JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz

Die Seite wird erstellt Johannes Büttner
 
WEITER LESEN
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
JOHANNES-GEMEINDE
                                            Ev. Johannes-Kirchengemeinde
                                                        Berlin-Lichterfelde

Nr. 7/8 | Juli/August 2021   Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz   www.ev-johannes.de
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
Du bist ja groß geworden, na, Du kommst doch sicher in die Schule!
Der erste Schultag – ein besonderer Tag für Sie und für Ihr
Kind! Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, und wir freuen
uns mit Ihnen. Ihr Kind ist wahrscheinlich voller Vorfreude
und aufgeregt dazu. Und Sie als Eltern? Auch ein wenig
aufgeregt vor dem Tag und dem neuen Alltag? Vielleicht
empfinden Sie auch ein wenig Wehmut: Die Kindergarten-
zeit ist vorbei. Sie lassen Ihr Kind wieder ein Stück mehr
los in eine neue Welt hinein.

Im Einschulungsgottesdienst am 13. August um 18 Uhr
in der Johanneskirche bringen wir diese Gedanken vor
Gott. Und feiern mit und für unsere Erstklässler einen        Wir, das sind: Religionslehrende der Athene- und Clemens-
kindgerechten Gottesdienst. Wir beten und empfangen           Brentano-Grundschule, Erzieherinnen der Johannes-Kita,
den Segen Gottes.                                             die Kantorin und die Pfarrerinnen der Johannes- und der
Liebe Eltern, es erleichtert die Planung, wenn Sie kurz       Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde.
schreiben, mit wie vielen Personen Sie kommen.                                       Für die Johannes-Kirchengemeinde:
(klehmet@ev-johannes.de)                                                                     Ihre Pfarrerin Ulrike Klehmet

Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin
Begonnen hatte es mit den „Hygienedemos“ zu Beginn            In einer Online-Veranstaltung am Mittwoch, den
der Corona-Pandemie. Seit letztem Sommer gab es dann          18. August 2021 von 18 bis 19.30 Uhr informiert der
immer mehr „Querdenker“-Demos, an denen sich bekannte         Projektkoordinator von Berlin gegen Nazis dazu. Herr
Rechtsextremisten und viele weitere Gruppen und Per-          Mätschke-Gabel vom Bündnis für ein weltoffenes und
sonen mit verschwörungsideologischen Statements               tolerantes Berlin und eine Verantwortliche der Berliner
beteiligten. Nun mobilisieren auch kleinere Ableger des       Registerstelle zur Erfassung rechtsextremer und diskrimi-
Querdenken-Spektrums zu Kundgebungen und Demons-              nierender Vorfälle stehen ebenfalls für Informationen und
trationen in verschiedenen Berliner Bezirken – auch in        anschließende Fragen und Diskussionen bereit.
Steglitz-Zehlendorf. Für Anfang und Ende August sind
bereits mehrere große Demonstrationen angemeldet.             Die Veranstaltung wird von den Ev. Kirchenkreisen
                                                              Charlottenburg/Wilmersdorf und Steglitz angeboten.
Welche Personen und Inhalte stecken hinter diesen
geplanten Demonstrationen? Und welche Möglichkeiten           Bitte melden Sie sich dazu an unter:
gibt es, ihnen nicht den öffentlichen Raum zu überlassen?     integration@kirchenkreis-steglitz.de

    MITMACHEN!
    Wir danken denen, die auch ein kleineres Gemeindeleben in der Pandemie möglich gemacht haben,
    ermuntern sie weiter zu machen und andere uns einfach kennen zu lernen. Kommen Sie vorbei.
    MITMACHEN und gemeinsames Leben in Lichterfelde gestalten. Auf geht’s!
    Sonntag, 15. August 11 Uhr Gottesdienst in der Johanneskirche
    Anschließend kleiner Schmaus und Improvisationstheater

Bericht aus dem Gemeindekirchenrat
Die Andacht zu Beginn der Sitzung des GKR am 25. Mai          zwei der kircheneigenen Häuser.
2021 hielt Elke Holthausen-Dux mit einem Text über das        Die diesjährige Familienfreizeit in Hirschluch ist vom 27.
Staunen.                                                      bis 29. August 2021 geplant, am selben Wochenende soll
Es waren einige Beschlüsse, die bereits im April im           auch die Teamerfahrt stattfinden. Mehrere Jugendliche
Umlaufverfahren verabschiedet worden waren, noch              werden zum Jugendleiterseminar 2021 beim Kirchenkreis
einmal formal zu bestätigen. Diese betrafen Vergütungs-       Steglitz angemeldet und erhalten dafür einen Zuschuss.
und Arbeitszeitregelungen für einzelne Angestellte der
Gemeinde sowie notwendige Sanierungsmaßnahmen in                                              Eva-Maria Baxmann-Krafft

2
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
                                                                                                        1. Korinther 6,2
Zurzeit ist in kirchlichen Kreisen das Wort Aufbruch in aller   Es mag vieles unfreiwillig und herausfordernd gewesen
Munde. Wer aufbricht, der kann hoffen! Der neue Präses          sein, aber es ist geschehen. Wir sind längst aufgebrochen,
unserer Landessynode Harald Geywitz hat unserer Kirche          gerade in der schlimmsten Zeit, als der Radius immer klei-
diesen schönen Satz für die neue Legislaturperiode ins          ner und die Angst immer größer wurde, als alles dicht war,
Stammbuch geschrieben.                                          sogar die Kirchentüren: Wir haben Briefe geschrieben, ein
                                                                Flugzeug fliegen lassen, Gottesdienste per Telefon und
Auf der letzten Steglitzer Kreissynode am 8. Mai 2021           per Zoom gehalten, Konfirmandenunterricht per Konfi-
hörten die Synodalen einen Vortrag von Pröpstin Chris-          App und Jugendarbeit per Instagram organisiert, liebevoll
tina Maria Bammel dazu: Abbruch – Umbruch – Aufbruch            kleine Geschenktüten fürs Krippenspiel zu Hause gepackt.
– Kirche auf neuen Wegen.                                       Hätten Sie gedacht, dass wir in der Kirche so beweglich,
                                                                so spontan, so innovativ sein könnten?
Inspirationshorizont ist das Lied von Klaus-Peter Hertzsch:
Vertraut den neuen Wegen. Geschrieben im September              Jetzt stehen wir vor großen Fragen. Welche Fäden nehmen
1989. Das Lied endet mit diesen Zeilen: Die Tore stehen         wir wieder auf? Was lassen wir los, weil es dem Wandel im
offen, das Land ist hell und weit.                                                       Weg steht? Wie ergreifen wir die
Nahezu prophetische Worte in                                                             Chance, die in diesem unfreiwil-
dieser Zeit, in der der Druck in der                                                     ligen Aufbruch liegt, etwas wirklich
DDR immer größer wurde. Der                                                              Neues zu beginnen?
Wille zum Aufbruch war da, aber
auch die Angst war groß. Heute                                                           In der Theologie des Apostels
wissen wir es besser. Aber im Sep-                                                       Paulus findet sich der Gedanke
tember 1989 war nicht klar, wie                                                          des Kairos, auf Deutsch Zeit,
das enden würde. Eine Revolution,                                                        Zeitpunkt, Augenblick, Gelegen-
die Grenzen und Mauern sprengt                                                           heit. Der Kairos ist eine beson-
ohne einen einzigen Schuss. Ein                                                          ders gefüllte Zeit, in der etwas
Wunder.                                                                                  aufbricht, losgeht, nach Erfüllung
                                                                                         strebt. Ein Zeitfenster, in dem Gott
Der hoffnungsvolle Text des                                                              uns besonders ruft, wirksam wer-
Liedes war neu, die Melodie nicht.                                                       den will.
Sie stammt aus dem 16. Jahrhun-
dert. Genau das ist die Aufgabe,                                                         Im 2. Korintherbrief, Kapitel 5+6
vor der wir Christinnen und Chris-                                                       schreibt Paulus:
ten immer wieder stehen. Neue                                                            5,17: Ist jemand in Christus, so
Texte zu erfinden zu der schönen                                                         ist er eine neue Kreatur, das Alte
alten Glaubensmelodie, die uns                                                           ist vergangen, siehe, Neues ist
geschenkt ist.                                                                           geworden.
                                                                                         6, 2 Denn Gott spricht „Ich habe
Aufbruch ist nicht immer freiwillig.                                                     dich zur Zeit der Gnade erhört und
So ist das auch mit dem Aufbruch                                                         habe dir am Tag des Heils gehol-
in unserer Kirche. Sinkende Mitgliederzahlen seit Jahr-         fen.“ (Jes 49,8) Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe,
zehnten. Die Freiburger Studie spricht von einer Halbie-        jetzt ist der Tag des Heils!
rung der Kirchenmitglieder bis zum Jahr 2060. Unter dem
Druck etwas zu ändern, drehen wir uns immer mehr um             Es ist unsere Aufgabe als Christin, als Christ uns von Gott
uns selbst. Dann auch noch Corona. Wir stehen vor einer         gebrauchen zu lassen, damit Gutes wächst. Was heißt
dreifachen Herausforderung, die Pandemie zu verarbeiten,        das für die Gemeinde? Christina Maria Bammel beschrieb
das Gemeindeleben wieder anzukurbeln und gleichzeitig           das in ihrem Vortrag mit zwei Begriffen: Kirche als Trostge-
den Wandel der Kirche voranzubringen.                           meinschaft und Kirche als Nachbarschaftsort, eine Trost-
                                                                gemeinschaft, die die Schätze ihrer Spiritualität lebt, die
Ich habe im November an einer Zoom-Tagung zum Thema             Zuflucht bietet für die Mühseligen und Beladenen und ein
Kirche und Corona teilgenommen. Die Theologin Sandra            Nachbarschaftsort, der seine Räume und seine Themen
Bils beschrieb mit Hilfe eines Veränderungsmodells aus          teilt und sich über die Kirchengrenzen hinaus mit allen
der Organisationsberatung, dass die Kirche plötzlich auf        Partnern guten Willens verbindet.
eine andere Stufe gesprungen sei. In die Stufe des Expe-
rimentierens und des Wandels. Durch Verbote und Ver-            Ich glaube genau jetzt ist so ein Kairos, von dem Paulus
ordnungen wurde uns die Entscheidung dafür abgenom-             spricht. Die Zeit der Gnade, die Zeit des Heils. Jetzt! Trost,
men. Der Sprung geschah mit einer Wucht, die brutal und         Zuflucht und Nachbarschaft – wie könnte das aussehen in
schmerzhaft war und viel Kraft gefordert hat. Das spüren        Lichterfelde? Was gibt es schon, was will noch wachsen?
viele von uns. Nicht wenige sind erschöpft. Wir haben eine
harte Zeit hinter uns.                                                                      Pfarrerin Heidrun Miehe-Heger

