DIE BEHANDLUNGSFREQUENZ - ein Indikator zum Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Luxemburger Landwirtschaft
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DIE BEHANDLUNGSFREQUENZ - ein Indikator zum Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Luxemburger Landwirtschaft
DIE BEHANDLUNGSFREQUENZ - ein Indikator zum Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Luxemburger Landwirtschaft 3
INHALTSVERZEICHNIS 1. DIE BESTIMMUNG DER BEHANDLUNGSFREQUENZ 6 2. DIE ENTSTEHUNG DES IFT 8 3. DATENQUELLEN 9 4. DIE METHODIK DER DATENERHEBUNG 10 5. BEGRIFFSERKLÄRUNGEN 11 6. DIE BERECHNUNGSMETHODOLOGIE DES IFT 14 7. BESONDERHEITEN UND GRUNDANNAHMEN 16 8. BERECHNUNGSBEISPIELE 17 9. DIE AUSGEWERTETEN FLÄCHEN 18 DIE WIRKSTOFFE DER AUSGEBRACHTEN PFLANZENSCHUTZ- 19 10. MITTEL DIE METEOROLOGISCHEN BEDINGUNGEN IM AUSWER- 22 11. TUNGSZEITRAUM 12. DER GESAMT-IFT 28 DIE AUFGLIEDERUNG DES IFT NACH PFLANZENSCHUTZKA- 13. TEGORIE 30 13.1. Winterweizen 31 13.2. Winterroggen 32 13.3. Winter- und Sommergerste 33 13.4. Triticale 34 13.5. Hafer 34 13.6. Mais 35 13.7. Winterraps 36 13.8. Kartoffeln 37 13.9. Weinbau 38 DER IFT IM RAHMEN DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT 39 14. (BIO-IFT) 15. FLÄCHENANTEILIGE VERTEILUNG DER BEHANDLUNGSFREQUENZ... 40 15.1. ... von Winterweizen und Wintergerste 40 15.2. ... des Mais 41 15.3. ... des Raps 42 15.4. ... der Kartoffeln 43 15.5. ... im Weinbau 44 16. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND AUSBLICK 45 4
VORWORT DES MINISTERS FÜR LANDWIRTSCHAFT, WEINBAU UND LÄNDLICHE ENTWICKLUNG Der Pflanzenschutz detailgetreu zu erfassen. Zu diesem Zweck hat den Landwirten, hat der Service d’économie rurale (SER) an Winzern und Gärtnern Hand des Nationalen Testbetriebsnetzes der in den letzten Jahr- landwirtschaftlichen Buchführung den Indikator zehnten zu einer be- „Behandlungshäufigkeit“ (IFT, indicateur de deutenden Steigerung fréquence de traitement) bestimmt und der Effizienz ihrer ausgewertet. Der Indikator liefert uns ein besseres © SIP, Yves Kortum Produktion und zur Verständnis der derzeitigen Situation und erlaubt Q u a l i tät s s i c h e r u n g uns, Vergleiche zwischen den Kulturen zu ziehen, ihrer Produkte ver- sowie zeitliche Entwicklungen aufzuzeichnen. holfen. Es hat sich Es freut mich, dass dem SER nun eine erste aber erwiesen, dass Auswertungsserie über drei Kulturjahre gelungen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und deren ist. Mit der vorliegenden Publikation wird, neben Rückstände in Boden und Gewässern auch den Ergebnissen, auch die Berechnungsmethode viele Risiken verbergen – in Bezug auf unsere des Indikators beschrieben. Die Berechnung Ökosysteme wie auch auf die Gesundheit des des IFT ist eine von insgesamt 25 verschiedenen Anwenders und dessen gesellschaftliches Umfeld. Maßnahmen, mit deren Hilfe der Nationale Die Regierung hat sich die Aufgabe gestellt, Aktionsplan zur Reduktion der Pflanzenschutzmittel die Belange der Agrargarpolitik mit dem die Weichen für eine zukunftsorientierte und Schutz von Natur und Umwelt, ganz besonders nachhaltige Landwirtschaft setzt. unserer natürlichen Ressourcen, in Einklang zu bringen. Eine der Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen, ist die konsequente Fortführung des Nationalen Aktionsplans zur Reduktion der Romain SCHNEIDER, Pflanzenschutzmittel, der auf der Richtlinie Minister für Landwirtschaft, Weinbau und 2009/128/EG des Europäischen