Detox-Zwischenbilanz II - Wie ernst Händler verantwortungsvolle Mode nehmen
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G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 2 Einleitung Supermärkte verkaufen Lebensmittel? Wegwerf-Mode war gestern, Ja, aber nicht nur. Ein schnell wech- selndes Billigangebot an Kleidung, Heimtextilien und Schuhen gehört wir brauchen Mode mit Zukunft! längst zum festen Sortiment der Su- Alexandra Perschau, Textil-Expertin bei Greenpeace permärkte. Ein Konzept, das funktio- niert: Der Weg zur Tiefkühltruhe führt an der aktuellen Frühjahrskollektion vorbei, und so landet gerne auch mal konfrontiert, verpflichten sich Aldi, Jahr 2015 hat Greenpeace eine erste ein preiswertes Paar Sneakers neben Kaufland, Lidl, Rewe/Penny und Zwischenbilanz gezogen. Wie sich dem Bergkäse im Einkaufswagen. Tchibo zum Umdenken: Bis 2020 die Supermarktketten seither ent- Dementsprechend haben sich Aldi, sollen alle schädlichen Chemika- wickelt haben, zeigen die Analyse Lidl und Tchibo mit jeweils rund lien aus ihrem Textilsortiment ver- und das Ranking auf den folgen- einer Milliarde Euro Textil-Umsatz schwunden sein. Sie versprechen den Seiten. Für die Rankings wurden im Jahr unter die größten Mode- zudem, über nachhaltigen Konsum die Entwicklungen sowohl beim Bann händler Deutschlands gesellt. zu informieren. Konkret sollen die gefährlicher Chemikalien als auch bei Kunden angeregt werden, mehr nach- der Umstellung auf langlebige und Großes Saubermachen beginnt haltige Produkte zu kaufen und so auf recyclebare Mode herangezogen. Im Herbst 2014 sieht sich Greenpeace unnötige Kleidungs- und Schuhkäufe Diese wurden auf Basis der Detox- die Supermarkt-Textilien genauer an zu verzichten. Fortschrittsberichte und weiterer und muss feststellen, dass es sowohl öffentlich zugänglicher Informationen Kleidung als auch Schuhe in sich Zwischenbilanz der Unternehmen bewertet. Die haben: Das beauftragte Labor findet Papier ist geduldig, wir nicht. Des- entsprechenden Kriterien sind auf in den verschiedenen Stichproben halb hat Greenpeace nachgeforscht, www.greenpeace.de veröffentlicht. umwelt- und gesundheitsschädliche welche Taten tatsächlich den Worten Chemikalien. Mit den Ergebnissen von vor rund zwei Jahren folgten. Im Die Verweigerer Auch andere Supermarktketten wie Edeka, Metro und Norma haben Textilien im Sortiment. Diese sind im Ranking als Verweigerer eingeordnet. Anders als Aldi, Kaufland, Lidl, Rewe/Penny und Tchibo haben sie sich 2015 nicht verpflichtet, im Rahmen der Greenpeace-Detox-Kampagne ihre Textilsparte aufzuräumen. Sie haben weder einen indi- viduellen Fahrplan für ein zukünftig giftfreies Textilsortiment veröffentlicht, noch setzen sie sich für einen bewussteren und weniger verschwenderischen Textilkonsum ein.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 3 Ergebnisse in der Übersicht Bann gefährlicher Chemikalien Detox 2020 Ziel Verweigerer Zögerer Auf dem Weg Vorreiter Das klappt schon ganz gut: kurz MSRL), werden regelmäßig aktu- aus Nassverarbeitungsbetrieben der Bann gefährlicher Chemikalien alisiert. Tchibo geht mit gutem Beispiel Lieferketten zu veröffentlichen, kom- Die gute Nachricht ist, dass die ge- voran. Das Unternehmen hat eine men die Unternehmen im Wesentli- nannten Supermärkte das Entgiften umfangreiche und in den Grenzwerten chen nach. Eine positive Entwicklung ihres Mode-Sortiments ernst nehmen. anspruchsvolle Liste erstellt. In Sa- ist die Veröffentlichung von Lieferanten- Sie haben allesamt achtbare Fort- chen Eliminierung von PFC (per- und listen. Nachdem im Januar 2017 Lidl schritte erzielt. Die individuellen Listen polyfluorierte Chemikalien) zeigen alle vorlegte, folgten bis Anfang März gefährlicher, aus der Textilfertigung Supermärkte, dass die umweltschäd- 2017 Kaufland und Aldi. Tchibo hat komplett verbannter Stoffe (Manu- liche Substanzgruppe ersetzt werden die Veröffentlichung ihrer Lieferanten- facturing Restricted Substances List, kann. Der Zusage, Abwasserdaten liste im Jahr 2017 angekündigt.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 4 Umstellung auf langlebige und recyclebare Mode Detox 2020 Ziel Verweigerer Zögerer Auf dem Weg Vorreiter Das geht besser: Umstellung auf men und Zeitpläne ableitet, beweist Stücks. Eine hohe Qualität ist Voraus- langlebige und recyclebare Mode die Handelskette: Es ist möglich setzung für die lange Nutzungsphase Doch das ambitionierte Entgiftungsziel komplexere Wandlungsprozesse in von Produkten. Jenseits des Verkaufs kann nur dann erreicht werden, wenn Geschäftsmodelle zu integrieren. Den von Waren sind Konzepte für Leihen, die Händler nicht weiterhin Kleidung in Worten müssen nun noch deutlich Tauschen oder Second-Hand und Millionen-Stückzahl produzieren. Die mehr sichtbare Taten folgen. Upcycling zu entwickeln. Am Ende Supermärkte müssen sich stärker Um sich vom Fast Fashion Model eines langen Textillebens brauchen bemühen, um den Wandel von kurz- zu verabschieden, kommt es darauf Verbraucher funktionierende Rücknah- lebiger Massenmode hin zu lang- an, für alle Produktlebensphasen – me-Systeme. Schließlich sind es die lebiger Qualitätsmode zu meistern. nämlich Herstellung, Nutzung und Unternehmen, die in der Verantwor- Tchibo ist, anders als seine Mitstreiter, Verwertung – neue Herangehenswei- tung stehen, die bestmögliche Option zumindest konzeptionell auf dem sen zu entwickeln Das Produktdesign für Weiterverwendung oder Recycling richtigen Weg. Mit einer umfassenden hat beispielsweise einen entschei- sicherzustellen. Strategie, die sämtliche Produkt- denden Einfluss auf den gesamten lebensphasen analysiert und Maßnah- weiteren Lebensweg jedes einzelnen
