Der "Zeichensetzer" vollendete sein 80. Lebensjahr
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Ein Kulturmagazin des Freundeskreises der Otmar Alt Stiftung Viele Stunden verbringt Otmar Alt in seinem Atelier und arbeitet an seinen Werken Foto: Andreas Buck/Bild Der „Zeichensetzer“ vollendete sein 80. Lebensjahr Gisbert Sander vom Westfälischen Anzeiger führte mit Otmar Alt anlässlich seines Geburtstages ein Interview: Der „Zeichensetzer“ vollendete sein dien, ein halbes Jahr sorgenfrei kann. Ich habe mir meinem Lebens- 80. Lebensjahr: Otmar Alt, einer zu arbeiten. Gisbert Sander, Redak- abend anders vorgestellt. Ich muss der bekanntesten zeitgenössischen teur des Westfälischen Anzeigers und das noch einmal in aller Deutlich- Künstler Deutschlands mit Wohn- Freundeskreis-Mitglied der ersten Stun- keit sagen: Ich habe die Stiftung ge- sitz in Hamm, ist vor allem für sei- de, sprach mit ihm darüber, wie es der gründet, um meinen Mitarbeitern ne konturierten, fabulösen Formen Stiftung und der Kunst gerade in Coro- – wir waren damals 16 Leute – eine mit lebendiger Farbigkeit bekannt. nazeiten geht. Zukunft zu geben. Das hat ja nicht Als Gestalter hat er Spielzeug und funktioniert. Weil diese Mitarbeiter Alltagsgegenstände wie Bobby-Car, Wie geht es dir? andere Ideen verfolgt haben. Ich al- Erdnussdosen und Porzellan ver- In der momentanen Situation nicht lein könnte von dem leben, was ich edelt – nicht immer zur Freude der gut, und dann kommt ja noch das bewege und was ich verkaufe. Aber Kritiker. Bekannt ist Alt, der 1940 Alter hinzu, das spürt man einfach. ich arbeite ja nur noch für die Stif- in Wernigerode geboren wurde tung. Ich bin ja im Grunde genom- und in West-Berlin aufwuchs, auch Wie geht es der Stiftung? men so eine Art Angestellter hier. für sein gesellschaftliches Engage- Es sind auch für uns schwere Zei- Ich glaube, in dieser Gesellschaft ment: Ein Höhepunkt ist seine nach ten, durch die Corona Krise ist al- wird Idealismus teilweise bestraft. ihm benannte Stiftung, zu der ein les noch schwieriger geworden. Es Die Stiftung ist zwar mein persönli- opulenter Skulpturen-Park gehört, passiert momentan nur wenig, die ches Kind, aber ich würde so etwas der 1996 in Hamm-Norddinker er- Spendenbereitschaft ist merklich zu- heute nicht mehr machen. öffnet wurde. Dort ermöglicht er rückgegangen, die gibt es in diesem Nachwuchskünstlern mit in der Bereich sozusagen gar nicht mehr. Warum nicht? Regel jährlich vergebenen Stipen- Ich versuche zu helfen, soweit ich Die Stiftung aufrechtzuerhalten, Fortsetzung auf Seite 2 1
Otmar Alt erzählt Fortsetzung von Seite 1 kostet viel Kraft und Energie. Und es ist ganz, ganz schwierig, die jün- gere Generation überhaupt zu mo- tivieren, da mitzutun, weil sie ande- re Interessen hat. Die Stiftung war ein Geschenk an die Gesellschaft. Stiften heißt ja „Geben und nicht Nehmen“. Aber das ist heutzutage wahrlich schwer zu erklären. Wenn man heute nach Unterstützung fragt, kommt gleich die Gegenfrage: „Was kriege ich denn dafür?“ Wir sehen das hier in unserem Kleinod (Stiftungspark): Wenn die Menschen kommen, sind sie überwältigt davon, wie schön das hier ist. Aber wenn sie durch das Tor hinaus sind, sind sie ge- danklich schon wieder ganz woan- ders. Das war doch früher anders: Der Freundeskreis hatte mal fast 1000 Mitglieder und es gab auch prominen- te Unterstützer. Das ist leider vorbei. Man muss einfach sagen: Die junge Generati- on hat andere Interessen. Die ist überladen mit anderen Aktivitäten. Wir sind daher froh, dass es den Freundeskreis der Stiftung gibt, de- ren Mitglieder seit mehr als 25 Jah- ren zur Stiftung stehen. Die Corona-Pandemie ist nach der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2007 die zweite große Herausforderung vor allem auch für die Kunst, weil sie als Luxus in den Hintergrund tritt. Wie bewältigst du, wie bewältigt die mehr in einer starken Ich-Bezogen- Wie geht es deiner Kunst – was Aus- Stiftung das? heit gelebt und eigentlich immer stellungen und Veranstaltungen be- Ich habe einige Corona-Bilder ge- nur sich selbst gesehen. Aber jetzt trifft? malt. Die Corona-Pandemie ist na- spürt man doch wieder einen ge- Das ist ja alles total zusammenge- türlich ein ganz schwerer Einschnitt wissen Gemeinschaftssinn. brochen durch Corona. Zu mei- – nicht nur für uns hier, sondern nem 80. Geburtstag sollten zehn gesamtgesellschaftlich. Der Einzelne Du gewinnst der Krise also auch etwas Ausstellungen stattfinden, davon darf sich da nicht zu wichtig nehmen. Positives ab? sind einige in den Herbst verscho- Viele Menschen erleben nie dage- Jede Form von Auf und Ab hat et- ben worden – unter anderem die wesene Einbußen. Das Zusammen- was Positives und etwas Negatives. im Hammer Gustav-Lübcke-Muse- rücken der Gesellschaft durch diese Es ist nur die Frage, wieweit man um. Da liegt der Bereich der Bil- Epidemie finde ich sehr vernünftig. gelernt hat, damit umzugehen. denden Kunst im Argen. Auch die Denn die Menschen haben immer Museen und Galerien werden von 2
