Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016

Die Seite wird erstellt Dastin Niemann
 
WEITER LESEN
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
Textil-LabLuepel
unter der Detox-
                                   idung
Einkaufsratgeber für giftfreie Kle

                                           www.greenpeace.de

                      4. Auflage
                      Juni 2016
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
3		Gefährliche Chemikalien in der Textilindustrie
         6		Die Detox-Chemikaliengruppen
         11		 Textilstandards im Überblick
         20		 Kurzinfo zu Sozialstandards
Inhalt

         23		 Das können Sie tun
         27		 Impressum
         28		 Greenpeace fordert
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
Gefährliche Chemikalien
in der Textilindustrie
Kennen Sie das schmutzige Ge-        Valentino, Billiganbieter wie
heimnis Ihrer Kleidung? Egal         Aldi und mit Prato eine ganze
ob billig oder teuer, ob für oben-   Textilregion – haben sich ver-
drüber oder untendrunter –           pflichtet, bis 2020 giftfrei zu
Kleidung wird mit viel Chemie        produzieren. Das entspricht gut
traktiert, bevor sie auf dem Bü-     15 Prozent der Textilindustrie
gel hängt. Darunter sind etliche     weltweit. Besonders erstaunlich:
Substanzen, die selbst in kleins-    Sogar die Discounter mit ihrem
ten Mengen Umwelt und Ge-            schnell wechselnden Sortiment
sundheit schädigen. Vor allem        an Billigkleidung haben sich zu-
die kostbare Ressource Wasser
wird mit den giftigen Stoffen
aus den Kleiderfabriken ver-
schmutzt. In China heißt es: Die
Modefarben der Saison erkennt
man an den Farben der Flüsse.
Die Textilindustrie – so zeigen      letzt dem Greenpeace-Druck ge-
Greenpeace-Tests an Kleidung         beugt. Lidl, Rewe/Penny, Kauf-
und Abwasser – ist eine Indus-       land, Tchibo und Aldi wollen
trie, die dringend „entgiften“       Licht in ihre Lieferketten brin-
muss. Deswegen kämpft Green-         gen und bis 2020 saubere Tex-
peace mit der „Detox“-Kampag-        tilien anbieten. Nur alle großen
ne seit 2011 für ein Verbot aller    Outdoor-Firmen wehren sich
gefährlichen Chemikalien in der      noch immer hartnäckig. Wäh-
Textilindustrie.                     rend sie mit unberührter Natur
Mit Erfolg: 34 Marken – darun-       für ihre Produkte werben, erzeu-
ter Fast-Fashion-Ketten wie          gen sie ihre Funktionskleidung
H & M, Sportartikel-Giganten         mit besonders viel umwelt- und
wie Adidas, Nobel-Marken wie         gesundheitsgefährdender Che-
                                                                    3
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
mie. Und das, obwohl Alternati-
ven am Markt vorhanden sind.      Textilsiegel bieten
Die Kampagne läuft also weiter:   Orientierung im Textilmarkt
Es müssen sich noch mehr Fir-     Faserart, Waschanleitung, Pro-
men ihrer Verantwortung stel-     duktionsort – mehr Informa-
len, damit die Gewässer welt-     tionen gibt das Etikett eines
weit dauerhaft sauberer werden.   Kleidungsstückes nicht preis.
Außerdem prüft Greenpeace in      Unbekannt bleibt, mit welchen
regelmäßigen Abständen, ob        Chemikalien die Faser in Berüh-
den Zusagen auch Taten folgen.    rung kam und welche Schad-
Die Ergebnisse sind vielver-      stoffe bei der Weiterverarbei-
sprechend: Die verpflichteten     tung und Veredelung eingesetzt
Firmen haben tatsächlich be-      wurden. Textilsiegel klären ge-
gonnen, erste Chemikalien zu      nau darüber auf. Man findet sie
bannen und Abwasserdaten          inzwischen sogar in Shirts, Slips
offenzulegen. Bis 2020 wird       und Socken, vom Discounter bis
Greenpeace sehr genau verfol-     zur Boutique. Weil aber jedes
gen, ob die Firmen ihre Ent-      Siegel etwas anderes verspricht
giftungsversprechen wirklich      und die Standards regelmäßig
komplett umsetzen. Bis dahin      überarbeitet werden, nehmen
müssen sie sauber sein.           wir in diesem Ratgeber die be-
4
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
Wir bewerten in diesem Ratge-
                                    ber die großen Textil-Label nach
                                    ihren Schadstoff-Vorgaben, um
                                    den bislang wenig bekannten
                                    Chemikalien-Einsatz ins Ram-
                                    penlicht zu rücken. Damit auch
                                    Sie demnächst wissen, wie viel
                                    Chemie Sie auf der Haut tragen.

                                    Was bietet dieser Ratgeber
                                    nicht?
                                    Es gibt noch zahlreiche weitere
kanntesten Textil-Label unter       Textilstandards – diese betrach-
die Detox-Lupe. Und wir for-        ten aber häufig nur einzelne
dern die Siegel auf, ihre Auf-      Verarbeitungsstufen und nicht
lagen in puncto Chemikalien-        den gesamten Produktionspro-
management zu verschärfen.          zess. Nicht im Fokus stehen hier
Denn noch gibt es bei allen         außerdem Faser-Anbau, Recyc-
Siegeln Verbesserungsbedarf.        ling oder Sozialstandards.

