MONITOR 2020 10 Jahre eGovernment - Initiative D21
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#EGOVMON Eine Studie der Initiative D21 und der TU München, durchgeführt von KANTAR 10 Jahre eGovernment MONITOR 2020 Staatliche Digitalangebote – Nutzung und Akzeptanz in Deutschland, Österreich und der Schweiz Digitale Daseinsvorsorge Corona-Warn-App Nutzertypen E-Government während Corona Digitaler Schulunterricht
10 Jahre eGovernment MONITOR Meilensteine staatlicher Digitalangebote MIT EXPERTENEINSCHÄTZUNGEN VON: Dr. Joachim Steinbrück, Behindertenbeauftragter des Landes Bremen a.D. Die barrierefreie Gestaltung digitaler Verwaltungsdienstleistungen – neue Wege zur Teilhabe und Nutzung (Seite 25) Prof. Birgit Mager, Professorin für Service Design, TH-Köln „Definiert man E-Government nur als ‚Informationen und Dienste von Behörden‘, dann könnte man Sushi auch als ‚kalten toten Fisch‘ beschreiben“ (Seite 43) Dr. Gottfried Ludewig, Abteilungsleiter Digitalisierung und Innovation, Bundesministerium für Gesundheit Corona-Warn-App – ein motivierendes Beispiel für die zukünftige Entwicklung staatlicher digitaler Dienste? (Seite 50) Verena Pausder, Vorständin Digitale Bildung für alle e. V. und Buchautorin ‚Das Neue Land‘ Unfreiwilliges Bildungsexperiment als Digitalisierungsschub für deutsche Schulen? (Seite 55)
3 INHALT Vorwort______________________________________________________ Zufriedenheit und Usability_____________________________ Zum Jubiläum: Seit 10 Jahren Gesamtzufriedenheit mit digitalen Diensten.........................................26 Begleiter der digitalen Verwaltung............................................................. 6 Zufriedenheit während der Corona-Pandemie...................................... 27 Usability elektronische Steuererklärung & Grußwort____________________________________________________ Online-Terminvereinbarung.......................................................................28 Digitalisierung im Sinne der Menschen gestalten................................... 7 Barrieren und Einstellungen____________________________ Studiensteckbrief_________________________________________ Gewohnheiten beim E-Government......................................................... 31 Inhaltliches Vorgehen & Methodik ............................................................ 8 Motivatoren für die Nutzung ..................................................................... 32 Nutzungsbarrieren........................................................................................ 33 Zentrale Ergebnisse_______________________________________ Barrieren im Stadt-Land-Vergleich.......................................................... 34 Studienhighlights.......................................................................................... 10 Einstellungen in Corona-Zeiten ................................................................ 35 Zyklus digitaler Verwaltung_____________________________ Nutzertypen E-Government_____________________________ Inhaltlicher Studienaufbau.......................................................................... 12 Nutzungsgewohnheiten & Charakteristika............................................36 Strategien zur Nutzungssteigerung......................................................... 40 Bekanntheit_________________________________________________ Nutzung & Zufriedenheit nach Nutzertypen ........................................ 41 Bekanntheit digitaler Behördendienste.................................................. 13 Aktuelle Nutzung/Zufriedenheit...............................................................42 Aussagen zu digitalen Assistenten........................................................... 44 Nutzung_____________________________________________________ Nutzung in den letzten zwölf Monaten................................................... 14 Daseinsvorsorge___________________________________________ Bisherige Nutzung konkreter Dienste insgesamt ................................. 16 Gesundheit: Corona-Tracing-Apps........................................................... 46 Nutzungshäufigkeit....................................................................................... 17 Nutzungsbereitschaft im Ländervergleich............................................. 48 Nutzung im Stadt-Land-Vergleich............................................................. 18 Nutzung der Corona-Warn-App................................................................ 49 Nutzung während der Corona-Pandemie................................................ 19 Bewertung der Corona-Tracing-Apps....................................................... 51 Digitale Identifikation Deutschland......................................................... 20 Erwartungen an die Corona-Tracing-Apps.............................................. 52 Digitale Identifikation Österreich..............................................................23 Bildung: Digitaler Schulunterricht............................................................ 53 Digitale Identifikation Schweiz..................................................................24 Impressum__________________________________________________ Partner, Projektleitung & Kontakt............................................................56
4 Digitale Verwaltung 2020 Programm der Bundesregierung stellt u. a. Pflichten bei der Schriftform sowie zum per- De-Mail sönlichen Erscheinen auf Ämtern auf die Probe. Auf Basis des De-Mail-Gesetzes Ab 2020 sollen Behördengänge entbehrlich von 2011 startet der sichere, sein, wenn BürgerInnen dies bevorzugen. vertrauliche und nachweisbare Mail-Dienst bundesweit. AusweisApp2 Als Weiterentwicklung der AusweisApp von 2010 Einführung des neuen erscheint mit der AusweisApp2 Personalausweises im Scheck- eine nutzerfreundlichere kartenformat mit RFID-Chip Software zur Nutzung der zur Identifizierung für Online- Test eines autonomen Fahr- Online-Ausweisfunktion des Dienstleistungen zeugs auf öffentlicher Straße Personalausweises. Nutzung von E-Government in Deutschland 40 % 2010 2011 2012 2013 2014 20 LTE kommt nach Erster eGovernment Erstes Smartphone mit Deutschland MONITOR erscheint Fingerabdrucksensor Nationale E-Government- E-Government-Gesetz Nutzung De-Mail & Strategie schafft Grundlage verpflichtet die Verwaltung Personalausweis für Weiterentwicklung von erstmals dazu, einen 13% der OnlinerInnen haben ein E-Government erstmals über elektronischen Zugang zu De-Mail-Konto. Bei 13% ist die alle föderalen Ebenen. eröffnen. eID-Funktion beim Personal- ausweis aktiv und 5% besitzen ein Lesegerät.
10 Jahre eGovernment MONITOR 5 Meilensteine staatlicher Digitalangebote KI mit menschlicher Stimme vereinbart Automatische Freischaltung der eigenständig Termine eID-Funktion des Personalausweises Bisher mussten BürgerInnen die eID aktiv freischalten lassen. Online-Ausweisfunktion Online-Ausweisfunktion mit Android- auch mit iPhone über NFC- Smartphone über NFC-Schnittstelle nutzbar Schnittstelle nutzbar Umsetzungsstrategie der Bundes- regierung zur Gestaltung der Digitalisierung: Der „moderne Staat“ ist Haus aus einem 3D- eines von fünf Handlungsfeldern. Damit Initiative D21 Drucker entsteht Anträge vereinfacht oder sogar komplett wird 20 Jahre alt darauf verzichtet werden kann, soll das Recht angepasst werden. 54 % 015 2016 2017 2018 2019 2020 Smarte Speaker Über 80% der Deutschen E-Government-Nutzung kommen auf den nutzen das Internet in Deutschland erstmals Markt über 50% EU-eGovernment- Onlinezugangsgesetz (OZG) Aktionsplan 2016–2020 Bis Ende 2022 müssen Bund, EU-Kommission gibt Zeitplan sowie Länder und Kommunen ihre Grundsätze für die Entwicklung Verwaltungsleistungen über der E-Government-Strategien der Verwaltungsportale auch digital Mitgliedsstaaten vor. Grundsätze anbieten. Insgesamt sind das sind u. a. „digital by default“ und das 575 Dienste. „Once-Only-Prinzip“.
