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Medien Der Mehrheit eine Stimme geben Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt plant ambitionierte und emotionsgetriebene neue Medienmarke – Schwerpunkt Mittelstand – Bereits 293.000 YouTube-Abonnenten 8 Mittelstand Digital 04-2023
J ulian Reichelt ist ein Vollblut-Journalist. Der heu- Im Oktober 2021 beendete die Axel Springer SE die te 42-jährige gebürtige Hamburger absolvierte in Zusammenarbeit mit Julian Reichelt. Er habe das Priva- den Jahren 2002 bis 2003 sein Volontariat bei Bild te und Berufliche nicht klar getrennt und dem Vorstand und durchlief die Journalistenausbildung der Axel- darüber die Unwahrheit gesagt, lautete die Begründung. Springer-Akademie. Als Kriegsreporter berichtete er Insider der Szene gehen aber davon aus, dass Julian Rei- unter anderem aus den Konfliktregionen Afghanis- chelts politische Positionen für die Entlassung als Bild- tan, Georgien, Irak und Libanon. Im Februar des Chefredakteur mit ausschlaggebend waren. Jahres 2014 übernahm Reichelt den Vorsitz der Inzwischen betreibt Julian Reichelt (seit Juli 2022) Chefredaktion von Bild und damit die redaktionelle den YouTube-Kanal „Achtung, Reichelt!“, der im Janu- Gesamtverantwortung für die Marke. Unter seiner ar 2023 bereits 264 000 Abonnenten verzeichnen Ägide steigerte Bild die Gesamtauflage der Print - konnte. Aufgerufen werden manche Beiträge von ausgabe auf rund 1,8 Millionen Exemplare. Zudem mehr als 1,4 Millionen Usern. Dass ein derartiger installierte Reichelt mit Bild -TV einen eigenen Fern- Erfolg auch Widerstand hervorruft und Gegenwind sehkanal. Als Chefredakteur der Bild positionierte erzeugt, verwundert nicht. So unterstellt der Politik- sich Reichelt zu politischen Themen vielfach außer- wissenschaftler Markus Linden Julian Reichelt, einen gewöhnlich streitlustig. So kritisierte er unter ande- „rechtspopulistischen Kanal mit stark libertärem Ein- rem die zu große Milde der deutschen Justiz bei schlag“ zu betreiben, der im Spektrum von Tichys Ein- Sexualdelikten, stellte während der Covid-19-Pande- blick oder Achse des Guten einzuordnen sei. Reichelt mie die Ansichten des Virologen Christian Drosten polemisiere „gegen die angeblich herrschende Klas- infrage und attackierte in diesem Zusammenhang se“ und übe „vor allem radikale Kritik an den Grünen sowohl den damaligen Gesundheitsminister Jens und der Identitätspolitik“, wie er es schon bei Bild Spahn als auch den SPD-Politiker Karl Lauterbach. Im gemacht habe, so Lindens Einschätzung. Gegensatz zu der Berichterstattung der Mainstream- Über den Vorwurf seiner Kritiker, Grünen-Bashing Medien anlässlich der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 und einen rechtspopulistischen Videokanal zu betrei- nahm Julian Reichelt eine eindeutige Haltung zu die- ben, über seine journalistischen Schwerpunkte, seine ser Thematik ein, die wiederum Kritiker des Bild- Geschäftsphilosophie sowie über geplante Koopera- Chefredakteurs als „eine von Wut schnaubende tionen und Medien-Formate sprach Julian Reichelt mit Verabschiedungskultur“ bezeichneten. Anita und Joachim Schäfer. Ihr Beitrag „Grüne Nichtskönner – die faulsten Göring-Eckardt, Studienabbrecher sind. Wenn die ? Deutschen regieren das Land der Fleißigen“ konnte sensationelle 1,4 Mio. Aufrufe verzeich- Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang sagt, die Leute könnten froh sein, dass jetzt einmal Politiker im nen. Warum sind die Spitzenpolitiker der Grünen Parlament sitzen, die noch wissen, wie man