Der Schulbetrieb in der Coronazeit - Eine Dokumentation u ber die Volksschule Schu pfheim und ihren Schulbetrieb wa hrend der 1. Welle der ...

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Der Schulbetrieb in der Coronazeit - Eine Dokumentation u ber die Volksschule Schu pfheim und ihren Schulbetrieb wa hrend der 1. Welle der ...
Der Schulbetrieb in der Coronazeit
Eine Dokumentation uber die Volksschule Schupfheim und ihren
Schulbetrieb wahrend der 1. Welle der Coronakrise vom Jahr 2020.
Der Schulbetrieb in der Coronazeit - Eine Dokumentation u ber die Volksschule Schu pfheim und ihren Schulbetrieb wa hrend der 1. Welle der ...
Die Idee der Doku

                                     „Wir alle haben eine Schulschliessung noch nie erlebt und werden sie
                                     vielleicht nie mehr erleben. Dokumentiert doch deshalb in irgendeiner
                                     Form eure Arbeiten, Gedanken und Ideen — auch jene der Kinder. Der
                                     Schulleitung schwebt vor, eine Dokumentationsmappe zusammenzustel-
                                    len, damit wir hoffentlich schon bald die Mappe durchblättern und rück-
                                       blickend mit einem gewissen Stolz sagen können: ‚Weisch no?‘“ ;-)

Lukas Meyer, Co-Schulleitung
                                                        Zivildienstleistender Leo Stadelmann
Ein Wort des
                                                        Alter bei Dienstantritt: 19 Jahre
Schulleiters
                                                       Leo Stadelmann war vom 11. März 2019 bis am
Surreal. Aussergewöhnlich. Aus-                        08. April 2020 als Zivildienstleistender an der
serordentlich. Viele Adjektive                         Volksschule Schüpfheim im Einsatz. Seit Beginn
beschreiben die damalige Zeit                          des Lockdowns bis zu seinem letzten Arbeitstag
kurz vor und während des nati-
                                    führte er ein Corona-Tagebuch, worin er wichtige Änderungen im
onalen Corona-Lockdowns. Und
doch lässt sie sich kaum in Wor-    Schulbetrieb sowie seine Tätigkeiten und Gedanken festhielt.
ten zusammenfassen. Einige
Tage vor der entscheidenden
Pressekonferenz lag eine grosse               Leo Stadelmann & Ramon Marti
Spannung in der Luft. Als es
dann tatsächlich soweit kam,                  Zivi-Tagebuch — Einleitung
wirkte es zunächst einfach sur-
                                         Die beiden Zivildienstleistenden Leo Stadelmann
real. Die Schulschliessung und
die Umstellung auf Fernunter-            (bis am 08. April 2020) und Ramon Marti (ab dem
richt waren spannende, aber              04. Mai bis zum 19. Juni) erlebten in ihrer Dienst-
auch grosse Herausforderun-              zeit an der Volksschule Schüpfheim die überaus
gen. Der Schulleitung war be-            ungewöhnliche Situation während der Coronakrise
wusst, dass wir schnell, klar und        hautnah mit. Um die skurrile Zeit etwas zu doku-
überlegt handeln, entscheiden            mentieren, führten die beiden ein „Corona-
und kommunizieren mussten                Tagebuch“, in welchem die Zeit vom Beginn des
und das von uns auch erwartet            Lockdowns bis zur Rückkehr in eine neue Realität
wurde. Dies ist uns gut ge-              festgehalten wurde. Tagtäglich beschrieben sie ihre
glückt . Für uns als Schule
                                         Tätigkeiten, hielten die Stimmung bei den Lehrper-
brachte diese intensive Zeit des
                                         sonen und den Schülern—sowohl im Homeoffice
Lockdowns auch viele sehr gute
                                         als auch bei der Wiederaufnahme des Präsenzun-
und schöne Momente: viel ge-
genseitige Unterstützung, ge-            terrichts—fest, und berichteten über die Situation.
genseitige Anerkennung von               Diese Berichte bilden sozusagen den Roten Faden
innen und aussen, und eine top           dieser ganzen Dokumentation.
Organisation! Ein grosses Lob
und ein riesiger Dank an ALLE
Beteiligten!
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Leo Stadelmann, Zivi

           Zivi-Tagebuch — 13.03.2020 (1. Teil)
Es beginnt ein Tag, den ich in meinem ganzen Leben sicher nie vergessen werde.
Ein Tag von historischer Bedeutung. Und mein letzter Arbeitstag mit den Schülerin-
nen und Schülern. Nur ahne ich davon noch nichts, als ich am Morgen aufstehe.
Alles beginnt wie ein ganz normaler Arbeitstag gegen Ende meines 1-jährigen Zivil-
dienstes an der Volksschule Schüpfheim. Bisher ein sehr spannender und lehrrei-
cher Einsatz. Der sich weltweit immer stärker ausbreitende Coronavirus ist in der
Schweiz bereits seit einigen Wochen in den Medien, in der Bevölkerung und auch
an der Volksschule ein grosses Thema. Besorgt wird auf Länder wie Italien ge-
schaut, die sehr stark davon betroffen sind und bereits eine nationale Ausgangs-
sperre verhängt haben. Auch in der Schweiz wurden schon erste Massnahmen, wie
ein Verbot von Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen (z.B. Fussball-
spiele oder die Basler Fasnacht) getroffen. Auch in der Volksschule gibt man sich
bereits seit zwei Wochen offiziell nicht mehr die Hand zur Begrüssung. Einschnei-
dende Massnahmen für einige, insgesamt jedoch noch mit sehr geringen Auswir-
kungen auf die gesamte Bevölkerung. Viele Schweizerinnen und Schweizer sind sich
noch unsicher, ob die Situation wirklich so ernst ist, oder ob es sich lediglich um
eine medial aufgebauschte Hysterie handelt. Ich beginne den Tag wie gewohnt oh-
ne spezielles Gefühl und erfahre erst in der grossen Pause, dass der Bund heute um
15.30 Uhr eine Pressekonferenz geben wird und angeblich sogar eine Schulschlies-
sung in Erwägung ziehen würde. Irgendwie scheint noch niemand wirklich daran zu
glauben. […]

                                       Freitag, der 13.
                            Der berühmte Freitag, 13. März 2020 — er wird in die Schweizer Geschichtsbücher eingehen.
                            Drei Tage vor dem Start des schweizweiten Lockdowns verkündet der Bundesrat
                            weitreichende und tiefgehende Massnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus COVID-19
                            zu verlangsamen und zu stoppen. Die Entscheide haben grossen Einfluss auf die ganze
                            Bandbreite des Schweizer Gesellschafts-, Wirtschafts-, Bildungs– und Tourismusspektrums:

                            •       Schulschliessung: Per sofort und bis mind. 4. April sind an Schulen, Hochschulen und
                                    Unis keine Präsenzveranstaltungen mehr erlaubt.

                            •       Veranstaltungsverbot: Veranstaltungen ab 100 Personen sind ab sofort untersagt. In
                                    Restaurants, Bars und Diskotheken liegt die Grenze bei 50 Personen.

                            •       verschärfte Grenzkontrollen an den Binnengrenzen, besonders an den Grenzen zu
                                    Italien
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Coronavirus COVID-19 — Was ist das?
Wikipedia beschreibt das COVID-19 (engl. Abk.: Coronavirus Disease 2019) als eine Infektionskrankheit,
basierend auf einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2. Ende 2019 brach die Krank-
heit in der chinesischen Metropole Wuhan aus und wandelte sich in der Folge zur weltweiten Epi– und
Pandemie. Die Krankheit befällt primär die Atemwege. Folgedessen passiert eine Ansteckung am häufigs-
ten über eine sogenannte Tröpfchenübertragung. Sie kann aber auch über Körperkontakt
(Händeschütteln) oder über die Luft (Aerosole) übertragen werden.
Die Symptome ähneln einer grippalen Infektion. Am häufigsten treten Fieber, starker (Reiz-)Husten, Hals-
schmerzen, Geruchs– und Geschmacksverlust sowie Müdigkeit auf. Ferner können auch eine verstopfte
Nase, Kopfschmerzen, eine Bindehautentzündung, Durchfall sowie Hautausschläge Symptome darstellen.
In vielen Fällen verläuft die Krankheit symptomfrei, wodurch von einer relativ hohen Dunkelziffer ausge-
gangen wird und Übertragungen schwierig präventiv zu stoppen sind. Grösstenteils treten nur leichte bis
gar keine Symptome auf, jedoch kann die Krankheit auch zum Tod führen. Als besonders gefährdet und
daher zu den Risikogruppen zählen ältere Personen ab 65 Jahren, schwangere Frauen und Personen mit
einer (chronischen) Vorerkrankung.