Das bietet dieser Ratgeber          Textilsiegel sind wichtig – sie
Weil inzwischen eine Vielzahl       bieten Orientierung, sie helfen,
von Textilsiegeln auf dem Markt     verantwortungsbewusste Ent-
ist, können Verbraucher nur         scheidungen beim Kauf von
schwer unterscheiden, was sich      Kleidung zu treffen. Vor allem
hinter welchem Siegel verbirgt.     den kleinen „grünen“ Modemar-
Bieten die Zertifikate einen ech-   ken sollten wir den Vorzug ge-
ten Nutzen für Umwelt und Ver-      ben – denn sie sind die Vorreiter
braucher oder dienen sie nur als    der grünen Mode und zeigen
Feigenblatt? Tatsächlich umfas-     den großen Marken, dass saube-
sen nur wenige Textil-Label den     re Kleidung möglich ist.
gesamten Produktionsweg vom
Acker bis zum Kleiderbügel.
                                                                    5
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
Die Detox-Chemikaliengruppen
Mit der Detox-Kampagne will       die Chemikalien aus der Textil-
Greenpeace die Textilindustrie    produktion auch in den mensch-
von allen gefährlichen Chemi-     lichen Organismus. Doch die elf
kalien entgiften. Im Fokus der    Chemikaliengruppen sind nur
Kampagne standen zunächst elf     der Anfang – Greenpeace erwar-
Substanzgruppen, die in Her-      tet von der Textilindustrie, dass
stellungsländern wie China, In-   sie alle gefährlichen Chemika-
donesien und Mexiko umfang-       lien auf den Index setzt. Nur
reich eingesetzt werden, obwohl   wenn alle Schadstoffe durch
sie in der EU bereits verboten    umweltfreundliche Alternativen
sind. Sie verteilen sich global   ersetzt werden, können Umwelt
durch Gewässerkreisläufe und      und Gesundheit dauerhaft ge-
die Atmosphäre. Über Nahrung,     schützt werden.
Luft und Trinkwasser gelangen

Färbefabrik Well Dyeing Ltd. am Pearl-Fluss in Zhongshan, China
6
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
Alkylphenole und ihre Ethoxy-      überall zu finden. Diese Ausrüs-
late: Zu ihnen zählen Nonyl-       tungschemikalien dienen zum
phenol, Octylphenol und ihre       Brandschutz – auch bei Texti-
Ethoxylate. Alkylphenolethoxy-     lien. Speziell polybromierte
late werden in der Textilindus-    Diphenylether (PBDE) gelten
trie viel genutzt, zum Beispiel    laut EU-Wasserrecht als „beson-
beim Waschen während des           ders gefährlich“. Sie sind hor-
Färbens. Im Wasser spalten sich    monell wirksam und können
die Alkylphenole ab. Sie wir-      Wachstum und Entwicklung
ken ähnlich wie Östrogene und      der Geschlechtsorgane schädi-
können die Entwicklung der         gen. Ihrer Verwendung sind in
Geschlechtsorgane von Fischen      der EU enge Grenzen gesetzt.
und anderen Wassertieren
stören. Seit 2005 ist der Ver-     Chlorbenzole: Chlorbenzole
kauf von Produkten mit Nonyl-      sind als Biozide und Lösungs-
phenolen in der EU verboten.       mittel in der Textilproduktion
                                   im Einsatz. Einige schädigen
Azofarben: Azofarbstoffe sind      Leber, Schilddrüse und zentra-
in der Textilindustrie weit ver-   les Nervensystem. Hexachlor-
breitet. Einige können Substan-    benzol ist persistent und hor-
zen abspalten, die im Verdacht     monell wirksam und wie poly-
stehen, bei Hautkontakt Krebs      chlorierte Biphenyle durch die
auszulösen. Laut EU-Gesetz-        Stockholm-Konvention stark
gebung dürfen diese Azofarben      beschränkt.
nicht mehr für Textilien ver-
wendet werden, die direkt auf      Chlorierte Lösungsmittel:
der Haut getragen werden.          Chlorierte Lösungsmittel wie
                                   Trichlorethan dienen dazu,
Bromierte und chlorierte           Chemikalienrückstände von
Flammschutzmittel: Viele           Textilien zu entfernen und sie
bromierte Flammschutzmittel        zu reinigen. Trichlorethan schä-
(BFR) reichern sich in der Um-     digt die Ozonschicht. Außer-
welt an und sind mittlerweile      dem kann es bei Mensch und
                                                                    7
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
Tier das zentrale Nervensystem      breitet. Sie sind langlebig und
sowie Leber und Nieren schädi-      reichern sich im menschli-
gen. Seit 2008 ist es in der EU     chen Gewebe und im Blut an.
nur noch begrenzt erlaubt.          Sie können die Leberfunktion
                                    schädigen und das körpereige-
Chlorphenole: Chlorphenole          ne Hormonsystem stören. Diese
werden auch als Biozide in der      Stoffgruppe ist besonders um-
Textilindustrie eingesetzt. Spe-    fangreich. Besonders kritische
ziell Pentachlorphenol ist für      Substanzen sind unter anderem
Wasserorganismen hochgiftig         das giftige Perfluoroktansul-
und kann beim Menschen Or-          fonat (PFOS) und die Perfluor-
gane schädigen. Die Produktion      oktansäure (PFOA). PFOS ist
und Verwendung dieser Subs-         durch die Stockholm-Konven-
tanz ist in der EU seit 1991 ver-   tion global beschränkt und in
boten.                              Europa für bestimmte Anwen-
                                    dungen ganz verboten. PFOA
Kurzkettige Chlorparaffine:         ist auf Initiative des Umwelt-
Kurzkettige Chlorparaffine wer-     bundesamtes entsprechend der
den in der Textilindustrie als      EU-Chemikalienverordnung als
Flammschutz und beim Ver-           besonders besorgniserregender
edeln von Textilien und Leder       Stoff eingestuft – ein gutes Si-
verwendet. Sie gelten als gif-      gnal. Inzwischen versucht die
tig für Wasserorganismen und        Branche, auf andere PFC auszu-
reichern sich im menschlichen       weichen. Greenpeace bewertet
Körper an. Ihr Einsatz ist seit     dies kritisch, denn die als Ersatz
2004 EU-weit beschränkt.            eingesetzten Stoffe sind für die
                                    Umwelt ebenfalls problema-
Per- und polyfluorierte             tisch. So sind Fluortelomer-Al-
Chemikalien (PFC):                  kohole (FTOH) leicht flüchtig
PFC machen Textil- und Leder-       und belasten vor allem in Out-
produkte wasser- und schmutz-       door-Geschäften die Innenluft.
abweisend. Daher sind sie in        In die Umwelt freigesetzt, wan-
der Outdoor-Branche weit ver-       deln sie sich in PFOA um.
8
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
Weltweiter Protest bei der Outdoorfirma Mammut: Entgiften!

