DER BOTE - FLUCHT UND VERTREIBUNG - AUS LISSABON - Deutsche Evangelische Kirchengemeinde ...
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60. JAHRGANG JUNI - AUGUST N°2 / 2022 DER BOTE AUS LISSABON FLUCHT UND VERTREIBUNG Zeitschrift für evangelische Christen deutscher Sprache in Portugal Lissabon • Porto • Madeira • Algarve Pilgerstatue am Ende des Jakobsweges am Kap Finisterre (Galizien)
IN DANKBARER ERINNERUNG Konfirmation am 10. April 2022 Glaubensbekenntnis der Konfis 2022 in Lissabon Ich glaube an Gott, der die Welt, das Leben und die Liebe erschaffen hat. Er ist der Sinn des Lebens, der Grund, warum wir leben, unsere Hoffnung. Gott ist wie ein guter Vater und kümmert sich um uns wie eine Mutter. Er ist immer für uns da und hilft uns, auch wenn wir mal etwas falsch machen. Er ist stark und hilft uns, stark zu werden. Ich glaube an Jesus Christus, der ganz und gar Mensch war wie wir und gleichzeitig mehr als ein Mensch. Er ist Gottes Sohn und hat viel für uns getan. Er ist unser Bruder und ein Vorbild, in ihm können wir Gott begegnen. Ich glaube an den Heiligen Geist, in ihm begleitet uns Gott und lässt uns nie allein. Dank ihm gehören wir alle zusammen. Er inspiriert uns dazu, bessere Menschen zu werden. Ich glaube, dass ich mich nie weit von Gott entfernen kann. Ich glaube, dass das Leben nicht mit dem Tod vorbei ist, Gottes Reich ist unsere Hoffnung. Ich vertraue Gott bis zum Ende der Zeit in Ewigkeit. Amen.
EDITORIAL LIEBE LESERIN, LIEBER LESER! S eit ein paar Monaten ist Vertreibung“ zu beschäftigen. Dabei bli- alles anders. Als vor zwei cken wir sowohl auf das, was wir aus Jahren die Corona-Pandemie der Ukraine erfahren als auch auf das, alles auf den Kopf gestellt hat, was uns hier vor Ort begegnet und was war das ein großer Einschnitt wir tun können. Wir schlagen auch den Bo- für uns alle. Während ich diese Zeilen schrei- gen zu Fluchtgeschichten aus anderen Zeiten be, atmen die Menschen in Portugal hörbar auf und anderen Orten, die denen von heute erschre- – ganz ohne Maske. Das Leben scheint so wie vor der ckend ähneln. Als hätte sich nichts verändert, als hätte Pandemie, und wir genießen dies in vollen Zügen. die Menschheit nichts dazu gelernt… Diese beklemmende Erkenntnis begleitet uns seit Ausbruch des Krieges. Von Doch Ende Februar hat sich die Welt, wie wir sie kannten, dem Gefühl der Ohnmacht, das uns befällt, wollen wir uns einmal mehr radikal geändert. Etwas, womit die wenigs- aber nicht lähmen lassen. Auch in diesem Boten dürfen ten gerechnet hätten, ist eingetreten: Krieg in Europa, ein wir Trost in Gottes Wort suchen und Gott mit dem vorge- Angriff auf ein Land, das angeblich entnazifiziert werden stellten Lieblingslied um Frieden anflehen. muss, oder geht es am Ende doch um den Traum, das frü- here Reich der Sowjetunion wieder herzustellen? Wir hier Neben den Themenseiten finden sich auch in dieser Aus- in Portugal sind weit weg von dem Krieg, der genau am gabe wieder Berichte aus den Gemeinden – z.B. über neue anderen Ende Europas tobt. Und doch kommt uns dieser Gemeindekirchenräte und lebendige Veranstaltungen für Krieg, den viele nicht für möglich gehalten hätten, ganz Kinder und Familien – sowie Informationen über das, was nah. Wir begegnen ukrainischen Flüchtlingen in Portu- kommt: Die Gemeindetagung im September, zu der die Ge- gal, ukrainische Freunde, die schon lange hier leben, sind meinde am Algarve einlädt, sowie Veranstaltungen, Aus- voller Sorge um Familie und Freunde, und die Bilder we- flüge und Freizeiten in den einzelnen Gemeinden. Schau- cken Erinnerungen bei denen, die ähnliches selbst erlebt en Sie doch einmal rein! haben. Nicht wissend, wie lange dieser Krieg noch andau- ern wird, hat sich das Redaktionsteam entschieden, sich Pfarrerin Christina Gelhaar in dieser Ausgabe des Boten mit dem Thema „Flucht und für das Redaktionsteam Editorial 3 Geistliches Wort 4 INDEX Hauptthema Flucht und Vertreibung 6 Lieblingslied 13 Gottesdienste und Veranstaltungen 14 Freud und Leid 16 Algarve: Charity-Projekt 17 Madeira: Der neue Gemeindekirchenrat 18 Porto: Der neue Gemeindekirchenrat 20 Lissabon: Gemeindeausflüge 22 Kinderseite 24 Jugend: Einladung zur Konfi-Zeit 25 Kontakt & Impressum 26 Redaktionsteam: Christina Gelhaar, Susanne Burger, Sven Glawion, Beate Hoffmann Mendonça (Lissabon); Angelika Richter, Susanne Rösch, Tanja Mutert Barros, Carina Serra (Por- to); Stephan Lorenz (Algarve); Ilse Berardo, Stefanie Seimetz, Petra Steglich (Madeira) DER BOTE AUS LISSABON 3
GEISTLICHES WORT ICH HABE IM SINN, EUCH EINE ZUKUNFT ZU SCHENKEN, WIE IHR SIE ERHOFFT „Du kannst Dir das nicht vorstellen, wie das ist, auf der Flucht zu sein!“ I mmer wieder habe ich solche Worte gehört, Und nun kommt uns der Krieg wieder ganz nah. wenn ich mich mit älteren Menschen aus ver- Seit dem Angriff auf die Ukraine scheint alles schiedenen Gemeinden unterhalten habe. Vie- Schreckliche wieder möglich zu sein, was für mich le von ihnen haben vor langer Zeit ihre Heimat so lange unvorstellbar war. Und wieder sind Mil- verlassen müssen, die meisten Hals über Kopf. lionen Menschen auf der Flucht, suchen einen si- Sie wurden vertrieben von dort, wo sie zu Hause cheren Ort für sich, ein neues Zuhause, zumindest waren, oder sie sind geflohen, bevor ihnen Schlim- vorübergehend. So wie damals, vor 77 Jahren. So meres angetan werden konnte. wie immer wieder an vielen Orten zu verschiede- Nein, ich kann mir das nicht vorstellen. Ich selbst nen Zeiten. So wie auch vor 2.600 Jahren in Israel bin in Friedenszeiten aufgewachsen und kenne die- und Babylonien. se Geschichten nur von den Älteren und natürlich aus dem Geschichtsunterricht und aus Büchern. Unzählbar viele Menschen wurden damals depor- Und eigentlich dachte ich lange Zeit, wir hätten tiert, verloren ihre Heimat, verloren alles, was ih- aus den Gräueln der beiden Weltkriege gelernt und nen Halt gegeben hatte. Auch den Tempel, diesen so etwas würde nie wieder passieren. Auch wenn Ort, der symbolhaft für Gottes Gegenwart gestan- es zu jeder Zeit irgendwo auf der Welt Krieg und den hatte. Er war komplett zerstört worden. Wo Gewalt und Terror gab, hielt ich es doch für ausge- war Gott nun, so fragten sich die Menschen, die schlossen, dass wir in Deutschland so etwas noch noch in Israel waren, und auch die, die im baby- einmal selbst erleben könnten. lonischen Exil lebten, tausende Kilometer von der 4 DER BOTE AUS LISSABON
