Der Markt für Inkubatoren in Deutschland - Von Ann-Kristin Achleitner und Ronald Engel

 
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Der Markt für Inkubatoren in
              Deutschland

  Von Ann-Kristin Achleitner und Ronald Engel
           European Business School

         Schloss Reichartshausen, Oestrich-Winkel

                 Durchgesehene Version

                       Januar 2001
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

ÜBERBLICK
Die    weltweit      hohe   und     schnelle     Verbreitung         von    ertragswirtschaftlich    orientierten
Inkubatoren gehört zu den interessantesten Phänomenen auf dem Gebiet der Seed-
Finanzierung wachstumsstarker Unternehmen.

Während dieses Phänomen zwar in der Wirtschaftspresse ausführlich behandelt wird, findet
eine   wissenschaftliche    Auseinandersetzung       mit     den      neuen      Marktakteuren      bislang   nur
unzureichend statt. Weltweit sind erst wenige vergleichbare Untersuchungen erfolgt, für den
deutschen Markt stellt die vorliegende Studie die erste empirische Erhebung für den
deutschen Markt dar, die nahezu alle im Oktober 2000 auf dem deutschen Markt tätigen
Inkubatoren einbezieht. Es wurden 65 ertragswirtschaftlich orientierte Inkubatoren untersucht,
um nachfolgend ein detailliertes Bild ihrer zentralen Charakteristika zu zeichnen.

DIE AUTOREN
Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner ist Inhaberin des Stiftungslehrstuhls Bank- und
Finanzmanagement an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL Schloß Reichartshausen und
Privatdozentin an der Universität St. Gallen (HSG) sowie Vorsitzende des Vorstands des
Institut für Finanzmanagement an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL e.V.

Assessor    jur.,    Dipl.-Kfm.     Ronald      A.   Engel     ist     Wissenschaftlicher     Mitarbeiter     am
Stiftungslehrstuhl    für   Bank-    und       Finanzmanagement            und   Promotionsstudent      an    der
EUROPEAN BUSINESS SCHOOL Schloß Reichartshausen.

COPYRIGHT
Sämtliche Rechte an dieser Studie, insbesondere der Reproduktion und Verbreitung in
jeglicher Form, liegen bei den Autoren. Die zugrundeliegenden Daten wurden mit größter
Sorgfalt erhoben und ausgewertet. Sie basieren jedoch zum überwiegenden Teil auf den
Angaben der untersuchten Unternehmen, für deren Richtigkeit keine Gewähr übernommen
werden kann.

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

INHALTSVERZEICHNIS
1      Einleitung ...........................................................................................................................5

    1.1 .... Ziel der Studie ................................................................................................................5

    1.2 .... Untersuchungsobjekt Inkubator.....................................................................................6

       1.2.1          Eingrenzung des Begriffs ....................................................................................6

       1.2.2          Entwicklung in den USA ....................................................................................7

       1.2.3          Implikationen für die vorliegende Studie .........................................................11

    1.3 .... Gang der Untersuchung ...............................................................................................13

2      Notwendigkeit der Unterstützung der Existenzgründung durch Dritte....................14

    2.1 .... Ressourcenengpässe bei der Unternehmensneugründung.............................................14

           2.1.1.1        Bottleneck 1: Eigenkapital............................................................................17

           2.1.1.2        Bottleneck 2: Know-How .............................................................................18

           2.1.1.3        Bottleneck 3: Sachmittel/Infrastruktur..........................................................19

           2.1.1.4        Bottleneck 4: Motivation und Kontakte........................................................19

    2.2 .... Überwindung möglicher Engpässe................................................................................20

3      Anbieter von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Unternehmensgründungen
außerhalb des Untersuchungsobjektes .................................................................................21

4      Der Inkubator als Mittel umfassender Gründungsunterstützung .............................26

    4.1 .... Größe des Marktes .......................................................................................................26

    4.2 .... Struktur des Marktes ...................................................................................................28

       4.2.1          Formen von Inkubatoren...................................................................................28

           4.2.1.1        Differenzierung anhand des Leistungsangebots ...........................................29

           4.2.1.2        Differenzierung anhand der Betreiber...........................................................30

                                                                                                                           Seite 3
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

           4.2.1.3        Weiterentwicklung bestehender Formen ......................................................33

       4.2.2          Inkubatoren sind in der Regel selbst junge Unternehmen ................................33

       4.2.3          Inkubatoren siedeln sich bevorzugt in bestimmten Regionen an......................36

       4.2.4          Internationalisierung der Inkubatoren...............................................................37

       4.2.5          Heterogenes Mitarbeiterbild .............................................................................39

    4.3 .... Geschäftsmodell der Inkubatoren.................................................................................41

       4.3.1          Geschäftsmotive................................................................................................41

       4.3.2          Fokussierung der Inkubatoren...........................................................................43

           4.3.2.1        Branchenbezogene Fokussierung..................................................................43

           4.3.2.2        Incubateebezogene Fokussierung .................................................................49

           4.3.2.3        Phasenbezoge ne Fokussierung......................................................................51

       4.3.3          Vorwiegend Verwirklichung externer Ideen.....................................................53

       4.3.4          Trotz hohem Dealflow nur wenige Deals .........................................................54

       4.3.5          Kurze Brutzeiten erwünscht..............................................................................59

    4.4 .... Dienstleistungsspektrum...............................................................................................60

       4.4.1          Finanzierung......................................................................................................62

       4.4.2          Sachmittel..........................................................................................................67

       4.4.3          Beratungsleistungen..........................................................................................68

       4.4.4          Networking........................................................................................................68

    4.5 .... Vergütung ....................................................................................................................70

    4.6 .... Portfoliounternehmen...................................................................................................72

    4.7 .... Exitstrategien...............................................................................................................73

5      Ermittelte Entwicklungstendenzen des deutschen Marktes für Inkubatoren ..........78

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

1     Einleitung

In den letzten Monaten war die rasante Entwicklung der Inkubator Szene in Europa,
insbesondere in England und Deutschland ein beliebtes Thema der Wirtschaftspresse. Dabei
erstreckte sich die Berichterstattung jedoch in aller Regel auf ein oberflächliches Verzeichnen
drastisch gestiegener Aktivität auf dem Gebiet der Business Incubation sowie der Schilderung
einzelner spektakulärer Erfolge und Misserfolge. Die besondere Aufmerksamkeit in den
Medien wurde durch eine beachtliche Zahl von Studien, zumeist erstellt durch führende
Unternehmensberatungen, begleitet. Diese Studien bezogen sich jedoch entweder auf Private
Equity im allgemeinen oder stellten sehr allgemein gehaltene Momentbetrachtungen dar, aus
denen        mehr   oder     weniger     nachvollziehbare   Entwicklungstendenzen    abgeleitet   wurden.
Fokussierte und zugleich detaillierte Marktuntersuchungen liegen gegenwärtig im Hinblick
auf den deutschen Markt für Business Incubation nicht vor.

1.1     Ziel der Studie

Diese Lücke will diese Untersuchung schließen. Da versucht wird, das Inkubator-Phänomen
zu verstehen, beschränkt sich die Studie nicht auf eine reine Marktbetrachtung, sondern
versucht darüber hinaus eine Strukturierung und theoretische Untermauerung der gefundenen
Ergebnisse. Berücksichtigt wurden alle den Autoren zum Zeitpunkt der Erhebung bekannten
und     in     Deutschland     aktiven    ertragswirtschaftlichen   Inkubatoren   sowie   deren    direkte
Konkurrenten, wobei im Rahmen der Erhebung allerdings eine Reduzierung auf Unternehmen
von hinreichendem Marktgewicht erfolgte. Die Untersuchung stellt eine Momentaufnahme
des Inkubatormarktes vom Oktober/November 2000 dar.

