Des großen Regens Das Schicksal - Max-Planck-Gesellschaft
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Das Schicksal des großen Regens Der Klimawandel trifft die Menschen global ebenso wie regional. So erforscht Pankaj Kumar, Mitarbeiter am Climate-Service-Center und am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, das Wechselspiel aus Trockenzeit und Monsun in Indien. Er will herausfinden, wie es mit dem Wasserhaushalt künftig bestellt sein wird. Dabei hilft das Computerprogramm REMO, das Daniela Jacob und ihr Team am Hamburger Max-Planck-Institut entwickelt haben.
UMWELT & KLIMA_Monsun TEXT TIM SCHRÖDER S chwül und heiß ist die Luft, wenn sie im Juni nach Nordost zieht. Tausende Kilometer ist sie über den Indischen Ozean gezogen, hat sich mit Wasser- dampf vollgesogen. Mit ihren regen- schweren, fetten Bäuchen schleppen sich die Wolken dahin. Es braucht nicht viel, damit sie aufreißen, ein Hindernis, ein paar Berge. Sobald sie den Südwest- Zipfel Indiens erreichen, sich an den Bergen von Kerala scheuern, emporge- zwungen werden, platzt der Regen los, wochenlang. Der Monsun ist da. DER MONSUN ERWECKT DIE NATUR ZU NEUEM LEBEN Das bleigraue Wolkenmeer umschifft die Bergflanken und breitet sich schließ- lich über ganz Indien bis zum Himalaja aus. Der Regen fällt auf ausgedörrte Bö- den, füllt Bäche und Flüsse. Rinnsäle schwellen zu Strömen an. Das Wasser überflutet Wege, Wiesen, Dörfer. Men- schen waten im knietiefen Wasser. Au- tos rollen mit kleiner Bugwelle die über- schwemmten Straßen entlang. Doch für die Inder ist das keine Katastrophe. Montelang war es trocken. Mit dem Monsun erwacht das Leben. Der Monsun bringt das Nass für ein ganzes Jahr: Trinkwasser, Wasser für Äcker und Plantagen. So ist es seit Jahr- hunderten. 1,2 Milliarden Menschen leben heute in Indien. Die Bevölkerung wächst und damit auch die Menge an Lebensmitteln, die der Subkontinent produzieren muss, um alle Menschen zu ernähren. Zugleich wächst die Angst, dass der Klimawandel das Wechselspiel Wasserwelt: Diese Luftaufnahme aus Trockenzeit und Monsun-Regen- zeigt ein überflutetes Gebiet nahe güssen in wenigen Jahrzehnten aus der zentralindischen Stadt Raipur. Foto: Corbis Die jährliche Regensaison fordert dem Takt bringen könnte. Was, wenn im südlichen Asien jährlich der Regen zu spät kommt? Was, wenn Tausende von Todesopfern. Niederschläge ganz ausbleiben? > 1 | 11 MaxPlanckForschung 79
Kumar ist einer der wenigen indischen Forscher in Jacobs Arbeitsgruppe. Das REMO ist eine Art Lupe, die das Zu- kunftsklima kleinräumig abschätzt. Es zoomt in die Regionen, in Täler, Berg- wälder, in Großstädte. Die globalen Klimamodelle des IPCC, die GCMs (Global Climate Mo- dels), sind da vergleichsweise grob ge- strickt. Sie teilen den ganzen Globus in Raster von rund 200 mal 200 Kilometer großen Wetterwürfeln auf. Nur selten gehen sie auf 100 mal 100 Kilometer herunter. Sie analysieren Luftströmun- gen und -drücke, Temperaturen und Winde. Vor allem aber vereinfachen sie. 200 Kilometer sind nach menschlichen Maßstäben eine große Distanz. Auf 200 Kilometern passiert eine Menge. Die Landschaft, das Wetter ändern sich. Wer aber über 200 Kilometer Daten mittelt, erfährt nichts über die Eigenar- ten einer Region. Der schmale italienische Stiefel etwa fällt, was das Klima betrifft, einfach durch das globale 200-Kilometer-Raster, das besagt: Italien = Meer. Doch leider gibt es bislang keinen Superrechner, der das weltweite Klima für Jahrzehnte und jeden Quadratkilometer der Erdoberflä- che im Detail berechnen könnte. Das REMO pickt sich deshalb klei- nere Gebiete heraus. Es analysiert das Klima in feineren Rastern, in 10- oder 25-Kilometer-Würfeln. Es verknüpft die Daten aus dem GCM, die großen Luft- strömungsbewegungen, die