GEISTLICHES WORT Heimat entfernt. Und sie sie! Denn wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch setzten sich an die Flüsse euch gut.« Mein Plan mit euch steht fest: Ich will euer in Babylon und weinten, so Glück und nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch wird es erzählt. Sie wollten eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Das sage einfach nur zurück nach ich, der Herr. Ihr werdet kommen und zu mir beten, ihr Hause. Selbst wenn dort al- werdet rufen und ich werde euch erhören. Ihr werdet les in Schutt und Asche lag. mich suchen und werdet mich finden. Denn wenn ihr Sie wollten wieder aufbau- mich von ganzem Herzen sucht, werde ich mich von en. Sie wollten dahin, wo sie euch finden lassen. Das sage ich, der Herr. (Jer 29,4- hingehörten. Aber es war ih- 7+11-14a) nen nicht erlaubt. Sie konn- ten sich zwar frei bewegen Diese Worte von Gott waren vielleicht nicht ganz in Babylonien, es ging ih- das, was die Menschen in Babylonien hören woll- nen auch nicht wirklich ten. Sie sehnen sich doch nach ihrer Heimat und schlecht. Aber zurück nach wollten so schnell wie möglich zurück. Sie wollen Israel durften sie nicht. sich hier in der Fremde gar nicht wohl fühlen. Frü- her war schließlich alles besser. In der Heimat war So wie ihnen geht es aktu- alles besser. ell vielen Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind. Aber unser Gott ist nicht rückwärtsgewandt. So Auch wenn manche schon sehr der Verlust der Heimat auch schmerzt, da- wieder zurück kehren, ist mals wie heute, wird uns doch das Festhalten an es doch eigentlich noch viel der Vergangenheit nicht am Leben erhalten. Ty- zu gefährlich, sicheres Le- pisch für Gott ist es, dass er die Zukunft eröffnet. ben ist an vielen Orten erst Oder, wie ein schönes Sprichwort sagt: Wo Gott einmal auf längere Sicht eine Tür schließt, öffnet er ein Fenster. Es nützt nicht möglich. Ob manch nichts, verzweifelt vor der verschlossenen Tür zu ein Flüchtling am Tejo sitzt stehen und an ihr zu rütteln und sich auszuma- oder am Douro und bittere len, wie schön es dahinter aussieht, auch wenn Tränen des Heimwehs ver- die Trauer über das Ende eines Traums oder auch gießt? des normalen Lebens, wie wir es bislang kannten, absolut berechtigt ist und auch durchlebt werden Damals, vor 2.600 Jahren, muss. Dennoch ist es wichtig, nicht an dieser Stelle als sich die Menschen frag- stehen zu bleiben, sondern den Schicksalsschlag ten, wo Gott denn nun sei, in das eigene Leben zu integrieren, und eben das nachdem sein Haus zerstört Fenster zu suchen, das Gott nun für uns geöffnet worden war, als sie sich von hat. Die ukrainischen Flüchtlinge in Portugal, die Gott verlassen fühlten – da ihre Heimat bestimmt vermissen und sich Sorgen bekam der Prophet Jeremia, machen um ihre Angehörigen, nehmen gleichzeitig der noch in Jerusalem war, sehr bewusst wahr, wie freundlich sie hier empfan- den Auftrag von Gott selbst, gen wurden und unterstützt werden. Sie beginnen einen Brief an die Menschen sobald wie möglich, die Sprache zu erlernen und im Exil zu schreiben. Sie wa- versuchen, sich hier in dieser Übergangszeit so gut ren nämlich ganz und gar wie möglich einzurichten. nicht von Gott verlassen. Auch in der Fremde hatte Baut Gärten, sagt Gott durch den Propheten Jere- er noch Pläne mit ihnen, wie er ihnen durch Jere- mia. Macht das Beste daraus. Verschiebt das Leben mia mitteilen ließ. Dass seine Pläne nicht ganz so nicht auf einen späteren Zeitpunkt, der vielleicht waren, wie sie es sich gewünscht hätten, wurde in nicht so bald oder vielleicht auch niemals eintritt. dem Brief aber auch deutlich. Von einer baldigen Lebt im Hier und Jetzt im Vertrauen auf den, der Rückkehr in die Heimat war dort nämlich nicht die Euch Zukunft und Hoffnung schenkt. Niemand Rede, im Gegenteil. Jeremia kündigt in Gottes Na- sagt, dass das leicht ist. Ganz besonders für Men- men an, dass sie für zwei Generationen in Babylo- schen, die so viel verloren haben und so Schreckli- nien bleiben werden. Und er sagt ihnen im Prinzip: ches erlebt haben wie die Flüchtlinge, damals wie Macht das Beste draus! heute. Aber es ist im Prinzip die einzige Möglich- keit, um lebendig zu bleiben. Der Gott Israels, der Herrscher der Welt, sagt zu allen, die er aus Jerusalem nach Babylonien wegführen ließ: Den Flüchtlingen wünsche ich die Kraft und den »Baut euch Häuser und richtet euch darin ein! Legt Mut dazu, Gärten zu bauen und an der Hoffnung euch Gärten an, denn ihr werdet noch lange genug dort festzuhalten, und genau das Gleiche wünsche ich bleiben, um zu essen, was darin wächst! Heiratet und uns allen wo auch immer wir uns gerade befinden zeugt Kinder! Verheiratet eure Söhne und Töchter, da- und was auch immer uns gerade umtreibt. Lasst mit auch sie Kinder bekommen! Eure Zahl soll zuneh- uns gemeinsam an der Hoffnung festhalten und men und nicht abnehmen. Seid um das Wohl der Städ- darauf vertrauen, dass wir von Gott gehalten sind. te besorgt, in die ich euch verbannt habe, und betet für [Pfarrerin Christina Gelhaar, Lissabon] DER BOTE AUS LISSABON 5
FLUCHT UND VERTREIBUNG FLUCHT UND O stern 1962 – Einschulung in Südnie- bieten des Deutschen Reiches geflohen waren so- dersachsen, damals noch Zonenrand- wie aus den Ländern im östlichen Europa. gebiet genannt. Die Demarkationslinie zwischen den beiden Teilen Deutsch- Viele Lebensgeschichten hörten wir, die gezeich- lands lag in allernächster Nähe. net waren von Zerstörung, Hunger, Verfolgung und Verlust von Heimat. Später erfuhren wir auch In unserem 800 Seelen Vorort von Einbeck kann- von dem entsetzlichen Leid der Frauen, die Opfer te man sich. Unter den 25 Erstklässlern befanden von Vergewaltigungen geworden waren. sich aber einige Kinder, mit denen ich noch nie gespielt hatte. Sie hießen wie viele andere Sieg- In meiner Jugendzeit, also 20 Jahre nach Kriegs- linde, Andreas, Alfred und Gerlinde. Und doch ende, war ein emotional und moralisch besetzter erschienen sie uns anders zu sein. Zuerst einmal Begriff aus diesen dramatischen Zeitzeugnissen waren sie nicht in unserem Religionsunterricht, gebildet worden, mit dem ein spezifischer Teil sie waren katholisch. Ihre Mütter kochten mit an- deutscher Nachkriegsgeschichte bezeichnet wur- deren Zutaten als denen, die wir gewohnt waren. de: Flucht und Vertreibung. So etwas wie Knoblauch war uns fremd. Hier und da gebrauchten sie Ausdrücke, die wir nicht ver- Dieser Doppelbegriff beinhaltet die leidvollen Er- standen. fahrungen von Verlust der Heimat unter gewalt- samer Ausweisung. Unsere Eltern erklärten uns, dass sie Flüchtlinge seien und in den vormaligen Gesindehäusern der Natürlich wäre es einseitig und falsch gewesen, Bauernhöfe wohnten. Natürlich waren diese Kin- hätte man die Zwangsmigration der Deutschen der nicht geflohen, sondern so wie wir in West- der Nachkriegszeit nicht in einen Zusammenhang deutschland geboren. Es waren ihre Eltern, die mit der vorausgegangenen deutschen Kriegspoli- 1945 und kurz danach aus den ehemaligen Ostge- tik und ihren Gräueltaten gestellt. 6 DER BOTE AUS LISSABON