über sich und seine Kunst einer neuen Generation geleitet. ve Produkt sich selbst behaupten ze und Kälte zu tun. Dazu gehören Die will sich anders darstellen – muss. Schließlich kann man nicht immer auch die Menschen, mit de- und vielleicht muss sie es auch. An- immer daneben stehen und es er- nen ich zusammengearbeitet habe. ders darstellen heißt: Der Blick geht klären. Kunst, die man erklären Dann habe ich 25 Jahre für Theater nach vorne und nicht zurück. Die muss, ist langweilig. Sie setzt ein gearbeitet, habe Bühnenbilder und sagen: Otmar Alt ist ein berühm- Zeichen, sie strahlt aus und das Kostüme entwickelt. Und natürlich ter Mann, um den müssen wir uns wird entweder wahrgenommen war die Ausstellung im Weltkultur- nicht kümmern. Und zu keiner Zeit oder nicht. Entweder, der Betrach- erbe Völklinger Hütte eine der auf- gab es so viele Künstler mit ihrer ter reagiert oder er reagiert nicht. regendsten Geschichten. Ich-Bezogenheit. Viele haben ja die In der Kunstszene sind ja nicht alle Ich kann es nicht sagen, was „der“ Vorstellung: Mit Kunst kann man von Otmar Alt überzeugt. Deswe- Höhepunkt war, weil ich eigentlich wahnsinnig viel Geld verdienen. Da gen nochmal: Alles ist nur ein Be- immer mit großer Hingabe und Be- hat sich in der Einstellung gewaltig mühen, ein Versuch. geisterung die Dinge angehe. etwas verändert gegenüber früher. Was würdest du als Höhepunkt in Solange ein Künstler kreativ ist, hat er Aber deine Kunst hat sich doch immer deinem künstlerischen Leben bezeich- doch noch Ziele. Welche sind das bei wieder erneuert, du hast immer wieder nen? dir? Neues ausprobiert. Das kann ich so nicht sagen. Es (Er schmunzelt) Das Ziel, das ich an- Das, was ich noch an Kraft und gab gute Zeiten in der Zusammen- strebe, strebe ich nicht als Künstler Energie und Seele und hier oben arbeit mit Rosenthal und VW. Da an, sondern als Mensch. Ich möch- in meinem Schatzkästchen (Kopf) ging es nicht nur um die rein wirt- te einfach mehr einen Zustand von habe, das aktiviere ich sehr stark schaftlichen Dinge. Es ging auch da- Harmonie, Miteinander-umgehen- für meine Malerei. Und ich muss rum, etwas zu lernen, zu erleben. Können in der Gesellschaft. Und feststellen: Meine Bilder machen ja Dazu gehört auch die Erfahrung das, obwohl heute die Verhaltens- teilweise, was sie wollen, da muss mit fremden Materialien – sei es weisen anders sind. Da müssen wir ich mich teilweise gegenstemmen. nun Porzellan, Keramik oder Glas. älteren Menschen unsere Weisheit Natürlich bin ich immer noch früh Dieses elegante, schöne Porzellan, teilen. Wenn wir das mit der Tole- morgens um sechs Uhr in meinem dann diese grobe, manchmal Hef- ranz schaffen, dann geht es gut. Ich Atelier und arbeite bis abends um tige der Keramik, und dann dieses denke immer positiv und mit der acht Uhr. Und ich habe auch noch Glas: Glas hat ja einen ganz eige- Einstellung: Wir schaffen das. vieles in meinem Kopf drin. nen Charakter. Glas will eigentlich Die Zeit hat sich verändert. Und immer machen, was es selbst will, Gisbert Sander/Westfälischer Anzeiger auch der Otmar Alt hat sich ver- das hat mit dem Wechsel von Hit- ändert. In meinem Atelier steht ein Bild aus den 60er Jahren, das ich da- mals als Meisterschüler gemalt habe, und daneben stehen neue Bilder, die sich mit dem Thema Corona beschäftigen. Ich komme ja aus der Informellen Malerei. Und jetzt habe ich dieses Virus gemalt. Ich habe versucht, dieses abstrakte Denken, dieses Informelle herauszulassen, einfach mal ausprobiert. Ich glaube: Es funktioniert miteinander, dieses Spontane und dann dieses struktu- riert Konstruierte. Ich bin, glaube ich, einer der weni- gen Künstler, der es aushält, wenn jemand sagt, dass er meine Sachen schlecht findet. Das gehört dazu, Foto: Astrid Zill/Westfälischer Anzeiger weil ich glaube, dass dieses kreati- 3
Die Stadt Hamm würdigt Otmar Alt Die Stadt Hamm gratuliert dem Künstler auf der Website Fotoquelle: www.hamm.de Zu Ehren von Otmar Alt, der vor wenigen Tagen seinen 80. Ge- burtstag gefeiert hat, hat die Stadt Hamm ein dreieinhalb- minütiges Video auf ihrer Ho- mepage (www.hamm.de) ver- öffentlicht. Darin kommt der Künstler selbst ausführlich zu Wort, der über seine Art der Kunst, über seine Stiftung in Norddinker und über die Förderung junger Stadt zu sehen sind. Und der persönlichen Grußwort von Künstler spricht. Dazu gibt es Künstler gewährt einen Ein- Oberbürgermeister Thomas viele Bilder von seinen Kunst- blick in sein „Allerheiligstes“ Hunsteger-Petermann, in dem werken, die nicht nur im Stif- – in sein Atelier, in dem er täg- er ihn als „Aushängeschild für tungspark, sondern auch zahl- lich arbeitet. die Stadt“ würdigt. reich im öffentlichen Raum der Der Film endet mit einem sehr Gaukler, 1985 Der Traum der Wiese, 1995 Clown mit Kappe, 1995 Bitte vormerken! Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm Otmar Alt – „Das Leben ist ein Versuch“ 11. Oktober 2020 bis 7. März 2021 4
