DIE ARBEIT DER TEACH FIRST DEUTSCHLAND FELLOWS IN BERLIN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE
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DIE ARBEIT DER TEACH FIRST DEUTSCHLAND FELLOWS IN BERLIN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE DIE SITUATION Am 13. März 2020 entschieden sich die Kultusministerien der Länder, den Präsenzbetrieb an Schulen (schrittweise) vom 17. März an einzustellen, um die weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Zunächst bis nach den Osterferien sollten Schulen auf digitale Lernformate umsteigen. Die teilweise Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs unter strengen Hygieneauflagen erfolgte je nach Schultyp und Jahrgangsstufe ab dem 27. April 2020. Mindestens bis zu den Sommerferien werden Schulen Jahrgänge nun in gemischten Lernsituationen unterrichten und begleiten: In eingeschränktem Präsenzunterricht oft ausschließlich in Hauptfächern, festen und kleinen Lerngruppen, die sich meist in Schichten und auf markierten Routen im Schulgebäude aufhalten können – und in digitalen Formaten. Diese funktionieren teils asynchron (also Inhalte bereitstellen, die Schülerinnen und Schüler alleine bearbeiten und zeitverzögert Rückmeldung erhalten, etwa Arbeitsblätter oder Lernvideos), teils synchron mit Lehrkräften (also zeitgleich und zu zweit oder in der Gruppe, etwa auf Plattformen und in Videokonferenzen). Diese Formen des „Hybridlernens“ werden aktuell eingeübt – und wahrscheinlich phasenweise auch immer wieder im kommenden Schuljahr die Basis der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern sein. HERAUSFORDERUNGEN: DIE ARBEIT DER FELLOWS IM MÄRZ UND APRIL 2020 Als Bestandteil des Kollegiums sind Fellows an ihren Einsatzschulen fest in den Schulalltag integriert. Der schnelle Wechsel vom Schulalltag in den ausschließlich digitalen Austausch hat sie ebenso überrascht wie alle Lehrkräfte und Jugendlichen. An den meisten Schulen war digitales Lernen im März noch nicht Bestandteil des Alltags. Dies zeigte sich ab dem 17. März an verschiedenen Herausforderungen, die die 14 Einsatzschulen in unterschiedlichem Maße betraf: • Keine einheitlichen Plattformen zum digitalen Austausch, noch nicht alle Schulen Teil der vom Land bereitgestellten Plattform • Nicht alle Lehrkräfte und Schüler*innen haben Zugänge zu den an der Schule genutzten Plattformen und Anwendungen oder sind noch nicht sicher im Umgang mit diesen • Keine eingeübten Formate des (insbesondere synchronen) digitalen Unterrichts • Unsicherheit zu Fragen des Datenschutzes und welche Wege der Kontaktaufnahme legal und sicher sind Teach First Deutschland gemeinnützige GmbH | Seydelstr. 18, 10117 Berlin Telefon +49 (0) 30 26 39 760 0 | Fax +49 (0) 30 26 39 760 29 | E-Mail info@teachfirst.de | Webseite www.teachfirst.de Sitz Berlin | Amtsgericht Charlottenburg | HRB 115905 B | Geschäftsführer Ulf Matysiak | Schirmherrin Elke Büdenbender Spendenkonto IBAN DE 38100701240111911400 | BIC/SWIFT DEUTDEDB101
Hinzu kamen Herausforderungen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler, die an den Einsatzschulen mehrheitlich aus Familien mit geringem Einkommen stammen und entsprechend häufig keine Möglichkeit hatten, dauerhaft, planbar und digital von zu Hause zu lernen: • Fehlender eigener Arbeitsplatz • Mangel an ungestörter Lernzeit, wenn die Familie immer zur selben Zeit zu Hause ist • Mangel an Endgeräten (insb. Laptops), meist Nutzung des Handys • Fehlendes oder fehlerhaftes Zubehör für synchronen Unterricht (Kamera, Kopfhörer, Mikrofon) • Mangel an Internetverbindung oder Datenvolumen Zuletzt mussten sich Fellows wie alle Lehrkräfte den motivatorischen, psychologischen und logistischen Herausforderungen stellen, die insbesondere Jugendliche in unterschiedlichem Maße trafen: • Fehlende Lernmotivation bei dauerhaftem Aufenthalt zu Hause („Coronaferien“) • Ausgesetzte Routinen & verschobene Tagesabläufe (Aufstehen um 11 Uhr, lange Wachbleiben) • Unsicherheit & Angst vor der unbekannten Krankheit • Sorge um Familie & Freunde • Sorge um die eigene Zukunft, den Schulabschluss und Berufsperspektiven • Vermehrter Streit im häuslichen Umfeld • Stärkere Einbindung in häusliche Pflichten (Haushalt, Betreuung von Geschwistern, teilweise Aushilfe in elterlichen Betrieben) • Aktuell teilweise Verpflichtungen und Verzicht im Ramadan DIE GRUNDLAGE DER ZUSAMMENARBEIT: KONTAKT MIT SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN Anhand der Klassenbücher für Kontaktstunden der Fellows können wir erkennen, dass diese Faktoren erheblichen Einfluss auf den Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern hatten. Statt der wöchentlich 6 veranschlagten Kontaktstunden pro Woche und Schüler*in wurden durchschnittlich knapp 3 Stunden Kontakt erreicht. Dabei ist die Spanne der Kontaktstunden pro Fellow und Woche mit einzelnen Jugendlichen weit: zwischen 15 Minuten und zehn Stunden wurden erfasst. Monat Fellowklasse Stunden/Monat/Fellow Stunden/Woche/Fokusschüler Minimum Maximum Minimum Maximum Durchschnitt SOLL 360 6 6 MÄRZ 19 2018 33 703 1 12 6 APRIL 19 2018 8 449 1 23 5 MÄRZ 20 2018 39 513 0,6 7,8 3 2019 61 335 0,9 5,1 2,9 APRIL 20 2018 6 232 0,2 10 2,7 2019 10 307 0,3 8,5 2,3 Abbildung 1: Kontaktstunden mit Schülerinnen und Schülern (SuS) im März/April 2020 im Vergleich zu Soll und Vorjahr Bei dieser Darstellung sind folgende Punkte zu beachten: • Es handelt sich um eine vorläufige Auswertung, für April 2020 fehlen noch wenige Daten. • Im März fanden planmäßig jeweils dreitägige Fortbildungen für Fellows an Werktagen statt. • Einige Fellows waren saisonal selbst krankgeschrieben oder Verdachtsfälle für Covid-19. • Die unterrichtsfreie Zeit vom 6. bis 19. April ist normalerweise die Zeit, in der Fellows Urlaub nehmen und keine Schülerkontaktstunden anfallen. 2
Dennoch lassen diese Zahlen, insbesondere im Vergleich mit den Vorjahresmonaten, erste Hypothesen dazu zu, wie sich die veränderte Situation auf die Arbeit mit Schülerinnen und Schüler ausgewirkt hat: • Die Kontaktstunden haben sich im Vergleich zum Projektziel und Vorjahr etwa halbiert. • Dieser Einschnitt lässt sich nicht durch Fortbildungen und Ferien erklären, die im Vorjahr zeitgleich stattfanden. • Der Krankenstand der Fellows war erhöht und erklärt einen Teil der verminderten Kontaktzeiten. • Es zeigt sich, dass Fellows im zweiten Einsatzjahr im Schnitt und Maximum mehr Kontaktstunden erreichen. Wir vermuten, dass dies einerseits mit dem größeren Druck auf angekündigte Abschlussprüfungen, aber auch entscheidend mit der bereits stärkeren Beziehung zu den Fellows zusammenhängt. • Eine Frage, die sich aus den Daten ergibt: Bedeuten weniger Kontaktstunden auch weniger Qualität im Kontakt? Da gerade in der Anfangsphase wenige synchrone Gruppenangebote stattfinden konnten (noch keine Formate seitens der Fellows, wenige Endgeräte und Datenvolumen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler), wichen Fellows in hohem Maße auf 1:1 Kontakte aus. Diese erreichen weniger Jugendliche gleichzeitig, ermöglichen aber auch intensiveren Kontakt. Um die Arbeitsbedingungen der Fellows und deren Entwicklung besser zu verstehen, haben wir eine Fellowumfrage aufgesetzt, die zunächst 1) zu Beginn der Kontaktsperren (19. März), 2) zu Beginn der Ferien (3. April), 3) für die Phase nach den Ferien bis zur ersten Woche der Öffnung (27. April-7. Mai) sowie aktuell alle zwei Wochen wiederholt wird. Die folgenden Aussagen stützen sich hauptsächlich auf die 3. Erhebung und sind damit eine Momentaufnahme der Situation direkt nach Beginn des veränderten