                                                                                                                            3
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
Praktische Friedensprojekte statt Besserwisserei
In diesem Jahr wird anlässlich des Festjahres „1700 Jahre        Woran denken Sie dabei konkret?
jüdisches Leben in Deutschland“ bundesweit die ökume-            Etwa zu den freien Wahlen, die in Israel – im Unterschied
nische Kampagne #beziehungsweise – jüdisch-christlich:           zu den meisten Nachbarländern – durchgeführt werden.
näher als du denkst organisiert. Ihr Ziel: Vorurteile gegen-     Wo bleibt denn etwa so was wie „Saudi-Arabien-Kritik“,
über dem Judentum abbauen und Gemeinsamkeiten                    wenn dort Menschenrechte nicht eingehalten werden?
sowie Unterschiede entdecken. Besonders gut eignet sich          Wo bleibt denn eine Art „Jordanienkritik“, weil es dort
dafür ein Vergleich der religiösen Feste. Deshalb erscheint      keine Demokratie gibt? Auch Syriens Herrscher, obwohl
jeden Monat ein Plakat zu je einem jüdischen und einem           seit Jahren ursächlich mitverantwortlich für Bürgerkrieg
christlichen Fest, die wir auch in diesem Gemeindebrief          und Mord, kommen selten so sehr in den Fokus wie die
vorstellen.                                                      so oft betriebene „Israelkritik“. Der Ausdruck „Syrienkritik“
                                                                 findet sich jedenfalls nicht als Begriff in unserer Sprache,
Jüdisch-Christlich näher als du denkst. Es hat Jahrhun-          „Israelkritik“ ist hingegen ein eingefahrenes Genre.
derte gedauert bis Christinnen und Christen wieder einfiel,      Es geht mir nicht darum, irgendetwas in der einzelnen
wie eng Judentum und Christentum miteinander verbun-             Politik Israels zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen
den sind. An die schönen Fragen nach den Festen gren-            ist oder gerechtfertigt werden müsste. Ich frage allerdings,
zen im Sinne einer ökumenischen Verständigung auch die           was es mit diesem Stereotyp der scheinbar ständig not-
weniger schönen: Wie wäre es, wenn vor unseren christli-         wendigen „Israelkritik“ auf sich hat. Steckt darin nicht
chen Kindertagesstätten immer Polizei stehen müsste, um          schon selbst ein Stereotyp? Bei keinem anderen Land
die Sicherheit unserer Kinder zu gewährleisten? Wie wäre         wird so gefragt, wie Sie jetzt die Frage hier gestellt haben.
es, wenn wir uns mit einer Kreuzkette nicht in bestimmte         Das scheint mir wichtig einmal wahrzunehmen. Das soll
Viertel unserer Stadt wagen könnten…                             nicht die Regierung Israels vor Kritik immunisieren, aber
                                                                 es soll doch aufmerksam machen, wie hier gefragt wird.
Die jüngsten politischen Ereignisse im Nahen Osten
haben wieder einmal schmerzhaft vor Augen geführt, wie           Und der zweite Teil der Frage: Wo hört Ihrer Meinung nach
nötig es ist gegen Antisemitismus aufzustehen. Jedes             sachliche Kritik auf und wo fängt Antisemitismus an?
Ereignis dort hat erschreckende Auswirkungen auf Juden           Sollten wir nicht alle wissen, was Antisemitismus ist und
und Jüdinnen, die hier bei uns leben, auch wenn sie nicht        wo er anfängt? Bei Stereotypenbildung, bei pauschaler
aus Israel stammen und manches kritisch sehen, das dort          Verurteilung, bei Verknüpfung mit alten antisemitischen
passiert.                                                        Mustern. Antizionismus von links und von rechts hat sich
                                                                 stets antisemitischer Sprachbilder bedient, Antiisraelis-
Wir drucken im Folgenden ein Interview von Sibylle Sterzik       mus ebenso. Das Geraune von „israelischer Lobby im
mit Bischof Stäblein ab, das vor einem Jahr in der Evange-       Bundestag“ etwa, das vor einigen Monaten durch große
lischen Wochenzeitschrift Die Kirche erschien. Auch wenn         deutsche Magazine zog, bedient sich eines alten antijü-
es sich auf ein anderes politisches Ereignis bezieht, ist es     dischen Stereotyps, ebenso der Antisemitismus auf den
immer noch aktuell.                                              sogenannten Hygienedemonstrationen. Man muss diesen
                           Pfarrerin Heidrun Miehe-Heger         Kontext wahrnehmen, um die Frage, ob man Israels Politik
                                                                 denn nicht kritisieren dürfe, einzuordnen.
Herr Bischof Stäblein, israelische Politik zu kritisieren, ist
immer heikel, weil man dabei schnell in den Verdacht von         Wie beurteilen Sie das Bestreben der israelischen Regie-
Antisemitismus gerät. Wo hört Ihrer Meinung nach sach-           rung, das Jordantal sowie weitere Teile des besetzten
liche Kritik auf und wo fängt Antisemitismus an und ist Kri-     palästinensischen Gebiets zu annektieren?
tik in diesem Fall berechtigt?                                   Zweifellos sehr problematisch. Dazu ist meines Erachtens
Schon die Frage scheint mir sonderbar. Es klingt so, als         in den letzten Jahren, ja, Jahrzehnten, wenn es um die
wolle man die Politik Israels auf jeden Fall kritisieren und     Siedlerpolitik geht, oft genug das Nötige gesagt worden.
eventuelle Vorwürfe von vornherein ausschließen. Wer             Das wird man so sachlich und nüchtern festhalten können
die Politik Israels kritisiert – das ist meines Erachtens        und müssen: Mit Blick auf Friedensgespräche, Zweistaa-
selbstverständlich möglich und wird ja auch ständig von          tenlösung und einem friedlichen Miteinander ist schon die
den verschiedensten Personen und Institutionen getan             bloße Überlegung der Annexion aus unserer, aus meiner
–, muss feststellen, dass er oder sie das immer in einem         Sicht ein völlig falscher Weg, den wir nachdrücklich kriti-
bestimmten Kontext tut. Zu diesem Kontext gehört, dass           sieren. Das tut die Bundesregierung, soweit ich weiß, auch
sich Israelkritik leider oft bestimmter Stereotype bedient,      in genau dieser sachlich angemessenen Weise. Und mit
bestimmte schreckliche Traditionen reproduziert oder mit         ihr viele gesellschaftliche Institutionen, auch die Kirchen.
pauschalen Verurteilungen arbeitet.
Und ja, es scheint aus meiner Sicht geradezu eine Art            Premier Netanjahu begründet nach Medienberichten die-
Reflex bei vielen zu geben, zu meinen, man müsse bei             sen Schritt auch damit, dass in der Region laut der Bibel
jeder Gelegenheit Israels Politik kritisieren. Wie gesagt,       die Wiege der jüdischen Nation liegt. Haben Sie Verständ-
man darf und soll das, wo das sachlich geboten erscheint.        nis dafür?
Ich frage mich allerdings manchmal, wo denn – wenn die           Da muss man, meine ich, differenzieren. Dass sich jüdische
Kritik so wichtig ist und zugleich immer betont wird, dass       Politik immer wieder auch auf die biblischen Traditionen
das aber nicht antijüdisch gemeint sei – ab und zu auch          bezieht, gehört zur jüdischen Existenz. Der Zionismus des
die Zustimmung zur Politik Israels bleibt.                       19. und 20. Jahrhunderts hat das getan, in der Bibel selbst
4
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
wird das so getan. Auch und gerade das große Dokument           Kirche sich für ihre Rechte einsetzen?
des Rheinischen Synodalbeschlusses von 1980 hat eine            Das Leid in der Region ist an vielen Stellen groß. Ich staune
solche Verbindung von Landverheißung und Staat Israel           manchmal, wie sehr wir meinen, wir hätten nun besonders
festgehalten. In der christlichen Theologie ist das heiß dis-   gute Ratschläge für eine Region, in der ja oft an vielen
kutiert, immer wieder: die Frage der Einschätzung einer         Stellen Angst und Existenzkampf das Leben bestimmen.
Beziehung zwischen biblischer Tradition und politischer         Niemand von uns kennt ein wiederkehrendes Leben in
Staatsgründung beziehungsweise staatlichen Handelns             Bunkern, weil Terroranschläge drohen, niemand kennt
im 20. und 21. Jahrhundert. Wer das christlich-jüdische         auch das Leben unter Ausgangssperre oder bei Vergel-
Gespräch und die Erneuerung des christlich-jüdischen            tungsaktionen. Die zum Glück wenigen Terroranschläge
Verhältnisses der letzten 70 Jahre wertschätzt, kann und        bei uns haben uns einen Eindruck davon vermittelt, wie
darf an dieser Stelle nicht einfach über die notwendigen        groß das Sicherheitsbedürfnis werden kann, wenn man
Differenzierungen und Wahrnehmungen hinweggehen.                sich an öffentlichen Plätzen nicht mehr sicher fühlt. Vor
Von dieser allgemeinen Antwort zu unterscheiden ist die         allem Urteilen und Ratschläge austeilen empfehle ich das
Frage, ob ich Verständnis für die Versuche der Legitima-        alles mitzubedenken.
tion und Begründung durch Premier Netanjahu habe. Da            Unsere Aufgabe würde ich daran sehen, verbindende
würde ich sagen: Mir scheint das eine recht durchschau-         Friedensprojekte zu unterstützen. Auf allen Seiten und
bare Instrumentalisierung biblischer Tradition in einem         möglichst viele Seiten miteinander verbindend. Das tun
aktuellen politischen Konflikt zu sein. Für die Gründer         wir ja auch über das Missionswerk und an anderen Stel-
des Staates Israel, etwa David Ben Gurion, war es kein          len. Praktische Friedensprojekte statt Besserwisserei und
Problem, die biblischen Traditionen heute in einem ande-        erhobener Zeigefinger. Und ja, dazu gehört auch und
ren Teil des Landes verwirklicht zu sehen. Das ist eine         unbedingt, unseren christlichen Geschwistern beizuste-
innerjüdische und innerisraelische Auseinandersetzung           hen.
mit hoher politischer Brisanz, da ist niemand frei von Ins-     Die EMOK rief in ihrer Erklärung die Bundesregierung
trumentalisierungen. Ich meine, dass wir gerade deswe-          auf, sich im Rahmen der anstehenden EU-Ratspräsident-
gen die Dinge so differenziert wahrnehmen sollten, wie          schaft für eine zentrale Vermittlerrolle der Europäischen
es unsere Geschichte und die fundamentale christlich-           Union zu engagieren. Welche Rolle könnten die Kirchen
jüdische Verbundenheit gebieten. Die Verbundenheit zum          in Europa und im Heiligen Land dabei spielen?
jüdischen Volk steht für uns an allererster Stelle.             Die EMOK macht meines Erachtens kluge, vermittelnde
                                                                Vorschläge und Perspektiven auf. Das ist sehr hilfreich.
Die Palästinensische Autonomiebehörde hat alle Bezie-           Aus der Geschichte heraus erweist sich die Rolle Europas
hungen zu Israel eingestellt, die Hamas sieht die Annexion      selten als einfach, auch hier scheint mir: Lieber gut ver-
jüdischer Siedlungen als Kriegserklärung an das palästi-        mitteln, so vielfältig wie möglich Solidarität üben und prak-
nensische Volk. Viele Christ*-innen im Heiligen Land sind       tische Friedensarbeit unterstützen als allzu laut tönen.
Palästinenser und gehören zur evangelisch-lutherischen
Partnerkirche der EKBO. Sie fühlen sich manchmal von              Christian Stäblein ist Bischof der Evangelischen Kirche
der Staatengemeinschaft allein gelassen. Wie kann die                       Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Wohnung für Familie Hanhouni/Saleh
Ein junges Mädchen greift das Mikrofon, holt tief Luft und      der Gemeinschaftsunterkunft in der Goerzallee und sucht
beginnt, die 1. Sure des Korans auf Arabisch zu rezitie-        dringend eine Wohnung, ein Zuhause. Die Familie, das
ren. Wer den Gottesdienst am Diakoniesonntag 2020 in            ist ein Sechs-Personenhaushalt (zwei Erwachsene, drei
der Johanneskirche besucht hat, erinnert sich vielleicht an     Töchter und ein Sohn zwischen sieben und 16 Jahren).
die eindrückliche Rezitation und an die Familie Hanhouni/
Saleh. Sie hat mit uns den Gottesdienst gestaltet. Seit lan-    Lieber Leser, liebe Leserin, vielleicht können Sie bei der
gem wird die Familie von Lupine Mentoring e.V. begleitet,       Wohnungshilfe behilflich sein, haben Tipps, einen Rat,
einem gemeinnützigen Verein, der Kinder und Familien in         wissen von einer frei-werdenden Wohnung. Die Warm-
Zehlendorf, Lankwitz, Lichterfelde und Steglitz begleitet.      miete darf bis 1150 Euro hoch sein.
Den Verein haben wir im letzten Jahr mit einer Spende
aus dem Kindernotfonds bedacht.                                 Frau Helga Homann begleitet die Familie seit Jah-
                                                                ren und ist erreichbar unter: Tel. 030 / 84 70 75 98 bzw.
Die Familie Hanhouni/Saleh lebt seit drei Jahren (sic!) in      e-Mail: hom.family@t-online.de
                                                                                                                           5
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
Israelsonntag 2021
Predigt Ex 19,1-8