Parlaments und ländliche Entwicklung des Rates vom 21. Oktober 2009 über einen gemeinsamen Aktionsrahmen in diesem Bereich basiert. Ziele sind die Verringerung der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln um 50 % bis zum Jahr 2030 wie auch die der sogenannten «big movers», also der problematischsten oder am häufigsten verwendeten Wirkstoffe um 30 % bis 2025. Ein wichtiges Zeichen haben wir bereits damit gesetzt, dass mit dem Verzicht auf Glyphosat, Luxemburg zu einem Vorreiter unter den EU- Mitgliedsstaaten geworden ist. Wir möchten die Botschaft übermitteln, den Einsatz insbesondere der synthetischen Pflanzenschutzmittel grundlegend zu überdenken und alle möglichen Alternativen, etwa ein besseres Verständnis standortbezogener Ansätze, auszuloten um somit unsere Nahrungsmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten. Einer der Bausteine des Aktionsplans besteht darin, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln 5
1. DIE BESTIMMUNG DER BEHANDLUNGSFREQUENZ EINE MASSNAHME IM RAHMEN DES NATIONALEN AKTIONSPLANS ZUR REDUKTION DER PFLANZENSCHUTZMITTEL Pflanzenschutzmittel (PSM) sind Produkte, biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft die überwiegend eingesetzt werden, um die wird neben vielen anderen Faktoren auch durch Gesundheit von Kulturpflanzen zu erhalten den chemischen Pflanzenschutz beeinflusst. und ihrer Vernichtung durch Krankheiten und Schädlingsbefall vorzubeugen1. Oft wird auch Die luxemburgische Regierung hat im Dezember als Synonym der Begriff „Pestizide“ verwendet. 2017 den Nationalen Aktionsplan zur Reduktion Dieser ist jedoch ein Oberbegriff und umfasst der Pflanzenschutzmittel2 (Plan d’action national neben Pflanzenschutzmitteln auch Produkte de réduction des produits phytopharmaceutiques) wie Biozide, die nicht zum Pflanzenschutz, verabschiedet. Der luxemburgische Aktionsplan sondern zur Bekämpfung von Schädlingen und basiert auf der Richtlinie 2009/128/EG des Krankheitsüberträgern wie Insekten, Ratten und Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Mäusen bestimmt sind. Pflanzenschutzmittel Oktober 2009 über einen Aktionsrahmen der können einen oder mehrere Wirkstoffe enthalten. Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung Bei diesen Wirkstoffen kann es sich um chemische von Pflanzenschutzmitteln3. Danach sollen die Substanzen oder biologische Organismen handeln, nationalen Aktionspläne der Mitgliedstaaten die es dem Produkt ermöglichen, seine Funktion quantitative Vorgaben, Ziele, Maßnahmen zu erfüllen. und Zeitpläne zur Verringerung der Risiken und der Auswirkungen der Verwendung von Die Aufgabe des Pflanzenschutzes ist es, unsere Pflanzenschutzmitteln auf die menschliche Pflanzen, in der Landwirtschaft insbesondere die Gesundheit und den Naturhaushalt festlegen. Die Kulturpflanzen, vor Krankheiten und Schädlingen Richtlinie 2009/128/EG wurde in Luxemburg mit zu schützen. Dadurch sollen in der Landwirtschaft, dem Gesetz vom 19. Dezember 2014 in nationales wie auch im Wein- und im Gartenbau Ernteverluste Recht umgesetzt4. vermieden, die Effizienz der Produktion gesteigert und die Qualität der pflanzlichen Wichtige Ziele des Nationalen Aktionsplans sind: Produkte verbessert werden. Pflanzenschutz trägt auf diese Weise zur Sicherung sowohl des • die allgemeine Reduktion der Risiken für Mensch Einkommens in der Landwirtschaft sowie auch der und Umwelt, Lebensmittelproduktion bei. • detailliertere Erhebungen zu