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2 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN Zeitschrift der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin und der Freunde und Förderer des DTMB e. V. 32. (56.) Jahrgang · Preis: 5,00 SCHWERPUNKT: Ausstellung „Das Netz“ Viel erreicht – noch viel zu tun! Aktionstag „Schmuck“ im Deutschen Technikmuseum Die Jesus von Lübeck ist vollendet
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 2 Inhalt Herausgeber: Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin (SDTB) und Freunde und Förderer des Deutschen Technikmuseums Berlin e. V. Zu dieser Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 (FDTM) V. i. S. d. P.: Viel erreicht – noch viel zu tun! Prof. Dr. Dirk Böndel (Vorstand der SDTB) und Wolfgang Jähnichen (Vorsitzender Die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin im Jahre 2016 . . . . . . . . . . . . . . . 4 des FDTM) Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme Die neue Dauerausstellung in der Ladestraße des Deutschen Technikmuseums . . 12 SDTB Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin Tel.: (030) 90 25 40, Fax: (030) 90 25 41 75 CONNECT Homepage: www.sdtb.de Wir sind das Netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 E-Mail: info@sdtb.de BACKBONE FDTM Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin Netztechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Tel.: (030) 262 20 31, Fax: (030) 26 55 81 85 INFORMATION Homepage: www.fdtmb.de Wissen im Netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 E-Mail: info@fdtmb.de MAPS Vom Finanzamt für Körperschaften Berlin Karten machen mobil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 als besonders förderungswürdig anerkannt. GAMES Steuernummer: 27/655/52092 Newsletterbestellung über E-Mail: Ins Netz gespielt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 newsletter@fdtmb.de SHOPPING Termine der Verkehrsvereine Berlin und Online einkaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Brandenburg auch unter: www.hivbb.de NEWS Die Geschäftsstelle im Stellwerk ist donnerstags Keine Nachricht ohne Netzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 von 10 –13 Uhr geöffnet. MUSIC Erscheinungsweise: Musik durchs Netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Die Zeitschrift erscheint mindestens viermal im HOME Jahr. Namentlich gezeichnete Beiträge stellen Das vernetzte Zuhause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 die Meinung des Autors/der Autorin dar. WEATHER Nachdruck, auch auszugsweise, nur unter An- Wetter vorhersagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 gabe der Quelle und Zusendung eines Beleg- SNAPSHOT exemplars gestattet. Bilder mit Mehrwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Redaktion: OFFICE Michael Ahrendt (FDTM), Dr. Maria Borgmann Das mobile Büro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 (stellv. Chefredakteurin SDTB), Andreas Curtius (SDTB), Reinhard Demps (Chefredakteur „Ziemlich coole Zeit am Ort des Grauens!“ FDTM), Astrid Venn (SDTB) Dr. Tiziana Zugaro Der Jugendrat – ein Partizipationsprojekt der besonderen Art . . . . . . . . . . . . . . . 44 (stellv. Chefredakteurin SDTB) Gamification im „Netz“! E-Mail: zeitschrift@stdb.de Das digitale Quiz zur Ausstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Redaktionsbeirat: Für „Gamer“ und „Maker“ Prof. Joseph Hoppe (SDTB), Dr. Volker Koes- Das Begleitprogramm zur Ausstellung „Das Netz“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 ling (SDTB), Herbert Liman (FDTM), Dr. Felix Lühning (SDTB), Dr. Christian Neuert (SDTB), Objekt des Monats Achim Pohlman (FDTM), Dr. Jürgen Rose (För- April, Mai, Juni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 derverein der Archenhold-Sternwarte), Jörg Schmalfuß (SDTB), Claudia Schuster (SDTB), Neu im „Netz“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Barbara Senst (FDTM) SDTB-Info Design: Die Mitglieder des Stiftungsrates der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin . . 51 Rainer J. Fischer (Konzeption), Lennart Fischer Girls Day im Science Center Spectrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 (Gestaltung) 75 Jahre Computer Z3 von Konrad Zuse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Druck: Aktionstag „Schmuck“ im Deutschen Technikmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Industriekultur 2.0! Alte Gemäuer – junge Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Wilhelm-Kabus-Straße 21–35, 10829 Berlin Lange Nacht der Museen in der Ladestraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Verkaufspreis: Mitglieder des FDTM erhalten die Zeitschrift im FDTM-Info Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Abonnement- Der 90. Geburtstag von Herbert Liman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 preis einschließlich Versandkosten 20,00 € pro Die JESUS VON LÜBECK ist vollendet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Jahr. Bestellung beim FDTM. Die Lieferung er- Neue Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 folgt nach Vorauszahlung des Betrages auf das Konto bei der Berliner Sparkasse: „TorEins“ – kulinarischer Treffpunkt mit entspannter Atmosphäre . . . . . . . . . . . . . 59 IBAN DE43100500000620005432 BIC BELADEBE Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe Eva Kudraß · Leiterin Mathematik und Informatik Auflage: 2 400 Exemplare Prof. Dr. Dirk Böndel · Vorstand der SDTB Iris Kühnberger · Leiterin Bildung Dr. Maria Borgmann · Stellvertretende Chefredak- Bernd Lüke · Leiter Kommunikation und Titelbild: teurin Medien Faszinierend für Kinder und Erwachsene: Der Supercomputer Cray-2 in der Ausstellung Justine Czerniak · Projektleiterin Entwicklung Jörg Rüsewald · Kuratorischer Mitarbeiter „Das Netz“. © SDTB/Foto: C. Kirchner Technoversum „Das Netz“ Svenja Gaube · Leiterin Besucherservice Claudia Schuster · Leiterin Schifffahrt und Nautik Aram Gorgis · Leitung Exponatebau, -pflege und Sandra Stahl · Wissenschaftliche Volontärin Luft- -wartung im Science Center Spectrum und Raumfahrt Catharina Koller · Kuratorische Mitarbeiterin Sebastian Stahn · Historiker Verkaufspreis für diese Ausgabe: „Das Netz“ Einzelpreis 5,00 €, Versandkosten 1,65 € Dr. Tiziana Zugaro · Leiterin Presse-, Öffentlichkeits- Anika Kreft · Medienbildung arbeit und Marketing ISSN: 1869 – 1358
