BIG spezial MÄRKTE IN GRAZ - Stadt Graz

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BIG spezial MÄRKTE IN GRAZ - Stadt Graz
BIG
                     spezial
                   MÄRKTE IN GRAZ
                       2019
© OLIVER LEITNER
BIG spezial MÄRKTE IN GRAZ - Stadt Graz
2 | Märkte in Graz
   4–5         Ein Tag am Markt
               Viele kleine Arbeiten

   6–7         Interview
                Mario Eustacchio
                über das neue Flair am
                Kaiser-Josef-Markt

   8–11        Markt-Insider
                  Was die Grazer Märkte
                  so besonders macht

   12–13       Rückblick
                Zur Geschichte des
                Kaiser-Josef-Markts

   14–15       Ausblick
                Was wird neu am größ-
                ten Markt der Stadt?

   16–17       Einblick
               Wie Produkte den Weg
               auf den Teller finden

   18–21       Marktmenschen
               Die Gesichter hinter den
               Marktständen

   22–23        rofis am Markt
               P
               Einkaufen mit einer
               Wirtin

   24–25       Marktkulinarik
                Die Gastroszene rund um
                den Kaiser-Josef Markt

   26–27       Insider-Tipps
                Rat für Marktneulinge

   28          Übersicht
                12 Grazer Bauernmärkte

   IMPRESSUM
   Medieneigentümer und Herausgeber:
   Stadt Graz-Abteilung für Kommunikation,
   Referat für Öffentlichkeitsarbeit
   Für den Inhalt verantwortlich:
   Mag. (FH) Michael Baumgartner
   Layout & Produktion: achtzigzehn
   Druck: Druck Styria GmbH & Co KG
   Verteilung: redmail
   Auflage: 140.000 Stück
   Bestellung BIG: Die Zeitung kann in der
   Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit kostenlos
   angefordert werden. Tel.: 0316 872-2421
   graz.at/big
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Märkte in Graz | 3
                                        © WERNER KRUG

                                                                                                       © STADT GRAZ/FISCHER
                                                                 Bürgermeister Siegfried Nagl und
                                                                Bürgermeister-Stv. Mario Eustacchio

                                                            Frisch und gsund!
                                                            Noch taufeuchte Salatköpfe, knackige
                                                            Äpfel und frisch geselchter Speck –
                                                            die Grazer Bauernmärkte überzeugen
                                                            das ganze Jahr mit frischen, regionalen
                                                           Produkten und machen Herzenswün-
                                                           sche wahr. Noch im Morgengrauen
                                                           bereiten die Bauern ihren Stand für
                                                           den Tag vor, bis auch schon die ersten
                                                           Kunden kommen. Das Marktwesen ist ein
                                                          jahrhunderte­altes Brauchtum und über-
                                                          zeugt heute genauso wie damals. Mit Lei-
                                                          denschaft, Tradition und Herzblut stehen
                                                          rund 400 Standler bei jedem Wetter für
                                                          Sie, liebe Grazerinnen und Grazer, bereit.

BIG BONUS                                                Zahlreiche Elemente machen die Grazer
                                                         Bauernmärkte zu etwas ganz Besonderem.
Schreiben Sie uns mit dem Kennwort                       In dieser Sonderausgabe der „BIG“ zeigen
„Märkte“ bis 29. Juli 2019, auf welchem                 wir Ihnen, was es heißt, ein Teil davon
­Grazer Bauernmarkt Sie gerne einkaufen                 zu sein. Wir stellen Ihnen Marktstand-
 und gewinnen Sie mit etwas Glück einen                 ler und ihre Betriebe ganz aus der Nähe
 von fünf 40-Euro-MarktGenuss-Gutscheinen,
                                                        vor, tauchen in die Geschichte der Grazer
 einlösbar auf allen Grazer Bauernmärkten.
                  Wie nehmen Sie teil?                  Märkte ein und informieren Sie über die
                  Entweder per Brief an                 Neugestaltung des ältesten Grazer Bauern-
                  das Gesundheitsamt Graz               marktes – des Kaiser-Josef-Platzes.
                  Schmiedgasse 26, 8010 Graz
                  oder per E-Mail an:                   Genießen Sie die Eindrücke auf den folgen-
                   big@stadt.graz.at.
                                                        den Seiten, nehmen Sie die Informationen
                                                        mit und werden auch Sie ein Teil davon!
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4 | Ein Tag am Markt

          Viele kleine Arbeiten
          schaffen ein Ganzes
          Aufbauen, herrichten, schlichten und stapeln sowie anbieten: Der Tag eines
          ­Marktstandlers beginnt früh und endet mit den letzten Einkäufern. Dazwischen spielt
           sich ein Marktleben ab, das jeden Tag Hunderte Grazerinnen und Grazer anlockt.

                                                                                                 © OLIVER LEITNER (5), WERNER KRUG(7)
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Ein Tag am Markt | 5
BIG spezial MÄRKTE IN GRAZ - Stadt Graz
6 | Interview

                                   Der Markt bekommt
                                   ein neues Flair
                                   Saisonalität, Regionalität, Qualität – für Bürgermeister-Stellvertreter
                                   Mario Eustacchio gibt es viele gute Gründe, auf den Grazer Bauernmärkten
                                   einzukaufen. Der Kaiser-Josef-Markt soll zum Vorzeigeprojekt werden,
                                   was Barrierefreiheit und Übersichtlichkeit betrifft.

                                                        Herr Bürgermeister-Stellvertreter,       Nahrungsmittel. „Bio“ war da der
                                                        was ist der Wert der Märkte für Graz?    ers­te Begriff, der große Verbreitung
                                                        Warum braucht die Stadt sie, warum       gefunden hat. Mittlerweile hat sich
                                                        brauchen die Bürgerinnen und             das rasant weiterentwickelt, jetzt geht
                                                        Bürger sie?                              es nicht mehr nur um Nachhaltigkeit
                                                           MARIO EUSTACCHIO: In den letz-        der Produkte selbst, sondern auch
                                                        ten Jahren ist es wieder verstärkt in    darum, wie sie transportiert und ver-
                                                        den Vordergrund geraten, wie wich-       packt werden. Die Märkte sind ein
                                                        tig die Nahversorgung durch unsere       besonders tolles Beispiel dafür, wie
                                                        Bäuerinnen und Bauern ist. Wir leben     man Verpackungsmaterial reduzieren
            © STADT GRAZ/FISCHER

                                                        in einer Zeit, in der wir endlich wie-   kann. Wenn das Sauerkraut ins Glas
                                                        der weggehen von langen Transport-       gefüllt wird, in Papier statt Plastik
                                                        wegen und dem Bedürfnis, Nahrungs-       eingepackt wird und Einkaufs­taschen
                                                        mittel aus der ganzen Welt zu uns zu     wiederverwendet werden, ist schon
                   Mario Eustacchio                     holen. Wir besinnen uns zurück auf       einiges weitergegangen. Das ist wich-
         Bürgermeister-Stellvertreter                   regionale Produkte, bei denen wir        tig, weil wir Verantwortung für unse-
                      der Stadt Graz
                                                        wissen, sie sind mit hoher Verantwor-    re Natur haben und sie den nächsten
                                                        tung und hoher Qualität hergestellt      Generationen möglichst intakt wei-
                                                        worden. Diese Produkte kommen auf        tergeben wollen. Da ist in den letzten
                                                        kurzen Wegen zu uns, und das schät-      Jahrzehnten viel versäumt worden –
                                                        zen die Konsumentinnen und Konsu-        teils aus Ahnungslosigkeit, teils aus
                                                        menten auch.                             Verantwortungslosigkeit.