Verkauf und Anwendung von Pflanzenschutzmittel, Dennoch wurde in den Mitgliedstaaten der • die Einschränkung der Anzahl von Pflanzen- Europäischen Union festgestellt, dass chemische schutzmitteln für den Hobbybereich, Pflanzenschutzmittel und ihre Wirkstoffe auch bei • der Gewässer- und Bestäuberschutz, Einhaltung aller rechtlichen Vorschriften sowie • die Reduktion der Anwendung von Pflanzen- der guten landwirtschaftlichen Praxis, Spuren schutzmitteln um 50 % bis zum Jahr 2030. in unseren Gewässern hinterlassen, Schaden an Bienen, anderen Insekten oder Wirbeltieren Zusätzlich sieht der Aktionsplan die Umsetzung verursachen oder Obergrenzen für Rückstände von 25 themenspezifischen Maßnahmen vor. Diese in Lebensmitteln überschreiten können. betreffen zum Beispiel den Schutz der Anwender Insbesondere der voranschreitende Rückgang der und Anrainer, den Ausbau der Biolandwirtschaft 1 European Food Safety Authority (EFSA) – Verordnung (EG) Nr.1107/2009 2 https://agriculture.public.lu/de/actualites/2017/dezember-2017/pan-phyto.html 6 3 http://legilux.public.lu/eli/dir_ue/2009/128/jo 4 http://legilux.lu/eli/etat/leg/rect/2015/01/22/n1/jo
oder den Verzicht auf die Anwendung von zu beschreiben, sowie zu erörtern, welche Aussagen Glyphosat. in Bezug auf den Einsatz von Pflanzenschutzmittel möglich sind und gegebenenfalls, wo die Grenzen Im Rahmen der Maßnahme 6-2 sieht der Nationale bei der Interpretation des Indikators liegen. Aktionsplan vor, dass Zahlen über die Anwendung Der Indikator „Behandlungshäufigkeit“ wird im von Pflanzenschutzmittel durch die Landwirtschaft weiteren Verlauf des Textes als IFT bezeichnet. und den Weinbau erfasst und ausgewertet werden. In diesem Zusammenhang wurde der Neben dem in dieser Broschüre zum ersten Mal Service d’économie rurale (SER) damit beauftragt, veröffentlichten IFT, stellt der SER zusätzlich seit anhand des nationalen Testbetriebsnetzes der dem Kulturjahr 2012/13 eine Statistik über die landwirtschaftlichen Buchführung den Indikator Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln in der „Behandlungshäufigkeit“ (IFT, indicateur de Landwirtschaft bereit. In diesem Zusammenhang fréquence de traitement) zu bestimmen. Auf werden die angewandten Pflanzenschutzmittel Grund der Auswertung der Kennzahlen über anhand ihres Wirkstoffgehalts beziehungsweise die Interventionen in den Jahren 2015/16, ihrer Wirkstoffgehalte in Kilogramm Wirkstoff- 2016/17 und 2017/18, wird nun im Rahmen mengen ausgedrückt5. dieser Veröffentlichung der Indikator für drei aufeinanderfolgenden Kulturjahren veröffentlicht. Ziel ist es, die Berechnungsmethode des Indikators 5 Diese Zahlen werden jährlich auf dem Online-Agrarportal des Ministeriums für Landwirtschaft, Weinbau und die Entwicklung des ländlichen Raumes veröffentlicht: 7 https://agriculture.public.lu/de/agrarstatistik/landwirtschaft-umwelt/verbrauch-psm.html
2. DIE ENTSTEHUNG DES IFT Ein Leitgedanke der nachhaltigen Bewirt- So wurde in Dänemark bereits Mitte der 1980er schaftung in der Landwirtschaft beinhaltet unter Jahre ein erster nationaler Aktionsplan (NAP), anderem auch eine Reduzierung möglicher mit der Zielvorgabe die Behandlungshäufigkeit Risiken im Zusammenhang mit der Anwendung der Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft von Pflanzenschutzmitteln (PSM). Um eine um 50 % zu senken, ausgearbeitet. Der eigens Vergleichbarkeit der Behandlungsintensität hierfür entwickelte Behandlungsintensitäts- in