Der Markt für Business Incubation weist momentan eine sehr hohe Dynamik auf, die sich
durch ständiges Auftreten und Verschwinden einzelner Marktteilnehmer sowie durch
wechselnde Leistungsangebote einiger Marktteilnehmer und strategische Neuausrichtungen
äußert. Aufgrund dieser Marktentwicklungen kann es sein, wie der Vergleich mit diversen

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

unveröffentlichten Erhebungen zeigt, dass sich einzelne Ergebnisse binnen weniger Wochen
deutlich verändern können, was die grundlegende Aussagekraft dieser Untersuchung jedoch
nicht im Ganzen beeinträchtigt.

1.2     Untersuchungsobjekt Inkubator

Der Begriff „Inkubator“ wird derzeit in der Wirtschaftspresse häufig verwendet, um ganz
allgemein Organisationen zu bezeichnen, die Entrepreneuren helfen, neue Unternehmen zu
kreieren und zu konkurrenzfähigen Marktteilnehmern zu entwickeln. Dabei wird der Begriff
jedoch nicht einheitlich gebraucht, sondern je nach Auffassung mit unterschiedlichen
konstitutiven Merkmalen versehen, die zur Folge haben, dass es oft vom Zufall abhängt,
welcher Spieler auf dem Markt für Seed-Finanzierung und damit zusammenhängende
Dienstleistungen im jeweiligen Fall als Inkubator klassifiziert wird und welcher nicht.

1.2.1    Eingrenzung des Begriffs

Nach im folgenden vertretener Auffassung ist ein Inkubator ein Dienstleistungszentrum,
welches versucht, Unternehmensgründern vorrangig in den frühesten Entwicklungsphasen
ganzheitliche Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen zukommen zu lassen.
Ziel    eines   Inkubators   ist   es,   für   das   neugegründete     Unternehmen        möglichst   alle
Dienstleistungen originär zu erbringen oder zu vermitteln, die dieses benötigt, um seine
Geschäftsidee in möglichst kurzer Zeit in ein marktfähiges Produkt zu transformieren. Hierzu
werden ihm die Tätigkeiten abgenommen, die zwar zum Geschäftsaufbau notwendig sind,
aber nicht unmittelbar der Generierung ihres Produktes oder der Dienstleistung dienen und
damit bei Erbringung durch das Gründerteam die Zeit zur Markteinführung verlängern
würden.

In Deutschland sind Inkubatoren vor allem im Bereich der sogenannten New Economy zu
finden. Dies beruht darauf, dass das Konzept der Business Incubation im Vorfeld des Booms

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

der letzten Monate kaum verbreitet war und wenn, dann vorrangig in den sogenannten
Technologie- und Gründerzentren praktiziert wurde. In den USA liegt die Situation anders.
Im Hinblick auf den dortigen Markt wird im weiteren Verlauf dieser Studie zwischen
„klassischen Inkubatoren“ und „New Economy Inkubatoren“ unterschieden, wobei die
dortigen New Economy Incubatoren als Weiterentwicklung der klassischen Inkubatoren den
hiesigen entsprechen.

1.2.2    Entwicklung in den USA

Die zunehmende Verbreitung von Inkubatoren in jüngster Zeit wurde in den Medien häufig
aufgegriffen und kommentiert. Dabei ist das Konzept der Business Incubation nicht neu und
wird in den USA bereits seit Gründung und Inbetriebnahme des ersten außeruniversitären
Inkubators 1959 in Batavia im Bundesstaat New York verfolgt. Dieser Inkubator, der sich in
einer alten Lagerhalle befand, wurde ins Leben gerufen, um in dieser strukturschwachen
landwirtschaftlich dominierten Region Arbeitsplätze zu schaffen. Seit seiner Gründung war er
an der Entwicklung von mehr als 1000 Unternehmen beteiligt. Nach diesem Vorbild wurden
in den USA zahlreiche Inkubatoren ins Leben gerufen, die jedoch zum größten Teil Non
Profit-Geschäftsmodelle darstellten. Bei diesen ursprünglichen Inkubatoren, die im folgenden
als     „klassische“     Inkubatoren     bezeichnet     werden,     lassen    sich      drei     wesentliche
Geschäftsmotivationen identifizieren.

Zum einen wurde das Ziel verfolgt, alte ungenutzte Fabrikgebäude, wie sie sich vor allem in
den     wirtschaftlich   schwächeren     Regionen     im    Mittleren   Westen       und     Nordosten   der
Vereinigten Staaten befanden, zu nutzen, indem man sie aufteilt und jungen aufstrebenden
Unternehmen als günstige Geschäftsräume zur Verfügung stellt. Zum anderen wurden
Inkubatoren in unmittelbarer Nähe zu führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen
mit dem Ziel ins Leben gerufen, die neuen Technologien und Innovationen dieser
Forschungseinrichtungen zu kommerzialisieren. Daneben wurden hierdurch Möglichkeiten
für     die    Studenten     dieser     Einrichtungen      zur    Verfügung      gestellt,     entsprechende
Praxiserfahrungen zu sammeln und auf diese Weise Gründertum und Innovationsfreude an

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

diesen Institutionen gefördert. Die dritte Motivation ist auf Initiative junger erfolgreicher
Gründer      und   Investoren    zurückzuführen,      die   daran    interessiert   waren,    ihre   eigenen
Gründungserfahrungen nachfolgenden Entrepreneuren in einer Umgebung weiterzugeben, die
die Entwicklung erfolgreicher Inventionen und deren anschließende Exploitation fördert. Aus
diesen    Geschäftsmotivationen       resultieren     die   ursprünglichen     beiden     Hauptziele     US-
amerikanischer Inkubatoren: die Generierung von Arbeitsplätzen und damit einhergehende
Steigerung      des     Volkseinkommens          in     strukturschwachen       Regionen       sowie      der
Technologietransfer       von     renommierten        Forschungsinstitutionen       und      auch      großen
Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund ist die bekannte Studie der US-amerikanischen National Business
Incubators Association (NBIA)1 zu sehen, die 1998, also vor der explosionsartigen
Marktentwicklung für New Economy Inkubatoren, 587 Inkubatoren ermittelte, die sich wie in
Abbildung 1 abgebildet aufteilten.

1
    NBIA, The State of the Business Incubation Industry, Athens OH, 1998.

                                                                                               Seite 8
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

                                     Markt in den USA (1998)

                                     Staatlich
                                        51%

                                                                Ertragswirt-
                                                                 schaftlich
                     Hybrid und                                      8%
                     andere 14%
                                         Forschungs-
                                          orientiert
                                                                                               Staatlich
                                             27%                                               Ertragswirtschaftlich
                                                                                               Forschungsorientiert
                                                                                               Hybrid und andere

Abbildung 1: Der Markt für Inkubatoren in den USA, in Anlehnung an NBIA, a.a.O. (Fn 1), o.S.

51% der Inkubatoren wurden als privat oder öffentlich gemanagte Non Profit-Organisationen
seitens der Regierung oder gemeinnütziger Institutionen finanziert und dienten primär der
wirtschaftlichen      Entwicklung.       Dies     beinhaltet     die    Schaffung        von    Arbeitsplätzen,        die
wirtschaftliche     Diversifikation       von     Regionen       und/     oder     die    Vermehrung         staatlicher
Steuereinnahmen beinhaltete.

