Der Markt für Inkubatoren in Deutschland - Von Ann-Kristin Achleitner und Ronald Engel
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Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Von Ann-Kristin Achleitner und Ronald Engel European Business School Schloss Reichartshausen, Oestrich-Winkel Durchgesehene Version Januar 2001
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland ÜBERBLICK Die weltweit hohe und schnelle Verbreitung von ertragswirtschaftlich orientierten Inkubatoren gehört zu den interessantesten Phänomenen auf dem Gebiet der Seed- Finanzierung wachstumsstarker Unternehmen. Während dieses Phänomen zwar in der Wirtschaftspresse ausführlich behandelt wird, findet eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den neuen Marktakteuren bislang nur unzureichend statt. Weltweit sind erst wenige vergleichbare Untersuchungen erfolgt, für den deutschen Markt stellt die vorliegende Studie die erste empirische Erhebung für den deutschen Markt dar, die nahezu alle im Oktober 2000 auf dem deutschen Markt tätigen Inkubatoren einbezieht. Es wurden 65 ertragswirtschaftlich orientierte Inkubatoren untersucht, um nachfolgend ein detailliertes Bild ihrer zentralen Charakteristika zu zeichnen. DIE AUTOREN Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner ist Inhaberin des Stiftungslehrstuhls Bank- und Finanzmanagement an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL Schloß Reichartshausen und Privatdozentin an der Universität St. Gallen (HSG) sowie Vorsitzende des Vorstands des Institut für Finanzmanagement an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL e.V. Assessor jur., Dipl.-Kfm. Ronald A. Engel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Stiftungslehrstuhl für Bank- und Finanzmanagement und Promotionsstudent an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL Schloß Reichartshausen. COPYRIGHT Sämtliche Rechte an dieser Studie, insbesondere der Reproduktion und Verbreitung in jeglicher Form, liegen bei den Autoren. Die zugrundeliegenden Daten wurden mit größter Sorgfalt erhoben und ausgewertet. Sie basieren jedoch zum überwiegenden Teil auf den Angaben der untersuchten Unternehmen, für deren Richtigkeit keine Gewähr übernommen werden kann. Seite 2
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung ...........................................................................................................................5 1.1 .... Ziel der Studie ................................................................................................................5 1.2 .... Untersuchungsobjekt Inkubator.....................................................................................6 1.2.1 Eingrenzung des Begriffs ....................................................................................6 1.2.2 Entwicklung in den USA ....................................................................................7 1.2.3 Implikationen für die vorliegende Studie .........................................................11 1.3 .... Gang der Untersuchung ...............................................................................................13 2 Notwendigkeit der Unterstützung der Existenzgründung durch Dritte....................14 2.1 .... Ressourcenengpässe bei der Unternehmensneugründung.............................................14 2.1.1.1 Bottleneck 1: Eigenkapital............................................................................17 2.1.1.2 Bottleneck 2: Know-How .............................................................................18 2.1.1.3 Bottleneck 3: Sachmittel/Infrastruktur..........................................................19 2.1.1.4 Bottleneck 4: Motivation und Kontakte........................................................19 2.2 .... Überwindung möglicher Engpässe................................................................................20 3 Anbieter von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Unternehmensgründungen außerhalb des Untersuchungsobjektes .................................................................................21 4 Der Inkubator als Mittel umfassender Gründungsunterstützung .............................26 4.1 .... Größe des Marktes .......................................................................................................26 4.2 .... Struktur des Marktes ...................................................................................................28 4.2.1 Formen von Inkubatoren...................................................................................28 4.2.1.1 Differenzierung anhand des Leistungsangebots ...........................................29 4.2.1.2 Differenzierung anhand der Betreiber...........................................................30 Seite 3
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 4.2.1.3 Weiterentwicklung bestehender Formen ......................................................33 4.2.2 Inkubatoren sind in der Regel selbst junge Unternehmen ................................33 4.2.3 Inkubatoren siedeln sich bevorzugt in bestimmten Regionen an......................36 4.2.4 Internationalisierung der Inkubatoren...............................................................37 4.2.5 Heterogenes Mitarbeiterbild .............................................................................39 4.3 .... Geschäftsmodell der Inkubatoren.................................................................................41 4.3.1 Geschäftsmotive................................................................................................41 4.3.2 Fokussierung der Inkubatoren...........................................................................43 4.3.2.1 Branchenbezogene Fokussierung..................................................................43 4.3.2.2 Incubateebezogene Fokussierung .................................................................49 4.3.2.3 Phasenbezoge ne Fokussierung......................................................................51 4.3.3 Vorwiegend Verwirklichung externer Ideen.....................................................53 4.3.4 Trotz hohem Dealflow nur wenige Deals .........................................................54 4.3.5 Kurze Brutzeiten erwünscht..............................................................................59 4.4 .... Dienstleistungsspektrum...............................................................................................60 4.4.1 Finanzierung......................................................................................................62 4.4.2 Sachmittel..........................................................................................................67 4.4.3 Beratungsleistungen..........................................................................................68 4.4.4 Networking........................................................................................................68 4.5 .... Vergütung ....................................................................................................................70 4.6 .... Portfoliounternehmen...................................................................................................72 4.7 .... Exitstrategien...............................................................................................................73 5 Ermittelte Entwicklungstendenzen des deutschen Marktes für Inkubatoren ..........78 Seite 4
