Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung

 
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Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
Der Tiroler Weg

                    Perspektiven für
           eine verantwortungsvolle
             Tourismusentwicklung
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
Seit Beginn der weit über 100-jährigen Tiroler
                                                                                                                                                           Tourismus­­geschichte ist es – mit einigen wenigen
                                                                                                                                                         Ausnahmen – immer bergauf gegangen. Im Jahr 2020
                                                                                                                                                      hat sich jedoch die Welt verändert – so stark wie schon
                                                                                                                                                      lange nicht mehr. Vieles von dem, was als sicher geglaubt
                                                                                                                                                      und für selbstverständlich genommen wurde, ist plötzlich
                               Der Tiroler Weg ist die Fortsetzung einer Tourismus-                                                                   auf den Kopf gestellt worden, auch in Tirol.
                                   Strategie für Lebensqualität und nachhaltige                                                                       Doch jede Krise bietet die Chance für eine Standort­
                                     Tourismusentwicklung in Tirol seit 1972.                                                                         bestimmung und um den Kompass neu auszurichten.
                                Ihre Umsetzung soll stets als ein laufender Prozess                                                                   So wie auch jetzt. Nach dieser nie dagewesenen
                                       – als ein „Weg“ – verstanden werden.                                                                           Ausnahme­situation gibt es viel Gutes und Bewährtes,
                                                                                                                                                      an dem wir festhalten wollen. Die Corona-Pandemie hat
                                                                                                                                                      aber auch Facetten aufgezeigt, die es neu zu justieren gilt.
                                                                                                                                                      Deshalb ist dieser Tiroler Weg eine Tiroler Tourismus­
                                                                                                                                                      strategie, die noch mehr als zuvor unter Beachtung
                                                                                                                                                      begrenzter räumlicher Ressourcen, effizienter Mobilitäts­
                                                                                                                                                      lösungen und diesem besonderen alpinen Lebensgefühl
                                                                                                                                                      die Themenbereiche Bevölkerungseinbindung, Mit­
                                                                                                                                                      arbeiter­zufriedenheit, Regionalität und Nachhaltig­
                                                                                                                                                      keit als das Fundament einer familienbasierten
                                                                                                                                                      Tourismuswirtschaft begreift und voranbringt – damit
                                                                                                                                                      wir auch in Zukunft das Beste für unser Land und
                                                                                                                                                      die Menschen, die hier leben und sich hier aufhalten,
                                                                                                                                                      hervorbringen.

Impressum                                                                                                                                                                                                     Günther Platter,
Herausgeber, Verleger und Medieninhaber: Land Tirol, Tirol Werbung, Wirtschaftskammer Tirol & Verband der Tiroler Tourismusverbände •                                          Landeshauptmann von Tirol und Tourismusreferent
Strategieteam „Der Tiroler Weg“ (in alphabetischer Reihenfolge): Hubert Siller (Leitung), Theresa Mitterer-Leitner, Florian Phleps, Ulrike Reisner,
Ralf Roth, Ingrid Schneider, Franz Tschiderer • Bilder: Tirol Werbung; Porträt S. 3: Land Tirol/Kaser; Plakat S. 4: Arthur Zelger, Tirol, 1973,
Plakatentwurf, kein Auflagendruck • Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck
Stand: Juni 2021. Alle Angaben trotz sorgfältiger Recherche ohne Gewähr für Richtigkeit
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
1 Der Tiroler Weg – Perspektiven für eine
                                             verantwortungsvolle Tourismusentwicklung                                           _ 6
                                             1.1   Vom Gehen und vom Innehalten                                                 _ 7
                                             1.2   Vom Nutzen der positiven Kraft des Tourismus                                 _ 8
                                             1.3   Die Verbindung von Nachhaltigkeit, Qualität und Quantität                    _ 11
                                             1.4   Die Lebensqualität der Einheimischen und die Nachhaltigkeit stets im Blick   _ 12
                                             1.5   Leadership zeigen                                                            _ 15

                                          2 Das Selbstverständnis im Tiroler Tourismus                                          _ 17
                                             2.1 Nachhaltigkeit – Balance aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher
                                                 und ökologischer Nachhaltigkeit                                             _ 17
                                             2.2 Verbindung – Beste Verbindung aus Natur, Bewegung und Bergerlebnis weltweit _ 17
                                             2.3 Lebensgefühl – Inbegriff alpinen Lebensgefühls                              _ 17

                                          3 Vier große Linien und Leitmaßnahmen                                                 _ 19
                                             3.1 LEBENS- &ERHOLUNGSRAUM                                                         _ 20
                                                 3.1.1 Dialoge zum Tourismus im Lebensraum                                      _ 22
                                                 3.1.2 Quantitative Wachstums­­grenzen in der Beherbergung                      _ 22
                                                 3.1.3 Respektvolle Raum­nutzung                                                _ 23
                                                 3.1.4 Gestaltungsqualität & Ortskern­revitalisierung                           _ 24
                                             3.2 NACHHALTIGKEIT &REGIONALITÄT                                                   _ 26
                                                 3.2.1 Lenkung der Nachhaltigkeit in der Destination                            _ 28
                                                 3.2.2 Mobilitätsoffensive und Klimaneutralität                                 _ 29
                                                 3.2.3 Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe                                _ 30
                                             3.3 FAMILIEN­UNTERNEHMEN & GASTGEBERQUALITÄT                                       _ 32
                                                 3.3.1 Management von Familienunternehmen                                       _ 34
                                                 3.3.2 Lenkung der Nachhaltigkeit für Tourismusbetriebe                         _ 34
                                                 3.3.3 Arbeitgebermarke und Qualifizierung                                      _ 35
                                                 3.3.4 Privatzimmervermietung und Urlaub am Bauernhof                           _ 36
                                             3.4 KOMPETENZ &INNOVATIONS­FÜHRER­SCHAFT                                           _ 38
                                                 3.4.1 Qualitätsführerschaft im alpinen Ganzjahrestourismus                     _ 40
                                                 3.4.2 Destinationen und Lebensraum-Management                                  _ 41
                                                 3.4.3 Kernmärkte im Tiroler Tourismus                                          _ 42
                                                 3.4.4 Forschungsgeleitete Innovationsansätze im Tourismus                      _ 42
                                                 3.4.5 Digitalisierungsoffensive – Smart Destination                            _ 43

                                          4 Mehrdimensionale Erfolgsmessung im Tiroler Tourismus                                _ 47
                                             4.1   Wirtschaftliche Kennzahlen                                                   _ 48
                                             4.2   Gesellschaftliche Kennzahlen                                                 _ 48
                                             4.3   ÖkologischeKennzahlen                                                        _ 49
                                             4.4   Zufriedenheits-­Kennzahlen                                                   _ 49

Das Wesen der Tiroler Landschaft,         5 Der Tiroler Weg als Prozess                                                         _ 50
so wie Arthur Zelger es sieht – Abend­­
himmel, Gebirgslandschaft, Gebirgsbach       5.1 Der Tiroler Wegist niemals fertig                                              _ 50
und die Gipfel im Sonnenlicht.               5.2 Dialoge, Experten­gespräche und Erhebungen                                     _ 50
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
1
Der Tiroler Weg –
Perspektiven für eine verantwortungsvolle
Tourismusentwicklung                                                                                         1.1
                                                                                                       Vom Gehen und
                                                                                                       vom Innehalten
                                                                                       Tirol ist eine der ältesten und erfolgreichsten Tourismusregionen weltweit.
                                                                                       Dies hat nicht nur mit dem unternehmerischen Mut, den Innovationen und der
                                                                                       Tatkraft der Menschen im Tiroler Tourismus zu tun, sondern ist auch ein Produkt
                                                                                       jahrzehntelanger tourismuspolitischer Entwicklung, Reflexion und Steuerung.
                                                                                       Bereits seit den 1970er Jahren geben Tourismuskonzepte und die Strategiepapiere
                                                                                       zum Tiroler Weg Richtung und Rahmen für eine verantwortungsvolle, wett­
                                                                                       bewerbsfähige Tourismusentwicklung vor. Sie sind das Ergebnis des immer wieder
                                                                                       erforderlichen Innehaltens auf einem Weg kontinuierlicher Weiterentwicklung und
                                                                                       fassen einerseits zusammen, in welchen Bereichen Fehlentwicklungen korrigiert
                                                                                       werden müssen und zeichnen andererseits das große Bild des Tourismus in Tirol
                                      Tourismuskonzepte wie der Tiroler Weg            vor. Viele Schritte aus diesen Papieren wurden umgesetzt und vom Tiroler
                             geben Richtung und Rahmen für eine verantwortungsvolle,   Tourismusgesetz (dem ältesten Tourismusgesetz weltweit aus dem Jahre 1911)
                                                                                       sowie entsprechenden Raumordnungsprogrammen flankiert. Tirol zählt heute
                                   wettbewerbsfähige Tourismusentwicklung vor.
                                                                                       österreichweit und international zu den erfahrensten und am umfassendsten
                                                                                       tourismuspolitisch gesteuerten Tourismusregionen.