BILD berichtet anlässlich des 80. Geburtstags „Er ist ein Magier von Farbe, Form und Fantasie – doch die Zeit kann auch er nicht anhalten: Kult-Künstler Otmar Alt aus Hamm wird morgen 80 Jahre alt. „ ... ...schrieb Katja Derstroff von der BILD-Redaktion am 16. Juli in der BILD-Zeitung: Noch heute zieht er sich zehn Stunden täglich in sein Atelier zurück: „Aber ich merke, dass ich langsam alt, auch irgendwie zerbrechlich geworden bin“, sagt er. Seine Schlaflosigkeit: „Es gibt nichts Schlimmeres, als das Nachdenken über Schwierigkeiten. Aber man darf nicht aufgeben. Das Leben ist ein Ver- such.“ Seine Motivation: „Es gibt Gesprä- Der Künstler mit seiner Stieftochter Katja Thomas (58). che, Begegnungen und Impulse, die Sie leitet seit 2018 die Otmar Alt Stiftung, die junge Künstler mir sagen: Nicht aufhören – weiter- fördert. machen!“ Sein Lebenswerk: „Ich freue mich darüber, bin aber nicht eitel. Meine Kunst wurde gern angenommen, weil sie neugierig macht, die Fanta- sie beflügelt. Die bleibt heute leider viel zu oft auf der Strecke.“ Sein aktuelles Projekt: Der Künst- ler arbetet am Bilder- Zyklus „Co- rona, die neue Zeit“. Alt: „Früher habe ich ein Bild signiert, als es fer- tig war. Heute mache ich das mit- ten im Schaffensprozess. Ein inne- res Wesen flüstert mir: Es kann doch sein, dass du morgen nicht mehr weitermalen kannst.“ Die Angst vor dem Tod: „Habe ich nicht. Aber ich möchte beim Ster- ben nicht leiden. Mein Leben war intensiv, hat Narben hinterlassen. Ich habe nichts versäumt. Heute bin ich mit mir im Reinen.“ Dieses Werk gehört zum neuen Bilder- Zyklus „Corona, die neue Zeit“ Alle Fotos dieser Seite: Andreas Buck/BILD 5
Ein herzliches Dankeschön Editorial den wir nicht in der Lage sein in die- sem Jahr eine Mitgliederversamm- lung und auch kein Stiftungsfest durchzuführen. Alle anderen Ver- anstaltungen sind sowieso schon gestrichen. Wir haben uns nun mit dem Amts- gericht in Hamm in Verbindung gesetzt, um Informationen für eine Briefwahl zu bekommen. Diese ist in diesen Corona Zeiten möglich, auch wenn die Satzung es nicht vorsieht. Dafür brauchen wir aber unbedingt Ihre Hilfe. Nehmen sie an dieser Wahl teil, denn wir be- nötigen mindestens die Hälfte der Mitgliederstimmen damit die Wahl gültig ist. WIR ZÄHLEN AUF SIE. Es war eine schöne Zeit und ich habe viele Freundschaften geschlos- sen und viel erlebt. Ich möchte die- se Zeit nicht missen. Ich bleibe na- Foto: Tim Luhmann türlich der Stiftung und Otmar Alt weiterhin eng verbunden. Und wir Liebe Freunde der te nie wann oder ob ich in Hamm werden uns auf der einen oder an- Otmar Alt Stiftung, auch ankomme oder den Rückweg deren Veranstaltung sehen. nach Bremen rechtzeitig schaffe. jetzt ist es tatsächlich so weit. Meine So manche Stunden habe ich am Dem neuen Vorstand wünsche ich Amtszeit geht zu Ende. Ich möchte Bahnhof Münster oder Hannover alles Gute und eine glückliche Hand mich jetzt mit diesem letzten Edito- zugebracht, weil es wieder einmal bei allen Entscheidungen. Bedanken rial von Ihnen verabschieden. Zugausfälle gab. möchte ich mich auch bei meinen Vorstandskollegen und bei Gudrun 25 Jahre im Vorstand des Freundes- Ich glaube jetzt ist der richtige Zeit- Wirsieg für die jahrelange gute Zu- kreises der Otmar Alt Stiftung, da- punkt das Zepter aus der Hand zu sammenarbeit. von 18 Jahre als Vorsitzender. Eine geben und an jüngere Mitglieder wesentliche Zeit in meinem Leben, weiterzugeben. Ihr Reiner Meyer denn ich habe diese Aufgabe mit viel Herzblut erfüllt. Aber alles geht ir- Leider wird das in diesem Jahr noch gendwann zu Ende. Maßgeblich zur zusätzlich erschwert. Normaler- Beendigung meiner Amtszeit hat si- weise würden wir unsere Mitglie- cher meine schwere Krebsoperati- derversammlung veranstalten und on vor nunmehr sechs Jahren, denn die Vorstandswahlen wie gewohnt diese hat sehr viel Kraft gekostet. abwickeln. Das wird durch die Aber auch die Deutsche Bahn hat Corona-Krise in diesem Jahr nicht in den letzten fünf Jahren mir das möglich sein. Durch die Abstandsre- Leben schwer gemacht. Ich wuss- geln und Hygienevorschriften wer- 6
Engagement für die Stiftung und die Kunst Lieber Reiner Meyer, nur hinter der Kunst Otmar Alts, Deine Freude bei allen Erfolgen sondern auch hinter dem Menschen und man konnte mit Dir auch herz- ja, jetzt ist es tatsächlich so weit. Otmar Alt zu 100% stand und steht. lich lachen. Du bereichtertest den Deine Amtszeit geht zu Ende und Dies drückte sich stets in all Deinen Freundeskreis mit kreativen Ideen, ich bedauere das einerseits sehr und aktiven und tatkräftigen Beiträgen, um deren Umsetzung Du Dich andererseits gönne ich Dir „den Ru- Aktionen, Berichten, Unterstützung kümmertest und sorgtest Dich zu- hestand“ von Herzen. der Stiftung mittels Deiner Tätigkeit sätzlich um Alles was so unsichtbar 25 Jahre im Vorstand des Freundes- als Vorstand des Freundeskreises, dazugehörte und doch wichtig und kreises der Otmar Alt Stiftung, da- Mitgliederwerbung für den Freun- notwendig war. Bei allen Angele- von 18 Jahre als Vorsitzender, das deskreis, Organisation des Sommer- genheiten, ob privat oder als Vor- ist eine Leistung, die Du nur erfüllen festes, Erscheinen des Magazins „an- stand, warst Du immer zuverlässig, konntest, weil Du Deine Aufgabe stifter“ und Vielem mehr aus. Ob es achtsam, respektvoll, treu und mit mit vollstem Herzblut ausgeübt hast. um neue Freunde ging, um