DIE ARBEIT DER TEACH FIRST DEUTSCHLAND FELLOWS IN BERLIN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE

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DIE ARBEIT DER TEACH FIRST DEUTSCHLAND FELLOWS IN BERLIN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE
DIE ARBEIT DER TEACH FIRST DEUTSCHLAND FELLOWS
     IN BERLIN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE

DIE SITUATION
Am 13. März 2020 entschieden sich die Kultusministerien der Länder, den Präsenzbetrieb an Schulen
(schrittweise) vom 17. März an einzustellen, um die weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus
einzudämmen. Zunächst bis nach den Osterferien sollten Schulen auf digitale Lernformate umsteigen.
Die teilweise Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs unter strengen Hygieneauflagen erfolgte je nach
Schultyp und Jahrgangsstufe ab dem 27. April 2020.
Mindestens bis zu den Sommerferien werden Schulen Jahrgänge nun in gemischten Lernsituationen
unterrichten und begleiten: In eingeschränktem Präsenzunterricht oft ausschließlich in Hauptfächern,
festen und kleinen Lerngruppen, die sich meist in Schichten und auf markierten Routen im
Schulgebäude aufhalten können – und in digitalen Formaten. Diese funktionieren teils asynchron (also
Inhalte bereitstellen, die Schülerinnen und Schüler alleine bearbeiten und zeitverzögert Rückmeldung
erhalten, etwa Arbeitsblätter oder Lernvideos), teils synchron mit Lehrkräften (also zeitgleich und zu
zweit oder in der Gruppe, etwa auf Plattformen und in Videokonferenzen). Diese Formen des
„Hybridlernens“ werden aktuell eingeübt – und wahrscheinlich phasenweise auch immer wieder im
kommenden Schuljahr die Basis der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern sein.

HERAUSFORDERUNGEN: DIE ARBEIT DER FELLOWS IM MÄRZ UND APRIL 2020
Als Bestandteil des Kollegiums sind Fellows an ihren Einsatzschulen fest in den Schulalltag integriert. Der
schnelle Wechsel vom Schulalltag in den ausschließlich digitalen Austausch hat sie ebenso überrascht
wie alle Lehrkräfte und Jugendlichen.

An den meisten Schulen war digitales Lernen im März noch nicht Bestandteil des Alltags. Dies zeigte sich
ab dem 17. März an verschiedenen Herausforderungen, die die 14 Einsatzschulen in unterschiedlichem
Maße betraf:

    •    Keine einheitlichen Plattformen zum digitalen Austausch, noch nicht alle Schulen Teil der vom
         Land bereitgestellten Plattform
    •    Nicht alle Lehrkräfte und Schüler*innen haben Zugänge zu den an der Schule genutzten
         Plattformen und Anwendungen oder sind noch nicht sicher im Umgang mit diesen
    •    Keine eingeübten Formate des (insbesondere synchronen) digitalen Unterrichts
    •    Unsicherheit zu Fragen des Datenschutzes und welche Wege der Kontaktaufnahme legal und
         sicher sind

                            Teach First Deutschland gemeinnützige GmbH | Seydelstr. 18, 10117 Berlin
     Telefon +49 (0) 30 26 39 760 0 | Fax +49 (0) 30 26 39 760 29 | E-Mail info@teachfirst.de | Webseite www.teachfirst.de
    Sitz Berlin | Amtsgericht Charlottenburg | HRB 115905 B | Geschäftsführer Ulf Matysiak | Schirmherrin Elke Büdenbender
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Hinzu kamen Herausforderungen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler, die an den Einsatzschulen
mehrheitlich aus Familien mit geringem Einkommen stammen und entsprechend häufig keine
Möglichkeit hatten, dauerhaft, planbar und digital von zu Hause zu lernen:

    •    Fehlender eigener Arbeitsplatz
    •    Mangel an ungestörter Lernzeit, wenn die Familie immer zur selben Zeit zu Hause ist
    •    Mangel an Endgeräten (insb. Laptops), meist Nutzung des Handys
    •    Fehlendes oder fehlerhaftes Zubehör für synchronen Unterricht (Kamera, Kopfhörer, Mikrofon)
    •    Mangel an Internetverbindung oder Datenvolumen

