Polymyalgia rheumatica und Riesenzellen-Arteriitis - Rheuma - Rheumaliga Schweiz

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Polymyalgia rheumatica und Riesenzellen-Arteriitis - Rheuma - Rheumaliga Schweiz
Rheuma

   Polymyalgia rheumatica und
        Riesenzellen-Arteriitis
Polymyalgia rheumatica und Riesenzellen-Arteriitis - Rheuma - Rheumaliga Schweiz
Arthritis, Arthrose, Osteoporose, Rückenschmerzen und
Weichteilrheuma sind die häufigsten rheumatischen Erkrankungen.
Rheuma umfasst 200 verschiedene Krankheitsbilder an Rücken,
Gelenken, Knochen und Weichteilen.

Informationen rund um Rheuma, Hilfsmittel für den Alltag
und Bewegungsangebote in Ihrer Region finden Sie bei uns:

Rheumaliga Schweiz
Tel. 044 487 40 00, info@rheumaliga.ch, www.rheumaliga.ch

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Polymyalgia rheumatica und Riesenzellen-Arteriitis - Rheuma - Rheumaliga Schweiz
Impressum
Autoren
   Dr. med. Andreas Krebs,
   Rheumatologie und Innere Medizin FMH, Kloten
   Prof. Dr. med. Peter Villiger,
   Rheumatologie und Innere Medizin FMH, Universitätsspital Bern
Arbeitsgruppe
   Dr. med. Thomas Langenegger, Zuger Kantonsspital, Baar
   Dr. med. Adrian Forster, Schulthess Klinik, Zürich
Gestaltung — Oloid Concept GmbH, Zürich
Fotos — istockphoto.com | © RgStudio (Titelbild), istockphoto.com |
   © edwardolive (S. 3), istockphoto.com | © perinjo (S. 4),
   istockphoto.com | © Sezeryadiga (S. 7), istockphoto.com |
   © Tonpor Kasa (S. 8), istockphoto.com | © Johnce (S.15),
   istockphoto.com | © RgStudio (S. 16)
Projektleitung — Marianne Stäger, Rheumaliga Schweiz
Herausgeber — © by Rheumaliga Schweiz, 8. überarbeitete Auflage 2019
Polymyalgia rheumatica und Riesenzellen-Arteriitis - Rheuma - Rheumaliga Schweiz
Inhalt

                                             Vorwort     2

                          Polymyalgia rheumatica:        3
entzündliches Muskelrheuma bei älteren Menschen
                                            Symptome     3
                              Häufigkeit und Ursache     4
                                             Diagnose    5
                                              Therapie   8
                 Krankheiten mit ähnlichen Symptomen     10

                            Riesenzellen-Arteriitis:     13
      Entzündung der Aorta und der Schläfenarterie
                                           Symptome      13
                              Häufigkeit und Ursache     14
                                            Diagnose     14
                                             Therapie    16

                                Rheumaliga Schweiz       19

                                           Hilfsmittel   20

                                    Weitere Literatur    21

                                  Nützliche Kontakte     23
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2
    Vorwort

