Jahresmagazin 2018/19 - Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und beatmungsmedizin E.V - DGP
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Jahresmagazin 2018/19 Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und beatmungsmedizin E.V. Lungenerkrankungen zählen zu den wichtigsten Volkserkrankungen weltweit, so die letzte Ausgabe des „Global Burden of Disease Report“ des Lancet.
Bildnachweise Impressum (sofern nicht bei den Abbildungen angegeben) Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. Umschlag: Lindgrün GmbH auf Basis von Prof. Dr. med. Andreas C. Prof. Dr. med. Klaus F. Rabe, Präsident der DGP Hocke (M.Sc.), Molekulare Bildgebung der Immunregulation, Charité – Robert-Koch-Platz 9, 10115 Berlin Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infek- Tel.: +49 30 29 36 27 01 tiologie und Pneumologie; Seite 5: LungenClinic Grosshansdorf GmbH; E-Mail: info@pneumologie.de Seite 8/9: Lindgrün GmbH, Lukas Klimmek; Seite 10, 14, 15, 18, 20, 26, 28, 30, 45, 48, 49, 54–56: Mike Auerbach, www.mike-auerbach. Koordination: Anja Flender, M.A. com; Seite 13, 19: Lindgrün GmbH, Wolfgang Hanke; Seite 16/17: Satz, Design und Layout: Lindgrün GmbH, www.lindgruen-gmbh.com Rainer Fuhrmann / Shutterstock.com; Seite 22: © gpointstudio – Lektorat: Textbüro und Lektorat Dr. Sibylle Strobel stock.adobe.com; Seite 23: Ralf Eberhardt; Seite 46: Ortrud Karg; Gedruckt durch Druckerei Conrad GmbH, Berlin Seite 47: Oben: Lindgrün GmbH; Mitte: Lindgrün GmbH, Wolfgang Hanke; Unten: Intercongress © März 2019, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., Berlin Redaktionsschluss: Februar 2019
Inhaltsverzeichnis 4 Vorwort 6 Interaktiv & Interdisziplinär Ohne Nachwuchs keine Zukunft 8 Der Kampf um die Talente 10 Ruhm und Ehre – Die Preisträger des Jahres 2018 Digitalisierung ist jetzt 12 Wieso benötigt die DGP eine Digitalstrategie? Atmen: Luftschadstoffe in Deutchland 14 Parlamentarisches Frühstück – Ein Bericht 16 Negative Gesundheitseffekte von Luftschadstoffen 18 Darum geht es – Interview mit Prof. Schulz 20 Die DGP bezieht Position – Stellungnahmen der DGP 26 Publikationen der DGP 28 Die Lungenheilkunde im Nationalsozialismus 30 Sektionen, Arbeitsgruppen, Taskforces 46 Atmungstherapeuten 48 Weiterbildung 49 Fortbildungsakademie 52 Zertifizierte Zentren 54 Zahlen & Fakten
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, W ir freuen uns sehr, Ihnen nun zum dritten Mal den Jahresbericht der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin präsentieren zu können. Hier stellen wir die Aktivitäten der DGP für das Jahr 2018 sowohl unseren Mitgliedern als auch Politik und Öffentlichkeit vor. 2018 war aufregend, ebenso der Start ins Jahr 2019. Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft freuen wir uns über fundierte Diskussionen, die das Motto unseres diesjährigen Kongresses mit Leben erfüllen: Pneumologie – interdisziplinär und interaktiv. Die DGP hat sich in den vergangenen Jahren in Bezug auf ihre Mitgliedszahlen sehr erfreulich entwickelt: 2018 haben wir die Marke von 4 100 Mitgliedern überschritten. Seit Gründung der DGP-Geschäftsstelle in Berlin haben wir einen kontinuierlichen Zuwachs von über 25 % zu verzeichnen. Unsere Geschäfts- stelle, die seit nunmehr fünf Jahren am Robert-Koch-Platz angesiedelt ist, dient für zahlreiche Treffen und Veranstaltungen von Sektionen, Arbeitsgruppen, Leitliniengruppen, des Vorstandes und anderer assoziierter Organisationen als gerne genutzter Ort. Viele Aspekte unserer Arbeit finden im Umfeld des Jahreskongresses ihren Widerhall: • die Digitalisierung im Gesundheitswesen – wir freuen uns darauf, Ihnen am DGP-Stand die erste DGP-Leitlinien-App vorstellen zu können, die wir als Startpunkt für weitere Aktivitäten in diesem Bereich sehen; • die Förderung des pneumologischen Nachwuchses – von Posterpreisen über den klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Forschungspreis der DGP bis zur erfolgreichen Ansprache der Medizinstudierenden, um sie für die Belange der Pneumologie zu interessieren, mit über 100 Teilnehmern beim Jahreskongress zur neuen Webseite zukunft.pneumologie.de, die Sie eben- falls am DGP-Stand kennenlernen können; 4
• gemeinsame Initiativen mit uns inhaltlich nahestehenden Organisationen (u.a. Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner; Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für außerklinische Beatmung; Deutsche Inter- disziplinäre Vereinigung Intensiv- und Notfallmedizin; Verband Pneumolo- gischer Kliniken: siehe auch die Übersicht zu Stellungnahmen auf S. 24) und • Kooperationen mit, um nur einige Beispiele zu nennen, dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung, der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie, beide ebenfalls in der Geschäftsstelle am Robert-Koch-Platz ansässig, dem Aktionsbündnis Nicht- rauchen, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (beispielsweise die Arbeit der Konsensus-Kommission „Klug entscheiden“, der Ärzte-Kodex für ein ethisch motiviertes Handeln in der Medizin, die Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung). Lungenerkrankungen zählen, so auch die letzte Ausgabe des „Global Burden of Disease Report“ des Lancet, zu den wichtigsten Volkserkrankungen weltweit. Die Vorhersagen deuten darauf hin, dass bis zum Jahr 2040 eine weitere Steige- rung verschiedener Erkrankungen der Lunge zu verzeichnen sein wird. Diese Entwicklung stellt uns vor stetig größere Herausforderungen in der Förderung unseres klinischen wissenschaftlichen Nachwuchses und der Versorgung einer Vielzahl von Patienten. Der Beantwortung wichtiger Fragen der ambulanten und stationären Versorgung, des Nachwuchsproblems und der ambulanten Versorgung im ländlichen Bereich müssen wir uns deshalb weiter widmen und unsere Kräfte bündeln. Mit freundlichen Grüßen Ihr Prof. Dr. med. Klaus F. Rabe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. 5
A ls Kongresspräsidenten des Jahres 2018 standen wir vor der Aufgabe, ein Motto für den Kongress zu finden, welches die Bandbreite der He- rausforderungen an die Pneumologie spiegelt und in die Zukunft weist. Die Erkenntnis, dass viele pneumologische Krankheitsbilder des erwachsenen Menschen ihren Ursprung oder zumindest wesentliche Grundlagen bereits in der Kindheit haben, hat sich in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt. Nicht nur die genetische Prädisposition, sondern auch Umwelteinflüsse wir- ken sich auf die Lungenentwicklung im Kindesalter aus und können wesent- lich die Diversität und Schwere der Krankheitsverläufe im Erwachsenenalter beeinflussen. Dies lässt die enge Zusammenarbeit zwischen pädiatrischer und Erwachsenenpneumologie natürlich und sinnvoll erscheinen. Die Verbindungen zwischen Pneumologie im Kindes- und im Erwachsenenalter sind vielfältig. Ein Thema ist die Transition von Kindern mit chronischen Krankheitsbildern ins Erwachsenenalter. Unter dem Motto „Pneumologie – interdisziplinär und interaktiv“ bietet der gemeinsame Kongress von DGP und GPP eine hervorragende Plattform für den Austausch von wissenschaftlichen Ergebnissen und klinischen Erfahrungen zu beiderseitigem Nutzen. Mit besten Wünschen, Prof. Dr. med. Dr. h. c. Erika von Mutius, Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Kongresspräsidentin Kongresspräsident 7
