DER WEG ZUM TRAUMJOB WISSENSCHAFT - DUZ SPECIAL
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
e 10 J ahr DUZ SPECIAL DER WEG ZUM TRAUMJOB WISSENSCHAFT ZEHN JAHRE TEMPLINER MANIFEST DUZ SPECIAL BEILAGE ZUR DUZ // MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT
2 I DUZ SPECIAL IMPRESSUM BEILAGE ZUR DUZ // MAGAZIN FÜR WISSENSCHAFT & GESELLSCHAFT, 16. OKTOBER 2020 DAS DUZ SPECIAL ERSCHEINT IN DER DUZ VERLAGS- UND MEDIENHAUS GMBH. HERAUSGEBER DIESER AUSGABE: GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT (GEW) REIFENBERGER STR. 21 // 60489 FRANKFURT AM MAIN INHALT 3 INFO@GEW.DE // WWW.GEW.DE EDITORIAL // VERANTWORTLICHE DUZ SPECIAL-REDAKTION: TRAUMJOB WISSENSCHAFT DUZ VERLAGS- UND MEDIENHAUS GMBH, BERLIN VON MARLIS TEPE UND ANDREAS KELLER KOORDINATION UND MARKETING: 4 STEFANIE KOLLENBERG, S.KOLLENBERG@DUZ-MEDIENHAUS.DE EINFÜHRUNG // DEN TRAUMJOB WISSENSCHAFT REDAKTION: KRISENFEST MACHEN VERONIKA RENKES, V.RENKES@DUZ-MEDIENHAUS.DE VON ANDREAS KELLER GESTALTUNG UND SATZ: 7 AXEPTDESIGN, BERLIN, WWW.AXEPTDESIGN.DE WISSZEITVG-EVALUATION // NUR GERINGE POSITIVE EFFEKTE LAYOUTKONZEPTION: IRIS BECKER, BERLIN VON FREYA GASSMANN FOTOS (TITEL UND CHRONIK): KAY HERSCHELMANN 10 CHRONIK // KORREKTORAT: BENITA VON BEHR, BERLIN ZEHN JAHRE TEMPLINER MANIFEST MIT TESTIMONIALS VON MULTIPLIKATORINNEN DRUCK: SDL DIGITALER BUCHDRUCK, BERLIN UND MULTIPLIKATOREN AUS WISSENSCHAFT UND POLITIK VERLAG: DUZ VERLAGS- UND MEDIENHAUS GMBH 23 KAISER-FRIEDRICH-STRASSE 90 // 10585 BERLIN JUBILÄUMSKONFERENZ // TEL.: 030 2129 87-0 DER KAMPF GEHT WEITER … INFO@DUZ-MEDIENHAUS.DE // WWW.DUZ-MEDIENHAUS.DE EINLADUNG DR. WOLFGANG HEUSER (GESCHÄFTSFÜHRER): W.HEUSER@DUZ-MEDIENHAUS.DE REDAKTIONSSCHLUSS: SEPTEMBER 2020 // © DUZ VERLAGS- UND MEDIENHAUS GMBH ISBN: 978-3-96037-337-7
EDITORIAL I 3 Foto: GEW MARLIS TEPE Foto: GEW DR. ANDREAS KELLER LIEBE LESERINNEN UND LESER! 2010 startete die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Dekade entwickelt? Wir werden uns aktuellen Herausforderun- (GEW) ihre Kampagne für den „Traumjob Wissenschaft“. gen stellen und die Weichen für den „Traumjob Wissenschaft“ Nach zehn Jahren können wir selbstbewusst sagen: Das in den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts stellen. Templiner Manifest war ein Weckruf für die bundesdeutsche Wissenschaftspolitik. Das vorliegende DUZ Special bildet dafür den Auftakt. Wir freuen uns sehr, Sie auch zu unserer Jubiläumskonferenz am Denn die prekäre Lage von Wissenschaftlerinnen und Wis- 25. November 2020 in Berlin begrüßen zu dürfen, die wir als senschaftlern an Hochschulen und Forschungseinrichtungen Präsenzveranstaltung mit einem Livestream anbieten. Vor mit ihren kurzfristigen Zeitverträgen, langen und steinigen allem aber wünschen wir uns, dass Sie das Jubiläum „Zehn Karrierewegen, der fehlenden Vereinbarkeit von Familie und Jahre Templiner Manifest“ zum Anlass nehmen, uns bei der wissenschaftlicher Qualifizierung steht heute ganz oben auf Fortsetzung des Kampfs für faire Beschäftigungsbedingungen der politischen Agenda. und verlässliche Karrierewege zu unterstützen. Denn gute Arbeitsbedingungen und gute Lehre und Forschung sind zwei Die GEW ist die Bildungsgewerkschaft im Deutschen Gewerk- Seiten einer Medaille. schaftsbund. Wir organisieren über 280 000 Mitglieder in allen Bildungsbereichen – in den Kitas, in allgemeinbildenden und Wir sehen gespannt intensiver Zusammenarbeit und regem beruflichen Schulen, in Hochschulen, in der Forschung und in Weiterbildungsinstitutionen. Mit Fug und Recht, aber auch Dialog mit Bund und Ländern, Hochschulen und Forschungs mit Stolz tragen wir das große W für Wissenschaft in unserem einrichtungen entgegen und unterstützen das große En- Namen. Mit der Kampagne für den „Traumjob Wissenschaft“ gagement von Beschäftigten, Studierenden und anderen zeigt die GEW, dass sie als Stimme der Wissenschaftlerinnen Hochschulangehörigen in und mit der GEW. und Wissenschaftler das Engagement für sie als ureigenste Aufgabe versteht. Das Jubiläum „Zehn Jahre Templiner Manifest“ ist für uns Marlis Tepe Dr. Andreas Keller Anlass, Bilanz zu ziehen: Was haben wir erreicht, was ha- ist Vorsitzende der GEW ist stellvertretender Vorsitzender ben wir noch vor uns? Wie haben sich die Arbeits- und und Vorstandsmitglied für Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft in der letzten Hochschule und Forschung der GEW
4 I DUZ SPECIAL DEN TRAUMJOB Vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern er- scheint ihr Beruf eher als Jobtrauma denn als Traumjob. Ihre Arbeit in Lehre und Forschung erledigen die meis- WISSENSCHAFT ten voller Zuversicht und Motivation. Ernüchterung und Unmut erzeugen aber seit Jahren die unfairen struktu- rellen Rahmenbedingungen, insbesondere die zeitlich eng befristeten Arbeitsverträge. Frist führt zu Frust. KRISENFEST Fast 90 Prozent der wissenschaftlichen Angestellten an Universitäten sind befristet beschäftigt – häufig MACHEN mit Kurzzeitverträgen von nicht einmal einem Jahr. Anders als die Hochschulsysteme Großbritanniens, Frankreichs, der Vereinigten Staaten und vieler ande- rer Länder bietet das deutsche System kaum Perspek- tiven, neben der Professur dauerhaft Wissenschaft als Beruf zu betreiben. Wer eine akademische Laufbahn in Deutschland einschlägt, muss alles auf eine Karte HOCHSCHULE UND FORSCHUNG MÜSSEN setzen. Das bedeutet nicht nur für viele hopp oder top, W3 oder Hartz IV, sondern ist auch eine Ursache dafür, KRISENFEST WERDEN – DIE VISION dass noch mehr Wissenschaftlerinnen als Wissen- schaftler auf der Karriereleiter aus- statt aufsteigen. VOM „TRAUMJOB WISSENSCHAFT“ IST Das ist nicht nur ungerecht gegenüber den hoch qua- lifizierten und motivierten Wissenschaftlerinnen und AKTUELLER DENN JE Wissenschaftlern, sondern bedroht auch die Konti- nuität und Qualität von Forschung und Lehre. Das ist auch zum Nachteil vieler Wissenschaftseinrichtungen, die zunehmend den Wettbewerb mit anderen Arbeit- VON ANDREAS KELLER gebern um qualifizierte Fachkräfte verlieren, weil Zeitverträge und unsichere Karrierewege die Attrak- tivität des Arbeitsplatzes Hochschule und Forschung untergraben. Gute Arbeit in Lehre, Forschung und Wissenschafts- management sowie gute Beschäftigungsbedingungen und berufliche Perspektiven müssen daher zwei Seiten einer Medaille werden – das ist die zentrale Botschaft der Kampagne für den „Traumjob Wissenschaft“. Die- se hat die GEW 2010 mit den zehn Eckpunkten des Templiner Manifests für eine Reform von Berufswegen und Personalstruktur in Hochschule und Forschung angestoßen. Herzstück der Reformvorschläge der GEW ist die Forderung nach verlässlichen Perspektiven für pro- movierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- Foto: Kay Herschelmann ler – unabhängig davon, ob eine Berufung auf eine Professur erfolgt oder nicht. Voraussetzung dafür ist eine vorausschauende Personalplanung, mit der auch der Anteil unbefristeter Beschäftigungsverhältnisse deutlich erhöht wird. „Dauerstellen für Daueraufgaben“ lautet hier das Motto der GEW-Kampagne.