    Liebe Leserin, lieber Leser             einer Schläfe, manchmal zusätzlich
                                            Abgeschlagenheit oder Fieber.
    In älteren Jahren können Muskel-        Die Symptome können denjenigen
    schmerzen im Schulter- und              einer Polymyalgia rheumatica aber
    Beckengürtel während der Nacht          auch gleichen. Bei der Riesen-
    oder morgens ein Hinweis auf            zellen-Arteriitis handelt es sich um
    eine Polymyalgia rheumatica sein.       die häufigste Gefässentzündung
    Die Polymyalgia rheumatica ist          bei älteren Menschen.
    eine häufige entzündliche System-
    erkrankung. Wo genau sich im            Beide Erkrankungen lassen sich
    Körper die Entzündung abspielt,         gut therapieren. Doch besonders
    ist dabei nicht ganz klar. Oft finden   bei der Riesenzellen-Arteriitis gilt
    sich leichte Entzündungszeichen         es, keine Zeit zu verlieren. Dank
    im Bereich der Gelenke oder             frühzeitiger Diagnose und zielge-
    Schleimbeutel von Schultern und         richteter Therapie können
    Hüften. In der Schweiz erkrankt         schwerwiegende Folgeschäden
    etwa 1 von 200 Personen an einer        häufig vermieden werden.
    Polymyalgia rheumatica. Das
    Durchschnittsalter der Betroffenen      Gewinnen Sie einen Einblick in
    liegt bei 60 bis 70 Jahren.             die Symptome, die Diagnose und
                                            die Behandlungsmethoden der
    Bei der Riesenzellen-Arteriitis         Polymyalgia rheumatica und der
    ereignet sich die Entzündung            Riesenzellen-Arteriitis. Und
    primär in den Blutgefässwänden.         suchen Sie im Bedarfsfall früh-
    Charakteristisch für diese rheuma-      zeitig einen Arzt auf.
    tische Erkrankung sind plötzlich
    eintretende Kopfschmerzen über          Ihre Rheumaliga Schweiz
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Polymyalgia rheumatica:                              3

                entzündliches Muskelrheuma
                       bei älteren Menschen

Die Polymyalgia rheumatica, auch
Polymyalgie oder PMR, ist eine
häufige entzündlich-rheuma-
tische Erkrankung des älteren
Menschen. Der Begriff «Poly-
myalgia» setzt sich zusammen
aus griechisch poly = viele und
myalgia = Muskelschmerz.

Symptome
Charakteristische Symptome         Bei einer Polymyalgia rheumatica
dieser Erkrankung sind Muskel-     finden sich oft leichte Entzündungen
                                   im Bereich der Gelenke oder
schmerzen, typischerweise in der   Schleimbeutel von Schultern und
Nacht und frühmorgens, im          Hüften.
Schultergürtel und in den Ober-
armen, in der Gesäss- und
Beckenmuskulatur sowie in den      die Arme zu heben oder etwa
Oberschenkeln. Die Betroffenen     Treppen zu steigen. Gelegentlich
fühlen sich krank und haben        ist es auch schon mühsam, aus
Gliederschmerzen.                  dem Bett zu kommen oder von
                                   einem Stuhl aufzustehen.
Oft bestehen nicht nur Schmer-
zen, sondern auch eine ausge-      Zusätzliche Symptome können
prägte Steifigkeit und eine        sein: Nackenschmerzen, gele-
Schwäche in den jeweiligen         gentlich auch leichte Schwellun-
Muskeln. Die Betroffenen haben     gen der Hand- und einzelner
Schwierigkeiten, am Morgen         Fingergelenke. Weiter können
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“ Die Diagnose stützt
  sich auf die typi-
                        auch allgemeine Krankheits-
                        symptome wie Fieber, Abgeschla-
                        genheit, Nachtschmerzen, Appetit-
  schen Beschwer-       losigkeit oder auch eine
  den, erhöhte Ent-     depressive Verstimmung bestehen.
  zündungszeichen       Häufigkeit und Ursache
  im Blut und den       Die Polymyalgie ist eine Erkran-
  Ausschluss anderer    kung des älteren Menschen. Sie
  Krankheiten.”         befällt in aller Regel Personen
                        über 50 Jahre. Das Durchschnitts-
                        alter liegt bei 60 bis 70 Jahren.
                        Frauen sind doppelt so häufig
                        betroffen wie Männer. Die Präva-
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lenz (Häufigkeit) wird hierzulande   nach typischen Symptomen durch
auf etwa 1 von 200 Personen          den Arzt.
geschätzt.

