PUNKT Dreieck des Wissens - Schlüssel zum Erfolg - Berlin.de
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Das Magazin aus Berlin über die Europäischen Strukturfonds PUNKT 21. Jg. Mai/Juni 2012 Dreieck des Wissens – Schlüssel zum Erfolg Seite 3–7 EFRE: COGO Optronics baut in Berlin optische Komponenten 110 Seite 10−11 ESF: Das Modellprojekt BerLearner unterstützt KMU Seite 12
EDITORIAL Inhalt Zur Sache EUROPAREPORTAGE Innovation und neue Beschäftigung Synergien und sind Schlüssel zum Erfolg 3–7 Standpunkt Zusammenwirken von Koos Richelle über Soziale Innovation 8–9 herausragender Bedeutung EFRE-PROJEKTE IN BERLIN C OGO Optronics baut in Berlin optische Komponenten 10 – 11 Staatssekretärin Hella Dunger-Löper ESF-PROJEKT IN BERLIN Fachkräfteentwicklung durch Bevollmächtigte beim Bund, Wissensmanagement 12 Europabeauftragte des Landes VERANSTALTUNGSBERICHT Berlin und Beauftragte für das OECD LEED Forum tagt in Berlin zum Bürgerschaftliche Engagement Thema „Partnership for Youth“ 13 - Senatskanzlei - AUF DEN PUNKT Jüdenstr. 1 YOU − Europas größte Jugendmesse 10178 Berlin Serbien neuer EU-Beitrittskandidat Zukunft der Strukturfonds 2014–2020 15 Tel.: (030) 9026 - 3600 SCHLUSSPUNKT Fax: (030) 9026 - 3605 Unternehmen müssen abgelehnten Bewerbern keine Auskunft erteilen 16 Die gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg (in- Impressum Punkt erscheint 6 x jährlich Die Redaktion behält sich vor, ein noBB) wie auch der Masterplan Industriepolitik unterlegen her- vorragend die Leitinitiativen der EU 2020 Strategie und liefern unentgeltlich gereichte Beiträge zu kürzen. Na ISSN 1434-3991 mentlich gezeichnete Beiträge und die entscheidenden Voraussetzungen, die Leitlinien auf regio- Leserzuschriften geben nicht unbe Herausgeber und Bezugsadresse dingt die Meinung der Redaktion naler Ebene umzusetzen. Senatsverwaltung für Wirtschaft, wieder. Jeglicher Nachdruck von Technologie und Forschung Beiträgen (auch auszugsweise) ist Referat III C – Europäische nur mit Quellenangabe gestattet Das Gelingen auf Berliner Ebene hängt natürlich entscheidend Strukturfondsförderung und bedarf der Zustimmung des Martin-Luther-Straße 105 Autors. Die Zusendung eines Beleg davon ab, ob die Region geeignete Fachkräfte aufbieten kann und 10825 Berlin exemplars ist erforderlich. Für ein gesandte Manuskripte, Vorlagen, das Wissensdreieck wirkungsvoll in den weiteren Planungs- und Redaktion Cartoons und Fotos wird keine Ge Umsetzungsprozess eingebunden werden kann. Synergien und Convis Consult und Marketing währ übernommen. GmbH, Berlin Zusammenwirken der entsprechenden Fachbereiche sind daher www.convismedia.eu V.i.S.d.P. Mathias Kuhlmann, Senatsverwaltung für Wirtschaft, von herausragender Bedeutung. Ansprechpartnerin: Technologie und Forschung Susanne Landgren Gedruckt auf chlorfrei Telefon 030 8904169-35 gebleichtem Papier Dafür wird auch zukünftig ein geeignetes Instrumentarium auf punkt@convis.com www.berlin.de/sen/strukturfonds/oeff_ Mai/Juni 2012, EU-Ebene benötigt, um uns bei diesen Anstrengungen zu unter- arbeit/punkt/punkt.html 21. Jahrgang, Ausgabe 110 stützen. Die innoBB wurde deshalb bei verschiedenen Gelegen- Layout Senatsverwaltung für heiten vorgestellt. Es ist zudem geplant, sie als „smart specialisa- SPREE-PR, Berlin Wirtschaft, Technologie www.spree-pr.com und Forschung tion platform“ der Kommission zu registrieren. Fotonachweis Mike Auerbach, Stefanie Zwisler, Karoline Kallweit, Patrick Schneider, Sie wird mittlerweile von der Kommission als best practise Sebastian Pripad, Generaldirektion Regionalpolitik der Europäischen Kommission, Archiv, überregionaler Strategien genannt und entwickelt sich zum Das Magazin PUNKT wird aus Mitteln der Alleinstellungsmerkmal auf europäischer Ebene. Europäischen Union kofinanziert (EFRE und ESF). Staatssekretärin Über Ihre Hinweise, Wünsche, Anregungen oder Kritik würden wir Hella Dunger-Löper uns freuen. Bitte per E-Mail an: punkt@convis.com 2
E uropareportage Innovation und neue Beschäftigung – Schlüssel zum Erfolg D ie L eitinitiativen der K ommission und ihre W irkung in der H auptstadtregion Nicht zuletzt die Finanzkrise hat den Verantwort- lichen in Europa erneut vor Augen geführt, vor welch großen Herausforderungen sie stehen, wenn sie die ehrgeizigen Ziele der Europa-2020-Strategie errei- chen wollen. Knappe Haushaltsmittel, eine alternde Bevölkerung, Globalisierung und Ressourcenknapp- heit verschärfen die Situation in vielen EU-Mitglied- staaten zu dem und fordern schnell zu realisierende ausgleichende Maßnahmen. Um Arbeitsplätze zu schaffen und damit auch einen gewissen Lebens- standard garantieren zu können, gilt es daher, in- novative Produkte, Dienstleistungen und Unterneh- mensmodelle zu entwickeln sowie durch erweiterte Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten die die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erhöhen. Die Innovationsunion Von Spitzenunternehmen über Universitäten und Forschungseinrichtungen bis hin zu einmaligen Stär- ken durch europäische Kreativität und Vielfalt – die EU verfügt über ein hervorragendes Potenzial für die Schaffung von Innovationen. So gehören bereits heute einige Mitgliedstaaten zu den weltweit führenden Län- dern in Bereichen wie der optischen Technologie, Luft- und Raumfahrt, Telekommunikation oder Energie- und Umwelttechnologie. Jedoch führt ein sich ständig ver- schärfender weltweiter Wettbewerb dazu, dass ent- sprechende Unternehmen zunehmend mit Konkur- renz zu kämpfen haben und mehr Druck verspüren. Im Mittelpunkt der EUROPA-2020-Strategie steht daher die so genannte Leitinitiative „Innovations union“, die dazu beitragen soll, den Wettbewerbsvor- teil der EU im Bereich der Innovationen zu erhalten gend reformiert werden. Zwar verfüge Europa im Ver- In Potsdam wird erforscht, wie Biomassematerial für und eine zukunftsgerichtete Forschungs- und Innova- gleich zu anderen Ländern über ein gutes Grundbil- industrielle Zwecke tionspolitik zu verwirklichen. Laut Initiative ist es trotz dungssystem, trotzdem hätten einige Mitgliedstaaten verwendet werden kann. Krise und haushaltspoltisch schwierigen Zeiten vor- noch erhebliche Schwächen in der naturwissenschaft- erst notwendig, die Investitionen in die Wissensbasis lichen Lehre, die für die Schaffung von Innovationen – d. h. in die Forschung und Entwicklung (FuE) sowie unverzichtbar ist. Zudem gelte es, Hochschulen von das Bildungswesen – zu erhöhen. Gelingt es, die Aus- Überregulierung und Detailmanagement zu befreien, gaben für FuE EU-weit auf 3 % des Bruttoinlandpro- sodass sie nach Auftrag und Perspektive vielfältiger dukts (BIP) anzuheben, könnten 3,7 Millionen neue werden. Zum Beispiel könnte ein Forum Hochschule/ Arbeitsplätze bis zum Jahr 2025 geschaffen und das Wirtschaft dazu beitragen, Unternehmen stärker in die BIP der EU um fast 800 Mrd. Euro gesteigert werden. Entwicklung von Lehrplänen und Doktorandenausbil- Darüber hinaus müsse auch das Bildungssystem drin- dung einzubeziehen und Absolventen gezielter auf die PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 3
