DAS BERLINER SCHLOSS WIRD ZUM HUMBOLDTFORUM - Rekonstruktion und Transformation der Berliner Mitte
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DAS BERLINER SCHLOSS WIRD ZUM HUMBOLDTFORUM Rekonstruktion und Transformation der Berliner Mitte Manfred Rettig
DAS BERLINER SCHLOSS WIRD ZUM HUMBOLDTFORUM Rekonstruktion und Transformation der Berliner Mitte Manfred Rettig Sprecher des Vorstands der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum Mit dem Berliner Schloss – Humboldtforum wird in demokra Jahre lang diskutiert wurden. Nicht nur erhalten alle umlie tischer Tradition dieser historische Ort in der Mitte der deut genden historischen Gebäude ihre maßstäblichen und inhalt schen Hauptstadt zu einem offenen Zentrum gesellschaft lichen Bezugspunkte wieder zurück: die protestantische lichen und kulturellen Lebens. Hier ist die vielschichtige und Staatskirche mit dem Berliner Dom ebenso wie die preußisch- ereignisreiche deutsche Geschichte mit der Wiedererrichtung bürgerliche Kultur mit der Museumsinsel. Nein, wichtiger des Berliner Schlosses erfahrbar, hier wird sie mit dem noch, die historische Mitte Berlins wird überhaupt als solche Humboldtforum in einen neuen zukunftsweisenden Kontext wieder kenntlich gemacht und ernst genommen, nach ihrer eingebunden. fast vollständigen Ausradierung durch Krieg und Abrisswut im Das Humboldtforum im Berliner Schloss wird die Mitte der Nachkriegsdeutschland, nach Jahrzehnten der Spaltung und Hauptstadt Deutschlands verändern, so wie es noch keine Teilung der Stadt. vergleichbare große Baumaßnahme in dieser Stadt gewagt Die Dialektik von Zukunft und Vergangenheit, die not hat. Sicher, die repräsentativen Bauten für den Bundestag wendigerweise nie endende Beschäftigung der Deutschen und die Bundesregierung im Spreebogen, der Bau des Haupt mit ihrer Geschichte wie mit ihrer Rolle in einer noch kom bahnhofs am Humboldthafen oder die Hochhäuser am menden Zeit, das spiegelt sich in diesem ‚historischen Potsdamer Platz haben neue beeindruckende Landmarken in Neubau’ mit seinem deutlichen Gegensatz von geschichts Berlin gesetzt. Aber alle diese großen, repräsentativen und bezogener Architektur und in die Zukunft gerichtetem Pro prominenten Bauten für Politik und Wirtschaft stehen „vor gramm. Diese Art der Wiederaneignung eines nicht unum den Toren“ der historischen Stadt, nämlich vor dem Pariser strittenen historischen Erbes formuliert einen besonderen Platz und vor dem Leipziger Platz. Anspruch. Ein einfacher, aber dadurch auch geschichtsloser Nun wird die innerste Mitte der Stadt selbst mit dem Neubau würde diesem Ort in der Mitte der Hauptstadt mit Berliner Schloss – Humboldtforum wieder baulich gefasst und allen seinen historischen Bezügen nicht gerecht. Es ist gestaltet. Und es ist keine Verlegenheitslösung, sondern gerade uns Deutschen aufgetragen, bei einem solchen eine besonders anspruchsvolle Herausforderung, dass die neuen Kulturbauvorhaben für die Zukunftsthemen Globali ser kulturelle Neubau in Gestalt eines Altbaus entsteht. Dafür sierung und Weltkulturdialog immer auch die überlieferte gab und gibt es viele gute Gründe, die denn auch fast zwanzig Vergangenheit mit in den Blick zu nehmen. 3
EINLEITUNG DAS HUMBOLDTFORUM WIRD EINEN ORT BIETEN, AN DEM MUSEEN, BIBLIOTHEK UND UNIVERSITÄT EINEN IN DIE ZUKUNFT GERICHTETEN DIALOG DER WELTKULTUREN ERMÖGLICHEN. Der Deutsche Bundestag hat den Wiederaufbau des Berliner Das Berliner Schloss wird mit dem Humboldtforum weit mehr Schlosses bereits im Sommer 2002 beschlossen. Eine frak als nur Museum sein. Hier wird ein in die Zukunft gerichteter tionsübergreifende Mehrheit folgte der Empfehlung einer Dialog der Weltkulturen stattfinden, mit großen themenüber internationalen Expertenkommission. Mehrere Monate wurde greifenden Ausstellungen, Lesungen, verschiedensten Ver über die Entwicklung des Areals auf der Museumsinsel, zwi anstaltungsformaten sowie Film, Theater, Tanz und vielen schen Schlossplatz im Süden und Lustgarten im Norden, weiteren Angeboten von Museen, Bibliothek und Universität. beraten. Die Entscheidungsfindung wurde von einer leb Es entsteht ein Volkshaus mit einem lebendigen und fanta haften öffentlichen Diskussion begleitet. Während in anderen sievollen Programm. europäischen Ländern der Wiederaufbau zerstörter Schlösser Die Rekonstruktion des Berliner Schlosses ist im zum nationalen Selbstverständnis gehört, wird dies in Ergebnis ein Neubau mit neuen Inhalten. Das wurde von der Deutschland kritisch hinterfragt. Dabei steht die Reflexion Gesellschaft mehrheitlich so gewollt, und dieser politische über die jüngere Geschichte im Vordergrund: das Ende der Wille überwiegt schließlich das Interesse an einer modernen Kaiserzeit, die Kriegszerstörung, die Sprengung des Berliner Architektur. Die Rekonstruktion wird selbst zur zeitgenössi Schlosses und der Bau des Palastes der Republik an seiner schen Architektur, die in der Zukunft einen eigenen denkmal Stelle, und schließlich sein asbestbedingter Abriss. An kaum pflegerischen Wert erhalten kann. einem anderen Ort kann die vielschichtige jüngere deutsche Geschichte besser erfahren werden. Mit der Rekonstruktion des Berliner Schlosses wird an die republikanische Tradition angeknüpft, Schlösser für die Präsentation kultureller Schätze zu nutzen und sie der Allgemeinheit zugänglich zu machen. So wird zum Beispiel der Louvre in Paris seit der Französischen Revolution als Museum genutzt. 5
Im Dezember 2007 stellte der Deutsche Bundestag fest: Der zugestimmt und damit endgültig grünes Licht für die Verwirk Vorschlag der Expertenkommission, das geplante Gebäude lichung dieses anspruchsvollen Vorhabens gegeben. Das auf dem Berliner Schlossplatz zu einem kulturellen Schwer Jahrhundertprojekt wird also von einem beispiellosen politi punkt der Stadt zu machen, ist die geeignete Nutzungsidee. schen Konsens getragen. Das ist eine gute und wichtige Der Bau des früheren Schlosses mit seinen Barockfassaden Grundlage für das Gelingen. erhält als Schaufenster der Weltkulturen und der Wissen In diesem Heft wird der Planungsstand zum Zeitpunkt schaftsgeschichte im Geiste Alexander von Humboldts eine des Beschlusses vom 06. Juli 2011 vorgestellt. Planungs zeitgemäße Bestimmung. Das ist das künftige Humboldtforum. anpassungen sind im Rahmen der weiteren Diskussionen und Die außereuropäischen Sammlungen des ethnologischen Detaillierungen noch zu erwarten. und des Museums für asiatische Kunst ziehen aus Dahlem in 2013 ist die Grundsteinlegung geplant, 2014 sollen die das Zentrum der Hauptstadt. Dadurch werden die weltbedeu Hochbaumaßnahmen in vollem Umfang beginnen. Anfang tenden Berliner Sammlungen auch stärkere internationale 2018 könnte der Bau fertig