Die Ursache ist – wie bei vielen      “ Die Ursache der
                                        Polymyalgie ist
entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen – unbekannt.               unbekannt.”
Es gibt aber Hinweise auf einen
infektiösen Auslöser. Die            Bei der körperlichen Untersu-
Schmerzen werden durch eine          chung kann bei der Polymyalgia
Kombination von Gelenkent-           rheumatica kein spezieller Befund
zündung (Arthritis), Sehnenent-      erhoben werden. Der körperliche
zündung (Tenosynovitis) und          Untersuch ist aber wichtig, um
Entzündung der Sehnen                andere Erkrankungen abgrenzen
und Bandansätze (Enthesitis)         zu können.
verursacht.
                                     Ein wesentlicher Mosaikstein in
Diagnose                             der Diagnose ist eine Blutunter-
Es gibt keinen beweisenden           suchung, da bei der Polymyalgie
Untersuchungsbefund und              in aller Regel eine stark erhöhte
keinen spezifischen Test im Blut     Blutsenkungsreaktion und oft
oder ein typisches Röntgenbild,      auch eine Erhöhung des C-reak-
um die Polymyalgie mit Sicherheit    tiven Proteins (CRP) besteht. Das
diagnostizieren zu können. Die       C-reaktive Protein ist ein Eiweiss,
Diagnose beruht daher vor allem      das in der Leber als Reaktion
auf den typischen Beschwerden        auf Entzündungen oder Tumore
und allenfalls gezielter Nachfrage   gebildet wird. Weiter können
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Diagnostische Kriterien
der Polymyalgia rheumatica

1. Alter über 50 Jahre
2. Seit mindestens einem Monat Schmerzen und Morgen-
   steifigkeit an mindestens zwei der folgenden Stellen:
  ■ Schultern und Oberarme
  ■ Hüfte und Oberschenkel
  ■ Nacken und Oberkörper

3. Erhöhung der Blutsenkungsreaktion und / oder
   des C-reaktiven Proteins
4. Entzündliche Veränderungen der Schulter- oder
   Hüftgelenke im Ultraschall
5. Ausschluss einer anderen Erkrankung
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auch eine leichte Blutarmut oder
eine leichte Erhöhung der Leber-
werte gefunden werden. Gleich-
zeitig müssen im Labor andere
Erkrankungen, die diffuse Muskel-
schmerzen verursachen, ausge-
schlossen werden.

Röntgenbilder tragen im Prinzip
nichts zur Diagnose bei. Aber
auch sie können gelegentlich
beim Ausschluss anderer Erkran-
kungen helfen.

Zur Diagnose einer Polymyalgia       “ Behandelt wird
                                       die Polymyalgie
rheumatica kann der Nachweis
von Entzündungen im Bereich der        mit (Cortico-)
Schulter- oder Hüftgelenke mit
dem Ultraschall beitragen.
                                       Steroiden.”
Schliesslich bestätigt meist auch
die sofortige und durchschlagen-
de Besserung der Beschwerden
auf eine niedrig dosierte Steroid-
therapie (12,5 bis maximal 25 mg
Prednison) die Diagnose weiter.
8

    “ Eine Osteoporose-
      Prophylaxe ist
                          Therapie
                          Behandelt wird die Polymyalgie

