2015 2016 DEUTSCHE AUSLANDSSCHULARBEIT: BILDUNGSPARTNERSCHAFTEN - BUNDESVERWALTUNGSAMT DER ZENTRALE DIENSTLEISTER DES BUNDES - ZFA

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2015 2016 DEUTSCHE AUSLANDSSCHULARBEIT: BILDUNGSPARTNERSCHAFTEN - BUNDESVERWALTUNGSAMT DER ZENTRALE DIENSTLEISTER DES BUNDES - ZFA
Deutsche Auslandsschularbeit:
              Bildungspartnerschaften

             2015
               2016
Bundesverwaltungsamt
Der zentrale Dienstleister des Bundes
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Bundesverwaltungsamt – Zentralstelle für das Auslandsschulwesen –

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Wir verzichten im Jahrbuch auf eine durchgängige Nennung der weiblichen und männlichen Form, um eine einheitliche Darstellung und eine bessere Lesbarkeit
zu gewährleisten. Die Verwendung der männlichen Form umfasst beide Geschlechter.
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VORWORT                                                                                                                                                                                                                                          VORWORT

                                                                            Vorwort des Leiters der
                                                                            ZfA, Joachim Lauer

                                                                 Vorwort des Leiters der
                                                                 ZfA, Joachim Lauer

„Education is the most powerful weapon which you can use         „­Initiativen“ und „Denkanstöße“, mit welchem Engagement       Ausbildung in den von der ZfA betreuten berufsbildenden         ­Bandbreite deutscher Kultur- und ­Bildungspolitik im Aus-
 to change the world.“                                           Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern mit der      Einrichtungen im Mittelpunkt des Interesses, denn diese         land erleben. Wir möchten Sie mit einer bunten Foto­collage
                                                                 Situation umgehen.                                             Einrichtungen vermitteln ihren Schülerinnen und Schü-           an diesem eindrucksvollen Ereignis teilhaben lassen.
 Dieses Zitat des ehemaligen südafrikanischen Präsiden-                                                                         lern nicht nur fachliches Know-how, sondern auch Kennt-
 ten Nelson Mandela stammt aus dem Jahr 1993. Auch wenn          Wertvolle Unterstützung erhalten die Schulen durch die         nisse der deutschen Sprache. Auch die Wirtschaft kommt zu       Unter dem Motto „Menschen bewegen“ steht auch das K
                                                                                                                                                                                                                                                  ­ apitel
 ­Mandela das Wort „Waffe“ benutzt, so war sein Schaffen im-     ­Politik. Der Deutsche Bundestag hat erst im November 2015     Wort, indem Vertreter international agierender Unterneh-        „Alumni“: Es beinhaltet eine Sammlung an Bildungsbiogra-
 mer darauf ausgerichtet, Frieden zu stiften. Dafür wurde er     zusätzlich 20 Millionen Euro bewilligt, damit der Auslands-    men schildern, welche Erfahrungen sie mit Absolventen der       fien von Alumni aus unterschiedlichen Ländern. Gemeinsam
 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.                       schuldienst für Lehrkräfte attraktiver wird und wir unser      ­Berufsbildungszentren machen.                                  ist allen die enge persönliche Bindung an die deutsche Spra-
                                                                 Schulnetzwerk qualitativ weiter ausbauen können. Hiermit                                                                       che und Kultur. Sie sind das beste Beispiel für die wertvolle
 Heute ist seine Aussage aktueller denn je. Gerade in Krisen-    betont die Politik die Bedeutung der Auslandsschularbeit und   Qualität im Fokus                                               Arbeit aller Beteiligten im deutschen Auslandsschulwesen,
 zeiten steht Bildung für Hoffnung. Kinder benötigen Zugang      stärkt sie in ihrer Entwicklung.                               Ein ganzheitlich umfassendes Qualitätsmanagement im Aus-        eine Arbeit, die den Worten Nelson Mandelas täglich neue
 zu sicheren und guten Bildungsmöglichkeiten, denn nur                                                                          landsschulwesen (AQM) geht über das bisherige Pädagogische      Kraft verleiht.
 so haben sie die Chance auf eine bessere Zukunft. Die rund      Integration durch Bildung                                      Qualitätsmanagement hinaus. Neben eingespielten Instru-
 1.800 Schulen im großen Netzwerk der Initiative „Schulen:       Exzellente Schulen erfordern exzellente Lehrkräfte, denn sie   menten wie der Bund-Länder-Inspektion, Lehrerfortbildun-
 Partner der Zukunft“ (PASCH) leisten einen wichtigen Bei-       sichern den schulischen Lernerfolg. So gewinnt die im Aus-     gen oder Prozessbegleitung arbeitet die ZfA intensiv an einer
 trag, denn sie sichern die Bildung von über 600.000 Kindern     land erworbene Erfahrung gerade in der Vermittlung von         systematischen Weiterentwicklung des Netzwerkgedankens
 und Jugendlichen. Davon betreut die Zentralstelle für das       Deutsch als Fremdsprache auch im Inland zunehmend an           und unterstützt die Verantwortlichen der Auslandsschulen
 Auslandsschulwesen (ZfA) inzwischen 140 Deutsche Aus-           Bedeutung. Mittlerweile gibt es in neun Bundesländern Vor-     durch vielfältige Angebote.
 landsschulen und über 1.100 Sprachdiplomschulen in mehr         bereitungsklassen, in denen das Deutsche Sprachdiplom der
 als 90 Ländern. Das Jahrbuch soll Ihnen einen lebendigen Ein-   Kultusministerkonferenz angeboten wird, 2015 absolvierten      Einen weiteren sichtbaren Beweis für die hervorragende Qua-     Ihr
 druck von der nachhaltigen Leistungsfähigkeit und ­Wirkung      1.139 Jugendliche erfolgreich die DSD-Prüfung.                 lität des deutschen Auslandsschulwesens lieferte das Forum
 der g­ eförderten Schulen vermitteln.                                                                                          „Menschen bewegen“ des Auswärtigen Amts im April 2016 in
                                                                 Das Kapitel „Wirtschaft“ beschäftigt sich in dieser Ausgabe    Berlin. Drei Tage lang konnten sowohl die rund 300 geladenen
 Weltweit sind zurzeit über 60 Millionen Menschen auf            ausführlich mit dem Thema Berufswahl. Dabei spielt nicht       Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und ­Schulleitungen
 der Flucht. Das Thema Flüchtlinge bewegt Schulen im             zuletzt die Studien- und Berufsorientierung an Deutschen       der PASCH-Schulen sowie Vertreter ausländischer Bildungs-       Joachim Lauer
 In- und Ausland gleichermaßen. Lesen Sie in den Kapiteln        Auslandsschulen eine große Rolle. Daneben steht die ­duale     ministerien als auch die interessierte ­Öffentlichkeit die      Leiter der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen

 6                                                                                                    JAHRBUCH 2015/2016        JAHRBUCH 2015/2016                                                                                                         7
2015 2016 DEUTSCHE AUSLANDSSCHULARBEIT: BILDUNGSPARTNERSCHAFTEN - BUNDESVERWALTUNGSAMT DER ZENTRALE DIENSTLEISTER DES BUNDES - ZFA
INHALTSVERZEICHNIS                                                                                                                                                                       INHALTSVERZEICHNIS

                        Inhaltsverzeichnis

                     06 Vorwort des Leiters der ZfA, Joachim Lauer                                                           52 Auslandsschulgesetz: Stimmen aus der Praxis

                     12 Grußwort des Bundesministers des Auswärtigen,                                                        53 Bildungsbiografien: Lebenslange Partner
                        Dr. Frank-Walter Steinmeier
                                                                                                                             56 Inklusion erfordert Veränderungen von Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des
                     14 Grußwort des Präsidenten des Bundesverwaltungsamts,                                                     Deutschen Bundestags
                        Christoph Verenkotte
                                                                                                                             58 Inklusion an Deutschen Auslandsschulen: Eine Frage der Haltung

                                                                                                                             61 Inklusion ist kein Selbstläufer von Prof. Dr. Bettina Amrhein,
                        INITIATIVEN                                                                                             ­Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Bielefeld

                                                                                                                             65 Mehr als die pure Aneinanderreihung von Nachteilsausgleichen ­
                     18 Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik: Menschen bewegen                                                Kommentar von Julian Leske, Bundesverwaltungsamt
                     22 „Die Lehrkräfte, die aus dem Ausland zurückkommen, sind für uns ­wertvoller                             DEUTSCHLAND-SPECIAL
                        denn je.“ Von Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen ­Bundestags
                                                                                                                             66 Schülerumfrage: Wie sehen Schüler Deutschland?
                     23 „Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.“ Interview mit Dr. Bernd
                        Fabritius, Vorsitzender des Unterausschusses Auswärtige Kultur- und                                  70 Praktiker berichten: Was können Schulen in Deutschland vom
                        ­Bildungspolitik                                                                                        ­Auslandsschulwesen lernen?