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 5 Ergebnisse im Detail Unternehmen in alphabetischer Reihenfolge Chemikalien in der Herstellung von Kundenkommunikation zum nachhal- Bekleidung, Heimtextilien und Schuhen tigen Konsum. Die genannten Punkte zu verzichten und diese Schritt für sind allesamt relevant, dennoch ist Schritt durch unbedenkliche Alterna- noch keine klare Strategie zu erkennen tiven zu ersetzen. Diese Verpflichtung – es fehlen Prioritäten, quantifizierte Zie- haben die beiden Handelsriesen auch le, konkrete Maßnahmen und Zeitpläne. mit ihren Lieferanten abgesichert und Aldi schulen diese dementsprechend. Herstellung Welche konkreten Anforderungen zur Hier kann man die Detox-Fortschritts- Sicherstellung der Kreislauffähigkeit an Die beiden Aldi-Ketten Nord und Süd berichte einsehen: das Produktdesign gestellt werden, sind Deutschlands umsatzstärkster www.aldi-nord.de/oekologische- wird nicht erläutert. Begrüßenswert ist Discounter, zusammen betreiben sie produktionsstandards.html die Nennung des Fasereinsatzes im über 4.200 Filialen. Außerhalb Deutsch- cr.aldisouthgroup.com/de/international- Gesamtsortiment: Baumwolle ist mit lands kommen die beiden Discounter activities/detox-commitment einem Anteil von 60 Prozent die wich- zusätzlich auf knapp 6.000 Filialen. Aldi tigste Faser. Synthetische Fasern – zum Nord ist in weiteren acht europäischen Strategie größten Teil Polyester – erreichen einen Ländern präsent. Aldi Süd betreibt zu- Bereits Ende 2015 hat Aldi unter dem Anteil von 35 Prozent. Aldi hat zwar sätzlich Märkte in sechs europäischen Stichwort „Systemischer Wandel“ zu- mittlerweile zertifizierte Baumwolltextilien Ländern, in den USA und in Australien. sammengetragen, welche Punkte aus im Sortiment, lässt jedoch offen, wie Unternehmenssicht bearbeitet werden hoch der Anteil ist. Immerhin kündigt Aldi Nord und Aldi Süd haben sich müssen: Produktdesign, der Einsatz Aldi für 2017 an, eine Baumwollstrate- im März 2015 verpflichtet, bis 2020 nachhaltiger Materialien, verbesserte gie zu entwickeln und mit Mengenzielen weltweit auf den Einsatz gefährlicher Produktlebensdauer, Recycling und zu hinterlegen. Die Kenntnis über die Umstellung auf langlebige genaue Zusammensetzung der Materi- und recyclebare Mode alien ist wichtige Voraussetzung, um die Umstellung auf langlebige und recyclebare Mode Kreislauffähigkeit von Produkten bewer- ten zu können. Diesbezüglich muss Aldi das Sortiment noch genauer unter die Lupe nehmen. He Nutzung ie rs eg t Aldi verweist darauf, dass ein Arbeits- el t ra schwerpunkt der Qualitätsabteilungen lu St ng sei, die Langlebigkeit der Textilien si- cherzustellen. In einem Forschungspro- jekt wurden Kriterien für Langlebigkeit erarbeitet und Optimierungspotenziale abgeleitet. Die Arbeit ist der Öffentlich- keit leider nicht zugänglich. Ebenfalls unklar ist, ob und wie die gewonne- Ve nen Erkenntnisse in die Qualitätsricht- g r un w rt tz e un linien und Einkaufsprozesse integriert g Nu werden. 1 Es handelt sich um die Standards Fairtrade, CmiA, OCS, GOTS. Die jeweiligen Erläuterungen finden sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 6 Bann gefährlicher Chemikalien Verwertung Bann gefährlicher Chemikalien Aldi hat noch keine umfassenden Maß- nahmen zur Textilrücknahme, zur wei- teren Nutzung und zum Recycling gestartet. Es werden Gespräche mit lien Dienstleistern geführt. In Österreich ika m T werden Restanten, also nicht verkaufte he ra rC Textilien und Schuhe, an eine gemein- ns fü pa nützige Organisation gespendet. Im Schwarze Liste ren Vergleich zum massenhaften Aktions- z warenverkauf von Kleidung ist diese Maßnahme allerdings zu gering. Schwarze Liste für Chemikalien Aldi hat mit der Selbstverpflichtung 2015 eine Liste mit gefährlichen Substanzen (Manufacturing Restricted Substances List, kurz MRSL2) veröffent- Ver C zic ht auf P F licht und diese regelmäßig aktualisiert, zuletzt im Januar 2017. Der Clean Factory Approach3 wird verfolgt. Aldi ist hier insgesamt auf einem guten Weg. Verzicht auf PFC die komplette Produktionsstätte sauber Transparenz Seit 1. Januar 2017 gilt für PFC ein um- ist und so Verunreinigungen vermieden (Abwasserdaten und Lieferanten) fassendes Verbot der Substanzen in werden. Eine Fallstudie zum Ersatz von Aldi hat Abwasserdaten von 81 Prozent der Produktion. Abwassertests im Jahr PFC wurde auf www.subsport.org ver- der in der Lieferkette involvierten Nass- 2016 haben gezeigt, dass 78 Prozent öffentlicht. Damit ist Aldi voll im Plan, betriebe veröffentlicht. Das Ziel von 80 der Betriebe bereits PFC-frei produ- was die Eliminierung dieser Substanz- Prozent wurde damit erreicht. Zusätz- zierten. Mit Hilfe des Clean Factory Ap- gruppe angeht. lich hat Aldi im März 2017 seine Haupt- proach soll sichergestellt werden, dass lieferanten offengelegt. 