Zuletzt mussten sich Fellows wie alle Lehrkräfte den motivatorischen, psychologischen und logistischen
Herausforderungen stellen, die insbesondere Jugendliche in unterschiedlichem Maße trafen:

    •    Fehlende Lernmotivation bei dauerhaftem Aufenthalt zu Hause („Coronaferien“)
    •    Ausgesetzte Routinen & verschobene Tagesabläufe (Aufstehen um 11 Uhr, lange Wachbleiben)
    •    Unsicherheit & Angst vor der unbekannten Krankheit
    •    Sorge um Familie & Freunde
    •    Sorge um die eigene Zukunft, den Schulabschluss und Berufsperspektiven
    •    Vermehrter Streit im häuslichen Umfeld
    •    Stärkere Einbindung in häusliche Pflichten (Haushalt, Betreuung von Geschwistern, teilweise
         Aushilfe in elterlichen Betrieben)
    •    Aktuell teilweise Verpflichtungen und Verzicht im Ramadan

DIE GRUNDLAGE DER ZUSAMMENARBEIT: KONTAKT MIT SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN
Anhand der Klassenbücher für Kontaktstunden der Fellows können wir erkennen, dass diese Faktoren
erheblichen Einfluss auf den Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern hatten. Statt der wöchentlich
6 veranschlagten Kontaktstunden pro Woche und Schüler*in wurden durchschnittlich knapp 3 Stunden
Kontakt erreicht. Dabei ist die Spanne der Kontaktstunden pro Fellow und Woche mit einzelnen
Jugendlichen weit: zwischen 15 Minuten und zehn Stunden wurden erfasst.

   Monat         Fellowklasse        Stunden/Monat/Fellow                Stunden/Woche/Fokusschüler
                                    Minimum Maximum                 Minimum      Maximum     Durchschnitt
 SOLL                                        360                               6             6
 MÄRZ 19        2018                33        703                   1            12          6
 APRIL 19       2018                8         449                   1            23          5
 MÄRZ 20        2018                39        513                   0,6          7,8         3
                2019                61        335                   0,9          5,1         2,9
 APRIL 20       2018                6         232                   0,2          10          2,7
                2019                10        307                   0,3          8,5         2,3
Abbildung 1: Kontaktstunden mit Schülerinnen und Schülern (SuS) im März/April 2020 im Vergleich zu Soll und Vorjahr

Bei dieser Darstellung sind folgende Punkte zu beachten:
    • Es handelt sich um eine vorläufige Auswertung, für April 2020 fehlen noch wenige Daten.
    • Im März fanden planmäßig jeweils dreitägige Fortbildungen für Fellows an Werktagen statt.
    • Einige Fellows waren saisonal selbst krankgeschrieben oder Verdachtsfälle für Covid-19.
    • Die unterrichtsfreie Zeit vom 6. bis 19. April ist normalerweise die Zeit, in der Fellows Urlaub
        nehmen und keine Schülerkontaktstunden anfallen.

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Dennoch lassen diese Zahlen, insbesondere im Vergleich mit den Vorjahresmonaten, erste Hypothesen
dazu zu, wie sich die veränderte Situation auf die Arbeit mit Schülerinnen und Schüler ausgewirkt hat:

    •   Die Kontaktstunden haben sich im Vergleich zum Projektziel und Vorjahr etwa halbiert.
    •   Dieser Einschnitt lässt sich nicht durch Fortbildungen und Ferien erklären, die im Vorjahr
        zeitgleich stattfanden.
    •   Der Krankenstand der Fellows war erhöht und erklärt einen Teil der verminderten
        Kontaktzeiten.
    •   Es zeigt sich, dass Fellows im zweiten Einsatzjahr im Schnitt und Maximum mehr
        Kontaktstunden erreichen. Wir vermuten, dass dies einerseits mit dem größeren Druck auf
        angekündigte Abschlussprüfungen, aber auch entscheidend mit der bereits stärkeren
        Beziehung zu den Fellows zusammenhängt.
    •   Eine Frage, die sich aus den Daten ergibt: Bedeuten weniger Kontaktstunden auch weniger
        Qualität im Kontakt? Da gerade in der Anfangsphase wenige synchrone Gruppenangebote
        stattfinden konnten (noch keine Formate seitens der Fellows, wenige Endgeräte und
        Datenvolumen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler), wichen Fellows in hohem Maße auf
        1:1 Kontakte aus. Diese erreichen weniger Jugendliche gleichzeitig, ermöglichen aber auch
        intensiveren Kontakt.