einen nach Ihrer Ansicht „Nichtskönner“? Bafög-Antrag ausfüllt, spricht das für sich. Ricar- da Lang kennt die Arbeitswelt nur aus der Sicht ih- rer Mutter, wie sie selbst einmal verlautbarte. Will sagen: Würden sich die Diäten der Bundestagsab- „Würden sich die geordneten am durchschnittlichen Arbeitsver- Diäten der Bundes- dienst der letzten drei Jahre orientieren, läge die Höhe der Diäten bei Ricarda Lang auf Sozialhilfe- tagsabgeordneten niveau. Viele Politiker der Grünen-Partei haben am durchschnitt- ähnliche Biografien. Das führt zu einer Entfrem- lichen Arbeitsver- dung und Entkoppelung zwischen den politischen dienst der letzten Eliten der Grünen und der Mehrheit der Bürger, drei Jahre orientie- weil wir es hier mit einer Generation zu tun haben, ren, läge die Höhe Julian Reichelt: Die Spitzenpolitiker der Grünen in deren Milieu Fantasiewissenschaften und Fan- der Diäten bei sind objektiv betrachtet in dem Sinne „Nichtskön- tasieideologien als Qualifikation gelten. Zum Bei- Ricarda Lang auf ner“, weil sie in der Mehrheit weder etwas gelernt spiel das korrekte Beherrschen der Genderspra- Sozialhilfeniveau.“ noch gearbeitet haben. Das geflügelte Wort: „Vom che, das perfekte Aufsagen aller Farbeinheiten in Kreissaal über den Hörsaal in den Plenarsaal“ der Regenbogenflagge und die perfekte achtsame Medien bekommt bei den Spitzenpolitikern der Grünen ei- und politisch korrekte Sprache. Kurzum: Die Grü- ne realistische Bedeutung, wobei der Hörsaal mit nen flüchten sich in Dinge, die nichts mit Qualifi- einem Fragezeichen versehen werden muss, weil kation und Wertschöpfung, sondern nur etwas mit viele der Grünen-Politiker, wie zum Beispiel Katrin Narzissmus zu tun haben. Mittelstand Digital 04-2023 9
Medien Ihre Kritiker bezeichnen den Beitrag, also die ? Schilderung von unbequemen aber belegba- ren Fakten, als „Grünen- Bashing“. Julian Reichelt: Kritik an der Partei der Grünen an sich ist überhaupt nichts ehrenrühriges. Franz- Josef Strauß hat in den letzten Jahren seiner politischen Karriere massiv die Grünen atta- ckiert. Er hat in den 80er Jahren den Kulturkampf und die Identitätspolitik der Grünen voraus- gesagt und alles, was er prognostiziert hat, ist Julian Reichelt: Das Wort von der Mao-Diktatur genauso eingetreten. Dieser Tradition von Franz- stammt nicht von mir, ich habe an der Stelle Josef Strauß sehe ich mich verpflichtet. Inzwi- zitiert. Gleichwohl sehe ich Parallelen zwischen schen scheint Kritik an der Partei der Grünen den Akteuren der „Letzten Generation“ und der aber obszön zu sein. Dennoch versuche ich, ihre chinesischen Kulturrevolution. Das, was Mao auf Sprache und ihren oft ideologisch geprägten brillante Weise geschaffen hat, war, mit sehr Wahnsinn anhand der Realitäten zu messen und wenigen Befehlen viel zu erreichen, weil die Men- „Franz-Josef Strauß zu entzaubern. Ich halte es für wichtig, Menschen schen irgendwann wussten, was sie zu tun und hat in den letzten zu widersprechen, die Unsinn reden und die zum zu lassen hatten und sich somit dem Zeitgeist Jahren seiner Beispiel behaupten, man könne Stahlwerke mit unterwarfen. Das ist etwas, was die radikalen politischen Karriere Windmühlen betreiben. Bewegungen von „Fridays for Future“ und der massiv die Grünen „Letzten Generation“ auch geschafft haben. Sie attackiert. Er hat Unter der Überschrift „Öko-Raffkes“ werfen haben einen Geist geschaffen, dem die Men- in den 80er Jahren den Kulturkampf ? Sie den Bündnisgrünen vor, sich an unserem Land zu bereichern. Auf welche Erkenntnisse schen sich von vornherein untertänigst unter- werfen, was einem Kulturkampf gleichkommt. und die Identitäts- stützen Sie diesen massiven Vorwurf? Dies sind für mich eindeutig verfassungsfeind- politik der Grünen liche Bestrebungen. vorausgesagt und alles, was er Das sieht der Präsident des Bundesamtes für prognostiziert hat, ist genauso ? Verfassungsschutz wohl anders als Sie, der bei der „Letzten Generation“ keine verfassungs- eingetreten.