gestellt sein. Mitte 2019 soll das Beachtung finden. Zu den Zeugnissen europäischer Kunst und Humboldtforum im Berliner Schloss eröffnet werden. Kulturgeschichte auf der nahen Museumsinsel treten die Bauherrin und Eigentümerin des Gebäudes ist die im Kulturen der Welt im zukünftigen Humboldtforum in einen November 2009 von der Bundesregierung gegründete Stiftung erfahrbaren und bewussten Dialog. Ergänzt durch wechselnde Berliner Schloss – Humboldtforum. Sie ist eine rechtsfähige Sonderausstellungen der Humboldt-Universität und fünf Stiftung des bürgerlichen Rechts, die ausschließlich und Kernbereiche der Zentral- und Landesbibliothek, entsteht so unmittelbar gemeinnützige Zwecke der Förderung von Kunst auf prominentem Raum eine gelungene Konzentration von und Kultur, der Bildung, von internationaler Gesinnung und Kunst und Kultur, wie sie nur selten in den Metropolen der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völker Welt vorkommt. verständigungsgedankens sowie des Denkmalschutzes und Das Humboldtforum im Berliner Schloss wird Mittelpunkt der Denkmalpflege verfolgt. Die Stiftung arbeitet einver der Deutschen Hauptstadt sein. Die inhaltliche Ausgestaltung nehmlich zusammen mit den Partnern Stiftung Preußischer muss beispielhaft und zukunftsweisend sein, denn sie ist die Kulturbesitz – Staatliche Museen zu Berlin, der Zentral- und eigentliche Aufgabe des Neubaus. Landesbibliothek Berlin und der Humboldt-Universität zu Als der Deutsche Bundestag die Bundesregierung auf Berlin. Sie wird eine ständige Ausstellung zu den Themen forderte, einen internationalen Realisierungswettbewerb „Historische Mitte Berlin – Identität und Rekonstruktion“ durchzuführen, gab es verbindliche Gestaltungsvorgaben. einrichten. Außerdem ist die Stiftung Ansprechpartner für Strikt einzuhalten waren die Rekonstruktion der historischen Förderer und Vereine, die das Projekt Berliner Schloss – Außenfassaden Süd, West und Nord sowie der drei histori Humboldtforum unterstützen. schen Barockfassaden des Schlüterhofs. In Forumsveranstaltungen, Wanderausstellungen, Vor Am 28. November 2008 vergab eine mit internationalen trägen und Publikationen informiert die Stiftung über die Experten sowie Vertretern von Bundestag, Bundesregierung, Entwicklung dieses bedeutendsten Kulturprojekts der Land Berlin und künftigen Nutzern besetzte Jury einstimmig Bundesrepublik Deutschland und lädt zur öffentlichen den ersten Preis an das Architekturbüro Franco Stella aus Diskussion ein. Vicenza und sprach – ebenfalls einstimmig – die Empfehlung aus, diesen Entwurf zu realisieren. Nun haben am 06. Juli 2011 die Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen, also mit Ausnahme der Linken alle Fraktionen des Bundestages im Haushaltsausschuss der Entwurfsplanung für das Berliner Schloss – Humboldtforum 6
BAUGESCHICHTE DAS BERLINER SCHLOSS ENTWICKELTE SICH ÜBER EINEN ZEITRAUM VON MEHR ALS 500 JAHREN ZUM STÄDTEBAULICHEN ZENTRUM UND ARCHITEKTONISCHEN BEZUGSPUNKT DES UMGEBENDEN STADTRAUMES. Der Bau des Berliner Schlosses war ein ständiger Prozess aus Erweiterungen, Umbauten und Ergänzungen durch die bran- denburgischen Kurfürsten, preußischen Könige und deut- schen Kaiser. Die kunsthistorisch wichtigste Umgestaltung entwarf der Architekt und Bildhauer Andreas Schlüter: Von ihm stammte der barocke Umbau des Schlosses zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Bis zu seiner Zerstörung am Ende des 2. Weltkrieges ent- wickelte sich das Schloss über einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren zum städtebaulichen Zentrum und architektoni- schen Bezugspunkt des umgebenden Stadtraumes in der Mitte Berlins. Das gilt für den Blick von den „Linden“ ebenso wie für das offene Treppenhaus, das Friedrich Karl Schinkel 1825 für das Alte Museum mit Blick auf die Lustgartenfassade des Schlosses entwarf. Lange Brücke und Stadtschloss zu Berlin, zwischen 1687 und 1690 Die Zeit der Kurfürsten Am 31. Juli 1443 legte Kurfürst Friedrich II. „Eisenzahn“ Dreißigjährige Krieg die Bauarbeiten. Die Architekten Johann (1440–1470) an der Cöllner Seite der Spree der damals noch Gregor Memhardt und Johann Arnold Nering begannen dann in unbedeutenden Doppelstadt Berlin-Cölln den Grundstein zum der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640–1688) Schlossneubau, der um 1448 im Rohbau fertig gestellt wurde. mit barocken Umbauten. Sein besonderes Augenmerk richtete In die Anlage wurde mit dem „Grünen Hut“, der bis zur Zer der Kurfürst aber auf den nach niederländischen Vorbildern störung im Jahre 1950 erhalten blieb, ein Teil der Cöllner neu geschaffenen Lustgarten. Stadtmauer eingebunden. Im Frühjahr 1451 bezog der Kurfürst das neue Schloss. Das Königsschloss Die Erweiterungen durch Kurfürst Joachim II. (1535–1571), Kurfürst Friedrich III. (1688/1701–1713) musste seine neue die Umbauten von Kurfürst Johann Georg (1571–1598) und die Königswürde als Friedrich I., König „in“ Preußen, und damit die Ergänzungen durch Kurfürst Joachim Friedrich (1598–1608) politische Bedeutung und das Ansehen seines zersplitterten bestimmten das Bild des Schlosses bis zu Schlüters Umbau. Staatengebildes im feudalistischen Europa hervorheben. Er Sie umfassten bereits den äußeren Schlosshof, in dessen ließ dazu die kurfürstliche Residenz in ein barockes Königs Ausmaßen Johann Friedrich Eosander später ab 1707 das schloss nach den Plänen von Andreas Schlüter umbauen. Schloss vergrößerte. Zunächst aber unterbrach der Dieser hatte zuvor am Berliner Zeughaus gearbeitet und als 8
Schlüters Schlossmodell Ansicht des Schlüterhofes Blick von der Treppe des von 1699 auf einem Kupferstich Berlin, um 1930 Alten Museums von Johann Ulrich Krauss mit der Figur der Amazone über nach einer Zeichnung von den Lustgarten zum Schloss Constantin Friedrich Blesendorff Berlin, 1869 Berlin, 1701 Hofbildhauer das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten auf Veränderung des Schlossäußeren, seit es Johann Friedrich der Langen Brücke geschaffen. von Eosander erweitert hatte. Der Vorentwurf stammte noch Schlüter ummantelte den Renaissancebau mit einer von Schinkel und wurde von seinem Schüler Friedrich August neuen barocken Fassade nach italienischen Vorbildern. Sein Stüler abgeändert ausgeführt. Triumph wurde aber noch vor Beendigung der Umbaupläne 1706 durch das Desaster des Münzturms jäh beendet. Der von Das Kaiserreich und die Zeit danach ihm entworfene, beeindruckende 108 Meter hohe Turm neigte Kaiser Wilhelm I. (1861/1871–1888) ließ die Fassaden des sich schon bald nach Fertigstellung bedrohlich zur Seite und inneren Quergebäudes im Stil der Neorenaissance umgestal musste schließlich wieder abgetragen werden. Schlüter büßte ten. Sein Enkel – Kaiser