Um die Arbeitsbedingungen der Fellows und deren Entwicklung besser zu verstehen, haben wir eine
Fellowumfrage aufgesetzt, die zunächst 1) zu Beginn der Kontaktsperren (19. März), 2) zu Beginn der
Ferien (3. April), 3) für die Phase nach den Ferien bis zur ersten Woche der Öffnung (27. April-7. Mai)
sowie aktuell alle zwei Wochen wiederholt wird. Die folgenden Aussagen stützen sich hauptsächlich auf
die 3. Erhebung und sind damit eine Momentaufnahme der Situation direkt nach Beginn des
veränderten Präsenzbetriebs.1

Die These des intensiveren Kontakts während der Fernlernphase bestätigt sich durch die Umfrage nicht.
Fellows schätzen den Kontakt zu ihrer gesamten Schülergruppe zu 80% als weniger intensiv ein, zu ihrer
Fokusgruppe von 15 Schülerinnen und Schülern, die sie intensiv betreuen, schätzen sogar 91% weniger
intensiv als im Regelbetrieb ein. Lediglich 14% der Fellows schätzen den Kontakt zu allen Jugendlichen
und 9% aller Fellows schätzen den Kontakt zu ihrer Fokusgruppe als intensiver ein.

Zu Beginn der Heimlernphase war das größte Problem, überhaupt Kontakt zu Schülerinnen und Schülern
aufzubauen. Der Vergleich der Daten von Anfang April zu Anfang Mai zeigt, dass es gelungen ist, Kontakt
zu einer größeren Zahl der Jugendlichen aufzunehmen. Die Zahl derer, zu denen kein Kontakt besteht
ist gesunken:

1
 Die Daten für Zeitraum 3 basieren auf 35 von 45 möglichen Antworten für Fellows in Berlin. Zeitraum
2 basiert auf 42/45 Rückmeldungen.

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Zahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt, zu denen KEIN Kontakt besteht
                    25                            23
   Anzahl Fellows

                    20                                 16
                    15                                                                 11
                                                                                                                             9
                    10                                                          7
                                       4                                                                    3                           3
                     5      1                                                                                      1
                     0
                                 0                1 bis 5                       6 bis 10                    11 bis 15            > 15

                                                                 bis 3.4.           bis 7.5.

Abbildung 2: Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne Kontakt

Parallel wuchs die Zahl der Fellows, die zu mehr als 20 Jugendlichen insgesamt regelmäßig Kontakt hat.
Das bedeutet, dass Fellows in der entscheidenden Phase des Einübens eines neuen Lernmodus einen
wesentlichen Beitrag dazu leisten konnten, gemeinsam mit Lehrkräften die Verbindung zur Schule
aufrecht zu erhalten, als Ansprechpartner für Jugendliche präsent zu sein und Lernen zu unterstützen.

                           Zahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt, zu denen Kontakt besteht
                                                        19
                    20          17
                                                                  15
   Anzahl Fellows

                    15
                                                                                                        10
                    10                        6
                                                                                               3                        3          4
                     5
                     0
                                    bis 10                  bis 20                                 bis 30                   > 30

                                                                 bis 3.4.           bis 7.5.

Abbildung 3: Zahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt, zu denen Kontakt besteht.

Und auch die Verteilung der Fellows, die zu einem größeren Teil ihrer Fokusgruppe Kontakt haben, hat
sich positiv entwickelt: Die Zahl derer, die zu weniger als einem Drittel der Fokusgruppe Kontakt hat, ist
auf 3 Fellows gesunken. Während zunächst mehr als die Hälfte der Fellows zu weniger als zwei Dritteln
der Fokusgruppe Kontakt hatte, hatten nach den Ferien mehr als die Hälfte der befragten Fellows
Kontakt mit fast allen Fokusschülerinnen und -schülern.