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 1 Einleitung In den letzten Monaten war die rasante Entwicklung der Inkubator Szene in Europa, insbesondere in England und Deutschland ein beliebtes Thema der Wirtschaftspresse. Dabei erstreckte sich die Berichterstattung jedoch in aller Regel auf ein oberflächliches Verzeichnen drastisch gestiegener Aktivität auf dem Gebiet der Business Incubation sowie der Schilderung einzelner spektakulärer Erfolge und Misserfolge. Die besondere Aufmerksamkeit in den Medien wurde durch eine beachtliche Zahl von Studien, zumeist erstellt durch führende Unternehmensberatungen, begleitet. Diese Studien bezogen sich jedoch entweder auf Private Equity im allgemeinen oder stellten sehr allgemein gehaltene Momentbetrachtungen dar, aus denen mehr oder weniger nachvollziehbare Entwicklungstendenzen abgeleitet wurden. Fokussierte und zugleich detaillierte Marktuntersuchungen liegen gegenwärtig im Hinblick auf den deutschen Markt für Business Incubation nicht vor. 1.1 Ziel der Studie Diese Lücke will diese Untersuchung schließen. Da versucht wird, das Inkubator-Phänomen zu verstehen, beschränkt sich die Studie nicht auf eine reine Marktbetrachtung, sondern versucht darüber hinaus eine Strukturierung und theoretische Untermauerung der gefundenen Ergebnisse. Berücksichtigt wurden alle den Autoren zum Zeitpunkt der Erhebung bekannten und in Deutschland aktiven ertragswirtschaftlichen Inkubatoren sowie deren direkte Konkurrenten, wobei im Rahmen der Erhebung allerdings eine Reduzierung auf Unternehmen von hinreichendem Marktgewicht erfolgte. Die Untersuchung stellt eine Momentaufnahme des Inkubatormarktes vom Oktober/November 2000 dar. Der Markt für Business Incubation weist momentan eine sehr hohe Dynamik auf, die sich durch ständiges Auftreten und Verschwinden einzelner Marktteilnehmer sowie durch wechselnde Leistungsangebote einiger Marktteilnehmer und strategische Neuausrichtungen äußert. Aufgrund dieser Marktentwicklungen kann es sein, wie der Vergleich mit diversen Seite 5
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland unveröffentlichten Erhebungen zeigt, dass sich einzelne Ergebnisse binnen weniger Wochen deutlich verändern können, was die grundlegende Aussagekraft dieser Untersuchung jedoch nicht im Ganzen beeinträchtigt. 1.2 Untersuchungsobjekt Inkubator Der Begriff „Inkubator“ wird derzeit in der Wirtschaftspresse häufig verwendet, um ganz allgemein Organisationen zu bezeichnen, die Entrepreneuren helfen, neue Unternehmen zu kreieren und zu konkurrenzfähigen Marktteilnehmern zu entwickeln. Dabei wird der Begriff jedoch nicht einheitlich gebraucht, sondern je nach Auffassung mit unterschiedlichen konstitutiven Merkmalen versehen, die zur Folge haben, dass es oft vom Zufall abhängt, welcher Spieler auf dem Markt für Seed-Finanzierung und damit zusammenhängende Dienstleistungen im jeweiligen Fall als Inkubator klassifiziert wird und welcher nicht. 1.2.1 Eingrenzung des Begriffs Nach im folgenden vertretener Auffassung ist ein Inkubator ein Dienstleistungszentrum, welches versucht, Unternehmensgründern vorrangig in den frühesten Entwicklungsphasen ganzheitliche Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen zukommen zu lassen. Ziel eines Inkubators ist es, für das neugegründete Unternehmen möglichst alle Dienstleistungen originär zu erbringen oder zu vermitteln, die dieses benötigt, um seine Geschäftsidee in möglichst kurzer Zeit in ein marktfähiges Produkt zu transformieren. Hierzu werden ihm die Tätigkeiten abgenommen, die zwar zum Geschäftsaufbau notwendig sind, aber nicht unmittelbar der Generierung ihres Produktes oder der Dienstleistung dienen und damit bei Erbringung durch das Gründerteam die Zeit zur Markteinführung verlängern würden. In Deutschland sind Inkubatoren vor allem im Bereich der sogenannten New Economy zu finden. Dies beruht darauf, dass das Konzept der Business Incubation im Vorfeld des Booms Seite 6
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland der letzten Monate kaum verbreitet war und wenn, dann vorrangig in den sogenannten Technologie- und Gründerzentren praktiziert wurde. In den USA liegt die Situation anders. Im Hinblick auf den dortigen Markt wird im weiteren Verlauf dieser Studie zwischen „klassischen Inkubatoren“ und „New Economy Inkubatoren“ unterschieden, wobei die dortigen New Economy Incubatoren als Weiterentwicklung der klassischen Inkubatoren den hiesigen entsprechen. 1.2.2 Entwicklung in den USA Die zunehmende Verbreitung von Inkubatoren in jüngster Zeit wurde in den Medien häufig aufgegriffen und kommentiert. Dabei ist das Konzept der Business Incubation nicht neu und wird in den USA bereits seit Gründung und Inbetriebnahme des ersten außeruniversitären Inkubators 1959 in Batavia im Bundesstaat New York verfolgt. Dieser Inkubator, der sich in einer alten Lagerhalle befand, wurde ins Leben gerufen, um in dieser strukturschwachen landwirtschaftlich dominierten Region Arbeitsplätze zu schaffen. Seit seiner Gründung war er an der Entwicklung von mehr als 1000 Unternehmen beteiligt. Nach diesem Vorbild wurden in den USA zahlreiche Inkubatoren ins Leben gerufen, die jedoch zum größten Teil Non Profit-Geschäftsmodelle darstellten. Bei diesen ursprünglichen Inkubatoren, die im folgenden als „klassische“ Inkubatoren bezeichnet werden, lassen sich drei wesentliche Geschäftsmotivationen identifizieren. Zum einen wurde das Ziel verfolgt, alte ungenutzte Fabrikgebäude, wie sie sich vor allem in den wirtschaftlich schwächeren Regionen im Mittleren Westen und Nordosten der Vereinigten Staaten befanden, zu nutzen, indem man sie aufteilt und jungen aufstrebenden Unternehmen als günstige Geschäftsräume zur Verfügung stellt. Zum anderen wurden Inkubatoren in unmittelbarer Nähe zu führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen mit dem Ziel ins Leben gerufen, die neuen Technologien und Innovationen dieser Forschungseinrichtungen zu kommerzialisieren. Daneben wurden hierdurch Möglichkeiten für die Studenten dieser Einrichtungen zur Verfügung gestellt, entsprechende Praxiserfahrungen zu sammeln und auf diese Weise Gründertum und Innovationsfreude an Seite 7