FLUCHT UND VERTREIBUNG VERTREIBUNG Ein vielgestaltiger Erinnerungsdiskurs ist not- uns für diese Grundwerte menschlichen Lebens wendig, damit die Opfer auf allen Seiten gesehen ein - hier und überall. Plötzlich wird „Flucht und werden, damit wir uns vor alten und wieder neuen Vertreibung“ wieder erschreckend persönlich, Feindbildern schützen. weil die Bedrohung an der Tür der Europäischen Union steht. Mit diesem Wissen ausgerüstet und doch nahezu ratlos, stehen wir nun vor einem neuen Phäno- Es stellt sich uns tatsächlich die Frage: Was ist men von „Flucht und Vertreibung“. uns die freiheitlich demokratische Zukunft wert? Hoffentlich mehr als nur die notwendige Erinne- Flucht und Vertreibung 2.0 rungskultur. Ohne zu teilen, was uns lieb ist, wird Niemand konnte sich vor dem 24. Februar 2022 es keine Einheit, keinen Frieden und keine Hoff- auch nur im Geringsten vorstellen, dass ein russi- nung auf Menschlichkeit geben. scher Militärangriff auf die Ukraine bevorstünde, der sich dann zu einem mörderischen Krieg aus- Millionen von Menschen aus der Ukraine sind auf geweitet hat. der Flucht aus der Kriegshölle zu uns in die Euro- päische Union. Auch bei uns gibt es kein Paradies, Bilder und Zeugnisse von Zerstörung, Hunger, aber hier und da Orte von Recht und Gerechtigkeit, Verfolgung, Mord und Vergewaltigung, dieses Frieden und Freiheit. Armutszeugnis der Menschheit, das wir aus der Geschichte kennen, schlägt unserem Optimismus In dieser Hoffnung sind auch wir als christliche der vergangenen 30 Jahre ins Gesicht. Gemeinden gefragt, uns für eine lebenswerte Zu- kunft aller einzusetzen. [ Ilse Everlien Berardo, Nehmen wir unsere Meinungsfreiheit, unsere Ge- Madeira ] wissensfreiheit, Frieden und Demokratie nicht für gratis und selbstverständlich, sondern setzen DER BOTE AUS LISSABON 7
FLUCHT UND VERTREIBUNG HILFE DIREKT AN DIE AUSLANDSGEMEINDE IN KIEW D ie St.-Katharina-Kirche befindet sich wieder in der Gemeinde ausgeholfen und ist den mitten im Zentrum von Kiew und wird Mitgliedern in Kiew bis heute eng verbunden. in Friedenszeiten täglich von vielen Ein- heimischen und Touristen besucht. Sie So hatten wir bei Kriegsbeginn über Pastor Heldt- ist das Zuhause der Deutschen Ev.-Lutherischen Meyerding einen sehr direkten Draht, um unsere Kirchengemeinde, deren Gemeindeleben sich Ende Spendengelder an die Gemeinde vor Ort zu brin- Februar mit dem russischen Angriff auf die Ukrai- gen. In einem Brief bedankt sich Lydia Tseldorf, ne radikal änderte: Wochenlang wurde Kiew umla- Vorsitzende der Gemeinde in Kiew, bei Wolfgang gert, viele Familien flohen, die Männer wurden zum Heldt-Meyerding: „Dank Ihrer Spenden konnten Armeedienst eingezogen und Pfarrer Matthias Lasi 65 Menschen aus der Gemeinde finanziell unter- konnte seine Predigten nur noch über Facebook stützt werden, sie konnten sich Medikamente und übermitteln. Da sich die Kirche im Regierungsvier- Lebensmittel kaufen. Außerdem wurden von dem tel, einem vom Militär bewachtem Sperrgebiet, be- Geld Medikamente, Lebensmittel und persönlicher findet, konnte das Gemeindeleben erst zaghaft an Hygienebedarf für 40 ukrainische Militärangehöri- Ostern 2022 wieder aufgenommen werden. ge beschafft, die auch unsere Kirche beschützen.“ Ähnlich wie unsere Gemeinde ist auch die Deut- Wir beten für die Schwestergemeinde in Kiew. sche Ev.-Lutherische Kirche St. Katharina mit der EKD in Deutschland verbunden. Unser ehemaliger Deutsche Ev.-Lutherische Kirche St. Katharina in Pastor Wolfgang Heldt-Meyerding – von 2010 bis Kiew: www.katharina.kiev.ua [ Tanja Mutert Bar- 2013 in Porto tätig – hat bis zur Pandemie immer ros, Porto ] 8 DER BOTE AUS LISSABON
FLUCHT UND VERTREIBUNG FLÜCHTLINGE IN IHRER NEUEN HEIMAT: Ein Gefühl des Verlorenseins A ls ich die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine Hinzu kommt der Verlust der Sprache: Sich nicht mit kennenlernte, griff ich automatisch auf ein seinen Mitmenschen in seiner Muttersprache unter- altbekanntes Muster zurück: Ich zeigte ih- halten zu können, verstärkt das Gefühl des Verlo- nen meine Wahlheimat Porto und spulte da- renseins in der Fremde. Dies ist ja auch für viele Ge- bei freundlich das „Insider-Touri-Programm“ ab, wie meindemitglieder die Motivation, deutschsprachige es wahrscheinlich alle Deutschen in Porto mit ihren Gottesdienste in Portugal zu besuchen, mit dem Un- Besuchern tun. Doch der Funke sprang nicht über... terschied, dass fast alle von uns regelmäßig in ihre Sie zeigten höflich Interesse, das ja, aber sie nahmen Heimat reisen können. ihre Umgebung gar nicht recht wahr. Und wie auch? Ihre aktuellen Sorgen waren bei den Lieben in der Die Hilfsbereitschaft für Kriegsflüchtlinge aus dem Ukraine, ob diese die Nacht erneut mit Bombenalarm Ukraine-Krieg ist in ganz Europa groß. Im Unter- im Keller verbringen müssten, wer verletzt würde, schied zu der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind ob es Tote gäbe und welche Häuser von russischen die Länder, die die Kriegsflüchtlinge aufnehmen, Bomben getroffen würden. Ihre Tage und Nächte jetzt nicht selbst vom Krieg gezeichnet und können wurden von den auf ihren Handys aufploppenden daher tatkräftige und auch materielle Unterstüt- Nachrichten aus der Heimat bestimmt. Die Wirren zung geben. eines Krieges hatten sie nach Portugal verschlagen – aber bewusst ausgesucht, nein, ausgesucht hatten Gerade Deutschland bekam ja bereits viele Male im sie sich unser Land nicht. vergangenen Jahrhundert einen Flüchtlingsstrom zu spüren. Allein nach dem Zweiten Weltkrieg ka- An dieses erste Treffen musste ich immer wieder men rund 14 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge denken und bemühte mich fortan, mehr Einfüh- in das verbliebene Deutschland, ohne Rückfahrkar- lungsvermögen zu zeigen. Aber mich so richtig in die te im Gepäck. Sie stammten u.a. aus Ostpreußen, ukrainischen Kriegsflüchtlinge hineinzuversetzen, Pommern, Schlesien und Böhmen. Auch nach mehr das schaffe ich bis heute nicht. Immer wieder for- als 70 Jahren haben viele von ihnen noch immer das dere ich mich selbst auf, mir das vorzustellen: Ich sei Gefühl, entwurzelt zu sein, heimatlos. Hinzu kommt irgendwo gestrandet, ich könne nicht wieder zurück dieses ständige Misstrauen, dass im Leben nichts von zu meiner Familie, in meine Heimat, weil dort Krieg Dauer ist, da ja alles im nächsten Augenblick schon herrsche. Mein Vorstellungsvermögen reicht dafür wieder verloren sein kann. einfach nicht aus, zu lange schon darf ich in Frie- denszeiten leben. Der Schriftsteller Christoph Hein, selbst Vertriebener aus Schlesien, beschreibt in seinem Roman „Land- Schaut man den Kriegsflüchtlingen in die Augen, nahme" die tiefen Konflikte innerhalb der deutschen sieht man dieses Gefühl des Verlorenseins. Sie haben Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg: „Aus ih- ihre alte Heimat verloren und scheinen in der neu- rem Land waren sie vertrieben worden, und in un- en noch nicht richtig angekommen zu sein. Vielen serem wurden sie nicht heimisch. Sie hatten sich bei Vertriebenen geht es so, und sie leiden darunter oft uns niedergelassen, sie hatten in unserer Stadt ihr ihr Leben lang. Sie wurden brutal und abrupt abge- Quartier aufgeschlagen, aber eigentlich bewohnten schnitten von allem, was sie kannten und was ihnen sie ihre verschwundene Heimat. Fortwährend spra- lieb und teuer war: ihre Familien, ihre Freunde, das chen sie darüber, was sie alles verloren hatten, und Haus, die Gemüsebeete im Garten, die Nachbarn, die davon wollte keiner in der Stadt etwas hören." Kollegen, die Straße zu ihrer Arbeit, der Duft der Fel- der im Frühling, das Läuten der Kirchenglocken, das Ich werde an diese Passage denken, wenn ich das Kläffen des Nachbarhundes – die Liste kleiner und nächste Mal mit den Ukrainern zusammen bin. [ Tan- großer Verluste geht endlos weiter. ja Mutert Barros, Porto ] DER BOTE AUS LISSABON 9