                                Zahl der Fokusschülerinnen und -schüler, zu denen Kontakt besteht
                    20                                  17                                     17       16
   Anzahl Fellows

                    15                                            13

                    10          8

                    5                         3                                                                                    3

                    0
                                    0 bis 5                 6 bis 10                           11 bis 15                    > 15

                                                                 bis 3.4.           bis 7.5.

Abbildung 4: Zahl der Fokusschülerinnen und -schüler, zu denen Kontakt besteht

                                                                            4
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UMGANG MIT UNGEWISSHEIT
Eine weitere Herausforderung für alle Beteiligten war die Unsicherheit zum einen über die Länge der
Schulschließungen aufgrund der Pandemie und zum anderen die Unsicherheit bzgl. der geplanten
Prüfungen und Vergleichsarbeiten für die Berufsbildungsreife und den Mittleren Schulabschluss (BBR
und MSA). Die Ungewissheit, wann und ob die Prüfungen stattfinden würden, führte zu wechselnder
Motivation bei den Schülerinnen und Schülern und zu Ängsten und Sorgen, z.B. ob das Schuljahr ggf.
wiederholt werden muss. Für die Fellows, die mit den Jugendlichen seit zwei Jahren auf die Ziele
Abschluss und Anschluss hingearbeitet haben, erforderte diese Phase der Begleitung von Ungewissheit
und wechselnder Motivation ein besonders hohes Maß persönlichen Engagements. Die gefundenen
Lösungen des Landes Berlin ermöglichen nun weiterhin eine gezielte Arbeit an den Programmzielen und
bieten Sicherheit für die Jugendlichen und Fellows.

ERFOLGREICHE ANSÄTZE FÜR DIE ARBEIT MIT JUGENDLICHEN
An den Einsatzschulen und in der Fellowgruppe haben wir eine hohe Bereitschaft erlebt, trotz sich
ständig ändernder Rahmenbedingungen auf die veränderte Lernsituation einzulassen, neue Wege
auszuprobieren und kreativ zu werden. Einige Entscheidungen und Methoden haben sich dabei als
besonders erfolgreich erwiesen, um eine neue Lernkultur zwischen Jugendlichen, Lehrkräften und
Fellows aufzubauen:

GEKLÄRTE KOMMUNIKATIONSWEGE
Im Durchschnitt hatten die Fellows auch ohne Präsenzunterricht zu über 90% ihrer Fokusschülerinnen
und -schüler intensiven Kontakt. Dies war u.a. möglich, weil für alle als Bedingung der Landes- und ESF-
Förderung eine entsprechende Datenschutzvereinbarung vorlag und Kontaktdaten bekannt waren.
Darin unterscheidet sich Berlin teilweise grundlegend von den Ergebnissen anderer Teach First
Einsatzbundesländer, wo dieser Kontakt oft nur sehr eingeschränkt möglich war.

FOKUS AUF BEZIEHUNGSARBEIT UND KONTAKT
Viele Fellows berichten insbesondere aus der Anfangszeit, dass der Wegfall der gewohnten Routinen
und die Ausnahmesituation für Schülerinnen und Schüler stark belastend war und diese vom Lernen
abhielt. Ein reibungsloser Wechsel in das Heimlernen wäre ein zu hoher Anspruch gewesen. Fellows
haben deswegen gelernt, dass sich in dieser Phase der Anteil an Coachinggesprächen erhöht und es sich
lohnt, die fachliche Arbeit zunächst weniger stark zu gewichten. Hier haben sich Fellows häufig mit den
Lehrkräften ihrer Fokusklassen eine bewusste Aufgabenteilung erarbeitet, in der Fellows den
individuellen Kontakt aufrechterhalten, während Lehrkräfte den Lernstoff und für eine spätere
Benotung relevanten Materialien bereitstellten.
Insbesondere der Aufbau neuer Routinen für Jugendliche hat sich als wertvoll erwiesen: Feste virtuelle
Sprechzeiten, gemeinsame Gruppenchats und Videokonferenzen („Morgenrunden“) oder auch täglich
wiederkehrende Reflexionsaufgaben für Jugendliche (Tagebuch, Foto des Tages) helfen, in einen neuen
Lernrhythmus zu finden und den Tag zu strukturieren. Eine Fellow hat ihre Eindrücke zur Bedeutung von
sozialer Begleitung Jugendlicher in dieser Zeit in einem Blogbeitrag veröffentlicht.