E uropa R eportage Anforderungen des Marktes und des jeweiligen Unter- gestimmt und vereinfacht werden, um besonders klei- nehmens vorzubereiten. Oberstes Ziel ist es, den pro- nen und mittleren Unternehmen (KMU) den Zugang zentualen Anteil von Forscherinnen und Forschern an zu Förderungen zu vereinfachen. der Gesamtbevölkerung zu erhöhen – der zurzeit noch Insgesamt müssten sich auch die Finanzierungs- deutlich hinter den Werten der USA, Japans und an- instrumente der EU künftig stärker auf die Prioritäten derer Ländern zurückliegt – und gut ausgebildete For- der Innovationsunion konzentrieren, fordert die Kom- schende aus dem Ausland anzulocken. mission. Jedes Glied der Forschungs- und Innovati- onskette – von der Grundlagenforschung bis zur Ver- Der europäische Forschungsraum marktung – müsse verstärkt und den Bedürfnissen der Eine der vehementen Forderungen der Europä- beteiligten Unternehmen angepasst werden. Künftige Ob Masterplan Industrie ischen Kommission im Zusammenhang mit der Leitini- Forschungs- und Innovationsprogramme der EU sol- stadt, Masterplan Qualifi tiative „Innovationsunion“ ist die Verwirklichung eines len dabei so konzipiert werden, dass ein leichterer Zu- zierung oder Gemeinsame Innovationsstrategie europäischen Forschungsraums. Bis zum Jahresende gang und somit eine stärkere Beteiligung von KMU ge- Berlin-Brandenburg – die 2014 soll dieser geschaffen sein und europäischen For- währleistet wird. Passend formuliert die Kommission Hauptstadtregion bewegt sich. schungseinrichtungen und Akteuren des innovativen in ihrer Mitteilung an das Europäische Parlament: „Es Marktes eine ungehinderte Kooperation ermöglichen. gibt immer noch großen Vereinfachungsspielraum … Austausch von Wissen, das Schmieden von Allianzen Forscher und Innovatoren sollten mehr Zeit im Labor oder grenzüberschreitende gemeinsame Projekte sol- oder mit ihrer Geschäftstätigkeit und weniger Zeit mit len auf diese Weise vorangetrieben und nicht mehr Formalitäten verbringen.“ Doch nicht nur der leichtere durch rechtliche sowie praktische Hürden behindert Zugang zu Finanzierungsmitteln ist für die Innovati- werden. Durch verstärkte gemeinsame Forschungs- onslandschaft entscheidend. Künftig müssten zudem planungen werden so schließlich Überschneidungen Hürden abgebaut werden, die Unternehmen daran und Doppelarbeit vermieden sowie die Kosteneffizienz hindern, ihre Ideen auf den Markt zu bringen. So sol- in Zeiten finanzieller Engpässe gewahrt. In diesem Zu- len z. B. mit der erwarteten Einführung des einheit- sammenhang soll auch das europäische System der lichen EU-Patents die Rechte am geistigen Eigentum FuE-Förderung übersichtlicher gestaltet werden, da- erschwinglicher werden – wovon gerade KMUs profi- mit Anspruchsberechtigte sich nicht mehr durch einen tieren, die sich bisher noch mit viel Zeit- und Kosten- Innovationsunion: Dschungel an nationalen und regionalen Programmen, aufwand mit den jeweiligen nationalen Validierungs- http://ec.europa.eu/ zwischenstaatlichen Alternativen und verschiedenen und Übersetzungspflichten einer Patentanmeldung research/innovation- EU-Fördertöpfen schlagen müssen. Vielmehr sollten befassen müssen. Zusammenfassend bleibt festzuhal- union/index_en.cfm Verfahren und Bedingungen stärker aufeinander ab- ten, dass die Voraussetzungen für eine wettbewerbsfä- Innovationsvergleich mit den USA Innovationsvergleich mit JAPAN Innovationsvergleich mit CHINA Innovationsrückstand -43 -42 32 Neue Doktorats-Abs. 6 38 Hochschulbildung -69 -76 72 Intern. Kopublikat. -46 29 89 Meistzitierte Publikat. -32 28 40 Öffentliche FuE 3 -2 39 Aufwendungen Wagniskapital -64 FuE-Aufwendungen -66 -122 7 der Unternehmen Öff.-priv. Kopublikat. -128 -77 97 PCT-Anmeldungen -8 -108 73 Gesellschaftliche Herausforderungen -19 -122 80 Handelsmarken 33 13 -210 Beschäftigung in WIT -26 4 Exporte von Mittel- -25 -57 -18 /Hochtechnologie Export von WID 16 31 21 Einkommen aus Lizenzen -222 -168 93 und Patenten -300 -200 -100 0 100 -300 -200 -100 0 100 -300 -200 -100 0 100 4
E uropa R eportage hige Innovationsunion durchaus gegeben sind, es je- Hochschulen sowie beinahe 70 außeruniversitäre Immer mehr Fachkräfte werden benötigt, um doch noch einer besseren Koordination bedarf. Eine Forschungseinrichtungen garantieren ein breites bei der innovativen herausragende Rolle spielt hier das bereits 2008 ins Spektrum an innovativen Ideen, Entwicklungen Entwicklung mithalten Leben gerufene Europäische Institut für Innovation und unternehmensnaher Forschung. Bereits seit zu können. und Technologie (EIT), das als eines der Aushängeschil- 2007 arbeiten die Länder eng zusammen, um ihre der der ressortübergreifenden europäischen Innovati- jeweiligen erfolgreichen Innovationskonzepte stär- onspolitik gilt. Bis Ende 2013 mit 308,7 Millionen Euro ker zu verzahnen und ihnen zusätzliche Impulse zu ausgestattet konzentriert sich das Institut darauf, eu- verleihen. So diskutierten Vertreterinnen und Ver- ropaweite Synergien und geförderte Netzwerke zwi- treter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf schen den Bereichen Bildung, Forschung und Innova- jährlich stattfindenden Innovationsgipfeln über Fort- tion („Dreieck des Wissens“) zu schaffen. Im Rahmen schritte, Umsetzung und Inhalt einer gemeinsamen dieses Engagements werden einzelne „Wissens- und Innovationspolitik. Die fand in der am 21. Juni 2011 Innovationsgemeinschaften“ gebildet, die die ganze von den beiden Landesregierungen beschlossenen Innovationskette abbilden und kreative, innovative „Gemeinsame Innovationsstrategie der Länder Ber- Talente aus Forschung, Wirtschaft und Hochschulen lin und Brandenburg“ (innoBB) ihren Niederschlag. zusammenführen. Sie soll fortan dazu beitragen, die Hauptstadtregion als innovations- und technologieorientierten Stand- Die innovative Hauptstadtregion ort der Spitzenklasse zu etablieren und die Wettbe- Aufgrund exzellenter Wissenschafts- und For- werbsstärke hervorzuheben. Gemeinsame schungsangebote nimmt die Hauptstadtregion Ber- Innovationsstrategie lin-Brandenburg einen Spitzenplatz in der europä- Das Prinzip „Stärken stärken“ der Länder Berlin und ischen Innovationslandschaft ein und wird sogar als Im Rahmen der Strategieentwicklung waren fünf Brandenburg: DIE Innovationsregion im Herzen Europas beschrie- gemeinsame Zukunftsfelder identifiziert worden, die www.berlin.de/sen/ wirtschaft/politik/inno- ben. Leistungsfähige Unternehmen, 7 Universi- zu folgenden länderübergreifenden Clustern ent vationsstrategie.html täten, über 20 staatliche und renommierte private wickelt wurden: PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 5