Phthalate: Phthalate sind          man zum Gerben von Leder.
Weichmacher. In der Textil-        Chrom VI, Quecksilber und
industrie werden sie vor allem     Cadmium können Krebs erzeu-
in Plastisol oder Druckfarben      gen. Der Einsatz dieser Schwer-
genutzt. Bei Säugetieren inklu-    metalle ist in der EU mit strik-
sive Menschen können sie die       ten Auflagen versehen.
Entwicklung der Geschlechts-
organe hemmen. Nach EU-            Organozinnverbindungen:
Chemikalienrecht sind etliche      Organozinnverbindungen wer-
Phthalate seit 2015 verboten.      den in Bioziden und als Anti-
                                   schimmelmittel in zahlreichen
Schwermetalle: Schwermetalle       Konsumgütern verwendet. Die
wie Cadmium, Blei und Kupfer       Textilindustrie setzt sie etwa in
stecken in Farbstoffen. Sie kön-   Socken, Schuhen und Sportbe-
nen sich im Körper anreichern      kleidung ein, um Geruchsbil-
und Organe sowie das Nerven-       dung zu verhindern. Seit Januar
system schädigen. Chrom nutzt      2012 sind Produkte, die mehr
                                                                      9
Textil-Label unter der Detox-Lupe Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung - Auflage Juni 2016
An den Farben der Flüsse in China erkennt man die Farben der Saison.

als 0,1 Prozent bestimmter Or-       umwelt- und gesundheitsschäd-
ganozinnverbindungen enthal-         lich sind und deshalb gebannt
ten, in der EU verboten.             werden müssen. Dazu gehören
                                     zum Beispiel die teils krebser-
Um die Textilindustrie jedoch        regenden Polyzyklischen Aro-
wirklich zu entgiften, müssen        matischen Kohlenwasserstoffe
wesentlich mehr Chemikalien          (PAK) oder Dimethylformamid
aussortiert werden. Um einen         (DMF), das als fortpflanzungs-
Überblick über alle schädli-         gefährdend und akut toxisch bei
chen Substanzen zu geben, hat        Hautkontakt gilt. Beide Substan-
Greenpeace mit Hilfe von Wis-        zen hat Greenpeace in Kinder-
senschaftlern ein Beispiel für       kleidung von Discountern ver-
eine umfassende „schwarze Lis-       mehrt nachgewiesen.
te“ vorgelegt. Diese sogenann-
te „MRSL“ (Manufacturer’s Re-
stricted Substances List) enthält
aktuell über 400 Substanzen, die
10
Weltweit die meisten Textilien werden in China gefertigt – mit gravierenden
Umweltfolgen.

Textilstandards im Überblick
Im Folgenden bewerten wir              Strenge Grenzwerte sind auch
Textilstandards danach, wie            deshalb wichtig, weil nur sie
streng sie schädliche Chemika-         den tatsächlichen Chemikalien-
lien regulieren. Die strengsten –      Verzicht garantieren. Sind die
und damit am besten bewerte-           Grenzwerte schwach, können
ten – Labels stehen in der ersten      Verbote umschifft und Grenz-
Kategorie (drei Sterne), die           werte für einige Schadstoffe
mittleren in der zweiten, die          einfach durch vielfaches Wa-
schwächsten in der letzten. Au-        schen der Kleidung eingehalten
ßerdem geben wir Ihnen eine            werden. Damit ist der Umwelt
Kurzinfo zum Standard und sa-          nicht geholfen – die Chemikali-
gen, wo Kleidung mit dem jewei-        en gelangen trotzdem in unsere
ligen Label zu bekommen ist.           Gewässer.
                                                                         11
IVN Best                            sind ausgeschlossen. So nimmt
                                    der Standard bewusst in Kauf,
                                    dass manche Produkte aufgrund
                                    der strengen Vorgaben gegen-
                                    wärtig nicht herstellbar sind.

                                    Chemikalien
                                    Seit 2014 hat sich der Standard
                                    noch verbessert: Alle Verbote
                                    sind nun mit Grenzwerten ver-
                                    sehen. So dürfen bei den PFC
                                    nun die langkettigen PFOA und
Kurzinfo zum Standard               PFOS nicht mehr nachweisbar
Das Siegel des Internationalen      sein (weniger als 0,001 mg/kg),
Verbands der Naturtextilwirt-       fast das Gleiche gilt auch für die
schaft ist das strengste Siegel     flüchtigen kurzkettigen FTOH.
am Markt. Es zielt auf das maxi-    Auch bei Anilin, das zu den
mal umsetzbare Niveau an Tex-       krebserregenden Azofarbstof-
tilökologie und betrachtet die      fen gehört, hat IVN Best einen
gesamte textile Kette vom An-       Grenzwert eingeführt, das Glei-
bau der Fasern bis zum Endpro-      che gilt für Alkylphenole und
dukt. Die Chemikalien-Grenz-        ihre Ethoxylate. Bei den krebs-
werte orientieren sich an denen     erregenden PAK werden Grenz-
des Global Organic Textile Stan-    werte einzeln aufgeführt.
dard (GOTS), der IVN Best ist je-
doch strenger bei Material- und     Hier ist das Siegel zu finden
Sozialstandards und hat einige      Die einzigen Lizenznehmer
wenige Chemikalien mehr ver-        sind die Naturtextil-Spezialisten
boten. Beim IVN Best werden         Cotonea und Hess Natur.
nur Naturfasern zertifiziert, die
aus 100 Prozent kontrolliert bio-      www.naturtextil.de
logischem Anbau stammen –
Regenerat- oder Synthetikfasern
12
GOTS