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INDIVIDUELLE LERNBEGLEITUNG, DIE SPAß MACHT
                                                             Die meisten Schulen haben für die Phase des
                                                             Heimlernens Arbeitspakete für Schülerinnen und
                                                             Schüler bereitgestellt, deren Teile zu festen
                                                             Zeitpunkten bearbeitet und eingereicht werden,
                                                             um Fortschritt im Lernstoff und eine Grundlage für
                                                             die Halbjahresbenotung zu gewährleisten. Da viele
                                                             der Schülerinnen und Schüler noch nicht geübt
                                                             darin sind, sich eigenständig neue Konzepte und
                                                             Inhalte zu erarbeiten, lag ein großer Teil der
                                                             Aufgabe der Fellows darin, wichtige Grundlagen mit
                                                             Jugendlichen zu erarbeiten, neue Inhalte
                                                             verständlich aufzubereiten und Möglichkeiten zu
                                                             schaffen, gemeinsam zu üben und die Lösung der
Abbildung 5: Lernquiz bei kahoot
                                                             Arbeitspakete zu prüfen.

Für diese Arbeit nutzen Fellows im Präsenzbetrieb Klein- und Fördergruppen. Für die digitale Lernphase
haben Fellows schnell und kreativ Lernformate etabliert, um Lernen anschaulich und motivierend zu
gestalten. Dabei nutzen sie sowohl synchrone Formate mit gemeinsamen Lernzeiten, digitalen Boards,
Padlets, als auch asynchrone Formate in Form von Videos, digitalen „Schnitzeljagden“ via Actionbound
und virtuellen Arbeitsblätter.

Neben speziellen Lernplattformen nutzen Fellows vor allem auch die Kanäle, auf denen Jugendliche
bereits aktiv sind, um Barrieren zur Teilnahme abzubauen. So werden Lernvideos auf Youtube und dem
Gamingtool Twitch, Arbeitsblätter über Messenger und Prüfungsvorbereitung auf Instagram geteilt.

                              Abbildung 6: Messenger als Aufgabenbriefkasten für eine Klasse

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DIE ARBEIT DER TEACH FIRST DEUTSCHLAND FELLOWS IN BERLIN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE
Ein gemeinsames Projekt von sechs Fellows, die „MSA-Instaclass“, bietet auf Instagram interaktive
Prüfungsvorbereitung ist so erfolgreich, dass es in mehreren anderen Bundesländern im Einsatz ist.

Abbildung 7: Prüfungsvorbereitung via Instagram

                            Abbildung 8: Grundlagen der Prüfungsvorbereitung bei Instagram

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DIE ARBEIT DER TEACH FIRST DEUTSCHLAND FELLOWS IN BERLIN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE
LERNFERIEN IN DIGITALER FORM
Bereits geplante Lernferien für das Erreichen der
Berufsbildungsreife (BBR) und den Mittleren
Schulabschluss (MSA) wurden umgeplant und digital
durchgeführt. Einige Fellows hatten sich seit Beginn des
Schuljahres darauf vorbereitet, in den Osterferien
Lerncamps zur Prüfungsvorbereitung für MSA und BBR
anzubieten. Während ein Angebot unter dem Titel „MSA
– läuft bei Dir“ und „BBR – voll dabei“ seit mehreren
Jahren von Fellows mehrerer Schulen und über die
Jahrgänge 9 und 10 hinweg angeboten wird, haben
andere Fellows eigene Formate speziell für ihre Schule
erstellt. Fellows haben Lern- und Unterrichtsmaterialien
als digitales Lerncamp konzipiert und barrierearm und
schülerorientiert Rahmenbedingung zur Bearbeitung
geschaffen. Die Ergebnisse des Lerncamps werden von
den Fachlehrkräften anerkannt und in der mündlichen
Note berücksichtigt.