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 Zu dieser Ausgabe Liebe Leserin, lieber Leser, in dieser Ausgabe bei den unterschiedli- weiteren deutschen Museen für die vor- Mensch und Technik – gerade angesichts chen Beiträgen erleben, welche Fülle von bildliche Ausbildung der Volontärinnen der fortschreitenden Digitalisierung ist dies Aspekten aus unterschiedlichen Perspekti- und Volontäre im Rahmen der erarbeiteten das große Thema unserer Zeit. Beide treten ven und in zeitgemäßen jugendaffinen hohen Standards ausgezeichnet worden. in Interaktion miteinander, manchmal auch Gestaltungsformen angeboten werden. In Wir werden darüber ausführlicher in der gegeneinander, aber es ist bei fast allen die Konzeption waren von Anfang an auch nächsten Ausgabe berichten. Menschen ein lebenslanges Verhältnis: Jugendliche eingebunden. Die Besucherin- Dass man Feste feiern soll, wie sie fallen, Kaum einer kann – und will – ohne Technik nen und Besucher sind eingeladen, sich an gilt dieses Mai für den 90. Geburtstag von leben. Wie wir das in unseren unterschied- vielen Themen und Plätzen selbst oder auch Herbert Liman, Ehrenmitglied des FDTM lichen Lebensbereichen tun, steht im Zent- in Interaktion mit anderen zu erproben. Die und langjähriger guter Freund, Förderer rum der Arbeit der Stiftung Deutsches Ausstellung soll ein Forum bilden, in dem und Berater des DTM und des Science Cen- Technikmuseum Berlin (SDTB). Dies trifft Möglichkeiten, aber auch Grenzen und ters Spectrum. Wir gratulieren auch hier besonders auf das mit der Dauerausstel- Gefahren aktueller und zukünftiger Techni- nochmals herzlich! Und vergessen Sie, liebe lung „Das Netz“ in der Ladestraße erstmals ken diskutiert werden können und sollen. Leserin und lieber Leser, nicht die Lange umgesetzte Ausstellungskonzept „Techno- Museale Ausstellungsformen und Objekte Nacht der Museen: Am 27. August bespie- versum“ zu. Der östliche Flügel der Lade- sind mit neuen Techniken und vielfältigen, len wir die Ladestraße und das Spectrum straße ist nun vollendet und der Öffentlich- überraschenden Mitmachelementen ver- mit einem spannenden Programm. keit seit September 2015 zugänglich. knüpft. Das macht den Reiz der Präsentati- Immer wieder wird klar: Ein Museum lebt Aus diesem Anlass stellt Ihnen unter dem on aus. Sie ist dem Thema entsprechend von und mit den Menschen, die es für die Titel „Viel erreicht – noch viel zu tun“ kommunikativ und stellt in vielfacher Hin- Menschen gestalten, die es als Gäste, Prof. Dr. Dirk Böndel sein Resumé zu sicht Verbindungen her. Die Bilder in unse- Freundinnen und Freunde, Aktive und För- 15 Jahren SDTB vor. Sie werden feststellen: ren Beiträgen zeigen sehr viele Menschen derer gewinnen möchte. Machen Sie mit, Es kann sich sehen lassen! In relativ kurzer in Aktion und vermitteln diesen besonde- bringen Sie sich mit Ihren Ideen und Vor- Zeit ist es gelungen, das Deutsche Technik- ren Charakter. schlägen ein! museum mit dem neuerstandenen Zucker- Wir bieten Ihnen aber natürlich noch Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Museum, dem Science Center Spectrum mehr in dieser Ausgabe. Ganz besonders Lektüre. und dem Ladestraßen-Flügel zukunftsfähig freuen wir uns, dass wir Ihnen und darunter MARIA BORGMANN, REINHARD DEMPS zu machen. Das war nur möglich dank vor allem den Freunden und Förderern des großzügiger Förderung durch die LOTTO- Deutschen Technikmuseums (FDTM) das Stiftung Berlin und den Europäischen Fonds vollendete Schiffsmodell der Karacke JESUS für regionale Entwicklung. Damit gewinnt VON LÜBECK vorstellen können, dessen Bau das Areal am Gleisdreieck-Park von der sie großzügig finanziert haben. Dass das Ladestraße bis zur Trebbiner Straße auch Deutsche Technikmuseum mit seiner Ma- immer stärker an stadträumlicher Außen- nufakturellen Schmuckgestaltung als Bes- wirkung. Es ist bereits jetzt „der Ort für die tes Praxisbeispiel in das Verzeichnis des Kulturgeschichte von Technik und Wissen- Immateriellen Kulturerbes der Deutschen schaft“, so Böndel. Doch die Planung geht UNESCO-Kommission aufgenommen wor- weiter. den ist, haben wir bereits in der Dezember- Im Fokus der folgenden Seiten steht die Ausgabe gemeldet. Wir berichten dieses neue Dauerausstellung „Das Netz. Men- Mal über den „Aktionstag Schmuck“, den schen, Kabel, Datenströme“, die im Sep- wir im April dieses Jahres veranstaltet ha- tember 2015 eröffnet wurde und den ben und zu dem wir wichtige Repräsentan- Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet. Wie ten der UNESCO-Kommission und des nahe wir der modernen Kommunikations- Zentralverbandes des Deutschen Hand- technik sind, dass sie uns vielfach geradezu werks eingeladen haben. Auch das Jubilä- in ihr „Netz“ einbezieht und wie vielfältig um „75 Jahre Konrad Zuses Z3“ ist uns wir uns darauf einlassen, erleben wir alle natürlich einen Bericht wert. Tag für Tag. Die Ausstellung macht das Eine ganz besondere Ehrung hat der Ar- deutlich. In ihren Themen und in der Art beitskreis Volontariat im Deutschen Muse- ihrer Präsentation öffnet sie neue Wege. umsbund der SDTB zuteil werden lassen: Sie, liebe Leserin und lieber Leser, können Mit dem „Goldenen V“ ist sie neben zwei
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 4 Viel erreicht – noch viel zu tun! ten 15 Jahre im Fokus, also die Zeit seit der Gründung der Stiftung Deutsches Technik- Die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin museum Berlin 2001. im Jahre 2016 Das Wachstum in Zahlen Die Veränderungen dieser vergangenen Jahre machen einige Zahlen in Diagram- men deutlich. Allein am Standort Kreuz- berg hat die Stiftung erheblich an Ausstel- lungsfläche hinzugewonnen: Diese betrug 2002 etwa 13 000 Quadratmeter, jetzt liegt sie bei circa 28 500 Quadratmeter, hat sich also mehr als verdoppelt. Auch die übrige Nutzfläche wuchs beachtlich: Allein mit dem Neubau kamen 8 000 Quadratmeter für Bibliothek und Historisches Archiv, Werkstätten und Konferenzräume hinzu. Mit dem Ausbau des Junior Campus und der östlichen Ladestraße vergrößerte sich diese Fläche noch einmal für Veranstal- tungsräume und einen Bildungsraum. Zu- sätzlich sind neue Lager und ein weiteres Restaurant entstanden, das in attraktiver Lage unmittelbar an den Gleisdreieckspark grenzt. Eine ähnlich erfreuliche Entwicklung zeigt die Anzahl der Besuche: 2002 gab es knapp 380 000 Besuche in der Stiftung, 2015 waren es fast 600 000. Trotz dieses großen s Die hell erleuchtete Ladestraße mit dem 2015 fertiggestellten östlichen Flügel, in dem Wachstums ist der Zuschuss des Landes am 8. September 2015 die große Ausstellung „Das Netz“ sowie weitere Räume eröffnet Berlin an die Stiftung kaum gestiegen: wurden. © SDTB/Foto: H. Hattendorf 2002 erhielt sie knapp 13,5 Millionen Euro, 2015 waren es knapp 14,5 Millionen Euro, Im Dezember 2015 ging mit der Eröffnung