PUNKT Dreieck des Wissens - Schlüssel zum Erfolg - Berlin.de

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PUNKT Dreieck des Wissens - Schlüssel zum Erfolg - Berlin.de
Das Ma­ga­zin aus Ber­lin über die Europäischen Strukturfonds

             PUNKT
 21. Jg.
 Mai/Juni 2012

Dreieck des Wissens – Schlüssel zum Erfolg
Seite 3–7

                                                        EFRE: COGO Optronics baut
                                                   in Berlin optische Komponenten

110
                                                                                   Seite 10−11

                                                                  ESF: Das Modellprojekt
                                                              BerLearner unterstützt KMU
                                                                                      Seite 12
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EDITORIAL

    Inhalt                                                                             Zur Sache

    EUROPAREPORTAGE
       Innovation und neue Beschäftigung                                              Synergien und
        sind Schlüssel zum Erfolg                                          3–7
    Standpunkt
                                                                                       Zusammenwirken von
       Koos Richelle über Soziale Innovation                               8–9         herausragender Bedeutung
    EFRE-PROJEKTE IN BERLIN
        C
         OGO Optronics baut in Berlin
        optische Komponenten                                          10 – 11                                             Staatssekretärin
                                                                                                                          Hella Dunger-Löper
    ESF-PROJEKT IN BERLIN
        Fachkräfteentwicklung durch
                                                                                                                          Bevollmächtigte beim Bund,
         Wissensmanagement                                                     12
                                                                                                                          Europabeauftragte des Landes
    VERANSTALTUNGSBERICHT                                                                                                 Berlin und Beauftragte für das
        OECD LEED Forum tagt in Berlin zum                                                                              Bürgerschaftliche Engagement
          Thema „Partnership for Youth“                                        13
                                                                                                                          - Senatskanzlei -
    AUF DEN PUNKT                                                                                                         Jüdenstr. 1
        YOU − Europas größte Jugendmesse                                                                                  10178 Berlin
        Serbien neuer EU-Beitrittskandidat
        Zukunft der Strukturfonds 2014–2020                                    15                                        Tel.: (030) 9026 - 3600
    SCHLUSSPUNKT                                                                                                          Fax: (030) 9026 - 3605

       Unternehmen müssen abgelehnten
        Bewerbern keine Auskunft erteilen                                      16

                                                                                          Die gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-Branden­burg (in-
    Impressum
    Punkt erscheint 6 x jähr­lich            Die Re­dak­ti­on behält sich vor, ein­
                                                                                       noBB) wie auch der Masterplan Industriepolitik unterlegen her-
                                                                                       vorragend die Leit­initiativen der EU 2020 Strategie und liefern
    unent­gelt­lich                          ge­reich­te Bei­trä­ge zu kür­zen. Na­
    ISSN 1434-3991                           ment­lich gezeich­ne­te Bei­trä­ge und    die entscheidenden Vor­aussetzungen, die Leitlinien auf regio-
                                             Le­ser­zu­schrif­ten ge­ben nicht unbe­
    He­raus­ge­ber und Be­zugs­ad­res­se     dingt die Mei­nung der Re­dak­ti­on
                                                                                       naler Ebene um­zu­setzen.
    Se­nats­ver­wal­tung für Wirt­schaft,    wie­der. Jeg­li­cher Nach­druck von
    Technologie und Forschung                Bei­trä­gen (auch aus­zugs­wei­se) ist
    Re­fe­rat III C – Eu­ro­pä­i­sche        nur mit Quel­len­an­ga­be gestat­tet         Das Gelingen auf Berliner Ebene hängt natürlich entscheidend
    Struk­tur­fonds­för­de­rung              und bedarf der Zu­stim­mung des
    Mar­tin-Lu­ther-Stra­ße 105              Au­tors. Die Zu­sen­dung ei­nes Be­leg­   davon ab, ob die Region geeignete Fachkräfte aufbieten kann und
    10825 Ber­lin                            exemp­lars ist erfor­der­lich. Für ein­
                                             ge­sand­te Ma­nu­skrip­te, Vor­la­gen,
                                                                                       das Wissens­drei­eck wirkungsvoll in den weiteren Planungs- und
    Re­dak­ti­on                             Car­toons und Fo­tos wird kei­ne Ge­      Umsetzungsprozess ein­ge­bunden werden kann. Synergien und
    Convis Consult und Marketing             währ über­nom­men.
    GmbH, Berlin                                                                       Zusammenwirken der ent­sprechenden Fachbereiche sind daher
    www.convismedia.eu                       V.i.S.d.P. Mathias Kuhlmann,
                                             Se­nats­ver­wal­tung für Wirt­schaft,     von herausragender Be­deutung.
    Ansprechpartnerin:                       Technologie und Forschung
    Susanne Landgren                         Ge­druckt auf chlor­frei
    Te­le­fon 030 8904169-35                 gebleich­tem Pa­pier                         Dafür wird auch zukünftig ein geeignetes Instrumentarium auf
    punkt@convis.com
    www.ber­lin.de/sen/strukturfonds/oeff_   Mai/Juni 2012,                            EU-Ebene benötigt, um uns bei diesen Anstrengungen zu unter-
    arbeit/punkt/punkt.html                  21. Jahr­gang, Aus­ga­be 110
                                                                                       stützen. Die innoBB wurde deshalb bei verschiedenen Gelegen-
    Layout                                                  Se­nats­ver­wal­tung für   heiten vorgestellt. Es ist zudem geplant, sie als „smart specialisa-
    SPREE-PR, Ber­lin                                       Wirt­schaft, Technologie
    www.spree-pr.com                                        und Forschung              tion platform“ der Ko­m­mis­sion zu registrieren.
    Fo­to­nach­weis
    Mike Auerbach, Stefanie Zwisler, Karoline Kallweit, Patrick Schneider,                    Sie wird mittlerweile von der Kommission als best practise
    Sebas­tian Pripad, Generaldirektion Regionalpolitik der Europäischen
    Kommission, Archiv,                                                                überregionaler Strategien genannt und entwickelt sich zum
               Das Magazin PUNKT wird aus Mitteln der                                  Al­­­lein­­stellungs­merkmal auf europäischer Ebene.
               Europäischen Union kofinanziert (EFRE und ESF).

                                                                                                                                               Staatssekretärin
    Über Ihre Hinweise, Wünsche, Anregungen oder Kritik würden wir                                                                       Hella Dunger-Löper
    uns freuen. Bitte per E-Mail an: punkt@convis.com

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E uropareportage

Innovation und neue Beschäftigung –
Schlüssel zum Erfolg
D ie L eitinitiativen    der   K ommission      und ihre      W irkung   in der   H auptstadtregion

Nicht zuletzt die Finanzkrise hat den Verantwort-
lichen in Europa erneut vor Augen geführt, vor welch
großen Herausforderungen sie stehen, wenn sie die
ehrgeizigen Ziele der Europa-2020-Strategie errei-
chen wollen. Knappe Haushaltsmittel, eine alternde
Bevölkerung, Globalisierung und Ressourcenknapp-
heit verschärfen die Situation in vielen EU-Mitglied-
staaten zu dem und fordern schnell zu realisierende
ausgleichende Maßnahmen. Um Arbeitsplätze zu
schaffen und damit auch einen gewissen Lebens-
standard garantieren zu können, gilt es daher, in-
novative Produkte, Dienstleistungen und Unterneh-
mensmodelle zu entwickeln sowie durch erweiterte
Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten die
die Zahl der Arbeitnehmer­innen und Arbeitnehmer
zu erhöhen.