verschiedenen Jahren und auch unter den indikator (TFI - Treatment Frequency Index) sollte Anwendern von Pflanzenschutzmitteln zu auf die Tatsache reagieren, dass zunehmend erreichen, haben andere EU-Mitgliedstaaten Pflanzenschutzprodukte mit geringem Gewicht bereits früh Methoden entwickelt, die den PSM- (in g/ha) in der Landwirtschaft verwendet wurden, Einsatz erfasst und Vergleiche ermöglicht. was aber nicht in der damaligen dänischen Mengenstatistik berücksichtigt wurde. Abb. 1: Entwicklung des Treatment Frequency Index in Dänemark von 1981-2003 (aus Nistrup Jorgensen und Kudsk 2006) 4 3,5 3 2,5 2 TFI 1,5 1 0,5 0 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 Der TFI wird in „Anzahl homologierte Auf- Rechenmethode entwickelt, die sich auf den wandsmengen je ha“, - ausgebracht auf einer dänischen IFT und deren Erfahrungen stützt Kultur während eines Anbaujahres -, ausgedrückt. (Champeaux, 2006; Pingault und al., 2009). In Dänemark konnte dieser Indikator als Summe Die französische Zielvorgabe ist, sich bei der für verschiedene Flächen berechnet werden, Berechnung nicht auf die Wirkstoffe der verkauften für den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb, Pflanzenschutzmittelmengen zu beziehen, sondern gegebenenfalls für eine Kultur in einer Gegend, auf die Menge der Pflanzenschutzprodukte die oder je Pflanzenschutzkategorie (Herbizide, vom Landwirt ausgebracht wird. Insektizide u.a.). Der in Frankreich entwickelte Indikator IFT gilt als In Frankreich haben das Institut national Grundlage für die Einführung des gleichnamigen de recherche agronomique (INRA) und das Indikators in Luxemburg. 8 Landwirtschaftsministerium im Jahre 2006 eine
3. DATENQUELLEN Für die Berechnung des IFT, sowie der in Daten werden, entsprechend den nationalen der Landwirtschaft ausgebrachten Pflanzen- Testbetriebsnetzvorgaben, auf die Gesamtheit der schutzmittelauswertung, wird auf mehrere Daten- landwirtschaftlichen Betriebe hochgerechnet. Die quellen zurückgegriffen: Anzahl der ausgewerteten Betriebe sieht wie folgt aus: • In erster Linie auf die Daten des nationalen land- wirtschaftlichen Testbetriebsnetzes des Service d’économie rurale (SER). Die Datenerfassung erfolgt mittels der betriebswirtschaftlichen Buchführung der Betriebe. Die ausgewerteten Abb. 2: Eckzahlen des Testbetriebsnetzes 2016 2017 2018 ausgewertete Betriebe 450 641 618 dargestellte Betriebe 1.525 1.524 1.346 • Die von der Administration des services techniques für die Statistiken über Pflanzenschutzmittel der de l‘agriculture (ASTA) veröffentlichen Liste der einzelnen Mitgliedstaaten bildet. in Luxemburg zugelassenen Pflanzenschutzmittel mit ihren entsprechenden Wirkstoffen. • Liste der in Luxemburg zugelassenen Pflanzen- schutzmittel, welche im biologischen Landbau • Eine von der ASTA ausgearbeitete Liste mit den zugelassen sind. Referenzmengen der in Luxemburg zugelassenen Pflanzenschutzmittel. • Eine von der ASTA ausgearbeitete Liste mit den Maximalanwendungsmengen und Anwendungs- häufigkeitsvorgaben, der in Luxemburg zuge- lassenen Pflanzenschutz-mittel. • Die Klassifikation der Stoffe, die in Pflanzen- schutzmitteln enthalten sind, aus der Verordnung (EG) Nr. 1185/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2009 über Statistiken zu den Pflanzenschutzmitteln, welche in Anhang III aufgeführt werden und die Grundlage 9