                                   Chemikalien
                                   Keine Neuerungen seit 2014:
                                   Der Standard umfasst alle wich-
                                   tigen Chemikalien und belegt
                                   diverse Einzelsubstanzen mit
                                   Verboten. Greenpeace fordert,
                                   dass im Fall von Substanzgrup-
                                   pen nicht nur Summengrenz-
Kurzinfo zum Standard              werte genannt werden. Bei den
Das sehr hohe Niveau des „Glo-     Phthalaten fällt auf, dass Öko-
bal Organic Textile Standard“      Tex 100 und Bluesign deutlich
(GOTS) ist auf Natur- und eini-    mehr Einzelsubstanzen benen-
ge Regeneratfasern anwendbar.      nen. Die nächste Revision ist für
Bei Naturfasern dürfen bis zu 30   2017 geplant.
Prozent künstliche Fasern bei-
gemischt werden. GOTS regelt       Hier ist das Siegel zu finden
die gesamte textile Wertschöp-     GOTS-gelabelte Produkte gibt es
fungskette vom Anbau bis zum       in sogenannten Green Fashion
fertigen Produkt. Sämtliche        Concept Stores, bei Hess Natur,
Verarbeitungsstufen werden         in Bio-Supermärkten wie Alna-
unabhängig zertifiziert, dazu      tura, im Online-Spezialhandel,
gehören jährliche Betriebsins-     bei Händlern wie Rewe oder
pektionen – dies garantiert ein    gelegentlich als Aktionsware
hohes Maß an Glaubwürdigkeit.      bei Discountern.
Das Chemikalienmanagement
ist sehr streng – nur der Stan-       www.global-standard.org
dard IVN Best hat ein paar wei-
tere Verbote bei Chemikalien.

                                                                  13
Der Blaue Engel

                                    gne stehenden Chemikalien-
                                    gruppen. Positiv ist, dass viele
                                    Einzelsubstanzen explizit be-
                                    nannt werden und somit eine
                                    Überprüfung einfacher wird. Zu
                                    bemängeln ist, dass bei diesem
                                    Standard nicht alle Verbote mit
                                    Grenzwerten hinterlegt sind,
Kurzinfo zum Standard               beispielsweise fehlen sie für Al-
Das staatliche Umweltlabel hat      kylphenole und ihre Ethoxyla-
seit 2011 auch einen Standard       te. Insgesamt sind die Grenz-
für Textilien entwickelt, der so-   werte im Vergleich zu anderen
wohl Natur- als auch Synthetik-     Textilstandards uneinheitlich
fasern abdeckt. Er zeichnet sich    geregelt – mal sind sie strenger,
durch einen hohen Anspruch an       mal schwächer als GOTS oder
Umwelt-, Gesundheits- und Ge-       Bluesign.
brauchseigenschaften aus und
enthält eine umfassende Chemi-      Hier ist das Siegel zu finden
kalienregelung entlang des ge-      Für Textilien gibt es immer
samten Produktionsprozesses.        noch keinen Lizenznehmer und
Allerdings ist dieser Textilstan-   damit keine Produkte, die mit
dard seit 2011 kein Mal überar-     dem Blauen Engel gekennzeich-
beitet worden und entspricht        net sind.
nicht mehr komplett dem neu-
esten Stand der Analytik.              www.blauer-engel.de/de/
                                    produktwelt/haushalt-wohnen/
Chemikalien                         textilien
Der Blaue Engel verbietet alle
im Zentrum der Detox-Kampa-
14
Bluesign                          außerdem die Grenzwerte regel-
                                  mäßig an. Insgesamt ist Bluesign
                                  ein sehr strenger Standard, nur
                                  teilweise besteht noch Verbes-
                                  serungsbedarf. Wünschenswert
                                  wäre, dass als „grau“ gekenn-
                                  zeichnete Substanzen, für die
                                  noch eine Alternative gefunden
                                  werden muss, nach einer be-
                                  stimmten Zeit sicher auf die Ne-
                                  gativliste wandern. Bei den PFC
                                  hat sich seit 2014 etwas getan,
Kurzinfo zum Standard             jedoch noch nicht genug: Alle
Bluesign betrachtet die gesam-    langkettigen Substanzen sind so
te Herstellungskette beginnend    gut wie verboten, die kurzketti-
bei der Chemieindustrie und       gen jedoch noch als Alternative
überprüft alle Betriebe. Der      erlaubt. Diese sind jedoch fast
Standard hat nicht nur mit Ab-    genauso umwelt- und gesund-
stand die umfassendste Negativ-   heitsgefährdend und ebenso
liste schädlicher Chemikalien,    langlebig und müssen deshalb
sondern auch eine Positivliste:   auch gebannt werden.
den bluesign „bluefinder“. Dort
sind zum Beispiel fluorfreie      Hier ist das Siegel zu finden
wasserabweisende Substanzen       Bluesign hat Hunderte von Sys-
enthalten – echte Alternativen    tem-Partnern. Bekannte Marken
zu den schädlichen PFC.           sind vor allem Outdoor-Herstel-
                                  ler wie Schöffel, Columbia, 3M
Chemikalien                       Thinsulate, The North Face oder
Bluesign reguliert Hunderte       Patagonia sowie Adidas, Nike,
Chemikalien. Auch alle in der     Vaude und G-Star Raw.
Detox-Kampagne hervorgehobe-
nen Substanzen sind mit Grenz-       www.bluesign.com
werten belegt. Bluesign passt
                                                                15
Cradle to Cradle

                                   verboten ist. Die Verbote umfas-
                                   sen allerdings nicht alle umwelt-
                                   und gesundheitsschädlichen
                                   Substanzen. Außerdem greifen
                                   sie erst ab einer Verwendung
                                   dieser Chemikalien von mehr
                                   als einem Gramm pro Kilo – aus
                                   Greenpeace-Sicht kein adäqua-
Kurzinfo zum Standard              ter Grenzwert.
Cradle to Cradle ist ein Design-   Ab Label-Stufe Gold müssen
konzept, bei dem der Kreis-        weitere, als problematisch defi-
laufgedanke im Vordergrund         nierte Chemikalien eliminiert
steht: Dabei werden Produkte       sein. Das Produkt ist dann aus
ausgezeichnet, die besonders       Cradle to Cradle-Sicht optimiert
umweltsichere, gesundheitlich      für die Kreislauffähigkeit.
unbedenkliche und kreislauf-
fähige Materialien verwenden.      Hier ist das Siegel zu finden
Es gibt fünf Stufen, von Basic     Trigema und vor allem eine Rei-
über Bronze, Silber und Gold       he von Arbeitsbekleidungsher-
bis zu Platin.                     stellern, wie zum Beispiel Lauf-
                                   fenmühle, vertreiben Cradle to
Chemikalien                        Cradle-Produkte.
Der Standard wurde zuletzt
2014 überarbeitet. Es gibt eine       www.c2c-ev.de
Liste von Chemikalien, deren          www.epea.com/de
Einsatz schon ab der Basic-Stufe