#Beziehungsweise. 1.700 Jahre jüdisches Leben in               tragen hatte. Das Volk war einhellig einverstanden: »Alles,
Deutschland – das feiern und erinnern wir auch in den          was Er uns hat sagen lassen, wollen wir ausrichten.« Mose
Kirchen dieses Landes. Mit verschiedenen Plakaten in           brachte diese Entscheidung zu Ihr zurück.
Schaukästen wurde und wird auf die enge Beziehung zwi-
schen Judentum und Christentum hingewiesen. Die Aktion         Wir sind als Hörende heute auf dem Weg mit Israel durch
macht deutlich: Es ist ein vielschichtiges Geflecht, das       die Wüste. Am Rande des Sinai. Eine Migrationsgeschichte
zwischen Israel und christlicher Kirche besteht. Es sind       wird hier überliefert. Das Volk Israel ist auf der Flucht aus
beispielsweise die Verbindungslinien zwischen gelebten         Ägypten, auf dem Weg ins verheißene Land. Der Weg, der
Festen wie Pfingsten und dem Wochenfest Shavuot; oder          bis zu diesem Punkt bereits hinter den Israelit/innen liegt,
zwischen dem Laubhüttenfest Sukkot und dem Ernte-              war beschwerlich, lebensbedrohend. Militär, das ihnen
dankfest. Die Gegenstände der Feste waren und sind seit        hinterherjagte; Hunger und Durst, der auszehrte und die
jeher eng miteinander verknüpft. Das Judentum und das          Flucht beschwerlich machte. Zukunftsängste, Zweifel und
Christentum sind enger miteinander verbunden, als viele        Sorgen greifen um sich. Flucht und Migration, Existenz-
denken. Denn im Raum der christlichen Kirche wurde die         bedrohung. Das Leid der Geflüchteten ist Teil der Heils-
positive Spur der jüdischen Tradition in der Vergangenheit     geschichte Israels. Das Gottesvolk lebt in Zelten; noch
bewusst missachtet. »Endlich« möchte man sagen: End-           sind es keine massiven Mauern eines festen Tempels. Die
lich werden wir aufmerksam auf den reichen Schatz einer        Geschichte Israels entwickelt sich aus einer Flucht- und
gemeinsamen Tradition.                                         Migrationsgeschichte. Wie abwegig die Beschreibung der
                                                               Migration als Ursache aller politischen Probleme im Heute
Das Jahr 2021 macht auf die spannungsvolle Geschichte          erscheint. Bibel und die Geschichte Israels sind ein star-
aufmerksam. Es zeigt uns, wie abhängig und verbunden           kes Gegennarrativ.
die christliche Kirche vom und mit dem Judentum ist.
Wenn wir auf 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland        Nun also durch die Wüste: Der beschwerliche Weg ins ver-
blicken, blicken wir aber auch auf christliche Missachtung     heißene Land soll durch diese unwirtliche Gegend führen.
und Ausgrenzung. Die Beziehung ist eine des vollzogenen        Die bisher sich angestauten Zweifel, der Vertrauensverlust
Bruches. Ein Bruch, der von einer dominanten und macht-        gegenüber Mose könnte unter den Israelit/innen nun auf
vollen Kirche ausgegangen ist. Die Beziehung zum Juden-        die Spitze getrieben werden: »Bis hierher und nicht weiter!
tum wurde über Jahrhunderte so geführt, dass sich die          Lieber zurück und in sicherer Unfreiheit leben als diesen
eigene christliche Erhabenheits-Überheblichkeit auf dem        Weg einschlagen!« Zanken, Murren, Unverständnis – das
Rücken der älteren Mutterreligion vollzog.                     waren die sozialen Begleiterscheinungen der bnej Israel,
                                                               der Kinder Israels, während der Flucht aus Ägypten.
Kaum ein anderer Tag als der heutige Israelsonntag ist so
in der Lage, einerseits das verflochtene Miteinander von       Doch in unserem Predigttext spielt dies keine Rolle. Kein
Judentum und Christentum und andererseits den gewalt-          Aufbegehren oder heftige Kritik am Plan mehr. Es schlägt
samen Bruch bewusst werden zu lassen. Ein Tag, an dem          hier vielmehr durch: Die Begleiterin dieser Flucht ist die
der Spiegel uns vorgehalten wird. An dem die Rückschau         göttliche Bewahrung, der Segen für das Leben. Die Wol-
auf das gemeinsame Verhältnis und der Ausblick auf die         kensäule am Tag, die Feuersäule in der Nacht führt die
Beziehung zum Judentum stehen können.                          Israelit/innen aus Ägypten in Sicherheit. Diese dyna-
Das Zusammenspiel zwischen Rückschau und Ausblick ist          mische und bewegende Begleitung findet am Berg in der
auch im heutigen Predigttext (Übersetzung aus der Bibel        Wüste Sinai ihren personalen Ausdruck. Die glückende
in gerechter Sprache) angelegt:                                Flucht wird für Mose und damit stellvertretend für die Isra-
                                                               elit/innen entschlüsselt: Ihr habt miterlebt, wie ich Ägypten
Am Anfang des dritten Monats nach dem Auszug aus               behandelt habe. Euch aber habe ich wie auf Adlerflügeln
Ägypten erreichte Israel die Wüste Sinai, es war genau am      hierher zu mir gebracht. Die Erfahrung der Bewahrung
ersten Tag. Sie waren von Refidim aus in Richtung Sinai        und Rettung wird vorangestellt.
gewandert und schlugen nun ihre Zelte in der Wüste, vor
dem Gottesberg auf.                                            Die Zusage, die an das Volk Israel ergeht, hat sich in der
Mose stieg zu Gott hinauf. Er rief ihm vom Berggipfel her      Not und Flucht gezeigt. Freudig stimmen die Israelit/innen
zu: »Das sollst du den Nach- kommen Jakobs, allen Isra-        ein: Ja, wir wollen in diesem Gottesverhältnis stehen. Ja,
elitinnen und Israeliten, mitteilen: Ihr habt miterlebt, wie   wir wollen danach handeln.
ich Ägypten behandelt habe. Euch aber habe ich wie auf         Die Rückschau auf die vergangene Zeit in Ägypten ver-
Adlerflügeln hierher zu mir gebracht. Wenn ihr jetzt auf       bindet sich hier mit der Zusage der Erwählung Gottes. In
mich hört und euch an meine Bundessatzung haltet, dann         der Phase der Not der Israelit/innen wählt sich Gott Israel
werdet ihr unter allen Nationen mein bevorzugtes Eigen-        als sein Eigentum. Das, was bereits in Ägypten und auf
tumsvolk sein, denn mir gehört die ganze Welt. Ihr seid        der Flucht geschah, war Ausdruck für Gottes Zusage,
für mich ein priesterliches Volk, eine heilige Gemeinschaft.   für Gottes rettende Hand. Doch in der Zusage der Erwäh-
Das sollst du Israel sagen.«                                   lung steckt mehr: Gott fordert von den bnej Israel die eige-
Mose kam zurück und rief die Sippenvorstände zusam-            ne Beteiligung an diesem Verhältnis ein. Die Erwählung
men. Er legte ihnen die Botschaft vor, die Sie ihm aufge-      Israels wird so zu einem Akt der Emanzipation. Die Erwäh-