      obligatorisch.”
                          mit (Cortico-)Steroiden, in der
                          Regel Prednison®, Prednisolon®
                          oder Spiricort®. Gemäss Empfeh-
                          lungen der Europäischen Gesell-
                          schaft für Rheumatologie
                          (EULAR) wird mit 12,5 bis 25 mg
                          täglich begonnen. Typisch ist
                          ein rasches und hervorragendes
                          Ansprechen, das heisst eine
                          wesentliche Besserung sämtli-
                          cher Beschwerden innert weni-
                          ger Tage. Ist dies nicht der Fall,
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muss die Diagnose nochmals in        Durch die vorgängig beschriebe-
Frage gestellt werden.               ne Behandlung kommt die
                                     Erkrankung bei einem grossen
Nach Erreichen einer Beschwer-       Teil der Patienten etwa nach
defreiheit und einer Normali-        6 – 9 Monaten zur Ausheilung.
sierung der Blutwerte wird die       Wie immer bei einer länger
Prednison-Dosis sukzessive           dauernden Steroidbehandlung ist
reduziert auf einen Zielwert         eine Osteoporoseprophylaxe
von 10 mg nach (spätestens)          (genügende Zufuhr von Calcium
8 Wochen und in den folgenden        und Vitamin D, unter Umständen
Monaten in kleineren Schritten       knochenabbauhemmende
sukzessive weiter. Bei einem         Medikamente) obligatorisch.
Rückfall muss die Dosis vorüber-     Zudem sollte eine Knochen-
gehend wieder leicht erhöht          dichtemessung durchgeführt
werden. Gelingt es nicht, die        werden, um eine allfällig schon
Steroide plangemäss zu reduzie-      bestehende Osteoporose
ren, so wird begleitend eine         oder schon deutlich erniedrigte
Basisbehandlung mit Methotrexat      Knochendichte zu erkennen
eingeleitet. Für andere Basismedi-   und entsprechend zu behandeln.
kamente gibt es keine studien-
mässigen Grundlagen. Eine
aktuelle Multizenterstudie testet
die Wirksamkeit der
IL-6-Hemmung.
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     Krankheiten mit ähnlichen                Pseudogicht:
     Symptomen                                eine häufige Ursache polymyal-
     Riesenzellen-Arteriitis:                 gischer Beschwerden.
     eine verwandte Erkrankung, die
     sich auch unter dem Bild eines           Arthrose der
     polymyalgischen Syndroms                 Halswirbelsäule:
     äussern kann. Es handelt sich            die häufigste Ursache von
     dabei um eine Entzündung der             Nackenschmerzen bei Personen
     grossen Blutgefässe (Grossge-            über 50 Jahren. Im Gegensatz
     fäss-Vaskulitis), vgl. dazu das          zur Polymyalgie sind keine
     nachfolgende Kapitel zur Riesen-         Entzündungszeichen vorhanden
     zellen-Arteriitis.                       und sind die Schmerzen
                                              umschrieben.

                                              Sehnenentzündung
                                              oder Sehnenabnützung
                                              des Schultergelenks:
                                              die häufigste Ursache von isolier-
                                              ten Schulter- / Armschmerzen. Im
                                              Gegensatz zur Polymyalgie meist
                                              nur einseitig und ohne Entzün-
                                              dungszeichen.

                                              Fibromyalgie:
                                              Diese Erkrankung geht auch mit
     Bestellen Sie weitere
     Broschüren kostenlos unter               diffusen Muskel- (und Gelenk-)
     www.rheumaliga-shop.ch.                  schmerzen einher. Sie kann aber
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in der Regel gut von einer Poly-        Rheumatoide Arthritis im
myalgia rheumatica abgegrenzt           Alter (Alterspolyarthritis):
werden und führt nie zu                 Betrifft in erster Linie periphere
Entzündungszeichen im Blut              Gelenke, kann aber bei älteren
(siehe Kasten).                         Menschen zu Beginn von poly-

 Unterschiede                      Polymyalgia            Fibromyalgie
                                   rheumatica

 Alter der Betroffenen             über                   meist unter
                                   50 Jahre               50 Jahren

 Bei Krankheitsbeginn              ja                     nein
 Fieber, Gewichtsverlust

 Schmerzlokalisation               Schulter- /            diffus,
                                   Beckengürtel           alle Gliedmassen

 Schmerzmaximum                    nachts und             tagsüber eher
                                   morgens                zunehmend oder
                                                          immer gleich