16
EU-Ecolabel

                                   alle besonders kritischen Che-
                                   mikalien gelistet und zahlrei-
                                   che Einzelsubstanzen verboten.
                                   Allerdings sind die Grenzwerte
                                   häufig schwächer als bei ande-
                                   ren Textilstandards. Auch sind
                                   nur teilweise Laboranalysen am
                                   Endprodukt vorgeschrieben.
Kurzinfo zum Standard
Das EU-Ecolabel für Textilien      Hier ist das Siegel zu finden
gehört zur EU-Blume, dem           Textilien mit dem EU-Ecolabel
europäischen Umweltlabel. Es       sind in Deutschland kaum ver-
ist ein eher massentaugliches      breitet. Welche Produkte das
Label mit mittlerem Anspruch,      EU-Ecolabel tragen, lässt sich
besonders was das Chemikalien-     auf der Webseite www.ecolabel.
management anbelangt.              eu prüfen. In Deutschland zählt
                                   Aktionsware von Discountern
Chemikalien                        dazu, auch die dänische Kinder-
Seit 2014 ist der Standard nicht   moden-Marke „Name it“ nutzt
überarbeitet worden – daher gilt   das EU-Ecolabel für Teile ihrer
nach wie vor: Die Liste verbote-   Kollektion.
ner Chemikalien ist zwar recht
umfangreich, weist aber Lücken        www.eu-ecolabel.de
auf. So fehlen weiterhin chlo-
rierte Lösungsmittel, sonst sind

                                                                17
Made in Green                        dous Chemicals“), Umweltleis-
                                     tung, Arbeitssicherheit, soziale
                                     Verantwortung, Umweltmanage-
                                     ment sowie Qualitätsmanage-
                                     ment. STeP ersetzt die vorheri-
                                     ge Zertifizierung nach Oeko-Tex
                                     Standard 1000, die nicht mehr
                                     weiterverfolgt wird.

                                     Chemikalien
                                     Sämtliche Betriebsstätten mit
                                     Nass-Prozessen müssen nach
Kurzinfo zum Standard                Oeko-Tex STeP zertifiziert sein.
„Made in Green“ ist ein umfas-       Die regulierten Chemikalien
sender Nachhaltigkeits-Stan-         entsprechen denen des Oeko-
dard der Oeko-Tex-Familie, der       Tex Standard 100.
die gesamte textile Kette regelt.
Textilien mit diesem Label sind      Hier ist das Siegel zu finden
schadstoffgeprüft und in einem       Laut Oeko-Tex soll es sowohl
umweltfreundlichen und sozial-       bei „Made in Green“ als auch bei
verträglichen Betrieb hergestellt.   „STeP“ Lizenznehmer im drei-
Die Schadstoffgrenzen in den         stelligen Bereich geben, darun-
Textilien entsprechen dem Oeko-      ter auch internationale Brands.
Tex Standard 100, die Anforde-       Besonders in außereuropäi-
rungen an die Produktionsbe-         schen Ländern sei eine Zertifi-
triebe sind gemäß den Kriterien      zierung nach STeP sehr gefragt.
des STeP („Sustainable Textile       Nähere Angaben hat Oeko-Tex
Production“) by Oeko-Tex vor-        nicht gemacht. Die Verbreitung
gegeben. Diese erstrecken sich       bleibt jedoch deutlich unter
auf sechs Bereiche: Chemikalien-     dem weniger strengen Oeko-Tex
management (konform mit den          Standard 100.
Anforderungen der Industrie-In-
itiative „Zero Discharge of Hazar-      http://bit.ly/1RDNNP0
18
Öko-Tex Standard 100

                                    weit hinter GOTS oder IVN Best
                                    zurück. So wurden die Grenz-
                                    werte vor allem bei den langket-
                                    tigen PFC gesenkt. Auch bei den
                                    Alkylphenolen/Nonylphenolen
                                    gelten niedrigere Grenzwerte.
                                    Der Oeko-Tex Standard 100 be-
                                    inhaltet auch schon seit Jahren
Kurzinfo zum Standard               die in der Detox-Kampagne sehr
Dieser am weitesten verbreitete     kritisierten krebserregenden
Standard ist ein reines Verbrau-    PAK und Lösungsmittelrück-
cherschutzsiegel: Es prüft ledig-   stände wie DMF. 2016 ist auch
lich die Schadstoffrückstände       bei den chlorierten Lösungsmit-
am Endprodukt. Die Herstel-         teln eine weitere Substanz auf-
lungsbedingungen untersucht         genommen worden
Oeko-Tex 100 nicht. Auch ist
der Standard mit seinen vier        Hier ist das Siegel zu finden
verschiedenen Klassen je nach       Das Textilsiegel ist am weites-
Hautkontakt unterschiedlich         ten verbreitet – allein im letzten
streng bei den Chemikalien-         Jahr wurden mehr als 16.000
mengen. Damit ist der Nutzen        neue Zertifikate ausgestellt.
für die Umwelt eher gering, das     Produkte mit dem Oeko-Tex
Siegel ist jedoch sehr massen-      Standard 100 sind überall im
tauglich.                           Einzelhandel zu finden.