E uropa R eportage • Gesundheitswirtschaft; hierbei u. a., ein so genanntes Online-Kompetenzpano- • Energietechnik; rama zu erstellen, das einen Überblick über Entwick- • Verkehr, Mobilität und Logistik; lung und Erfordernisse des Arbeitsmarktes gibt. Zudem • Informations- und Kommunikations soll das System der Anerkennung von Berufsqualifi- technologie/Medien/Kreativwirtschaft und kationen reformiert und eine europäische Klassifizie- Herstellung von mono- und • Optik. rung für Fähigkeiten, Kompetenzen und Berufe ge- multikristalliner Silizium- Hierbei sollen nicht nur Wissenschaft, Forschung schaffen werden. Solarzellen. und Unternehmen untereinander länderübergreifend Um das zu erreichen und darüber hinaus insgesamt enger kooperieren und agieren, sondern auf diese Clus- besser funktionierende Arbeitsmärkte schaffen zu kön- Agenda für neue ter wird sich auch die Förderung in beiden Ländern nen, hat die Europäische Kommission eine Agenda für Kompetenzen und vorrangig fokussieren. neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten Beschäftigungsmög Ein dem jeweiligen Cluster vorstehendes Manage- festgelegt. Die Leitinitiative soll vor allem dabei helfen, lichkeiten: http:// mentteam von Fachleuten bündelt dabei die Kom- die EU-Beschäftigungsquote für Frauen und Männer in ec.europa.eu/social/ petenzen, vernetzt Experten und stärkt somit die in- der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen bis 2020 auf 75 main.jsp?catId=958& langId=de ternationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Auf % zu erhöhen. Für die Umsetzung dieser europäischen diese Weise können z. B. brandenburgische Unterneh- Beschäftigungsstrategie fordert die Kommission von men von den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen EU-Institutionen, Mitgliedstaaten und Sozialpartnern, Kompetenzen Berlins profitieren und umgekehrt – mit die Flexicurity-Strategie zu verstärken. Sie setzt auf fle- nachhaltig positiver Wirkung auf die Wirtschaftskraft xible und verlässliche Arbeitsvereinbarungen, umfas- der gesamten Region. sende Fortbildungsstrategien für lebenslanges Lernen, wirksame aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen Neue Kompetenzen sowie auf moderne Sozialversicherungssysteme. Zu- Eine Konzentration auf die Förderung der innova- dem schlägt die Kommision vor, Rechts- und Verwal- tiven Landschaft geht einher mit einem erhöhten Be- tungsrahmen bei der Einstellung und Entlassung von darf an kompetenten Arbeitskräften bzw. Fachkräften. Personal, bei der Gründung neuer Unternehmen und Besonders in den Bereichen Innovation, neue Techno- in Bezug auf die Selbstständigkeit zu vereinfachen, logien sowie Umwelt- und Gesundheitstechnik muss die Lohnnebenkosten zu senken und Schwarzarbeit das Bildungssystem in engerem Zusammenhang mit zu bekämpfen. den Bedürfnissen der jeweiligen Unternehmen stehen und die Ausbildung ein verstärktes arbeitsbasiertes Der Masterplan Qualifizierung Lernen bieten. Die Europäische Kommission empfiehlt Wie schon erwähnt, nimmt die Hauptstadtregion eine Spitzenposition in der innovativen Landschaft ein D as E uropäische F orschungsrahmenprogramm (FRP) und ist somit besonders auf Fachkräfteausbildung und Es fasst alle Maßnahmen auf dem Gebiet der Forschungsförderung zusammen -sicherung bedacht. Schon die gemeinsame Fachkräf- und gilt als das weltweit größte Programm für Forschungsprojekte. In der aktu- testudie der Länder Berlin und Brandenburg hat offen- ellen Förderperiode (2007–2013) ist das 7. FRP mit einem Budget von mehr als 54 bart, dass in der Region bis zum Jahr 2030 voraussicht- Milliarden Euro ausgestattet. Das Programm zielt darauf ab, wissenschaftliche und lich bis zu 460.000 benötigte Fachkräfte fehlen werden technologische Grundlagen der Industrie zu stärken und dabei die Wettbewerbs- und der Wirtschafsstandort dadurch akut bedroht ist. fähigkeit der entsprechenden Branchen zu fördern. Das FRP gliedert sich in 4 spe- Als Reaktion und in Anlehnung an die von der Kommis- zifische Programme: sion vorgeschlagene Agenda für neue Kompetenzen 1. Kooperation: Mit mehr als 32 Milliarden Euro werden grenzüberschreitende und Beschäftigungsmöglichkeiten hat der Berliner Se- Projekte zwischen Universitäten, Industrie und Forschungszentren gefördert. nat daher im vergangenen April den „Berliner Master- 2. Ideen: 7,5 Milliarden werden in die Förderung der Grundlagenforschung plan Qualifizierung“ beschlossen. Mit Hilfe des Master- investiert. plans sollen in der Hauptstadt arbeitende Menschen so 3. Menschen: 4,7 Milliarden Euro fließen in sogenannte „Marie-Curie-Maßnah- qualifiziert, aus- und weitergebildet werden, dass der men“, die dazu beitragen sollen, die Mobilität von jungen Wissenschaftlerinnen Standort Berlin die Herausforderungen des wirtschaft- und Wissenschaftlern zu fördern und durch spezifische Maßnahmen einen „Euro- lichen und demografischen Wandels bewältigen kann. päischen Arbeitsmarkt für Forscher“ zu schaffen. Der Masterplan – in dessen Lenkungskreis die Ver- 4. Kapazitäten: 4,2 Milliarden Euro sollen gezielt in die Förderung der Forschungs- einigung der Unternehmensverbände in Berlin-Bran- infrastrukturen fließen. Besonders KMUs sollen von diesem Programmteil profitieren. denburg, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Se- natsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die 6