6 Prof. Dr. Helmut Krcmar Professor für Wirtschaftsinformatik und Beauftragter des Präsidenten für den TUM Campus Heilbronn VORWORT Hannes Schwaderer Präsident der Initiative D21 Zum Jubiläum: Seit 10 Jahren Begleiter der digitalen Verwaltung Liebe Leserinnen und Leser, Wir freuen uns, dass wir mit der Ihnen vorliegen- auch an der (digitalen) Verwaltung geht die den Ausgabe ein Jubiläum feiern können: Corona-Pandemie nicht vorbei. Viele BürgerInnen 10 Jahre eGovernment MONITOR. So lange und Unternehmen hatten ungeplante Kontakte zu erfassen wir die Nutzung und Akzeptanz digitaler Behörden, etwa weil sie sich arbeitssuchend mel- Verwaltungsangebote in Deutschland, seit 2012 den oder Kurzarbeitergeld beantragen mussten. erheben wir auch Daten in Österreich und der In Situationen, in denen der persönliche Kontakt Schweiz. Als langjähriger Begleiter der Digitali- nur eingeschränkt möglich ist, zeigt sich ein sierung in der Verwaltung besitzen wir wertvolle großer Vorteil von E-Government. So haben viele Zeitreihen, die uns erlauben, die Entwicklungen Verwaltungen in kurzer Zeit den Umfang ihrer detailliert zu bewerten und Vergleichswerte digitalen Dienstleistungen sowie Kontaktkanäle heranzuziehen. Diese Daten ermöglichen uns erhöht und konnten so die immensen Anforde- auch stets neue Sichtweisen für Sie zu analysie- rungen bewältigen. Dies beeinflusste die Wahr- ren: Erstmalig erfassen wir die BürgerInnen als nehmung bei den BürgerInnen: Viele bewerten verschiedene Nutzertypen. Das erlaubt einen digitale Behördendienstleistungen nun positiver, differenzierten Einblick in die Bedürfnisse, Inte- sehen sie als Erleichterung – und wollen diese ressen und Kenntnisse der BürgerInnen, um ent- auch zukünftig stärker nutzen. sprechend zielgerechte Handlungsempfehlungen abzuleiten. Zudem haben wir über die etablierten Apropos Nutzung: Diese steigt in allen drei Statements der StudienpartnerInnen hinaus Untersuchungsländern (Deutschland, Österreich weitere ExpertInnen aus Politik, Verwaltung, und Schweiz) an, besonders stark in Deutsch- Wissenschaft und Wirtschaft um eine Einordnung land. Zudem beobachten wir ein steigendes der Ergebnisse gebeten. So erhalten Sie weitere Bewusstsein für digitale Verwaltungsangebote Einblicke und Bewertungen in die Entwicklung und ebenso höheres Interesse an der Nutzung. von staatlichen Leistungen, welche die Zahlen Mit Blick auf Deutschland sollte das Mut machen, alleine nicht leisten können. bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes nicht nachzulassen. Im Gegenteil, wenn immer Die genannten Fortschritte und eine Aufbruchs- mehr Services auch digital zur Verfügung stehen, stimmung in der digitalen Verwaltung geben wird dies hoffentlich für einen spürbaren Schub allen Grund für einen optimistischen Blick auf die bei der Nutzung von E-Government sorgen – es nächsten Jahre. Dann werden diese Änderungen wird Zeit! auch für viel mehr BürgerInnen deutlich spürbar werden. Helmut Krcmar und Hannes Schwaderer
7 GRUSSWORT Dr. Markus Richter Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik und Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat Digitalisierung im Sinne der Menschen gestalten Digitalisierung kann Leben retten. Das erleben Ich sehe die Studienergebnisse als Auftrag an uns wir gerade hautnah. In Zeiten von Corona kommt alle, die wir die Digitalisierung der Verwaltung es auf eine arbeitsfähige Verwaltung an: Gesund- gestalten, noch stärker im Sinne der Menschen heitsämter, die Infektionsketten rasch nachvoll- zu denken. Denn nur wer den digitalen Anwen- ziehen, Behörden, die trotz Kontaktbeschränkun- dungen vertraut und sie versteht, wird sie später gen für die Bürgerinnen und Bürger erreichbar auch nutzen. Das sehen wir bei der Corona-App, bleiben und Unterstützungsleistungen verfügbar das gilt für den Online-Ausweis und viele digitale halten. Das geht nur digital! Behördengänge, bei denen auch persönliche Daten verarbeitet werden. Deshalb brauchen wir schnell flächenendeckende, digitale Angebote in Deutschland. Ich bin fest Mit dem geplanten Datenschutz-Cockpit sorgen davon überzeugt: Wir können die Corona-Krise wir für Transparenz im Umgang mit Bürgerdaten. auch als Chance nutzen, wenn wir nachhaltig Schon jetzt kann man im OZG-Dashboard handeln und jetzt die richtigen Entscheidungen nachvollziehen, wie viele und welche Leistungen treffen. Mit dem Konjunkturpaket investiert die bereits online verfügbar sind. Solche Angebote Bundesregierung gezielt in die digitale Verwal- wollen wir weiter ausbauen und damit das tung und in die beschleunigte Umsetzung des Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer stärken. Onlinezugangsgesetzes. Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes geht jetzt in die entscheidende Phase. Wir sind Trotz des hohen Tempos, ist es uns wichtig, auf einem guten Weg. Mit nutzerfreundlichen, die Menschen bei der digitalen Transformation einfachen und sicheren Angeboten werden wir mitzunehmen. Der eGovernment MONITOR 2020 die digitale Verwaltung zu einer Erfolgsgeschichte gibt dafür wertvolle Einblicke. Er zeigt, wie sich machen. das Nutzerverhalten und die Zufriedenheit mit digitalen Behördengängen verändern. Es freut Dr. Markus Richter mich, dass Deutschland hier im Vergleich zu den letzten Jahren aufholt – auch ein Beleg der harten Arbeit vieler engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung. Zugleich spornt es mich an, die Lücke zwischen Bekanntheit digitaler Angebote und ihrer de-facto Nutzung weiter zu schließen.
8 STUDIENSTECKBRIEF Inhaltliches Vorgehen & Methodik KERN DER STUDIE: Seit 2011 beleuchtet die Studie jährlich die aktuelle E-Government-Situation in Deutschland. Seit 2012 werden Österreich und die Schweiz als Vergleichsländer herangezogen. Zentrale Inhalte sind Bekanntheit, Nutzung, Zufriedenheit und Nutzungsbarrieren sowie die Identifikation im Zusammenhang mit digitalen Behördengängen. NEU: in diesem Jahr werden die Studienschwerpunkte als „Zyklus digitaler Verwaltung“ beschrieben und sämtliche Ergebnisse entlang dieses Zyklus gezeigt. Inhaltliche Schwerpunkte sind 2020 die Corona-Tracing-Apps sowie digitaler Schulunterricht als Bestandteile der Daseinsvorsorge des Staates in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Zudem wird die deutsche Online-Bevölkerung erstmalig anhand ihres Nutzungsverhaltens in Bezug auf E-Government in eine Typologie eingeteilt. Diese ermöglicht differenzierte Aussagen für die einzelnen Nutzergruppen. FRAGEBOGEN: Er greift aktuelle Entwicklungen auf und wird jährlich im Partnerkreis überarbeitet und modifiziert. Vergleiche mit Vorjahreswerten sind deshalb teilweise nicht oder nur eingeschränkt möglich. Entsprechende Stellen sind in der Publikation entsprechend gekennzeichnet. ANZAHL INTERVIEWS: Durchführung von 1.005 Interviews in Deutschland (DE) sowie 1.008 Interviews in Österreich (AT) und 1.002 in der Schweiz (CH). GRUNDGESAMTHEIT: Personen in Privathaushalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz ab 18 Jahren, die das Internet privat nutzen. REPRÄSENTATIVE ERHEBUNG: Ergebnisse auf die Grundgesamtheit übertragbar. AUSWAHL UND GEWICHTUNG: Online-Panel; Daten gewichtet nach zentralen Merkmalen (Geschlecht, Alter und formale Bildung).