Chemikalien                            www.oeko-tex.com
Erfreulich ist, dass die Anforde-
rungen von Jahr zu Jahr stren-
ger werden – sie bleiben jedoch
                                                                    19
Kurzinfo zu Sozialstandards
Spätestens seit dem Fabrikein-
                                                                       Die Ethical Tra-
sturz von Rana Plaza in Bangla-                                        ding Initiative
desch, bei dem mehr als 1.130                                          (ETI) ist eine
                                                                       Multi-Stakehol-
Textilarbeiterinnen und Textil-                 der-Initiative, in der sich Unterneh-
arbeiter ums Leben kamen, sind                  men, Nichtregierungsorganisationen
                                                und Gewerkschaften zusammen-
die Arbeitsbedingungen in der                   geschlossen haben. Verschiedene
Textilindustrie nicht mehr nur                  Monitoring- und Verifizierungsmo-
Thema von engagierten Nicht-                    delle werden verglichen. Die ETI führt
                                                selbst keine Audits und Verifizierun-
regierungsorganisationen, son-                  gen durch, sondern empfiehlt unab-
dern auch ein erklärter Hotspot                 hängige Verifizierungsstellen. Es gibt
                                                kein Siegel an Kleidungsstücken.
der Branche.                                    Mehr Informationen unter:
Schon seit vielen Jahren gibt es                   www.ethicaltrade.org
verschiedene Zusammenschlüs-                       www.ci-romero.de/
                                                   gruenemode-eti
se, die sich mit den Arbeitsbe-
dingungen beschäftigen. Ziel
                                               ist es in der Regel, die von der
                     Fairtrade hat kürz-       Arbeitsorganisation der Verein-
                     lich ein Textilsiegel
                     veröffentlicht, das die
                                               ten Nationen (ILO) vereinbar-
                     ganze Lieferkette um-     ten Kernarbeitsnormen in der
                     fasst – bislang gab es    Textilindustrie sicherzustellen.
                     nur Fairtrade-zertifi-
                     zierte Baumwolle. Die     Neben dem Verbot von Zwangs-
     Forderungen des neuen Siegels um-         und Kinderarbeit gehören dazu
     fassen bessere Arbeitsbedingungen,
     Arbeitsrechte und Löhne zum Leben.
                                               auch der Arbeitsschutz und
     Kritiker bemängeln den Fokus des          Arbeitnehmerrechte – wie die
     Standards auf einzelne gelabelte Pro-
                                               Versammlungsfreiheit oder
     dukte, womit kein umfassender Wan-
     del des gesamten textilen Sektors er-     das Recht auf Kollektivverhand-
     reicht werden könne. Kritikpunkt zum      lungen.
     Thema Löhne: Nicht die Marken, son-
     dern die Fabriken würden zu höheren       Die zunehmende Empörung
     Löhnen verpflichtet. Verhandlungen        der Verbraucher ist nun auch in
     mit ersten Lizenznehmern laufen.
                                               der Politik angekommen.
20
Gerd Müller, Bundesminister                                            Die Business
für wirtschaftliche Zusammen-                                          Social Com-
arbeit und Entwicklung, hat das                                        pliance Initia-
                                                                       tive (BSCI) ist
„Textilbündnis für bessere Um-                 eine 2003 gegründete Initiative unter
welt- und Sozialstandards“ auf                 dem Dach der Foreign Trade Asso-
                                               ciation. Es handelt sich um eine aus-
den Weg gebracht. Was als am-                  schließlich von Unternehmen betrie-
bitionierte Initiative mit breiter             bene Plattform, die Sozialstandards
                                               basierend auf den ILO-Kernarbeits-
Einbindung von Unternehmen                     normen sicherstellen will. Allerdings
und Zivilgesellschaft startete,                sind Gewerkschaften und Organi-
ist leider zu einem schwachen                  sationen der Zivilgesellschaft nicht
                                               gleichberechtigt in zentrale Entschei-
Bündnis ohne ehrgeizige Zeit-                  dungen eingebunden. Es gibt kein
pläne verwässert. Die Textil-                  Label an Kleidungsstücken. Mehr In-
                                               formationen unter:
industrie hatte Minister Müller                   www.bsci-intl.org
mit seinem ersten, noch deut-                     www.ci-romero.de/
lich stärkeren Bündnistext im                     gruenemode-bsci

Regen stehen lassen: Außer
                                              einigen Öko-Marken wollte nie-
                                              mand mitmachen. Daraufhin
                         Die Multi-Stake-
                         holder-Initiative    durfte sich die Industrie ihre
                         Social Accoun-       Bedingungen im zweiten An-
                         tability (SAI) hat
                         mit dem SA 8000      lauf im Wesentlichen selbst
  ein Zertifizierungssystem für Zuliefer-     schreiben. Das Ergebnis: ein
  betriebe entwickelt, mit dem Betriebe
  hinsichtlich der Einhaltung der ILO-
                                              Text mit schönen Zielen, aber
  Kernarbeitsnormen überprüft wer-            ohne konkrete Angaben, bis
  den. Auch existenzsichernde Löhne           wann und wie sie erreicht wer-
  werden gefordert. Ein ausgestelltes
  Betriebszertifikat ist drei Jahre gültig.   den sollen. Als Minister Müller
  Es bescheinigt die Bereitschaft des         dieses Textilbündnis im zwei-
  Herstellers, sich überprüfen zu lassen
  und die wichtigsten Sozialstandards
                                              ten Anlauf verkündete, traten
  einzuhalten. Es gibt kein Siegel an         alle großen Modeunternehmen
  Kleidungsstücken. Weitere Informa-          bei. Es bleibt abzuwarten, ob
  tionen unter:
     www.sa-intl.org                          das Textilbündnis mehr als ein
     www.ci-romero.de/                        folgenloser Debattierzirkel mit
     gruenemode-sa8000
                                              endlosen Arbeitsgruppen-Sit-
                                                                                         21
Fair Wear Found-
                                              nehmens-Initiativen oder auch
                      ation (FWF) ist eine    „Multi-Stakeholder“-Zusammen-
                      Multi-Stakeholder-      schlüsse, die unterschiedliche
                      Initiative. NGOs,
                      Gewerkschaften,         Interessensgruppen einbinden.
                      Wirtschafts- und Han-   In den wenigsten Fällen wer-
                      delsverbände koope-
     rieren, um soziale Bedingungen in        den Kunden direkt am Produkt
     Nähfabriken zu verbessern und für        über die Einhaltung von Sozial-
     Löhne zu sorgen, die wirklich zum
     Leben reichen. Inzwischen gibt es
                                              standards informiert. Deshalb
     mehr als 80 Mitgliedsunternehmen,        stellen wir in diesem Ratgeber
     darunter öko-faire Marken wie Hess       Organisationen vor, die sich
     Natur, HempAge oder Nudie Jeans.
     Das Logo der Fair Wear Foundation        mit dem Thema beschäftigen.
     ist nur unter bestimmten Bedingun-       Denn spricht man als Kunde
     gen an Kleidungsstücken zu finden:
     Das Unternehmen muss länger als
                                              Modemarken direkt auf Sozi-
     ein Jahr FWF-Mitglied und beim jähr-     alstandards an, erhält man als
     lichen Check in die beste Kategorie      Antwort oft den Verweis auf die
     („A“) eingestuft sein.
                                              Mitgliedschaft in einer solchen
                                              Initiative. Detaillierte Informa-
zungen wird. Gesetzliche Rege-                tionen hält die „Kampagne für
lungen sind durch das freiwilli-              saubere Kleidung“ bereit. In die-
ge Bündnis nun vom Tisch.                     sem Ratgeber stellen wir Ihnen
Am weitesten vorangeschrit-                   die fünf Sozialstandard-Initiati-
ten ist die Bearbeitung sozialer              ven vor, die am deutschen Mo-
Themen im Bereich der Arbeits-                demarkt am weitesten verbrei-
bedingungen in den Nähfabri-                  tet sind.
ken. Dort gibt es reine Unter-