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland diesen Institutionen gefördert. Die dritte Motivation ist auf Initiative junger erfolgreicher Gründer und Investoren zurückzuführen, die daran interessiert waren, ihre eigenen Gründungserfahrungen nachfolgenden Entrepreneuren in einer Umgebung weiterzugeben, die die Entwicklung erfolgreicher Inventionen und deren anschließende Exploitation fördert. Aus diesen Geschäftsmotivationen resultieren die ursprünglichen beiden Hauptziele US- amerikanischer Inkubatoren: die Generierung von Arbeitsplätzen und damit einhergehende Steigerung des Volkseinkommens in strukturschwachen Regionen sowie der Technologietransfer von renommierten Forschungsinstitutionen und auch großen Unternehmen. Vor diesem Hintergrund ist die bekannte Studie der US-amerikanischen National Business Incubators Association (NBIA)1 zu sehen, die 1998, also vor der explosionsartigen Marktentwicklung für New Economy Inkubatoren, 587 Inkubatoren ermittelte, die sich wie in Abbildung 1 abgebildet aufteilten. 1 NBIA, The State of the Business Incubation Industry, Athens OH, 1998. Seite 8
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Markt in den USA (1998) Staatlich 51% Ertragswirt- schaftlich Hybrid und 8% andere 14% Forschungs- orientiert Staatlich 27% Ertragswirtschaftlich Forschungsorientiert Hybrid und andere Abbildung 1: Der Markt für Inkubatoren in den USA, in Anlehnung an NBIA, a.a.O. (Fn 1), o.S. 51% der Inkubatoren wurden als privat oder öffentlich gemanagte Non Profit-Organisationen seitens der Regierung oder gemeinnütziger Institutionen finanziert und dienten primär der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies beinhaltet die Schaffung von Arbeitsplätzen, die wirtschaftliche Diversifikation von Regionen und/ oder die Vermehrung staatlicher Steuereinnahmen beinhaltete. 27% aller US-amerikanischen Inkubatoren standen in Verbindung mit Universitäten und Colleges und verfolgten zum Teil die bereits eben genannten Ziele wirtschaftlicher Entwicklung. Hinzu kam die Intention, Forschungsmöglichkeiten bereitzustellen und Studenten wie Alumni die Möglichkeit einzuräumen, ihre Ideen und Inventionen durch die Gründung von Start-Ups marktlich zu verwerten. Seite 9
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Während sich 14% der Inkubatoren als hybride Inkubatoren oder Inkubatoren mit anderer Ausrichtung im Hinblick auf ihre Träger als Joint Ventures zwischen der Regierung, gemeinnützigen Institutionen und/oder privaten Trägern, sowie sonstigen Förderern wie Kunstvereinigungen, Handelskammern etc. darstellten, waren zu diesem Zeitpunkt nur 8%, also insgesamt 47, als ertragswirtschaftlich orientierte Inkubatoren in privater Trägerschaft anzusehen, wobei als Betreiber vor allem Investorengesellschaften und Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft auszumachen sind. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Zahl alle privaten ertragswirtschaftlich orientierten Inkubatoren, ungeachtet ihres Geschäftsmodells und ihres Klientenfokus, umfasst. Vom Inkubatorboom der letzten Monate waren jedoch vorrangig solche Inkubatoren betroffen, die Dienstleistungen für Start-Ups erbringen, die der New Economy zugerechnet werden können. Daher erscheint es plausibel, dass die jüngst erschienene Studie der Harvard Business School für 1997 im Gegensatz zu den oben zitierten 47 nur von 18 dieser Inkubatoren in Nordamerika ausgeht.2 Obwohl durchaus strittig ist, welche konstitutiven Merkmale einen wirklichen Inkubator ausmachen, kann man sicherlich dahin argumentieren, dass die New Economy Incubators, also die Inkubatoren, die Subjekt des Gründungsbooms der letzten Monate waren, auf Unternehmen wie CMGI, Safeguard Scientifics oder den 1996 gegründeten Inkubator idealab! zurückgehen. Als Resultat des extremen Erfolgs dieser Gesellschaften sahen die USA und mit geringer zeitlicher Verzögerung Europa und damit auch Deutschland ab 1998 eine deutlich überproportionale Zunahme an Gründungen solcher privater For Profit-Inkubatoren. Was neu an der Gründungswelle der letzten Wochen und Monate ist, ist die Geschäftsmotivation der Initiatoren von Inkubatoren, deren fokussiertere Ausrichtung vorrangig auf Unternehmen der Telekommunikations-, der Internet-, der Medien- und der Entertainmentbranchen (den sogenannten TIME Industries), sowie die Intensität der Marktbearbeitung durch die stark angestiegene Anzahl von Marktteilnehmern. 2 HANSEN/NOHRIA/BERGER, The State of the Incubator Marketspace, Cambridge MA 2000, S. 8. Seite 10
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 1.2.3 Implikationen für die vorliegende Studie Aufgrund des plötzlichen Auftretens der zahlreichen Neugründungen von Inkubatoren gibt es noch keine allgemeingültige Definition dieses Begriffs, weshalb es notwendig ist, bereits an dieser Stelle hierauf explizit einzugehen. Die vorliegend gewählte weite Definition unter Beschränkung auf den Bereich der New Economy wurde gewählt, um mit der Erhebung alle gegenwärtig unmittelbar konkurrierenden Geschäftsmodelle zu erfassen. Während im Rahmen der Erhebung kein Unternehmen auffiel, das sich selbst als Inkubator bezeichnet, aber nicht unter die genannte Definition subsumiert werden kann, tritt der umgekehrte Fall durchaus auf. Mit Ausnahme des Abschnittes 4.2, in dem explizit auf die Struktur des Marktes in Deutschland eingegangen wird, erfolgt die Klassifizierung als Inkubator im folgenden Teil allein nach der getroffenen Definition, egal ob dieses Unternehmen als Inkubator oder unter einer anderen Geschäftsbezeichnung wie beispielsweise „Accelerator“, „Campus“, EcoNet“, „Venture Catalyst“ oder „Business Builder“ agiert. Diese Unabhängigkeit von der jeweiligen Firmenbezeichnung der einzelnen Dienstleister verhindert zum einen, dass Unternehmen, die faktisch als Inkubatoren fungieren, aufgrund ihrer abweichenden Geschäftsbezeichnung nicht erfasst werden. Zum anderen werden Unternehmen, die aufgrund eigener Motive zwar als Inkubator firmieren, aber nicht unter die getroffene Definition subsumiert werden können, nicht als Inkubatoren behandelt. Dies hat weiterhin zur Folge, dass auch Unternehmen, die nicht ausschließlich die Dienstleistungen eines Inkubators erbringen, aber neben ihrem Kerngeschäft auch als solche im Seed-Bereich tätig sind, wie einzelne Venture Capitalists, im Rahmen dieser Studie als solche erfasst wurden. In diesen Fällen wurden allerdings allein ihre Tätigkeiten berücksichtigt und erfasst, die als Inkubation anzusehen sind und nicht ihr gesamtes Geschäft. Ausdrücklich von der empirischen Erhebung ausgenommen waren jedoch Technologie und Gründerzentren (TGZ), Universitäts-, und Forschungsinkubatoren. Diese stellen zwar nach obiger Definition zumindest zum Teil Inkubatoren dar, verfolgen allerdings andere Ziele und agieren auch anders, so dass eine Einbeziehung in die Erhebung das Ergebnis verfälscht hätte. Seite 11