Ohne Nachwuchs keine Zukunft Der Kampf um die Talente Mit der Website zukunft.pneumologie.de stellt die DGP ihr Angebot für Studierende und junge Ärzte ganz neu auf. Das eigenständige Portal bietet maßgeschneiderte Informationen, eine sehr differenzierte Stellensuchfunktion und begleitet den umkämpften Nachwuchs damit vom Pflegepraktikum bis zur Facharztprüfung. „War for Talents“ – „Krieg um Talente“. 1997 verwendete eine der Parallel dazu gibt es einen Wertewandel in der Arbeitswelt, der weltweit größten Unternehmens- und Strategieberatungsfirmen sich auch beim medizinischen Nachwuchs niederschlägt. Neben diesen etwas martialischen Begriff erstmals in einer Studie und dem Wunsch nach einer sinnvollen, abwechslungsreichen Tätigkeit beschrieb damit die zunehmende Schwierigkeit von Unternehmen, stehen an die individuelle Situation angepasste Arbeitszeitmodel- geeignetes qualifiziertes Personal zu finden. Um freie Stellen pas- le, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine ausgewogene send zu besetzen, finde ein Kampf um die besten Nachwuchskräfte Work-Life-Balance bei Studierenden und angehenden Fachärzten statt. Eine Entwicklung, die mittlerweile das Gesundheitswesen beider Geschlechter auf der Prioritätenliste ganz oben. erreicht hat und auch vor dem ärztlichen Bereich nicht Halt macht. Einige Fachrichtungen wie die Allgemeinmedizin, die Gynäkologie Um all diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, hat sich die oder die Augenheilkunde suchen schon jetzt so dringend nach DGP im Herbst 2017 entschieden, ihr Nachwuchsprogramm Nachwuchs, dass entsprechende Weiterbildungsförderprogramme vollständig zu überarbeiten. Als Fachgesellschaft sind wir in der aufgelegt wurden. Verantwortung, uns für unsere Zukunft einzusetzen und diese durch entsprechende Maßnahmen zu sichern. Entstanden ist In der Pneumologie ist die Situation momentan zwar noch vergleichs- eine zwar über die DGP-Homepage zugängliche, ansonsten aber weise unproblematisch. Viele niedergelassene Kolleginnen und Kolle- vollkommen eigenständige neue Website, die das gesamte Nach- gen werden allerdings in den kommenden Jahren aus Altersgründen wuchsangebot der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und aus der ambulanten Versorgung ausscheiden. Dass sie nicht mehr so Beatmungsmedizin bündelt. einfach Nachfolger für ihre Praxen finden, macht sich bereits bemerk- bar. Zudem nimmt die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen zu, mit- Am Anfang des Projekts standen drei zentrale Fragen: Wann bedingt durch die Alterung der Bevölkerung. Deshalb muss sich auch entscheiden sich Studierende und junge Ärzte für eine bestimmte die Pneumologie darauf vorbereiten, dass der Bedarf an Fachärzten Fachrichtung? Welche Kriterien spielen bei der Berufswahl eine künftig noch wachsen wird. Im Wettbewerb um Talente konkurriert die Rolle? Welche Angebote, Informationen und Hilfestellungen Lungenheilkunde nicht nur mit zahlreichen ärztlichen Fachgebieten. In wünscht sich der Nachwuchs, um diesen Prozess der Entschei- anderen Branchen sind Mediziner ebenfalls gefragt – angefangen mit dungsfindung zu unterstützen? Um darauf Antworten zu finden, der Medizintechnik- und Pharmaindustrie über öffentliche Ämter und wurden zunächst verschiedene Studien unter die Lupe genommen: Forschungseinrichtungen bis hin zu den vielen Health-Start-ups. das „Berufsmonitoring Medizinstudenten“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und „KarMed – Karriereverläufe und Karrie- rebrüche bei Ärztinnen und Ärzten während der fachärztlichen Weiterbildung“. 8
Dabei kristallisierten sich wertvolle Erkenntnisse heraus – etwa dass ein Großteil der Studierenden später in der näheren „Durch die Webseite habe ich Heimatregion arbeiten will, dass die Größe und Lebensqualität der Stadt bei der Wahl des Arbeitsplatzes einen hohen Stellenwert die Pneumologie zum ersten einnimmt und dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für 96 Prozent der Frauen und 92 Prozent der Männer sehr wichtig ist. Mal als möglichen Karriere- Ebenfalls relevant: Die Entscheidung für eine bestimmte Facharzt- weiterbildung fällt nicht über Nacht, sondern sukzessive während pfad wahrgenommen.“ des Studiums und der ersten Berufsjahre – und beginnend mit dem Eine Teilnehmerin des Nutzertests im Oktober 2018 Pflegepraktikum. Die Erkenntnisse und die daraus entwickelten Ideen wurden dann Akademien, Kurse und Weiterbildungen, Materialien und Angebote auf dem Bundeskongress 2017 in einem Workshop mit Medizinstu- zur Prüfungsvorbereitung, Kongresse für den Nachwuchs und ein dierenden validiert und diskutiert. In zwei ausführlichen Interviews Kalender sind unter dem Menüpunkt „Unterstützung der DGP“ prüften Assistenzärzte den Outcome des Workshops nochmals vereint. gegen und auch Prof. Dr. Andreas Rembert Koczulla, der als Be- auftragter für Nachwuchsförderung in der DGP einen sehr guten Herzstück der neuen Website ist die Pneumobörse – eine Einblick in die Bedürfnisse von Studierenden und jungen Ärzten hat, kartenbasierte Suchfunktion für alle Stellen vom Pflegeprakti- brachte seine Expertise mit ein. kum bis hin zum Facharzt für Pneumologie. Neben Arbeitszeiten, Befristung des Arbeitsvertrags, Bundesland und Ortsgröße können Dann ging es in medias res. Ein erster Prototyp der Website die Nutzer dort auch ihnen wichtige Kriterien wie Vereinbarkeit von zukunft.pneumologie.de wurde programmiert und mit exemplari- Familie und Karriere, Sportangebote oder ÖPNV-Ticket in die Suche schen Inhalten befüllt. In einem anschließenden Nutzertest erprob- einfließen lassen. So verwirklicht zukunft.pneumologie.de die ten und bewerteten 24 Medizinstudierende sowohl das gesamte Grundidee der DGP im Kampf um Talente: ein Informationsportal Portal als auch die einzelnen Elemente. Insgesamt beurteilten sie zu schaffen, das den Nachwuchs von der Suche des Pflegeprakti- die Seite sehr positiv, es gab aber auch einige Kritikpunkte und Ver- kums bis zur Facharztprüfung begleitet. besserungsvorschläge. Daraufhin wurde die Website, wo notwen- dig, entsprechend angepasst. Tragen Sie zum Erfolg des Nachwuchsportals bei und inserieren Sie Ihre Stellenangebote in der Pneumobörse. Vom Erstsemester bis zum fertigen Facharzt finden die Nutzer jetzt www.zukunft.pneumologie.de im Infocenter für sie maßgeschneiderte Informationen – angefan- gen mit Tipps und Tricks zum Pflegepraktikum, den Famulaturen und für die Bewerbung über epidemiologische Zahlen, Beschrei- bungen des Berufsbilds und des Werdegangs eines Pneumologen bis hin zu Reportagen über den ärztlichen Alltag und das Thema Familie und Beruf. 9