Kleine Pausen helfen nicht nur die nächste
Wegmarke zu finden, sondern öffnen den Blick
für die Umgebung – wie hier auf die friedlich
grasenden Schafe am Goetheweg, Nordkette.
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
1.2
                          Vom Nutzen der positiven
                            Kraft des Tourismus
                        Seit Beginn der touristischen Entwicklung in Tirol war es Zielsetzung, die positive
                       Kraft des Tourismus zu nutzen – um die Schönheit des Landes in Wert zu setzen,
                        seine Talente zu fördern und die Einkommenssituation der Bewohnerinnen und
                       Bewohner zu stärken. Mit Pioniergeist, Leidenschaft und Zuversicht für eine bessere
                       Zukunft legten erste Tourismusunternehmerinnen und -unternehmer vor über
                       150 Jahren die Grundsteine für die Erfüllung dieser Absicht. Der Tourismus brachte
                        schnell Wohlstand, Arbeitsplätze und neue Perspektiven für die Bevölkerung.
                       Doch bald wurden auch negative Auswirkungen einer rasanten touristischen                 „Die Tiroler Fremdenverkehrspolitik ist so zu gestalten,
                       Entwicklung in Umwelt und Gesellschafft sichtbar. Nach einer großen                     dass sie mit ihren Maßnahmen einen optimalen Beitrag
                       „Wachstumseuphorie“ der Nachkriegszeit wurde im ersten Tourismuskonzept
                       Tirols 1972 daher eine Abkehr von ebendieser hin zur „Priorität des qualitativen
                                                                                                              zur Erhaltung und Hebung der allgemeinen Lebensqualität
                       Wachstums“ unter einem „zeitgemäßen Natur- und Landschaftsschutz“ (Tiroler                                  im Lande leistet.“
                       Fremdenverkehrskonzept I, 1972, S. 4f) festgeschrieben. Es wurde deutlich, dass
                        die positive Kraft des Tourismus nur unter einer bewussten Lenkung wirken                       Tiroler Fremdenverkehrskonzept II, 1982, S. 14
                        kann, welche die enge Verflechtung mit seiner Umwelt berücksichtig. Eine
                       Zusammenfassung dieser Haltung drückt sich in der Festlegung der Lebensqualität
                        als oberste Zielsetzung der touristischen Entwicklung aus.

Licht, Luft, Stille und ein Gefühl der Dankbarkeit.
Einer der vielen Momente, in denen die Lebens­
qualität Tirols spürbar wird – am Brandstadl
in Söll.
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
Weil Einkehren mehr als gutes Essen ist.
Resonanzmomente des Willkommenseins

                                                                                                      1.3
beim Unterwirt in Ebbs.

                                                                                              Die Verbindung von
                                                                                            Nachhaltigkeit, Qualität
                                                                                                 und Quantität
                                                    Der Tiroler Tourismus               Der Ruf nach Qualität statt Quantität ist demnach nicht neu und wurde in vielen
                                       ist familiengeprägt und denkt in Generationen,   Maßnahmen adressiert. Ökonomische Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit wurde
                                                   nicht in Quartalszahlen.             auf Basis einer relativ kleinstrukturierten und überwiegend familiengeführten
                                                                                        Unternehmenslandschaft erreicht. Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist
                                                                                        nach wie vor Leitbranche der Tiroler Wirtschaft. Nahezu jeder dritte in Tirol
                                                                                        erwirtschaftete Euro steht direkt oder indirekt mit dem Tourismus in Zusammen­
                                                                                        hang und rund jeder vierte Vollzeitarbeitsplatz kann der Tourismus- und Freizeit­
                                                                                        wirtschaft zugeordnet werden. Auch eine Balance der Saisonen konnte mittels
                                                                                        gezielter Angebotsentwicklung weitestgehend erreicht werden und macht Tirol
                                                                                        zu einer der ausgewogensten Ganzjahresregionen im Alpenraum.
                                                                                        Doch welches Qualitätsverständnis ist heute Grundlage für die Haltung besser statt
                                                                                        mehr? In der Maxime qualitatives statt quantitatives Wachstum und in dem allgemeinen
                                                                                        Verständnis, dass Qualität höher steht als Quantität, liegt für das Tourismus­land
                                                                                        Tirol die Herausforderungen der Erfüllung eines ausgeprägten Qualitäts­anspruchs,
                                                                                        bei gleichzeitig erforderlichen Quantitäten zur Absicherung des Wohl­stands
                                                                                        insbesondere in den ländlichen Regionen. In den letzten Jahren sind kritische
                                                                                        Frage­stellungen zur quantitativen Tragfähigkeit für Mensch und Natur ebenso
                                                                                        in den Vordergrund getreten, wie das Ziel eines qualitativen Wachstums in der
                                                                                        Angebots- und Erlebnisqualität. So passen auch mancherorts ausufernde Tendenzen
                                                                                        und Entwicklungen im Bereich der Unterhaltung und des Après-Ski nicht in
                                                                                        das angestrebte Qualitätsverständnis. Vielmehr kann Tirol auf eine vielerorts
                                                                                        einzigartige Beziehungsqualität zwischen Gastgeber und Gästen blicken, was sich in
                                                                                        einer tiefen Verbundenheit und Loyalität manifestiert. Dies kann als ein besonderer
                                                                                        Verdienst der familiengeprägten Strukturen im Tiroler Tourismus verstanden werden,
                                                                                        wo das Denken in Generationen deutlich vor einem Denken in Quartalszahlen steht.
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
Die Freude am nächsten Schritt bringt
                                                                                                                                      Leichtigkeit in eine lange Tour.
                                                                                                                                           Skitourengeher in Sölden.

                1.4
        Die Lebensqualität
      der Einheimischen und
        die Nachhaltigkeit
           stets im Blick
Wohlstand und Lebensqualität der Bevölkerung werden nicht nur durch die
Schaffung von Arbeitsplätzen im Tourismus beeinflusst, sondern auch das durch die
touristische Nachfrage ermöglichte Freizeitangebot wird zunehmend vielfältiger
und steht in seiner gesamten Bandbreite auch den Einheimischen zur Verfügung.
Neben den Seilbahnunternehmen entwickeln auch die Tourismusverbände
verstärkt Ganzjahresangebote und schaffen Infrastruktur, von der die einheimische
Bevölkerung gleichermaßen wie die Gäste profitiert. Der touristische Erfolg basiert
                                                                                        Eine Tourismusentwicklung im Dienste
zudem auf einer weltweiten Kompetenz- und Innovationsführerschaft Tirols,                 der Lebensqualität und im Einklang
insbesondere in der Technologie am Berg (z.B. Beförderungskomfort und alpine                mit der Umwelt ist nie am Ziel.
Sicherheit), der Sportmedizin, im Bergrettungswesen sowie auch im Skischul- oder
dem Bergführerwesen.
Brauchtum, Kultur und Kunst sind zudem seit jeher ein belebendes Element in der
Angebotsvielfalt des Tourismus in Tirol. Fragen der Ästhetik und eine nachhaltige
Architektur in natürlichen und ländlichen Umgebungen sind ebenfalls vermehrt
in den Fokus der touristischen Weiterentwicklung gerückt bzw. werden in
Zukunft weiter an Wertigkeit gewinnen. Wenngleich sich die Grundhaltung eines
Tourismus im Dienste der Lebensqualität und im Einklang mit der Umwelt in
vielen Maßnahmen manifestiert hat, ist man mit dem Anspruch einer nachhaltigen
Tourismusentwicklung nie am Ziel. Im Gegenteil – damit sich die positive Kraft des
Tourismus entfalten kann, braucht es eine stetige Anpassung an sich stets verändernde
Einflussfaktoren und eine laufende, aufrichtige Auseinandersetzung mit den Grenzen
der Tragfähigkeit. Die reiche Erfahrung des Tiroler Tourismus verpflichtet, auch die
nächsten Schritte achtsam und unter Anwendung vergangener Lehren und neuer
Erkenntnisse zu gehen.
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
1.5
                                                            Leadership zeigen
                                               Die reiche Erfahrung und umfassende alpine Kompetenz des Tiroler Tourismus
                                               verpflichtet und bietet zugleich die Chance Leadership zu zeigen und Tirol zu einer
                                               Modellregion für eine nachhaltige Tourismusentwicklung auf ökonomischer,
Tirol muss Vorreiter und aktiver Impulsgeber   ökologischer und gesellschaftlicher Ebene zu machen. Der Tourismus in Tirol
einer zukunftsfähigen Tourismusentwicklung     übernimmt Verantwortung für einen attraktiven Lebens- und begehrten
                                               Erholungsraum sowie für einen zukunftsfähigen Wirtschaftsraum und versteht
            im Alpenraum sein.                 sich als ein Impulsgeber für eine weltoffene, zukunftsorientierte Gestaltung
                                               unserer Gesellschaft. Der Tiroler Tourismus hat dabei den Anspruch
                                               seiner Rolle des Kompetenzführers und Vorbildsim Alpentourismus
                                               auch weiterhin gerecht zu werden. Hierfür sind zeitgemäße,
                                               innovative und vielfach auch mutige Schritte in der touristischen
                                               Weiterentwicklung aufzuzeigen und konsequent umzusetzen.

