Bericht zur Wohnungssituation in München 2018 - 2019 Perspektive München | Analyse - muenchen.de

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Bericht zur Wohnungssituation in München 2018 - 2019 Perspektive München | Analyse - muenchen.de
Perspektive München | Analyse

                    Bericht zur Wohnungssituation in München
                    2018 – 2019
Bericht zur Wohnungssituation in München 2018 - 2019 Perspektive München | Analyse - muenchen.de
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Vorwort                                                                  Bericht zur Wohnungssituation in München 2018 – 2019

Liebe Leser*innen,

der „Bericht zur Wohnungssituation          Basis der wohnungspolitischen
in München“ hat bereits eine lange          Arbeit ist das Handlungsprogramm
Tradition. Anhand zahlreicher Kenn­         „Wohnen in München“, das alle fünf
zahlen werden seit mehr als vier Jahr­-     Jahre fortgeschrieben wird. „Wohnen
zehnten die Nachfrage- und Angebots­        in München VI“ (2017 bis 2021) ist
seite betrachtet, die Entwicklung der       mit einem Fördermittelbudget von
Mieten und Kaufpreise aufgezeigt            870 Millionen Euro aktuell das finan­
sowie der Einsatz der Landeshaupt­          ziell größte kommunale Wohnungs­
stadt München für den Wohnungsneu­          programm in Deutschland.
bau und den Erhalt von bezahlbarem
Wohnraum dargestellt.                       Derzeit laufen bereits die Vorberei­
                                            tungen zur Fortschreibung des
Die wirtschaftliche Attraktivität Mün-      Wohnungspolitischen Handlungs­
chens sorgte in den vergangenen             programms „Wohnen in München“,
­Jahren für einen kontinuierlichen Zuzug.   in welchem die Ziele und Aktivitäten
 In Verbindung mit den begrenzten Flä-      der kommunalen Wohnungspolitik
 chenressourcen und der Attraktivität       festgelegt werden. Der „Bericht
 von Immobilien als Anlageform, über­       zur Wohnungssituation in München
 steigt die Nachfrage nach Wohnraum         2018 – 2019“ dient dafür als wichtige
 deutlich das Angebot.                      Daten- und Entscheidungsgrundlage.

Durch die aktuelle Covid-19-Pandemie
im Jahr 2020 hat das gesellschaftliche
Leben und die wirtschaftliche Entwick-
lung gravierende Veränderungen erfah-
ren. Trotz vergleichsweiser Stabilität      Prof. Dr. (Univ. Florenz)
des Wohnimmobilienmarktes im Ver­           Elisabeth Merk
gleich zu anderen Branchen, ist davon
auszugehen, dass auch der Münchner
Immobilienmarkt von dieser gesamt­
wirtschaftlichen Entwicklung betroffen
sein wird.

Auch wenn die Zahlen, beispiels-
weise neu eingereichte Bauanträge,
des ersten Halbjahres 2020 für den
Wohnungsbau vorsichtig optimistisch
stimmen, sind die spürbaren Zunahmen
der Wohngeldanträge und der Regis­
trierungen für geförderte Wohnungen
bereits heute bedenklich. Es zeigt sich,
dass die Schaffung und der Erhalt von
bezahlbarem Wohnraum weiterhin
die oberste Priorität haben werden.
Denn unser Ziel ist ein lebenswertes
München für alle Bürger*innen.

                                                                                                                            1
Inhalt

Inhaltsverzeichnis

Vorwort		                                               1   5       Wohnungsbauförderung,                      56
                                                                    Schutzinstrumente der Bestandspolitik
1       München im Überblick und                        6           und Stadt­sanierung
        jüngste Entwicklungen                               5.1     Bedarf an günstigem und g ­ esichertem
1.1     Kennzahlen im Vergleich                         9           Wohnraum                                   58
1.2     Wohnungspolitische Entwicklungen               10   5.1.1   Registrierungen für geförderte Wohnungen
                                                                    und Vergabe                                59
2       Wohnungsnachfrage                              12   5.1.2   Bestand an geförderten Wohnungen und
2.1     Bevölkerungsbestand und -entwicklung           13           Bindungsauslauf                            63
2.2     Entwicklung der Haushalts- und Familientypen   19   5.2     Geförderter Wohnungsbau                    67
2.3     Ökonomische Faktoren                           22   5.2.1   Einkommensorientierte För­derung,
2.4     Nachfragestruktur am Wohnungsmarkt             26           kommunale Kofinanzierung und
                                                                    München Modell Miete                       71
3     Wohnungsangebot                                  28   5.2.2   München Modell Eigentum, Baugenossen-
3.1   Wohnungsbestand                                  29           schaften und Baugemeinschaften             71
3.2   Bautätigkeit                                     32   5.3     Ergänzende Fördermaßnahmen                 74
3.2.1 Baurechtschaffung und Sozialgerechte                  5.3.1   Konzeptioneller Mietwohnungsbau            75
      Bodennutzung (SoBoN)                             34   5.3.2   Erwerb von Belegungsrechten                75
3.2.2 Baugenehmigungen                                 35   5.3.3   Wohngeld                                   76
3.2.3 Fertigstellungen und Abbrüche                    37   5.3.4   Unterbringung von Wohnungslosen            76
                                                            5.4     Instrumente des Bestandsschutzes           78
4     Immobilienpreise und Mieten                      42   5.4.1   Erhaltungssatzungen                        78
4.1   Grundstücksmarkt                                 43   5.4.2   Verbot der Zweckentfremdung
4.2   Zins- und Baupreisentwicklung                    45           von Wohnraum                               85
4.3   Immobilienpreise                                 47   5.5     Stadtsanierung                             88
4.3.1 Kaufpreise im Neubau                             47
4.3.2 Kaufpreise im Bestand (Wiederverkauf)            49           Stichwortverzeichnis                       90
4.4   Mieten		                                         50
4.4.1 Entwicklung der Bestandsmieten                   50
4.4.2 Entwicklung der Erst- und Wieder-­
      vermietungsmieten                                50
4.4.3 Mietspiegel 2019                                 54

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Wohnungssituation 2018 – 2019 | Inhalt

Abbildungen

Abbildung 1                                             Abbildung 15
Komponenten der Bevölkerungsentwicklung                 Entwicklung der Kaufpreise für neu gebaute
seit 2010		                                        13   Eigentumswohnungen, Doppelhaushälften und
                                                        Reiheneckhäuser seit 2000                            48
Abbildung 2
Bevölkerung nach Alter und Geschlecht                   Abbildung 16
2010 und 2019		                                    15   Entwicklung der Preise für Eigentumswohnungen
                                                        im Bestand im Großstadtvergleich seit 2010           48
Abbildung 3
Anteil der Umgezogenen und Entwicklung der              Abbildung 17
Erstbezugsmieten seit 2010                         16   Entwicklung der Erst- und Wiedervermietungs-
                                                        mieten seit 2010                                     51
Abbildung 4
Entwicklung der Haushaltsstruktur seit 2012        19   Abbildung 18
                                                        Verteilung der Haushalte auf die Einkommensstufen
Abbildung 5                                             des BayWoFG und München Modell seit 2010             57
Haushalte nach Größe und Einpersonenhaushalte
nach Altersklassen 2019                            20   Abbildung 19
                                                        Für geförderte Wohnungen registrierte Haushalte
Abbildung 6                                             nach Größe 2019                                      59
Entwicklung der Erstbezugsmieten und der
Arbeitslosenquote seit 2010                        22   Abbildung 20
                                                        Entwicklung der besonders dringlichen
Abbildung 7                                             Registrierungen und Vergaben von geförderten
Wohnfläche pro Kopf nach Stadtbezirken 2019        23   Wohnungen seit 2010                                  61

Abbildung 8                                             Abbildung 21
Nachfragepotenzial nach Wohnangebots-                   Entwicklung der Eingriffsreserve seit 2010           66
formen 2019		                                      27
                                                        Abbildung 22
Abbildung 9                                             Verteilung der Wohnungsbauprogramme
Entwicklung des Wohnungsbestandes und der Zahl          bzw. -arten bei der Grundstücksvergabe im
der Haushalte seit 2010                            30   Neubau auf städtischen Siedlungsflächen              69

Abbildung 10
Anteil der Wohnungen nach Baualtersklassen
in Prozent 2019                                    30

Abbildung 11
Baurechtschaffung, Baugenehmigungen und
Baufertigstellungen seit 2010                      32

Abbildung 12
Fertiggestellte Wohnungen nach Raumanzahl
seit 2010		                                        38

Abbildung 13
Veränderung der Preise für Wohnbauland seit 2000   43

Abbildung 14
Baulandpreise für Mehrfamilienhäuser im
Städtevergleich 2019                               44