              Leo Stadelmann, Zivi

                  Zivi-Tagebuch — 13.03.2020 (2. Teil)
          […] Das Gesprächsthema Nr. 1 in der Mittagspause im Lehrerzimmer ist natürlich
          klar. Durch die Information, dass offenbar Alain Berset persönlich den Antrag zur
          Schulschliessung gestellt habe, wird vielen bewusst, dass diese Massnahme nicht
          nur in Erwägung gezogen wird, sondern sogar stark davon ausgegangen werden
          kann. Eine komische Stimmung im Schulhaus macht sich breit sowohl bei den Lehr-
          personen als auch bei den SchülerInnen. Alle warten gespannt auf die Pressekonfe-
          renz. Ich selbst schaue die Pressekonferenz im Livestream mit der gesamten ISS9
          zusammen. Die SchülerInnen, aber auch die Lehrpersonen sind sehr aufgeregt und
          angespannt. Ein einmaliges Erlebnis. Und es kommt tatsächlich, was viele erwartet
          haben: Der Bund schliesst ab Montag offiziell alle Schulen bis mindestens zu den
          Osterferien. Die Nachricht geht in einem lauten Jubelgeschrei im ganzen Schulhaus
          unter. Ich muss zugeben, auch ich habe Gänsehaut bekommen. Nicht aus Freude,
          sondern einfach, weil die Situation so einmalig ist und bis vor Kurzem undenkbar
          war. Die SchülerInnen beginnen ihr Material zusammenzupacken und werden an-
          gewiesen, das Wichtigste nach Hause zu nehmen. Irgendwie müssen alle lachen
          angesichts dieser skurrilen Situation. Die SchülerInnen freuen sich, doch die ersten
          merken bereits, dass dieser Entscheid nicht nur einschneidende Auswirkungen auf
          die Volksschule, sondern auch auf ihre Freizeit haben wird. Sie werden Recht be-
          halten.
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„Tag 1 nach der Schulschliessung: Obwohl die Situation derart ungewohnt ist und eine Menge Arbeit und
       Organisation bevorsteht, ist die Stimmung ziemlich gut.“ - Leo Stadelmann, Zivi

           Leo Stadelmann, Zivi

                              Zivi-Tagebuch — 16.03.2020
          Tag 1 der Schulschliessung nach dem Entscheid des Bundes vom Freitag. Die Lehr-
          personen erscheinen trotzdem um 08.10 Uhr und treffen sich in den leeren Schul-
          häusern zur Lagebesprechung. Jeweils in 10er Gruppen aufgeteilt, um eine allfällige
          Übertragung des Virus‘ zu verhindern. Die Situation kommt einem etwas surreal
          vor. So konnten sich viele ein derartiges Szenario noch vor einer Woche gar nicht
          vorstellen. Trotz dessen ist die Stimmung allgemein ziemlich gut und fröhlich, ob-
          wohl die Situation so ungewohnt ist und eine Menge Arbeit und Organisation be-
          vorsteht. Viele warten nun gespannt auf die nächsten Entscheide des Bundes, der
          sich heute zu einer weiteren Sitzung trifft. Die Schulleitung ist vor allem mit der Or-
          ganisation des Kinderbetreuungsangebots ab morgen und der Organisation der
          Verteilung von Unterrichtsmaterialien beschäftigt. Die Schulleitung wird von den
          verschiedenen Lehrpersonen für ihre schnelle Verbreitung und Organisation von
          Informationen sehr gelobt.

                                Der Tag, der alles verändert...
Montag, der 16. März 2020—dieser Tag wird der Schweizer Bevölkerung noch lange in Erinne-
rung bleiben. Es ist der Tag, an dem der Bundesrat ernst macht. Der Start in eine neue Realität.
Das Neue, Ungewisse wird Gegenwart, die Gegenwart bis anhin wird—zumindest für eine unbe-
stimmte Zeit—Vergangenheit. Der Bundesrat beschliesst an der Pressekonferenz die ausseror-
dentliche Lage. Ein schweizweiter Lockdown wird angekündigt. Konkret heisst dies:
  •     Ab sofort werden sämtliche Geschäfte, Restaurants, Bars, Clubs und weitere Institutio-
        nen geschlossen. Dazu gehört die gesamte Dienstleistungsbranche vom Coiffeursalon
        über Kleider– und Schuhläden bis hin zu Floristikshops. Ausgenommen sind lediglich die
        Lebensmittelgeschäfte, das Gesundheitswesen (Spitäler etc.) und die Banken.
  •     Ab sofort gilt zudem ein Verbot von Treffen/Ansammlungen von mehr als fünf Personen.
  •     Der Bundesrat betont die Wichtigkeit des Zuhausebleibens und der Einhaltung der Ab-
        standsregel von zwei Metern. Es gehe darum, Risikopatienten solidarisch zu schützen,
        die Spitäler vor einer Überfüllung zu bewahren und primär natürlich Leben zu retten.
  •     Diese Massnahmen gelten ab sofort, absolut und solange, bis der Bundesrat die Mass-
        nahmen ändert. Verstösse können sanktioniert werden.
Was dieser Tag für eine Bedeutung und Auswirkung hat, ist zu jenem Zeitpunkt völlig ungewiss.
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Leo Stadelmann, Zivi

                   Zivi-Tagebuch — 17.03.2020
Tag 2 in der neuen, zugegebenermassen etwas skurrilen Situation. Der Bundesrat
hat gestern um 17.00 Uhr in einer Pressekonferenz neue, einschneidende Mass-
nahmen zur Eindämmung des Coronavirus‘ verkündigt. Beschlossen wurde ein
„Lockdown“ von sämtlichen Läden, Restaurants und Bars ab heute Dienstag. Von
dieser Massnahme ausgenommen und somit glücklicherweise weiterhin geöffnet
sind alle Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und die Spitäler. Noch gibt es keine
offizielle Ausgangssperre wie z.B. in Österreich, viele vermuten jedoch eine solche
Massnahme bis Freitag. Auch ich finde mich in der speziellen Situation wieder, dass
beinahe alle meine Freizeitaktivitäten nicht mehr möglich sind. Die Schulleitung ist
weiterhin mit diversen organisatorischen Pendenzen beschäftigt. So ist vor allem
die Organisation des Fernunterrichts via Teams und Office 365 noch eine grosse
Baustelle. Am Nachmittag verbleiben nur noch die Schulleiter, die Hauswarte, ich
und wenige Lehrpersonen in den Schulhäusern. Ich bin weiterhin mit der Organisa-
tion der Verteilung von physischem Unterrichtsmaterial beschäftigt. Die Lehrperso-
nen schauen sich währenddessen, entweder von zuhause aus oder im Schulhaus,
obligatorisch eine Online-Informationskonferenz der PH zum Thema Fernunterricht
und Office 365 an. Bis um 17.00 Uhr habe ich alles bereit für den ersten Postver-
sand von Unterrichtsmaterialien in den Primarstufen am Freitag.

                                 Leo Stadelmann, Zivi

                                    Zivi-Tagebuch — 18.03.2020
                                  Der dritte Tag der ersten Corona-Woche in
                                  Schüpfheim verläuft sehr gut. Online und physi-
                                  sche Aufträge werden vorbereitet, die Office 365
                                  Funktionen ausgetestet, Informationen verteilt
                                  und sich vor allem viel gegenseitig geholfen. Am
                                  Mittag wird im Dorfschulhaus draussen bei strah-
                                  lender Sonne Kebap und Lasagne vom Take Away
                                  gegessen. Im Oberstufenschulhaus ist die Stim-
                                  mung ebenfalls richtig gut, und es werden viele
                                  Witze und Sprüche gemacht im Lehrerzimmer.
                                  Allgemein wird die neue Situation mit Fernunter-
                                  richt sehr gut aufgenommen und als Chance ge-
                                  sehen. In der ISS reagieren viele Schüler ziemlich
                                  schnell auf die Online Aufträge und stellen be-
                                  reits erste Fragen. Um 13.00 Uhr kommt ein neu-
                                  es Info-Mail der Schulleitung zum weiteren Ver-
                                  lauf, mit Danksagung und Motivation für alle
                                  Lehrpersonen am Schluss.
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Leo Stadelmann, Zivi

                   Zivi-Tagebuch — 19.03.2020
Der «Seppitag» steht an, alle Lehrpersonen haben an diesem Tag frei. Das Wetter
ist bestens, und die Leute gehen in Massen in die Sonne und treffen sich im Freien,
oder halt… Nein, etwas ist anders als sonst. Ach ja, der Virus macht uns auch hier
einen Strich durch die Rechnung. Zwar stimmt das Wetter und wir haben frei, aber
trotzdem weiss man nicht wirklich was man mit dem freien Tag anfangen soll.
Treffen in kleinen Gruppen sind zwar offiziell noch erlaubt, trotzdem ist deutlich zu
erkennen, dass viele (sinnvollerweise) darauf verzichten.

                                            Die Ungewissheit daruber, was
                                             kommt, war uberall gross...