Die Innovationsunion
     Von Spitzenunternehmen über Universitäten und
Forschungseinrichtungen bis hin zu einmaligen Stär-
ken durch europäische Kreativität und Vielfalt – die
EU verfügt über ein hervorragendes Potenzial für die
Schaffung von Innovationen. So gehören bereits heute
einige Mitgliedstaaten zu den weltweit führenden Län-
dern in Bereichen wie der optischen Technologie, Luft-
und Raumfahrt, Telekommunikation oder Energie- und
Umwelttechnologie. Jedoch führt ein sich ständig ver-
schärfender weltweiter Wettbewerb dazu, dass ent-
sprechende Unternehmen zunehmend mit Konkur-
renz zu kämpfen haben und mehr Druck verspüren.
     Im Mittelpunkt der EUROPA-2020-Strategie steht
daher die so genannte Leitinitiative „Innovations­
union“, die dazu beitragen soll, den Wettbewerbsvor-
teil der EU im Bereich der Innovationen zu erhalten            gend reformiert werden. Zwar verfüge Europa im Ver-       In Potsdam wird erforscht,
                                                                                                                         wie Biomassematerial für
und eine zukunftsgerichtete Forschungs- und Innova-            gleich zu anderen Ländern über ein gutes Grundbil-        industrielle Zwecke
tionspolitik zu verwirklichen. Laut Initiative ist es trotz    dungssystem, trotzdem hätten einige Mitgliedstaaten       verwendet werden kann.
Krise und haushaltspoltisch schwierigen Zeiten vor-            noch erhebliche Schwächen in der naturwissenschaft-
erst notwendig, die Investitionen in die Wissensbasis          lichen Lehre, die für die Schaffung von Innovationen
– d. h. in die Forschung und Entwicklung (FuE) sowie           unverzichtbar ist. Zudem gelte es, Hochschulen von
das Bildungswesen – zu erhöhen. Gelingt es, die Aus-           Überregulierung und Detailmanagement zu befreien,
gaben für FuE EU-weit auf 3 % des Bruttoinlandpro-             sodass sie nach Auftrag und Perspektive vielfältiger
dukts (BIP) anzuheben, könnten 3,7 Millionen neue              werden. Zum Beispiel könnte ein Forum Hochschule/
Arbeitsplätze bis zum Jahr 2025 geschaffen und das             Wirtschaft dazu beitragen, Unternehmen stärker in die
BIP der EU um fast 800 Mrd. Euro gesteigert werden.            Entwicklung von Lehrplänen und Doktorandenausbil-
Darüber hinaus müsse auch das Bildungssystem drin-             dung einzubeziehen und Absolventen gezielter auf die

                                                                                                                       PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 3
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E uropa R eportage

                                     Anforderungen des Marktes und des jeweiligen Unter-                                       gestimmt und vereinfacht werden, um besonders klei-
                                     nehmens vorzubereiten. Oberstes Ziel ist es, den pro-                                     nen und mittleren Unternehmen (KMU) den Zugang
                                     zentualen Anteil von Forscherinnen und Forschern an                                       zu Förderungen zu vereinfachen.
                                     der Gesamtbevölkerung zu erhöhen – der zurzeit noch                                           Insgesamt müssten sich auch die Finanzierungs-
                                     deutlich hinter den Werten der USA, Japans und an-                                        instrumente der EU künftig stärker auf die Prioritäten
                                     derer Ländern zurückliegt – und gut ausgebildete For-                                     der Innovationsunion konzentrieren, fordert die Kom-
                                     schende aus dem Ausland anzulocken.                                                       mission. Jedes Glied der Forschungs- und Innovati-
                                                                                                                               onskette – von der Grundlagenforschung bis zur Ver-
                                     Der europäische Forschungsraum                                                            marktung – müsse verstärkt und den Bedürfnissen der
                                          Eine der vehementen Forderungen der Europä-                                          beteiligten Unternehmen angepasst werden. Künftige
Ob Masterplan Industrie­             ischen Kommission im Zusammenhang mit der Leitini-                                        Forschungs- und Innovationsprogramme der EU sol-
stadt, Masterplan Quali­fi­
                                     tiative „Innovationsunion“ ist die Verwirklichung eines                                   len dabei so konzipiert werden, dass ein leichterer Zu-
zierung oder Gemeinsame
Innovationsstrategie                 europäischen Forschungsraums. Bis zum Jahresende                                          gang und somit eine stärkere Beteiligung von KMU ge-
Berlin-Brandenburg – die             2014 soll dieser geschaffen sein und europäischen For-                                    währleistet wird. Passend formuliert die Kommission
Hauptstadtregion bewegt
sich.                                schungseinrichtungen und Akteuren des innovativen                                         in ihrer Mitteilung an das Europäische Parlament: „Es
                                     Marktes eine ungehinderte Kooperation ermöglichen.                                        gibt immer noch großen Vereinfachungsspielraum …
                                     Austausch von Wissen, das Schmieden von Allianzen                                         Forscher und Innovatoren sollten mehr Zeit im Labor
                                     oder grenzüberschreitende gemeinsame Projekte sol-                                        oder mit ihrer Geschäftstätigkeit und weniger Zeit mit
                                     len auf diese Weise vorangetrieben und nicht mehr                                         Formalitäten verbringen.“ Doch nicht nur der leichtere
                                     durch rechtliche sowie praktische Hürden behindert                                        Zugang zu Fi­nanzierungsmitteln ist für die Innovati-
                                     werden. Durch verstärkte gemeinsame Forschungs-                                           onslandschaft entscheidend. Künftig müssten zudem
                                     planungen werden so schließlich Überschneidungen                                          Hürden abgebaut werden, die Unternehmen daran
                                     und Doppelarbeit vermieden sowie die Kosten­effizienz                                     hindern, ihre Ideen auf den Markt zu bringen. So sol-
                                     in Zeiten finanzieller Engpässe gewahrt. In diesem Zu-                                    len z. B. mit der erwarteten Einführung des einheit-
                                     sammenhang soll auch das europäische System der                                           lichen EU-Patents die Rechte am geistigen Eigentum
                                     FuE-Förderung übersichtlicher gestaltet werden, da-                                       erschwinglicher werden – wovon gerade KMUs profi-
                                     mit Anspruchsberechtigte sich nicht mehr durch einen                                      tieren, die sich bisher noch mit viel Zeit- und Kosten-
    Innovationsunion:                Dschungel an nationalen und regionalen Programmen,                                        aufwand mit den jeweiligen nationalen Validierungs-
    http://ec.europa.eu/             zwischenstaatlichen Alternativen und verschiedenen                                        und Übersetzungspflichten einer Patentanmeldung
    research/innovation-             EU-Fördertöpfen schlagen müssen. Vielmehr sollten                                         befassen müssen. Zusammenfassend bleibt festzuhal-
    union/index_en.cfm
                                     Verfahren und Bedingungen stärker aufeinander ab-                                         ten, dass die Voraussetzungen für eine wettbewerbsfä-

                                   Innovationsvergleich mit den USA                              Innovationsvergleich mit JAPAN                               Innovationsvergleich mit CHINA

      Innovationsrückstand                              -43                                                             -42                                                                       32
       Neue Doktorats-Abs.                                                 6                                                                38
         Hochschulbildung                            -69                                                          -76                                                                                  72
         Intern. Kopublikat.                            -46                                                                                29                                                           89
      Meistzitierte Publikat.                               -32                                                                            28                                                     40
            Öffentliche FuE                                                3                                                  -2                                                                  39
            Aufwendungen
              Wagniskapital                           -64
       FuE-Aufwendungen                              -66                                                   -122                                                                              7
         der Unternehmen
       Öff.-priv. Kopublikat.                 -128                                                                -77                                                                                   97
        PCT-Anmeldungen                                           -8                                        -108                                                                                       73
          Gesellschaftliche
        Herausforderungen                                    -19                                           -122                                                                                        80
           Handelsmarken                                                       33                                                          13                 -210
    Beschäftigung in WIT                                    -26                                                                        4
      Exporte von Mittel-                                   -25                                                     -57                                                            -18
      /Hochtechnologie
        Export von WID                                                     16                                                              31                                                    21
Einkommen aus Lizenzen          -222                                                                -168                                                                                                93
           und Patenten

                            -300       -200          -100              0            100   -300      -200          -100             0             100   -300          -200   -100         0             100

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PUNKT Dreieck des Wissens - Schlüssel zum Erfolg - Berlin.de
E uropa R eportage

hige Innovationsunion durchaus gegeben sind, es je-       Hochschulen sowie beinahe 70 außeruniversitäre              Immer mehr Fachkräfte
                                                                                                                      werden benötigt, um
doch noch einer besseren Koordination bedarf. Eine        Forschungseinrichtungen garantieren ein breites             bei der innovativen
herausragende Rolle spielt hier das bereits 2008 ins      Spektrum an innovativen Ideen, Entwicklungen                Entwicklung mithalten
Leben gerufene Europäische Institut für Innovation        und unternehmensnaher Forschung. Bereits seit               zu können.