Wilhelm II. (1888–1941) – plante in der Folge seine Position als Schlossbaudirektor ein und erneute Veränderungen und Erweiterungen am Schloss, wozu Johann Friedrich von Eosander gen. von Göthe übernahm vor allem die Fürstenwohnungen und die Erweiterung des seine Stellung. Weißen Saales gehörten, aber auch der Einbau von Bädern Friedrich Wilhelm I. (1713–1740), der „Soldatenkönig“, und eine moderne Heizungsanlage. strich den Hofstaat seines Vaters rigoros zusammen. Seine Sparmaßnahmen vertrieben einen Großteil der Architekten und Künstler aus Berlin. Der Schlossbau wurde nach den vorhandenen Plänen unter Martin Heinrich Böhme bis 1716 vollendet, der Plan einer Schlosskuppel zunächst aber aufgegeben. Die späteren preußischen Könige verlagerten ihre bauli chen Ambitionen auf die Schaffung von neuen Raumfluchten im Schloss. Friedrich II., „der Große“ (1740–1786), Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) und Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) richteten sich dort eigene Appartements ein, bevorzugten aber – wie bereits Friedrich der Große – eher andere Schlösser als Wohnorte. Unter den beteiligten Baumeistern finden sich Carl von Gontard, Carl Gotthard Langhans, Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff und Karl Friedrich Schinkel. Ihre Innenraumdekorationen gehörten zu den gelun gensten Schöpfungen des Klassizismus. Unter Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) erfolgte 1845 bis Ansicht der Südfassade des Schlosses mit dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke Berlin, um 1900 1853 mit dem Bau der Schlosskuppel die erste bedeutende
Der Erste Weltkrieg und die Revolution beendeten vorzeitig die Arbeiten, von denen bis zur Zerstörung des Schlosses eine vorgezogene Wand im Eosanderhof von der Erweiterung des Weißen Saales kündete. Eine Angleichung der anderen Hoffassaden erfolgte nicht mehr. In der Weimarer Republik zogen das Schlossmuseum mit kunstgewerblichen Exponaten und verschiedene andere Institutionen in das Gebäude ein. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bau noch im Frühjahr 1945 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und brannte fast vollstän dig aus. Dennoch konnten bald nach Ende des Krieges die erhaltenen Räume für Ausstellungen genutzt werden, wie zum Beispiel 1946 für eine Schau des Architekten Hans Scharoun über die städtebaulichen Planungen für den Wiederaufbau von Berlin. Blick auf den Palast der Republik, Die politisch motivierte Sprengung des Schlosses auf im Hintergrund der Fernsehturm und das Rote Rathaus Geheiß von Walter Ulbricht, DDR-Staatsratsvorsitzender und Berlin, 19. Mai 1976 SED-Parteichef, am 07. September 1950, beendete vorerst die Geschichte des Berliner Schlosses. Zwischennutzung Die entkernte Hülle des Palastes der Republik bot verschiede Der Palast der Republik nen Künstlern und Eventmanagern eine spannende Kulisse Die freigewordene Fläche wurde zunächst als Fest- und für unterschiedlichste Performances und Veranstaltungs Aufmarschplatz für die Massenkundgebungen der DDR ideen. Das reichte von der Jahrestagung einer Unternehmens genutzt. Unter den zahlreichen Planungen für den Ausbau beratungsgesellschaft bis zur Flutung des Gebäudes, um von Ost-Berlin als Hauptstadt der DDR gab es auch Vorschläge mit Booten zwischen den Stahlträgern zu navigieren. In einer für Hochhäuser im Stil der Stalin’schen Prachtbauten von anderen spektakulären Kunstaktion wurde auf dem Dach Warschau und Moskau. Sie wurden aber nicht realisiert. des Palastes in weit sichtbaren Großbuchstaben das Wort Erst mehr als 20 Jahre nach der Sprengung des Schlosses ZWEIFEL angebracht. Dies alles zeigt einmal mehr, wie bedeu wurde mit dem Bau des Palastes der Republik als Sitz der tungsgeladen der Ort ist, an dem das Berliner Schloss – Volkskammer der DDR sowie Konzerthalle und Kulturhaus Humboldtforum entstehen wird – und es ist Ansporn und begonnen. Der Entwurf stammte von Heinz Graffunder, dem Anspruch zugleich, für ein spannendes und anregendes Chefarchitekten und Leiter des Entwurfskollektivs. Der Palast Programm zu sorgen. der Republik wurde am 23. April 1976 eröffnet. Das große Gebäude erhielt durch seine Restaurants und Bars auch den Die „Schlossplatzwiese“ Charakter eines Volkshauses, das viele Bürger der DDR positiv Seit 2008 hat die Stadt Berlin auf der ehemaligen ‚Palast in Erinnerung behalten haben. Am 23. August 1990 stimmte wanne’, dem verbliebenen Fundament des Palastes der die erste frei gewählte Volkskammer im Palast der Republik Republik, eine große Wiese angelegt. Mit Holzstegen ist sie dem Einigungsvertrag zwischen der Deutschen Demokra zurückhaltend landschaftlich gestaltet. Gleich nebenan tischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland zu. unternimmt das Landesdenkmalamt zwischen Werderschem Nach Protesten der Beschäftigten wegen der Gesund Markt und Rathausstraße seit mehreren Jahren umfangreiche heitsgefährdung durch die Asbestbelastung wurde hier auch archäologische Grabungen und nutzt damit die Zeit vor die Schließung des Palastes von der Volkskammer noch zu Beginn der Baumaßnahmen für das Berliner Schloss – Zeiten der DDR beschlossen. Da das Gebäude durch die Humboldtforum und vor der Verlegung der Straße am Schloss Asbestsanierung bis auf den Rohbau abgetragen werden platz. Ein Teil der dabei entdeckten Reste des alten musste, beschloss der Deutsche Bundestag schließlich den Schlosses wird später in das Museum der Geschichte des Abriss, welcher 2008 abgeschlossen wurde. Ortes einbezogen. Es ist daran gedacht, die entdeckten Die technisch zwingenden Gründe für Schließung und Kellerräume in der ehemaligen südwestlichen Gebäudeecke Abriss des Palastes wurden schon früh durch die Schloss des Schlosses als ‚Archäologisches Fenster’ für Besucher debatte überlagert. Wilhelm von Boddien hatte diese Idee begehbar zu machen. zusammen mit York Stuhlemmer 1993/94 durch die 1 : 1-Simula tion der Schlossfassaden eindrucksvoll in die Welt gesetzt. 10
2 III 1 II IV I V Lageplan, Erschließung, Portale I – V: 1 Verlauf U-Bahnlinie 5, U-Bahnein-/Ausgänge 2 Standort Freiheits- und Einheitsdenkmal