6
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
lung ist gebunden an das Mit- handeln der Menschen, der        schlusses zwischen Gott und Israel; wir sehen weiterhin
Israelit/innen. Gottes Gnade und Errettung ist dort, wo die    die Aufkündigung und Bagatellisierung der Thora durch
Stimme Gottes gehört und nach ihr gehandelt wird; wo die       protestantische Theolog/innen. Es ist weiter präsent, dass
Thora und die Bundesschlüsse nicht in Abrede gestellt          der Protestantismus sich in einer Negativfolie von Gesetz-
werden. Die Antwort der Israelit/innen ist einhellig: Dieser   lichkeit oder dem Pharisäischen meint abheben zu müs-
Zusage Gottes wollen wir Taten folgen lassen. Die aktive       sen. Weiter wird #Beziehungsweise auf eine fatale Weise
Beziehung zwischen dem handelnden Gott und den Men-            der Abgrenzung ausbuchstabiert. Auch heute noch mur-
schen drückt sich in menschlichen Taten aus. Rückschau,        ren Christ/innen über die Auserwählung Israels, lehnen
Zusage und Ausblick auf die Zukunft Israels verbinden          das Verhältnis Gottes mit Israel ab.
sich an dieser Stelle aufs Engste.
                                                               Also, zurück nach Ägypten? Zurück in die vermeintliche
Und dieses Zusammenspiel von Rückschau und Ausblick            Sicherheit, nur in Christus das exklusive Heil zu sehen?
kann auch für den Israelsonntag am heutigen Tag charak-        Weg vom Sinai? Der Weg durch die Wüste ist auch für die
teristisch sein. Der Israelsonntag ist verbunden mit dem       Kirche, uns Christ/innen nicht beendet. Und so stehen wir
Tischa B’av, einem jüdischen Trauer- und Gedenktag an          am heutigen Israelsonntag mit am Gottesberg. Zurück in
die zweifache Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Der         die alte Sicherheit der Abgrenzung und Abwertung? Die
Trauer- und Gedenktag erinnert im Judentum an das Ende         Sogkräfte sind weiter spürbar.
des Tempels; der Tag erinnert an Exil und die Vernichtung
jüdischer Existenz in Jerusalem. Der Tischa B’av ist ein       Wir sind heute in der Rolle der Zuhörer/innen: Wir hören
Erinnerungstag, an dem die fortwährende Gefährdung             heute das Wort der Auserwählung, das Wort der Zusiche-
jüdischen Lebens thematisiert wird.                            rung Gottes, der Gott Israels zu sein. Wir hören auf die
                                                               Ankündigung Israels, in diesem Gottesverhältnis zu leben
Der Israelsonntag, wie er im Protestantismus begangen          und danach zu handeln. Wir hören, dass die Zuwendung
wurde, steht dazu in einem schwierigen Verhältnis. Seit der    und Auserwählung Israels fortbesteht. Die Worte der
Reformation wurde auch im Christentum auf die Zerstö-          Zuwendung und Auserwählung sind ausgesprochen an
rung des Tempels geblickt. Jedoch nicht im (Mit-)Trauern,      Israel; gelingt es uns zu hören und diese Worte nicht auto-
sondern bisweilen in der selbstvergewissernden Häme:           matisch auf uns selbst zu beziehen?
Hat Gott nicht mit der Zerstörung des Tempels gezeigt,
dass er seine Treue mit Israel beendet und aufgelöst hat?      Das Gehörte geht Christ/innen an, auch wenn es nicht an
Die Abwertung des Judentums, der christliche Antijuda-         die Kirche gerichtet ist. Die Israelit/innen haben freudig
ismus wurde bis ins 20. Jahrhundert am Israelsonntag           und einhellig geantwortet. Es wäre an der Zeit, in diese
zelebriert.                                                    Freude miteinzustimmen, und zwar über den Israelsonn-
                                                               tag hinausgehend: In einem solidarischen Ja das Verhält-
Erst in den 1960er Jahren änderte sich dies: Im Schat-         nis zwischen Gott, Israel und den Menschen zu feiern. Es
ten der NS-Zeit wurde in Frage gestellt, inwiefern diese       wäre an der Zeit, die Freude an der Gabe der Thora zum
Deutung der Zerstörung des Tempels noch sag- und denk-         Ausdruck zu bringen; der Weg für Christ/innen in Richtung
bar ist. Stimmen der eigenen verzagenden Klage über die        Jerusalem ist die Mitfreude an den Bundesschlüssen und
Zerstörung des Verhältnisses zum Judentum wurden hör-          an der Thora Gottes.
bar. Versuche wurden unternommen, gemeinsam mit dem
Judentum die Zerstörung des Tempels in Jerusalem zu                                                  Hans-Ulrich Probst
betrauern. Und auch wenn diese Versuche der gemein-                             Aus: Predigthilfe und Materialien für die
samen Klage, der Bindung an das Judentum in den ver-                                     Gemeinde. Israelsonntag 2021
gangenen Jahrzehnten formuliert wurden: Wir blicken auch                   Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, S. 8ff
heute noch auf die fortwährende Abwertung des Bundes-                Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Familien-Wochenende vom 27. bis 29. August 2021
in der Ev. Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Hirschluch.
Noch sind Anmeldungen möglich! Das Wochenende in               Weitere Informationen bei:
Vollverpflegung in einem Familienzimmer kostet pro Per-        Brigitte Schöne, Pfarrerin der Johann-Sebastian-Bach
son 80 Euro. Kinder bis 2 Jahre sind frei. Ab dem 2. Kind      Gemeinde
zahlen die Kinder 50 %. Gegen ein Entgelt können Bettwä-       brigitte.schoene@bach-kirchengemeinde.de
sche (4,50 €/Set) und Handtücher (3,50 €/Set) vor Ort aus-     Tel. 84 85 00 80
geliehen werden. Unsere Gemeinden unterstützen Sie und
Euch ggf. finanziell; bitte sprechen Sie uns an. Die Anreise   Ulrike Klehmet, Pfarrerin der Johannes-Kirchengemeinde
erfolgt in eigenen Autos und Fahrgemeinschaften.               klehmet@ev-johannes.de, Tel. 85 96 48 37