und Technologie (EIT), das als eines der Aushängeschil-   2007 arbeiten die Länder eng zusammen, um ihre
der der ressortübergreifenden europäischen Innovati-      jeweiligen erfolgreichen Innovationskonzepte stär-
onspolitik gilt. Bis Ende 2013 mit 308,7 Millionen Euro   ker zu verzahnen und ihnen zusätzliche Impulse zu
ausgestattet konzentriert sich das Institut darauf, eu-   verleihen. So diskutierten Vertreterinnen und Ver-
ropaweite Synergien und geförderte Netzwerke zwi-         treter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf
schen den Bereichen Bildung, Forschung und Innova-        jährlich stattfindenden Innovationsgipfeln über Fort-
tion („Dreieck des Wissens“) zu schaffen. Im Rahmen       schritte, Umsetzung und Inhalt einer gemeinsamen
dieses Engagements werden einzelne „Wissens- und          Innovationspolitik. Die fand in der am 21. Juni 2011
Innovationsgemeinschaften“ gebildet, die die ganze        von den beiden Landesregierungen beschlossenen
Innovationskette abbilden und kreative, innovative        „Gemeinsame Innovationsstrategie der Länder Ber-
Talente aus Forschung, Wirtschaft und Hochschulen         lin und Brandenburg“ (innoBB) ihren Niederschlag.
zusammenführen.                                           Sie soll fortan dazu beitragen, die Hauptstadtregion
                                                          als innovations- und technologieorientierten Stand-
Die innovative Hauptstadtregion                           ort der Spitzenklasse zu etablieren und die Wettbe-
    Aufgrund exzellenter Wissenschafts- und For-          werbsstärke hervorzuheben.
                                                                                                                       Gemeinsame
schungsangebote nimmt die Hauptstadtregion Ber-                                                                        Innovationsstrategie
lin-Brandenburg einen Spitzenplatz in der europä-         Das Prinzip „Stärken stärken“                                der Länder Berlin und
ischen Innovationslandschaft ein und wird sogar als          Im Rahmen der Strategieentwicklung waren fünf             Brandenburg:
DIE Innovationsregion im Herzen Europas beschrie-         gemeinsame Zukunftsfelder identifiziert worden, die          www.berlin.de/sen/
                                                                                                                       wirtschaft/politik/inno-
ben. Leistungsfähige Unternehmen, 7 Universi-             zu folgenden länderübergreifenden Clustern ent­
                                                                                                                       vationsstrategie.html
täten, über 20 staatliche und renommierte private         wickelt wurden:

                                                                                                                  PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 5
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                                    • Gesundheitswirtschaft;                                  hierbei u. a., ein so genanntes Online-Kompetenzpano-
                                    • Energietechnik;                                         rama zu erstellen, das einen Überblick über Entwick-
                                    • Verkehr, Mobilität und Logistik;                        lung und Erfordernisse des Arbeitsmarktes gibt. Zudem
                                    •	Informations- und Kommunikations­                      soll das System der Anerkennung von Berufsqualifi-
                                          technologie/Medien/Kreativwirtschaft und            kationen reformiert und eine europäische Klassifizie-
Herstellung von mono- und           •     Optik.                                              rung für Fähigkeiten, Kompetenzen und Berufe ge-
multikristalliner Silizium-         Hierbei sollen nicht nur Wissenschaft, Forschung          schaffen werden.
Solarzellen.
                                und Unternehmen untereinander länderübergreifend                  Um das zu erreichen und darüber hinaus insgesamt
                                enger kooperieren und agieren, sondern auf diese Clus-        besser funktionierende Arbeitsmärkte schaffen zu kön-
    Agenda für neue             ter wird sich auch die Förderung in beiden Ländern            nen, hat die Europäische Kommission eine Agenda für
    Kompetenzen und             vorrangig fokussieren.                                        neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten
    Be­schäf­ti­gungs­mög­          Ein dem jeweiligen Cluster vorstehendes Manage-           festgelegt. Die Leitinitiative soll vor allem dabei helfen,
    lich­kei­ten: http://       mentteam von Fachleuten bündelt dabei die Kom-                die EU-Beschäftigungsquote für Frauen und Männer in
    ec.europa.eu/social/
                                petenzen, vernetzt Experten und stärkt somit die in-          der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen bis 2020 auf 75
    main.jsp?catId=958&­
    langId=de
                                ternationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Auf            % zu erhöhen. Für die Umsetzung dieser europäischen
                                diese Weise können z. B. brandenburgische Unterneh-           Beschäftigungsstrategie fordert die Kommission von
                                men von den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen           EU-Institutionen, Mitgliedstaaten und Sozialpartnern,
                                Kompetenzen Berlins profitieren und umgekehrt – mit           die Flexicurity-Strategie zu verstärken. Sie setzt auf fle-
                                nachhaltig positiver Wirkung auf die Wirtschaftskraft         xible und verlässliche Arbeitsvereinbarungen, umfas-
                                der gesamten Region.                                          sende Fortbildungsstrategien für lebenslanges Lernen,
                                                                                              wirksame aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
                                Neue Kompetenzen                                              sowie auf moderne Sozialversicherungssysteme. Zu-
                                    Eine Konzentration auf die Förderung der innova-          dem schlägt die Kommision vor, Rechts- und Verwal-
                                tiven Landschaft geht einher mit einem erhöhten Be-           tungsrahmen bei der Einstellung und Entlassung von
                                darf an kompetenten Arbeitskräften bzw. Fachkräften.          Personal, bei der Gründung neuer Unternehmen und
                                Besonders in den Bereichen Innovation, neue Techno-           in Bezug auf die Selbstständigkeit zu vereinfachen,
                                logien sowie Umwelt- und Gesundheitstechnik muss              die Lohnnebenkosten zu senken und Schwarzarbeit
                                das Bildungssystem in engerem Zusammenhang mit                zu bekämpfen.
                                den Bedürfnissen der jeweiligen Unternehmen stehen
                                und die Ausbildung ein verstärktes arbeitsbasiertes           Der Masterplan Qualifizierung
                                Lernen bieten. Die Europäische Kommission empfiehlt               Wie schon erwähnt, nimmt die Hauptstadtregion
                                                                                              eine Spitzenposition in der innovativen Landschaft ein
    D as E uropäische F orschungsrahmenprogramm (FRP)                                         und ist somit besonders auf Fachkräfteausbildung und
        Es fasst alle Maßnahmen auf dem Gebiet der Forschungsförderung zusammen
                                                                                              -sicherung bedacht. Schon die gemeinsame Fachkräf-
    und gilt als das weltweit größte Programm für Forschungsprojekte. In der aktu-
                                                                                              testudie der Länder Berlin und Brandenburg hat offen-
    ellen Förderperiode (2007–2013) ist das 7. FRP mit einem Budget von mehr als 54
                                                                                              bart, dass in der Region bis zum Jahr 2030 voraussicht-
    Milliarden Euro ausgestattet. Das Programm zielt darauf ab, wissenschaftliche und
                                                                                              lich bis zu 460.000 benötig­te Fachkräfte fehlen werden
    technologische Grundlagen der Industrie zu stärken und dabei die Wettbewerbs-
                                                                                              und der Wirtschafsstandort dadurch akut bedroht ist.
    fähigkeit der entsprechenden Branchen zu fördern. Das FRP gliedert sich in 4 spe-
                                                                                              Als Reaktion und in Anlehnung an die von der Kommis-
    zifische Programme:
                                                                                              sion vorgeschlagene Agenda für neue Kompetenzen
        1. Kooperation: Mit mehr als 32 Milliarden Euro werden grenzüberschreitende
                                                                                              und Beschäftigungsmöglichkeiten hat der Berliner Se-
    Projekte zwischen Universitäten, Industrie und Forschungszentren gefördert.
                                                                                              nat daher im vergangenen April den „Berliner Master-
        2. Ideen: 7,5 Milliarden werden in die Förderung der Grundlagenforschung              plan Qualifizierung“ beschlossen. Mit Hilfe des Master-
    investiert.                                                                               plans sollen in der Hauptstadt arbeitende Menschen so
        3. Menschen: 4,7 Milliarden Euro fließen in sogenannte „Marie-Curie-Maßnah-           qualifiziert, aus- und weitergebildet werden, dass der
    men“, die dazu beitragen sollen, die Mobilität von jungen Wissenschaftlerinnen            Standort Berlin die Herausforderungen des wirtschaft-
    und Wissenschaftlern zu fördern und durch spezifische Maßnahmen einen „Euro-              lichen und demografischen Wandels bewältigen kann.
    päischen Arbeitsmarkt für Forscher“ zu schaffen.                                              Der Masterplan – in dessen Lenkungskreis die Ver-
        4. Kapazitäten: 4,2 Milliarden Euro sollen gezielt in die Förderung der Forschungs-   einigung der Unternehmensverbände in Berlin-Bran-
    infrastrukturen fließen. Besonders KMUs sollen von diesem Programmteil profitieren.       denburg, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Se-
                                                                                              natsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die

