Der Biber im Bundesland Salzburg

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Der Biber im Bundesland Salzburg
Der Biber im
               Bundesland Salzburg
                                                                                                In die Fotofalle gegangen!
                                                                                                Biber benutzen eigens ausge-
                                                                                                tretene Rutschen als Zugang
                                                                                                zum Wasser – hier in den
                                                                                                Salzachauen bei Weitwörth.

                                                                            EINE
                                                                            HERAUSFORDERUNG
                                                                            FÜR DEN UMGANG
Fotos: Wildkamera Cuddeback/Willi Rieder
                                                                            MIT NATUR
               Langsam aber stetig breitet sich der Biber im Bundesland Salzburg aus. In
               den letzten drei Jahrzehnten konnten sich die ehemals ausgerotteten
               Bestände wieder erholen. Vielfach reicht die Landnutzung durch den Men-
               schen heute bis nahe an die Gewässerränder heran, so dass die Biberakti-
               vitäten in diesem Bereich unweigerlich zu Konflikten mit Forst- und Land-
               wirtschaft oder Wasserbau führen. Der Biber zeigt wunde Stellen auf, wo wir
               über den bisherigen Umgang mit unserer Umwelt nachdenken müssen.
               GUNDI HABENICHT
       er heimische Nager zählt zu den wenigen Erste typische Konflikte treten auf

 D     Arten, die in Zeiten des fortschreitenden             Wenn vom Biber die Rede ist, denken wir in ers-
       Artenverlustes dennoch auf Erfolgskurs ter Linie an unberührte Naturlandschaften. Wir
  stehen. Das liegt nicht etwa daran, dass sich für freuen uns, den beeindruckenden, einst für uns
  diese Art die Lebensraumsituation deutlich nur mehr in Bildern existierenden Gesellen wie-
  gebessert hätte, sondern – neben den strengen der nah bei uns zu haben. Für den Landwirt, der
  Schutzbestimmungen – vielmehr daran, dass der unverhofft auf gefällte Bäume, überflutete Wie-
  Biber seine Lebensräume zum Teil auch aktiv sen und eingebrochene Uferdämme stößt,
  wieder herstellen kann und auch in suboptima- bedeutet der Auftritt des Bibers zunächst jedoch
  len Gebieten zu überleben vermag. Salzburgs grobe Veränderungen, die nicht in das Bewirt-
  heutige Biber gehen auf                                                        schaftungskonzept pas-
  Aussetzungen aus den „Wenn die Natur ihren Raum zurückfordert, dann sen, und bisweilen sogar
                             sind dem menschlichen Handeln Grenzen gesetzt und
  1970er/80er Jahren auf            er tut gut daran, diese zu akzeptieren.“     beträchtliche Einbußen
  österreichischer und                                                           zur Folge haben. Es ist
  bayrischer Seite zurück. Derzeit sind im Land immer wieder eine schwere Situation für Betrof-
  Salzburg etwa 34 Biberreviere bekannt (Watzin- fene, akut auftretende Naturphänomene mit all
  ger&Widerin 2012). Von den Mündungsgebieten ihren nachteiligen Folgen, anzunehmen und sich
  des Inns und der Salzach breitet sich Europas schrittweise wieder aus der Problemsituation
  größtes Nagetier entlang der Salzach und in die herauszuarbeiten. Heute ist allgemein bekannt,
  Seitengewässer aus. Einzelne Tiere sind bereits dass Flüsse ihren Raum naturgemäß brauchen,
  über die Saalach bis in die Täler des Pinzgaus jeder nimmt trotzdem einen Teil davon, in der
  vorgedrungen und besiedeln v. a. Altarme, Teiche Hoffnung, dass einem direkt kein Schaden
  und Nebenflüsse.                                        daraus erwächst. Die negativen Auswirkungen

  Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013                                                                  35
Der Biber im Bundesland Salzburg
THEMA

         1 Strukturreiche Biberlebens-
        räume, wie man sie in Auwald-
             relikten, etwa entlang der
        Salzach wie hier bei Fürwag am
         Haunsberg, noch finden kann.

              2 Große Biberburg in den
            Salzachauen bei Anthering

          3 Eine Biberin beim Holzfällen

         4 Ein vom Biber genutzter Weg
              zwischen Schonteich und
             Ausee bei Weitwörth in der
                  Salzachau (Wechsel).

                                                                    Fotos: Karin Widerin
                                                             1
                                                                                           Flächenverbrauch, intensivste Bodennutzung,
                                                                                           Bodenverdichtung und -versiegelung.