                                                                                                                        7
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
Welche Farbe trägt der Israelsonntag?1
Lange Zeit stand im Vordergrund des Gottesdienstes am           findet sich im Darmstädter Wort aus dem Jahr 1947.
10. Sonntag nach Trinitatis das Gedenken an den Tag der
Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 durch den römischen            Zu einer wirklichen Neufassung des Verhältnisses kam
Kaiser Titus. Der Tag trug schwarz, zum Teil war sogar          es erst Jahrzehnte später, maßgeblich durch den Rhei-
Trauerkleidung üblich wie am Totensonntag. Vielleicht           nischen Synodalbeschluss Zur Erneuerung des Ver-
teilte die Gemeinde die Tränen Jesu über die Zerstö-            hältnisses von Christen und Juden, der am 11. Januar
rung Jerusalems, von denen das Evangelium des Tages             1980 verabschiedet wurde. Die Evangelische Kirche im
erzählt. (Lukas 19,41-48). Mitgefühl und Empathie mit dem       Rheinland machte darin Aussagen zum Staat Israel und
jüdischen Volk, das weiterhin verfolgt und getötet wurde,       zur Judenmission, die über Stellungnahmen der EKD
fehlte allerdings in der Regel. Es war eher eine schwarze       und anderer christlicher Kirchen weit hinausgingen. Das
Pädagogik im Programm. Die Zerstörung wurde als Strafe          bewirkte langsam eine Veränderung. Der Gedenktag
Gottes gegenüber dem Volk Israel angesehen.                     des Untergangs von Jerusalem wurde mehr und mehr
                                                                zu einem Tag der Erinnerung der Gemeinsamkeiten von
Auch heute könnte dieser Tag noch schwarz tragen, wenn          Juden und Christen.
wir daran erinnern möchten, welche Katastrophe der Tag
der Zerstörung Jerusalems, nach jüdischem Kalender,             Das schlug sich auch liturgisch nieder: Das Gottesdienst-
der 9. Aw 5252, in der kollektiven Erinnerung von Juden         buch führte als alternative Lesung des Evangeliums Die
und Jüdinnen bis heute bedeutet. Im Sinne einer christli-       Frage nach dem höchsten Gebot (Mk 12,28-34) oder
chen Trauer- und Bußübung wäre dann auch der Zwangs-            Johannes 4,19-28 ein. Jetzt konnte man den jüdischen
taufen, Tötungen und des Massenexodus der spanischen            Jesus erleben, der mit Gelehrten seines Volkes diskutiert
Juden vor der Inquisition zu gedenken.                          oder hören: Das Heil kommt von den Juden! (Johannes
                                                                4,22).
Welche Farbe trägt der Israelsonntag? Wie wäre es mit
der Christusfarbe Weiß? Unser Messias ist Jude. Der             Welche Farbe trägt der Israelsonntag? Da wäre noch die
Israelsonntag feierte mit der Farbe Weiß, dass der Hei-         Farbe Rot zu erwägen. Rot ist die Farbe der Kirchenfeste,
land der Welt im Volk der Juden geboren wurde. Es ginge         die Farbe der Reformation. Es ist auch die Farbe der
neben dem weihnachtlich vertrauten kleinen Kind in der          Märtyrer und Glaubenszeuginnen. Im Markus-Evange-
Krippe dann auch um das kleine, aus Liebe von Gott              lium bezeugt Jesus seine jüdische Tradition des höchs-
erwählte Volk Israel (5. Buch Mose 7,7f.).                      ten Gebots, in dem er das Schema Israel aus dem Alten
                                                                Testament zitiert. Mit dem Schema Israel auf den Lippen
Oder wäre die einzig angemessene Farbe nicht doch die           gingen Jüdinnen und Juden in den Tod.
der Buße, also Violett! Es hat erschreckend lange gedau-
ert, bis die Kirchen sich nach dem 2. Weltkrieg dem Ent-        Der Israelsonntag, ein Tag mit vielen Farben. Ein Tag der
setzen stellten, dass die meisten Mörder des Holocaust          Trauer und der Buße, ein messianisches Gedenken, ein
getaufte Christen waren. Das Stuttgarter Schuldbekennt-         Tag der Umkehr und der Reformation.
nis im Jahr 1945 erwähnt die Mitschuld an dem millionen-
fachen Mord noch nicht. Eine erste Auseinandersetzung                                      Pfarrerin Heidrun Miehe-Heger
1
    Vgl.: https://bcj.de/media/Arbeitshilfen/Israelsonntag_2015_Sonntagsblatt_Muenchen.pdf

Jüdisch und christlich – Beziehungen erkennen und ausbauen
1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – dieses Jubi-       geben Einblicke in die persönliche Wahrnehmung ihrer Reli-
läum wollte uns in diesem Jahr deutschlandweit sehr viele       gion und auch in ihre Studienschwerpunkte – z.B. der ortho-
kulturelle und religiöse Veranstaltungen bescheren. Durch       doxe Rabbiner, dem immer wieder lustige Geschichten und
Corona ließ sich das bisher nur ansatzweise und über-           Witze zu den Fragen des Publikums einfallen, die katholische
wiegend virtuell umsetzen. Kontinuierlich stattfinden kann      Professorin, die einen feministisch-theologischen Blick auf
allerdings die ökumenische Kampagne #beziehungsweise :          Frauen in die Hebräische Bibel wirft oder die Rabbinerin,
jüdisch und christlich – näher als du denkst. Sie begleitet     die ursprünglich evangelische Theologie studiert hat. Wenn
das Festjahr mit 14 Themenpaaren. Jüdische und christ-          „Gelehrte im Gespräch“ zusammenkommen, fühlt es sich
liche Theologinnen und Theologen erzählen von Festen,           manchmal an wie ein echtes theologisches Seminar, dem
Bräuchen und mehr und geben den Teilnehmenden bei               man zugeschaltet ist. Es wird regelmäßig aufgezeichnet, so
überwiegend virtuellen Veranstaltungen den Vorgeschmack         dass man die Folgen ein weiteres Mal anschauen kann.
auf das, was sich hoffentlich bald auch real erleben und mit-
feiern lässt.                                                   „Frag den Rabbi/die Rabbinerin und die Pfarrerin/den Pfar-
                                                                rer!“ Mit dieser Aufforderung startet jeden Monat eine wei-
Faszinierend ist die Vielfalt dieser Veranstaltungsformate.     tere Reihe zum jeweils aktuellen Thema. Ein Interview mit
Theologinnen und Theologen aus dem In- und Ausland              dem Duo in der evangelischen Zeitung „Die Kirche“ gibt
8
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
dazu den Einstieg, den die beiden in einer virtuellen Ver-     tet jeden Monat einen (noch virtuellen) Gottesdienst zu
anstaltung miteinander vertiefen. Auch hier können die Teil-   den Themen. Die jüdischen Partnerinnen und Partner sind
nehmenden ihre Fragen stellen.                                 auch hier in vielfältiger Weise beteiligt: Kantorinnen singen
                                                               jüdische Lieder, Rabbiner lesen Bibeltexte auf Hebräisch
Eine weitere Veranstaltungsreihe ist der monatliche Pod-       und beten gemeinsam mit der Pfarrerin oder dem Bischof.
cast, zu dem unser Bischof Dr. Christian Stäblein jeweils      Am Ende des Gottesdienstes empfangen die Mitfeiernden
einen jüdischen Gast einlädt. Zusammen mit ihnen sitzen        häufig einen doppelten Segen.
wir gefühlt im Zimmer und lauschen dem lockeren und viel-
seitigen Gespräch. Auf einem Tisch steht z.B. die Milch, die   Über diese festen Veranstaltungsformate hinaus beteiligen
den rabbinischen Gast dazu anregt, zu erzählen, was Milch      sich viele Gemeinden und andere Organisationen mit ein-
und Käse mit Schawuot zu tun haben und welches sein            zelnen Veranstaltungen an der Kampagne.
Lieblings-Käsekuchen ist. Gemeinsam öffnen die beiden          Alle Informationen finden Sie unter https://www.ekbo.de/wir/
dann knisternd die Tüte mit Fragen, die anstelle der Zuhö-     interreligioeser-dialog/beziehungsweise.html.
renden das Redaktionsteam vorbereitet hat.
In der Kampagne #beziehungsweise lässt sich nicht nur                                                      Christiane Kehl
lernen, fragen, zuhören oder zuschauen, sondern auch                            Beauftragte für den Bereich Migration und
mitfeiern. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche veranstal-                          Integration im ev. Kirchenkreis Steglitz