27% aller US-amerikanischen Inkubatoren standen in Verbindung mit Universitäten und
Colleges und         verfolgten zum Teil die bereits eben genannten Ziele wirtschaftlicher
Entwicklung.       Hinzu      kam      die      Intention,     Forschungsmöglichkeiten         bereitzustellen         und
Studenten wie Alumni die Möglichkeit einzuräumen, ihre Ideen und Inventionen durch die
Gründung von Start-Ups marktlich zu verwerten.

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

Während sich 14% der Inkubatoren als hybride Inkubatoren oder Inkubatoren mit anderer
Ausrichtung im Hinblick auf ihre Träger als Joint Ventures zwischen der Regierung,
gemeinnützigen Institutionen und/oder privaten Trägern, sowie sonstigen Förderern wie
Kunstvereinigungen, Handelskammern etc. darstellten, waren zu diesem Zeitpunkt nur 8%,
also insgesamt 47, als ertragswirtschaftlich orientierte Inkubatoren in privater Trägerschaft
anzusehen, wobei als Betreiber vor allem Investorengesellschaften und Unternehmen aus der
Immobilienwirtschaft auszumachen sind.

Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Zahl alle privaten ertragswirtschaftlich
orientierten   Inkubatoren,     ungeachtet    ihres    Geschäftsmodells         und    ihres     Klientenfokus,
umfasst. Vom Inkubatorboom der letzten Monate waren jedoch vorrangig solche Inkubatoren
betroffen, die Dienstleistungen für Start-Ups erbringen, die der New Economy zugerechnet
werden können. Daher erscheint es plausibel, dass die jüngst erschienene Studie der Harvard
Business School für 1997 im Gegensatz zu den oben zitierten 47 nur von 18 dieser
Inkubatoren in Nordamerika ausgeht.2

Obwohl durchaus strittig ist, welche konstitutiven Merkmale einen wirklichen Inkubator
ausmachen, kann man sicherlich dahin argumentieren, dass die New Economy Incubators,
also die Inkubatoren, die Subjekt des Gründungsbooms der letzten Monate waren, auf
Unternehmen wie CMGI, Safeguard Scientifics oder den 1996 gegründeten Inkubator
idealab! zurückgehen. Als Resultat des extremen Erfolgs dieser Gesellschaften sahen die USA
und mit geringer zeitlicher Verzögerung Europa und damit auch Deutschland ab 1998 eine
deutlich überproportionale Zunahme an Gründungen solcher privater For Profit-Inkubatoren.
Was     neu    an   der    Gründungswelle      der    letzten     Wochen       und    Monate     ist,   ist   die
Geschäftsmotivation       der   Initiatoren   von     Inkubatoren,     deren     fokussiertere     Ausrichtung
vorrangig auf Unternehmen der Telekommunikations-, der Internet-, der Medien- und der
Entertainmentbranchen       (den   sogenannten       TIME       Industries),   sowie    die    Intensität     der
Marktbearbeitung durch die stark angestiegene Anzahl von Marktteilnehmern.

2
    HANSEN/NOHRIA/BERGER, The State of the Incubator Marketspace, Cambridge MA 2000, S. 8.

                                                                                                 Seite 10
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

1.2.3   Implikationen für die vorliegende Studie

Aufgrund des plötzlichen Auftretens der zahlreichen Neugründungen von Inkubatoren gibt es
noch keine allgemeingültige Definition dieses Begriffs, weshalb es notwendig ist, bereits an
dieser Stelle hierauf explizit einzugehen. Die vorliegend gewählte weite Definition unter
Beschränkung auf den Bereich der New Economy wurde gewählt, um mit der Erhebung alle
gegenwärtig unmittelbar konkurrierenden Geschäftsmodelle zu erfassen. Während                     im
Rahmen der Erhebung kein Unternehmen auffiel, das sich selbst als Inkubator bezeichnet,
aber nicht unter die genannte Definition subsumiert werden kann, tritt der umgekehrte Fall
durchaus auf. Mit Ausnahme des Abschnittes 4.2, in dem explizit auf die Struktur des
Marktes in Deutschland eingegangen wird, erfolgt die Klassifizierung als Inkubator im
folgenden Teil allein nach der getroffenen Definition, egal ob dieses Unternehmen als
Inkubator oder unter einer anderen Geschäftsbezeichnung wie beispielsweise „Accelerator“,
„Campus“,      EcoNet“,    „Venture    Catalyst“    oder      „Business   Builder“   agiert.    Diese
Unabhängigkeit von der jeweiligen Firmenbezeichnung der einzelnen Dienstleister verhindert
zum einen, dass Unternehmen, die faktisch als Inkubatoren fungieren, aufgrund ihrer
abweichenden     Geschäftsbezeichnung      nicht    erfasst    werden.    Zum    anderen       werden
Unternehmen, die aufgrund eigener Motive zwar als Inkubator firmieren, aber nicht unter die
getroffene Definition subsumiert werden können, nicht als Inkubatoren behandelt. Dies hat
weiterhin zur Folge, dass auch Unternehmen, die nicht ausschließlich die Dienstleistungen
eines Inkubators erbringen, aber neben ihrem Kerngeschäft auch als solche im Seed-Bereich
tätig sind, wie einzelne Venture Capitalists, im Rahmen dieser Studie als solche erfasst
wurden. In diesen Fällen wurden allerdings allein ihre Tätigkeiten berücksichtigt und erfasst,
die als Inkubation anzusehen sind und nicht ihr gesamtes Geschäft.

Ausdrücklich von der empirischen Erhebung ausgenommen waren jedoch Technologie und
Gründerzentren (TGZ), Universitäts-, und Forschungsinkubatoren. Diese stellen zwar nach
obiger Definition zumindest zum Teil Inkubatoren dar, verfolgen allerdings andere Ziele und
agieren auch anders, so dass eine Einbeziehung in die Erhebung das Ergebnis verfälscht hätte.

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

Zudem sind diese Institutionen auch nicht von dem Inkubatorboom der letzten Monate
betroffen gewesen. Damit umfasst die Erhebung nur privatwirtschaftliche Inkubatoren, die
vorrangig auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind.

Abbildung 2 stellt die im folgenden näher beleuchteten New Economy Inkubatoren und Seed-
Capitalists nochmals den anderen Spielern im Seed-Bereich gegenüber.

   „New Economy“ Inkubatoren auf dem Markt für Seed-Finanzierung
                  Privat

                                                                              .
                                                              „New Econ.“ Incub

                                                              Angels          Seed-
                                                                               VC
                  Uni./Forschung

                                     Uni Inkubatoren

                                   Klass. Inkubatoren (USA)
                                            TGZ (D)
                  Staatlich

                                       Staatl. Förderung

                                   Non Profit                                 Profit

Abbildung 2: Struktur des Marktes für Seed-Finanzierung.

                                                                                       Seite 12
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

1.3   Gang der Untersuchung

Um das Ziel einer möglichst präzisen Momentaufnahme des deutschen Marktes zu erreichen,
wurde bei der Erstellung vorrangig auf Primärdaten zurückgegriffen. Hierzu wurde in einem
ersten Schritt durch extensive Literaturauswertung und Online-Recherche versucht, möglichst
viele der zur Zeit der Erhebung auf dem deutschen Markt für Seed-Finanzierung tätigen
Unternehmen, die sich unter die oben gewählte Definition des Terms Inkubator subsumieren
lassen, zu identifizieren. Anschließend wurde an diese ein Kurzfragebogen versandt. Dieser
Fragebogen wurde vorrangig mit offenen Fragen konstruiert, um der Heterogenität des
Marktes gerecht zu werden und individuelle Antworten auf einzelne Fragen zu ermöglichen.
Die Kontaktaufnahme erfolgte unabhängig davon, ob sich die angesprochenen Unternehmen
selbst als Inkubator ansehen oder nicht. Ergänzend hierzu wurden die Websites aller
angeschriebenen Unternehmen ausgewertet. In einem nächsten Schritt wurden zur Ergänzung
und Präzisierung der ermittelten Unternehmensinformationen ein Großteil der Unternehmen,
die an der Erhebung teilnahmen, telefonisch interviewt. Die erhobenen Informationen wurden
aggregiert und kumuliert, um dem Ziel einer Betrachtung des deutschen Marktes auf der
Makroebene gerecht zu werden. Einzelne Unternehmen haben zu bestimmten Punkten keine
Angaben       gemacht,   weshalb       sich   für     die    einzelnen     Untersuchungsgegenstände
unterschiedliche Grundgesamtheiten ergeben haben, die in den jeweiligen Abbildungen der
Variable „n“ zugeordnet angegeben sind.