                                                        Hat ein Umdenken stattgefunden?          Um Verantwortung für die Zukunft
                                                          EUSTACCHIO: Ich glaube, die Men-       geht es auch bei der Neugestaltung
                                                        schen sind bewusster geworden, was       des Kaiser-Josef-Marktes. Neben Maß-
                                                        den Einkauf anbelangt, sie gehen         nahmen für die Terrorabwehr wird
                                                        selektiver vor und achten mehr auf       auch für Barrierefreiheit gesorgt.
                                                        Qualität. Das hat sicher auch damit      Warum ist das notwendig?
                                                        zu tun, dass Aufklärung stattgefun-        EUSTACCHIO: Die Gehsteigkanten
                                                        den hat über die Herkunft unserer        haben immer wieder für Probleme
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© OLIVER LEITNER

                   „Der Markt lebt vom Verbindenden, man trifft sich, kommt ins Gespräch“,
                   sagt Bürgermeister-Stellvertreter Mario Eustacchio.

                   und Beschwerden gesorgt. Das ging            die Begegnung. In der Vergangen-
                   hin bis zu Stürzen von älteren Leu-          heit wurden immer nur Teillösungen
                   ten, wo es sogar Verletzungen gab.           gefunden, wir entwickeln nun zum
                   Diese Gefahren werden wir entschär-          ersten Mal den gesamten Platz. Wenn
                   fen, darüber hinaus wird es aber auch        ich ganz visionär sprechen darf, kann
                   mehr Platz geben. Wir schaffen damit         ich mir auch gut ein kulturelles Leben
                   Bewegungsfreiheit für die Stand-             am Markt vorstellen, vielleicht mit
                   ler, aber auch für die Gastronomie.          Konzerten. Graz ist ja die Jazzhaupt-
                   Am Nachmittag wird der Kaiser-Jo-            stadt Österreichs, vielleicht ließe sich
                   sef-Platz kein Parkplatz mehr sein,          da eine Kooperation mit der Musikuni
                   stattdessen gibt es Raum für Gastgär-        andenken. Möglich wäre auch eine
                   ten. Ich bin sicher, dass damit auch         mobile Bühne, auf der Veranstaltun-
                   ein neues Flair auf dem Platz Einzug         gen stattfinden, sobald das Marktge-
                   nehmen wird.                                 schehen am Nachmittag vorüber ist.

                   Wie stellen Sie sich dieses neue Flair
                   des Marktes vor?
                                                                Da kann man sich viel vorstellen in
                                                                Zukunft.                                   Knackig
                     EUSTACCHIO: Der Markt lebt ja vom          Noch kurz zu den anderen Märkten in        Zum Mitnehmen bitte:
                   Verbindenden, man trifft sich, kommt         Graz, was tut sich da in nächster Zeit?    Um die knackigen Produkte
                                                                                                           auch umweltbewusst mit
                   ins Gespräch. Man hat persönlichen             EUSTACCHIO: Der Lendplatz steht
                                                                                                           nach Hause nehmen
                   Kontakt zu seinen Bäuerinnen und             als Nächstes im Fokus, da möchten          zu können, gibt
                   Bauern, hier findet Leben statt. Man         wir die Markthalle neu gestalten.          es nun eigene
                   verabredet sich auf einen Kaffee und         Technisch und optisch besteht hier         Marktsackerl
                   nimmt dann noch einen Salat auf              Nachholbedarf, mit dem Projekt wer-        auf den Grazer
                   dem Heimweg mit. Am neuen Kai-               den wir noch heuer starten. Ziel ist,      Bauernmärkten!
                   ser-Josef-Markt soll das alles in einem      dass in der Markthalle dann mehr Le-
                   attraktiven, offenen Umfeld gesche-          ben stattfindet, ein Zentrum entsteht,
                                                                                                                                       © OLIVER LEITNER

                   hen. Wir räumen den Platz auf, ver-          wo man sich trifft, kommuniziert und
                   legen die Müllkübel unter die Erde,          gute, regionale Produkte vorfindet.
                   ebenso die Stromkästen und schaffen          Eben was unsere Märkte so beson-
                   so mehr Platz für den Austausch und          ders macht.
BIG spezial MÄRKTE IN GRAZ - Stadt Graz
8 | Qualitäts-Markt

                              Streng geprüft
                              schmeckt einfach besser
                              Damit Bäuerinnen und Bauern ihre Produkte auf den Grazer Märkten anbieten
                              können, müssen sie genaue Kontrollen bestehen. Denn nur, was sie selbst herstellen,
                              darf auch verkauft werden.

                 E
                        in gutes Gefühl, auf den Markt     Leiterin des Grazer Gesundheitsamts,     selbst herstellen können, darf das nur
                        zu gehen: Die Standler, die Pro-   weiß es aber ganz genau: „Unsere         in geringen Mengen vorkommen und
                        dukte, die Frische. Nach einem     Märkte sind ausschließlich Selbster-     muss zusätzlich mittels Antrag vom
                 Besuch der Grazer Märkte geht man         zeugermärkte – alles, was dort ange-     Marktamt erlaubt werden. Sogar bei
                 mit vollen Einkaufstaschen heim,          boten wird, stammt zum weit überwie-     Ernteausfällen wird darauf geachtet,
                 aber auch mit der Gewissheit, etwas       genden Teil aus eigener Herstellung      dass die Ersatzrohstoffe nicht von
                 „Gscheites“ eingekauft zu haben. Zu       der Marktstandlerinnen.“ Die Kont-       irgendwoher zugekauft werden, son-
                 Recht – denn die zwölf Bauernmärk-        rolle am Markt fällt in den Zuständig-   dern aus der Region stammen – idea-
                 te, die vom Gesundheitsamt der Stadt      keitsbereich ihrer Abteilung und wird    lerweise vom Nachbarbauernhof.
                 Graz organisiert werden, sind alle-       streng gehandhabt. Den Standlern
                 samt Produzentenmärkte.                   sind enge Grenzen gesetzt, so dürfen     Diese strengen Regeln stammen aus
                                                           sie keine aufwendig maschinell ver-      dem Jahr 2011 und sollen dafür sor-
                 Was das genau bedeutet, ist vielleicht    arbeiteten Produkte anbieten. Auch       gen, dass die Grazer Märkte eine
                 nicht allen Marktbesucherinnen und        wenn sie für gewisse Produkte spezi-     einheitliche und uneingeschränkte
                 -besuchern völlig klar. Eva Winter, die   elle Zutaten verwenden, die sie nicht    Qualität aufweisen. „Die Stadt hat
                                                                                                    sich diese Richtlinien selbst verpasst,
                                                                                                    um die Prinzipien Regionalität und
                                                                                                    Originalität sicherzustellen. Dadurch
                                                                                                    besteht kein Zweifel, dass die Pro-
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                                                                                                    dukte auch wirklich vom Bauern
                                                                                                    oder der Bäuerin stammen, dem oder
                                                                                                    der man am Stand gegenübersteht“,
                                                                                                    sagt Winter. Gemeinsam mit der
                                                                                                    Landwirtschaftskammer wird vor Ort
                                                                                                    überprüft, ob Bauern das passende
                                                                                                    Saatgut zu ihren Produkten gekauft
                                                                                                    haben, ob sie über genug Anbau-
                                                                                                    flächen verfügen, ob sie denn auch
                                                                                                    ein Glashaus haben, wenn sie über
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Qualitäts-Markt | 9

                                                                                                                          © STADT GRAZ/FISCHER
                                                                                                    Eva Winter,
                                                                                                    Gesundheitsamtsleiterin
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                das ganze Jahr Gemüse verkaufen.           seit Generationen auf unseren Märk-      Nahrungsmittel kommen, schmeckt
                „Wir können nicht jedes Korn nach-         ten präsent sind.“ Das mache auch        es einfach besser.“ Das lasse sich
                zählen, können aber die Plausibilität      die Besonderheit der Grazer Märkte       durchaus an objektiven Kriterien fest-
                prüfen – ob das, was angeboten wird,       aus – keine andere Landeshauptstadt      machen, so die Medizinerin. Kurze
                auch wirklich am eigenen Hof herge-        kann auf so ein dichtes Netz an reinen   Transportwege ermöglichen eine Fri-
                stellt wurde“, sagt Winter.                Erzeugermärkten zurückgreifen.           sche bei den Produkten, mit der Su-
                                                                                                    permärkte kaum mithalten können.
                Bei den meisten dieser Prüfungen gibt                                               „Erdbeeren für den Markt werden
                es auch nichts zu beanstanden, nur                                                  meistens noch am selben Tag in aller
                selten wird der sogenannte „Produ-                                                  Früh gepflückt. Da sind viel mehr Vit-
                zentennachweis“ verwehrt – das ist
                                                           Es spricht für unser System,             amine drinnen als nach drei Tagen im
                quasi die Eintrittskarte für die Markt-    dass viele Familien schon                Kühlregal“, sagt Winter.
                standlerinnen und Marktstandler, die       seit Generationen auf un-                Außerdem würden die kurzen Trans-
                alle zwei Jahre erneuert werden muss.      seren Märkten präsent sind.              portwege auch klimaschonend wir-
                Ergeben sich bei der Prüfung Un-                                                    ken. Mit dem Marktbesuch stärken
                stimmigkeiten, setzt es zunächst eine                                               die Grazerinnen und Grazer nicht
                Verwarnung. In letzter Konsequenz          Und davon profitieren die Grazer auch    nur die regionale Landwirtschaft,
                kann aber auch der Verlust des Stand-      jeden Tag, ist Winter überzeugt: „Un-    sondern tragen auch dazu bei, den
                platzes drohen. Winter: „Zum Glück         ser Konzept läuft darauf hinaus, dass    unmittelbaren Naherholungsbereich
                kommt das relativ selten vor, auf den      Bürger eine qualitätsvolle Versor-       um die Stadt herum zu erhalten. Kein
                Großteil unserer Standlerinnen und         gung mit regionalen Produkten über       Wunder also, dass man vom Marktbe-
                Standler ist Verlass. Es spricht für un-   das ganze Jahr in Anspruch nehmen        such mit vollen Einkaufstaschen und
                ser System, dass viele Familien schon      können. Wenn man weiß, woher die         einem guten Gefühl heimgeht.
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10 | Markt-Profi

                        Niemand kennt
                        den Markt wie sie
                        Als Leiterin des Marktreferates ist Walpurga Rath auf den Märkten in Graz mit
                        strengem Blick unterwegs: Sauberkeit und Hygiene machen ist sie überzeugt,
                        einen guten Markt genauso aus wie der Schmäh, der zwischen den Reihen rennt.