die Or- großem, offenem Herzen dabei. Auf Dafür hast Du meinen höchsten Re- ganisation von Fahrten des Freun- Dich ist 100% Verlass! spekt, Achtung und Dank dazu! Das deskreises zu Ausstellungen von Ich möchte Dir von Herzen ein muss Dir erst jemand nachmachen Otmar, um Veranstaltungen in der großes Dankeschön für die gemein- (und das bezweifle ich). Stiftung, um helfende Hände, Du same, reiche Zeit aussprechen und Seit unserem Kennenlernen und packtest ohne zu zögern an, tele- wünsche Dir einen entspannten und der Zusammenarbeit (Beginn 2004) foniertest, sprachst mit den Men- sonnigen Ruhestand mit Zeit und kenne ich Dich als überaus enga- schen, fiebertest mit, fandest Lösun- Muse für das, was Dir am Herzen gierten, tatkräftigen Mann, der nicht gen wenn es Probleme gab, zeigtest liegt! Gudrun Wirsieg Die Stelen entstanden nach Entwürfen von Otmar Alt Foto: Andreas Rother/Westfälischer Anzeiger Der Wald-Kreuzweg nimmt seinen Anfang Auch wenn es um das Leiden geht, teil Ostwennemar erkennbar. Der bald sichtlich seinen Anfang. In die- Vorfreude ist bei Mitgliedern der seit langem von ihr geplante Wald- sem Monat werden zunächst zwei Kolpingsfamilie im Hammer Orts- Kreuzweg der Stille nimmt schon Stelen des Künstlers Otmar Alt an Fortsetzung auf Seite 8 7
Alt-Kunst im Geithe-Wald Fortsetzung von Seite 7 der St.-Antonius-Kirche aufgestellt, Der Kreuzweg führt von der Kirche gewählt, weil sie uns einfach so gut später, nach Vegetationsperiode über einen rund einen Kilometer gefallen.“ Jeder Station ist eine Dop- und Schutzzeit, die weiteren zwölf langen Rundweg durch den Geithe- pelseite gewidmet: auf der einen im Geithewald. wald. Neben den Stationen an der Seite das Stelen-Motiv von Otmar Bis dahin war der Weg zeitwei- Kirche erhält eine dritte Stele ihren Alt mit von der Kolpingsfamilie pas- se holprig. Es galt, die formalen Platz auf einem Gemeindegrund- senden Stichworten zur Meditation, Voraussetzungen für die teils am stück. Es liegt unweit des ehemali- auf der anderen Seite der genannte Wegesrand des FFH-Schutzgebiets gen Gemeindehauses. Die übrigen Text. Die Hefte wurden zunächst (Fauna-Flora-Habitat) aufzustellen- Standorte für die Stelen sind derzeit in einer Auflage von 400 Stück ge- den Stationen zu erfüllen. Im De- nur grob erfasst. Bei einem noch druckt und werden voraussichtlich zember brachte das für einige Na- ausstehenden Ortstermin sollen sie am Schriftenstand in der Kirche an- turschützer das sprichwörtliche Fass genau festgelegt werden. Sie befin- geboten. zum Überlaufen. Wobei das Geithe- den sich im FFH-Gebiet, aber nur Vorhaben nur ein kleiner Tropfen in zwei innerhalb des unter Schutz Ein Wald-Kreuzweg? Warum im einem Gemenge aus Kritik war. stehenden Lebensraumtyps Stielei- Geithewald? Es ist die Verbindung Für die Verwirklichung des Wald- chen-Hainbuchenwald. Laut einem von Glaubens- und Naturerleb- Kreuzweges der Stille nahm die Schreiben der Stadtverwaltung an nis als langjährige Tradition sowie Kolpingsfamilie einiges auf sich. Sie die Kolpingsfamilie geht auch die Kunst- und Naturerlebnis als ruhige macht ihn den Gläubigen und sich Höhere Naturschutzbehörde (Be- Erholungsnutzung, heißt es bei der zum Geschenk. Im vergangenen Jahr zirksregierung Arnsberg) „nicht von Stadtverwaltung über die besondere fand die Kreuzweg-Tradition zum einer erheblichen Beeinträchtigung“ Zweckbestimmung. Diese Verbin- 30. Mal statt. Seit 2001 wird er in des FFH-Lebensraumstyps durch dung könne nur im Außenbereich der Geithe gebetet und soll mit den die Installation der Kreuzweg-Stelen und in diesem Fall im Wald realisiert Stelen von Otmar Alt einen festen aus. Die Kolpingsfamilie will sie nach werden. „Für die waldarme Stadt Platz bekommen. der Schutzzeit in der Zeit zwischen Hamm ist die Kombination von be- Anfang und Ende des Wald-Kreuz- Oktober und Februar aufstellen. stehendem Kirchengebäude, gelegen weges wird die Kirche St. Antonius Der Wald-Kreuzweg wird über am Wald, eine einmalige und außer- von Padua in der Geithe. Die erste Spenden finanziert. Mit Kosten von gewöhnliche Situation, die das me- Station „Jesus wird zum Tod ver- rund 15 000 Euro hat die Kolpingsfa- ditative Gehen einer gemeinsamen urteilt“ soll in der Nähe der Apsis milie gerechnet. Über eine durch die Wegstrecke zwischen den einzelnen ihren Platz bekommen, die 14. und Stadt Hamm beantragte Förderung Kreuzwegstationen abseits von Ab- letzte Stele dort, wo einst der Gei- kommt Unterstützung vom NRW- lenkung und Verkehr in der Stille ther Friedhof im Schatten der neu- Ministerium für Heimat, Kommuna- des Waldes ermöglicht“, heißt es gotischen Kirche war. Die Station les, Bau und Gleichstellung. In der mit Verweis auf die rund 20-jährige trägt dazu passend den Namen „Je- zweiten Julihälfte sollen die Mittel Tradition in der Kirchengemeinde sus wird ins Grab gelegt“. aus dem Heimatfonds offiziell über- und der Kolpingsfamilie, am Kar- Auf dem Gemeindegrundstück dür- geben werden. freitag dem Kreuzweg Jesu in der fen die rund zwei Meter hohen Ste- Die Corona-Krise hat die jüngsten Kombination „Beten und Gehen“ len aus Corten-Stahl schon