net. Jetzt, 34 Jahre nach der Gründung und eine Steigerung, die weit unter der Inflati- der Ausstellung „Das Netz. Menschen, 33 Jahre nach Eröffnung des ersten Bauab- onsrate liegt.1 Diese Entwicklung hat dazu Kabel, Datenströme“ der östliche Teil der schnitts, befindet sie sich „in den besten geführt, dass der Zuschuss pro Besuch von Ladestraße voll in Betrieb – ein weiterer Jahren“. Dennoch entwickelt sie sich stetig 35,77 Euro auf 25,49 Euro, der Zuschuss großer Meilenstein in der Entwicklung der weiter, und in den kommenden Jahren pro Quadratmeter Ausstellungsfläche von Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin. stehen wichtige Veränderungen an. Des- über 1 000 Euro auf etwas mehr als 500 1982 als „Museum für Verkehr und Tech- halb ist es an der Zeit, eine Zwischenbilanz Euro gesunken ist. nik“ gegründet, hat sie sich jahrelang im- zu ziehen: Was ist erreicht und was gilt es Dies war nur möglich, weil sich der von mer als ein „sehr junges Museum“ bezeich- noch zu erreichen? Hierbei stehen die letz- der Stiftung erwirtschaftete Eigenfinanzie- Ausstellungsfläche (m2) Besucherzahlen Zuschuss pro Besuch (¤) 30000 700000 40,00 ¤ 25000 28500 600000 35,00 ¤ 35,77 ¤ 500000 590645 30,00 ¤ 20000 25,00 ¤ 400000 15000 20,00 ¤ 24,49 ¤ 300000 377622 10000 13000 15,00 ¤ 200000 10,00 ¤ 5000 100000 5,00 ¤ 0 0 0,00 ¤ 2002 2015 2002 2015 2002 2015 Landeszuschuss (¤) Zuschuss pro m2 (¤) Eigenfinanzierung (%) 16000000 ¤ 1200 ¤ 18,0 % 14000000 ¤ 16,0 % 14 464 881 ¤ 1000 ¤ 12000000 ¤ 13 484 000 ¤ 1037 ¤ 14,0 % 15,5 % 10000000 ¤ 800 ¤ 12,0 % 10,0 % 8000000 ¤ 600 ¤ 8,0 % 6000000 ¤ 400 ¤ 508 ¤ 6,0 % 7,2 % 4000000 ¤ 4,0 % 2000000 ¤ 200 ¤ 2,0 % 0¤ 0¤ 0,0 % 2002 2015 2002 2015 2002 2015 s Die Balkendiagramme lassen gut die zunehmenden Veränderungen erkennen. Aus Zahlen werden eindeutige Bilder. © Grafik: D. Böndel
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 5 s Auch Ereignisse wie der „Internationale Museumstag des s Das „Forum Technoversum“ hat sich als spezifisches offenen Denkmals“ tragen zu den kontinuierlich steigenden Veranstaltungsformat einen guten Namen gemacht. Besucherzahlen bei. © SDTB/Foto: C. Kirchner © SDTB/Foto: R. Lepadus rungsanteil von 7,2 Prozent auf 15,5 Pro- mit den „Stiftungs-Rauten“ versehenen nen und Mitarbeiter der Stiftung verteilt. In zent mehr als verdoppelt hat. Hierbei han- Anzeigen, Flyer, Plakate und Banner sowie der Gesprächsrunde Kuratorischer Dienst delt es sich lediglich um den konsumtiven die Außenwerbung sind die Häuser der diskutieren die wissenschaftlichen Mitar- Teil der Eigenfinanzierung, also beispiels- Stiftung inzwischen im Stadtraum als eige- beiterinnen und Mitarbeiter die inhaltlichen weise Einnahmen aus Eintrittsgeldern und ne starke Marken präsent. Entwicklungen der Stiftung. Die Planungen Vermietungen. Für Investitionsmaßnahmen im Ausstellungsbereich, im Zentralen Ver- wie den Ankauf wertvoller Exponate, die Die Verbesserung anstaltungsmanagement und in der Tech- Durchführung von Sonderausstellungen der internen Kommunikation nikabteilung werden in der Koordinie- und den Ausbau des Museums wurden in Um die interne Kommunikation in der rungsrunde aufeinander abgestimmt. Die den vergangenen 14 Jahren zusätzlich über Stiftung zu verbessern, wurden mehrere wöchentlich einberufene Lenkungsrunde, 40 Millionen Euro eingeworben: in erster Gesprächskreise eingerichtet. Im vierwö- an der die Direktion und die Abteilungslei- Linie von der Lotto Stiftung Berlin, dem chentlichen Kommunikationskreis trifft sich tungen teilnehmen, ist für die strategischen Europäischen Fonds für regionale Entwick- die Museumsleitung mit gewählten Mitar- und finanziellen Planungen zuständig. lung, der Schering-Stiftung Berlin, der Te- beiterinnen und Mitarbeitern aus den ver- lekom-Stiftung, der BMW Group und pri- schiedenen Arbeitsgebieten, um die Beleg- Das Deutsche Technikmuseum vaten Sponsoren. schaft über aktuelle Entwicklungen zu und das Science Center informieren. Gleichzeitig bietet sich hier die Spectrum als Bildungsorte Die Weiterentwicklung Möglichkeit, die Leitung auf Schwachstel- Sammeln, Bewahren, Erforschen, Vermit- der Außenkommunikation len und Problemfelder hinzuweisen und teln und Ausstellen – das sind laut dem Im Zuge des fortschreitenden digitalen Rückmeldungen auf die augenblicklichen Internationalen Museumsrat ICOM die Wandels wurde die Außenkommunikation Maßnahmen zu geben. Die Protokolle die- zentralen Aufgaben eines Museums. Von in den Bereichen Presse-, Öffentlichkeitsar- ser Sitzung werden an alle Mitarbeiterin- diesen Aufgabenfeldern kommen die meis- beit und Marketing in den vergangenen Jahren weiter professionalisiert. Neben dem Internet-Portal der Stiftung mit On- line-Pressebereich, Veranstaltungskalender, Informationen über die Ausstellungen und Anmeldetools für Besucher kommunizieren wir zeitgemäß auch über Facebook nach außen. Im Zuge einer Digitalen Gesamtstra- tegie der Stiftung sollen die Bereiche Inter- net und Social Media ausgebaut werden. Zudem wurden neue Veranstaltungsforma- te wie das „Forum Technoversum“ entwi- ckelt und dafür Kooperationspartner wie D-Radio Wissen und radioeins gewonnen. Um die einzelnen Einrichtungen der Stif- tung als eindeutig zu identifizierende Mar- ken stärker nach außen zu kommunizieren, wurde ab 2013 ein umfassender Corpo- rate-Design-Prozess umgesetzt. Die Werbe- mittel und Geschäftspapiere wurden kom- plett überarbeitet, und ein Museumsführer s Workshop „mathemachen“ im Junior Campus. ist im neuen Design erschienen. Über die © SDTB/Foto: C. Kirchner
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 6 und gestalten“ hat als beispielhafter Leit- faden auch deutschlandweit Beachtung gefunden. Die darin enthaltenen Empfeh- lungen fließen in die Gestaltung von Aus- stellungen und Servicebereichen ein. Zu- dem wurden 2015 unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Besucherservice mit ei- ner Fortbildungsreihe im Umgang mit be- hinderten Gästen geschult. Es entspricht unserem Selbstverständnis, dass bis auf die buchbaren Führungen sämt- liche Angebote kostenlos sind, lediglich der Eintrittspreis muss entrichtet werden. Die Sonderausstellungen Unsere über mehrere Jahre durchgeführte systematische Besucherforschung hat ge- zeigt: Vor allem die großen Dauerausstel- lungen Schienenverkehr, Luft- und Schiff- s Im Schülerlabor Meilensteine des Science Center Spectrum können Schülerinnen und fahrt sind der primäre Grund für einen Schüler Experimente großer Wissenschaftler selbst durchführen. © SDTB/Foto: C. Kirchner Besuch im Deutschen Technikmuseum – und nicht in dem Maße wie