                                                  I
                                                      ch liebe es einfach: Das Durchei-  Rath kann die meisten Marktbeschi-
                                                      nander am Markt, die Gerüche,      ckerinnen und Marktbeschicker, so
                                                      wenn im Winter die Rohnen noch     der korrekte Ausdruck, beim Namen
                                                  dampfen und riechen, das ist einfach   nennen. Da grüßt man sich, da rennt
                                                  schön. Und gerade jetzt, die frische   der Schmäh – genauso wie mit der
                                                  Ware, das Gemüse – das ist etwas Ein-  Kundschaft. Das sei ein wichtiger Teil
                                                  zigartiges.“ Wenn Walpurga Rath am     des Marktflairs, findet Rath: „Der per-
                                                  Vormittag über den Kaiser-Josef-Markt  sönliche Kontakt macht den Marktbe-
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                                                  geht, wird sie ständig von den Stand-  such aus, die freundliche Beziehung,
                                                  lerinnen gegrüßt. Als Leiterin des     die sich über die Jahre aufbaut. Wer
                                                  Marktreferates ist sie bekannt wie ein bei seinen Kunden in Erinnerung
                                                  bunter Hund, immer                                       bleibt, hat die besse-
                                                  wieder geht sie durch                                    ren Chancen.“
                                                  die Reihen und sieht
                                                  nach dem Rechten.        Wer bei den Kunden              Aber auch die Prä-
                                                  Kaum jemand kennt        in Erinnerung bleibt,           sentation der Ware
                  Walpurga Rath,                  die Grazer Märkte so                                     kann einen Unter-
      Leiterin des Marktreferates
                                                  gut wie sie.
                                                                           hat bessere Chancen.            schied machen. Wie
                                                                                                           appetitlich, wie gus-
                                                  Und kaum jemand schaut so genau        tiös sind die Produkte angeordnet?
                                                  auf die Stände der Erzeugerinnen       Rath hat aber auch immer ein Auge
                                                  und Erzeuger hin. Walpurga Rath        darauf, wie es mit der Sauberkeit der
                                                  hat einen ganz besonderen Blick auf    einzelnen Stände bestellt ist. Hygie-
                                                  das Markttreiben: „Bei meinen Kon-     ne muss bei jedem Anbieter oberstes
                                                  trollgängen sehe ich mir an, welcher   Gebot sein, die Auflagen sind ähnlich
                                                  Bauer welche Produkte anbietet und     streng wie im gewöhnlichen Nah-
                                                  ob das zu seinem Erzeugernachweis      rungsmittelhandel. „Verzehrfertige
                                                  passt. Wenn jemand fremde Waren        Waren müssen verdeckt aufbewahrt
                                                  anbietet, und sei es auch nur vom      werden, außerdem dürfen sie nicht in
                                                  Nachbarn, dann schreiten wir ein.“     der prallen Sonne liegen. Gewaschen
Operativ Rath | 11
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                müssen die Produkte aber nicht sein“,    Nicht jeden Tag, aber sehr oft stattet
                sagt Rath. Außerdem haben die Markt-     sie einem der zwölf von der Stadt orga-
                beschickerinnen und -beschicker zu       nisierten Märkte einen Besuch ab. Sie
                beachten, dass die Preise korrekt aus-   redet mit den Beschickerinnen, holt
                gewiesen sind und jeder Kunde gleich     Wünsche und Probleme ab, manch-
                auf den ersten Blick erkennen kann,      mal muss sie auch in Konflikten
                was zu bezahlen ist. Verlangen dürfen    schlichtend einwirken. „Hin und wie-
                die Produzenten, was sie wollen, die     der gibt es Situationen, in denen es
                Stadt macht hier keine Vorschriften.     nicht sonderlich harmonisch abgeht,
                                                         meist sind das Dispute um Standplät-
                Genau geregelt sind hingegen die         ze. Aber es lässt sich alles regeln.“ Die
                Standgelder: Abhängig von der An-        Standlerinnen und Standler fragen
                zahl der Tische, die die Standlerin-     sie bei jeder Gelegenheit, wo sie denn
                nen benötigen, zahlen sie eine tägli-
                che Gebühr. Die ist an den Tagen von
                Montag bis Mittwoch etwas geringer,
                                                         während der Übergangslösung vor der
                                                         Oper postiert werden sollen. Rath be-
                                                         ruhigt: Jeder wird einen entsprechend
                                                                                                     Geschmack
                donnerstags bis samstags etwas hö-       guten neuen Standplatz bekommen.            Immer mit dabei! Ein
                her – denn an diesen Tagen ist auch                                                  Geschmacksträger auf
                                                                                                     den Grazer Bauern-
                mehr Kundschaft unterwegs. Langjäh-      Ein anderes Thema, das sie beschäf-
                                                                                                     märkten zu sein
                rige Marktbeschicker reservieren sich    tigt, ist das Plastik: „Manche Betriebe     geht ganz leicht –
                ihre Standplätze, aber auch für Spä-     haben schon länger umgestellt, wir          mit den neuen
                tentschlossene gibt es die Möglich-      forcieren jetzt aber auf allen Märk-        Marktsackerln
                keit, an den Grazer Bauernmärkten        ten, dass umweltfreundlichen Verpa-         ist man immer
                teilzunehmen: Mittels Zehnerblöcken      ckungen der Vorzug gegeben wird.            ein echter
                                                                                                     Hingucker.
                lassen sich einzelne Tage erstehen,      Glasflaschen und Papiersackerln
                auch zu Zeiten mit größerer Nachfra-     oder Kartons verbreiten sich immer
                                                                                                                                   © OLIVER LEITNER

                ge. So groß, dass Sie jemanden ab-       mehr. Das passt auch zum Markt, das
                weisen muss, wird sie aber nie: „Wir     Nachhaltige“, sagt Rath. Bei einem be-
                haben noch immer ein Platzerl für alle   wussten Einkauf müsse man eben alle
                gefunden“, sagt Rath.                    Umweltaspekte mitbedenken.
12 | Ein Markt im Wandel der Zeit

                                       Der Kaiser-Josef-Platz –
                                       typisch Graz
                                       Kaum anderswo in Graz treffen so unterschiedliche Welten aufeinander
                                       wie auf unserem Kaiser-Josef-Platz. Auch dieser Platz hat seine Geschichte.
                                       Karl A. Kubinzky