“ feindlichen Bestrebungen erkennen kann. Ihre Bewertung ist eine völlig andere, als die von BfV- Präsident Thomas Haldenwang. Dessen Vorgän- ger im Amt, Dr. Hans-Georg Maaßen, beurteilt die Situation genau wie Sie. Wird somit der amtie- rende Verfassungsschutzpräsident selbst ein Fall Julian Reichelt: Die Grünen-Partei betreibt seit für den Verfassungsschutz? 20 Jahren sehr erfolgreich eine Klientelpolitik, von der sich die FDP sehr viel abschauen könn- te. Diese Klientelpolitik orientiert sich nicht an den Bedürfnissen des Durchschnittsbürgers oder an armen Menschen, sondern an den Bedürfnissen der gutsituierten Leute im Lande. Die Grünen waren und sind die ultimative Wohl- standspartei. Ein Beispiel: Für die angeblich „Dieser Tradition billige und für den Endverbraucher günstige von Franz-Josef erneuerbare Energie müssen Preise gezahlt Strauß sehe ich werden, die sich am Gaspreis orientieren. Das mich verpflichtet. “ überfordert finanziell die Mehrheit der Bürger Julian Reichelt: Thomas Haldenwang ist auf jeden und ist das Gegenteil von dem, was uns vorge- Fall ein Fall für den Augenarzt, weil er all das, was gaukelt wurde. Wahlanalysen zeigen, dass die vor unseren Augen passiert, offenbar nicht er- Grünen besonders bei den Menschen erfolg- kennt. Im Idealfall sind es nur seine Augen, im reich sind, die sich die Eskapaden der Grünen schlechteren Fall aber der Ungeist, der auch ihn finanziell leisten können. erfasst hat. Er macht, was eine herrschende Par- tei erwartet und er sagt nicht, was alle sehen, Auch die Akteure der „Letzten Generation“ dass diese Leute offensichtlich radikale Rechts- ? finden Ihre Kritik. Sie werfen den Klima- Klebern vor, Methoden der Mao-Diktatur zu brecher sind. Die Leute, die Haldenwang für un- gefährlich und nicht als extremistisch bezeich- nutzen. An welche Methoden denken Sie genau? net, haben wenige Wochen später in Lützerath 10 Mittelstand Digital 04-2023
Molotowcocktails auf Polizisten geworfen. Das wäre nach Maßstäben der alten Bundesregierung ein Rücktrittsgrund gewesen. Und leider müssen wir feststellen, dass eine Behörde, die vor politi- schem Extremismus warnen soll, sich der Ideo- logie einer sympathisierenden Partei unterwirft. Das öffnet dem Machtmissbrauch Tür und Tor, weil die Aktivitäten dieser Kriminellen nahezu verniedlicht werden. In einem weiteren Beitrag äußern Sie die Julian Reichelt: Natürlich ist Angela Merkel für die ? Befürchtung, dass derjenige, der Politiker „in- kompetent“ nennt, ein Fall für den Verfassungs- Corona-Politik in ihrer Schärfe maßgeblich ver- antwortlich. Befeuert wurde die unsägliche schutz wird. Ist das Satire oder ein ernst ge- Corona-Politik allerdings von Karl Lauterbach. meinter Beitrag? Lauterbach hat so viel gelogen und so viel unsin- niges Zeug geredet in der Merkel-Regierung und später als Gesundheitsminister, dass sich die Balken bogen. Der Mann ist ein Hochstapler – „Thomas allerdings ein sehr erfolgreicher Hochstapler. Ich Haldenwang ist habe es stets als Sündenfall empfunden und dies auf jeden Fall auch kommentiert, dass versucht wurde, eine ein Fall für den moralische Impfpflicht durch Schikane und Gän- Augenarzt, weil gelung sowie durch breite Verächtlichmachung er all das, was den Ausschluss aus der Gesellschaft herbeizu- vor unseren Augen führen. Corona war ein Abschalten des mensch- passiert, offenbar lichen Umgangs mit Risiken, politisch befeuert nicht erkennt.