jetzt Ostertage geprägt, wie auch den ge- nachzuspüren. Das sei vergleich- aufgestellt werden. Das machen die wohnten Kreuzweg zu Karfreitag bar mit einer Pilgerfahrt. Durch die Mitglieder der Kolpingsfamilie in Ei- verhindert. Für das kommende Jahr Werke Otmar Alts entsteht ein „öf- genleistung. In den kommenden Ta- hofft die Kolpingsfamilie auf Norma- fentlich zugänglicher Kunstweg“, der gen wollen sie beginnen. Mit einem lität. Sie ist insofern darauf vorberei- ein Aushängeschild werden könne. Erdbohrer, wie er auch zum Ein- tet, dass sie für den Wald-Kreuzweg Störungen sind laut Begründung der setzen von Zaunpfählen verwendet schon ein Heft mit Meditationstex- Stadtverwaltung durch die abseitige wird, werden zwei kleine Löcher je ten hat drucken lassen. Die Worte Lage nicht zu befürchten. Die Wege Stele ausgehoben. Sie sind für Bo- stammen von Papst Johannes Paul dürfen nur von Fußgängern und Rad- denhalterungen der Stahlplatten und II. „Wir hatten bislang verschiedene fahrern genutzt und nicht verlassen werden mit Beton ausgefüllt. Die Texte“, sagt Heinz Juchmann von werden. Fundamente seien später nicht mehr der Kolpingsfamilie. „Wir haben zu sehen, heißt es. die von Papst Johannes Paul II. aus- Torsten Haarmann/Westfälischer Anzeiger 8
Danke lieber Karl-Heinz Klenke Trauer um Karl-Heinz Klenke Ein Herz hat plötzlich aufgehört zu schlagen. Dieses Herz gehörte unserem Freund Karl-Heinz Klenke. Im März 2020 erreichte uns diese trau- rige Nachricht. Er hinterlässt eine große Lücke in unserem Freundeskreis der Ot- mar Alt Stiftung. Karl-Heinz Klenke war nicht nur vom ersten Tag an dabei, sondern hat als Bei- ratsmitglied die Geschicke der Stiftung mitbestimmt und viele Printprojekte für die Stiftung gestaltet und gedruckt. Er war ein großer Freund der Kunst und der Kultur und ein sehr vielseiti- ger, engagierter und verantwortungs- voller Mensch, dem wir hier mit weni- gen Worten sicher nicht gerecht werden können. Aber wir bedan- ken uns an dieser Stelle mit großer Ach- tung für seine Mitarbeit und werden ihn und seine wertvolle Arbeit vermissen. Anlässlich einer Beiratssitzung am 01. De- zember 2007 wurde Karl-Heinz Klenke für seine Verdienste zum Ehrensenator der Otmar Alt Stiftung ernannt. Seiner Frau gilt unsere Anteilnahme an seinem Tod und wir werden stets ehren- voll an ihn denken. Reiner Meyer 9
Wußten Sie das? Die Geschichte der Pianoforte-Instrumente Vom Ursprung der Musik und der Musikinstrumente Auszug aus der Broschüre „Pianofortebau – ein Kunsthandwerk“ zum 100jährigen Jubiläum der am 02 Mai 1885 gegründeten W. Schimmel Pianofortefabrik. Konzeption, Text: Nikolaus W. Schimmel Otmar Alt Flügel Idiophone und Schallwerkzeuge. flöten und ein Musikbogen, der nisse gewonnen haben, mussten Die ältesten Überlieferungen wei- - ebenso wie der Musikstab – frü- sie auch für die Beschaffenheit der sen den Ursprung der Musik den hester Vorläufer der Chordopho- Dinge im einzelnen einen treffliche Göttern zu. In einer der antiken ne oder Saiteninstrumente ist. Aus Blick gewinnen. So haben sie uns.... Sagen ist von jenem Göttersohn Musikbogen und Musikstab sind im auch über die Geschwindigkeit der die Rede, der über einen am Bo- Prinzip alle besaiteten Instrumente Gestirne und über ihren Auf- und den liegenden Schildkrötenpanzer hervorgegangen. Untergang eine klare Einsicht über- stolperte, dabei eine quer über den liefert sowie über Geometrie,.... Schildpanzer verspannte Tiersehne Über Musik und Mathematik. Arithmetik....und nicht zum mindes- berührte und auf diese Weise den Im Unterschied zu älteren Kultur- ten auch über Musik... Diese Wis- ersten Instrumentalton erzeugte. stufen wird die griechische Antike senschaften scheinen verschwistert So stammen die frühesten inst- von dem deutlichen Bemühen ge- zu sein. Denn sie beschäftigen sich rumentenkundlichen Funde aus kennzeichnet, über frühe Mythen mit den beiden verschwisterten dem Paläolithikum, genauer aus der und Legenden hinaus umfassende, Urgestalten des Seienden, nämlich mittleren Altsteinzeit, der Zeit des mathematisch geprägte musiktheo- Zahl und Größe.“ Neandertalers vor über fünfzigtau- retische Systeme zu entwickeln, die send Jahren. Es handelt sich um ein- die kosmologische Vorstellung ei- Musik in der Antike. fache Idiophone, das heißt Selbst- ner tönenden Weltharmonie auch Die Musik wird im antiken Denken klinger und Aufschlaginstrumente auf die Musik übertragen. Schon untergliedert in die Bereiche “Musi- aus Stein und Holz, um Rasselge- das Wort „Harmonia“ bezeichnet ca mundana“, „Musica humana“ und hänge, Schwirrhölzer und Schraper. die Wohlgefügtheit des Univer- „Musica instrumentalis“. Dabei gilt Dies alles sind Schallwerkzeuge, die sums aus einander widerstreben- die „Musica mundana“ als die erha- keinen Einzelton erzeugen, sondern den Kräften. bene Weltenmusik, in der sich die nur Geräusche hervorbringen. Sie zahlenharmonische Struktur des deuten auf stark ausgeprägte rhyth- Die betont mathematisch-natur- Makrokosmos mit der Bewegung misch-motorische Bedürfnisse ih- wissenschaftliche Orientierung der der Sphären, der regelmäßigen Ab- rer Benutzer