Auszeit vom Alltag: Schabbat beziehungsweise Sonntag
Eine christliche Stimme
Gott sei Dank, es ist Sonntag! Aber was ist das eigentlich,    Der Sonntag ist „der achte Tag“. Acht, Symbolzahl der
der Sonntag?                                                   Vollendung und der Ruhe. Acht Menschen birgt die Arche.
Jeder Sonntag ist ein Ostertag. Das macht ihn schön.           Taufbecken sind oft achteckig. Grund zum Lebensmut, zu
Stirbt der Sonntag am Wochenende? Der Sonntag ist nicht        einem Leben in heiterer Gelassenheit: Freude.
der letzte, sondern der erste Tag der Woche, der Tag nach
dem Sabbat.                                                    Heute kämpfen Kirchen und Gewerkschaften gemeinsam
In einem neuen Licht. Gott lässt seinen Christus nicht in      um die Bewahrung des Sonntags, um seine aus Zwängen
der Nacht.                                                     und Routinen befreiende Kraft. Wir haben es vom Sabbat
Da kommt Freude auf. Der Ostertag, und der wöchentliche        gelernt. Haben wir es gelernt? In Zeiten von Corona, des
Ostertag, ist der erste Tag einer verwandelten Wirklichkeit.   Rund-um-die-Uhr-Home-Office, in Zeiten, in denen wir mit
Lassen wir das zu? Lassen wir uns aufrichten, üben wir         einem Click alles jederzeit bestellen können, ein vergeb-
– nicht nur - sonntags den aufrechten Gang?                    licher Einsatz? Treue Erinnerung an die Ursprünge - hilft.
Tag des Herrn. Nicht des Vorstandsvorsitzenden Herrn Dr.
Müller, sondern eines aus dem Tod geretteten Gerechten.                                       Prof. Dr. Susanne Sandherr
Des, in Gottes Spur, radikal anderen Herrn.

Eine jüdische Stimme
Höhepunkt jeder Woche ist der Schabbat, der siebente           Der Schabbat ist kaum denkbar ohne die festlichen Mahl-
Schöpfungstag, an dem wir in Nachahmung Gottes von             zeiten im Kreis von Familie und Freunden, eingeleitet von
unserem Tagewerk ruhen sollen. Die Geschäftigkeit des          Segenssprüchen über Kerzen, Wein und zwei gefloch-
Alltags soll pausieren, damit wir uns an diesem Tag ande-      tenen Brotzöpfen. Die Gebete und Lieder in der Synagoge
ren Dingen widmen können, für die sonst wenig Zeit bleibt:     preisen Gottes Schöpfungswerk, im Morgengottesdienst
Familie, Freunde, Torahstudium, Gottesdienst und Gesel-        steht die Lesung des Wochenabschnitts der Torah im Zen-
ligkeit in der Synagoge, Ausruhen und Auftanken. Schab-        trum. Dieser Text ist auch der Fokus von Torahstudium und
bat meint nicht untätiges Herumsitzen, sondern aktives         -auslegungen an diesem Tag. Diese aktiven Phasen des
Streben nach anderen Dimensionen unseres Seins.                Schabbats wechseln ab mit Zeiten der Ruhe und des Kraft-
Als Hilfestellung formulierte die jüdische Tradition einen     schöpfens, bis dann am Samstagabend mit der Hawdalah-
umfangreichen Katalog von Tätigkeiten, die nicht verrichtet    Zeremonie, dem Segen über Wein, Licht und Gewürze, die
werden sollen, damit wir Ruhe finden und diese Freiheit        Rückkehr in den Alltag erfolgt.
von Arbeit ebenso den Menschen und sogar auch den Tie-
ren in unserer Umgebung gewähren.                                                       Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg
                                                                                                                          9
JOHANNES-GEMEINDE Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde - Nr. 7/8 | Juli/August 2021 Lichterfelde-West, Johanneskirchplatz
Lesungen im Gottesdienst
Im Gottesdienst hören wir oft geliehene Worte. Biblische      Diese unterschiedliche Behandlung der Texte geht zurück
Texte sind adressiert: an das Volk Israel, an die Gemeinde    auf die Annahme, dass Paulus, einer der wichtigsten
in Korinth, an die Gemeinde in Rom… Wir sind nicht die        Begründer des Christentums, sich vom Judentum samt
Empfängerinnen und Empfänger. Trotzdem dürfen wir uns         Gesetz und Tora abgewendet habe.
von diesen Worten ansprechen lassen, sie spüren und           Mittlerweile gibt es in der Theologie eine andere Perspek-
sprechen. Diese Worte, wenn auch nicht an uns gerichtet,      tive auf Paulus: Wie Jesus ist auch er zeitlebens Jude
haben trotzdem die Kraft, uns zu verändern. Daran sehen       geblieben. Am Beginn des Römerbriefes bezeichnet er
wir: Wir gehören zwar Gott, aber Gott gehört nicht uns.       sich als Knecht Jesu Christi (Rö 1,1). Jesus Christus ist ein
                                                              Kurz-Bekenntnis, das aussagt, dass Jesus der Christus,
Ein Ort, an dem wir wöchentlich diese Worte hören kön-        also alt-griechisch für der Gesalbte, oder auf Hebräisch:
nen, sind die Lesungen des Gottesdienstes.                    der Messias ist. Der Messias, also der Erlöser der Juden.
Ihnen ist sicherlich schon aufgefallen, dass ich die          Paulus verortete sich in der Tradition der Propheten des
Gemeinde bitte, für jede Lesung aufzustehen. In unserer       Ersten Testaments, wenn er den Nicht-Juden das Evan-
Liturgie ist das Aufstehen der Gemeinde nur für die Lesung    gelium, die Gute Nachricht von Gott, verkündete. Seine
des Evangeliums vorgesehen. Für die Lesung von Texten         Verkündigung, so schreibt Paulus im Korintherbrief, gehe
aus dem Alten Testament oder den Briefen bleibt sie sit-      auch nicht über die Schrift des Ersten Testaments hinaus
zen.                                                          (1. Kor 4,6). Paulus sieht das Evangelium als Fortsetzung
                                                              der Geschichte Gottes mit Gottes Volk Israel. Dass alle
                                                              Völker auf diesen Gott vertrauen sollen, darin sieht er sei-
                                                              nen Auftrag.

                                                              Lange Zeit wurde angenommen, dass die Kirche nun das
                                                              von Gott geliebte Volk Israel abgelöst hätte. Der Hochmut,
                                                              der aus dieser Annahme spricht, wurde mittlerweile zum
                                                              Glück erkannt. Die Liebe Gottes zum Volk Israel ist unge-
                                                              brochen. Aber die Kirche ist eingeladen ebenfalls an die-
                                                              ser Liebe teilzuhaben.