in anderen ten Besucherinnen und Besucher lediglich n In den letzten Monaten wurden drei Apps Museen die Sonderausstellungen. Den- mit den Vermittlungsangeboten und den entwickelt, die den Museumsbesuch auch noch sind diese für uns unverzichtbar: Sie Dauer- sowie den Sonderausstellungen in mit modernen Medien unterstützen. bieten uns die Gelegenheit, aktuelle The- Berührung. Dabei hat sich das Leistungs- n Sowohl unsere Sonderausstellungen als men verhältnismäßig kurzfristig aufzugrei- spektrum der Stiftung ganz wesentlich er- auch die 2015 eröffneten neuen Dauer- fen. Von 2002 bis 2015 sind am Standort weitert, insbesondere was die über die ausstellungen bieten vielfältige Begleit- Kreuzberg rund fünfzig Sonderausstellun- bloßen Ausstellungen hinausgehenden programme. So kann man beispielsweise gen ausgerichtet worden. Neben zahlrei- Vermittlungsangebote angeht. Wurden für die Ausstellung „Das Netz“ Work- chen kleineren, oft sehr speziellen und 2002 im Monat durchschnittlich nur 37 shops zu Fragen wie „Ich bin drin! Wie vielbeachteten Ausstellungen, zum Beispiel Führungen gebucht, so sind es augenblick- funktioniert das Internet?“ oder „Ach- in unserer Fotogalerie, haben unsere Kura- lich 107. Zu dieser rein quantitativen Stei- tung Kontrolle! Wer hat die Macht im torinnen und Kuratoren auch mehrere gerung kommt ein völlig neu entwickeltes Netz?“ buchen. große Präsentationen auf jeweils 800 bis Angebotsspektrum für den Bereich Kultu- 1 000 Quadratmetern konzipiert und um- relle Bildung, was die bei weitem nicht Unter dem Stichwort „Museum für alle“ ist gesetzt: vollständige Auflistung zeigt: der barrierefreie Zugang zu unseren Ange- n Zusammen mit dem Technischen Muse- n Dreimal im Jahr findet zusammen mit boten seit langem ein zentrales Thema. um Wien, unserem Partnermuseum, ha- radioeins die Veranstaltung „Forum Tech- Unsere Broschüre „Barrierefrei konzipieren ben wir 2006/07 „Spiel mit Technik – noversum“ statt, in der aktuelle Themen mit prominenten Podiumsteilnehmern kontrovers diskutiert werden. n Jeden Samstag können große und kleine Besucherinnen und Besucher in der Fami- lienwerkstatt spielerisch technische und physikalische Grundphänomene im durchaus wörtlichen Sinne „begreifen“. n Im Schülerlabor des Science Center Spect- rum lernen Schulklassen im Umgang mit nachgebildeten Experimentiereinheiten, wie bedeutende Wissenschaftler, zum Beispiel Volta und Lichtenberg, die Elekt- rizität erforscht haben. n Wenn der Junior Campus seine Angebo- te jeweils für die nächsten drei Monate online stellt, sind diese oft innerhalb ei- nes Tages ausgebucht. Hier können sich Kinder und Jugendliche in drei- bis vier- stündigen Workshops mit den Themen Mobilität, Nachhaltigkeit und Mathema- s Die vielen Workshops für Schulklassen anlässlich der Sonderausstellung „Windstärken“ tik auseinandersetzen. fanden immer reißenden Zuspruch. © SDTB/Foto: C. Kirchner
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 7 Vom barocken Automaten zu Roboter Um dieser Gefahr zu entgehen, haben wir Leben durch den Einsatz des Objektes und Computerspiel“ gezeigt. in den vergangenen vierzehn Jahren nicht verändert?“ n Der Frage der Mobilität, besonders der nur acht neue Dauerausstellungsbereiche – Automobilität und Energieeffizienz, wid- Schifffahrt, Luftfahrt, Filmtechnik, Foto- Dieser Ansatz soll in den „Forum-Ausstel- mete sich die Sonderausstellung „neu- technik, Infothek, Straßenverkehr, Netz, lungen“ aufgegriffen werden, doch unter- start – mobil ohne Öl“, die 2007/08 zu Zucker-Museum – eröffnet, sondern auch scheidet sich dieses Format in mehreren sehen war. die alten Dauerausstellungsbereiche Textil- Aspekten von unseren bisherigen Präsen- n Dass man in einer Institution, die sich technik, Zuse-Ausstellung, Nachrichten- tationen. Basieren die älteren Dauerausstel- primär an den interessierten Laien wen- technik, Kofferproduktion, Manufakturelle lungen auf einzelnen Sammlungsbereichen det, auch wissenschaftlich anspruchsvol- Schmuckproduktion und das Science Cen- wie Luftfahrt oder Nachrichtentechnik, le Themen angehen kann, zeigte unsere ter Spectrum vollständig überarbeitet be- behandelt das neue Ausstellungsformat Sonderausstellung „Mathema“, die ziehungsweise neu gestaltet. Allein die sammlungsübergreifende Themen wie et- 2008 eröffnet wurde. Erstaunlicherweise völlige Neugestaltung des Spectrums mit wa Fragen der Information und Kommuni- entwickelte sich diese Präsentation mit über 2 000 Quadratmetern Nutzfläche kation, der Mobilität oder der Globalisie- einem sehr abstrakten Thema zu einem hatte ein Finanzvolumen von über zwei rung. Widmet sich ein Museum traditionell Publikumsmagneten. Millionen Euro. der Vergangenheit, so sollen die „Forum- n „Windstärken“ hieß unsere Ausstellung Im Zuge dieser Überarbeitung ist das Ausstellungen“ sowohl die Gegenwart und zum Wind und seiner Energie, die von Museum inklusive Eingangsbereich mit möglichst auch Zukunftsaspekte mit ein- 2011 bis 2013 lief. Nicht nur technische moderner LED-Beleuchtungstechnik aus- schließen. Unsere Besucherinnen und Be- und naturwissenschaftliche, sondern gestattet worden, was zu einer Reduzie- sucher betrachten wir nicht als passive auch kulturgeschichtliche und energie- rung des CO 2-Ausstoßes um circa 392 Konsumenten, sondern als aktive „Mit- politische Aspekte wurden in dieser Prä- Tonnen und einer jährlichen Einsparung an gestalter“ unserer Arbeit. Schon bei der sentation thematisiert, die über 1 000 Energiekosten von etwa 125 000 Euro Konzipierung einer Ausstellung werden Schulkassen besucht haben. geführt hat. In den kommenden Jahren unsere primären Zielgruppen – Familien n Die Ausstellung „Orenstein & Loewe. werden auch Vitrinenbeleuchtungen und und Schulklassen – einbezogen. Weiterhin Zwanzig deutsch-jüdische Ingenieure, andere Lichtanwendungen in den Ausstel- werden die Ausstellungen in einem hohen Techniker und Fotografen 1933 – 1945“ lungen auf energieeffiziente Technik um- Maße interaktiv gestaltet, so dass sie eine eröffneten wir 2013 im Themenjahr „Zer- gestellt werden. Mischung aus musealer Präsentation und störte Vielfalt. Berlin 1933–1938–1945“. Eine kulturelle Institution kann und soll Science Center darstellen. Schließlich gibt Sie wurde von unseren Kuratorinnen und unseres Erachtens nicht allein an quantita- es im Ausstellungsbereich Ruhezonen, in Kuratoren gemeinsam mit den Volontärin- tiven Merkmalen wie Besucherzahlen, Bud- denen Besucherinnen und Besucher wie nen und Volontären des Hauses erarbei- get und Ausstellungsfläche gemessen wer- auf einem Forum miteinander diskutieren tet, an