ÜBERGREIFENDE FELLOWPROJEKTE: GEBRAUCHTE
HARDWARE & KOMPETENZSCHULUNG
Auch auf die bei einigen Schülerinnen und Schülern
fehlenden Endgeräte haben die Berliner Fellows in
Zusammenarbeit mit einigen Fellows aus Brandenburg
schnell reagiert. Zwei Fellows des Jahrgangs 2019 aus Abbildung 9: Zeitplan Lernferien
Berlin und Brandenburg, haben „Computer4all“ ins
Leben gerufen und sammeln alte, ungenutzte Laptops, arbeiten diese auf und verteilen sie an
Schülerinnen und Schüler. Auch ein pädagogisches Konzept zur Vermittlung grundlegender Fähigkeiten
und ein Computerführerschein sind entstanden. Mittlerweile haben sich Fellows aller
Einsatzbundesländer dem Projekt angeschlossen. Die Gruppe berichtet in diesem Blogeintrag von ihrer
Arbeit. Gemeinsam mit dem Team der Region Berlin-Brandenburg sowie einer Alumna werden aktuell
größere Sachspenden über Firmen und Privatpersonen akquiriert.

                                Abbildung 10: Erster Spendenaufruf um März 2020

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UNTERSTÜTZUNG DES KOLLEGIUMS
An einigen Einsatzschulen war es den Fellows möglich, das Kollegium im Aufbau von digitaler
Infrastruktur, Abläufen und Kompetenzen zu unterstützen. Dabei waren sie teils Teil einer Gruppe von
Kräften, die Hardware (gestellt durch das Land), Programme und Plattformen ausgesucht und
eingerichtet haben. Die Fellows hatten durch ihre Ausbildung bei Teach First Deutschland einen
Wissens- und Erfahrungsvorsprung im digitalen Arbeiten und haben digitale Workshops für die Kollegien
durchgeführt, um Kompetenzen aufzubauen und Methoden zu teilen.

TEILUNGSGRUPPEN IM PRÄSENZBETRIEB
Was bisher bereits zum Repertoire der Zusammenarbeit der Fellows mit Lehrkräften gehörte, wird mit
den neuen Bedingungen des Präsenzbetriebs umso wichtiger: Fellows unterstützen bei der Begleitung
von Kleingruppen und ermöglichen so die fachliche Begleitung geteilter Klassen. So kann Unterricht
weiterhin methodisch vielfältig und differenziert stattfinden.

GEMEINSAMES LERNEN UND TEILEN ERFOLGREICHER METHODEN
Für Teach First Deutschland markieren die Monate seit Mitte März eine wichtige Phase des schnellen
und gemeinsamen Lernens. Zum einen haben Fellows selbstverständlich als Teil der Kollegien mit den
Lehrkräften gelernt, wie sie effektiv auf die Herausforderungen der Ausnahmesituation reagieren.
Fellows und Lehrkräfte haben gemeinsam Probleme gelöst, Methoden ausprobiert und neue Routinen
entwickelt.

Gleichzeitig hatten Fellows den zusätzlichen Vorteil, mit- und voneinander lernen zu können: Einerseits
als Berliner Gruppe, andererseits als Fellows über alle acht Bundesländer, in denen die Organisation im
Einsatz ist. Durch gemeinsame digitale Austauschformate, Werkstätten und Fortbildungen konnten die
aktuell insgesamt 242 Fellows schnell voneinander lernen, Projekte und Methoden gemeinsam
entwickeln und Material austauschen. Zudem ist Teach First Deutschland Teil eines internationalen
Netzwerks in 53 Ländern, die sich aktuell ebenfalls intensiv austauschen und Methoden teilen.

Dies hat eine schnelle Reaktion auf die neue Situation möglich gemacht. Und es erleichtert, dass Teach
First Deutschland aktuell Best Practices und Bedarfe für erfolgreiches Hybridlernen sammeln kann, um
Fellows im kommenden Schuljahr bestmöglich auf die veränderte Arbeit mit Schülerinnen und Schülern
vorzubereiten.

