85 2014 ORTS-ENTWICKLUNGS- KONZEPT REICHENECK - Stadt Reutlingen

 
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85     ORTS-
2014   ENTWICKLUNGS-
       KONZEPT
       REICHENECK
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ORTS-
ENTWICKLUNGS-
KONZEPT
REICHENECK
85 2014 ORTS-ENTWICKLUNGS- KONZEPT REICHENECK - Stadt Reutlingen
INHALT

INHALT   EINFÜHRUNG
          6   Ausgangssituation und Ziele
          7   Entwicklung des Ortes

         ANALYSE
         10 Flächennutzung und Infrastruktur
         12 Verkehr, Fuß- und Radwege
         15 Ortsstruktur und Ortsgestalt
         19 Grün- und Freiflächen, Landschaftsbild und Ökologie
         20 Bestehende Bauleitplanung

         MASSNAHMENVORSCHLÄGE
         24 Städtebauliches Konzept
         28 Flächenentwicklung / Bauflächenpotential
         29 Grünentwicklungskonzept / Naherholung
         32 Räumliches Konzept / Struktur und Ortsbild
         34 Verkehrskonzept

         BÜRGERBETEILIGUNG
         37 Bürgerbeteiligung

         PLANVERZEICHNIS
         18 Analyse Ortsstruktur
         21 Analyse Landschaft und Ökologie
         22 Städtebauliches Entwicklungskonzept
         31 Grünordnungskonzept
         33 Räumliches Konzept
         36 Verkehrskonzept

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ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

EINFÜHRUNG                              Reutlingen bildet mit Tübingen zusammen den Mittelbereich der
                                        Region Neckar-Alb, ca. 40 km südlich vom Oberzentrum Stuttgart.
Ausgangssituation und                   Der Ortsteil Reicheneck liegt im Nordraum von Reutlingen am nörd-
Ziele                                   lichen Rande dieses Mittelbereichs. Sowohl die Region, als auch
                                        Reicheneck sind gut an das regionale wie auch überregionale Ver-
                                        kehrsnetz angebunden. Reicheneck nimmt aufgrund seiner Lage in
                                        der Landschaft eine besondere Stellung im Verdichtungsraum ein.

                                        Reicheneck weist wie viele durch die Landwirtschaft geprägte Dör-
                                        fer eine Vielfalt von Nutzungen, unterschiedliche baulichgestal-
                                        terische Merkmale und Verflechtungen mit dem Umland und der
                                        Kernstadt Reutlingen auf, die dem Ort schließlich seine individuelle
                                        Identität verleihen.
                                        Reicheneck wird in seiner heutigen Ausprägung mit Plan und Text
                                        dargestellt. Im wesentlichen sind dies:
                                        ‡ Nutzung und Infrastruktur
                                        ‡ Verkehr
                                        ‡ Ortsstruktur und Ortsgestalt
                                        ‡ Grünflächen, Landschaft und Ökologie
                                        Der Text und die Pläne veranschaulichen wichtige Zusammenhän-
1: Reicheneck mit Blick zum Albrand
                   2: Alte Dorfstraße   ge und Qualitäten des Ortes, aber auch bestehende Mängel, teil-
       3,4: Wohnhäuser im Ortskern      weise über die besiedelte Fläche hinaus.

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ENTWICKLUNG

Historische Entwicklung des Ortes

1316         Erster urkundlicher Nachweis. Die Grafen von Rieth besaßen in Reicheneck eine Burg;
             deren Hofmeiern bewirtschafteten als Lehen ertragfähige Böden und Wald.
             Mehrere Jahrhunderte blieb Reicheneck ein Weiler aus mehreren Höfen und wandelte
             sich erst relativ spät in ein kleines Dorf.

Um 1500      In der Umgebung der Burg bildete Reicheneck aus 4 Höfen einen Weiler.

1648         Nach dem 30-jährigen Krieg reduzierte sich die Einwohnerzahl auf 23 Personen.

1831         In den vergangenen 300 Jahren erfolgte lediglich ein Zuwachs auf ca. 200 Einwohner.

1845         Erste Bauordnung mit Regelung der Abstandsflächen, Verwendung von
             Baumaterialien und Brandschutz.

1861         Bau des ehemaligen Schulhauses mit Rathausräumen.

1910         Bau der Dorfkirche.

1913         Bau eines neuen Rathauses. Das Dorf umfasst 46 Haupt- und 57 Nebengebäude.

1935         Reicheneck besteht aus 59 Haupt- und 49 Nebengebäuden.

1959-63      Erste rege Nachkriegsbautätigkeit und Wiederaufbau.

1964         Bau der „Herzog-Ulrich-Schule“ als Grundschule.

1970         Einrichtung eines Kindergartens.

1972         Schließung der Schule.

seit 1971    Nach der Eingemeindung in die Stadt Reutlingen entsteht eine weitere stürmische
             Bautätigkeit, Reicheneck entwickelt sich zu einer Wohngemeinde.
             Der landwirtschaftliche Kern und seine Baustrukturen sind jedoch noch gut erkennbar.

In den 90er Jahren Renovierung der alten Dorfstraße, Verlust des ländlichen Charakters.

                 Historische Postkarten

                                                                                                   7
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ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

Entwicklung der                 Entwicklung Reichenecks von einer kleinen Bauerngemeinde zu
Siedlungsfläche                 einer Pendlerwohngemeinde.
                                In den 20er Jahren des vorletzten Jahrhunderts beanspruchte die
Struktur Siedlungs-             besiedelte Fläche mit 1,25 ha nur 0,5 % der gesamten Gemarkungs-
flächen / Einwohner             fläche, die 226,35 ha aufweist. Während die Einwohnerzahl bis heu-
                                te um das über 8-fache angestiegen ist (8,2 fach), entwickelte sich
                                die besiedelte Fläche um das fast 20-fache (19,7 fach) und umfasst
                                heute über ein Zehntel der Gemarkungsfläche (11,1 %).

                                1820 - 1870   Nur geringes Flächenwachstum um 0,67 ha auf
                                              1,82 ha (von 0,3% auf 0,8% der Gemarkungsfläche).

                                1870 - 1918   Erster Wachstumsschub der Siedlungsfläche von
                                              1,82 ha auf 3,49 ha (1,54 % der Gemarkungsfläche).

                                1918 – 1945   Geringfügiges Wachstum der Siedlungsfläche
                   1848                       zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg um 0,44 ha
                                              auf 3,93 ha (1,7 % der Gemarkungsfläche).

                                1945 – 1955   Marginales Wachstum in den Wiederaufbaujahren
                                              zwischen 1945 und 1955 auf 3,96 ha.

                                1955 – 1965   Zwischen 1955 bis 1965 geringes Wachstum auf
                                              4,72 ha (2,1 % der Gemarkungsfläche).

                                1965 - 1995   Fast 4-faches (3,8-fach) Wachstum um 17,92 ha
                   1926
                                              auf 22,64 ha (10% der Gemarkungsfläche),
                                              zweiter Wachstumsschub vor allem seit der
                                              Eingemeindung 1971.

                                1995 – 2006   Erneut geringes Wachstum um 2,61 ha auf 25,25 ha
                                              (11,2 % der Gemarkungsfläche).

                Luftbild 1965

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ENTWICKLUNG

1654 - 1831     Nach dem 30-jährigen Krieg 1654 lebten 23                            Entwicklung der
                Einwohner in Reicheneck, 1831 bereits 226.                          Einwohnerzahlen

1831 - 1971     Zum Zeitpunkt der freiwilligen Eingemeindung in die
                Stadt Reutlingen ist Reicheneck auf 352 Einwohner
                angewachsen.

1971 - 1980     Mit der Eingemeindung setzte ein rasantes Wachs-
                tum der Bevölkerung ein.
                Mit einem Zuwachs von 364 Einwohnern auf 716
                hat sich der Ort in nur 10 Jahren mehr als verdoppelt.

1980 - 1990     Es folgt ein immer noch starkes Wachstum.
                140 neue Einwohner erhöhen die Einwohnerzahl
                auf 856 (19,55%).
                                                                         Reicheneck 1965
1990 - 2004     In den folgenden 14 Jahren ist ein nur geringes
                Wachstum der Einwohnerzahlen von 41 auf 897
                Einwohner zu verzeichnen (0,47 %).

2004 - 2009     Die demographische Entwicklung sorgt auch in
                Reicheneck für einen Bevölkerungsrückgang auf
                859 Einwohner.

Januar 2013 Anstieg der Bevölkerung auf 892 Einwohner.

Luftbild 2010

                                                                                                   9
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ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

ANALYSE                                 Reichenecks Funktion als Wohnstandort innerhalb des Verdich-
                                        tungsraums spiegelt sich in den vorwiegend im Süden und Osten
Flächennutzung und                      um den Ortskern entstandenen Wohngebieten wider. Trotz des
Infrastruktur                           sichtbaren Strukturwandels konnte der historische und gemischt
                                        genutzte Ortskern und damit die dörfliche Ortsstruktur bislang in
                                        großen Teilen bewahrt werden.