                                                                                                                           Erfahrung, Fokus und Hingabe an die
                                                                                                                                 Herausforderung lassen immer
                                                                                                                                    neue Gipfel-Ziele erreichen.
                                                                                                                               Innsbruck, Hafelekar, Klettersteig
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
Auf dem schmalen Weg zur Kaunergrathütte
spürt man die Erhabenheit der Bergwelt.

                                                                                         2
                                                                                        Das Selbstverständnis
                                                                                        im Tiroler Tourismus
                                         Tirol steht für eine Balance
                                    aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher
                                 und ökologischer NACHHALTIGKEIT
                                                                                        Die lange bestehende Grundhaltung des Tiroler Tourismus,          der globalen Wirtschaft, der Umwelt und der Gesundheit
                                                                                        als Leitbranche die Lebensqualität seiner Bewohnerinnen           auch Schwachstellen im System der weltumspannenden Tou-
                                                                                        und Bewohner zu verbessern und dabei die natürlichen Res-         rismus- und Freizeitwirtschaft in aller Deutlichkeit sichtbar
                                                                                        sourcen zu schützen, bildet sich bereits in vielen Maßnahmen      gemacht.
                                                                                        ab. Damit sich die positive Kraft des Tourismus weiterhin         Der Prozess Tiroler Weg baut auf dem Austausch zwischen
                                                                                        entfalten kann, braucht es eine stetige Anpassung an immer        zahlreichen Akteurinnen und Akteuren im Tourismus sowie
                                                                                        neue Einflussfaktoren sowie eine laufende Auseinanderset-         abseits der Branche auf. Stets mit einem kritischen Blick auf
                                                                                        zung mit den unbeständigen Grenzen der Trag fähigkeit. Ge-        der Entwicklung des Prozesses. Aus den Ergebnissen des in-
                   Tirol ist die beste                                                  rade die weitreichenden Umbrüche des Jahres 2020 haben ge-        tensiven Austauschs mit den zahlreichen Stakeholdern und
                                                                                        zeigt, wie zerbrechlich wirtschaftliche Systeme in Zeiten der     den daraus resultierenden Zielsetzungen ergibt sich „das
                                                                        Tirol ist der
                   VERBINDUNG                                       Inbegriff alpinen
                                                                                        Digitalisierung und Globalisierung geworden sind. Zudem           Selbstverständnis“ des Tiroler Tourismus bestehend aus den
                   aus Natur, Bewegung und                                              haben die verschiedenen disruptiven Ereignisse im Bereich         Elementen Nachhaltigkeit, Verbindung und Lebensgefühl.

                   Bergerlebnis weltweit.                  LEBENSGEFÜHLS
                                                                                        2.1 Nachhaltigkeit                            2.2 Verbindung                            2.3 Lebensgefühl
                                                                                        Tirol steht für eine Balance aus wirt-        Tirol ist die beste Verbindung aus        Tirol ist der Inbegriff alpinen Le-
                                                                                        schaftlicher, gesellschaftlicher und          Natur, Bewegung und Bergerlebnis          bensgefühls.
                                                                                        ökologischer Nachhaltigkeit.                  weltweit.                                 Unter dem alpinen Lebensgefühl stellt
                                                                                        Tourismus ist ein wesentlicher Wohl-          Natur- und Landschaftserlebnisse, Ak-     man sich Menschen mit einer bestimmten
                                                                                        standfaktor in Tirol. Das Wohl vieler Regi-   tivität und Sport, aber auch Genuss und   Lebenseinstellung, einer Art der Lebens-
                                                                                        onen wird maßgeblich von einem funkti-        ein bestimmtes Maß an alpiner Idylle      bewältigung vor. Damit verbunden ist
                                                                                        onierenden Tourismus bestimmt. Neben          sind die zentralen Motive der Gäste       eine alpine Bergwelt, die Beständigkeit,
                                                                                        den wirtschaftlichen Aspekten werden          für einen Urlaub im alpinen Raum. Wie     Offenheit, Geradlinigkeit und Lebens-
                                                                                        auch gesellschaftliche und ökologische        kaum eine andere Region weltweit ver-     freude vermittelt. Für Einheimische und
                                                                                        Aspekte gleichrangig betrachtet und in        bindet Tirol diese Urlaubsmotive mit      Gäste stellt das alpine Lebensgefühl eine
                                                                                        eine zukunftsfähige Balance gebracht.         seinen Angebotselementen für Gäste        Wertehaltung und -erfahrung dar. Zum
                                                                                        Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten        und Einheimische.                         Inbegriff alpinen Lebensgefühls zu wer-
                                                                                        Nationen (UN Sustainable Develope-                                                      den heißt auch, sich mit der eigenen Iden-
                                                                                        ment Goals) dienen hierfür als Grund-                                                   tität auseinanderzusetzen, sie zu schätzen,
                                                                                        lage und Orientierung.                                                                  zu fördern und weiter zu vermitteln.

                                                                                        · www.tirol.at                                · DER TIROLER WEG                                                               17
Der Tiroler Weg Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung
In freier Natur und doch auf sicheren Pfaden –
eine bewährte Wegmarkierung am Steinberg
im Rofan.

                                                  3
                                                 Vier große Linien
                                                 und Leitmaßnahmen

                                                 Die vier großen Linien stellen die Grundprinzipien
                                                 der touristischen Weiterentwicklung in Tirol dar.
                                                 Sie sind beständige wegweisende Grundpfeiler des
                                                 Prozesses Tiroler Weg und Grundlage für die leitenden,
                                                 im Prozess stets zu aktualisierenden Maßnahmen.

                                                                        3.1                                 3.2
                                                                     Lebens- &                        Nachhaltigkeit &
                                                                  Erholungsraum                        Regionalität

                                                                                     3.3                                     3.4
                                                                                  Familien­-                             Kompetenz &
                                                                               unternehmen &                             Innovations-­
                                                                              Gastgeberqualität                          führerschaft

                                                 · www.tirol.at                   · Der Tiroler Weg                                      19
Eine kleine Behausung,
damit viel Landschaft übrig bleibt.
Das charmante Ufogel in Nußdorf,
Osttirol.

