Welches Gericht probieren wir diesmal? Vielleicht Ceviche?                   ber 2020 wird als der Monat in die         Acuña bekanntgeworden war, wurde
       ¿Qué vamos a preparar esta vez? ¿Quizás ceviche?                             Geschichte eingehen, in dem Peru           Kongresspräsidentin.
                                                                                    innerhalb von zehn Tagen gleich drei       Seitdem war es zunächst etwas ruhi-
                                                                                    Präsidenten hatte. Zuerst drängte die      ger in der peruanischen Politik. Dann
                                                                                    überwiegende Mehrheit der 130 Kon-         aber wurde bekannt, dass sich eini-
                                                                                    gressabgeordneten Präsident Vizcar-        ge Politiker*innen, darunter die Au-
                                                                                    ra wegen „moralischer Unfähigkeit“         ßen- und die Gesundheitsministerin,
                                                                                    aus dem Amt, dann „übernahm“ der           gegen Corona impfen ließen, obwohl
                                                                                    Parlamentspräsident Merino die Prä-        sie noch gar nicht an der Reihe wa-
                                                                                    sidentschaft. Das wurde ihm von vie-       ren. Und der als Kämpfer gegen die
                                                                                    len als Putsch angekreidet. Tagelange      Korruption betrachtete Ex-Präsident
                                                                                    Proteste überall in Peru, die von der      Vizcarra wurde von Korruptionsvor-
                                                                                    Polizei brutal niedergeknüppelt wur-       würfen aus seiner früheren Zeit als
                                                                                    den und zu mehreren Toten führten,         Gouverneur eingeholt. Das politische
                                                                                    waren die Folge.                           Hauen und Stechen ging folglich wei-
                                                                                    Es zeichnete sich ab, dass für die letz-   ter. Der längst ausgebrochene Wahl-
                                                                                    ten Monate bis zur regulären Parla-        kampf um die Präsidentschaft und um
                                                                                    ments- und Präsidentschaftswahl            Sitze im Kongress tat sein Übriges.
                                                                                    niemand von den Abgeordneten               Derweil hatte die Pandemie das Land
                                                                                    durchsetzbar war, der für Vizcarras        immer stärker im Griff: mehr als an-
                                                                                    Amtsenthebung gestimmt hatte. Als          derthalb Millionen Infizierte und über
                                                                                    Kompromiss einigten (!) sich die Par-      55.000 Tote sowie ein Rückgang der