Präsenzbetriebs.1 Die These des intensiveren Kontakts während der Fernlernphase bestätigt sich durch die Umfrage nicht. Fellows schätzen den Kontakt zu ihrer gesamten Schülergruppe zu 80% als weniger intensiv ein, zu ihrer Fokusgruppe von 15 Schülerinnen und Schülern, die sie intensiv betreuen, schätzen sogar 91% weniger intensiv als im Regelbetrieb ein. Lediglich 14% der Fellows schätzen den Kontakt zu allen Jugendlichen und 9% aller Fellows schätzen den Kontakt zu ihrer Fokusgruppe als intensiver ein. Zu Beginn der Heimlernphase war das größte Problem, überhaupt Kontakt zu Schülerinnen und Schülern aufzubauen. Der Vergleich der Daten von Anfang April zu Anfang Mai zeigt, dass es gelungen ist, Kontakt zu einer größeren Zahl der Jugendlichen aufzunehmen. Die Zahl derer, zu denen kein Kontakt besteht ist gesunken: 1 Die Daten für Zeitraum 3 basieren auf 35 von 45 möglichen Antworten für Fellows in Berlin. Zeitraum 2 basiert auf 42/45 Rückmeldungen. 3
Zahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt, zu denen KEIN Kontakt besteht 25 23 Anzahl Fellows 20 16 15 11 9 10 7 4 3 3 5 1 1 0 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 > 15 bis 3.4. bis 7.5. Abbildung 2: Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne Kontakt Parallel wuchs die Zahl der Fellows, die zu mehr als 20 Jugendlichen insgesamt regelmäßig Kontakt hat. Das bedeutet, dass Fellows in der entscheidenden Phase des Einübens eines neuen Lernmodus einen wesentlichen Beitrag dazu leisten konnten, gemeinsam mit Lehrkräften die Verbindung zur Schule aufrecht zu erhalten, als Ansprechpartner für Jugendliche präsent zu sein und Lernen zu unterstützen. Zahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt, zu denen Kontakt besteht 19 20 17 15 Anzahl Fellows 15 10 10 6 3 3 4 5 0 bis 10 bis 20 bis 30 > 30 bis 3.4. bis 7.5. Abbildung 3: Zahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt, zu denen Kontakt besteht. Und auch die Verteilung der Fellows, die zu einem größeren Teil ihrer Fokusgruppe Kontakt haben, hat sich positiv entwickelt: Die Zahl derer, die zu weniger als einem Drittel der Fokusgruppe Kontakt hat, ist auf 3 Fellows gesunken. Während zunächst mehr als die Hälfte der Fellows zu weniger als zwei Dritteln der Fokusgruppe Kontakt hatte, hatten nach den Ferien mehr als die Hälfte der befragten Fellows Kontakt mit fast allen Fokusschülerinnen und -schülern. Zahl der Fokusschülerinnen und -schüler, zu denen Kontakt besteht 20 17 17 16 Anzahl Fellows 15 13 10 8 5 3 3 0 0 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 > 15 bis 3.4. bis 7.5. Abbildung 4: Zahl der Fokusschülerinnen und -schüler, zu denen Kontakt besteht 4
UMGANG MIT UNGEWISSHEIT Eine weitere Herausforderung für alle Beteiligten war die Unsicherheit zum einen über die Länge der Schulschließungen aufgrund der Pandemie und zum anderen die Unsicherheit bzgl. der geplanten Prüfungen und Vergleichsarbeiten für die Berufsbildungsreife und den Mittleren Schulabschluss (BBR und MSA). Die Ungewissheit, wann und ob die Prüfungen stattfinden würden, führte zu wechselnder Motivation bei den Schülerinnen und Schülern und zu Ängsten und Sorgen, z.B. ob das Schuljahr ggf. wiederholt werden muss. Für die Fellows, die mit den Jugendlichen seit zwei Jahren auf die Ziele Abschluss und Anschluss hingearbeitet haben, erforderte diese Phase der Begleitung von Ungewissheit und wechselnder Motivation ein besonders hohes Maß persönlichen Engagements. Die gefundenen Lösungen des Landes Berlin ermöglichen nun weiterhin eine gezielte Arbeit an den Programmzielen und bieten Sicherheit für die Jugendlichen und Fellows. ERFOLGREICHE ANSÄTZE FÜR DIE ARBEIT MIT JUGENDLICHEN An den Einsatzschulen und in der Fellowgruppe haben wir eine hohe Bereitschaft erlebt, trotz sich ständig ändernder