                                  3.1 LEBENS- &                                                                                    3.1.1
                                      ERHOLUNGSRAUM                                                                      Dialoge zum Tourismus
                                                                                                                             im Lebensraum
                                                                                                                         Regionale und überregionale                    3.1.2
                                                                                                                          Stakeholder-Dialogforen                  Quantitative
                                                                                                                                                               Wachstumsgrenzen
                                                                                                                                                               in der Beherbergung
                                      Tirol ist Lebens-, Erholungs- und         Diese Raumverträglichkeit umfasst
                                      Wirtschaftsraum zugleich. Der Tiroler     vor allem die Schonung der                                                     Obergrenze bei der Betten-
                                      Tourismus findet im realen Leben          Ressourcen, die behutsame Nutzung
                                      der Bevölkerung und nicht in einer        der Natur- und Kulturlandschaft
                                                                                                                                                               anzahl für Beherbergungs-
                                      abgegrenzten Urlaubskulisse statt.        im positiven Einvernehmen mit der                                                     großbetriebe
                                      Das Besondere dieses Lebensraums          Eigentümerschaft, das Erarbeiten neuer
                                      und die Details seiner Identität wollen   Mobilitätslösungen, die Begegnung
                                      erkannt, geschätzt, gefördert, mit        mit zu erwartenden Folgen des
                                      dem touristischen Angebot verknüpft       Klimawandels und die faktengeleitete
                                      und authentisch zugänglich gemacht        Auseinandersetzung mit Grenzen der                        3.1.3
                                      werden. Auf dieser Basis ermöglicht       Tragfähigkeit. Ein lebensraum- und                    Respektvolle
                                      der Tiroler Tourismus individuell         ortsintegrierter Tourismus gelingt                    Raumnutzung
                                      eindrückliche und vor allem bereich-      zudem nur mit einem hohen Anspruch
                                                                                                                                                                                3.1.4
                                      ernde Erlebnisse für Gäste und Ein-       an Architektur und Gestaltungsqualität         Respektvolle Raumnutzung muss
                                      heimische. Für ein stimmiges Bild,        bei der Schaffung und Erneuerung
                                                                                                                                                                        Gestaltungsqualität &
                                      mit dem sich Besucherinnen und            von Leistungsangeboten und freizeit-
                                                                                                                                 im Einklang mit der Natur             Ortskernrevitalisierung
                                      Besucher wie auch die Bevölkerung         spezifischen Infrastrukturen.                    und der alpinen Land- und
                                      gleichermaßen identifizieren können,                                                         Forstwirtschaft stehen.             Die Qualität des touristischen
                                      muss sich der Tourismus laufend                                                                                                    Produktes mit Atmosphäre
                                      mit der Raumverträglichkeit seiner                                                                                                und Ästhetik der Umgebung
                                      Entwicklung auseinandersetzen.
                                                                                                                                                                                verbinden.
3.1.1                                                          3.1.2                                                           3.1.3
Dialoge zum Tourismus                                          Quantitative                                                    Respektvolle Raum­nutzung
im Lebensraum                                                  Wachstums­­g renzen                                             Respektvolle Raumnutzung muss im Einklang mit der Natur und der alpinen Land-
Regionale und überregionale Stakeholder-                       in der Beherbergung                                             und Forstwirtschaft stehen.
Dialogforen                                                                                                                    Tirols Freizeit- und Sportangebot bildet die wesentliche Ba- Konkrete Lösungsansätze für aktuelle Entwicklungen im
                                                               Obergrenze bei der Bettenanzahl
                                                                                                                               sis für einen ganzjährig begehrten Erholungsraum für Bereich Natursport sind:
Ein wichtiger Aspekt für eine nachhaltige und gleicher­        für Beherbergungsgroßbetriebe                                   Ein­heimische und Gäste. Die Nächtigungszuwachsraten • Messung der Besucherfrequenz im Außenraum als
maßen innovative Weiterentwicklung des Tiroler Touris-
                                                               Tirol versteht sich als ganzjähriger Qualitätsführer beim       der letzten Jahre im Sommer und der allgemeine Trend zum      Grundlage für das Besuchermanagement und zur Informa-
mus ist der proaktive Dialog mit seinen Stakeholdern
                                                                touristischen Angebot im Alpentourismus und strebt auch        Outdoorsport spiegeln sich in einer verstärkten Nutzung       tion für die Grundeigentümerschaft
und Interessen­gruppen. Ein offener und laufender Diskurs
                                                                zukünftig kein quantitatives Wachstum in der seit 35 Jah-      des Außenraumes wider. Zudem ist eine deutliche Diver- • Etablierung eines Kartensystems in Form einer mobi-
zum Tiroler Weg im Tourismus auf regionaler (Destinati-
                                                                ren leicht rückläufigen Gesamtbettenanzahl an. Zentrale        sifizierung der Sportarten im Sommer und Winter spürbar.      len App mit der Infrastruktur für alle relevanten Outdoor-
onen, Regionen, Gemeinden) und überregionaler Ebene
                                                                Zielgrößen eines qualitativen Wachstums sind Auslastungs-      Insbesondere werden immer mehr verschiedene Sommer-           sportarten und Echtzeit-Information zu Wegverhältnis-
(Land Tirol, Interessenvertretungen, alpine Vereine etc.)
                                                                steigerung und Preisdurchsetzung. Dazu wird empfohlen:         und Wintersportarten ausgeübt, die auch abseits der len-      sen und Sperren (Naturereignisse, forstliche Sperrgebiete,
soll ein gemeinsames Verständnis zu einer künftigen
                                                               • Die bestehende Definition im Raumordnungsgesetz für           kenden Seilbahn- und Pisteninfrastruktur stattfinden.         Wege-Baumaßnahmen, landwirtschaftliche Prozesse wie
Tourismus­entwicklung schaffen. Ein wesentlicher Ansatz
                                                                   eine Sonderflächenwidmung „Beherbergungsgroß­               Der Raum, in dem ein Großteil der Freizeitsportaktivitäten    etwa Almabtrieb etc.)
hierfür sind Dialog- und Diskursformate mit der Bevölke-
                                                                   betrieb“ ab 150 Betten beizubehalten und                    ausgeübt wird, ist sensibler Naturraum und bewirtschaftetes • Bewusstseinsbildung und Erstellung von Verhaltensleit-
rung sowie wesentlichen Stakeholdern (z.B. Landwirtschaft,
                                                               • Eine Obergrenze für eine Sonderflächenwidmung                 land- oder forstwirtschaftliches Grundeigentum.               linien für Einheimische und Gäste im Raum bezüglich
Bildungseinrichtungen, Vereine, Kulturinitiativen, politische
                                                                  „Beherbergungs­großbetrieb“ bei 300 Betten festzulegen.                                                                    Naturschutz, Rücksichtnahme auf die Prozesse der Land-
Entscheidungsträger,etc.). Von besonderer Bedeutung er-
                                                                                                                               Als Kompetenzführer im ganzjährigen Bergsportangebot          und Almwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagd
scheint dahingehend eine frühzeitige Einbindung der „next
                                                                Die Tiroler Beherbergungsbestriebe sind zum Großteil kleine    und im Sinne eines ganzheitlichen Qualitätsversprechens • Berücksichtigung der Besonderheiten und des Markt-
generation“, die u.a. durch einen intensivierten Austausch mit
                                                                und mittlere familiengeführte Unternehmen. Diese Betriebs­     muss Tirol Vorreiter im Raum- und Besuchermanage-             wachstums des E-Bike Segments in Rad-Konzepten und
(Tourismus)Schulen im Land gelingen soll.
                                                                struktur macht nicht nur den besonderen Charme Tirols          ment werden, welches die Natur schützt, in positiver und      dem „Tiroler Mountainbikemodell“
                                                                aus, sondern ist auch die Grundlage für eine regionale Wohl-   wertschätzender Zusammenarbeit auf die Interessen und
                                                                standsverteilung durch den Tourismus. Zur Stärkung dieser      Bewirtschaftungsprozesse von Land- und Almwirtschaft,
                                                                Strukturen braucht es auch Konsens und eine gemeinsame         Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei eingeht und dabei das
                                                                strategische Ausrichtung in der touristischen Entwicklung      Naturerlebnis der unterschiedlichen Nutzergruppen sichert.
                                                                und in Widmungsfragen zwischen Kommunen, Planungs-             Dazu sind grundlegende Besuchermanagement-Strategien
                                                               verbänden und Tourismusverbänden bezüglich Investoren-          und Konzepte für wichtige und besonders konfliktträchtige
                                                                modellen, Großbeherbergungsbetrieben, Chaletdörfern und        Sportarten nötig, welche die Basis für lokal angepasste Lö-
                                                                dergleichen.                                                   sungen auf Tourismusverbandsebene bieten. In Tirol wurde
                                                                                                                               das Programm „Bergwelt Tirol – Miteinander erleben“ einge-
                                                                                                                               führt, welches in enger Zusammenarbeit mit dem Land-
                                                                                                                               schaftsdienst des Landes die Entwicklung und Umsetzung
                                                                                                                               solcher Konzepte umfasst.

 22                                                            · www.tirol.at                                                  · www.tirol.at                                                                                                     23
3.1.4
Gestaltungsqualität &
Ortskern­revitalisierung
Die Qualität des touristischen Produktes mit Atmosphäre und Ästhetik
der Umgebung verbinden.

Tourismus und Freizeitaktivität bedeutet, einen bestimmten Konkrete Lösungsansätze dazu sind:
Raum auf Zeit zu genießen. Die räumliche Gestaltung ist • Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung für Ar-
wesentlicher Bestandteil eines ganzheitlichen Qualitätsver-    chitektur und Gestaltung in touristischer Aus- und
sprechens. Im zunehmend globalisierten Wettbewerb wer-         Weiter­bildung
                                                                                                                             „Wenn Lebens- und Erholungsraum
den stimmige Raum-, Gebäude-, Infrastruktur und Ortsge- • Empfehlung der Inanspruchnahme der Angebote des Ti-
                                                                                                                                so untrennbar miteinander ver­
staltung jenseits technokratischer Massenstandardisierung      roler Gestaltungsbeirats
                                                                                                                              bunden sind wie in Tirol, muss die
zum wesentlichen Differenzierungsmerkmal und Quali- • Revitalisierung von Ortskernen und Nachverdichtung
                                                                                                                             Tourismusentwicklung immer wieder
tätskriterium.                                                 vor Neu­errichtung: Anstelle von Zersiedelung soll die
                                                                                                                                     neu gedacht werden.“
                                                               Nach­verdichtung im Ort gefördert und die Ortskerne als
Der Tiroler Tourismus setzt sich daher zum Ziel, ästhetische   identitäts­stiftender Mittelpunkt der Gemeinde für Bewoh-                Hubert Siller,
Raumeinheiten zu schonen und eine stimmige Ortsatmo-           nerinnen und Bewohner, Wirtschaftstreibende und Gäste                    MCI Tourismus
sphäre, architektonisch hochwertiges Bauen sowie die Schaf-    durch Integration von Betrieben und Kultur revitalisiert
fung von Infrastruktur, die sich in Landschaft und Ökosyste-   werden.
me einfügt, zu fördern.                                      • Verbesserung der Abstimmung zwischen Kommunen,
                                                               Planungsverbänden und Tourismusverbänden zu Fra-
                                                               gen der Regionalentwicklung, Raumnutzung und -gestal-
                                                               tung

                                                                                                                                „Tirol bietet als Lebens-, Erholungs-
                                                                                                                                und Wirtschaftsraum einen idealen
                                                                                                                              Resonanzboden für Sehnsuchtsmotive
                                                                                                                            der Einheimischen, Mitarbeiterinnen und
                                                                                                                             Mitarbeiter und Gäste. Das zu erhalten,
                                                                                                                           ist auch die Verantwortung des Tourismus.“

                                                                                                                                        Florian Phleps,
                                                                                                                                        Tirol Werbung
 24                                                          · www.tirol.at
Die wunderschöne Almlandschaft wird nicht
fürs Vergnügen geschaffen, aber adäquate Gäste
sind immer willkommen.
Zwei Grauvieh-Teenager in Hochsölden.