                                                                                                                   3
Tabellen

Tabelle 1                                            Tabelle 16
Ausgewählte Kennzahlen für München              8    Entwicklung der Kaufpreise für neugebaute
                                                     Eigentums­wohnungen, Doppelhaushälften und
Tabelle 2                                            Reiheneckhäuser seit 2010                               47
Entwicklung der Bevölkerung seit 2010           14
                                                     Tabelle 17
Tabelle 3                                            Registrierungen für geförderte Wohnungen
Entwicklung des Wohnungsbestands nach                nach Dringlichkeit seit 2010                            58
­Wohnungsgrößen seit 2010                       29
                                                     Tabelle 18
Tabelle 4                                            Registrierungen und Vergaben von geförderten
Baurechtschaffung seit 2010                     34   Wohnungen nach ausgewählten Haushaltstypen
                                                     seit 2010		                                             60
Tabelle 5
SoBoN-Bindungsverträge seit 2010                34   Tabelle 19
                                                     Vergabe von geförderten Wohnungen seit 2010             61
Tabelle 6
Baugenehmigungen nach Gebäudetyp seit 2010      35   Tabelle 20
                                                     Registrierungen und Vergaben geförderter
Tabelle 7                                            Wohnungen an deutsche und ausländische
Baugenehmigungen in München und                      Haushalte seit 2010                                     62
Umland seit 2010                                36
                                                     Tabelle 21
Tabelle 8                                            Bestand der geförderten Wohnungen nach
Bauüberhang seit 2010                           36   Stadtbezirken 2019                                      64

Tabelle 9                                            Tabelle 22
Fertiggestellte Wohnungen nach Raumanzahl            Geförderte Wohnungen mit Darlehensrückzahlungen
seit 2010		                                     37   seit 2010		                                     66

Tabelle 10                                           Tabelle 23
Fertiggestellte Wohngebäude und Wohnungen            Fertiggestellte Wohnungen im geförderten
nach Gebäudetyp seit 2010                       38   Wohnungsbau seit 2010                                   68

Tabelle 11                                           Tabelle 24
Wohnungsabbrüche seit 2010                      39   Grundstückswertverzichte beim Verkauf städtischer
                                                     Grundstücke seit 2015                                   69
Tabelle 12
Fertiggestellte Wohnungen in München                 Tabelle 25
und Umland seit 2010                            40   Wohnflächen, Kosten, Förderaufwand und
                                                     Anfangsmieten im öffentlich geförderten Miet­
Tabelle 13                                           wohnungsbau seit 2015                                   70
Zinssätze von Wohnungsbaukrediten in
Deutschland seit 2010                           45   Tabelle 26
                                                     Bewilligte Mittel für die staatlichen und städtischen
Tabelle 14                                           Förderprogramme seit 2010                               72
Preisindizes für den Neubau von Wohngebäuden,
Instandhaltung und Schönheitsreparaturen             Tabelle 27
in Bayern seit 2015                             46   Bewilligte Wohnungen in den staatlichen und
                                                     städtischen Förderprogrammen seit 2010                  73
Tabelle 15
Entwicklung der Angebotspreise nach Wohnungsgröße    Tabelle 28
für neugebaute Eigentumswohnungen seit 2015     46   Fertiggestellte Wohnungen in Genossenschaften
                                                     seit 2010		                                             74

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Wohnungssituation 2018 – 2019 | Inhalt

                                                      Kartenverzeichnis

Tabelle 29                                            Karte 1
Fertiggestellte Wohnungen in Baugemeinschaften        München mit Stadtbezirken                              7
seit 2010		                                      74
                                                      Karte 2
Tabelle 30                                            Interne Wanderungsbilanz (Saldo der Umzüge) nach
Bewilligte Wohneinheiten im Konzeptionellen           Stadtbezirksteilen 2018–2019                         17
Mietwohnungsbau seit 2014 mit Fokus auf den
Projekten 2018/19                                75   Karte 3
                                                      Mittlere Wohndauer in Jahren in den
Tabelle 31                                            Stadtbezirksteilen 2019                              18
Auszahlungsvolumen und Empfängerhaushalte
von Wohngeld seit 2010                           76   Karte 4
                                                      Durchschnittliche Haushaltsgröße nach
Tabelle 32                                            Stadtbezirks­teilen 2019                             21
Wohnungslose Personen nach Haushaltstyp
seit 2010		                                      77   Karte 5
                                                      Jährliche Kaufkraft je Einwohner*in nach
Tabelle 33                                            Stadtbezirksteilen 2019                              24
Wohnungslose Personen nach Art der Unterkunft
seit 2010		                                      77   Karte 6
                                                      Wohnfläche pro Person in m² in den
Tabelle 34                                            Stadtbezirksteilen 2019                              25
Rechtsverbindliche Erhaltungssatzungsgebiete
in München 2019                                  80   Karte 7
                                                      Anteil der Wohnungen in Altbauten
Tabelle 35                                            (errichtet vor 1949)                                 31
Vollzugsstatistik – Modernisierungsanträge
seit 2015		                                      81   Karte 8
                                                      Große Wohnungsbauprojekte in München
Tabelle 36                                            (mittelfristige Realisierung)                        33
Vollzugsstatistik – Anträge auf Genehmigung
der Begründung von Wohn- oder Teileigentum            Karte 9
seit 2015		                                      82   Fertiggestellte Wohnungen je 1.000 Einwohner
                                                      in der Region München 2015 bis 2019                  41
Tabelle 37
Vollzugsstatistik – Vorkaufsrechtsausübung und        Karte 10
Abgabe von Abwendungserklärungen seit 2015       84   Erstbezugsmieten (nettokalt) 2019                    52

Tabelle 38                                            Karte 11
Zahl der aufgedeckten und beendeten illegalen         Wiedervermietungsmieten (nettokalt) 2019             53
Zweckentfremdungen seit 2010                     85
                                                      Karte 12
Tabelle 39                                            Wohnungsmarktgebiete und Wohnlagen
Bescheide zu Zweckentfremdung im freifinan-           nach Mietspiegel 2019                                55
zierten Wohnungsbau seit 2010                    86
                                                      Karte 13
Tabelle 40                                            Geschützte Wohnungsbestände nach
Schaffung von Ersatzwohnraum im Rahmen                Stadtbezirksteilen 2019                              65
der Zweckentfremdungssatzung seit 2010           87
                                                      Karte 14
                                                      Erhaltungssatzungsgebiete in München 2019            79

                                                      Karte 15
                                                      Anteil der Wohneinheiten, für die eine Umwandlung
                                                      in Eigentum beantragt wurde 2015– 2019               83

                                                                                                                 5
1

München im Überblick und
jüngste Entwicklungen

6
Wohnungssituation 2018 – 2019 | München im Überblick und jüngste Entwicklungen

Karte 1: München mit Stadtbezirken                                                                                            0             2,5 km
                                                                                                                                                     N

                                                          24

                                                                                       11
                               23                                                                    12

                                                   10

            22                                                                     4

                                                      9                                                    13
                                 21
                                                                               3

                                                                                        1
                                              25               8
                                                                       2                         5
                                                                                                          14
                                                                                                                            15
                                                      7            6
                                       20

                                                                                            17
                                                                           18                             16

                                                 19

1 Altstadt – Lehel           16 Ramersdorf – Perlach                       1           Stadtbezirk                   Geometrische Grundlagen:
                                                                                                                     Landeshauptstadt München
2	Ludwigsvorstadt –         17 Obergiesing – Fasangarten                                                            Kommunalreferat – Geodatenservice
   Isarvorstadt              18 Untergiesing – Harlaching                              ÖPNV                          Datengrundlagen:
3 Maxvorstadt                19	Thalkirchen – Obersendling –                          S-Bahn                        Statistisches Amt München,
                                                                                                                     Referat für Stadtplanung und
4 Schwabing – West               Forstenried – Fürstenried –                           U-Bahn                        Bauordnung
5 Au – Haidhausen                Solln                                                                               Stand: 2019
6 Sendling                   20 Hadern                                                 Straßennetz
7 Sendling – Westpark        21 Pasing – Obermenzing                                   Hauptstraße
8 Schwanthalerhöhe           22	Aubing – Lochhausen –                                 Autobahn
9 Neuhausen – Nymphenburg        Langwied
10 Moosach                   23 Allach – Untermenzing                                  Wohnbebauunng
11 Milbertshofen – Am Hart   24 Feldmoching – Hasenbergl                               Gewässer
12 Schwabing – Freimann      25 Laim                                                   Grünfläche / keine Bebauung
13 Bogenhausen                                                                         sonstige Bebauung
14 Berg am Laim
15 Trudering – Riem

                                                                                                                                                     7
Tabelle 1: Ausgewählte Kennzahlen für München

Kennzahl                                                   Einheit      München 2019      Veränderung gegenüber 2017

Wohnungsnachfrage
Einwohner*innen (Wohnberechtigte)                          absolut            1.590.971            + 2,2 %        
Ausländeranteil                                            in %                    28,1     + 0,9 %-Punkte        
Durchschnittsalter (arith. Mittel)                         in Jahren               41,3            + 0,2 %        
Zahl der Haushalte                                         absolut             851.773             + 1,7 %        
Durchschnittliche Haushaltsgröße (Wohnberechtigte)         absolut                 1,87            + 0,4 %        
Anteil der Ein-Personenhaushalte                           in %                    54,7     ± 0,2 %-Punkte        
Wohnfläche je Einwohner*in                                 in m²                   39,3            + 1,6 %        
Durchschnittliche Wohndauer                                in Jahren               11,6            + 1,8 %        
Wanderungssaldo (Zuwanderungen – Abwanderungen)            in ‰                     6,9 Hinweis: Registerbereinigung 2017
Kaufkraft je Einwohner*in                                  in Euro              31.920             + 5,7%         
Arbeitslosenquote an allen zivilen Erwerbstätigen          in %                     3,5     – 0,7 %-Punkte        
Registrierungen für Sozialwohnungen                        absolut              12.556            – 28,0 %        