                                                              Am Schluss des Briefes nach Rom schreibt Paulus: Alles,
                                                              was einst aufgeschrieben wurde, wurde verfasst, damit wir
Den Texten des Neuen Testaments wird in unserer Liturgie      daraus lernen und durch die widerständige Geduld und
und Theologie ein höherer Stellenwert zugewiesen, was         die Ermutigung der Schriften Hoffnung haben. (Rö 15,4).
sich auch in unserem Sprachgebrauch manifestiert: Altes       Deswegen halte ich es theologisch für richtig, für jede
Testament und Neues Testament. Da kann es leicht pas-         Lesung aufzustehen. So kann im Gottesdienst der Wert der
sieren, das mit diesen Namen auch der Gedanke einher-         gesamten Heiligen Schrift sichtbar und erfahrbar gemacht
geht, dass das Neue das Alte ablöst. Dabei stehen das         werden. Diesen Impuls möchte ich in diesem Artikel an Sie
Alte und das Neue Testament, oder unmissverständlicher        als Gemeinde weitergeben.
das Erste und das Zweite Testament, vielmehr in einer
Kontinuität zueinander.                                                                           Ihre Vikarin Sarah Stooß

Das Dreidel-Spiel
                      Ein Dreidel ist ein traditionsreiches                                   ‫ ג‬Gimel = jidd. ‫ ץנַאג‬gants,
                      jüdisches Spielzeug. Es ist ein Krei-                                   ‚ganz‘ – Man gewinnt den
                      sel mit vier Seiten, mit dem Kinder                                     gesamten          Kasseninhalt,
                      während des achttägigen Lichterfes-                                     danach muss jeder Spieler
                      tes Chanukka um Süßigkeiten spie-                                       wieder ein Stück in den Pott
                      len.                                                                    legen.
                                                                                              ‫ ה‬He = (jidd. ‫ בלַאה‬halb) – Man
                     Jede Seite des Dreidels zeigt einen                                      gewinnt die Hälfte der Kasse
                     anderen hebräischen Buchstaben:                                          (aufgerundet).
                     ‫( נ‬Nun), ‫( ג‬Gimel), ‫( ה‬He), ‫( ש‬Schin).                                   ‫ ש‬Schin = (jidd. ‫ ןײא לעטש‬shtel
Sie stehen für den Satz:                                      ayn, ‚stell ein‘, d. h. „leg [ein Stück] ein“) – Man muss ein
‫ םש היה לודג סנ‬Nes gadol haja scham, „Ein großes Wunder       Stück in die Kasse legen. Wer nichts mehr in die Kasse
geschah dort.“                                                legen kann, scheidet aus.

Die Seite, die nach oben zeigt, gibt den Gewinn an:           Der Legende nach verboten die Seleukiden während
‫ נ‬Nun = jiddisch ‫ טשינ‬nisht, ‚nichts‘ – Man gewinnt nicht,    ihrer Herrschaft über Israel im 2. Jahrhundert v. Chr. den
verliert aber auch nichts.                                    Juden das Lehren und Erlernen der Torah. Die Ausübung
10
des jüdischen Glaubens wurde mit Gefängnis oder Tod           Heute geht man davon aus, dass
bestraft. Die gläubig gebliebenen Juden hielten ihre Kinder   im Dreidel ein deutsches Kinder-
trotz des Verbotes zum Studium der religiösen Traditionen     spiel aus dem 16. Jahrhundert
an. Tauchten syrische Patrouillen auf, hatten die Kinder      mit dem Namen Toton fortlebt. Auf
schnell den Dreidel zur Hand und taten so, als spielten sie   Pieter Brueghels Gemälde Die
damit. Man behauptete, man habe sich nur zum Spielen          Kinderspiele (1560) hält ein Mäd-
getroffen.                                                    chen unten links einen Toton in die
                                                              Höhe.

Besuch des Gottesdienstes der Sukkat Schalom
Synagogengemeinde am 1. Oktober
Viele Jahre war die Reformgemeinde Sukkat Schalom             unseren jüdischen Schwestern und Brüdern. Der Gottes-
beheimatet im Hüttenweg in Zehlendorf, bevor sie neue         dienst beginnt um 19.30 Uhr, wir können mit einer Gruppe
Räume in der Herbartstraße am Lietzensee fand. Die Got-       von 12 bis 15 Personen mitfeiern. Von Lichterfelde aus
tesdienste werden von Rabbiner Prof. Andreas Nachama          machen wir uns gemeinsam auf den Weg.
und Kantorin Esther Hirsch geleitet.                          Wenn Sie mitkommen möchten, melden Sie sich bitte
Am Freitag nach dem Fest Simchat Tora machen wir uns          unter: klehmet@ev-johannes.de an. Ich sende Ihnen dann
auf den Weg nach Charlottenburg und feiern den Gottes-        den Zeit- und Treffpunkt zu.
dienst in liberal-jüdischer Tradition in der Synagoge mit                                       Pfarrerin Ulrike Klehmet

Der Erfinder der Elektrizität
Joseph Beuys und der Christusimpuls
Joseph Beuys (1921–1986) gehört zu den prägendsten            Kunst hinein fortsetzt: Kunst bedeutet Heilung durch das
deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Im Jubilä-          Freisetzen des Menschen. Wie dieser Impuls bis in seine
umsjahr 2021, in dem Joseph Beuys 100 Jahre alt gewor-        Arbeit an der „sozialen Plastik“, also in die Arbeit an der
den wäre, wird umfassend an sein                                                   Gestalt unseres Zusammenlebens
vielseitiges Werk erinnert. In diesem                                              hineinwirkt, und wie sich diese sozi-
Rahmen untersucht die Stiftung St.                                                 alplastische Arbeit mit der geistlichen
Matthäus in Berlin in einer gemein-                                                Arbeit in einem Kirchenraum verbin-
sam mit dem ehemaligen Leiter des                                                  det, wollen wir in unserer Ausstellung
Hamburger Bahnhofs und Beuys-                                                      untersuchen.“
Experten Eugen Blume konzipierten
Ausstellung die wenig beachteten                                                   Ergänzt wird die Ausstellung durch
religiösen Wurzeln im Schaffen                                                     Arbeiten des Fotografen Lothar
Beuys‘.                                                                            Wolleh.

Pfarrer Hannes Langbein: „Es ist                                                    Die St. Matthäus-Kirche am Matthäi-
erstaunlich, wie sehr Joseph Beuys´ Werk durch den so         kirchplatz in Berlin-Tiergarten ist Dienstag bis Freitag von
genannten „Christusimpuls“ geprägt ist. Beuys sah im          11 bis 18 Uhr und Samstag/Sonntag von 12 bis 18 Uhr
Heilswerk Christi einen bis dato nicht dagewesenen Frei-      geöffnet. Die Ausstellung kann kostenfrei besucht werden
heits- und Heilungsimpuls, der sich bis in seine eigene       und wird noch bis zum 12. September 2021 gezeigt.

                      Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 6. August 2021

 Die Bilder dieser Ausgabe:
 Titel:   Torarolle mit Jad (Zeigestab). Museum                       benen Schriftrollen mit den Händen berührt,
          Große Synagoge, Włodawa, Polen                              verschmutzt oder beschädigt werden.
          Der auch als Torafinger oder Torazeiger             S. 3:   © Foto: Susanne Gutmann
          bezeichnete Jad besteht aus einem meist
          silbernen Stab, an dessen vorderem Ende             S. 10: Joshua 1:1, Aleppo Codex, 10. Jahrhundert n.
          sich eine kleine Hand mit ausgestrecktem                   Chr.; Dreidel zusammengestellt aus Wikipedia,
          Zeigefinger befindet. Er soll vermeiden, dass              alle Bilder auf der Seite wikimedia commons
          die teils jahrhundertealten handgeschrie-           S. 11: Joseph Beuys, Capri-Batterie, Foto: Baxmann

                                                                                                                       11
Anzeigen

 Malermeister

 + individuelle Beratung
 + sämtliche Maler- und Renovierungsarbeiten

                                              Arbeiten
 + Treppenhausrenovierung
 + Kleinauftragsdienst
                                 f ührt allbest aus
 + Seniorenservice                     sel
 Carsten Esser                                Tel.: (0 30) 7 74 71 31
 Alsheimer Straße 3                          Mobil: (01 77) 7 74 71 31
 12247 Berlin (Lankwitz)                      Fax: (0 30) 76 68 07 90

     Systemische Paarberatung/-therapie
     Psychologische Einzelberatung auf christlicher Grundlage
                                                                                            Anja Mönter       (YPNOSE -ASTER
     Ulrike Bartsch | 030 52 54 50 32                                                       Heilpraktikerin für Psychotherapie
                                                                                                              NLP-Practitioner
     Kilstetterstraße 20
                                                                                            0HYTOTHERAPEUTIN (EILPFLANZENKUNDE
     14167 Berlin | Steglitz-Zehlendorf
     www.bartsch-beratung.de
     Dipl.Soz.Pädagogin-System. Paartherapeutin-Heilpraktikerin f. Psychotherapie
                                                                                            Telefon 604 08 260
                                                                                            www.psychotherapieHP.de