“ durch Propaganda und Angstpolitik. Faeser: Wer Politiker „inkompetent“ nennt, Auch die Gewalt von Islamisten wird von Ihnen wird Fall für den Verfassungsschutz!! ? thematisiert. Sie werfen Innenministerin Fae- ser Komplizenschaft mit dem Islamismus vor. Julian Reichelt: Das ist keine Satire, sondern Auch diesen Vorwurf sollten Sie begründen. das, was im Verfassungsschutzbericht als legi- times Überwachungsziel formuliert wird. Es geht um die sogenannte verfassungsschutzre- levante Delegitimierung des Staates. Besser hätten das auch DDR-Technokraten der Stasi nicht formulieren können. Hier geht es meiner Meinung nach um die Kriminalisierung opposi- tioneller Positionen. Begründet wird das mit der Verächtlichmachung von Amtsträgern – was man auch immer unter diesem weichen Begriff verstehen mag. Wenn ich also Herrn Habeck als inkompetent bezeichne, ist das beileibe nicht Julian Reichelt: Für mich besteht die Komplizen- verfassungsfeindlich, kann aber nach den Maß- schaft, ein sicherlich überspitztes Wort, aus dem stäben von Nancy Faeser bereits verfassungs- ideologisch begründeten Wegsehen von Frau Fae- schutzrelevant sein und auch mich betreffen. ser, die die massiv wachsenden islamistischen „Karl Lauterbach Diejenigen, die von verfassungsschutzrelevan- Einflüsse in diesem Land ignoriert. Es geht doch ist ein Hochstapler ter Delegitimierung reden, wollen nicht die nicht um den Islam an sich, der mit den Gastar- – allerdings ein demokratische Auseinandersetzung, sie wollen beitern, zum Beispiel aus der Türkei, zu uns ge- sehr erfolgreicher mundtot machen und ihrer linken Ideologie eine kommen ist, sondern es geht um die Zuwanderung Hochstapler.“ Gasse schlagen. aus islamistischen gesellschaftlichen Strukturen, nahezu ausschließlich von jungen Männern, die is- Eine Abrechnung von Ihnen mit Karl Lauter- lamistisch sozialisiert sind. Damit schaffen wir in ? bach erfolgt unter der Überschrift „Deutsch- lands mächtigster Corona-Quacksalber“. Die Deutschland islamistische Milieus, wie in Berlin- Neukölln, die keine staatliche Institution und Medien Corona-Politik wurde in ihrer Schärfe doch durch Autorität anerkennen, sondern nur eine Autorität die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel – und das ist Allah. Und dass diese Milieus unse- eingestielt. Hat Lauterbach hier nicht nur ein ren staatlichen Institutionen, Sicherheitskräften, schwieriges Erbe übernommen? Helfern und Gesetzen mit Verachtung begegnen, Mittelstand Digital 04-2023 11
Medien haben wir in der Silvesternacht wieder einmal noch weiter nach links rückt. Eine Änderung kann erlebt. Ich halte das politisch gewollte Wegsehen nur herbeigeführt werden, wenn man versucht, nicht nur für fatal, sondern für eine Form von Kom- die Medienlandschaft zu verändern. Man muss plizenschaft mit dem Islamismus in Deutschland. versuchen, als „Stimme der Mehrheit“ der Mehr- Besonders erschreckend ist, dass jeder, der die heit dieses Landes wieder eine Stimme zu geben islamistische Gewalt thematisiert, als Ausländer- und die gelebte Realität von Menschen in diesem feind und Rechtsradikaler stigmatisiert und dis- Land aufzeigen. Das versuche ich mit meinem kriminiert wird. YouTube-Kanal, um in der Medienlandschaft dazu