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Zudem sind diese Institutionen auch nicht von dem Inkubatorboom der letzten Monate betroffen gewesen. Damit umfasst die Erhebung nur privatwirtschaftliche Inkubatoren, die vorrangig auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Abbildung 2 stellt die im folgenden näher beleuchteten New Economy Inkubatoren und Seed- Capitalists nochmals den anderen Spielern im Seed-Bereich gegenüber. „New Economy“ Inkubatoren auf dem Markt für Seed-Finanzierung Privat . „New Econ.“ Incub Angels Seed- VC Uni./Forschung Uni Inkubatoren Klass. Inkubatoren (USA) TGZ (D) Staatlich Staatl. Förderung Non Profit Profit Abbildung 2: Struktur des Marktes für Seed-Finanzierung. Seite 12
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 1.3 Gang der Untersuchung Um das Ziel einer möglichst präzisen Momentaufnahme des deutschen Marktes zu erreichen, wurde bei der Erstellung vorrangig auf Primärdaten zurückgegriffen. Hierzu wurde in einem ersten Schritt durch extensive Literaturauswertung und Online-Recherche versucht, möglichst viele der zur Zeit der Erhebung auf dem deutschen Markt für Seed-Finanzierung tätigen Unternehmen, die sich unter die oben gewählte Definition des Terms Inkubator subsumieren lassen, zu identifizieren. Anschließend wurde an diese ein Kurzfragebogen versandt. Dieser Fragebogen wurde vorrangig mit offenen Fragen konstruiert, um der Heterogenität des Marktes gerecht zu werden und individuelle Antworten auf einzelne Fragen zu ermöglichen. Die Kontaktaufnahme erfolgte unabhängig davon, ob sich die angesprochenen Unternehmen selbst als Inkubator ansehen oder nicht. Ergänzend hierzu wurden die Websites aller angeschriebenen Unternehmen ausgewertet. In einem nächsten Schritt wurden zur Ergänzung und Präzisierung der ermittelten Unternehmensinformationen ein Großteil der Unternehmen, die an der Erhebung teilnahmen, telefonisch interviewt. Die erhobenen Informationen wurden aggregiert und kumuliert, um dem Ziel einer Betrachtung des deutschen Marktes auf der Makroebene gerecht zu werden. Einzelne Unternehmen haben zu bestimmten Punkten keine Angaben gemacht, weshalb sich für die einzelnen Untersuchungsgegenstände unterschiedliche Grundgesamtheiten ergeben haben, die in den jeweiligen Abbildungen der Variable „n“ zugeordnet angegeben sind. Auf die Anfertigung einer Executive Summary wurde verzichtet. Stattdessen werden die zentralen Ergebnisse der Studie im Heft 1/01 (S. 76 ff.) der Zeitschrift Finanz Betrieb (Verlagsgruppe Handelsblatt) im Rahmen eines Aufsatzes der Autoren der Studie veröffentlicht. Seite 13
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 2 Notwendigkeit der Unterstützung der Existenzgründung durch Dritte 2.1 Ressourcenengpässe bei der Unternehmensneugründung Ein Gründungsprozess verlangt vom Entrepreneur einen hohen Einsatz unterschiedlicher Ressourcen und Fähigkeiten, die dieser selbst in der Regel nicht vollständig erbringen kann. Abbildung 3 stellt dem Gewinn/Verlustprofil einer Internet-Neugründung während der einzelnen Unternehmensphasen den jeweiligen Kapital- und Beratungsbedarf gegenüber. + Gewinn - Seed Start-Up Phase Expansion Stage Late Stage Early Stage Kapital- gering mittel stark steigend unterschiedlich bedarf Beratungs- hoch sehr hoch abnehmend gering bedarf Abbildung 3: Entwicklungsabhängiger Kapital- und Beratungsbedarf junger New Economy-Unternehmen; Quelle: Achleitner/Engel, Business Incubation als umfassende Dienstleistung im Bereich der Seed Finanzierung, EBS-Working Paper, Oestrich Winkel 2000, S. 4. Seite 14
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Der Lebenszyklus eines Unternehmens gliedert sich hiernach in die drei Phasen Early Stage (Frühphase), Expansion Stage (Expansionsphase) und Late Stage (Reifephase). Dabei lässt sich die Early Stage wiederum in zwei Phasen differenzieren: die Seed-Phase und die Start- Up-Phase. Von einer noch differenzierteren Betrachtung unter Berücksichtigung der inzwischen aufgekommenen Begriffe Pre-Seed-Phase und bisweilen sogar Pre-Pre-Seed- Phase wird hier abgesehen, da diese oft lediglich Differenzierungsbemühungen von auf Unternehmen in der Frühphase abzielenden Dienstleistern und Kapitalgebern dienen und keinen Erkenntnisfortschritt verkörpern. In der Seed-Phase setzt das Gründerteam seine Geschäftsidee in erste verwertbare Ergebnisse um. Es werden Prototypen und Demonstrationsmuster entwickelt, auf deren Basis das Geschäftsmodell erstellt wird und kommuniziert werden kann. In der hieran anknüpfenden Start-Up-Phase beginnt nach verbreitetem Verständnis die eigentliche Unternehmensgründung, wobei unserer Meinung nach die Eintragung ins Handelsregister per se keinen Unterschied in der Realisierung des Geschäftskonzeptes macht und daher zur Abgrenzung eines hierauf bezogenen Entwicklungsstadiums nicht optimal geeignet ist. Vielmehr umfasst diese Phase den Entwicklungszeitraum zwischen dem Vorhandensein der Demonstrationsmuster und der Erstellung des marktreifen Produktes, in der auch oftmals bereits Marketingmaßnahmen eingeleitet werden. Der Markteintritt stellt das Ende der Start- Up-Phase und damit der Early Stage dar. In der Expansion Stage befindet sich das Unternehmen am Markt und zielt darauf ab, diesen Markt baldmöglichst weitgehend zu durchdringen sowie sich gegebenenfalls zusätzliche Märkte zu erschließen. Oftmals muss demgegenüber das Anstreben baldiger Erreichung des Break Even Points zurückstehen, so dass Internetunternehmen typischerweise erst vergleichsweise spät gegen Ende der Expansion Stage Gewinne erwirtschaften, was sie zu einer zeitlich längeren, beziehungsweise höheren, Kapitalaufnahme zwingt. Ein eventueller Börsengang wird nach hergebrachtem Verständnis erst in der Late Stage angestrebt. Die heutige Realität ist allerdings, dass Unternehmen mit dem Börsengang oft zeitlich deutlich vor Erreichen ihres Break Even Points liegen. Seite 15