 Steifigkeit der Muskeln           häufig                 selten

 Abnorme Laborbefunde              ja                     nein

 Besserung auf                     sofort und             keine
 Steroide                          durchschlagend         Besserung
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     myalgischen Beschwerden                  Polymyalgisches Syndrom
     begleitet sein.                          bei jüngeren Betroffenen:
                                              Unter 50 Jahren ist eine Polymyal-
     Entzündungen der                         gia rheumatica eine Rarität, und es
     Wirbelsäule:                             muss hier an andere Diagnosen
     Selten können sich Entzündun-            gedacht werden, insbesondere an
     gen der Wirbelsäule (Axiale              (seltene) Gefässentzündungen
     Spondyloarthritis resp. Morbus           (Vaskulitis). Siehe dazu auch das
     Bechterew) so manifestieren,             nachfolgende Kapitel zur Riesen-
     dass sie an eine Polymyalgie             zellen-Arteriitis.
     erinnern.

      “ Unter 50 Jahren ist
        eine Polymyalgie
        eine Rarität.”
     Andere Erkrankungen:
     Gerade bei etwas atypischer
     Präsentation müssen folgende
     Erkrankungen erwogen und
     ausgeschlossen werden: Schild-
     drüsenunterfunktion, chronische
     Infektion (z. B. Herzklappen-
     entzündung) oder auch bösartige
     Erkrankungen (z. B. Lymphom).
Riesenzellen-Arteriitis:                            13

                Entzündung der Aorta und der
                             Schläfenarterie

Die Riesenzellen-Arteriitis oder
RZA ist ebenfalls eine entzündli-
che Erkrankung des älteren Men-
schen (meist über 60-jährig). Sie
ist seltener als die Polymyalgia
rheumatica, aber schwerwiegen-
der. Verursacht wird die Riesen-
zellen-Arteriitis durch eine
                                    Gut sichtbare Verdickung der
Entzündung der Wand grösserer       Schläfenarterie bei einem Patienten
Blutgefässe. Man spricht daher      mit RZA.
von einer Grossgefäss-Vaskulitis
(Vaskulitis = Gefässwandentzün-
dung). Betroffen ist die Haupt-     über einer Schläfe. Die Schläfen-
schlagader (Aorta) und die von      schmerzen sind fast immer
ihr abgehenden Blutgefässe, v. a.   einseitig. Ferner können mit der
diejenigen in Richtung Kopf und     Erkrankung Schmerzen beim
Arme, seltener auch die Bauch-      Kauen, Missempfindungen der
schlagader. Die grösste Gefahr      Kopfhaut, Doppelbilder oder, am
liegt im Risiko einer plötzlichen   gefürchtetsten, eine plötzliche
Erblindung.                         einseitige Erblindung einherge-
                                    hen. In einem Drittel der Fälle
Symptome                            klagen die Betroffenen auch über
Die Erkrankung beginnt oft          Polymyalgie-Beschwerden (siehe
plötzlich mit hohem Fieber (ohne    S. 3). Nicht selten kommt es
Hinweis auf eine Infektion),        durch die starke Entzündung
ausgeprägtem Krankheitsgefühl       auch zu einem Gewichtsverlust
und neuartigen Kopfschmerzen        von mehreren Kilo.
14   RIESENZELLEN-ARTERIITIS