STUDIENSTECKBRIEF 9 ERHEBUNGSMETHODE: Durchführung als Onlinebefragung (computergestütztes Webinterview (CAWI), KW 24 bis KW 25 2020). DEFINITION E-GOVERNMENT: Unter E-Government verstehen wir Informationen und Dienste von Behörden und öffentlichen Einrichtungen (Gemeinde, Stadt, Bundesland), die über das Internet ge- nutzt werden können, z. B. elektronische Steuererklärung (ELSTER), Informationen zu Zuständigkeiten von Ämtern, Herunterladen von Formularen oder Online-Terminvereinbarung. DARSTELLUNG INHALTE: Bei abweichenden Frageformulierungen in den einzelnen Ländern wird der Wortlaut des Fragetextes in Deutschland dargestellt. DARSTELLUNG PROZENTWERTE: Die Summe einzelner Prozentwerte kann aufgrund von Rundun- gen oder der nicht ausgewiesenen Antwortkategorie „Keine Angabe“ von 100 Prozent abweichen. STADT-LAND-BETRACHTUNG: In den Kapiteln werden ggf. markante Unterschiede zwischen BürgerInnen aus Stadt und Land dargestellt. Basis für diese Einteilung ist die Einwohnerzahl des Wohnorts der Befragten: Deutschland / Stadt: 100.000 Einwohner und mehr / Land: weniger als 20.000 Einwohner Österreich / Stadt: 100.000 Einwohner und mehr / Land: weniger als 5.000 Einwohner Schweiz / Stadt: 20.000 Einwohner und mehr / Land: weniger als 5.000 Einwohner
10 ZENTRALE ERGEBNISSE Deutschland Österreich Schweiz Studienhighlights Genereller Anstieg der E-Government-Nutzung E-GOVERNMENT IN in allen drei Ländern – Deutschland holt auf CORONA-ZEITEN: (Seite 15) Corona hat so gut wie keine Auswirkungen auf Art und Um- fang der aktuellen Nutzung, gerade in Deutschland kaum Erst- bzw. Mehr-NutzerInnen durch die Pandemie (Seite 19). 54 72 60 DE AT CH 7 4 13 12 3 3 +6 +2 +2 Ich habe Behördengänge Ich habe aufgrund der häufiger als früher online Corona-Pandemie zum Smartphone löst Lesegerät als häufigste Schnitt- durchgeführt ersten Mal einen Online- stelle für Online-Ausweisfunktion ab, bringt aber Behördendienst genutzt keine vermehrte Nutzung (Seite 20/21) 6% SchweizerInnen am zufriedensten mit der digitalen 53% 37% 10% Abwicklung von Behördengängen während der Corona-Pandemie. Österreich hat aus Sicht der Befragten am schnellsten auf die neue Situation reagiert. Deutschland bei beiden Aspekten haben die Ausweisfunktion schon Schlusslicht (Seite 27). einmal genutzt DE Smartphone Lesegerät Beides +/-0 +25 -33 Gewohnheit setzt sich durch: Wer noch nie digitale Services genutzt hat, will mehrheitlich auch weiterhin aufs Amt gehen (Seite 31) 44 52 58 44 64 54 30% Ich bin sehr zufrieden mit Möglichkeiten zur der digitalen Abwicklung digitalen Abwicklung wur- 22 39 der Behördengänge den sehr schnell angeboten während der Zeit der Ich bevorzuge es, meine Behördengänge vor Ort Corona-Pandemie durchzuführen, weil es für mich mit Aufwand verbunden wäre, etwas daran zu ändern. Die Erfahrungen während des Lockdown ebnen den Weg Ich werde weiterhin meine Behördengänge für größere Aufgeschlossenheit: Drei von vier OnlinerInnen vor Ort durchführen, einfach, weil es das ist, können sich künftig häufigere Online-Behördengänge 39% was ich immer getan habe. vorstellen. Das gilt für alle drei Länder (Seite 35). 29 52 75 81 70 Deutschland gesamt NutzerInnen Nicht-NutzerInnen
ZENTRALE ERGEBNISSE 11 SONDERTHEMA: DIGITALE DASEINSVORSORGE Corona-Tracing-Apps: ▶ Den Corona-Tracing-Apps wird in allen drei Ländern keine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie zugetraut, daher rührt auch ihr Akzeptanzproblem (Seite 52). ▶ Die Verwendung von Corona-Tracing-Apps wird eher als gesellschaftlicher Beitrag gesehen denn als wirksamer Infektionsschutz. Sie trägt bei weniger als der Hälfte der AnwenderInnen zum persönlichen Sicherheitsgefühl bei (Seite 51). Digitaler Schulunterricht in Deutschland: ▶ Drei von vier Haushalten mit digitalem Unterricht während der Corona-Zeit hatten Probleme: 75%Digitaler Unterricht mit Hauptsächlich mangelnde Unterstützung der Schule oder fehlende Digitalkompetenzen der Hürden LehrerInnen, aber auch infrastrukturelle Probleme mit dem Internet (Seite 54). ▶ Gerätemangel war nur bei wenigen Betroffenen ein Problem. Smartphones waren die meistgenutzten Geräte beim Homeschooling, gefolgt von Laptops (Seite 54). WEITERE TRENDS NUTZUNG STADT VS. LAND: ▶ Nutzertypen E-Government: (Potenzielle) NutzerInnen von E-Government spiegeln die gesamte Bandbreite der Gesellschaft wieder. Diese Heterogenität 58 50 68 72 66 55 erfordert unterschiedliche Strategien, um bessere Nutzungsanreize für einzelne Typen zu schaffen und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden (Seite 36 ff). Stadt Land ▶ Datenhoheit und Benutzerfreundlichkeit sind die ▶ Stärkere Nutzung von E-Governemt im größten Hebel, um deutsche OnlinerInnen zur Nutzung städtischen Bereich als auf dem Land in von digitalen Behördendiensten zu motivieren (Seite 32). Deutschland und der Schweiz (Seite 18). ▶ Sozialer Kontakt bei zunehmender Digitalisierung ▶ Besonders einfache Dienste wie Online- wichtig: Fehlender persönlicher Kontakt mit Terminvergabe, Statusabfragen oder der VerwaltungsmitarbeiterInnen ist die Hauptbarriere Download von Formularen kommen auf dem für E-Government in allen drei Ländern (Seite 33). Land weniger zum Einsatz (Seite 18). ▶ Digitale Assistenten erfüllen den Wunsch nach ▶ Für Menschen auf dem Land ist der Gang zur Interaktion, sind aber aktuell kein adäquater Ersatz Behörde der schnellste und einfachste Weg für persönliche Kommunikation und noch eher und der Kontakt zu den MitarbeiterInnen spielt unbekannt (Seite 44). eine größere Rolle als in der Stadt (Seite 34).