                      D
                               ie Geschichte des Holzplatzes,     Jakominiplatz verlegt, aber bald kehrt    Hausfrauen und Hausmänner wissen,
                               so der alte Name, beginnt mit      er hierher zurück. Seit fast 150 Jah-     wo es ihrer Meinung nach das beste
                               dem Jahr 1824 interessant zu       ren werden hier nun wochentags die        Angebot an Salaten oder an Obst, Ei-
                      werden. Damals wurde, das Toleranz-         Marktstände auf- und auch abgebaut.       ern oder auch Fleisch gibt. Selbstver-
                      patent von Kaiser Josef II. nutzend,        Seit Jahrzehnten kennen viele in Graz     ständlich gibt es hier auch Blumen,
                      hier mit dem Bau einer evangelischen        den Platz auch als nachmittäglichen       Käse, Honig, Kräuter usw. In Ergän-
                      Kirche begonnen. Auf zwei Seiten            und nächtlichen Parkplatz. Spätes-        zung zum Markt existieren am Platz-
                      des Platzes entstanden, typisch für         tens seit 1900 gibt es eine Diskussion    rand Lokale, in denen wiederum recht
                      die St.-Leonhard-Vorstadt im späten         über die bescheidene Infrastruktur der    unterschiedliche Personengruppen
                      19. Jh., gründerzeitliche Wohnhäuser.       Marktstände und Verkaufshütten. Nun       vertreten sind.
                      Im Nordwesten schloss 1899 das neue         kann man seit Jahren mit gutem Gewis-       Der Kaiser-Josef-Platz und sein
                      Stadttheater, unsere heutige Oper, den      sen dazu sagen: Wir arbeiten daran.       Markt sind auch ein Spiegelbild der
                      Platz ab. Hier sieht man zwar nur die         Unser „Bauernmarkt“ am Kaiser-          sozialen und wirtschaftlichen Ent-
                      Rückseite der Oper, aber auch diese ist     Josef-Platz ist eine glückliche Verbin-   wicklung. In Kriegszeiten und bei
                      voll neobarocker Attraktion. 1881 be-       dung von Stadt und Land. Das bunte        Wirtschaftskrisen schrumpft das An-
                      kommt der Platz in Anerkennung der          Marktleben scheint Produzenten und        gebot besorgniserregend. Der Markt
                      100 Jahre Toleranzpatent den Namen          Konsumenten zu gefallen, vielleicht       und seine Nutzerschaft zeigen ein sich
                      des Kaisers von 1781: Kaiser-Josef-Platz.   sogar Freude zu machen. Oft kennen        ständig änderndes Bild. Das betrifft
                        Den städtischen Bewohnern wurde           sich die beiden sonst so fernen Per-      besonders das Angebot im Ablauf
                      hier 1872 ein Bauernmarkt gewidmet.         sonengruppen schon persönlich,            der Jahreszeiten. Sehen wir uns dem-
                      Kurz wird dieser auf den benachbarten       womöglich sogar bei den Namen.            nächst wieder am Kaiser-Josef-Platz?
                                                                                                                                                     © SAMMLUNG KUBINZKY

                                                                                        KARGE ZEITEN
© SAMMLUNG KUBINZKY

                                                  HOLZPLATZ
                                                  Die aus der Biedermeierzeit          Im Ersten Weltkrieg
                                                  stammende evangelische               (1914 bis 1918) zeigt sich
                                                  Heilandskirche ist nicht ganz        am Kaiser-Josef-Markt
                                                  50 Jahre älter als der Bauern-       ein ungewohntes Bild:
                                                  markt, der 1872 den städti-          Kaum Standler, nur wenig
                                                  schen Bewohnern gewidmet             Angebot. Das Marktleben
                                                  wurde. Das Gotteshaus wurde          ist zwar nicht vollständig
                                                  aufgrund des Toleranzpatents         zum Erliegen gekommen,
                                                  errichtet – damals noch am           dennoch mussten sich die
                                                  Holzplatz, der erst später zum       Marktbesucher auf karge
                                                  Kaiser-Josef-Platz wurde.            Zeiten einstellen.

                                                                                                                               1914–1918
                                           1855
Ein Markt im Wandel der Zeit | 13

                                                                                                                                                       © H. LANDHANS/FÜRSTENFELD
                                                                                  Im Jahr 1985 entstand diese Luftbildaufnahme des Bauernmarkts
                                                                                    am Kaiser-Josef-Platz in seiner ganzen Pracht. Der Fürstenfelder
                                                                                    Luftbildfofograf Helfried Langhans wurde dafür ausgezeichnet.
© SAMMLUNG KUBINZKY

                                                                                    © SAMMLUNG KUBINZKY

                                                                                                                         RÜCKKEHR
                                                                                                                        In der Zeit des Wiederaufbaus
                                                                                                                        findet auch der Kaiser-Josef-
                                                                                                                        Markt langsam zu seinem
                                                                                                                        alten Glanz zurück: Anfang
                                                                                                                        der 1950er-Jahre hat sich
                      GAR KEIN MARKT                                                                                    das Angebot der heimischen
                                                                                                                        Bauern wieder stabilisieren
                      Die späten Kriegsjahre im Zweiten Weltkrieg verlangten                                            können und steht im Gleich­
                      von der Grazer Bevölkerung einiges ab: Schlange stehen                                            gewicht mit der regen Nach-
                      für die wenigen Lebensmittel, die damals ihren Weg in                                             frage der Grazer Bürgerinnen
                      die Stadt gefunden haben, war an der Tagesordnung. Der                                            und Bürger.
                      Bauernmarkt am Kaiser-Josef-Platz war zu diesem Zeitpunkt
                      eingestellt, die Menschen mussten mit Lebensmittelkarten
                      für die notwendigsten Grundnahrungsmittel sorgen.

                                                      1944                                                             1950
14 | Ausblick

                                       Ein Bauernmarkt
                                       geht auf Sommerfrische
                                      Die Umgestaltung des Kaiser-Josef-Platzes wird zehn Wochen dauern: Der Bauern-
                                      markt übersiedelt während dieser Zeit zur Oper und in die Franz-Graf-Allee. Danach
                                      wird es mehr Platz, Barrierefreiheit und keine parkenden Autos mehr geben.

                                                                                                     Jakominiplatz
                                                   Z
                                  - J O SE F-PL AT
                                R
                          K AISE          arktpla
                                                  tz
                                   u   M
                            Umba

                                                SS T   R ASSE
                                        GL A CI

                                                           OPER GRAZ
                                       LEE

                                               Umbau

                                                                                                            NEXT
                               AF - AL
                                biet

                                                                                                            LIBERT Y
                                               e
                                     Marktg
                                             d
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STADTPARK

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                                                                                   während Umbau

                                                                  Marktgebiet
                                                                 während Umbau

                                                                                                                           GRAFIK: ACHTZIGZEHN
                                                         OPERNRING
Ausblick | 15

A
        ls ältester, traditionsreichster,   Das alles innerhalb von nur 10 Wo-
        mitunter auch verschrobens-         chen über die Bühne zu bringen, ist
        ter Grazer Bauernmarkt wird         eine bautechnische Mammutaufga-
der Kaiser-Josef-Platz gerne beschrie-      be – und eine logistische obendrein.

                                                                                                 © STADT GRAZ/FISCHER
ben. Jetzt wird alles neu: Mit dem          Denn während am Kaiser-Josef-Platz
8. Juli startet die Umgestaltung des        die Baumaschinen anrollen, wird der
Marktgeländes, das seit seiner Entste-      Bauermarkt für die Zwischenzeit auf
hung vor fast 150 Jahren noch keine         den Platz vor der Oper und entlang
Gesamtrenovierung erlebt hat.               der Franz-Graf-Allee verlegt. Dann
                                                                                                        Mario Eustacchio
                                            heißt es, näher zusammenzurücken:                 Bürgermeister-Stellvertreter
„1,4 Millionen Euro investiert die Stadt    Im Ausweichquartier rund um die                                der Stadt Graz
Graz in die Bauarbeiten, die auf rund       Oper gibt es nicht ganz so viel Raum
10 Wochen angelegt                                            wie am Kaiser-Josef-
werden. Wir drehen                                            Platz, dennoch ist
den Platz von Grund
auf komplett um. Er
                                                              das Marktreferat da-
                                                              rum bemüht, allen             Alle Infos
bekommt eine ein-        Der Kaiser-Josef-Platz               Standlerinnen und
heitliche Oberfläche,                                         Standlern auch ei-            Am 6. Juli findet der vorläufig
                         wird völlig barrierefrei                                           letzte Markttag am Kaiser-Josef-
die es bisher nicht                                           nen Platz anbieten
                         und erhält eine                                                    Platz statt – danach beginnen die
gegeben hat. Hin-                                             zu können. Für die            Bauarbeiten und der Bauernmarkt
dernisse wie Geh-        einheitliche     Oberfläche.         M a r k t ku n d s ch a f t   wechselt für zehn Wochen auf sein
steigkanten fallen                                            soll sich nichts We-          Ausweichquartier vor der Oper und
                         Mario Eustacchio,
komplett weg, der        Bürgermeister-Stellvertreter         sentliches ändern:            in der Franz-Graf-Allee.
Kaiser-Josef-Platz                                            Das Angebot wird              Während des Umbaus läuft der
wird erstmals völlig barrierefrei“,         während der Bauphase dasselbe                   Marktbetrieb rund um die Oper wie
sagt Mario Eustacchio.Das Bauprojekt        sein und auch die Marktzeiten blei-             gehabt von Montag bis Samstag,
stellt eine Herausforderung für seine       ben gleich – nur um seine Lieblings-            6 bis 13 Uhr. Das gewohnte Angebot
Abteilung dar, denn auf eine kurze          standln zu finden, muss man sich vo-            an frischen Produkten aus der Regi-
                                                                                            on steht weiterhin zur Verfügung.
Vorbereitungszeit folge auch eine in-       rübergehend neu orientieren.
tensive Bauphase.                                                                           Jeden Montag ab 15.07. bis 02.09.
                                            Etwas Neuorientierung wird es auch              findet die Pilzberatung von 9–12 Uhr
So verschwinden beispielsweise alle         nach der Fertigstellung der Umbau-              im Bereich des Lichtschwertes statt.
Elektrokästen von der Oberfläche            arbeiten am Kaiser-Josef-Platz brau-            Jeden Mittwoch ist „veggie day“ –
des Platzes und werden unterirdisch         chen, was voraussichtlich Mitte Sep-            Kochen, Einkochen, Aufkochen mit
verlegt. Dasselbe gilt für die Müll-        tember so weit sein wird. Abgesehen             Regionalem & Saisonalem von
kübel, auch die wandern mit einem           davon, dass der neue Platz keine Stol-          10–12.30 Uhr. Jeden Freitag Angril-
neuen Abfallsystem völlig unter die         perfallen mehr haben wird, ändert
                                                                                            len mit dem Weber Grillcenter Graz
Erde. Für die Bäume am Platz wird es        sich vor allem die Platzgestaltung              Jazz am Bauernmarkt an 4 Samsta-
neue Baumscheiben geben, die sich           nach dem Marktgeschehen: Die Park-              gen ab 9.30 Uhr (20. 07. Daniela Pro-
dem Wurzelwachstum anpassen und             plätze, die bislang am Nachmittag zur           kopi & Marco da Costa-Trio; 03. 08.
das Bewässern in Zukunft erleichtern        Verfügung gestanden sind, fallen weg.           Jure Tori Trio; 17. 08. New Orleans
                                                                                            five; 31. 08. Klemens Pliem Quartett)
sollen. Erleichterung für die Markt-        Das schafft mehr Raum für Gastgärten
leute – vor allem zu dunklen Tages-         der Gastronomiebetriebe, außerdem               Am 18. 07.; 08. 08. und 05. 09. ist der
zeiten – wird die Platzbeleuchtung          sollen vermehrt Veranstaltungen am              Kasperl am Markt. Jeweils ab 11 Uhr
bringen. Und auch die lang ersehnte         Marktgelände in den Abendstunden
                                                                                            Weitere Infos auf graz.at/maerkte
WC-Anlage wird endlich realisiert.          möglich werden.
16 | Vom Feld auf den Teller