                       Ein Brief der Schulleitung an die Lehrpersonen
                       Liebe Lehrpersonen
                       Wir möchten euch für eure riesige Flexibilität und eure super Vorarbeit und Mitar-
                       beit schon mal herzlich danken! Wir glauben, als Schule sehr gut vorbereitet zu sein
                       – natürlich mit dem Bewusstsein, dass ganz sicher nicht alles von Beginn weg rei-
                       bungslos klappen wird.
                       Bleiben wir aber alle pragmatisch, ruhig, flexibel, solidarisch und haben wir gegen-
                       seitig ein waches Auge füreinander, werden wir diese aussergewöhnliche Situation
                       gemeinsam mit den Eltern, den Schülerinnen und Schülern bravourös meistern.
                       Packen wir es an!
                       Schulleitung Volksschule Schüpfheim

Leo Stadelmann, Zivi

             Zivi-Tagebuch — 20.03.2020 (Teil 1)
Am letzten Tag der ersten Woche der Schulschliessung können die Schülerinnen
und Schüler bzw. die Eltern in allen Schulhäusern benötigtes Material für den Fern-
unterricht abholen. Am Eingang hängt jeweils ein Hygienehinweis, mit der Bitte da-
rauf zu achten, dass sich nie mehr als fünf Leute in einem Raum aufhalten, einen
Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten sowie das Schulhaus nach dem
Abholen des Materials umgehend wieder zu verlassen. Man vergisst beinahe, dass
es einem noch vor einer Woche völlig normal erschien, ein vollbesetztes Klassen-
zimmer zu betreten. Die ersten Eltern und SchülerInnen treffen ein und holen ihr
Material ab. In der Primarstufe werden die ersten physischen Arbeitsaufträge aus-
geteilt. Ich selbst bin stellvertretend für eine zur Risikogruppe gehörende Lehrper-
son im Klassenzimmer bei der Abholung präsent. Die Gefühle bei den Eltern und
Kindern sind gemischt, viele wirken etwas überwältigt von der neuen Situation.
Der Schulbetrieb in der Coronazeit - Eine Dokumentation u ber die Volksschule Schu pfheim und ihren Schulbetrieb wa hrend der 1. Welle der ...
Leo Stadelmann, Zivi

                Zivi-Tagebuch — 20.03.2020 (Fortsetzung)
        Antwort eines 3. Klässlers auf meine Frage, wie sich diese Situation für ihn anfühlt:
        «Langweilig. Nur zuhause bleiben ohne Schule ist schon langweilig.» Auch ich selbst
        merke, dass ich mich gar nicht wirklich aufs Wochenende freue. Ich weiss gar nicht
        genau, was ich am Wochenende machen soll. Sehr ungewohnt für mich. Ich bereite
        derweil die zweite Serie an Laufmappen für den Versand von Arbeitsaufträgen für
        nächste Woche vor. Um 12 Uhr leere ich alle Klassenfächer und schicke die erste
        Serie der Laufmappen per Post an die Familien der Kinder. Der Bundesrat gibt um
        15 Uhr eine Pressekonferenz. Viele erwarten eine offizielle Ausgangssperre wie in
        Österreich oder Italien. Doch es kommt anders. Der Bund setzt auf die Eigenverant-
        wortung der Leute und verbietet nur öffentliche Personenansammlungen von
        mehr als fünf Personen. Dem fügt er den dringenden Appell an die Bevölkerung
        hinzu: «Bleiben sie, wann immer möglich, zuhause.»

                                                             Ein sonniger Nachmittag wäh-
                                                             rend des Lockdowns spielerisch
                                                             bewältigen — das macht Spass!
                                                             Und so kommt auch unser guter
                                                             Pascal Bieri von der Schulsozial-
                                                             arbeit zu einem Betreuungsein-
                                                             satz;-)!

           Unterstutzung und Hilfe fur Alle und Jeden

Ein Info-Schreiben der Volksschule Schüpfheim an die Eltern:
Die Corona-Krise ist für alle neu und fordert uns alle. Speziell in den Familien stellen sich plötzlich
ungewohnte Fragen, es können Konflikte ausbrechen oder es kann einem die „Decke auf den Kopf
fallen“. Davon betroffen können sowohl Ihre Kinder wie auch Sie als Eltern sein. Aus diesem Grund
gibt es für Sie und Ihre Kinder mögliche Beratungsangebote. Wir bieten Ihnen jederzeit und gerne
fachliche, organisatorische und/oder persönliche Beratung und unterstützen Sie bei jeder Art von
Problemen oder Fragen!
Zögern Sie nicht, sich frühzeitig an eine der Stellen zu wenden. Diese unterstützen Sie gerne!
Der Schulbetrieb in der Coronazeit - Eine Dokumentation u ber die Volksschule Schu pfheim und ihren Schulbetrieb wa hrend der 1. Welle der ...
Freitag, der 13.+7
Am Freitag, 20. März 2020, also am Ende der erste Woche nach dem nationalen Lockdown,
beschliesst der Bund weitere Massnahmen:
  •      Versammlungen mit mehr als 5 Personen sind ab sofort verboten. Die Angebote des öffentli-
         chen Verkehrs werden schrittweise heruntergefahren. Ausserdem werden sämtliche Urlaube
         in Rekrutenschulen und Wiederholungskursen gestrichen.
  •      Der Bund lanciert zudem ein 32-Millionen-Hilfspaket für die Schweizer Wirtschaft.

        Leo Stadelmann, Zivi

              Zivi-Tagebuch —
              23.03.2020
      Montag, Corona-Woche 2. Ein Tag, der sich
      für mich nicht anfühlt wie Montag. Scher-
      zend sage ich, dass mir das Wochenende
      schon lange nicht mehr so lange vorgekom-
      men sei. Als ich am Morgen auf den Bus
      gehen will, merke ich, dass neu um 07.45
      Uhr ab Wolhusen gar kein Zug mehr nach
      Schüpfheim fährt. Die SBB hat auf Grund
      der geringeren ÖV-Nutzung wegen dem
      Virus den Fahrplan reduziert. Empfohlen
      wird, jeden Tag den Online Fahrplan zu
      checken. Auch das eine ungewohnte Situa-
      tion. Der ÖV und die Strassen sind erwar-
      tungsgemäss relativ menschenleer. Im                  Lesen in der Natur — ein oft gesehenes
      Oberstufenschulhaus holen die letzten                 Bild während des Corona-Lockdowns.
      SchülerInnen Bücher und Hefte ab. Die Re-
      sonanz der OberstufenschülerInnen auf die
      Online Aufträge ist sehr positiv. Ein Schüler,
      der sonst eher weniger für seine Gewissen-
      haftigkeit bekannt ist, sagt mir, er löse je-
      weils immer am Morgen die Aufträge für
      den Tag. So habe er am Nachmittag frei.
      Die neue Selbstständigkeit scheint durch-
      aus einen positiven Einfluss auf die Produk-
      tivität der SchülerInnen zu haben. Auch
      von den Lehrpersonen ist zu hören, dass
      viele die Online Aufträge bereits am Mitt-
      woch gelöst abgeschickt hätten.
Der Schulbetrieb in der Coronazeit - Eine Dokumentation u ber die Volksschule Schu pfheim und ihren Schulbetrieb wa hrend der 1. Welle der ...
Leo Stadelmann, Zivi

                                                Zivi-Tagebuch —
                                                24.03.2020
                                            Am Morgen sagt mir ein Lehrer, er kom-
                                            me sich während dieser Pandemie wie
                                            ein Zuschauer von aussen vor. Der Virus
                                            betrifft weder ihn, noch Leute in seinem
                                            Umfeld direkt und auch seine Freizeitakti-
                                            vitäten (joggen, wandern, biken) werden
                                            durch die Einschränkungen nur wenig
                                            tangiert. Dieser Tag verläuft relativ un-
                                            spektakulär. Am Morgen mache ich Colla-
                                            gen für die Schulchronik vom Schuljahr
                                            18/19 (19/20 wird sicher sehr interes-
                                            sant…) und am Nachmittag werde ich im
                                            kostenlosen Betreuungsangebot der
                                            Schule eingesetzt. Vier Kinder sind in der
                                            Betreuung. Während die grossen Kinder
                                            basteln und Trampolin springen, gehe ich
                                            mit den zwei Kindergärtnern nach
                                            draussen Fussballspielen. Doch die strah-
                                            lende Sonne täuscht, die Temperaturen
                                            sind durch den starken Wind im Minusbe-
                                            reich, sodass wir nur sehr kurz draussen
                                            bleiben. Am Abend sagt Daniel Koch, der
                                            Leiter der Abteilung für übertragbare
                                            Krankheiten des Bundesamtes für Ge-
                                            sundheit, in einer TV-Show, er gehe da-
                                            von aus, dass sich die Lage bis im Früh-
                                            sommer wieder normalisiere. Verheis-
                                            sungsvolle Worte, die bei mir Hoffnungen
                                            auf ein möglichst schnelles Ende dieser
                                            Pandemie wecken.