EINFÜHRUNG I 5 Bei der Promotionsförderung müssen tarifvertraglich gere- gelte und sozialversicherungspflichtige Stellen den Vorrang vor Stipendien haben, heißt es im Templiner Manifest. Dabei Foto: Kay Herschelmann muss der überwiegende Anteil der Arbeitszeit für die eigen- ständige Qualifizierung der Doktorandinnen und Doktoran- den zur Verfügung stehen. Zudem tritt die Bildungsgewerkschaft GEW für eine famili- engerechte Hochschule ein. Frauen wie Männer – mit Kin- dern und ohne Kinder – müssen die Möglichkeit haben, im Gleichgewicht zu forschen, zu lehren und zu leben. Weitere wichtige Forderungen des Manifests sind: Chancengleichheit Das zeigt auch die Evaluation der WissZeitVG-Novelle durch für Frauen und Männer, reguläre statt prekäre Beschäftigung Dr. Freya Gassmann vom März 2020 (siehe auch Beitrag ab für Lehrbeauftragte, gleichberechtigte Mitbestimmung auf Seite 7). Augenhöhe, ein bedarfsgerechter Ausbau der Hochschulen, Tarifverträge für alle und Anerkennung von Mobilitätszeiten. Darum lautet die Devise: nicht nachgeben, sondern nachle- gen. Wir treten dafür ein, dass der Bundesgesetzgeber noch Mit viel Ausdauer ist es der GEW gelungen, Bund und Länder, vor der Bundestagswahl die Mängel im WissZeitVG mit einer Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Zugzwang weiteren Novelle behebt. Darin sollte der Qualifizierungsbe- zu bringen. Auch die betroffenen Wissenschaftlerinnen und griff rechtssicher definiert werden. Denn Arbeitsverträge Wissenschaftler selbst realisierten, wie wichtig es ist, für dürfen nicht weiter willkürlich befristet werden, sondern die eigenen Interessen einzutreten und mit anderen dafür sollten eine Promotion, Habilitation oder andere Form der gemeinsam zu kämpfen – wie das andere Berufsgruppen Befähigung für den Hochschullehrerberuf fördern. Die ge- im öffentlichen Dienst seit Langem selbstverständlich und setzlichen Vorgaben für „angemessene“ Laufzeiten von erfolgreich tun. Dazu gehört auch, sich gewerkschaftlich zu Zeitverträgen müssen so formuliert werden, dass damit die organisieren und zu engagieren. Qualifizierungsziele auch tatsächlich erreicht werden kön- nen – und zwar bevor der Vertrag ausläuft. Erste Erfolge des Templiner Manifests Beim Tenure-Track-Programm müssen Bund und Länder si- Mit der 2016 in Kraft getretenen Novelle des Wissenschafts cherstellen, dass das Programm über die geförderten 1 000 zeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) sollen unsachgemäße Professuren hinaus eine strukturelle Wirkung erzeugt und Befristungen und Vertragslaufzeiten verhindert werden. alle Beschäftigten an einer nachhaltigen Personalentwick- Der neue „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ lung teilhaben. Bei der Umsetzung des Zukunftsvertrags verpflichtet die Landesregierungen, den Ausbau von müssen Länder und Hochschulen darauf achten, Geist und Dauerstellen zu unterstützen. Mit dem Tenure-Track- Buchstaben des Vertrags zu erfüllen und mit der Finanzie- Programm von Bund und Ländern sollen berechen- rung von zusätzlichen Studienplätzen auch die Beschäftigung bare Karrierewege zwischen Promotion und Profes- zu stabilisieren. Denn davon profitiert letztendlich die Quali- sur gefördert werden. Weit über 100 Hochschulen und tät von Lehre und Studium. Forschungseinrichtungen haben Kodizes, Richtlinien und Vereinbarungen nach dem Vorbild des Herrschinger Kodex Brennglas Corona-Krise „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ der GEW ausgearbeitet. In so manchem Landeshochschulgesetz wurden die Wei- Wie ein Brennglas hat die Corona-Krise die Defizite von chen gestellt für eine Reform der Personalstruktur und Personalstruktur und Beschäftigungsbedingungen in der für eine bessere Absicherung von Lehrbeauftragten und Wissenschaft noch deutlicher sichtbar gemacht. Die Folgen Promovierenden. haben Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft, wenn Forschungsprojekten und wissenschaftlichen Qualifizie- Es gibt noch viel zu tun rungen der Abbruch droht. Bund und Länder, Hochschulen und Forschungseinrichtungen müssen daher wirksame Doch das größte Stück des Wegs zum „Traumjob Wissen- Maßnahmen zum Schutz von Wissenschaftlerinnen und schaft“ liegt noch vor uns. Die bisher ergriffenen Maßnah- Wissenschaftlern, Studierenden und Beschäftigten in der men, die unfaire Befristungen verhindern und verlässliche Covid-19-Pandemie ergreifen. Die Corona-Krise darf nicht zur Karrierewege schaffen sollen, haben nur begrenzte Wirkung. Bildungs- und Forschungskrise werden.