                     24 Exzellente Lehrkräfte für exzellente Schulen! Von Prof. Dr. Claus G. Buhren,
                        Leiter des Instituts für Schulsport und Schulentwicklung an der Deutschen
                                                                                                                                WIRTSCHAFT
                        Sporthochschule Köln

                     28 Deutsch lehren, Verständigung schaffen: 25 Jahre Lehrerentsendeprogramm in                           74 Studien- und Berufsberatung: Viele Wege zum Wunschberuf
                        Mittel- und Osteuropa
                                                                                                                             78 Unternehmensverantwortung: kein Mode-, sondern ein Zukunftsthema von
                     32 „Das LEP ist heute ein europäisches Projekt.“ Interview mit Zoltán Maruzsa,                             Prof. Dr. Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik an der
                        Präsident des ungarischen Bildungsamts                                                                  Universität St. Gallen
                     34 Gemeinsam im Wettbewerb auf PASCH-net                                                                80 „Hoch motiviert“, „eigenverantwortlich“, „überall einsetzbar“ –
                     36 Lesefüchse International: Bücher als Tor zur Welt                                                       Erfahrungen mit BBZ-Absolventen

                                                                                                                             84 Gemeinsam für die Stärkung der Deutschen Auslandsschulen arbeiten von
                                                                                                                                Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und H
                                                                                                                                                                                            ­ andelskammertags
                        DENKANSTÖSSE

                     40 „Diese Schulen können dazu beitragen, dass Menschen anderer Herkunft und                                ARBEITSFELDER DER ZfA
                        Nationalität bei uns willkommen sind.“ Interview mit Rupert Neudeck (†),
                        Journalist und Gründer der Hilfsorganisationen Cap Anamur und Grünhelme e.V.                         88 ZfA: Wir machen DAS!

                     42 Flüchtlingsarbeit Deutscher Auslandsschulen: Hilfsbereitschaft über Landes-                          92 Netzwerkarbeit im Auslandsschulwesen
                        grenzen hinweg
                                                                                                                             94 Verwaltungsleitung: Ein komplexes Arbeitsfeld
                     46 „Der Auslandsschuldienst ist für die Lehrkräfte ein besonderes Mittel der
                        persönlichen Entwicklung.“ Interview mit Dr. Claudia Bogedan,                                        96 Qualität sichern, Netzwerke knüpfen
                        Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2016                                                         99 Vorstandsarbeit ist Teamarbeit
                     48 Ein Jahr Auslandsschulgesetz                                                                        101 Auslandsschularbeit global: Die ZfA betritt Neuland
                     49 Auslandsschulgesetz: Stimmen aus der Politik

                                                                                                                                                                                                  Fortsetzung

8                                                                                JAHRBUCH 2015/2016    JAHRBUCH 2015/2016                                                                                         9
2015 2016 DEUTSCHE AUSLANDSSCHULARBEIT: BILDUNGSPARTNERSCHAFTEN - BUNDESVERWALTUNGSAMT DER ZENTRALE DIENSTLEISTER DES BUNDES - ZFA
INHALTSVERZEICHNIS                                                                                                                                                                          INHALTSVERZEICHNIS

                         Inhaltsverzeichnis

                         PÄDAGOGISCHES QUALITÄTSMANAGEMENT                                                                    143 DS Bangkok: Wie die Tablets in den Unterricht fanden

                                                                                                                              146 DIS Beirut: Inspirieren – Bilden – Fördern
                     107 Prozessbegleitung mit neuer Ausrichtung – eine Zwischenbilanz

                     110 Bund-Länder-Inspektion 2.0: Markenzeichen DAS mit Qualität
                                                                                                                                  SPORT

                         PRÜFUNGEN                                                                                            150 Begegnung durch Fußball

                                                                                                                              152 „Als Lehrer hat man die Chance, Schüler weiterzubringen.“
                     113 Deutsches Internationales Abitur: Einheitliche Prüfungsordnung für das
                                                                                                                                  Interview mit Tobias Rau, ehemaliger deutscher Fußball-Nationalspieler
                         deutsche Abitur von Dorothée Bauni, Ländervorsitzende des Bund-Länder-
                         Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland                                                         154 DS Rio de Janeiro: Olympische Spiele 2016 – dabei sein ist alles

                     115 Stark gefragt: Deutsch für die Berufsausbildung                                                      157 DS Kapstadt: Sieger – über Disziplinen hinweg

                     117 DSD Inland: Erfolgreich auch im eigenen Land                                                         158 GSIS Hongkong, Dominik Meichtry: „Schweiß und Tränen“

                     118 Programmleiter berichten: DSD Inland

                     121 Fünf Menschen, fünf Diplome – eine Sprache                                                               ALUMNI

                         FORTBILDUNG                                                                                          162 Gelungene Alumni-Arbeit: Bildungsbiografien

                                                                                                                              164 Von der Schule in die Welt – und zurück
                     125 Vorbereitung und Fortbildung im Wandel: Zehn Grundsätze
                                                                                                                              166 Harald Horstmann: „Es war immer mein Wunsch, eine internationale
                     128 Blended Learning: Fortbilden mit DSD GOLD weltweit
                                                                                                                                  Karriere zu starten.“

                                                                                                                              167 Erdem Erder: „Die Berufsausbildung hat mir zu einem soliden
                         AUSLANDSSCHULEN VOR ORT                                                                                  Fundament verholfen.“

                                                                                                                              168 Gisele Schoener: „Perfektes Learning by Doing“

                         KULTUR                                                                                               170 Carolina Echevarria: „Die deutsche Sprache war für mich ein Sprungbrett.“

                     133 Auslandsschularbeit – aus Sicht von Autoren

                     134 Ludger Jochmann: „Hier fühle ich mich immer besonders wohl.“
                                                                                                                                  ANHANG
                     135 Bas Böttcher: „Ein Netz, das trägt, unterstützt und verbindet“                                       174 Organigramm ZfA
                     136 Jürgen Banscherus: „Für mich, den Besucher aus Deutschland, lebten die                               176 Deutsche Auslandsschularbeit als Gemeinschaftsaufgabe
                         Kinder und Jugendlichen Europa.“
                                                                                                                              178 Adressen der Fachberaterinnen und Fachberater
                     137 Rolf Lappert: „Bücher und Übersetzungen können Brücken sein.“
                                                                                                                              181 Adressen der Fachschaftsberaterinnen und Fachschaftsberater
                     138 Anja Tuckermann: „Literatur ist ein Blick in eine andere Lebenswelt.“
                                                                                                                              182 Adressen der Deutschen Auslandsschulen

                         NEUE MEDIEN                                                                                          191 Abkürzungen/Fachbegriffe

                     141 DS Kapstadt: Mobil, medial, modern – Lernen im digitalen Zeitalter                                   192 Impressum

10                                                                                  JAHRBUCH 2015/2016   JAHRBUCH 2015/2016                                                                                   11
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GRUSSWORT                                                                                                                                                                                                                                              GRUSSWORT

                                                                                                                                                                                                Frank-Walter Steinmeier engagiert sich auch 2015/2016 für das deut-
                                                                                                                                                                                                sche Auslandsschulwesen: Beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart

 Grußwort des Bundesministers des                                                                                                                                                               im Juni 2015 besuchte der Außenminister den Stand der Deutschen
                                                                                                                                                                                                Schule Talitha Kumi (l.). Bei der Schulleitertagung 2016 begrüßte er
                                                                                                                                                                                                persönlich die Teilnehmer im Auswärtigen Amt in Berlin (M. und r.). In

 Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier                                                                                                                                                       seinem Grußwort dankte er den Schulleiterinnen und Schulleitern für
                                                                                                                                                                                                ihre Arbeit als „Bildungsbotschafter der Bundesrepublik Deutschland“.