                      Taufrisch geerntet,
                      mit Liebe verkauft
                      Der Grazer Gemüsebauer Markus Kollmann leitet einen Familienbetrieb in
                      dritter Generation. Seine Produkte werden früh am Morgen vom Feld geholt
                      und schnurstracks zum Markt gebracht – zum Beispiel der knackige Brokkoli.

                                                E
                                                        twas vor sechs Uhr früh, die     taunass ist. Da hat die Pflanze am we-
  © WERNER KRUG (9)

                                                        Sonne ist schon aufgegangen.     nigsten Stress und nimmt noch viel
                                                        Über den Feldern von Markus      Wasser über das Wurzelsystem auf“,
                                                 Kollmann nahe der St.-Peter-Haupt-      sagt Kollmann.
                                                 straße in Graz liegt der Morgentau.        Der Grazer Gemüsebauer erzählt
                                                 Die perfekte Zeit, um den Brokkoli zu   leidenschaftlich von seiner Arbeit am
                                                 ernten, der vor gut 80 Tagen in mühe-   Feld. Noch leidenschaftlicher wird er
                                                 voller Kleinarbeit eingesetzt worden    aber, wenn es um seinen zweiten Auf-
                                                 ist. „In den Sommermonaten sollte       gabenbereich geht, den Verkauf am
                                                 man möglichst früh mit der Ernte        Kaiser-Josef-Markt. Dorthin fährt der
                                                 beginnen, solange das Gemüse noch       heute 51-Jährige schon seit dem Jahr

                                                                                                 Kollmanns Schwester Isabella
                                                                                                 erntet frischen Brokkoli in
                                                                                                 aller Herrgottsfrühe. Nicht
                                                                                                 lange und das Gemüse
                                                                                                 steht schon am Kaiser-Josef-
                                                                                                 Markt zum Verkauf.
Vom Feld auf den Teller | 17

                                                                                                 50 verschiedene
                                                                                                 Sorten Gemüse bietet
                                                                                                 Kollmann über die
                                                                                                 Saison auf seinem
                                                                                                 Marktstand am
                                                                                                 Kaiser-Josef-Markt an.

1974, damals noch mit seinen Eltern,        Fruchtgemüse wie Tomaten oder Pap-      dafür freue ich mich zu sehen, dass
die in zweiter Generation den Markt         rika im Sommer: „Wir schauen, dass      immer mehr Leute kommen und viel
beschickten. Begonnen haben die             wir immer etwas Besonderes anbieten     bewusster einkaufen als früher.“
Großeltern im Jahr 1933, damals noch        können. Die Leute sollen sehen, dass      Zum Beispiel den Brokkoli, der mitt-
als Mischbetrieb, der neben Gemüse          wir uns mit unseren Produkten tiefge-   lerweile nur kurze Zeit nach der Ernte
auch Rindfleisch und Schweinefleisch        hend beschäftigen“, sagt Kollmann.      auf dem Markt angekommen ist und
anbot.                                      Die Kundschaft, so erzählt er, habe     von den ersten Einkäufern begutachtet
  Inzwischen konzentriert sich Koll-        sich über die Jahrzehnte stark gewan-   wird. Kollmann berät seine Kundschaft,
mann nur noch auf Gemüse. Bis zu            delt. Er bemerkt einen gesellschaft-    wie man das Gemüse am besten nutzt,
50 Sorten sind es, die über die Saison      lichen Wandel, es gebe kaum noch        was dazupasst – und wie es schluss-
gesehen auf seinen Markttischen prä-        Großfamilien, die einen dementspre-     endlich auf dem Teller landen soll.
sentiert werden. Von Knoblauch über         chenden Großeinkauf tätigten. „Der
verschiedenste Salatarten bis hin zum       Umsatz pro Kunde sinkt zwar, aber

                Das Resultat: Köstlichkeiten für das
                Mittagsmenü am Markt.
14 | Reportage

                                                                                                                             © WERNER KRUG (5)
               Woher kommt die
               Vielfalt auf dem Markt?
               Brot, Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Käse und Blumen – viele Produkte des täglichen
               Bedarfs erhält man auf dem Kaiser-Josef-Markt direkt aus der Hand der Erzeugerinnen
               und Erzeuger. Ihre Geschichten sind so unterschiedlich wie ihre Produkte selbst.

   M
            ontag bis Samstag, 6 bis      340 Markttischen tummeln – nicht           ist für sie Tradition, Lebensinhalt,
            13 Uhr. Wer den Kaiser-       alle finden sich aber immer zur sel-       Leidenschaft. Weder Wind noch Wet-
            Josef-Markt kennt, weiß       ben Zeit ein, daher teilt sich diese       ter kann sie von ihrem Arbeitsplatz
   diese Öffnungszeiten auswendig.        Zahl über den Jahresverlauf auf.           fernhalten, sie ertragen die Kälte im
   Für die Standlerinnen und Standler     Nicht nur die Kundschaft am Markt          Winter wie auch die Hitzewellen in
   am Markt bestimmen sie aber ihren      ist vielfältig und bunt, sondern auch      den Sommermonaten.
   Lebensrhythmus: Der Aufbau in          die Standlerinnen und Standler.               So unterschiedlich die Produkte
   den frühen Morgenstunden davor,           Von Jung bis Alt finden sich alle Al-   sind, die am Kaiser-Josef-Markt an-
   der Vormittag mit dem Verkaufs-        tersgruppen hinter den Markttischen        geboten werden, so unterschiedlich
   geschäft, zusammenräumen in der        wieder, viele Betriebe kommen schon        auch ihre Produzentinnen und Pro-
   Mittagszeit. Bis zu 250 Marktbeschi-   seit mehreren Generationen auf den         duzenten: Sechs davon werden stell-
   cker können sich gleichzeitig an den   Kaiser-Josef-Markt. Das Marktgehen         vertretend vorgestellt.
Marktleute | 19

                                                                         „Wir leben unser Produkt und gehen
                                                                         richtig auf am Markt. Das Wichtigste dabei
                                                                         ist, seine Arbeit mit Liebe und Freude zu
                                                                         machen.“
                                                                         Josef Niegelhell-Grabin,
                                                                         Brothersteller

                                           A
                                                   lles in Bauernhand: „Wir          ren am Marktstand, eine Zeit, die
                                                   bauen das Getreide selbst         er nicht missen möchte: „Wir leben
                                                   an, mahlen es selbst am Hof       unser Produkt und gehen richtig
                                           und backen es auch selbst zu Brot“,       auf am Markt. Das Wichtigste dabei
                                           sagt Josef Niegelhell-Grabin. Der         ist, es mit Liebe und Freude zu ma-
                                           38-Jährige hat sich in einen Famili-      chen“, sagt der Agraringenieur.
                                           enbetrieb eingeheiratet, der selbst          Das Schöne an der Direktver-
                                           schon seit über 45 Jahren am Kaiser-      marktung sei die positive Reson-
                                           Josef-Markt aktiv ist. Bauernbrot,        nanz der Kundinnen und Kunden.
                                           Leinsamenbrot, Roggen- und Din-           „Wenn ein Brot geschmeckt hat,
                                           kelvollkornbrot, Nussbrot, Kürbis-        dann bekommt man das gleich am
                                           kernbrot und Milchbrot werden im          nächsten Tag zu hören. Das macht
                                           Betrieb in Pirching hergestellt.          die Arbeit am Markt so unmittelbar
                                             Niegelhell-Grabin, ein Frühauf-         und angenehm für mich“, sagt Nie-
                                           steher, steht selbst seit sieben Jah-     gelhell-Grabin.