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Die New Economy wird derzeit vom „land-grab“-Gedanken beherrscht, also der Ansicht, dass der First Mover auf einem bestimmten Markt den größten Marktanteil an sich reißen und diesen auch bei Hinzutreten neuer Wettbewerber verteidigen kann. Derselbe Sachverhalt wird auch durch das „The Winner takes it all“-Phänomen beschrieben. Durch die Beispiele solcher Firmen wie Amazon und Yahoo! sehen sich die Vertreter dieser Auffassung bestätigt und folgern, dass im Zusammenhang mit Firmengründungen, die auf die Märkte der New Economy abzielen, Erfolg sehr eng mit den Fähigkeiten zusammenhängt, schnell in die gewünschten Märkte einzudringen und dort eine kritische Größe zu überschreiten. Damit kommt der Time to Market, das heißt der Zeit die benötigt wird, die Produkt- oder Dienstleistungsidee zur Marktreife zu entwickeln, zentrale Bedeutung zu. Denn trotz der auch für die Zukunft erwarteten Bevölkerungsdurchdringung des Internets wird in den verschiedenen Marktsektoren und Subsektoren nur eine begrenzte Zahl von Anbietern nebeneinander bestehen können. In der Regel tun sich die ersten Anbieter am leichtesten, einen Markennamen, eine „e-brand“ aufzubauen, die ihnen die für ein profitables Agieren am Markt notwendige Bekanntheit bietet. Das Fehlen möglicher Lagevorteile auf den ubiquitären Internetmärkten und weitgehende Absenz sonstiger Eintrittsbarrieren verstärken diesen Effekt. Vor diesem Hintergrund kommt der Early Stage eines New Economy Unternehmens besondere Bedeutung zu. Es lassen sich vier potenzielle Engpassfaktoren (bottlenecks) identifizieren, welche die Gründer berücksichtigen müssen, um ihren Unternehmensstart erfolgreich verlaufen zu lassen: • Eigenkapital • Know-How • Sachmittel/Infrastruktur • Motivation und Kontakte Seite 16
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 2.1.1.1 Bottleneck 1: Eigenkapital Eigenmittel reichen in der Regel nicht aus, um die Gründung und die ersten Phasen eines neuen Unternehmens vollständig zu finanzieren. So ist bei nicht technologieorientierten Unternehmen von Gründungskosten in Höhe von ca. 150.000 € auszugehen. Technologieorientierte Unternehmen benötigen ein Vielfaches hiervon. In der Literatur werden Zahlen um 1,5 Mio. € für die ersten vier Jahre genannt,3 die bei Gründungen, die hohe technologiebedingte Anfangskosten haben (Hardware, Software, Entwicklung) eher die Untergrenze darstellen und heute nahezu immer übertroffen werden. Ein Grund hierfür sind die vor allem bei Geschäftsmodellen im Internet-Bereich anfallenden erheblichen Anfangsinvestitionen für die Softwareentwicklung. Bei vielen Geschäftsmodellen werden ebenfalls bereits in sehr frühen Unternehmensphasen hohe Marketingaufwendungen getätigt, um mit der frühzeitigen Etablierung eines Markennamens First Mover-Vorteile zu generieren und zu kommunizieren. Kapital kann grundsätzlich intern und extern aufgenommen werden. Unternehmen der New Economy zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass den Investitionen in den ersten Jahren keine oder nur geringe Cashflows gegenüberstehen. Ein Gewinn wird in den ersten drei Jahren nur selten erzielt. Diese Situation lässt daher eine Selbstfinanzierung als nicht durchführbar erscheinen, sofern nicht ausnahmsweise die Gründer über genügend liquide Mittel verfügen, was jedoch angesichts des oftmals hohen Kapitalbedarfs praktisch nie der Fall ist. Somit ergibt sich für das Gründungsteam die Notwendigkeit, nach externen Finanzierungsquellen zu suchen. Eine Fremdkapitalfinanzierung scheitert in der Regel an der notwendigen Beibringung adäquater Sicherheiten. Von Seiten der Kapitalgeber wird mangelndes Engagement im Bereich der Fremdkapitalfinanzierung zudem mit Gründen wie dem hohen (Insolvenz-) Risiko innovativer Geschäftsvorhaben, dem keine entsprechend hohe Verzinsung gegenübersteht, der 3 LESSAT/ECKERLE/LICHT/NERLINGER/STEIGER, Beteiligungskapital und technologieorientierte Unternehmensgründungen, Wiesbaden 1999, S. 15. Seite 17
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland dünnen Eigenkapitaldecke der Gründer, mangelndem Vertrauen in die kaufmännischen Fähigkeiten der Gründer und der oftmals schwierigen Bewertbarkeit solcher Geschäftsmodelle und Unternehmen erklärt.4 Damit bleibt den jungen Unternehmen neben dem Zugriff auf öffentliche Hilfen nur der Rückgriff auf die externe Eigenkapitalfinanzierung, die dem jungen Unternehmen Vorteile wie eine langfristige Verfügbarkeit des Kapitals, das Entfallen von periodischen Zins- und Tilgungszahlungen und damit erhöhte Liquidität. Zudem bietet die resultierende Verbesserung der Eigenkapitalquote neben der Haftungsfähigkeit des Kapitals positive Signaleffekte im Verhältnis zu Kunden, Lieferanten und (potenziellen) Mitarbeitern. Nachdem eine Finanzierung über den Kapitalmarkt in der Seed-Phase noch keinen Sinn macht, wird dieses Eigenkapital auf direktem Weg aufgenommen. 2.1.1.2 Bottleneck 2: Know-How Gefragt sind sowohl Fähigkeiten in Bezug auf die zu erbringende und am Markt abzusetzende Leistung (Fachwissen), als auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Know-How, wie man ein Unternehmen erfolgreich aufbaut. Vor allem letzteres Wissen ist oft „tacit“ und liegt gerade bei jungen Gründern nicht vor. Demzufolge besteht erheblicher Beratungsbedarf, der direkt proportional zur Komplexität des Gründungsvorhabens ist. Hinzu kommt, dass sich im Verlauf der meisten Gründungsprozesse zwischenzeitlich Motivations- und Durchhängephasen erkennen lassen. Diese führen oftmals dazu, dass sich das Gründungsteam nicht mehr vollständig auf das eigentliche Ziel, die möglichst zeitnahe Erreichung der Marktreife konzentriert. Derartige Phasen können durch externes Coaching, sowie den gegenseitigen Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerteams in der selben Situation manchmal zwar nicht vollständig beseitigt, aber doch weitgehend abgefedert werden. 4 Vgl. BAIER/PLESCHAK, Marketing und Finanzierung junger Technologieunternehmen: den Gründungserfolg sichern, Wiesbaden 1996, S. 106. Seite 18
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 2.1.1.3 Bottleneck 3: Sachmittel/Infrastruktur Oftmals unterschätzt werden Bedürfnisse des Gründungsteams in Bezug auf Sachmittel. In nahezu jedem Gründungsfall müssen erste oder neue Büroräume angemietet werden. Diese Büros müssen ausgestattet werden. Hinzu kommt bei Gründungen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich die Notwendigkeit, entsprechend ausgestattete Labore zur Verfügung zu haben. Gerade in urbanen Ballungszentren ist es für junge Unternehmen, die in der Regel weder Track Record noch vorhandenes Kapital aufweisen und keine Rückflüsse aus ihrer Geschäftstätigkeit garantieren können, nicht unproblematisch, geeignete Räumlichkeiten für ihre Geschäftstätigkeit zu marktüblichen Konditionen anzumieten. In jedem Fall muss für die Errichtung und das Betreiben eines Geschäftsbetriebes erheblicher Aufwand geleistet werden, der der möglichst zeitnahen Entwicklung und Verwirklichung der Geschäftsidee nicht unmittelbar zugute kommt. 2.1.1.4 Bottleneck 4: Motivation und Kontakte Ferner weisen nur wenige Gründerteams bereits zu Beginn des Gründungsprozesses bereits ausgeprägte Netzwerke zu Dienstleistern und Lieferanten, zu anderen Start-Ups, die eine komplementäre Geschäftstätigkeit aufweisen und daher potenzielle Partner zur Realisation von Synergien darstellen, sowie zu Kunden auf. Die Identifikation und Akquise dieser Wirtschaftsobjekte ist aufgrund von Such- und Anbahnungsaufwand nicht nur kostspielig, sondern auch zeitraubend. Zudem können durch die Bündelung der Nachfrage mehrerer Jungunternehmen durch den Inkubator bei Lieferanten oft bessere Preise erzielt werden. Im Verhältnis zu Dienstleistern ist der bestehende Kontakt durch den Inkubator in manchen Fällen eine conditio sine qua non für den Vertragsschluss mit dem Jungunternehmen, da durch den Inkubator dessen Vergütung garantiert werden kann. Für die Jungunternehmen von zentraler Bedeutung in diesem Zusammenhang sind Kontakte zu Rechtsanwaltskanzleien für Seite 19