hin und legen zugleich griechischen Musiktheorie geht folge der Jahreszeiten und der Zu- die Vermutung nahe, dass mit akus- deutlich auch aus der Tatsache sammenordnung der Elemente wi- tischen Mitteln ein beschwörender hervor, dass die Musik seit Archy- derspiegelt. Demgegenüber drückt Einfluss auf Naturkräfte und Geis- tas von Tarent zusammen mit den sich in der „Musica humana“ die ter ausgeübt werden sollte. Disziplinen Astronomie, Geome- Harmonie des menschlichen Mik- trie und Arithmetik zum klassi- rokosmos aus mit dem Zusammen- Tatsächlich ist die Musik- und schen Quadrivium zählt. Und die wirken von Leib und Seele, Tem- Kunstausübung dieser Kulturstu- Disziplinen des Quadriviums bilden peramenten und geistigen Kräften. fe stark mit Zaubervorstellungen, gemeinsam mit dem Trivium aus Real wahrnehmbar ist nur die „Mu- magischen Riten, Heilungszeremo- Grammatik, Dialektik und Rhetorik sica instrumentalis“, die von Klang- nien und Geisterbeschwörungen die sieben sogenannten „Ars libera- werkzeugen wie der menschlichen verknüpft gewesen. Eindrucksvoll lis“. Über die Bedeutung des Quad- Stimme oder von Musikinstrumen- dargestellt wird dieser Sachverhalt riviums heißt es bei Archytas, dem ten hervorgebracht wird. durch die faszinierenden Höhlen- Freund Platons, wörtlich: malereien aus jener Zeit mit Fi- Diese kosmologisch geprägte Drei- guren, die Tiermasken tragen und „Treffliche Erkenntnisse scheinen gliederung der Musik lässt sich über verschiedene Musikinstrumente mir die Mathematiker gewonnen die Schriften von Augustinus, Bo- bedienen. Zu den abgebildeten Ins- zu haben....Denn da sie über die ethius und Isidor von Sevilla bis in trumenten zählen Rentierknochen- Natur des Alls treffliche Erkennt- die Musiktheorie des europäischen 10
Die Entwicklung von Saiteninstrumenten Mittelalters hinein verfolgen, ebenso wie das hinter den „Ars liberalis“ stehende Wissenschaftskonzept seine Gültigkeit bis hin zu den Lehrplänen der mittelalterlichen Universitäten beibehält. Frühe Saiteninstrumente Der Musikstab. Der Musikstab ist im Prinzip ein starrer Holzkorpus, über dem eine Saite gespannt wird. Er entsteht, wenn aus der Oberfläche eines Bambusrohres ein schmaler Streifen gelöst wird, der an beiden En- den noch am Stamm befestigt ist und mit zwei untergeschobenen Holzstückchen zugleich gehoben und gespannt wird. Der Musikstab kann als Urform der späteren Zitherinstrumente angesehen werden. Die Röhren-, Floß- und Kastenzithern. Bei den Zithern wird der Tonumfang im Gegensatz zum Musikstab durch das Anbringen einer Vielzahl verschieden langer Fasern oder Saiten erweitert. So kann aus einem Mu- sikstab eine Röhrenzither werden, wenn aus dem Bambusrohr mehrere verschieden lange Fasern herausgelöst und angehoben werden. Ein ebenfalls weit verbreitetes Zitherinstrument ist die Floßzither. Sie entsteht, wenn mehrere Musikstäbe von unterschiedlicher Länge gleichsam floßartig zusammengebunden werden. Instrumententechnische Erfindungen dieser Art lassen sich anhand zahlreicher Funde bis in die Zeit des jün- geren Neolithikums und bis in die Metallzeit zurückverfolgen, in der auch die ersten Brett- und Kastenzithern entstehen. Die Kastenzither besitzt zumeist schon einen Saitenbezug aus anderem Material, der im Zusammen- wirken mit ihrem Korpus zu einer Verbesserung des Klanges führt und zugleich als ein sehr früher Vorläufer der Klangkörper von Clavichorden anzusehen ist. Das Psalterium. Flache, zumeist trapez- oder brettförmige Rahmenzithern sind die mittelalterlichen Psalterien. Auf Wandteppichen und Gemälden finden sich zahlreiche Abbildungen von ihnen. Die Darmsaiten, gelegentlich auch Metallsaiten, dieser Instrumente werden mit mit den Fingern oder einem Plektrum (Plättchen) angezupft. Die Psalterien stammen wahrscheinlich aus dem arabischen Bereich, begegnen uns bisweilen aber auch im Iran, in der Türkei und in Griechenland. Fortsetzung auf Seite 12 11
Bis heute verwendet Fortsetzung von Seite 11 Psalterium von Giovanni Francesco Cassori, Bologna 1729, Hackbrett, Städtisches Museum Braunschweig Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Das Hackbrett. Im Unterschied zur Tonerzeugung der Psalterien werden Hackbrettinstrumente mit Klöppeln angeschlagen. Bautechnisch sind sich beide Formen relativ ähnlich, nur weisen die Hackbretter zumeist einen Metallsaitenbezug auf. Noch heute ist das Hackbrett auf dem Balkan und in den Alpenländern ein beliebtes Volksmusikinstrument. Monochorde, Polychorde, Clavichorde Das Monochord. Ein Monochord besteht aus einem rechteckigen Resonanzkasten und in der Regel einer darüber gespannten Saite. Unter der Saite befindet sich ein verschiebbarer Steg, mit dessen Hilfe die entsprechenden Verhältnisse der Saitenlängen abgegrenzt auf einer arithmetischen Skala abgelesen werden können. Das Polychord. Auch Polychorde dienen als Lehr- und Schulungsinstrumente. Darüber hinaus entwickeln sie sich im ausgehenden Mittelalter zunehmend zu Musikinstrumenten für eine Viel- zahl von Instrumentalkompositionen, in denen sich das klangliche Ideal der Musik dieser Epoche eindrucksvoll verkörpert. So ist es nachvollzieh- bar, wie aus dem umständlich zu handhabenden und wenig musizierfreundlichen Monochord nach und nach ein Polychord mit einer Vielzahl von Saiten hervorgeht. Das Clavichord. Bei diesen Instrumenten erfolgt die Erregung der Saiten durch Tangenten, das heißt durch aufwärts stehende Metallplättchen, die über einen Tastenhebel an die Anschlagstellen der Saiten gedrückt werden. Im Unterschied zum beweglichen Steg des Monochords sind die Tan- 12