„Ich wusste schon seit der Grundschule, dass ich Elektro­          Aus den 140 Deutschen Auslandsschulen und 1.100 Sprach-        Kairo, Belgrad oder Zagreb für Flüchtlinge in ihren Ländern   zeigen, ist mir ein wichtiges Anliegen. Deshalb freue ich mich,
 ingenieurin werden will.“ Mit dieser Aussage überraschte          diplomschulen gewinnt Deutschland bereits seit vielen Jahr-    durchgeführt haben.                                           dass es gemeinsam mit Unterstützung des Deutschen Bun-
 mich vor Kurzem eine Alumna des Istanbul Lisesi auf einem         zehnten Partner und Freunde. Diese Partner helfen uns im                                                                     destags gelungen ist, die finanziellen Rahmenbedingungen
 Willkommensseminar im Auswärtigen Amt für die neuen Sti-          Gegenzug auch, unseren Blick auf die Welt zu weiten und        Dass wir in Deutschland von den interkulturellen Erfahrun-    für diese Lehrkräfte zu verbessern und so den Auslandsschul-
 pendiatinnen und Stipendiaten des DAAD. Dass ihr Wunsch           zu vertiefen. Diese Erfahrung mache ich auf vielen meiner      gen an den Auslandsschulen profitieren, zeigt nicht zuletzt   dienst attraktiver zu machen.
 kurz vor der Erfüllung steht, freut mich besonders: Sie hat in-   Auslandsreisen. Immer wieder treffe ich Gesprächspartner,      die Übernahme der Sprachdiplomprüfung in Willkommens-
 zwischen ein Studium der Elektrotechnik in München aufge-         die auf einer Deutschen Auslandsschule oder einer Sprach-      klassen für sprachliche Erstintegration bei uns im Inland.    Welchen wichtigen Beitrag die Auslandsschularbeit zur Aus-
 nommen. Beim gleichen Treffen begegnete ich der Schülerin         diplomschule waren. Darunter sind Politiker, aber auch viele   Lehrkräfte, die einen Teil ihres Berufslebens an einer Aus-   wärtigen Kultur- und Bildungspolitik beisteuert, zeigt dieses
 einer Sprachdiplomschule aus China wieder, die ebenfalls mit      Wissenschaftler, Unternehmer, Journalisten, Künstler und       landsschule verbracht haben, bringen wertvolle Kompeten-      Jahrbuch.
 einem Stipendium des DAAD in Deutschland studiert.                Sportler.                                                      zen im Umgang mit jungen Menschen aus unterschiedlichen
                                                                                                                                  Kulturen und Bildungssystemen mit. Lehrerinnen und Leh-       Ich wünsche Ihnen eine interessante und inspirierende
 Diese Begegnungen zeigen mir deutlich, dass wir mit der Ini­      Eine besonders wichtige Rolle haben diese Brückenbauer in      rer zu motivieren, Erfahrungen im Auslandsschuldienst zu      ­Lektüre!
 tiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) zahlreiche         Ländern und Regionen, in denen es Krisen und Konflikte gibt.   sammeln, und ihnen Wertschätzung für ihr Engagement zu
 junge Menschen dabei unterstützen, erfolgreiche Bildungs-         Hier sind die Auslandsschulen Orte der gelebten Willkom-
 biografien und zugleich eine feste Bindung zu Deutschland         menskultur, des interkulturellen Lernens und des Dialogs.
 aufzubauen – sei es durch den Besuch einer der 1.800 PASCH-       Sehr deutlich wurde mir das bei der Begegnung mit Schul-
 Schulen, die Teilnahme an einem Schüleraustausch mit              leitern aus der Ukraine, unter denen auch eine Schulleiterin
 Deutschland oder das Studium oder die Berufsausbildung in         aus Donezk war, aber zum Beispiel auch bei den vielen Hilfs-                                                                 Dr. Frank-Walter Steinmeier
 einem deutschsprachigen Kontext.                                  aktionen, welche die Deutschen Auslandsschulen in Beirut,                                                                    Bundesminister des Auswärtigen

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GRUSSWORT                                                                                                                                          GRUSSWORT

                                                                 Grußwort des
                                                                 Präsidenten des
                                                                 Bundesverwaltungsamts,
                                                                 Christoph Verenkotte

                                                               Grußwort des
                                                               Präsidenten des
                                                               Bundesverwaltungsamts,
                                                               Christoph Verenkotte

Die deutsche Auslandsschularbeit gehört mit einer fast         Auch das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonfe-
150-jährigen Geschichte zu den wichtigsten und ältesten In-    renz (DSD) nimmt eine erfreuliche Entwicklung. In landes-
strumenten der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.        weiten Projekten wird das DSD mittlerweile unter anderem in
Im Bundesverwaltungsamt (BVA) hat das Auslandsschulwe-         Frankreich, Ungarn, Belarus, Italien und Serbien auf Grund-
sen seit vielen Jahren eine große Bedeutung: 1968 wurde die    lage zwischenstaatlicher Vereinbarungen eigenverantwort-
Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) als Abteilung   lich durchgeführt. Und nicht nur im Ausland ist das DSD eine
im BVA eingerichtet, der die Betreuung der Auslandsschulen     Erfolgsgeschichte: Mit dem Deutschen Sprachdiplom haben
durch das Auswärtige Amt übertragen wurde.                     wir inzwischen auch ein Instrument, mit dem die wertvollen
                                                               Erfahrungen aus der Auslandsschularbeit unmittelbar zurück
Die Auslandsschulen haben sich stetig weiterentwickelt. Zwei   nach Deutschland wirken. Bereits in acht Bundesländern
wesentliche Faktoren tragen dabei entscheidend zu ihrem        wird das DSD in Vorbereitungsklassen für aus dem Ausland
Erfolg bei: Zum einen haben die mittlerweile 140 Deutschen     zugezogene Schülerinnen und Schüler erfolgreich eingesetzt.
Auslandsschulen und die rund 1.100 Sprachdiplomschulen in      Sie werden dort sprachlich auf den Regelunterricht vorberei-
aller Welt eine nachhaltige pädagogische Qualitätsentwick-     tet und weisen ihre erworbenen Deutschkenntnisse mit der
lung durchlaufen, die sie zu herausragenden Bildungsein-       DSD-Prüfung der Stufe I nach. Damit leistet das DSD einen
richtungen in ihren Sitzländern macht. Zum anderen können      wichtigen Beitrag zur sprachlichen Erstintegration.
durch die PASCH-Initiative seit einigen Jahren deutlich mehr
Schulen im Ausland von der Bundesrepublik Deutschland ge-      Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministe-
fördert werden. Die ZfA steht den Schulen als Förderer und     rium des Innern und den Ländern werde ich mich weiterhin
Berater zur Seite.                                             für die Auslandsschularbeit stark machen. Ich bin froh, dass
                                                               ich die hervorragende Arbeit der Schulen und das Engage-
Von der qualitativ hochwertigen Arbeit der Schulen konnte      ment jener, die weltweit am Erfolg des Auslandsschulwesens
ich mich bei einem Besuch in Rumänien im Herbst letzten        beteiligt sind, mit der ZfA unterstützen kann.
Jahres persönlich überzeugen. Neben den hervorragenden
Deutschkenntnissen der Schülerinnen und Schüler haben
mich vor allem auch ihr Interesse an gesellschaftlichen The-
men und ihre Studien- und Berufswünsche sehr beeindruckt.
Die gleichen Erfahrungen konnte ich bereits während einer      Christoph Verenkotte
Reise nach Lateinamerika vor einigen Jahren machen.            Präsident des Bundesverwaltungsamts

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INITIATIVEN                                                                                                        INITIATIVEN

                                                                   „Mit einem Freund aus einem
                                                                        anderen Land kennst du
                                                                     nicht nur einen Menschen,
                                                                           sondern eine Kultur.“
                                                        Daniela Builes Agudelo, 11. Klasse, Deutsche Schule Medellín, Kolumbien

                                   Initiativen

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INITIATIVEN                                                                                                                    AKBP-FORUM     AKBP-FORUM                                                                                                    INITIATIVEN

                                                                                                                                              Lange Nacht der Ideen, die 14 unterschiedliche Orte kultu­    Freitag eine Vielzahl von Partnern der AKBP ein interaktives
                                                                                                                                              rellen Schaffens in ­Berlin miteinander verband. Ein Publi­   ­Programm für ein breites Publikum.
                                                                                                                                              kumstag in den Veranstaltungshallen der „Station Berlin“.
                                                                                                                                              Das Forum „Menschen bewegen“ war Informations- und
                                                                                                                                              Vernetzungstreffen zugleich, behandelte interkulturellen        Bereits 2008 hatte Außenminister Steinmeier die
                                                                                                                                              ­Austausch und Wertevermittlung ebenso wie den Umgang           PASCH-Initiative ins Leben gerufen, die von der Zen­
                                                                                                                                              mit Inklusion und die Wahrnehmung der Auswärtigen Kul­          tralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), dem Goethe­
                                                                                                                                              tur- und Bildungspolitik (AKBP) in Deutschland. „Es geht um     Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst
                                                                                                                                              das Einüben von Humanität durch Kultur und Bildung“, er­        und dem Pädagogischen Austauschdienst umgesetzt
                                                                                                                                              klärte Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier          wird. Heute umfasst das Netzwerk rund 1.800 Schulen,
                                                                                                                                              (SPD). Er forderte dazu auf, „Verbindungen zwischen ‚Innen      an denen 600.000 Schülerinnen und Schüler in 120 Län­
                                                                                                                                              und ­Außen‘“ neu zu denken.                                     dern die deutsche Sprache lernen. „PASCH ist ein Best­
                                                                                                                                                                                                              Practice­Beispiel gelungener Kooperation. Wir wollen
                                                                                                                                              „Menschen bewegen“ war nach 2006 und 2008 bereits das           mit der Initiative Brücken zwischen den Kulturen bauen
                                                                                                                                              dritte Forum, das sich der Frage nach Gegenwart und Zukunft     und gemeinsame Werte schaffen“, erklärt Dr. Andreas
                                                                                                                                              der AKPB stellte. In diesem Jahr gab es drei Schwerpunkte:      Görgen, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommuni­
                                                                                                                                              Am Mittwoch und Donnerstag stand bei „Welt-Klasse! Schule.      kation des Auswärtigen Amts. Beim Forum „Menschen
                                                                                                                                              Bildung. Zukunft.“ die PASCH-Initiative im Vordergrund. In      bewegen“ gestaltete die ZfA gemeinsam mit den ande­
                                                                                                                                              der „Langen Nacht der Ideen“ am Donnerstag wurden un­           ren PASCH­Partnern die Workshops für Schüler und
                                                                                                                                              terschiedlichste Projekte und Ideen diskutiert und erfahr­      Lehrkräfte sowie das Programm der PASCH­Schulleiter.
                                                                                                                                              bar gemacht. Bei „Kultur und Außenpolitik live“ boten am

Vielfältige Eindrücke: Eine Protokollzeichnerin dokumentierte live die Eröffnungszeremonie im Weltsaal des Auswärtigen Amts.

Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
Menschen bewegen
Im April 2016 stand in Berlin das breite Spektrum Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik drei Tage im Mit-
telpunkt des öffentlichen Interesses. Auf dem Forum „Menschen bewegen“ des Auswärtigen Amts trafen sich
rund 300 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie Schulleiter der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“
(PASCH) aus 30 Ländern wie auch Vertreter aus Politik, Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft zum Austausch.

von STEFANY KRATH

Die Bandbreite der Veranstaltung war umfangreich: Eine                      an eindrucksvollen Interviews und Videobotschaften von
                                                                                                                                                                                                                                         „Es geht um das Einüben von Hu­
                                                                                                                                                                                                                                         manität durch Kultur und Bildung“:
große Eröffnungsfeier im Weltsaal des Auswärtigen Amts                      PASCH-Schülern, die verdeutlichten, wie Deutschlernen im                                                                                                     Bundesaußenminister Dr. Frank-
mit einer Podiumsdiskussion über die Erfahrungen der Part­                  Ausland nicht nur den Schulalltag, sondern das Leben der                                                                                                     Walter Steinmeier mit PASCH-
                                                                                                                                                                                                                                         Schülerinnen und -Schülern sowie
nerschulinitiative PASCH und Bildungsperspektiven durch                     Schülerinnen und Schüler bereichert. Ein Workshop-Tag für                                                                                                    Forumsteilnehmern am Publikums­
die Förderung von Deutsch als Fremdsprache. Ein Potpourri                   Schüler und Lehrkräfte an einem Berliner Gymnasium. Eine                                                                                                     tag in der „Station Berlin“

18                                                                                                                       JAHRBUCH 2015/2016   JAHRBUCH 2015/2016                                                                                                         19
2015 2016 DEUTSCHE AUSLANDSSCHULARBEIT: BILDUNGSPARTNERSCHAFTEN - BUNDESVERWALTUNGSAMT DER ZENTRALE DIENSTLEISTER DES BUNDES - ZFA
INITIATIVEN                                                                                   AKBP-FORUM   AKBP-FORUM                                                                                         INITIATIVEN

                                                                 Die Debatten und Workshops der
                                                                letzten drei Tage haben gezeigt, wie
                                                                viele Akteure mit Elan, Energie und
                                                                 Kreativität bei uns in Kultur und
                                                                        Bildung aktiv sind.
                                                                     Bundesaußenminister
                                                                 Frank-Walter Steinmeier beim
                                                                  Forum „Menschen bewegen“

                                                                                                                                                                           Unter Steinmeier hat sich die auswärtige
                                                                                                                                                                          Kulturpolitik weg von ästhetischen K
                                                                                                                                                                                                             ­ riterien
                                                                                                                                                                           in Richtung eines sozialen Kulturbegriffs
                                                                                                                                                                          entwickelt. Die Zusammenarbeit von Staat,
                                                                                                                                                                         ­Zivil­gesellschaft, Wissenschafts­organisationen
                                                                                                                                                                             und kulturellen Institutionen und der
                                                                                                                                                                                ­Austausch steht im Vordergrund.
                                                                                                                                                                                       „Berliner Zeitung“

              Kultur bereitet im vorpolitischen Raum erst den
               Boden, auf dem politische Verständigung und
              damit Krisenprävention und Krisenbewältigung
               möglich sind. Sie schafft Freiräume, innerhalb                                                                   Mit der Auswärtigen Kultur- und
              derer gesellschaftliche Themen aufbereitet und                                                               ­Bildungspolitik schaffen wir Diskursräume,
                       friedlich verhandelt werden.                                                                         um Spannungen auf- und abzuarbeiten.
                 Frank-Walter ­Steinmeier in „Die Welt“                                                                    Wir vernetzen Gesellschaften und s­ chützen
                                                                                                                                     kulturelle Identitäten.
                                                                                                                                    Wir bewegen Menschen.
                                                                                                                            Frank-Walter Steinmeier in „Die Welt“

20                                                                                   JAHRBUCH 2015/2016    JAHRBUCH 2015/2016                                                                                                21
INITIATIVEN                                                                 AUSWÄRTIGE KULTUR- UND BILDUNGSPOLITIK               AUSWÄRTIGE KULTUR- UND BILDUNGSPOLITIK                                                                            INITIATIVEN

„Die Lehrkräfte, die aus dem
Ausland zurückkommen, sind für uns
                                                                                                                                                                                                                                       Interview mit Dr. Bernd Fabritius