12 ZYKLUS DIGITALER 01 VERWALTUNG BEK ANNTHEIT 04 NUTZERTYPEN BARRIEREN UND 02 03 ZUFRIEDENHEIT/ USABILITY Inhaltlicher Studienaufbau POLITISCHE & STRUKTURELLE Der eGovernment MONITOR liefert ein aktuel- Ein weiterer Untersuchungsbereich der Studie les Lagebild zur Nutzung von digitalen Verwal- sind verschiedene Nutzertypen, die es in der tungsdiensten und zeigt Akzeptanzkriterien deutschen Online-Bevölkerung in Bezug auf aus Sicht der digitale Verwaltungsleistungen gibt, sowie ihr BürgerInnen auf. charakteristischer Umgang mit den vier Phasen im Zyklus digitaler Verwaltung > siehe Kapitel ▶ Damit BürgerInnen E-Government-Angebote „Nutzertypen“. akzeptieren, müssen ihnen diese bekannt sein und sie müssen außerdem faktisch in der Zudem nimmt die Studie den Staat mit seinem Lage sein, die Dienste auch zu nutzen. Diese Auftrag der Daseinsvorsorge für die BürgerInnen Nutzungs- und Akzeptanzfaktoren werden in in den Blick. Diese Betrachtungsweise reicht über der Studie anhand eines „Zyklus digitaler Verwal- die digitalen Verwaltungsleistungen hinaus und tung“ analysiert, der vier Phasen betrachtet: schließt Bereiche wie beispielsweise Bildung, Gesundheit, Mobilität oder Sicherheit mit ein, in 1. Die erste Phase ist die Bekanntheit digitaler denen der Staat ebenfalls Dienstleistungen bzw. Verwaltungsangebote als Grundvorausset- Infrastruktur bereitstellt. Aufgrund der aktuellen zung einer Nutzung bzw. eines Nutzungsinte- Corona-Pandemie befasst sich der eGovernment resses. MONITOR dieses Jahr mit den Corona-Tracing- 2. Daraus ergibt sich das Nutzungsverhalten Apps als staatlichen Angeboten im Bereich Ge- von BürgerInnen bei digitalen Angeboten. sundheit sowie der Ausgestaltung von digitalem 3. In der Folge zeigt sich die Zufriedenheit der Schulunterricht > siehe Kapitel „Daseinsvorsorge“. BürgerInnen mit den genutzten Diensten und die Bewertung ihrer Usability. Politische Rahmenbedingungen sowie struktu- 4. Die konkreten Nutzungserfahrungen wirken relle Regularien, die der Staat schafft, um den sich wiederum auf die grundlegenden BürgerInnen digitale Leistungen zu ermöglichen, Einstellungen der BürgerInnen gegenüber beeinflussen alle diese Bereiche. Die Rahmen- E-Government aus und beeinflussen so bedingungen sind kein Bestandteil der Untersu- den spezifischen Bedarf, verschiedene chung, einen Überblick darüber geben aber die Nutzungsbarrieren und ob Dienste weiter- > „Meileinsteine staatlicher Digitalangebote“ empfohlen werden. auf Seite 4.
BEKANNTHEIT 13 Bekanntheit digitaler Behördendienste 01 Thomas Langkabel National Technology Officer, BEKANNTHEIT Microsoft Deutschland GmbH Nachfrage ist da BürgerInnen kennen bereits viele der einfachen digitalen Dienste zur Vorbereitung von Verwaltungs- kontakten und sie können sich mehr vorstellen, Bekanntheit digitaler auch bei der Interaktion mit der Verwaltung. Behördendienste Es wird zunehmend wichtig werden, hierfür nicht nur die passenden, am Nutzen orientierten Dienste zu entwickeln, sondern diese dann auch breit zu bewerben und bekannt zu machen – Marketing muss in jedem E-Government-Projekt mitgedacht werden. ▼ Welche Online-Bürgerinformationen bzw. -dienste (ggf. auch über eine App) kennen Sie? Der Großteil der BürgerInnen kennt min- Online Bürgerinformation beziehungsweise -dienst DE AT CH destens einen digitalen Behördendienst. Bekanntheit in Deutschland auf Niveau der Online Suche nach Nachbarländer. Informationen zu Zuständig- 89 88 90 keiten / Öffnungszeiten etc. ▶ Dass sich E-Government aus einer Vielzahl Herunterladen von Formularen verschiedenster Dienste zusammensetzt, spiegelt zur Vorbereitung / Abwicklung von 75 82 70 sich unter anderem auch in ganz unterschiedli- Behördengängen chen Bekanntheitsniveaus der einzelnen Ange- bote wider. Denn die Bekanntheit variiert stark Online einen Termin 75 62 56 zwischen den einzelnen Verwaltungsleistungen. vereinbaren Für viele Dienste besteht noch erheblicher Aufklärungsbedarf. So ist die Online-Suche nach Informationen zu Verwaltungsdienstleistungen Abwicklung der elektronischen 65 83 67 in Deutschland knapp 90 Prozent der Online- Steuererklärung Bevölkerung geläufig (ähnlich wie in Österreich und der Schweiz). Immerhin drei von vier Bürger- Digitale Kommunikation Innen kennen Online-Formulare oder die On- 63 66 59 mit der Behörde line-Terminvereinbarung bei der Behörde. Im Gegensatz dazu erreicht selbst zu Coronazeiten die Möglichkeit, staatliche Unterstützungsleistun- Briefwahlunterlagen 53 54 26 gen online zu beantragen, weniger als ein Drittel, online anfordern für das Kindergeld sind es noch weniger. Staatliche Unterstützungs- Dabei bieten manche digitalen Verwaltungsange- 30 47 26 leistung online beantragen bote großes Nutzungspotenzial: Drei Viertel der OnlinerInnen in Deutschland würden ihre Brief- wahlunterlagen künftig gerne online anfordern Kindergeld online 23 26 12 (siehe Kapitel „Nutzung“). Doch es wissen derzeit beantragen deutlich weniger (53 Prozent), dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Das auszuschöpfende Mindestens 97 99 96 Nutzungspotenzial läge an dieser Stelle bei ein Dienst bekannt DE AT CH 22 Prozent der deutschen Online-Bevölkerung. BASIS: Alle Befragten – DE (n = 1.005), AT (n = 1.008), CH (n = 1.002); Angaben in Prozent
14 NUTZUNG 02 Nutzung in den letzten zwölf Monaten Deutschland holt auf! Der Anstieg der Nutzung deren wurden die BürgerInnen explizit danach von E-Government-Angeboten setzt sich 2020 gefragt, wie sie während der Pandemie mit ihren fort. In Deutschland ist der Zuwachs am größ- Behördenanliegen umgegangen sind. Die Haupt- ten und die Nutzung überschreitet erstmals strategie lautete hier: „Vermeidung“. Gleichzeitig die 50-Prozent-Marke. gaben nur wenige an, aufgrund der Pandemie erstmals E-Government genutzt zu haben (siehe ▶ 2020 steigt die Inanspruchnahme von digitalen „Nutzung während Corona“). Demnach sehen zu- Behördendiensten in allen drei Ländern weiter an, mindest die BürgerInnen selbst ihr digitales Han- für Deutschland zeigt sich der größte Zuwachs: deln nicht in direktem Zusammenhang mit der Hier sind es sechs Prozentpunkte mehr als vergan- Pandemie. Alles in allem ist das zugrundeliegende genes Jahr und insgesamt 14 Prozentpunkte mehr Bewusstsein für digitale Verwaltungsangebote als zu Beginn der Messung im Jahr 2011. allerdings angestiegen und es ist eine grundsätz- Mit 54 Prozent überwiegen somit erstmals die lich offenere Einstellung festzustellen (siehe auch NutzerInnen