                                3.2 NACHHALTIGKEIT &
                                    REGIONALITÄT
                                                                                                                                            3.2.1
                                                                                                                                        Lenkung der
                                                                                                                                       Nachhaltigkeit
                                                 Urlaub in den Alpen ist eine der          Qualität steht dabei nicht für Luxus,
                                                                                                                                     in der Destination
                                                  nachhaltigsten Tourismusformen           sondern für die Steigerung der
                                                 weltweit. Tirol hat den Anspruch, eine    regionalen Wertschöpfung im Sinne       Erarbeitung und Umsetzung
                                                 wegweisende Rolle in der nachhaltigen     einer regionalen Kreislaufwirtschaft.    einer mehrdimensionalen
                                                  alpintouristischen Entwicklung auf       Dies gelingt nur in einem wert-           Nachhaltigkeitsstrategie              3.2.2
                                                 wirtschaftlicher, gesellschaftlicher      schätzenden und wertsteigernden              in Destinationen            Mobilitätsoffensive
                                                  und ökologischer Ebene einzunehmen.      Austausch mit seinen zahlreichen
                                                                                                                                   (Destination Sustainability     und Klimaneutralität
                                                 Neben zahlreichen betrieblichen           Stakeholdern.
                                                  und regionalen Initiativen steuert
                                                                                                                                          Governance)
                                                 Tirol mit entsprechenden Gesetzen                                                                                100 % Nutzung regenerativer
                                                  und Raumordnungsprogrammen                                                                                     Antriebsformen in der Vor-Ort-
                                                 – wie dem „Tiroler Seilbahn- und                                                                                 Mobilität und klimaneutrale
                                                  Skigebietsprogramm“ (TSSP) oder dem
                                                 „Tiroler Golfplatzprogramm“ (TGPP) –
                                                                                                                                                                       Skigebiete bis 2035
                                                  ein nachhaltiges Wirtschaften im
                                                  sensiblen alpinen Raum. Der Erfolg des
                                                 Tiroler Tourismus misst sich zudem
                                                  an der Partizipation der Bevölkerung
                                                  und in der In-Wertsetzung regionaler
                                                 Wirtschaftskreisläufe.
                                                 Der Tiroler Tourismus fördert und
                                                  entwickelt durch seine Nachfrage                                                                                                  3.2.3
                                                  die Besonderheiten der Region.
                                                 Er ist geprägt durch regional ver-
                                                                                                                                                                            Stärkung regionaler
                                                 wurzelte Familienbetriebe und                                                                                              Wirtschaftskreisläufe
                                                  deren generationen-übergreifendes
                                                 Denken und Wirken. Es gibt ein klares                                                                                        Das Zusammenspiel von
                                                 Bekenntnis und die Ver pflichtung                                                                                         Tourismus und Landwirtschaft
                                                  zum Qualitätstourismus unter Berück-                                                                                        schafft starke regionale
                                                  sichtigung eines nachhaltigen und                                                                                            Wirtschaftskreisläufe.
                                                  effizienten Ressourcenmanagements.
3.2.1                                                                                                                         3.2.2
Lenkung der Nachhaltigkeit in der Destination                                                                                 Mobilitätsoffensive und Klimaneutralität
Erarbeitung und Umsetzung einer mehr­dimensionalen Nachhaltigkeitsstrategie                                                   100 % Nutzung regenerativer Antriebsformen in der Vor-Ort-Mobilität
in Destinationen (Destination Sustainability Governance)                                                                      und klimaneutrale Skigebiete bis 2035

In Fortführung bisheriger Zielsetzungen zur nachhaltigen Konkrete Lösungsansätze dazu sind:                                   Sowohl die Anreisemobilität wie auch insbesondere die Vor-       Bei der Vor-Ort-Mobilität wird bis 2035 eine 100 % Nutzung
Tourismusentwicklung in Tirol und zur Umsetzung des Mas- • alle Tiroler Destinationen erarbeiten beginnend mit 2022           Ort-Mobilität sollten noch ökologischer gestaltet werden. Bei    regenerativer Antriebsformen angestrebt. Hierbei spielt
terplan Tourismus für Österreich (Plan T), braucht es eine        eine Strategie zur Lenkung einer nachhaltigen Ent-          der Anreisemobilität strebt Tirol eine Erhöhung des Anteils      der ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) eine zentrale
stärkere Institutionalisierung und strategische Lenkung          wicklung (wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökologisch)   öffentlicher Anreise von 10 % auf 20 % bis 2035 an. Um           Rolle. Darüber hinaus gilt es, bestehende ÖPNV-Angebote
der nachhaltigen Entwicklung auf Destinationsebene.            • alle Tiroler Destinationen werden mit dem neugeschaffe-      dies zu erreichen, sind langjährige strategische Partnerschaf-   (Card-Angebote mit inkludiertem ÖPNV, Skibus-Angebote
Nachhaltige Entwicklung auf Destinationsebene wird als            nen Österreichischen Umweltzeichen für Destinatio-          ten mit den wichtigsten Mobilitätsanbietern (u.a. VVT, ÖBB,      etc.) verstärkt zu kommunizieren. Zudem ist durch die Stei-
Impulsgeber für Innovation und Dialog in der Region               nen ausgezeichnet (mit Anfang 2022 sollen die Richtlinien   DB, SBB) fortzusetzen.                                           gerung regenerativer Energieformen im Individualverkehr
betrachtet. Pilotprojekte der Clean Alpine Region (CLAR)         veröffentlicht werden und Zertifizierungen möglich sein)                                                                      eine deutlichen CO2 Reduktion zu erwarten.
Modellregionen zeigen bereits, dass die Stärken und Beson-                                                                     Dabei sind folgende Schwerpunktsetzungen wesentlich:
derheiten der jeweiligen Destination auf vielfältige Weise für Die Leitung für die Erarbeitung und Umsetzung der Nach-        • Etablierung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe zur         Neben dieser Nachhaltigkeitsoffensive in Bereich der Mo-
Maßnahmen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klima- haltigkeitsstrategie liegt bei den jeweiligen Tourismusver-                gemeinsamen Planung & Umsetzung tourismusrelevanter            bilität, strebt Tirol bis 2035 nur noch klimaneutrale Ski-
schutz genutzt werden können.                                   bänden in der Destination.                                      Mobilitätsprojekte                                             gebiete an. Unvermeidbare Emissionen sollten dabei durch
                                                                                                                              • Gemeinsame Entwicklung attraktiver Kombiangebote               regionale Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden. Die
Die Umsetzung institutionalisierter Standards in allen Ti-                                                                      (z.B. im Nightjet zum Schnee) mit hohem Convenience-           Tiroler Seilbahnwirtschaft hat bereits in der Vergangenheit
roler Tourismusdestinationen wird angestrebt. Auch seitens                                                                      Faktor für Gäste (inkludierter Gepäcktransport, Sportar-       umfangreiche Maßnahmen für eine umweltbewusste Weiter-
des Bundes wird aktuell ein Umweltgütezeichen für Destina-                                                                      tikelverleih etc.)                                             entwicklung des touristischen Angebots am Berg eingeleitet.
tionen erarbeitet, welches auf den Destinations-Kriterien des                                                                 • Ausbau der (saisonalen) Bahn-Direktverbindungen aus
Global Sustainability Tourism Council (GSTC-DC) und                                                                             den wichtigsten Herkunftsmärkten sowie das Halten der
damit auch auf den Nachhaltigkeitszielen, den Sustainable                                                                       hohen Anzahl der Fernverkehrshalte in Tirol
Development Goals (SDGs), der Vereinten Nationen beruht.                                                                      • Aktive Mitarbeit an österreichweiten Mobilitätslösun-
                                                                                                                                gen: Hier kommt der Entwicklung eines österreichweiten
                                                                                                                                Kongress-Tickets für die MICE-Branche (Meetings, Incen-
                                                                                                                                tives, Conventions, Events) eine besondere Bedeutung zu
                                                                                                                              • Verstärkte Kommunikation und Bewusstseinsbildung
                                                                                                                                bei Gastgeberinnen, Gastgebern und Gästen: Konkret ge-
                                                                                                                                plant sind hierfür ein Rollout der Webapplikation „Green
                                                                                                                                Travel Alternatives“ bei Tourismusverbänden und -betrieben
                                                                                                                                in Tirol und die Fortführung des Programms „Mobilitäts-
                                                                                                                                coaching“ bei Tourismusverbänden und -betrieben

 28                                                             · www.tirol.at                                                · www.tirol.at                                                                                                         29
3.2.3
Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe
Das Zusammenspiel von Tourismus und Landwirtschaft schafft starke regionale
Wirtschaftskreisläufe.