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PUNKT Dreieck des Wissens - Schlüssel zum Erfolg - Berlin.de
E uropa R eportage

Industrie- und Handelskammer
Berlin, die Regionaldirektion
Berlin Brandenburg der Bun-
desagentur für Arbeit und die
Handwerkskammer Berlin ver-
treten waren – konzentriert sich
auf sechs Handlungsfelder: So
sollen alle ausbildungswilligen
Jugendlichen mittels einer du-
alen beruflichen Ausbildung
in Betrieben und Unterneh-
men die Möglichkeit bekom-
men, ihre individuellen und
beruflichen Kompetenzen zu
stärken. Davon profitiert auch
die Wirtschaft, die sich so ihren

                                                                                                                                                Foto/Grafik: Marion Schmieding, Alexander Obst
Bedarf an Fachkräften sichern
kann. Auch der Übergang
von der Schule in den Be-
ruf soll und muss in den kom-
menden Jahren optimiert und
es besonders benachteiligten
Jugendlichen ermöglicht wer-
den, eine kompetente Berufs-
wahl zu treffen. Hierbei soll der
Schwerpunkt auf die vertiefte
Berufsorientierung an Berliner
Schulen gelegt werden. Ein
weiteres wichtiges Handlungsfeld betrifft die beruf-       tischer, sondern auch aus beschäftigungspolitischer          Durch den neuen Flughafen
                                                                                                                        Berlin Brandenburg erwar-
liche Weiterbildung. Es gilt, besonders bei KMUs eine      Perspektive ein Aushängeschild für die Region wer-
                                                                                                                        tet die Wachstumsregion
deutliche Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung           den und „als Schaufenster für gute Arbeit“ dienen.           weitere innovative Impulse.
zu erreichen, wobei in erster Linie Geringqualifizierte,   Die kommenden Jahre werden zeigen, was die einzel-
ältere Beschäftigte, Migrantinnen und Migranten be-        nen vorgeschlagenen Leitinitiativen der Europäischen
rücksichtigt werden sollten. Die entsprechenden För-       Kommission in den einzelnen Mitgliedstaaten und der
derangebote sollen demnach künftig genauer auf             gesamten Union für Wirkungen zeigen. Eines zumin-             Masterplan
gesuchte Qualifikationen und Fachkenntnisse abge-          dest kann aber schon heute erkannt werden: Mit der            Qualifizierung:
                                                           gemeinsamen Innovationsstrategie und dem Master-              www.berlin.de/sen/
stimmt werden. Natürlich ist es auch von großer Bedeu-
                                                                                                                         arbeit/besch-impulse/
tung, die Fach­kräfte­weiterbildung an Hochschulen         plan Qualifizierung befindet sich die Hauptstadtregion
                                                                                                                         lernen/index.html
voranzutreiben. Es sollen Studienangebote für beruf-       auf dem richtigen Weg durch den Wandel der Zeit.
lich Qualifizierte entwickelt und Studienabbrecher/
innen in Ausbildung, Beruf und Beschäftigung inte-          H orizon 2020
griert werden. Damit die vorhandenen Qualifizierungs-           Ab der kommenden Förderperiode (2014 – 2020) führt das neue
angebote – und damit die Möglichkeit des lebenslan-         Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“ alle
gen Lernens – bei den Bürgerinnen und Bürgern Ber-          forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der EU zu-
lins ankommen, setzt der Senat zudem auf eine be-           sammen. Ausgestattet mit voraussichtlich 80 Milliarden Euro für sieben
rufsbezogene Bildungsberatung. Ein Instrument               Jahre soll sich das Programm hauptsächlich darauf konzentrieren, die
dafür ist die stärkere Vernetzung und Zusammenar-           Entwicklung neuer Technologien und damit Umsetzung marktrei-
beit der Bildungsberatungsstellen. Last but not least       fer Produkte voranzutreiben. Hierbei sollen Forschungsinstitute und
rückt auch das Leitziel Wachstumsregion Flughafen           Unternehmen leichter in den Genuss von Finanzierungsmöglichkeiten
Berlin-Brandenburg in den Fokus des Masterplans,            kommen und Start-ups stärker gefördert werden.
denn der Flughafen soll nicht nur aus verkehrspoli-

                                                                                                                    PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 7
PUNKT Dreieck des Wissens - Schlüssel zum Erfolg - Berlin.de
S tandpunkt

                                 Soziale Innovation – ein wichtiger Weg, um kluge
                                 Ideen aufzuspüren                    Von Koos Richelle

                                                                                            für finanzielle Anreize namens „Negative Einkom-
    Koos Richelle                                                                           menssteuer“. Es handelt sich dabei um einen zeit-
                                                                                            befristeten Arbeitnehmerzuschuss für Transferleis-
    Generaldirektor für Beschäftigung,
    Soziale Angelegenheiten und                                                             tumgsempfänger, der für das Deutsche Steuer- und
    Integration,                                                                            Transfer-System entwickelt wurde. Dieses Modell,
    Europäische Kommission                                                                  welches vorerst in einem Zufallsprogramm mit Kon-
                                                                                            trollgruppen in Feldstudien in Deutschland gete-
                                                                                            stet wurde, zeigte beachtliches Potenzial, um die
                                                                                            Teilnahme der Menschen am Arbeitsmarkt zu er-
    Rue Joseph II, 27
    B-1049 Brüssel                                                                          höhen. Ein anderes interessantes Beispiel für sozi-
    BELGIEN                                                                                 ale Innovation ist das Projekt „Hoffnung in Bahn-
                                                                                            höfen“, welches von der Europäischen Kommission
    Tel.: +32 2 298 53 99                                                                   finanziert wird und darauf abzielt, die Vernetzung
                                                                                            von sozialen Dienstleistungen für obdachlose Men-
                                 Zurzeit sind wir in Europa noch weit davon entfernt,       schen in und um Bahnhöfe zu stärken. Das Projekt
                                 unser volles Potenzial an Kreativität und Möglich-         findet in vier verschiedenen Bahnhofstationen in Eu-
                                 keiten auszuschöpfen, welches uns erlauben würde,          ropa statt, und zwar in der Station Zoologischer Gar-
                                 neue Produkte, Dienstleistungen oder organisato-           ten in Berlin, in der Brüsseler Central Station, dem
                                 rische Modelle zu erfinden, um den Herausforde-            Gare du Nord in Paris und in Roms Stazione Termini.
                                 rungen der europäischen Gesellschaft zu begegnen.              Unser Ziel ist es, nicht nur soziale Innovation an
                                                                                            der Basis zu erhöhen, sondern auch Innovation ins
                                     Soziale Innovation ist ein wesentlicher Bestand-       Zentrum der politischen Aufmerksamkeit zu brin-
                                 teil der Europa 2020 Strategie und sollte auch eine        gen. Denn die Kernfragen für die Zukunft unserer
                                 Schlüsselrolle spielen, um neue Arten von Lösungen         Sozialpolitik werden ganz klar sein: Wie kann man
                                 für Europas gegenwärtige und zukünftige Bedürf-            besser erkennen, was funktioniert und was nicht?
                                 nisse zu entwickeln und zu testen.                         Wie kann man gute Praktiken ausweiten? Und wie
                                     Soziale Innovation kommt an der Schnittstelle          kann man Veränderungen erleichtern und die sozi-
                                 zwischen öffentlicher Verwaltung und dem freien            ale Akzeptanz von Reformen erhöhen?
                                 Markt zum Tragen und ist ein Ansatz, der dabei hel-            Eine Antwort auf diese Fragen könnte sein, mit
                                 fen kann, den sozialen Wert neuer Technologien zu          innovativen Lösungen vorerst in kleinem Rahmen
                                 erhöhen, mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaf-          zu experimentieren und diese dort, wo sie Wirkung
                                 fen, Arbeits- und Familienleben stärker miteinan-          zeigen, auszuweiten. Dies würde uns auch helfen,
                                 der zu vereinbaren, die Gesundheitsvorsorge zu op-         Beweise für deren Wirksamkeit zu erhalten, mit de-
                                 timieren usw.                                              nen kosteneffiziente Reformen untermauert wer-
                                     Indem die Europäische Union soziale Innovation         den können. Um soziale Innovation voranzutreiben,
                                 unterstützt, fördert sie Lösungen, die einen echten        hat die Europäische Kommission in ihrem Maßnah-
                                 sozialen Mehrwert haben. Dazu werden Akteure der           menpaket zu den politischen und finanziellen Ver-
                                 Sozialwirtschaft und des sozialen Unternehmertums          ordnungen für den Zeitraum 2014 − 2020 ( am 6.
                                 benötigt. Die kürzlich vorgestellte „Social Business“      Oktober 2011 vorgestellt) das Europäische Parla-
                                 Initiative anerkennt deren unumgängliche Rolle und         ment und den Rat dazu aufgefordert, die Unterstüt-
                                 erhöht die Europäische Unterstützung, die diesen           zung für soziale Innovation auszuweiten. Dies kann
                                 Akteuren zugutekommen soll.                                entweder durch den ESF oder das neue EU-Pro-
                                     Es gibt viele Beispiele für erfolgreiche soziale In-   gramm für Sozialen Wandel und Innovation erfol-
                                 novationen in Deutschland und innerhalb der EU             gen (PSCI). Innerhalb des Europäischen Sozialfonds
                                 und die Kommission möchte auf diesen Beispie-              (ESF) wird soziale Innovation als ein Instrument ge-
                                 len aufbauen. Ein Beispiel ist das innovative Modell       sehen, welches den Mitgliedstaaten und Regionen