2, 3 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 7 lichen Chemikalien in der Produktion meprogramm zu entwickeln. Es sind von Bekleidung und Schuhen zu ver- jedoch noch Lücken in seiner Strate- zichten. Diese Verpflichtung hat Kauf- gie für mehr Nachhaltigkeit im Sorti- land vertraglich mit seinen Lieferanten ment. Dieses sogenannte Slowing and abgesichert und führt entsprechende Closing the Loop soll zur Entschleuni- Schulungen durch. Zusätzlich hat sich gung des Sortimentwechsels und zum das Unternehmen vorgenommen, den verstärkten Angebot langlebiger und Kaufland Verkauf ökologisch einwandfreier und wiederverwertbarer Produkte führen. langlebiger Textilprodukte zu steigern, Außerdem fehlt ein konkreter Fahrplan um den nachhaltigen Textilkonsum zu mit Maßnahmen und Zeithorizonten. Kaufland betreibt Warenhäuser in acht fördern. Ländern und hat insgesamt knapp Herstellung 1.200 Filialen, allein 640 davon in Hier kann man die Detox-Fortschritts- Kaufland erstellt Produktstandards Deutschland. International ist Kauf- berichte einsehen: zur umwelt- und ressourcenschonen- land auch in Polen, Tschechien, der unternehmen.kaufland.de/mensch- den Sortimentsgestaltung bei Textilien Slowakei, Rumänien, Bulgarien und und-umwelt/umwelt-und-klimaschutz. und Schuhen. Dazu zählen Waren, die Australien vertreten. Schwerpunkt im html#textilien nach dem Global Organic Textile Textilbereich sind Strumpfwaren und Standard (GOTS)4 zertifiziert sind oder Schuhe, aber auch Bekleidung und Strategie Recyclingmaterial enthalten. Bis Ende Heimtextilien werden verkauft. Kaufland hat sich mit der Detox- 2017 sollen 25 Prozent der Eigen- Selbstverpflichtung das Ziel gesetzt, marken umgestellt sein. Offen bleibt, Im Dezember 2015 verpflichtete sich den Verkauf ökologisch einwandfrei- wie weit das Unternehmen in der Kaufland, bis 2020 sein Sortiment zu er und langlebiger Textilprodukte suk- Umsetzung schon fortgeschritten ist. entgiften und demnach auf alle gefähr- zessive zu steigern und ein Rücknah- Unerwähnt bleibt auch, welche Faser- arten in welchen Mengen und Material- mixen eingesetzt werden. Es braucht so schnell wie möglich ein klares Be- Umstellung auf langlebige kenntnis zu veränderten Design- und recyclebare Mode ansprüchen, die die Kreislauffähigkeit Umstellung auf langlebige und recyclebare Mode berücksichtigen. Außerdem muss die Dokumentation von Fortschritten bei der Gestaltung des Sortiments transpa- renter erfolgen. He Nutzung ie rs eg t Für eine längere Nutzungsphase sind el t ra lu noch keine besonderen Maßnahmen St ng öffentlich angekündigt. Immerhin wird das umwelt- und ressourcenschonende Sortiment durch Newsletter und Kun- denprospekte beworben und Kunden so für einen veränderten Konsum sen- sibilisiert. Dennoch gilt es, in Sachen verlängerter Lebensdauer von Textilien Ve g noch deutlich besser zu werden. r un w rt tz e un g Nu 4 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 8 Bann gefährlicher Chemikalien Verwertung Bann gefährlicher Chemikalien Wie versprochen hat Kaufland versucht, ein Textilrücknahmesystem im eigenen Filialnetz zu etablieren. Die Umsetzung musste allerdings wegen behördlicher lien Hindernisse bis auf Weiteres gestoppt ika m T werden. Unter den gegebenen Umstän- he ra rC den ist zu überlegen, ob Kaufland an ns fü pa seinen weiteren europäischen Stand- Schwarze Liste ren orten eine solche Rücknahmemöglich- z keit schaffen kann. Denn in Osteuropa ist die Infrastruktur für Textilrücknahme deutlich schwächer als in Deutschland. Schwarze Liste für Chemikalien Die im Zuge der Detox-Verpflichtung veröffentlichte Liste mit gefährlichen Substanzen (Manufacturing Restricted Ver C zic ht auf P F Substances List, kurz MRSL) von Kauf- land vom Februar 2016 war auf dem vereinbarten Stand. Für 2017 ist eine Überarbeitung bereits angekündigt. Kaufland folgt dem Clean Factory Approach5. Seit Beginn der Verpflich- der untersuchten Lieferanten-Betriebe Transparenz tung sind 130 Nassverarbeitungsbe- bereits PFC-frei produzierten. Der Clean (Abwasserdaten und Lieferanten) triebe zum Chemikalieneinsatz auditiert Factory Approach soll sicherstellen, Bis zum 1. September 2016 sollten worden. Das Unternehmen ist hierbei dass keine Verunreinigungen durch an- Abwasserdaten von 80 Prozent der Lie- auf einem guten Weg. dere Produktionslinien erfolgen können. feranten in China offengelegt werden. Eine Fallstudie zum Ersatz von PFC Das Ziel wurde erreicht: Daten von Verzicht auf PFC wurde auf der unternehmenseigenen 84 Prozent der chinesischen Lieferan- Bei Kaufland gilt seit 1. Januar 2017 Website veröffentlicht. Damit ist Kauf- ten wurden fristgerecht veröffentlicht. ein umfassendes Verbot für PFC in der land im Plan, was die Eliminierung Zusätzlich hat Kaufland im März 2017 Produktion. Abwassertests im Jahr dieser Substanzgruppe angeht. seine Lieferanten offengelegt. 2016 haben gezeigt, dass 86 Prozent 5 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 9 ersten umfassenden Bericht sowie haltigen Konsum führt Lidl weiter weitere ergänzende Dokumente veröf- fort. Der Lidl-Ansatz ist ein guter fentlicht, um die bisherige und geplan- Anfang, die Strategie weist jedoch te Umsetzung der Detox-Verpflichtung noch Schwächen auf und muss sich zu dokumentieren. zukünftig vor allem auch folgenden Fragen widmen: Welche überprüf- Hier kann man die Detox-Fortschritts- baren Ziele sind gesetzt? Welche Lidl berichte einsehen: konkreten Maßnahmen und Zeitpläne www.lidl.de/de/detox-commitment/ werden verfolgt? Leiten sich aus den s7376403 Gegebenheiten in den verschiedenen Der Discounter Lidl ist weltweit in 27 Ländern unterschiedliche Prioritäten Ländern aktiv. Allein in Deutschland Übergreifende Strategie ab? Wie wird der Aspekt der Ent- hat Lidl rund 3.200 Filialen, in denen Lidl verpflichtet sich, Produkte so zu schleunigung integriert? neben Lebensmitteln auch sogenann- gestalten, dass sie in zunehmendem te Aktionsware verkauft wird – darun- Maße Anforderungen an einen ge- Herstellung ter Textilien und Schuhe. Im Dezem- schlossenen Produktkreislauf (Closed- Für die Umsetzung kreislauffähiger ber 2014 hat Lidl zugesagt, Textilien Loop-Ansatz6) entsprechen: Lang- Textilprodukte entwickelt Lidl als und Schuhe seiner Eigenmarken bis lebigkeit und hohe Qualität, Wieder- Pilotprojekt ein voll recyclingfähiges 2020 ohne umwelt- und gesundheits- verwendung und -verwertung, signi- T-Shirt mit kompostierbaren Druck- schädliche Chemikalien produzieren fikant gesenkter Rohstoffverbrauch farben, das ab 2018 in den Läden zu lassen. und reduzierte Abfallmengen sollen in erhältlich sein soll. Das Sortiment der Produktentwicklung berücksichtigt enthält aktuell auch Textilien aus Lidl hat mit dem „Lidl Detox Commit- werden. Das bereits 2015 gestartete Fairtrade-Baumwolle, allerdings ohne ment Zwischenbericht 2017“ den Informationsprogramm zum nach- den Anteil auszuweisen. Darüber hinaus fehlen auch Informationen dar- über, welche Fasern in welchen Men- gen und Materialzusammensetzungen Umstellung auf langlebige insgesamt im Lidl-Textilsortiment und recyclebare Mode eingesetzt werden. Umstellung auf langlebige und recyclebare Mode Nutzung Für die Nutzungsphase sind bislang keine speziellen Konzepte angekün- digt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt He in der Verbesserung des Produktde- ie rs eg t signs in Bezug auf Langlebigkeit und el t ra lu Qualität. Nach welchen Kriterien Lidl St ng diese definiert, wird nicht ausgeführt. Verwertung Auch für die Verwertungsphase hat Lidl keine besonderen Maßnahmen beschrieben. Ve g r un w rt tz e un g Nu 6 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 10 Bann gefährlicher Chemikalien Schwarze Liste für Chemikalien Bann gefährlicher Chemikalien Lidl hat seine Liste mit gefährlichen Substanzen (Manufacturing Restricted Substances List, kurz MRSL7) seit der Veröffentlichung der Detox-Selbst- lien verpflichtung zweimal aktualisiert und ika m T entspricht damit der Forderung nach he ra rC regelmäßiger Überarbeitung. Lidl folgt ns fü pa dem Clean Factory Approach8: Seit Schwarze Liste ren Beginn der Verpflichtung sind 130 z Nassverarbeitungsbetriebe in China, Bangladesch und der Türkei zum Che- mikalieneinsatz auditiert worden. Lidl befindet sich auf dem Weg und erfüllt seine Aufgaben. Verzicht auf PFC Laut der Detox-Selbstverpflichtung Ver C zic ht auf P F hat Lidl bis zum 1. Juli 2017 Zeit, PFC aus der kompletten Produktions- kette zu verbannen. Im Jahr 2016 zeigten die Abwasseruntersuchun- gen, dass bereits 93 Prozent der zuliefernden Betriebe PFC-frei waren. Transparenz mationsplattform der chinesischen Auf www.subsport.org wurde zudem (Abwasserdaten und Lieferanten) Nichtregierungsorganisation IPE eine Fallstudie zu PFC veröffentlicht. In puncto Transparenz hat Lidl seine veröffentlicht. Darüber hinaus hat Lidl Es sieht so aus, als würde Lidl das Ziele eingehalten und wie vereinbart im Januar 2017 als erste Supermarkt- Zwischenziel auf dem Weg zu einer Abwassertests von 80 Prozent seiner kette die Hauptproduktionsstätten für giftfreien Produktion erreichen. Lieferanten mit „Nassprozessen“ (etwa Textilien und Schuhe offengelegt. Färben und Drucken) auf der Infor- 7, 8 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 11 Rewe agiert transparent und veröffent- werden. Rewe will diesen Kreislauf lichte ein umfangreiches Update auf für den Textilbereich aufbauen und der eigenen Website. Darin wird auch weiterentwickeln. Zudem werden Kun- sichtbar, welche Zwischenziele bereits den dahingehend sensibilisiert, erreicht wurden. dass sie „nachhaltigkeitsorientierte Konsumentscheidungen“ treffen Hier kann man die Detox-Fortschritts- können. Die Strategie vernachlässigt Rewe/Penny berichte einsehen: die Nutzungsphase von Produkten www.rewe-group.com/de/ und den Aspekt der Entschleunigung nachhaltigkeit/gruene-produkte/ des Sortimentswechsels. Zudem Die Rewe Group ist mit ihrer Handels- unser-detox-programm fehlen klare Prioritäten, quantifizierte sparte in elf europäischen Ländern Ziele, Maßnahmen und Zeitpläne. Die aktiv. Sie betreibt insgesamt fast Übergreifende Strategie Unternehmensgruppe nähert sich der 15.000 Filialen, über 10.000 davon in Rewe hat im März 2017 ein Strategie- Herausforderung eher defensiv, indem Deutschland. Zur Rewe Group gehö- papier zum Closed-Loop-Ansatz9 sie Studien sowie Markt- und Wett- ren nicht nur die Rewe-Supermärkte veröffentlicht. Inhaltlich bekennt das bewerbsanalysen beauftragt. Will das und Rewe-Center, sondern auch die Unternehmen sich zur Ressourcen- Unternehmen den Anschluss nicht Discounterkette Penny und die Toom- schonung und der Förderung des verlieren, sind deutlich mehr Weitblick Baumärkte. nachhaltigen Konsums. Allerdings und Entscheidungsfreude gefordert. definiert Rewe den Begriff Closed Im Dezember 2014 verpflichtete sich Loop für sich lediglich als einen Pro- Herstellung Rewe, die Lieferkette der Eigenmar- duktionsprozess, in dem gebrauchte In der Herstellung will Rewe auf eine ken für Heimtextilien, Schuhe und Waren gesammelt, verarbeitet und dauerhafte Zusammenarbeit mit stra- Kleidung zu entgiften. als neue Produkte wieder verkauft tegischen Produzenten hinarbeiten. Zudem hat sich die Unternehmens- gruppe das Ziel gesetzt, den Anteil von Textilien, die aus Baumwolle nach Umstellung auf langlebige den Standards CmiA oder GOTS10 und recyclebare Mode hergestellt ist, bis Ende 2017 auf 70 Umstellung auf langlebige und recyclebare Mode Prozent zu erhöhen (Stand 2015: 56 Prozent). An dieser Stelle zeigt sich Rewe transparent und positioniert sich im Ranking an zweiter Stelle – mit deutlichem Abstand zum Rest. He Vereinzelt werden auch Produkte mit ie rs eg t recycelten Materialien eingesetzt, el t ra lu allerdings noch ohne konkrete An- St ng gaben über die Mengen. Zudem gibt es noch keine besondere Auslobung oder Kennzeichnung von Recycling- fasern. Insgesamt bleibt offen, welche Faserarten in welchen Mengen und Materialzusammensetzungen einge- setzt werden. Auch wird nicht klar, Ve g ob und inwieweit veränderte Design- r un w rt tz e un g Nu anforderungen die Kreislauffähigkeit von Produkten sicherstellen. 