Öffentliche                             Alle öffentlichen Einrichtungen, wie Rathaus, Kirche mit Gemeinde-
Infrastruktureinrichtungen              saal, Turn- und Festhalle, Kindergarten sowie Feuerwehr konzen-
                                        trieren sich im historischen Ortskern und bilden damit den Ortsmit-
                                        telpunkt. Das 1913 erbaute und 1972 renovierte Rathaus enthält
                                        neben den Verwaltungsräumen im Dachgeschoss ein kleines Hei-
                                        matmuseum, das einen Einblick in die Lebensweise der Einwohner
                                        des historischen Ortes gibt.
                                        Die Aussiedelung eines landwirtschaftlichen Betriebes in der jün-
                                        geren Vergangenheit westlich des Rathauses erlaubte es, die-
                                        se Flächen für einen Kindergartenneubau mit Wohnnutzung und
                                        einem vorgelagerten neuen Dorfplatz zu nutzen und zu gestalten.
                                        Zwischenzeitlich wurde hier durch die Reutlinger Wohnungsbau-
                                        gesellschaft GWG ein energetisch optimiertes Wohngebäude mit
                                        integriertem Kindergarten im Erdgeschoss realisiert.
                                        Der neue Kindergarten an zentraler Stelle wurde 2010 bezogen und
                                        bietet eine räumliche und funktionale Verbesserung für Reicheneck.
                                        Den Reichenecker Kindern wird so eine optimale Betreuung in neu-
                                        en Räumen geboten.
                                        Die relativ stark und schnell befahrene Kreisstraße als Ortsdurch-
                                        gangsstraße (Seewaldstraße, K 6715) nach Mittelstadt und Sondel-
                                        fingen trennt die östlich gelegenen Wohngebiete des Ortes vom
                                        Kindergartenstandort, so dass trotz Querungshilfe im Bereich der
                                        Bushaltestellen häufig die Kinder mit dem Auto oder zu Fuß ge-
                                        bracht und abgeholt werden.
                                        Eine Geschwindigkeitsreduzierung und Querungshilfen im Bereich
                                        der Seewaldstraße/ Alte Dorfstraße erscheinen dringend erforder-
                                        lich, um eine Zweiteilung des Ortes zu vermeiden.
                                        Obwohl sich die öffentlichen Einrichtungen im historischen Ortskern
                                        konzentrieren, wurde ein „traditioneller Dorfplatz“als Treffpunkt mit
                                        Aufenthaltsfunktion bisher vermisst. An dem ursprünglichen Dorf-
                                        platz am heutigen Einmündungspunkt „Alter Burggraben“, mittler-
                                        weile versiegelt und dem Verkehr untergeordnet, erinnert lediglich
                                        noch eine Linde.
                                        Seit 2011 haben sich die Bürger von Reicheneck in bürgerschaft-
                                        lichem Engagement mit finanzieller Unterstützung der Stadt ei-
                                        nen neuen Dorfplatz direkt beim Rathaus gebaut. 1861 wur-
                          1: Rathaus    de ein Schulhaus mit Rathausräumen gebaut. 1964 folgte die
                            2: Kirche
3: Ursprünglicher Dorfplatz mit Linde   Herzog-Ulrich-Schule (Grundschule), welche 1972 geschlossen wur-
                                        de. Die Kinder besuchen seither die Schulen in Sondelfingen oder
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ANALYSE

Die ehemalige Grundschule mit Turn- und Festhalle wurde bisher als
Kindergarten mit Räumen im 1. OG genutzt, für diese jetzt frei gewor-
denen Räumlichkeiten werden Nachfolgenutzungen gesucht. Teilwei-
se werden die Räume derzeit für Vereinszwecke genutzt.
Im Ortsgebiet bestehen verteilt Spielplätze mit einer Gesamtspielflä-
che von ca. 1800 m², dies entspricht einem Versorgungsgrad von
über 100%. Dabei handelt es sich um den öffentlichen Spielplatz an
der Herzog-Ulrich-Halle, einem öffentlichen Kinderspielplatz zwischen
Waldstraße / Spessartstraße und um den zentral gelegenen Bolzplatz
in der Ortsmitte, östlich der Herzog-Ulrich-Halle.
Für Jugendliche gibt es kein adäquates Raumangebot mit Aufent-
halts- und Aktivitätsflächen. Bislang können sie zwar die Räumlich-
keiten im Ev. Gemeindehaus nutzen, jedoch ist diese Lösung nicht
zufriedenstellend.
Im Gewann Reihersteigle besteht auf einer ehemaligen Grünanlage
eine Tennisanlage ohne Vereinsräume. Gemäß eines Gutachtens war
die ehemalige Grünanlage weder als Fläche zur Kaltluftentstehung
noch als thermisch-hygrische Ausgleichsfläche klimarelevant. Des
Weiteren besteht außerorts ein Schützenhaus mit Schießsportanlage
südlich der L 378a in der Nähe der Gärtnerei.
                                                                          1. Herzog-Ulrich-Halle und
                                                                          2. Öffentlicher Spielplatz

Reichenecks Versorgung mit privaten Infrastruktureinrichtungen ist                            Private
nicht zufriedenstellend, es gibt keine Bank- und Postfiliale mehr. Der    Infrastruktureinrichtungen
kleine Lebensmittelladen mit einem eingeschränkten Angebot mit                       Nahversorgung
Toto/Lotto, Zeitungen, Bäcker- und Metzgerwaren, sowie Obst und
Gemüse wurde 2009 geschlossen. Auch dieser Standort und der
Standort eines Friseurgeschäfts im angrenzenden Haus an der stark
befahrenen Seewaldstraße, (K 6715) war und ist trotz der Querungs-
hilfe an den Bushaltestellen nicht optimal, da die Erreichbarkeit zu-
sätzlich über Stufen für ältere bzw. nicht mobile Bewohner erschwert
wurde.
Im Ortskern befindet sich ein Hofladen mit einem kleinen Angebot ei-
gener Produkte. Das alte Backhaus am Rathaus wurde 1972 renoviert
und ist noch in Betrieb und spiegelt die noch funktionierende dörfliche
Gemeinschaft wider.
Reicheneck verfügt seit ca. 200 Jahren über gastronomische Ein-
richtungen, 1960 eröffnete das „Wengertstüble“ im Neubaugebiet
am südwestlichen Rand Reichenecks in Halbhöhenlage mit reizvoller
Aussicht Richtung Albtrauf. Am südlichen Ortsrand im Neubaugebiet
besteht noch ein ehemaliger gastronomischer Betrieb, der nur noch
Quartier für Boardinggäste bietet. Der alte Ortskern selbst verfügt
derzeit über kein gastronomisches Angebot, außerhalb verfügt das
Schützenhaus über eine Gaststätte.
Eine örtliche medizinische Versorgung besteht derzeit nicht.

                                                                          Backstube am Rathaus

                                                                                                       11
85 2014 ORTS-ENTWICKLUNGS- KONZEPT REICHENECK - Stadt Reutlingen
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

Verkehrsstruktur                  Reicheneck ist über die K 6715 bzw. L 378a an das überregionale
                                  Individualverkehrsnetz angeschlossen. Diese Straßen stellen die
                                  Verbindung mit Reutlingen/Metzingen (L 378) und den benachbar-
                                  ten Ortsteilen her, über die Heidenwasenstraße nach Mittelstadt zur
                                  B 297 Richtung Tübingen und Stuttgart bzw. Pliezhausen.
                                  Der Ortsteil Reicheneck wird innerörtlich über die Seewaldstraße
                                  (K 6715) erschlossen (Ausbau 1970). Gut ausgebaute Straßen die-
                                  ser Breite verleiten häufig zu erhöhter innerörtlicher Fahrgeschwin-
                                  digkeit. Für Ältere und Kinder als Radfahrer oder Fußgänger ist dies
                                  eine latente Gefahrenquelle. Ausgehend von der Seewaldstraße
                                  wird der historische Ortskern durch die Alte Dorfstraße in Verlänge-
                                  rung über die Wengert-/Herzog-Ulrich-Straße als Ringerschließung
                                  an die Neubaugebiete angebunden. Die Wengertstraße ist mit ihrer
                                  Lage am Rand des Reichenecker Sporns nur bedingt zweispurig
                                  befahrbar, sie erlaubt keinen Begegnungsverkehr.
                                  Die Alte Dorfstraße bildet Richtung Westen die Haupterschließung
                                  des alten Ortskerns und bindet über eine untergeordnete Wege-
                                  trasse an den Landschaftsraum des Reichenbachtals an.
                                  Eine potenzielle Gefahrenquelle bildet auch der Verlauf der Straße
                                  „Am Burggraben“ an der Engstelle bzw. im platzartigen Einmün-
                                  dungsbereich der Straße in die Alte Dorfstraße. Durch Schaffung ei-
                                  ner 30km/h Zone wurde die Gefahrenquelle wesentlich entschärft.
                                  Die südlich und östlich gelegenen Wohnerschließungsstraßen er-
                                  scheinen großzügig ausgebaut und wirken aufgrund der eher ge-
             1: Seewaldstraße     ringen Verkehrsbelastung überdimensioniert – insgesamt jedoch
             2: Alte Dorfstraße
                                  noch wohnumfeldverträglich.