 Mit der Produktion hochqualitativer, naturnah erzeugter • Bewusstseinsbildung und Vernetzung von Tourismus &
 Lebensmittel und der daraus hervorgehenden charakteris-          Landwirtschaft in Aus- und Weiterbildung – zum
 tischen alpinen Kulturlandschaft stellt die Landwirtschaft       Beispiel in der Lehrlingsausbildung und in Schulprojek-
                                                                                                                                „Die Österreichische Landwirtschaft erzeugt
vielfach die Grundlage für das touristische Produkt be-           ten („Genussbotschafter Ötztal“ oder Schulprojekt „genial         nicht nur Lebensmittel unter höchsten
 reit. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der alpinen Identität REGIONAL“)                                                     Qualitäts- und Tierwohlstandards, sondern
 und steht für eine an die alpinen Gegebenheiten angepasste • Maßnahmen zur Integration Tiroler Lebensmittel in                 gerade in Tirol schafft sie auch die Grundlage
                                                                                                                                    für das touristische Produkt. Es muss
 Lebens­weise. Die in Tirol noch vorherrschende standortange-     Hotellerie, Gastronomie und touristischer Produktenwick-
                                                                                                                                 selbstverständlich werden – und entspricht
 passte, kleinstrukturierte Landwirtschaft und ihre Produkte      lung. Dazu zählen die Schließung der Lücken in der Wert-       auch der Erwartung der Gäste – dass diese
 stellen international zunehmend ein Alleinstellungsmerkmal       schöpfungskette und Angebotsbündelung durch Erstellung          Lebensmittel in den Betrieben angeboten
 dar. Gäste legen verstärkt Wert auf regionale Kulinarik und      von Logistik-, Lagerungs- und Vertriebsstrukturen, genau-                        werden.“
 setzen voraus, dass Produkte aus der heimischen Land-            so wie die verstärkte Adressierung des Lebensmittelgroß-
                                                                                                                                         Theresa Mitterer-Leitner,
wirtschaft angeboten werden. Eine wesentliche Prämisse            handels. Auch die Installation eines Kulinarikmanage-                      MCI Tourismus
 für die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirt-          ments, als Schnittstelle zu den Tourismusverbänden und
 schaft muss es daher sein, diese Kleinstrukturiertheit in        Regionalmanagements, sowie die Entwicklung und Um-
 der Produktentwicklung als Differenzierungsmerkmal               setzung kulinarischer Erlebnisanker in den Regionen
 zu schätzen und zu fördern.                                      (z.B. Genussrouten, Schwerpunktwochen, Schaubetriebe,
 Maßnahmen zur verstärkten Nutzung heimischer Lebens-             kulinarische Veranstaltungen), fördern die Integration hei-
 mittel in der Gastronomie und touristischen Produktent-          mischer Lebensmittel in den Tourismus.
wicklung umfassen:
• Situationsanalyse und Datensammlung zu bestehenden
    Stärken und Schwächen in der Wertschöpfungskette zwi-
    schen landwirtschaftlicher Produktion und Tourismus
• Die Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln
    in der Gastronomie wird empfohlen. Unterstützung bei der                                                                       „Transformation zur Nachhaltigkeit und
    Kennzeichnung heimischer Lebensmittel bieten unter ande-                                                                         Klimaschutz sind die gesellschaftlichen
    rem die Initiativen „Bewusst Tirol“ der Agrarmarketing Tirol,                                                                     Herausforderungen der kommenden
                                                                                                                                   Jahre. Damit auch die nächsten Berg- und
   „Qualitäts- und Herkunftssicherungssystem“ des Netzwerk Kuli-
                                                                                                                                   Wintersportgenerationen vom Lebensraum
    narik und „Ich sag wo’s herkommt“ der Agrarmarketing Tirol,                                                                      Tirol profitieren, nutzen und schützen
   Wirtschaftskammer Tirol und Landwirtschaftskammer Tirol                                                                                   wir alpine Ressourcen.“