9, 10 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 12 Bann gefährlicher Chemikalien Nutzung Bann gefährlicher Chemikalien Rewe nimmt für sich in Anspruch, „qualitativ gute und langlebige Tex- tilien“ anzubieten, ohne allerdings konkret zu definieren, was eine gute lien Qualität bedeutet oder wie lange denn ika m T eigentlich ein langlebiges Kleidungs- he ra rC stück halten soll. Verantwortung für ns fü pa die Nutzungsphase von Textilien zu Schwarze Liste ren übernehmen bedeutet jedoch mehr, z als Kunden mit Waschanleitungen oder Informationen rund um Faser- eigenschaften zu versorgen. Außerdem versäumt Rewe zu erläutern, inwieweit erste Maßnahmen in Sachen Upcyc- ling – ob als Online-Arbeitsanleitung oder durch Auszubildenden-Projekte – zu Lerneffekten führen und in relevan- Ver C zic ht auf P F te Maßnahmen übersetzt werden. Verwertung Die Rewe Group hat in Kooperation mit der Universität Hongkong eine Analyse zum ökonomischen Nutzen umfangreiche Trainingsprogramme Transparenz von Rücknahmesystemen für Texti- für Textilproduzenten und verfolgt den (Abwasserdaten und Lieferanten) lien erstellt. Inzwischen hat sie sich Clean Factory Approach12. Letzterer Im Zwischenbericht 2015 gab Rewe entschieden, im Lauf des Jahres könnte allerdings noch prominenter an, Tests von Wasser- und Schlamm- 2017 mit Hilfe eines Dienstleisters die kommuniziert werden. Insgesamt be- proben bei 80 Prozent der Zulieferer- Sammlung von Textilien aufzubauen. findet sich Rewe auf einem guten Weg betriebe innerhalb der Nassproduktion An mehreren hundert Penny-Stand- in Sachen Chemikalien-Management. durchgeführt zu haben. Das Ziel von orten in Deutschland sollen Altkleider mindestens 50 Prozent wurde somit gesammelt werden. Rewe hat jedoch Verzicht auf PFC erreicht. Inzwischen sind zudem alle noch nicht angeführt, nach welchen Rewe hat sich dazu verpflichtet, ab Lieferanten vertraglich dazu verpflich- Kriterien der Dienstleister ausgewählt dem 1. Januar 2017 PFC vollständig tet, die Ergebnisse auf der IPE- wurde, ob die Warenströme genau aus der Produktion zu verbannen. Plattform13 (Datenbank zur Erfassung festgehalten und veröffentlicht werden Entsprechendes ist in den Verträgen von Umweltverschmutzungen) zu oder was mit den erwirtschafteten mit den Lieferanten festgeschrie- veröffentlichen. Offen bleibt jedoch, Erlösen passieren soll. ben. Die Abwassertests aus dem wie hoch der IPE-Publikationsanteil Jahr 2016 zeigten, dass 75 Prozent der Zulieferbetriebe im Jahr 2016 ist. Schwarze Liste für Chemikalien der Betriebsstätten bereits PFC-frei Positiv zu bewerten ist ein gesonder- Rewe hat seine Liste mit gefährlichen arbeiten. In China fanden die Labore ter Bericht, der die Abwasserdaten Substanzen (Manufacturing Restric- jedoch noch in knapp 40 Prozent aus den verschiedenen Betrieben ted Substances List, kurz MRSL11) für der Abwasserproben PFC. Rewe hat vergleicht, Probleme identifiziert und das Jahr 2016 überarbeitet, um neue auf der Unternehmenswebsite eine notwendige Maßnahmen ableitet. Eine Substanzen ergänzt und Grenzwerte Fallstudie zur Substitution von PFC Liste mit Zulieferbetrieben hat das dem neuesten Stand der Technik an- in einer Produktionsstätte in Bangla- Unternehmen jedoch bislang nicht gepasst. Das Unternehmen investiert desch veröffentlicht. Mit Trainings- und veröffentlicht. in Informationsmaterialien, Mitarbeiter- Schulungsmaßnahmen will Rewe die und Lieferanten-Schulungen sowie gesteckten Ziele zuverlässig erreichen. 11, 12, 13 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 13 Non-Food-Sortiment. Die verschiede- und erneuerbarer Materialien, langle- nen Veröffentlichungen rund um die bige Produkte sowie Wiederverwen- Detox-Verpflichtung zeigen, dass Tchi- dung und Recycling. Bis 2020 sollen bo sich zum Vorreiter entwickelt hat. alle Produkte nach vom Unternehmen definierten Kriterien Closed-Loop- Hier kann man die Detox-Fortschritts- fit sein. Darüber hinaus kündigte berichte und weitere relevante Doku- das Unternehmen an zu prüfen, wie Tchibo mente einsehen: neue Formen des Konsums (z. B. www.tchibo.com/servlet/content/ „teilen statt besitzen“) in das eigene 1119124/-/starteseite-deutsch/ Geschäftsmodell integriert werden Tchibo hat knapp 700 Filialen in tchibo-unternehmen/verantwortung/ können. Deutschland und über 350 weitere gebrauchsartikel/detox.html in sieben europäischen Ländern. Herstellung Darüber hinaus betreibt Tchibo 8.300 Strategie Um Produkte kreislauffähig zu gestal- Depots im Fach- und Lebensmittel- Tchibo hat sich hier als Spitzenreiter ten, setzt Tchibo aktuell Teams aus handel, die neben Kaffee auch sehr positioniert. Vor allem, weil eine um- Produktmanagement, Qualitätsma- viele Textilien anbieten. fassende Strategie erarbeitet wurde, nagement und Einkauf zusammen, die sämtliche Produktlebensphasen um für jede Produktkategorie Closed- Tchibo war im Oktober 2014 der erste unter die Lupe nimmt und anhand Loop-Guidelines zu entwickeln. Das große Händler, der