Öffentlicher Personen-            1938 unterhielt Reicheneck noch Busverbindungen nach Met-
Nahverkehr                        zingen und Rommelsbach. Diese bestehen heute nicht mehr. Nach
                                  Rommelsbach führt derzeit nur noch eine Schulbuslinie. Im 30 Mi-
                                  nuten- Takt führt die Buslinie 6 des ÖPNV der Stadt Reutlingen in
                                  ca. 20 -30 Minuten in die Reutlinger Stadtmitte und in knapp 10 Mi-
                                  nuten nach Mittelstadt, der Anbindungstakt ist somit relativ gut. Für
                                  die Schüler besteht seit 1973 eine Buslinie nach Sondelfingen. Ein
                                  Manko ist jedoch die fehlende direkte Busverbindung nach Rom-
                                  melsbach und im Weiteren ggf. nach Metzingen.
                                  Die Haltestellen liegen zentral an der Seewaldstraße, so dass der
                                  überwiegende Teil der Wohngebiete innerhalb von 5 Minuten, die
                                  Wohnanlagen im Bereich Ihmenfeldstraße, teilweise Waldstraße
                                  und Teile der Altortslage, in 10 Minuten zu Fuß erreichbar sind.

                                                                               Bushaltestelle Seewaldstraße

12
ANALYSE

                                                                   Richtung
                                                                   Stadtbezirk
                                                                   Mittelstadt
                                                                                      Buslinie 6 nach
                                                                                                                                                                                      Straßen- und Busnetz
                                                                                      Stadtbezirk
                                                                                      Mittelstadt

                                                                                                                                                                                              Siedlungsbereich

                                                                                                                                                                                              Überörtliche Straße

                                                                                              K6
                                                                                                71
                                                                                                  5
                                                                                                                                                                                              Hauptdurchgangsstraße
                         Richtung
                         Stadtbezirk
                         Oferdingen

                                                                                                                                                                                              Wohnerschließungsstraße
                                                                                                          Friedhof
                                                                                                          Aussegungs-
                                                                                                          halle

                                                                                                                                                                                              Sonstige Straße

                                                                                                                                                                                              Buslinie

                                                                                                                               H                                                          H
                                                                                                                               H                                                              Haltestelle Bus
                                                                                                                                           25
                                                                                                                                             0m                                        25
                                                                                                                                                                                         0m
                                                                                                                                                                                              Gehradius
                                                                                                                                                                                              - 5 Minuten / 10 m

                                                                                                                                                                                              Parkplatz

                                                                                                                                                         50
                                                                                                                                                           0m
                                                                                                                                                                                              Erhebliche Steigung
                                                                                                                                                                                              Problembereiche Verkehr
                                                                                                                                                                                              - erschwerte Wendemöglichkeit, Weiterführung

                                                                                                                                       K 67
                                                                                                                                                                                                der Straße, Übergang als Feldweg /Radweg

                                                                                                                                           15

                                                                                                                                                                          Richtung
                                                                                                                                                                          Metzingen

                                                                                                                                                                  78a
                                                                                                                                                                L3
Richtung
Stadtbezirk
Rommelsbach
                                                                                                                                        Tennisplatz

                                                                                                                            L 378a
                                                                             L 378a

                                                      K 6720

                                                                                             Buslinie 6 nach
                                                                                             Reutlingen

                                                                          Richtung
                                                                          Stadtbezirk
                                                                          Sondelfingen

                                                                   Richtung
                                                                   Stadtbezirk
                                                                   Mittelstadt                                                                                                        Fußwegverbindungen
                                                                                                                                                                                      und Radwege

                                                                                                                                                                                              Siedlungsbereich

                                                                                                                                                                                              Überörtliche Straße
                         Richtung
                         Stadtbezirk
                         Oferdingen
                               Radweg nach
                               Oferdingen                                                                                                                                                     Hauptdurchgangsstraße
              Wanderweg nach
              Oferdingen
                                                                                                        Friedhof
                                                                                                        Aussegungs-
                                                                                                        halle
                                                                                                                                                                                              Wohnerschließungsstraße

                                                                                                                        ?
                                                                                                                                                                                              Sonstige Straße
                                                                                                 Kirche
                                                               ?                                      300
                                                                                                                              H
                                                                                    Rathaus               m
                                                                                                                              H
                                                                                                                                                                                              Hauptfußwegverbindung
                                                                                Kinder-                                                   25
                                                                                garten                                                      0m
                                                                              Turnhalle
                                                                                                                                                                                              Fußgänger-Übergang
                                                                                                                                      ?
                                                                                                                                                                                              gesichert
                                                                              m
                                                                          500

                                                                                                                                                                                              Fußgänger-Übergang
                                                                                                                                                                                              ungesichert
                                                                                                                                                         50
                                                                                                                                                           0m

                                                                                                                                                                                              begleitender Radweg neben der Straße
                                                                                                                                                K 67
                                                                                                                                                    15

                                                                                                                                                                                              Radweg auf öffentlicher Straße

                                                                                                                                                                                              Fußläufige Anbindung
                                                                                                                                                                                              in die Landschaft
                                                                                                                                                                         Richtung
                                                                                                                                                                         Metzingen
                                                                                                                                                                        Radweg nach
                                                                                                                                                                  78a   Metzingen
                                                                                                                                                                                              Wanderweg
                                                                                                                                                                L3
Richtung
Stadtbezirk
                                                                                                                                                                                              Problembereiche für
Rommelsbach
        Radweg nach
        Rommelsbach
                                                                                                                                       Tennisplatz                                       ?    Fußgänger und Radfahrer

                                                                                                                                     L 378a                                                   Ziel- und Quellbereich Fußgänger

                                                                                                                                                                                          H
                                                                                                                                                                                              Haltestelle Bus
                                                                                                                                                                                       25
                                                                                                                                                                                         0m
                                                                                                                                                                                              Gehradius
                                                                           L 378a

                                                                                                                                                                                              - 5 Minuten / 10 m
                                             K 6720
                                                                                              Radweg nach
                                                                                              Sondelfingen

                                                                         Richtung
                                                                         Stadtbezirk
                                                                         Sondelfingen

                                                                                                                                                                                                                                     13
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

Fußwegeverbindungen                 Ziel- und Quellorte der Fußgänger sind neben den Wohnhäusern
und Radwege                         vor allem infrastrukturelle Einrichtungen wie Rathaus / Backhaus /
                                    Heimatmuseum, die Herzog-Ulrich-Halle mit Turn-/Versammlungs-
                                    halle, Kindergarten und die Kirche mit Kirchengemeindesaal. Die
                                    wenigen vorhandenen separaten quer verbindenden Fußwege sind
                                    teilweise mäßig ausgeprägt bzw. unzureichend ausgebaut oder
                                    verknüpft.
                                    Für den fließenden Verkehr erweisen sich manche Einmündungen
                                    als unübersichtlich, wie z. B. an der Engstelle der Straße „Am Burg-
                                    graben“ und am Einmündungsbereich in die „Alte Dorfstraße“. Am
                                    Kreuzungsbereich Seewald- / Waldstraße bzw. Alte Dorfstraße, dem
                                    ausgebauten Kreuzungsbereich Ihmenfeldstraße / Am Rosenbach
                                    und der Seewaldstraße besteht Gefahr aufgrund fehlender gesi-
                                    cherter Überquerungshilfen für die Fußgänger. Siedlungsbereiche
                                    und Sportanlagen sind auf bestehenden Radwegen erreichbar,
                                    Fußwege in die Landschaft hinaus sind teilweise vorhanden und
                                    werden auf landwirtschaftlichen Wegen fortgeführt.
                                    Das Radwegenetz ist verhältnismäßig gut. Ein straßenbegleitender
                                    getrennt geführter Radweg bindet Sondelfingen und Metzingen an.
                                    Innerhalb des Ortskerns sind keine getrennt geführten Radwege
                                    vorhanden. Parallel zum Ortskern ist außerhalb im Streuobstgürtel
                                    ein Wanderweg Richtung Oferdingen bzw. in die östlichen Waldge-
                                    biete ausgewiesen. Die ausgebauten Feldwege dienen ebenfalls
            Fußweg zur Ortsmitte    als Spazierwege, es fehlt jedoch teilweise eine Verknüpfung zum
                                    bestehenden Fußwegenetz in der umgebenden Landschaft. Eine
                                    Anbindung des Radweges nach Rommelsbach ist noch nicht ver-
                                    wirklicht.