gegenüber den Nicht-NutzerInnen. Kapitel „Barrieren und Einstellungen“). Beides Diese Steigerung legt auf den ersten Blick den sind wichtige Schritte mit Blick auf den Aufholbe- Schluss nahe, dass die Corona-Pandemie hier darf, den Deutschland in Bezug auf die E-Govern- starken Einfluss hat. Die BürgerInnen mussten ment-Nutzung seit Jahren hat – sowohl bezüglich aufgrund der Einschränkung persönlicher Kon- der Angebote als auch bezüglich deren Akzeptanz taktmöglichkeiten und zeitweise geschlossener bei den BürgerInnen. Vor diesem Hintergrund Ämter auf den digitalen Pfad ausweichen. erklärt sich die Entwicklung in den Nachbarlän- dern: Der Anstieg in Österreich und der Schweiz Bei genauerer Betrachtung sprechen jedoch ist weniger stark, da hier zuvor schon ein deutlich mehrere Faktoren für eine allgemein positive höheres Nutzungsniveau vorlag. Wie gehabt führt Entwicklung, d. h. einen generellen Trend hin zur Österreich das Ranking an, gefolgt von digitalen Nutzung. Zum einen zielt die Abfrage der Schweiz und – mit weniger Abstand als bis- auf eine Nutzung der Verwaltungsangebote „in- lang – Deutschland. nerhalb der vergangenen zwölf Monate“, von denen zum Abfragezeitpunkt nur vier in den Zeitraum der Pandemie fallen. Zum an-
NUTZUNG 15 Aktuelle Nutzung im Zeitverlauf ▼ Haben Sie in den letzten 12 Monaten E-Government-Angebote genutzt? BASIS: Alle Befragten – DE (n = 1.005), AT (n = 1.008), CH (n = 1.002); Angaben in Prozent, Deutschland Österreich Schweiz Abweichungen in Prozentpunkten Der Anstieg in der Nutzung in Deutsch- ■ Klarer Anstieg der E-Government-Nutzung in den land umfasst alle soziodemografischen letzten zwölf Monaten um insgesamt sechs Prozentpunk- Gruppen – besonders stark die unter te. Dieser geht über die Entwicklung der vorherigen Jahre 35-Jährigen. deutlich hinaus. 62 ■ Trendsetter: Die Zunahme gilt für alle Altersgruppen, auch für 55 Jahre und älter. Am stärksten ist der Anteil der NutzerInnen in der „Vorreitergruppe“ der 18- bis 34- 54 Nutzung Jährigen gewachsen. nach Alter 48 ■ Sozial nachhaltige Entwicklung: Zwar wird E-Government 35–54 Jahre 43 wie auch in den vergangenen Jahren mehr von BürgerInnen 18–34 Jahre 38 mit höherem Bildungsstand genutzt, der Zuwachs in diesem 55 + Jahre 36 Jahr betrifft aber alle Bildungsgruppen gleichermaßen. ■ Abweichendes demografisches Muster in Österreich Deutschland 2011 2020 und der Schweiz: In diesen beiden Ländern zeigt sich der aktuelle Anstieg verstärkt bei höher Gebildeten sowie in der Altersgruppe 35- bis 54-Jährige. BASIS: Alle Befragten – DE (n = 1.005), AT (n = 1.008), CH (n = 1.002); Angaben in Prozent
16 Bisherige Nutzung konkreter ▶ Für alle drei Länder gilt: Der Großteil der Online-Bevölkerung hat schon einmal online Dienste insgesamt nach einfachen Service-Informationen gesucht (84 Prozent in Deutschland und der Schweiz, 83 Prozent in Österreich), die Beantragung einer Dienstleistung oder Kommunikation mit Ver- waltungen kommen aber deutlich seltener vor. Bei den genutzten Leistungen sticht allerdings Informationssuche bleibt länderübergreifend die elektronische Steuererklärung in Österreich der meistgenutzte E-Government-Dienst, heraus: Dieses Angebot nutzen drei von vier andere Online-Angebote wie das Anfordern OnlinerInnen. Auch in der Schweiz belegt die von Briefwahlunterlagen oder staatlicher Steuererklärung Platz zwei der genutzten Unterstützung werden auch 2020 deutlich Dienste – wenngleich auf etwas niedrigerem weniger angenommen. Niveau (58 Prozent). ▼ Gerne möchten wir von Ihnen im Folgenden wissen, welche Online-Bürgerinformationen bzw. -dienste (ggf. auch über eine App) Sie bereits genutzt haben und zukünftig gerne nutzen möchten. BASIS: Alle Befragten – DE (n = 1.005), AT (n = 1.008), CH (n = 1.002); Angaben in Prozent – Abweichungen zum Vorjahr in Prozentpunkten
NUTZUNG 17 Nutzung und Nutzungshäufigkeit konkreter Dienste In Deutschland hingegen besteht noch Aufholpo- tenzial: Weniger als die Hälfte nutzt die elektro- nische Steuererklärung, obwohl 65 Prozent der OnlinerInnen von der Möglichkeit zur digitalen Nutzungshäufigkeit Abwicklung der Steuererklärung wissen (siehe Kapitel „Bekanntheit“) und zwei Drittel sogar die ▶ Werden E-Government-Angebote prinzipiell Nutzung in der Zukunft planen. Noch größer ist genutzt, so führt das im Allgemeinen auch zu dieses Potenzial beim Anfordern von Briefwah- einer regelmäßigen Verwendung: Im Schnitt drei- lunterlagen, was bisher nur knapp ein Drittel mal pro Jahr greifen die NutzerInnen auf digitale der BürgerInnen schon einmal online erledigt Behördenangebote zurück, in Österreich liegt der hat, obwohl rund der Hälfte diese Möglichkeit Durchschnittswert wie in den letzten Jahren auch bekannt ist (siehe Kapitel „Bekanntheit“). Da im etwas höher (3,5 Aktionen pro Jahr). abgefragten Zeitraum keine größeren Wahlen stattfanden, zeigt sich hier kaum ein Anstieg zum Hervorzuheben ist, dass diese Werte trotz verän- Vorjahr, doch der Wunsch, diese Alternative in derter Nutzungsquote über die Jahre stabil sind: der Zukunft wahrzunehmen, ist auf drei Viertel Auch wenn aktuell mehr OnlinerInnen auf digitale der Online-Bevölkerung angestiegen. Angebote zurückgreifen, bleibt der Bedarf der einzelnen Person über das Jahr gesehen konstant und entspricht vermutlich dem durchschnittlichen „Behördenbedarf“. ▼ Wie häufig nutzen Sie durchschnittlich Die dynamische Entwicklung einzelner E-Government-Angebote im Jahr? Dienste steht im Einklang mit dem Anstieg an genereller E-Government- Nutzung. ■ Deutlich mehr BürgerInnen haben in diesem Jahr die Möglichkeit genutzt, online einen Termin zu vereinbaren – dieser Anstieg gilt sowohl für Deutschland (acht Prozentpunkte) als auch für Österreich (sechs Prozentpunkte). ■ In beiden Ländern gibt es auch mehr NutzerInnen von Onlineanträgen staatlicher Unterstützungs- leistungen – hierunter fallen sowohl explizit die „Soforthilfe Corona“ als auch indirekt mit der Pandemie verstärkt nachgefragte Leistungen wie BASIS: Alle Befragten, die in den letzten 12 Monaten z. B. Arbeitslosengeld. In Deutschland beträgt der E-Government-Angebote genutzt haben – DE (n = 551), Zuwachs sechs Prozentpunkte, in Österreich sogar AT (n = 728), CH (n = 609); In Klammern Vorjahreswerte neun Prozentpunkte. ■ Als dritter Dienst mit deutlichem Zuwachs wird in Deutschland die digitale Kommunikation mit der Behörde verstärkt genutzt, auch die Schweizer BürgerInnen zeigen sich hier aktiver (jeweils plus fünf Prozentpunkte).