Nicht nur die Schüler*innen und Lehrper-
sonen im Home-Schooling, sondern auch
die Hauswarte waren in der Zeit des Lock-
downs fleissig. Sie widmeten sich Dingen,
die sie sonst kaum hätten machen kön-
nen… Garderobenwände streichen, Tep-
piche ersetzen, Spielgelände erneuern,
etc.
Leo Stadelmann, Zivi

            Zivi-Tagebuch — 25.03.2020
    Ein ruhiger Tag, in den Schulhäusern sind nur noch sehr wenige Lehrpersonen an-
    zutreffen. Die meisten arbeiten im Homeoffice. Im Oberstufenschulhaus trifft man
    sich per Videochat zum Pausenkaffee. Eine lustige Idee, die bei allen Beteiligten
    gute Laune hervorruft. Ich arbeite am Morgen an der Schulchronik weiter und am
    Nachmittag in der Bibliothek. Bibliothek ohne Kunden? Nein, für die LeserInnen
    gibt es die Möglichkeit Medien online zu reservieren und diese jeweils am Mitt-
    woch um 18.00 Uhr vor der Bibliothek abzuholen. Ich verbringe den Nachmittag
    damit die Medien hervorzusuchen, in Listen einzutragen, in Plastiksäcke zu verpa-
    cken und zu beschriften. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir die letzten zwei
    Wochen meines Dienstes schon etwas anders vorgestellt habe.

   Leo Stadelmann, Zivi

    Zivi-Tagebuch —
    26.03.2020

Am Morgen habe ich meinen zweiten Ein-
satz im Betreuungsangebot, welches alle
Gemeinden kostenlos zur Verfügung stel-
len müssen. Sechs Kinder, zwei Lehrper-
sonen. Da wir gemäss den Hygienevor-
schriften (max. 5 Personen) zu viele sind,
teilen wir uns auf. Die eine Hälfte geht in
den Kindergarten zum Spielen, während
ich mit den Anderen den Morgen im
Dorfschulhaus verbringe. Nach dem Lö-
sen der Aufträge nutzen wir die leere
Turnhalle ausgiebig um Fussball zu spie-
len, was nicht nur den Kindern, sondern
auch mir selbst viel Spass macht. Man
merkt, dass es den Kindern gut tut zu-
sammen spielen zu können. Das vermis-
sen sie. Nach der Betreuung arbeite ich
im verlassenen Oberstufenschulhaus an
der Schulchronik weiter. Noch zwei Wo-
chen Zivildienst in Schüpfheim. Ich hätte
wirklich nicht gedacht, dass mein Einsatz
auf diese Art und Weise zu Ende gehen
wird. Irgendwie schade…
Wie verliefen die ersten Wochen
                              nach der Schulschliessung?

Bruno                               Sandra                                Susanne
Zurkirchen                          Schnider                              Rüegger
Lehrer                              Lehrerin                              Kinder-
5./6. Klasse                        1./2. Klasse                          gärtnerin

 EINE FANTASTISCHE                         EIN VÖLLIG                         UBER PÖST UND
    CHALLENGE                             ANDERER JÖB                          PRIVILEGIEN
Ehrlich gesagt, war ich mental      In der Zeit kurz vor dem Lock-        Schon nach den Fastnachtsferien
recht gut auf den Lockdown          down war für mich alles wie           wurden wir angehalten, gewisse
vorbereitet. Ich sagte meinen       immer: Die Fasnacht war grad          Hygienemassnahmen zu berück-
Schüler*innen in der Schulwo-       vorbei, die Musicalproben liefen      sichtigen: kein Händeschütteln,
che vor dem Lockdown, dass          auf Hochtouren, in der Schule         kein Teilen des Znünis, Hände-
dies vorübergehend wohl die         freuten wir uns alle auf die uns      waschen vor Unterrichtsbeginn.
letzte sein würde. Ich bin ein      bevorstehende Projektwoche.
                                                                          Als am 13. März Schulschliessun-
positiv eingestellter Mensch und    Angst vor dem Virus verspürte
                                                                          gen vom Bundesrat beschlossen
versuchte, vorwärts zu schauen.     ich keine. Es schien alles noch so
                                                                          wurden, waren wir im KG-Team
Ich hatte keine Angst, sondern      weit weg. Bis eine Woche vor
                                                                          nicht ganz überrascht. Dennoch:
war gespannt darauf, wie wir        dem Lockdown hätte ich eine
                                                                          Dieser ausserordentliche Ent-
die Situationen meistern wer-       Schulschliessung nicht für mög-
                                                                          scheid liess Aufregung entstehen
den. Der Fernunterricht mit all     lich gehalten.
                                                                          und berührte uns emotional. Wir
seinen Facetten war etwas völlig
                                    So stellte sich mein Leben etwas      fragten uns: Wie geht‘s weiter?
Neues, noch nie Dagewesenes,
                                    auf den Kopf. Für einen Moment        Wie lange hält es an?
und daher eine fantastische
                                    stand alles still. Zu Beginn fühlte
Challenge. Ein grosses Lob geht                                           Schon bald trafen wir uns zur
                                    ich mich etwas verloren, die
an unsere Schulleitung, die ei-                                           ersten Sitzung, um miteinander
                                    Unsicherheit war gross. Mein
nen herausragenden Job ge-                                                Ideen zusammenzutragen und
                                    Job ist praktisch über Nacht zu
macht und stets transparent                                               andere Formen des neuartigen
                                    einem völlig anderen geworden:
und umsichtig gehandelt hat!                                              Unterrichts zu finden. Daraus
                                    Computer und Telefon statt
                                                                          resultierte die erste Post in Form
Allerdings habe ich den Kontakt     streckende und fragende Kin-
                                                                          eines grossen Briefes aus dem
mit meinen Freunden und Ar-         der. Es drängten sich Fragen auf:
                                                                          Kindergarten an jedes Kind. Die
beitskolleg*innen schon sehr        Wie geht es den Kindern zu Hau-
                                                                          wöchentlichen Briefe enthielten
vermisst. Als Familie beschlos-     se? Klappte es mit den Lern-
                                                                          einfache Arbeitsblätter, kleine
sen wir, die Sache ernst zu neh-    aufträgen? Nach den ersten bei-
                                                                          Aufträge im und ums Haus,
men und die Kontakte auf unse-      den Wochen stellte sich dann
                                                                          Spielideen, Lieder zum Singen.
re Familie zu begrenzen. Als es     eine gewisse Routine ein. Der
zurück in die Klassenzimmer         Fernunterricht schien zu funkti-      In meiner Freizeit lernte ich, die
ging, waren alle froh und hatten    onieren — auch dank den gut           Natur beim Radeln wieder be-
Einiges zu erzählen. Die Norma-     mitmachenden Kindern! Ich             wusster wahrzunehmen. Ich
lität pendelte sich wieder ein,     denke, beide Seiten konnten aus       nutzte die neugewonnene Zeit
aber Einiges werden wir so          dieser Zeit viele wertvolle Er-       und war dankbar für das Privileg
schnell nicht wieder vergessen...   fahrungen sammeln.                    des Lebens auf dem Lande.
Leo Stadelmann, Zivi

           Zivi-Tagebuch — 24.03.2020
   Ein wichtiger Tag. Heute steht der erste grosse Postversand von physischen Unter-
   richtsmaterialien für die gesamte Primarstufe inklusive Kindergarten an. Nun gilt es
   ca. 800 Laufmappen nach Familie zu sortieren, in Couverts einzupacken, zu be-
   schriften und vor 18.00 Uhr A-Post zu verschicken. Der kleine Versand von letztem
   Freitag hat gezeigt, dass die Post auf Grund der neuen Situation Mühe hat, die Cou-
   verts schnell genug zu versenden. Gemäss Rückmeldungen haben einige Familien
   trotz A-Post die Aufträge bis am Mittwoch nicht erhalten. Wir hoffen, dass dies nun
   besser funktioniert. Ich gehe von Schulhaus zu Schulhaus, um die Laufmappen ein-
   zusammeln und ins Oberstufenschulhaus zu bringen, um den Versand vorzuberei-
   ten. Keine einfache Aufgabe. Durch die hohe Anzahl an Material sind die Kisten zu
   schwer, um sie selbst ins Oberstufenschulhaus zu tragen. Eine Lehrperson muss mir
   deshalb mit einem Auto aushelfen. Im Oberstufenschulhaus beginnt der aufwändi-
   ge Teil. Von 13.00 bis 17.30 Uhr sortieren, beschriften und verpacken der Schullei-
   ter und ich sämtliches Material unter hohem Zeitdruck und schaffen es gerade
   noch rechtzeitig auf die Post, damit die Couverts noch vor dem Wochenende ver-
   schickt werden können. Geschafft, ab ins Wochenende! Wobei ich mich mit der
   Aussicht das Wochenende grösstenteils zuhause verbringen zu müssen, wirklich
   nur mässig darauf freuen kann…