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S tandpunkt

erleichtern soll, Arbeitsmarktproblemen und Be-      tionsprojekte, die durch den ESF kofinanziert wer-
dürfnissen des Humankapitals auf innovative Weise    den, dabei helfen sollen, die Erwerbsquote zu erhö-
zu begegnen. Das soll heißen, dass soziale Innova-   hen und die Schulabbrecherquote zu reduzieren.

                                                                                                           PU NKT H M ai /Ju ni 2 0 1 2 H 9
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EFRE-PROJEKT IN BERLIN

                           Immer kleiner und immer schneller

                           COGO O ptronics       baut in   B erlin   optische   K omponenten

                           1965 – nur wenige Jahre nach dem Bau der
                           ers­ten integrierten Schaltung – nahm der US-
                           Wissenschaftler Gordon Moore die Entwicklung
                           der Chip-Industrie vorweg. In einem Artikel für
                           die Fachzeitschrift „Electronics“ prophezeite der
                           Mitbegründer des Computerherstellers Intel:
                           Die Geschwindigkeit und somit die Leis­tungs­
                           fähigkeit von Mikrochips werde sich künftig
                           etwa alle zwei Jahre verdoppeln. Eine gewagte
                           These. Doch Moore behielt recht. Längst ist seine
                           Aussage als Moore’sches Gesetz bekannt.

                               Über vier Jahrzehnte hinweg wurden Compu-
                           terchips immer kleiner und kleiner und kleiner – und
                           dennoch immer leistungsfähiger. Das Prinzip, das
                           dieser Entwicklung zugrunde lag, ist so einfach wie
                           genial: Je winziger der Chip, desto kürzer die Wege,
                           die Daten auf ihm zurücklegen müssen – und desto
                           schneller damit seine Geschwindigkeit.
                               Heute sind Computerchips oft nur noch we-
                           nige Zentimeter groß. Dass sie noch kleiner werden
                           könnten – kaum vorstellbar. Doch die Nachfrage
                           nach flinken Prozessoren ist weiterhin ungebro-
                           chen. Angesichts von Internet-Streams in HD-Qua-       Tim Ayling, leitender Ingenieur bei COGO Optronics, erklärt sein
                                                                                  Produkt.
                           lität oder Videotelefonie ist schnell nicht schnell
                           genug.
                                                                                  und kommerziellen Know-how, sondern auch auf
                           Neue Wege müssen gefunden werden:                      einer Technologiepartnerschaft mit dem Berli-
                           Modulatoren sind eine Lösung                           ner Heinrich-Hertz-Institut (HHI), dem Bereich für
                               „Modulatoren nehmen das elektrische Signal         Nachrichtentechnik am Fraunhofer Institut. Mög-
                           und wandeln es in ein optisches Signal um“, erklärt    lich wurde die Partnerschaft durch einen Struk-
                           Tim Ayling, leitender Ingenieur bei COGO Optro-        turwechsel bei der deutschen Forschungseinrich-
                           nics. Dabei können Informationen auf dem Licht-        tung. Seit 2009 arbeiten COGO Optronics und HHI
                           strahl eingeschlossen und vom Modulator aus in         nun in Berlin Tür an Tür.
 Infokasten:               ein Glasfasernetzwerk eingeschleust werden. Der            Die Kooperation war logisch. Denn sowohl
 COGO Optronics GmbH       Vorteil: „Über eine optische Faser können wesent-      COGO Optronics als auch HHI forschen seit Lan-
                           lich mehr Informationen transportiert werden als       gem im Bereich der Indiumphosphat-Technologie.
 Tim Ayling                über ein herkömmliches Kupferkabel“, so Ayling.        Basierend auf dem neuen Werkstoff stellen sie ei-
 Registered Manager
                           Überall, wo hohe Datensignale erforderlich sind,       nen Modulator her, der in Bezug auf seine Leistung
 Director of Engineering
                           könnten Modulatoren eingesetzt werden, z. B. in        weltführend ist. Zudem ist er ein hervorragender
 Salzufer 6                Telefon-, Internet- und Kabel-TV-Infrastrukturen.      Baustein für komplexere Geräte, um noch höhere
 10587 Berlin                  COGO Optronics wurde 2008/2009 als Start-          Datenraten erreichen zu können. Die Indiumphos-
                           up-Unternehmen gegründet. Von Anfang an ba-            phat-Technologie kommt einer kleinen Revolution
 www.cogooptronics.
                           sierte das Geschäftsmodell der jungen Firma nicht      gleich. Denn bisher wurden Modulatoren zumeist
 com
                           nur auf jahrzehntelanger industrieller Erfahrung       aus Lithiumniobat hergestellt.

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EFRE-PROJEKT IN BERLIN

    Laien werden sich fragen, was ein Lithiumnio-
bat- von einem Indiumphosphat-Chip unterschei-
det: „Das ist eigentlich die Größe von dem Ding“,
sagt Tim Ayling. Während ein Lithiumniobat-Chip
mitunter zehn Zentimeter lang ist, misst ein Indi-
umphosphat-Chip aus dem Hause COGO gerade
einmal elf Millimeter. Das macht ihn nicht nur ra-
send schnell, sondern auch energiesparend.
    Laut Ayling sind aktuell Datenübertragungs-
raten von 10 GB/sec Standard. Das COGO-Produkt
läuft allerdings schon heute vier Mal so schnell.
Zum Vergleich: Mit einer Internet-Verbindung von
40 GB/sec könnte man eine DVD in nur 0,14 Sekun-
den herunterladen. Doch die Forschung auf die-
sem Feld ist rasant: In der Entwicklung sind bereits    Eine Mitarbeiterin von COGO-Optronics produziert in Feinarbeit einen Mikrochip.
Chips mit einer Geschwindigkeit vom 100 GB/
sec. „Und es ist vorgesehen, dass wir in zwei
bis drei Jahren bei 400 GB/sec sind“, so Ayling.

              „Eigentlich ist Berlin
           ein perfekter Ort für uns.“
         Tim Ayling, Director of Engineering
                 (COGO Optronics)

    Angesichts solch unvorstellbarer Geschwindig-
keiten, ist gerade die Produktion der Chips faszinie-
rend. Mithilfe von hochauflösenden Mikroskopen
werden sie in filigraner Handarbeit in den Bürorä-
umen am Salzufer 6 in Berlin hergestellt. Rund 32       Mit Hilfe des Modulators können Daten in hoher Geschwindigkeit transportiert werden.
neue Arbeitsplätze hat COGO Optronics geschaf-
fen, 19 davon in der Hauptstadt. „Eigentlich ist Ber-
lin ein perfekter Ort für uns, denn hier sind viele
Leute mit den wichtigen technologischen Erfah-
rungen“, begründet Tim Ayling die Entscheidung
seiner Firma, sich in Berlin anzusiedeln. So profi-
tiert COGO Optronics direkt von der bereits vor-
handenen Forschungs- und Innovationslandschaft
der Region.
    Maßgeblich waren auch die investiven Förde-
rungen durch die Investitionsbank Berlin und die
IBB Beteiligungsgesellschaft mbH. Nicht ohne Au-
genzwinkern fügt Ayling jedoch hinzu, dass Berlin
ein schöner Ort sei und schon deshalb eine ganz
selbstverständliche Wahl.                               Innovative Produktionen verlangen moderne Arbeitsplätze.