6 I DUZ SPECIAL Die GEW tritt daher im Sinne eines kollektiven Nachteils- ausgleichs für eine Verlängerung befristeter Arbeitsverträ- ge, Stipendien und Ausbildungsförderung um die Zeit der pandemiebedingten Beeinträchtigungen ein. Schon jetzt zeigt sich, dass diese mindestens ein Jahr bestehen wer- den. Die mit der Corona-Novelle des WissZeitVG vom Mai 2020 geschaffene Option, Zeitverträge pandemiebedingt zu verlängern, muss für alle angewandt und auf zwölf Monate ausgeweitet werden. Die Corona-Krise hat auch offengelegt, dass die Hochschulen keineswegs fit sind fürs digitale Zeitalter. Es bedarf moderner Hardware in den Rechenzentren und an den Arbeitsplätzen mit adäquater Software und Lernplattformen. Auch bei Da- tensicherheit und Datenschutz darf es keine letztendlich gefährlichen Kompromisse geben. Wir brauchen einen Hoch- schul-Digitalpakt, den auch die Wissenschaftsministerinnen und -minister der Länder fordern. Gute Online-Lehre und Forschung brauchen eine leistungs- fähige digitale Infrastruktur und eine aktive Unterstützung der Nutzerinnen und Nutzer. Dafür dringend notwendig sind ein ausreichender technischer Support, eine qualifizierte Fort- und Weiterbildung, eine angemessene Anrechnung der Online-Lehre auf die Lehrverpflichtung, Rücksichtnah- me auf besondere Lebensumstände und die Einhaltung aller arbeits- und gesundheitsschutzrechtlichen Standards auch im Homeoffice. Auch der Ausbau und die Sanierung der Hochschulbauten dürfen nicht vernachlässigt werden. Diese werden nicht nur Wir müssen alles tun, damit Forschung, Lehre und Studium den modernen Anforderungen zur Vermeidung von Schad- auch unter Pandemiebedingungen möglich und erfolgreich stoffbelastung, der Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit häufig sein können. Zu Beginn des Sommersemesters 2020 haben nicht gerecht, auch die hygienischen Standards sind nicht die Hochschulen – Studierende, Lehrende, aber auch die Kol- zeitgemäß. Schon vor der Corona-Krise lag laut Kultusminis- leginnen und Kollegen in Technik, Verwaltung und Manage- terkonferenz der Sanierungsstau im Hochschulbau bei rund ment – Großes geleistet, um Studium und Lehre quasi über 50 Milliarden Euro. Die Streichung der Gemeinschaftsaufgabe Nacht vom weitgehend analogen Präsenzbetrieb ins digitale Hochschulbau aus dem Grundgesetz, die die Länder mit nicht Fernstudium zu transformieren. zu bewältigenden Kosten alleinlässt, sollte daher rückgängig gemacht werden. Angesichts dieses großartigen Einsatzes muss es selbstver- ständlich sein, dass niemand einen Nachteil davon hat, wenn „Traumjob Wissenschaft“ – die Vision des Templiner Mani- in Folge der Corona-Krise nicht alles reibungslos verläuft und fests und die Forderungen der GEW sind aktueller denn je. Leistungen nicht erbracht werden können. Nach wie vor fal- Beschäftigungsbedingungen stabilisieren, Karrierewege len Forschungsreisen und Fachtagungen aus und ist die Nut- verlässlich ausgestalten, Chancengleichheit und Familien- zung vieler Bibliotheken, Archive und Labore eingeschränkt. freundlichkeiten durchsetzen, Grundfinanzierung verbes- Die Bedingungen im Homeoffice erschweren die wissen- sern, digitale Infrastruktur ausbauen, Hochschulbauten schaftliche Arbeit, die Umstellung auf Online-Lehre und sanieren – all das heißt auch, Hochschule und Forschung Fernstudium führen zu beträchtlicher Mehrarbeit. Wissen- zukunftsfähig und krisenfest zu machen. schaftlerinnen und Wissenschaftler, die Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, sind durch eingeschränkte Bildungs-, Dr. Andreas Keller ist stellvertretender Vorsitzender und Betreuungs- und Pflegeangebote zusätzlich benachteiligt. Vorstandsmitglied für Hochschule und Forschung der GEW.
WISSZEITVG-EVALUATION I 7 NUR GERINGE POSITIVE EFFEKTE BEFRISTETE BESCHÄFTIGUNG AN HOCHSCHULEN IN DEUTSCHLAND – EINE EVALUATION DER NOVELLE DES WISSENSCHAFTSZEITVERTRAGSGESETZES VON FREYA GASSMANN Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen vergleichbaren Hochschulen im Jahr Mitarbeiter an Universitäten errech- und Mitarbeiter stellen die größte Grup- 2000 circa 75 Prozent betrug und ab nete das Konsortium Bundesbericht pe des wissenschaftlichen Personals an 2005 stetig anstieg. Von 2010 bis 2018 Wissenschaftlicher Nachwuchs für das Hochschulen dar und werden mehrheit- lag dieser Anteil bereits bei 82 bis 84 Jahr 2010 sogar einen Befristungsanteil lich über das Wissenschaftszeitvertrags- Prozent. Für die angestellten wissen- von 90 Prozent. Auch für diese Gruppe gesetz (WissZeitVG) befristet beschäftigt. schaftlichen Mitarbeiterinnen und zeigte sich eine ähnliche Entwicklung. Bereits 2011 wurde das Ausmaß der Befristung als problematisch bewertet und heftig kritisiert. Anlass waren die Tabelle 1: Befristungsanteile an Hochschulen Ergebnisse der ersten Evaluation des Anteil Anteil Anteil Gesetzes durch Dr. Georg Jongmanns hauptberuflich wissenschaft angestellter wissenschaft hauptberuflich wissen vom damaligen Institut für Hochschul- liches Personal ohne Professor/ licher Mitarbeiter/innen an schaftliches Personal ohne innen an Universitäten und Universitäten ohne vergleichbare Professor/innen an Fach- und entwicklung (HIS). Daraufhin wurde 2016 Jahre vergleichbaren Hochschulen Hochschulen Verwaltungshochschulen das Gesetz novelliert und festgelegt, dass die Befristungsdauer „so zu bemessen 2000 75% 79% 30% ist, dass sie der angestrebten Qualifi- 2001 75% 79% 32% zierung angemessen ist“ (§ 2 Absatz 1) 2002 75% 80% 37% und für Drittmittelbefristungen, dass 2003 76% 80% 38% die Vertragsdauer dem Projektzeitraum 2004 75% 79% 39% entsprechen „soll“ (§ 2 Absatz 2). 2005 75% 80% 42% Inwieweit diese Novellierung auch 2006 77% 83% 43% zu tatsächlichen Änderungen führte, 2007 78% 84% 46% untersuchte die von der Max-Traeger- 2008 81% 88% 52% Stiftung geförderte Studie „Das Wissen- schaftszeitvertragsgesetz. Eine erste 2009 82% 88% 58% Evaluation der Novellierung von 2016“ 2010 83% 90% 64% von Freya Gassmann, Jascha Groß und 2011 83% 90% 64% Cathrin Benkel. 2012 83% 90% 66% 2013 84% 90% 66% Ohne Wirkung auf die Befristung von Arbeitsverträgen 2014 84% 90% 65% 2015 83% 90% 64% Eine Sonderauswertung des Statisti- 2016 83% 90% 64% schen Bundesamtes zeigte (vgl. Ta- 2017 83% 89% 63% belle 1), dass der Anteil des gesamten nicht professoralen wissenschaftli- 2018 82% 89% 64% chen Personals an Universitäten und Quelle: Gassmann (2020); Daten: Statistisches Bundesamt, Sonderauswertungen aus den Hochschulpersonalstatistiken
8 I DUZ SPECIAL Abbildung 1: Wissenschaftliches Personal ohne Professur an Universitäten und vergleichbaren Hochschulen nach Befristung und Promotionen pro Jahr 180 000 160 000 auf Zeit 140 000 auf Dauer Promotionen 120 000 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Gassmann (2020); Daten: Statistisches Bundesamt (Prüfungen an Hochschulen 2000–2018) und Statistisches Bundesamt, Sonderauswertungen aus den Hochschulpersonalstatistiken An den Fach- und Verwaltungshoch- Vergleicht man die Anzahl der wissen wurden Stellenausschreibungen he- schulen stieg das Befristungsniveau schaftlichen Mitarbeiterinnen und rangezogen. Diese Analyse ist mit sogar noch stärker an. Dieses lag dort Mitarbeiter mit der Anzahl der Promo- methodischen Einschränkungen ver- im Jahr 2000 noch bei 30 Prozent und tionen, stellt man fest, dass die Zahl bunden, da Anzeigen lediglich eine wuchs zwischen 2010 und 2018 auf 64 der Promotionen trotz einer Verdop- Stichprobe aller geschlossenen Ver- Prozent an (vgl. Tabelle 1). Nach der pelung des wissenschaftlichen Per- träge zeigen. Insgesamt stellten acht Gesetzesnovelle von 2016 ist kein Rück- sonals nur unwesentlich anstieg (vgl. Universitäten und drei Fachhochschu- gang der Befristung erkennbar. Das Abbildung 1). Berücksichtigt man die len ihre Stellenanzeigen (insgesamt heißt, die Gesetzesnovelle entfaltete Altersstruktur, ergibt sich zudem, dass rund 18 000 Ausschreibungen) zur keine positive Wirkung. das wissenschaftliche Personal mehr- Verfügung. Bei der Auswertung zeigte heitlich noch nicht promoviert ist. sich für fünf von elf der Hochschulen Kaum Anstieg der Promotionen Daraus lässt sich schlussfolgern, dass ein signifikanter positiver Effekt des eine Vielzahl der Beschäftigten trotz WissZeitVG auf die Vertragslaufzeiten. Das WissZeitVG ist ein Sonderarbeits befristeter Beschäftigungsverhältnisse An fünf weiteren kam es zu keinem gesetz für das w issenschaftliche offensichtlich keine formale Qualifizie- Effekt und an einer Hochschule ergab Personal an Hochschulen und rung erwirbt. Inwieweit das WissZeitVG sich ein signifikanter Rückgang. Im Forschungse inrichtungen. Die Son- seinem Zweck, wissenschaftliche Qua- Durchschnitt betrug die Vertragslauf- derregelungen werden mit der Mög- lifizierung zu fördern, gerecht wird, zeit vor der Gesetzesnovelle noch 24 lichkeit zur Qualifizierung begründet. muss damit hinterfragt werden. Monate, danach stieg sie auf 27 und Das Gesetz greift auch, wenn es sich in den nachfolgenden Jahren auf 28 nicht um eine formale Qualifizierung Begrenzte Wirkung beziehungsweise 29 Monate an. Die wie die Promotion handelt. Jedoch auf Befristungsdauer statistische Überprüfung ergab, dass kommt der Promotion im Arbeitsrecht das WissZeitVG zwar Einfluss auf die und in der politischen Diskussion eine Um die Dauer von Beschäftigungen Vertragsdauer hatte, die Effektgröße bedeutsame Rolle zu. analysieren zu können (vgl. Tabelle 2), jedoch als klein zu bewerten ist.