FLUCHT UND VERTREIBUNG VOR 77 JAHREN Ich erinnere mich genau: Es war der 18. Januar 1945. M eine beiden jüngeren Schwestern wa- nach bestiegen wir einen Flüchtlingszug. Dieser ren schon in den Warthegau evakuiert, Zug fuhr scheinbar völlig planlos von Ort zu Ort, aber da ich mit meinen zehn Jahren um den Tieffliegern auszuweichen. Die Umstände schon die Oberschule besuchte, sollte waren furchtbar: Der Zug hatte keine Fenster, die ich vorerst in Rauschen (Nähe Königsberg) blei- Toiletten waren eingefroren, wir hatten kaum zu ben. Meine Mutter hatte sich bereits von mir verab- essen. Und in jeder Nacht starben Kinder, die dann schiedet, da erhielt mein Vater die Nachricht: Die aus dem überfüllten Zug „entfernt“ wurden. Es war Russen sind in Soltau! Sofort sagte er meiner Mut- grausam, diese Bilder haben sich in mein Gedächt- ter, dass sie Königsberg nicht ohne mich verlassen nis eingegraben. dürfe. Mit Unterstützung von seiner Sekretärin besorg- Wir kamen in Rochlitz in ein umfunktioniertes te er Zugtickets für mich und meine Mutter. Am Schullandheim. Von dort aus schrieb meine Mutter nächsten Tag holte mich mein Vater mit dem Auto täglich Briefe an meinen Vater und meinen Onkel, ab und brachte mich durch einen Schneesturm di- um herauszufinden, wohin wir nun gehen könn- rekt zum Bahnhof. Er und meine Mutter stiegen ten. Einer dieser Briefe kam tatsächlich bei mei- mit unserem Gepäck in den Zug, um Plätze für uns nem Onkel an – der sofort ein Telegramm schick- zu belegen. Ich wartete währenddessen auf dem te: Kommt zu uns nach Eschwege. In Rochlitz war Bahnsteig und sah zu, wie sich der Zug füllte. Als meine jüngste Schwester sehr krank geworden, sie mein Vater wieder herauskam, war der Zug schon hatte eine doppelseitige Lungenentzündung. Oft so voll, dass ich selbst nicht mehr einsteigen konn- konnte sie einfach nicht mehr. Dann hing sie an te. Darum hob mich mein Vater hoch und ich klet- mir, und ich habe sie, so gut es ging, gestützt. Es terte durch das Fenster direkt zu meiner Mutter. war furchtbar. Als wir völlig entkräftet in Eschwege ankamen, wurden wir herzlich empfangen. „Jetzt Es war der letzte Zug, der Königsberg verließ. Er sind wir da“, sagte ich zu meiner kleinen Schwester, hatte Gottseidank zwei Stunden Verspätung, sonst als ich das Haus meines Onkels sah. „Gleich hast hätten wir ihn verpasst. Wenn das mit dem Zug du es geschafft.“ Da kamen Leute und halfen uns nicht geklappt hätte, hätten wir versucht, mit der mit den schweren Koffern. Gustloff zu fliehen. Und wie die Geschichte aus- ging, ist ja bekannt… Vor allem mein Onkel hat dafür gesorgt, dass ich in Eschwege eine neue Heimat gefunden habe. Aber Von Schneidemühl aus ging es gemeinsam mit auch die Menschen vor Ort, meine Klassenkame- meinen kleinen Schwestern, unserem Kindermäd- raden und die Lehrerinnen, haben mich freundlich chen, meiner Tante und meinen Cousins weiter: aufgenommen. Dafür bin ich allen bis heute dank- Zunächst mit einem Lazarettzug bis Berlin, da- bar. [ Waltraut Pedro, Lissabon ] 10 DER BOTE AUS LISSABON
FLUCHT UND VERTREIBUNG EINE VERLORENE HEIMAT S eit weit über 100 Jahren lebte meine Familie mütterlicherseits in Angola; 1939 wurde ich in Luanda geboren und verlebte dort eine wunderbare, unbe- schwerte Jugend. Ende der 1950er Jahre ging ich nach England auf eine Schule. Nach dem dortigen Abitur zog ich nach Deutschland und Belgien. Inzwischen hatte ich eine Deutsche geheiratet. Wir lebten in Brüssel, aber uns war klar, dass wir in nicht allzu ferner Zeit nach Angola oder Portugal übersiedeln wür- den. Das Los fiel auf Portugal, auf Porto. 1969 besuchte ich meine Heimatstadt Luan- da – nicht ahnend, dass es das letzte Mal wäre. Ei- gentlich wollten meine Frau und ich den Urlaub Bezüglich meiner Familie in Luanda verbringen, aber unsere beiden Kinder kehrten fast alle, die jahrzehntelang sehr waren noch klein, und so verschoben wir es auf ein glücklich und erfolgreich in Angola gelebt hatten, „Später“, was sich nie realisierte. zurück. Es sollte sich als glücklich erweisen, dass wir uns Das Schicksal meiner Schwester war symptoma- für Portugal entschieden hatten, denn die Ge- tisch für viele ihrer Leidensgenossen: Zwar hatte schichte nahm ihren Lauf: In Portugal gab es 1974 sie Kisten mit ihrem Hausrat packen können, die die friedliche Nelkenrevolution, welche aber auch per Schiff nach Portugal kommen sollten, jedoch die kämpferische Ablösung der afrikanischen Ko- traf davon niemals etwas hier ein! (Derlei Dinge lonien zur Folge hatte. Eine über fünfhundertjäh- wurden stattdessen damals einfach nach Kuba rige Zeit der Portugiesen in Afrika ging zu Ende. verschifft!) Somit war die einzige Habe meiner Schwester mit Mann und vier Kindern pro Person Es mussten jetzt diejenigen aus Angola fliehen, die nur ein Koffer. (Ich glaube, bis heute hat sie dieses sich nicht zur neuen kommunistischen Regierung Trauma nicht überwunden.) zugehörig fühlten. Daraus entstand der Begriff der Retornados. Dazu zählten Portugiesen aller Meine Eltern hatten sich in dieser unruhigen Zeit Hautfarben, die sich dann innerhalb weniger Jah- in Porto aufgehalten. Nie wieder kehrten sie nach re schweren Herzens – und immer mit Sehnsucht Angola zurück und all ihre/unsere Besitztümer nach der alten Heimat – in Portugal integrierten. waren für immer verloren… [ A. Cruz, Porto ] DER BOTE AUS LISSABON 11