Ruhm und Ehre Wir haben die Preisträger des Jahres 2018 gefragt Seit mehr als zehn Jahren vergeben wir Poster- und Forschungspreise. Wir wollen fördern und fordern, sowohl den wissenschaftlichen Nachwuchs als auch Forscher, die durch heraus- ragende Forschungsansätze und Ergebnisse hervorstechen. Nun haben wir nachgefragt bei den Preisträgern des Jahres 2018. Wir wollten wissen, warum sich die Ausgezeichneten überhaupt Laut einhelliger Meinung der Preisträger ist es uneingeschränkt beworben hatten. Hat sich die Auszeichnung auf sie ausgewirkt und empfehlenswert, sich für den Forschungspreis zu bewerben und wenn ja, wie? Und welche Tipps haben sie für junge Ärzte? Poster einzureichen. Neben dem Renommee des Forschungspreises wurde als ein Grund für eine Bewerbung der Abschluss einer langjährigen Forschungsar- beit genannt. Frau Dr. Milger-Kneidinger und Dr. Rainer Glöckl ho- „Selbst wenn man nicht aus- ben hervor, dass sie dank der Aufmerksamkeit, die ihre Forschungs- leistung durch die Auszeichnung auf sich zog, neue Kontakte zu gezeichnet wird, ist es auch anderen Wissenschaftlern im gleichen Themenkomplex knüpfen konnten. Unter den Preisträgern, insbesondere in ähnlichen oder eine gewisse Erfahrung für das gleichen Forschungsfeldern, entsteht so oftmals ein enger und anregender wissenschaftlicher Austausch. Auch die damit einher- nächste Mal. Der Aufwand für gehende Motivation, weiter im Themenfeld zu forschen, wurde genannt. die Bewerbung ist zudem über- Es gibt weitere gute Gründe, eine Forschungsarbeit einzureichen: schaubar und angemessen.“ Neben der Begutachtung der erbrachten Forschungsleistung durch Dr. Katrin Milger-Kneidinger eine Expertenjury trägt der Forschungspreis auch dazu bei, die Ar- beit einem größeren Kreis an Kollegen bekannt zu machen. Umso mehr freut es uns, wenn die Preisgelder, wie im Falle von Herrn Dr. Alle Preisträger hoben den positiven Effekt der Auszeichnung für Schupp, für die unterstützende Finanzierung eines Forschungsau- ihre Forschungstätigkeit hervor. Dies ist umso erfreulicher, als es ein fenthalts in den USA genutzt werden. Unabhängig davon, ob das Ziel der DGP ist, Mitglieder miteinander in Kontakt zu bringen, den Preisgeld in die Drittmittelkasse der Universität eingezahlt oder wissenschaftlichen, forschungsbasierten Diskurs zu fördern und so in der Forschungsgruppe aufgeteilt wurde, um die Teilnahme an langfristig einen Beitrag zur Qualität in der Pneumologie zu leisten. Kongressen zu ermöglichen – es wurde vor allem wieder für die Forschung eingesetzt. 10
Forschungspreise der DGP 2018 Beste klinisch-therapeutische Arbeit Grundlagenforschung – Beste wissenschaftliche Arbeit (im Bild links) (im Bild rechts) Dr. med. Jonas Schupp, Yale/Freiburg Dr. med. Natascha Sommer, Gießen Phenotypes of organ involvement in sarcoidosis Mitochondrial Complex IV Subunit 4 Isoform 2 Is Essential for Acute Pulmonary Oxygen Sensing Dr. med. Katrin Milger-Kneidinger, München Dr. Herbert M. Schiller, München Identification of a plasma miRNA biomarker signature for allergic Deep Proteome Profiling Reveals Common Prevalence of MZB I – asthma: A transition approach Positive Plasma B Cells in Human Lung and Skin Fibrosis Posterpreise 2018 1. Platz 2. Platz Dr. med. Christoph Fisser et al., Regensburg Dr. med. Rainer Glöckl et al., München Assoziation zwischen der obstruktiven, aber nicht der zentralen Effekte eines zusätzlichen Atemmuskeltrainings im Rahmen pneu- Schlafapnoe und spherischem Remodeling des linken Ventrikels bei mologischer Rehabilitation bei COPD Patienten mit Atemmuskel- Patienten mit ST-Hebungsinfarkt schwäche – eine randomisierte, kontrollierte Studie Matthias Felten et al., Berlin Prof. Dr. med. Peter Alter et al., Marburg The circadian clock modulates sceptibility of mice to ventilator-in- Einflüsse von Obstruktion und Überblähung der COPD auf die duced lung injury elektrischen Herzachsen von P-Welle, QRS-Komplex und T-Welle im EKG „Ich würde die Teilnahme am Posterpreis jedem empfehlen, weil der Preis neben dem nützlichen finanziellen Aspekt vor allem den kollegialen Austausch fördert und damit zur weiteren persönlichen Entwicklung beiträgt.“ Dr. Christoph Fisser Interessiert am … Forschungspreis Posterpreis Der Forschungspreis wird jedes Jahr zweimal vergeben. Es werden Aus den zahlreichen Einreichungen, die auf dem Pneumologie- jeweils die beste klinisch-therapeutische Arbeit und die beste wissen- Kongress nach einer Vorauswahl präsentiert werden, nominiert die schaftliche Arbeit in der Grundlagenforschung gewürdigt. Er ist Fachjury jährlich vier Posterpreisträger. Somit steht dieser Preis allen mit je 10.000 € dotiert. Zudem werden die Preisträger und ihre Einreichenden offen. Zusätzlich ist der Posterpreis mit 2.000 € für den Publikationen in unserer Zeitschrift „Pneumologie“ vorgestellt und 1. Preis, 1.000 € für den 2. Preis und 500 € für den 3. Preis dotiert. auf der Website der DGP genannt. Als Jury fungieren Mitglieder aus den Reihen der DGP. Die Ausschreibung wird jedes Jahr neu auf unserer Website und in der „Pneumologie“ veröffentlicht. Die Einreichungsfrist für die Bewerbungen um die Forschungspreise ist wiederkehrend Anfang Januar für das Folgejahr. „Der Forschungspreis war für mich eine ermutigende und motivierende Bestätigung meiner beginnenden wissenschaftlichen Laufbahn.“ Dr. Jonas Schupp 11