Auf die Anfertigung einer Executive Summary wurde verzichtet. Stattdessen werden die
zentralen Ergebnisse der Studie im Heft 1/01 (S. 76 ff.) der Zeitschrift Finanz Betrieb
(Verlagsgruppe    Handelsblatt)   im    Rahmen      eines   Aufsatzes    der   Autoren    der   Studie
veröffentlicht.

                                                                                         Seite 13
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

2     Notwendigkeit der Unterstützung der Existenzgründung durch Dritte

2.1    Ressourcenengpässe bei der Unternehmensneugründung

Ein Gründungsprozess verlangt vom Entrepreneur einen hohen Einsatz unterschiedlicher
Ressourcen und Fähigkeiten, die dieser selbst in der Regel nicht vollständig erbringen kann.
Abbildung 3 stellt dem Gewinn/Verlustprofil einer Internet-Neugründung während der
einzelnen Unternehmensphasen den jeweiligen Kapital- und Beratungsbedarf gegenüber.

                +
       Gewinn

               -

                          Seed        Start-Up
      Phase                                             Expansion Stage                 Late Stage
                              Early Stage

      Kapital-
                         gering        mittel              stark steigend              unterschiedlich
      bedarf

      Beratungs-
                         hoch        sehr hoch               abnehmend                      gering
      bedarf

Abbildung 3: Entwicklungsabhängiger Kapital- und Beratungsbedarf junger New Economy-Unternehmen; Quelle:
Achleitner/Engel, Business Incubation als umfassende Dienstleistung im Bereich der Seed Finanzierung, EBS-Working
Paper, Oestrich Winkel 2000, S. 4.

                                                                                                Seite 14
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

Der Lebenszyklus eines Unternehmens gliedert sich hiernach in die drei Phasen Early Stage
(Frühphase), Expansion Stage (Expansionsphase) und Late Stage (Reifephase). Dabei lässt
sich die Early Stage wiederum in zwei Phasen differenzieren: die Seed-Phase und die Start-
Up-Phase.    Von    einer   noch    differenzierteren   Betrachtung   unter   Berücksichtigung    der
inzwischen aufgekommenen Begriffe Pre-Seed-Phase und bisweilen sogar Pre-Pre-Seed-
Phase wird hier abgesehen, da diese oft lediglich Differenzierungsbemühungen von auf
Unternehmen in der Frühphase abzielenden Dienstleistern und Kapitalgebern dienen und
keinen Erkenntnisfortschritt verkörpern.

In der Seed-Phase setzt das Gründerteam seine Geschäftsidee in erste verwertbare Ergebnisse
um. Es werden Prototypen und Demonstrationsmuster entwickelt, auf deren Basis das
Geschäftsmodell erstellt wird und kommuniziert werden kann. In der hieran anknüpfenden
Start-Up-Phase       beginnt       nach       verbreitetem      Verständnis      die      eigentliche
Unternehmensgründung, wobei unserer Meinung nach die Eintragung ins Handelsregister per
se keinen Unterschied in der Realisierung des Geschäftskonzeptes macht und daher zur
Abgrenzung eines hierauf bezogenen Entwicklungsstadiums nicht optimal geeignet ist.
Vielmehr umfasst diese Phase den Entwicklungszeitraum zwischen dem Vorhandensein der
Demonstrationsmuster und der Erstellung des marktreifen Produktes, in der auch oftmals
bereits Marketingmaßnahmen eingeleitet werden. Der Markteintritt stellt das Ende der Start-
Up-Phase und damit der Early Stage dar. In der Expansion Stage befindet sich das
Unternehmen am Markt und zielt darauf ab, diesen Markt baldmöglichst weitgehend zu
durchdringen sowie sich gegebenenfalls zusätzliche Märkte zu erschließen. Oftmals muss
demgegenüber das Anstreben baldiger Erreichung des Break Even Points zurückstehen, so
dass Internetunternehmen typischerweise erst vergleichsweise spät gegen Ende der Expansion
Stage Gewinne erwirtschaften, was sie zu einer zeitlich längeren, beziehungsweise höheren,
Kapitalaufnahme zwingt. Ein eventueller Börsengang wird nach hergebrachtem Verständnis
erst in der Late Stage angestrebt. Die heutige Realität ist allerdings, dass Unternehmen mit
dem Börsengang oft zeitlich deutlich vor Erreichen ihres Break Even Points liegen.

                                                                                       Seite 15
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

Die New Economy wird derzeit vom „land-grab“-Gedanken beherrscht, also der Ansicht, dass
der First Mover auf einem bestimmten Markt den größten Marktanteil an sich reißen und
diesen auch bei Hinzutreten neuer Wettbewerber verteidigen kann. Derselbe Sachverhalt wird
auch durch das „The Winner takes it all“-Phänomen beschrieben. Durch die Beispiele solcher
Firmen wie Amazon und Yahoo! sehen sich die Vertreter dieser Auffassung bestätigt und
folgern, dass im Zusammenhang mit Firmengründungen, die auf die Märkte der New
Economy abzielen, Erfolg sehr eng mit den Fähigkeiten zusammenhängt, schnell in die
gewünschten Märkte einzudringen und dort eine kritische Größe zu überschreiten. Damit
kommt der Time to Market, das heißt der Zeit die benötigt wird, die Produkt- oder
Dienstleistungsidee zur Marktreife zu entwickeln, zentrale Bedeutung zu. Denn trotz der auch
für       die   Zukunft    erwarteten   Bevölkerungsdurchdringung   des   Internets   wird   in   den
verschiedenen Marktsektoren und Subsektoren nur eine begrenzte Zahl von Anbietern
nebeneinander bestehen können. In der Regel tun sich die ersten Anbieter am leichtesten,
einen Markennamen, eine „e-brand“ aufzubauen, die ihnen die für ein profitables Agieren am
Markt notwendige Bekanntheit bietet. Das Fehlen möglicher Lagevorteile auf den ubiquitären
Internetmärkten und weitgehende Absenz sonstiger Eintrittsbarrieren verstärken diesen
Effekt.