Rahmenbedingungen auf die veränderte Lernsituation einzulassen, neue Wege auszuprobieren und kreativ zu werden. Einige Entscheidungen und Methoden haben sich dabei als besonders erfolgreich erwiesen, um eine neue Lernkultur zwischen Jugendlichen, Lehrkräften und Fellows aufzubauen: GEKLÄRTE KOMMUNIKATIONSWEGE Im Durchschnitt hatten die Fellows auch ohne Präsenzunterricht zu über 90% ihrer Fokusschülerinnen und -schüler intensiven Kontakt. Dies war u.a. möglich, weil für alle als Bedingung der Landes- und ESF- Förderung eine entsprechende Datenschutzvereinbarung vorlag und Kontaktdaten bekannt waren. Darin unterscheidet sich Berlin teilweise grundlegend von den Ergebnissen anderer Teach First Einsatzbundesländer, wo dieser Kontakt oft nur sehr eingeschränkt möglich war. FOKUS AUF BEZIEHUNGSARBEIT UND KONTAKT Viele Fellows berichten insbesondere aus der Anfangszeit, dass der Wegfall der gewohnten Routinen und die Ausnahmesituation für Schülerinnen und Schüler stark belastend war und diese vom Lernen abhielt. Ein reibungsloser Wechsel in das Heimlernen wäre ein zu hoher Anspruch gewesen. Fellows haben deswegen gelernt, dass sich in dieser Phase der Anteil an Coachinggesprächen erhöht und es sich lohnt, die fachliche Arbeit zunächst weniger stark zu gewichten. Hier haben sich Fellows häufig mit den Lehrkräften ihrer Fokusklassen eine bewusste Aufgabenteilung erarbeitet, in der Fellows den individuellen Kontakt aufrechterhalten, während Lehrkräfte den Lernstoff und für eine spätere Benotung relevanten Materialien bereitstellten. Insbesondere der Aufbau neuer Routinen für Jugendliche hat sich als wertvoll erwiesen: Feste virtuelle Sprechzeiten, gemeinsame Gruppenchats und Videokonferenzen („Morgenrunden“) oder auch täglich wiederkehrende Reflexionsaufgaben für Jugendliche (Tagebuch, Foto des Tages) helfen, in einen neuen Lernrhythmus zu finden und den Tag zu strukturieren. Eine Fellow hat ihre Eindrücke zur Bedeutung von sozialer Begleitung Jugendlicher in dieser Zeit in einem Blogbeitrag veröffentlicht. 5
INDIVIDUELLE LERNBEGLEITUNG, DIE SPAß MACHT Die meisten Schulen haben für die Phase des Heimlernens Arbeitspakete für Schülerinnen und Schüler bereitgestellt, deren Teile zu festen Zeitpunkten bearbeitet und eingereicht werden, um Fortschritt im Lernstoff und eine Grundlage für die Halbjahresbenotung zu gewährleisten. Da viele der Schülerinnen und Schüler noch nicht geübt darin sind, sich eigenständig neue Konzepte und Inhalte zu erarbeiten, lag ein großer Teil der Aufgabe der Fellows darin, wichtige Grundlagen mit Jugendlichen zu erarbeiten, neue Inhalte verständlich aufzubereiten und Möglichkeiten zu schaffen, gemeinsam zu üben und die Lösung der Abbildung 5: Lernquiz bei kahoot Arbeitspakete zu prüfen. Für diese Arbeit nutzen Fellows im Präsenzbetrieb Klein- und Fördergruppen. Für die digitale Lernphase haben Fellows schnell und kreativ Lernformate etabliert, um Lernen anschaulich und motivierend zu gestalten. Dabei nutzen sie sowohl synchrone Formate mit gemeinsamen Lernzeiten, digitalen Boards, Padlets, als auch asynchrone Formate in Form von Videos, digitalen „Schnitzeljagden“ via Actionbound und virtuellen Arbeitsblätter. Neben speziellen Lernplattformen nutzen Fellows vor allem auch die Kanäle, auf denen Jugendliche bereits aktiv sind, um Barrieren zur Teilnahme abzubauen. So werden Lernvideos auf Youtube und dem Gamingtool Twitch, Arbeitsblätter über Messenger und Prüfungsvorbereitung auf Instagram geteilt. Abbildung 6: Messenger als Aufgabenbriefkasten für eine Klasse 6
Ein gemeinsames Projekt von sechs Fellows, die „MSA-Instaclass“, bietet auf Instagram interaktive Prüfungsvorbereitung ist so erfolgreich, dass es in mehreren anderen Bundesländern im Einsatz ist. Abbildung 7: Prüfungsvorbereitung via Instagram Abbildung 8: Grundlagen der Prüfungsvorbereitung bei Instagram 7