FLUCHT UND VERTREIBUNG BUCHVORSTELLUNGEN 2 Gott ist nicht Flucht. Eine schüchtern Menschheitsgeschichte (Aufbauverlag 2017) (Siedler Verlag, München 2020) Olga Grjasnowa Andreas Kossert D W ie syrische Revolution bricht aus. Die Prota- er flieht, der verliert Hab und Gut und gonistin Amal befindet sich am Beginn ihrer das soziale Netzwerk. Wer fliehen muss, Karriere als Schauspielerin und träumt von verliert außerdem die Kontrolle über kommendem Ruhm, zumal ihr Vater gute das eigene Leben und erfährt Entwur- Verbindungen bis in höchste Regierungskreise hat. zelung und den Verlust von Heimat und Identität. Zwei Jahre später treibt sie im Ozean: Das Schiff, mit Alle Flüchtlinge machen diese traumatisierenden dem sie nach Europa geschmuggelt werden will, ist Erfahrungen. Der Neuanfang ist schwierig, denn ein Schrotthaufen und geht unter. Amal rettet dabei die Einheimischen haben Vorurteile und ihre Vor- ein Baby, dessen Mutter ertrinkt, und kümmert sich behalte, vielleicht auch aus der Furcht gespeist, fortan um das Kind. selbst einmal alles verlieren zu können wie die Ge- flohenen. Der Historiker Andreas Kossert lässt die Der zweite Protagonist heißt Hammoudi. Er ist Arzt Flüchtenden zu Wort kommen. Er berichtet von ih- in Paris und hat eine Stelle im besten Krankenhaus ren Geschichten, die von der Vormoderne bis in die von Paris. Er muss nach Damaskus, um seinen Pass Gegenwart reichen, und zeigt, dass Flüchtlinge, ob verlängern zu lassen, wobei er in die revolutionären sie aus Ostpreußen, Syrien, Burma oder der Ukraine Auseinandersetzungen gerät. Im Untergrund versorgt fliehen, in ihrer Ohnmacht doch die Weltgeschich- er mit minimalen Mitteln Verletzte des Bürgerkrieges, te bewegen. Dabei verbindet er historische Quellen gerät dabei zwischen die verschiedenen rivalisieren- und berührende literarische Zeugnisse von Betrof- den Bürgerkriegsparteien, kann aber im letzten Mo- fenen. Empathie, Stilgefühl und ein unaufgeregter ment fliehen. Irgendwann hockt er mit hundert ande- Blick auf die aktuellen Debatten rund um Aus- und ren Flüchtenden auf einem winzigen Schlauchboot, Einwanderung zeichnen sein Buch aus. hoffend auf Lesbos anzukommen. Andreas Kossert, geboren 1970, studierte Geschich- In Berlin sehen sich Amal und Hammoudi wieder – te, Slawistik und Politik. Er arbeitete am Deutschen zwei Menschen, die alles verloren haben und nun von Historischen Institut in Warschau und lebt heute in vorn anfangen müssen. Berlin. Wer sein Buch liest, dessen Einstellung und Verhalten gegenüber Flüchtenden wird sich verän- Olga Grjasnowas Roman ist eine Schilderung des syri- dern. schen Bürgerkrieges. Es liest sich heute, 5 Jahre nach [ Stephan Lorenz ] dem Erscheinen, wie eine Blaupause des Krieges, den wir gerade in der Ukraine erleben: Butcha, Mariupol. Die Logik der Gewalt und des Tötens ist unerträglich. Ein erschütterndes Dokument unserer Zeit. 12 DER BOTE AUS LISSABON
LIEBLINGSLIED E hrlich gesagt, gibt es für mich das eine Lieb- milder Liebeshort“) erschien aber nach dem 2. Welt- lingslied nicht. So viele Lieder sind es, die krieg als wenig passend, und so schrieb Jan Noo- mich berühren, mich seit langer Zeit oder ter ein neues Friedenslied: „Geef vrede, Heer, geef auch noch nicht so lange begleiten. Lieder, die ich vrede.“ Als eine Magdeburger Gemeinde dieses Lied begeistert mitsinge, deren Melodie mich mitreißt Anfang der 1980er Jahre gemeinsam mit ihrer hol- oder deren Text mich ganz persönlich anspricht. ländischen Partnergemeinde singen wollte, wurde In den letzten Monaten sind mir mehrere Friedens- eine deutsche Fassung benötigt. Geprägt durch die lieder wieder besonders wichtig geworden. Unter Friedensbewegung in der DDR kam hierbei die deut- anderem das Lied, das wir unter der Nummer 430 liche Wendung „Recht wird durch Macht entschie- in unserem Gesangbuch finden: Gib Frieden, Herr, den“ in die erste Strophe – und hat Gott sei Dank die gib Frieden. Schon die drängende Bitte, die gleich Zensur überlebt. Verfasser der deutschen Version ist zwei Mal ausgesprochen wird – Gib Frieden! – trifft der Pfarrer Jürgen Henkys. Gesungen wird das Lied genau die Gedanken, die sich seit Ausbruch des mit den klaren Worten, die heute aktueller denn je Krieges in der Ukraine in meinem Kopf im Kreise erscheinen, auf die altbekannte Melodie des Liedes drehen. Mir selbst sind ja die Hände gebunden, ich „Befiehl du deine Wege“ (EG 361). kann den Krieg nicht beenden – aber Gott kann! Gib Trotzig und gegen alle Aussichtslosigkeit möchte Frieden, Gott! „Wir rufen: Herr, wie lange? Hilf uns, ich dieses und andere Friedenslieder genau in die- die friedlos sind.“ So endet die erste Strophe. ser Zeit singen. Singen gegen den Lärm von Rake- Dieses Lied mit seinem aktuellen Text geht auf ein ten und Bomben. Singen als ein Gebet, das Gott in altes Friedensgedicht von Ernst Moritz Arndt zurück, den Ohren klingelt. Singen gegen alle Aussichtslo- das mit den selben Worten beginnt. Auf der Suche sigkeit, singen für den Frieden. Lasst uns Gott an- nach neuen Liedern für den Frieden hat der hollän- flehen und gemeinsam singen: „Gib Mut zum Hän- dische Mennonitenpfarrer Jan Nooter dieses Ge- dereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus dicht entdeckt. Die ursprünglich sehr spiritualisierte uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.“ [ Christina Auffassung des Friedens durch Jesus Christus („Du Gelhaar, Lissabon ] DER BOTE AUS LISSABON 13
UNSERE GOTTESDIENSTE LISSABON PORTO ALGARVE MADEIRA Jeden Sonntag um 11 Uhr Jeden 2. und 4. Sonntag Jeden Sonntag um 11 Uhr In der Regel an zwei in der Martin-Luther- im Monat um 10.30 Uhr in der Capela de Nossa Sonntagen im Monat Kirche, parallel dazu im Haus der Begegnung Senhora da Encarnação um 16 Uhr in der Igreja Kindergottesdienst (außer Juli/August) in Carvoeiro Presbiteriana So, 5. Juni Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst Pfingsten mit Abendmahl mit Abendmahl So, 12. Juni Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst Trinitatis mit Abendmahl So., 19. Juni Gottesdienst Gottesdienst Gottesdienst 1. So. n. Trinitatis mit Abendmahl Taizé-Gebet Fr, 24. Juni (21 Uhr!) Ökumenischer So, 26. Juni Familiengottesdienst, Gottesdienst, KEIN GOTTESDIENST! 2. So. n. Trinitatis anschl. Sommerfest anschl. Sommerfest So, 3. Juli Gottesdienst Gottesdienst 3. So. n. Trinitatis mit Abendmahl mit Abendmahl So, 10. Juli Mirjam-Gottesdienst Gottesdienst 4. So. n. Trinitatis So, 17. Juli Gottesdienst 5. So. n. Trinitatis So, 24. Juli Gottesdienst KEIN GOTTESDIENST! Gottesdienst 6. So. n. Trinitatis mit Abendmahl So, 31. Juli Gottesdienst 7. So. n. Trinitatis SOMMERPAUSE! So, 7. August Gottesdienst KEIN GOTTESDIENST! 8. So. n. Trinitatis mit Abendmahl So, 14. August Gottesdienst 9. So. n. Trinitatis Gottesdienste nach Vereinbarung So, 21. August Gottesdienst KEIN GOTTESDIENST! 10. So. n. Trinitatis mit Abendmahl So, 28. August Gottesdienst 11. So. n. Trinitatis So, 5. September Gottesdienst Gottesdienst 12. So. n. Trinitatis mit Abendmahl mit Abendmahl Ca. einmal im Monat stellt die Bartholomäusbrüderschaft einen Fahr- dienst zum Gottesdienst in der evangelischen und katholischen Kirche in Lissabon an der Linha de Cascais bereit. Wer diesen Fahrdienst gerne nutzen möchte, meldet sich bitte bis zum Donnerstag vor dem jeweili- gen Gottesdienst bei Frau da Câmara an (Tel: 914 429 370). Hinweis: Die Angaben auf dem Gottesdienstplan können sich evtl. noch ändern. Bitte be- achten Sie in jedem Fall die aktuellen Hinweise der Gemeinden auf der jeweiligen Homepage: www.dekl.org (Lissabon), https://dekporto.blogspot.com/ (Porto), www.deka-algarve.com (Algarve), www.dekmadeira.de (Madeira), sowie wei- tere Informationskanäle der Gemeinden wie Newsletter oder die WhatsApp- Nachrichten-Gruppe. 14 DER BOTE AUS LISSABON