        1,2: Fußwegverbindungen                                                               Spazierweg
                        3: Radweg
 4: Kinder spielen im Straßenraum

14
ANALYSE

Die besondere Lage des historischen Ortskerns Reichenecks wird                   Ortsstruktur und
durch einen steil abfallenden Landschaftssporn oberhalb des Rei-                     Ortsgestalt /
chenbachtals im Westen geprägt, sehr gut erkennbar aus Richtung                 Gebäudetypologie
Oferdingen. Der übrige Siedlungsrand ist von außen unterschied-
lich wahrnehmbar. Der östliche Teil wird im Süden und Osten von
einem Grüngürtel eingerahmt. Im Norden stoßen die Siedlungsflä-
chen an die sanft abfallenden Wiesen bzw. landwirtschaftlich ge-
nutzten Flächen
Ausgehend vom historischen Kern auf dem landschaftlichen Hö-
henrücken (Sporn) entwickelte sich der Ort in der Moderne zunächst
in Richtung Süden, später mehr auf die fast ebene östliche Gemar-
kungsfläche. Der ursprüngliche Ortskern mit erhaltenen Hofanla-
gen in 2-3 geschossiger schwäbisch landwirtschaftlich geprägter
Bauweise ist noch immer gut ablesbar. Das Rathaus und die kleine
seltene Fachwerkkirche mit angrenzendem Kirchengemeindehaus
bilden den Ortsmittelpunkt.
Obwohl Reicheneck einen deutlichen Strukturwandel erfahren hat,
ist die „klassische“ Mischnutzung von Wohnen im Dorf und Land-
wirtschaft und einzelnen Gewerbetreibenden noch erlebbar. Da
sich der letzte Besiedelungsschub hauptsächlich in den Randbe-
reichen auf unbebauter Fläche konzentrierte, blieb der historische
Ortsgrundriss des ehemaligen Weilers und späteren Bauerndorfes,
erhalten. Innerhalb der gewachsenen Ortsstruktur bestehen auf-
grund der unterschiedlichen Nutzungen teilweise konflikthaltige
Konstellationen, die jedoch dorftypisch sind.
Der Ausbau des Verkehrsnetzes in den 70ern und die den dörf-
lichen Maßstab sprengenden Bauten bzw. Gebäudeteile mit Ge-
staltungsmängeln an Fassaden und Verwendung dorfuntypischer
Materialien und Architektur im Ortskern führten teilweise zum Ver-
lust der dörflichen Identität. Gestaltungsmängel durch industrielle
Materialien, wie beispielsweise Eternitverkleidungen oder Fliesen
im Sockelbereich, betreffen neben privaten auch öffentliche Fassa-
den und Freibereiche.
Die öffentlichen Einrichtungen bilden mit Ihrer Lage und Funkti-
on die heutige Ortsmitte. Ein funktionaler Dorfplatz, der die Orts-
mitte auch in räumlich gestalterischer Hinsicht unterstützt, wurde
errichtet.

Luftbild 1996                                                         1: Reicheneck mit Blick zur Achalm
                                                                      2,3,4: Gebäude in der Ortsmitte

                                                                                                      15
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

                                         Die Gestalt, Lage und Art der Bebauung der Neubaugebiete sind
                                         in Reicheneck nach ihrer jeweiligen Entstehungszeit auch für den
                                         Laien ablesbar. Auch hier sind im Dorf teilweise unangemessene
                                         Gebäude, Materialien und Fassaden vorzufinden. Häufigster Ge-
                                         bäudetyp ist neben den älteren, meist 2-geschossigen Bauern-
                                         haustypen mit steilem Satteldach, das 1-2 geschossige moderne
                                         Einfamilienhaus mit Satteldach, daneben eher selten Reihen- und
                                         Doppelhäuser im östlichen Ortsteil und einige blockartige Mehr-
                                         familienhäusern an der Seewaldstraße. 1975 errichtete die GWG
                                         Reutlingen an der Eifelstraße fünf dieser Geschosswohnungs-
                                         bauten für Eigentums- und Mietwohnungen, von denen besonders
                                         die viergeschossigen Typen dorfunverträglich in Erscheinung treten,
                                         lediglich die üppige Eingrünung mildert die optische Wirkung. Hier
                                         könnten ergänzende Baukörper einen maßstäblichen Übergang zu
                                         der kleinteiligeren dörflichen Baustruktur bewirken, entsprechende
                                         Flächen sind vorhanden.
                                         So wie sich der Ort mit seiner „Charakteristischen Ortsgestalt“ und
                                         der einmaligen Lage mit beeindruckender landschaftlicher Einbin-
                                         dung in der Außenwirkung präsentiert, so wirkt die Landschaft an-
                                         dererseits in den Ort hinein: Einzigartig sind die Blickbeziehungen,
                                         die sich von zahlreichen Standorten in die freie Landschaft hinaus
                                         ergeben. Durch die harmonische landschaftliche Einbindung des
                                         Ortes als Abfolge von Bebauung, privaten Gärten, über Obstwie-
                                         sen in die freie Landschaft hat Reicheneck bis heute in weiten Tei-
                                         len seine ursprüngliche Ausprägung bewahrt.
                                         Besonders die Ortseingänge sind für ein Dorf sehr wichtig, da sie
                                         für den Individualverkehr auf übergeordneten Straßen Signalcha-
                                         rakter haben, die den Übergang von der freien Landschaft in den
                                         Ort markieren. Vorrangig bedürfen der südliche und der nördliche
                                         Ortseingang, nachrangig der Ortseingang an der Waldstraße einer
                                         funktionalen und gestalterischen Aufwertung.
1,2: Einfamilienhäuser im Neubaugebiet
                3: Geschosswohnungen

                                                                                      Reicheneck mit Blick zur Alb

  16
ANALYSE

Bisher wurden in Reicheneck keine Gewerbegebiete ausgewiesen,                                  Gewerbe
sodass auch keine größeren Gewerbebetriebe angesiedelt
sind. Beim inneren Dorfbereich handelt es sich faktisch um
ein Dorfmischgebiet, in dem landwirtschaftliche Betriebe und
Hand-werksbetriebe zulässig sind. Neben den genannten
Gastwirtschaften und einigen freiberuflich Tätigen existiert lediglich
im Außenbereich, südlich vorgelagert, ein Gärtnereibetrieb der
Religionsgemeinschaft EBK („Blumenmönche“).

In Zusammenhang mit der Stromversorgung des Raumes Met-                       Energieversorgung /
zingen-Reutlingen-Tübingen wurde eine neue 380-kV-Leitung ge-                Hochspannungstrasse
baut, die Reicheneck im Außenbereich tangiert. Im Gegenzug wur-
de eine bestehende ortsnahe 110 kV-Leitung abgebaut. Im Zusam-
menhang mit dem Raumordnungsverfahren hat die Stadt Reutlin-
gen einen alternativen Vorschlag zur Trassenführung mit den Rei-
chenecker Bürgen und dem Leitungsträger abgestimmt, da sowohl
Belange des Landschafts- und Umweltschutzes als auch örtliche
Ackerflächen betroffen sind, die Potenzial für künftige Wohn- und
Naherholungsgebiete darstellen.
                                                                         Hochspannungstrasse

Reicheneck galt jahrhundertelang als „Selbstversorgergemeinde“,                        Landwirtschaft
ca. 90% der Gemarkungsfläche dienten dem Ackerbau, der Rind-
vieh- und Schweinehaltung und dem Obstbau. Zwischen 1300 und
1850 wurde auch Weinbau betrieben. Derzeit gibt es auf der Ge-
markung noch drei Vollerwerbslandwirte und einen Nebenerwerbs-
landwirt. Die ehemalige landwirtschaftliche Hofstelle am Rathaus
wurde aufgegeben und der Betrieb ausgesiedelt. Dieser gründe-
te im nördlichen Außenbereich einen Reiterhof mit diversen Stal-
lungen. Die beiden anderen Betriebe betreiben Schweinezucht und
eine Schafhalterei.