22
Das können Sie tun
Textilstandards sind nur ein       vom Grüne-Mode-Blog:
Hilfsmittel im persönlichen           www.kirstenbrodde.de
Umgang mit Kleidung. Hier
noch ein paar Tipps, die helfen,   Kaufen Sie grüne Mode: Es
sich „korrekt“ zu kleiden.         gibt immer mehr Eco Fashion
                                   Stores, die sich gänzlich der
Kaufen Sie secondhand: War-        grünen Philosophie verschrie-
um neu kaufen? Auf Flohmärk-       ben haben. Viele Designer und
ten, in Secondhand-Läden, auf      Modelabel arbeiten daran,
Onlineplattformen wie Kleider-     Mode grüner zu machen, und
kreisel oder bei Freunden be-      erzeugen so Druck auf globa-
kommen Sie einzigartige Mode       le Produktionsbedingungen.
– häufig günstiger oder um-        Häufig wird die Mode unter
sonst. Gehen Sie kreativ mit Ih-   deutlich besseren Sozialstan-
rem Wunsch nach Veränderung        dards produziert, nicht selten
um und kombinieren Sie neue        zu vergleichbaren Preisen wie
mit alten Teilen.                  Markenkleidung. Gerade die
                                   kleinen Label sind oft doppelt
Werden Sie Modeschöpfer/in:        gut und bieten Bio & Fair, Öko-
Was beeindruckt mehr als           logie und Ethik im Doppelpack.
Selbstgemachtes? Lernen Sie        Mehr Infos unter:
häkeln, stricken, nähen oder          www.getchanged.net
siebdrucken! In vielen Städten        www.gruenemode.de
bieten Modeläden, Volkshoch-
schulen oder sogar Designer        Organisieren Sie eine Kleider-
Workshops an. Do-it-yourself-      tauschparty: Kleidertauschpar-
Anleitungen (DIY) finden Sie       tys machen Spaß und sind der
online, etwa bei YouTube. Öko-     kreativste und umweltfreund-
faire Stoffe oder Garne finden     lichste Weg, Ihrem Kleider-
Sie auf einer der grünen Listen    schrank einen Frischekick zu
                                                                  23
verpassen, ohne einen Euro           ist. Und wenn Sie schon dabei
auszugeben! Einen Eindruck           sind, können Sie die Kleidung
von Deutschlands größter Klei-       auch gleich nach Ihren Wün-
dertauschparty, die Greenpeace       schen umgestalten: neue Knöp-
2015 in 40 Städten gleichzeitig      fe, machen Sie aus einem Dress
organisiert hat, gibt es hier:       einen Rock, aus einer Jeans eine
     http://bit.ly/1UOmUIw           Shorts und so weiter …

Kaufen Sie Klassiker und ach-        Misten Sie den Kleiderschrank
ten Sie auf Qualität: Investieren    aus: Misten Sie Ihren Kleider-
Sie in gute Qualität und Stücke,     schrank einmal gründlich aus.
die Sie lieben. Drehen Sie die       Was Sie nicht mehr tragen wol-
Kleidung von innen nach außen        len, geben Sie einfach weiter.
– sehen und fühlen Sie den Un-       Dass die aussortierten Teile in
terschied zwischen guter und         die richtigen Hände geraten,
schlechter Qualität. Hier darf       garantiert das Zeichen von Fair-
man mal echt „materialistisch“       Wertung. Eine gute Idee sind
sein. Lieber liegen lassen, was so   auch die Shops der Entwick-
aussieht, als sei es mit der         lungsorganisation Oxfam, die
heißen Nadel genäht.                 alte Kleidung annehmen. Na-
                                     türlich können Sie Ihre Sachen
Reparieren: Wenn Sie Klei-           auch bei Ebay oder über den
dungsstücke besitzen, die Sie        Kleiderkreisel verkaufen.
nicht mehr tragen, weil sie
einen neuen Reißverschluss           Waschen Sie umweltfreundlich:
brauchen oder der Hosenboden         Große Auswirkung auf die Um-
geflickt werden muss, versu-         welt hat das Waschen von Klei-
chen Sie, sie selbst zu reparie-     dungsstücken. Darum sollte die
ren. Wenn’s nicht klappt, kön-       Maschine ganz voll sein, wenn
nen Sie sie immer noch zum           Sie sie anstellen. Nutzen Sie die
Schneider um die Ecke bringen.       Sparfunktionen und hängen
Sie werden überrascht sein, wie      Sie Ihre Wäsche auf, statt einen
günstig die Reparatur häufig         Trockner zu verwenden. Bei den
24
Auf Kleidertauschpartys wie hier in Hannover gibt es neue
Klamotten ohne zusätzliche Produktionschemie.