WETTBEWERB Das Wettbewerbsverfahren und seine inhaltlichen Vorgaben Die Zusammensetzung des Preisgerichts Grundlage des Wettbewerbs für das Projekt Berliner Schloss – Das Preisgericht tagte am 27. und 28. November 2008 unter Humboldtforum, der am 18. Dezember 2007 vom Bundesamt der Leitung von Prof. Vittorio Magnago Lampugnani aus für Bauwesen und Raumordnung ausgelobt wurde, war der Mailand/Zürich. Weitere Fachpreisrichter waren die Archi Beschluss des Deutschen Bundestages von 2002. Darin findet tekten David Chipperfield aus London, Prof. Giorgio Grassi sich die Festlegung auf den historischen Stadtgrundriss, die aus Mailand, Prof. Petra Kahlfeldt aus Berlin, Prof. Peter Kulka Vorgabe zur Wiedererrichtung der barocken Fassaden und ein aus Köln/Dresden, Prof. HG Merz aus Stuttgart, Prof. Gesine Nutzungskonzept mit den außereuropäischen Sammlungen Weinmiller aus Berlin sowie Prof. Peter Zlonicky aus München. der Staatlichen Museen Berlins, Teilen der wissenschaftlichen Zu den Sachpreisrichtern gehörte der Hamburger Sammlungen der Humboldt-Universität und dazu passenden Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer, der Vizepräsident des Medienbeständen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Im Deutschen Bundestages Dr. Wolfgang Thierse, der damalige Erdgeschoss soll es mit der sogenannten Agora einen großen Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Veranstaltungs- und Begegnungsbereich geben. Wolfgang Tiefensee, der Beauftragte für Kultur und Medien Dem zweistufigen Wettbewerbsverfahren war ein welt der Bundesregierung Staatsminister Bernd Neumann, und weit offenes Bewerbungsverfahren vorgeschaltet, bei dem für Berlin André Schmitz, Staatssekretär für kulturelle 129 Bewerber zugelassen wurden. Die Teilnehmer hatten in Angelegenheiten in der Senatskanzlei Berlin, und Senats der ersten Wettbewerbsstufe die Aufgabe, grundsätzliche baudirektorin Regula Lüscher. Auf Seiten der inhaltlichen Aussagen zur gestalterischen Herangehensweise und zur Partner, der „Nutzer“, nahm Prof. Dr. Hermann Parzinger, der Verbindung von vorgegebenen Fassaden und Gebäude Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, am Preis funktion sowie zur Integration der neu zu gestaltenden gericht als Sachpreisrichter teil. Ostfassade vorzulegen. Aus den 85 im März 2008 eingereich Zu den Beurteilungskriterien der 2. Wettbewerbsphase ten Beiträgen wählte das Preisgericht im darauffolgenden gehörten neben den gestalterischen Ansprüchen an die städ Juni 30 Teilnehmer mit den interessantesten Lösungs tebaulichen, architektonischen und funktionalen Lösungs ansätzen für die 2. Wettbewerbsstufe aus. Die Planer sollten ideen vor allem auch die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs nun anhand vervollständigter Auslobungsunterlagen ihr sowie die Nachhaltigkeit des Energiekonzepts. Entwurfskonzept vertiefen und zeigen, wie der Bundestags Das Preisgericht entschied sich einstimmig für den beschluss mit einem zukunftsweisenden Gesamtkonzept für Entwurf des italienischen Architekten Prof. Franco Stella aus das Humboldtforum überzeugend umgesetzt werden kann. Vicenza als 1. Preisträger. Ein zweiter Preis wurde nicht ver geben, was die herausragende Qualität des 1. Preises noch mals unterstrich. Vielmehr wurden vier Entwürfe mit einem 3. Preis ausgezeichnet, und das Preisgericht entschied sich für die Vergabe eines Sonderpreises. Blick in das Schlossforum durch Portal IV auf das Alte Museum von Schinkel am Lustgarten 12
MIT DER IDEE EINES „SCHLOSSFORUMS“ WIRD EIN NEUER OFFENER STADTRAUM IN NORD-SÜD- RICHTUNG GESCHAFFEN. DIE JURY WÜRDIGT DIESE RAUMSCHÖPFUNG ALS EINE EIGENSTÄNDIGE QUALITÄT IN ERGÄNZUNG ZUM SCHLÜTERHOF.
Der 1. Preisträger Franco Stella der räumlichen Gestaltung der Agora und der Anordnung der Was waren die überzeugenden Argumente für die herausra Ausstellungsflächen nicht vollständig überzeugen. Bei dem gende Qualität des Siegerentwurfs von Franco Stella? Das Entwurf von Kollhoff überzeugte das Preisgericht die sorgfäl Preisgericht hob vor allem die städtebauliche Einbindung die tige Rekonstruktion des Schlüterhofes und der angrenzenden ser Arbeit hervor, die es erreiche, „mit der Idee eines vom Innenräume. Hier könne der vom Verfasser vorgestellte „fest Autor benannten ‚Schlossforums’ (…) ein(en) in Nord-Süd- liche Stadtraum“ entstehen. Die Agora habe dagegen die Richtung ausgerichtete(n) neue(n) offene(n) Stadtraum (zu Anmutung eines Lichtspielhauses, was der Qualität eines schaffen)“, diese Raumschöpfung habe eine eigenständige „Zentrums für vielfältige künstlerische Erlebnisse“ und eines Qualität in Ergänzung zum Schlüterhof. Insgesamt gelinge die „Ortes der Bildung und Wissensvermittlung“ nicht gerecht städtebauliche Einbindung des wiedererrichteten Schlosses werde. Die Arbeit von Christoph Mäckler schließlich wurde als Humboldtforum mit diesem Entwurf in selbstverständli wegen der hohen Kohärenz von Raumzuschnitten, Raum cher Weise. Mit großer Überzeugung schaffe es diese Arbeit, proportionen und der Rekonstruktion der Schlüterschen sowohl die Schlüterfassaden als auch die historische Kuppel Fassaden prämiert. Seine ‚Verfolgung der historischen Spur’ uneingeschränkt zu rekonstruieren. Auch „der Bezug der beispielsweise, mit der strukturellen baulichen Entsprechung neuen Bauteile auf Prinzipien historischer Architektur, auf der historischen spreeseitigen Bebauung, werde aber durch ihre Dialektik von ‚Mauer’ und ‚Säule’ (wurde) positiv aufge einschneidende Mängel an anderer Stelle erkauft. nommen“. Grundlagen und Vorgaben für die weitere Planung Der Sonderpreis für das Büro Kühn-Malvezzi Die Vorgaben für die Weiterplanung durch den 1. Preisträger Das Berliner Büro Kühn-Malvezzi erhielt einen Sonderpreis, vor Franco Stella bezogen sich in erster Linie auf die Gestaltung allem wegen der faszinierenden Idee eines überdachten, frei der ‚vierten Fassade’ nach Osten zur Spree und zum zugänglichen „Eosanderhofs“ als einem neuen öffentlichen Alexanderplatz hin. Der Vorschlag des Planers für die Nutzung, Stadtraum. Dieser Entwurf sah keine Rekonstruktion der hier ein Belvedere, also ein Loggien- und Treppenhaus, ein Kuppel vor. Die historischen Fassaden sollten zunächst in ‚Aussichtsbauwerk’ zu schaffen, wurde wie die vorgeschla massivem Ziegelmauerwerk hergestellt werden, in Anlehnung gene Fassadengestaltung im Preisgericht kontrovers disku an Schinkels Bauakademie oder italienische Kirchen. Je nach tiert. Positiv gewürdigt wurde die gegenüber den historischen Baufortschritt und Finanzierungsmöglichkeiten sollte die Fassaden zurückgenommene Ausformulierung. Es wurde aber barocke Steinfassade vorgeblendet werden. Beides wider auch darüber gesprochen, ob sie genügend architektoni sprach den zwingenden Vorgaben der Auslobung, weshalb schen Ausdruck besitzt und „ob es diesem Gebäudeteil auf nur ein Sonderpreis vergeben werden konnte. schmaler Grundfläche gelingen kann, Raum- und Aufent haltsqualitäten zu erzeugen.“ (Protokoll des Preisgerichts) Die vier 3. Preisträger Weitere inhaltliche Vorgaben für die notwendige Über Mit je einem 3. Preis ausgezeichnet wurden die Arbeiten von arbeitung des Wettbewerbsentwurfs betrafen die Ein Caja Malcovati Architetti, Mailand, und Eccheli e Campagnola beziehung der Grabungsfunde auf dem Bauplatz in ein Architettti Associati, Verona, Kleihues + Kleihues, Berlin, und geplantes Museum der Geschichte des Ortes im Humboldt Prof. Kollhoff, Berlin, und Prof. Christoph Mäckler, Frankfurt forum im Sinne des bereits oben angesprochenen „Archäo am Main. Das Preisgericht lobte die Arbeit von Caja Malcovati logischen Fensters“. Außerdem waren die verschiedenen und Eccheli e Campagnola als klugen und assoziativen Raumangebote der Agora im Hinblick auf aufführungs- und Entwurf, dem es aber leider nicht gelinge, die Funktionalität veranstaltungstechnische Vorgaben zu optimieren. auf einem ähnlich hohen Niveau zu entwickeln. Dies betraf zum Beispiel die Blockade der Spreepromenade oder auch die unbefriedigende Unterbringung der Bibliothek. Die Arbeit von Kleihues + Kleihues wurde wegen ihrer städtebaulichen Qualitäten prämiert, konnte aber wegen Defiziten, etwa in 14