zwanzig Stationen des Deutschen den, sondern muss sich auch einer und uns eine unmittelbare Rückmeldung Technikmuseums installiert und fand brei- qualitativen Beurteilung stellen. Um auf die geben können. te Aufmerksamkeit. Ergebnisse unserer über mehrere Jahre 2015 haben wir dieses neue Format erst- durchgeführten systematischen Besucher- mals mit unserer Ausstellung „Das Netz – Mehrere Gastausstellungen komplettieren forschung einzugehen und damit die Er- Menschen, Kabel, Datenströme“ umge- die Reihe der großen Sonderausstellungen, wartungen und Anliegen unserer Besuche- setzt. Auf 1 600 Quadratmetern wird hier so „Max Planck – Revolutionär wider Wil- rinnen und Besucher zu berücksichtigen, nicht nur auf das Internet eingegangen, len“ (Max Planck Gesellschaft) und „Wun- haben wir als Ergebnis eines längeren Dis- sondern auch auf Vergangenheit, Gegen- derkammer Wissenschaft“ (Helmholtz- kussionsprozesses ein neues Ausstellungs- wart und Zukunft von Chancen und Gefah- Gemeinschaft). format entwickelt. ren der Kommunikation und Information. Dass dieser neue Ansatz nicht nur unseren Die Dauerausstellungen Die sammlungsübergreifende Besucherinnen und Besuchern zusagt – wie Von der Ausstellungsfläche des Technikmu- „Forum-Ausstellung“ sowohl die Besuchszahlen als auch die seums ist der bei weitem größte Teil von den Schon in unseren „traditionellen“ Ausstel- zahlreichen Kommentare zeigen –, sondern Dauerausstellungen belegt. Da sie für unse- lungen waren wir dazu übergegangen, den auch darüber hinaus Anerkennung ge- re Besucherinnen und Besucher die Haupt- engen Rahmen der immanenten Technik- nießt, zeigt sich darin, dass „Das Netz“ attraktion des Museums sind, müssen sie historiografie zu verlassen und Technikge- 2015 einer der 100 ausgezeichneten Orte auch eine besondere Zuwendung erfahren. schichte vor dem Hintergrund der allgemei- beim vom Bundespräsidenten ausgelobten Ihre Aktualität erfordert in gewissen Zeiträu- nen Geschichte, also ihrer Vernetzung zu Wettbewerb „Deutschland – Land der men eine teilweise oder sogar vollständige Politik, Gesellschaft und Kultur, zu Ökolo- Ideen“ und dort auch Bundessieger im Überarbeitung, was bei den großen Flächen, gie und Ökonomie darzustellen. Deshalb Bereich Kultur war. die sie einnehmen, in vielen Fällen mit hohen konfrontierten wir unsere Exponate mit vier Kosten verbunden ist. Gerade für ein Muse- Fragen: Die weiteren Häuser um, das seinen endgültigen Ausbauzustand n „Um was für ein Objekt handelt es sich? der Stiftung noch nicht erreicht hat, besteht die Gefahr, Wie funktioniert/e es?“ Zur Stiftung gehören nicht nur das Technik- dass man sich zu sehr auf die Erweiterungen n „Unter welchen Umständen und Bedin- museum und das Spectrum, die beide konzentriert und den Bestand vernachläs- gungen wurde das Objekt produziert?“, schon bei der Eröffnung 1983 eine institu- sigt. Dies kann bezüglich der älteren Ausstel- n „Wofür wurde das Objekt benutzt?“ tionelle Einheit bildeten, sondern auch das lungen zu einem Investitionsstau führen. n „Wie haben sich unsere Welt und unser 1995 hinzugekommene Zucker-Museum
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 8 unserer Arbeit. Gleichzeitig stellt ihre Be- wahrung eine der wichtigsten Aufgaben eines Museums dar, bilden sie doch gleich- sam ein „materielles Gedächtnis“ unserer Kultur. In unseren Depots lagern inzwischen circa 250 000 historische Objekte, die haupt- sächlich an zwei Standorten in Berlin unter- gebracht sind. Einer dieser Standorte, die Monumentenhallen, liegt in unmittelbarer Nähe zum Museum. Dort befinden sich die umfangreiche Sammlung zum Kommunal- verkehr und ausgewählte Automobile. Die „Freunde und Förderer des Deutschen Technikmuseums Berlin e.V.“ ermöglichen dort die Sonntage der Offenen Tür im Sep- tember und den Betrieb eines Shuttles mit historischen Fahrzeugen zwischen Haupt- s Das grundlegend sanierte und mit modernster Technik – hier der neue Zeiss- haus und den Monumentenhallen. Obwohl Sternprojektor – ausgestattete Zeiss-Großplanetarium entwickelt sich zum attraktiven unsere Depots eine Grundfläche von fast Wissenschaftstheater. © SDTB/Foto: F.-M. Arndt 30 000 Quadratmetern aufweisen, sind wir bei der weiteren Annahme größerer Objek- sowie die Archenhold-Sternwarte und das Inhalte haben, sondern darüber hinaus als te an die Grenzen gestoßen. Zeiss-Großplanetarium, die 2002 in die „Wissenschaftstheater“ multimediale, im- In den hier betrachteten Zeitraum fällt Stiftung integriert wurden. mersive Vorführungen aus allen Bereichen auch der Umzug der Bibliothek und des Das Zucker-Museum musste 2012 seinen von Naturwissenschaft und Technik zeigen. Historischen Archivs in den Neubau. Die bis historischen Standort in der Amrumer Stra- Schon in den 1990er Jahren gab es Über- dahin eingelagerten Bestände konnten in- ße im Wedding aufgeben, da die Eigentü- legungen, die drei astronomischen Einrich- tegriert werden, so dass sich in unserer merin des Gebäudes, die Technische Uni- tungen der Stadt Berlin – die Archenhold- Bibliothek – einer der größten Museumsbi- versität Berlin, dort andere Pläne verfolgte. Sternwarte, das Zeiss-Großplanetarium bliotheken Deutschlands – nunmehr über Nach längerer Einlagerung der Objekte und die Wilhelm-Foerster-Sternwarte – un- eine halbe Million Bücher und Zeitschriften konnte das Zucker-Museum 2015 im ter einem Dach zusammenzuführen. Dieser befinden und der Bestand des Historischen Haupthaus auf einer fast doppelt so großen Plan wurde vor einiger Zeit wieder aufge- Archivs, wenn man ihn aneinanderreiht, Ausstellungsfläche wiedereröffnet werden. griffen, und in einem längeren Arbeitspro- eine Strecke von fast 8 000 laufenden Re- Das inhaltliche Spektrum wurde erheblich zess mit allen Beteiligten kam man überein- galmetern ergibt. erweitert, indem Zucker nicht als reines stimmend zu dem Ergebnis, dass ein Genussmittel, sondern als wichtiger Grund- Zusammenschluss in Form einer eigenstän- Die Forschung in der Stiftung stoff unseres Lebens betrachtet wird. digen Stiftung öffentlichen Rechts die Aufgrund der dynamischen Entwicklung Die Archenhold-Sternwarte, 1896 von beste Lösung für ein starkes und eigenstän- der Stiftung ist der Bereich Forschung bis- Friedrich Simon Archenhold anlässlich der diges Auftreten sei. Im Mai beschloss der her nicht im entsprechenden Maß gewach- Berliner Gewerbeausstellung gegründet, ist Berliner Senat die Errichtung dieser neuen sen und soll daher ausgebaut werden. Es die älteste und größte Volkssternwarte Stiftung, die nach Zustimmung des Parla- gibt bereits eine Reihe bedeutender Einzel- Deutschlands. Sie