                                                                                                                                                                              Interview mit Dr. Bernd Fabritius

wertvoller denn je.“
                                                                                                                                                                              „Man muss das Rad nicht
von ULLA SCHMIDT, VIZEPRÄSIDENTIN DES DEUTSCHEN
BUNDESTAGS UND MITGLIED IM UNTERAUSSCHUSS
                                                                                                                                                                              immer neu erfinden.“
­AUSWÄRTIGE KULTUR- UND BILDUNGSPOLITIK
                                                                                                                                                                              Seit April 2015 ist Dr. Bernd Fabritius (CSU) Vorsitzender des Unteraus-
                                                                                                                                                                              schusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) im Deut-
                                                                                                                                                                              schen Bundestag. Stefany Krath sprach mit dem Juristen über Potenziale
Unsere Auslandsschulen sind seit jeher ein Grundpfeiler der                                                                                                                   des deutschen Auslandsschulwesens.
auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Sie sind Orte des
Dialogs, der Wertevermittlung und der interkulturellen Ver­
ständigung. Ihre große Bedeutung wird uns aktuell besonders                                                                      Herr Dr. Fabritius, welche Bedeutung         ist gesetzlich festgeschrieben, über wie   Was können inländische Schulen von
vor Augen geführt, da Millionen Menschen vor Krieg und Ver­                                                                      hat für Sie die deutsche schulische Arbeit   viele Auslandslehrkräfte eine Deut­        Auslandsschulen lernen?
treibung auf der Flucht sind: Über die Deutschen Schulen im                                                                      im Rahmen der AKBP?                          sche Auslandsschule verfügen muss,         Die Einführung des DSD auch im In­
Ausland ist es uns möglich, auch in den Krisenregionen der                                                                       Die Auslandsschularbeit spielt nicht         um fachgerechten Unterricht anbieten       land hing mit dem gesteigerten Bedarf
Welt Werte wie Toleranz, Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt                                                                   nur in der AKBP, sondern auch in der         zu können. Dank der hochengagierten        an Deutschunterricht für Zuwanderer
und Meinungspluralismus zu vermitteln. Gleichzeitig sind die                                                                     deutschen Außenpolitik allgemein             Lehrerinnen und Lehrer, die sich für       und den entsprechenden Zertifika­
Lehrkräfte, die aus dem Ausland nach Deutschland zurück­                                                                         eine wichtige Rolle. Die Deutschen           den Auslandsschuldienst entscheiden,       ten für eine bessere Integration in das
kommen, heute für uns wertvoller denn je, wenn es um die                                                                         Auslandsschulen sind Aushängeschil­          können die Auslandsschulen ein im          deutsche Schulsystem zusammen. Die
Integration von Flüchtlings­kindern in den Schulalltag geht.                                                                     der deutscher Kultur und Bildung. Für        jeweiligen nationalen Vergleich ho­        Anforderungen und Voraussetzungen
                                                                                                                                 Auslandsdeutsche wie für deutsche            hes Bildungsniveau anbieten. Damit         für einen ausländischen Deutschlerner,
Nicht auf Erfolgen ausruhen                                                                                                      Minderheiten sind sie zudem ein An­          dieses Angebot auch in Zukunft so at­      ob nun im Inland oder als Schüler ei­
Wenn wir wollen, dass die Deutschen Auslandsschulen auch                                                                         ker der Identität und ein Stück Hei­         traktiv bleiben kann, hat der Deutsche     ner der weltweiten DSD-Schulen, sind
künftig leistungsfähig und attraktiv bleiben, dürfen wir uns     Mehr Geld für Lehrerbesoldung und Inklusion                     mat. Die deutschen Auslandslehrkräfte        Bundestag im Haushalt 2016 zusätzli­       in etwa gleich. Anstatt ein völlig neues
auf den bisherigen Erfolgen aber nicht ausruhen. Bereits         Ich bin daher sehr froh, dass es uns in schwierigen Ver­        vermitteln unsere Werte in Regionen          che 22 Millionen Euro für die Gehälter     System zu entwickeln, konnte mit dem
seit einiger Zeit zeichnet sich ab, dass die Auslandsschulen     handlungen gelingen konnte, für das Haushaltsjahr 2016          der Welt, in denen oftmals ein M
                                                                                                                                                                ­ angel       und Zulagen der deutschen Auslands­        DSD auf ein bewährtes Produkt zu­
zunehmend Schwierigkeiten haben, gut qualifizierte Lehr­         ­insgesamt 22 Millionen Euro zusätzlich für die Auslandsschu­   an Chancengleichheit und Demokra­            lehrer bereitgestellt. Zusätzliches Ent­   rückgegriffen werden, was hierzulande
kräfte aus dem Inland für ihre Schulen zu gewinnen. Längere      len zu erreichen. Der Großteil der Mittel wird für die über­    tie bei gleichzeitiger Leistungsori­         wicklungspotenzial sehe ich in einem       vor allem die Bekanntheit des DSD
­Vakanzen oder kürzere Aufenthaltsdauern sind keine Selten­      fällige Anpassung der Lehrerbesoldung aufgewendet, damit        entierung herrscht. Sie leisten ­damit       weiteren Ausbau der angebotenen            und der sehr guten Auslandsschul­
heit. Die Ursache dafür liegt auf der Hand: Die Auslandszu­      der Auslandsschuldienst wieder attraktiver gestaltet wer­       wertvolle Arbeit als Bildungs- und
                                                                                                                                 ­                                            Abschlüsse. Das Auslandsschulgesetz        arbeit insgesamt steigerte. Da es sich
lagen der Auslandsdienstlehrkräfte und das volle Gehalt der      den kann. Ein wichtiger Bestandteil einer Neuordnung der        Wertebotschafter der Bundesrepublik          nennt beispielsweise ausdrücklich be­      aber um eine ganz andere Zielgruppe
Bundesprogrammlehrkräfte wurden im Jahr 1999 bzw. 2002           Lehrerbesoldung muss es sein, die Regelungen deutlich fa­       Deutschland.                                 rufsbildende Abschlüsse, die in der        als den „normalen“ schulpflichtigen
von vergleichbaren Gehaltsentwicklungen für Bundesbeamte         milienfreundlicher zu gestalten. Ein besonderes Anliegen ist                                                 Praxis jedoch nur in geringem Umfang       Schüler in Deutschland handelt, kön­
abgekoppelt.                                                     es mir außerdem, die Schulen stärker für Schülerinnen und       Wo sehen Sie bei den Auslandsschu­           angeboten werden.                          nen inländische Schulen lediglich von
                                                                 Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf – sei es durch      len Entwicklungspotenzial, damit diese                                                  der Erkenntnis profitieren, dass man
Mittlerweile liegen die Lehrerinnen und Lehrer an Auslands­      soziale oder persönliche Bedarfe – zu öffnen. Auch hierfür      auch künftig attraktiv bleiben?              Mit dem Deutschen Sprachdiplom (DSD)       auf der Suche nach Lösungen das Rad
schulen 23 Prozent hinter der Gehaltsentwicklung von Bun­        werden zusätzliche Mittel eingesetzt. Die uneingeschränkte      Die Qualität der Deutschen Auslands­         der Kultusministerkonferenz kommt          nicht immer neu e­ rfinden muss.
desbeamten im Ausland zurück. Dagegen müssen wir jetzt           Teilhabe aller muss immer und überall unser Ziel sein – und     schulen hängt wesentlich mit dem             erstmalig ein für das Auslandsschulwe­
dringend etwas unternehmen, wollen wir nicht in wenigen          wo könnte dies besser gelingen als an unseren Auslandsschu­     Umfang und der Qualität des Lehr­            sen konzipiertes Sprachprogramm zu­
Jahren vor einem Scherbenhaufen stehen.                          len, die schon heute Schulen der Vielfalt sind?                 personals zusammen. Nicht umsonst            nehmend auch im Inland zum Einsatz.

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INITIATIVEN                                                                                                     LEHRKRÄFTE       LEHRKRÄFTE           INITIATIVEN

Exzellente Lehrkräfte
für exzellente Schulen!
Wenn man der inzwischen weit verbreiteten und viel diskutierten Hattie-Studie Glauben schenken mag, kann
es exzellente Schulen eigentlich nicht ohne exzellente Lehrkräfte geben: Denn „Auf die Lehrkraft kommt es
an!“ war und ist eine der zentralen Botschaften von John Hattie.

von PROF. DR. CLAUS G. BUHREN, LEITER DES INSTITUTS FÜR SCHULSPORT UND SCHULENTWICKLUNG AN DER
DEUTSCHEN SPORTHOCHSCHULE KÖLN

L ehrpersonen       haben einen gro­       ­einsetzen etc. entscheidet darüber, ob    sind alle Maßnahmen besonders effek­
ßen Einfluss auf den akademischen          aus dem Fundament, das Schülerinnen        tiv, die sowohl die Selbstlernkompe­
­Lern­erfolg, also auf die Lernleistun­    und Schüler in unterschiedlicher Aus­      tenz (learning strategies 0.67) als auch
gen von Schülerinnen und Schülern.         prägung mitbringen, eine erfolgreiche      die Zielklarheit (teacher clarity 0.75)
Doch was heißt das eigentlich k
                              ­ onkret,    Lernentwicklung wird. Die Hattie-Stu­      des Unterrichts befördern und un­
wenn Hattie gleichfalls konstatiert,       die liefert trotz mancher Kritik einen     terstützen. Ebenso sollten Lehrkräfte
dass dieser große Einfluss nur etwa        differenzierten Beleg dafür, auf was       einen besonderen Fokus auf die Be­
40 Prozent der Lernleistungen erklärt?     sich Lehrkräfte am ehesten konzen­         ziehungsebene (0.72), auf kooperative
Die restlichen 60 Prozent teilen sich      trieren sollten, wenn sie erfolgreich im   Lernformen (0.59) und auf das rezi­
nämlich Elternhaus, Peers und vor al­      Sinne guter Lernleistungen unterrich­      proke Unterrichten (0.74) legen. Letz­
lem das, was Kinder und Jugendliche        ten wollen (Effektstärken > 0.60), und     teres bedeutet, die Schülerinnen und
als „­Vermögen“ mitbringen: ihre ge­       was sie eher als weniger wichtig und       Schüler dabei zu unterstützen und zu
netischen, sozialen und kulturellen        ohne großen Einfluss vernachlässigen       befähigen, selbst die Rolle des Lehren­
­B edingungen und Voraussetzungen          können (Effektstärken < 0.40). Solche      den, des Erklärenden, des Lernbeglei­
(Hattie 2012, S. 22f).                     positiven Aspekte möchte ich kurz und      ters zu übernehmen.
                                           prägnant einander gegenüberstellen.
Nun könnten wir uns ja gelassen zu­                                                   Die Lehrkraft als Moderator versus
rücklehnen, wenn wir ohnehin nicht         Organisatorische versus unterricht­        Aktivator
einmal für die Hälfte des akademi­         liche Faktoren                             Vor allem im Zuge der weiten
schen Lernerfolgs verantwortlich sind,     Eigentlich wissen wir es schon lange,      ­Verbreitung von offenen Unterrichts­
aber genau hier beginnt die Exzel­         seit den Gymnasial-Gesamtschul-Ver­        formen, Freiarbeit und Wochenplan­
lenz! Denn in welcher Weise wir als        gleichen der 70er Jahre: Die veränderte    arbeit wurde das Bild der ­Lehrperson
Lehrkräfte diese 40 Prozent ausfüllen,     Organisation von Unterricht, beispiels­    als moderierendem Begleiter von
kann sehr unterschiedlich sein. Hattie     weise in Form der äußeren Differen­        Lernprozessen geprägt. Dies ist auch
formuliert deshalb recht provokant:        zierung (0.12) oder der Organisation       nicht grundsätzlich falsch oder über­
nicht allein „the teacher matters“, son­   von Gruppen- und Teamarbeit (0.28),        holt, es kann aber sehr falsch verstan­
dern „what the teachers do matters“        hat per se keinen höheren Lernerfolg       den und praktiziert werden. Nämlich
und dann schränkt er ein „what some        zur Folge, wenn sich nicht auch die        dann, wenn Schülerinnen und Schüler
teachers do matters“ (Hattie 2009,         Lernformen, Lerngelegenheiten und          in ­ihren Lernprozessen allein gelassen
S. 23). Das heißt, die Art und Weise,      Methoden verändern. Organisatori­          werden, wenn sie keine orientierende
wie Lehrkräfte unterrichten, wie sie       sche Veränderungen von Schule und          Unterstützung und klare Vorgaben und
Lernarrangements herstellen, wel­          Unterricht sind weitgehend wirkungs­       Ziele erhalten. Wenn Lehrkräfte of­
che Art der Lehrer-Schüler-Interak­        los, wenn sie nicht mit unterrichtli­      fene Unterrichtsaktivitäten, Projektar­
tion sie pflegen, welche Methoden sie      chen Veränderungen einhergehen. So         beit und selbstständiges Lernen als