beizutragen, dass die Menschen wieder Mut Was ist der Grund, dass CDU/CSU, FDP und fassen, ihre Ansichten laut zu artikulieren. Es ? AfD von Ihnen kaum kritisch beleuchtet wer- den? Lediglich Ihr Beitrag „Grün. Grüner. Union. muss wieder möglich sein, den Einfluss der Men- schen auf den Klimawandel zu hinterfragen. Es Warum die CDU wieder rechts werden muss“ hat muss möglich sein, die Migrationspolitik zu kriti- sich mit den Christdemokraten beschäftigt. sieren, ohne in die rechtsradikale Ecke gescho- Warum muss die Union wieder „rechts“ werden? ben zu werden. Es muss möglich sein, die sofor- tige Abschiebung illegal eingereister Islamisten zu fordern. Und es muss möglich sein, für Atomkraft „Angela Merkel und Fracking zu sein, weil nicht einzusehen ist, hat im Konrad- dass amerikanisches Fracking-Gas über den Adenauer-Haus Ozean für teures Geld nach Deutschland geliefert einen Machtapparat wird. Aber auch die CDU muss den Mut finden geschaffen, der und deutlich machen, was die Mehrheit der Men- als eiserne Faust schen im Land empfindet. Die Partei muss aus der in der Geschichte Defensive kommen sowie laut und deutlich der Bundesrepublik sagen, dass der Terror auf unseren Straßen das seinesgleichen Ergebnis einer total gescheiterten Migrationspo- sucht.“ Julian Reichelt: Es ist offensichtlich, dass in der litik ist. Die CDU muss sich von der Merkel-Zeit CDU spätestens seit 2015, also seit der Flücht- lösen und ihre Koordinaten wieder nach rechts, lingskrise, ein brutaler Richtungsstreit tobt. also wieder in die politische Mitte verschieben. Dieser Richtungsstreit wird ausgetragen zwi- schen einer Parteielite, die immer noch von An- Sie haben sich auch mit mittelstandspolitischen gela Merkels Gefolgsleuten dominiert ist, und der bürgerlichen Mehrheit der Partei, die eigentlich ? Themen auseinandergesetzt. So haben Sie zum Beispiel die Lage des Bäckereihandwerks mit Blick mit der Ära Merkel abgeschlossen hat. Diese bür- auf die Energiekrise sehr treffend beleuchtet. Wird gerliche Mehrheit schaut mit Entsetzen auf die der selbstständige Mittelstand künftig in Ihren immer dramatisch schlechter werdenden Wahl- Beiträgen eine stärkere Rolle einnehmen? ergebnisse, kann sich aber gegen Merkels Partei- elite nicht durchsetzen. Angela Merkel hat im Konrad-Adenauer-Haus einen Machtapparat ge- schaffen, der als eiserne Faust in der Geschichte der Bundesrepublik seinesgleichen sucht. Ange- la Merkel hat mit ähnlicher Brutalität wie die Grü- nen ihre Interessen in der Partei von oben nach unten durchgesetzt und die Partei, aber auch das Land, geprägt und verändert. Verändert dahinge- hend, dass Merkel die Partei immer weiter nach „Die CDU muss sich links gerückt hat, was wahrscheinlich auch mit ih- von der Merkel-Zeit rer Sozialisierung in der DDR zusammenhängt. Julian Reichelt: Wenn wir von der „Stimme der lösen und ihre Koor- Friedrich Merz, als neuer Parteivorsitzender und Mehrheit“ sprechen, dann rede ich von der „Stim- dinaten wieder nach Oppositionsführer, muss gegen diesen Merkel- me des Mittelstandes“. Dieser Mittelstand war rechts, also wieder Machtapparat kämpfen. Ein weiteres Problem für der Garant für das Wirtschaftswunder nach dem in die politische Friedrich Merz ist, dass die Mehrheit der Medien, Zweiten Weltkrieg. Es sind die Familienunterneh- Mitte verschieben.