E uropa R eportage Industrie- und Handelskammer Berlin, die Regionaldirektion Berlin Brandenburg der Bun- desagentur für Arbeit und die Handwerkskammer Berlin ver- treten waren – konzentriert sich auf sechs Handlungsfelder: So sollen alle ausbildungswilligen Jugendlichen mittels einer du- alen beruflichen Ausbildung in Betrieben und Unterneh- men die Möglichkeit bekom- men, ihre individuellen und beruflichen Kompetenzen zu stärken. Davon profitiert auch die Wirtschaft, die sich so ihren Foto/Grafik: Marion Schmieding, Alexander Obst Bedarf an Fachkräften sichern kann. Auch der Übergang von der Schule in den Be- ruf soll und muss in den kom- menden Jahren optimiert und es besonders benachteiligten Jugendlichen ermöglicht wer- den, eine kompetente Berufs- wahl zu treffen. Hierbei soll der Schwerpunkt auf die vertiefte Berufsorientierung an Berliner Schulen gelegt werden. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld betrifft die beruf- tischer, sondern auch aus beschäftigungspolitischer Durch den neuen Flughafen Berlin Brandenburg erwar- liche Weiterbildung. Es gilt, besonders bei KMUs eine Perspektive ein Aushängeschild für die Region wer- tet die Wachstumsregion deutliche Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung den und „als Schaufenster für gute Arbeit“ dienen. weitere innovative Impulse. zu erreichen, wobei in erster Linie Geringqualifizierte, Die kommenden Jahre werden zeigen, was die einzel- ältere Beschäftigte, Migrantinnen und Migranten be- nen vorgeschlagenen Leitinitiativen der Europäischen rücksichtigt werden sollten. Die entsprechenden För- Kommission in den einzelnen Mitgliedstaaten und der derangebote sollen demnach künftig genauer auf gesamten Union für Wirkungen zeigen. Eines zumin- Masterplan gesuchte Qualifikationen und Fachkenntnisse abge- dest kann aber schon heute erkannt werden: Mit der Qualifizierung: gemeinsamen Innovationsstrategie und dem Master- www.berlin.de/sen/ stimmt werden. Natürlich ist es auch von großer Bedeu- arbeit/besch-impulse/ tung, die Fachkräfteweiterbildung an Hochschulen plan Qualifizierung befindet sich die Hauptstadtregion lernen/index.html voranzutreiben. Es sollen Studienangebote für beruf- auf dem richtigen Weg durch den Wandel der Zeit. lich Qualifizierte entwickelt und Studienabbrecher/ innen in Ausbildung, Beruf und Beschäftigung inte- H orizon 2020 griert werden. Damit die vorhandenen Qualifizierungs- Ab der kommenden Förderperiode (2014 – 2020) führt das neue angebote – und damit die Möglichkeit des lebenslan- Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“ alle gen Lernens – bei den Bürgerinnen und Bürgern Ber- forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der EU zu- lins ankommen, setzt der Senat zudem auf eine be- sammen. Ausgestattet mit voraussichtlich 80 Milliarden Euro für sieben rufsbezogene Bildungsberatung. Ein Instrument Jahre soll sich das Programm hauptsächlich darauf konzentrieren, die dafür ist die stärkere Vernetzung und Zusammenar- Entwicklung neuer Technologien und damit Umsetzung marktrei- beit der Bildungsberatungsstellen. Last but not least fer Produkte voranzutreiben. Hierbei sollen Forschungsinstitute und rückt auch das Leitziel Wachstumsregion Flughafen Unternehmen leichter in den Genuss von Finanzierungsmöglichkeiten Berlin-Brandenburg in den Fokus des Masterplans, kommen und Start-ups stärker gefördert werden. denn der Flughafen soll nicht nur aus verkehrspoli- PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 7
S tandpunkt Soziale Innovation – ein wichtiger Weg, um kluge Ideen aufzuspüren Von Koos Richelle für finanzielle Anreize namens „Negative Einkom- Koos Richelle menssteuer“. Es handelt sich dabei um einen zeit- befristeten Arbeitnehmerzuschuss für Transferleis- Generaldirektor für Beschäftigung, Soziale Angelegenheiten und tumgsempfänger, der für das Deutsche Steuer- und Integration, Transfer-System entwickelt wurde. Dieses Modell, Europäische Kommission welches vorerst in einem Zufallsprogramm mit Kon- trollgruppen in Feldstudien in Deutschland gete- stet wurde, zeigte beachtliches Potenzial, um die Teilnahme der Menschen am Arbeitsmarkt zu er- Rue Joseph II, 27 B-1049 Brüssel höhen. Ein anderes interessantes Beispiel für sozi- BELGIEN ale Innovation ist das Projekt „Hoffnung in Bahn- höfen“, welches von der Europäischen Kommission Tel.: +32 2 298 53 99 finanziert wird und darauf abzielt, die Vernetzung von sozialen Dienstleistungen für obdachlose Men- Zurzeit sind wir in Europa noch weit davon entfernt, schen in und um Bahnhöfe zu stärken. Das Projekt unser volles Potenzial an Kreativität und Möglich- findet in vier verschiedenen Bahnhofstationen in Eu- keiten auszuschöpfen, welches uns erlauben würde, ropa statt, und zwar in der Station Zoologischer Gar- neue Produkte, Dienstleistungen oder organisato- ten in Berlin, in der Brüsseler Central Station, dem rische Modelle zu erfinden, um den Herausforde- Gare du Nord in Paris und in Roms Stazione Termini. rungen der europäischen Gesellschaft zu begegnen. Unser Ziel ist es, nicht nur soziale Innovation an der Basis zu erhöhen, sondern auch Innovation ins Soziale Innovation ist ein wesentlicher Bestand- Zentrum der politischen Aufmerksamkeit zu brin- teil der Europa 2020 Strategie und sollte auch eine gen. Denn die Kernfragen für die Zukunft unserer Schlüsselrolle spielen, um neue Arten von Lösungen Sozialpolitik werden ganz klar sein: Wie kann man für Europas gegenwärtige und zukünftige Bedürf- besser erkennen, was funktioniert und was nicht? nisse zu entwickeln und zu testen. Wie kann man gute Praktiken ausweiten? Und wie Soziale Innovation kommt an der Schnittstelle kann man Veränderungen erleichtern und die sozi- zwischen öffentlicher Verwaltung und dem freien ale Akzeptanz von Reformen erhöhen? Markt zum Tragen und ist ein Ansatz, der dabei hel- Eine Antwort auf diese Fragen könnte sein, mit fen kann, den sozialen Wert neuer Technologien zu innovativen Lösungen vorerst in kleinem Rahmen erhöhen, mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaf- zu experimentieren und diese dort, wo sie Wirkung fen, Arbeits- und Familienleben stärker miteinan- zeigen, auszuweiten. Dies würde uns auch helfen, der zu vereinbaren, die Gesundheitsvorsorge zu op- Beweise für deren Wirksamkeit zu erhalten, mit de- timieren usw. nen kosteneffiziente Reformen untermauert wer- Indem die Europäische Union soziale Innovation den können. Um soziale Innovation voranzutreiben, unterstützt, fördert sie Lösungen, die einen echten hat die Europäische Kommission in ihrem Maßnah- sozialen Mehrwert haben. Dazu werden Akteure der menpaket zu den politischen und finanziellen Ver- Sozialwirtschaft und des sozialen Unternehmertums ordnungen für den Zeitraum 2014 − 2020 ( am 6. benötigt. Die kürzlich vorgestellte „Social Business“ Oktober 2011 vorgestellt) das Europäische Parla- Initiative anerkennt deren unumgängliche Rolle und ment und den Rat dazu aufgefordert, die Unterstüt- erhöht die Europäische Unterstützung, die diesen zung für soziale Innovation auszuweiten. Dies kann Akteuren zugutekommen soll. entweder durch den ESF oder das neue EU-Pro- Es gibt viele Beispiele für erfolgreiche soziale In- gramm für Sozialen Wandel und Innovation erfol- novationen in Deutschland und innerhalb der EU gen (PSCI). Innerhalb des Europäischen Sozialfonds und die Kommission möchte auf diesen Beispie- (ESF) wird soziale Innovation als ein Instrument ge- len aufbauen. Ein Beispiel ist das innovative Modell sehen, welches den Mitgliedstaaten und Regionen 8