                                                              „Bei der Veredelung der Fische wird
                                                           gänzlich auf Geschmacksverstärker und
                                                          Konservierungsmittel verzichtet, sodass
                                                       der Kunde ein reines Naturprodukt erhält.“

A
                                                                               Hubert Schröcker,
        aus Weiz bringt Hubert Schrö-                                               Fischzüchter
        cker seine frisch gefangenen
        Fische Tag für Tag auf den
Kaiser-Josef-Markt. Saibling, Forelle
und Karpfen sind die wichtigsten Sor-
ten auf seinem Marktstand, man er-         verstärker und Konservierungsstoffe
hält sie geräuchert, als Filets oder als   gänzlich verzichtet, sodass der Kunde
Frischfisch. Forelle und Karpfen ge-       ein reines Naturprodukt erhält“, er-
ben auch gute Aufstriche und Fisch-        klärt Schröcker seine Geschäftsphilo-
sulz her, man findet bei Schröcker         sophie.
aber auch geräucherten Stör oder ge-          Der Betrieb ist schon seit dem Jahr
beizte Lachsforellenfiltes oder Gutes      1968 auf dem Markt vertreten, ge-
von der Bachforelle. „Vom Ei weg bis       gründet hat ihn sein Vater. Schröcker
zum fertigen Speisefisch werden die        selbst beschickt den Stand seit 1990.
Fische im klaren und frischen Quell-       Er schätzt die Abwechslung an sei-
wasser herangezogen. Bei der Verede-       nem Arbeitsplatz – kein Tag am Markt
lung der Fische wird auf Geschmacks-       ist gleich wie der andere.
20 | Marktleute

     „Der Markt ist mein Job, ich kann mir
              nichts anderes vorstellen.“
                          Familie Nuster,

                                                                                                                                 © WERNER KRUG (6), OLIVER LEITNER
                              Obstbauern

    D
            ie dritte Generation: Schon        tare, besonders stolz ist er auf sei-
            Josef Nusters Großvater            nen Qualitätsapfelwein – „ein leich-
            hat den Kaiser-Josef-Markt         tes, spritziges Sommergetränk“.
   beschickt, damals noch mit allem,             Jeden Tag um vier Uhr steht Nus-
   was der heimische Hof in Eggers-            ter auf, um seinen Transportwagen
   dorf bei Graz hergegeben hat. Mitt-         einzuräumen und sich auf den Weg
   lerweile hat man sich auf Obst spe-         zum Markt zu machen. 18 Hektar
   zialisiert: „Wir bieten alles an, was       Anbaufläche müssen das ganze
   bei uns in der Steiermark wächst:           Jahr über bearbeitet werden, neben
   von Erdbeeren über Kirschen, Ma-            seiner Familie – Mutter Josefa hilft
   rillen, Zwetschken bis hin zu Kiwis         am Stand – stehen ihm auch noch
   und Indianerbananen“, sagt Nuster.          saisonbedingt Erntehelfer zur Seite.
   Neben den reifen Früchten verkauft          „Der Markt ist unser Job, wir kön-
   er noch Säfte, Smoothies und Nek-           nen uns nichts anderes vorstellen.“

                                                                                       D
                                                                                               ie Liebe hat ihn auf den Markt
                          „Wir haben zu 90 Prozent Stammkunden,                                gebracht: Werner Scherr hat
                          die grüßen einen auch so auf der Straße.
                          Man kennt sich und hat eine Hetz.“
                                                                                               1994 seine Frau kennenge-
                          Werner Scherr, Schweinehalter                                lernt, seit 2006 steht er Vollzeit hin-
                                                                                       ter dem Stand des Familienbetriebs,
                                                                                       den sein Schwiegervater Johann Ruhs
                                                                                       vor gut 60 Jahren begründet hat.
                                                                                       Angeboten wird die „ganze Palette“
                                                                                       an Schweinefleischprodukten: Selch-
                                                                                       fleisch, Bratwüste, Schweinsbraten
                                                                                       und vieles mehr.
                                                                                          400 Schweine im Jahr werden am
                                                                                       Hof in Fernitz verarbeitet, Scherr ver-
                                                                                       kauft seine Produkte auch auf dem
                                                                                       Liebenauer Bauernmarkt und ab Hof.
                                                                                       „Wir haben zu 90 Prozent Stammkun-
                                                                                       den, die grüßen einen auch so auf der
                                                                                       Straße. Man kennt sich und hat mit-
                                                                                       einander eine Hetz“, sagt Scherr. Das
                                                                                       gelte übrigens auch für die Standle-
                                                                                       rinnen und Standler untereinander.
Marktleute | 21

E
       in gutes Zeichen für die            men an, alles wird selbst gezüchtet.
       Qualität am Markt: Wenn die         Schon ihre Eltern haben 1962 mit dem
       Standlerinnen und Standler          Blumenhandel begonnen, die Mila-
 hier selbst einkaufen. Valentin Mi-       novs stehen seit 1992 am Kaiser-Josef-
lanov tut das jeden Tag: „Wir kaufen       Markt.
fast alles am Markt, Brot, Obst, Ge-         Seit dieser Zeit hat sich einiges ver-
müse. Das ist hilfreich, weil auch oft     ändert: „Man merkt schon, dass die
die eigenen Kunden danach fragen,          Damen jetzt viel öfter berufstätig sind
wo man was Gutes bekommt. Dann             und unter der Woche nicht mehr so
kann man gleich selbst Auskunft ge-        viel Zeit zum Einkaufen haben“, sagt
ben“, sagt Milanov.                        Milanov. Positiv fällt ihm aber auf,
   Er selbst ist Profi im Blumenge-        dass inzwischen immer mehr Jungfa-
schäft. Balkon- und Beetpflanzen           milien Wert auf regionale und saiso-
im Sommer, Herbstpflanzen, zu              nale Produkte legen.
­Allerheiligen Gestecke und im Winter
 weihnachtlicher Tischschmuck ma-
 chen sein Angebot aus. Auf 1000 Qua-
 dratmetern Fläche nahe der St.-Peter-
 Hauptstraße in Graz pflanzen er und
 seine Frau Sabine Milanov die Blu-                                                   „Wir kaufen fast alles am Markt, Brot,
                                                                                      Gemüse, Obst. Das ist hilfreich, weil auch
                                                                                      oft die eigenen Kunden danach fragen,
                                                                                      wo man was Gutes bekommt.“
                                                                                      Valentin Milanov,
                                                                                      Blumenhändler

                                                         „In unserer Käseproduktion werden fast
                                                            keine Maschinen verwendet, alles ist
                                                           Handarbeit. Daher schmeckt der Käse

D
                                                       auch immer ein bisschen unterschiedlich.“
        ie Kundinnen und Kunden,                                                Gregor Masser,
        die man persönlich kennt, die                                           Käseproduzent
        ihre Lebensgeschichte erzäh-
len und zu denen man freundschaft-
liche Beziehungen aufbaut – das ist
es, was Gregor Masser an seinem Be-
ruf liebt. Der 27-Jährige ist Teil eines   auch immer ein bisschen unterschied-
Familienbetriebs, der seit 1994 den        lich“, sagt Masser. Als Landessieger in
Kaiser-Josef-Markt mit vielfältigen Kä-    gleich mehreren Käsekategorien bietet
sespezialitäten beliefert.                 er auch Workshops im Käsemachen
   Das Angebot besteht hauptsächlich       an, bei denen man in den Produkti-
aus Schafskäse, von Frischkäse bis         onsprozess eingeweiht wird.
Schimmelkäse in den verschiedens-             Acht bis neun Stunden pro Markt-
ten Varianten. Bis zu 20 Sorten bietet     tag steht Masser an seinem Stand,
Masser am Stand an, alle Produkte          eine One-Man-Show. Zu Hause un-
stammen aus Handarbeit. „In der Pro-       terstützen ihn seine Eltern und sein
duktion werden fast keine Maschinen        Bruder. „Ohne Familienhilfe ginge
verwendet, daher schmeckt der Käse         das nicht.“
22 | Betriebe, die am Markt einkaufen

                          „Der Markt ist das
                          Zentrum von uns allen”
                          Jeden Tag kauft die Wirtin Birgit Sommer für ihren Gasthof
                          „Zur Steirerstub’n“ am Bauernmarkt am Lendplatz ein.
                          Die frischen Produkte landen direkt auf den Tellern ihrer Gäste.