Digitalisierung ist jetzt. Wieso benötigt die DGP eine Digitalstrategie? 1697 beschrieb Gottfried Wilhelm Leibniz erstmals das binäre Digitalisierung in der niedergelassenen Medizin System in einem Brief an Rudolph August, Herzog zu Braunschweig Zurzeit gibt es kein einheitliches Bild über die Verbreitung der und Lüneburg. 1843 übersetzte und kommentierte Ada Lovelace das Digitalisierung in der ambulanten Medizin. So zeigte das kürzlich Buch des Mathematikers Luigi Menabrea über die „Analytical Engine“ veröffentlichte „Praxisbarometer Digitalisierung“ der Kassenärzt- von Charles Babbage mit der Berechnung der Bernoulli-Zahlen – lichen Bundesvereinigung, dass: was heute als erster Programmcode anerkannt ist. In den 1970ern • mehr als die Hälfte aller Praxen ihre Patientendokumentation ging die Forschungsförderung weltweit weg von der militärischen digitalisiert verwalten, hin zur akademischen Forschung und setzte die technologische Gras- • die Verwendung von digitaler Technik zur Ferndiagnose bei der wurzel-Entwicklung des Internets in Gang. Heute ist Digitalisierung fachärztlichen Versorgung von etwas mehr als zehn Prozent noch ein integraler Bestandteil unseres Lebens und der Medizin. Mit sehr niedrig ausgeprägt ist, einem Wisch kann (fast) die komplette Enzyklopädie des Wissens • der Nutzen von digitalen Anwendungen für die Patientenversor- zum Themenfeld Pneumologie in der Hand durchsucht werden. gung, z.B. bei der Erstellung und Pflege eines Medikationsplans, von mehr als der Hälfte der befragten Teilnehmer als hoch Konsile, in denen komplexe klinische Probleme mittels Videokonfe- bewertet wird, renzen zwischen Kollegen ortsunabhängig diskutiert werden, Clinical • die Kommunikation mit den entlassenden Krankenhäusern, z.B. Decision Support-Systeme, die auf Deep Learning bzw. Artificial der Arztbrief, immer noch auf Papier vonstatten geht. Intelligence basieren, Patienten, die über KI-basierte Apps mit einer Diagnoseempfehlung zum Arzt kommen, Medizinprodukte in der Pneumologie, die kontinuierlich und in Echtzeit die nächtliche Atmung Digitalisierung in der forschenden Medizin oder die Adherence zur Medikamenteneinnahme erfassen, sind in der Demgegenüber ist die Digitalisierung in der wissenschaftlichen fortgeschrittenen Entwicklung oder bereits in der Praxis angekommen. Forschung allgegenwärtig. Epidemiologische Studien werden durch Smartphone-Daten unterstützt, Bürger können ihre über verschie- Die Digitalisierung der Medizin mit all ihren Schwächen, Stärken, denste Applikationen gesammelten Gesundheitsdaten direkt an Gefahrenpotenzialen und positiven Effekten schreitet voran. Dies die Forschung weiterleiten. Nicht nur in der Grundlagenforschung bedeutet einerseits, dass wir als medizinische Fachgesellschaft hat sich die Bioinformatik etabliert. So werden Krebszellen in der den Diskurs mit dem Ziel einer qualitativ hochwertigen Forschung, onkologischen Forschung digital modelliert, um z.B. die Wirkungs- Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Prävention unterstützen mechanismen neuer Medikamente zu erkennen und zu verstehen. müssen – und andererseits, dass wir uns als DGP selbst auf den Weg Bestehende große Datensätze, z.B. in Blutbanken, werden durch der Digitalisierung machen. gezielte Fragestellungen mithilfe von Datamining-Systemen analy- siert und für neue Erkenntnisse herangezogen. Die Frage ist jetzt nicht mehr, ob die Digitalisierung kommt, sondern vielmehr, wer die Standards, Rahmenbedingungen und Inhalte defi- niert und wer die Hoheit über die Daten hat bzw. die Daten besitzt. 12
Umsetzung der Digitalstrategie der DGP Deutsches Netzwerk Lunge Zusammen mit dem Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- Das genannte Konsortium will bewusst eine eigene Plattform und Beatmungsmediziner (BdP), der Deutschen Interdisziplinären errichten, um auch in Zukunft die Unabhängigkeit von anderen Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAP), der Deutschen Marktteilnehmern mit möglicherweise überwiegend kommerziellen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) und Interessen zu gewährleisten. dem Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) wird sich die DGP am geplanten „Deutschen Netzwerk Lunge“ beteiligen. Dieses Netzwerk Sollten Sie Interesse haben, in diesem Themenfeld soll eine digitale Plattform entwickeln, auf der eine durchgängige mitzuwirken, wenden Sie sich bitte an: info@pneumologie.de digitale Versorgung des Patienten möglich wird, unabhängig davon, an welcher Stelle im Versorgungssystem er sich gerade befindet (Hausarzt – niedergelassener Pneumologe – Krankenhausarzt) und welcher Teilaspekt der medizinischen Versorgung (Konsil, Medika- mente, Heilmittel) aktuell betrachtet wird. Digitale Angebote der DGP Neben den inzwischen seit drei Jahren erfolgreich etablierten Webseiten sind wir nun dabei, folgende Projekte zu realisieren: Digitalisierung der Fortbildung Zurzeit erarbeitet die Fortbildungsakademie der DGP ein Angebot, um die bestehenden Fort- und Weiterbildungsinhalte so weit wie möglich auch als Onlinekurse anzubieten. Diese sollen das Präsenz- angebot der DGP ergänzen und Interessierten ein niedrigschwellig erreichbares Angebot bieten. Onlinekurse sollen, ebenso wie die Präsenzangebote, mit CME-Punkten honoriert werden. Die DGP sieht elektronisches Lernen als wichtige Ergänzung, aber nicht als Ersatz für den persönlichen Kontakt zwischen den Teilnehmenden und den Vortragenden einer wissenschaftlichen Veranstaltung oder einer Lehrveranstaltung. LEILA – Die Leitlinien-App der DGP Zum Jahreskongress 2019 in München wird der Prototyp der ersten So kann beispielsweise über ein gemeinsames Tagmining (semanti- DGP-Smartphone App vorgestellt werden. Diese App wird gemein- sche Schlagwortsuche), über alle in der App integrierten Leitlinien sam mit der Lindgrün GmbH entwickelt. Ziel ist der einfache, ge- hinweg, die Kohärenz einzelner Empfehlungen zu ganz bestimmten zielte und schnelle Zugang zu den Inhalten von pneumologischen klinischen Problemen geprüft werden. Dies ist insbesondere im Leitlinien, sodass sich die App zur Nutzung im laufenden Praxisbe- Hinblick auf die Multimorbidität vieler pneumologischer Patienten trieb oder direkt am Bett des Patienten eignet. Diese datenbank- von wachsender Bedeutung. Kommen Sie zur Kongresspräsenz und basierte App bietet verschiedene Optionen an, um das Wissen von geben Sie uns Feedback zu dem ersten Prototypen! Leitlinien zu nutzen – von einer effektiven Schlagwortsuche über den Volltext der Leitlinie bis zu einer algorithmenbasierten Unter- „PraxisBarometer Digitalisierung – Stand und Perspektiven der stützung zur leitliniengerechten Diagnostik und Therapie. Digitalisierung in der Vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung“ 2018 Die datenbankbasierte App mit einem spezifisch für Leitlinien ent- wickelten Content Management System (CMS) wird in der Folge auch anderen Fachgesellschaften offenstehen. Dieses CMS soll es Fachgesellschaften ermöglichen, Abstimmungs- und Freigabepro- zesse von fachlichen Inhalten zu steuern. 13