Wohnungsangebot
Wohnungsbestand                                            absolut             807.632             + 1,6 %        
Baugenehmigungen (in Wohneinheiten)                        absolut              10.929            – 18,9 %        
Baufertigstellungen (in Wohneinheiten)                     absolut               7.121            – 13,9 %        
Eingriffsreserve                                           absolut              84.649           + 11,6 %         
Bewilligte geförderte und preisgedämpfte Wohnungen         absolut               1.945           + 18,5 %         

Immobilienpreise und Mieten
Preis für Bauland Mehrfamilienhäuser, gute Wohnlage        in Euro/m²            3.200           + 18,5 %         
Preis für Eigentumswohnung, Bestand, guter Wohnwert        in Euro/m²            7.200           + 23,1 %         
Preis für Eigentumswohnung, Neubau, guter Wohnwert         in Euro/m²            8.650           + 16,9 %         
Preis für Doppelhaushälfte, neu, durchschn. / gute Lage    in Euro/m²            9.700           + 12,8 %         
Mittlere Nettokaltmiete im Wohnungsbestand (Mietspiegel)   in Euro/m²            11,69             + 4,1 %        
Erstbezugsmieten (nettokalt)                               in Euro/m²            20,37             + 5,3 %        
Wiedervermietungsmieten (nettokalt)                        in Euro/m²            18,67           + 13,1 %         
Mietnebenkosten 2018 pro Monat, Vergleich zu 2016          in Euro/m²              3,09            + 4,4 %        

8
Wohnungssituation 2018 – 2019 | München im Überblick und jüngste Entwicklungen

1.1 Kennzahlen im Vergleich              Singularisierung, Remanenzeffekte
                                         und Wohnflächenkonsum der
Die Markteinflussfaktoren haben sich     Haushalte
im Vergleich zum vorangegangenen
Berichtszeitraum 2016/17 nicht           Die Bevölkerungszunahme kann nicht
wesentlich geändert. So zeigen die       ausschließlich für den fortwährenden
in Tabelle 1 dargestellten Kennzahlen    Anstieg der Haushaltszahlen ver­
zu Nachfrage, Angebot und Im­            antwortlich sein. Auch der anhaltende
mobilienpreisen sowie Mieten, dass       Trend zur Singularisierung, das heißt
die Versorgung der Bevölkerung mit       der Zunahme der Zahl an Einpersonen­
angemessenem und bezahlbarem             haushalten (2019: 55 Prozent), spielt
Wohnraum nach wie vor die größte         eine Rolle.
wohnungspolitische Herausforderung
der Landeshauptstadt München ist.        Der Wohnflächenkonsum pro Kopf
                                         (2019: 39,3 Quadratmeter) ist inner­
Wachstum, gleichbleibender Alters­       halb der letzten beiden Jahre leicht
durchschnitt und Internationalisie­      angestiegen. Bewohnerinnen und
rung der Bevölkerung                     Bewohner bleiben in zu großen Woh­
                                         nungen, auch, wenn sich der Haushalt
Die Nachfrage nach Wohnraum wird         zum Beispiel aufgrund des Auszugs
stark durch die anhaltende Zunahme       der Kinder oder bei Sterbefällen ver­
der Bevölkerung beeinflusst. 2019        kleinert hat. Grund dafür ist oftmals,
lebten bereits fast 1,6 Millionen Men­   dass kein bezahlbares und passendes
schen in der Landeshauptstadt und        Angebot für eine kleinere Wohnung
somit rund zwei Prozent mehr als im      gefunden wird.
Jahr 2017. Der Großteil des Wachs­
tums basiert auf der Zuwanderung         Stabile Wirtschaftslage und hohe
junger Menschen, die für Studium und     Kaufkraft der Bevölkerung
Arbeit aus dem In- und Ausland in die
Landeshauptstadt ziehen. Das Durch­      Die wirtschaftliche Attraktivität des
schnittsalter verändert sich kaum und    Standortes fördert Zuwanderung und
liegt bei 41,3 Jahren. Somit befindet    Internationalisierung. Die Arbeits­
es sich deutlich unter dem bundes­       losenquote in der Landeshauptstadt
deutschen Durchschnitt (2018: 44,4       München ist eine der niedrigsten
Jahre). Viele der hier Lebenden und      bundesweit (2019: 3,5 Prozent). Mit
Zugezogenen befinden sich außerdem       einem Kaufkraftindex von 134 lag die
in der Phase der Familiengründung,       Kaufkraft der Münchner Bevölkerung
was eine hohe Zahl an Geburten und       auch für das Berichtsjahr 2019 mit
damit auch ein natürlich bedingtes Be­   34 Punkten deutlich über dem Basis­
völkerungswachstum mit sich bringt.      wert für Deutschland.

                                                                                                                          9
Steigende Kaufpreise und Mieten         1.2 Wohnungspolitische                   Bezüglich der Mietpreisbremse kön­
bei weiterem Verlust von günstigem      Entwicklungen                            nen folgende jüngere Entwicklungen
Wohnraum                                                                         festgehalten werden. Bereits im
                                        Der bereits seit Längerem lauter wer­    Sommer 2017 wurde mit der von der
Die Kaufpreise und Mieten, die seit     dende Unmut der Bevölkerung über         Landeshauptstadt München einge­
Jahren auf einem sehr hohen Niveau      steigende Wohnkosten wurde auch          führten kommunalen Mietpreisbremse
liegen, sind unter anderem aufgrund     im Berichtszeitraum 2018/19 begleitet    ein deutliches Signal für bezahlbare
der knapper werdenden Flächenreser­     von einer zunehmenden Berichterstat­     Mieten in München gesetzt. Im selben
ven für den Wohnungsneubau auch im      tung über Verdrängungsprozesse und       Jahr erlebte die allgemeine Miet­
vorliegenden Berichtszeitraum weiter    eine „neue“ Wohnungsnot in deut­         preisbremse in Bayern jedoch einen
angestiegen.                            schen Großstädten. Die Bemühungen        deutlichen Rückschlag. So wurde die
                                        der Politik haben in vielen Kommunen     bayerische Verordnung zur Mietpreis­
Durchschnittliche Kaufpreise pro        zur intensiven Nutzung vorhandener       bremse wegen eines Formfehlers
Quadratmeter im Jahr 2019:              Spielräume beziehungsweise recht­        vom Landgericht München für ungültig
                                        licher Instrumente geführt und auf der   erklärt. Seit August 2019 ist die Miet­
— Bestandswohnungen (Wiederver­         Bundesebene ihren Eingang in neue        preisbremse durch den Neuerlass des
  kauf): 7.200 Euro                     Gesetzgebungs- und Gesetzände­           Freistaates wieder für alle Münchner
— Neubauwohnungen (Erstbezug):          rungsverfahren gefunden.                 Mietwohnungen wirksam. Zum 1. April
  8.650 Euro                                                                     2020 wurde auf der Bundesebene
                                        Als wichtig wird hier vor allem das      ein Gesetz zur Verlängerung und
Die Miete (nettokalt) der Wohnungen     „Gesetz zur Ergänzung der Regelun­       Verschärfung der Mietpreisbremse
im Wohnungsbestand wurde 2019           gen über die zulässige Miethöhe bei      rechtsverbindlich. Damit werden die
mit 11,69 Euro je Quadratmeter an­      Mietbeginn und zur Anpassung der         Länder erneut befristet für fünf Jahre
gegeben. Die Angebotsmieten je Qua­     Regelungen über die Modernisierung       ermächtigt, ein oder mehrere Gebiete
dratmeter (nettokalt) lagen auf einem   der Mietsache“ angesehen. Das            mit angespanntem Wohnungsmarkt
weitaus höheren Niveau:                 sogenannte Mietrechtsanpassungs­         zur Anwendung der Mietpreisbremse
                                        gesetz (MietAnpG) ist zum 1. Januar      durch Rechtsverordnung zu bestim­
— Bestandswohnungen (Wiederver­         2019 in Kraft getreten, nachdem es am    men. Bislang konnten entsprechende
  mietung): 18,67 Euro                  21.12.2018 im Bundesgesetzblatt ver­     Verordnungen nur bis Ende des Jahres
— Neubauwohnungen (Erstbezug):          kündet worden war. Inhaltlich werden     2020 erlassen werden. Das Gesetz
  20,37 Euro                            vor allem die bundesweit geltende        erweitert zudem den Anspruch von
                                        Absenkung der Modernisierungsum­         Mietenden auf Rückzahlung zu viel
Über den Ablauf von Sozialbindungen     lage von elf auf acht Prozent und die    gezahlter Miete wegen Überschreitens
geht günstiger Wohnraum verloren.       Einführung einer Kappungsgrenze bei      der zulässigen Miete bei Mietbeginn.
Die Landeshauptstadt München unter­     modernisierungsbedingten Mieterhö­
nimmt starke Anstrengungen, um die      hungen als sehr wirksam bewertet.        Da die Kosten für Wohnraum gerade
sogenannte „Eingriffsreserve“, das      Eine weitere Änderung betrifft die       in den Ballungsräumen stark gestiegen
heißt den Teil des Wohnungsbestan­      Auskunftspflicht für Vermieter*innen,    sind, werden mit dem Wohngeld an­
des, auf den die Landeshauptstadt       die sich auf Ausnahmen der Mietpreis­    spruchsberechtigte Haushalte stärker
München Zugriff hat (zum Beispiel       bremse berufen.                          unterstützt. Zum 1. Januar 2020 trat
geförderte Wohnungen, städtische                                                 eine Wohngeldreform in Kraft, mit der
Wohnungen oder Belegrechtswoh-                                                   Reichweite und Leistungsniveau des
nungen), bei rund zehn Prozent                                                   Wohngelds angehoben werden.
des Wohnungsbestandes zu halten
(2019: 85.000 Wohnungen).