Corona-Song:
Im nöie Dorfschuelhus
Als Familie haben wir die Sache ernst genommen und
                             die Kontakte auf unsere Familie begrenzt. Allerdings
                             habe ich den Kontakt mit meinen Freunden und Arbeits-
„Lehrpersonen-               kolleg*innen schon sehr vermisst.
 Gedankofon“

           Leo Stadelmann, Zivi

             Zivi-Tagebuch — 30.03.2020

                                                                       hat mir geholfen, die Situation anzunehmen.
                                                                       Zu wissen, dass wir alle im selben Boot sitzen,
        Der Winter ist zurück! Kurz vor den Osterferien fällt
        nochmals Schnee… Das ist eigentlich auch schon das
        spektakulärste Ereignis an diesem Tag. Natürlich ab-
        gesehen von den hohen Opferzahlen in Norditalien.
        Doch diese Nachrichten sind leider mittlerweile so
        alltäglich geworden, dass sie einen kaum noch scho-
        cken können. Was eigentlich im Umkehrschluss wie-
        der schockierend ist. Gemäss ersten Rückmeldungen
        war die Post nun gewappnet für unseren Freitagsver-
        sand. Viele Eltern erhielten die Laufmappen bereits
        am Samstag. Sehr erfreulich! Zudem loben die Eltern,
        dass sie pro Familie jeweils nur ein Couvert mit den
        Laufmappen erhalten haben und nicht für jedes Kind
        eines. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Die
        Lehrpersonen erzählen von Gesprächen mit Eltern
        und den neuen Tagesabläufen der Kinder. Ein wichti-
        ges Thema vor allem für die Schulsozialarbeit sind die
        familiären Verhältnisse in dieser Krisensituation. Man
        probiert in Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen
        allfällige Krisen oder Fälle von häuslicher Gewalt
        möglichst früh zu erkennen.

                                   Es war für mich schwierig zu wissen, dass ich
                                   nicht für die Kinder physisch da sein kann.
Leo Stadelmann, Zivi

          Zivi-Tagebuch — 31.03.2020
Ein weiterer Tag in der Ausnahmesituation, die mittlerweile zur Ge-
wohnheit geworden ist. Zu erzählen gibt es wenig. Am Morgen verteile
ich Material und arbeite an der Schulchronik weiter, am Nachmittag
habe ich Kinderbetreuung. Wir nutzen die freie Turnhalle, um verschie-
dene Hindernisparcours aufzustellen, spielen «Hetzi» und Fussball, was
den Kindern viel Spass macht. Sogar ein 2,5-jähriger ist dabei. Er macht
es sehr gut. Gemäss Modellrechnungen ist der Höhepunkt der Pande-
mie in der Schweiz ca. Mitte Mai zu erwarten. Die Hoffnung auf einen
Sommer in mehr oder weniger Normalität bleibt also bestehen. Die
Schulleitung geht davon aus, dass ca. Ende Mai auch die Schulen wie-
der geöffnet werden. Doch noch warten alle auf die Entscheidung des
Bundesrats, offiziell gelten die Massnahmen bisher nur bis 19. April.

                    Leo Stadelmann, Zivi

                            Zivi-Tagebuch — 01.04.2020
               Mittwoch, 1. April. Die WHO erklärt die Pandemie offiziell für beendet.
               Die Länder öffnen ihre Grenzen wieder, die Kinder kommen in die Schu-
               le, die Menschen treffen sich in Bars und Restaurants, schütteln sich die
               Hand, umarmen sich, gehen wieder zur Arbeit, besuchen Ihre Eltern
               oder Grosseltern, und Jugendliche treffen sich in grossen Gruppen in
               Parks und am See. Alle feiern und sind glücklich, dass diese schwierige
               Zeit nun endlich vorbei ist. Was für ein schöner Tag! ……. April, April…...

                                 Die Klasse 3a von
                                 Yvonne Thali im
                                 Home-Schooling...
Leo Stadelmann, Zivi

                                             Zivi-Tagebuch — 02.04.2020
                                        Eine Woche vor Dienstende. Wie viele Wochen vor
                                        dem Ende Pandemie? Wie viele Wochen bis zur Nor-
                                        malität? Man weiss es nicht. Die Aussagen von Virolo-
                                        gen, Wissenschaftlern, Politikern, Ärzten und Journalis-
                                        ten zum weiteren Verlauf der Krise sind teils so ver-
                                        schieden, dass es schwierig ist, eine verlässliche Aussa-
Monika Ottiger, Co-Schulleitung
                                        ge herauszufiltern.
Ein Wort der                            Sicher ist, dass das Virus endgültig erst besiegt werden
Schulleiterin                           kann, wenn entweder die Mehrheit der Bevölkerung
                                        immun ist, Medikamente die Mortalität massiv senken
Ganz ehrlich – wer hat schon            oder ein Impfstoff vorhanden ist. Letzterer ist laut der
mit einer Schulschliessung ge-          WHO frühestens im Januar 2021 zu erwarten. Zuvor
rechnet? Es schien damals alles         muss versucht werden, die Infektionsrate immer mehr
                                        abzuflachen und durch Tests in hoher Anzahl verbun-
so weit weg zu sein.
                                        den mit konsequenter Isolierung von Neu-Infizierten
Das Wochenende nach der                 die Massnahmen schrittweise wieder zu lockern. Damit
Schulschliessung verbrachten            ist laut Daniel Koch vom BAG im Frühsommer zu rech-
wir drei Schulleiter zu Hause,          nen. Ich kann es kaum erwarten…
vernetzt am Computer, die
nächsten Schritte besprechend.
Die folgende Zeit, sie war lang-
weilig: ein entseeltes Schulhaus,
keine Kinder, keine auflockern-
den Gespräche unter den Lehr-

                                    782‘436
personen. Sie war aber auch
intensiv: Die Organisation der
zu gewährleistenden Notfall-
Tagesbetreuung hatte es in sich.    Personen schweizweit waren im
Wir machten uns auch gemein-        März 2020 von Kurzarbeit betroffen.
sam mit der Schulsozialarbeit
viele Gedanken über die Aus-
wirkungen auf die Kinder, wenn
sie über so lange Zeit zuhause in
evtl. angespannten Situationen
                                                               20,7%
                                                               oder ganze 23‘283 Perso-
verweilen mussten. Wir hatten                                  nen mehr waren im Ver-
Nachdenkstoff à discrétion...                                  gleich zum März 2019 von
Wir haben damals unbekanntes                                   Arbeitslosigkeit betroffen.
Terrain betreten. Wir mussten
lernen, Gewohntes beiseitezu-

                                    97‘432
legen und ein „Füfi grad stehen
                                                                  Betriebe reichten bewilligte Gesuche
zu lassen“. Ich denke, wir haben
                                                                  für Kurzarbeitsentschädigungen ein.
dies als Team gut gemeistert.
Leo Stadelmann, Zivi

                     Zivi-Tagebuch — 03.04.2020
         Freitag, die Sonne scheint und der Wetterbericht verspricht warme Temperaturen
         für das Wochenende und die kommende Woche. Ein Bewährungstest für die vom
         Bund verordneten Massnahmen. Bleiben die Leute trotz schönem Wetter mehr-
         heitlich zuhause? Vermeiden sie Ansammlungen von mehr als fünf Personen? Hal-
         ten sich Jugendliche an die 2 Meter Abstandsregeln? Nach wie vor haben wir in der
         Schweiz keine Ausgangssperre. Gemäss Zeitungsberichten war das Verhältnis im
         Bundesrat diese Woche vier zu drei gegen eine Ausgangsperre. Bleibt dies so? Der
         Bund kündigte an, das kommende Frühlingswochenende als Gradmesser für die
         Einhaltung der Massnahmen zu nehmen. Ich hoffe eine Ausgangssperre bleibt uns
         erspart. Im Schulhaus ist alles wie gehabt. Am Mittag übernehme ich die Betreuung
         von vier Kindern, die diese Woche zuhause nicht betreut werden können am
         Mittag. Die Mensa kocht also ausnahmsweise wieder. Am Nachmittag verschicken
         der Schulleiter und ich sämtliche Laufmappen mit den neuen Arbeitsaufträgen an
         die Familien. Auf Grund der Routine funktioniert dies sehr gut und schneller als
         letzte Woche.

         124
                         verschiedene Schweizer Banken haben COVID-19-Kredite
                         an Unternehmen ausbezahlt. (z.B. Credit Suisse = 1 Bank!)