4. DIE METHODIK DER DATENERHEBUNG Die Daten eines Auswertungsjahres beziehen diejenigen des betreffenden Wirtschaftsjahres sich jeweils auf den Vegetationszeitraum der (Jahr N) von Januar bis August in Betracht gezogen. entsprechenden Kultur. Demzufolge werden bei Bei den anderen Kulturen gilt das Wirtschaftsjahr den Marktfrüchten sowohl die ausgebrachten als Referenzperiode (Januar N bis Dezember N). Pflanzenschutzmittel vom September bis Dezember des Vorjahres (Jahr N-1), sowie Abb. 3: Die Methodik der Datenerhebung Input Arbeitsvorgang Output Export aus dem Buchführungsdaten und Buchführungssystem / Datentabellen andere Datenquellen Datenaufbereitung Arbeitsanleitungen / Datenverarbeitung und zur Auswertung Ausführungs- Qualitätskontrolle aufbereitete Daten bestimmungen Arbeitsanleitungen / Ausführungs- Berechnung des IFT berechneter IFT bestimmungen Die aus der Buchführung stammenden Daten • Die Zulässigkeit der angewandten Produkte wird werden folgenden Plausibilitätsprüfungen unter- auf die ihnen zugewiesenen Anbaukulturen zogen: überprüft. Diese Qualitätskontrolle wurde mit Hilfe der Landwirtschaftskammer Luxemburg • Es wird überprüft, ob die ausgebrachten und des Institut viti-vinicole durchgeführt. Pflanzenschutzmittel mit der von der ASTA ver- öffentlichten Liste der in Luxemburg zugelassenen • Weiterhin wird die Verträglichkeit der an- Pflanzenschutzmittel übereinstimmt. gewandten Produkte mit den angegebenen Anbaukulturen überprüft. Diese Qualitäts- • Eine Plausibilitätsprüfung der angewandten kontrolle wurde ebenfalls mit Hilfe der Pflanzenschutzproduktmengen wird an Hand Landwirtschaftskammer Luxemburg und des ihrer Mengenpreise im Vergleich mit den Durch- Institut viti-vinicole durchgeführt. schnittspreisen der entsprechenden Produkte des gesamten Testbetriebsnetzes vollzogen. 10
5. BEGRIFFSERKLÄRUNGEN Für die Auswertung werden die im Folgenden beschriebenen Definitionen verwendet. Die Definitionen werden teilweise aus dem aktuellen „Eurostat Methodenpaper“ zur PSM-Erhebung entnommen (Eurostat 2008, S. 34-36). PFLANZENSCHUTZMITTEL (PSM) Produkte, die überwiegend eingesetzt werden, um die Gesundheit von Kulturpflanzen zu erhalten und ihrer Vernichtung durch Krankheiten und Schädlingsbefall vorzubeugen6. Oft wird auch als Synonym der Begriff „Pestizide“ verwendet. Dieser ist jedoch ein Oberbegriff und umfasst neben Pflanzenschutzmitteln auch Produkte wie Biozide, die nicht zur direkten Anwendung an Pflanzen, sondern zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheitsüberträgern wie Insekten, Ratten und Mäusen bestimmt sind. Pflanzenschutzmittel können einen oder mehrere Wirkstoffe enthalten. Bei diesen Wirkstoffen kann es sich um chemische Substanzen oder biologische Organismen handeln, die es dem Produkt ermöglichen, seine Funktion zu erfüllen. HERBIZID Pflanzenschutzmittel, welches die, der angebauten Kultur schadenden und störenden Unkräuter und Ungräser, abtöten soll. Letztere stehen im Wettbewerb um Wasser, Nährstoffe und Licht mit der angebauten Kulturpflanze. Ein zu dichter Unkrautbewuchs kann die Entwicklung und Aufwuchs der Kulturpflanze stören, die Ernte erschweren und zu Ertragsminderungen führen. Man unterscheidet zwischen selektiven Herbiziden und Totalherbiziden, wobei erstere zielgerichtet gegen bestimmte Unkräuter und Ungräser wirken. Das Totalherbizid dagegen hat kein gezieltes, sondern ein sehr breites Wirkungsspektrum und bekämpft alle Gräser und Unkräuter. 6 European Food Safety Autority (EFSA) 11