Vor diesem Hintergrund kommt der Early Stage eines New Economy Unternehmens
besondere Bedeutung zu. Es lassen sich vier potenzielle Engpassfaktoren (bottlenecks)
identifizieren, welche die Gründer berücksichtigen müssen, um ihren Unternehmensstart
erfolgreich verlaufen zu lassen:

      •     Eigenkapital

      •     Know-How

      •     Sachmittel/Infrastruktur

      •     Motivation und Kontakte

                                                                                      Seite 16
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

2.1.1.1 Bottleneck 1: Eigenkapital

Eigenmittel reichen in der Regel nicht aus, um die Gründung und die ersten Phasen eines
neuen Unternehmens vollständig zu finanzieren. So ist bei nicht technologieorientierten
Unternehmen        von      Gründungskosten          in   Höhe      von     ca.      150.000       €     auszugehen.
Technologieorientierte Unternehmen benötigen ein Vielfaches hiervon. In der Literatur
werden Zahlen um 1,5 Mio. € für die ersten vier Jahre genannt,3 die bei Gründungen, die hohe
technologiebedingte Anfangskosten haben (Hardware, Software, Entwicklung) eher die
Untergrenze darstellen und heute nahezu immer übertroffen werden. Ein Grund hierfür sind
die      vor   allem      bei     Geschäftsmodellen       im     Internet-Bereich      anfallenden       erheblichen
Anfangsinvestitionen für die Softwareentwicklung. Bei vielen Geschäftsmodellen werden
ebenfalls bereits in sehr frühen Unternehmensphasen hohe Marketingaufwendungen getätigt,
um mit der frühzeitigen Etablierung eines Markennamens First Mover-Vorteile zu generieren
und zu kommunizieren.

Kapital kann grundsätzlich intern und extern aufgenommen werden. Unternehmen der New
Economy zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass den Investitionen in den ersten Jahren
keine oder nur geringe Cashflows gegenüberstehen. Ein Gewinn wird in den ersten drei
Jahren nur selten erzielt. Diese Situation lässt daher eine Selbstfinanzierung als nicht
durchführbar erscheinen, sofern nicht ausnahmsweise die Gründer über genügend liquide
Mittel verfügen, was jedoch angesichts des oftmals hohen Kapitalbedarfs praktisch nie der
Fall ist. Somit ergibt sich für das Gründungsteam die Notwendigkeit, nach externen
Finanzierungsquellen zu suchen. Eine Fremdkapitalfinanzierung scheitert in der Regel an der
notwendigen Beibringung adäquater Sicherheiten.

Von       Seiten    der         Kapitalgeber     wird     mangelndes       Engagement         im       Bereich      der
Fremdkapitalfinanzierung           zudem       mit   Gründen     wie      dem     hohen      (Insolvenz-)        Risiko
innovativer Geschäftsvorhaben, dem keine entsprechend hohe Verzinsung gegenübersteht, der

3
      LESSAT/ECKERLE/LICHT/NERLINGER/STEIGER,                  Beteiligungskapital     und      technologieorientierte
      Unternehmensgründungen, Wiesbaden 1999, S. 15.

                                                                                                       Seite 17
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

dünnen Eigenkapitaldecke der Gründer, mangelndem Vertrauen in die kaufmännischen
Fähigkeiten         der     Gründer     und       der     oftmals    schwierigen        Bewertbarkeit        solcher
Geschäftsmodelle und Unternehmen erklärt.4 Damit bleibt den jungen Unternehmen neben
dem       Zugriff         auf   öffentliche      Hilfen       nur   der     Rückgriff      auf      die       externe
Eigenkapitalfinanzierung,        die   dem      jungen     Unternehmen      Vorteile    wie      eine     langfristige
Verfügbarkeit des Kapitals, das Entfallen von periodischen Zins- und Tilgungszahlungen und
damit erhöhte Liquidität. Zudem bietet die resultierende Verbesserung der Eigenkapitalquote
neben der Haftungsfähigkeit des Kapitals positive Signaleffekte im Verhältnis zu Kunden,
Lieferanten    und         (potenziellen)     Mitarbeitern.     Nachdem      eine    Finanzierung         über   den
Kapitalmarkt in der Seed-Phase noch keinen Sinn macht, wird dieses Eigenkapital auf
direktem Weg aufgenommen.

2.1.1.2 Bottleneck 2: Know-How

Gefragt sind sowohl Fähigkeiten in Bezug auf die zu erbringende und am Markt abzusetzende
Leistung (Fachwissen), als auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Know-How, wie man
ein Unternehmen erfolgreich aufbaut. Vor allem letzteres Wissen ist oft „tacit“ und liegt
gerade bei jungen Gründern nicht vor. Demzufolge besteht erheblicher Beratungsbedarf, der
direkt proportional zur Komplexität des Gründungsvorhabens ist.

Hinzu kommt, dass sich im Verlauf der meisten Gründungsprozesse zwischenzeitlich
Motivations- und Durchhängephasen erkennen lassen. Diese führen oftmals dazu, dass sich
das Gründungsteam nicht mehr vollständig auf das eigentliche Ziel, die möglichst zeitnahe
Erreichung der Marktreife konzentriert. Derartige Phasen können durch externes Coaching,
sowie den gegenseitigen Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerteams in der selben
Situation manchmal zwar nicht vollständig beseitigt, aber doch weitgehend abgefedert
werden.

4
    Vgl. BAIER/PLESCHAK, Marketing und Finanzierung                       junger    Technologieunternehmen:       den
    Gründungserfolg sichern, Wiesbaden 1996, S. 106.

                                                                                                   Seite 18
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

2.1.1.3 Bottleneck 3: Sachmittel/Infrastruktur

Oftmals unterschätzt werden Bedürfnisse des Gründungsteams in Bezug auf Sachmittel. In
nahezu jedem Gründungsfall müssen erste oder neue Büroräume angemietet werden. Diese
Büros    müssen     ausgestattet   werden.      Hinzu   kommt      bei   Gründungen      aus   dem
naturwissenschaftlichen Bereich die Notwendigkeit, entsprechend ausgestattete Labore zur
Verfügung zu haben. Gerade in urbanen Ballungszentren ist es für junge Unternehmen, die in
der Regel weder Track Record noch vorhandenes Kapital aufweisen und keine Rückflüsse aus
ihrer Geschäftstätigkeit garantieren können, nicht unproblematisch, geeignete Räumlichkeiten
für ihre Geschäftstätigkeit zu marktüblichen Konditionen anzumieten.

In jedem Fall muss für die Errichtung und das Betreiben eines Geschäftsbetriebes erheblicher
Aufwand geleistet werden, der der möglichst zeitnahen Entwicklung und Verwirklichung der
Geschäftsidee nicht unmittelbar zugute kommt.

2.1.1.4 Bottleneck 4: Motivation und Kontakte

Ferner weisen nur wenige Gründerteams bereits zu Beginn des Gründungsprozesses bereits
ausgeprägte Netzwerke zu Dienstleistern und Lieferanten, zu anderen Start-Ups, die eine
komplementäre Geschäftstätigkeit aufweisen und daher potenzielle Partner zur Realisation
von Synergien darstellen, sowie zu Kunden auf. Die Identifikation und Akquise dieser
Wirtschaftsobjekte ist aufgrund von Such- und Anbahnungsaufwand nicht nur kostspielig,
sondern auch zeitraubend. Zudem können durch die Bündelung der Nachfrage mehrerer
Jungunternehmen durch den Inkubator bei Lieferanten oft bessere Preise erzielt werden.

Im Verhältnis zu Dienstleistern ist der bestehende Kontakt durch den Inkubator in manchen
Fällen eine conditio sine qua non für den Vertragsschluss mit dem Jungunternehmen, da
durch den Inkubator dessen Vergütung garantiert werden kann. Für die Jungunternehmen von
zentraler Bedeutung in diesem Zusammenhang sind Kontakte zu Rechtsanwaltskanzleien für

                                                                                    Seite 19
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

die Gestaltung der Verträge und Geschäftsbedingungen, anfallende gesellschaftsrechtliche
Regelungen oder den Aufbau von Vergütungssystemen sowie zu Personalberatungen. Bereits
in den ersten Phasen sollte der Gründer sein Team um die notwendigen, aber noch nicht
vorhandenen Kapazitäten in fachlicher Hinsicht aufstocken. Der Prozess der Rekrutierung
geeigneter Personen ist zeitintensiv und überfordert den Gründer nicht selten, da er im
Bereich des Personalwesens wenig geschult ist. Wie im Rechtsbereich auch ist er daher auf
qualitativ hochwertige Leistungen von Dritten angewiesen.