1 2 3 4 5 6 7 8 10 11 9 12 14 13 15 Grundriss Erdgeschoss: 1 Museum zur Geschichte des Ortes 6 Sonderausstellung 11 Bistro der Kulturen 2 Entrée 7 Foyer/Agora 12 Gewerbe 3 Foyer Säle 8 Multifunktionsaal 13 Gewerbe 4 Auditorium 9 Kunstkammer 14 Lapidarium und Café 5 Sonderausstellung 10 Museumsshop und Buchladen 15 Restaurant der Kontinente
Berliner Schloss - Humboldt Forum - Detail Fassade 7 Rücklage Achse 7.07 1 : 150 31.05.2011 Schnitt durch die historische Fassade im Schlüterhof Schnitt durch die moderne Fassade am Schlossforum Prof.Franco Stella - Architekt - Fischerinsel 16, 10179 Berlin
REKONSTRUKTION DER FASSADE Was wird rekonstruiert? Die Gestaltung des Baukörpers Die Vorgaben des Parlamentsbeschlusses für die Rekonstruk Die historisch rekonstruierten, „alten“ Bauteile des barocken tion des Berliner Schlosses betrafen drei der vier Außen Schlosses bilden mit den neuen Baukörpern ein einziges, fassaden samt Kuppel und die drei barocken Fassaden des schlüssiges Gebäude, das von der Einheit des Ganzen und Schlüterhofes. Das historische Quergebäude zwischen von der unverkennbaren Identität der jeweiligen Teile geprägt Schlüter- und Eosanderhof sollte ebenso wenig rekonstruiert ist. Von Außen gesehen erscheint das neue Gebäude auf werden wie der Renaissanceflügel im Osten. Für diese Fassa drei Seiten mit dem historischen ‚Gesicht’ des barocken den machte der Beschluss keine Gestaltungsvorgaben. Schlosses. Auf der östlichen Seite kommt ein moderner Bau körper, das Belvedere, hinzu. Die anderen vier Neubaukörper, Das Berliner Schloss – Humboldtforum sollte insofern von zwei in der Form von Kuben und zwei als Zeilen, sind im außen immer gleichzeitig als Teilrekonstruktion und Neubau Bereich des ehemaligen Eosanderhofes angeordnet. Aus dem erkennbar bleiben. Die deutsche Geschichte, die im 20. Jahr Zusammenspiel zwischen alten und neuen Bauteilen ergeben hundert auch in der Zerstörung des Schlosses ihren Ausdruck sich drei öffentliche Plätze innerhalb des Gebäudes: die den fand, sollte mit der Wiedererrichtung der barocken Fassaden Lustgarten mit dem Schlossplatz verbindende Fußgänger nicht vollständig verdeckt, sondern als Gegensatz von Ver passage „Schlossforum“, der größtenteils rekonstruierte gangenheit und Gegenwart deutlich werden. „Schlüterhof“ und die gedeckte Piazza der Eingangshalle zur „Agora“. Die städtebauliche Bedeutung Der Baukörper für das Berliner Schloss – Humboldtforum Die Gründe für die Teilrekonstruktion des Schlosses lagen vor erhält seine historische Höhe und Tiefe sowie Dachgestaltung allem in der städtebaulichen Bedeutung des historischen und weitgehend auch die gleiche Geschossverteilung. Die Gebäudes, auf das alle umliegenden Residenzbauten in ihrer Außenwände werden als massive Mauerwerke hergestellt, die Architektur, ihren Dimensionen und ihrer städtebaulichen die historische Tiefe und Plastizität bekommen. Die Kuppel Anordnung orientiert sind. soll historisch getreu wieder aufgebaut werden. Gleiches gilt Schinkel hat sein „Altes Museum“ mit dem offenen für die Innenportale im Schlossforum und in der Agora. Treppenhaus auf die Lustgartenfassade des Schlosses hin Die neue Aufteilung im Inneren des Gebäudes entspricht ausgerichtet. Der Berliner Dom, erst zum Ende des 19. Jahr den Anforderungen der Nutzer. Für nachfolgende Genera hunderts durch den Architekten Julius Raschdorff errichtet, tionen bleibt aber die Möglichkeit, historisch bedeutsame bezieht sich ebenfalls auf die große Gebäudemasse des Treppenhäuser und Innenräume zu rekonstruieren, ohne Schlosses. Schließlich knüpfte auch Ernst-Eberhard von Ihne dass dadurch teure Eingriffe in die Baukonstruktion und die mit dem neobarocken Marstallgebäude auf der Südseite des Tragwerksstruktur notwendig würden. Die Proportionen der Schlossplatzes an die Formensprache der Schlossfassade an. wesentlichen Raumfluchten sind in der Architektur Vor allem aber hat das Schloss seine Bedeutung als „aufgehoben“. Abschluss der Allee Unter den Linden, wobei die abgewinkelte Der Architekt lehnt in seinen modernen Bauteilen eine Stellung den Baukörper vom Blick aus den Linden plastischer historistische Nachahmung der alten ab. Er erweist den hervortreten lässt, als es eine rechtwinklige Anordnung im rekonstruierten barocken Fassaden durch die Anwendung barocken Sinne bewirkt hätte. Schließlich stammt die Anlage zeitloser Prinzipien bei den neuen Gebäudeteilen seine des ehemaligen kurfürstlichen Jagdweges auch schon aus Reverenz. Mit der Vorgabe einer bloß teilweisen Rekonstruk vorbarocker Zeit unter Kurfürst Johann Georg, der den Reit tion des Schlosses beinhaltete der Bundestagsbeschluss weg 1573 als Verbindung zum Tiergarten anlegen ließ. damit von vornherein die Erkennbarkeit der jeweiligen Teile des Gesamtensembles für das Humboldtforum als einen echten Neubau. 17
DAS TEILREKONSTRUIERTE SCHLOSS BETONT DIE BEDEUTUNG DIESES ORTES IN DER MITTE DER HAUPTSTADT DEUTSCHLANDS FÜR DIE GESCHICHTE UND DIE KULTUR DIESES LANDES. 18
DIE ORIGINALGETREUE QUALITÄT IST UMSO WICHTIGER, SOLL IHRE WIEDERERRICHTUNG NICHT BLOSSE ADAPTION UND FASSADE BLEIBEN, SONDERN DEN GANZHEITLICHEN KÜNSTLERISCHEN GESTALTUNGSANSPRUCH ANDREAS SCHLÜTERS ZUR GELTUNG BRINGEN. Der denkmalpflegerische Anspruch Vor diesem Hintergrund ist die originalgetreue Qualität der rekonstruierten barocken Fassaden umso wichtiger. Ihre Wiedererrichtung soll nicht bloße Adaption bleiben, sondern die einstige künstlerische Gestaltung des barocken Bau meisters Andreas Schlüter erkennbar machen. Bei der Rekonstruktion geht es um die architektonischen und bild hauerischen Schmuckelemente. Zur Erarbeitung der kunst historischen Grundlagen hat die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum im April 2010 eine Tagung mit dem Thema „Rekonstruktion am Beispiel Berliner Schloss aus kunsthisto rischer Sicht“ veranstaltet. Die internationale Konferenz im Europäischen Zentrum für Exzellenz Villa Vigoni am Comer See am 08. und 09. April 2010 unter Beteiligung von Kunst historikern und Denkmalpflegern hat die „10 Thesen der Villa Vigoni“ erarbeitet, die im Anhang dieser Broschüre abge druckt sind. Die Thesen zielen auf die Bedeutung des Ortes in der Mitte Berlins, den hohen Qualitätsanspruch der Rekonstruktion und die Forderung ab, das Bauwerk in sei nen Bauabschnitten in optimierter zeitlicher Abfolge und jeweils in sich stimmig zu realisieren. 21