10
Wohnungssituation 2018 – 2019 | München im Überblick und jüngste Entwicklungen

Um auch neben dieser Form der
Subjektförderung langfristig etwas
gegen die hohen Wohnkosten unter­
nehmen zu können, soll auch der
Wohnungsneubau gefördert werden.
Gerade in Großstädten stellen die
begrenzten Flächenreserven hierbei
ein großes Hemmnis dar. Daher hat
es sich der Bund im Jahr 2018 zur
Aufgabe gemacht, die Kommunen bei
der Aktivierung von Bauland und der
Sicherung von bezahlbarem Wohnen
zu unterstützen. Hierzu wurde eine
Expertenkommission für „Nachhaltige
Baulandmobilisierung und Bodenpolitik“,
die sogenannte Baulandkommission
eingerichtet. Die Empfehlungen der
Kommission aus 2019 sind weitest­
gehend im aktuellen Jahr 2020 in den
Entwurf eines Gesetzes zur Mobili­
sierung von Bauland (Baulandmobili­
sierungsgesetz) eingeflossen, das sich
derzeit im Gesetzgebungsverfahren
befindet. Wesentliche Punkte, die hier
enthalten sind, sind die Einführung
eines neuen Bebauungsplantyps, die
Erweiterung der Befreiungsmöglich­
keiten, die Erleichterungen für das
Bauen im Innen- und Außenbereich,
die Schaffung einer Grundlage für
Konzepte der Innenentwicklung, die
Erleichterung bei Baugeboten und die
Erweiterung von Vorkaufsrechten.

                                                                                                                      11
2

Wohnungsnachfrage
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

  Kernaussagen Wohnungs­                     Informationen über die heutige und            2.1 Bevölkerungsbestand und
  nachfrage 2019                             zukünftige Zahl der Einwohner*innen           -entwicklung
                                             in München sowie die Struktur der
  — 1,56 Millionen Münchner*innen            Bevölkerung und Haushalte sind not­           2019 lebten in der Landeshaupt-
    leben in 851.000 Haushalten.             wendig, um abschätzen zu können,              stadt München rund 1,56 Millionen
    75 Prozent wohnen zur Miete.             wie sich die Nachfrageseite auf dem           Menschen (Tabelle 1). Von 2017
  — Die durchschnittliche Haushalts­         Wohnungsmarkt entwickelt. So entste­          bis zum Jahr 2040 wird laut der
    größe beträgt 1,8 Personen.              hen je nach Haushalt unterschiedliche         Bevöl­kerungsprognose von 2019 eine
  — Die durchschnittliche Wohnfläche         Erfordernisse an den Wohnraum.                Bevölkerungszunahme auf 1,85 Mil­
    pro Kopf liegt bei 39,6 Quadrat-         Ältere Bewohner*innen haben bei­              lionen Einwohner*innen erwartet
    metern.                                  spielsweise andere Wohnbedürfnisse            (+19 Prozent). München zählt zu den
  — Bevölkerungswachstum                     als Familien mit Kindern. Im Folgenden        wachsenden Städten Deutschlands.
    (2040: +19 %) und Singularisie-          werden der Ist-Zustand und die Ent­
    rung (2019: 55 % Einpersonen­            wicklung der Nachfrageseite anhand            Das Wachstum wird in erster Linie
    haushalte) werden die Nachfrage          ausgewählter statistischer Informa­           durch Zuwanderung aus dem In- und
    nach Wohnraum weiter erhöhen.            tionen dargestellt und die jeweiligen         Ausland bestimmt, aber auch durch
  — Der Anteil der über 75-Jährigen          Hintergründe erläutert.                       einen Geburtenüberschuss. So wurden
    an den Einpersonenhaushalten                                                           im Jahr 2019 mehr Kinder geboren, als
    (13,4 %) nimmt (noch) zu.                                                              Personen verstorben sind. Damit betrug
  — Jährlich ziehen über 100.000                                                           die natürliche Bevölkerungszunahme
    Menschen nach München; bevor­                                                          rund 6.000 Personen (Abbildung 1).
    zugt in zentrale Lagen.                                                                Der Anstieg der Geburtenzahlen steht
  — Bei Umzügen innerhalb Münchens                                                         in direktem Zusammenhang mit der
    konzentriert sich die Nachfrage                                                        Zuwanderung junger Menschen.
    überwiegend auf Stadtrandlagen
    und größere Neubaugebiete.
  — Die durchschnittliche Mietbelas-
    tungsquote liegt bei 30,6 Prozent.

Abbildung 1: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung seit 2010

Anzahl

40.000                                                                                               Wanderungssaldo
                                                                                                     natürlicher Bevölkerungssaldo
30.000
                                                                                                     Bevölkerungszu- bzw. -abnahme

20.000

10.000

     0

–10.000

–20.000

                                                 Registerbereinigung im Jahr 2017          Hinweis: Salden sind hier jeweils bezogen
–30.000                                                                                    auf die Bevölkerung mit Hauptwohnsitz.
          2010   2011   2012   2013   2014      2015   2016     2017     2018       2019   Quelle: Statistisches Amt

                                                                                                                                       13
Der Geburtenüberschuss stieg zwi­                    Die Bevölkerungszunahme in München        und rund 50.200 Personen aus dem
schen 2010 und 2016 kontinuierlich an.               basiert, wie in anderen wachsenden        Ausland nach München. Bei weiteren
Seit 2017 ist ein leichter Rückgang zu               Großstädten auch, hauptsächlich auf       3.200 Personen ist das Herkunfts-
verzeichnen. Der Wanderungssaldo                     dem Zuzug junger Menschen. Dies           gebiet nicht bekannt. Die zahlenmäßig
unterlag in den letzten zehn Jahren                  zeigt sich auch an dem hohen Anteil       höchsten Zuwanderungen aus dem
Schwankungen und beziffert sich für                  der 25- bis 40-Jährigen und dem ver­      Ausland erfolgten aus Rumänien und
2019 auf rund 11.000 Personen.                       gleichsweise geringen Durchschnitts­      Italien. Bemerkenswert ist, dass im
                                                     alter von 41,3 Jahren (Deutschland        Jahr 2019 Indien an dritthöchster Stelle
Im Jahr 2017 fand eine Registerbe­                   2018: 44,4 Jahre). Seit dem Jahr 2008     lag. Der Anteil der Ausländer*innen an
reinigung statt, in der anlassbezogen                war der Einwohnerzuwachs in dieser        der Münchener Bevölkerung ist – auch
Personen von Amtswegen aus dem                       Altersgruppe besonders hoch. Der          bedingt durch die erhöhte Zuwanderung
Melderegister abgemeldet wurden.                     Zuwachs in den Altersgruppen 45 bis       von Schutzsuchenden – seit dem Jahr
Dies kann, je nach Umfang der Regis­                 60 Jahre und der über 70-Jährigen ist     2015 auf über 28 Prozent angestiegen.
terbereinigung, zu einem negativen                   hingegen auf das natürliche Altern der    Aus den Städten Berlin, Augsburg
Saldo führen, obwohl sich das tatsäch­               Personen innerhalb der zehn Jahre seit    und Hamburg zogen 2019 die meisten
liche Zu- und Wegzugsverhalten nicht                 2010 zurückzuführen. Das Geschlech­       Personen in die Landeshauptstadt.
geändert hat (Abbildung 1).                          terverhältnis ist im Großen und Ganzen
                                                     ausgeglichen (Abbildung 2).