               EIN PAAR ZAHLEN
  Arbeitslosenquote, Anzahl Gesuche
                                                              136‘608
                                                             COVID-19-Überbrückungskredite wur-
  um Kurzarbeitsentschädigungen, fi-
                                                             den von den Schweizer Banken ge-
  nanzielle Unterstützungspakete des                         samthaft von März bis Ende Juli 2020
  Bundes—Corona schreibt schweizweit                         an Unternehmen gewährt (Stand:
  nicht nur Krisengeschichte, sondern                        Nov. 2020). Die Kredite zur Sicherstel-
  auch einige furchteinflössende Zahlen.                     lung der Liquidität entsprechen einer
  Hier ein paar Zahlen zum März 2020.                        Gesamtsumme von knapp 17 Mia.
                                                             Schweizer Franken.

42 Mia CHF
                                                   36‘675‘038
hat der Bund als erstes Massnahmenpaket für
finanzielle Soforthilfe und Unterstützung der
Schweizer Wirtschaft zugesprochen.
                                                   So viele ausgefallene Arbeitsstunden wurden im
Primäres Ziel: Löhne und Arbeitsplätze sichern,
                                                   März 2020 registriert. Zum Vergleich: Im März
Existenzen von Selbstständigen schützen sowie
                                                   2019 waren es 46‘157 Ausfallstunden — verteilt
die Segmente Sport und Kultur vor schweren
                                                   auf lediglich 706 Personen!
finanziellen Folgen bewahren.
Leo Stadelmann, Zivi

                   Zivi-Tagebuch — 06.04.2020
Corona Woche 4, meine letzte Dienstwoche. Im Corona-Alltag fühlen sich Montage
nicht mehr an wie Montage und Wochenenden nicht mehr wie Wochenenden.
Wenn dieses Gefühl bereits jetzt vorhanden ist, frage ich mich wie es nach Diens-
tende sein wird. Mein Studium beginnt im Herbst. Autoprüfung, Englisch C1-
Diplom und Reisen fällt ziemlich sicher aus bis Mitte oder Ende Sommer
(hoffentlich nur bis dann). Nicht nur die Wirtschaft und Volksschule, sondern so
ziemlich jeder Lebensbereich wird vom Coronavirus beeinflusst. Wann wird endlich
wieder Fussball gespielt? Meine Gedanken schweifen vom Thema ab. Zurück zum
Schulalltag: Von den Primarlehrpersonen ist zu hören, dass die Kinder und insbe-
sondere auch die Eltern sehr unterschiedlich zurechtkommen mit dem Fernunter-
richt. Während einige Familien sehr organisiert sind und die Lehrpersonen sogar
nach zusätzlichen Aufträgen bitten oder eigene Listen von Freizeit- und Bastelarbei-
ten für die Kinder erstellen, scheinen einige Kinder und auch Eltern mit der neuen
Situation sichtbar überfordert zu sein. So können einige Eltern die Arbeitsaufträge
ihrer Kinder, entweder auf Grund von mangelnder Sachkompetenz, Zeit oder feh-
lender Motivation, nicht wirklich kontrollieren bzw. den Kindern helfen oder erklä-
ren. Da die Arbeitsaufträge bis auf wenige Ausnahmen nicht nach entsprechendem
Niveau abgestimmt sind, ist es oft nicht einfach im Fernunterricht den individuellen
Stärken und familiären Verhältnissen der verschiedenen Kinder gerecht zu werden.
Eine Herausforderung für die kommenden Wochen.

               Was macht eigentlich ein Hauswart,
                wenn die Schule geschlossen ist?

                 Martin Schnider, Hauswart Öberstufe und 5./6.
                Ich bin ehrlich — Für mich hatte der Lockdown keine grossen negativen Konse-
                quenzen, weder privat noch bei der Arbeit. Im Gegenteil: Wir Hauswarte konnten
                uns nach einer ordentlichen Putz-Runde in den Schulhäusern zu Beginn des Lock-
                downs anderen Dingen widmen. Dinge, die schon längst anstanden und die wir
                sonst nie hätten machen können: Bodenteppiche ersetzen, Sport-Garderoben-
                Wände streichen, Infrastruktur verbessern. Zudem konnten wir beispielsweise be-
                reits alle Fenster putzen, was wir sonst immer irgendwann vor den Sommerferien
                hineinquetschen mussten. Somit gab es für uns sogar eine gewisse Entlastung.

                 Bruno Unternahrer, Leiter Hauswarte VS Schupfheim
                 Wir Hauswarte sprachen uns zu Beginn ab, was wir wollten und wie es weiterge-
                 hen soll. Als Erstes galt es, die bis dato angefallenen Überstunden auszugleichen.
                 Wir waren uns dann aber schnell einig, dass wir keine Ferien wollten, sondern lie-
                 ber zur Arbeit kamen. So haben wir uns Auftrag um Auftrag durchgearbeitet. Zu-
                 erst Schulhaus säubern, dann Fenster putzen, Teppiche ersetzen, Outdoor-Gelände
                 umgestalten, und schliesslich die Wände einer Garderobe neu streichen. Aber stets
                 Schritt für Schritt, eines nach dem andern. So waren wir auch jederzeit bereit für
                 den Restart und mussten nur noch von oben bis unten desinfizieren;-)!
Die Aufträge in den Laufmappen waren
                         zwar gut, aber sie dauerten zu wenig lange.

   Leo Stadelmann, Zivi

     Zivi-Tagebuch — 07.04.2020
Mein zweitletzter Dienstag startet mit Betreuung in
den ersten beiden Morgenstunden. Gemäss Rückmel-
dungen probieren einige Kinder durch Ausreden und
Tricks wie z.B. der Aussage sie hätten ihre Arbeits-
aufträge nicht dabei oder angeblich bereits gemacht,
sich vor dem Lösen der Aufgaben in der Betreuung zu
drücken. Dieses Verhalten ist nicht unbekannt, man
kennt es bereits von höheren Altersstufen insbeson-
dere von der ISS. Evt. haben sie sich das nun zuhause
von ihren älteren Geschwistern abgeschaut, wer
weiss… Ich werfe deshalb ein genaues Auge auf sie
beim Lösen. Beim Pausenkaffee im Schulleitungsbüro
ist die Stimmung gut und humorvoll wie eigentlich
fast immer. Während dem ich mich von den ersten
Lehrpersonen verabschiede, bereite ich den Postver-
sand für am Nachmittag vor. In Rekordzeit verpacken
der Schulleiter und ich die von den Lehrpersonen mit
Osterferienideen gefüllten Laufmappen und versen-
den sie an alle Familien. Routine.

                                                             „Schüler-
                                                            Gedankofon“

                                   Ohne meine Freunde war es langweilig. Man
                                   konnte die Lehrperson gar nicht ärgern...
Betreuungsnachmittag:
Heute kommt das schon lange be-
kannte Hüpfspiel „Himmel und
Hölle“ zum Zug! Von der Planung
übers Zeichnen bis hin zum schluss-
endlichen Spielen: Gute Arbeit,
madame et monsieur;-)!

             Leo Stadelmann, Zivi

                           Zivi-Tagebuch — 08.04.2020
        Mittwoch, 8. April, 4. Woche der Schulschliessung – mein letzter Arbeitstag als Zivi
        in Schüpfheim ist gekommen. Ich habe mir oft überlegt, wie es sein wird, wenn ich
        mich von den Schülerinnen und Schülern, die ich über ein Jahr begleitet habe und
        zu denen ich eine gute Beziehung aufbauen konnte, verabschieden werde. Dieser
        Tag ist nun gekommen, doch die Coronakrise nimmt mir leider die Möglichkeit
        mich von den Kindern und den meisten Lehrpersonen persönlich zu verabschieden.
        Etwas schade. Trotzdem habe ich eine sehr schöne Verabschiedung und bekomme
        von der Schulleitung neben einem Geschenkkorb (natürlich mit Corona-Bier) auch
        ein USB-Stick mit einem Abschiedsvideo von Zeichnungen und Videos, die die Kin-
        der für mich zuhause gemacht haben, um sich zu verabschieden. Ein sehr schönes
        und kreatives Geschenk, über das ich mich wirklich sehr freue. Eine schöne Erinne-
        rung und ein schöner Abschied in einer speziellen Situation. Per Mail verabschiede
        ich mich von den Lehrpersonen, die ich nicht mehr persönlich gesehen habe in den
        letzten Tagen. Ansonsten bin ich noch bis um 18.00 Uhr am Arbeiten und bereite in
        der Bibliothek die seit dem Coronavirus wöchentlich mögliche Abholung von reser-
        vierten Medien vor und verteile die zahlreich zurückgebrachten Laufmappen und
        Arbeitsaufträge in die Klassenfächer der verschiedenen Schulhäuser. Dies ist meine
        letzte Tätigkeit in meiner abwechslungsreichen Zivi-Zeit in Schüpfheim. Trotz mei-
        nes anfänglichen Frustes über die Coronakrise und die damit verbundene Schul-
        schliessung, bleibt das Gefühl ein historisches und einmaliges Ereignis hautnah mit
        erlebt zu haben. Diese Erfahrung hat meinen Dienst um eine weitere Facette berei-
        chert. Meine Zeit als Zivi in Schüpfheim war sehr spannend, abwechslungs- und
        lehrreich für mich und ich werde die gute Zusammenarbeit mit den Kindern und
        Lehrpersonen vermissen.
Wir springen in die Woche vor
Wiederaufnahme des Schulbetriebs —
 der erste Schritt zurück zum Alltag.
Was sich in der Zwischenzeit verandert hat...