Reiterhof                                                                Schweinezuchtbetrieb und Reiterhof

                                                                                                        17
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

                                                                        Friedhof

                                            Kirche
                                  Rathaus

                                            Gemeindehaus

                                                Sport- und Spielplatz

                                                                                                  K 671
                                                                                                       5

                                                                                                                   Analyse Ortsstruktur

     Erschließung                                                                  Innerörtliche Grünzone

     Verdichtete                                                                   fehlende Verbindung
     Bebauung              Einzelhäuser                                            mit der Landschaft

     Doppelhäuser          Reihenhäuser                                            Versiegelte Flächen / Verkehr

     Mehrfamilien-
     häuser                                                                        Blickbeziehung in den Ort

     Ortsbildprägende Raumkante                                                    Blickbeziehung / Fernwirkung

                                                                                   Verbessung Ortseingang /
     Geschlossene Raumkante                                                        fehlender Ortsrandabschluss

     Raumprägende Bäume

18
ANALYSE

Die Lage des Ortskerns mit seiner ausgeprägten Topographie auf          Grün- und Freiflächen,
dem Landschaftssporn verdeutlicht die „Insellage“ Reichenecks.           Landschaftsbild und
Das Dorf bewahrte aufgrund seiner Eigenständigkeit seine Identi-                     Ökologie
tät trotz des Strukturwandels vom bäuerlichen Weiler zur Wohnge-
meinde.
Die Streuobstwiesen in der Hanglage rund um den Sporn, die den
Ort allseitig umfließenden Bachläufe, die Feldflur und die Grünflä-
chen mit ihren Wegenetzen stellen neben ihrem reinen Nutzwert und
den ökologischen Funktionen ein vielfältiges Angebot mit hohem
Naherholungswert dar. Am Aussichtspunkt Richtung Mittelstadt bil-
den zwei weithin sichtbare großkronige Kastanienbäume den höch-
sten Punkt der Gemarkung.
Große private Gärten, Obstwiesen und größere zusammenhängende
innere Grünbereiche, wie z. B. die Freifläche um die Herzog-Ulrich-
Halle mit Festplatz, sorgen für eine großzügige Durchgrünung in der
Ortsmitte. Der vorgelagerte geschlossene Obstbaumgürtel bildet
im Südwesten zudem einen erlebbaren halbkreisförmigen grünen
Ortsrand. Lediglich östlich der Seewaldstraße und am Bachlauf des
Rosenbächles fehlt ein derartiger Obstbaumgürtel, hier grenzen die
privaten Gärten fast unmittelbar an die offene Feldflur an.
In dieser Untersuchung werden Qualitäten und örtliche Besonder-
heiten des Naturhaushaltes erkennbar. Aufgezeigt werden z. B. un-
verträgliche Nutzungen, die die Funktionsfähigkeit der Naturgüter
einschränken können. Dies muss ermittelt werden, da der Naturhaus-
halt aus komplexen Wechselwirkungen zwischen Boden, Grund- und
Oberflächenwasser, Arten mit deren Lebensräumen und dem Klima
gebildet wird. Alle planerischen Überlegungen zur Ortsentwicklung
müssen auch in Reicheneck die vorhandenen ökologischen Gege-
benheiten berücksichtigen.
Reicheneck liegt auf einem Teil der Echaz-Erms-Platte, die hier lokal
vom Rosenbächle im Süden, vom Reichenbach im Westen und vom
Weiherbächle im Norden begrenzt wird. Der Ortskern liegt auf der
Nordwestecke dieses nach Westen steil abfallenden Geländesporns.
Die umgebenden Freiflächen bilden überwiegend Acker- und Grün-
land mit intensiver Agrarnutzung. Reicheneck liegt am Rand des re-
gionalen Grünzugs „Mittelstadt - Sondelfingen“. Ein zusammenhän-
gendes Landschaftsschutzgebiet nach § 22 NatSchG innerhalb der
Gemarkungsfläche ist geplant.
Die Ortsränder sind weitgehend intakt, es bestehen bislang keine
wesentlichen Beeinträchtigungen der Landschaft durch bauliche
Maßnahmen.

                                                                        1: Landschaftsprägende Kastanienbäume
                                                                        2: Rosenbächle
                                                                        3: Innerörtliche Obstbaumwiese
                                                                        4: Agrarnutzung

                                                                                                     19
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

Naturhaushalt                        Die waldarmen ebenen Flächen der Reichenecker Feldflur, ins-
                                     besondere die Lößlandflächen im Norden, Osten und Südosten,
                                     werden intensiv ackerbaulich genutzt. Streuobstwiesen finden sich
                                     hangseitig rund um den Sporn des westlichen Ortsrandes. Die den
                                     Siedlungskörper umgebenden Flächen enthalten im Flächennut-
                                     zungsplan Flächenausweisungen für den Arten- und Biotopschutz,
                                     sie dienen dem Schutz, der Pflege und Entwicklung von Boden, Na-
                                     tur und Landschaft.
                Streuobstwiese
Klima und ökologische                Am nordöstlichen Rand des Gemarkungsgebietes wurde ein FFH-
Ausgleichsfunktion                   Schutzgebiet zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume für wild-
                                     lebende Tiere und Pflanzen festgelegt.
                                     Im Verlauf des unbelasteten Rosen-, Weiherbachs, dem Reichen-
                                     bach und Seebach besteht ein Biotopverbund mit 32 Biotopen.
                                     Südöstlich der L 378a ist auf der Reichenecker Gemarkung ein Teil
                                     eines flächenhaften Naturdenkmals nach § 24 NatSchG. ausgewie-
                                     sen.
                                     Maßgeblich für das gute ausgewogene Lokalklima sind die kleinkli-
                                     matisch wirksamen Flächen für die oberflächennahe Kaltluftentste-
                                     hung und der Transport in die Talauen. Ein zusammenhängendes
                                     ausgewiesenes Kaltluftentstehungsgebiet befindet sich südlich
                                     von Reicheneck und oberhalb des nördlichen Ortsrandes Richtung
                                     Mittelstadt. Als Kaltluftbahnen dienen die Bachtäler der Gewässer-
                                     läufe (Klingen). Räumliche Beeinträchtigungen liegen hier nicht vor.
                                     Auf die Be- und Entlüftung des höher gelegenen Ortskerns nehmen
                                     sie indirekten Einfluss.
                   Artenschutz

Bestehende
Bauleitplanung

                   Auszug aus dem
          Flächennutzungsplan 1998
                                     Die Darstellung der bebauten und überplanten Flächen im Flä-
                                     chennutzungsplan vermittelt einen Überblick über die bisherige
                                     Siedlungsflächenentwicklung. Die planungsrechtliche Sicherung
                                     übernehmen rechtsverbindliche Bebauungspläne. In den Zeiträu-
                                     men zwischen 1970 und 1990 wurden etwa 16 ha Siedlungsfläche
                                     ausgewiesen, knapp das 4-fache der 1970 überbauten Fläche der
                                     Altortslage. Hierbei umfasst der Bebauungsplan „Südlich Waldstra-
                                     ße“ 7,51 ha, „Hofstattäcker“ 4,99 ha, „Hofstattäcker-Weingartenä-
                                     cker“ 3,06 ha und die Arrondierungsflächen seit 1990 ca. 2,22 ha.
                                     Der Flächennutzungsplan (Stand 1998) sieht derzeit eine kleine
                                     Abrundungsfläche mit ca. 0,69 ha im nordöstlichen Bereich der Al-
                                     tortslage vor, die allerdings bereits weitgehend ausgeschöpft ist.

20
ANALYSE

    G

                                                                                           Winterlinde
                                                                                           2 Kastanien

                                                                                                                                                                                      B   Weihe
                                                                                                                                                                                               rbäc
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                 V
                                                                                                                                                                                                                       L

                                                                                                                 K6
                                                                 O

                                                                                                                   71
                                                                                                                     5
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                                                  en

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                                                                               ich
                                                                                  en
                                                                                    ba

                                                                                                                     hle
                                                                                      ch

                                                                                                                   äc
                                                                                                                 nb
                                                                                                               se
                                                                                                             Ro

                                                                                                                                         K 67
                                                                                           V                                                 15

                                                           B

                                                                                                                                                                                78a
                                                                                                                                                                              L3

                                                                                                             V
                                                                                                                                                                              S
                                      L                                ch
                                                                                                                                L 378a

                                                                    nba                                                                           Seebac
                                                                                                                                                        h
                                                               Diete

                                                                                                                                     G
                         Dietenbach
                                                                                                                                                                     G
                                                                            K 6720                                                                                                           Fledermausbaum
             h
           ac
         nb

                                                                                                                                                                                                                                    G
       te
    Die

                                                                                                                                                                                                              Fledermausbaum

                                                                                                                           G                                                                 Fledermausbaum

                                                                                                                                                            E
                                                                                                                                                                  Analyse Landschaft und Ökologie
         Gemarkungsgrenze
         226,35 ha                                                                                                             Regionaler Grünzug
                                                                                                                               (Regionalplan Neckar-Alb, 1995)
         Siedlungsbereich                                                                                                      FFH-Schutzgebiet
                                                                                                                               (FFH-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebens-
                                                                                                                               räume sowie wildlebender Tiere und Pflanzen)
         Wald                                                                                                                  Umgrenzung von Flächen zum Schutz, zur Pflege
                                                                                                                               und Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft
         offenes Gewässer                                                                                                      (§ 5 Abs. 2 Nr. 10 BauGB)
                                                                                                                                                                                      Nachpflanzung und Verdichtung
         verdolter Bachabschnitt                                                                                                                                                      lückenhafter Streuobstbestände
                                                                                                                               Entwicklung                                            - Neuanlage von Streuobswiesen
L        Landschaftsschutzgebiet § 22 NatSchG                                                                                                                                         Entwicklung naturnaher Fließge-
         - geplantes Schutzgebiet                                                                                                                                                     wässerabschnitte einschließlich
                                                                                                                               Schutz / Pflege                                        derer Randstreifen
         Naturdenkmal, flächenhaft § 24 NatSchG
                                                                                                                               Beseitigung standort-                                  Umwandlung von
         (Einzelbildungen und Bäume sind nicht dargestellt)                                                                    fremder Gehölzarten                                    Äcker in Grünland