                                                     Seit dem Jahr 2009 ziehen jährlich mehr
                                                     als 100.000 Menschen in die Landes­
                                                     hauptstadt. Mit 110.801 Personen war
                                                     die Zuwanderung auch im Jahr 2019
                                                     sehr stark. Demgegenüber lag die Zahl
                                                     der Wegzüge bei rund 100.000 Per-
                                                     sonen. Rund 57.400 Personen zogen
                                                     aus anderen Gemeinden Deutschlands

Tabelle 2: Entwicklung der Bevölkerung seit 2010

Jahr                        Bevölkerung      Wohn-            darunter
                            mit Haupt-       berechtigte
                            wohnsitz                          Frauen

                            absolut                                              in %

2010                             1.382.273        1.409.036            720.961          51,2
2011                             1.410.741        1.437.267            732.366          51,0
2012                             1.439.474        1.466.821            745.395          50,8
2013                             1.464.962        1.492.677            757.289          50,7
2014                             1.490.681        1.519.015            768.961          50,6
2015                             1.521.678        1.551.343            782.334          50,4
2016                             1.542.860        1.573.843            792.318          50,3
2017*                            1.526.056        1.557.190            786.398          50,5
2018                             1.542.211        1.572.557            793.224          50,4
2019                             1.560.042        1.590.971            801.998          50,4

* Registerbereinigungen

Quelle: Statistisches Amt

14
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

Abbildung 2: Bevölkerung nach Alter und Geschlecht 2010 und 2019

Alter in Jahren

100

 90

 80

 70

 60

 50

 40

 30

 20

 10

  0
 18.000                     9.000                  0                          9.000                     18.000

  Anzahl
                                    Männer 2010                Frauen 2010
                                    Männer 2019                Frauen 2019

Quelle: Statistisches Amt

                                                                                                                  15
Die Zahl der innerstädtischen Umzüge          Das beschriebene Muster im Zuzugs-
der Münchner*innen ist zwischen               und Umzugsverhalten der Bevölkerung
den Jahren 2012 und 2018 insgesamt            führt dazu, dass die durchschnittliche
zurückgegangen, was unter anderem             Wohndauer mit der Entfernung vom
auf die gestiegenen Mieten und das            Zentrum zunimmt (Karte 3). Durchschnitt-
geringe Wohnungsangebot zurück­               lich wohnen die Münchner*innen seit
zuführen ist. Offenbar sind weniger           11,6 Jahren in ihren Wohnungen. Die
Münchner*innen bereit oder in der             kürzeste Wohndauer mit durchschnitt­
Lage, ihre Wohnung zu wechseln.               lich vier Jahren kann im Neubaugebiet
Im Jahr 2019 hat die Zahl der inner­          in Freiham festgestellt werden. Mit
städtischen Umzüge hingegen leicht            15 Jahren wohnen die Haushalte in
zugenommen (Abbildung 3). Es bleibt           Daglfing und in der Blumenau am längs­
abzuwarten, ob sich hier eine Trend­          ten in ihren Wohnungen.
wende abzeichnet.

Bei einem Wohnungswechsel inner­
halb des Stadtgebietes stehen bei
den umziehenden Haushalten eher
der Stadtrand und größere Neubau­
gebiete im Fokus der Nachfrage, wie
die internen Wanderungsbilanzen der
Stadtbezirke in Karte 2 zeigen. Aus
den zentrumsnahen Bereichen ziehen
mehr Münchner*innen fort als zu.

Abbildung 3: Anteil der Umgezogenen und Entwicklung der Erstbezugsmieten seit 2010

Anteil Umgezogener an                                                           Miete in
Wohnberechtigten in %                                                           Euro / m²

10,0                                                                               25,00               Umgezogene
 9,0                                                                                                   Erstbezugsmieten

 8,0                                                                               20,00

 7,0

 6,0                                                                               15,00

 5,0

 4,0                                                                               10,00

 3,0

 2,0                                                                               5,00

 1,0
                                                                                            * vor 2015: Mieten Süddeutsche Zeitung
 0,0                                                                               0,00      Quelle: Statistisches Amt, IVD

       2010    2011     2012   2013   2014   2015   2016   2017   2018   2019

16
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

Karte 2: Interne Wanderungsbilanz (Saldo der Umzüge)                                                          0            2,5 km
                                                                                                                                    N
nach Stadtbezirksteilen 2018–2019

                                                24

                                                                    11              12
                           23

                                               10

                                                                    4
           22
                                                9                                          13
                             21
                                                                    3

                                                                         1
                                          25            8
                                                                2               5
                                                                                          14           15

                                                    7       6
                                  20
                                                                              17           16
                                                                    18

                                               19

      Stadtbezirk                      Wanderungsbilanzrate interner                                 Geometrische Grundlagen:
                                                                                                     Landeshauptstadt München
                                       Zu- und Wegzüge je 1.000 Einwohner                            Kommunalreferat – Geodatenservice
      Stadtbezirksteil
                                                                                                     Datengrundlagen:
      unbebaute Flächen                        negativ (mehr interne Wegzüge als Zuzüge)             Statistisches Amt München,
                                                                                                     Referat für Stadtplanung und
                                                                                                     Bauordnung
                                               ausgeglichen
                                                                                                     Stand: 2019
                                               postiv (mehr interne Zuzüge als Wegzüge)

                                                                                                                                    17
Karte 3: Mittlere Wohndauer in Jahren in den Stadtbezirksteilen 2019                                  0            2,5 km
                                                                                                                            N

                                                 24

                                                                     11            12
                            23

                                                10

                                                                     4
           22
                                                 9                                      13
                              21
                                                                     3

                                                                          1
                                           25            8
                                                                 2             5
                                                                                        14     15

                                                     7       6
                                   20
                                                                              17        16
                                                                     18

                                                19

      Stadtbezirk                       Durchschnittliche Wohndauer                          Geometrische Grundlagen:
                                                                                             Landeshauptstadt München
                                        in Jahren                                            Kommunalreferat – Geodatenservice
      Stadtbezirksteil
                                                                                             Datengrundlagen:
      unbebaute Flächen                         Kürzere Wohndauer (unter 9 Jahre)            Statistisches Amt München,
                                                                                             Referat für Stadtplanung und
                                                                                             Bauordnung
                                                Mittlere Wohndauer (9 bis 12 Jahre)
                                                                                             Stand: 2019
                                                Längere Wohndauer (über 12 Jahre)

18
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

Abbildung 4: Entwicklung der Haushaltsstruktur seit 2012

Anteil in %

100,0                                                                                             Mehrpersonenhaushalte
                                                                                                  ohne Kinder
                                                                                                  Mehrpersonenhaushalte
                                                                                                  mit Kindern
 75,0
                                                                                                  Alleinerziehende
                                                                                                  Einpersonenhaushalte

 50,0

 25,0

  0,0                                                                                   Quelle: Statistisches Amt

              2012   2013   2014    2015      2016      2017      2018     2019

2.2 Entwicklung der Haushalts-             Münchner Haushalten um 1,2 Prozent­
und Familientypen                          punkte auf 14,0 Prozent angestiegen.
                                           Der Anteil von Haushalten alleinerzie­
Um die Versorgungssituation auf            hender Elternteile (2019: 3,1 Prozent)
dem Wohnungsmarkt einschätzen zu           ist zwar seit 2016 stabil, nahm aber
können, ist eine Betrachtung der           innerhalb des Betrachtungszeitraums
Haushaltszahlen oft aussagekräftiger       2012 bis 2019 ab (–0,5 Prozentpunkte).
als die Einwohnerzahl, da in der Regel
ein Haushalt in einer Wohnung lebt.        Unter den Alleinlebenden stellt die Al­
Ausnahmen davon bilden Wohn­               tersgruppe der 30- bis 44-Jährigen mit
gemeinschaften von wirtschaftlich          27,0 Prozent aller Einpersonenhaus­
unabhängigen Personen, die – trotz         halte den größten Anteil dar. Der Anteil
gemeinsamer Wohnung – als meh­             der Haushalte, in denen Senior*innen
rere Einpersonenhaushalte in die           im Alter von 75 oder mehr Jahren allein
Statistik eingehen.                        leben, liegt mit 13,4 Prozent darunter,
                                           hat jedoch in den letzten Jahren
Zum 31.12.2019 gab es in der Landes­       deutlich zugenommen. Während im
hauptstadt München 851.773 Haus­           Jahr 2011 knapp neun Prozent der
halte. Über die Hälfte hiervon sind        Einpersonenhaushalte auf diese
Einpersonenhaushalte (54,7 Prozent).       Altersgruppe entfielen, waren es
In 17,2 Prozent aller Haushalte leben      2017 bereits 12,9 Prozent.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
(Abbildung 4). In Bezug auf diese Ver­
teilung gab es in den vergangenen Jah-
ren kaum Veränderungen. Die höchste
Zunahme wurde bei den klassischen
Familienhaushalten (Mehrpersonen­
haushalte mit Kindern) verzeichnet.
Gegenüber 2012 ist ihr Anteil an allen

                                                                                                                          19
In 24,6 Prozent der Haushalte leben          Im Jahr 2019 betrug die durchschnitt­
zwei Personen. Deutlich seltener sind        liche Haushaltsgröße in der Landes­
Dreipersonenhaushalte (10,2 Prozent),        hauptstadt München 1,8 Personen.
Vierpersonenhaushalte (7,5 Prozent)          Nach Stadtbezirksteilen betrachtet
oder Haushalte mit fünf und mehr             zeigen sich Differenzen zwischen
Personen (3,0 Prozent) (Abbildung 5).        zentralen Lagen in der Altstadt sowie
Gegenüber dem letzten Wohnungs­-             der Maxvorstadt mit teilweise weniger
situationsbericht mit Berichtsjahr 2017      als 1,5 Personen pro Haushalt und
ist der Anteil der Ein- und Zweipersonen­    den Stadtrandgebieten mit bis zu
haushalte leicht gesunken, demgegen­         2,7 Personen je Haushalt, wie zum
über ist der Anteil der Drei- und Vierper­   Beispiel in der Messestadt Riem
sonenhaushalte leicht gestiegen.             (Karte 4).