WISSZEITVG-EVALUATION I 9 DR. FREYA GASSMANN DIE SOZIOLOGIN IST AKADEMISCHE RÄTIN AUF ZEIT AN DER FAKULTÄT FÜR Foto: Patrick Hartz EMPIRISCHE HUMANWISSENSCHAFTEN UND WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT DER UNIVERSITÄT DES SAARLANDES. Tabelle 2: Vertragsdauer in Monaten an allen Hochschulen Mittelwert Standardabweichung Median 2013 23,6 12,6 24 2014 23,7 12,3 24 2015 24,9 12,5 24 FAZIT 2016, vor der Novelle 24,7 12,2 24 Die 2020 veröffentlichte Evaluation 2016, nach der Novelle 27,3 11,9 32 zeigt: Die Novelle des WissZeitVG entfal- tet keine Wirkung auf den Befristungs- 2017 28,3 11,8 36 anteil, jedoch sind längere Vertragslauf- 2018 28,7 11,8 36 zeiten zu beobachten. In Hinblick auf die geringe Promotionsrate stellt sich 2019 29,3 11,6 36 die Frage, inwieweit das WissZeitVG als Sonderbefristungsgesetz seinen Zweck Gesamt 26,3 12,3 25 erfüllt. Quelle: Gassmann (2020) DIE STUDIE: F. Gassmann unter Mitwirkung von J. Groß und C. Benkel (2020). Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Eine erste Evaluation der Novellierung von 2016. Max-Traeger-Stiftung, GEW, verfügbar unter: www.gew.de/evaluationwisszeitvg
10 I DUZ SPECIAL ZEHN JAHRE TEMPLINER MANIFEST EINE CHRONIK 2010 DIE ZEHN FORDERUNGEN DES TEMPLINER MANIFESTS 01.-04.09.2010 TEMPLIN 02.12.2010 BERLIN 1. Promotionsphase besser 4. GEW-WISSENSCHAFTSKONFERENZ: WISSENSCHAFTLICHER NACHWUCHS IST absichern und strukturieren „TRAUMJOB WISSENSCHAFT? KARRIEREWEGE THEMA EINER AKTUELLEN STUNDE IM IN HOCHSCHULE UND FORSCHUNG“ BUNDESTAG 2. Postdocs verlässliche Perspektiven geben In Templin in der Uckermark diskutie- Die Bundestagsdebatte über „Fehlende ren rund 150 Wissenschaftler*innen, Aktivitäten der Bundesregierung hin- 3. Daueraufgaben mit Bundestagsabgeordnete und Wissen sichtlich der Zukunftsängste des wissen- Dauerstellen erfüllen schaftspolitiker*innen die prekären schaftlichen Nachwuchses“ ist eine erste Beschäftigungsbedingungen in Hoch- Reaktion auf das Templiner Manifest. 4. Prekäre durch reguläre schule und Forschung. Unter dem Motto Beschäftigung ersetzen „Traumjob Wissenschaft“ entsteht das 5. Im Gleichgewicht lehren, „Templiner Manifest“ mit zehn Forderun- forschen und leben gen für eine „Reform von Personalstruk- tur und Berufswegen in Hochschule und 6. Ausgeglichenes Forschung“. Der Slogan „Dauerstellen für Geschlechterverhältnis Daueraufgaben“ wird schon bald zum ge- durchsetzen flügelten Wort und Markenzeichen der GEW-Kampagne. 7. Gleichberechtigt mitbestimmen 8. Mobilität fördern, nicht bestrafen 9. Hochschule und Forschung bedarfs- und nachfragegerecht ausbauen 10. Alle Beschäftigungsverhältnisse tarifvertraglich aushandeln
CHRONIK I 11 21.01.2011 BERLIN 1. FOLLOW-UP-KONGRESS ZUM TEMPLINER MANIFEST: „GUTE FORSCHUNG UND LEHRE – GUTE ARBEIT: ZWEI SEITEN EINER MEDAILLE“ Mit regelmäßigen Follow-up-Kongres- sen bringt die GEW neue Impulse in die wissenschaftspolitischen Debatten und sorgt dafür, dass die reformbe- dürftigen Karrierewege und schlechten Beschäftigungsbedingungen im öffent- lichen Gedächtnis verankert bleiben. Mit der Studie „Dynamik oder Stillstand? Personalbedarf an deutschen Hochschu- len bis 2020“ von Dr. Silke Gülker weist die GEW nach, dass Hochschulen nach- haltigen Bedarf an zusätzlichem wissen- schaftlichem Personal haben – und damit enormen Spielraum für Strukturrefor- men und Entfristungen. 2011 09.03.2011 BERLIN 01.06.2011 ERFURT BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG BUNDESARBEITSGERICHT (BAG) URTEILT UND FORSCHUNG (BMBF) VERÖFFENT ZUM WISSZEITVG LICHT ERGEBNISSE DER EVALUATION DES WISSENSCHAFTSZEITVERTRAGSGESETZES Das BAG gibt einer Lehrkraft für besonde- (WISSZEITVG) re Aufgaben recht, die mit Unterstützung der GEW geklagt hat. Arbeitsverträge Die vom BMBF in Auftrag gegebene Eva- dürfen nur befristet werden, wenn Be- luation des WissZeitVG durch die HIS schäftigte überwiegend wissenschaftlich GmbH zeigt: Über die Hälfte der befriste- arbeiten. Dem Befristungsmissbrauch ten Arbeitsverträge mit wissenschaftli- werden dadurch enge Grenzen gesetzt, chen Mitarbeiter*innen an Hochschulen hebt die GEW in einer Pressemitteilung hat eine Laufzeit von unter einem Jahr, hervor. an Forschungseinrichtungen sind es ge- nau 50 Prozent. 30.11.2011 UND 28.03.2012 BERLIN BUNDESTAG MACHT ANHÖRUNGEN ZU 26.05.2011 BERLIN WISSZEITVG UND WISSENSCHAFTLICHEM 2. FOLLOW-UP-KONGRESS: „LIZENZ ZUM NACHWUCHS BEFRISTEN – DAS WISSENSCHAFTSZEIT- VERTRAGSGESETZ NACH DER EVALUATION“ Dr. Andreas Keller wird als Sachver- ständiger im Ausschuss für Bildung, GEW-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Kel- Forschung und Technikfolgenab- ler fordert eine Überprüfung des Wiss- schätzung angehört und fordert das ZeitVG und als Sofortmaßnahme eine Parlament auf, Hochschulen und Aufhebung der Tarifsperre, die Gewerk- Forschungseinrichtungen gesetzlich zu schaften und Arbeitgebern verbietet, verpflichten, „die Befristung von Arbeits- selbst sachgerechte Befristungsregeln verhältnissen verantwortungsbewusst auszuhandeln. zu handhaben“ – durch Verankerung von Mindeststandards für Zeitverträge im WissZeitVG.