und oftmals den Klängen gelauscht genten des Clavichords also Tonerreger und Steg in einem. Beim Anschlag wird ein Teil der Saite in Schwingungen versetzt und der andere Teil der Klangsaite mit Filzen gedämpft. Solange die angeschlagene Taste in ihrer nieder- gedrückten Position gehalten wird, bleibt die Tangente während des gesamten Klangvorgangs mit der Saite verbunden, so dass nachträgliche Bebungen und vibratoähnliche Effekte durch die Hand des Spielers möglich sind. Die hiermit ein- hergehende Modulations- und Ausdrucksfähigkeit Clavichordmechanik von Curt Sachs. Durch die Mechanisierung des des subtilen Clavichordtones hat zu der weiten Polychordes mit einem Tastensystem entsteht das Clavichord mit dem Verbreitung und bedeutsamen Rolle dieses Instru- mehrstimmiges Musizieren möglich ist. ments in der Hausmusik und im Musikleben meh- rerer Jahrhunderte beigetragen. Gebundene Clavichorde. Namentlich erwähnt werden die Clavichorde erst in Schriften des aus- gehenden vierzehnten Jahrhunderts sowie in den „Minneregeln“ des Eberhard von Cersne aus dem Jahre 1404. Das älteste erhaltene Clavichord von Domenico da Pesaro stammt aus dem Jahre 1543. Alle frühen Clavichorde sind sogenannte „gebun- dene“ Instrumente. Diese Bezeichnung geht auf die Bünde der Gitarre oder Laute zurück. Dies bedeutet, dass ein und dieselbe Saite von meh- reren Tangententasten benutzt wird und damit nacheinander verschiedene Tonhöhen erzeugen kann. Diesem Vorteil einer einfachen, kosten- sparenden Bauweise der gebundenen Instrumen- Gebundenes Clavichord 17. Jahrhundert, Reichsmuseum Amsterdam te steht allerdings der Nachteil gegenüber, dass nicht alle Töne gleichzeitig und damit auch nicht alle beliebigen Akkorde und Akkordfolgen gespielt werden können. Bundfreie Clavichorde. Zeitlich wesentlich jün- ger sind die bundfreien Clavichorde. Bei ihnen ist jeder Taste eine eigene Klangsaite zugeordnet, so dass auf diesen Instrumenten auch komplizierte chromatische Akkordbildungen realisierbar sind. Häufig besitzen ungebundene Clavichorde einen doppelten oder teilweise sogar dreifachen Saiten- bezug je Ton und werden deshalb „doppelchöri- ge“ oder „mehrchörige“ Instrumente genannt. In der Regel verfügen sie über einen farbenreichen und ausdrucksstärkeren, wenngleich nicht we- sentlich lauteren Klang als die gebundenen einchö- rigen Clavichorde. Bundfreies, zweichöriges Clavichord von Johannes A. Haß, Hamburg 1755, Musikhistorisches Museum Kopenhagen Fortsetzung auf Seite 14 13
Pianofortebau - ein Kunsthandwerk Fortsetzung von Seite 13 Die Familie der Kielinstrumente Die Mechanisierung des Zupfvorgangs. Etwa zeitgleich zu den Clavichorden entstehen die Kielinstrumente Cembalo, Spinett und Virginal. Im Unterschied zur engen Verwandtschaft des Clavichords mit dem antiken Monochord beruhen die Kielinstrumente auf einer Mechanisierung des bereits erwähnten mittelalterlichen Psalteriums, das mit den Fingern angezupft wird. Bei den Kielinstrumenten geschieht das Anzupfen durch die Kielmechanik. Auf dem Ende der Taste sitzt ein „Docke“ genanntes Holzstäbchen mit einem herausragenden Kiel, der in vielen Fällen ein Rabenfeder- oder Lederkiel ist. Er reißt beim Aufwärtsgehen die Saite an und weicht beim Rückfall zurück, während ein auf der Docke befestigter Filzdämpfer die Saite wieder zur Ruhe bringt. In gewisser Weise also ist es bei den Kielinstrumenten zu einer Mechanisierung des Prinzips des An- zupfens der Saiten mit Plektrum gekommen. Das Cembalo. Das hauptsächliche Kielinstrument ist das Cembalo (ital.: Clavicembalo, franz.: Clavecin, engl.: Harpsichord). Der Klang eines solchen Cembalos oder Kielflügels ist we- sentlich rauschender und kräftiger als die eher verhaltene Tongebung selbst großer dreichöriger Clavichorde, doch fehlt den Kielinstrumenten die Modulationsfähigkeit des Clavichordtones, da hier ja nach dem relativ starren Anreißen der Saite kein weiterer Kontakt mehr zwischen Taste und Saite besteht. Dennoch entstehen bei hochentwickel- ten Cembaloinstrumenten dynamische und klang- farbenmäßige Nuancierungsmöglichkeiten durch Mehrchörigkeit, Register in Tonlagen wie 16-, 8-, 4- und 2-Fuß sowie durch die Konstruktion meh- rerer Manuale. Das Spinett. Die Tastatur befindet sich hier an der Längsseite des Instruments und nicht, wie beim Cembalo, an dessen Schmalseite. Das bedeutet, Cembalo von Burkhardt Tschudi und John Broadwood, London 1775, dass die Saiten am Spinett nicht in Verlängerung zu Kunsthistorisches Museum Wien den Tasten verlaufen, sondern quer oder schräg zu ihnen, ähnlich wie bei den einfachen Clavichorden. Die äußere Form der Spinette ist meist unregelmä- ßig, oft fünfeckig oder trapezförmig. Daneben be- sitzen Spinette einen meist einchörigen Saitenbe- zug und eine begrenzte Klangfülle. Deswegen sind sie wie die Clavichorde als Hausmusikinstrumente sehr beliebt. Das Virginal. Das Virginal als rechteckiges Kiel- klavier scheint seinen Namen von lat. virgo = Jung- frau erhalten zu haben, doch herrschen an dieser etymologischen Ableitung Zweifel. Das Virginal ist bevorzugt in England und den Niederlanden, aber auch in anderen europäischen Ländern jahrhun- dertelang gebaut worden und weit verbreitet ge- wesen. Die rechteckige äußere Form hat sich bis zum späten Tafelklavier erhalten. Virginal 1588, Heimatmuseum der Stadt Wasserburg am Inn 14