Die Schlossbauhütte Für die Arbeiten an den Schmuckelementen der Fassaden wurde von der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum eine „Schlossbauhütte“ gegründet. Deren Aufgabe ist zunächst die Sammlung und Sichtung der bislang an verschiedenen Orten gelagerten Originalfragmente und Figuren sowie der Modelle für Sandsteinarbeiten, die bereits im Auftrag des Förder vereins Berliner Schloss e. V. hergestellt wurden. Diese Mate rialien wurden von einem Expertengremium aus Kunsthisto rikern und Architekten auf ihre Qualität für die Verwendung bei der Wiedererrichtung der barocken Fassaden begutach tet. Die Schlossbauhütte dient als Zentraldepot sowie zur Qualitätskontrolle vor und während der Baumaßnahme. Die Schlossbauhütte wird Werkstatt und Fertigungs stätte für die Natursteinarbeiten. Nirgendwo sonst wird das Faszinierende und Anspruchsvolle dieser Bauaufgabe so deutlich wie hier, wo die Säulenkapitelle und Schmuckfiguren des Barock wieder entstehen. Die Schlossbauhütte soll des halb in die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt eingebunden werden, wenn sie aus technischen Gründen auch nicht öffentlich zugänglich sein kann. Interessierte Spender haben jedoch die Möglichkeit, sich bei geführten Besichtigungen über den Fortschritt der Steinbildhauerarbeiten vor Ort zu informieren. Das Expertengremium für die Schlossbauhütte, das den hohen Qualitätsanspruch bei diesem Rekonstruktions Die Wiederherstellung der baro- vorhaben gewährleisten soll, besteht aus Fachleuten der cken Schmuckfiguren ist aufwen- Stiftung Preußischer Kulturbesitz, des Landesdenkmalamtes dig und langwierig: Zunächst wer- Berlin, der Projektgemeinschaft des Architekten Prof. Franco den Modelle z.B. der Adlerköpfe oder Wappenschilde nach Foto- Stella, der Bauhütte der Stiftung Preußische Schlösser und dokumenten oder auch einzelnen Gärten, des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Originalfragmenten aus Ton nach- und der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum. Dieses gebildet. Diese werden in Gips abgegossen und in traditionellen Fachgremium wird auch darüber befinden, ob die noch erhal Verfahren mittels eines Punktier- tenen Originalfiguren von Schlüter wieder im Schlüterhof oder geräts in Naturstein nachge- aus konservatorischen Gründen in einem Lapidarium im hauen. Die barocken Fassaden hatten ca. 3.000 Schmuckele- Bereich des ehemaligen Gigantentreppenhauses hinter dem mente, für die etwa 300 verschie- Portal VI aufgestellt werden. dene Modelle hergestellt werden müssen. 22
2 1 2 3 4 5 7 6 Grundriss 1. Obergeschoss: 1 Fachwissenschaftliche Bibliothek SMB 6 Zentral- und Landesbibliothek Berlin 2 Sonderausstellung SMB 7 Café 3 Sonderausstellung SMB 4 Konzeptraum Humboldt-Universität 5 Bistro
ENTWICKLUNG DER PLANUNG Von der Wettbewerbsidee zur Entwurfsplanung Erforderliche Nebenräume für das Veranstaltungsmanagement Naturgemäß werden die ursprünglichen Wettbewerbspläne der Agora befinden sich nun u.a. in einem neuen Zwischen bis zur baureifen Entwurfsunterlage gründlich überarbeitet. geschoss im Schlossforum, was durch die historisch vorge In Abstimmung mit den Beteiligten bezogen sich diese Ände gebenen Geschosshöhen von bis zu 6,50 m ermöglicht wurde. rungen vor allem auf den großen multifunktionalen Veranstal tungsbereich, die Agora im Erdgeschoss. Umgeplant wurden Kunstkammer und Museum zur Geschichte des Ortes weiterhin das Belvedere sowie die Erschließung und es wur Bei der Weiterentwicklung der Planung mussten funktional den Zwischengeschosse in den modernen Bauteilen hinzuge sinnvolle und historisch nachvollziehbare Standorte im fügt, wo dies wie im Schlossforum die vom Altbau übernom Gebäude für die Kunstkammer und das Museum zur menen Geschosshöhen es ermöglichten. Geschichte des Ortes gefunden werden. Die Kunstkammer kann nun am historischen Schlossplatz eingerichtet werden. Die Weiterentwicklung der Agora Das Museum zur Geschichte des Ortes ist ideal direkt am Architekt Franco Stella hatte im Wettbewerbsentwurf Teile der Haupteingang von Portal III an den Besucherstrom und das Agora auch im Kellergeschoss vorgesehen. Diese Räum geplante ‚Archäologische Fenster’ angebunden. Dort bleiben lichkeiten wurden im Zuge der Überarbeitung in das prominen im Kellergeschoss darunter die ausgegrabenen Reste des tere Erdgeschoss heraufgeholt. Garderoben, Toiletten, Lager, Hohenzollernschlosses erhalten, die später sogar teilweise Haustechnikräume etc. blieben weitgehend im Kellergeschoss. begehbar sein sollen. Damit entfiel die hinunterführende Treppe, die vorher mittig im Foyer vor dem Innenportal III angeordnet war. Das Foyer ist nun Das Belvedere der Hauptraum der Agora mit einer gebäudehohen und Im Wettbewerbsentwurf hatte der Architekt auf der Ostseite stützenfreien großen Halle und dem rekonstruierten Innen des Gebäudes ein Belvedere vorgesehen. Es sollte als öffent portal des Haupteingangs unter der Kuppel als Blickfang. lich begehbarer Aussichtsort den Blick vom Schloss auf die Im Wettbewerb hatte der Architekt die großen Kuben der andere Spreeseite freigeben. Schon das Preisgericht disku Sonderausstellungssäle beidseitig des zentralen Foyers tierte kontrovers über die öffentliche Zugänglichkeit und die abgerückt von den Innenfassaden des Eosanderhofes ange Aufenthaltsqualität in dem schmalen Gebäuderiegel. ordnet, so dass auch deren historische Rekonstruktion Die Planungsüberarbeitung führte zu der Überlegung, ermöglicht worden wäre. Die neuen Kuben sind nun – zur Ver diese Flächen der übrigen Nutzung des Gebäudes auf den größerung der Agora und für eine engere Nutzungsbeziehung verschiedenen Etagen zuzuordnen. Dabei wird das Belvedere zwischen den Innenräumen – direkt an die Gebäudekanten als eigenständiger und bewusst modern gestalteter Gebäude des rekonstruierten Schlossbaukörpers angebunden. Von den körper präsent bleiben. Eine tiefe und massige Ausbildung der historischen Fassaden des Eosanderhofes verbleibt damit nur Außenwände prägt gleichzeitig die Identität dieses Gebäude die mögliche Rekonstruktion der drei Innenportale: Sie verlei teils gegenüber den historischen Fassaden und zitiert mit der hen der überdachten Piazza des Foyers und dem Schloss Wandstärke deren historische Ausgestaltung. forum eine unverwechselbare Identität, die zusammen mit Im Bereich des Belvedere soll der Treppenhausraum der dem rekonstruierten Schlüterhof alle drei öffentlichen Plätze historischen „Gigantentreppe“, der einstmals zu den Sehens innerhalb des Gebäudes gestalterisch verbindet und würdigkeiten des Schlosses gehörte, über drei Geschosse auszeichnet. hinweg freigehalten werden. Dadurch bleibt es einer nachfol Im Erdgeschoss kommen an der Lustgartenseite ebenso genden Generation unbenommen dieses Treppenhaus wieder wie zur Spree und im Schlüterhof Gastronomie- und Service entstehen zu lassen. angebote hinzu. In die Obergeschosse führt ein großes, in der vollen Gebäudehöhe einsehbares Treppenhaus. Es wird mit seinen symmetrisch einander gegenüber gestellten Fuß- und Rolltreppenläufen zu einem eigenen beeindruckenden Raumerlebnis. 25