                                                                                                                       PU NKT H Mai /Ju ni 2 0 1 2 H 11
EFS-PROJEKT IN BERLIN

                             Fachkräfteentwicklung durch
                             Wissensmanagement
                             D as M odellprojekt „B er L earner KVP“             unterstützt     KMU

                                                                                          Familienunternehmen, die ihre Erfahrungen 1:1 wei-
                                                                                          tergeben − jedoch ohne dies sys­­tematisch zu doku-
                                                                                          mentieren. Steht ein Führungswechsel ins Haus, tritt
                                                                                          oft das Problem zutage: Wie über­gebe ich an einen
                                                                                          Nachfolger, der vielleicht gar nicht mehr aus der Fa-
                                                                                          milie stammt? Bei Fragen wie dieser will BerLearner
                                                                                          mit seinem Beratungs- und Schulungsangebot hel-
                                                                                          fen. Das Projekt verläuft in mehreren Phasen „Es ist
                                                                                          schwierig, in drei Minuten am Telefon zu erklären,
                                                                                          was Wissensmanagement ist“, erklärt Illgen-Förster.
                                                                                          Daher läuft die Akquise der teilnehmenden KMU zu-
                                                                                          meist über Multiplikatoren. „Es steht häufig ein per-
                                                                                          sönlicher Kontakt dahinter“, ergänzt Brita Wauer, die
                                                                                          C & Q-Geschäftsführerin.
                                                                                              Elf Firmen konnten auf diesem Weg für BerLearner
Ende Februar trafen          Wissen wird immer umfangreicher. Dazu hat KVP gewonnen werden. In einer Analysephase wurde
sich die teilnehmenden
                             die digitale Revolution beigetragen. Dank des mithilfe von Beratungsgesprächen, Befragungen und
KMU zur Zwischenbilanz.
Hier fand zwischen den       Web 2.0 kann jeder seine Erfahrungen mit dem Visualisierungstechniken ihr Unterstützungsbedarf
Unternehmen ein reger        globalen Gedächtnis teilen. Diese Entwicklung erfasst. Gemeinsam mit Prozessbegleitern entstand
Erfahrungsaustausch statt.
                             macht kluges Wissensmanagement immer wich- daraus in jedem KMU ein spezifisches Pilotprojekt.
                             tiger – nicht nur für den Einzelnen, sondern auch „Die Umsetzung sieht so aus, dass die Unternehmen
                             für Unternehmen. „Jeder betreibt irgendwie ein ihre Prozesse neu ausrichten und dafür Strukturen
                             Wissensmanagement – sei es auch noch so klein“, anlegen oder ihr Wissensmanagement durch IT-Lö-
                             sagt Kerstin Illgen-Förster, „aber es gibt kaum sungen unterstützt wird“, so Kerstin Illgen-Förster.
                             Verfahren, die eingesetzt werden, um Wissen zu                   Sowohl Umsetzung als auch Reflexion und Aus-
                             managen.“                                                    wertung der Pilotprojekte begleitet das C & Q-Team
                                                                                          in den Unternehmen unmittelbar am Arbeitsplatz.
                                 Illgen-Förster ist Leiterin des ESF-geförderten Mo- Wissensmanagement ist auch Mittel zum Zweck: „Wir
                             dellprojekts „BerLearner KVP“ (Laufzeit vom 01. 03. wollen mit dem Modellprojekt den Nachweis erbrin-
                             2011–31. 08. 2012), einer Initiative der Beratungsfirma gen, dass Unternehmen, die sich mit dem Thema
                             „Consulting & Qualifikation“                                                           beschäftigen, eine Affinität
                             (C & Q). C & Q berät kleine           „Unser Ziel ist es, die Unternehmen              zur Qualifizierung ihrer An-
                             und mittelständische Unter-               und ihre Angestellten darin                  gestellten entwickeln“, sagt
 Infokasten:                 nehmen (KMU) und ist – vor                 zu befähigen, Methoden,                     die Projektleiterin. Deshalb
 BerLearner – Wissen         allem in Zukunftsbranchen              die sie im Projekt gelernt haben,               finden parallel zu den Vor-
 besser managen              – in der Erwachsenenwei-                    selbst zu wiederholen“.                    Ort-Trainings zentrale Se-
 Dipl. Ing.                  terbildung tätig. Bei Ber-                                                             minare statt. Besonders die
                                                                     Kerstin Illgen-Förster, Projektleiterin
 Kerstin Illgen-Förster
                             Learner steht das Wissens-                                                             Workshops zur Mitarbeiter-
 Projektleitung
 Storkower Straße 113
                             management im Zentrum – für viele KMU ein Thema, führung sowie zum Selbst- und Zeitmanagement wa-
 10407 Berlin                um das sie sich bisher nicht explizit gekümmert ha- ren gut besucht. „Unser Ziel ist es, die Unternehmen
                             ben. Sie konzentrieren sich mit allen zur Verfügung und ihre Angestellten darin zu befähigen, Methoden,
 Tel.: 030 – 42 15 39 0      stehenden Mitteln auf ihren unmittelbaren Geschäfts- die sie im Projekt gelernt haben, selbst zu wiederho-
 E-Mail: k.illgen@cq-        zweck und das dringliche Tagesgeschäft. Für Ana- len“, so Illgen-Förster. Teilnehmende KMU optimie-
 bildung.de
                             lysen, Prozessverbesserungen und Weiterbildung ren somit ihre Prozesse und gehen mit neuem Hand-
 www.berlearner.de
                             bleibt kaum Zeit. Häufig handelt es sich zudem um werkszeug aus dem Projekt.

12
V eranstaltungsbericht

OECD LEED Forum tagt in Berlin
zum Thema „Partnership for Youth“
M it   der   F örderung    von jungen       M enschen     dem   F achkräftemangel
von morgen begegnen                                        Von Camilla Richter
     Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungs-              und Frauen unterstützte die
möglichkeiten − so heißt die im Jahr 2010 einge-            OECD bei der Durchführung
leitete Initiative der EU, die Teil der EU-2020-Strate-     und inhaltlichen Gestaltung
gie ist. Eine der vier tragenden Säulen der Initiative      der Konferenz. Staatssekre-
ist die bedarfsgerechte Ausstattung der Menschen            tär für Arbeit und Integration
mit den nötigen Kompetenzen für die Arbeitsplätze           Farhad Dilmaghani nahm er-
von heute und morgen. Ein hohes Qualifikationsni-           freut das große Interesse an
veau ist vor allem für junge Menschen in der Euro-          Berliner Arbeitsmarktkon-

                                                                                                                                                      Fotos: Mike Auerbach
päischen Union der Schlüssel zum Arbeitsmarkt. Da-          zepten zur Kenntnis. Er ver-
bei spielt nicht nur ein verlässliches Bildungssystem       wies in den Plenarsitzungen
in den Mitgliedstaaten eine zentrale Rolle. Auch eine       insbesondere auf die Anstren-
frühzeitige Vermittlung von arbeitsmarktrelevanten          gungen des Landes Berlin, ju-
Kompetenzen einschließlich so genannten „soft-skills“       gendliche Migrantinnen und
ist für einen erfolgreichen Übergang von der Schule         Migranten − die signifikant
ins Berufsleben unabdingbar. Wie Jugendliche erfolg-        höher von Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind, als        Farhad Dilmaghani,
                                                                                                                        Staatssekretär für Arbeit
reich in Ausbildung und Arbeit integriert werden kön-       deutsche Jugendliche − bedarfsgerecht an die Aus-           und Integration, begrüßt
nen, war auch zentrales Thema des achten jährlichen         bildungsreife heranzuführen und auch beim Start ins         die Teilnehmer der
Treffens des OECD LEED Forums. Es fand am 20. und           Berufsleben kontinuierlich zu begleiten.                    Konferenz.