sich verpflichtete, eines Potenzialchecks Maßnahmen zeigt die strategische Verankerung bis 2020 zu entgiften. Anders als bei und Zeitpläne ableitet. Die Stra- des Ansatzes im laufenden Geschäft. anderen Supermarktketten gilt dieses tegie integriert die Anforderungen 2016 wurden mit einem kompostier- Versprechen nicht nur für Kleidung des Closed-Loop-Ansatzes14 in das baren Herren-Shirt erste praktische und Schuhe, sondern für das gesamte Produktdesign, die Nutzung recycelter Erfahrungen in der Umsetzung der Closed-Loop-Strategie gesammelt. Als weltweit drittgrößter Nutzer von Bio-Baumwolle und mit 80 Prozent Umstellung auf langlebige zertifizierter Baumwolle15 liegt Tchibo und recyclebare Mode mit seinem Gesamtsortiment bei Umstellung auf langlebige und recyclebare Mode diesem Teilaspekt an erster Stelle des Rankings. Nutzung Besondere Maßnahmen in Sachen He Garantien, Reparaturen oder neue, ie rs eg t nachhaltige Formen des Konsums el t ra lu für Textilien bleiben noch vage. Da St ng die Detox-Selbstverpflichtung für den gesamten Non-Food-Bereich gilt, verweist Tchibo darauf, dass Garantie- umfänge und -zeiträume für bestimm- te Produkte über gesetzliche Vorga- ben hinaus gewährt werden. Zum Teil können Ersatzteile bestellt (Möbel) Ve g oder ein Reparaturservice in Anspruch r un w rt tz e un g Nu genommen werden (Uhren, Schmuck). Die Sensibilisierung von Kunden für nachhaltigen Konsum im Sinne des Closed-Loop-Ansatzes erfolgt anhand 14 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17. 15 Es handelt sich um die Standards Organic Cotton, GOTS, CmiA, BCI. Die jeweiligen Erläuterungen finden sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 14 Bann gefährlicher Chemikalien realisierter Pilotprojekte. Doch selbst Bann gefährlicher Chemikalien das Unternehmen mit dem umfas- sendsten Ansatz hat hier noch Luft nach oben. Verwertung lien ika m T Nach einer detaillierten Analyse beste- he ra rC hender Rücknahmesysteme und deren ns fü pa Stärken und Schwächen hat Tchibo Schwarze Liste ren drei Ansatzpunkte zur Verbesserung z kreislauforientierter Rücknahme- und Recyclingsysteme identifiziert: kosten- lose und einfach erreichbare Rücknah- mesysteme, sensibilisierte Verbrau- cher und die gemeinnützige Nutzung der zurückgegebenen Textilien sowie etwaiger Verkaufserlöse. Bei Textilien kooperiert Tchibo neuerdings mit dem Ver C zic ht auf P F Dachverband FairWertung, dessen gemeinnützige Mitgliedsorganisatio- nen Kleidersammlungen nach sozialen und ökologischen Kriterien durch- führen. Dieser Rücknahme-Ansatz muss jedoch noch für die anderen Unternehmen durch einen engen Aus- Transparenz Länder ergänzt werden, in denen tausch sowie Schulungen, Trainings (Abwasserdaten und Lieferanten) Tchibo aktiv ist. Denn in den meisten und Weiterbildungsmaßnahmen in den Tchibo hatte im Fortschrittsbericht Fällen sind die Rücknahmequoten für einzelnen Betrieben. Ende 2015 angekündigt, die Ab- Textilien dort deutlich schlechter als in wasserdaten von 80 Prozent der Deutschland. Verzicht auf PFC Lieferanten offenzulegen. Für 126 Tchibo hat bereits vor der Detox- Nassbetriebe, die an der Herstel- Schwarze Liste für Chemikalien Selbstverpflichtung begonnen, PFC lung von 86 Prozent der verkauften Um die Chemie in der Lieferkette zu aus der Produktionskette zu eliminie- Textilien beteiligt waren, lagen dem kontrollieren, hat Tchibo die eigene ren. Ziel war es, diese Chemikalien bis Unternehmen Analysedaten vor. Die Liste mit gefährlichen Substanzen Juli 2016 endgültig zu verbannen. In Veröffentlichung der Daten wird von (Manufacturing Restricted Substan- sämtlichen Verträgen mit Lieferanten den Lieferanten eingefordert, hinkt ces List, kurz MRSL16) konsequent ist dieses Verbot inzwischen festge- allerdings etwas hinterher. Im laufen- weiterentwickelt, umfangreich ergänzt schrieben. Eine PFC-Fallstudie ist be- den Jahr soll daran gearbeitet werden. und strenge Grenzwerte festgelegt. reits auf www.subsport.org veröffent- Eine Lieferanten-Liste ist aktuell noch Dementsprechend hat Tchibo hier im licht, weitere Fallstudien werden dort nicht veröffentlicht. Nach Gesprächen Vergleich zu den anderen Supermarkt- gerade geprüft. Tchibo hat ebenso mit Greenpeace und der Vorlage der ketten deutlich die Nase vorne. Das wie die anderen überprüften Super- Wettbewerber hat das Unternehmen Unternehmen verfolgt einen Clean märkte bewiesen: PFC lassen sich in nun angekündigt, die Liste der Produk- Factory Approach17, der auf eine der Produktion ersetzen. Damit ist das tionsstätten 2017 zu veröffentlichen. dauerhafte Umstellung sämtlicher Pro- Problem PFC jedoch noch lange nicht duktionsprozesse der Nassbetriebe aus der Welt, beispielsweise aufgrund abzielt. Dass Tchibo den Ansatz auch verunreinigter Chemikalienzubereitun- glaubwürdig verfolgt, beweist das gen, die in der Produktion zum Einsatz kommen. 16, 17 Eine Erläuterung findet sich im Glossar auf Seite 17.