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland die Gestaltung der Verträge und Geschäftsbedingungen, anfallende gesellschaftsrechtliche Regelungen oder den Aufbau von Vergütungssystemen sowie zu Personalberatungen. Bereits in den ersten Phasen sollte der Gründer sein Team um die notwendigen, aber noch nicht vorhandenen Kapazitäten in fachlicher Hinsicht aufstocken. Der Prozess der Rekrutierung geeigneter Personen ist zeitintensiv und überfordert den Gründer nicht selten, da er im Bereich des Personalwesens wenig geschult ist. Wie im Rechtsbereich auch ist er daher auf qualitativ hochwertige Leistungen von Dritten angewiesen. 2.2 Überwindung möglicher Engpässe Die obengenannten Bottlenecks sind zwar, bis auf den Eigenkapitalbedarf, keine unüberwindbaren Engpässe, aber ihre Beseitigung gestaltet sich oft zeitintensiv. Nach Aussage von Gary Rieschel, Executive Managing Director bei Softbank, wurde bislang bei Softbanks Portfoliounternehmen in der Early Stage ca. 40% der Zeit auf administrative Tätigkeiten verwendet, welche die Time to Market nicht verkürzten. Aufgrund der beschriebenen Bedeutung der Time to Market kann eine solche Verzögerung bei den zeitsensitiven Geschäftsmodellen der New Economy über den Verlust möglicher komparativer Vorteile das Scheitern des gesamten Unternehmens bedeuten. Zur Überwindung der genannten Bottlenecks unter Berücksichtigung der Zeitkomponente als kritische Nebenbedingung benötigen Unternehmen in der Seed-Phase daher Dienstleistungen aus folgenden Bereichen: • Liquiditätsschonendes Eigenkapital • Management-Know-How • Komplementäre Beratung in den Gebieten Recht, Personal, Steuern und Vertrieb/Marketing • Sachmittel/Infrastruktur • Netzwerk an potenziellen Geschäftspartnern, Dienstleistern/Lieferanten und Mentoren Seite 20
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 3 Anbieter von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Unternehmensgründungen außerhalb des Untersuchungsobjektes Zur Inanspruchnahme von Dienstleistungen in den genannten Bereichen kann der Gründer auf zahlreiche Wirtschaftssubjekte zurückgreifen. In Frage kommen neben Inkubatoren in diesem Zusammenhang staatliche Stellen, VC-Gesellschaften, Business Angels und andere private Investoren oder Technologie- und Gründerzentren. Bei Business Angels, oft auch kurz als Angels bezeichnet, handelt es sich um vermögende Privatinvestoren, die junge Unternehmen wie „Paten für den Unternehmensstart“5 sowohl finanziell in der Form von Eigenkapital als auch durch umfassende Beratung unterstützen. Oftmals haben die Angels bereits selbst erfolgreich ein oder mehrere Unternehmen in der Branche gegründet, in der sie ihre Beteiligungen anstreben. Hierdurch verfügen sie sowohl über Fachwissen, das für die jungen Unternehmen relevant ist, als auch über Gründungserfahrung. Angels gehen im Vergleich zu Kapitalbeteiligungsgesellschaften nur wenige Beteiligungen ein. Dadurch ist es ihnen möglich, eine höhere Beratungsintensität zu leisten. Aufgrund des starken Branchenfokus und der geringen Anzahl an Beteiligungen kann daher, zumindest in der Theorie, von einer sehr hohen Beratungsqualität ausgegangen werden. Die Breite der von Angels angebotenen Beratungsleistungen ist jedoch aufgrund der Tatsache, dass der Angel als natürliche Person nicht alle Kompetenzen und Erfahrungen auf sich vereinen kann, ebenso wie die durch das persönliche Vermögen des Angels begrenzte Menge verfügbarer Mittel eingeschränkt. Die Befriedigung aller Beratungsbedürfnisse des Unternehmens ist dem Angel daher allenfalls dann möglich, wenn er auf ein gutes Netzwerk an Kontakten zurückgreifen kann. In keinem Fall gedeckt wird der Bedarf junger Unternehmen an Sachmitteln, wie Bürofläche und Infrastruktur. Business Angels sind für junge Unternehmen zudem oft schwierig zu identifizieren, da sie zum Großteil in der Seite 21
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Öffentlichkeit lieber anonym bleiben wollen, was trotz zunehmender Syndizierungstendenzen in der Form von Business Angel-Netzwerken momentan noch zu einer recht geringen Allokationseffizienz auf dem Markt für derartige Dienstleister führt. Technologie- und Gründerzentren (TGZ) stellen häufig öffentliche Einrichtungen dar, die jungen Unternehmen, die vorwiegend im Technologiebereich tätig sind, für einen gewissen Zeitraum Geschäftsräume, Gemeinschaftseinrichtungen und Beratungsleistungen zur Verfügung stellen. In Deutschland konnten sich seit der Gründung des ersten dieser Zentren 1983 in Berlin mehr als 160 solcher Institutionen etablieren.6 Hierbei hat sich eine starke Heterogenität nicht nur in Bezug auf Form und Dienstleistungsspektrum der Zentren, sondern auch hinsichtlich ihrer Bezeichnung herauskristallisiert. So lassen sich Namen wie Technologiezentrum, Wissenschaftspark, Innovationszentrum, Gründerzentrum oder Gewerbepark zwar theoretisch mehr oder weniger präzise von einander abgrenzen, in der Praxis werden die Unterschiede jedoch aufgrund der überwiegenden Existenz von Mischformen weitgehend nivelliert. Der Schwerpunkt der angebotenen Dienstleistungen liegt auf der Bereitstellung von Beratung, Sachmitteln und gegebenenfalls auch Räumlichkeiten. Durch die parallele Ansiedlung junger, zumeist technologieorientierter Gründungen wird die Nutzung von Synergiepotenzialen und Motivationseffekten sowie intensiver Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Gründern angestrebt. Auftretender Kapitalbedarf wird jedoch in der Regel nicht durch die TGZ gedeckt, was neben dem oft nur unzureichend ausgebildeten Kontaktnetzwerk einen deutlichen Schwachpunkt gegenüber konkurrierenden Dienstleistern darstellt. Ein weiterer Kritikpunkt an TGZ, der oftmals vorgebracht wird, lässt sich auf deren fehlende Profitorientierung 5 ENGELMANN/HEITZER, Mobilisierung von Business Angels in Deutschland, in: Finanz Betrieb 1999, S. 457 6 Dies stellt einen Schätzwert dar. Die in der Literatur angegeben Zahlen hängen von der jeweils zugrundegelegten Definition ab und bewegen sich zwischen 122 und 270. Vgl. STERNBERG/BEHRENDT/SEEGER/TAMASY, Bilanz eines Booms – Wirkungsanalyse von Technologie- und Gründerzentren in Deutschland, Dortmund 1996, S.3; MEYER/IMBERG, Kundenzufriedenheit in Technologiezentren, 1999, S.5. Seite 22