                                                                                           Bedeutung des Bibers im Naturhaushalt
                                                                                             Lebensräume an der Grenze vom Land zum
                                                                                           Wasser sind naturgemäß von einer großen Dyna-
                                                                                           mik geprägt. Durch die menschliche Einwirkung
                                                                                           ist die Dynamik entlang der Fließgewässer fast
                                                                                           überall verloren gegangen. Obwohl in einigen
                                                                                           Beiträgen schon mehrfach angesprochen, kann
                                                                                           man es nicht oft genug betonen: Der Biber ist ein
                                                                                           Baumeister der Sonderklasse und vermag die
                                                                                           degradierten Lebensräume innerhalb kurzer Zeit
                                                                                           wieder zweckmäßig umzugestalten. Dabei hilft
                   bleiben oft lange unbemerkt bzw. sind aufgrund                          er einer Vielzahl von Tierarten, die ihre verloren
                   ihrer vielfältigen Wechselwirkungen mit der                             gegangenen Lebensgrundlagen nicht selbst
                   Umwelt dann nicht mehr eindeutig zuordenbar.                            wiederherstellen können. So freuen sich auch
                   Wo jedoch der Biber auftritt, wird ein Schaden oft                      bedrohte Arten wie Schwarzstorch, zahlreiche
                   über Nacht ersichtlich und kann, der menschli-                          Kleinsäuger, Fische, Amphibien und Reptilien,
                   chen Natur entsprechend, eindeutig und schnell                          Insekten, Schnecken und Muscheln sowie der
                   seinem Täter zugeordnet werden. Der erste                               Fischotter und zahlreiche Niederwildarten über
                                                Lösungsgedanke gilt                        das neue Habitat. Das mosaikartige Nebeneinan-
„Der Biber bringt ans Tageslicht, wo wir über
unseren bisherigen Umgang mit der Natur         dann  freilich der Ent-                    der von Fließ- und Stillgewässerabschnitten
nachdenken müssen.“                             fernung des Übeltä-                        sowie vielfältig strukturierte Uferbereiche sind
                                                ters. Auch wenn die                        wertvolle Wasserrückhalteflächen, die im Hoch-
                   Problemursachen bekannt sind, so bleibt die                             wasserfall Abflussspitzen abschwächen. Durch
                   Akutsituation doch ein schicksalhaftes Ereignis.                        das Fällen von Bäumen entstehen neue Habita-
                   Schwer ist vor allem die Tatsache zu akzeptieren,                       te für totholzbewohnende Arten. Die Lieblings-
                   dass unsere gesamte Gesellschaft bzw. Genera-                           bäume der Biber sind Weiden und Pappeln. Wenn
                   tionen zuvor durch ihr Wirken und Handeln die                           diese von Bibern angenagt oder gefällt werden,
                   Lebensraumzerstörung eingeleitet haben, die                             fällt es natürlich sofort ins Auge – doch bereits
                   unbeliebten Folgen aber meist geballt und zu                            im nächsten Frühjahr treiben diese stockaus-
                   Lasten Einzelner entladen werden.                                       schlagsfähigen Arten wieder aus und wachsen
                     Doch in Zeiten, in denen die Bedeutung „nach-                         nach.
                   haltigen“ Wirtschaftens und des schonenden                                Hier kämpft der Biber an der Seite des Natur-
                   Umgangs mit der Umwelt in den Vordergrund tritt,                        schutzes und kann einen extrem kostengünsti-
                   darf die bloße Eliminierung des vermeintlichen                          gen Beitrag zur Sanierung von Gewässern, Wie-
                   Feindes kein Thema mehr sein. Vielmehr bringt                           derherstellung der fehlenden Gewässerdynamik
                   der Biber ans Tageslicht, worüber wir allgemein                         und extensiver Feuchtwiesenlandschaften
                   nachdenken müssen: Lebensraumverlust durch                              sowie zur Bewältigung gewichtiger Problemfel-

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Der Biber im Bundesland Salzburg
BIBER IN SALZBURG

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Foto v. l.: Leopold Kanzler; Karin Widerin

der wie Boden- und Gewässerverunreinigung
oder Hochwasserkalamitäten, leisten. Einzig
braucht es dazu Fläche, die – und hier liegt der
Kern der Problematik begründet – vielfach nicht
mehr zur Verfügung steht. Die durch wirtschaft-
liche Nutzung und Verbauung stark bedrängten
Gewässerränder können nicht von heute auf
                                                      RECHTLICHE SITUATION