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INITIATIVEN                                                                                                  LEHRKRÄFTE       LEHRKRÄFTE                                                                                                       INITIATIVEN

                                                                                                                                                                         Schülerinnen und Schüler an der
                                                                                                                                                                         Deutschen Schule Guayaquil (l.).
                                                                                                                                                                         „Die Art und Weise, wie Lehrkräfte
                                                                                                                                                                         unter­richten, ist entscheidend“, meint
                                                                                                                                                                         Prof. Claus G. Buhren (r.).

                                                                                                                                                                         Fazit und zehn Thesen zur                   • Meine Schülerinnen und Schüler
                                                                                                                                                                         Selbstreflexion                               sind aktiv in ihren eigenen Lern­
                                                                                                                                                                         Was brauchen also exzellente Lehr­            prozess involviert, das heißt, sie sind
                                                                                                                                                                         kräfte, könnte man abschließend               auch fähig, sich selbst einzuschätzen.
                                                                                                                                                                         fragen? Sie benötigen sicherlich ein        • Ich kann den Lernprozess mei­
                                                                                                                                                                         ­gewisses Maß an Fachkompetenz, das           ner Schülerinnen und Schüler auf
                                                                                                                                                                         allerdings nicht überschätzt werden           ­unterschiedlichen Niveaustufen er­
                                                                                                                                                                         sollte. Denn ohne Vermittlungskompe­          kennen und beurteilen.
                                                                                                                                                                         tenz und vor allem Reflexionskompe­         • Ich verfüge über eine große Vielfalt
                                                                                                                                                                         tenz nützt auch die noch so e­ laborierte     an Lehr-Lern-Strategien in meinem
                                                                                                                                                                         Fachlichkeit wenig. Das heißt, sie brau­      täglichen Methodenrepertoire.
                                                                                                                                                                         chen die Fähigkeit und die Bereit­          • Ich wende regelmäßige Lernerfolgs­
                                                                                                                                                                         schaft, sich und ihr Handeln immer            kontrollen an, um mit meinen Schü­
                                                                                                                                                                         wieder zu hinterfragen (Hattie 2012,          lerinnen und Schülern die nächsten
                                                                                                                                                                         S. 169). Folgende Aussagen könnten ein        Lernschritte zu planen.
                                                                                                                                                                         Ausgangspunkt sein.

                                                                                                                                                                         • Ich bin aktiv, engagiert und unter­
                                                                                                                                                                           richte leidenschaftlich gern.
                                                                                                                                                                         • Ich biete den Schülerinnen und
                                                                                                                                                                           Schülern unterschiedliche Lernmög­
                                                                                                                                                                           lichkeiten und Lernstrategien an.             Weiterführende Literatur
                                                                                                                                                                         • Ich kenne die Lernziele und Erfolgs­
                                                                                                                                                                           kriterien meines Unterrichts und            • Hattie, J. (2009):
                                                                                                                                                                           teile sie auch den Schülerinnen und           Visible Learning. London,
„Jeder darf machen, was er will“-Pro­     die ­Vermittlung von Selbstverbalisie­     nicht die Regel, sondern eher die Aus­   Schüler sichtbar und nachvollziehbar         Schülern mit.                                 ­Routledge (auf Deutsch: 2013)
gramm praktizieren, werden beson­         rung (0.67) und herausfordernde Ziele      nahme. Unterrichtsreflexion im Sinne     zu machen ist ein hoher Anspruch, der      • Ich bin offen für Lernen und lerne
ders lernschwache Schülerinnen und        (0.57) wichtige Aspekte.                   einer elaborierten Feedback-Kultur       vermutlich nur selten in vollem Um­          auch selbst aktiv dazu.                     • Hattie, J. (2012):
Schüler damit kaum klarkommen,                                                       zwischen Lehrkräften ebenso wie zwi­     fang realisiert wird. Hier verweist Hat­   • Ich sorge für ein angenehmes Klas­            Visible Learning for Teachers.
w ährend lernstarke diese Freiheit
­                                         Gemeinsam statt einsam                     schen Lernenden und Lehrenden ist        tie auf Methoden des „micro-teaching“        senklima, in dem auch Fehler will­            Routledge (auf Deutsch: 2014)
durchaus produktiv und kreativ nut­       Auch wenn das Bild der Lehrperson          das zentrale Anliegen von Hattie, das    (0.88), der formativen Evaluation (0.90)     kommen sind.
zen. Als Aktivator hat die Lehrperson     als Einzelkämpfer oder Einzelkünst­        sich auch im Titel des Buchs „Visible    als gemeinsame Aufgabe und der pro­        • Ich hole mir regelmäßig Feedback            • „schulmanagement“ (2015):
für Hattie klare Vorstellungen von den    ler heute sicherlich nicht mehr so weit    Learning“ (Lernen sichtbar machen)       fessionellen Lerngemeinschaften (0.62)       von meinen Schülerinnen und                   Themenheft Hattie. Heft
Unterrichtszielen auch in offenen Lern­   verbreitet ist wie noch vor einigen        niederschlägt. Lehr- und Lernprozesse    als entwickelte Form der Teamarbeit.         Schülern ein.                                 6/2015, Oldenbourg
situationen. Hier sind Feedback (0.72),   Jahrzehnten, ist reflektierte Teamarbeit   für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und

26                                                                                                   JAHRBUCH 2015/2016       JAHRBUCH 2015/2016                                                                                                           27
INITIATIVEN                                                                          LEHRERENTSENDEPROGRAMM              LEHRERENTSENDEPROGRAMM                                                                                        INITIATIVEN

 Deutsch lehren, Verständigung schaffen                                                                                   und P
                                                                                                                              ­ rogrammlehrkräften kann man
                                                                                                                          deshalb nicht hoch genug schätzen“,
                                                                                                                                                                       den 70er Jahren versucht, ein Kultur­
                                                                                                                                                                       abkommen mit der ungarischen Re­
                                                                                                                                                                                                                Gesundheitszeugnis bereithalten, sein
                                                                                                                                                                                                                Haushalt wurde von den Grenzbeam­

 25 Jahre Lehrerentsendeprogramm
                                                                                                                          denn die Bedingungen vor Ort hätten          gierung zu schließen. Doch erst 1987,    ten skeptisch beäugt: „Für die Beam­
                                                                                                                          diese zu Beginn vor enorme Heraus­           unter Michail Gorbatschow, kam           ten war es verdächtig, dass ein junger
                                                                                                                          forderungen gestellt. In der Regel je­       es zum Abschluss. Damit besiegelte       Mann so viele Elektrogeräte besaß. In

 in Mittel- und Osteuropa                                                                                                 doch machten die vermittelten, meist
                                                                                                                          jungen Lehrkräfte eine fehlende In­
                                                                                                                          frastruktur und noch kaum entwi­
                                                                                                                                                                       Westdeutschland das erste Kulturab­
                                                                                                                                                                       kommen mit einem sozialistischen
                                                                                                                                                                       Staat. Kurz danach wünschte sich die
                                                                                                                                                                                                                der Sowjetunion wäre das unmöglich
                                                                                                                                                                                                                gewesen.“