                                                                                                                                                 Ralf Roth,
                                                                                                                                       Deutsche Sporthochschule Köln
 30                                                            · www.tirol.at
3.3 FAMILIEN-
                                    UNTERNEHMEN &
                                    GASTGEBERQUALITÄT                                                                                                    3.3.1
                                                                                                                                                   Management von
                                                                                                                                                 Familienunternehmen
                                                                                                                                               Familiengeführte Unternehmen
                                                                                                                                                   sind die Basis für einen
                                          Die familiäre Atmosphäre ist ein      Die jungen Touristikerinnen und                                  authentischen und regional
                                          wesentlicher Erfolgsfaktor im         Touristiker sind immer besser aus-                                eingebetteten Tourismus.
                                          Tiroler Tourismus und ausschlag-      gebildet, haben internationale Er-
                                          gebend für eine besondere Gast-       fahrung und führen die Betriebe mit
                                          geberqualität. Familienbetriebe       viel Know-How und Unternehmergeist.
                                          stiften und erhalten Identität und    Diese Generation vereint dabei
                                          bilden das Rückgrat des Tiroler       Professionalität mit Heimatbewusstsein
                                          Tourismus. Es ist der Beständigkeit   sowie herzlicher Gastfreundschaft
                                                                                                                                                                            3.3.2
                                          der Unternehmerfamilien und           und vermittelt damit eine moderne,                  3.3.3                                Lenkung der
                                          ihrem Generationendenken zu           aber durchaus authentische Form des
                                          verdanken, dass der Tourismus         alpinen Lebensgefühls. Im Bereich der
                                                                                                                             Arbeitgebermarke                         Nachhaltigkeit für
                                          bis heute weitestgehend in            Mitarbeiterführung tragen Erfahrung          und Qualifizierung                       Tourismusbetriebe
                                          Tiroler Hand geblieben ist. Mit       und bessere Ausbildung der Unter-
                                          ehrlicher Gastfreundschaft und        nehmerinnen und Unternehmer              Stärkung der Arbeitsgebermarken           Förderung und Unterstützung
                                          hoher Serviceorientierung lösen       zu einer Aufwertung touris-                und Top-Ausbildungsqualität               der Tourismusbetriebe bei
                                          Familienbetriebe nach wie vor das     tischer Arbeitsplätze bei.
                                          Kernversprechen einer alpinen
                                                                                                                                                                       Nachhaltigkeitsfragen
                                          Tourismusregion ein. In zahlreichen
                                          Betrieben ist nunmehr bereits die
                                          dritte Unternehmergeneration in der
                                          Verantwortung.                                                                                                  3.3.4
                                                                                                                                                     Privatzimmer-
                                                                                                                                                 vermietung und Urlaub
                                                                                                                                                     am Bauernhof
                                                                                                                                                  Notwendige Adaptierungen
                                                                                                                                                   in der aktuellen Novelle
                                                                                                                                                     zum Privatzimmer-
Oft ist der Weg das Ziel –                                                                                                                            vermietungsgesetz
bei der Wanderung auf die Aldranser Alm
muss man sich das nicht einreden …
3.3.1                                                           3.3.2                                                         3.3.3
Management von                                                  Lenkung der Nach­                                             Arbeitgebermarke und Qualifizierung
Familienunternehmen                                             haltigkeit für Touris-                                        Stärkung der Arbeitgebermarken und Top-Ausbildungsqualität
Familiengeführte Unternehmen sind die                           musbetriebe                                                   Die Arbeitgebermarke (Employer Branding), also die Wahr-         Insgesamt ist der Tiroler Tourismus im Bereich der Qua-
Basis für einen authentischen und regional                                                                                    nehmung von Tourismusbetrieben als attraktive Arbeitgeber,       lifizierung seit vielen Jahren hervorragend aufgestellt, mit
                                                                Förderung und Unterstützung der
eingebetteten Tourismus.                                                                                                      ist einerseits vom Image des Tourismus abhängig, welches         exzellenten und international anerkannten Bildungs-
                                                                Tourismusbetriebe bei Nachhaltigkeitsfragen                   es mit geeigneten Maßnahmen zu stärken gilt. Andererseits        einrichtungen von den Berufsschulen über die Hotel-
                                                                                                                              muss Employer Branding auch auf Betriebsebene professi-          fachschulen bis hin zu den tourismusspezifischen Hoch-
 Eine erfolgreiche Fortführung der familiengeprägten Un-        Die Tourismusstruktur in Tirol, welche nach wie vor zu ei-    onell weiterentwickelt werden. Die führenden Tourismus-          schulen. Auch diese Einrichtungen sollten bei innovativen
 ternehmensstrukturen wird in den nächsten Jahren ein           nem überwiegenden Teil aus kleinen und mittleren familien-    betriebe des Landes haben dieses Thema bereits für sich          Weiterentwicklungsmaßnahmen entsprechend unterstützt
 entscheidender Faktor für die Tourismusentwicklung in Ti-      geführten Unternehmen besteht, repräsentiert einen partizi-   entdeckt und wissen sich zu positionieren. Um das Thema          werden.
 rol sein. In den nächsten 15 Jahren muss die Übergabe von      pativen und nachhaltigen Tourismus.                           flächendeckend in die Betriebe zu tragen, muss den Verant-
 rund 2.600 Unternehmen gemeistert werden, um die seit                                                                        wortlichen die Möglichkeit geboten werden, sich in einer
 Jahrzehnten erfolgreiche familienorientierte Struktur im Ti-   Die Lenkung der Nachhaltigkeit auf Betriebsebene orientiert   kompakten Aus- und Weiterbildung das grundlegende
 roler Tourismus zu erhalten. Konkrete Unterstützungsmaß-       sich an den drei klassischen Dimensionen der wirtschaftli-    Know-How anzueignen. Dabei geht es um die Schaffung ei-
 nahmen unter der Leitung der Wirtschaftskammer Tirol:          chen, gesellschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit.     nes Bildungsangebots für die Unternehmer selbst, sowie
• Stärkung der Krisenresilienz der Unternehmen durch            Das Ziel liegt in der Schaffung wettbewerbsfähiger Unter-     um individuelle Bildungs- und Karrierepfade, welche
   Erhöhung der Eigenkapitalquote                               nehmen, welche die natürlichen Ressourcen schützen sowie      Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu exzellenten Fachkräf-
• Stärkung der Digitalisierungskompetenz in Familien­           in regionale Wertschöpfungsketten eingebunden sind.           ten entwickeln.
   unter­nehmen                                                 Die Unternehmen sollen auf dem Weg einer weiteren nach-
• Kompetenzsteigerung in den Bereichen Betriebsführung          haltigen Entwicklung bestmöglich unterstützt und gefördert    Das Ausmaß und die Qualität an Aus- und Weiterbildungen,
   und Nachfolgeplanung insbesondere für kleine Unter-          werden. Wesentlich ist die Ausarbeitung und Umsetzung         die Tourismusmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in Tirol
   nehmen in Zusammenarbeit mit dem WIFI und dem MCI            konkreter betrieblicher Nachhaltigkeitsstrategien in den      vorfinden, werden in Zukunft entscheidend sein. Dazu ge-
   Management Center Innsbruck bzw. der Universität Inns-       drei Dimensionen Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft.       hören einfache Wissensmodule in Form von E-Learning-
   bruck                                                        Dies geschieht durch das Beraternetzwerk der Wirtschafts-     Strecken und Live-Online-Meetings. Darüber hinaus geht es
• Sensibilisierung der Unternehmen für den Übergabepro-         kammer Tirol und durch die Unterstützung der Tiroler Be-      um komplette Berufsausbildungen, entweder im Bereich
   zess und Nutzung des jungen Hotel- und Gastgewerbe           ratungsförderung. Hierzu soll der erhöhte Fördersatz von      der regulären Lehrlingsausbildung bei Jugendlichen („Ausge-
   (JHG Tirol) als Vernetzungs- und Kommunikations-             80 % für die Tiroler Beratungsförderung bis 2025 fortge-      zeichneter Tiroler Lehrbetrieb“) oder im Bereich touristischer
   plattform für Betriebsübernehmer.                            führt werden.                                                 Berufsabschlüsse am zweiten Bildungsweg („Talents for Tou-
• Begleitung und Coaching der Unternehmen im Rahmen                                                                           rism“). Gerade letzteres Programm bietet einen einzigartigen
   des Beraternetzwerkes der Wirtschaftskammer Tirol                                                                          und einfachen Zugang, um bei aufrechtem Beschäftigungs-
   mit einem erhöhten Fördersatz                                                                                              verhältnis von der Hilfs- zur Fachkraft aufzusteigen.
• Zielgerichtete und praxisnahe Forschung zu Manage-
   ment von Familienunternehmen

 34                                                             · www.tirol.at                                                · www.tirol.at                                                                                                          35
3.3.4
Privatzimmervermietung
und Urlaub am Bauernhof
Notwendige Adaptierungen in der aktuellen Novelle zum Privatzimmervermietungsgesetz
Mit der aktuellen Novelle zum Privatzimmervermie-              Urlaub am Bauernhof (UaB), als authentischer und stark
tungsgesetz werden die bislang engen Zulässigkeits-            nachgefragter Teil der Privatzimmervermietung, ist ein             „Der Tiroler Tourismus mit seiner
schranken der Privatzimmervermietung adaptiert und             wichtiges Angebot in der Tiroler Beherbergungsstruktur.        familiengeprägten Struktur ist und bleibt
erweitert. So wird klargestellt, dass die zu vermietenden      Auch für die bäuerliche Vermietung soll die seit Jahrzehnten     ein starkes Fundament unseres Landes.
Wohnungen bzw. sonstigen Wohnräume zum gemeinsamen             betriebene Vermietungspraxis (auch in Almhütten) weiterhin      Es ist eine große Herausforderung junge
Hausstand des Vermieters gehören müssen. Das ist jedenfalls    gesetzlich abgesichert werden.                                 Menschen für die Arbeit in der Tourismus-
dann der Fall, wenn die Gäste im Rahmen des Wohnungsver-                                                                         und Freizeitwirtschaft zu begeistern.
bandes des Vermieters im selben Haus aufgenommen werden.       Durch den in der Novelle des Privatzimmervermietungsge-               Hierfür braucht es attraktive
Sie müssen nicht (mehr) Bestandteil der Wohnung des Ver-       setzes geschaffenen Spielraum wird es den Privatzimmerver-         Arbeitsbedingungen und exzellente
mieters sein.                                                  mieterinnen und Privatzimmervermietern ermöglicht, zeit-                  Führungskompetenz.“
                                                               gemäße und konkurrenzfähige Angebote ohne die Pflicht
                                                                                                                                            Mario Gerber,
In sehr eingeschränktem Rahmen dürfen mit der Privatzim-       zur Gewerbeberechtigung zu gestalten.
                                                                                                                                         Tirol Tourism Board
mervermietung üblicherweise im Zusammenhang stehende
und vom Gast erwartete Dienstleistungen erbracht wer-
den – wie etwa die Bereitstellung von Tisch- und Bettwäsche,
Geschirr, Fernsehen oder WLAN, die Mitbenützung von
Aufenthaltsräumen, die Bereitstellung von Zusatzräumen
und Zusatzangeboten wie z.B. Spielplatz oder Frühstücks-
und Brötchenservice. Auch Privatzimmervermieter dürfen
sich nunmehr zeitgemäßer, moderner Kommunikationsmit-
tel wie Onlinemedien oder Social-Media-Kanäle bedienen,
um ihre Dienstleistungen anzubieten bzw. zu bewerben.