         Bereich mit hoher bis sehr hoher Bedeutung                                                                            Pflanzung weg- / straßenbegleitender
         - besonders prägend für das Landschaftsbild                                                                           standortgerechter Gehölze (HPNV)

                                                                                                                    Klimatisches Regenerationspotenzial
         Einzelbildung der Natur                                                                                    (Luft / Klima)

         Flächen mit besonderer Bedeutung für den Arten-
         und Biotopschutz ( Kaule-Stufen 7, 8 und 9)                                                                           Kaltluftabflussbahn

         Einzelbiotope
         24 a Biotope                                                                                                          Flächen für Kaltluftentstehung

                                                                                                                                                                                                                                    21
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

22
MASSNAHMENVORSCHLÄGE

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Stand 18.11.2011

                                23
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

MASSNAHMEN-                         Die Planungsvorschläge für die zukünftige Entwicklung Rei-
VORSCHLÄGE                          chenecks basieren auf den Ergebnissen der städtebaulichen Ana-
                                    lyse und dem Abstimmungsprozess mit den Bürgern und den Gre-
                                    mien.

Städtebauliches                     Das vorgeschlagene Entwicklungskonzept zeigt die wesentlichen
Konzept                             raumbezogenen Aussagen als städtebauliches Gesamtkonzept.
                                    Vorrangiges Aufgabenfeld ist hierbei die innere Ortslage. Mit er-
                                    haltenden und ergänzenden planerischen Maßnahmen wird die
                                    Stärkung des Ortskerns als lebendiger Wohnort mit eigenständiger
                                    Identität unterstützt. Die Voraussetzungen sind für Reicheneck sehr
                                    gut, da die dörfliche Struktur des ehemaligen bäuerlichen Weilers
                                    erhalten geblieben ist. Daneben bildet die Sicherung, Pflege und
                                    die behutsame Entwicklung der herausragenden landschaftlichen
                                    und naturräumlichen Gegebenheiten einen weiteren Schwerpunkt
                                    des städtebaulichen Konzeptes
                  Alte Dorfstraße

Aufenthaltsqualität                 Die Schaffung des zentralen Dorfplatzes als Treffpunkt, Festplatz
und Treffpunkt in der               und Ort des Verweilens mit Spielmöglichkeit für Kinder, trägt erheb-
Ortsmitte / Dorfplatz               lich zur Attraktivität und Belebung der Ortsmitte bei. Hierbei wurde
                                    die Gestaltung auf vielfältige Nutzungsansprüche für unterschied-
                                    liche Personengruppen ausgelegt. Enthalten sind gut gestaltete
                                    und nutzbare Platzelemente angrenzend an einen verkehrsberu-
                                    higten Straßenabschnitt der Alten Dorfstraße. Entstanden ist eine
                                    ebene, gut nutzbare Platzfläche mit Brunnen, Bänken, Beleuchtung
                                    und Grünflächen mit Schatten spendenden Bäumen. Eine Nutzung
                                    als Festplatz mit ergänzenden öffentlichen Funktionen im nahen
                                    Rathaus funktioniert durch gemeinsame Aktivitäten der Bürge-
                                    rinnen und Bürger. Die neue „Visitenkarte“ Reichenecks verbindet
                                    den nördlichen und südlichen Ortsbereich und bietet damit Raum
                                    für ein vielgestaltiges bürgerschaftliches Miteinander.

     Neue Ortsmitte mit Dorfplatz   Planung Dorfplatz

24
MASSNAHMENVORSCHLÄGE

Ein wichtiges Ziel zur Stärkung des Ortskerns ist die Entwicklung,            Wohnen im Ortskern
der Erhalt und die Sicherung der Gebäude im Ortskern für Wohn-
zwecke. Dazu gehören Umnutzungen und Sanierungsmaßnahmen
zur Schaffung zeitgemäßer Wohnungen und Wohnformen. „Woh-
nen im Ortskern“ wird mit der Erschließung von Flächenpotenzialen
und der Schließung von Baulücken gegenüber Neuausweisungen
von Bauflächen vorrangiges Aufgabenfeld in Reicheneck sein.
Die vorhandenen innerörtlichen Flächenpotenziale liegen weitge-
hend in privater Hand. Soweit möglich werden durch Vermittlung
positiver Beispiele und einer fachlichen Erstberatung durch die
Stadtverwaltung Anstöße zur Realisierung hochwertiger dorfge-
rechter Gebäude gegeben.
                                                                       Wohnen im Ortskern

Ein zunehmend drängendes Thema für Reicheneck ist auch der                         Wohnen im Alter
demografische Wandel. Der Anteil älterer Bewohner über 60 Jah-
ren liegt in Reicheneck derzeit bei ca. 24%. Im Jahre 2020 wird lt.
Bevölkerungsprognose fast jeder dritte Einwohner über 60 Jahre
alt sein (27,8%), dementsprechend müssen neue Wohnformen ge-
funden werden. Oft entstehen große Belastungen durch zu großen
Wohnraum, der von Älteren oft nicht mehr bewältigt werden kann.
Kleinere Wohneinheiten mit Hilfeleistungen und Pflege könnten ein
eigenständiges Leben in der Dorfgemeinschaft im Alter ermögli-
chen.
Gefragt sind hier nachbarschaftliche Wohnmodelle für pflegende
Angehörige oder ambulante professionelle Betreuer. Dies könnten
dienstleistungsbezogene Wohnformen („Service-Wohnen“), die
beispielsweise Hausreinigung, Grünflächenpflege, technische bzw.       Älterer Bewohner
handwerkliche Hilfen und weitere Dienstleistungen anbieten, erfül-
len. Zur Einschätzung des tatsächlichen mittel- bzw. langfristigen
Bedarfs für Reicheneck wären weitergehende Untersuchungen des
Bedarfs der örtlichen Wohnbevölkerung erforderlich.
Als einen ersten Schritt in diese Richtung könnten, in Zusammen-
hang mit ergänzendem Wohnungsbau im Ortskern, barrierefreie
Wohnungen mit direkter fußläufiger Anbindung zum zentralen öf-
fentlichen Raum entstehen.
Auch eine ambulante temporäre medizinische Vorortversorgung
könnte eine Qualitätsverbesserung für die älteren Dorfbewohner
darstellen.

Da die Nahversorgung einen wesentlichen Beitrag zur Wohnqualität                    Nahversorgung
insbesondere für Ältere in einer Gemeinde leistet, sollten auch hier
Versorgungsmodelle getestet werden, die eine Nahversorgung mit
den wichtigsten Dingen des täglichen Lebens wieder ermöglichen.
Günstig wäre es hier die Potenziale der dörflichen Gemeinschaft
zu nutzen, die hier mehr zu leisten vermag als die anonyme Groß-
stadtgesellschaft.

                                                                                               25
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

Alternative Angebote              Bestehende Ansätze für Hofläden in landwirtschaftlichen Anwesen
                                  könnten ausgeweitet, attraktiver gestaltet und mit einem breiteren
                                  Angebot versehen werden. Zu prüfen ist auch, ob ein genossen-
                                  schaftlich organisierter Nachbarschaftsladen tragfähig wäre. Die
                                  erforderliche gute örtliche Zusammengehörigkeit ist gegeben,
                                  wie das gemeinschaftlich betriebene Backhaus zeigt. Der zuneh-
                                  menden „slow food-Bewegung“ ist zu entnehmen, dass das Be-
                                  wusstsein und die Nachfrage nach natürlichen und regionalen Pro-
                                  dukten in der Gesellschaft vorhanden ist. Ein entsprechendes An-
                                  gebot könnte die Nachfrage nach heimischen und naturbelassenen
                                  Produkten auslösen und zusätzlich weitere Kunden anziehen.
                                  Das Thema Schaffung von Arbeitsplätzen hat aus gesamtstäd-
                                  tischer Sicht hohe Priorität, die Ausweisung von größeren Gewer-
                                  beflächen ist für Reicheneck auf Grund der strukturellen ländlichen
                                  Gegebenheiten jedoch kein ortsbezogener Lösungsansatz. Das
                                  Thema „Gewerbe“ in Reicheneck darf jedoch in der Ortsentwick-
                                  lung nicht vollständig ausgeklammert werden.
                                  Im Rahmen des Ortsentwicklungskonzeptes wurde festgestellt,
                                  dass es im Bereich der selbstständig Berufstätigen bis zu 60 Einzel-
                                  unternehmungen in Reicheneck gibt. Hier zeigt sich für Reicheneck
                                  ein enormes Potential, aber auch eine Problematik durch die in
                                  Reicheneck vorhandenen verbindlichen Bebauungspläne aus den
                                  60er und 70er Jahren, die überwiegend „reine Wohngebiete“ aus-
                                  weisen. Dies führt oft zu unklaren Rechtslagen und auch zu Kon-
           1.Direktvermarktung    flikten, da Betriebe je nach Sachlage teilweise unzulässig sind.
                    2. Hofladen
                                  Zukünftig ist es daher notwendig, dieses Gewerbepotential (z. B.
                                  Internetdienstleistung) für Reicheneck weiter zu erschließen und die
                                  nach heutigen Bedürfnissen nicht mehr passenden Bebauungsplä-
                                  ne in „Allgemeine Wohngebiete“ zu überführen, in denen dann sol-
                                  che Kleinbetriebe (Dienstleister) allgemein zulässig sind.