18 STADT VS. LAND: Nutzung im Stadt-Land-Vergleich ▶ Im ländlichen Raum gibt es tendenziell weniger ▶ Fast drei von vier deutschen StädterInnen NutzerInnen von digitalen Verwaltungsange- nutzen das Internet, um einen Termin bei ihrer boten: In Deutschland sind es acht Prozentpunkte Behörde zu vereinbaren. Im ländlichen Raum weniger als bei den StädterInnen, in der Schweiz nutzt hingegen nicht einmal die Hälfte dieses sogar elf Prozentpunkte. Die Gründe hierfür lie- Vorgehen, der Unterschied zwischen Stadt und gen in einer Wechselseitigkeit von Angebot bzw. Land beträgt beachtliche 29 Prozentpunkte. Verfügbarkeit und Nachfrage bzw. Bewusstsein Neben einem geringeren Bewusstsein (siehe und Offenheit (siehe auch Kapitel „Bekanntheit“), Kapitel „Bekanntheit“) dürfte hier auch eine hier muss neben dem Ausbau des Angebots auch geringere Notwendigkeit wegen nicht so stark immer das zugrundeliegende Bewusstsein der frequentierter Ämter vorliegen. Ähnliches gilt für BürgerInnen mitgedacht werden. die Statusabfrage der Ausweisbeantragung, bei der die Landbevölkerung um 19 Prozentpunkte ▶ In Österreich hingegen gibt es zwar vereinzelt zurückliegt. Unterschiede für verschiedene Dienste, aber in der Gesamtbetrachtung keinen markanten ▶ In Österreich sind die Unterschiede von Stadt Unterschied zwischen Stadt und Land. und Land bei der Terminvereinbarung und der Anforderung von Briefwahlunterlagen ebenfalls ▼ Haben Sie in den letzten 12 Monaten sichtbar, aber weniger stark ausgeprägt. In der E-Government-Angebote genutzt? Schweiz ähneln sich Stadt- und Landbevölkerung hinsichtlich ihrer Nutzung. Einzige Ausnahme ist das Herunterladen von Formularen, das auf dem Land etwas weniger in Anspruch genommen wird. 58 50 68 72 66 55 Deutschland Österreich Schweiz Stadt Land Irem Kaynarca BASIS: Alle Befragten in städtischen bzw. ländlichen Gebieten - Projektleiterin Monitoring, DE (n=382 / n = 381), AT (n = 423 / n = 293), CH (n=353 / n = 295) Geschäftsstelle E-Government Schweiz Ausbau digitaler Interaktions- und Partizipationsangebote Die Aktivitäten von Bund, Kantonen und Gemeinden zielen in der Schweiz vermehrt auf die Förderung von elektronischen Kanälen, die es ermöglichen, an Politik und Verwaltung mitzuwirken. So fördert E-Government Schweiz partizipative Projekte, wie z. B. die „Quartieridee“ in Zürich Wipkingen, wo die Bevölkerung über eine Online-Plattform Ideen für ihr Quartier eingibt und selber budgetiert.
NUTZUNG 19 Nutzung während Corona ▼ Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie bisher auf Ihre Behördengänge? 4 32 3 3 22 Ich habe aufgrund der 29 Corona-Pandemie zum 27 34 ersten Mal einen Online- 29 Behördendienst genutzt Ich habe Behördengänge, die Für mich hat sich in Bezug auf nicht zwingend notwendig waren, Behördengänge durch Corona in dieser Zeit vermieden nichts geändert 7 34 Deutschland 13 12 Österreich 22 27 Schweiz Ich habe Behördengänge 15 Online-Behördengänge häufiger als früher online Ich musste keine Behörden- durchgeführt 11 10 gänge erledigen, Ich konnte einige Behördengänge keine Angabe nicht erledigen, da die Behörden geschlossen waren 4 CORONA SPOTLIGHT 5 5 Ich hatte mehr Bedarf an Behörden- Nutzung während der Corona-Pandemie leistungen als normalerweise, z. B. Beantragung von Unterstützung Gut die Hälfte der BürgerInnen bemerkt im Juni Nur ein kleiner Teil verwendet nun häufiger On- 2020 noch wenige Auswirkungen der Corona- line-Dienste – analog zum unterschiedlich hohen Pandemie, wenn es um die eigenen Verwaltungs- Ausgangsniveau bei der E-Government-Nutzung angelegenheiten geht. Diese werden häufig eher sind es in Österreich und der Schweiz etwas mehr vermieden, als dass auf digitale Kanäle ausgewi- Personen als in Deutschland. Deutlich größer chen wird, wenn eine Vor-Ort-Erledigung nicht ist die Hürde für ehemalige Nicht-Nutzer von möglich ist. digitalen Verwaltungsleistungen, sie lassen sich durch Corona nur in sehr geringem Ausmaß zur ▶ Bei unmittelbarer Nachfrage nach den Auswir- Erstnutzung motivieren (vier Prozent in Deutsch- kungen der Pandemie auf die Behördennutzung land, jeweils drei in Österreich und der Schweiz). hat sich für gut die Hälfte der Online-Bevölk- Ähnlich gering ist der Anteil jener, die aufgrund erung nichts geändert, oder es gab in dieser Zeit der Situation nun mehr Dienste als gewöhnlich in schlicht keinen Bedarf an Behördenleistungen Anspruch nehmen müssen. (Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie bestanden zum Zeitpunkt der Befragung seit Ein „Corona-Effekt“ in Form eines Nutzungsan- etwa drei Monaten). stiegs ist daher aktuell noch kaum messbar. Die Auswirkungen werden momentan eher indirekt in Der stärkste Effekt ist das Aufschieben und Ver- Form einer größeren Aufgeschlossenheit gegen- meiden von Behördengängen, das betrifft etwa über digitalen Diensten sichtbar (siehe Kapitel ein Drittel der BürgerInnen: Die Situation ist noch „Bedarf und Hindernisse“). neu und zum Zeitpunkt der Befragung suchten nur wenige nach digitalen Alternativen. BASIS: Alle Befragten – DE (n = 1.005), AT (n = 1.008), CH (n = 1.002); ); Angaben in Prozent
20 Digitale Identifikation 2020 10 Jahre Deutschland Personala usweis in at rtenform S ch e ck k a Bei 31% ist die Online- Ausweisfunktion nicht aktiv, weil… ▼ Verbreitung und Nutzung Online-Ausweisfunktion 12 kein wahrnehmbarer Mehrwert 10 Keine Anwendungsmöglichkeiten bekannt 53% der Smartphone-BesitzerInnen mit aktivierter Online-Ausweisfunktion wissen nichts von 10 Ausweisfunktion Ich weiß nicht, was die Online- ist der Einlese-Möglichkeit über die NFC-Schnittstelle ihres Smartphones. 9 Ausweis Kein Vertrauen in den Online- 8 Die Handhabung ist mir insgesamt zu umständlich (Usability) 2 Wurde mir von den Behörden abgeraten 1 Wurde mir von Freunden, Bekannten etc. abgeraten 76 31 24 6 Ja Nein Besitz Personalausweis Online- schon einmal genutzt FRAGE: Besitzen Sie einen Personalausweis in Scheckkartenformat? Ist bei Ihrem Personalausweis in Scheckkartenformat die Online- Ausweisfunktion aktiv? Warum ist die Online-Ausweisfunktion bei Ihnen nicht aktiv? Haben Sie die Online-Ausweisfunktion Ihres Perso- nalausweises schon einmal genutzt? BASIS: Alle Befragten mit deutscher Staatsangehörigkeit – DE (n = 970); Angaben in Prozent, Abweichungen in Prozentpunkten