20               Broschüre 42 | Mai 2021                                                                                             Broschüre 42 | Mai 2021            21
Wirtschaftsleistung um 11 Prozent in     Bei Redaktionsschluss dieser Ausga-        gerückt. Castillo gehört einer evange-
     2020, das ist einer der höchsten Werte   be (14. April 2021) zeichnete sich noch    likalen Kirche an. Er „vertritt im Bezug
     in Lateinamerika. Auch Peru wurde un-    kein klares Bild ab. Der neue Kongress     auf Selbstbestimmung der Frauen, Fe-
     terdessen längst von der dritten Welle   jedenfalls wird so zersplittert sein wie   minismus, Genderpolitik, Abtreibung,
     getroffen. Die Impfungen sind zwar       zuvor. Ihm werden voraussichtlich          Homosexualität und individuelle
     angelaufen, aber mangels Impfstoffen     neun Fraktionen angehören. Stärks-         Lebensentwürfe die gleichen Positio-
     und wegen der schwierigen Verteilung     te Fraktion könnte die linke Partei        nen wie Opus Dei, Keiko Fujimori und
     sehr langsam. Anfang April waren erst    Perú Libre (Freies Peru) werden, ge-       zahlreiche andere Kandidat*innen“, so
     gut 3 Prozent der Bevölkerung gegen      folgt von einigen Parteien, die auf der    die Einschätzung von Andreas Baum-
     das Coronavirus geimpft. Wie immer       rechten Seite des politischen Spekt-       gart von der Infostelle Peru. Ob Pedro
     wird dabei die indigene Bevölkerung      rums verortet werden. Wie schon im         Castillo im Fall seiner Wahl sein Wahl-
     im Regenwald stark vernachlässigt.       letzten Kongress laufen gegen viele        programm wirklich umsetzt und bei-         S November 2020, politische Unruhen in Lima
     Das belegen die besonders hohen In-      der gewählten Abgeordneten Ermitt-                                                      Noviembre 2020, disturbios políticos en Lima
                                                                                         spielsweise die Öl- und Gasförderung
     fektionszahlen.Auch sechs der 18 (!)     lungsverfahren wegen Delikten wie          verstaatlicht, bleibt abzuwarten.
     Präsidentschaftskandidat*innen er-       Korruption, Betrug, ausbleibender          Castillos Gegnerin in der Stichwahl        Wenn sich die unterlegenen Kandi-
     krankten an COVID-19, darunter der       Unterhaltszahlungen oder häuslicher        Anfang Juni könnte Keiko Fujimori          daten De Soto und López Aliaga auf
     Linke Marco Arana aus Cajamarca, der     Gewalt.                                    werden. Sie kam auf etwa 13,5 Prozent      eine Unterstützung für Fujimori in der
     am Ende weniger als 0,5 Prozent der      Von den 18 Präsidentschaftskandidat*-      der Stimmen und ließ damit den Kon-        Stichwahl einigen, wird Pedro Castillo
     Stimmen erreichte.                       innen wurden bei sich ständig verän-       servativen Hernán De Soto und den          es schwer haben. Mit einem dermaßen
     Vor diesem Hintergrund haben 25 Mil-     dernden Umfrageergebnissen sechs           Rechtsextremen Rafael López Aliaga         fragmentierten Kongress wird der Prä-
     lionen Wahlberechtigte (es herrscht      als aussichtsreich gehandelt. Keiko        knapp hinter sich. Hierzu nochmals         sidentenstuhl weiter ein Schleudersitz
     Wahlpflicht) am 11. April 2021 in Peru   Fujimori, die Tochter des früheren         Andreas Baumgart: „Keiko Fujimori ist      sein. Es muss befürchtet werden, dass
     ein neues Parlament und die beiden       Diktators, und Verónika Mendoza vom        zu den ‚Errungenschaften‘ ihres Vaters     entscheidende Aufgaben wie eine
     Bewerber für die Stichwahl zur Präsi-    linken Bündnis „Gemeinsam für Peru“        zurückgekehrt und möchte nun doch          wirkungsvolle Bekämpfung der Pan-
     dentschaft bestimmt.                     waren die beiden einzigen Bewerbe-         ihren Vater amnestieren. Sie will Peru     demie, eine umfassende Reform des
                                              rinnen. Aber was bedeutete schon           mit ‚harter Hand‘ regieren und gibt        Parteien- und Wahlrechts sowie des
     T Pedro Castillo                         aussichtsreich? Zeitweise kam bei den      sich als erfahrene Politikerin mit einer   Gesundheitswesens, die Bekämpfung
                                              Umfragen keine Kandidatin und kein         langjährigen soliden Parteitradition.      von Armut und Ungleichheiten und
                                              Kandidat auf mehr als 10 Prozent.          Sie vertritt weiterhin ein konservati-     der Schutz von Natur und Umwelt
                                              Von den sechs „Aussichtsreichsten“ ge-     ves Wertebild von hierarchischer Ord-      weiterhin nicht mit der gebotenen
                                              wann schließlich mit etwa 19 Prozent       nung und traditioneller Familie. Wie       Ernsthaftigkeit und mit Engagement
                                              der Stimmen ein siebter: Pedro Castil-     alle aus diesem Spektrum, bekämpft         angegangen werden. Sie werden wohl
                                              lo von Perú Libre. Er kommt aus der Re-    auch sie Genderpositionen, Homo-           auch weiterhin hinter dem Parteien-
                                              gion Cajamarca, und ihn hatte bis we-      sexualität, Feminismus und liberale,       zwist zurücktreten müssen. Kongress
                                              nige Tage vor der Wahl niemand auf         freiheitliche Erziehungsvorstellun-        und Präsident nehmen traditionell am
                                              der Rechnung. Der 51-jährige Grund-        gen. Anders als ihre Mitstreiter*innen     28. Juli, dem Nationalfeiertag Perus,
                                              schullehrer hatte 2017 einen Lehrer-       ist sie allerdings nicht ausgeprägt ras-   die Arbeit auf.
                                              streik angeführt und wurde von seinen      sistisch und hat eine starke Anhänger-
                                              Gegnern daraufhin in die Nähe der          schaft in der ärmeren und jüngeren                                    Michael Schrick
                                              Terrororganisation Leuchtender Pfad        Bevölkerung.“