Atmen: Parlamentarisches Frühstück Ein Bericht Bessere Luft kommt der gesamten Bevölkerung zugute, spart dem Gesundheitssystem Kosten in Milliardenhöhe und liegt folglich auch in der Verantwortung der Politik. Deshalb stellte die DGP ihr Positionspapier „Atmen: Luftschadstoffe und Gesundheit“ in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft vor – und stieß damit bei den zahlreich erschienenen Gästen auf reges Interesse und offene Ohren. Ein Anliegen direkt an politische Entscheidungsträger heranzutragen – mit ihren Frühstücksveranstal- tungen will die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft e. V., eine überparteiliche Vereinigung von Abgeordneten des Bundestags, der Landtage und des Europaparlaments, Institutionen dazu die Möglich- keit geben. Am 27. November 2018 nutzte die DGP dieses Instrument, um ihr Positionspapier „Atmen: Luftschadstoffe und Gesundheit“ vorzustellen, und stieß damit auf viel Resonanz. Mehr als 30 angemel- dete Gäste fanden sich im ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais am Friedrich-Ebert-Platz in Berlin ein. Darunter waren neben etlichen Mitgliedern des Bundestags auch Vertreter der Bundesministerien für Gesundheit sowie für Umwelt, Naturschutz, Bau und nukleare Sicherheit, der Berliner Senatskanzlei, der Landesvertretung Brandenburg, des Umweltbundesamts und des Robert Koch-Instituts. Michael Hennrich, Bundestagsabgeordneter der CDU und Schirmherr der Veranstaltung, betonte gleich eingangs in seinem Grußwort die Wichtigkeit der DGP-Initiative. Umweltschadstoffe verursachten allein in Europa jährliche Kosten von 280 Milliarden Euro, durch die gesundheitlichen Folgeerscheinungen gin- gen der Bevölkerung 5,2 Millionen Lebensjahre verloren, so der Obmann des Ausschusses für Gesundheit. Gesunde Luft für alle sei deshalb ein zentrales Ziel. Um dies zu erreichen, plädierte Hennrich für eine en- gere Verflechtung von umwelt- und gesundheitspolitischen Vorhaben zur Verringerung der Schadstoffbe- lastung. Das Angebot der DGP, hier als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft zu unterstützen, nahm der Politiker gerne an und regte einen regelmäßigen Dialog zu diesem wichtigen Thema an. DGP-Präsident Klaus Rabe unterstrich in seiner Einführung ebenfalls die vielfältigen Auswirkungen von Luftschadstoffen wie Feinstaub oder Stickoxiden auf die Gesundheit. Neben der bislang eher schwa- chen Lobby für Umweltmedizin kritisierte Rabe auch, dass der Aspekt der Prävention in der Diskussion nach wie vor zu kurz komme. 14
Im Hauptvortrag präsentierte Holger Schulz dann die wichtigsten Schulz auch die Anwesenden in die Pflicht. Die Politik müsse diese Punkte des Positionspapiers. Der Leiter der Forschergruppe Lung Kultur gezielt fördern und mit entsprechenden Regularien Anreize Epidemiology am Helmholtz Zentrum München, Deutsches For- zur Schadstoffvermeidung schaffen. Dass dieser Appell bei den schungszentrum für Gesundheit und Umwelt, ist einer von insge- Anwesenden auf fruchtbaren Boden fiel, machte die anschließende samt neun Autoren der umfassenden Stellungnahme, an der auch Diskussion deutlich. Unterstützt von den ebenfalls anwesenden Experten des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Mitautoren des Positionspapiers Professor Barbara Hoffmann, Dr. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Fakultät für Gesund- Alexandra Schneider, Dr. Josef Cyrys und Professor Christian Witt heitswissenschaften der Universität Bielefeld und des Arbeitsbe- beantwortete Holger Schulz die zahlreichen Fragen der Gäste. Und reichs ambulante Pneumologie der Charité Universitätsmedizin auch im kleineren Rahmen an den Frühstückstischen befanden sich mitwirkten. Schulz machte deutlich, dass negative Gesundheitsef- die politischen Vertreter im regen Austausch mit den Verfassern fekte von Luftschadstoffen auch unterhalb der derzeit in Deutsch- des Positionspapiers und den fünf nach Berlin gereisten Mitgliedern land gültigen europäischen Grenzwerte nachweisbar sind. Obwohl des DGP-Vorstands. sich die Luftschadstoffbelastung in den letzten Jahren vielerorts verbessert habe, sei deshalb eine weitere deutliche Reduktion und Ihr Ziel, die Notwendigkeit deutlich zu machen, dass die Politik bei eine Absenkung der gesetzlichen Vorgaben auf die insbesondere bei der Verringerung der Luftschadstoffbelastung etwas unternimmt, Feinstaub deutlich niedrigeren Grenzwerte der Weltgesundheits- hat die DGP mit der Veranstaltung offenbar erreicht, wie auch im organisation WHO geboten, formulierte der Experte eine zent- Nachhinein ersichtlich wurde. Auf Initiative von Michael Hennrich, rale Forderung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und dem Obmann des Gesundheitsausschusses, soll eine parlamentari- Beatmungsmedizin. sche Arbeitsgruppe gebildet werden, die sich explizit mit dieser Thematik befasst. Zudem wurde die DGP seitens der Politik gebeten, Um dieses Ziel zu erreichen, wäre auf politischer, technologischer an diversen Anhörungen und weiteren Gesprächen zum Thema und individueller Ebene ein Umdenken notwendig – hin zu einer Luftschadstoffe und Gesundheit teilzunehmen, um hier ihre Exper- „Kultur der Luftschadstoffvermeidung“. Hier nimmt Professor tise einzubringen. 15
Negative Gesundheitseffekte O3 UFP NO2 NH3 von Luftschadstoffen BC SO2 TSP EC PM10 PM2.5 NOx EINTRITTSPFORTE: POTENTIELLE MECHANISMEN: Atemtrakt subklinische Entzündung im • entzündliche Reaktion & oxidativer Stress Organismus • Auslösen von vegetativen Reflexen Störung der vegetativen Balance • Überlaufen von entzündlichen Botenstoffen Beeinträchtigung von Organ- aus der Lunge in den Kreislauf funktionen • Partikel/Partikelbestandteile gelangen Reaktionen im zentralen aus der Lunge in den Kreislauf Nervensystem ASSOZIIERT MIT FOLGENDEN MÖGLICHEN AUSWIRKUNGEN: • verminderte Lungenfunktion • akute & häufigere Verschlechterung (Asthma, COPD) • Anstieg der Anzahl von Bronchitiden und Pneumonien Lunge • erhöhtes Risiko von Lungenkrebs • Aktivierung der Blutgerinnung • Herzrhythmusstörungen erhöhtes Risiko von Herzinfarkt • Arterienverkalkung und Schlaganfall Herz • Anstieg des Blutdrucks • Störungen von Stoffwechselprozessen erhöhtes Risiko für Typ 2 Diabetes • Glukoseregulationsstörungen und Schwanger- • verringerte Insulinsensitivität schaftsdiabetes System Hinweise auf: • verminderte neurokognitive Funktion Hinweise auf • gestörte neuropsychologische Demenz, Entwicklung bei Kindern Gehirn Alzheimer • beschleunigte Neurodegeneration bei Erwachsenen • erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen (Bluthochdruck, Präeklampsie) • erhöhtes Risiko für reduziertes Geburtsgewicht • Risiko für Früh- und Totgeburten • Hinweise auf Verminderte Lungenfunktion bei Säuglingen Fötus und Kleinkindern 16 • Hinweise auf erhöhtes Asthma-Risiko im Kindesalter