VERANSTALTUNGEN LISSABON VERANSTALTUNGEN RegenbogenTreff Sa, 04.06.2022 16 Uhr Konfi-Tag: Was Am Sonntag, 26. Juni 2022, feiern wir Achtung: Bitte beachten Sie kurzfristige Ihr wollt! um 10.30 Uhr alle zusammen einen Fa- Terminänderungen und weitere Angebo- So, 05.06.2022 11 Uhr zweisprachiger miliengottesdienst mit Jung & Alt. Das te auf unserer Webseite unter www.dekl. Gottesdienst zu Pfingsten mit dem 40-jäh- anschließende Sommerfest ist seit Jahren org. Aktuelle Informationen erhalten Sie rigen Dienstjubiläum von Dona Elsa, an- ein Highlight im Gemeindeleben und für auch in unserem Newsletter oder in der schließend Empfang – herzhafte und süße die Kinder gibt es wieder ein buntes Spiel- DEKL-WhatsApp-Gruppe. Senden Sie uns Spenden für das Buffet erbeten, mit Fahr- programm im Garten. eine Mail an info@dekl.org, wenn Sie die- dienst sen Dienst beziehen möchten. Do, 09.06.2022 19 Uhr Literaturkreis Veranstaltungen und besondere Sa, 11.06.2022 Gemeindeausflug nach Gottesdienste REGELMÄSSIGE TERMINE Entroncamento und Tomar – s. S. 22 Di, 14.06.2022 14.30 Uhr Frauen-Bibel-Kreis Gottesdienst Di, 14.06.2022 18.30 Uhr GKR-Sitzung So, 26.06.2022 10.30 Uhr Jeden Sonntag um 11 Uhr in der Martin- Mi, 15.06.2022 20 Uhr Redaktionssit- Familiengottesdienst mit Pfarrerin Ange- Luther-Kirche. Im Juli und August fallen zung Bote (online) lika Richter und dem RegenbogenTeam – einzelne Gottesdienste aus – bitte den Got- Di, 21.06.2022 20 Uhr Bibelteilen on- herzliche Einladung an alle Familien mit tesdienstplan beachten! line Kindern! Fr, 24.06.2022 19 Uhr Männer unter Anschließend Sommerfest im Garten Kindergottesdienst sich Di, 28.06.2022 14.30 Uhr Frauen-Bibel-Kreis Jeden Sonntag um 11 Uhr (nicht im Juli Fr, 24.06.2022 21 Uhr Taizé-Gebet in und August). Beginn in der Kirche mit unserer Kirche ALGARVE den Großen, dann *nur für Kinder* im So, 26.06.2022 11 Uhr Ökumenischer Gemeindehaus. Nach dem Gottesdienst Gottesdienst, anschließend Sommer- Gottesdienste treffen sich Kinder und Erwachsene beim fest im Kirchgarten – herzhafte und süße Jeden Sonntag um 11 Uhr in der Kapelle in Kirchencafé wieder. Spenden für das Buffet erbeten, mit Fahr- Carvoeiro. Am ersten und dritten Sonntag mit dienst Abendmahl. Im Juli und August findet der Chor JubiLis Mi, 29.06.2022 10.30 Uhr Frühstücks- Gottesdienst nur an jedem 2. Sonntag statt. Proben immer mittwochs, 19-20.30 Uhr kreis – Ausflug ins Museu do Dinheiro zu im Gemeindehaus (außer Ferien/Feierta- der Muralha de Dom Diniz Kirchenchor ge). Neue Sängerinnen und Sänger sind Di, 05.07.2022 18 Uhr Vorbereitung In der Regel am 2. und 4. Donnerstag im stets willkommen und können gerne da- Mirjam-Gottesdienst im Kirchgarten mit Monat um 18.30 Uhr in der Kapelle in Car- zukommen! gemeinsamem Abendessen voeiro – nicht im Juli und August. So, 10.07.2022 11 Uhr Mirjam-Gottes- Sprechstunde der Pfarrerin dienst: Abigajil – Initiative ergreifen Gesprächskreis Donnerstags 16.30-17.30 Uhr (nicht im Di, 12.07.2022 20 Uhr Bibelteilen im In der Regel am ersten und dritten Donners- Juli und August) – weitere Gesprächster- Gemeindehaus tag im Monat um 15.30 Uhr im Pfarrhaus in mine nach Vereinbarung Sesmarias, Lote 84 – nicht im Juli und August. PORTO Taizé-Gebet Bitte beachten Sie die aktuellen Informa- In der Regel am dritten Freitag im Monat Gottesdienste tionen auf unserer Website: https://www. um 19 Uhr wechselweise in der Martin- In der Regel am 2. und am 4. Sonntag im deka-algarve.com Luther-Kirche und in der katholischen Monat um 10.30 Uhr im Haus der Begeg- Kirche Nossa Senhora das Dores (nicht nung – nicht im Juli und August! MADEIRA im Juli und August). Nächster Termin: 24. Juni in unserer Kirche. Frauen-Bibel-Kreis So, 05.06.2022 16 Uhr Gottesdienst In der Regel zwei Mal im Monat an einem So, 19.06.2022 16 Uhr Gottesdienst Frühstückskreis Dienstagnachmittag um 14.30 Uhr im Ge- So, 03.07.2022 16 Uhr Gottesdienst In der Regel am letzten Donnerstag im meindezentrum. So, 24.07.2022 16 Uhr Gottesdienst Monat, 10.30-12.30 Uhr, in der Kirche Nächster Termin: 14. Juni Im August und September finden Gottes- oder im Kirchgarten. Nächster Termin dienste nur nach Vereinbarung statt, sie- ausnahmsweise am Mittwoch, 29. Juni. he hierzu auf der Homepage www.dekma- deira.de. Bibelteilen Einmal im Monat an einem Dienstag- abend um 20 Uhr im Gemeindehaus oder online. Nächster Termin: Dienstag, 21. Juni online. Männer unter sich Am letzten Freitag im Monat um 19 Uhr im Gemeindehaus. Nächster Termin: 24. Juni. Literaturkreis Einmal im Monat an einem Donners- tagabend um 19 Uhr im Gemeindehaus. Nächster Termin: 9. Juni. DER BOTE AUS LISSABON 15
ALGARVE AKTIONEN FÜR FLÜCHTLINGE Und wenn sich ein Fremdling bei dir aufhält in eurem Land, so sollt ihr ihn nicht bedrücken. Wie einer in eurem Volk Geborener soll euch der Fremdling sein, der sich bei euch aufhält, und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn Fremdlinge wart ihr im Land Ägypten; ich bin der Ewige, euer Gott (3. Mose, 19,33.34) D ie Bibel ist voller Fluchtgeschichten. Von der Schließlich veranstaltete die Gemeinde am 26. April Vertreibung aus dem Paradies, der Migrati- auf der Quinta des Ehepaars Diechtierow ein Charity- on Abrahams, der Flucht Jakobs vor seinem Konzert mit einer Band, Chören und einem bekann- Bruder, der Flucht Israels aus Ägypten über ten Akkordeonspieler aus der Gegend. Der Erlös geht das babylonische Exil bis zur Flucht der Eltern Jesu an unsere Projekte. nach Ägypten. Menschen sind von Anfang an auf der Flucht. Der Krieg in der Ukraine zwingt Menschen dazu, sich in Sicherheit zu bringen. Alles hinter sich zu lassen. Nur das Nötigste zusammengerafft. Meis- tens sind es Frauen und Kinder. Sie kommen auch nach Portugal. Zu uns. Viele kommen bei Verwand- ten unter, denn im Algarve lebt schon länger eine gro- ße ukrainische Gemeinde. Auch viele Menschen aus Russland leben hier. Nicht alle haben das Glück, eine Anlaufstation zu haben. Die Deutschsprachige ev.