   A
           m liebsten kocht sie, was        r­egelmäßig auf, die Zutaten dafür        Einkauf wird mit Wagerln zugestellt,
           ihr selbst am besten sch-         kommen nicht von irgendwoher –           nur wenn sie zwischendurch schnell
           meckt.         Schweinsbraten     sondern direkt vom Lendplatz.            etwas zum Kochen braucht, eilt Som-
   zum Beispiel, dafür lebt Birgit Som-      „Nicht jeder Betrieb hat den Vorteil,    mer mit dem Einkaufskorb zu den
   mer. Die Inhaberin des Gasthofes          so ein reichhaltiges Angebot an regio-   Marktständen. Sie liebt das Treiben
   „Zur Steirerstub’n“ am Lendplatz          nalen und saisonalen Köstlichkeiten      am Lendplatz: „Schon um 4 Uhr früh
   hat als gebürtige Südtirolerin            direkt vor der Haustür zu haben“,        beginnt dort die Bewegung, der Markt
   aber auch eine Schwäche für ital-         sagt Sommer. Jeden Tag kauft sie oder    ist der Mittelpunkt von uns allen, die
   ienische Nudelgerichte, für deftige       ihre Köchin Astrid Fürntratt frisches    rund um den Platz leben und arbeiten.
   Saucen, für herzhafte Fleischgeri-        Gemüse und Obst für ihre Küche ein,      Jeder fühlt sich hier wohl, jeder kann
   chte. Die tischt sie auch ihren Gästen    in großen Mengen: Der morgendliche       so sein, wie er ist“, sagt die Wirtin.

   Köchin Astrid Fürntratt und
   Wirtin Birgit Sommer (unten,
   v.l.) sind oft gesehene Gäste
   des Bauernmarkts am Grazer
   Lendplatz.
Betriebe, die am Markt einkaufen | 23
© WERNER KRUG (7)

                    Dass der Lendplatz samt Bauern-           Am Markt schätzt sie aber nicht nur
                    markt einmal so aufblühen würde,          das Gemeinschaftliche, sondern
                    hat Sommer nicht ahnen können:            auch die Qualität der Produkte.
                    Damals, im Jahr 2000, als sie die         Vergleichbares würde im Großgas-
                    Steirerstub’n übernommen hatte und        tronomiehandel nicht zu bekommen
                    aus dem Dornröschenschlaf erweck-         sein, vor allem nicht in der täglichen
                    te, machte ihre Nachbarschaft noch        Frische, wie es am Markt angeboten
                    keinen sonderlich guten Eindruck.         wird. Sommer: „Mir ist es wichtig,
                    Das habe sich dann aber mit der Zeit      vor allem einheimische Produkte zu
                    gewandelt – der Lendplatz gilt mitt­      verarbeiten und meinen Gästen an-
                    lerweile als Erfolgsstory.                zubieten. Egal, bei welchem Stand
                      „Mittlerweile herrscht hier ein ur-     man einkauft, die Qualität passt und
                    banes Flair, ich bezeichne den Lend-      gerade am Lendplatz ist auch das
                    platz immer als Dorf mitten in der        Preis-Leistungs-Verhältnis super.“
                    Stadt“, sagt Sommer. Dass sie sich vor      Und die Beziehung zu den Markt­
                                                                                                               Geerntet in der Früh, gekauft
                    gut 19 Jahren hier niedergelassen hat-    leuten sowieso – nirgendwo sonst                    am Vormittag, serviert zu
                    te, war vor allem ihrem Bauchgefühl       kann sich Sommer so freundschaftlich                  Mittag: Die Zutaten des
                    geschuldet. Jetzt, nachdem sie ihren      über die Produkte und Rezepte aus-                    „Steirerstub’n-Burgers“
                                                                                                                      stammen vom Markt.
                    Betrieb erweitert hat und neben dem       tauschen wie am Markt. „Das hat man
                    Restaurantbetrieb auch 27 Gästezim-       im Großhandel eben nicht, dass man
                    mer anbietet, könnte sie sich keine an-   so intensiv beraten werden kann. Wer
                    dere Location mehr vorstellen. „Man       kennt sich schließlich besser mit ei-
                    kennt die ganzen Stammkunden              nem Produkt aus als derjenige, der es
                    am Markt, das ist was Besonderes.“        selbst produziert?“
24 | Gastroszene am Kaiser-Josef-Platz

                                                                                                                          © WERNER KRUG (6)
                   Die Extraportion
                   Gemütlichkeit
                   Nicht nur die Standlerinnen und Standler, sondern auch die umliegenden Lokale
                   machen die Besonderheit des Kaiser-Josef-Markts aus. Die Gastronomen lassen
                   sich vom saisonalen Angebot inspirieren – und schätzen die Qualität am Markt.

   M
            ehr als nur die notwendigs-   Zum Beispiel in der Genießerei am       Weil die Zeit oft knapp ist und schon
            ten Besorgungen machen:       Markt. 2017 eröffnete der Koch Walter   am späten Vormittag hungrige Gäste
            Das Marktgehen lebt vom       Triebl das Gasthaus mit Sitzmöglich-    bei ihm anklopfen, muss der Koch
   persönlichen Kontakt, vom Gustieren,   keiten für 24 Personen an der Ecke      flott unterwegs sein. Bei der Auswahl
   vom Genuss: Und der hört nicht an      zur Mandellstraße. Das Konzept: so      der Produkte am Markt lässt er sich
   den Marktständen des Kaiser-Josef-     viel wie möglich auf dem Markt ein-     dennoch nicht hetzen: „Wenn ich
   Markt auf, sondern geht nahtlos über   zukaufen und zu kreativen Gerichten     durch die Marktreihen gehe, verlasse
   zu den vielen Gastronomiebetrieben     zu verarbeiten. „Wir verwenden fast     ich mich auf mein Gespür. Grundsätz-
   rund um den Markt herum, die Zeit      ausschließlich die Produkte des Bau-    lich kann man nichts falsch machen
   zum Verweilen bieten. Ob es ein kur-   ernmarktes und das über das ganze       beim Einkaufen, die Qualität hier be-
   zer Kaffee nach getanem Einkauf ist,   Jahr. Da man nicht immer dieselben      kommt man in keinem Supermarkt“,
   der Businesslunch zu Mittag oder ein   Zutaten zur Verfügung hat, muss man     sagt Triebl. Locker und gemütlich
   ausgedehntes Marktfrühstück – für      spontan und kreativ sein und das        gehe es am Markt zu und das freut ihn
   alle Geschmäcker ist etwas dabei.      Menü gut durchdenken“, sagt Triebl.     jeden Tag aufs Neue.
Kulinarik am Markt | 25

  Das freundschaftliche Miteinander       vor Ort sind. Nirgends kriegt man
von Marktleuten und Gastronomen           direkter mit, was gerade Saison hat
am Kaiser-Josef-Markt hat auch Lisa       und sogar im Winter ist das Kochen
Rossian bemerkt. Die Quereinsteige-       lustig, auch wenn es nur Knollen­
rin, sie kommt aus der Architektur,       gmüse gibt“, sagt Rossian.
begeht heuer bereits das zehnte Jahr        Auch sie lässt sich vom täglichen
mit ihrem Lokal namens „Rossian“.         Marktangebot inspirieren, folgt aber
Frühstück und Mittagsmenü bietet          einem „wilden Stil quer durch alle
sie an, dazwischen geht sich auch         Kontinente“. Das können indische
ein gepflegter Kaffee aus. „Ich bin des   Currys sein oder ein griechisches
Marktlebens immer noch nicht über-        Moussaka. „Wir kochen, was uns in
drüssig, obwohl wir schon seit 2009       den Sinn kommt“, sagt Rossian.
26 | Tipps für den Markt

                                 10 Tipps und Tricks
                                 Wer bislang noch nie woanders als im Supermarkt eingekauft hat, auf den kann das
                                 bunte Treiben auf den Grazer Bauernmärkten durchaus abschreckend wirken – völlig
                                 zu Unrecht. Mit ein paar einfachen Tipps und Tricks bummelt man schon von Anfang
                                 an am Markt wie die Profis.