2.2       Überwindung möglicher Engpässe

Die       obengenannten     Bottlenecks       sind    zwar,     bis   auf      den   Eigenkapitalbedarf,   keine
unüberwindbaren Engpässe, aber ihre Beseitigung gestaltet sich oft zeitintensiv. Nach
Aussage von Gary Rieschel, Executive Managing Director bei Softbank, wurde bislang bei
Softbanks Portfoliounternehmen in der Early Stage ca. 40% der Zeit auf administrative
Tätigkeiten verwendet, welche die Time to Market nicht verkürzten.

Aufgrund der beschriebenen Bedeutung der Time to Market kann eine solche Verzögerung
bei den zeitsensitiven Geschäftsmodellen der New Economy über den Verlust möglicher
komparativer Vorteile das Scheitern des gesamten Unternehmens bedeuten. Zur Überwindung
der       genannten   Bottlenecks     unter     Berücksichtigung         der   Zeitkomponente     als   kritische
Nebenbedingung benötigen Unternehmen in der Seed-Phase daher Dienstleistungen aus
folgenden Bereichen:

      •    Liquiditätsschonendes Eigenkapital

      •    Management-Know-How

      •    Komplementäre       Beratung       in     den      Gebieten      Recht,   Personal,   Steuern    und
           Vertrieb/Marketing

      •    Sachmittel/Infrastruktur

      •    Netzwerk an potenziellen Geschäftspartnern, Dienstleistern/Lieferanten und Mentoren

                                                                                                 Seite 20
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

3      Anbieter        von         Dienstleistungen          im       Zusammenhang                  mit
       Unternehmensgründungen außerhalb des Untersuchungsobjektes

Zur Inanspruchnahme von Dienstleistungen in den genannten Bereichen kann der Gründer auf
zahlreiche Wirtschaftssubjekte zurückgreifen. In Frage kommen neben Inkubatoren in diesem
Zusammenhang staatliche Stellen, VC-Gesellschaften, Business Angels und andere private
Investoren oder Technologie- und Gründerzentren.

Bei Business Angels, oft auch kurz als Angels bezeichnet, handelt es sich um vermögende
Privatinvestoren, die junge Unternehmen wie „Paten für den Unternehmensstart“5 sowohl
finanziell in der Form von Eigenkapital als auch durch umfassende Beratung unterstützen.
Oftmals haben die Angels bereits selbst erfolgreich ein oder mehrere Unternehmen in der
Branche gegründet, in der sie ihre Beteiligungen anstreben. Hierdurch verfügen sie sowohl
über    Fachwissen,    das   für    die   jungen    Unternehmen    relevant   ist,   als     auch   über
Gründungserfahrung. Angels gehen im Vergleich zu Kapitalbeteiligungsgesellschaften nur
wenige Beteiligungen ein. Dadurch ist es ihnen möglich, eine höhere Beratungsintensität zu
leisten. Aufgrund des starken Branchenfokus und der geringen Anzahl an Beteiligungen kann
daher, zumindest in der Theorie, von einer sehr hohen Beratungsqualität ausgegangen werden.

Die Breite der von Angels angebotenen Beratungsleistungen ist jedoch aufgrund der Tatsache,
dass der Angel als natürliche Person nicht alle Kompetenzen und Erfahrungen auf sich
vereinen kann, ebenso wie die durch das persönliche Vermögen des Angels begrenzte Menge
verfügbarer   Mittel    eingeschränkt.     Die     Befriedigung   aller   Beratungsbedürfnisse        des
Unternehmens ist dem Angel daher allenfalls dann möglich, wenn er auf ein gutes Netzwerk
an Kontakten zurückgreifen kann. In keinem Fall gedeckt wird der Bedarf junger
Unternehmen an Sachmitteln, wie Bürofläche und Infrastruktur. Business Angels sind für
junge Unternehmen zudem oft schwierig zu identifizieren, da sie zum Großteil in der

                                                                                           Seite 21
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

Öffentlichkeit lieber anonym bleiben wollen, was trotz zunehmender Syndizierungstendenzen
in der Form von Business Angel-Netzwerken momentan noch zu einer recht geringen
Allokationseffizienz auf dem Markt für derartige Dienstleister führt.

Technologie- und Gründerzentren (TGZ) stellen häufig öffentliche Einrichtungen dar, die
jungen Unternehmen, die vorwiegend im Technologiebereich tätig sind,                    für einen gewissen
Zeitraum       Geschäftsräume,        Gemeinschaftseinrichtungen         und     Beratungsleistungen       zur
Verfügung stellen. In Deutschland konnten sich seit der Gründung des ersten dieser Zentren
1983 in Berlin mehr als 160 solcher Institutionen etablieren.6 Hierbei hat sich eine starke
Heterogenität nicht nur in Bezug auf Form und Dienstleistungsspektrum der Zentren, sondern
auch     hinsichtlich     ihrer   Bezeichnung   herauskristallisiert.    So    lassen   sich    Namen     wie
Technologiezentrum,           Wissenschaftspark,      Innovationszentrum,         Gründerzentrum          oder
Gewerbepark zwar theoretisch mehr oder weniger präzise von einander abgrenzen, in der
Praxis     werden       die   Unterschiede   jedoch   aufgrund     der    überwiegenden        Existenz   von
Mischformen weitgehend nivelliert.

Der Schwerpunkt der angebotenen Dienstleistungen liegt auf der Bereitstellung von Beratung,
Sachmitteln und gegebenenfalls auch Räumlichkeiten. Durch die parallele Ansiedlung junger,
zumeist technologieorientierter Gründungen wird die Nutzung von Synergiepotenzialen und
Motivationseffekten sowie intensiver Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Gründern
angestrebt. Auftretender Kapitalbedarf wird jedoch in der Regel nicht durch die TGZ gedeckt,
was neben dem oft nur unzureichend ausgebildeten Kontaktnetzwerk einen deutlichen
Schwachpunkt gegenüber konkurrierenden Dienstleistern darstellt. Ein weiterer Kritikpunkt
an TGZ, der oftmals vorgebracht wird, lässt sich auf deren fehlende Profitorientierung

5
    ENGELMANN/HEITZER, Mobilisierung von Business Angels in Deutschland, in: Finanz Betrieb 1999, S.
    457
6
    Dies stellt einen Schätzwert dar. Die in der Literatur angegeben Zahlen hängen von der jeweils
    zugrundegelegten     Definition ab   und   bewegen     sich  zwischen  122   und   270.   Vgl.
    STERNBERG/BEHRENDT/SEEGER/TAMASY, Bilanz eines Booms – Wirkungsanalyse von Technologie-
    und Gründerzentren in Deutschland, Dortmund 1996, S.3; MEYER/IMBERG, Kundenzufriedenheit in
    Technologiezentren, 1999, S.5.

                                                                                               Seite 22
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

zurückführen. Aufgrund dieser Eigenschaft wird den TGZ teilweise unterstellt, bei der
Auswahl ihrer Unternehmen zu wenig erfolgsorientiert vorzugehen, den Fortschritt der im
Zentrum ansässigen Unternehmen zu wenig zu beobachten und zu forcieren und daher die
Unternehmen über zu lange Zeiträume im Zentrum zu belassen.