12 I DUZ SPECIAL 18.04.2013 BERLIN 4. FOLLOW-UP-KONGRESS: „GEHE Z URÜCK AUF LOS ... ZUR VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND WISSENSCHAFTLICHER QUALIFIZIERUNG“ 24.04.2012 HAMBURG Die GEW zeigt die Schwächen der so- HOCHSCHULREKTORENKONFERENZ (HRK) genannten familienpolitischen Kom- VERABSCHIEDET BEFRISTUNGSLEITLINIEN 15.11.2012 BERLIN ponente des WissZeitVG auf. Die Kom- 3. FOLLOW-UP-KONGRESS: „GUTE ARBEIT ponente sieht vor, dass Zeitverträge Die HRK verabschiedet „Leitlinien für IN DER WISSENSCHAFT – VOM TEMPLINER mit Wissenschaftler*innen, die Kinder die Ausgestaltung befristeter Beschäf- MANIFEST ZUM HERRSCHINGER KODEX“ betreuen, verlängert werden können tigungsverhältnisse mit wissenschaft- – auch über die zulässige Befristungs- lichem und künstlerischem Perso- Personalvertretungen und Hochschul- dauer hinaus. Einen Anspruch darauf nal“. Die Hochschulen sollen planbare leitungen, Frauen- und Gleichstellungs- haben die Beschäftigten aber nicht. In Karrierewege schaffen, Dauerstellen- beauftragte beraten mit der GEW, wie der einem Positionspapier fordert die GEW konzepte vorlegen und eine familien- Herrschinger Kodex an Hochschulen und eine verbindliche Ausgestaltung der freundliche Verlängerung von Zeitver- Forschungseinrichtungen in die Praxis Regelung und eine Einbeziehung der trägen ermöglichen. umgesetzt werden kann. Drittmittelangestellten. 2012 05.-08.09.2012 03.05.2013 BERLIN HERRSCHING AM AMMERSEE BUNDESRAT VERHANDELT LÄNDER INITIATIVE FÜR WISSZEITVG-NOVELLE 6. GEW-W ISSENSCHAFTSKONFERENZ: „BAUSTELLE HOCHSCHULE – A TTRAKTIVE KARRIEREWEGE UND BESCHÄFTIGUNGS Auf Antrag der Länder Baden-Württem- BEDINGUNGEN GESTALTEN“ berg, Hamburg und Nordrhein-Westfa- len berät die Länderkammer über einen Die GEW erarbeitet den Herrschin- Gesetzentwurf zur Änderung des Wiss- ger Kodex „Gute Arbeit in der Wissen- Gute Arbeit in der ZeitVG. Vorgesehen sind Mindestlaufzei- schaft“ (www.herrschinger-kodex.de), Wissenschaft ten für Drittmittelbeschäftigte sowie die den sie selbst als „Werkzeugkasten Streichung der Tarifsperre. Die Initiative zur Umsetzung des Templiner Ma- Ein Leitfaden wird abgelehnt. für Hochschulen und nifests“ bezeichnet. Mit dem Ko- Forschungseinrichtungen dex können sich Hochschulen und Forschungseinrichtungen freiwillig zu stabilen Beschäftigungsbedingungen und berechenbaren Karrierewegen für Wissenschaftler*innen verpflichten. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
CHRONIK I 13 09.-12.10. 2013 BERLIN 7. GEW-WISSENSCHAFTSKONFERENZ: „AUF- 07.06.2013 BERLIN STIEG ODER AUSSTIEG? WISSENSCHAFT BUNDESTAG VERABSCHIEDET ANTRAG ZWISCHEN DOKTORHUT UND KATHEDER“ „EXZELLENTE PERSPEKTIVEN FÜR DEN WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHS Mit dem Köpenicker Appell „Jetzt die FORTENTWICKELN“ Weichen für den ‚Traumjob Wissen- schaft‘ stellen! Vorschläge für ein Das Parlament stimmt dem Antrag der 100-Tage-Programm der neuen Bun- Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP desregierung“ fordert die GEW die Bun- zu, mit dem die Bundesregierung aufge- desregierung auf, ein „Förderprogramm fordert wird, bei der HRK einen Leitfaden für verlässliche Karrierewege in der sowie eine „Selbstverpflichtungserklä- Wissenschaft“ aufzulegen, das Hoch- rung“ zum wissenschaftlichen Nach- schulen Anreize für die Schaffung von wuchs „anzufordern“. Bei außeruni- Tenure-Track-Modellen gibt. Vom Bund versitären Forschungseinrichtungen finanzierte Wissenschaftseinrichtungen sollen die Vertragslaufzeiten der Dauer sollen zur Tariftreue und einem Kodex der Forschungsprojekte oder Qualifizie- „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ ver- rungsvorhaben angepasst werden. pflichtet werden. 2013 12.-16.06.2013 DÜSSELDORF 27.11.2013 BERLIN 7. GEW-GEWERKSCHAFTSTAG: AKTIONS GROSSE KOALITION SETZT AUF PLANBARE PROGRAMM ZUR UMSETZUNG DES UND VERLÄSSLICHE KARRIEREWEGE TEMPLINER MANIFESTS Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und Unter dem Motto „Wege zum Traumjob SPD für die Arbeit der Bundesregierung Wissenschaft“ verabschieden die 432 von 2013 bis 2017 enthält Vereinbarun- stimmberechtigten Delegierten das gen über „Planbare und verlässliche Aktionsprogramm, das eine „Roadmap“ Karrierewege in der Wissenschaft“. Die für Bund, Länder, Tarifpartner, Hoch- Große Koalition will im Rahmen ihrer schulen und Forschungseinrichtungen Förderung „auf angemessene Laufzei- darstellt. Zum Maßnahmenkatalog ten der Anstellungsverträge achten“ und gehören die Novellierung des Wiss- Gleichstellungsstandards durchsetzen. ZeitVG, eine Reform der Landeshoch- schulgesetze, die Verbesserung von Beschäftigungsbedingungen über die Wissenschaftsfinanzierung, die tarifli- che Vereinbarung einer Befristungszu- lage und Kodizes für Gute Arbeit nach dem Vorbild des Herrschinger Kodex. Die Exzellenzinitiative soll in einen „Pakt für Gute Arbeit in der Wissenschaft“ umge- wandelt werden.