Tiefdruck- gebiete, die großen jahreszeitlichen Schwankungen mit Details aus der Re- gion – der Vegetation, der Art des Bo- dens, Tiefen, Höhen, Tälern und Berg- Gleichsam mit der Lupe betrachtet der Max-Planck-Wissenschaftler Pankaj Kumar (oben) das Klima in Indien. Mithilfe der Simulationsprogramme REMO und ECHAM (unten) zoomt rücken. Das Programm berechnet, wie er sich in Täler, Bergwälder und Großstädte. viel Regen fällt, und auch, ob der Boden das Wasser aufsaugen kann. Indien ist bereits recht groß für das Wenn der Weltklimarat, das Intergovern- Pankaj Kumar ist einer von denen, die REMO. Pankaj Kumar hat den Subkon- mental Panel on Climate Change (IPCC), im und am Kleinen forschen. Der wis- tinent deshalb im 25-Kilometer-Raster menetekelt, dass die globale Durch- senschaftliche Mitarbeiter des Climate- durchgerechnet. Er lächelt stolz, wenn schnittstemperatur künftig um mehr Service-Centers und des Max-Planck- er sagt, dass seine Simulation die erste als zwei Grad Celsius ansteigen könnte, Instituts für Meteorologie in Hamburg ist, die das indische Klima und die Fol- dann sagt das eigentlich gar nichts. will herausfinden, wie es mit dem indi- gen für den Monsun für das gesamte Denn die Auswirkungen des Klimawan- schen Wasserhaushalt künftig bestellt 21. Jahrhundert durchspielt. Bisher gab dels machen sich regional bemerkbar, sein wird. Kumar nutzt dazu das soge- es für Indien erst zwei detaillierte Kli- Fotos: Frank Siemers (2) auf dem Land, an den Küsten, in Städ- nannte Regionalmodell REMO, ein auf- mastudien. Und beide betrachten nur ten. Der Wandel hat viele Gesichter. wendiges Computerprogramm, das die letzten 30 Jahre eben dieses Jahr- Das globale Raster ist zu grob, um ab- über Jahre an dem Hamburger Institut hunderts – jene Dekaden, in denen es schätzen zu können, was alles im Klei- von der Meteorologin Daniela Jacob in Sachen Klimawandel voraussichtlich nen passieren wird. und ihrem Team entwickelt wurde. richtig dicke kommen wird. 80 MaxPlanckForschung 1 | 11
UMWELT & KLIMA_Monsun GCM: ~300 Km (HadCM3) GCM: ~200 Km (ECHAM) GCM: ~25 Km (REMO) 2020_2049 – 1970_1999 2070_2099 – 1970_1999 100 200 400 600 800 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 5500 [m a.s.l.] –50 –40 –30 –20 –10 0 10 20 30 40 50 Die Details machen den Unterschied: Die Global Climate Models des Intergovernmental Panel on Climate Change sind grob gestrickt und teilen den ganzen Globus in Raster von rund 200 mal 200 Kilometer großen Wetterwürfeln auf. Das Programm REMO dagegen schafft für den indischen Subkontinent eine Auflösung von nur 25 Kilometer (dritte Grafik von links). Entsprechend genau werden die Daten für die Vorausberechnung des Klimas, wie die beiden rechten Grafiken zeigen. Kumar dagegen hat die Computer neun Daniela Jacob hat sich lange und tief in Jahrzehnte Denkarbeit. Die Herausfor- Jahrzehnte berechnen lassen – von heu- die Simulation regionaler Klimaphäno- derung bestand darin, etliche Parame- te bis zum Jahr 2100. Vier verschiedene mene eingearbeitet. 2006 nahm dann ter so miteinander zu verknüpfen, dass Simulationen ließ er durchspielen, um das REMO seinen operationellen Be- am Ende ein reales Bild entsteht. Mit die einzelnen Ergebnisse abzusichern. trieb auf. Außerdem war die Forscherin „Re-Analysen“ prüfen die Forscher, ob Die Resultate lassen aufhorchen: „Wir zusammen mit dem ehemaligen Chef das Modell korrekt arbeitet. Sie lassen müssen jetzt davon ausgehen, dass die des Max-Planck-Instituts für Meteoro- die Software in die Vergangenheit zu- Monsunniederschläge bis zur Mitte des logie, Guy Brasseur, Mitbegründerin rückrechnen und testen anhand realer Jahrhunderts um fünf bis 20 Prozent zu- des Climate-Service-Centers, eines ei- Messwerte, ob Simulation und Daten