                                                                                                                                „Familienbetriebe sind die DNA des
                                                                                                                                  Tiroler Tourismus. Deshalb sind
                                                                                                                               Maßnahmen zur Unterstützung bei der
                                                                                                                                Betriebsübergabe und professionelles
                                                                                                                               Coaching für Jungunternehmerinnen
                                                                                                                                   und -unternehmer essenziell.“

                                                                                                                                           Martina Entner,
                                                                                                                                       Wirtschaftskammer Tirol
 36                                                            · www.tirol.at
3.4 KOMPETENZ &
                                   INNOVATIONS-
                                   FÜHRER SCHAFT
                                                                                                                                                                                    3.4.2
                                                                                                                                                                               Destinationen
                                                                                                                                              3.4.1                           und Lebensraum-
                                               Seit über 100 Jahren lebt Tirol von       Ein perfekter Tirol-Urlaub braucht          Qualitätsführerschaft                      Management
                                               und mit dem Tourismus. In dieser          nicht nur ausgezeichnete Betriebe,               im alpinen                      Stärkung der Geschäftsführung
                                               Zeit konnte der Tiroler Tourismus         funktionierende Infrastrukturen, eine       Ganzjahrestourismus                 der Tourismusverbände im Tiroler
                                               einen umfangreichen Erfahrungs-           hohe Angebotsqualität und perfekte
                                               schatz aufbauen, der heute vor            Serviceleistung. Der Gast sucht          Qualität, Innovation und stärkere       Tourismusgesetz und (weiterhin)
                                               allem im Wintertourismus und              darüber hinaus nach der Möglichkeit
                                                                                                                                   Inwertsetzung von Angeboten                 aktives Lebensraum-
                                               Bergsport einzigartig ist. Diese über     einer echten und individuellen Wert-
                                                                                                                                        mit und ohne Schnee                        Management.
                                               Jahrzehnte gewachsene Kompetenz           erfahrung sowie innovative, architek-
                                               zeigt sich in einer ganzjährigen          tonisch stimmige und zeitgemäße
                                               Qualitätsführerschaft und nach haltigen   Beherbergungskonzepte. Tirol steht
                                               Weiterentwicklung des touristischen       darüber hinaus für Kompetenz-
                                                                                                                                                                                                        3.4.4
                                               Angebots. Dank der familiären             führerschaft in der touristischen Aus-                                                                  Forschungsgeleitete
                                               Strukturen ist es zudem gelungen,         und Weiterbildung, die vom Lehrberuf                                                                    Innovationsansätze
                                               ein ausgeprägtes Maß an Gastlichkeit      bis zum Hochschulstudium reicht.                                                                           im Tourismus
                                               zu vermitteln.
                                                                                                                                               3.4.3                                           Förderung forschungsgeleiteter
                                                                                                                                         Kernmärkte im                                         Innovationen für den Tiroler
                                                                                                                                        Tiroler Tourismus                                              Tourismus.
                                                                                                                                    Die Nahmärkte bleiben auch
                                                                                                                                    in Zukunft die touristischen
                                                                                                                                        Kernmärkte Tirols.

                                                                                                                                                                             3.4.5
                                                                                                                                                                      Digitalisierungs-
                                                                                                                                                                      offensive – Smart
                                                                                                                                                                         Destination
                                                                                                                                                              Tirol wird zum Impulsgeber und
                                                                                                                                                               Vorreiter der Digitalisierung
Es ist die Leidenschaft zum Wintersport,
die uns zum Kompetenz- und Innovationsführer
                                                                                                                                                                    (Smart Destination)
im alpinen Tourismus gemacht hat.                                                                                                                                    im alpinen Raum.
Hier in der Wiege des alpinen Skilaufs
in St. Anton am Arlberg.
3.4.1                                                                                                                          3.4.2
Qualitätsführerschaft                                                                                                          Destinationen und Lebensraum-Management
im alpinen Ganzjahrestourismus                                                                                                 Stärkung der Geschäftsführung der Tourismusverbände im Tiroler Tourismusgesetz
                                                                                                                               und (weiterhin) aktives Lebensraum-Management.
Qualität, Innovation und stärkere Inwert­setzung von Angeboten mit und ohne Schnee
Tirol ist anerkannter Kompetenz- und Innovationsführer • Im Sinne der Entzerrung von Saisonzeiten werden darü-                 Tirol zählt zu den Vorreitern im alpinen Destinationsma- • Destinationsforschung (Destination Research): Ziel-
 im alpinen Tourismus. Neben einer umfassenden alpinen            ber hinaus folgende Schwerpunkte gesetzt:                     nagement, weshalb die laufende Transformation der klas-       gerichtete und praxisnahe Forschung im Destinations-
 Kompetenz ist die hochwertige und vielerorts moderne Be-         – Frühling:                                                   sischen Tourismusverbände als Marketingorganisationen         management mit den Schwerpunkten wie etwa. eine fort-
 förderungsqualität der Seilbahnen ein weltweit ausgewie-             · Sonnenskilauf                                           zu einer Destination Management Organisation (DMO)            laufende Destination Performance-Messung oder eine
 senes Alleinstellungsmerkmal des Tiroler Tourismus. Deut-            · Verstärkter Fokus auf bestehende Potentiale rund um     aktiv weitergeführt werden muss. Zudem ist das Destinati-     nachhaltige Destinationsentwicklung (Destination
 lich über 90 % der neuen Aufstiegshilfen in den vergangenen            die so genannten Brückentage im Mai/Juni                onsmanagement immer noch stärker gefordert über ein rein      Sustainability Governance).
10 Jahren waren hochwertige Ersatzinvestitionen. Auch lässt       –   Herbst:  Wanderherbst u.a. in Verbindung mit Kulinarik    touristisches Wirken für den Gast bzw. die Besucher hinaus- • Vermieterakademie    des Landes Tirol: Die professionelle
 das „Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm“ bereits seit 2005 – Vorweihnachtszeit: Advent- & Weihnachtsmärkte               zudenken. Damit gehen folgende Anforderungen einher:          Unterstützung von Tourismuseinrichtungen in ihrem Be-
 keine Neuerschließungen von Skigebieten in Tirol mehr            – Ganzjährig: MICE (Meetings, Incentives, Conventions,       • Destinationsmanagement und Lebensraum: Viele Tou-            mühen, ihre Betriebe an Qualität und Professionalität he-
 zu und auch nur dort Zusammenschlüsse, Abrundungen und               Events)                                                     rismusverbände leisten wesentliche Beiträge für die regi-   ranzuführen, gemeinsame Produkte zu entwickeln und zu
 Zubringer, wo sie sinnvoll und ökologisch verträglich sind. • Ruhe und Erholung sind zentrale Motive für einen Ur-               onale Angebotsgestaltung. Neben den Gästen nutzt auch       vermarkten, wird in hoher Qualität fortgeführt. Die Ver-
 Konkrete Lösungsansätze zur Beibehaltung der Qualitäts-          laub in den Bergen, auf die bewusst eingegangen werden          die regionale Bevölkerung derartige Infrastrukturen und     mieterakademie des Landes Tirol (in enger Kooperation
 führerschaft im alpinen Ganzjahrestourismus sind:                muss. Daher wird eine freiwillige Lautstärkenbeschrän-          Dienstleistungen. Die Tourismusverbände beteiligen sich     mit dem Verband der Tiroler Tourismusverbände – VTT)
• Skifahren bleibt auch in Zukunft die Kernleistung im            kung in der Außenbeschallung am Berg („Ruhe am Berg“)           (weiterhin) aktiv am Lebensraum-Management in der De-       steigert die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben und De-
    modernen Wintersportangebot Tirols, aber auch Winter­         als Qualitätsmerkmal verstanden.                                stination, mit dem klaren Schwerpunkt auf der Entwick-      stinationen gleichermaßen.
    aktivitäten wie Winterwandern, Langlaufen, Rodeln bis • Barrierefreie Angebote stellen ein wesentliches Element               lung des regionalen Freizeitangebotes und Maßnahmen
    hin zu Pistentourengehen müssen noch stärker in den An-       im Rahmen einer umfassenden Qualitätsführerschaft dar.          zur Lenkung der Nachhaltigkeit. Für eine effektive Auf-
    gebotsfokus rücken.                                           Hierbei geht es auch um eine Bewusstseinsbildung für            gabenerfüllung ist die Abstimmung mit den beteiligten re-
• Weiterentwicklung und stärkere Inwertsetzung eines              die Bedürfnisse aktiver Menschen mit Bewegungs-                 gionalen Institutionen (Gemeinde, Planungsverband, Regi-
   „Angebotes ohne Schnee“: Wandern bleibt auch in Zukunft        einschränkungen. Ein konkreter Ansatzpunkt liegt in             onalmanagement) anzustreben.
    die Kernleistung des Angebots, insbesondere im Sommer         der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in die         • Stellung der Geschäftsführung der Tourismusverbän-
    und Herbst. Radfahren – in seinen unterschiedlichsten         Planungs- und Bauphasen von Freizeitinfrastruktu-               de im Tiroler Tourismusgesetz: Das Aufgabengebiet der
    Facetten – wird weiterhin an Bedeutung gewinnen. Der          ren (z.B. Loipen, Wanderwege, Badeseen) genauso wie in          Geschäftsführung im Tiroler Tourismusgesetz (§ 17) soll
    boomende Klettersport bietet ebenfalls Chancen für den        der Unterstützung neuer Berufsbilder für Menschen mit           gestärkt und um finanzwirtschaftliche und rechtliche Be-
    Tiroler Tourismus. Eine stärkere Inwertsetzung von „An-       Behinderung (z.B. im Schneesport).                              fugnisse erweitert werden.
    geboten ohne Schnee“ ist für eine qualitätsvolle Weiterent-
    wicklung von grundlegender Bedeutung.

 40                                                            · www.tirol.at                                                  · www.tirol.at                                                                                                      41
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