                                                                                                            §
                                                      Rechtlich gesehen genießt der Biber europaweit einen höchst-
                                                      möglichen Schutz. Er ist im Anhang II und IV der FFH-Richtlinie
                                                      angeführt. Deren Bestimmungen sind in den entsprechenden
                                                      Landesgesetzen umgesetzt. In Salzburg unterliegt der Biber
                                                      ausschließlich dem Jagdrecht und wird dort in der Liste der
                                                      ganzjährig geschonten Tierarten geführt.
morgen dem Biber zurückgegeben werden. Dies
                                                      Nach den Bestimmungen der FFH-RL (Art. 12)
ist mit Einschränkungen der betroffenen Grund-
                                                      sind folgende Tatbestände untersagt:
besitzer verbunden, deren Anliegen vor allem die      >> Jede absichtliche Störung, insbesondere während der Fort-
Fernhaltung des Bibers vom eigenen Grund und             pflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wande-
Boden ist. Eine Entnahme des Bibers ist aufgrund         rungszeiten
der gesetzlichen Schutzbestimmungen nur im            >> Alle absichtlichen Formen des Fangs oder der Tötung
Ausnahmefall, unter Voraussetzung strenger            >> Jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs-
Kriterien, zulässig. Zu prüfen sind diese Kriterien      oder Ruhestätten
im Bundesland Salzburg von der zuständigen
Jagdbehörde, die auch als rechtliche Anlaufstel-      Abweichungen vom strengen artenschutzrechtlichen
le für sämtliche Biberfragen und Ansuchen fun-        Schutzsystem müssen sämtliche, folgend angeführte
giert.                                                Bedingungen erfüllen:
                                                      >> Nachweis des Vorliegens eines oder mehrere Gründe wie
Lösungsansätze in Salzburg                               z. B. Verhütung ernster Schäden insbesondere an Kulturen
  Derzeit ist davon auszugehen, dass die durch-          sowie an Wäldern, Fischgründen und Gewässern; Im Inte-
aus häufigen und erwartungsgemäß zunehmen-               resse der Volksgesundheit und der öffentlichen Sicherheit
den Konfliktfälle, wie etwa Überstauung oder             oder aus anderen zwingenden Gründen des überwiegenden
Unterminierung von landwirtschaftlichen Nut-             öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer
                                                         oder wirtschaftlicher Art oder positiver Folgen für die
zungsflächen oder Fraßschäden an Feldfrüchten
                                                         Umwelt
und Gehölzen in der Regel zu keiner Anwendung
                                                      >> Das Fehlen einer anderweitigen zufriedenstellenden
der Ausnahmeregelung führen können. Auch
                                                         Lösung
kann durch die Entnahme sogenannter Problem-          >> Die Populationen der betroffenen Art verweilen in ihrem
tiere dem Betroffenen in der Regel nicht dauer-          natürlichen Verbreitungsgebiet trotz der Ausnahmerege-
haft geholfen werden, da erfahrungsgemäß ver-            lung ohne Beeinträchtigung in einem günstigen Erhal-
lassene, jedoch für den Biber attraktive Lebens-         tungszustand; in Salzburg wurde diese Ausnahmeregelung
räume, sehr schnell wieder besiedelt werden. >>          in § 104b Sbg. Jagdgesetz umgesetzt.

Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013                                                            37
Der Biber im Bundesland Salzburg
BIBER IN SALZBURG