“ inklusive der einst bürgerlichen FAZ, so drama- men, die für Tradition und Sekundärtugenden in tisch nach links gekippt ist, dass sie den „Merke- diesem Land stehen. Mittelstandspolitik ist lismus“ als einzig wahre Lehre ins bürgerliche La- zugleich Gesellschaftspolitik, weil der Mittel- ger hineinvermitteln. Die mediale Wahrnehmung stand einen Schutzmechanismus vor abstrusen sieht so aus: Wenn die CDU die Wahl verliert, weil Ideen bietet. Auch die DAX-Konzerne wären oh- sie als zu links wahrgenommen wird, sagen die ne den deutschen Mittelstand keine Weltmarkt- Medien, die CDU hat die Wahl verloren, weil sie führer. Dies deutlich zu machen, habe ich mir mit viel zu rechts ist, mit dem Ergebnis, dass die CDU meinem YouTube-Kanal zum Ziel gesetzt. 12 Mittelstand Digital 04-2023
Sie gehören mit „Achtung, Reichelt!“ zu den ? am stärksten wachsenden Medienformaten im Land. Ihr neuester Clou: Ralf Schuler, früherer Leiter des Parlamentsbüros der Bild, arbeitet inzwischen für Sie. Lässt das den Schluss zu, dass Sie weitere Formate und Plattformen planen? Denken Sie gegebenenfalls auch an Kooperatio- nen mit Formaten wie Klaus Kelles TheGermanZ, Tichys Einblick oder der Achse des Guten? wenn geistige Nähe vorhanden ist. Lassen Sie mich unser Ziel wie folgt formulieren: In Deutsch- land gibt es eine einzige emotionale und emo- „Wir möchten tionsgetriebene Medienmarke – nämlich Bild. Wir den Menschen das glauben, dass genug Platz vorhanden ist, für eine Gefühl geben, dass zweite nationale emotionale Medienmarke. Und sie gehört werden, wir glauben nicht, dass es große Überschneidun- dass sie verstanden gen mit der Bild geben wird. Wir möchten den werden, dass Menschen das Gefühl geben, dass sie gehört jemand in ihrem werden, dass sie verstanden werden, dass Namen spricht und jemand in ihrem Namen spricht und der mit ihren der mit ihren Augen Augen auf die Welt blickt. Wir planen zudem auf die Welt blickt.“ Julian Reichelt: Kooperationen stehen noch nicht weitere Formate auf einer eigenen Plattform. Wir im Vordergrund bei unseren strategischen Über- werden Werbung schalten, weil wir auf mittel- legungen. Natürlich werden wir uns austauschen, ständische Inserenten Wert legen. n Mit Julian Reichelt sprachen Anita und Joachim Schäfer IMPRESSUM DER SELBSTÄNDIGE/MITTELSTAND DIGITAL Fotos: Laurence Chaperon, Janina Schäfer, Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Briefe und Manuskripte an: ISSN 0946-3224 BDS Archiv Vorlagen und Zeichnungen übernehmen wir BDS/BVMU e. V. Offizielles Organ des Bundes der Selbständigen, Layout: Joachim Schäfer/K6 Medien keine Gewähr. Ferdinand-Porsche-Str. 1, 59439 Holzwickede Medien LV NRW, und der Bundesvereinigung Erscheinungsweise: 10 x jährlich Internet: www.bvmu.de mittelständischer Unternehmer e. V. Gerichtsstand und Erfüllungsort: Dortmund Die Urheberrechte an Annoncen (bei eigener Ge- E-Mail: info@bvmu.de Ferdinand-Porsche-Str. 1, 59439 Holzwickede Bezugsbedingungen: staltung), Entwürfen, Fotos und Vorlagen sowie © by: BDS/BVMU e. V. Tel. (02301) 91 96 8-0, Fax (02301) 91 96 8-29 Die Zustellung des E-Papers ist durch den Mit- der gesamten grafischen Gestaltung bleiben bei Hinweis: In allen Fällen, in denen die neue E-Mail: info@bvmu.de gliedsbeitrag zur BVMU/zum BDS abgegolten. der BVMU e. V. und dürfen nur mit ausdrück- Rechtschreibung mehrere Schreibweisen zu- Redaktion: Joachim Schäfer (verantwortlich), Bei Nichterscheinen des E-Papers infolge höhe- licher, schriftlicher Genehmigung weiterverwen- lässt, wird die von der Dudenredaktion empfoh- Anita Schäfer, Janina Schäfer, Friedhelm Ost rer Gewalt bestehen keine Ersatzansprüche. det werden. lene Schreibung angewandt. Mittelstand Digital 04-2023 13
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