14 I DUZ SPECIAL 06.11.2014 BUNDESWEIT 01.07.2014 HAMBURG AKTIONSTAG DER LEHRBEAUFTRAGTEN NOVELLE DES HAMBURGISCHEN HOCH- SCHULGESETZES SETZT CODE OF CONDUCT Dem gemeinsamen Aufruf von GEW und IN KRAFT Bundeskonferenzen der Lehrbeauftrag- 02.04.2014 BERLIN ten folgen Hunderte Betroffene. Unter 5. FOLLOW-UP-KONGRESS: „WEGE ZUM Mit der Novelle werden Regelungen des dem Motto „Prekäre durch reguläre Be- TRAUMJOB WISSENSCHAFT – JETZT DIE mit Personalräten und Gewerkschaf- schäftigung ersetzen“ schlägt die GEW in WEICHEN FÜR GUTE ARBEIT IN DER ten ausgehandelten Code of Conduct einem Positionspapier vor, Lehraufträge WISSENSCHAFT STELLEN“ „Prekäre Beschäftigungsverhältnisse in in sozialversicherungspflichtige Be- der Wissenschaft“ für alle Hamburger schäftigungsverhältnisse umzuwandeln, Die GEW diskutiert die Perspektiven der Hochschulen verbindlich. Dieser enthält wenn Lehrbeauftragte Daueraufgaben Umsetzung ihres „Aktionsprogramms eine dreijährige Mindestvertragslaufzeit in der Lehre wahrnehmen. Im Übrigen zur Umsetzung des Templiner Mani- für Qualifikationsstellen und bekennt spricht sie sich für Mindeststandards für fest“ mit Bundestagsabgeordneten aller sich zum Grundsatz „Dauerstellen für Bezahlung, Vertragsdauer und Verlänge- Fraktionen. Daueraufgaben“. rungsoptionen aus. 2014 13.05.2014 FRANKFURT AM MAIN 14.07.2014 BERLIN 19.12.2014 BERLIN HRK VERABSCHIEDET ORIENTIERUNGS WISSENSCHAFTSRAT LEGT „EMPFEHLUNGEN BUNDESRAT STIMMT LOCKERUNG DES RAHMEN ZUR FÖRDERUNG DES ZU KARRIEREZIELEN UND -WEGEN AN KOOPERATIONSVERBOTS ZU WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES UNIVERSITÄTEN“ VOR Der Bundesrat stimmt der Änderung Mit ihrem Orientierungsrahmen emp- Das Bund-Länder-Beratungsgremium von Artikel 91b des Grundgesetzes zu. fiehlt die HRK ihren Mitgliedshoch- empfiehlt die Einführung eines Tenure In „Fällen überregionaler Bedeutung schulen, Konzepte zur Förderung Track sowie die Etablierung von Dauer- bei der Förderung von Wissenschaft, des wissenschaftlichen Nachwuch- stellen für Wissenschaftler*innen neben Forschung und Lehre“ dürfen Bund und ses vorzulegen. Ziele sind mehr Ver- der Professur. Länder zusammenarbeiten, auch auf lässlichkeit und Transparenz in der unbestimmte Zeit. Damit ist der Weg frei Karriereplanung, Personalentwick- für eine Beteiligung des Bundes an der lung für Wissenschaftler*innen und 16.09.2014 DÜSSELDORF Grundfinanzierung der Hochschulen – Dauerstellenkonzepte. HOCHSCHULZUKUNFTSGESETZ NORDRHEIN- auch für mehr Dauerstellen in Lehre und WESTFALEN VERLANGT RAHMENKODEX Forschung. Das Gesetz verpflichtet Wissenschafts- ministerium, Hochschulleitungen und Personalräte, einen „Rahmenkodex für gute Beschäftigungsbedingungen“ zu erarbeiten.
CHRONIK I 15 ANJA KARLICZEK, MDB, BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG „Die Bundesregierung setzt sich mit Nachdruck für gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft ein. In den letzten Jahren hat das Bundesforschungsministerium auf vielfältige Weise dazu beigetragen, die Beschäftigungsbedingungen und Karriereperspektiven in der Wissenschaft zu verbessern. Dabei haben wir wesentliche Impulse für Strukturveränderungen gesetzt. Foto: Laurence Chaperon Mit dem Tenure-Track-Programm von Bund und Ländern haben wir 1 000 zusätzliche Tenure-Track- Professuren geschaffen, um die Karrierewege in der Wissenschaft transparenter und planbarer zu ma- chen. Der ‚Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken‘ und die Exzellenzstrategie geben den Hochschulen lang- fristig Planungssicherheit. Ich erwarte, dass sie diese nutzen und mehr unbefristete Beschäftigungsverhältnisse schaffen. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) ermöglicht besondere Befristungsmöglichkeiten in der Wissen- schaft. Möglichst viele junge Menschen sollen sich wissenschaftlich qualifizieren können. Das Gesetz muss jedoch mit einer guten Befristungspraxis gelebt werden. Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Arbeitgebe- rinnen müssen mit den ihnen gewährten Freiräumen verantwortungsvoll umgehen. Im Frühjahr 2022 werden die Ergebnisse der Evaluation des WissZeitVG vorliegen. Dann werden wir prüfen, ob es Anpassungsbedarf gibt. Fest steht: Gute Wissenschaft braucht gute Arbeitsbedingungen. Dafür werde ich mich weiter einsetzen.“ REINER HOFFMANN, VORSITZENDER DES DEUTSCHEN GEWERKSCHAFTSBUNDES (DGB) „Wer in Hochschule und Forschung arbeitet, ist viel zu oft mit unberechenbaren Perspektiven kon- frontiert: immer neue Fristverträge zumeist mit kurzen Laufzeiten, kaum planbare Karrierewege, wenig Verlässlichkeit. Das hat sich in den vergangenen zehn Jahren leider kaum verbessert. Die Foto: Detlef Eden DGB-Gewerkschaften – und nicht zuletzt die GEW mit ihrer Kampagne „Traumjob Wissenschaft“ – haben die Fragen der prekären Beschäftigung in der Wissenschaft auf die Tagesordnung gesetzt und drängen auf ein Ende der Hire-and-Fire-Mentalität. Es wird höchste Zeit, dass die Bundesregierung Schlupflöcher im Wissenschaftszeitvertragsgesetz stopft, damit es endlich mehr Dauerstellen für Daueraufgaben, Mindestlaufzeiten für Zeitverträge und verlässliche Karrierewege in der Wissenschaft gibt. Der DGB wird noch in diesem Jahr seinen Hochschulreport veröffentlichen, um zu zeigen, wie die Beschäftigten an den Hochschulen ihre Arbeit sehen. Damit bekommen die Beschäftigten ein weiteres Mal eine Stimme in der Diskussion um gute Arbeit in der Wissenschaft.“ DR. STEFAN KAUFMANN, MDB, MITGLIED IM AUSSCHUSS FÜR BILDUNG, FORSCHUNG UND TECHNIKFOLGENABSCHÄTZUNG, CDU/CSU-BUNDESTAGSFRAKTION „Für unser Wissenschaftssystem brauchen wir die klügsten Köpfe. Dafür ist es entscheidend, dass Foto: Martin Kraft (photo.martinkraft.com), Karrierewege in der Wissenschaft attraktiv bleiben. Union und SPD haben dafür in den letzten Jahren wichtige, Maßnahmen auf dem Weg gebracht. Befristungen ohne Sachgrund dürfen nur noch im Rahmen Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 einer Qualifizierung erfolgen. Zudem haben wir ermöglicht, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Qualifizierung und berufliche Weiterentwicklung trotz der Corona-Pandemie weiterverfolgen. Gerade für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind planbare und durchlässige Karrierewege von großer Bedeutung. Daher haben wir das Tenure-Track-Programm für den wissenschaftlichen Nachwuchs aufgelegt. Auch das Profes- sorinnenprogramm, das junge Nachwuchswissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Professur fördert, ist auf große Resonanz gestoßen. Nun sind die Ergebnisse der Evaluation des WissZeitVG abzuwarten und auszuwerten. Dabei stehen wir als Union für einen ausgewogenen Kompromiss zwischen Generationengerechtigkeit durch Wettbewerb einerseits und verlässlichen Perspektiven für junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ande- rerseits. Zudem wollen wir, dass für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überzeugende Personalentwick- lungskonzepte unter Berücksichtigung der Gleichstellung erarbeitet werden. Der Wechsel zwischen Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Wirtschaft soll erleichtert werden.“