rückgehen“, sagt der Forscher. genständigen Instituts in direkter Nach- übereinstimmen. Dass REMO etwas Vor allem auch in der produktivsten barschaft des Max-Planck-Instituts, das taugt, zeigt die Tatsache, dass es heute Agrarregion, im nordindischen Staat heute regionale Klimasimulationen als bereits von mehr als 40 Institutionen Uttar-Pradesh, durch den der Ganges Dienstleistung anbietet. weltweit eingesetzt wird. fließt. Etliche Hektar Land in der Gan- Natürlich gibt es noch andere regio- gesebene bewässern die Menschen hier IN REMO STECKEN nale Modelle – etwa das des renommier- mit den Wassern des Ganges und den ZWEI JAHRZEHNTE DENKARBEIT ten Hadley Centre for Climate Predic- Niederschlägen des Monsuns. Vorerst tion and Research im englischen Exeter. kann Kumar nur Zahlen liefern. Was „Viele fragen an“, sagt Jacob. „Muse- Pankaj Kumar hat auch dieses für seine seine indischen Landsleute künftig tun umsdirektoren, die wissen möchten, Indiensimulationen verwendet. Die Er- können, das ist noch offen. wie sich das Klima in ihrer Stadt verän- gebnisse zeigen denselben Trend: Der Als Daniela Jacob Mitte der 1990er- dert, um die Kunstwerke künftig vor zu Monsunniederschlag nimmt ab. Für die Jahre mit der Entwicklung des REMO großer Luftfeuchtigkeit zu schützen, Inder bleibt die Frage, wie man darauf begann, hatte sie zunächst nur die oder auch die Schifffahrtsämter oder reagieren kann. Eine Antwort soll das Ostsee im Blick. Wie würde sich das Kraftwerksbetreiber.“ Wie oft werden internationale Projekt HighNoon brin- Klima dort verändern? Doch die Ost- die Flüsse Niedrigwasser führen? Wie gen, an dem Kumar und die Arbeits- see genügte ihr mit der Zeit nicht viele Wochen im Jahr werden Rhein gruppe von Daniela Jacob beteiligt sind. mehr. „Wir wollten ein Werkzeug und Mosel unpassierbar sein? Wann HighNoon soll die Frage klären, wie sich schaffen, mit dem man herausfinden wird man Kraftwerke drosseln müssen, der Wasserhaushalt in Nordindien künf- kann, was der Klimawandel tatsäch- weil es an Kühlwasser fehlt? Forstämter tig verändern wird, wie viel Wasser den Grafiken: MPI für Meteorologie – Pankaj Kumar lich mit sich bringt“, sagt Jacob. „Wir wollen wissen, wo in Deutschland die Ganges hinabströmen wird, aus dem machen profunde Grundlagenarbeit, Rotbuche aussterben wird, und Land- Millionen Menschen ihr Trinkwasser aber mein Wunsch war eigentlich im- wirte, ob es ausreichend Frostnächte ge- schöpfen und Millionen Hektar Land mer, etwas zu erschaffen, was einen ben wird, in denen der Grünkohl seine bewässert werden. Bezug zur Praxis hat.“ Während ihrer Würze entwickeln kann. Die Zukunft des Monsuns hat Kumar Diplomarbeit an der TU Darmstadt „Natürlich machen wir hier keine bereits skizziert. Doch es gibt noch eine modellierte Jacob den Transport von Wettervorhersage, wir errechnen Wahr- ganze Reihe anderer Einflussgrößen, die Saurem Regen. Während ihrer Promo- scheinlichkeiten, wie sich das Klima das internationale Forscherteam unter- tion in den USA simulierte sie das To- vor unserer Tür entwickeln könnte“, suchen will – den Einfluss des Menschen ben von Schneestürmen. Dann kam sagt Daniela Jacob. Das klingt so ein- etwa. „Unsere REMO-Analysen haben das Ostseeklima hinzu. fach, doch stecken im REMO fast zwei ergeben, dass die Bewässerung der Fel- 1 | 11 MaxPlanckForschung 81