LERNFERIEN IN DIGITALER FORM Bereits geplante Lernferien für das Erreichen der Berufsbildungsreife (BBR) und den Mittleren Schulabschluss (MSA) wurden umgeplant und digital durchgeführt. Einige Fellows hatten sich seit Beginn des Schuljahres darauf vorbereitet, in den Osterferien Lerncamps zur Prüfungsvorbereitung für MSA und BBR anzubieten. Während ein Angebot unter dem Titel „MSA – läuft bei Dir“ und „BBR – voll dabei“ seit mehreren Jahren von Fellows mehrerer Schulen und über die Jahrgänge 9 und 10 hinweg angeboten wird, haben andere Fellows eigene Formate speziell für ihre Schule erstellt. Fellows haben Lern- und Unterrichtsmaterialien als digitales Lerncamp konzipiert und barrierearm und schülerorientiert Rahmenbedingung zur Bearbeitung geschaffen. Die Ergebnisse des Lerncamps werden von den Fachlehrkräften anerkannt und in der mündlichen Note berücksichtigt. ÜBERGREIFENDE FELLOWPROJEKTE: GEBRAUCHTE HARDWARE & KOMPETENZSCHULUNG Auch auf die bei einigen Schülerinnen und Schülern fehlenden Endgeräte haben die Berliner Fellows in Zusammenarbeit mit einigen Fellows aus Brandenburg schnell reagiert. Zwei Fellows des Jahrgangs 2019 aus Abbildung 9: Zeitplan Lernferien Berlin und Brandenburg, haben „Computer4all“ ins Leben gerufen und sammeln alte, ungenutzte Laptops, arbeiten diese auf und verteilen sie an Schülerinnen und Schüler. Auch ein pädagogisches Konzept zur Vermittlung grundlegender Fähigkeiten und ein Computerführerschein sind entstanden. Mittlerweile haben sich Fellows aller Einsatzbundesländer dem Projekt angeschlossen. Die Gruppe berichtet in diesem Blogeintrag von ihrer Arbeit. Gemeinsam mit dem Team der Region Berlin-Brandenburg sowie einer Alumna werden aktuell größere Sachspenden über Firmen und Privatpersonen akquiriert. Abbildung 10: Erster Spendenaufruf um März 2020 8
UNTERSTÜTZUNG DES KOLLEGIUMS An einigen Einsatzschulen war es den Fellows möglich, das Kollegium im Aufbau von digitaler Infrastruktur, Abläufen und Kompetenzen zu unterstützen. Dabei waren sie teils Teil einer Gruppe von Kräften, die Hardware (gestellt durch das Land), Programme und Plattformen ausgesucht und eingerichtet haben. Die Fellows hatten durch ihre Ausbildung bei Teach First Deutschland einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung im digitalen Arbeiten und haben digitale Workshops für die Kollegien durchgeführt, um Kompetenzen aufzubauen und Methoden zu teilen. TEILUNGSGRUPPEN IM PRÄSENZBETRIEB Was bisher bereits zum Repertoire der Zusammenarbeit der Fellows mit Lehrkräften gehörte, wird mit den neuen Bedingungen des Präsenzbetriebs umso wichtiger: Fellows unterstützen bei der Begleitung von Kleingruppen und ermöglichen so die fachliche Begleitung geteilter Klassen. So kann Unterricht weiterhin methodisch vielfältig und differenziert stattfinden. GEMEINSAMES LERNEN UND TEILEN ERFOLGREICHER METHODEN Für Teach First Deutschland markieren die Monate seit Mitte März eine wichtige Phase des schnellen und gemeinsamen Lernens. Zum einen haben Fellows selbstverständlich als Teil der Kollegien mit den Lehrkräften gelernt, wie sie effektiv auf die Herausforderungen der Ausnahmesituation reagieren. Fellows und Lehrkräfte haben gemeinsam Probleme gelöst, Methoden ausprobiert und neue Routinen entwickelt. Gleichzeitig hatten Fellows den zusätzlichen Vorteil, mit- und voneinander lernen zu können: Einerseits als Berliner Gruppe, andererseits als Fellows über alle acht Bundesländer, in denen die Organisation im Einsatz ist. Durch gemeinsame digitale Austauschformate, Werkstätten und Fortbildungen konnten die aktuell insgesamt 242 Fellows schnell voneinander lernen, Projekte und Methoden gemeinsam entwickeln und Material austauschen. Zudem ist Teach First Deutschland