ANPASSUNGEN DES PROGRAMMS
Insgesamt rechnet Teach First Deutschland damit, dass das kommende Schuljahr von Hygieneauflagen
und möglichen phasenweisen Begrenzungen des Präsenzbetriebs geprägt sein wird. Hybridlernen wird
damit nicht mehr Ausnahmezustand, sondern neuer Alltagsmodus. Auf diesen bereiten wir uns und
Fellows gezielt vor. Das Ziel ist es, Fellows und Jugendliche dazu zu befähigen, dass Unterricht
weitergehen kann, auch wenn (Teile der) Klassen nicht an der Schule sein können.

Die kommenden Wochen des Hybridlernens bis zu den Sommerferien werden dafür weitere
Möglichkeiten des Lernens und Anpassens bieten. Einige Veränderungen sind bereits jetzt in Planung:

    -   Sicherheit und Informationen: Fragen des Datenschutzes sind aufbereitet und
        zusammengetragen. Fellows werden gezielt extern geschult und sind so sicher arbeitsfähig.

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-   Aus- und Fortbildung: Die Qualifizierung der Fellows, die im Sommer stattfindet, wird aktuell in
    Gänze auf digitale Formate umgebaut. Ziel der Neuausrichtung ist es, dass alle Fellows
    kompetent digital unterrichten können.
-   Präsenzphasen zu Beginn des Schuljahres nutzen: Da sich zeigte, dass die Qualität der
    Zusammenarbeit im Hybridlernen insbesondere von der Qualität der Beziehung zwischen
    Jugendlichen und Fellows abhängt, wird diese Zeit intensiv genutzt, um Beziehung aufzubauen
    und digitale Formate mit Jugendlichen einzuüben.
-   Fellows als feste Kräfte für Teilungsgruppen: Teach First Deutschland stärkt gemeinsam mit
    Schulen den Einsatz von Fellows in Klein- und Teilungsgruppen, um Präsenzunterricht unter
    Einaltung von Hygieneregeln weiterhin vielfältig und differenziert zu ermöglichen. Dafür stärken
    die Partner das Teamteaching und die gemeinsame Vorbereitung von Inhalten und Methoden.
    Von Lehrkräften und Fellows.
-   Methodenkompetenz aufbauen: Teach First Deutschland schult Fellows in der Nutzung von
    Plattformen und Formaten und öffnet Angebote für Lehrkräfte.
-   Teilen guter Beispiele: Bereits jetzt Sammeln wir gute Beispiele der Fellows aus dieser Phase,
    einige Projekte werden im kommenden Schuljahr und von neuen Fellows weitergeführt.
-   Anpassung der Kontaktstunden: Die Erfahrung des Hybridlernens im Frühjahr 2020 zeigt, dass
    diese Art der Arbeit die Zahl der Kontaktstunden senkt. Durch gezielte Vorbereitung auf digitale
    Lernphasen wird der Effekt von eingeschränktem Präsenzbetrieb allerdings nicht so stark
    ausfallen wie während der ersten Kontaktsperren, eine Absenkung von im Schnitt 6 auf 5
    Stunden wöchentlicher Begleitung pro Fellows und Schüler*in ermöglicht weiterhin intensives
    Arbeiten und hält in einem gleichzeitig längeren Schuljahr die Höhe der gemeinsamen Lernzeit
    insgesamt auf gleichem Niveau.
-   Kooperation an der Schule: Aktuelle Fellows können neue Fellows im nächsten Schuljahr gezielt
    an der Schule in bestehende digitale Plattformen und Arbeitsweisen einführen.
-   Bessere Bedingungen im kommenden Jahr: Verfügbarkeit von Hardware für Schülerinnen und
    Schüler durch die Initiative des Senats, bei Bedarf auch aus dem Projekt „Computer 4 All“.
-   Digitale Berufsorientierung: Formate der digitalen Berufsorientierung und des
    Bewerbungstrainings werden ausprobiert und weiterentwickelt, weitere Partner akquiriert.

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ANHANG: BEISPIELE VON LERNPROJEKTEN AUS DEM BLOG VON TEACH FIRST
DEUTSCHLAND

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