S tandpunkt erleichtern soll, Arbeitsmarktproblemen und Be- tionsprojekte, die durch den ESF kofinanziert wer- dürfnissen des Humankapitals auf innovative Weise den, dabei helfen sollen, die Erwerbsquote zu erhö- zu begegnen. Das soll heißen, dass soziale Innova- hen und die Schulabbrecherquote zu reduzieren. PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 9
EFRE-PROJEKT IN BERLIN Immer kleiner und immer schneller COGO O ptronics baut in B erlin optische K omponenten 1965 – nur wenige Jahre nach dem Bau der ersten integrierten Schaltung – nahm der US- Wissenschaftler Gordon Moore die Entwicklung der Chip-Industrie vorweg. In einem Artikel für die Fachzeitschrift „Electronics“ prophezeite der Mitbegründer des Computerherstellers Intel: Die Geschwindigkeit und somit die Leistungs fähigkeit von Mikrochips werde sich künftig etwa alle zwei Jahre verdoppeln. Eine gewagte These. Doch Moore behielt recht. Längst ist seine Aussage als Moore’sches Gesetz bekannt. Über vier Jahrzehnte hinweg wurden Compu- terchips immer kleiner und kleiner und kleiner – und dennoch immer leistungsfähiger. Das Prinzip, das dieser Entwicklung zugrunde lag, ist so einfach wie genial: Je winziger der Chip, desto kürzer die Wege, die Daten auf ihm zurücklegen müssen – und desto schneller damit seine Geschwindigkeit. Heute sind Computerchips oft nur noch we- nige Zentimeter groß. Dass sie noch kleiner werden könnten – kaum vorstellbar. Doch die Nachfrage nach flinken Prozessoren ist weiterhin ungebro- chen. Angesichts von Internet-Streams in HD-Qua- Tim Ayling, leitender Ingenieur bei COGO Optronics, erklärt sein Produkt. lität oder Videotelefonie ist schnell nicht schnell genug. und kommerziellen Know-how, sondern auch auf Neue Wege müssen gefunden werden: einer Technologiepartnerschaft mit dem Berli- Modulatoren sind eine Lösung ner Heinrich-Hertz-Institut (HHI), dem Bereich für „Modulatoren nehmen das elektrische Signal Nachrichtentechnik am Fraunhofer Institut. Mög- und wandeln es in ein optisches Signal um“, erklärt lich wurde die Partnerschaft durch einen Struk- Tim Ayling, leitender Ingenieur bei COGO Optro- turwechsel bei der deutschen Forschungseinrich- nics. Dabei können Informationen auf dem Licht- tung. Seit 2009 arbeiten COGO Optronics und HHI strahl eingeschlossen und vom Modulator aus in nun in Berlin Tür an Tür. Infokasten: ein Glasfasernetzwerk eingeschleust werden. Der Die Kooperation war logisch. Denn sowohl COGO Optronics GmbH Vorteil: „Über eine optische Faser können wesent- COGO Optronics als auch HHI forschen seit Lan- lich mehr Informationen transportiert werden als gem im Bereich der Indiumphosphat-Technologie. Tim Ayling über ein herkömmliches Kupferkabel“, so Ayling. Basierend auf dem neuen Werkstoff stellen sie ei- Registered Manager Überall, wo hohe Datensignale erforderlich sind, nen Modulator her, der in Bezug auf seine Leistung Director of Engineering könnten Modulatoren eingesetzt werden, z. B. in weltführend ist. Zudem ist er ein hervorragender Salzufer 6 Telefon-, Internet- und Kabel-TV-Infrastrukturen. Baustein für komplexere Geräte, um noch höhere 10587 Berlin COGO Optronics wurde 2008/2009 als Start- Datenraten erreichen zu können. Die Indiumphos- up-Unternehmen gegründet. Von Anfang an ba- phat-Technologie kommt einer kleinen Revolution www.cogooptronics. sierte das Geschäftsmodell der jungen Firma nicht gleich. Denn bisher wurden Modulatoren zumeist com nur auf jahrzehntelanger industrieller Erfahrung aus Lithiumniobat hergestellt. 10
EFRE-PROJEKT IN BERLIN Laien werden sich fragen, was ein Lithiumnio- bat- von einem Indiumphosphat-Chip unterschei- det: „Das ist eigentlich die Größe von dem Ding“, sagt Tim Ayling. Während ein Lithiumniobat-Chip mitunter zehn Zentimeter lang ist, misst ein Indi- umphosphat-Chip aus dem Hause COGO gerade einmal elf Millimeter. Das macht ihn nicht nur ra- send schnell, sondern auch energiesparend. Laut Ayling sind aktuell Datenübertragungs- raten von 10 GB/sec Standard. Das COGO-Produkt läuft allerdings schon heute vier Mal so schnell. Zum Vergleich: Mit einer Internet-Verbindung von 40 GB/sec könnte man eine DVD in nur 0,14 Sekun- den herunterladen. Doch die Forschung auf die- sem Feld ist rasant: In der Entwicklung sind bereits Eine Mitarbeiterin von COGO-Optronics produziert in Feinarbeit einen Mikrochip. Chips mit einer Geschwindigkeit vom 100 GB/ sec. „Und es ist vorgesehen, dass wir in zwei bis drei Jahren bei 400 GB/sec sind“, so Ayling. „Eigentlich ist Berlin ein perfekter Ort für uns.“ Tim Ayling, Director of Engineering (COGO Optronics) Angesichts solch unvorstellbarer Geschwindig- keiten, ist gerade die Produktion der Chips faszinie- rend. Mithilfe von hochauflösenden Mikroskopen werden sie in filigraner Handarbeit in den Bürorä- umen am Salzufer 6 in Berlin hergestellt. Rund 32 Mit Hilfe des Modulators können Daten in hoher Geschwindigkeit transportiert werden. neue Arbeitsplätze hat COGO Optronics geschaf- fen, 19 davon in der Hauptstadt. „Eigentlich ist Ber- lin ein perfekter Ort für uns, denn hier sind viele Leute mit den wichtigen technologischen Erfah- rungen“, begründet Tim Ayling die Entscheidung seiner Firma, sich in Berlin anzusiedeln. So profi- tiert COGO Optronics direkt von der bereits vor- handenen Forschungs- und Innovationslandschaft der Region. Maßgeblich waren auch die investiven Förde- rungen durch die Investitionsbank Berlin und die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH. Nicht ohne Au- genzwinkern fügt Ayling jedoch hinzu, dass Berlin ein schöner Ort sei und schon deshalb eine ganz selbstverständliche Wahl. Innovative Produktionen verlangen moderne Arbeitsplätze. PU NKT H Mai /Ju ni 2 0 1 2 H 11