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Selbstbestimmt und in Würde sterben dürfen                                            mer, reift in ihr die Klarheit heran,     verdeckte Sterbehilfe organisieren
                                                                                           dass sie nie mehr eine solch fremdbe-     können, aber ich habe nie etwas
                                                                                           stimmte Horror-Zeit in einem Kran-        heimlich getan. Dies ist nicht meine
     Mit freundlicher Genehmigung von Ana Estrada selbst, die als erster Mensch            kenhaus verbringen möchte. Vor drei       Art“, sagt sie im Whatsapp-Interview.
     in Peru das Recht auf selbstbestimmtes Sterben erstritten hat, und der freien         Jahren fragt sie schließlich zaghaft      Deshalb beginnt Ana Estrada mit dem
     Journalistin Hildegard Willer, die seit 20 Jahren in Peru gesellschaftlich relevan-   einen befreundeten Juristen, ob ihr       zu kämpfen, was ihr geblieben ist: ihr
     te Themen in ihren Reportagen aufgreift, geben wir in stark gekürzter Form die        jemand dabei behilflich sein könne,       glasklarer Verstand, ihre innere Stär-
     folgende Reportage wieder. Sie berührt Fragen, die auch bei uns gestellt und          ihrem Leben ein Ende zu setzen, wenn      ke, ihr Talent zu schreiben und in Kon-
     diskutiert werden.                                                                    es denn soweit sein würde. „Hier in       takt zu treten, ihr Tablet, Internet, ein
                                                                                           Peru unmöglich“, ist dessen Antwort.      Finger zum Tippen.
     Auf ihren großen Tag hat sich Ana Es-       besinnen. Sie lebte in einer eigenen      In Peru gilt der Artikel 112 des Straf-   Am 17. Januar 2019 gibt sie sich der
     trada lange vorbereitet. Sie hat zuerst     Wohnung zusammen mit einer Assis-         gesetzbuchs: „Wer aus Mitleid einen       Welt zu erkennen mit ihrem Wunsch
     im Kopf ihre Rede ausgearbeitet und         tentin, die ihr bei den Alltagsverrich-   unheilbar Kranken tötet, der ihn aus-     „Ana sucht den würdevollen Tod“.
     dann mit dem rechten Zeigefinger in         tungen half. Ihre Lebenslust und ihr      drücklich darum bittet, und im Be-        Ihr Blog „Ana. Por una muerte digna“
     ihr Tablet getippt, dem einzigen Fin-       Wille zur Unabhängigkeit waren un-        wusstsein, damit seinem unerträgli-       (Ana. Für Sterben in Würde) ist gebo-
     ger, den sie noch bewegen kann.             gebrochen.                                chen Leiden ein Ende zu setzen, wird      ren.
     Es ist der 7. Januar 2021. Vor einer        Ihr unabhängiges Leben ging zu Ende,      mit einer Freiheitsstrafe von nicht       „Ich hatte große Angst, wie meine
     Fernseh-Kamera und mit ihrem Tab-           als die Krankheit auch ihre Atemmus-      mehr als drei Jahren bestraft.“           Umgebung reagieren würde, aber
     let auf dem Bett erklärt Ana Estrada        keln angriff. Im Jahr 2015 musste sie     Doch Ana Estrada wäre nicht Ana           allen gefiel dieser erste Text und sie
     per Videoanruf dem Richter und ihrer        auf die Intensivstation des staatlichen   Estrada, wenn sie sich damit zufrie-      ermutigten mich, weiter zu machen.
     Fangemeinde in den sozialen Netz-           Krankenhauses verlegt werden. Über        dengäbe. „Wahrscheinlich hätte ich        Die Sache wuchs, und nach und nach
     werken, warum sie selber bestimmen          diese Zeit schreibt sie später in ihrem
     will, wann und wie ihr Leben zu Ende        Blog „Ana. Für Sterben in Würde”.
     gehen soll.                                 Nach der Horror-Zeit auf der Intensiv-
     „Ich bin Ana Estrada, bin 44 Jahre alt.     station ändert sich Ana Estradas Leben
     Mit zwölf Jahren bekam ich die Diag-        komplett. Sie darf das Krankenhaus
     nose Polymyositis, eine progressive ir-     verlassen, aber ihre Wohnung wird zu
     reversible Muskelkrankheit“, beginnt        einer Intensivstation umfunktioniert.
     sie ihre Rede vor dem Landesverfas-         Sie hat ein Loch in der Luftröhre, dort
     sungsgericht (11. Juzgado Constitucional    ist ihr Beatmungsgerät angeschlos-
     de la Corte Superior de Justicia de Lima)   sen. Eine Sauerstoffflasche für beson-
     mit krächzender Stimme.                     ders schwere Attacken steht neben
     Ana Estrada sitzt seit 24 Jahren im         ihrem Bett. Tag und Nacht betreut sie
     Rollstuhl. Ihre Muskelkrankheit ist         eine Krankenschwester.
     fortschreitend und nicht heilbar. Heu-      Ana Estrada kann nicht mehr sprechen
     te kann sie nur mehr ein paar Stunden       und muss ihre Arbeit als Psychothera-
     täglich im Rollstuhl sitzen und muss        peutin aufgeben. Ihre betagten Eltern
     die übrige Zeit liegen.                     ziehen zu ihr in die Wohnung.
     Als Psychotherapeutin half sie Men-         Während sich ihre Außenwelt immer
     schen dabei, sich auf ihre Stärken zu       mehr reduziert auf ihr Krankenzim-