                 Malermeister
              Christian Riedlbauer
          Ausführung sämtlicher Maler- und Tapezierarbeiten,
          sauber, preiswert und schnell. Mit Möbelrücken und
            Schmutzbeseitigung. Kostenlose Beratung und
                         Kostenvoranschläge.
                              Bismarckstr. 47b
                                 12169 Berlin
                              Telefon 773 46 05

                                         Sie erwarten Besuch?                                          SILVIA FÜLSTER
                                        In einer unserer ruhigen                     Steuerberaterin . Vereidigte Buchprüferin . Mediatorin
                                Ferienwohnungen in Lichterfelde-West                 • Steuerliche Beratung / Unternehmensberatung
                                   werden Ihre Gäste sich wohlfühlen:                • Buchführung
                                                                                     • Erstellen des Jahresabschlusses und der Steuererklärung
                                        Geräumige Bel Etage                          • Existenzgründungsberatung
                                      Kuscheliges Dachgeschoss                       • Durchführung von freiwilligen und Pflichtprüfungen
        Sabine Plümer           www.ferienwohnung-berlin-lichterfelde.de             • Mediation
              &                                                                      • Hausbesuche möglich
        Harald Hensel           Gern senden wir Ihnen den Hausprospekt
                                                                                    Lankwitzer Straße 3, 12209 Berlin-SteglitzTel. 711 60 60/62 . Fax 711 03 49
     Tel.: 81 09 90 35         Reg-Nr.: Wohn141-06/Z/NA/001904-16.                                      steuerberater-fuelster@t-online.de

                                                                                Kaffee
                                                                                Tee
                                                                                Schokolade
                                                                         Kunstgewerbe, Seife
                                                                           geöffnet:
                                                                           Do 14-16 Uhr
                        Eine-Welt-Laden                                    Sa 11-13 Uhr
                      Paulus Gemeinde Berlin-Zehlendorf                    So vor/nach GD               Kirchstr. 6 - 14163 Berlin

12
Anzeigen
                                                                 SEIT   ÜBER      165 JAHREN          IM   FAMILIENBESITZ
                                                                 • Individuelle Beratung zu Feuer-,
                                                                   Erd-, See- und Naturbestattungen
                                                                 • Würdig ausgestaltete Trauerfeiern
                                                                 • Größte Sarg- und Urnenauswahl
                                                                 •   BESTATTUNGS-VORSORGE                   UNSER VORSORGE-ORDNER
        Berlin | Potsdam | Schönefeld
                                                                 jederzeit   75 11 0 11 •     10 Filialen • Hausbesuche
 Rechtsanwälte und Mediatoren
    in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg
                                                                             HAHN BESTATTUNGEN
                                                                             Lichterfelde: Oberhofer Weg 5 • Moltkestraße 30
        JGS ® Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
              JURIMEDIATE ® GmbH

    Rechtsanwalt und Mediator (DAA) Jörg G. Schumacher
             Geschäftsführender Gesellschafter

  Teltower Damm 35 (Forum Zehlendorf am S-Bhf.) | 14169 Berlin
          Tel. +49 30 816853 0 | Fax +49 30 816853 19
     Tel. +49 700 (JGS RECHT) und +49 700 (MEDIATOR)
     Fax +49 700 (JGS RA FAX) und +49 800 (MEDIATE)
          | jurigate@jgsworld.de | jurigate@jurimediate.de
              à www.jgsworld.de | www.jurimediate.de

                  matthias henn
                 GEBÄUDEREINIGUNG
                       • Meisterbetrieb •
 Fensterreinigung, Büroreinigung, Treppenreinigung u.a.
  Tel. 030 89731420 E-Mail: clean-berlin@t-online.de

                                                                         Steuererklärung für Ruheständler*innen
     Finckenstein-Apotheke                                                 Wir holen Ihre Unterlagen gerne ab
                 S. Walter & A. Otto OHG                                       Berg & Fricke
                                      Ringstraße 49 a                 Steuerberatungsgesellschaft mbH
                                      12205 Berlin                              Nicolaistraße 11, 12247 Berlin
                                      Telefon 811 60 88                           Tel: 030 – 76 71 57 – 906
                                      Telefax 811 61 68                            info@berg-fricke-stb.de

             GÖNNEN SIE SICH EINE KLEINE AUSZEIT                                             gerd holländer
                                                                                             friseur . kosmetik . make-up

            Lassen Sie sich
            stylen & verwöhnen!
                                                                                             Spindelmühler Weg 37, Ecke Ringstraße
                                                                                                    12205 Berlin-Lichterfelde
                                                                                                     Telefon 030/8 12 20 30
                                                                                                  www.schnippelstuebchen.de

                                                                                                        Öffnungszeiten:
                                                                                                   DI, Mi 9.00 bis 18.00 UHR
                                                                                                   Do. Fr 9.00 bis 20.00 UHR
                                                                                                    Sa 9.00 bis 14.00 UHR

                                                                                                                                     13
GEMEINDELEBEN
Veranstaltungen und Gruppen *

                                                        Herzensgebet • Meditation
Flüchtlingsarbeit in der Johannes-Gemeinde              alle zwei Wochen freitags, jeweils 19.30 Uhr
                                                        Dachgeschoss Ringstr. 36
Kontakt:                                                Interessierte können sich zum empfohlenen
Kumari Hiller kumari@hillerfamily.de                    Vorgespräch melden bei Susanne Unger
                                                        sus.unger@web.de oder
Verein zur Förderung der Kirchenmusik und               Gundula Lubig-Bloedhorn lubloe@gmx.de
der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
in der ev. Johannes-Kirchengemeinde e.V.
Vorstand:
Dr. Irmgard Reihlen, Eva-Maria Baxmann-Krafft,
Susanne Unger
Konto: IBAN DE 49 1001 0010 0562 9931 02
foerdervereien@ev-johannes.de                           Kantorei
                                                        Mo 19.30 bis 21.30 Uhr
Literaturkreis                                          Gemeindesaal, Johanneskirche
alle zwei Monate, jeweils mittwochs 19 Uhr              Kontakt: Bettina Heuer-Uharek Tel 862 00 507
Sitzungszimmer Ringstr. 36                              heuer-uharek@ev-johannes.de
Kontakt:
Eva-Maria Baxmann-Krafft                                Kinderchor (Klassen 1 bis 4)
literatur@ev-johannes.de                                Di 15.30 bis 16.15 Uhr
                                                        Gemeindesaal, Johanneskirche
Ökumenische Initiative Lichterfelde-West                Kontakt: Bettina Heuer-Uharek Tel 862 00 507
Reformation – Erneuerung – Ökumene                      heuer-uharek@ev-johannes.de
Koordination:
Wolfram Helmert, Michael Börgers                        Jugendchor (ab Klasse 5)
Kontakt: Gemeindebüro Tel 833 70 29                     Di 16.30 bis 17.15 Uhr
oekumenische-initiative@ev-johannes.de                  Gemeindesaal, Johanneskirche
                                                        Kontakt: Bettina Heuer-Uharek Tel 862 00 507
Treffpunkt Johannes                                     heuer-uharek@ev-johannes.de
in der Regel am letzten Mittwoch des Monats
15 bis 16.30 Uhr
Café Nachbar, Seiteneingang Johanneskirche
Kontakt:
Anne Rother über Gemeindebüro Tel 833 70 29

Spielenachmittag für Erwachsene                         Bastel- und Spielkreis für Kinder
in der Regel am zweiten Freitag des Monats
15 bis 17 Uhr                                           Mi 15 bis 16 Uhr
Sitzungszimmer Ringstr. 36                              Baseler Str. 69
Kontakt:                                                Kontakt: Renate Förster, Tel 812 13 93
Sabine Karg über Gemeindebüro Tel 833 70 29

Zweites Frühstück
in der Regel am zweiten Sonnabend des Monats
11 bis 12.30 Uhr
Café Nachbar, Seiteneingang Johanneskirche
Bitte telefonisch an- bzw. abmelden: Gemeindebüro
                                                        Offener Jugendtreff
Tel 833 70 29                                           Di und Do 18 bis 21 Uhr
                                                        Baseler Str. 69
Besuchsdienst-Treffen                                   Kontakt: Emil Benedict, Ella Engeli,
                                                        Salome Sandherr, Johanna Block
in der Regel alle zwei Monate, jeweils montags 16 Uhr
Sitzungszimmer Ringstr. 36
Kontakt:
Sabine Karg über Gemeindebüro Tel 833 70 29

Gesprächskreis für Konfirmandeneltern                   * In der Pandemie-Situation finden zurzeit nur die
einmal monatlich, jeweils mittwochs 19.30 Uhr           Gottesdienste statt. Bitte erkundigen Sie sich bei
Café Nachbar, Seiteneingang Johanneskirche              der jeweiligen Gruppenleitung nach dem aktuellen
Kontakt:                                                Stand, auch nach digitalen Angeboten, die es z.B. für
Pfarrerin Miehe-Heger                                   Jugendliche gibt.

14
Sie können auch lesen