Abbildung 5: Haushalte nach Größe und Einpersonenhaushalte nach Altersklassen 2019

     Einpersonenhaushalte                    Haushalte mit … Personen
     nach Altersgruppen (Anteil in %)        (Anteil in %)

           13,4         ab 75 Jahre                                                                 1
                                                                                                    2
           16,4         60 bis                                                        24,6
                                                                                                    3
                        74 Jahre
                                                                                                    4

           22,3         45 bis                                                                      5 und mehr
                        59 Jahre

           27,0         30 bis               54,7
                        44 Jahre
                                                                                             10,2

           20,7         18 bis
                        29 Jahre                                                       7,5

                                                                                3,0

           0,2          unter 18 Jahre

Quelle: Statistisches Amt

20
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

Karte 4: Durchschnittliche Haushaltsgröße nach Stadtbezirksteilen 2019                                        0            2,5 km
                                                                                                                                    N

                                                24

                                                                    11             12
                            23

                                               10

                                                                    4
          22
                                                9                                         13
                              21
                                                                    3

                                                                         1
                                          25            8
                                                                2              5
                                                                                         14            15

                                                    7       6
                                   20
                                                                             17           16
                                                                    18

                                               19

      Stadtbezirk                       Durchschnittliche Haushaltsgröße                             Geometrische Grundlagen:
                                                                                                     Landeshauptstadt München
                                                                                                     Kommunalreferat – Geodatenservice
      Stadtbezirksteil
                                                bis 1,50 Personen                                    Datengrundlagen:
      unbebaute Flächen                                                                              Statistisches Amt München,
                                                1,51 bis 1,70 Personen                               Referat für Stadtplanung und
                                                                                                     Bauordnung
                                                1,71 bis 1,90 Personen                               Stand: 2019

                                                1,91 bis 2,10 Personen
                                                über 2,10 Personen

                                                                                                                                    21
Abbildung 6: Entwicklung der Erstbezugsmieten und der Arbeitslosenquote seit 2010

Arbeitslosenquote in %                                                    Miete in Euro / m²

6,0                                                                                   25,00                  Arbeitslosenquote
                                                                                                             (alle zivile Erwerbspersonen)
5,0
                                                                                      20,00                  Erstbezugsmiete
4,0
                                                                                      15,00
3,0
                                                                                      10,00
2,0

                                                                                      5,00
1,0
                                                                                                   Quelle: Immobilien Scout GmbH,
0,0                                                                                   0,00         Bayerisches Landesamt für Statistik
      2010     2011      2012   2013   2014   2015   2016   2017   2018      2019

2.3 Ökonomische Faktoren                       Einwohner*in, liegt die Landeshaupt­            „Wohnen“ setzen. Je teurer also
                                               stadt München im deutschlandweiten              Wohnraum angeboten wird, umso
Ein weiterer Einflussfaktor für die            Vergleich weit vorne und ist die kauf­          weniger Wohnfläche dürften sich
Nachfrage ist die sozioökonomische             kraftstärkste Großstadt (Deutschland:           die Haushalte im Allgemeinen leisten
Lage der Haushalte. Hierzu werden              knapp 24.000 Euro). Allerdings gilt             können. Insofern ist der Indikator
im Folgenden spezifische Indikatoren,          zu berücksichtigen, dass auch ein               „Wohnfläche pro Kopf“ im Kontext
wie zum Beispiel die Arbeitslosen­             hoher prozentualer Anteil an Einwoh­            der Wohnungsnachfrage interessant.
quote oder die Kaufkraft der Haus­             ner*innen mit geringen Einkommen                Zu beachten sind bei der Interpretation
halte, betrachtet.                             und einer niedrigeren Kaufkraft in der          allerdings auch gegenläufige Trends,
                                               Landeshauptstadt lebt.                          wie etwa die Zunahme von Single­
Die Landeshauptstadt München gilt                                                              haushalten oder die passive Wohn­
als attraktiver Wirtschaftsstandort.           Die Betrachtung der durchschnittlichen          flächenmehrung durch Remanenz­
Dies spiegelt sich auch in der geringen        Kaufkraft pro Kopf auf Stadtbezirksteil­        effekte, sprich dem Verbleiben von
Arbeitslosenquote wider. Abbildung 6           ebene zeigt, dass innerhalb des Stadt­          Familien in ihren Häusern und Woh­
lässt erkennen, dass sich die Erstbe­          gebietes zum Teil große Unterschiede            nungen, auch wenn bereits Mitglieder
zugsmieten und die Arbeitslosenquote           bestehen (Karte 5). Die niedrigsten             ausgezogen oder verstorben sind.
in München in den vergangenen Jahren           Pro-Kopf-Werte sind dabei vor allem im          Darüber hinaus ist die Bereitschaft, in
gegensätzlich entwickelt haben. Die            Münchner Osten (Messestadt Riem)                einer Wohnung mit einem günstigen
wirtschaftliche Attraktivität des Stand­       und Westen (Freiham) erkennbar. Auch            Altmietvertrag zu bleiben auf einem
ortes führt zu hohen Zuzugszahlen,             im Norden (Am Hart und Freimann) ist            angespannten Wohnungsmarkt grund­
wobei das Wohnungsangebot deutlich             die Kaufkraft pro Kopf vergleichsweise          sätzlich höher.
hinter der Nachfrage zurückbleibt und          gering. Die durchschnittlich höchste
Mieten und Kaufpreise infolgedessen            Kaufkraft haben Bewohner*innen in               Durchschnittlich verfügte jede Per­
seit Jahren steigen. Offen bleibt,             der Altstadt und im Lehel sowie in der          son in München im Jahr 2019 über
wie sich diese beiden Indikatoren im           Maxvorstadt und in Harlaching. Die              39,3 Quadratmeter Wohnfläche.
Gefolge der Coronapandemie weiter              Preisspannen innerhalb der Landes­              Generell sind Wohnungen in Stadt­
entwickeln werden und ob dann stei­            hauptstadt bewegen sich zwischen                bezirken mit einem hohen Anteil an
gende Arbeitslosenquoten mit sinken­           22.000 Euro und über 40.000 Euro pro            Altbauten und Einfamilienhäusern
den Erstbezugsmieten einhergehen.              Person und Jahr.                                größer. Hier leben tendenziell auch ein­
                                                                                               kommensstärkere Haushalte, welche
Mit einer durchschnittlichen jährlichen        Es kann davon ausgegangen werden,               sich mehr Wohnfläche leisten können.
Kaufkraft, das heißt, dem für Konsum­          dass sich die Haushalte, abhängig               Dies wird durch den Vergleich mit den
ausgaben verfügbaren Teil des Ein­             von ihrem jeweiligen Einkommen, ein             oben genannten sozioökonomischen
kommens, von rund 32.000 Euro je               absolutes Budget für den Posten                 Indikatoren bestätigt.

22
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

Die kleinräumige Betrachtung des Pro-     Bei Betrachtung der Anzahl der im                       zwei Drittel hiervon für die Wohn­
Kopf-Verbrauchs bei der Wohnfläche        Haushalt lebenden Personen haben                        kosten. Überdurchschnittlich hoch sind
zeigt zum Teil deutliche Unterschiede     weibliche Einpersonenhaushalte und                      zudem „junge Haushalte“ der bis zu
zwischen den Stadtbezirken. So steht      Haushalte mit vier oder mehr Kindern                    25-Jährigen und Seniorenhaushalte (ab
den Einwohner*innen in der Altstadt       die höchsten Mietbelastungen (37 bzw.                   65 Jahren) durch die Miete belastet.
und im Lehel mit durchschnittlich         35 Prozent). Je höher das monatliche                    Ebenso sinkt die Mietbelastungsquote
knapp 46 Quadratmetern pro Person         Haushaltsnettoeinkommen ist, desto                      mit der Anzahl der Einkommensbezie­
am meisten Wohnraum zur Verfügung.        geringer ist der Teil, den die Miete                    henden im Haushalt deutlich.
Auch in Bogenhausen sind die Flächen­-    beansprucht. So benötigen Haushalte
anteile pro Person mit 40 Quadrat­        mit einem monatlichen Haushalts­
metern relativ groß. Den geringsten       nettoeinkommen von 900 Euro fast
Wohnflächenverbrauch mit 27,5 Qua­
dratmetern pro Person, weisen die
Einwohner*innen in Milbertshofen und
Am Hart auf (Abbildung 7).
                                          Abbildung 7: Wohnfläche pro Kopf nach Stadtbezirken 2019
Ein Gegenüberstellen dieser Ergeb­
nisse mit der durchschnittlichen Kauf-
kraft pro Kopf (Karte 5 und Karte 6)                        Altstadt­Lehel
zeigt, dass in den Gebieten mit hoher      Ludwigsvorstadt­Isarvorstadt
Kaufkraft tendenziell auch mehr Wohn-
                                                            Maxvorstadt
fläche verbraucht wird als in Gebieten
mit niedriger Kaufkraft. Zudem woh-                     Schwabing­West
nen in den Stadtbezirken außerhalb des                    Au­Haidhausen
Mittleren Rings tendenziell größere
Haushalte. Dies wirkt sich ebenfalls                             Sendling

auf die Pro-Kopf-Wohnfläche aus.                      Sendling­Westpark

                                                      Schwanthalerhöhe
In der größten jährlichen Haushalts­
befragung der amtlichen Statistik,            Neuhausen­Nymphenburg
dem Mikrozensus, wird seit 1957 rund                             Moosach
ein Prozent der Deutschen zu ihren
                                                 Milbertshofen­Am Hart
Arbeits- und Lebensbedingungen
befragt. Die vierjährlich stattfindende             Schwabing­Freimann
Zusatzerhebung Wohnen liefert der                           Bogenhausen
Landeshauptstadt München amt­
                                                           Berg am Laim
liche Daten aus diesem Themenfeld.
Diese Zusatzerhebung wurde zuletzt                        Trudering­Riem
2018 durchgeführt.                                   Ramersdorf­Perlach