INSEKTIZID chemischer oder biologischer Wirkstoff, welcher Der Begriff „Bio“ im Wort „Biopestizide“ hat keinen die Insekten, die der angebauten Kultur schaden Bezug zum Bio-Landbau oder zum möglichen könnten, abtötet, vertreibt oder diese in ihren Einsatz dieser Produkte in der biologischen Entwicklungsstadien hemmt. Mit dem Einsatz von Landwirtschaft. Der Begriff „Biopestizide“ gibt Insektiziden sollen Ernteerträge abgesichert und lediglich Auskunft darüber, dass diese Art von Ausfälle vermieden werden. Pestiziden aus erneuerbaren Quellen wie Pflanzen, Tieren und Bakterien stammt. Insektizide werden in der Landwirtschaft jedoch auch zum Vorratsschutz (z.B. Getreidelager) ein- Die Vorteile der Biopestizide im Vergleich zu gesetzt. Sie dienen auch als allgemeine Insekten- chemischen Pflanzenschutzmitteln sind die in der bekämpfungsmittel (z.B. Fliegen). Regel sehr spezifische Wirkungsweise, sowie die geringere Persistenz im Ökosystem. Nachteilig ist Insektizide werden ebenfalls beim Materialschutz jedoch die oft geringere Wirksamkeit. sowie im Hygienebereich angewendet. Sie werden in dem Fall aber nicht den Pflanzenschutzmitteln, BIO-IFT sondern den Bioziden zugeordnet. Beim Bio-Behandlungsintensitätsindikator (Bio- FUNGIZID IFT) werden nur die im biologischen Landbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel ausgewertet chemischer oder biologischer Wirkstoff, welcher und dargestellt. Sporen und Pilze abtötet oder ihr Wachstum hemmt und somit Schäden an der Kulturpflanze Eine Reihe von Produkten dürfen im biologischen verhindert. Qualitäts- und Ertragseinbußen können Landbau angewendet werden, wenn die auf diese Weise verhindert werden. Vorschriften der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/ Fungizide werden nicht nur in der Landwirtschaft biologische Produktion und die Kennzeichnung von eigesetzt, sondern auch in der Lebensmittel- und ökologischen/biologischen Erzeugnissen und zur Textilindustrie und wie Insektizide auch im Bereich Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 des Vorrats- und Materialschutzes. eingehalten werden. Diese Produkte werden in der Datenbank der in Luxemburg zugelassenen MOLLUSKIZID Pflanzenschutzmittel des Service technique de l’agriculture (ASTA)7 aufgelistet. chemisches Mittel, welches Weichtiere, ins- besondere Schnecken abtötet. PARZELLE (HA) WACHSTUMSREGLER Eine Parzelle ist eine Landfläche und wird im Sprachgebrauch auch Flurstück bezeichnet. Sie chemisches oder natürliches Mittel, welches das kann in mehrere Schläge mit unterschiedlichen Pflanzenwachstum beeinflusst. Der Einsatz führt Kulturen unterteilt sein. In der hiesigen Auswertung beispielsweise zu einer Verkürzung der Halmlänge stellt eine Parzelle eine mit der gleichen Kultur und somit zu einer erhöhten Standfestigkeit bei angebaute Fläche dar, die aus mehreren Schlägen Getreide. bestehen kann. BIOPESTIZIDE BEHANDELTE FLÄCHE (HA) Sammelbegriff für Substanzen aus natürlichen Fläche einer Parzelle, auf der ein PSM-Produkt (oder Quellen (Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen) oder ein Wirkstoff je nach Auswertung) ausgebracht artspezifische Insektenviren (Arthropodenviren), wurde. Die behandelte Fläche kann mit der Fläche die zum Schutz von Nutzpflanzen vor Schädlingen der Parzelle übereinstimmen, kann aber je nach und Pflanzenkrankheiten eingesetzt werden. Gegebenheit auch geringer sein. 7 https://saturn.etat.lu/tapes/tapes_de_mnu_pdt.htm 12