                                                     Foto: Karin Widerin
                                                                                               Nun kann jedoch, wie die langjährige Erfahrung
                                                                                             im Umgang mit dem Biber aus Nachbarländern
                                                                                             zeigt, durch ein koordiniertes Bibermanagement
                                                                                             eine schrittweise Entflechtung stattfinden. Ent-
                                                                                             scheidend ist die Bereitschaft betroffener
                                                                                             Bevölkerungsgruppen, die Herausforderung für
                                                                                             sich selbst anzunehmen und durch Anpassun-
                                                                                             gen der üblichen Bewirtschaftungsformen, in
                                                                                             Koexistenz übereinzukommen.
                                                                                               Zunächst bedarf es einer entsprechend guten
                                                                                             Aufbereitung der fachlichen Grundlagen durch
                                                                           Im Schnee         regelmäßige Kontrolle der Bestände und sachli-
                                                                           sind Biber-
                                                                           spuren            che Dokumentation der Konfliktfälle. Dazu wer-
                                                                           besonders         den die Biberreviere in Salzburg schon seit dem
                                                                           gut auszu-        Jahr 2003 in den Salzachauen erfasst. Seit dem
                                                                           machen.           Winter 2005/06 wird die gesamte Biberpopulati-
                                                                                             on im Land jährlich von der ehrenamtlichen
                  Eine Ausnahmegenehmigung kann, wenn recht-                                 „Biberarbeitsgruppe“ unter der Leitung von Karin
                  lich möglich, allenfalls als kurzfristige Notmaß-                          Widerin in Zusammenarbeit mit dem Natur-
                  nahme zur Symptombekämpfung gesehen wer-                                   schutzbund kartiert. Durch das lange lückenlose
                  den, die jedenfalls zu keiner Lösung des eigent-                           Monitoring lässt sich nun auch gut die Entwick-
                  lichen Problems führt.                                                     lung der Population erkennen. 2011/12 wurden
                     Aus Sicht der betroffenen Grundbesitzer stellt                          die Kartierungen von der Salzburger Landesre-
                  sich daraus folgend die Frage nach einer mögli-                            gierung, Abt.4, in Auftrag gegeben. Eine Weiter-
                  chen Entschädigung für den Nutzungsentgang –                               führung des Projektes in der bewährten Form ist
                  rechtlich gibt es keinen Anspruch darauf. Für                              in Anbetracht der zunehmenden Konfliktfälle
                  Schäden wildlebender Tierarten ist grundsätz-                              erwünscht bzw. auch angedacht.
                  lich niemand haftbar, sie sind vielmehr als Natur-
                  gegebenheiten hinzunehmen. Die allgemein                                   Geld für Prävention ist gut angelegt
                                                   positive Einstel-                           Darüber hinaus sollte eine vorausschauende
„Die größte Herausforderung ist es, angemessene
Anreize für die Wiederherstellung der so wichtigen lung  der Gesell-                         und einheitliche Maßnahmenplanung erfolgen –
Gewässerrandstreifen zu schaffen.“                 schaft gegenüber                          neben Vorkehrungen zur Schadensabwehr v. a.
                                                   ehemals ausge-                            präventive Maßnahmen. Die wichtigste ist die
                  rotteten und nun langsam wiederkehrenden                                   Herabsetzung der Schadensanfälligkeit der
                  Tierarten darf nicht zu Lasten einer Minderheit                            Lebensräume. Wo immer möglich, sollten breite
                  von betroffenen Landnutzern gehen. Die zustän-                             Gewässerrandstreifen mit natürlichem Bewuchs
                  dige Stelle für Jagdrechtsangelegenheiten beim                             erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Weit
                  Amt der Salzburger Landesregierung (Ref. f. allg.                          über 90 % der Konfliktfälle befinden sich in
                  Rechtsangelegenheiten, Abt. 4 Lebensgrundla-                               einem etwa 20 m breiten Streifen beidseits der
                  gen und Energie), stellt daher einen begrenzten                            Gewässer. Die größte Herausforderung im Biber-
                  Entschädigungspool für besondere Härtefälle                                management liegt darin, angemessene Anreize
                  bereit. Zu beachten ist, dass Entschädigungs-                              für die Wiederherstellung dieser für Natur und
                  zahlungen nicht an der Behebung der Ursache                                Mensch extrem wichtigen Gewässerrandstreifen
                  ansetzen und als alleinige Maßnahme nicht dau-                             zu schaffen. Für kleinflächige Verbesserungen
                  erhaft tragbar sind.                                                       gibt es dazu bereits die Möglichkeit, eine finan-
                                                                                             zielle Unterstützung über das LE-Förderpro-
                 Mit dem Biber leben lernen                                                  gramm (Waldumweltmaßnahmen), etwa für das
                   Der Konfliktknoten rund um den Biber wird                                 Pflanzen von Weichhölzern wie Weiden und Pap-
                 sich, durch fortwährendes Ziehen an seinen                                  peln, zu erhalten. Für eine möglichst großflächi-
                 Enden – nämlich der Festmachung an den klaren                               ge Umsetzung müssten hier allerdings weitere,
                 Schutzbestimmungen einerseits und der Forde-                                umfassende Fördermöglichkeiten geschaffen
                 rung nach Zugriffsmöglichkeit und Ausnahme-                                 werden. Es lohnt sich jedenfalls, mehr finanziel-
                 genehmigungen andererseits – unweigerlich                                   le Ressourcen in die Schadprävention, sprich
                 verhärten.                                                                  Lebensraumverbesserung zu stecken, als in
                                                                                             kurzfristige Entschädigungszahlungen. Obwohl