Die Raumaufteilung und Architektur in den beiden Oberge Das Engagement des Fördervereins Berliner Schloss e.V. schossen wurden im Zuge der Weiterentwicklung der Planung Die Idee der Wiedererrichtung des Berliner Schlosses wäre ebenso im Detail verändert. Hier blieb es bei den wesent nicht ohne das große Engagement des Fördervereins Berliner lichen Strukturen, wobei aber in der konstruktiven Durch Schloss e.V. so weit gediehen. Der Förderverein hat vor allem planung darauf geachtet wurde, dass auch in diesen oberen mit der Simulation der historischen Schlossfassaden auf Geschossen gegebenenfalls später einmal einige der bedeu Gerüsten im Maßstab 1:1 das Bild des Schlosses im Stadtraum tenden historischen Räume wieder errichtet werden können. der Berliner Mitte wieder erweckt, als der Palast der Republik dort 1993/94 noch stand, aber wegen der Asbestbelastung Offene Planungsdetails längst geschlossen war. Verschiedene Planungsdetails im Bereich der Fassaden Mit der Gründung der Stiftung Berliner Schloss – gestaltung wie der inneren Nutzungsaufteilung und Raum Humboldtforum gehen nun alle Planungs- und Bauaufträge anordnung werden derzeit noch zwischen Bauherrin, Nutzern, von ihr als Bauherrin aus – schon um das geltende Vergabe Architekt und Baumanagement diskutiert. Dazu gehören die recht bei dieser öffentlichen Bauaufgabe zu wahren. Die Frage der vollständigen Wiederherstellung des östlichen Stiftung hat daher die vom Förderverein bereits beauftragten Fassadenabschlusses am Schlossplatz, des sogenannten und ausgeführten Planungs- und Ausführungsleistungen für Eckrondells Schlüters an der Südfassade und der Übergang die Rekonstruktion der barocken Fassaden übernommen und von alt zu neu an dieser wie an der ähnlichen Situation zum in das Baumanagement einbezogen. Lustgarten an der Nordfassade. Im Bereich der inneren Dies betrifft vor allem die Bildhauerarbeiten. In der Regie Nutzungsaufteilung und Raumanordnung wird noch über die des Födervereins wurden bereits zwei Fünftel der Modelle architektonisch wie museumstechnisch zweckmäßige für Sandsteinfiguren erschaffen. Der Förderverein stellt Unterbringung der großen Südsee-Bootssammlung und der damit einen wesentlichen Teil der Vorarbeiten für den baro Palau-Häuser diskutiert. cken Fassadenschmuck der historischen Fassaden bereit. Die Prüfung dieser Steinbildhauerarbeiten auf handwerklich- Grundsätze der technischen Gebäudeplanung künstlerische Qualität durch die „Expertenkommission Rekon Zu den Grundsätzen der technischen Gebäudeplanung für struktion“ hat zu einem durchweg positiven Ergebnis geführt. Bauvorhaben des Bundes, die auch beim Berliner Schloss – Die bereits gefertigten Modelle für die barocken Fassaden Humboldtforum umgesetzt werden, gehört das Gebot der schmuckelemente werden alle Verwendung finden können. Nachhaltigkeit und der Energieeinsparung. So werden in der technischen Gebäudeausrüstung die derzeit gültigen Werte der Energieeinsparungsverordnung (EnEV) um 30 Prozent unterschritten. Außerdem wird eine Geothermieanlage reali siert, die den Verbrauch fossiler Energieträger und damit den CO2 Ausstoß durch die Nutzung der Erdwärme reduziert. Das Gebot der Nachhaltigkeit wird auch in der soziokul turellen und funktionalen Qualität, der technischen Qualität des Bauwerks und der Prozessqualität verwirklicht. So ist eine durchgängige Barrierefreiheit gewährleistet. Und schon jetzt werden die auf Nachhaltigkeit abgestimmten Prozesse für den Betrieb, die Nutzung und die Bauunterhaltung in die Planung einbezogen. 26
Grundriss 2. Obergeschoss: Ausstellungsflächen Ethnologisches Museum
DAS MODERNE BELVEDERE BETONT SEINE EIGENSTÄNDIGKEIT GEGENÜBER DEN HISTORISCHEN FASSADEN UND ZITIERT IN FASSADENGLIEDERUNG UND WANDSTÄRKE GLEICHZEITIG DEREN HISTORISCHE WERTIGKEIT. 29
WEITERE PLANUNGSOPTIONEN Innenportale Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat mit dem Der Bundestagsbeschluss zur Rekonstruktion der barocken Beschluss vom 06. Juli 2011 die baulich bedeutsamen Fassaden des Berliner Schlosses bezog sich ausdrücklich nur Optionen der Rekonstruktion der Innenportale und des voll auf die drei Außenfassaden nach Norden, Westen und Süden ständigen historischen Wiederaufbaus der Kuppel ausdrück sowie auf die von Schlüter gestalteten Barockfassaden im lich befürwortet. Er erwartet allerdings, dass die Mittel für östlichen Hof, den sogenannten Schlüterhof. Das Gebäude diese zusätzlichen Ausgaben durch Spenden aufgebracht wird also deutlich als Neubau erkennbar sein, im Schlüterhof werden. Die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum nimmt mit seinem modernen Querriegel zum Schlossforum, an der dies als besonderen Ansporn für die Spendenwerbung auf. Ostseite mit dem Belvedere, aber auch im Schlossforum, dem öffentlichen Durchgang von der Lustgartenseite zur Breiten Rekonstruktion von historischen Innenräumen Straße auf der Südseite, dem ehemaligen Schlossplatz. Die Rekonstruktion historischer Innenräume ist zum jetzi Dieses „Schlossforum“ soll, so die Vorstellung des Architek gen Zeitpunkt weder geplant noch finanziert. Schließlich ten, an den beiden Stirnseiten nach Möglichkeit die histo soll das Haus einem kulturellen Zweck dienen, der eigene rischen Innenportale mit den dazugehörigen, durch Säulen Anforderungen an die Innenraumausstattung stellt. Eine und Bögen gestalteten Tordurchgängen erhalten. spätere Rekonstruktion von Innenräumen soll aber nicht aus Die Wiedererrichtung dieser historischen Innenportale geschlossen sein. Die Architektur und vor allem die Trag samt Durchgängen ist ebenso wenig im festgelegten Kosten werksplanung sind daher so angelegt, dass für solche budget enthalten, wie das großartige Innenportal unter der Rekonstruktionsmaßnahmen künftige Generationen nicht in Kuppel von