NUTZUNG 21 Digitale Identifikation - Deutschland Die Online-Ausweisfunktion des Perso- Diese Entwicklung schlägt sich bisher allerdings nalausweises erlaubt den BürgerInnen in nicht in gestiegenen Nutzerzahlen nieder. Wie in Deutschland eine durchgängige Abwicklung den letzten Jahren ist die Online-Ausweisfunktion von Behördengängen im Internet. Trotz stetig nur bei knapp einem Viertel aktiv und nur sechs verbesserter Anwenderfreundlichkeit stagnie- Prozent der OnlinerInnen haben sie schon ein- ren die Nutzungszahlen auf niedrigem Niveau. mal genutzt. Der Anteil an tatsächlich aktiven Ausweisen liegt sehr wahrscheinlich höher, da ▶ Seit zehn Jahren ist der Personalausweis im die Funktion seit drei Jahren standardmäßig bei Scheckkartenformat (auch „neuer Personal- der Ausgabe des Dokuments aktiv ist. Der Wert ausweis“ bzw. „nPA“ genannt) mittlerweile ver- bezieht sich also auf alle Personen, denen die fügbar. Die Möglichkeiten, die auf dem Chip des Aktivierung auch tatsächlich bewusst ist. Personalausweises gespeicherten Daten auszule- sen, um sich bei Online-Dienstleistungen zu iden- Gründe gegen die Aktivierung sind neben man- tifizieren, wurden seit der Einführung sukzessive gelndem Mehrwert bzw. fehlenden Anwendungs- erweitert. So können die BürgerInnen die Online- möglichkeiten auch eine grundlegende Unkennt- Ausweisfunktion (auch eID-Funktion) inzwischen nis. Mangelnde Kenntnis stellt auch bei der relativ nicht nur mit einem speziellen Kartenlesegerät neuen Smartphone-Schnittstelle das Hauptpro- nutzen, sondern seit 2017 mit der Smartphone- blem dar: Mehr als die Hälfte der Befragten mit App „AusweisApp2“ alternativ auch über die aktiver Online-Ausweisfunktion und Smartphone NFC-Schnittstelle von Android-Smartphones. Seit wissen nicht, dass sie ihr Gerät als Schnittstelle letztem Jahr funktioniert die Online-Ausweisfunk- nutzen könnten. Dabei scheint das Einlesen per tion auch mit iPhones, wodurch sich der potenzielle Smartphone deutlich nutzerfreundlicher. Bei Nutzerkreis nochmals erweitert hat. den Befragten, die die Online-Ausweisfunktion genutzt haben, steigt die Verwendung dieses Ver- fahrens stark an: 53 Prozent nutzten das Smart- phone als Schnittstelle, während die Verwendung von Kartenlesegeräten deutlich zurückging. Genutzte Schnittstelle Dirk Woywod Managing Director (CTO), Verimi GmbH Beides 10 Die digitale Identität Lesegerät auf dem Smartphone 37 - 33 53 Unser Smartphone wird in Zukunft die gesamte digitale Identität der BürgerInnen abbilden. Das Smartphone ist dabei der sichere und bequeme Smartphone Zugang zur digitalen Welt, der weit über das Auslesen + 25 und Abspeichern des Personalausweises hinausgeht. Wir werden es vielfältig nutzen: zum passwortlosen Einloggen, zum Unterschreiben und zum Bestätigen unserer Identitätsmerkmale.
22 Christian Rupp Vorstand des NEGZ (Nationales E-Government Kompetenzzentrum) eID – Was soll das sein? Elektronische Identitäten und digitale Signaturen sind eine Grundvoraussetzung für den Erfolg eines grenzüberschreitenden Online-Verfahrens und die eIDAS-Verordnung der EU ist die rechtliche Basis. Die Erfüllung der Single Digital Gateway EU-Verordnung, aber auch die Zurverfügungstellung von OZG-Services im Reifegrad 3 oder 4, sind ohne eID nur schwer vorstellbar. Das Angebot des Einsatzes einer Online-Ausweisfunktion kann bei digitalen Services nur erhöht werden, wenn innerhalb der Verwaltung das Wissen über die Anwendung und die notwendigen Schnittstellen vorhanden ist. Dabei kann der Einsatz von Open Source Tools eine flächendeckende Implementierung beschleunigen. Ebenso muss die Funktion des Online-Ausweises und die Einsatzmöglichkeiten bei allen Nutzertypen der Gesellschaft stärker beworben werden. Gerade im Hinblick auf digitale Souveränität ist die eID ein wichtiger Grundpfeiler. Aktuell ist die Verwendung der Online-Ausweisfunktion mit Smartphone noch zu unbekannt, um ihr Nutzungspotenzial auszuschöpfen. ■ Keine Bewegung bei der Nutzung: Die Verbreitung der Online-Ausweisfunktion stagniert, auch der Anteil der tatsächlichen NutzerInnen bleibt identisch im Vergleich zum Vorjahr. ■ Klare Hinwendung zur Smartphone-Schnittstelle unter den NutzerInnen: Höhere Usability der Smartphone-Schnittstelle wird honoriert und macht sie in diesem Jahr zur meistgenutzten Schnittstelle. ■ Diese starke Präferenz lässt ein großes Potenzial des Smartphones als Schnittstelle vermuten. Dazu bedarf es einer stärkeren Bekanntmachung dieser Möglichkeit, denn aktuell wissen weniger als die Hälfte der potenziellen NutzerInnen (BürgerInnen mit Smartphone und aktivierter Online-Ausweisfunktion) von dieser Verwendungsmöglichkeit.
NUTZUNG 23 Digitale Identifikation - Österreich ▼ Besitzen Sie bereits die Handy-Signatur oder eine Karte mit aktivierter Bürgerkartenfunktion? Digitale Identifikation Österreich Planung der Nutzung der Handy-Signatur 4 JA 29 31 45 JA Planung NEIN 52 Besitz 41 NEIN Ja Nein Keine Angabe Nutzung oesterreich.gv.at als App mit aktivierter Handy-Signatur Ja, ich habe die Handy-Signatur auch 97% in oesterreich.gv.at aktiviert 17 besitzen ein Ja, ich nutze es ohne Aktivierung Smartphone 5 BASIS: Alle Befragten in Österreich - AT (n = 1.008), Angaben in Prozent Wie auch 2019 verfügt knapp die Hälfte der Letztes Jahr wurde das Portal oesterreich.gv.at OnlinerInnen in Österreich über eine Möglich- als mobile App „Digitales Amt“ eingeführt, in der keit zur digitalen Identifikation gegenüber den ausgewählte Behördenvorgänge vollständig am Behörden. Smartphone abgewickelt werden können, wenn dort die Handy-Signatur aktiviert ist. Da 97 Pro- ▶ In Österreich ist eine Identifikation bei digitalen zent der OnlinerInnen ein Smartphone besitzen, Behördenkontakten mit der Handy-Signatur oder ist die potenzielle Zielgruppe sehr groß. Tatsäch- einer Karte mit aktivierter Bürgerkartenfunkti- lich genutzt wird die App aktuell jedoch nur von on möglich. Fast die Hälfte der österreichischen etwa jedem/jeder fünften SmartphonebesitzerIn, OnlinerInnen verfügt über eine dieser beiden Mög- die meisten haben dabei auch die Handy-Signatur lichkeiten, von den Nicht-NutzerInnen plant etwa aktiviert. Die App wird damit ähnlich stark nach- ein Drittel die Anschaffung. Diese Zahlen sprechen gefragt wie letztes Jahr. von hoher Akzeptanz in der Bevölkerung, bleiben aber zum Vorjahr unverändert.