verfügt unter anderem ments am 1. Juli 2016 gegründet werden ergebnisse: zum Beispiel Erkenntnisse bei über ein Zeiss-Kleinplanetarium und das kann. Damit „verliert“ das Technikmuseum der Nassholzkonservierung, bei der Unter- längste bewegliche Linsenfernrohr der zwar zwei „Perlen in seiner Kette“, doch ist suchung der Hydrostatik und Hydrodyna- Welt mit einer Brennweite von 21 Metern. dieser Schritt eindeutig im Interesse funkti- mik historischer Schiffe, bei der Objektfor- Im großen Hörsaal hielt Albert Einstein onierender astronomischer Einrichtungen schung im Rahmen der Rekonstruktion der 1915 seinen ersten öffentlichen Vortrag in Berlin. Natürlich ist geplant, dass die Manufakturellen Schmuckproduktion oder über die allgemeine Relativitätstheorie. „neue“ und die „alte“ Stiftung eng zusam- bei der Verwicklung der Deutschen Reichs- Das Zeiss-Großplanetarium, das 1987 im menarbeiten. bahn in die Verbrechen des nationalsozia- ehemaligen Ost-Berlin eröffnet wurde, listischen Regimes im Dritten Reich, vor konnte aufgrund der inzwischen veralteten Die Sammlungen allem dem Holocaust. Technik mit heutigen modernen Planetari- Ausstellungen können nur realisiert und In den letzten Jahren ist die Stiftung en nicht mehr konkurrieren. Mit einem Fi- objektbezogene Forschungsarbeiten nur mehrere Kooperationen mit Universitäten nanzvolumen von über 13 Millionen Euro unternommen werden, wenn die histori- und anderen Forschungsinstitutionen ein- wird das Planetarium saniert und die ge- schen Objekte gesammelt, konserviert, gegangen. Seit Jahren besteht eine enge samte Medientechnik deshalb ausge- restauriert, inventarisiert, dokumentiert Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für tauscht, so dass es im Sommer dieses Jah- und verantwortungsbewusst deponiert Technikgeschichte an der Technischen res als eins der modernsten Sternentheater werden. Die Sammlungen in unseren De- Universität Berlin, für den Seminare vom wiedereröffnet werden kann. Das neue pots, im Historischen Archiv und der Bib- und im Technikmuseum abgehalten wer- Programm wird nicht nur astronomische liothek bilden die materielle Grundlage den. Als vielleicht wichtigstes Projekt ist die
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 9 Zusammenarbeit mit der Hochschule für des BZI ist es, die Geschichte der Berliner das Forschungsmanagement eingerichtet. Technik und Wirtschaft (HTW) zu nennen, Industriekultur zu erforschen und ihre Be- Dieser Bereich wird von zwei Kuratorinnen aus der die von der Senatsverwaltung für deutung stärker ins öffentliche Bewusst- betreut, welche diese Aufgabe zusätzlich Stadtentwicklung und Umwelt geförderte sein zu rücken. übernehmen. Sie werden die Forschungs- Einrichtung „Berliner Zentrum für Indust- Als wichtiger Schritt in eine Institutionali- aktivitäten der Stiftung koordinieren, eige- riekultur (BZI)“ hervorgegangen ist. Ziel sierung der Forschung wurde Ende 2015 ne Fachtagungen ausrichten und Koopera- s Zur Öffnung des Depots für Kommunalverkehr an den September-Sonntagen kommen jedes Jahr über 10 000 Gäste und besichtigen unter anderem die große BVG-Sammlung. © SDTB/Foto: N. Michalke s Unter den über 300 Fernsehempfängern im Depot sind auch ganz s Modell einer französischen Fregatte von 1782 (M. 1:10) für hydro- frühe Geräte aus der Anfangszeit des Fernsehens in den 1930er dynamische Untersuchungen an der TUB und der Versuchsanstalt Jahren. © Foto: SDTB für Wasserbau und Schifffahrt (VWS). © SDTB/Foto: C. Kirchner
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 10 tionen mit anderen wissenschaftlichen die Stiftung in klare Zuständigkeitsbereiche IT-Sicherheit verfügen und mit der Einfüh- Institutionen lenken. Mittelfristiges Ziel ist zu gliedern, wurde ein neues Organigramm rung eines modernen CRM-Systems (Cus- die Einrichtung eines Forschungsinstitutes. erarbeitet, das 2015 seine jetzt gültige tomer-Relationship-Management-Soft- Als großer Erfolg ist zu werten, dass 2015 Form gefunden hat. Die Stiftung ist in vier ware) unsere Arbeitsabläufe deutlich ein über 20 Jahre laufendes Projekt bun- große Abteilungen gegliedert, wobei einige optimieren konnten. desweite Anerkennung gefunden hat. Die zentrale Bereiche unmittelbar der Direktion Durch die Einstellung eines Ingenieurs für Manufakturelle Schmuckgestaltung, bei unterstellt sind. Flache Hierarchien und die den Bereich Sicherheit konnte erreicht wer- der es um die Rekonstruktion und Tradie- Grundlagen für möglichst effiziente Ar- den, dass die Stiftung über ein effizientes rung von Handwerkstechniken geht, die in beitsabläufe haben uns bei der Entwicklung Sicherheitsmanagement und Evakuierungs- Vergessenheit zu geraten drohten, ist mit des Organigramms geleitet. konzept verfügt, das seine Tauglichkeit bei der Aufnahme als Bestes Praxis-Beispiel in Um die Arbeitsprozesse den veränderten einem Probealarm unter laufendem Betrieb die Deutschlandliste des immateriellen Bedürfnissen anzupassen, wurden mehrere unter Beweis gestellt hat. Die technische Kulturerbes der UNESCO ausgezeichnet neue Instrumente eingeführt. Nach Maß- Infrastruktur insbesondere im Bereich Ge- worden. gabe des Berliner Abgeordnetenhauses bäudeleittechnik sowie die Brand- und wurde die bisher in der Institution ange- Einbruchmeldeanlagen wurden ebenfalls Die Neuordnung wandte Kameralistik durch die Doppelte auf den neuesten Stand gebracht. interner Strukturen Buchführung ersetzt. Die Umstellung konn- Eine Institution kann nur dann gute Arbeits- te glücklicherweise ohne größere „Havari- Die Zukunft liegt … ergebnisse liefern, wenn sie die dafür erfor- en“ durchgeführt werden. Um die Kauf- … im weiteren Ausbau derlichen internen Strukturen aufweist. männische Steuerung zu optimieren, ist in Viel wurde erreicht, doch bleiben große 2003 wurde in der Stiftung – ausgehend den letzten Jahren die Budgetierung einge- Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Als von einer schwierigen internen Situation – führt worden, wobei dieser Prozess noch wichtigster Schritt ist der weitere Ausbau ein Reformprozess mit dem Ziel begonnen, nicht vollständig abgeschlossen ist. Die IT- der Stiftung zu nennen, schließlich ist das das Museum für die künftigen Aufgaben Infrastruktur wurde erheblich erweitert und Hauptgebäude des Museums noch nicht besser zu rüsten. Dieser Prozess bezog sich verbessert, so dass wir – wie vom Rech- errichtet. Schon wie in den ersten Entwür- auf verschiedene Bereiche und ist inzwi- nungshof ausdrücklich bestätigt – über ei- fen geplant, soll es auf dem Areal des schen im Wesentlichen abgeschlossen. Um nen sehr hohen Standard