PRODUKT-APPLIKATION MAXIMALDOSIS Eine Produkt-Applikation oder -Anwendung Bei der Maximaldosis handelt es sich um die maximal entspricht dem Ausbringen eines Pflanzenschutz- je Hektar zugelassene Aufwandsmenge, die von mittel-Produktes auf einer mit einer Kultur dem Pflanzenschutzmittelhersteller angegeben angebauten Fläche. Eine Produkt-Anwendung und bei der Risikobewertung im Zulassungs- muss im Parzellenpass mit folgenden Angaben verfahren berücksichtigt wird. Die Maximaldosis erfasst werden: kann in Abhängigkeit der behandelten Kultur oder der zu behandelnden Zielgruppe (Unkraut, Datum + Produktname + Aufwandmenge + be- Krankheit u.ä.) unterschiedlich sein. handelte Fläche BEHANDLUNGSHÄUFIGKEIT SPRITZGANG Für jede Parzelle wird gezählt, wie häufig diese mit wird als Synonym für die Ausbringung und PSM behandelt wurde. Für jeden Schlag werden Anwendung einer Spritzbrühe mit einem alle Produkt-Applikationen, Wirkstoff-Applikation Pflanzenschutzgerät verwendet. Wird auf einer und alle Anwendungen zusammengezählt. Parzelle eine Tankmischung mit zwei Produkten Die Behandlungshäufigkeit kann dann als ausgebracht, handelt es sich um einen Spritzgang, durchschnittliche Anzahl Produkt-Applikationen, aber um zwei Produkt-Anwendungen. Wirkstoff-Applikationen oder Interventionen einer Kultur angegeben werden. Alle in dieser Broschüre angegebenen Werte beziehen sich auf die Dauer eines Anbaujahres. 13
6. DIE BERECHNUNGS- METHODOLOGIE DES IFT Die im Nationalen Aktionsplan zur Reduktion der Pflanzenschutzmittel hinterlegte Formel für die Berechnung des IFT Indikators lautet wie folgt: ( ) ausgebrachte Mengepk � N IFTk = i=1 Referenzmenge der Kulturp AUSGEBRACHTE MENGE Menge des Produktes p, die auf einer Kultur k (l/ha, kg/ha, Menge/ha) angewandt wird, (Informationen, welche vom Landwirt im Rahmen der seiner landwirtschaftlichen Buchführung erfasst werden). Es handelt sich also um die insgesamt vom Landwirt ausgebrachte Menge (Produktmenge) auf eine besagte Fläche und Kultur, unabhängig von der Anzahl der Spritzvorgänge. REFERENZMENGE die kleinste offiziell anerkannte Aufwandsmenge (falls es mehrere verschiedene Zielgruppen gibt) die für ein Produkt p und eine Kultur k zugelassen ist (l/ha, kg/ha, Menge/ha). Die Referenzmenge wird auf Basis der homologierten Menge ermittelt. HOMOLOGIERTE MENGE die maximale zugelassene Anwendungsmenge für ein Pflanzenschutzmittel p auf einer Kultur k und für einer gegebenen Zielgruppe (Unkraut, Krankheit u.ä.) (l/ha, kg/ha, Menge/ha). Die homo- logierten Mengen werden aufgrund der von der ASTA zugelassenen Liste der Pflanzenschutzmittel übernommen. Abb. 4: Beispiele Zielgruppe Homologierte Menge Referenzmenge je Referenzmenge je Zielgruppe Kultur Pflanzenfressende 0,30 kg/ha bei Blattkäfer und Rüsselkäfer 0,30 kg/ha 0,25 kg/ha Käfer 0,15 kg/ha bei Triebstecher Fliegen 0,35 kg/ha 0,35 kg/ha 0,25 kg/ha Zikaden 0,25 kg/ha 0,25 kg/ha 0,25 kg/ha 14
Entsprechend der Definitionen ergibt sich daraus folgende Formel: gesamte ausgebrachte Menge ausgebrachte Menge = behandelte Fläche ausgebrachte Menge behandelte Fläche IFT = x Referenzmenge der Kultur Fläche der Parzelle gesamte ausgebrachte Menge behandelte Fläche behandelte Fläche IFT = x Referenzmenge der Kultur Fläche der Parzelle gesamte ausgebrachte Menge IFT = Referenzmenge der Kultur x Fläche der Parzelle Ein IFT eines Produktes von 1 stellt eine Behandlung Fläche des Weizens mit einem bestimmten der gesamten Fläche einer Kultur mit der Re- Pflanzenschutzmittelprodukt mit der vorgegebenen