- luth. Gemeinde im Algarve (DEKA) will helfen. Mit drei Aktionen tun wir das. Zum einen unterstützen wir das Projekt des Restaurants ‚Taste‘ in Carvoeiro. Nicola und ihr Mann Cyprian Silvasan helfen 9 ukra- inischen Frauen und deren Kindern mit einer Woh- nung und Unterhalt. Sie haben ein Charity-Essen Wir alle wünschen uns das baldige Ende des schreck- veranstaltet, bei dem über 1000€ zusammengekom- lichen Zerstörens und Mordens. Vor allen Dingen für men sind. Unsere Kirchengemeinde hat spontan die die Flüchtlinge. Sie wollen doch bald ihre Männer Kollekte eines Sonntags von über 300 € diesem Pro- und Söhne in einer befreiten Ukraine wieder in die jekt gewidmet. Arme schließen. Als Millionen Vertriebene mit wenig Gepäck und lastender Erinnerung im restlichen Vaterland zwangseinquartiert wurden, riefen viele Heimische, die sich durch Zuzug beengt sahen: Geht hin, wo ihr hergekommen seid! Aber sie blieben, und eingeübt blieb der Ruf: Haut endlich ab! Bald galt er Fremden, Darüber hinaus hat ein Ehepaar aus der Gemeinde dem KGR den Vorschlag gemacht, eine Familie für die später, noch später ein Jahr zu unterstützen. Das Ehepaar zahlt 90%, von weither gereist kamen die Gemeinde 10%. Wir brauchten nicht lange zu und unverständlich sprachen; überlegen. So unterstützen wir eine Mutter, die mit sie blieben gleichfalls ihren zwei Kindern, einem Jungen von 7 Jahren und und vermehrten sich sesshaft. einem Mädchen von einem Jahr, in Paderne unterge- kommen sind. Erst als die immer schon Heimischen sich fremd genug waren, begannen auch sie in all den Fremden, die mühsam gelernt hatten, ihr Fremdsein zu ertragen, sich selbst zu erkennen und mit ihnen zu leben. (Günter Grass, Vonne Endlichkait, 2015) DER BOTE AUS LISSABON 17
MADEIRA GEMEINDEVERSAMMLUNG AUF MADEIRA D ie Gemeindeversammlung musste in diesem Jahr digital stattfinden. Bei ei- ner 7-Tage-Inzidenz von Corona-Infi- zierten über 1200 auf Madeira wagte der Gemeindekirchenrat es nicht, die Versammlung in Präsenz zu gestalten. Doch in den letzten zwei Jahren hat keine Gemeindeversammlung mehr stattgefunden und der amtierende Gemeindekir- chenrat war ebenso lange bloß kommissarisch tätig. In dieser Situation erwiesen sich die Aus- landspfarrerin und die Vorsitzende aus Lissa- bon als wahrhaft „mütterlich“, wie es der Begriff „Muttergemeinde“ nahelegt: Im Umgang mit der digitalen Technik schon wahre Profis, gaben sie den Neulingen auf Madeira jede Hilfe. Und sie- he da: Was vorher so schwierig erschien, klapp- te wie am Schnürchen. Die Pfarrerin berichtete über die veränderte Arbeit während der Pande- mie, in der es zwar unmöglich war, Menschen im Krankenhaus und privat zu besuchen, in der aber Telefon, Mails und die gute alte Post halfen, die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Schatzmeisterin Petra Steglich berichtete von sinkenden Einnahmen während der Pandemie: Viel weniger Gottesdienste bringen auch weniger Kollekten und eine ganze Reihe von Mitgliedern der Dozentin an der Universität von Madeira, wo ich Gemeinde hatte im zweiten Pandemiejahr die Zah- Portugiesisch und portugiesische Geschichte stu- lung des Mitgliedsbeitrages offenbar „vergessen“. diert habe (Master) und 2006 in Germanistik und Aber eine große Spende von Trauergästen anläss- Kulturwissenschaft promoviert wurde. lich der Beerdigung von Gründungsmitglied Arnd Die Arbeit im Gemeindekirchenrat der Deutsch- Oelsner ermöglichte es, dass die Gemeinde den- sprachigen Evangelischen Kirche Madeira macht noch Menschen in Not auf Madeira helfen konnte. mir große Freude und gibt mir Gelegenheit, mit Die Caritas, die Tafel und eine große Suppenküche Schrift, Stimme und Tat zum Lobe konnten regelmäßig finanziell unterstützt werden. Gottes und seiner Schöpfung bei- Im neuen Gemeindekirchenrat sind Ilse Everlien zutragen. Berardo als Pfarrerin und auch die drei Mitglieder aus dem vorherigen Rat vertreten, dazu gibt es ein neues Gesicht: Joachim Bodschwinna. Joachim Bodschwinna [ Stefanie Seimetz ] Den Hamburger Jung hat es von der Elbe über die Spree an die DER NEUE GEMEINDEKIR- Limmat in der Schweiz geführt. CHENRAT STELLT SICH VOR Hier lebe ich mit meiner Familie, Ehefrau und den vier erwachsenen Kindern zwi- Anne Martina Emonts schen 21 und 29 Jahren, seit mehr als 25 Jahren. In Zürich war ich bis Mitte letzten Jahres bei einer Ich bin Katholikin, stamme aus Aa- Bank beschäftigt. Für die Zukunft plane ich deut- chen, denke ökumenisch, halte viel lich mehr Zeit auf Madeira zu verbringen als in der vom interreligiösen Dialog und Vergangenheit, um mich noch aktiver in die Pro- schaue in jeder Lebenslage auf das, jekte der Kirchgemeinde einbringen zu können. was uns eint. In unserer Heimatgemeinde in der Schweiz waren Nach dem Studium von Germanistik wir als Familie in die Aktivitäten der Kirche ein- und katholischer Theologie für das Lehr- gebunden. Hierzu zählten neben der Organisation amt war ich Lektorin in einem Verlag, Lei- von Freizeitveranstaltungen und der Betreuung tende Redakteurin der Kirchenzeitung Bonn/Sieg- der Schulkinder beim Mittagstisch auch die Unter- burg und ging dann der Liebe wegen nach Madeira, stützung des Pfarrers bei seiner Arbeit. wo ich seit 1986 gern lebe. Ich arbeite seit 1990 als Meine Reiseleidenschaft hat mich bereits Anfang 18 DER BOTE AUS LISSABON
MADEIRA wir im Westen der Insel in ländlicher Umge- bung mit Blick auf den Atlantik. Ilse Everlien Berardo Dankenswerterweise bin ich das geworden, was ich schon als Gymnasiastin 1971 im südniedersächsi- schen Einbeck werden woll- te: Pastorin. Nur war mir damals der berufli- che Weg, der viel mit Berufung zu tun hat, noch verborgen. Nach meinem Studium der Evangelischen Theo- logie in Marburg und Göttingen entschied ich mich vor 41 Jahren zuerst für die Familie und das auf Madeira. Vielleicht gehöre ich ja zu den Menschen, die viele Dinge nicht zur selben Zeit beginnen können. Mein Mann Jorge, auf Ma- deira geboren, und ich sind Eltern einer Tochter und zweier Söhne. Die kirchlichen Aufgaben sind mir im Laufe der vergangenen 35 Jahre von engagierten Christen, wie z.B. Gemeindegründer Arnd Oelsner, anver- der 1990er Jahre nach Madeira geführt. 2015 ha- traut worden. ben wir uns für eine Wohnung auf Madeira ent- Ich liebe die Kirche in ihrer lebendigen Vielfalt. Da- schieden und genießen seitdem das Klima und bei bin ich immer interessiert, Neues über Glauben die entschleunigende Atmosphäre auf der Insel. und Leben hinzuzulernen und dieses im Gottes- Schnell haben wir auch den Anschluss an die evan- dienst und sozialem Wirken weiterzugeben. Mein gelische Gemeinde in Funchal gefunden. Herzblut habe ich in der Ökumene entdeckt. Auf Ich freue mich, den Gemeindekirchenrat zu unter- diesem Weg der christlichen Verbundenheit möch- stützen und mit meinen Ideen das Gemeindeleben te ich mit unserer Gemeinde weitergehen. zu bereichern. Insbesondere schätze ich die Zu- sammenkünfte, die hoffentlich in die- sem Jahr trotz Corona wieder mög- Stefanie Seimetz lich sein werden. Dass es auf Madeira eine deutschsprachige evangeli- Petra Steglich sche Kirchengemeinde gibt, ist für mich ein richtiges Ge- Als ich vor zehn Jahren in den Ge- schenk. Ich brauche die ande- meindekirchenrat Madeira gewählt ren, mit denen zusammen ich wurde, wurde mir das Amt der Schatz- beten, das Abendmahl feiern, mich meisterin