24 Digitale Identifikation Schweiz ▼ Welche der folgenden Authentifizierungs- bzw. Anmeldeverfahren nutzen Sie bei digitalen Verwaltungsleistungen? Wie häufig nutzen Sie dieses Verfahren? 57% haben mindestens ein 57 Verfahren genutzt 3 4 16 23 27% 22% 38 Nutzungshäufigkeit 38 TAN- Swiss Verfahren ID 36 43 Keine Angabe Selten Manchmal Häufig BASIS: Alle Befragten in der Schweiz – CH (n = 1.002) ; Angaben in Prozent; *Der Verkauf der SuisseID wurde per 31. Dezember 2019 eingestellt In der Schweiz stehen aktuell mehrere Iden- Innen nutzt das Verfahren häufig. Bei der SwissID tifizierungsverfahren für Behördengänge zur sind es nur halb so viele, die meisten nutzen Auswahl, doch das TAN-Verfahren und die dieses Verfahren nur gelegentlich. SwissID sind die klaren Favoriten. Die weiteren Identifizierungsmöglichkeiten Suiss ▶ Über die Hälfte der OnlinerInnen in der Schweiz eID, MobileID und eigene eID-Lösungen nutzt ein oder mehrere Identifizierungsverfahren von Behörden (wie z. B. die Schaffhauser eID) für digitale Verwaltungsangelegenheiten. Am werden von einem sehr geringen Anteil der Bür- beliebtesten ist dabei mit 27 Prozent das TAN- gerInnen verwendet. Hier zeigt sich auch, dass die Verfahren, gefolgt von der SwissID (22 Prozent der angestrebte Ablösung der SuisseID (französische NutzerInnen). Auch in Bezug auf die Nutzungshäu- Schreibweise) durch die neuere SwissID (englische figkeit liegt das TAN-Verfahren deutlich vor der Schreibweise) stattfindet. SwissID: Mehr als ein Drittel seiner Anwender-
NUTZUNG 25 Experteneinschätzung Dr. Joachim Steinbrück Behindertenbeauftragter des Landes Bremen a.D. DIE BARRIEREFREIE GESTALTUNG DIGITALER VERWALTUNGSDIENSTLEISTUNGEN – NEUE WEGE ZUR TEILHABE UND NUTZUNG Die barrierefreie Gestaltung von Verwaltungsangeboten ist verpflichtend, wird aber oft als Belastung angesehen, da sie mit Mehraufwand verbunden ist. Wie die Digitalisierung behinderten Menschen neue Chancen zur Teilhabe eröffnet und warum Barrierefreiheit deswegen so zentral ist, erläutert Dr. Joachim Steinbrück, Behindertenbeauftragter des Landes Bremen a.D. Mit der zunehmenden Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen wächst auch die Notwendigkeit der Barrierefreiheit von Internetauftritten, mobiler Anwendung sowie der elektronischen Vorgangsbearbeitung und Aktenführung. Die fortschreitende Digitalisierung ist vor allem auch für behinderte Menschen von großer Bedeutung. Dies gilt sowohl für Bürgerinnen und Bürger, die digitale Verwal- tungsdienstleistungen nutzen (wollen), als auch für Angestellte in der Verwaltung. Einerseits hilft die Digitalisierung, Wege zu ersparen, und eröffnet neue Möglichkei- ten der Teilhabe, Kommunikation sowie der Zugänglichkeit zu Informationen und Verwaltungsdienstleistungen, andererseits birgt sie aber auch die Gefahr der Entste- hung neuer Barrieren, die ausgrenzend und benachteiligend wirken. Wenn Menschen mit Beeinträchtigungen – gegebenenfalls mit Hilfe assistiver Technologien wie z. B. von Screenreadern (Bildschirmleseprogrammen) – informa- tionstechnische Systeme nutzen können, eröffnet dies neue Chancen der Teilhabe: So können blinde und sehbehinderte Personen gleichberechtigt mit anderen lernen und arbeiten und Tätigkeiten ausüben, für die sie bisher auf die Unterstützung von Assistenzkräften angewiesen waren, die Kommunikation mit hörbeeinträchtigten Personen wird leichter, Menschen mit Lernschwierigkeiten haben einen besseren Zugang zu Informationen etc. Aufgrund der EU-Richtlinie 2016/2102 und entsprechender bundes- und landes- rechtlicher Regelungen sind öffentliche Stellen zur Barrierefreiheit von Webseiten und mobilen Anwendungen verpflichtet. Im E-Government-Gesetz und im Behinder- tengleichstellungsgesetz des Bundes finden sich ebenso wie in entsprechenden Gesetzen der Länder Regelungen, welche darüber hinaus die schrittweise Herstellung der Barrierefreiheit elektronisch unterstützter Verwaltungsabläufe verlangen.
26 03 ZUFRIEDENHEIT UND USABILITY Gesamtzufriedenheit mit digitalen Diensten ▼ Wie zufrieden sind Sie mit dem aktuell verfügbaren Online-Angebot Ihrer Stadt / Kommune zur Abwicklung von Behördengängen im Internet insgesamt? BASIS: Alle Befragten – DE (n = 1.005), AT (n = 1.008), CH (n = 1.002); Angaben in Prozent, Abweichungen in Prozentpunkten; Top3-Boxes: äußerst, sehr bzw. etwas zufrieden Hohes Zufriedenheitsniveau mit behörd- lichen Onlineangeboten in Österreich und Für die Zufriedenheit mit digitalen der Schweiz – Deutschland verbessert sich, Behördendiensten sind in allen drei Ländern kann die Lücke zu den Nachbarn aber nicht die gleichen Aspekte ausschlaggebend: schließen. 1. Bequemlichkeit (d. h. nicht extra auf das Amt gehen zu müssen) Deutschland liegt bei der Zufriedenheit mit 2. Zuverlässigkeit der Systeme (stabile Verbindung) digitalen Behördendiensten nach wie vor mit 3. Navigation (Bedienbarkeit) – die Top3-Werte liegen allesamt deutlichem Abstand hinter der Schweiz und Ös- etwa zwischen 70 und 80 Prozent und haben sich gegenüber terreich. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich alle 2019 verbessert. drei Länder verbessert. Betrachtet man jedoch die langfristige Entwicklung, dann hat sich seit 2012 nicht viel verändert. In Österreich und in der Schweiz bleibt das Niveau nahezu stabil. Einzig In allen drei Ländern ist zu beobachten, dass die Deutschland verzeichnet über die Jahre einen Zufriedenheit mit digitalen Behördendiensten mit leicht positiven Trend. Die Zufriedenheit steigt dem Bildungsniveau zunimmt. Ein Zusammen- von 2012 bis heute um fünf Prozentpunkte, kann hang zwischen höheren Bildungsschichten und jedoch noch immer nicht zum konstant höheren einer besseren Bewältigung der Anforderungen Niveau der Nachbarländer aufschließen. und der Komplexität der Online-Dienste liegt nahe.
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