                                                                                                                          ckelte Organisationsstrukturen durch         deutsche Minderheit in Ungarn, die       Zwar seien die ersten Schritte in Un­
 Weltweit unterrichten aus Deutschland vermittelte Lehrkräfte an circa 1.200 durch                                        ihr Engagement wieder wett. „Sie tru­        sogenannten Donauschwaben, deut­         garn recht unkoordiniert abgelau­
                                                                                                                          gen enorm zur Vermittlung eines po­          sche Lehrkräfte zur Unterstützung an     fen, erinnert sich Heinrichsen, „wir
 die ZfA geförderten Schulen. So auch in der MOE-Region – und das bereits seit                                            sitiven, pluralistischen und aktuellen       den Schulen. Als eine der ersten Lehr­   hatten aber von Anfang an große
 einem Vierteljahrhundert. Was als Idee begann, ist heute eine wichtige Säule der                                         Deutschlandbildes und zum gegen­             kräfte ging Heinrich Heinrichsen in      Unterstützung vonseiten der Regie­
                                                                                                                          seitigen Verständnis bei“, meint der         das osteuropäische Land. Bei seiner      rung, in der auch die Donausch­waben
 Auslandsschularbeit.                                                                                                     ehemalige Fachberater.                       Einreise musste er Dienstvisum und       sehr aktiv waren“. 43 Deutsche
                                                                                                  von SANDRA GEORG
                                                                                                                          Große Unterstützung in Ungarn
                                                                                                                          Ungarn war das erste Land, in dem
„D as   Lehrerentsendeprogramm ist       Die Bundes­republik konnte erst nach   betraut. Damit kamen enorme Heraus­       deutsche Lehrkräfte unterrichteten.
 nicht vom Himmel gefallen“, weiß        dem Mauerfall beginnen, ein eige­      forderungen auf die Institution zu, wie   Die Bundesrepublik hatte bereits in
 Diet­helm Kaminski, der von 1979 bis    nes System geförderter Privatschulen   Kaminski bestätigt: „Ohne personelle
 1986 als erster Fachberater der Zen­    in der Region auf- und auszubauen.     Aufstockung mussten von der ZfA
 tralstelle für das Auslandsschulwesen   1992 beschloss die Kultusminister­     Berge von neuen Aufgaben bewältigt        Ungarn war das erste osteuropäische
 (ZfA) im ehemaligen Jugoslawien mit     konferenz folgende Maßnahme: „Ent­     werden.“ Immerhin handelte es sich        Land, in dem das Lehrerentsende­
                                                                                                                          programm etabliert wurde. Das Ungarn­
 Sitz in Zagreb tätig war. Doch bis es   sendung deutscher Lehrkräfte in die    um eine Region riesigen Ausmaßes,         deutsche Bildungszentrum in Baja (o.)
 zu dem wurde, was es heute ist, war     Staaten Mittel-, Ost- und Südeuropas   die für die Mitarbeiter der ZfA weitge­   besuchen heute rund 640 Schülerinnen
 es ein weiter Weg. Schon vor 1989       und in die Staaten auf dem Gebiet      hend Neuland war, das erst auf Dienst­    und Schüler. Fachberater/Koordinator
                                                                                                                          in Budapest ist Heinrich Heinrichsen (r.).
 gab es in den mittel- und osteuropäi­   der ehemaligen Sowjetunion“. Mit der   reisen erkundet werden musste. „Die       Diethelm Kaminski (l.) war ab 1979 als
 schen Staaten sowie der Sowjetunion     Vermittlung und Betreuung der Leh­     Pionierarbeit der ersten Generation       Fachberater in Zagreb aktiv.
 von der DDR unterstützte Schulen.       rerinnen und Lehrer wurde die ZfA      von Fachberatern, ­Fachschaftsberatern

 28                                                                                             JAHRBUCH 2015/2016        JAHRBUCH 2015/2016                                                                                                       29
INITIATIVEN                                                                                    LEHRERENTSENDEPROGRAMM                    LEHRERENTSENDEPROGRAMM                                                                                               INITIATIVEN

                                                                                                                                         In Rumänien steigt der Bedarf
                                                                                          Seit 25 Jahren bereiten sich Schüler in        In Rumänien startete das LEP im Jahr
                                                                                          Mittel- und Osteuropa auf das D   ­ eutsche    1992. Vor allem in der Region Sieben­
                                                                                          Sprachdiplom vor, so auch am XVI. Gym­
                                                                                          nasium Zagreb (S. 31 o.). Krystyna Götz        bürgen, in der die deutsche Minderheit
                                                                                          (S. 30 r.) war in Polen Fachberaterin/Koor­    der Siebenbürger Sachsen beheimatet
                                                                                          dinatorin der ersten Stunde. Wilhelm Krü­      ist, war die Nachfrage nach Deutsch von
                                                                                          semann (S. 30 l.) begleitete die Entwicklung
                                                                                          des Lehrerentsendeprogramms von 2004           Anfang an hoch. ZfA-Fachberaterin
                                                                                          bis 2010 als Fachberater in Tschechien.        Birgit van der Leeden berichtet, dass
                                                                                                                                         der Bedarf jedoch mittlerweile im gan­
                                                                                                                                         zen Land gestiegen ist und sich die
                                                                                                                                         Aufgaben zum Teil auch verändert ha­
                                                                                        „Die Beamten aus dem Bildungsminis­              ben: „Früher bereiteten die vermittel­
                                                                                        terium standen unserem Programm                  ten deutschen Lehrerinnen und Lehrer
                                                                                        grundsätzlich offen gegenüber. Bei der           die Ortslehrkräfte auf die Vermittlung
                                                                                        Einführung des Deutschen Sprachdi­               des DSD vor. Heute müssen die knapp
                                                                                        ploms in das polnische Schulsystem               30 Gastlehrer darüber hinaus v­ielerorts
­Sprachdiplomschulen (DSD-Schulen)            Fachberater Wilhelm Krüsemann, der        war diese Haltung anfangs allerdings             den Lehrermangel im Fach Deutsch
zählt das Land heute. Jährlich schlie­        die Entwicklung des LEP von 2004 bis      nicht selbstverständlich.“ Manche pol­           und im deutschen Fachunterricht aus­
ßen insgesamt 2.000 Schülerinnen und          2010 in Tschechien begleitete, blickt     nischen Regierungsvertreter verstan­             gleichen.“ Für die Zukunft sehen auch
Schüler die DSD-I- und DSD-II-Prü­            auf eine intensive und erfolgreiche Zu­   den das DSD­Programm als Eingriff                die berufsbildenden Schulen in Ru­
fungen erfolgreich ab. „Weil Englisch         sammenarbeit mit dem tschechischen        in die polnische Bildungssouveränität.           mänien mehr Bedarf an deutschen
nicht verbindlich erste Fremdspra­            Bildungsministerium zurück: „Ein          „Wir mussten einige Überzeugungsar­              Lehrkräften.                                  Dr. Ulrich Dronske, der in dieser Zeit      ­eingerichtet werden, das projektorien­
che ist, gibt es ­relativ viele Kinder, die   tolles Ergebnis ist, dass die DSD-II-­    beit leisten, bis allen Mitstreitern be­                                                       als Fachberater in Kroatien tätig war,      tiert auf das DSD vorbereitet. „Die Note
in der Schule von Anfang an Deutsch           Prüfung als Ersatz für das tschechische   wusst war, dass das DSD­Programm                 Gute Rahmenbedingungen in                     führt dies auf die guten Rahmenbe­          im Fach ‚Deutsche Sprache – Unter­
lernen“, erklärt der Pädagoge die hohe        Deutschabitur eingerichtet wurde.         ein deutsch­polnisches Gemein­                   Kroatien                                      dingungen zurück: „Deutsch war und          richt für das Deutsche Sprachdiplom‘
Anzahl an Absolventen. Die Organi­            Alle Schülerinnen und Schüler, die das    schaftsprojekt sein würde.“ Doch die             Hohe Relevanz genießt das LEP auch            ist in Teilen des Landes immer noch         wird im Zeugnis gleichberechtigt mit
sation und Durchführung des DSD I             DSD-II-Diplom erhalten, haben gleich­     Arbeit hat sich gelohnt. Heute ist das           in Kroatien. Im Jahr 2000 gab es das          erste Fremdsprache.“ Mit Unterstüt­         den anderen Fächern in die Durch­
liegt dabei in der Eigenverantwortung         zeitig die Deutschprüfung der tsche­      LEP in Polen das weltweit größte                 DSD lediglich an fünf Schulen, doch           zung des Ministeriums konnte zudem          schnittsnote einberechnet.“ Auch
Ungarns. Heute ist Heinrichsen wie­           chischen Matura bestanden, und zwar       Lehrerentsendeprogramm.                          schon acht Jahre später zählte das            an den DSD-Schulen ergänzend zum            ­zukünftig wird sich die Anzahl der
der vor Ort, diesmal als Fachberater in       mit der Note Eins.“ Dank der PASCH-                                                        Programm durch das hohe Engage­               obligatorischen Deutschunterricht ein       DSD-Prüfungen sehen lassen können:
Budapest. Der Zukunft des Lehrerent­          Initiative konnten in den vergangenen     Mehr als 1.000 Schüler erlangen dort             ment auf beiden Seiten 40 Schulen.            eigenes fakultatives Unterrichtsfach        2015 gab es rund 900 Anmeldungen
sendeprogramms (LEP) sieht er positiv         Jahren zahlreiche neue DSD-Schulen        das begehrte Sprachdiplom. Die inten­                                                                                                      für das DSD I und mehr als 500 Anmel­
entgegen: „Ich bin sicher, dass wir die       gewonnen werden, wodurch sich die         sive Vorbereitung auf die Prüfungen                                                                                                        dungen für das DSD II.
jetzige Anzahl an DSD-Prüfungen mit           Anzahl der DSD-Prüfungen erhöht           bestreiten heute gut aus­ und fort­
Unterstützung der Gastlehrer halten           hat. Im vergangenen Jahr gab es an die    gebildete polnische Lehrkräfte. 2015                                                                                                       Für Diethelm Kaminski, den ehe­
und vielleicht sogar erhöhen können.“         800 DSD-I- und DSD-II-Prüfungen.          wurden sie durch 40 deutsche Leh­                                                                                                          maligen Fachberater in Jugoslawien,
                                                                                        rerinnen und Lehrer unterstützt. Für                                                                                                       ­bedeutet das LEP weitaus mehr als die
Nachbarland Tschechien                        Polen: Partnerschaftliche                 Krystyna Götz, die 20 Jahre ihrer Lehr­                                                                                                    bloße Vermittlung von Deutsch als
Auf Ungarn folgte Tschechien. Das             Zusammenarbeit                            tätigkeit in Polen verbrachte, ist jede                                                                                                    Fremdsprache: „Durch das Programm
Land schaut auf eine lange deutsch-           Mit Polen begann das LEP 1991 in          vermittelte Lehrkraft „nicht nur eine                                                                                                      wurden unzählige Freundschaften,
tschechische Tradition zurück, und            einem weiteren Nachbarstaat Deutsch­      Sympathieträgerin für Deutschland                                                                                                          ja selbst binationale Ehen geschlos­
deshalb verwundert es nicht, dass             lands. Die erste Fachberaterin, Krys­     in Polen, sondern nach ihrer Rück­                                                                                                         sen, dauerhafte Kontakte geknüpft,
Deutsch seit den 90er Jahren nach             tyna Götz, erinnert sich an die           kehr auch für Polen in Deutschland.                                                                                                        Schülerbegegnungen ermöglicht und
Englisch die gefragteste Fremdspra­           ­Ausgangslage: „Es fehlten Lehrkräfte,    Ebenso sind Tausende junge Polen, die                                                                                                      ­Austauschprogramme ins Leben ge­
che bei tschechischen Schülern ist.           Lehrpläne, Unterrichtsmaterialien und     durch das DSD­Programm intensiven                                                                                                          rufen, aber vor allem auch berufliche
Vor allem durch die Nähe zu Deutsch­          ein Büro.“ Mit Götz reisten zunächst      Kontakt mit der deutschen Sprache                                                                                                          Karrieren gefördert – eine Entwick­
land und die vielen Niederlassungen           27 Lehrkräfte an, um an polnischen        und Kultur erlangt haben, Mittler zwi­                                                                                                     lungshilfe, die alle Beteiligten mit Stolz
                                                                                                                                         Der Bedarf an deutschen Lehrkräften steigt:   Dr. Ulrich Dronske arbeitete von 2000 bis
deutscher Unternehmen ist die Be­             Oberschulen zu unterrichten. Trotz der    schen beiden Ländern.“ Das LEP sei für           Laut Birgit van der Leeden, Fachberaterin/    2008 als Fachberater/Koordinator der ZfA    erfüllen kann.“
reitschaft hoch, Deutsch zu lernen            vielen Fragezeichen stieß sie bei der     die deutsch­polnischen Beziehungen               Koordinatorin in Siebenbürgen/Rumänien,       in Kroatien.
und zu unterrichten. Der ehemalige            Organisation auf qualifizierte Partner:   deshalb „von unschätzbarem Wert“.                wird Deutsch in dem Land immer beliebter.