Staatliche Hilfen werden vor allem in zweierlei Formen in Anspruch genommen. Zunächst
bieten der Bund und die Länder eine Reihe von Unterstützungsprogrammen in monetärer
Form an. In diesem Zusammenhang ist für die Bundesrepublik Deutschland zuvorderst die
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu nennen, die nach ihrer Übernahme der Deutschen
Ausgleichsbank (DtA) am 14. Juni 2000 die zentrale staatliche Einrichtung zur Förderung
junger   Unternehmen       darstellt.    Die      Anzahl            solcher        staatlichen     Förderprogramme      zur
Frühphasenfinanzierung ist hoch und dadurch, dass sich der Staat über die DtA, die
Technologiebeteiligungsgesellschaft                mbH                     (tbg)            oder           Mittelständische
Beteiligungsgesellschaften (MBGen) bereits in sehr frühen Unternehmensstadien und auch
bereits mit geringen Beteiligungsbeträgen engagiert, stellen diese Programme derzeit in
Deutschland      einen     zentralen          Faktor         in      der      Frühphasenfinanzierung           dar.     Für
privatwirtschaftliche    Beteiligungsfinanziers          wären          derartige       Engagements        aufgrund   ihrer
Kostenintensität und zumeist geringeren Renditeerwartungen oftmals weniger interessant.
Daneben werden von Seiten des Staates Beratungsleistungen bereitgestellt, was auf zwei
verschiedene Weisen erfolgt. Zum einen erbringt der Staat originäre Beratungsleistungen,
zum anderen erfolgen staatliche Zuschüsse an Beratungsstellen unter privater Trägerschaft.

Staatliche    Förderprogramme          beschränken           sich     jedoch,        auch     wenn     gegebenenfalls    in
geringerem Umfang zusätzliche Beratungsleistungen erbracht werden, hauptsächlich auf den
Finanzierungsaspekt.       So      empfiehlt           die        tbg       auf       ihrer      Website      für     junge
Technologieunternehmen          auch    die     zusätzliche         Betreuung         durch      ein   Technologie-     und
Gründerzentrum, um auf diese Weise den Beratungs- und Sachmittelbedarf abdecken zu
können. Die Bereitstellung eines Netzwerkes an guten und gewinnbringenden Kontakten kann
jedoch auch durch eine derartige Kooperation nicht geleistet werden. Als schwierig im
finanziellen Bereich erweisen sich zudem gelegentlich die fixen Förderhöchstbeträge, die

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

gerade bei komplexen und kapitalintensiven Neugründungen zu gering angesetzt sein
könnten.

Die Deckung des Kapitalbedarfes als zentraler Punkt angebotener Dienstleistungen ist bei
Venture Capital-Gesellschaften (VC-Gesellschaften) zu finden. In der Regel engagieren sich
VC-Gesellschaften jedoch erst an Unternehmen in ihrer Start-Up-Phase, also nachdem das
Geschäftsmodell weitgehend fertiggestellt und in Form eines vollständigen Businessplanes
dokumentiert ist. In der Start-Up-Phase zeigt sich ein von in der Seed-Phase des
Unternehmens durchaus veränderter Beratungsbedarf, der nicht zwingend niedriger sein
muss, allerdings fast immer inhaltlich von diesem abweicht. Daher stellen VC-Gesellschaften
bislang nur in Einzelfällen eine Alternative im Bereich der Seed-Finanzierung dar. Die VC-
Gesellschaften,     die     in    diesem     Bereich      jedoch    tätig   sind,    haben      sich     in   ihrem
Dienstleistungsspektrum,           was          die        Gewichtung          von           Beratungs-          und
Finanzierungskomponenten angeht, bereits stark an Inkubatoren angenähert und erfüllen die
Voraussetzungen der oben gefassten Definition, womit sie im folgenden als Inkubator
behandelt werden und auch bei der Primärerhebung berücksichtigt wurden.

Als Grund für das weiterhin zurückhaltende Engagement vieler VC-Gesellschaften auf dem
Markt für Seed-Finanzierung wurden seitens der befragten Gesellschaften zuvorderst folgende
Punkte     bestätigt:     VC-Gesellschaften       haben     oftmals    aufgrund      ihrer    Finanzierung       über
inzwischen sehr großvolumige Fonds ein Portfolio von zahlreichen jungen Unternehmen. Um
diesen allen eine gleichermaßen individuelle und hochwertige Beratung in der Intensität, wie
sie in der Seed-Phase von Unternehmen notwendig ist, zukommen zu lassen, fehlt es zumeist
an einer ausreichenden Mitarbeiterzahl. Weiterhin sind Seed-Beteiligungen ihrer Natur nach
kleiner als Start-Up oder Expansion Stage Engagements. Daher würde eine stärkere
Betreuung von Unternehmen in dieser Phase zu einer weiteren Vergrößerung des
Unternehmensportfolios führen, damit das angestrebte, durch die Fondsgröße vorgegebene
Finanzierungsvolumen erreicht wird. Eine Betreuung von Neugründungen würde zudem nicht
optimal     zur    angesprochenen          Mitarbeiterstruktur     vieler   VC-Unternehmen             passen,    da
ehemalige     Gründer,      die   wertvolle      Beratung    hinsichtlich    der     typischen    Probleme        im

                                                                                                  Seite 24
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

Zusammenhang mit Unternehmensgründungen geben könnten, in VC-Gesellschaften oft
unterrepräsentiert sind.

Die Gemeinsamkeit der beschriebenen Dienstleister ist, dass praktisch keines der genannten
Wirtschaftssubjekte in der Lage ist, Dienste zur Abdeckung des gesamten Bedarfsprofils der
neugegründeten Unternehmen anzubieten. Während der Fokus von Business Angels primär
auf der Beratungs- und weniger auf der Sachmittelkomponente liegt und auch die
Finanzierungsmöglichkeiten      eng       begrenzt   sind,   verbinden   TGZ       vielfältige
Beratungsleistungen mit der Bereitstellung einer adäquaten Infrastruktur. Eigenmittel werden
von ihnen hingegen allenfalls vermittelt, aber nicht direkt zur Verfügung gestellt. Auch in
Kombination mit staatlichen Förderprogrammen fehlt es neben den bereits genannten Punkten
an der Bereitstellung eines Netzwerkes.

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

4     Der Inkubator als Mittel umfassender Gründungsunterstützung

4.1     Größe des Marktes

Wenn man an dieser Stelle den gegenwärtigen durch den Bundesverband Deutscher
Kapitalanlagegesellschaften e.V. (BVK) erfassten Markt für Private Equity7 in Deutschland
betrachtet, lässt sich erkennen, dass der Gesamtmarkt in den letzten Jahren eine boomartige
Entwicklung verzeichnete, die auch derzeit nicht abebbt sondern sich überproportional
verstärkt. Abbildung 4 illustriert das rasante Wachstum auf dem Markt.

                               (Gesamt-)Markt für Private Equity
      Mrd. DM

      20
      18
      16                                                               Investitionslücke
      14
      12
      10
       8
       6                                                                      Zur Verfügung stehende
       4                                                                      Mittel

       2                                                                      Tatsächliches (kumul.)
       0                                                                      Investitionsvolumen
           1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998

Abbildung 4: Der Markt für Private Equity in Deutschland, in Anlehnung an Schefczyk, Erfolgsstrategien
Deutscher Venture Capital-Gesellschaften, 2. Auflage Stuttgart 2000, S. 89.

7
    Private Equity bezeichnet die Investition von externen Eigenkapitalgebern in nicht börsennotierte
    Unternehmen, mit dem Ziel, über die Wertsteigerung des Unternehmens bei der Veräußerung der
    Unternehmensanteile einen Gewinn zu erwirtschaften.