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Der Biber im Bundesland Salzburg
Was man in Salzburg über Biber
   weiß, ist v.a. der Biologin Karin
   Widerin und ihrer „Arbeitsgrup-
   pe Bibermonitoring“ zu verdan-
   ken. Diese erhebt seit 2003 in
   Kooperation mit dem Natur-
   schutzbund und ehrenamtlich
   den Biberbestand für das Land                                Biberdamm 2013 am Rissbach nahe dem Salzachkraft-
   Salzburg.                                                    werk Urstein zwischen Salzburg und Hallein.

der finanzielle Aufwand hierfür beträchtlich          gentümer und sonstiger Nutzungsberechtigter
wäre, so lassen sich neben dem Biberschutz vie-       zum Erfolg führen.
le andere Ziele vereinen: Lebensraum-, Boden-,          Einer der wesentlichsten Säulen im Biberma-
Trinkwasser-, Gewässer- und Hochwasser-               nagement ist die schnelle und unbürokratische
schutz, Wasserrückhalt und -reinigung. Auch           vor-Ort-Beratung für Betroffene. Hierfür hat sich
wenn die Renaturierung aufgrund von Verbauung         in der Praxis der Einsatz von eigens ausgebilde-
und unterschiedlichen Grundbesitzverhältnis-          ten Fachpersonen bewährt, die entweder als
sen nicht überall möglich ist, so ist sie doch ganz   Behördenvertreter oder als Bindeglieder zwi-
klar die beste und einzig dauerhafte Lösung und       schen Behörde und Grundbesitzer, im Anlassfall
sollte daher als oberstes Prinzip des Biberma-        Ortsaugenscheine durchführen und Betroffenen
nagements erachtet werden. Immer wieder las-          mit fachlichem Rat zur Seite stehen, Empfehlun-
sen sich situationsangepasste Möglichkeiten,          gen aussprechen und oft lang andauernde und
mit dem Einverständnis der Grundbesitzer, etwa        komplexe Behördenwege für den Grundbesitzer
über Ausgleichsmaßnahmen für bewilligungs-            vereinfachen.
pflichtige naturräumliche Eingriffe oder durch          Der möglichst frühzeitige Ausbau des beste-
angemessene Förderprogramme, finden. Jeder            henden Bibermanagements ist langfristig der
Schritt in Richtung Rückgewinnung von naturna-        einzig kostensparende, lösungsorientierte und
hen Lebensräumen dient der langsamen Ent-             gesetzeskonforme Weg im Umgang mit dem
flechtung des „Biberknotens“.                         Biber. Es braucht eine konstruktive Grundein-
                                                      stellung der Landnutzer, deren Bereitschaft,
     arallel dazu braucht es einen Katalog von        sich mit dem „Feind“ zu verbünden und es bedarf

P    Maßnahmenvorschlägen für konkrete
     Anlassfälle: Etwa kurz- bis mittelfristige
Sofortmaßnahmen wie die Errichtung von Elek-
                                                      der umfassenden Bereitstellung von personel-
                                                      len, materiellen und finanziellen Ressourcen für
                                                      die Beratung und Unterstützung seitens der
                                                                                                            Literatur:
                                                                                                            Watzinger &
                                                                                                            Widerin 2012:
                                                                                                            Biberprojekt
trozäunen zur Biberabwehr, Fraßschutzvorrich-         öffentlichen Hand bzw. des Gesetzgebers.
                                                                                                            2011-2012 Salz-
tungen an Wertgehölzen, Böschungssicherung,             Wir müssen wieder lernen, natürliche Gege-
                                                                                                            burg, Dezember
Durchlassfreihaltung, etc. sowie klare Regelun-       benheiten, auch vermeintliche Unannehmlich-           2012
gen für Ansprüche auf Entschädigungszahlun-           keiten, anzunehmen, uns aktiv mit den Wir-
gen. Es können nicht immer schnelle Lösungen          kungszusammenhängen auseinanderzusetzen
geboten werden, aber auf lange Sicht zufrie-          und unter Verzicht auf schnelle Lösungen,
denstellende. Der dafür notwendige strategi-          schrittweise in Richtung einer ökologisch intak-
sche Plan muss von allen betroffenen Interes-         ten, lebenswerten und gesunden Umwelt zu
sensgruppen mitgetragen werden und kann nur           gehen.
unter maßgeblicher Einbeziehung der Grundei-

Text: Mag. Gundi Habenicht | Wildbiologin | 5242 St. Johann am Walde | T +43/(0)664/158 00 81 | gundi.habenicht@inext.at

Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013                                                                   39
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