übertragen. Grundlage für die austauschen kann. Gottesdienst zu feiern gehört Wahl war meine über 30jährige Tätigkeit als Lei- schon lange zu meinem Leben dazu. Als Schulkind terin der Buchhaltung in einem mittelständischen in Bochum besuchte ich mit meinem Bruder den Unternehmen in Freiburg. Mit Zahlen zu arbeiten Kindergottesdienst, später traf ich am Sonntag- macht mir Freude. morgen die Jugendgruppe in der Kirche, nach dem Die Erstellung und zeitnahe Aktualisierung un- Theologiestudium und dem Vikariat wurde ich als serer Homepage ist eine kreative Aufgabe, die ich „Springerin“ in vielen Gemeinden „meiner“ Stadt gern übernommen habe. Der Umgang mit den eingesetzt. Geradezu ein Wunder, dass es so fern neuen Medien, z.B. Gemeindeinformationen oder dieser Heimat wieder Gottesdienst in meiner Mut- Videokonferenzen, gehören ebenso zu meinen Auf- tersprache gibt, mit Menschen, die ebenso wie ich gaben in der Gemeinde wie auch die Ausstattung von weit her kommen, äußerlich wie innerlich, und vom Kirchenkaffee zu besonderen Anlässen. hier zu einer Gemeinde zusammenfinden. Kein Mit meinem Mann und unseren zwei Katzen leben Wunder, dass ich hier mitarbeiten möchte! DER BOTE AUS LISSABON 19
PORTO Wer leitet die Geschicke der Gemeinde in Porto? E nde März 2022 gab es Wahlen bei uns in Porto: Turnusmäßig wählten die Mitglieder der Deutschen Ev. Kirchengemeinde Porto ihren Gemeindekirchenrat, der für die nächsten 4 Jahre die Geschicke der Gemeinde leiten wird. Drei Mitglieder des Vorstandes wurden in ihrem Amt bestätigt, Ruth Gomes und Werner Englert wurden neu in den Vorstand gewählt, beide allerdings nicht zum ersten Mal! Damit besteht der Vorstand aus den folgenden 5 gewählten Mitgliedern; satzungsgemäß gesellt sich unsere Pfarrerin Angelika Richter hinzu: Susanne Rösch – 1. Vorsitzende Werner Englert – 2. Vorsitzender Beate von Rohden Guimarães – Schatzmeisterin Claudia Beate Essert – Beisitzerin Ruth Gomes – Beisitzerin Sehr erfreulich war die Wahlbeteiligung von über 70%! Im Mai begibt sich der neue Vorstand gleich in eine Klausurtagung, denn es sind keine geringen Herausforderungen, die auf die neue Führungsriege warten: die Instandhaltung und Finanzierung des Gemeindezentrums, der Mitgliederschwund und Nachwuchs für die Gemeinde – das sind seit Jahren schon die Hauptthemen, die unseren Gemeindekirchenrat umtreiben. Wir wünschen gutes Gelingen und bedanken uns bei allen für ihr ehrenamtliches Engagement! Ein ganz besonderer Dank gilt auch den ausscheidenden Mitgliedern Johannes Rückert, der sich jahrelang als zweiter Vorsitzender im Gemeindekirchenrat verdient gemacht hat, und Marianne Wedel. [ Tanja Mutert Barros ] 20 DER BOTE AUS LISSABON
PORTO EINLADUNG ZUM FAMILIENGOTTESDIENST MIT SOMMERFEST AM 26. JUNI 2022 IN PORTO E nde Juni ist es wieder so weit: Wir feiern richtig zu schätzen wissen! Für die Kinder gibt es mit Jung & Alt einen Familiengottesdienst ein buntes Spieleprogramm im Garten und unser und laden anschließend zum Sommerfest Schwungtuch (Foto oben) wird auch wieder ausge- der Gemeinde ein! packt – versprochen. Am Sonntag, 26. Juni 2022, feiern wir um 10.30 Uhr alle zusammen einen Familiengottesdienst, Das Sommerfest ist ein hervorragender Anlass, denn der RegenbogenTreff, unser Kinderpro- gemütlich zusammen zu sitzen, das Gemeinde- gramm in Porto, findet diesmal im großen Gemein- jahr Revue passieren zu lassen und uns von allen desaal statt. Pfarrerin Angelika Richter wird uns in Ruhe vor der Sommerpause zu verabschieden. gewohnt umsichtig durch die – diesmal kindge- Diesmal wird der Abschied von Pfarrerin Angeli- rechte – Liturgie führen. ka Richter und ihrem Ehemann Gerd zum Glück wieder leichtfallen: Erfreulicherweise bleibt uns Das anschließende Sommerfest ist seit Jahren ein unsere Pfarrerin ein weiteres Jahr erhalten, denn Highlight im Gemeindeleben und eindeutig der Angelika Richter hat ihren neuen Einsatz von Sep- Moment, an dem alle Gemeindemitglieder und tember 2022 bis Juni 2023 bereits zugesagt. Gäste unsere große Terrasse und den Garten so [ Tanja Mutert Barros ] Ruheoase • Rückzugsort • Liebesnest • Pilgerstation • Geheimtipp in Porto! Ferienwohnung für 2-4 Personen in Porto Porto ist immer eine Reise wert. Und unsere Ferien- • 40 qm Grundfläche wohnung für 2-4 Personen ein absoluter Geheimtipp! • Wohnzimmer mit Essbereich Die gemütliche Wohnung ist ruhig gelegen im Ge- • Voll ausgestattete Küchenzeile meindehaus der Deutschen Evangelischen Gemeinde • 2-Bettzimmer (+ ausziehbares Schlafsofa im Porto. Von hier aus gelangen Sie mit öffentlichen Wohnbereich) Verkehrsmitteln bequem an die Atlantikstrände und in • Badezimmer (Dusche, WC, Waschmaschine) die pittoreske Innenstadt Portos. • Sonnenterrasse und Gartennutzung Ihre Anfragen oder Reservierungswünsche senden Sie gerne per Mail an evangelische.gemeinde.porto@gmail.com DER BOTE AUS LISSABON 21
LISSABON EINLADUNG ZUM GEMEINDEAUSFLUG DER DEKL NACH ENTRONCAMENTO UND TOMAR AM 11. JUNI 2022 Viele haben schon danach gefragt: Nun wollen wir endlich nach einer langen Durststrecke am 11. Juni unseren nächsten Gemeindeaus- flug machen. W ir werden dieses Mal wieder mit der Ei- der Zeit Phillips I. (Ende des XVI. Jahrhunderts), der senbahn reisen. Unser erstes Ziel ist das Kloster mit Wasser versorgte. Entroncamento, das sicherlich vielen als Eisenbahnknotenpunkt bekannt Abfahrt: Gegen 8 Uhr (genaue Uhrzeit – auch der ist. In einem Reiseblog stieß ich auf folgende Fra- Rückreise – wird noch bekanntgegeben) am Bahn- ge: „Ist Entroncamento einen Tagesausflug wert? hof Santa Apolónia. Das Eisenbahnmuseum auf jeden Fall.“ Es ist eines der jüngsten Museen Portugals, ein hochmodernes Preis: 67,50 € (Fahrt, Führungen, Eintritte, kompl. Museum, das in seiner jetzigen Form im Mai 2015 Mittagessen – inkl. Getränke) eingeweiht wurde. Es handelt sich um eine der be- deutensten europäischen Sammlungen auf dem Anmeldung: bis spätestens 6. Juni 2022 im Ge- Gebiet der Eisenbahngeschichte, die in Portugal vor meindesekretariat (Tel: 217 260 976) oder per E-Mail rund 160 Jahren begann. Ein Erlebnis für die ganze (info@dekl.org) mit Angabe der Handy-Nummer Familie. und des Geburtsjahres (wegen evtl. Ermäßigung bei Unser Endziel ist die Stadt Tomar, einst Sitz des den Eintrittskarten) Templerordens, eine Stadt, die für mich immer wie- der neu, immer wieder interessant ist. Das Kloster Bitte den genannten Betrag bis spätestens 6. Juni Convento de Cristo ist eines der bedeutendtesten 2022 entrichten (in bar, per Scheck oder durch Über- Renaissance-Werke Portugals. Ein bemerkenswer- weisung auf das Konto der Kirchengemeinde (Kon- tes Bauwerk ist auch der etwa 6 km lange Aqueduto todaten s. S. 26). [ Hannelore Correia ] de Pegões oder Aqueduto do Convento de Cristo aus 22 DER BOTE AUS LISSABON
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