                                            Obergiesing­Fasanengarten
Die durchschnittliche Mietbelastungs­
quote, also der Anteil am Haushalts­            Untergiesing­Harlaching
nettoeinkommen, der für die Brutto­           Thalkirchen­Obersendling
kaltmiete aufgebracht werden muss,         Forstenried­Fürstenried­Solln
liegt 2018 für die Landeshauptstadt                              Hadern

München bei 30,6 Prozent. Im Bundes­                Pasing­Obermenzing
durchschnitt liegt sie bei 27,2 Prozent   Aubing­Lochhausen­Langwied
und somit klar unter dem Münchner
Wert. Die Mietbelastung eines Haus­                 Allach­Untermenzing
haltes ist von verschiedenen Faktoren          Feldmoching­Hasenbergl
abhängig und fällt demzufolge unter­
                                                                      Laim
schiedlich hoch aus. So weist jeder
fünfte Haushalt eine Mietbelastungs­                                         0              10   20        30     40       50
quote von über 40 Prozent des Haus­
                                                                              Wohnfläche in m² pro Einwohner*in
haltsnettoeinkommens auf.

                                          Quelle: Referat für Stadtplanung und Bauordnung

                                                                                                                                      23
Karte 5: Jährliche Kaufkraft je Einwohner*in nach Stadtbezirksteilen 2019                              0            2,5 km
                                                                                                                             N

                                                  24

                                                                      11            12
                            23

                                                 10

                                                                      4
           22
                                                  9                                      13
                              21
                                                                      3

                                                                           1
                                            25            8
                                                                  2             5
                                                                                         14     15

                                                      7       6
                                    20
                                                                               17        16
                                                                      18

                                                 19

      Stadtbezirk                        Kaufkraft pro Kopf / Jahr                            Geometrische Grundlagen:
                                                                                              Landeshauptstadt München
                                                                                              Kommunalreferat – Geodatenservice
      Stadtbezirksteil
                                                 bis 24.000 Euro                              Datengrundlagen:
      unbebaute Flächen                                                                       Statistisches Amt München,
                                                 24.000 bis 27.000 Euro                       Referat für Stadtplanung und
                                                                                              Bauordnung
                                                 27.000 bis 30.000 Euro                       Stand: 2019

                                                 30.000 bis 33.000 Euro
                                                 33.000 bis 36.000 Euro
                                                 über 36.000 Euro

24
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

Karte 6: Wohnfläche pro Person in m² in den Stadtbezirksteilen 2019                                            0            2,5 km
                                                                                                                                     N

                                                24

                                                                     11             12
                            23

                                               10

                                                                    4
           22
                                                9                                          13
                              21
                                                                    3
                                                                          1
                                          25            8
                                                                2               5
                                                                                          14            15

                                                    7       6
                                   20
                                                                              17            16
                                                                    18

                                               19

      Stadtbezirk                       Wohnfläche pro Person in m²                                   Geometrische Grundlagen:
                                                                                                      Landeshauptstadt München
                                                                                                      Kommunalreferat – Geodatenservice
      Stadtbezirksteil
                                                unter 30,0 m²                                         Datengrundlagen:
      unbebaute Flächen                                                                               Statistisches Amt München,
                                                30,1 bis 35,0 m²                                      Referat für Stadtplanung und
                                                                                                      Bauordnung
                                                35,1 bis 40,0 m²                                      Stand: 2019

                                                über 40,0 m²

                                                                                                                                     25
2.4 Nachfragestruktur am                 Die Nachfrage nach studentischem          Wohnungen oder Appartements, die
Wohnungsmarkt                            Wohnen wurde durch die Expert*innen       voll möbliert bzw. ausgestattet sind,
                                         zu fast 75 Prozent als hoch eingestuft.   sind gerade in Großstädten vor dem
Neben der Haushaltsstruktur nehmen       Demzufolge besteht beim studenti­         Hintergrund der dort herrschenden
auch demographische und sozioöko­        schen Wohnen ein starker Nachfrage­       Wohnungsknappheit sehr gefragt.
nomische Faktoren Einfluss auf die       überhang. Die studentischen Haus­         Diese eignen sich im Besonderen für
Nachfrage am Wohnungsmarkt. Aus          halte sind in der Regel noch nicht mit    das Wohnen auf Zeit, das für viele
dem Anstieg der Einwohnerzahlen er­      Wohnraum versorgt, sondern ziehen         Menschen eine praktische Möglichkeit
gibt sich grundsätzlich ein Mehrbedarf   des Studiums wegen nach München.          bietet, nicht dauerhaft eine Wohnung
an Wohnraum. Dabei generiert vor         Da diese Gruppe zudem mit zu den          mieten zu müssen, aber dennoch für
allem die steigende Zahl der Haushalte   Haushalten mit den geringsten Netto­      einen gewissen Zeitraum ein Zuhause
mit älteren Personen und die Zahl der    einkommen zählt, ist es für sie schwer,   zu haben.
Haushalte, in denen Kinder leben,        auf dem freien Wohnungsmarkt eine
spezielle Bedürfnisse an den Wohn­       bezahlbare Wohnung zu finden.             Bei neuen Wohnformen, wie dem
raum und das Wohnumfeld. Die                                                       Co-Working mit Co-Living-Konzept,
Themen familien- und altengerechtes      Auch die Nachfrage nach familien­         Minihäusern oder Tiny Houses,
Wohnen gewinnen immer mehr an            gerechten Großwohnungen im                wird die Nachfrage überwiegend als
Bedeutung. Grundsätzlich liegt der       Geschosswohnungsbau wird laut             mittel oder gering eingeschätzt. Diese
Fokus der Landeshauptstadt München       Expertenkreis überwiegend als             relativ neu auf den Markt gekommenen
auf dem Segment des Mietwohnungs­        hoch eingestuft.                          Wohnformen müssen sich dort ver­
marktes, da etwa 75 Prozent der                                                    mutlich erst noch etablieren und ver­
Münchner Haushalte zur Miete leben.      Gerade dem Marktsegment der älteren       stetigen (Abbildung 8).
                                         Bevölkerung wird mit dem betreuten
Um ein genaueres Bild über die Nach­     Wohnen im Alter und dem barriere­
frage- und Angebotsseite auf dem         freien Wohnen ein überwiegend hohes
Wohnungsmarkt zu erhalten, wertet        Nachfragepotenzial attestiert. Diese
das Referat für Stadtplanung und         Bevölkerungsgruppe lebt oft noch in
Bauordnung neben den statistischen       Häusern oder Wohnungen, die mit zu­
Kennzahlen auch Befragungen unter­       nehmendem Alter den Anforderungen
schiedlicher Akteure auf dem Woh­        an altersgerechten Wohnraum nicht
nungsmarkt aus. Zu nennen sind hier      entsprechen. Diese Experteneinschät­
beispielsweise die Wanderungsmotiv­      zung kann anhand der Ergebnisse aus
untersuchung sowie die regelmäßig        der bereits oben erwähnten Zusatz­
stattfindende Expertenbefragung.         erhebung des Mikrozensus bestätigt
Letztere fand erneut im Jahr 2019        werden. Erstmals wurden im Zusatz­
statt. Im Folgenden wird daher auf       programm Wohnen 2018 Merkmale
ausgewählte Themen die Nachfrage         zur Barrierereduktion erhoben. Knapp
nach verschiedenen Wohnangebots­         82 Prozent aller Münchener Haushalte
formen betreffend eingegangen.           mit Personen im Alter ab 65 Jahren,
                                         die sogenannten Seniorenhaushalte,
Der Expertenkreis wurde um seine         hatten 2018 keinen stufenlosen Zu­
Einschätzung in Bezug auf das            gang zur Wohnung. Im Hinblick auf die
Nachfragepotenzial nach verschie­        Bewegungsfreiheit innerhalb der Woh­
denen Marktsegmenten und Wohn­-          nung zeigt sich, dass nur etwa vier
formen gebeten. Das Nachfrage­           Prozent der Wohnungen alle Merkmale
potenzial wurde unterschieden in         einer komplett barrierereduzierten
„hoch“, „mittel“ und „gering“.           Wohnung erfüllen. Das bedeutet,
                                         dass die Wohnung genügend Raum
                                         in Küche und Bad bietet, ausreichend
                                         breite Türen und Flure besitzt, einen
                                         ebenerdigen Einstieg zur Dusche hat
                                         und keine Stufen oder Schwellen, die
                                         die Bewegungsfreiheit einschränken.