21. März 2012 erstmals in Berlin statt. Über 220 Vertre-
terinnen und Vertreter lokaler Partnerschaften, lokaler,         Besonderes Interesse hatte das Internationale
regionaler und nationaler Behörden, von Jugendorga-         Teilnehmerfeld auch an der Dualen Ausbildung in
nisationen, (Sozial-) Unternehmen, von Gewerkschaf-         Deutschland. Diese ist im internationalen Vergleich
ten und wissenschaftlichen Einrichtungen aus 46 Län-        aus Sicht der Teilnehmenden ein Garant für Quali-            Veranstalter/
dern trafen sich, um darüber zu diskutieren, wie es den     tät und bedarfsgerechte Kompetenzvermittlung. Ge-            Organisator der
verschieden Organisationen durch Partnerschaften            meinsam mit Sabine Hübner vom Brandenburgischen              Konferenz 2012 in
gelingen kann, der hohen Jugendarbeitslosigkeit in          Arbeitsministerium und Aart de Geus von der Bertels-         Berlin
Europa zu begegnen.                                         mann Stiftung erörterte Dilmaghani die Vorzüge des            gsub − Gesellschaft für
                                                                                                                         soziale Unternehmens­
                                                            Systems und beantwortete Fragen des interessier-
                                                                                                                         beratung mbH
    Deutschland und auch das Land Berlin wurden im-         ten Publikums. Die Konferenzteilnehmenden konn-              Dr. Reiner Aster
Laufe der Konferenz wiederholt als positives Beispiel       ten sich in einer Reihe von Workshops Berliner Pro-          Tel.: +49 (0) 30 - 28409-0
für eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen staatli-         jekte und Initiativen ansehen, die durch den Senat mit       kontakt@gsub.de
chen Stellen und privaten Akteuren herausgehoben.           Unterstützung des Europäischen Strukturfonds ESF fi-
Die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration       nanziert werden. „Ich bin stolz darauf, was das Land         Weitere Informationen:
                                                                                                                         www.oecd.org/
                                                            Berlin mit seinen vielen Partnern für die Jugendlichen       document/­22/0,3746,
                                                            tut, um ihnen einen guten Start ins Berufs- und Arbeits-     en_2649_34417_
                                                            leben zu ermöglichen“, so Staatssekretär Dilmaghani.         20743766
                                                                                                                         _1_1_1_1,00.html
                                                            „Es wäre schön, wenn eine Konferenz wie das OECD
                                                            Forum dazu beitragen könnte, dass erfolgreiche lokale        Kontakt bei der OECD
                                                            und regionale Konzepte international verbreitet wer-         OECD LEED Forum on
                                                            den und auch andere Städte in Europa und der Welt            Partnerships and Local
                                                            von den Berliner Erfahrungen profitieren könnten.“           Governance
                                                                 Die zweitägige Konferenz war ein großer Erfolg          Ekaterina Travkina
                                                                                                                         (Managerin)
                                                            und brachte viele neue Erkenntnisse und Kontakte.
                                                                                                                         E-Mail: ekaterina.travkina
Farhad Dilmaghani im Podiumsgespräch mit Sabine Hübner,     Das nächste OECD LEED Forum findet 2013 voraus-
Arbeitsministerium Land Brandenburg, und Aart de Geus,                                                                   @oecd.org
Bertelsmann Stiftung.                                       sichtlich in Dublin statt.

                                                                                                                   PU NKT H Mai /Ju ni 2 0 1 2 H 13
A uf den P unkt

                              EU-Kommissar Andor                                                 Verstärkte Berufs­
                        geht in Berlin an Bord                                              information auf Europas
                                                                                            größter Jugendmesse

                                                                                            Vom 8. bis 10. Juni öffnet Europas
                                                                                        größte Jugendmesse YOU zum 14. Mal
                                                                                        in Berlin ihre Tore und präsentiert He-
                                                                                        ranwachsenden unter dem Motto „Mit-
                                                                                        machen, Anfassen, Ausprobieren“ das
                                                                                        Neueste aus Sport, Musik und Lifestyle.
                                                                                        Neu in diesem Jahr: das interaktive Mes-
                                                                                        seformat YOUr – JOBAKTIV. Ziel des in
                                                                                        Kooperation mit der Bundesagentur für
                                                                                        Arbeit realisierten Angebots ist es, Ju-
                                                                                        gendlichen den Einstieg ins Berufsle-
                                                                                        ben durch gezielte Berufs- und Bewer-
                                                                                        bungsberatung sowie direkten Kontakt
                                                                                        zu potenziellen Arbeitgeberinnen und
                                                                                        Arbeitgebern zu erleichtern. Jugendli-
                                                                                        che, ihre Eltern und Lehrkräfte finden in
                                                                                        Halle 22˘b des Berliner Messegeländes
                                                                                        so eine Anlaufstelle für ungezwungene
     László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, war        Gespräche, persönliche Beratung sowie
 zu Gast in Berlin. Während seiner Stippvisite besuchte der Kommissar Mitte März        zahlreiche Aktionen rund um das Thema
 auch zwei ESF geförderte Projekte in Friedrichshain-Kreuzberg, um sich vor Ort         Arbeit. Darüber hinaus haben Jugendli-
 einen Eindruck zu verschaffen.                                                         che die Möglichkeit, sich im bereits 2008
     Auf dem „Jugendforschungsschiff“ unterhalb der Oberbaumbrücke unter-               eingeführten Ausstellungsbereich „Edu-
 suchte er mit Berliner Mädchen und Jungen Wasserproben aus der Spree. Der              cation“ umfangreich über Ausbildungs-
 Trägerverein „Das Schiff e. V.“ versucht, die Schülerinnen und Schüler an Bord         chancen und berufliche Perspektiven zu
 des alten russischen Schleppers praktisch für die Naturwissenschaften zu begei-        informieren.
 stern. Nur wenige Meter entfernt, in den Räumen der „Schlesische 27“ traf sich             www.you.de/Education/
 Andor mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Projekts „eisenhart“. Für sie ste-
 hen Berufsorientierung und Vorbereitung im Mittelpunkt. Während eines einjäh-
 rigen Programms sollen sie kreativ an Handwerksberufe herangeführt werden.
 Bei der Gesprächsrunde zeigte sich der Kommissar begeistert von den Projekten
 und beteiligte sich mit diversen Anregungen.

                           Serbien ist neuer Beitrittskandidat der Europäischen Union
      Nachdem auch die letzte Hürde durch das Unterzeichnen       auch das aus dem Weg und ermöglicht künftige Beitrittsver-
 des serbisch-rumänischen Abkommens zum Minderheiten-             handlungen zwischen der EU und dem Balkanland. Wann ge-
 schutz beseitigt war, wurde Serbien Anfang März offiziell als    nau der mehrjährige Verhandlungsprozess starten wird, wurde
 Beitrittskandidat der Europäischen Union vorgestellt. Neben      noch nicht festgelegt.
 dem ausgeräumten Widerstand Rumäniens gegen eine Annä-               Jedoch sind beide Seiten mit der Entscheidung sehr zufrie-
 herung Serbiens an die EU, galt zuvor lange der Kosovo-Kon-      den. So sagte der serbische Präsident Boris Tadić, dass die Ent-
 flikt als eigentliches Hindernis eines Kandidatenstatus.         scheidung der EU den Weg zu Fortschritt und Wohlstand in
      Eine Einigung über gemeinsame Grenzkontrollen und das       seinem Land eröffne, während EU-Ratspräsident Herman Van
 Auftreten des Kosovo bei regionalen Konferenzen räumte aber      Rompuy von einem außerordentlichen Erfolg sprach.