EFS-PROJEKT IN BERLIN Fachkräfteentwicklung durch Wissensmanagement D as M odellprojekt „B er L earner KVP“ unterstützt KMU Familienunternehmen, die ihre Erfahrungen 1:1 wei- tergeben − jedoch ohne dies systematisch zu doku- mentieren. Steht ein Führungswechsel ins Haus, tritt oft das Problem zutage: Wie übergebe ich an einen Nachfolger, der vielleicht gar nicht mehr aus der Fa- milie stammt? Bei Fragen wie dieser will BerLearner mit seinem Beratungs- und Schulungsangebot hel- fen. Das Projekt verläuft in mehreren Phasen „Es ist schwierig, in drei Minuten am Telefon zu erklären, was Wissensmanagement ist“, erklärt Illgen-Förster. Daher läuft die Akquise der teilnehmenden KMU zu- meist über Multiplikatoren. „Es steht häufig ein per- sönlicher Kontakt dahinter“, ergänzt Brita Wauer, die C & Q-Geschäftsführerin. Elf Firmen konnten auf diesem Weg für BerLearner Ende Februar trafen Wissen wird immer umfangreicher. Dazu hat KVP gewonnen werden. In einer Analysephase wurde sich die teilnehmenden die digitale Revolution beigetragen. Dank des mithilfe von Beratungsgesprächen, Befragungen und KMU zur Zwischenbilanz. Hier fand zwischen den Web 2.0 kann jeder seine Erfahrungen mit dem Visualisierungstechniken ihr Unterstützungsbedarf Unternehmen ein reger globalen Gedächtnis teilen. Diese Entwicklung erfasst. Gemeinsam mit Prozessbegleitern entstand Erfahrungsaustausch statt. macht kluges Wissensmanagement immer wich- daraus in jedem KMU ein spezifisches Pilotprojekt. tiger – nicht nur für den Einzelnen, sondern auch „Die Umsetzung sieht so aus, dass die Unternehmen für Unternehmen. „Jeder betreibt irgendwie ein ihre Prozesse neu ausrichten und dafür Strukturen Wissensmanagement – sei es auch noch so klein“, anlegen oder ihr Wissensmanagement durch IT-Lö- sagt Kerstin Illgen-Förster, „aber es gibt kaum sungen unterstützt wird“, so Kerstin Illgen-Förster. Verfahren, die eingesetzt werden, um Wissen zu Sowohl Umsetzung als auch Reflexion und Aus- managen.“ wertung der Pilotprojekte begleitet das C & Q-Team in den Unternehmen unmittelbar am Arbeitsplatz. Illgen-Förster ist Leiterin des ESF-geförderten Mo- Wissensmanagement ist auch Mittel zum Zweck: „Wir dellprojekts „BerLearner KVP“ (Laufzeit vom 01. 03. wollen mit dem Modellprojekt den Nachweis erbrin- 2011–31. 08. 2012), einer Initiative der Beratungsfirma gen, dass Unternehmen, die sich mit dem Thema „Consulting & Qualifikation“ beschäftigen, eine Affinität (C & Q). C & Q berät kleine „Unser Ziel ist es, die Unternehmen zur Qualifizierung ihrer An- und mittelständische Unter- und ihre Angestellten darin gestellten entwickeln“, sagt Infokasten: nehmen (KMU) und ist – vor zu befähigen, Methoden, die Projektleiterin. Deshalb BerLearner – Wissen allem in Zukunftsbranchen die sie im Projekt gelernt haben, finden parallel zu den Vor- besser managen – in der Erwachsenenwei- selbst zu wiederholen“. Ort-Trainings zentrale Se- Dipl. Ing. terbildung tätig. Bei Ber- minare statt. Besonders die Kerstin Illgen-Förster, Projektleiterin Kerstin Illgen-Förster Learner steht das Wissens- Workshops zur Mitarbeiter- Projektleitung Storkower Straße 113 management im Zentrum – für viele KMU ein Thema, führung sowie zum Selbst- und Zeitmanagement wa- 10407 Berlin um das sie sich bisher nicht explizit gekümmert ha- ren gut besucht. „Unser Ziel ist es, die Unternehmen ben. Sie konzentrieren sich mit allen zur Verfügung und ihre Angestellten darin zu befähigen, Methoden, Tel.: 030 – 42 15 39 0 stehenden Mitteln auf ihren unmittelbaren Geschäfts- die sie im Projekt gelernt haben, selbst zu wiederho- E-Mail: k.illgen@cq- zweck und das dringliche Tagesgeschäft. Für Ana- len“, so Illgen-Förster. Teilnehmende KMU optimie- bildung.de lysen, Prozessverbesserungen und Weiterbildung ren somit ihre Prozesse und gehen mit neuem Hand- www.berlearner.de bleibt kaum Zeit. Häufig handelt es sich zudem um werkszeug aus dem Projekt. 12
V eranstaltungsbericht OECD LEED Forum tagt in Berlin zum Thema „Partnership for Youth“ M it der F örderung von jungen M enschen dem F achkräftemangel von morgen begegnen Von Camilla Richter Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungs- und Frauen unterstützte die möglichkeiten − so heißt die im Jahr 2010 einge- OECD bei der Durchführung leitete Initiative der EU, die Teil der EU-2020-Strate- und inhaltlichen Gestaltung gie ist. Eine der vier tragenden Säulen der Initiative der Konferenz. Staatssekre- ist die bedarfsgerechte Ausstattung der Menschen tär für Arbeit und Integration mit den nötigen Kompetenzen für die Arbeitsplätze Farhad Dilmaghani nahm er- von heute und morgen. Ein hohes Qualifikationsni- freut das große Interesse an veau ist vor allem für junge Menschen in der Euro- Berliner Arbeitsmarktkon- Fotos: Mike Auerbach päischen Union der Schlüssel zum Arbeitsmarkt. Da- zepten zur Kenntnis. Er ver- bei spielt nicht nur ein verlässliches Bildungssystem wies in den Plenarsitzungen in den Mitgliedstaaten eine zentrale Rolle. Auch eine insbesondere auf die Anstren- frühzeitige Vermittlung von arbeitsmarktrelevanten gungen des Landes Berlin, ju- Kompetenzen einschließlich so genannten „soft-skills“ gendliche Migrantinnen und ist für einen erfolgreichen Übergang von der Schule Migranten − die signifikant ins Berufsleben unabdingbar. Wie Jugendliche erfolg- höher von Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind, als Farhad Dilmaghani, Staatssekretär für Arbeit reich in Ausbildung und Arbeit integriert werden kön- deutsche Jugendliche − bedarfsgerecht an die Aus- und Integration, begrüßt nen, war auch zentrales Thema des achten jährlichen bildungsreife heranzuführen und auch beim Start ins die Teilnehmer der Treffens des OECD LEED Forums. Es fand am 20. und Berufsleben kontinuierlich zu begleiten. Konferenz. 