Portal III. Auch dieses Innenportal wird vom Archi die konstruktive Substanz des Gebäudes eingreifen müssen. tekten zu Recht als wesentliches Gestaltungselement für den Lediglich an wenigen Stellen wird eine Rekonstruktion histo großartigen, über die gesamte Gebäudehöhe reichenden rischer Innenräume später kaum möglich sein, wie etwa Foyersaal der Agora gefordert. beim ehemaligen Weißen Saal auf der Nordwestseite des historischen Baukörpers. Seine Dimension und vor allem Historische Kuppel Raumhöhe war nicht in die Museumsplanung des Humboldt Schließlich ist auch die historische Ausgestaltung der Kuppel forums zu integrieren. An vielen anderen Stellen wird dies nicht im Kostenbudget enthalten. Lediglich der Rohbau der aber möglich sein. Kuppel lässt sich innerhalb des strengen Kostenrahmens realisieren, nicht aber ihr Bauschmuck, angefangen von der Dachrestaurant Laterne auf der Spitze bis zu den Sandsteingirlanden an ihrer Schließlich sind auf der Dachfläche der Nord-West-Ecke des Basis. Gebäudes eine öffentlich zugängliche Terrasse und ein Es ist eine große Herausforderung für die Stiftung Berliner Restaurant geplant. Diese Lage eröffnet einen hervorragen Schloss – Humboldtforum und den Förderverein Berliner den Blick auf das wiederhergestellte Forum Friedericianum Schloss e. V. sowie die anderen privaten Initiativen, Bürger mit der Schlossbrücke und den umliegenden historischen innen und Bürger für das Bauvorhaben in der Mitte und am Gebäuden sowie auf Unter den Linden und die Museumsinsel. prominentesten Standort ihrer Hauptstadt so zu begeistern, Allerdings ist das Projekt nicht im öffentlichen Baubudget dass auch diese gestalterisch notwendigen Elemente des enthalten. Es ist vorgesehen, diese Teilbaumaßnahme mit historischen Baukörpers mit Spendengeldern realisiert werden privaten Mitteln zu ermöglichen. können. Denn nur mit einer historischen Kuppel, mit histori schen Innenportalen und Durchgängen wird das Berliner Schloss – Humboldtforum die Faszination und Bewunderung bewirken, die diesem Vorhaben angemessen sind. 30
2 Grundriss 3. Obergeschoss: Ausstellungsflächen Museum für Asiatische Kunst
ORGANISATION Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum: die Bauherrin per Satzung verpflichtet, im späteren Berliner Schloss – Die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum ist die Bau Humboldtforum eine Dauerausstellung zur Geschichte des herrin dieses ambitionierten Kulturbauvorhabens. Sie baut als Ortes einzurichten, zu unterhalten und weiterzuentwickeln Eigentümerin des Baugrundstücks und spätere Eigentümerin sowie weitere Veranstaltungen zur Förderung von Kunst des Gebäudes für ihre eigenen Zwecke. Satzungsgemäß über und Kultur, des Gedankens der Völkerverständigung, der lässt sie den Partnern des Humboldtforums, den Staatlichen Bildung und Toleranz und des Denkmalschutzes und der Museen Berlin, der Zentral- und Landesbibliothek und der Denkmalpflege dort durchzuführen. Auch die Stiftung selbst Humboldt-Universität, einvernehmlich festgelegte Räumlich gehört damit später zu den Nutzern des Berliner Schloss – keiten zur unentgeltlichen Nutzung. Als spätere Bewirt Humboldtforum. schafterin der Flächen achtet die Stiftung im eigenen und im Interesse der Partner schon bei der Planung, bei der Wahl der Der Aufbau der Stiftung Baumaterialien und der Haustechnik, der Erschließung und Die Stiftung erfüllt ihre Aufgaben mit einem kleinen Team, das der Planung des Facility Managements auf eine nachhaltige, sich auf die Bereiche Planung und Haustechnik, Öffentlich beständige und vor allem wirtschaftliche Bauweise. keitsarbeit, Finanzbuchhaltung und Rechnungsprüfung sowie Justitiariat aufteilt. Geleitet wird die Stiftung vom Sprecher Die weiteren Aufgaben der Stiftung des Vorstands, Dipl.-Ing. Architekt Manfred Rettig, und vom Neben ihrer Bauherrenrolle hat die Stiftung Berliner Schloss – kaufmännischen Vorstand Dr. Frank Nägele. Sie berichten dem Humboldtforum die satzungsgemäße Aufgabe, die Öffentlich Stiftungsrat, in dem der Deutsche Bundestag mit fünf Abge keit über das Projekt des Humboldtforums im Berliner Schloss ordneten, die Bundesregierung mit den Ressorts Verkehr, Bau zu informieren. Die Stiftung hat dazu eine Wanderausstellung und Stadtentwicklung, Finanzen und dem Beauftragten für entworfen, die in Deutschland wie in den europäischen Nach Kultur und Medien vertreten sind, sowie das Land Berlin und barländern oder auch in Übersee gezeigt wird. Erste Stationen die drei Nutzer. Der Stiftungsrat ist das oberste Entscheidungs waren das Goethe-Institut in Paris und das Warschauer gremium der Stiftung. Ihm zur Seite steht das Kuratorium, in Königsschloss. Die Stiftung führt weiterhin regelmäßig öffent das der Stiftungsrat Persönlichkeiten beruft, die den liche Diskussionsveranstaltungen über verschiedene Themen Gedanken der Stiftung in besonderer Weise repräsentieren rund um das Humboldtforum durch. Sie koordiniert die Partner und bereit sind, für die Zwecke der Stiftung aktiv einzutreten. des Humboldtforums in der Humboldt-Box und sie veröffent licht verschiedene Informationsbroschüren über das Projekt. Das Baumanagement Die Stiftung sorgt auf diese Weise für eine fortlaufend Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung übernimmt verbesserte positive Wahrnehmung des Projekts in der für das Projekt das Baumanagement und führt das Bau Öffentlichkeit. Sie wirbt vor allem um bürgerschaftliches vorhaben für die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum Engagement für das Vorhaben. Denn nur mit einer breiten durch. Das heißt, alle Aufträge für Planungsleistungen, alle Unterstützung in der Bürgerschaft, die sich gerade auch in Vergaben für Bauaufträge usw. werden ausschließlich über ihrer finanziellen Beteiligung zeigen kann, wird das Projekt das Bundesamt abgewickelt, allerdings im Namen und für später ein Ort des gesellschaftlichen und politischen Aus Rechnung der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum tausches und der kulturellen Begegnung werden, der sich als Bauherrin. Das Bundesamt für Bauwesen und Raum inhaltlich aus sich selbst heraus trägt. ordnung ist eine bundesunmittelbare Oberbehörde, die dem Schließlich nimmt die Stiftung auch alle Spenden, die Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung von dritter, privater Seite eingeworben wurden, für das Bau nachgeordnet ist. Die Stiftung hat mit dem Bundesamt eine vorhaben entgegen. Die Berechtigung dazu erhält sie durch Durchführungsvereinbarung zu diesem Bauvorhaben abge ihren gemeinnützigen Status. Nicht zuletzt deshalb ist sie schlossen. Dabei wird das Bundesamt für die Stiftung kosten frei tätig. 32
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