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A uf den P unkt

                        Informationsveranstaltung
                                                                                          Lesen Sie alle
          „Strukturfondsförderung in Berlin 2014–2021“
                                                                                           Ausgaben
    Die ESF- und EFRE-Verwaltungsbe-                                                    des PUNKT über
hörden organisieren am 15. Juni eine-                                                   den QR-Code
Informationsveranstaltung zum Thema
„Strukturfondsförderung 2014 – 2021“.                                                  Liebe Leserinnen und Leser!
    Anlass hierfür ist der Beginn der Pro-                                                 Sie haben ihn im Straßenbild oder
grammierungsprozesse für die Operati-                                                  in Druckerzeugnissen sicher schon ein-
onellen Programme für die kommende                                                     mal gesehen. Den QR-Code, so, wie er
Förderperiode in Berlin. Ziel der Veran-                                               hier steht. Mit ihm kann man viele zu-
staltung ist es, das interessierte Fach-                                               sätzliche Informationen übertragen.
publikum und Berliner Akteure über                                                     Probieren Sie es doch einmal aus!
die Ergebnisse des Diskussions- und                                                    Sie gelangen auf die Internet­seite, auf
Planungsprozesses zur neuen Förder-                                                    der alle Ausgaben des Magazins Punkt
periode zu informieren. Vor allem sol-                                                 hinterlegt sind. Ein Service, den Ihnen
len die im Rahmen der Fachforen erar-                                                  die Punkt-Redaktion ab sofort in jeder
beiteten Strategischen Eckpunkte der                                                   Ausgabe anbietet Was braucht man
EFRE- und ESF-Förderung ab 2014 vor-                                                   zum Lesen des Codes? Sie benötigen
gestellt werden.                                                                       eine App, die man sich auf sein Smart-
                                                                                       phone herunterlädt. Dafür genügt es,
                                                                                       in der Suchfunktion des App-Stores
                   KMU sollen Potenzial der „grünen Märkte“                            bei iTunes oder Android die Buchsta-
                                                                                       ben QR einzugeben und Sie erhalten
                          stärker nutzen
                                                                                       sofort entsprechende Angebote. Die
    Kleine und mittlere Unternehmen          nur sehr wenige europäische KMU ihre      App gibt es kos­tenlos oder für einen
(KMU) schöpfen ihr Potenzial auf den         grüne Geschäftstätigkeit auf mehrere      sehr geringen Preis. Wie liest man nun
wachsenden sogenannten grünen Mär-           Länder ausgedehnt. Da der europäische     den Code? Ganz einfach: Man öffnet
kten bisher nicht genügend aus. Wie          Binnenmarkt etwa ein Drittel des Welt-    die App, und hält die Kamera des iPho-
eine Eurobarometer-Umfrage ergab, sind       markts für Umweltindustrien ausmacht,     nes über den QR-Code. .
87 % der KMU in der grünen Wirtschaft        bestehen hier gewaltige Wachstums-
(betrifft Produkte und Dienstleistungen,     möglichkeiten für KMU“, erklärt der für
die in erster Linie dazu dienen, Gefahren    Unternehmertum zuständige EU-Kom-                    Kurz & knapp
für die Umwelt und den Ressourcenver-        missar Antonio Tajani.
brauch zu minimieren) auf nationalen            http://ec.europa.eu/deutschland/         Vom 2.–14. Mai fand die bundes-
Märkten aktiv. Nur knapp ein Viertel         press/pr_releases/10552_de.htm            weite Europawoche statt, deren Ak-
nutze die Chance, die der europäische                                                  tionen und Veranstaltungen auch
Binnenmarkt biete und lediglich 3 % der                                                in Berlin wieder viele Interessierte
KMU in der EU vertrieben ihre Produkte                                                 anlockten.
in fernöstlichen Regionen. Laut Umfrage                                                http://www.berlin.de/rbmskzl/eur-
würden finanzielle Anreize und weniger                                                 opa/oeffentlichkeitsarbeit/europa-
Bürokratie einen ökologisch ausgerichte-                                               woche.html
ten Betrieb sowie „grüne“ Produkte am
besten fördern. „Ich freue mich über die                                                 Um die europapolitische Öffentlich­
Bereitschaft der KMU, das große brach-                                                 keitsarbeit in Deutschland voranzu­
liegende Potenzial für mehr Innovati-                                                  trei­ben, haben u. a. die Bundesre­gie­
onsfreude, erhöhte Wettbewerbsfähig-                                                   rung und die Europäische Kommission
keit der KMU und die Schaffung neuer                                                   die Website „aktion europa“
Arbeitsplätze zu nutzen. Es liegt jedoch                                               über­ar­beitet.
noch viel Arbeit vor ihnen. Bisher haben                                               http://www.aktion-europa.de/

                                                                                                     PU NKT H Mai /Ju ni 2 0 1 2 H 15
S chluss P unkt

                              Zu Recht      befragt

                                      U rteil   des   E uropäischen G erichtshofs       in den   R echtssachen

                                          Unternehmen müssen bei abgelehnten
                                          Bewerbungen keine Auskunft darüber erteilen,
                                          ob eine andere Person dafür eingestellt wurde
                                            Das Unionsrecht verbietet jede Diskri-    zunächst Klage vor deutschen Gerichten und bean-
                                      minierung wegen Geschlecht, Alter oder eth-     tragte, Speech Design zur Zahlung von Schadensersatz
                             nischer Herkunft. Die Rechtsvorschriften sehen vor,      und zur Vorlage der Bewerbungsunterlagen des einge-
                             dass eine Person, die sich durch die Nichtanwen-         stellten Bewerbers zu verurteilen. Mit letzterem wollte
                             dung des Gleichbehandlungsgesetzes verletzt fühlt,       sie den Beweis erbringen, dass sie besser qualifiziert sei
                             vor einem Gericht glaubhaft machen muss, dass            als eine andere Person in einer vergleichbaren Situa-
                             eine Diskriminierung vorliegt. Im konkreten Fall hat     tion. Der Europäische Gerichtshof entschied nun, dass
                             sich eine 1961 geborene Frau russischer Herkunft         Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer nicht auto-
                             auf zwei Stellenanzeigen für „eine/n erfahrene/n         matisch nach Ablehnung einer Bewerbung Anspruch
                             Softwareentwickler/-in“ im Unternehmen Speech De-        auf Auskunft darüber haben, ob das Unternehmen am
                             sign Carrier Systems GmbH beworben, wurde jedoch         Ende des Einstellungsverfahrens einen anderen Bewer-
                             ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Die betroffene        ber eingestellt hat. Sollte das Unternehmen jedoch je-
 Urteil des Gerichts­hofs    Frau – die über ein in Deutschland anerkanntes Diplom    den Zugang zu entsprechenden Informationen verwei-
 der Europäischen Union      als System-Ingenieurin verfügt – war der Ansicht, dass   gern, könnte eine Diskriminierung vermutet werden,
 vom 19. April 2012 in der   sie aufgrund ihres Geschlechts, Alters und ihrer Her-    die vom jeweiligen einzelstaatlichen Gericht geprüft
 Rechts­sache C-415/10
                             kunft ungünstiger behandelt wurde. Sie erhob daher       und bewertet werden müsse.

                              Projekte     aus anderen       Ländern     und   Regionen

                             Innovations-Cluster in Flandern treibt die
                             Nachhaltigkeit der chemischen Industrie voran
                                 Die gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-          der bestehen­den Ver­wer­tungs­kette eng miteinander
                             Brandenburg – innoBB – genießt aufgrund ihrer Regi-      verknüpft. So schlossen sich seit 2008 mehr als 390
                             onen übergreifenden Aufstellung Vorbildcharakter,        Akteure der chemischen Industrie – darunter nam-
                             der auch seitens der EU-Kommission hervorgehoben         hafte Unter­nehmen wie Bayer, BASF oder Total – zur
Durch Kooperation            wird. Immer mehr Regionen in der EU entwickeln           Plattform „Flanders Strategic Initiative for Sustainable
und Vernetzung von
                             ebenfalls ihre eigenen Innovationsstrategien, arbei-     Chemistry“ (FISCH). Die Initiative fördert den Wissen-
Unternehmen, Industrie
und Universitäten stärken    ten Hand in Hand, teilen Ressourcen und Wissen, um       stransfer zwischen Industrie, Universitäten und Inte-
sich Regionen gegenseitig.   ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern – zum Beispiel      ressenvertretern. Nicht nur angesichts der Verknap-
                                                             das nordbelgische        pung von Rohstoffen will FISCH die Nachhaltigkeit
                                                             Flandern. Nicht zu-      der chemischen Industrie vorantreiben. Innovative
                                                             letzt dank des Ha-       Ideen sollen schneller die Marktreife erreichen, so-
                                                             fens von Antwer-         dass die regionale Wettbewerbsfähigkeit sicherge-
                                                             pen ist Flandern         stellt wird. Dafür werden neben Wissenszentren In-
                                                             eine der führen-         novations-Cluster geschaffen. Denn die Umsetzung
                                                             den Regionen für         von neuen Ideen erfordert oft teure Infrastruktur.
                                                             Chemieindustrie          Diese Infrastruktur soll künftig allen teilnehmenden
                                                             in Eu­ropa. Schon        Akteuren zugänglich gemacht werden. Perspekti-
                                                             heute sind die dort      visch will FISCH verstärkt auch mit Industriegebie-
                                                             ansässigen Unter-        ten in Deutschland, den Niederlanden und Frank-
                                                             nehmen wegen             reich zusammenarbeiten.
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