Berlin - Hinein in die Zukunftswelten DAS FUTURIUM - ein Haus der Zukünfte in Berlin Wer oder was ist die Zukunft? Wer an gestern denkt, lebt heute schon in seiner eigenen Zukunft und wird dieses sicherlich nicht zukunfts- trächtig beurteilen. Gehen wir al- lerdings zehn oder zwanzig Jahre in unserem Leben zurück und wür- den wir in der damaligen Lebens- situation möglicherweise das Heu- te vorhersagen könnten, würden wir heute unsere Lebenssituation so definieren, dass wir bereits dann schon in der Zukunft leben. Was also ist die Zukunft oder anders ausgedrückt was sind unsere Erwar- tungen für später in unserem Leben. Um gedanklich in eine spätere Zeit blicken zu können, ist es not- wendig, unsere heutige Realität, in der wir leben, zu erkennen und in vielen auch wissenschaftlichen Be- reichen wahrzunehmen. Diese Be- reiche sind Ökologie, Ökonomie und auch gesellschaftliche Aspekte, die wiederum durch die Digitalisie- rung und damit auch durch die Poli- tik tangiert werden. Ein Museum in Berlin hat sich die Foto: „Futurium“ (Aussenansicht mit Drehmoment) von David von Becker / Aufgabe gestellt, in die Zukunft bzw. https://futurium.de/de/ueber-uns/presse#pressebilder in die Zukünfte zu blicken: das FU- TURIUM. Der Name ist eine Neu- senschaftlich basierte, gesellschaftli- spricht dem Standard eines Nied- schöpfung der ehemaligen Bundes- che Diskussion über die Gestaltung rigst-Energiehauses. bildungsministerin J. Wanka, damit der Zukunft zu führen. Damit soll die Menschen, die kein Deutsch spre- eine unabhängige Plattform für Dia- Im Haus gibt es auf drei Etagen Aus- chen, den Sinn dieses Hauses er- log und Vernetzung zwischen Staat, stellungsflächen sowie Labore und kennen können, nämlich die Zu- Wissenschaft, Wirtschaft und Ge- Sonderräume. Auf dem Dach be- kunft. sellschaft entstehen. finden sich viele Kollektorfelder für Photovoltaik und auf dem sogenann- Aufgabe des Museums ist es, als Das Museum befindet sich neben ten „Skywalk“ hat man einen tollen Ort für Präsentation und Dialog zu dem Hauptbahnhof und gegenüber Überblick über den Spreebogen bis wissenschaftlichen und gesellschaft- dem Bundespresseamt und di- hin zum Kanzleramt. lichen Entwicklungen von nationa- rekt an der Spree. Das Gebäude ist M. Pipprich - Textquelle: vgl. Berliner Morgenpost, ler und internationaler Bedeutung durch seine großen Panoramafens- www.futurium.de. zu betreiben und damit eine wis- ter schon weithin sichtbar und ent- Tipp der Redaktion: Unbedingt sehenswert!! 15
... zum Schluss http://www.otmar-alt.de Otmar Alt - Events und Ausstellungen Da wegen des Coronavirus Ver- 11.09. 19.00 Uhr Vernissage 11.10. 2020 anstaltungen immer wieder kurz- Kreissparkasse Heilbronn Gustav-Lübcke-Museum fristig abgesagt werden, können „Unter der Pyramide“ - Hamm wir für die Angaben keine Ge- Happy Birthday Otmar Alt „Das Leben ist ein Versuch“ währ leisten. 13.09., 15.00 Uhr Vernissage 14.11. 19.00 Uhr Vernissage Bitte informieren Sie sich in Zwei- Galerie Wroblowski Galerie Zettl felsfällen direkt beim Veranstal- Remscheidt Oberlindhardt ter, bzw. auf dessen Website. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Selbst in der Antarktis macht der Freun- deskreis für Otmar Alt Werbung! Foto: privat Wenn Sie die Stiftung finanziell unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Spende: Otmar Alt Stiftung IBAN: DE47 4105 0095 0000 1293 04 BIC: WELADED1HAM bei der Sparkasse Hamm Verwendungszweck: Spende Öffnungszeiten in der Stiftung und dem Skulpturenpark: Sonn- und Feiertage von 11 bis 17 Uhr und immer gerne nach telefoni- Herzlichen Dank! scher Vereinbarung oder auf Anfrage per Mail: Tel. 02388-2114 info@otmar-alt.de. Es besteht Maskenpflicht! Die Spende ist steuerlich abzugsfähig. Impressum: Bankverbindung: Rückbuchungen vermeiden durch IBAN: DE33 4416 0014 1303 4007 00 rechtzeitigen Hinweis auf einen evtl. Herausgeber: BIC: GENODEM1DOR Umzug oder Austritt. Freundeskreis der Volksbank Hamm, Zweigniederlassung der Dortmunder Volksbank eG Gerne können Sie sich mit Ihren Otmar Alt Stiftung e.V. Anliegen auch an das Büro der Stif- Obere Rothe 7 Layout: Gudrun Wirsieg tung wenden. 59071 Hamm-Norddinker Redaktion: Tel. 02388 | 21 14 Reiner Meyer, Gisbert Sander, Gudrun Internet: www.otmar-alt.de Fax 02388 | 36 14 Wirsieg und benannte Artikelverfasser E-Mail: freundeskreis@otmar-alt.de unbenannte Fotos: Otmar Alt Stiftung 16
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