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 15 Fazit Die größten deutschen Supermarkt- ketten sind zwar beim Bann gefähr- licher Chemikalien auf einem guten Weg, haben aber bei der Umstellung auf langlebige und recyclebare Mode noch einige Arbeit vor sich. Sie müs- sen das schnelllebige Mode-Karussell entschleunigen und kreislauffähige Produkte ins Zentrum stellen. Dies sind die Voraussetzungen, um die Detox Selbstverpflichtung bis 2020 zu erreichen. Umfragen und Berichte von Greenpeace machen deutlich, dass sich die vielen bestehenden Probleme der Textilindustrie durch die Massen an Kleidung, die gekauft, getragen und zu schnell wieder entsorgt wer- den, weiter verschärfen. Es ist unrea- listisch, den aktuellen Massenkonsum mit Mode aus ökologisch und sozial gerechter Produktion zu decken. Ohne substanzielle Änderungen ihres Textilgeschäfts riskieren Aldi Nord und Süd, Kaufland, Lidl, Rewe/Penny und Tchibo ihren Erfolg beim Verbannen gefährlicher Chemikalien. Dringend notwendig: Entschleunigung und Kreislauf Kleidung darf nicht länger Wegwerf- ware bleiben. Eine verlängerte Lebens- dauer ist essenziell. Dabei können die Supermärkte einen entscheidenden Beitrag leisten. Die Detox-Zwischen- bilanz zeigt: Die Vollsortimenter tun sich noch schwer, aus dem Konzept der Massen- und Billig-Mode auszu- steigen. In den meisten Fällen nähern sich die Unternehmen dem Thema zu langsam und vorsichtig an. Es lebensphasen analysiert sowie Maß- Anspruch, den Kunden qualitativ muss eine Gesamtstrategie entwickelt nahmen und Zeitpläne abgeleitet. Für hochwertige Produkte zu verkaufen, werden, denn lose Einzelmaßnahmen alle Phasen (Herstellung, Nutzung und die lange getragen werden können. binden zu viel Aufmerksamkeit Verwertung) gilt es, neue Aspekte zu Dennoch wagt keine davon, sich und werden nicht den notwendigen berücksichtigen. Das Produktdesign öffentlich dazu zu positionieren, was Systemwandel erreichen. hat entscheidenden Einfluss auf den denn „lange“ genau bedeutet. Wenn Dass eine solche Gesamtstrategie gesamten weiteren Lebensweg jedes die Supermärkte ihren Qualitätsmana- machbar ist und komplexere Wand- einzelnen Stücks. gern vertrauen, sollte diesem Schritt lungsprozesse ins eigene Geschäfts- eigentlich nichts im Wege stehen. modell integrierbar sind, zeigt Tchibo: Qualität statt Quantität Insgesamt scheint die Nutzungsphase Im Closed-Loop-Ansatz des Unter- Die von Greenpeace analysierten die größte Herausforderung darzu- nehmens werden sämtliche Produkt- Supermarktketten erheben den stellen. Neben einer klaren Aussage
G RE E NPE ACE DE TOX-ZWI SCH EN BILAN Z II 16 zur Langlebigkeit sind Garantien oder ist es, die gesammelten Kleider neuen Reparaturdienstleistungen wün- Besitzern zuzuführen, beispielsweise schenswerte Maßnahmen. Wer sich als Secondhandware oder in Form als Vorreiter hervortun möchte, muss von Upcycling-Produkten. sich trauen, erste Schritte für neue Formen des Konsums wie beispiels- Detox weltweit weise Teilen, Leihen oder Tauschen zu Die Detox-Selbstverpflichtungen gel- setzen. ten ausdrücklich auch für die inter- nationalen Tätigkeitsbereiche der Zurück zum Anfang Supermarktketten. Maßnahmen für Wollen Kunden Kleidung oder Schuhe nachhaltigen Konsum dürfen nicht auf selbst nicht mehr nutzen, ist es Deutschland beschränkt sein. Insge- wichtig, dass die wertvollen Rohstoffe samt sind die Unternehmen aufge- nicht direkt im Müll landen. Zum einen fordert, sämtliche Maßnahmen zu müssen funktionierende Rücknahme- „internationalisieren“ und sie anzupas- Systeme etabliert und den Kunden sen, wo es notwendig ist. bekannt sein. Zum anderen gilt es, die bestmögliche Weiterverwendungs- Chemie: oder Recyclingoption sicherzustellen. weiter konsequent handeln An diesem Punkt sind von den Unter- In Sachen Entgiftung haben die hier analysierten Supermarkt-Ketten nehmen erste, zum Teil unterschied- Supermärkte sich tatkräftig an die zumindest bereits richtungsweisend liche Projekte entwickelt worden. Zwei Umsetzung ihrer Versprechen ge- für die Fashion-Unternehmen. Denn Dinge werden daran deutlich: Rück- macht. Sie verbannen schrittweise die H & M, Zara, Adidas oder Primark nahmesysteme machen vor allem dort gefährlichsten Chemikalien aus ihrer haben sich zwar auch alle verpflichtet, Sinn, wo die bisherige Infrastruktur zur Produktionskette. Sie veröffentlichen bis 2020 giftfrei zu produzieren, aber Sammlung von nicht mehr getragener umfangreiche Listen aller Substanzen, abgesehen von Leuchtturmprojekten Kleidung und Schuhen unzureichend die aus der Produktion verschwinden haben sie noch keine ausreichende ist. Das gleichwertige Recyceln – also sollen und sie machen der Öffentlich- Verantwortung für die Umstellung die Herstellung von Textilien aus alten keit die Abwasserdaten von Nassver- auf langlebige und kreislauffähige Textilien – muss noch einige Hürden arbeitungsbetrieben zugänglich. Und Produkte übernommen. Ein Umbau nehmen, um Relevanz für die Mode- doch werden trotz der Verbote in der ihrer Geschäftsmodelle hin zu mehr industrie zu erlangen. Umso wichtiger Produktion immer noch gefährliche Qualität und weniger Quantität ist Substanzen in Abwasseranalysen noch weniger erkennbar. Auch für sie gefunden. Das macht deutlich, wie gilt es, eine umfassende Strategie zu wichtig die Umstellung der gesamten entwickeln, die sämtliche Produkt- Fabrik statt nur einzelner Fertigungs- lebensphasen berücksichtigt. Der linien ist. Die bei auffälligen Proben Fokus der gesamten Strategie – vom verpflichtenden Ursachenanalysen zei- Design über Herstellung und Nutzung gen aber auch, dass oft Chemikalien- bis hin zur Verwertung – muss darauf zubereitungen oder bereits das in die liegen, negative Auswirkungen auf Fabrik eingeleitete Wasser verunreinigt Mensch und Umwelt so gering wie nur sind. Für die Textilindustrie, ihre Zulie- irgend möglich zu halten. ferer, aber auch für Politik und Behör- den gilt daher: Es bleibt noch einiges zu tun, um gefährliche Chemikalien tatsächlich komplett loszuwerden. Discounter als Vorbilder für Fast Fashion-Ketten Auch wenn noch ein langer Weg vor ihnen liegt, so bewegen sich die