21. März 2012 erstmals in Berlin statt. Über 220 Vertre- terinnen und Vertreter lokaler Partnerschaften, lokaler, Besonderes Interesse hatte das Internationale regionaler und nationaler Behörden, von Jugendorga- Teilnehmerfeld auch an der Dualen Ausbildung in nisationen, (Sozial-) Unternehmen, von Gewerkschaf- Deutschland. Diese ist im internationalen Vergleich ten und wissenschaftlichen Einrichtungen aus 46 Län- aus Sicht der Teilnehmenden ein Garant für Quali- Veranstalter/ dern trafen sich, um darüber zu diskutieren, wie es den tät und bedarfsgerechte Kompetenzvermittlung. Ge- Organisator der verschieden Organisationen durch Partnerschaften meinsam mit Sabine Hübner vom Brandenburgischen Konferenz 2012 in gelingen kann, der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Arbeitsministerium und Aart de Geus von der Bertels- Berlin Europa zu begegnen. mann Stiftung erörterte Dilmaghani die Vorzüge des gsub − Gesellschaft für soziale Unternehmens Systems und beantwortete Fragen des interessier- beratung mbH Deutschland und auch das Land Berlin wurden im- ten Publikums. Die Konferenzteilnehmenden konn- Dr. Reiner Aster Laufe der Konferenz wiederholt als positives Beispiel ten sich in einer Reihe von Workshops Berliner Pro- Tel.: +49 (0) 30 - 28409-0 für eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen staatli- jekte und Initiativen ansehen, die durch den Senat mit kontakt@gsub.de chen Stellen und privaten Akteuren herausgehoben. Unterstützung des Europäischen Strukturfonds ESF fi- Die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration nanziert werden. „Ich bin stolz darauf, was das Land Weitere Informationen: www.oecd.org/ Berlin mit seinen vielen Partnern für die Jugendlichen document/22/0,3746, tut, um ihnen einen guten Start ins Berufs- und Arbeits- en_2649_34417_ leben zu ermöglichen“, so Staatssekretär Dilmaghani. 20743766 _1_1_1_1,00.html „Es wäre schön, wenn eine Konferenz wie das OECD Forum dazu beitragen könnte, dass erfolgreiche lokale Kontakt bei der OECD und regionale Konzepte international verbreitet wer- OECD LEED Forum on den und auch andere Städte in Europa und der Welt Partnerships and Local von den Berliner Erfahrungen profitieren könnten.“ Governance Die zweitägige Konferenz war ein großer Erfolg Ekaterina Travkina (Managerin) und brachte viele neue Erkenntnisse und Kontakte. E-Mail: ekaterina.travkina Farhad Dilmaghani im Podiumsgespräch mit Sabine Hübner, Das nächste OECD LEED Forum findet 2013 voraus- Arbeitsministerium Land Brandenburg, und Aart de Geus, @oecd.org Bertelsmann Stiftung. sichtlich in Dublin statt. PU NKT H Mai /Ju ni 2 0 1 2 H 13
A uf den P unkt EU-Kommissar Andor Verstärkte Berufs geht in Berlin an Bord information auf Europas größter Jugendmesse Vom 8. bis 10. Juni öffnet Europas größte Jugendmesse YOU zum 14. Mal in Berlin ihre Tore und präsentiert He- ranwachsenden unter dem Motto „Mit- machen, Anfassen, Ausprobieren“ das Neueste aus Sport, Musik und Lifestyle. Neu in diesem Jahr: das interaktive Mes- seformat YOUr – JOBAKTIV. Ziel des in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit realisierten Angebots ist es, Ju- gendlichen den Einstieg ins Berufsle- ben durch gezielte Berufs- und Bewer- bungsberatung sowie direkten Kontakt zu potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zu erleichtern. Jugendli- che, ihre Eltern und Lehrkräfte finden in Halle 22˘b des Berliner Messegeländes so eine Anlaufstelle für ungezwungene László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, war Gespräche, persönliche Beratung sowie zu Gast in Berlin. Während seiner Stippvisite besuchte der Kommissar Mitte März zahlreiche Aktionen rund um das Thema auch zwei ESF geförderte Projekte in Friedrichshain-Kreuzberg, um sich vor Ort Arbeit. Darüber hinaus haben Jugendli- einen Eindruck zu verschaffen. che die Möglichkeit, sich im bereits 2008 Auf dem „Jugendforschungsschiff“ unterhalb der Oberbaumbrücke unter- eingeführten Ausstellungsbereich „Edu- suchte er mit Berliner Mädchen und Jungen Wasserproben aus der Spree. Der cation“ umfangreich über Ausbildungs- Trägerverein „Das Schiff e. V.“ versucht, die Schülerinnen und Schüler an Bord chancen und berufliche Perspektiven zu des alten russischen Schleppers praktisch für die Naturwissenschaften zu begei- informieren. stern. Nur wenige Meter entfernt, in den Räumen der „Schlesische 27“ traf sich www.you.de/Education/ Andor mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Projekts „eisenhart“. Für sie ste- hen Berufsorientierung und Vorbereitung im Mittelpunkt. Während eines einjäh- rigen Programms sollen sie kreativ an Handwerksberufe herangeführt werden. Bei der Gesprächsrunde zeigte sich der Kommissar begeistert von den Projekten und beteiligte sich mit diversen Anregungen. Serbien ist neuer Beitrittskandidat der Europäischen Union Nachdem auch die letzte Hürde durch das Unterzeichnen auch das aus dem Weg und ermöglicht künftige Beitrittsver- des serbisch-rumänischen Abkommens zum Minderheiten- handlungen zwischen der EU und dem Balkanland. Wann ge- schutz beseitigt war, wurde Serbien Anfang März offiziell als nau der mehrjährige Verhandlungsprozess starten wird, wurde Beitrittskandidat der Europäischen Union vorgestellt. Neben noch nicht festgelegt. dem ausgeräumten Widerstand Rumäniens gegen eine Annä- Jedoch sind beide Seiten mit der Entscheidung sehr zufrie- herung Serbiens an die EU, galt zuvor lange der Kosovo-Kon- den. So sagte der serbische Präsident Boris Tadić, dass die Ent- flikt als eigentliches Hindernis eines Kandidatenstatus. scheidung der EU den Weg zu Fortschritt und Wohlstand in Eine Einigung über gemeinsame Grenzkontrollen und das seinem Land eröffne, während EU-Ratspräsident Herman Van Auftreten des Kosovo bei regionalen Konferenzen räumte aber Rompuy von einem außerordentlichen Erfolg sprach. 14
A uf den P unkt Informationsveranstaltung Lesen Sie alle „Strukturfondsförderung in Berlin 2014–2021“ Ausgaben Die ESF- und EFRE-Verwaltungsbe- des PUNKT über hörden organisieren am 15. Juni eine- den QR-Code Informationsveranstaltung zum Thema „Strukturfondsförderung 2014 – 2021“. Liebe Leserinnen und Leser! Anlass hierfür ist der Beginn der Pro- Sie haben ihn im Straßenbild oder grammierungsprozesse für die Operati- in Druckerzeugnissen sicher schon ein- onellen Programme für die kommende mal gesehen. Den QR-Code, so, wie er Förderperiode in Berlin. Ziel der Veran- hier steht. Mit ihm kann man viele zu- staltung ist es, das interessierte Fach- sätzliche Informationen übertragen. publikum und Berliner Akteure über Probieren Sie es doch einmal aus! die Ergebnisse des Diskussions- und Sie gelangen auf die Internetseite, auf Planungsprozesses zur neuen Förder- der alle Ausgaben des Magazins Punkt periode zu informieren. Vor allem sol- hinterlegt sind. Ein Service, den