Schulversorgung                   Seit der Schließung der Grundschule pendeln die Schulkinder nach
                                  Sondelfingen und Mittelstadt. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder
                                  wird nach den prognostischen Angaben des Landes Baden-Württ-
                                  emberg in den nächsten 15 Jahren insgesamt leicht zurück gehen.
                                  Somit wird sich auch mit der Entwicklung weiterer Siedlungsflächen
                                  in Reicheneck keine Veränderung der Situation ergeben.

                                                                            Raum für Kinder in Reicheneck

26
MASSNAHMENVORSCHLÄGE

Die Versorgung mit Kindergartenpätzen ist auch für die Zukunft ab-     Kindergartenversorgung
gedeckt, insgesamt 42 Kinder erfüllen die Voraussetzungen für ei-
nen Kindergartenplatz, die Betriebserlaubnis ist damit auch für die
kommenden Jahre gesichert. Der Kindergarten, der bisher in der
ehemaligen Schule in der Herzog-Ulrich-Halle untergebracht war,
wurde in das Erdgeschoss des Neubaus in der Ortsmitte verlegt.
Die neuen Räumlichkeiten führten gleichzeitig zu einer Vergröße-
rung des bisherigen Aussenspielbereichs. Sowohl der alte als auch
der neue Kindergartenstandort liegen innerhalb des günstigen
Gehradius von ca. 10 Minuten.
Die Kindergartenkinder der östlich gelegenen Siedlungsbereiche
sind jedoch gezwungen, die vielbefahrene Seewaldstraße / K 6175
an der Fußgängerampel bei den Bushaltestellen zu überqueren.          Kindergarten im Neubau Ortsmitte
Durch Rückbaumaßnahmen in der Seewaldstraße und einer zu-
sätzlichen Querungshilfe an der Kreuzung Seewald-/Waldstraße/
Alte Dorfstraße könnte hier das Gefahrenpotenzial reduziert und
den Fußgängern mehr Priorität eingeräumt werden.

Für Versammlungen der Bürger steht in Reicheneck die Herzog-                         Einrichtungen
Ulrich-Halle als Fest- und Mehrzweckhalle zur Verfügung. Ergän-                      für die Bürger
zend verfügt der Ortskern über eine evangelische Kirche mit einer
kirchlichen Einrichtung und einem Gemeindesaal. Zur Belebung
des Ortskerns sind im Zusammenhang mit der Errichtung des neu-
en Dorfplatzes weitere Nutzungsangebote für die Bürger denkbar:
‡ Räumlichkeiten für örtliche Vereine.
‡ Vorstellbar ist eine gastronomische Einrichtung (kleine Weinstu-
   be und / oder Cafe) mit Orientierung zum Dorfplatz und einem
   Angebot mit heimischen Produkten.
‡ Einrichtung eines genossenschaftlichen Nahversorgerladens
   für überwiegend heimische Produkte.
‡ Einrichtung eines „Bürgertreffs“ zum Austausch für alle Alters-    Evangelische Kirche mit
   gruppen.                                                           Gemeindehaus und Waaghäusle

‡ Räumlichkeiten zur Vermietung für Festlichkeiten in räumlicher
   Zuordnung zu der gastronomischen Einrichtung.
‡ Denkbar ist auch die Einrichtung einer temporären Sozialstation
   als Anlaufstelle für pflegende Angehörige und zum Austausch
   für alle Altersgruppen.
‡ Die angrenzenden Freibereiche mit den südlich gelegenen
   Spielflächen und dem Dorfplatz im Norden können optimal in
   die Nutzung einbezogen werden.

Was die nicht in Vereinen engagierten Jugendlichen anbelangt, so                      Einrichtungen
gibt es keinen geeigneten Veranstaltungsraum. Möglicherweise                         für die Jugend
kann im Bereich des neuen Dorfplatzes in einem älteren Gebäude
für den Bedarf der Jugend ein adäquates Raumangebot geschaf-
fen werden.

                                                                                                     27
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

      Flächenentwicklung                    Planerische Grundlage für die Ortsentwicklungsplanung (OEK) ist
                                            der aus dem Landesentwicklungsplan 2002 abgeleitete in der Fort-
      Bauflächenpotenzial                   schreibung befindliche Regionalplan „Neckar-Alb“ 2010 und der
      und Flächenbedarf                     ebenfalls in Fortschreibung befindliche vorbereitende Bauleitplan
                                            Flächenutzungsplan (FNP) des Nachbarschafts-Verbandes Tübin-
                                            gen/Reutlingen.
                                            Städtebauliches Ziel ist es daher, zukünftig eine maßvolle, ange-
                                            passte Siedlungsentwicklung zu ermöglichen, wobei die Struktur
                                            und die Identität von Reicheneck als kleiner ländlicher Bezirk zu
                                            erhalten ist.
                                            Der Landesentwicklungsplan 2002 führt zum Verdichtungsraum als
                                            Raumkategorie, an deren Randzone Reicheneck liegt, u.a. aus:
                                            „Die Inanspruchnahme von Freiräumen für Siedlungszwecke ist auf
                                            das unbedingt notwendige Maß zu beschränken. Bei der Siedlungs-
                                            entwicklung sind vorrangig die im Siedlungsbestand vorhandenen
                                            Potenziale an Brach- und Konversionsflächen, Baulücken und Bau-
                                            landreserven zu nutzen“ (S. 16).
                                            Die im Ortskern erhaltene Struktur des Dorfes, die überschaubare
                                            Größe und die besondere Lage im Landschaftsraum findet bei der
                                            Abwägung für die mögliche Neuausweisung von Flächen beson-
                                            dere Berücksichtigung.
                                            Stadtplanerische Überlegungen zur Ausweisung neuer Siedlungs-
                                            flächen sind unter anderem als Abwägungs- und Vermittlungspro-
                                            zess zwischen Bedarfszahlen, konkurrierenden Nutzungsansprü-
                                            chen wie auch der potenziellen Verfügbarkeit von Flächen zu sehen.
                                            Im (planungs-)politischen Abwägungsprozess wird entschieden,
                                            welche Entwicklung wo sinnvoll bzw. vertretbar ist. Die Entwicklung
                                            möglicher bzw. alternativer zukünftiger Siedlungsflächen ist im Plan
                                            „Städtebauliches Strukturkonzept“ (Seite 22,23) dargestellt.
                                            Die Verfügbarkeit der privaten Flächen ist aus bekannten Gründen
                                            nicht ohne Weiteres gegeben und wird erst auf der Ebene der ver-
                                            bindlichen Bauleitplanung entwickelt.
                                            Flächen der Prioritätsstufe 1, im Norden angrenzend, erfordern auf
                                            Grund der Höhenlage einen neuen Randkanal zur Kläranlage und
                                            bedürfen daher eines erhöhten Erschließungsaufwandes.
                                            Dies gilt auch für alle anderen theoretisch entwickelbaren Flächen
                                            am Rande der Ortslage, daher wurden diese Standorte unter ande-
                                            rem nicht weiterverfolgt.
                                            Der Bezirksgemeinderat Reicheneck favorisiert jedoch mehrheitlich
                                            das Gebiet nördlich der Waldstraße als potenzielle Wohnbaufläche.