26
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsnachfrage

Abbildung 8: Nachfragepotenzial nach Wohnangebotsformen 2019

               Studentisches Wohnen                                                                                           hoch

           Betreutes Wohnen im Alter                                                                                          mittel
                                                                                                                              gering
Geschossgroßwohnungen für Familien

                Barrierefreies Wohnen

             Voll möblierte Apartments

                  Serviced Apartments

        Professionelle WG­Vermittlung

                          Senioren­WG

             Co­Working mit Co­Living

                 Minihäuser (stationär)

                    TinyHouses (mobil)

                                          0                   25                   50         75             100

                                          in %

Quelle: Landeshauptstadt München, Wohnungsmarkt München – Expertenbefragung 2019

                                                                                                                                       27
3

Wohnungsangebot
Wohnungssituation 2018 – 2019 | Wohnungsangebot

     Kernaussagen Wohnungs-                                       Die große Nachfrage nach Wohnraum                        Mit rund 852.000 lag die Zahl der
     angebot 2019                                                 in München übersteigt bereits seit                       Haushalte in München erneut höher
                                                                  vielen Jahren das Wohnungsangebot.                       als die Zahl der Wohneinheiten
     — Derzeit gibt es in der Landes­                             Eine der zentralen Herausforderungen                     (Abbildung 9). Zu berücksichtigen ist
       hauptstadt München rund                                    der Stadtpolitik ist deshalb neben                       dabei jedoch, dass beispielsweise im
       808.000 Wohnungen.                                         dem Schutz von bezahlbarem Wohn­                         Falle von Wohngemeinschaften meh­
     — Jährlich kommen 7.500 neue                                 raum auch der Ausbau des Wohnungs­                       rere statistisch „gezählte“ Haushalte
       Wohnungen hinzu (Durchschnitts­                            bestandes. Aus diesem Grund wurden                       in einer Wohnung leben.
       wert 2015–2019).                                           große Anstrengungen unternommen,
     — In 2019 wurde Baurecht für                                 die Baugenehmigungs- und Fertigstel­                     Ein Vergleich mit Daten aus den
       3.500 Wohneinheiten geschaffen,                            lungszahlen in München in den letzten                    Vorjahren ist aufgrund einer Register­
       Baugenehmigungen für 11.000                                Jahren weiter zu erhöhen beziehungs­                     bereinigung in 2017 sowie aufgrund
       Wohneinheiten wurden erteilt                               weise hoch zu halten.                                    von Änderungen in den Verfahren zur
       und 7.100 Wohneinheiten wurden                                                                                      Haushaltsgenerierung und zur Be­
       fertiggestellt.                                                                                                     rechnung des Wohnungsbestands in
     — Der Schwerpunkt der Neubau­                                3.1 Wohnungsbestand                                      2012 etwas erschwert. Dennoch lässt
       tätigkeit liegt im (Geschoß-)                                                                                       sich in der Gesamtschau der letzten
       Wohnungsbau. 90 Prozent der                                Ende 2019 gab es in der Landes­                          zehn Jahre sowohl bei den Haushalten
       neuen Wohnungen entstehen                                  hauptstadt München rund 807.600                          als auch beim Wohnungsbestand ein
       in Mehrfamilienhäusern.                                    Wohnungen. Unter Berücksichtigung                        deutlicher Anstieg feststellen.
     — Vermehrte Neubautätigkeit                                  von Abbrüchen, Zusammenlegungen
       findet auch im Münchner Um­                                und Nutzungsänderungen von Woh­
       land statt. Die Nachfrage nach                             nungen war für die Berichtsjahre 2018
       Wohnraum macht nicht an der                                und 2019 insgesamt ein Reinzugang
       Stadtgrenze halt.                                          von rund 13.000 Wohneinheiten zu
                                                                  verzeichnen (Tabelle 3).

Tabelle 3: Entwicklung des Wohnungsbestands nach Wohnungsgrößen seit 2010

Jahr             Wohnungen           davon mit … Wohnräumen (einschließlich Küche)

                                     1 und 2                               3                                     4                           5 und mehr

                 absolut                                in %               absolut            in %               absolut       in %          absolut      in %

2010                   750.512            165.395                  22,0          217.162                  28,9       217.284          29,0      150.671          20,1
2011                   756.502            166.781                  22,0          218.904                  28,9       218.861          28,9      151.956          20,1
2012 b)                762.470            168.302                  22,1          220.492                  28,9       220.339          28,9      153.337          20,1
2013                   768.686            169.726                  22,1          222.380                  28,9       221.920          28,9      154.660          20,1
2014                   775.175            171.722                  22,2          224.345                  28,9       223.334          28,8      155.774          20,1
2015                   780.194            173.633                  22,3          225.751                  28,9       224.323          28,8      156.487          20,1
2016                   787.320            176.423                  22,4          227.685                  28,9       225.779          28,7      157.433          20,0
2017                   794.628            179.376                  22,6          229.600                  28,9       227.193          28,6      158.459          19,9
2018                   801.816            182.783                  22,8          231.208                  28,8       228.495          28,5      159.330          19,9
2019                   807.632            185.690                  23,0          232.699                  28,8       229.345          28,4      159.898          19,8

b)
     Ab 2012 einschl. sonstiger Wohneinheiten, ein Vergleich mit den Vorjahren ist nur bedingt möglich.

Quelle: Statistisches Amt

                                                                                                                                                                   29
Strukturell, das heißt in Bezug auf
die Verteilung der Raumanzahl der         Abbildung 9: Entwicklung des Wohnungsbestandes und der Zahl
Wohnungen, veränderte sich der            der Haushalte seit 2010
Wohnungsbestand in den Berichtsjah­
ren kaum und zeigt sich relativ a­ us-
geglichen. Nach wie vor sind Drei- und
                                          Anzahl
Vierzimmerwohnungen mit 28,8 und
28,4 Prozent am Gesamtwohnungs-           900.000
bestand am stärksten vertreten, gefolgt
von Ein- und Zweizimmerwohnungen          850.000

mit insgesamt 23 Prozent (Tabelle 3).
                                          800.000
Am wenigsten Wohneinheiten entfal-
len auf Objekte mit fünf oder mehr        750.000
Zimmern (rund 20 Prozent).
                                          700.000
Den höchsten absoluten Reingewinn
                                          650.000
in den Berichtsjahren 2018/19 gab
es mit rund 6.300 Wohneinheiten in        600.000
der Größenklasse der Ein- und Zwei­
zimmerwohnungen, gefolgt von              550.000
Dreizimmerwohnungen (3.100) und
Vierzimmerwohnungen (2.150). Am           500.000
                                                          2010    2011      2012*      2013      2014     2015   2016   2017** 2018       2019
geringsten war der Zugewinn seit
2017 bei den Wohnungen mit fünf
oder mehr Zimmern (1.400). Mit             *	ab 2012 einschließlich sonstiger Wohneinheiten im Bestand                 Wohnungsbestand
                                          **	Registerbereinigung im Einwohnermeldewesen
steigender Raumanzahl fallen die Zu­                                                                                    Private Haushalte
gewinne demnach niedriger aus.
                                          Quelle: Statistisches Amt
Knapp ein Viertel des Münchner Woh­
nungsbestandes befindet sich in Alt­
bauten, die vor 1950 errichtet wurden.
Diese liegen zu einem überwiegenden       Abbildung 10: Anteil der Wohnungen nach Baualtersklassen
Teil innerhalb des Mittleren Rings. In    in Prozent 2019
Haidhausen-Süd sowie im Dreimühlen­
viertel ist der Anteil an Wohnungen in
Altbauten mit jeweils über 60 Prozent
am höchsten, mit zunehmender Nähe
zum Stadtrand nimmt der Bestand                                  7,8
an Wohnungen dieser Altersklasse                                                                                 Anteil der Wohnungen in %
deutlich ab (Karte 7). Mit Ausnahme                  5,8                               23,4
                                                                                                                        1949 und früher
der alten Ortskerne kam es außer­
halb des Mittleren Rings erst ab den           6,9                                                                      1950 –1959
1950er Jahren zu einem deutlichen                                                                                       1960 –1969
Wachstum.
                                           8,7                                                                          1970 –1979
Fast die Hälfte des derzeitigen                                                                                         1980 –1989
Wohnungsbestandes entstand in                                                                  12,2
                                                                                                                        1990 –1999
den Nachkriegsjahrzehnten zwischen
1950 und 1980. Knapp 30 Prozent                    13,4                                                                 2000 – 2009
der Wohnungen wurden nach 1980                                                                                          2010 und später
gebaut (Abbildung 10).
                                                                             21,8

                                          Quelle: Referat für Stadtplanung und Bauordnung

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