Sommerakademie der DGP 30. Juni bis 05. Juli 2019 in Schönau am Königssee Die Sommerakademie bietet die Möglichkeit, im engen Dialog mit klinischen Experten der Pneumologie ein tieferes Interesse an unserem Fachgebiet zu entwickeln. Anmeldung: www.pneumologie.de/anmeldung in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP) und dem Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) Wissenschaftliche Leitung: Dr. Maren Schumann, PD Dr. Matthias Held, Prof. Dr. Rembert A. Koczulla
Atmen: Darum geht es Interview mit Prof. Schulz Prof. Schulz, was waren die Beweggründe für die Das ist uns, denke ich, gelungen, auch wenn das DGP, ein Positionspapier über Luftschadstoffe Positionspapier dadurch sehr viel umfangreicher und Gesundheit zu verfassen? geworden ist als anfangs gedacht. Prof. Holger Schulz: Auf internationaler Ebene gibt es von pneumologischen Fachgesellschaften Wer sind in Deutschland die Hauptverursacher dazu inzwischen einige Statements, etwa von der von Luftschadstoffen? American Thoracic Society oder der European Ammoniak stammt vor allem aus der Land- Respiratory Society. Eine Stellungnahme der wirtschaft, für Feinstaub, Ruß, Stickoxide, Kohlen- zuständigen Fachgesellschaft, die die Situation monoxid und Schwefeldioxid sind Industrie, in Deutschland wissenschaftlich beleuchtet und Energieproduktion einschließlich der Heizungs- verständlich darstellt, fehlte aber. Vor gut einem anlagen in den Haushalten sowie der Straßen- Prof. Holger Schulz, Jahr beschloss die DGP, dass es wichtig und an verkehr die wesentlichen Quellen. Feinstaub mit Leiter der Forschergruppe Lung der Zeit ist, diese Lücke zu schließen. Die Diskus- einer Partikelgröße von 2,5-10 µm kommt zu Epidemiology am Helmholtz sion um Luftschadstoffe hat sich ja in den letzten fast 50 Prozent aus Industrieprozessen. Für die Zentrum München, ist einer von Jahren intensiviert – auch befeuert durch Diesel- Feinstaubbelastung mit Partikeln bis zu 2,5 µm neun für das Positionspapier skandal und Fahrverbote – und ist mittlerweile in sind vor allem die Energieerzeugung und der „Atmen: Luftschadstoffe und Politik und Gesellschaft ein großes Thema. Verkehr verantwortlich. Gesundheit“ verantwortlichen Experten. Im Interview spricht Ein großes Thema, bei dem auch die Emotionen Und welche Auswirkungen haben diese Schad- der Wissenschaftler über Motive schnell hochkochen. Inwieweit steht das der stoffe auf den menschlichen Organismus? und Entstehung des Papiers, den Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Schad- Die Effekte betreffen zunächst einmal das Atem- aktuellen Wissensstand zu den stoffreduktion im Wege? wegssystem. An dieser Kontaktfläche mit der Au- gesundheitlichen Auswirkungen Dass die Debatte um Luftschadstoffe sehr ßenwelt bewirkt der Feinstaub eine subklinische und den Wegen, die Schadstoff- emotional geführt wird, finde ich verständlich. entzündliche Reaktion mit oxidativem Stress, die belastung zu verringern. Schließlich treffen hier unterschiedliche Interes- sich vor allem bei Personen mit bereits vorhan- sensgruppen aufeinander – von Autoherstellern dener Lungenerkrankung bemerkbar machen und anderen Industriezweigen über die Besitzer kann. Hohe Luftschadstoffbelastungen führen von Dieselfahrzeugen bis hin zu Anwohnern bei Patienten mit COPD oder Asthma bronchi- von Hauptverkehrsstraßen, Fahrradfahrern und ale zu verstärkten Symptomen, einer erhöhten Eltern, die sich um die Gesundheit ihrer Kinder Infektanfälligkeit, Exazerbationen und vermehr- sorgen. Mit dem Positionspapier will die DGP ten Krankenhauseinweisungen. Sowohl die die Diskussion auf eine sachliche Grundlage Entzündungsmediatoren als auch der Feinstaub stellen. Dabei möchten wir aber nicht nur die und hier insbesondere die ultrafeinen Partikel Konsequenzen des Schadstoffausstoßes aufzeigen, gelangen aber auch in den Kreislauf und werden sondern helfen Lösungen zu finden. Also wie man mit dem Blut in andere Organe transportiert. Das die Interessensgruppen zusammenbringen und erklärt, warum Luftschadstoffe kardiovaskuläre letztendlich das Ziel erreichen kann, dass wir alle Erkrankungen fördern und das Risiko für einen weniger luftschadstoffbelastet sind. Typ-2-Diabetes erhöhen. Inzwischen gibt es auch erste Hinweise für den Einfluss von langfristiger Können Sie kurz erläutern, wie das Positionspa- Schadstoffbelastung auf neurodegenerative pier entstanden ist? Erkrankungen und die kindliche Entwicklung. Nachdem vor gut einem Jahr die Anfrage der DGP kam, haben wir zunächst überlegt, welche Die in Deutschland gültigen EU-Grenzwerte lie- Bereiche genau in dem Positionspapier abgedeckt gen bei etlichen Luftschadstoffen deutlich über werden sollen. Basierend darauf wurden dann ins- den Empfehlungen der Weltgesundheitsorgani- gesamt neun Experten aus diversen Bereichen als sation WHO – bei Feinstaub beispielsweise mehr Autoren mit eingebunden. Ziel war, die verschie- als doppelt so hoch. Wie steht die DGP dazu? denen Aspekte, die mit Luftschadstoffen und den Wir sehen ganz klar den Bedarf, die Grenzwerte damit einhergehenden gesundheitlichen Risiken der WHO in Deutschland zu etablieren. Eine Stu- verbunden sind, von allen Seiten zu beleuchten. die in 25 europäischen Städten hat ergeben, dass 18
die Einwohner durchschnittlich sechs Monate länger leben, wenn Dieter Köhler, ehemaliger Präsident der DGP, sieht das offenbar dort WHO-Richtwerte für Feinstaubpartikel bis 2,5 µm eingehalten anders. In der Talkshow stern.tv erklärte er die in Deutschland würden. Es lohnt sich aber nicht nur gesundheitlich, sondern auch bestehenden Belastungen durch Stickstoffdioxid und Feinstaub für finanziell. Denn mit den Grenzwerten der WHO ließen sich laut gesundheitlich unbedenklich und zweifelte die Studienlage an. Was Schätzungen in Europa jährlich 31 Billionen Euro an direkten und sagen Sie dazu? indirekten Gesundheitskosten einsparen. Aufgrund der wissenschaftlichen Beweislage kann man ganz klar sagen, dass das nicht stimmt. Die gesundheitlichen beziehungs- Das klingt überzeugend, aber ist es auch umsetzbar? Schließlich weise biologischen Effekte von Luftschadstoffen sind tierexperi- sorgt ja schon das Einhalten der aktuellen Grenzwerte für Sticko- mentell, in großen epidemiologischen Studien und in Expositions- xide und Feinstaub und die damit verbundenen Dieselfahrverbote untersuchungen am Menschen gut belegt. Für die DGP steht fest: für reichlich Kontroversen. Je weniger Luftschadstoffe, desto besser für die Gesundheit. Die Belastung mit Luftschadstoffen deutlich zu reduzieren, ist eine große Herausforderung, die nur zu schaffen ist, wenn man integ- rativ an allen Schrauben dreht – angefangen mit infrastrukturellen Die Autoren des Positionspapiers Maßnahmen wie dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und • Prof. Dr. Holger Schulz, Leiter der Forschungsgruppe Lung dem Schaffen von Fahrradwegen, über die Förderung von E-Mobi- Epidemiology und stellvertretender Direktor des Instituts für lität und Carsharing bis hin zur Weiterentwicklung emissionsarmer Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München – Deutsches Technologien und einer Änderung unseres Mobilitätsverhaltens. Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Die Kernbotschaft unseres Positionspapiers lautet: Da müssen wir etwas tun, da können wir auch etwas tun, und am besten ist, wenn • Dr. Stefan Karrasch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut wir das alle gemeinsam machen. Dazu müssen Politik, Industrie für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München – Deutsches und die gesamte Bevölkerung eine Kultur der Luftschadstoffver- Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt meidung entwickeln. • Dr. Georg Bölke, Assistenzarzt Arbeitsbereich ambulante Pneu- mologie der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité Universitätsmedizin Berlin • Dr. Josef Cyrys, Leiter der Forschungsgruppe Environmental Exposure Assessment des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesund- heit und Umwelt • Prof. Dr. Claudia Hornberg, Leitung der Arbeitsgruppe Umwelt und Gesundheit an der Fakultät der Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld • Dr. Regina Pickford, Forschungsgruppe Environmental Exposure Assessment des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt • Dr. Alexandra Schneider, Leiterin der Forschungsgruppe Environ- mental Risks des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zen- trum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt • Prof. Dr. Christian Witt, Leiter des Arbeitsbereichs ambulante Pneumologie der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité Universitätsmedizin Berlin • Prof. Dr. Barbara Hoffmann, Arbeitsgruppenleiterin am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf 19
Die DGP bezieht Position Stellungnahmen der DGP „Wissenschaft ist gelebter Diskurs. Für einen Menschen, der die wissenschaftliche Debatte nicht überblickt, ist es kaum möglich zu unterscheiden, was wahr ist und was nicht. Das ist das Problem, wenn Partikularinteressen statt Wissenschaft die Debatten bestimmen.“ Prof. Dr. Klaus Rabe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. Position zu beziehen bedeutet immer auch Bereitschaft, den wissen- schaftlichen Diskurs zu fördern und ihn zu begrüßen. In diesem Sinne veröffentlichten wir auch 2018 mehr als 25 Stellungnahmen. Sie werden mehrheitlich von den jeweiligen Sektionen und Arbeitsge- meinschaften der DGP verfasst. In diesen Stellungnahmen nehmen wir als führende Fachgesell- schaft im deutschsprachigen Raum zu relevanten Themen in der Pneumologie und Beatmungsmedizin Stellung. 20
Personalmangel lässt sich nicht durch Untergrenzen beheben – der Pflegeberuf muss auch finanziell attraktiver werden Eine angemessene Personalausstattung in der Pflege ist sowohl für die Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung im Krankenhaus als auch für die Arbeitssituation der dort Beschäftigten unabdingbar. Aus diesem Grund hatte das Bundesministerium für Gesundheit Ende Aus Sicht der DGP hätte noch ein weiterer Aspekt dafür gespro- August 2018 einen Referentenentwurf vorgelegt, der verbindliche chen, die im Entwurf genannten Untergrenzen für 2019 fallen zu Pflegepersonaluntergrenzen für besonders pflegeintensive Klinikberei- lassen: Bereits für das Jahr 2020 wird das Institut für das Entgelt- che wie Intensivstationen vorsieht. In einer Stellungnahme begrüßt system im Krankenhaus (InEK) ohnehin neue, differenziertere Pfle- die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin gepersonaluntergrenzen ermitteln, die den tatsächlichen Pflegeauf- e. V. (DGP) prinzipiell die angestrebte Verbesserung der Personal- wand der jeweiligen Erkrankung berücksichtigen. situation in der Pflege. Doch die eigentlichen Ursachen für die Pflege- engpässe, etwa der Mangel an Pflegekräften und die zu niedrige Bezahlung, würden mit der neuen Verordnung nicht beseitigt. „Es bleibt unverständlich, wes- Die Verordnung gehe davon aus, dass qualifizierte Pflegekräfte in ausreichendem Maße auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stün- halb mit hohem bürokratischem den, sagt Professor Dr. med. Klaus F. Rabe, Präsident der DGP. Dies sei jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil herrsche ein ausgeprägter Aufwand zunächst undifferen- Mangel an examinierten Pflegekräften, sodass schon jetzt regelmä- ßig Betten auf Intensivstationen gesperrt werden müssten. Dass zierte Untergrenzen eingeführt die Einführung verbindlicher Personaluntergrenzen die Zahl der Bettensperrungen noch erhöhen wird, ist absehbar. Der Versuch, werden, die nur für das Jahr Betroffene und Pflegepersonal besser zu schützen, droht so dazu zu führen, dass mehr Patienten in schweren Gesundheitskrisen gar 2019 gelten.“ nicht auf der Intensivstation versorgt werden können. Prof. Dr. Michael Pfeifer, Die Forderung der DGP und weiterer betroffener Fachgesellschaf- Stellvertretender Präsident der DGP ten, die Umsetzung der Richtlinie 2019 auszusetzen, wurde vom Bundesministerium für Gesundheit nicht berücksichtigt. Seit dem Sinnvoller wäre es gewesen, auf die Umsetzung 2019 zu verzichten 1. Januar 2019 gilt in den pflegesensitiven Klinikbereichen der und die verbleibende Zeit bis zur Einführung der fallbezogenen Intensivmedizin, der Kardiologie, Unfallchirurgie und Geriatrie ein InEK-Schlüssel für einen nationalen Aktionsplan zur Stärkung verbindlicher Betreuungsschlüssel. Tagsüber muss etwa im Bereich der Pflege zu nutzen. Das hätte auch ein Zeitfenster für einige der Intensivpflege für je zwei Patienten eine Pflegekraft im Dienst weitere Nachbesserungen gelassen, die die Experten der DGP für sein, während der Nachtschicht liegt der Schlüssel bei drei zu eins. nötig halten. Klärungsbedarf bestehe beispielsweise in Bezug auf hochqualifizierte Berufsgruppen wie Atmungstherapeuten, die im Aus Sicht der DGP wäre es sinnvoller gewesen, zunächst systema- Entwurf nicht thematisiert werden. Auch das Gehaltsungleichge- tisch die Pflege zu stärken. Die kurzfristige Umsetzung der Richtli- wicht zwischen den zunehmend benötigten Zeitarbeitskräften und nie bedeutet somit, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Um dem wesentlich niedriger bezahlten, aber besonders wertvollen