G RE E NPE ACE DE T OX-ZWI SCH EN BILAN Z II 17 Glossar MRSL (Manufacturing Restricted verschmutzungen durch weltweit ansässi- Kriterien für die gesamte textile Wert- Substances List) ge Unternehmen aufgebaut hat. Ziel ist es, schöpfungskette fest. In den beteiligten Statt Grenzwerte nur für gefährliche Stoffe dass alle Stakeholder, insbesondere die in Betriebsstätten sind jährliche Inspektio- in den fertigen Produkten festzulegen, hat der Umgebung der Fabriken lebende Be- nen durch unabhängige Zertifizierer vorge- Greenpeace einen Paradigmen-Wechsel völkerung, Zugang zu Informationen über schrieben. GOTS-gelabelte Produkte gibt durchgesetzt: eine Entgiftung direkt in der die freigesetzten Abwässer und darin ent- es auch als Aktionsware bei Discountern. Produktion. Dazu arbeiten die Firmen mit haltene Chemikalien erhält (Recht auf der sogenannten MRSL – einer Liste ge- Information/Right to Know). Baumwoll-Standards: BCI, CmiA, fährlicher Stoffe, die in der Textilfertigung Fairtrade, OCS Organic Cotton komplett verbannt sind. Die Kontrolle er- PFC Der herkömmliche Anbau von Baumwolle folgt durch Tests der eingesetzten Chemi- (Per- und polyfluorierte Chemikalien) ist mit ökologischen und sozialen Prob- kalien, durch Abwasser- und Schlamm- PFC dienen dazu, Textil- und Lederpro- lemen behaftet. Verschiedene Standards tests sowie durch Tests der fertigen dukte wasser- und schmutzabweisend zu wollen mit Hilfe von einzuhaltenden Krite- Textilien. machen. Sie sind langlebig und reichern rien die Situation verbessern. Zu diesen sich bei Mensch und Tier im Gewebe und Standards gehören BCI der Better Cotton Clean Factory Approach im Blut an. Greenpeace hat die hormonell Initiative, CmiA (Cotton made in Africa) der Die Supermarktketten lasten mit ihren Auf- wirksamen und krebserregenden Chemika- Aid by Trade Foundation, Fairtrade von der trägen in der Regel nicht gesamte Produk- lien in umfangreichen Tests in Textilien Fairtrade Labelling Organisation (FLO) und tionsstätten aus. Werden in der Produkti- und Schuhen, Rucksäcken und Zelten OCS (Organic Content Standard) von Tex- onsstätte Chemikalien unterschiedlichen nach-gewiesen. Der vollständige Verzicht tile Exchange. Organic Cotton (Bio-Baum- Niveaus genutzt und parallel Textilien für auf die gesamte PFC-Gruppe setzt sich wolle) stammt aus biologischem Anbau, in andere gefärbt, gebleicht oder gewaschen, dank Detox immer weiter durch, auch in der Regel zertifiziert entsprechend der kann es zu Verunreinigung kommen. Das der Outdoor-Branche. gesetzlichen Bio-Vorgaben der EU oder Ziel der Detox-Kampagne ist es, in den Eine Übersicht der wichtigsten Detox- der USA. Herstellungsländern die Belastung des Chemikaliengruppen, auf die sofort ver- Wassers mit gefährlichen Substanzen zu zichtet werden muss, finden Sie hier: Recycling reduzieren. Daher macht eine Umstellung www.greenpeace.de/themen/endlager- Recycling ist nur dann sinnvoll, wenn es der Produktionsprozesse vor allem dann umwelt/gefahrliche-substanzen-der- Energie und Ressourcen spart. Das setzt Sinn, wenn die gesamte Fabrik sauber pro- textilindustrie nicht nur voraus, dass die Energiebilanz duziert. Nur, wenn die Supermärkte diesen des Verfahrens stimmt, sondern auch, Ansatz verfolgen, können sie sicherstel- Closed Loop Approach dass am Ende hochwertige Produkte ent- len, dass die giftigen Chemikalien aus ihren Beim Closed-Loop-Ansatz wird der ge- stehen, für die auch Bedarf besteht. Mit Produkten verbannt sind und bleiben und samte Lebenszyklus eines Produkts be- toxischen Substanzen belastete Alttextilien sie sich keinem permanenten Reputations- trachtet – begonnen beim Design, über sollten nicht in den Recyclingkreislauf ge- risiko aussetzen. den Einsatz der Rohstoffe, die Produktion, langen, damit die Giftstoffe nicht weiter im die Vermarktung, den Verkauf und die da- Umlauf bleiben. Zudem dürfen beim Textil- Fallstudien auf www.subsport.org rauffolgenden Nutzungsphasen bis zum Recycling keine problematischen Chemi- subsport.org ist eine mehrsprachige Platt- Gebrauchsende. Ziel ist es, in allen Phasen kalien in die Umwelt oder in die Produk- form für den Informationsaustausch über die für Umwelt und Menschen verantwor- te gelangen. Nach der Devise „reduce, alternative Chemikalien und Technologien tungsvollste Wertschöpfung und Nutzung reuse, recycle“ kann Recycling immer nur zur Substitution gefährlicher Substanzen. sicherzustellen sowie eine sichere Rück- die drittbeste Lösung sein. Zudem sind Fallbeispiele unterstützen andere Akteure führung in den Wirtschaftskreislauf be- tatsächlich die Recycling-Möglichkeiten bei der Suche nach sichereren Alternativen. ziehungsweise – wenn nicht mehr vom für Textilien noch sehr beschränkt. Die zu- Menschen genutzt – in die Umwelt zu ge- nehmende Verwendung von Naturfaser- IPE-Plattform währleisten. Synthetik-Gemischen stellt aktuell noch ein Das IPE (Institute for Public and Envi- massives Problem dar, da es noch keine ronmental Affairs) ist eine chinesische Textil-Standard GOTS Verfahren gibt, die in der Industrie zu einer Non-Profit-Organisation, die 2006 eine Der Global Organic Textile Standard, kurz nennenswerten Anwendung kommen und Datenbank zur Erfassung von Umwelt- GOTS, setzt ökologische und soziale wirtschaftlich rentabel sind. Impressum: Greenpeace e. V., Hongkongstr. 10, 20457 Hamburg; V.i.S.d.P.: Alexandra Perschau; Illustrationen: Andreas Klammt; Gestaltung: Johannes Groht Kommunikationsdesign; Stand 5/17 S 0202 1
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