» Unsere REMO-Analysen haben ergeben, dass die Bewässerung der Felder im warmen indischen Klima den Niederschlag in der Gangesregion direkt beeinflusst.« der im warmen indischen Klima den Doktoranden eine Art „Gletschermodul“ sen, die den Indus herabströmen, stam- Niederschlag in der Gangesregion di- entwickelt – ein Software-Bausteinchen men aus den Gletschern des Hochgebir- rekt beeinflusst – starke Bewässerung für REMO, das zunächst das Verhalten ges“, sagt der Forscher, der die westliche führt zu starker Verdunstung und direkt der schweizerischen Alpengletscher si- Himalajaregion analysiert. Kumar kon- wieder zu starkem Regen“, sagt Jacob. mulierte. Für die Schweiz lagen viele zentriert sich auf das zentrale Hochland. „Es sind Faktoren wie diese, welche die Messdaten vor, die der Forscher in das Berechnung mit regionalen Modellen Modell einspeisen konnte. Diese zei- KEIN GLETSCHER IST SO so anspruchsvoll machen.“ gen, dass der Rhein nur zu einem klei- WIE DER ANDERE Völlig unklar ist bislang, wie stark nen Teil aus Gletscherwasser gespeist Schneemassen und Gletscher im Hima- wird. Das Gletschermodul wird jetzt an Für Indien existieren diese Daten noch laja den Wasserhaushalt in den Niede- die Indiensimulation angeflanscht. nicht. Erste Abschätzungen will Pankaj rungen beeinflussen. Die Gletscher im Am Himalaja ist die Situation anders. Kumar bis zum kommenden Jahr lie- Hochgebirge sind eine unbekannte Grö- Kumars Kollege am Hamburger Max- fern, wenn das HighNoon-Projekt endet. ße. Niemand hat je im Detail errechnet, Planck-Institut, Fahad Saeed, kennt die „Wichtig ist für uns die Größe der Glet- wie viel Wasser sie liefern. Vor zwei Jah- Daten für sein Heimatland Pakistan. scherflächen und ihre Mächtigkeit“, sagt ren aber hat einer von Daniela Jacobs „Etwa 70 bis 80 Prozent der Wassermas- Kumar. „Natürlich kann man die Dicke nur schwer bestimmen, aber uns reichen bereits mathematische Näherungen.“ Eingefleischte Glaziologen würden sich angesichts solcher Vereinfachungen die Haare raufen, denn Gletscher ist nicht gleich Gletscher. Die Eismassen unterscheiden sich in ihrer Struktur, ih- rer Dichte. Manche sind stark zerklüftet, andere ruhen dicht und schwer auf dem Fels. Für das REMO aber genügt es zu- nächst, die Dicke der Pakete ungefähr abzuschätzen. Hinzu kommt das Refle- xionsvermögen des Gletschers, die Albe- do. Dunkle Eismassen heizen sich stär- ker auf, schmelzen stärker und liefern mehr Wasser. Gleißend helle Schneeflä- chen auf dem Eispanzer werfen die Son- nenstrahlung zurück wie ein Spiegel. Damit sind Masse und Albedo wich- tige Faktoren, um die Zukunft der Glet- scher vorauszuahnen. Mit im High- Noon-Team sind indische Hydrologen, die mithilfe dieser Daten berechnen, wie viel Wasser aus dem Hochgebirge abfließt – eine Größe, die für die Men- schen am Ganges lebenswichtig ist. HighNoon hat auch das Ziel heraus- Fotos: NASA Earth Observatory (oben) / Corbis (unten) zufinden, wie sich die Bevölkerung auf mögliche Veränderungen einstellen kann. Indische Agrarwissenschaftler und andere Experten sprechen mit den Der Himalaja als Klimafaktor – und gleichzeitig als unbekannte Größe: Wie stark die Schnee- massen im Hochgebirge den Wasserhaushalt in den Niederungen beeinflussen, ist völlig unklar. Und niemand hat bisher im Detail errechnet, wie viel Wasser die Gletscher überhaupt liefern. Tatsache ist: Regelmäßig braut sich über Indien was zusammen – im unteren Bild eine Regen- wolke über Nariman Point, Mumbai. 82 MaxPlanckForschung 1 | 11
UMWELT & KLIMA_Monsun Fachsimpelei auf dem Gang: Die Team- mitglieder Fahad Saeed, Daniela Jacob und Pankaj Kumar (von links) diskutieren im Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. GLOSSAR Monsun Der Monsun ist eine große und stetige Luftströmung in den Tropen und Sub- tropen. Er ändert zweimal im Jahr seine Richtung. Die treibende Kraft ist der Son- nenstand, der sich im Lauf des Jahres ändert. Durch die in der Äquatorregion hoch stehende Sonne heizen sich Land- und Wassermassen unterschiedlich stark Menschen vor Ort. In den vergangenen Bauwerk, das seit wenigen Jahren Was- auf, was zu deutlichen Druckunterschie- den und damit Winden führt. Weht der