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland zurückführen. Aufgrund dieser Eigenschaft wird den TGZ teilweise unterstellt, bei der Auswahl ihrer Unternehmen zu wenig erfolgsorientiert vorzugehen, den Fortschritt der im Zentrum ansässigen Unternehmen zu wenig zu beobachten und zu forcieren und daher die Unternehmen über zu lange Zeiträume im Zentrum zu belassen. Staatliche Hilfen werden vor allem in zweierlei Formen in Anspruch genommen. Zunächst bieten der Bund und die Länder eine Reihe von Unterstützungsprogrammen in monetärer Form an. In diesem Zusammenhang ist für die Bundesrepublik Deutschland zuvorderst die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu nennen, die nach ihrer Übernahme der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) am 14. Juni 2000 die zentrale staatliche Einrichtung zur Förderung junger Unternehmen darstellt. Die Anzahl solcher staatlichen Förderprogramme zur Frühphasenfinanzierung ist hoch und dadurch, dass sich der Staat über die DtA, die Technologiebeteiligungsgesellschaft mbH (tbg) oder Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBGen) bereits in sehr frühen Unternehmensstadien und auch bereits mit geringen Beteiligungsbeträgen engagiert, stellen diese Programme derzeit in Deutschland einen zentralen Faktor in der Frühphasenfinanzierung dar. Für privatwirtschaftliche Beteiligungsfinanziers wären derartige Engagements aufgrund ihrer Kostenintensität und zumeist geringeren Renditeerwartungen oftmals weniger interessant. Daneben werden von Seiten des Staates Beratungsleistungen bereitgestellt, was auf zwei verschiedene Weisen erfolgt. Zum einen erbringt der Staat originäre Beratungsleistungen, zum anderen erfolgen staatliche Zuschüsse an Beratungsstellen unter privater Trägerschaft. Staatliche Förderprogramme beschränken sich jedoch, auch wenn gegebenenfalls in geringerem Umfang zusätzliche Beratungsleistungen erbracht werden, hauptsächlich auf den Finanzierungsaspekt. So empfiehlt die tbg auf ihrer Website für junge Technologieunternehmen auch die zusätzliche Betreuung durch ein Technologie- und Gründerzentrum, um auf diese Weise den Beratungs- und Sachmittelbedarf abdecken zu können. Die Bereitstellung eines Netzwerkes an guten und gewinnbringenden Kontakten kann jedoch auch durch eine derartige Kooperation nicht geleistet werden. Als schwierig im finanziellen Bereich erweisen sich zudem gelegentlich die fixen Förderhöchstbeträge, die Seite 23
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland gerade bei komplexen und kapitalintensiven Neugründungen zu gering angesetzt sein könnten. Die Deckung des Kapitalbedarfes als zentraler Punkt angebotener Dienstleistungen ist bei Venture Capital-Gesellschaften (VC-Gesellschaften) zu finden. In der Regel engagieren sich VC-Gesellschaften jedoch erst an Unternehmen in ihrer Start-Up-Phase, also nachdem das Geschäftsmodell weitgehend fertiggestellt und in Form eines vollständigen Businessplanes dokumentiert ist. In der Start-Up-Phase zeigt sich ein von in der Seed-Phase des Unternehmens durchaus veränderter Beratungsbedarf, der nicht zwingend niedriger sein muss, allerdings fast immer inhaltlich von diesem abweicht. Daher stellen VC-Gesellschaften bislang nur in Einzelfällen eine Alternative im Bereich der Seed-Finanzierung dar. Die VC- Gesellschaften, die in diesem Bereich jedoch tätig sind, haben sich in ihrem Dienstleistungsspektrum, was die Gewichtung von Beratungs- und Finanzierungskomponenten angeht, bereits stark an Inkubatoren angenähert und erfüllen die Voraussetzungen der oben gefassten Definition, womit sie im folgenden als Inkubator behandelt werden und auch bei der Primärerhebung berücksichtigt wurden. Als Grund für das weiterhin zurückhaltende Engagement vieler VC-Gesellschaften auf dem Markt für Seed-Finanzierung wurden seitens der befragten Gesellschaften zuvorderst folgende Punkte bestätigt: VC-Gesellschaften haben oftmals aufgrund ihrer Finanzierung über inzwischen sehr großvolumige Fonds ein Portfolio von zahlreichen jungen Unternehmen. Um diesen allen eine gleichermaßen individuelle und hochwertige Beratung in der Intensität, wie sie in der Seed-Phase von Unternehmen notwendig ist, zukommen zu lassen, fehlt es zumeist an einer ausreichenden Mitarbeiterzahl. Weiterhin sind Seed-Beteiligungen ihrer Natur nach kleiner als Start-Up oder Expansion Stage Engagements. Daher würde eine stärkere Betreuung von Unternehmen in dieser Phase zu einer weiteren Vergrößerung des Unternehmensportfolios führen, damit das angestrebte, durch die Fondsgröße vorgegebene Finanzierungsvolumen erreicht wird. Eine Betreuung von Neugründungen würde zudem nicht optimal zur angesprochenen Mitarbeiterstruktur vieler VC-Unternehmen passen, da ehemalige Gründer, die wertvolle Beratung hinsichtlich der typischen Probleme im Seite 24
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Zusammenhang mit Unternehmensgründungen geben könnten, in VC-Gesellschaften oft unterrepräsentiert sind. Die Gemeinsamkeit der beschriebenen Dienstleister ist, dass praktisch keines der genannten Wirtschaftssubjekte in der Lage ist, Dienste zur Abdeckung des gesamten Bedarfsprofils der neugegründeten Unternehmen anzubieten. Während der Fokus von Business Angels primär auf der Beratungs- und weniger auf der Sachmittelkomponente liegt und auch die Finanzierungsmöglichkeiten eng begrenzt sind, verbinden TGZ vielfältige Beratungsleistungen mit der Bereitstellung einer adäquaten Infrastruktur. Eigenmittel werden von ihnen hingegen allenfalls vermittelt, aber nicht direkt zur Verfügung gestellt. Auch in Kombination mit staatlichen Förderprogrammen fehlt es neben den bereits genannten Punkten an der Bereitstellung eines Netzwerkes. Seite 25
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland 4 Der Inkubator als Mittel umfassender Gründungsunterstützung 4.1 Größe des Marktes Wenn man an dieser Stelle den gegenwärtigen durch den Bundesverband Deutscher Kapitalanlagegesellschaften e.V. (BVK) erfassten Markt für Private Equity7 in Deutschland betrachtet, lässt sich erkennen, dass der Gesamtmarkt in den letzten Jahren eine boomartige Entwicklung verzeichnete, die auch derzeit nicht abebbt sondern sich überproportional verstärkt. Abbildung 4 illustriert das rasante Wachstum auf dem Markt. (Gesamt-)Markt für Private Equity Mrd. DM 20 18 16 Investitionslücke 14 12 10 8 6 Zur Verfügung stehende 4 Mittel 2 Tatsächliches (kumul.) 0 Investitionsvolumen 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 Abbildung 4: Der Markt für Private Equity in Deutschland, in Anlehnung an Schefczyk, Erfolgsstrategien Deutscher Venture Capital-Gesellschaften, 2. Auflage Stuttgart 2000, S. 89. 7 Private Equity bezeichnet die Investition von externen Eigenkapitalgebern in nicht börsennotierte Unternehmen, mit dem Ziel, über die Wertsteigerung des Unternehmens bei der Veräußerung der Unternehmensanteile einen Gewinn zu erwirtschaften. Seite 26