16 I DUZ SPECIAL OLIVER KACZMAREK, MDB, BILDUNGS- UND FORSCHUNGSPOLITISCHER SPRECHER DER SPD-BUNDESTAGSFRAKTION „Die Anforderungen an Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler sind hoch und wachsen mit der Aneignung digita- 16.01.2015 BERLIN Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 ler Lehrkompetenzen im Zuge der Corona-Pandemie weiter an. 6. FOLLOW-UP-KONGRESS: „DAUER Seit der Einführung der drei großen Wissenschaftspakte – Exzellenz STELLEN FÜR DAUERAUFGABEN, MINDEST- initiative, Hochschulpakt und Pakt für Forschung und Innovation – ist STANDARDS FÜR ZEITVERTRÄGE“ das System sehr innovationsgetrieben. Die GEW legt einen eigenen Gesetzent- Die Arbeitsbedingungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- wurf zur Reform des WissZeitVG vor. Die ler entsprechen dabei aber nicht dem erforderlichen Standard. Bund und Diskussion mit Bundestagsabgeordne- Länder sind in der Verantwortung, die Gleichstellung der Geschlechter, ten und Vertreter*innen von Wissen- die Förderung von Dual-Career-Modellen, die Implementierung von schaftsorganisationen zeigt, dass es 100-Prozent-Promotionsstellen sowie die Weiterentwicklung der Stellen- nicht mehr um das „Ob“, sondern um das profile im Wissenschaftssystem und die Unterstützung bei der digitalen „Wie“ einer Gesetzesänderung geht. Lehre voranzutreiben. Im Rahmen der Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes und der Einführung des Pakts für den wissenschaftlichen Nachwuchs wurden die Karriereoptionen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits verbessert. Die Kampagne der GEW „Traumjob Wissenschaft“ sowie das Templiner Manifest haben hierfür viel bewegt und machen deutlich, wie wichtig es ist, diesen Weg weiterzugehen.“ 26.03.2015 MÜNCHEN DR. H.C. THOMAS SATTELBERGER, MDB, MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT ERLÄSST NEUE RICHTLINIEN ZUR VERGÜTUNG VON SPRECHER FÜR INNOVATION, BILDUNG UND PROMOVIERENDEN FORSCHUNG DER FDP-BUNDESTAGSFRAKTION Promovierende sollen künftig über „Wissenschaftseinrichtungen brauchen Atmungs sozialversicherungspflichtige Be- potenziale und Fluktuation für Innovationsfähigkeit, aber Foto: Steffen Prößdorf, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 schäftigungsverhältnisse gefördert auch Generationenfairness. Dass allerdings 80 Prozent der werden, sehen die neuen Richtlinien vor. Stellen befristet sind, ist ein unsäglicher Zustand für Betroffene Doktorand*innen und GEW hatten zuvor – verbunden mit einer unsicheren beruflichen Zukunft, Familienplanung Dumpinglöhne und die Einsparung von unter Druck und innovationsschädlichen Abhängigkeiten. Sozialversicherungsbeiträgen bei der Promotionsförderung mit hauseigenen Reizt man alle Befristungsvarianten aus, qualifikations- wie drittmit- Stipendien kritisiert. telbasierte, sind langjährige Kettenverträge leider gelebte Praxis. Ein Unding, zumal bei hoch spezialisierter Grundlagenforschung nach Ver- 07.05.2015 BRÜSSEL tragsende ein breiterer Einsatz in der Wissenschaft meist sehr schwierig EUROPAWEITE EMPFEHLUNGEN FÜR ATTRAKTIVE KARRIEREWEGE wird. Viele gute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen sich solchen Zuständen nicht aus, sie wechseln ins Ausland. Das ist der fal- Im Rahmen des Sozialdialogs unter dem sche Weg für Deutschland. Dach der Europäischen Union legen das European Trade Union Committee for Was tun? Promotionen müssen von Beginn an über ihre gesamte Laufzeit Education (ETUCE) und die European abgesichert sein, natürlich mit realistischem Zeitrahmen. Vertragslauf- Federation of Education Employers zeiten sind an Projektlaufzeiten zu knüpfen. Die Sollbestimmung im Wis- (EFFE) gemeinsame Empfehlungen für senschaftszeitvertragsgesetz an dieser Stelle ist viel zu weich und wird attraktive und planbare Karrierewege in unterlaufen. Und: Dauerstellen für Daueraufgaben! Hochschule und Forschung vor. Dr. An- dreas Keller, ETUCE-Vizepräsident, ruft Zudem müssen wir etwas tun gegen Karriere-Silos in der Wissenschaft, Regierungen und Hochschulen dazu auf, und zwar durch partnerschaftliche Initiativen für cross-sektorale Per- das Bologna-Ziel, ein „förderliches Ar- sonalentwicklung in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung.“ beitsumfeld“ für Hochschulbeschäftigte zu schaffen, ernst zu nehmen.
CHRONIK I 17 02.-06.11.2015 BUNDESWEIT AKTIONSWOCHE „TRAUMJOB WISSENSCHAFT“ Mit 100 Aktionen in allen 16 Bundeslän- dern erhöht die GEW den Druck auf die Große Koalition, eine wirksame Reform des WissZeitVG durchzusetzen. Vor dem Brandenburger Tor in Berlin veran- schaulichen 50 Aktivist*innen in roten und grünen Ganzkörperanzügen das Verhältnis von befristet und unbefris- 12.05.2015 KAISERSLAUTERN tet angestellten Wissenschaftler*innen HRK VERABSCHIEDET KERNTHESEN ZU an Universitäten: neun zu eins. Gleich- 17.12.2015 BERLIN IHREM ORIENTIERUNGSRAHMEN zeitig berät der Bundestag in erster Le- sung den Regierungsentwurf für eine BUNDESTAG VERABSCHIEDET Die Erstbefristung von Arbeitsverhält- WissZeitVG-Novelle. WISSZEITVG-NOVELLE nissen soll so bemessen sein, dass das Der Bundestag verabschiedet die von der Qualifikationsziel erreicht werden kön- GEW seit Jahren geforderte Novelle des ne, formuliert die HRK in ihren Kern- WissZeitVG. Nach der Zustimmung des thesen. Für Promotionsstellen wird eine Bundesrats tritt die Novelle am 17.03.2016 Untergrenze von zwei Jahren mit einer in Kraft. Dr. Andreas Keller begrüßt die Verlängerungsoption von einem Jahr Novelle als „Etappensieg im Kampf ge- empfohlen. gen den Befristungsmissbrauch“. 2015 WISSZEITVG-NOVELLE: TEILWEISE UMSETZUNG 02.09.2015 BERLIN 11.11.2015 BERLIN DER GEW-VORSCHLÄGE BUNDESKABINETT BRINGT NOVELLIERUNG BUNDESTAGSANHÖRUNG BESSERT DES WISSZEITVG AUF DEN WEG WISSZEITVG-NOVELLE NACH Eingrenzung des personellen Mit dem Gesetzentwurf will die Bundes- Im Anschluss an eine Anhörung be- Geltungsbereichs des Gesetzes: ja regierung die Laufzeit von Zeitverträgen schließt der Ausschuss für Bildung, For- an den Befristungszweck binden. Die schung und Technikfolgenabschätzung Aufhebung der Tarifsperre: bisher sachgrundlose Befristung soll von der GEW vorgeschlagene Änderun- nein von der Förderung der Qualifizierung gen an der geplanten Gesetzesnovelle: abhängig gemacht werden. Die famili- Die Mindestlaufzeit von Zeitverträgen Dauerstellen für Daueraufgaben: enpolitische Komponente soll um eine mit Drittmittelbeschäftigten soll sich teilweise behindertenpolitische ergänzt werden. an der Projektlaufzeit orientieren, die Für studentische Beschäftigte soll ein ei- zulässige Befristungsdauer für studen- Qualifizierung als Voraussetzung für gener Befristungstatbestand geschaffen tische Beschäftigte von vier auf sechs bisher sachgrundlose Befristung: ja werden. Technisches und Verwaltungs- Jahre angehoben werden. personal soll nicht mehr nach Wiss- ZeitVG befristet werden dürfen. 25.11.2015 BERLIN Keine Befristung in der Postdoc- EUROPA-UNIVERSITÄT VIADRINA Phase ohne Tenure Track: nein FRANKFURT (ODER) ERHÄLT PERSONAL RÄTEPREIS GOLD Mindestlaufzeiten für Zeitverträge: teilweise Der Wissenschaftliche Personalrat der Viadrina wird für seine mit der Univer- Verbindliche Ausgestaltung der sitätsleitung abgeschlossene Dienst- familienpolitischen Komponente: nein vereinbarung prämiert, die Mindest- vertragslaufzeiten von drei Jahren für Einführung einer behinderten Promovierende, vier Jahren für Postdocs politischen Komponente: ja und eine Anwendung der familienpoliti- schen Komponente des WissZeitVG „in vollem Umfang“ vorschreibt.