Wochen haben sie sich erstmals in den ser für die Stadt Neu-Dehli speichert Monsun von See, trägt er große Wasser- Dörfern und Städten entlang des Gan- und zugleich in mächtigen Turbinen massen heran, die sich in starken Mon- ges mit Lokalpolitikern und Bauern ge- Hunderte Megawatt Strom erzeugt. sunregen entladen. Mitunter kommt es troffen – im nördlichen Distrikt Udam „Wir wollen herausfinden, wie man zu großen Überschwemmungen. In Indi- en bringt der Monsun insbesondere in Singh Nagar, quasi am Fuße des Hoch- den Staudamm managen muss, wenn den Monaten Juni und Juli Regen. gebirges, im zentralen Gangesflachland sich das Klima ändert“, sagt Moors. REMO rund um die heilige Stadt Allahabad Wie regelt man den Abfluss, um bei REMO ist die Abkürzung für Regionales und am unteren Ganges im Distrikt Starkregen Überschwemmungen oder Klimamodell beziehungsweise Regionale West Midnapur. Sturzfluten zu verhindern oder um bei Klimamodellierung. Das REMO wurde Dürre mit dem Wasser zu haushalten. am Max-Planck-Institut für Meteorologie „SIMULATIONEN SIND IMMER Wie sieht es mit der Stromversorgung in Hamburg entwickelt. Es berechnet das künftige Klima für einzelne Regionen. MIT UNSICHERHEITEN BEHAFTET” aus, wenn sich das Schmelzen der Glet- Das zugrunde liegende Datenraster hat scher verändert? dabei eine Größe von 10 mal 10 oder 25 „Natürlich sind Klimasimulationen im- Für HighNoon ist jetzt Halbzeit. Es mal 25 Kilometern. Damit werden sogar mer mit Unsicherheiten behaftet“, sagt führt ältere internationale Projekte wei- Aussagen über mögliche Klimaverände- rungen in Landkreisen oder Ballungsräu- HighNoon-Projektleiter Eddy Moors von ter, doch noch immer sind viele Fragen men möglich. Die globalen Klimamodelle der niederländischen Universität Wage- offen. Moors und Kumar hoffen, im sind in ihrer räumlichen Auflösung sehr ningen. „Wir müssen also Maßnahmen kommenden Jahr deutlich weiter zu viel gröber, da eine kleinräumige Berech- gegen die Folgen des Klimawandels fin- sein. Kumar ist zuversichtlich, dass sei- nung des weltweiten Klimas die Kapazitä- den, die in gewisser Weise flexibel sind.“ ne Arbeit fruchtbar sein wird. „Das Pro- ten der heutigen Großrechner übersteigen würde. Die globalen Modelle arbeiten Dazu gehört möglicherweise der Bau jekt schafft wesentliche wissenschaftli- mit 100- oder gar 200-Kilometer-Rastern. kleiner und billiger Staudämme oder Si- che Grundlagen, die die Voraussetzung HighNoon-Projekt ckerbecken aus natürlichen Baustoffen, für viele weitere Maßnahmen sind.“ Das HighNoon-Projekt ist ein EU-Projekt, die bei Monsunregen das Wasser spei- Dann lächelt der Wissenschaftler das aus Mitteln des 7. Forschungsrah- chern. Damit könnte man vielerorts das wieder, schaut zu seinem Kollegen Fa- menprogramms gefördert wird. High- sinkende Grundwasser wieder auffüllen. had hinüber und sagt: „Ja, und hinzu Noon soll die Frage klären, wie sich der In anderen Fällen könnten Bauern ihre kommt, dass hier ein Inder und ein Pa- Wasserhaushalt in Nordindien künftig verändern wird. In dem Projekt arbeiten Landwirtschaft auf robustere Pflanzen kistani zusammensitzen – an einer de- europäische Forscher mit Kollegen von Foto: Frank Siemers umstellen oder auf andere Bewässe- taillierten regionalen Simulation für In- verschiedenen indischen Instituten zu- rungstechniken umsteigen. dien und auch Pakistan, die einzigartig sammen – darunter Meteorologen, Im Blick haben die Forscher auch ist und die sogar den Wasserhaushalt der Hydrologen und Agrarwissenschaftler. (www.eu-highnoon.org) den Theri-Dam in Nordindien – ein Gletscher berücksichtigt. Wir werden durchaus umstrittenes, gigantisches viele Fragen beantworten können.“ 1 | 11 MaxPlanckForschung 83
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