Mitte April 2020: Die Fallzahlenkurve der ersten COVID-19-Welle senkt sich wieder in
der Schweiz. „So schnell wie möglich, so langsam wie nötig“: So will der Bundesrat aus
dem schweizweiten Lockdown zurück zur Normalität—dies in drei Lockerungsschritten:
Als erstes dürfen Coiffeursalons, Floristikläden und Baumärkte wieder öffnen. Zwei Wo-
chen später, am 11. Mai, dürfen sämtliche Detailhandel-Geschäfte wieder öffnen, sowie
die obligatorischen Schulen. Die Situation in den Spitälern hat sich gelichtet, die tägli-
chen Fallzahlen teilweise wieder im einstelligen Bereich, die Normalität scheint Schritt
für Schritt zurückzukommen. In der VS Schüpfheim laufen die Vorbereitungen auf die
Wiederaufnahme des Schulbetriebs auf Hochtouren. Die Freude ist gross!

        Ramon Marti, Zivi

                     Zivi-Tagebuch — 04.05.2020
  Ein erster Arbeitstag der besonderen Sorte. Heute Morgen, um 8:45 Uhr, trete ich
  offiziell meinen Ersteinsatz meines Zivildienstes an – als Klassenassistent und Be-
  treuer an der Volksschule Schüpfheim. Nur wird das mit der Klassenassistenz und
  Betreuung in meiner ersten Arbeitswoche relativ schwierig. Denn: Die Klassenzim-
  mer sind verlassen, die seit rund vier Wochen unbenutzten Stühle auf die Pulte ge-
  stellt, das Schulhaus bis auf ein paar wenige Personen aus der Schulleitung und
  dem Sekretariat fast schon gespenstisch leer.
  Dennoch, ich freue mich auf meinen neuen Arbeitsplatz und meine kommenden
  Aufgaben – in welcher Form auch immer. Eingeführt werde ich jedenfalls einwand-
  frei. Nach einem mehrfachen freundlichen Nicken als Begrüssung anstelle des aktu-
  ell verbotenen Händeschüttelns überreicht mir Lukas Meyer aus der Schulleitung
  sämtliche für mich relevanten Informationen und Dokumente. Den Rest des Mor-
  gens verbringe ich mit Studieren dieser Unterlagen und Einrichten meines Note-
  books. Ach ja - natürlich das Desinfektionsmittel zwischendurch nicht vergessen!
  Nach der Mittagspause stehen weitere administrative Arbeiten an: Elternbriefe ins
  Couvert einpacken, Excel-Listen überarbeiten und Informationsgespräche über
  meine «besondere Aufgabe» ab nächster Woche im Kindergarten: Ich werde ein
  Knabe in gewissen Zeitfenstern in der Woche 1:1 betreuen. Ob ich dieser Aufgabe
  gewachsen bin? Es wird sich zeigen. Auf jeden Fall freue ich mich darauf.
Ramon Marti, Zivi

       Zivi-Tagebuch — 05.05.2020
     Neuer Tag, neue Aufgabe. In einer nächsten Excel-
     Tabelle darf ich sämtliche Stundenpläne für das
     nächste Schuljahr eintragen. Mühsamer als ge-
     dacht, da mich mein Laptop wohl nicht immer ganz
     richtig versteht... “jäno” - bis am Mittag bin ich
     schon relativ weit gekommen. Am Nachmittag
     steht zum ersten Mal Betreuung auf dem Pro-
     gramm. Während der präsenzunterrichtsfreien Zeit
     stellt die Schule Schüpfheim dennoch ein Betreu-
     ungsangebot für Primarschülerinnen und Schüler
     unter der Woche. Zusammen mit unserer Schulso-
     zialarbeiterin Cornelia Britt habe ich das Vergnü-
     gen, zwei Kinder zu betreuen. Trotz regnerischem
     Tag kommen die beiden voller Energie zum Treff-
     punkt beim Pausenplatz des Dorfschulhauses und
     möchten in die Turnhalle, da sie ihre Aufgaben be-
     reits erledigt haben. Ideen haben sie genug: vom
     Klettern auf Matten über “Abe-Tätscherlis” bis hin
     zu einem eigens errichteten Parcours. Die Zeit
     fliegt fast schon vorbei. Wie die Kinder hatte auch
     ich grossen Spass. Durchaus amüsant, die beiden
     Pfüderis!

                  Zivildienstleistender Ramon Marti
                  Alter bei Dienstantritt: 19 Jahre
                 Ramon Marti war vom 04. Mai bis am 19. Juni
                 2020 (sowie das komplette Schuljahr 2020/21)
                 als Zivildienstleistender an der Volksschule
                 Schüpfheim im Einsatz. Wie bereits Leo Stadel-
mann führte er bis im Juni 2020 ein Corona-Tagebuch, in welchem
er über den Schulbetrieb und seine Tätigkeiten schrieb.

                                             Der Kindergarten bereitet sich auf die Wieder-
                                             aufnahme des Präsenzunterrichts vor, wäh-
                                             rend sie noch die letzten Aufträge via Lauf-
                                             mappen zu den Kindern nach Hause geben.
                                             Die Freude ist gross, die Aufregung auch.
Kein Festivalsommer — keine „Heitere“ Stimmung...

Nachdem der Bundesrat schrittweise Lockerungen angekündigt hat und am 11. Mai Schulen und
Läden wieder öffnen dürfen, machen sich die Schweizer Party-Leute Gedanken über Grossveran-
staltungen. Diese werden gemäss BR als Letztes wieder erlaubt werden, ein Datum wurde nie ge-
nannt. Nur bei anhaltenden tiefen Fallzahlen werde man in diesen Bereichen Lockerungen zulas-
sen, und auch dies nur in kleinen Etappen. Der Traum eines Festivalsommers nach dieser intensi-
ven Zeit, er droht zu platzen. Die Fussball-Europameisterschaft wurde schon bald auf den Sommer
2021 verschoben, andere Grossveranstaltungen mussten gar ganz absagen. Bekannten Schweizer
Festivals wie dem OpenAir St. Gallen oder dem „Heitere“ droht dasselbe Schicksal. Enttäuschung
macht sich breit — die Hoffnung auf die Rückkehr der Festivals im Sommer 2021 bleibt…

        Ramon Marti, Zivi

                       Zivi-Tagebuch — 06.05.2020
    Auch heute stehen am Vormittag administrative Arbeiten im Zentrum. Einmal unterstütze
    ich noch eine Lehrperson im Dorfschulhaus fürs Vorbereiten und Einrichten des Schulzim-
    mers für den Schulstart kommenden Montag. Logistisch teilweise eine Herkules-Aufgabe.
    Zwei-Meter-Abstände zwischen Lehrperson und Schülerschaft herstellen, Pulte entspre-
    chend umplatzieren, den Weg zum Lavabo freihalten und Ablageflächen schaffen, wo die
    Lehrperson den SuS etwas übergeben kann – oder umgekehrt. In den nächsten Tagen wer-
    den in sämtlichen Zimmern zudem noch Bodenmarkierungen angebracht und Plexiglas-
    Scheiben aufgestellt werden, wo nötig. Am Nachmittag helfe ich in der Bibliothek aus, sich
    für den Schulstart und den wahrscheinlich grossen Andrang in den ersten Tagen vorzube-
    reiten. Ausserdem gilt heute zum letzten Mal ihr Abholservice-Angebot, und hierfür müs-
    sen noch sämtliche Bücher aus den Regalen herausgesucht und bereitgestellt werden.

                                              Pink ist Trumpf
                                   Anfang Juni 2020 wechselt die Farbe der „SO SCHÜTZEN WIR UNS“-Kampagne des Bundes von
                                   rot auf blau. Die Schweiz hat die erste Corona-Welle grösstenteils hinter sich und die Situation
                                   mit durchschnittlich nur zehn Neuinfektionen pro Tag in den Griff bekommen. Damit es dabei
                                   bleibt, hat der Bund neue Regeln für die Gesellschaft aufgestellt:

                                   •       Testen: Wer Symptome zeigt, soll sich testen lassen können — und zwar auf Kosten
                                           des Bundes.