                 D
                           as bunte Markttreiben kann      ich als Erstes hin? Nach welchen Kri-   den und Bekannten gehört haben,
                           auch überfordern: Im Gewu-      terien wähle ich meine Produkte aus?    dass der Einkauf am Markt ein ganz
                           sel von Einkäufern, Standlern   Und wie funktioniert eigentlich der     besonderes Erlebnis ist. BIG spezial
                     und Flanierern verliert man schnell   Kaufprozess?		                          hat sich bei Markt-Profis und versier-
                     einmal den Überblick – vor allem,       Fragen, die sich viele stellen, die   ten Standler umgehört und folgen-
                     wenn man sich zum ersten Mal in das   bislang nur im Supermarkt geshoppt      de Tipps und Tricks für Neulinge im
                     „Abenteuer Markt“ stürzt. Wo gehe     haben, aber schon von vielen Freun-     Marktgeschehen zusammengestellt:

                                                                  1
 © WERNER KRUG (2)

                                                                    ICH PACKE IN MEINE ...

                                                                                                         2
                                                                   Wichtig vor dem ersten
                                                                   Marktbesuch: Man verlässt
                                                                   das Haus nicht ohne Rucksack,
                                                                   Stoffsack und große Behälter
                                                                   für Beeren und Salat, um die
                                                                   Plastiksackerl­flut einzudäm-
                                                                   men.
                                                                                                           BEZAHLEN
                                                                                                          Packen Sie genügend Klein-
                                                                                                          geld ein. Nur wenige Standler

                                                                      3
                                                                                                          kommen mit großen Scheinen
                                                                                                          zurecht. Bankomatzahlung ist
                                                                                                          an den Marktständen nicht
                                                                                                          möglich.

                                                                       DER FRÜHE VOGEL
                                                                      Wer früh aufsteht, hat die Nase vorne. Saisonale Produkte
                                                                      sind oft vergriffen, wenn man sich zu spät ins Getümmel
                                                                      wirft. Später als 9 Uhr sollte man sich nicht mehr allzu
                                                                      große Hoffnungen auf die Schmankerln machen.

                                                                           GRAFIKEN: ACHTZIGZEHN
Tipps für den Markt | 27

                                                     5
    4        FREUNDE FÜRS LEBEN
     Regelmäßig zum selben Stand gehen
                                                      LA DOLCE VITA
                                                      Nehmen Sie sich Zeit für den Marktbesuch: Nicht
                                                      nur für den Einkauf und das Gustieren, sondern
                                                      auch für den Kaffee danach. Da lässt sich ent-
     lohnt sich – nach längerer Bekannt-              spannt das Grazer Who’s who beim Wochenend-
     schaft gibt es durchaus freundliche              einkauf beobachten.
     Rabatte („die gute Waage“) oder das
     eine oder andere Gratisprodukt.

6                                                     TIMING IST ALLES        7
                                                     Die größte Auswahl finden Marktbesucher zum
                                                     Wochenende hin, freitags und samstags. Es empfiehlt sich
                                                     aber, die Tage abzuwechseln, denn manche Standler
DAS IST KEIN BAZAR                                   kommen nur zu bestimmten Tagen.

                                                     9
Verhandelt wird auf den Grazer Märkten
nie – wer es trotzdem versucht, outet
sich als Neuling und zieht sich den
Unmut der Standler zu. Die haben ein
gutes Gedächtnis für Gesichter.                                 RAUF AUFS RAD
                                                                       Der wahre Marktgeher lässt das Auto
                                                                       stehen und transportiert seine Waren

8
                                                                       wahlweise mit Öffis, dem Rad oder
                                                                       gemütlich zu Fuß.
      ICH SCHAU MAL, DANKE
     Nicht gleich das erste Produkt kaufen,
     das einem ins Auge springt: Verglei-
     chen lohnt sich nicht nur beim Preis,
     sondern auch bei der Qualität.                                                  Vitamine
                                                                                     Eines nach dem anderen:
                                                                                     Knackige Äpfel, sonnengereifte

    10
                                                                                     Tomaten und tau-
                                                                                     frischer Salat –
                                                                                     sie alle wollen
                                                                                     im eigenen
                                                                                     Marktsackerl
                                                                                     mit nach
      WER HAT AN DER UHR GEDREHT?                                                    Hause!

              Marktzeiten beachten: Wer am Nachmittag
              noch was vom Markt braucht, muss sich
                                                                                                                      © OLIVER LEITNER

              gedulden – die meisten Marktstandler sperren
              pünktlich um Mittag zu.
4

                                                                         Die Grazer
                     7

                                    9

                                                                         Märkte im
                                        12
                                                         5
                                2
                 3
                                        1

                                                                         Überblick
                                               11

        8
                                6

                                                                         12 Produzentenmärkte werden von der Stadt Graz
                                                                         organisiert. Sie sind das ganze Jahr geöffnet und
            10
                                                                         bieten frische Produkte aus der Region.

                         GRAFIK: ACHTZIGZEHN

 1   KAISER-JOSEF-PLATZ                              2       LENDPLATZ                         3   HOFBAUERPLATZ
Der größte Markt der Landeshaupt-                   Etwas kleiner als der Kaiser-Josef-       Das Leben der Marktbeschicker
stadt – und der älteste: Seit fast                  Markt, aber keineswegs weniger fein:      spielt sich am Bauernmarkt Eggen-
150 Jahren blüht hier das Marktleben.               Am Lendplatz gibt es viel zu entdecken.   berg in der Markthalle ab.
Kaiser-Josef-Platz, 8010 Graz                       Lendplatz, 8020 Graz                      Hofbauerplatz, 8020 Graz
Öffnungszeiten: werktags,                           Öffnungszeiten: werktags,                 Öffnungszeiten: jeden Mittwoch
6 – 13 Uhr                                          6 – 13 Uhr                                und Samstag, 6 – 13 Uhr

 4   ANDRITZ                                         5       RAGNITZ                           6   TRIESTERMARKT
Mit den öffentlichen Verkehrsmitt-                  Direkt bei der Pfarre Ragnitz ist         Mitten in der Triestersiedlung bei
teln (Linien 4, 5, 44 und 53) ist                   dieser Bauernmarkt ein beliebter          der Pfarre St. Johannes findet sich
dieser Markt gut zu erreichen.                      Treffpunkt im Bezirk.                     dieser traditionelle Bauernmarkt.
Andritzer Reichsstraße 35a, 8045 Graz               Ragnitzstraße 168, 8047 Graz              Höhe Triester Straße 82, 8020 Graz
Öffnungszeiten: Samstag, 6 – 13 Uhr;                Öffnungszeiten: jeden Dienstag und        Öffnungszeiten: jeden Mittwoch
März bis Nov. Dienstag 12 – 18 Uhr                  Freitag, 6 – 13 Uhr                       und Samstag, 6 – 13 Uhr

 7   GÖSTING                                         8       WETZELSDORF                       9   HASNERPLATZ
Im März ist der Standort des Mark-                  Am Parkplatz des Gasthauses               Mit einer Fläche von 120 Quadrat-
tes in den überdachten Freibereich                  Lindenwirt findet jede Woche der          metern zählt dieser Markt zu einem
im Shopping Nord gewechselt.                        Wetzelsdorfer Bauernmarkt statt.          der kleineren in Graz.
Wiener Straße 365, 8051 Graz                        Peter-Rosegger-Str. 125, 8052 Graz        ggü. Hasnerplatz 1 und 2, 8010 Graz
Öffnungszeiten: Samstag,                            Öffnungszeiten: Samstag,                  Öffnungszeiten: jeden Mittwoch
6 – 13 Uhr                                          6 – 13 Uhr                                und Samstag, 6 – 13 Uhr

10   STRASSGANG                                     11       ST. PETER                        12   GEIDORFPLATZ
Auf 300 Quadratmetern Marktfläche                   Ein mittlerweile zur Tradition gewor-     Mit nur 35 Quadratmetern Fläche
werden hier Köstlichkeiten und Spezi-               dener Bauernmarkt mit einer großen        der kleinste aller Grazer Märkte.
alitäten aus der Steiermark geboten.                Fangemeinde.                              Das Angebot ist dennoch groß.
Kärntner Straße 451, 8054 Graz                      St.-Peter-Pfarrweg 35, 8010 Graz          Geidorfplatz, 8010 Graz
Öffnungszeiten: Samstag,                            Öffnungszeiten: Samstag, 6 – 13 Uhr;      Öffnungszeiten: jeden Mittwoch
6 – 13 Uhr                                          März bis Nov. Dienstag 12 – 18 Uhr        und Samstag, 6 – 13 Uhr
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