im Bereich der ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs ent- Organigramm Stiftung DTMB Stiftungsrat Stand: März 2016 Sekretariat Vorstand Assistenz Direktion Sicherheits- management Abt. 1 Abt. 2 Abt. 5 Abt. 3 Abt. 4 Kuratorischer Sammlungs- DIR Technischer Zentraler Dienst dienst Dienst Dienst Bauen und Druck und Archenhold Allgemeine Bibliothek Besucherservice Anschlussbahn Wohnen Papier Sternwarte Verwaltung Energie und Handwerk und Depot Ausstellungspflege Personal- Versorgung Produktion Transporte und -bau wesen Zeiss-Groß- Restaurierung Bildung Kommunikation Historisches planetarium Landverkehr Bau und Rechnungs- und Medien Archiv Wesen Bauunterhaltung Sammlungs- Öffentlichkeits- Controlling* Luft- und Mathematik Science Center arbeit Drittmittel Raumfahrt und Informatik dokumentation Spectrum Haustechnik Leihverkehr Marketing Naturwissen- Schifffahrt Technikarchiv ZVM schaft und und Nautik Forschungs- Wartungsdienst Messtechnik IT management Ausstellungs- management GmbH Extern * Der Aufgabenbereich Controlling ist unmittelbar der Direktion unterstellt. s Das Organigramm der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin zeigt Klarheit und Transparenz der innerbetrieblichen Strukturen, die auf einen Blick zu erkennen sind. © Grafik: D. Böndel
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 11 stehen. Sechs Forum-Ausstellungen (Der … in der Verbesserung für die Stiftung umzusetzen, die alle Berei- Mensch – Der Weg – Der Speicher – Das der Depotsituation che – digitales Wirtschaften, Wissen und Netz – Der Markt – Das Haus) werden den Dringender Verbesserungsbedarf besteht Kommunikation – umfasst. Kern dieses Gebäudes, das wir „Technover- auch bei der Deponierung der Objekte. Die sum“ genannt haben, bilden, wobei „Das meisten unserer Depots entsprechen nicht … im Projekt Netz“ bereits realisiert ist. Die Ausstellungs- den konservatorischen Anforderungen, die Generationswechsel fläche wird sich damit um etwa 20 000 heute an ein Magazin gestellt werden. Die geschilderte Entwicklung stellt die Wei- Quadratmeter erweitern, womit das Deut- Deshalb müssen wir zumindest mittelfristig chen für den bereits begonnenen umfas- sche Technikmuseum zu den zehn bis unsere Depotsituation völlig neu gestalten. senden Generationswechsel in der Stiftung, zwanzig größten Museen weltweit gehö- Hinzu kommt, dass eine Reihe unserer der in etwa fünf Jahren abgeschlossen sein ren wird. Objekte, darunter über zwanzig Flugzeuge, wird. Dann wird sich die gesamte Grün- Als erster Schritt in diese Richtung wird nicht in Berlin untergebracht sind und sich dungsgeneration des Museums im Ruhe- noch 2016 eine neue Vorplatzgestaltung teilweise noch in der Restaurierung befin- stand befinden, und eine neue Generation die äußere Wahrnehmbarkeit des Muse- den. Wahrscheinlich 2019 werden die Re- von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ums verbessern. 2017 soll ein Architektur- staurierungsarbeiten an unserem größten wird die Stiftung weiter voranbringen. Wir wettbewerb als Ergebnis einen Masterplan Flugzeug, der Focke Wulf 200 Condor, suchen bereits neue Kolleginnen und Kol- für den weiteren Ausbau bringen. Dieser abgeschlossen sein, so dass wir spätestens legen beziehungsweise bilden diese aus, so Masterplan wird wahrscheinlich nur in zu diesem Zeitpunkt über einen geeigneten dass die Weitergabe des angesammelten Einzelschritten umsetzbar sein, so, wie das Ausstellungsort verfügen müssen. Ideal für Wissens und die Einarbeitung des „Nach- Museum auch in den vergangenen Jahren unsere Zwecke wäre zweifellos der ehema- wuchses“ möglichst problemlos erfolgen gewachsen ist. Dringlicher Bedarf besteht lige Flughafen Tempelhof. können. Besonderes Augenmerk haben wir in der Errichtung eines zentralen Eingangs- seit langem auf die Ausbildung unserer gebäudes auf dem Areal des ehemaligen … in der Inventarisierung, wissenschaftlichen Volontärinnen und Vo- westlichen Kopfbaues des Anhalter Güter- Dokumentation und Digitali- lontäre gelegt. Dafür ist das Deutsche bahnhofs. Es soll als Haupteingang mit sierung Technikmuseum 2016 vom Arbeitskreis Kasse, Garderobe, Restaurant und weite- Nicht nur bei der Lagerung, sondern auch Volontariat im Deutschen Museumsbund ren Servicebereichen fungieren und gleich- bei der Inventarisierung und Dokumentati- mit dem Goldenen V für herausragende zeitig mit einer Brückenkonstruktion zum on unserer Objekte liegt noch viel Arbeit Leistungen in der Qualifizierung des wis- Neubau die beiden jetzt noch getrennten vor uns. In den letzten Jahren ist hier zwar senschaftlichen Nachwuchses im Museum Gebäudekomplexe in der Trebbiner Straße viel geschehen – so haben wir in der Abtei- ausgezeichnet worden. und die Ladestraße miteinander verbinden. lung 2, dem Sammlungsdienst, einen ei- Damit erhält das Museum nicht nur eine genständigen Bereich Dokumentation ge- Die Stiftung als der Ort für die „richtige“, repräsentative Adresse, son- schaffen –, doch sind erst etwa 60 000 Kulturgeschichte von Technik dern auch einen zentralen Service- und unserer Objekte hinreichend bearbeitet. Ein und Wissenschaft Erschließungsbereich, von dem aus man noch geringerer Prozentsatz ist bis jetzt in Das Erreichte vom Geplanten der Stiftung sämtliche anderen Bereiche erreichen digitaler Form der Öffentlichkeit zugäng- Deutsches Technikmuseum Berlin kann sich kann, ohne den Gebäudekomplex verlas- lich. Wir streben an, in den kommenden sehen lassen. Der Bekanntheitsgrad des sen zu müssen. zehn jahren eine Digitale Gesamtstrategie Museums und des Science Centers im In- und Ausland hat bereits erheblich zugenom- men, wie die steigende Zahl der Touristen beweist. Diese erfreuliche Aufwärtskurve müssen wir weiter mit aktuellen Ausstellun- gen sowie gezielten öffentlichkeitswirksa- men Maßnahmen und Marketing fortsetzen und in den nächsten Jahrzehnten auch in den Forschungsaktivitäten Maßstäbe set- zen. Der Anspruch an die Qualität der Aus- stellungen und der weiteren Angebote des Museums für Forschung und Bildung ist hoch und wird sich weiter erhöhen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter der Stiftung Deut- sches Technikmuseum Berlin alle diese Her- ausforderungen hervorragend meistern werden. DIRK BÖNDEL 1 Bei diesen Zahlen ist der zweckgebundene Mietzuschuss an die BIM-GmbH nicht berück- sichtigt, da 2002 eine solche Miete – und da- s Die grafische Darstellung lässt die Größe des zukünftigen Ladestraßenareals inklusive mit auch dieser Teil des Zuschusses – noch zentralem Eingangsgebäude und Verbindung zum Neubau erahnen. © Zeichnung: C. Bruns nicht anfiel.