18 I DUZ SPECIAL 22.03.2017 BERLIN 21.04.2016 BERLIN 8. FOLLOW-UP-KONGRESS: „JOBTRAUMA 7. FOLLOW-UP-KONGRESS: „HER MIT DER ODER TRAUMJOB WISSENSCHAFT? MILLIARDE! VON DER NOVELLIERUNG DES 20.05.2016 BONN KARRIEREWEGE UND BESCHÄFTIGUNGS WISSENSCHAFTSZEITVERTRAGSGESETZES GEMEINSAME WISSENSCHAFTSKONFERENZ BEDINGUNGEN IN HOCHSCHULE ZUM PAKT FÜR VERLÄSSLICHE KARRIERE (GWK) VERSTÄNDIGT SICH AUF UND FORSCHUNG AM VORABEND DER WEGE IN DER WISSENSCHAFT“ TENURE-TRACK-PROGRAMM BUNDESTAGSWAHL“ Die GEW stellt ihr „Fünf-Punkte-Pro- Mit dem Programm zur Förderung des gramm zur Durchsetzung des neuen wissenschaftlichen Nachwuchses wer- Die GEW präsentiert ihre neue Web- Befristungsrechts in der Wissenschaft“ den von 2017 bis 2032 mit einer Milliar- site www.kodex-check.de, auf der vor, das unter dem Motto „Den Para- de Euro insgesamt 1000 Tenure-Track- für alle staatlichen Universitäten grafen müssen Taten folgen“ steht. Professuren gefördert. Die geförderten Deutschlands Schlüsseldaten zu In dessen Mittelpunkt stehen die Universitäten müssen ein Personalent- Beschäftigungsbedingungen und Perso- GEW-Anforderungen an das geplante wicklungskonzept vorlegen. nalpolitik abgerufen werden können. 2016 2017 Tenure-Track-Programm von Bund und 28.09.-01.10.2016 LUTHERSTADT Ländern: Die Stellen sollen auf Dauer WITTENBERG erhalten bleiben und zu mindestens 9. GEW-WISSENSCHAFTSKONFERENZ 50 Prozent mit Frauen besetzt werden. „VON PAKT ZU PAKT? PERSPEKTIVEN Es sollen nur Hochschulen gefördert DER HOCHSCHUL- UND WISSENSCHAFTS werden, die schlüssige Personalentwick- FINANZIERUNG“ lungs- und Dauerstellenkonzepte haben. Die GEW fordert in ihrer „Wittenberger Erklärung“ Bund und Länder auf, ihr Tenure-Track-Programm mit einer „Ent- fristungsoffensive“ zu flankieren. Dafür sollten sie die Handlungsmöglichkeiten des Kooperationsverbots nutzen. Das Tenure-Track-Programm soll von 1000 auf 5000 Stellen aufgestockt werden, fordert die GEW unter Berufung auf eine Bedarfsberechnung von Dr. Anke Burkhardt.
CRONIK I 19 NICOLE GOHLKE, MDB, HOCHSCHUL- UND WISSENSCHAFTSPOLITISCHE SPRECHERIN DER BUNDESTAGSFRAKTION DIE LINKE „Das Templiner Manifest hat vor zehn Jahren bitter nötige Foto: FishInWater (talk), Wikimedia Commons, CC BY 2.0 Ziele zur Reform der Karrierewege in der Wissenschaft ent- worfen. Es bleibt auch im Jahr 2020 notwendig, entschlossen für diese Ziele zu kämpfen. Denn leider haben sich die Karrierewege und Beschäftigungsbedingungen an Hochschulen in den letzten zehn Jahren kaum verbessert. Die Maßnahmen und Verpflichtungen in Politik und Wis- senschaft bleiben viel zu zaghaft. Als LINKE fordern wir die Ausfinanzierung der Hochschulen durch öffentliche Gelder und ein Ende des Befristungs- wahns in der Wissenschaftslandschaft. Wir möchten Nachwuchswissen- 20.07.2017 FRANKFURT AM MAIN schaftlerinnen und -wissenschaftler fördern und dafür verlässliche Karri- GEW VERÖFFENTLICHT KODEX-SYNOPSE ereperspektiven neben der Professur ermöglichen. Es muss uns gemeinsam gelingen, endlich die notwendigen Veränderungen anzuschieben und ver- Die Synopse zum Stand der Umset- krustete Strukturen aufzubrechen. Dies gelingt nur in einem starken Bünd- zung des Herrschinger Kodex „Gute nis von Parteien, Gewerkschaften, Initiativen und Bewegungen. Die GEW ist Arbeit in der Wissenschaft“ vergleicht und bleibt dabei einer unserer wichtigsten Partner.“ über 100 Kodizes von Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie entsprechende Dokumente von Län- dern, Wissenschaftsorganisationen und KAI GEHRING, SPRECHER FÜR FORSCHUNG, Fachgesellschaften. WISSENSCHAFT UND HOCHSCHULE DER BUNDESTAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „In der Arbeitswelt ist es üblich, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und ihnen langfristige Perspektiven Foto: Rafael P. D. Suppmann, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 4.0 zu geben. In der Wissenschaft ist das offenbar nicht so. Der wissenschaftliche Nachwuchs an Hochschulen ist zu 93 Prozent befristet beschäftigt, an außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu 84 Prozent. In der übrigen Arbeitswelt sind es etwas mehr als 8 Prozent. Das ist ein Missverhältnis, das die GEW und auch die grüne Bundestagsfraktion 12.10.2017 HANNOVER seit Langem anprangern. Es braucht eine neue Balance, damit die kreativen STUDIE WEIST GESUNDHEITLICHE Köpfe der Wissenschaft nicht länger Lebewohl sagen. Das Wissenschafts- BELASTUNG VON BEFRISTET zeitvertragsgesetz muss klare Mindestvertragslaufzeiten enthalten und BESCHÄFTIGTEN NACH eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Auch muss die Tarifsperre aufgehoben werden. Noch wichtiger ist, die Grundfinanzie- Zeitverträge, Mehrarbeit und schwierige Work-Life-Balance sind auch gesund- rung der Hochschulen zu stärken und an den Hochschulen für einen Menta- heitliche Belastungsfaktoren für den litätswandel zu werben. Die Verstetigung von Bundesprogrammen wie dem akademischen Mittelbau. Das zeigt eine Zukunftsvertrag Studium und Lehre gibt den Hochschulen mehr finanzielle Studie von Timo Lesener und Dr. Burk- Planungssicherheit, die für den Ausbau von Dauerbeschäftigungen genutzt hard Gusy, die die GEW gemeinsam mit werden soll. Diese Vereinbarung muss eingehalten werden.“ dem Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen vorstellt. PROF. DR. PETER-ANDRÉ ALT, PRÄSIDENT DER HOCHSCHULREKTORENKONFERENZ „Die Hochschulen sind für ihre komplexen Aufgaben auf das Engagement aller Beschäftigten angewiesen. Im letzten Jahrzehnt haben die Hochschulen viel getan, um Foto: David Ausserhofer Beschäftigungsbedingungen zu verbessern und Karrierewege zu diversifizieren. Zum Beispiel durch zusätzliche Tenure-Track- Professuren oder mehr Aufmerksamkeit für alle Karriereoptionen, zum Bei- spiel an Fachhochschulen. Auch müssen die Laufzeiten von Zeitverträgen so bemessen sein, dass die angestrebte Qualifizierung erreichbar und wissen- schaftlich ausführbar ist. Es gilt, das Erreichte zu prüfen, Nachteile aus der Corona-Krise zu lindern und die Karriereoptionen noch transparenter zu machen. Nicht immer wird es eine Professur sein, aber hoch qualifiziertes Personal wird innerhalb wie außerhalb der Wissenschaft auch auf anderen Positionen gesucht.“
Sie können auch lesen