30                                                                                                         JAHRBUCH 2015/2016            JAHRBUCH 2015/2016                                                                                                               31
INITIATIVEN                                                                                LEHRERENTSENDEPROGRAMM              LEHRERENTSENDEPROGRAMM                                                                                   INITIATIVEN

                                                             Interview mit Zoltán Maruzsa
Interview mit Zoltán Maruzsa

„Das LEP ist heute ein
       europäisches Projekt.“                                                                                                                                                                                  müssen sie nutzen und so schnell wie
                                                                                                                                                                                                               möglich entsprechende Institutionen
                                                                                                                                                                                                               gründen. So entstand beispielsweise
                                                                                                                                                                                                               das Ungarndeutsche Bildungszentrum
Zoltán Maruzsa ist Alumnus des Ungarndeutschen Bildungszentrums in Baja und                                                                                                                                    in Baja.

arbeitet heute als Ministerialbeauftragter im ungarischen Ministerium für Gesell-
                                                                                                                                                                                                               Welche Bedeutung hat das LEP für die
schaftliche Ressourcen und als Präsident des Bildungsamts. Sandra Georg sprach                                                                                                                                 ungarisch-deutschen Beziehungen?
                                                                                                                                                                                                               Die Deutsche Schule in Budapest so­
mit ihm über das Lehrerentsendeprogramm.                                                                                                                                                                       wie das Bildungszentrum in Baja sind
                                                                                                                                                                                                               Leuchtturmprojekte, an denen mo­
                                                                                                                                                                                                               derne pädagogische Methoden prakti­
Herr Maruzsa, welchen Eindruck hatten      getragen, die modernen Werte im heu­     Themen in Kleingruppen. Heute sind                                                                                         ziert werden. Dort werden den Kindern
Sie in Ihrer Schulzeit von den deutschen   tigen Europa besser zu verstehen. Auch   diese Methoden auch im ungarischen                                                                                         und Jugendlichen durch die Gastlehrer
Lehrkräften?                               methodisch sind die Lehrer ganz an­      Bildungssystem viel mehr verbreitet,                                                                                       und ihre ungarischen Kollegen an­
Die Lehrkräfte hatten eine völlig an­      ders an den Unterricht herangegangen:    aber man kann schon sagen, dass die                                                                                        dere Perspektiven eröffnet. Das LEP ist
dere Weltanschauung als wir, die noch      Die fachlichen Informationen standen     deutschen Lehrer damals Pionierarbeit                                                                                      heute ein europäisches Projekt, das in­
durch den Kommunismus geprägt wa­          nicht im Vordergrund und sie unter­      geleistet haben.                           suchen viele Arbeitskräfte mit deut­     auch in den Ministerien, die erkannt   ternationale Kooperationen stärkt. Wir
ren. Sie lehrten uns eine europäische      richteten weniger frontal. Mit ihnen                                                schen Sprachkenntnissen. Außerdem        haben: Die Chance, eine Öffnung in     sind zutiefst daran interessiert, dies
Perspektive. Das hat enorm dazu bei­       diskutierten wir viel und erarbeiteten   In diesem Jahr legten jeweils 1.000        gehen viele Ungaren zum Arbeiten         Richtung Deutschland herzustellen,     ­erfolgreich weiterzuführen.
                                                                                    Schülerinnen und Schüler die DSD-I-        nach Deutschland, Österreich oder
                                                                                    und DSD-II-Prüfung ab. Warum ist die       in die Schweiz. Es lohnt sich deshalb,
                                                                                    Nachfrage nach Deutsch und den Deut­       Deutsch als Fremdsprache zu wählen.
                                                                                    schen Schulen in Ungarn so hoch?           Meine Kinder lernen auch alle Deutsch
                                                                                    Die Vernetzung mit Deutschland und         als erste Sprache.
                                                                                    der deutschen Wirtschaft ist in Un­
                                                                                    garn prägend. Deutsche Firmen, die         Ungarn war das erste Land, in dem das
                                                                                    Niederlassungen in Ungarn haben,           Lehrerentsendeprogramm (LEP) von der
                                                                                                                               ZfA etabliert wurde. Was hat die Ent­
                                                                                                                               wicklung begünstigt?
                                                                                                                               Anders als in den restlichen Staaten
                                                                                                                               im Ostblock hatte Ungarn bereits seit
                                                                                    Zoltán Maruzsa besuchte das Bildungs­      Ende der 50er Jahre langsam damit
                                                                                    zentrum in Baja von 1992 bis 1996.
                                                                                    Mit seiner Klasse reiste er 1994 zum       aufgehört, eine Sprachpolitik gegen
                                                                                    Schüleraustausch ans Auguste-Pattberg-     die deutsche Minderheit zu führen.
                                                                                    Gymnasium in Mosbach (l.). Die deutschen   Zur Zeit der Wende und der Grenzöff­
                                                                                    Lehrkräfte vermittelten ihm und seinen
                                                                                    Mitschülern (r.) moderne europäische       nung war die politische Atmosphäre
                                                                                    Werte.                                     für eine Kooperation mit Deutsch­
                                                                                                                               land äußerst positiv. Außerdem gab
                                                                                                                               es sehr engagierte Leute in Baja und

32                                                                                                     JAHRBUCH 2015/2016      JAHRBUCH 2015/2016                                                                                                  33
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