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland So betrug der durchschnittliche Zuwachs im Marktvolumen in Deutschland in den Jahren 1992 bis 1996 9,3% p.a. 1997 kündigte die Verdoppelung des investierten Volumens im Neugeschäft eine deutliche Aufwärtsbewegung des Marktes an. Die investierten Mittel stiegen um 15,5%, um 1998 nochmals um 33,3% zuzulegen. Gleichzeitig stieg jedoch das zur Verfügung stehende Fondsvolumen noch stärker, was zur Folge hat, dass derzeit ein Mittelüberhang von rund 8 Mrd. DM besteht. Diese Entwicklung führt dazu, dass Kapital grundsätzlich keinen Engpassfaktor für junge Unternehmen mehr darstellt, sondern die Eigenkapitalgeber um die guten Ideen und Teams konkurrieren, um ihre Fonds füllen zu können. Diese Einschätzung lässt sich ohne Einschränkungen jedoch nur für die Expansion Stage und gegebenenfalls noch für die Start-Up-Phase innerhalb der Early Stage aufrechterhalten. Für Unternehmen bzw. Gründerteams, die ihrem Entwicklungsstadium nach der Seed-Phase zugerechnet werden müssen, erwies es sich aufgrund der in diesem frühen Stadium anderen Risiko/Rendite Situation für potenzielle Investoren auch in jüngerer Vergangenheit nicht immer als einfach, in ausreichendem Maße Kapital zu akquirieren. Abbildung 5 zeigt die Verteilung der deuteschen Private Equity Investitionen auf die einzelnen Unternehmensphasen. Trotz überproportionalem Wachstum von Early Stage- Investitionen in den letzten Jahren ist der Seed-Bereich mit 7% der Investitionsmittel auch bei Berücksichtigung der durchschnittlich geringeren Investitionsvolumina in dieser Phase noch ausbaufähig. Seite 27
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Aufteilung des Private Equity-Marktes nach Entwicklungsphasen Start-up 26% Expansion 35% Seed Start-up LB 7% Seed O 4% MBO LBO Bridge 10% 14% MBO Replacement Bridge Capital 4% Replacement Capital Expansion Abbildung 5: Entwicklungsphasenabhängige Betrachtung des deutschen Marktes für Private Equity; Quelle BVK Statistik 1999, S. 9. 4.2 Struktur des Marktes Insgesamt kann derzeit auf dem deutschen Markt von rund 65 Inkubatoren und mit diesen direkt konkurrierenden VC-Gesellschaften oder konkurrierenden Dienstleistern ähnlicher Prägung gesprochen werden. Diese treten neben die Technologie- und Gründerzentren, die allerdings, wie eingangs erwähnt, nicht Gegenstand dieser Untersuchung sind. 4.2.1 Formen von Inkubatoren Die Intransparenz des Marktes für Inkubatoren beruht zu einem großen Teil auch darauf, dass sich im Zeitablauf verschiedene Formen und Variationen von Inkubatoren herausgebildet Seite 28
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland haben. Vor allem entlang der Dimensionen Leistungsspektrum und Betreiber lassen sich jedoch zentrale auf dem Markt tätige Arten von Inkubatoren sowie mit diesen konkurrierende Dienstleister identifizieren und typisieren. 4.2.1.1 Differenzierung anhand des Leistungsangebots Es ist bei der Durchführung der empirischen Erhebung aufgefallen, dass momentan die Firmierung als Inkubator nicht beliebt ist. Das teilweise schlechte Image dieser Geschäftsbezeichnung verbunden mit dem Wunsch, über eine individuelle Geschäftsbezeichnung möglicherweise eine Differenzierungsstrategie zu verfolgen, führt zu einer hohen Zahl von Bezeichnungen für zumindest ähnliche Geschäftsmodelle. Tabelle 1 beschreibt das typische Dienstleistungsspektrum der drei am meisten verwendeten Geschäftsbezeichnungen. In direkte Konkurrenz hierzu treten die VC-Firmen, die sich als Seed-Capitalists bereits in der Seed-Phase engagieren und zusätzlich zu ihrer finanziellen Tätigkeit weitere Dienstleistungen anbieten. Inkubator Accelerator Venture Seed- Catalyst Capitalist Finanzierung Originär/Vermittlg. Originär/Vermittlg. Allenfalls Originär Vermittlg. Infrastruktur/Sachmittel Originär/Vermittlg. Originär/Vermittlg. Nein Nein Beratung Ja Ja Ja Ja Network Ja Ja Ja Ja Tabelle 1: Gegenüberstellung von Geschäftsmodellen und Leistungen. Seite 29
Der Markt für Inkubatoren in Deutschland Es ist ersichtlich, dass sich die Geschäftsmodelle Inkubator und Accelerator nicht grundlegend in ihren Dienstleistungsspektren unterscheiden und daher Differenzen bezüglich des Geschäftsmodells allenfalls im Einzelfall erkennbar sind. So fiel auf, dass Acceleratoren die Finanzierungsleistungen oftmals nicht selbst erbringen, sondern lediglich vermitteln, während dies bei Inkubatoren nur sehr selten der Fall ist. Venture Catalysts zeichnen sich dadurch aus, dass sie grundsätzlich weder selbst finanzieren, noch Sachmittel und Infrastruktur zur Verfügung stellen. Da nach obiger Definition die Bereitstellung dieser Mittel keine konstitutive Voraussetzung eines Inkubators ist und, wie im folgenden noch gezeigt wird, sich auch bei einigen Inkubatoren der Trend durchsetzt, keine Sachmittel bzw. Infrastruktur (mehr) zur Verfügung zu stellen, stehen diese beiden Geschäftsmodelle durchaus in direkter Konkurrenz. VC-Gesellschaften können, sofern sie sich in der Seed-Phase von Unternehmen engagieren, nicht ihr klassisches Dienstleistungsangebot für spätere Unternehmensentwicklungsphasen übernehmen, sondern müssen ihre Dienste zugunsten einer stärkeren Beratungskomponente bei geringerem Finanzierungsvolumen gewichten. Sie können sich auf diesem Markt nicht in erster Linie als Kapitalgeber, der lediglich untergeordnete Beratungsleistungen erbringt, verstehen. In der Regel nicht bereitgestellt werden Sachmittel und Infrastruktur, was Kommunikationswege zwischen Gründungsteam und VC-Gesellschaft verlängert und Monitoring-Aktivitäten erschwert. Da die einzelnen Geschäftsbezeichnungen nicht einheitlich verwendet werden, stellen obige Leistungsangebote nur typische Dienstleistungsspektren dar. Auf Angebotsbreite und –tiefe der Inkubatoren wird genauer in Abschnitt 4.4. eingegangen. 4.2.1.2 Differenzierung anhand der Betreiber Die verschiedenen Formen ertragswirtschaftlich orientierter Inkubatoren wurden von unterschiedlichen Initiatoren ins Leben gerufen. Zum einen gibt es echte Neugründungen durch den Zusammenschluss mehrerer natürlicher Personen (im folgenden als Stand Alone Incubators bezeichnet), zum anderen werden Inkubatoren als Abteilung oder selbständige Einheit an ein bestehendes Unternehmen angegliedert oder aus diesem ausgegründet (im Seite 30
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