Ihnen len die im Rahmen der Fachforen erar- die Punkt-Redaktion ab sofort in jeder beiteten Strategischen Eckpunkte der Ausgabe anbietet Was braucht man EFRE- und ESF-Förderung ab 2014 vor- zum Lesen des Codes? Sie benötigen gestellt werden. eine App, die man sich auf sein Smart- phone herunterlädt. Dafür genügt es, in der Suchfunktion des App-Stores KMU sollen Potenzial der „grünen Märkte“ bei iTunes oder Android die Buchsta- ben QR einzugeben und Sie erhalten stärker nutzen sofort entsprechende Angebote. Die Kleine und mittlere Unternehmen nur sehr wenige europäische KMU ihre App gibt es kostenlos oder für einen (KMU) schöpfen ihr Potenzial auf den grüne Geschäftstätigkeit auf mehrere sehr geringen Preis. Wie liest man nun wachsenden sogenannten grünen Mär- Länder ausgedehnt. Da der europäische den Code? Ganz einfach: Man öffnet kten bisher nicht genügend aus. Wie Binnenmarkt etwa ein Drittel des Welt- die App, und hält die Kamera des iPho- eine Eurobarometer-Umfrage ergab, sind markts für Umweltindustrien ausmacht, nes über den QR-Code. . 87 % der KMU in der grünen Wirtschaft bestehen hier gewaltige Wachstums- (betrifft Produkte und Dienstleistungen, möglichkeiten für KMU“, erklärt der für die in erster Linie dazu dienen, Gefahren Unternehmertum zuständige EU-Kom- Kurz & knapp für die Umwelt und den Ressourcenver- missar Antonio Tajani. brauch zu minimieren) auf nationalen http://ec.europa.eu/deutschland/ Vom 2.–14. Mai fand die bundes- Märkten aktiv. Nur knapp ein Viertel press/pr_releases/10552_de.htm weite Europawoche statt, deren Ak- nutze die Chance, die der europäische tionen und Veranstaltungen auch Binnenmarkt biete und lediglich 3 % der in Berlin wieder viele Interessierte KMU in der EU vertrieben ihre Produkte anlockten. in fernöstlichen Regionen. Laut Umfrage http://www.berlin.de/rbmskzl/eur- würden finanzielle Anreize und weniger opa/oeffentlichkeitsarbeit/europa- Bürokratie einen ökologisch ausgerichte- woche.html ten Betrieb sowie „grüne“ Produkte am besten fördern. „Ich freue mich über die Um die europapolitische Öffentlich Bereitschaft der KMU, das große brach- keitsarbeit in Deutschland voranzu liegende Potenzial für mehr Innovati- treiben, haben u. a. die Bundesregie onsfreude, erhöhte Wettbewerbsfähig- rung und die Europäische Kommission keit der KMU und die Schaffung neuer die Website „aktion europa“ Arbeitsplätze zu nutzen. Es liegt jedoch überarbeitet. noch viel Arbeit vor ihnen. Bisher haben http://www.aktion-europa.de/ PU NKT H Mai /Ju ni 2 0 1 2 H 15
S chluss P unkt Zu Recht befragt U rteil des E uropäischen G erichtshofs in den R echtssachen Unternehmen müssen bei abgelehnten Bewerbungen keine Auskunft darüber erteilen, ob eine andere Person dafür eingestellt wurde Das Unionsrecht verbietet jede Diskri- zunächst Klage vor deutschen Gerichten und bean- minierung wegen Geschlecht, Alter oder eth- tragte, Speech Design zur Zahlung von Schadensersatz nischer Herkunft. Die Rechtsvorschriften sehen vor, und zur Vorlage der Bewerbungsunterlagen des einge- dass eine Person, die sich durch die Nichtanwen- stellten Bewerbers zu verurteilen. Mit letzterem wollte dung des Gleichbehandlungsgesetzes verletzt fühlt, sie den Beweis erbringen, dass sie besser qualifiziert sei vor einem Gericht glaubhaft machen muss, dass als eine andere Person in einer vergleichbaren Situa- eine Diskriminierung vorliegt. Im konkreten Fall hat tion. Der Europäische Gerichtshof entschied nun, dass sich eine 1961 geborene Frau russischer Herkunft Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer nicht auto- auf zwei Stellenanzeigen für „eine/n erfahrene/n matisch nach Ablehnung einer Bewerbung Anspruch Softwareentwickler/-in“ im Unternehmen Speech De- auf Auskunft darüber haben, ob das Unternehmen am sign Carrier Systems GmbH beworben, wurde jedoch Ende des Einstellungsverfahrens einen anderen Bewer- ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Die betroffene ber eingestellt hat. Sollte das Unternehmen jedoch je- Urteil des Gerichtshofs Frau – die über ein in Deutschland anerkanntes Diplom den Zugang zu entsprechenden Informationen verwei- der Europäischen Union als System-Ingenieurin verfügt – war der Ansicht, dass gern, könnte eine Diskriminierung vermutet werden, vom 19. April 2012 in der sie aufgrund ihres Geschlechts, Alters und ihrer Her- die vom jeweiligen einzelstaatlichen Gericht geprüft Rechtssache C-415/10 kunft ungünstiger behandelt wurde. Sie erhob daher und bewertet werden müsse. Projekte aus anderen Ländern und Regionen Innovations-Cluster in Flandern treibt die Nachhaltigkeit der chemischen Industrie voran Die gemeinsame Innovationsstrategie Berlin- der bestehenden Verwertungskette eng miteinander Brandenburg – innoBB – genießt aufgrund ihrer Regi- verknüpft. So schlossen sich seit 2008 mehr als 390 onen übergreifenden Aufstellung Vorbildcharakter, Akteure der chemischen Industrie – darunter nam- der auch seitens der EU-Kommission hervorgehoben hafte Unternehmen wie Bayer, BASF oder Total – zur Durch Kooperation wird. Immer mehr Regionen in der EU entwickeln Plattform „Flanders Strategic Initiative for Sustainable und Vernetzung von ebenfalls ihre eigenen Innovationsstrategien, arbei- Chemistry“ (FISCH). Die Initiative fördert den Wissen- Unternehmen, Industrie und Universitäten stärken ten Hand in Hand, teilen Ressourcen und Wissen, um stransfer zwischen Industrie, Universitäten und Inte- sich Regionen gegenseitig. ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern – zum Beispiel ressenvertretern. Nicht nur angesichts der Verknap- das nordbelgische pung von Rohstoffen will FISCH die Nachhaltigkeit Flandern. Nicht zu- der chemischen Industrie vorantreiben. Innovative letzt dank des Ha- Ideen sollen schneller die Marktreife erreichen, so- fens von Antwer- dass die regionale Wettbewerbsfähigkeit sicherge- pen ist Flandern stellt wird. Dafür werden neben Wissenszentren In- eine der führen- novations-Cluster geschaffen. Denn die Umsetzung den Regionen für von neuen Ideen erfordert oft teure Infrastruktur. Chemieindustrie Diese Infrastruktur soll künftig allen teilnehmenden in Europa. Schon Akteuren zugänglich gemacht werden. Perspekti- heute sind die dort visch will FISCH verstärkt auch mit Industriegebie- ansässigen Unter- ten in Deutschland, den Niederlanden und Frank- nehmen wegen reich zusammenarbeiten.
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