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 12 Das Netz. Menschen, Kabel, der aktuellen Herausforderungen betrach- tet und dabei ebenso historische Entwick- Datenströme lungen und Tendenzen aufzeigt wie Fragen der Zukunft diskutiert. Die neue Dauerausstellung in der Ladestraße Das Informationszeitalter des Deutschen Technikmuseums Die zunehmende Vernetzung des Men- schen mit Hilfe von Kommunikations- und Informationstechnologien ist Teil der digi- talen Revolution. Sie markiert den Über- gang vom Industrie- zum Informationszeit- alter. Dieses ist geprägt vom Computer als Universalmaschine und vom Internet als weltumspannendem „Netz der Netze“. Schon jetzt hat die digitale Revolution zu tiefgreifenden Veränderungen unseres Alltags geführt. Manche Chancen der neu- en Epoche lassen sich ebenso erahnen wie Herausforderungen und Probleme, die sie mit sich bringt. Mitten in diesem dynamischen Gesche- hen greift die Ausstellung des Deutschen Technikmuseums die markantesten Ten- denzen des neuen Zeitalters auf und ver- sucht diese auch in ihrer historischen Di- mension durch eingängige Themen und Objekte dem Museumspublikum zu vermit- teln. Fünf Grundtendenzen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung: s Blick in das neue Museumsareal Ladestraße nach der Eröffnung der Ausstellung Mathematisierung, Beschleunigung, Allge- „Das Netz“, 2015. © SDTB/Foto: H. Hattendorf genwärtigkeit, Beteiligung und Kontrolle. Die Ausstellung „Das Netz. Menschen, aus den unterschiedlichen Sammlungen Mathematisierung Kabel, Datenströme“ ist in vielerlei Hinsicht vermittelt. Gleichzeitig macht das Museum Die zunehmende mathematische Erfassung ein Wagnis. So markiert sie für das Deut- mit dem „Netz“ einen weiteren großen der Welt und die maschinelle Verarbeitung sche Technikmuseum den Beginn der Rea- Schritt in die Ladestraße als neuem Muse- von numerischen Codes waren Vorausset- lisierung des Konzepts Technoversum und umsareal. Schließlich ist sie in Europa eine zungen für die digitale Revolution. Infor- ist die erste Dauerausstellung des Hauses, der ersten Dauerausstellungen, die das mation wurde zur wichtigsten „Währung“ die ein übergreifendes Thema mit Objekten Thema „Vernetzung“ vor dem Hintergrund unseres Zeitalters – in Form von Bits wird sie durch Kabel gejagt und mit den Algo- rithmen der Computer bearbeitet. Mit den immer feiner programmierten Algorithmen können riesige Datenmengen analysiert werden. Zukünftige Entwicklungen und Risiken lassen sich dadurch einerseits bes- ser vorausberechnen. Anderseits wird un- sere Welt und werden damit auch wir selbst zunehmend durch Maschinen(denken) gelenkt und gesteuert. Beschleunigung Das Informationszeitalter ist geprägt durch eine stetige Beschleunigung der Kommu- nikation und des Informationsaustausches. Die Ursprünge dieser Entwicklung liegen bereits im 15. Jahrhundert bei der Erfin- dung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und der damit einhergehenden Möglichkeit der schnellen Vervielfältigung s „Mein erster Computer“: Kinder lernen Computerlogik, 1980er Jahre. von Informationen. Im 19. Jahrhundert © SDTB/Foto: C. Kirchner ermöglichte die elektrische Telegrafie erst-
2 | 2016 DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 13 s Telefonvermittlung per Hand, 1942. s In den 1990er Jahren war das Mobiltelefon noch Statussymbol, heute ist es © Museum für Kommunikation, Berlin allgegenwärtig. © SDTB/Foto: Historisches Archiv mals die Übermittlung von Signalen – na- Das gerade im Entstehen begriffene „Inter- teraktive und gleichzeitige Kommunikati- hezu in Echtzeit – auch über weite Distan- net der Dinge“ weitet den Netzanschluss on vieler Menschen untereinander. Führt zen. Die digitale Informationsverarbeitung von den Menschen auf die Gegenstände diese globale Kommunikation aber durch Computer und die darauf basieren- aus. Immer kleinere Computer werden in zwangsläufig auch zu mehr demokrati- de Kommunikation über Internet und die Dinge und Geräte unseres Alltags ein- scher Teilhabe? Hoffnungsvolle Beispiele Mobilfunk haben diesem Prozess einen gebaut. Diese Entwicklung begann schon für diese Tendenz gibt es viele. Allerdings kräftigen Schub gegeben. Dabei wurden in den 1950er Jahren mit der Erfindung des wird auch immer wieder klar, dass allein auch negative Folgen offensichtlicher: et- Mikrochips. Die mobile Kommunikation die technische Möglichkeit einer Beteili- wa die Überforderung aufgrund der Infor- von Geräten per Funkwellen ist sogar schon gung an der Kommunikation die Macht- mationsüberflutung und der soziale Druck, seit mehr als einem Jahrhundert möglich. verhältnisse nicht auf den Kopf stellen immer schneller auf die Informationen Erst seit den letzten Jahren zeichnet sich kann. Im Gegenteil: An manchen Stellen anderer zu reagieren. aber in aller Deutlichkeit ab, dass der phy- zeigen sich neue Tendenzen der Monopo- sische Raum mit dem digitalen Datenraum lisierung von Macht, und darüber hinaus Allgegenwärtigkeit immer enger verzahnt wird – etwa durch werden diejenigen, die keinen Zugang Mit der Verbreitung des Smartphones ist mobile Sensoren und eine permanente zum Netz haben, jetzt noch weiter an den die Verschmelzung von Telekommunika- Verfügbarkeit von Funknetzen. Rand gedrängt. tions- und Computertechnologien auch im privaten Bereich zur Selbstverständlichkeit Beteiligung Kontrolle geworden: Wir tragen damit unseren Netz- Schlagworte wie „Twitter-Revolution“ Der Aspekt der Kontrolle ist durch die Über- anschluss ständig am Körper und sind an oder die „Macht der sozialen Netzwerke“ wachungsskandale der letzten Jahre be- fast jedem Ort und zu fast jeder Zeit über machen es deutlich: Das Internet ermög- sonders grell beleuchtet worden. Da sich das globale Netz miteinander verbunden. licht als erstes Medium die weltweite in- zunehmend das komplette Leben in Netzen s Kontrolle durch Daten: Volkszählung mit Lochkarten, 1933. s Modem eines Aktivisten, mit dem die Internetsperre Ägyptens Grafik: K. Weidner. © SDTB/Foto: Historisches Archiv 2011 umgangen wurde. © SDTB/Foto: C. Kirchner
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