meisten Kleidungsstücken rei-      weltschutz und menschenwür-
chen 30 Grad zur Reinigung.        dige Arbeitsbedingungen müs-
                                   sen Hand in Hand gehen. Die
Sagen Sie ja zu fairer Bezah-      Textilfirmen sind dafür verant-
lung: Greenpeace ist kein Spezi-   wortlich, beides zu garantieren.  
alist für Arbeitsbedingungen in
der Textilindustrie, sondern für   Entscheiden Sie sich für Bio-
die Umweltschutz-Anstrengun-       Baumwolle: Baumwolle ist
gen der Branche. Die „Kampag-      eine empfindliche Pflanze, für
ne für saubere Kleidung“ (www.     deren Anbau viel Dünger und
saubere-kleidung.de) bietet hier   Pestizide verwendet werden.
gute Orientierung. Greenpeace      Oft kommt sie als gentechnisch
fordert, dass auch die sozialen    veränderte Sorte auf den Acker.
Bedingungen der Textilarbeiter     Bio-Baumwolle ist eine gute
verbessert werden müssen. Um-      Alternative. Wenn „Organic
                                                                   25
Cotton“ oder „Bio Cotton“ auf     Prozent dessen, was im Schrank
dem Etikett steht, sollte dort    hängt, tragen wir selten oder
auch die Angabe 100 Prozent       nie! Konsumieren wir weiter in
stehen.                           diesem Tempo, wird es schwer,
                                  die Erde zu entlasten.
Sprechen Sie Ihre Lieblings-
marke an: Sie haben eine Lieb-    Machen Sie bei Kampagnen
lingsmarke? Informieren Sie       mit: Reden Sie mit Ihren Freun-
sich auf deren Webseite über      den über die dunkle Wahrheit
ihre Umweltpolitik und ihr Che-   hinter dem schönen Fummel.
mikalienmanagement. Sagen         Begeistern Sie sie für Kleider-
Sie ihnen, dass Sie sich wün-     tausch, peppen Sie Ihre Klei-
schen, dass sie mehr tun. Denn    dung auf oder gehen Sie zu-
die Detox-Kampagne zeigt:         sammen in Secondhand-Läden.
Marken hören auf ihre Kunden!     Gemeinsam macht alles mehr
                                  Spaß! Damit helfen Sie Green-
Kaufen Sie weniger, aber          peace, die Öffentlichkeit für das
bewusster: Es geht nicht nur      Thema zu sensibilisieren. Mehr
darum, was wir kaufen, sondern    Infos zur Detox-Kampagne
auch wie viel. Der Überdruss am   finden Sie hier:
Überfluss hat inzwischen auch        www.greenpeace.de/detox
die Mode erreicht, obwohl hier       www.greenpeace.de/
das Gefühl des schnellen Wan-        konsumbotschaft
dels verkauft wird. Bis zu 40

26
18-0, Fax -100
            Greenpeace e. V., Hongkongstr. 10, 20457 Hamburg, Tel. 040/306
                                                                                       88 99-0,
            Politische Vertretung Berlin Marienstr. 19–20, 10117 Berlin, Tel. 030/30
Impressum
                                                                                 Kirsten Brodde
            Fax -30; mail@greenpeace.de; www.greenpeace.de V. i. S. d. P. Dr.
                                                                                    Stonemann,
            Redaktion Ortrun Sadik Bildredaktion Max Seiler Fotos Titel: Alex
                                                                                    S. 6: Lu
            S. 2: Qiu Bo, S 4: Athit Perwaongmetha, Alanah Torralba, Arne Beck,
                                               Gigie Cruz-Sy, S. 11: Will Rose, S. 25: Michael
            Guang, S. 9: Daniel Müller, S. 10:
                                                                                   Matyssek
            Löwa, S. 27: Gordon Welters, alle © Greenpeace Produktion Birgit
            Gestaltung Johannes Groht Kommunikationsdesign Litho ORC, Hamburg
                                                                                   4/16
            Druck nndruck, Am Kiel-Kanal 2, 24106 Kiel Auflage 30.000 Stand

            Zur Deckung unserer Herstellungskosten bitten wir um eine Spende:
                                                                       1GLS
            GLS Bank, IBAN DE49 4306 0967 0000 0334 01, BIC GENODEM

            Gedruckt auf 100% Recyclingpapier

                                                                                                  27
Greenpeace fordert:
 Stopp der Verschmutzung von Flüssen und anderen
 Gewässern durch die Textilindustrie weltweit

 Ersatz gefährlicher Chemikalien durch unschädliche
 Substanzen in der Textil- und Schuhproduktion

 Produktionsländer wie China, „Hauptfabrik“ der welt-
 weiten Modeindustrie, müssen in der Textilproduktion
 strengere Umweltgesetze einführen und durchsetzen.

 Slow statt Fast Fashion: Die Textilindustrie und wir
 Konsumenten müssen umdenken – mehr Qualität statt
 Quantität. Weniger und dafür hochwertige Kleidung
 statt massenhafter Billigware muss die Devise sein,
 damit die Bekleidungsindustrie nachhaltig wird.

 Mehr zum Thema finden Sie
 im Internet unter
   www.greenpeace.de/detox

Greenpeace ist international, überparteilich und völlig unab-
hängig von Politik, Parteien und Industrie. Mit gewaltfreien
Aktionen kämpft Greenpeace für den Schutz der Lebens-
grundlagen. Rund 580.000 Fördermitglieder in Deutschland
spenden einen regelmäßigen Beitrag an Greenpeace und
                                                                E 0097 4 Web

gewährleisten damit unsere tägliche Arbeit zum Schutz der
Umwelt.
Sie können auch lesen