Teil eines internationalen Netzwerks in 53 Ländern, die sich aktuell ebenfalls intensiv austauschen und Methoden teilen. Dies hat eine schnelle Reaktion auf die neue Situation möglich gemacht. Und es erleichtert, dass Teach First Deutschland aktuell Best Practices und Bedarfe für erfolgreiches Hybridlernen sammeln kann, um Fellows im kommenden Schuljahr bestmöglich auf die veränderte Arbeit mit Schülerinnen und Schülern vorzubereiten. ANPASSUNGEN DES PROGRAMMS Insgesamt rechnet Teach First Deutschland damit, dass das kommende Schuljahr von Hygieneauflagen und möglichen phasenweisen Begrenzungen des Präsenzbetriebs geprägt sein wird. Hybridlernen wird damit nicht mehr Ausnahmezustand, sondern neuer Alltagsmodus. Auf diesen bereiten wir uns und Fellows gezielt vor. Das Ziel ist es, Fellows und Jugendliche dazu zu befähigen, dass Unterricht weitergehen kann, auch wenn (Teile der) Klassen nicht an der Schule sein können. Die kommenden Wochen des Hybridlernens bis zu den Sommerferien werden dafür weitere Möglichkeiten des Lernens und Anpassens bieten. Einige Veränderungen sind bereits jetzt in Planung: - Sicherheit und Informationen: Fragen des Datenschutzes sind aufbereitet und zusammengetragen. Fellows werden gezielt extern geschult und sind so sicher arbeitsfähig. 9
- Aus- und Fortbildung: Die Qualifizierung der Fellows, die im Sommer stattfindet, wird aktuell in Gänze auf digitale Formate umgebaut. Ziel der Neuausrichtung ist es, dass alle Fellows kompetent digital unterrichten können. - Präsenzphasen zu Beginn des Schuljahres nutzen: Da sich zeigte, dass die Qualität der Zusammenarbeit im Hybridlernen insbesondere von der Qualität der Beziehung zwischen Jugendlichen und Fellows abhängt, wird diese Zeit intensiv genutzt, um Beziehung aufzubauen und digitale Formate mit Jugendlichen einzuüben. - Fellows als feste Kräfte für Teilungsgruppen: Teach First Deutschland stärkt gemeinsam mit Schulen den Einsatz von Fellows in Klein- und Teilungsgruppen, um Präsenzunterricht unter Einaltung von Hygieneregeln weiterhin vielfältig und differenziert zu ermöglichen. Dafür stärken die Partner das Teamteaching und die gemeinsame Vorbereitung von Inhalten und Methoden. Von Lehrkräften und Fellows. - Methodenkompetenz aufbauen: Teach First Deutschland schult Fellows in der Nutzung von Plattformen und Formaten und öffnet Angebote für Lehrkräfte. - Teilen guter Beispiele: Bereits jetzt Sammeln wir gute Beispiele der Fellows aus dieser Phase, einige Projekte werden im kommenden Schuljahr und von neuen Fellows weitergeführt. - Anpassung der Kontaktstunden: Die Erfahrung des Hybridlernens im Frühjahr 2020 zeigt, dass diese Art der Arbeit die Zahl der Kontaktstunden senkt. Durch gezielte Vorbereitung auf digitale Lernphasen wird der Effekt von eingeschränktem Präsenzbetrieb allerdings nicht so stark ausfallen wie während der ersten Kontaktsperren, eine Absenkung von im Schnitt 6 auf 5 Stunden wöchentlicher Begleitung pro Fellows und Schüler*in ermöglicht weiterhin intensives Arbeiten und hält in einem gleichzeitig längeren Schuljahr die Höhe der gemeinsamen Lernzeit insgesamt auf gleichem Niveau. - Kooperation an der Schule: Aktuelle Fellows können neue Fellows im nächsten Schuljahr gezielt an der Schule in bestehende digitale Plattformen und Arbeitsweisen einführen. - Bessere Bedingungen im kommenden Jahr: Verfügbarkeit von Hardware für Schülerinnen und Schüler durch die Initiative des Senats, bei Bedarf auch aus dem Projekt „Computer 4 All“. - Digitale Berufsorientierung: Formate der digitalen Berufsorientierung und des Bewerbungstrainings werden ausprobiert und weiterentwickelt, weitere Partner akquiriert. 10
ANHANG: BEISPIELE VON LERNPROJEKTEN AUS DEM BLOG VON TEACH FIRST DEUTSCHLAND 11
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