                                                                                              Seite 26
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

So betrug der durchschnittliche Zuwachs im Marktvolumen in Deutschland in den Jahren
1992 bis 1996 9,3% p.a. 1997 kündigte die Verdoppelung des investierten Volumens im
Neugeschäft eine deutliche Aufwärtsbewegung des Marktes an. Die investierten Mittel
stiegen um 15,5%, um 1998 nochmals um 33,3% zuzulegen. Gleichzeitig stieg jedoch das zur
Verfügung stehende Fondsvolumen noch stärker, was zur Folge hat, dass derzeit ein
Mittelüberhang von rund 8 Mrd. DM besteht. Diese Entwicklung führt dazu, dass Kapital
grundsätzlich keinen Engpassfaktor für junge Unternehmen mehr darstellt, sondern die
Eigenkapitalgeber um die guten Ideen und Teams konkurrieren, um ihre Fonds füllen zu
können. Diese Einschätzung lässt sich ohne Einschränkungen jedoch nur für die Expansion
Stage   und    gegebenenfalls   noch   für   die   Start-Up-Phase innerhalb der Early Stage
aufrechterhalten. Für Unternehmen bzw. Gründerteams, die ihrem Entwicklungsstadium nach
der Seed-Phase zugerechnet werden müssen, erwies es sich aufgrund der in diesem frühen
Stadium anderen Risiko/Rendite Situation für potenzielle Investoren auch in jüngerer
Vergangenheit nicht immer als einfach, in ausreichendem Maße Kapital zu akquirieren.

Abbildung 5 zeigt die Verteilung der deuteschen Private Equity Investitionen auf die
einzelnen Unternehmensphasen. Trotz überproportionalem Wachstum von Early Stage-
Investitionen in den letzten Jahren ist der Seed-Bereich mit 7% der Investitionsmittel auch bei
Berücksichtigung der durchschnittlich geringeren Investitionsvolumina in dieser Phase noch
ausbaufähig.

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

                     Aufteilung des Private Equity-Marktes nach
                                Entwicklungsphasen

                                               Start-up
                                                 26%
                       Expansion
                          35%

                                                                 Seed                    Start-up
                                                      LB          7%                     Seed
                                                        O
                                                            4%
                                                MBO                                      LBO
                                   Bridge       10%
                                    14%                                                  MBO
          Replacement                                                                    Bridge
           Capital 4%
                                                                                         Replacement Capital
                                                                                         Expansion

Abbildung 5: Entwicklungsphasenabhängige Betrachtung des deutschen Marktes für Private Equity; Quelle BVK Statistik
1999, S. 9.

4.2      Struktur des Marktes

Insgesamt kann derzeit auf dem deutschen Markt von rund 65 Inkubatoren und mit diesen
direkt        konkurrierenden   VC-Gesellschaften oder konkurrierenden Dienstleistern ähnlicher
Prägung gesprochen werden. Diese treten neben die Technologie- und Gründerzentren, die
allerdings, wie eingangs erwähnt, nicht Gegenstand dieser Untersuchung sind.

4.2.1     Formen von Inkubatoren

Die Intransparenz des Marktes für Inkubatoren beruht zu einem großen Teil auch darauf, dass
sich im Zeitablauf verschiedene Formen und Variationen von Inkubatoren herausgebildet

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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

haben. Vor allem entlang der Dimensionen Leistungsspektrum und Betreiber lassen sich
jedoch zentrale auf dem Markt tätige Arten von Inkubatoren sowie mit diesen konkurrierende
Dienstleister identifizieren und typisieren.

4.2.1.1 Differenzierung anhand des Leistungsangebots

Es ist bei der Durchführung der empirischen Erhebung aufgefallen, dass momentan die
Firmierung      als    Inkubator      nicht    beliebt     ist.      Das   teilweise    schlechte      Image       dieser
Geschäftsbezeichnung           verbunden         mit      dem          Wunsch,         über     eine         individuelle
Geschäftsbezeichnung möglicherweise eine Differenzierungsstrategie zu verfolgen, führt zu
einer hohen Zahl von Bezeichnungen für zumindest ähnliche Geschäftsmodelle.

Tabelle 1 beschreibt das typische Dienstleistungsspektrum der drei am meisten verwendeten
Geschäftsbezeichnungen. In direkte Konkurrenz hierzu treten die VC-Firmen, die sich als
Seed-Capitalists bereits in der Seed-Phase engagieren und zusätzlich zu ihrer finanziellen
Tätigkeit weitere Dienstleistungen anbieten.

                                    Inkubator                 Accelerator               Venture         Seed-
                                                                                        Catalyst        Capitalist

Finanzierung                        Originär/Vermittlg.       Originär/Vermittlg.       Allenfalls      Originär
                                                                                        Vermittlg.

Infrastruktur/Sachmittel            Originär/Vermittlg.       Originär/Vermittlg.       Nein            Nein

Beratung                            Ja                        Ja                        Ja              Ja

Network                             Ja                        Ja                        Ja              Ja

Tabelle 1: Gegenüberstellung von Geschäftsmodellen und Leistungen.

                                                                                                       Seite 29
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland

Es ist ersichtlich, dass sich die Geschäftsmodelle Inkubator und Accelerator nicht
grundlegend in ihren Dienstleistungsspektren unterscheiden und daher Differenzen bezüglich
des Geschäftsmodells allenfalls im Einzelfall erkennbar sind. So fiel auf, dass Acceleratoren
die Finanzierungsleistungen oftmals nicht selbst erbringen, sondern lediglich vermitteln,
während dies bei Inkubatoren nur sehr selten der Fall ist. Venture Catalysts zeichnen sich
dadurch aus, dass sie grundsätzlich weder selbst finanzieren, noch Sachmittel und
Infrastruktur zur Verfügung stellen. Da nach obiger Definition die Bereitstellung dieser Mittel
keine konstitutive Voraussetzung eines Inkubators ist und, wie im folgenden noch gezeigt
wird, sich auch bei einigen Inkubatoren der Trend durchsetzt, keine Sachmittel bzw.
Infrastruktur (mehr) zur Verfügung zu stellen, stehen diese beiden Geschäftsmodelle durchaus
in direkter Konkurrenz. VC-Gesellschaften können, sofern sie sich in der Seed-Phase von
Unternehmen     engagieren,     nicht     ihr     klassisches      Dienstleistungsangebot       für   spätere
Unternehmensentwicklungsphasen übernehmen, sondern müssen ihre Dienste zugunsten einer
stärkeren   Beratungskomponente         bei     geringerem      Finanzierungsvolumen         gewichten.   Sie
können sich auf diesem Markt nicht in erster Linie als Kapitalgeber, der lediglich
untergeordnete Beratungsleistungen erbringt, verstehen. In der Regel nicht bereitgestellt
werden Sachmittel und Infrastruktur, was Kommunikationswege zwischen Gründungsteam
und VC-Gesellschaft verlängert und Monitoring-Aktivitäten erschwert.

Da die einzelnen Geschäftsbezeichnungen nicht einheitlich verwendet werden, stellen obige
Leistungsangebote nur typische Dienstleistungsspektren dar. Auf Angebotsbreite und –tiefe
der Inkubatoren wird genauer in Abschnitt 4.4. eingegangen.

4.2.1.2 Differenzierung anhand der Betreiber

Die   verschiedenen    Formen     ertragswirtschaftlich         orientierter   Inkubatoren     wurden     von
unterschiedlichen Initiatoren ins Leben gerufen. Zum einen gibt es echte Neugründungen
durch den Zusammenschluss mehrerer natürlicher Personen (im folgenden als Stand Alone
Incubators bezeichnet), zum anderen werden Inkubatoren als Abteilung oder selbständige
Einheit an ein bestehendes Unternehmen angegliedert oder aus diesem ausgegründet (im

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