                                   •       Contact-Tracing: Die Ansteckungen sollen mittels Kontaktdatenaufnahme zurückver-
                                           folgt werden können, um Infektionsketten zu brechen. Dies gilt für Veranstaltungen,
                                           Restaurants und Bars, aber auch bei privaten und geschäftlichen Anlässen. Bald soll
                                           auch eine SwissCovid-App für das Smartphone bereit sein, um das Contact-Tracing zu
                                           unterstützen.

                                   •       Isolation (bei positivem Test) bzw. Quarantäne (bei Kontakt mit infizierter Person).
Ramon Marti, Zivi

                          Zivi-Tagebuch — 07.05.2020
       Am Vormittag werde ich kurzfristig gemeinsam mit einer Lehrperson als Betreu-
       ungsassistenz eingesetzt, da die eigentliche Lehrperson ausgefallen ist. Das Ziel,
       dass alle Kinder mit ihren Aufgaben bis zur Mittagspause fertig werden, haben wir
       erreicht. Sogar ein paar Spiele in der Turnhalle und auf dem Pausenplatz sind noch
       drin gelegen. Man merkt: Die Kinder freuen sich auf die Wiederaufnahme des
       Schulbetriebs. Zuhause sei es langweilig, sagen sie. Die Kameradinnen und Kamera-
       den fehlen. Und ständig die Schulaufgaben alleine zuhause zu machen, haben sie
       langsam satt.
       Nach dem Mittag gehe ich zuerst zu einem kurzen Fotoshooting-Termin für den
       Entlebucher Anzeiger. Dieser möchte Impressionen sammeln, wie wir die Schulzim-
       mer auf den Schulstart vorbereiten und welche Sicherheitsmassnahmen wir vor-
       nehmen. Posieren, weisses Klebeband in die eine Hand, Schere in die andere, ein
       paar Klebestreifen auf den Boden kleben – schon war die Fotografin zufrieden…;-)!
       Anschliessend heisst es für mich: Desinfektionsfläschchen abfüllen, Mundschutz-
       masken abpacken und zusammen mit Einweg-Handschuhen in verschiedene Kisten
       versorgen, die in die einzelnen Schulen sowie an die Bibliothek und an den Schul-
       dienst Entlebuch gebracht werden können. Ebenfalls kommt mir noch die Aufgabe
       des Gestaltens eines “Achtung, bitte Händewaschen”-Plakats zu. Hätte nie gedacht,
       was für unterschiedliche Arbeiten ein Zivildienstjob an einer Schule mitbringt...

                                                   Ramon Marti, Zivi

                                                 Zivi-Tagebuch — 08.05.2020
                                                Heute dasselbe Bild: administrative Arbeiten,
                                                Vorbereitungen für den Schulstart, Excel-
                                                Tabellen ausfüllen. Im Zentrum steht das Aus-
                                                tragen vom Schutzmaterial an alle Schulhäu-
                                                ser, in die Bibliothek und an den Schuldienst
                                                Entlebuch. Ein letztes Mal alles auf Vorder-
Zum letzten Mal sind die Schulhäuser            mann bringen. Dann kann der grosse Tag am
(hier das Moosmättili) menschenleer—            Montag kommen. Wenn sich die Schulen zum
ab Montag werden die Kinder wieder              ersten Mal seit Langem nicht mit Staub, son-
für Betrieb sorgen...                           dern mit wirbligen Kindern füllen werden.
Ramon Marti, Zivi

                    Zivi-Tagebuch — 11.05.2020
Heute ist es soweit. Die Schulen werden nach wochenlanger Schliessung aufgrund des
Coronavirus wieder geöffnet. Zum ersten Mal sehe ich aber auch die Gesichter der
meisten Lehrpersonen, die zuvor ebenfalls grösstenteils im Homeoffice arbeiteten.
Eine Lehrperson verrät, dass sie ein wenig nervös ist, sich aber auch unheimlich freut.
Am Morgen erhalte ich zuerst einige Instruktionen über meine kommenden Wochen,
inklusive meines persönlichen Stundenplans. Da ich an allen Schulhäusern und über
alle Klassenstufen hinweg eingesetzt werde, muss ich bei engem Kontakt konsequent
eine Gesichtsmaske oder sogar ein Gesichtsvisier tragen. Gewöhnungsbedürftig. Un-
ter den Visieren bekommt man weniger Sauerstoff, und man schwitzt viel schneller,
da die ausgeatmete warme Luft nicht direkt raus kann. Ist ja auch Sinn der Sache.
Aber definitiv gewöhnungsbedürftig. Um 10 Uhr werde ich zum ersten Mal als Kinder-
gartenassistenz eingesetzt. Im Kindergarten Violett kümmere ich mich um den be-
schriebenen Knaben. Voller Freude und Energie zeigt er mir alle Spielsachen, den
“Lego-Egge”, den “Baby-Egge” und sein Werkatelier. Der erste Morgen mit ihm ist gut
von statten gegangen. Dann kommt Mittags- und Hausaufgabenbetreuung. Neu sind
Unter- und Oberstufe beim Mittagessen getrennt: Die Oberstufenschüler essen in der
Mensa, die Primarschüler in der Empfangshalle gleich ausserhalb der Mensa. So esse
ich mit den Primarschüler*innen – bloss alleine an einem separaten Tisch. Da wird
man verständlicherweise schon etwas komisch angestarrt. Halt eben gewöhnungsbe-
dürftig. Nicht nur für mich, sondern für alle. Nach dem Betreuungsblock werde ich in
der Bibliothek eingesetzt. Sie erwarten einen grossen Andrang, der glücklicherweise
ausbleibt. Ich helfe beim Entgegennehmen der Rückgaben und beim Desinfizieren der
Bücher. Am Abend schwirrt mir etwas der Kopf von diesem starken Mittel. Ich freue
mich bereits auf morgen, wenn ich dies wieder machen “darf”...
Ramon Marti, Zivi

                                     Zivi-Tagebuch — 12.05.2020
                                    Als Vorbereitung auf das neue Schuljahr 20/21
                                    beginne ich heute mit dem Übertragen der
                                    Klassen-Stundenpläne auf die Word-Dateien,
                                    die dann die Klassen erhalten werden. Zudem
                                    habe ich zum ersten Mal Aufsicht beim soge-
                                    nannten SOL (selbst organisiertes Lernen –
Thomas Schöni, Co-Schulleitung      sozusagen Selbststudium) in der neunten Klas-
                                    se. Gewisse SuS haben die Tendenz, nun nicht
Ein Wort des                        mehr allzu viel für die Schule machen zu wol-
Schulleiters                        len, da es in den meisten Fächern keine Zeug-
                                    nisnoten mehr gibt und danach für sie die
Für mich kam die Schulschlies-      Schule ohnehin abgeschlossen ist. Die Mittags-
sung im März dann doch schnel-      betreuung läuft super: Obwohl es für die SuS
ler als erwartet. Uns als Schul-    neu ist, dass die “Jüngeren” und “Älteren” se-
leitung gelang es in diesem Mo-     pariert werden, gehen sie unkompliziert damit
ment, die Ruhe zu bewahren          um. Nach dem Mittag habe ich noch eine
und gezielt zu handeln. Ganz        Stunde Aufsicht im Dorfschulhaus, bevor wie-
nach dem Motto: «In der Ruhe        der das Bücher-Desinfizieren in der Bibliothek
liegt die Kraft» - oder wie einst   auf dem Programm steht.
mein Ex-Lehrer sagte: «Zerscht
herne, denn horne»;-)!
 Es war eine spannende Zeit mit
vielen neuen Erfahrungen. Den-
noch: Es brauchte in vielen Din-
gen ein Umdenken, weil bisheri-
ge Vorgehensweisen nicht mehr
möglich waren. Am imposantes-
ten fand ich zwei Dinge: ein lee-
res Schulhaus, obwohl der Un-         Ramon Marti, Zivi
terricht lief, und die grosse ge-
genseitige Unterstützung im          Zivi-Tagebuch — 13.05.2020
Team. Es war beeindruckend,         Premiere in der Klassenassistenz: Heute morgen
wie professionell alle Lehrper-     helfe ich im WAH (Wirtschaft, Arbeit, Haushalt)
sonen mit der Situation umge-       der 7. Klasse aus. Wieder mit Mundschutz, den
gangen sind und sich enorm en-      ich bei Bedarf überziehe. Die SuS gewöhnen sich
gagiert haben. Nur so war es        jedoch schnell daran, habe ich das Gefühl. Das
uns möglich, den Fernunterricht     Mittagessen organisiere ich heute selbst, da ich
in so kurzer Zeit auf die Beine     nicht in der Mittagsbetreuung eingeteilt bin –
zu stellen. Grosser Dank an alle!   den Lehrpersonen ist es aufgrund der Corona-
                                    Situation untersagt, in der Mensa zu essen. Der
Die Eigenverantwortung von          Nachmittag ist wieder der Bibliothek und der
uns allen ist weiterhin gefragt.    Medien-Rückgabe gewidmet.
Gemeinsam schaffen wir das!
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