     Häufigkeit und Ursache                einer kleinen Gewebeprobe der
     Die Riesenzellen-Arteriitis ist die   Schläfenarterie oder in einer
     häufigste Gefässentzündung des        dafür geeigneten speziellen
     älteren Menschen. Die Häufigkeit      Röntgenuntersuchung.
     nimmt ab dem 50. Lebensjahr bis
     ins hohe Alter kontinuierlich zu.     Aufgrund des Erblindungsrisikos
     Die Ursache ist bis heute unbe-       muss die Diagnose rasch gestellt
     kannt.                                und die Therapie unverzüglich
                                           gestartet werden. Seit einigen
     Diagnose                              Jahren stehen neben der körper-
     Die Diagnose beruht auf dem           lichen Untersuchung bildgeben-
     Nachweis einer starken Entzün-        de Verfahren zur Verfügung,
     dung im Blut und möglichst auch       die helfen, die Entzündung in der
     auf dem Nachweis der Gefäss-          Gefässwand darzustellen. Es
     wandentzündung – entweder mit         handelt sich um die Doppler-
                                           Ultraschalluntersuchung der
                                           Kopf- und Armarterien, die
                                           Magnetresonanz-Angiographie
                                           (MRA) zur Beurteilung der
                                           Hauptschlagader (Aorta und der
                                           grossen Gefässe im Brustraum)
                                           oder die sogenannte Positronen-
                                           Emissions-Tomographie (PET), für
                                           welche aber in der Schweiz keine
                                           Kassenpflicht besteht.
     Querschnitt einer Schläfenarterie
     bei RZA mit deutlicher Wandver-
     dickung durch Entzündungszellen.
In der Regel wird der diagnosti-
sche Beweis der RZA mittels        “ Die Symptome:
                                     neuartige Kopf-
Biopsie und mikroskopischer
Analyse gestellt. Für den Nach-      schmerzen über
weis der Gefässwand-Entzün-          einer Schläfe und
dung entnimmt der Arzt eine          ausgeprägtes
                                                       ”
Gewebeprobe aus einem kleinen
Arterienast über dem Ohr, dem        Krankheitsgefühl.
sogenannten Ramus posterior
der Arteria temporalis. Da diese
Gewebeentnahme oft erst mit
einigen Tagen Verzögerung
durchgeführt werden kann, wird
die Therapie unmittelbar nach
16

     “ Eine rasche
       Diagnose ist sehr
                           der bildgebenden Diagnostik
                           begonnen. In gewissen Fällen

       wichtig.”
                           und bei hochgradigem Verdacht
                           wird die Behandlung auch bereits
                           aufgrund der typischen Symp-
                           tome eingeleitet.

                           Therapie
                           Die Behandlung erfolgt ebenfalls
                           mit Steroid-Präparaten, die aber
                           wesentlich höher dosiert und
                           länger gegeben werden müssen
                           als bei der Polymyalgie. Deshalb
                           werden zum Einsparen von
RIESENZELLEN-ARTERIITIS      17

Steroiden oft auch zusätzliche       steroid-sparende Therapie
Medikamente eingesetzt.              bereits ab Beginn eingesetzt
                                     werden.
Die Standard-Behandlung der
Riesenzellen-Arteriitis besteht in   Zwei Studien (2016 und 2017)
einer unverzüglichen Hemmung         haben belegt, dass der
der Entzündung durch (Cortico-)      IL-6-Hemmer Tocilizumab
Steroide, das heisst, einer Thera-   (Actemra®) in der Lage ist, die
pie mit 40 – 60 mg Prednison.        Krankheit zu kontrollieren und die
Gelegentlich kann es sinnvoll        notwendige Steroid-Dosis über
sein, zu Beginn Prednison als        ein Jahr auf unter 50 % der sonst
Infusion (z. B. in Form von          üblichen Dosis zu reduzieren.
Solumedrol®) an drei aufeinan-       Beim Biologikum Tocilizumab
derfolgenden Tagen zu                handelt es sich um einen biotech-
verabreichen.                        nologisch hergestellten Wirkstoff,
                                     der den Schlüsselbotenstoff IL-6
Die Prednison-Dosis wird nach        der Entzündung gezielt hemmt.
Erreichen einer vollständigen        Aufgrund der überzeugenden
Krankheitskontrolle (klinische       Resultate ist diese Therapie in
Untersuchung und Blutwerte)          den USA und in Teilen Europas
sukzessive reduziert und soll        seit 2017 kassenpflichtig.
nach 12 Wochen bei 10 bis
maximal (!) 15 mg pro Tag liegen.    Wie bei jeder länger dauernden
Bei Betroffenen, die bereits an      Steroidbehandlung sind beglei-
Osteoporose, Diabetes mellitus       tende Massnahmen nötig, um
oder Arteriosklerose leiden, kann    einen cortisonverursachten
Methotrexat als sogenannt            Knochenschwund möglichst zu
18   RIESENZELLEN-ARTERIITIS