1,2: Lage Reichenecks im Landschaftsraum
                           3,4: Baulücken

      28
MASSNAHMENVORSCHLÄGE

Die Feststellung vorhandener innerörtlicher Flächenpotenziale
deckt sich mit den Erkenntnissen des Modellvorhabens des Land-
wirtschaftsministeriums des Landes Baden-Württemberg zur Ein-
dämmung des Landschaftsverbrauchs durch Aktivierung des inne-
rörtlichen Potenzials (MELAP).
Das Modellvorhaben kam zum Ergebnis, dass die innerörtlichen
Potenziale in Form von Leerständen, untergenutzter Bausubstanz
und Baulücken wesentlich höher sind als vielfach angenommen.
Die angenommene Bevölkerungsentwicklung wurde demgegenü-
ber zumeist überschätzt (Landtag BW 2005, S. 153). Damit ist ein
deutlich höherer Zuwachs an Haushalten für die Orte und damit ein
neuer Siedlungsflächenbedarf kaum zu erwarten.
Die innerörtlichen Potenziale, die in Reicheneck als entwickelbares
Bauland angesehen werden müssen, führen zu dem Schluss,
dass in näherer Zukunft kein wesentlicher Bedarf an neu auszuwei-
sendem Bauland gerechtfertigt werden kann.
Es ist jedoch festzuhalten, dass es sich hierbei überwiegend um
private Ressourcen handelt. Daher kann, um einem unzumutbaren
Versorgungsengpass vorzubeugen, allenfalls eine kleine ergän-
zende Wohnbaufläche für den örtlichen Bedarf in der Größenord-
nung von 1,0-1,5 ha entwickelt werden.                                Innerörtliche Bauflächen

Erarbeitung eines langfristigen Konzeptes unter Berücksichtigung         Grünentwicklungs-
der naturräumlichen und ökologischen Tragfähigkeit des Raumes,        konzept / Naherholung
insbesondere des geplanten Landschaftsschutzgebiets:
‡ Erhalt, Sicherung und Ausbau des Landschaftsraumes als Frei-                     Landschaft und
   zeit- und Erholungsraum für örtliche Naherholungsbesucher,                        Naturhaushalt
   mit verknüpften und weitergeführten Fußwegen.
‡ Überlegungen zur Förderung, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit
   von Bereichen mit sehr hoher Bedeutung für das Landschafts-
   bild und von Bereichen mit ihren Arten- und Biotopschutz wie
   auch Rückzugsraum für die Fauna. Denkbar ist z.B. die Schaf-
   fung eines Lehrpfades (Biotopkartierung / Bachläufe).
‡ Aufstellung von „Besucher-Lenkungskonzepten“ durch Aus-
   weisung von Wegen, Sperren für sensible Bereiche, Aufklärung
   und Informationen (vgl. Landschaftsplan, 1997).
‡ Verbesserter Naturraum und Erlebbarkeit entlang des Rosen-
   bächles bis in die freie Landschaft und um den Landschafts-
   sporn, unter Berücksichtigung der geschützten Grünbereiche.
‡ Pflanzung straßenbegleitender raumwirksamer Laubbäume im
   Verlauf der K 6715.
‡ Strukturentwicklung der natürlichen Potenziale im Verlauf des
   Rosenbächles und des Weiherbächles.
‡ Schutz und Erhalt der landwirtschaftlichen Vorrangflächen, so-
   weit möglich und sinnvoll.                                         1: Tierhaltung im Landschaftsraum
                                                                      2: Rosenbächle, heute verdohlt

                                                                                                     29
ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

Lokalklima                         ‡ Sicherstellung der natürlichen Belüftung des Ortskerns unter
                                      Berücksichtigung der vorhandenen großflächigen Kaltluftent-
                                      stehungsgebiete, z.B. bei der Ausweisung von Neubaugebie-
                                      ten und sonstiger Baumaßnahmen.
                                   ‡ Sicherung der Kaltluftabflussbahnen im Verlauf des Rosen-
                                      bächles, des Weiherbächles und des Reichenbachs.

Gewässer                           ‡ Entwicklung der naturnahen Fließgewässer und ihrer Ufervege-
                                      tation im Bereich des Rosenbächle und Weiherbächle.
                                   ‡ Öffnung und Renaturierung des Rosenbächle im Verlauf des
                                      Flurstücks 179, dies könnte als Ausgleichsmaßnahme für Bau-
                                      flächen dienen.

Ortskern                           ‡ Erhalt der vielfältigen Blickbeziehungen und Ausblicke vom Ort
                                      in die freie Landschaft.
                                   ‡ Schonung des Ortsrandes bei exponierten Hanglagen bei der
                                      Ausweisung von Siedlungsflächen.
                                   ‡ Erhalt der bestehenden Obstwiesen in Hanglage rund um den
                                      Sporn.
                                   ‡ Ergänzung der lückenhaften Streuobstwiesen in Ortsrandlage
                                      durch Nachpflanzung und Pflanzpatenschaften.
                                   ‡ Zukünftige Ortsränder, neue Siedlungsbereiche sollten mit
                                      vorgelagerten Grünbereichen eine Verzahnung mit der Freien
                                      Landschaft herstellen z.B. Streuobststreifen / lockere Hecken.
                 Blickbeziehung

Innerörtliche Grün- und            ‡ Erhalt der „vorhandenen Grünstrukturen“ des Ortes mit Streu-
Erholungsflächen                      obstwiesen, Feldfluren und ihren Wegenetzen über den Nutz-
                                      wert hinaus als Naherholungsort.
                                   ‡ Entwicklung und Ausbau einer ortsnahen grünen Bachaue als
                                      Dorfanger entlang des südlichen Ortsrands mit Naherholungs-
                                      funktion (pot. Ausgleichsmaßnahme entlang des Rosenbächle
                                      als „ökologischer Trittstein“ zu den Biotopbereichen).
                                   ‡ Einbindung bürgerlichen Engagements bei Patenschaften für
                                      Grünflächen und Bäume sowie der Spielflächen.
                                   ‡ Erhalt der innerörtlichen privaten Grünflächen und Bepflanzung
                                      mit standortgerechten Gehölzen und Baumarten.
                                   ‡ Beratung bei der Gestaltung von Vorgärten, Vorbereichen, Zäu-
                                      nen / Mauern.
                                   ‡ Entwicklung eines Nutzungskonzeptes für die Herzog-Ulrich-
                                      Halle und Erneuerung der angrenzenden Spiel- und Grünflä-
                                      chen in Verbindung mit dem Ortsmittelpunkt.
                                   ‡ Vernetzung von Rad,- Fußgänger- und Wanderwegen und Wald-
                                      sport- bzw. Lehrpfaden, Spielflächen, Feuerstellen, Schutzhüt-
                                      ten etc.
      Innerörtliche Grünbereiche

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MASSNAHMENVORSCHLÄGE

      Grünordnungskonzept

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ORTSENTWICKLUNGSKONZEPT

Räumliches Konzept /                  Im Ortskern weisen einige Gebäude bauliche und strukturelle Män-
Struktur und Ortsbild                 gel auf, die durch fachgerechte Sanierung behoben werden sollten.
                                      Zur Stärkung des Ortskerns sollten Förderprogramme geprüft wer-
Ortskern                              den.
                                      ‡ Zur Erhaltung der historischen Dorfstruktur sollten sich Neu-
                                         bauten und Erneuerungsmaßnahmen in der Gestaltung auf ört-
                                         liche Traditionen beziehen und weiter entwickeln.
                                      ‡ Typische Gestaltungselemente könnten in Arbeitskreisen erar-
                                         beitet werden und als Gestaltungsempfehlungen („Tools“) den
                                         Bauwilligen zur Verfügung gestellt werden.
                                      ‡ Der Bezirksgemeinderat wäre damit in der Lage, als Selbstbin-
                                         dung der Gemeinde Baugesuche entsprechend zu prüfen und
                                         Empfehlungen auszusprechen.
                                      ‡ Berücksichtigung der räumlichen Konstellation von Gebäuden
                                         und Gebäudeteilen, besonders von Hof- bzw. Nebenanlagen.
                                      ‡ Erhalt von ortsbildprägenden Fassaden bzw. Raumkanten.
                                      ‡ Ersetzen von dorftunypischen Materialien, wie Wellasbest-
                                         zement, Sockelverkleidungen mit Keramik etc. und der Einsatz
                                         von Materialien, die den Charakter des dörflichen Bauens un-
                                         terstützen.
                                      ‡ Beseitigung von Gestaltungsmängeln in Freibereichen und un-
                                         geordneten Bereichen.
                                      ‡ Vermeidung ortsuntypischer Grundstücksbegrenzungen wie
                                         (Beton-) Mauern oder Zäune.
                                      ‡ Verbesserung der Gestaltung von Ortseingängen durch Merk-
                                         zeichen, wie z.B. Baumgruppen oder ortsspezifische Gestal-
                                         tungselemente.
                                      ‡ Erhalt von Blickbeziehungen aus und in den Ort.
                                      ‡ Hervorhebung und gestalterische Aufwertung von Fußweg-
                                         verbindungen und Radwegen.
                                      ‡ Qualitativ höhere Gestaltung des öffentlichen Raumes und
                                         seiner Freiflächen in zentralen Bereichen, z.B. gestaltete „ver-
                                         kehrsberuhigte Bereiche“.
                                      ‡ Sorgfältige gestalterische bzw. räumliche Ausprägung der
                                         Siedlungsränder, sowohl an Ortsrändern, Raumkanten und an
                                         besonderen Standorten mit wichtigen Blickbeziehungen.

               1: Seewaldstraße 6
               2,3: Alte Dorfstraße
     4: Straßenraum bei der Linde

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