wieder ausreichend Nachwuchs für die Pflege zu gewinnen, muss Stammpersonal sei noch nicht berücksichtigt. Praxisfremd sei jedoch zunächst die Attraktivität des Berufs gesteigert werden. darüber hinaus der sehr geringe Anteil von Pflegehilfskräften, den Hierzu gehört neben verbesserten Arbeitsbedingungen auch eine der Entwurf vorsieht. Zudem benachteilige er kleine Stationen über bessere Bezahlung. In diesem Sinne begrüßt die DGP ausdrücklich Gebühr. „In die anstehenden Verhandlungen sollten auch Ver- die im Pflegepersonal-Stärkungsgesetz beschlossene Bereitstellung treter von pflegerischen und ärztlichen Fachgesellschaften sowie zusätzlicher Mittel für den Pflegebereich und die im Krankenhaus- Patientenbeauftragte einbezogen werden“, fordert DGP-Präsident finanzierungsgesetz festgelegte Ausgliederung der Pflegeperso- Rabe. Nur dann könne die Pflegerealität angemessen berücksich- nalkosten aus dem Vergütungssystem. Diese müssen jedoch erst tigt werden. Wirkung entfalten, bevor der geforderte Personalschlüssel in allen bestehenden Einrichtungen realistischerweise erreicht werden kann. Pressemitteilung der DGP vom 17. September 2018 21
Es ist Zeit, die Rolle der Pneumologie in der Notfallversorgung aufzuwerten Notfallversorgung Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) sprechen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme für eine Aufwertung der Pneumologie in der gestuften Notfallversorgung aus. In der aktuellen Gesetzgebung wird die Inanspruchnahme der Um die derzeit unbefriedigende Versorgung von Patienten mit aku- Notfallambulanzen durch Patienten mit akuten pneumologi- tem respiratorischem Versagen zu verbessern, plädieren VPK und schen Krankheitsbildern nur sehr unzureichend berücksichtigt. DGP zudem für die Etablierung von Dyspnea Units (DU), in Analogie Dabei übersteigt die Zahl der Notfälle von Patienten mit akutem zu Stroke Units und Chest Pain Units. Erste Modellprojekte sind respiratorischem Versagen insbesondere infolge einer Exazerbation bereits im Aufbau. Die DU haben zum Ziel: pneumologischer Krankheiten beispielsweise die von gastroen- terologischen und auch kardiologischen Patienten. Dyspnoe ist im 1. eine unmittelbare, umfassende und spezifische Behandlung von Bereich der Inneren Medizin einer der häufigsten Gründe für eine Patienten in lebensbedrohlichen pneumologischen Notsitua- Notfallvorstellung. Dies sind nur zwei der Indikatoren dafür, wie tionen, insbesondere mit hypoxischem und hyperkapnischem dringend das Konzept einer Überarbeitung bedarf, die die Akuität Atmungsversagen, sicherzustellen. und epidemiologische Entwicklung von Krankheitsbildern berück- sichtigt. Auch Morbiditäts- und Mortalitätsraten sowie das breite 2. die Lücke zwischen Notaufnahme und Intensivstation zu schlie- Spektrum bereits etablierter Notfalltherapien sprechen dafür, die ßen. So kann einerseits die Entwicklung in den ersten Stunden Pneumologie neben den internistischen Fachbereichen Kardiologie der Behandlung engmaschig beobachtet und so, wo notwendig, und Gastroenterologie in der Kategorie A der gestuften Notfallver- zum rechten Zeitpunkt eine Intensivierung der Therapie, z.B. auf sorgung aufzuführen. der Intensivstation, eingeleitet werden. Andererseits lassen sich unter engerer Betreuung bei gutem Ansprechen auf die Therapie Um die Versorgung von Anfang an auf einem hohen Niveau Intensivaufenthalte vermeiden. zu sichern, wird in der Stellungnahme eine Reihe von Kriterien gefordert, die pneumologische Fachkliniken für eine Notfallversor- W. J. Randerath, M. Hetzel, M. Pfeifer, T. Voshaar, K. Rabe: Stellung- gung qualifizieren. Dazu gehören u.a. die durchgehende (24h/d) nahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungs- Bereitschaft eines pneumologischen Facharztes sowie das Vorhal- medizin (DGP) und des Verbandes Pneumologischer Kliniken (VPK) zur ten einer Notfallendoskopie, insbesondere zur Blutstillung und Rolle der Pneumologie in der gestuften Notfallversorgung. Fremdkörperentfernung. Pneumologie 2018; 72: 817–819 22
Lungenvolumenreduktion beim schweren Lungenemphysem Nutzenfeststellung für die endoskopische LVR mit Ventilen, Nutzenfeststellung für die endoskopische LVR mit Coils (RV > 225% v. Soll) Lange Zeit konnten Ärzte COPD-Patienten mit schwerem Lun- Der G-BA bescheinigte den Nutzen einer LVR mit Ventilen bei genemphysem nach Ausschöpfung aller medikamentösen und schwerem Lungenemphysem, wo konservative Methoden aus- konservativen Therapieverfahren keine weiteren Behandlungsopti- geschöpft sind und kollaterale Ventilation nicht möglich ist. Die onen anbieten. Das hat sich erst in den vergangenen 10–15 Jahren Stellungnahme der DGP wies auf die zwingend erforderlichen Rah- mit der Einführung von Verfahren zur Lungenvolumenreduktion menbedingungen bei der Indikationsstellung hin. Dazu gehört die geändert. Allerdings war die Anwendung dieser Methoden zulasten interdisziplinäre Indikationsstellung unter Einbezug von Radiologie der GKV lange Zeit sozialrechtlich nicht abgesichert. Der GKV und Thoraxchirurgie. Spitzenverband Bund hatte zu den Methoden im Jahre 2013 ein Bewertungsverfahren auf den Weg gebracht, das 2018 abgeschlos- Für die bronchoskopische LVR mittels Einlage von Spiralen (Coils) sen wurde. stellte der G-BA den Nutzen bei Vorliegen eines Residualvolumens von > 225 % vom Soll fest. Für die Gruppe der an einem schweren Lungenemphysem erkrankten Patienten mit einem RV < 225% vom Soll wurde das Potenzial einer erforderlichen Behandlungs- alternative festgestellt. Nach diesem Prozess stehen für Patienten mit schwerem Lungen- emphysem neue Therapieoptionen zur Verfügung, die Teil des Leistungskatalogs der Krankenkassen werden. Es besteht allerdings weiterer Forschungsbedarf, um die Qualität bei Indikationsstellung und der Methodenanwendung zu optimieren. Von zentraler Bedeu- tung ist dabei die quantitative Computertomografie. Diese wird zur objektiven lappenbezogenen Bestimmung des Emphesemschwere- grades eingesetzt. Endoskopiebild mit implantierten Ventilen Bereits der 2016 vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vorgelegte Vorbericht (vorläufige Nutzenbewertung) für Verfahren zur Lungenvolumenreduktion war von der DGP kommentiert worden. Die im Anschluss an das Kommentierungsverfahren vom IQWiG erstellte Nutzenbewertung bildete die Grundlage der vorläufigen Beschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für die bronchoskopische Lungenvolu- menreduktion mittels Einlage von Ventilen oder Spiralen (Coils), zu denen Experten der Sektion 2 (Endoskopie) für die DGP Stellung bezogen. 23
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