     verhindern. Das heisst in jedem
                                        Wichtig
     Fall: Durchführung einer Kno-
     chendichtemessung und ausrei-
     chende Zufuhr an Calcium und       Beenden oder unterbre-
                                        chen Sie eine medikamen-
     Vitamin D sowie allenfalls Medi-
                                        töse Behandlung nie ohne
     kamente, die den Knochenabbau
                                        Rücksprache mit Ihrem
     hemmen.
                                        Arzt oder Ihrer Ärztin.
Rheumaliga Schweiz                 19

Die Rheumaliga Schweiz enga-        Die Rheumaliga Schweiz
giert sich für Rheumabetroffene,    bietet:
Angehörige und Interessierte.       ■ Bewegungskurse im Trockenen
Die Dachorganisation mit Sitz in       oder im Wasser
Zürich vereinigt 19 kantonale und   ■ Hilfsmittel und Publikationen
regionale Rheumaligen sowie         ■ Beratung, Information und
6 nationale Patienten-                 Schulung für Betroffene und
organisationen.                        Fachpersonen
                                    ■ Präventions- und Gesundheits-
Weitere Informationen finden Sie       förderung
auf dem Schweizer Rheuma-
Portal www.rheumaliga.ch.
Oder rufen Sie uns an, wir sind
für Sie da: Tel. 044 487 40 00.

                                                        heumaliga
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     Für eine Liste aller Publikationen
     der Rheumaliga Schweiz:
     www.rheumaliga.ch/publikationen
Nützliche Kontakte                 23

Rheumaliga Schweiz
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Tel. 044 487 40 00
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Bestellungen: Tel. 044 487 40 10

Kantonale Rheumaligen

Aargau, Tel. 056 442 19 42, info.ag@rheumaliga.ch
Beide Basel, Tel. 061 269 99 50, info@rheumaliga-basel.ch
Bern, Tel. 031 311 00 06, info.be@rheumaliga.ch
Freiburg, Tel. 026 322 90 00, info.fr@rheumaliga.ch
Genf, Tel. 022 718 35 55, laligue@laligue.ch
Glarus, Tel. 055 610 15 16 und 079 366 22 23, rheumaliga.gl@bluewin.ch
Jura, Tel. 032 466 63 61, info.ju@rheumaliga.ch
Luzern, Unterwalden, Tel. 041 377 26 26, rheuma.luuw@bluewin.ch
Neuenburg, Tel. 032 913 22 77, info.ne@rheumaliga.ch
St. Gallen, Graubünden, beide Appenzell
und Fürstentum Liechtenstein,
Geschäftsstelle: Tel. 081 302 47 80, info.sgfl@rheumaliga.ch
Sozialberatung: Tel. 081 511 50 03, info.sgfl@rheumaliga.ch
Schaffhausen, Tel. 052 643 44 47, info.sh@rheumaliga.ch
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Tessin, Tel. 091 825 46 13, info.ti@rheumaliga.ch
Thurgau, Tel. 071 688 53 67, info.tg@rheumaliga.ch
Uri, Schwyz, Tel. 041 870 40 10, info.ursz@rheumaliga.ch
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     Waadt, Tel. 021 623 37 07, info@lvr.ch
     Wallis, Tel. 027 322 59 14, info.vs@rheumaliga.ch
     Zug, Tel. 041 750 39 29, info.zg@rheumaliga.ch
     Zürich, Tel. 044 405 45 50, info.zh@rheumaliga.ch

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