24              Broschüre 42 | Mai 2021                                                                                                    Broschüre 42 | Mai 2021               25
verlor ich die Furcht, dank der Men-        Recht auf einen würdigen Tod Teil des        Impressum
     schen, die mich begleiteten und mir         in Artikel 1 der peruanischen Verfas-
     Mut machten“, schreibt Ana Estrada.         sung verankerten Rechts auf ein Leben        Herausgeber: AG Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca
     Schnell werden die Medien auf Anas          in Würde sei.                                c/o Partner Treptow-Köpenick e.V., Neue Krugallee 4, 12435 Berlin
     Geschichte aufmerksam – und durch           Am 7. Januar 2021, zwei Jahre nach-          In der AG Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca arbeiten enga-
     sie eine junge Fotografin. Jessica Alva     dem Ana Estrada zum ersten Mal mit           gierte Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich zusammen. Unser Ziel ist es, Men-
     ist 32 Jahre alt und auf der Suche nach     ihrem Blog in die Öffentlichkeit ge-         schen in beiden Partnerstädten einander näher zu bringen. Wir freuen uns im-
     einem Abschlussprojekt für ihr Foto-        treten ist, kommt ihr großer Tag. Das        mer über neue Mitglieder und jede Art von Unterstützung.
     grafie-Studium, als sie von Ana Estra-      Verfassungsgericht wird Ana Estradas         Kontakt:        info@staepa-cajamarca.de, www.staepa-cajamarca.de
     da in einer peruanischen Zeitschrift        Antrag auf selbstbestimmtes Sterben
     liest. Sie schlägt ihr vor, sie fotogra-    anhören.                                     Redaktion:      Monika Meng, Michael Schrick (V.i.S.d.P.), Karoline Kromm
     fisch zu begleiten. Ana Estrada willigt     Zulma, ihre Krankenschwester, hat            Fotos:          ACHCTK, J. Alva, Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin,
     ein. So entstand die Idee, Ana Estrada      ihre Lunge abgesaugt. Die Rede ist                           S. Böhme, D. Cabellos, CIAM, F. Dailleux, K. Kromm, K. Nierich,
     in von ihr selbst gewünschten Porträts      vorbereitet. Fotografin Jessica Alva ist                     P. Petrucelli, Wikimedia/ Picanteria karol (CC BY-SA 4.0)
     in Szene zu setzen.                         gekommen, um den Moment zu doku-
                                                                                              Foto Vorderseite: Virtuelles Treffen am 23. März 2021
     Ana Estrada hat sichtlich Spaß daran.       mentieren. Der Ombudsmann spricht
     Sie zeigt immer mehr von ihrem Kör-         sein Plädoyer vor dem Verfassungsge-         Layout:         Silvia Bodemer
     per, lässt sich ihre Arme bemalen, ver-     richt. Ana Estrada erzählt in den zehn       Redaktionsschluss: 15. April 2021
     öffentlicht Fotos ihres nackten Körpers     Minuten, die ihre Atemmuskeln ihr
     in den sozialen Netzwerken und in           zugestehen, warum ihre Lebensge-             Auflage:        750 Exemplare
     einem Film der Deutschen Welle und          schichte in den Wunsch nach einem            Gedruckt auf Recyclingpapier
     reflektiert darüber in ihrem Blog.          selbstbestimmten Tod mündet.
     Ana Estradas Stimme findet immer            Ob sie deprimiert sei und deshalb ster-      Spendenkonto: Partner Treptow-Köpenick e.V.
     mehr Gehör. Jeden Tag solidarisieren        ben wolle, sei sie oft gefragt worden.                     Berliner Volksbank
                                                                                                            IBAN DE15 1009 0000 7199 8560 00
     sich Menschen auf Facebook, Twit-           Ihre Antwort im Blog, eine Woche
     ter und Instagram mit Ana Estradas          nach der Anhörung vor dem Verfas-
     Anliegen. Die peruanische Ombuds-           sungsgericht: „Wie könnte ich depri-         Links
     stelle nimmt sich ihres Falles an und       miert sein und zugleich diese große
     beantragt einen Schutzmechanismus           Kampagne aufrechterhalten, die mit           Bezirksbeauftragte für EU und        http://www.berlin.de/europabeauftragte-
     (acción de amparo) für Ana Estrada          der Zeit gewachsen ist und immer grö-        Städtepartnerschaften                treptow-koepenick.de
     beim Verfassungsgericht.                    ßere Kreise gezogen hat? Ich liebe das       Partner Treptow-Köpenick e.V.        http://www.partner-tk.de
     In ihrem Fall, argumentiert der Om-         Leben. Ich achte es. Ich liebe und wer-
                                                                                              Informationsstelle Peru e.V.         http://www.infostelle-peru.de/web/
     budsmann, sollte der Artikel 112 des        de geliebt.“
     Strafgesetzbuches nicht zur Anwen-                                                       Kampagne „Bergwerk Peru –            http://www.kampagne-bergwerk-peru.de
     dung kommen, weil Ana Estradas                                       Hildegard Willer    Reichtum geht, Armut bleibt“
                                                                                              Berliner entwicklungspolitisches     http://www.eineweltstadt.berlin
     Die Reportage von Hildegard Willer in „Riffreporter“ wurde von der Redaktion für diese   Landesnetzwerk BER
     Broschüre gekürzt. Unter folgendem Link kann die Reportage in ganzer Länge gelesen
     werden: https://www.riffreporter.de/de/international/sterbehilfe-peru-suedamerika
                                                                                              In Zusammenarbeit mit dem:

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Verkaufsstellen der Treptow-Köpenicker Bohne und der
Bezirksschokolade

Köpenick
X Weltladen Köpenick
  Bahnhofstr. 9, 12555 Berlin
  montags – freitags 10 – 18 Uhr

X Touristeninformation Treptow-Köpenick
  Alt-Köpenick 31-33 (Schlossplatz), 12555 Berlin
  montags – freitags 10 – 16 Uhr

Baumschulenweg
X Weltladen Baumschulenweg
  Baumschulenstr. 83, 12437 Berlin
  montags, mittwochs, freitags 10 – 13 Uhr
  dienstags und donnerstags 15 – 18 Uhr

Oberschöneweide
X CHARLE sustainable kids fashion
  Plönzeile 41, 12459 Berlin
  montags, mittwochs, donnerstags und freitags 10 – 18 Uhr

Friedrichshagen (nur Schokolade)
X Weltladen Friedrichshagen – Die Zwickmühle
  Bölschestr. 135, 12587 Berlin
  dienstags – sonnabends 12 – 16 Uhr

Johannisthal (nur Kaffee)
X Quartiersmanagement Johannisthal, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
  Sterndamm 47, 12487 Berlin
  montags – freitags 10 – 14 Uhr

Wegen der durch die Corona-Pandemie verursachten Unwägbarkeiten verzichten
wir weiterhin auf den Abdruck eines Terminkalenders, bei dem sich ohnehin öfter
Änderungen ergeben. Die aktuellen Termine finden Sie jederzeit auf der StäPa-
Homepage unter http://www.staepa-cajamarca.de/termine.html.
Die nächste Ausgabe erscheint im November 2021.
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