ferenzmenge der Kultur dar. Wenn der IFT eines Anwendungsmenge des Produktes behandelt hat. Produktes < 1 ist, wurde entweder eine geringere Anwendungsmenge genutzt oder es wurde nicht die Werden zwei oder mehrere Pflanzenschutzmittel Gesamtfläche der Kultur behandelt. Wenn der IFT in einem Spritzgang (einer Tankmischung) auf eines Produktes > 1 ist, wurde eine größere Menge ein und derselben Kultur ausgebracht, so wird als die Referenzmenge der Kultur eingesetzt. Dies jedes einzelne Produkt als einzelne Anwendung ist möglich, da die Referenzmenge der Kultur nicht betrachtet und entsprechend im IFT bewertet. notwendigerweise der höchstzulässigen Menge des Produktes entspricht. Wird hingegen ein Pflanzenschutzprodukt eingesetzt, welches sowohl fungiziden wie auch Der Indikator der Behandlungsfrequenz wird aus insektiziden Charakter hat, so wird dieses Pflanzen- den in der Buchführung angegebenen eingesetzten schutzmittel anhand einer genau definierten und ausgebrachten Pflanzenschutzmittelmengen Rangliste, welche aus dem Französischen (angewandte Produktmenge, behandelte Fläche) methodischen Leitfaden des IFT8 abgeleitet wurde, der landwirtschaftlichen Betriebe berechnet. entschieden, zu welcher Pflanzenschutzgruppe Der Indikator ist die Summe der Quotienten aus dieses Produkt zuzuordnen ist. “ausgebrachter Aufwandsmenge / Referenzmenge“ für sämtliche auf einer Kultur ausgebrachten Das Ausbringen einer Aufwandsmenge, welche Pflanzenschutzmittel. geringer ist als die ermittelte Referenzmenge, wird in der Berechnung des Indikators berücksichtigt, Zum Bespiel besagt ein IFT-Indikator von 1 indem dieser mit einem Wert < 1 ausgewiesen wird. für Weizen, dass der Landwirt die gesamte Gleiches gilt im Falle einer Teilflächenbehandlung. 8 Indicateur de fréquence de traitements phytopharmaceutiques (IFT) - Guide méthodologique ; Ministère de l’Agriculture, de l’Agroalimentaire et de la Forêt du Gouvernement Français 15
Hier wird dann nur die tatsächlich behandelte Beispiel: Wird auf einer Kultur drei Mal ein Fläche bei der Berechnung des Indikators be- Pflanzenschutzmittel mit der Hälfte der vor- rücksichtigt, was ebenfalls zu einem IFT < 1 führt. gegebenen Aufwandsmenge ausgebracht, hat diese Kultur den Behandlungsfrequenzindikator 0,5 + 0,5 + 0,5 = 1,5. 7. BESONDERHEITEN UND GRUNDANNAHMEN Ein Teil der von den Luxemburger Landwirten Des Weiteren gilt zu bemerken, dass die bewirtschafteten Fläche befindet sich in Saatgutbehandlung (Beize) nicht in der Berechnung unseren angrenzenden Nachbarländern Belgien, des IFT berücksichtigt werden kann. Der Grund Deutschland oder Frankreich. Bei der hiesigen hierfür liegt zum einen darin, dass wir nicht über Berechnung liegt dieser Anteil zwischen 6 die entsprechenden Angaben verfügen und die und 7 % der ausgewerteten Fläche. Demzufolge als Beize angewandten Pflanzenschutzprodukte können auf diesen Flächen gegebenenfalls leider nicht auf den Rechnungsbelegen der Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen, die Saatgutkäufe angegeben werden müssen. Zum dort zugelassen sind, jedoch nicht in Luxemburg. anderen verfügen wir nicht über die notwendigen Da wir somit für diese Produkte nicht über eine Aufwandmengen jener Beizmittel, welche beim offizielle Referenzmenge, homologierte Menge Beizen von selbsterzeugtem Saatgut zum Einsatz oder Maximalmenge verfügen, ist eine Berechnung kommen. des IFT für diese Pflanzenschutzbehandlungen nicht möglich. Da ein Nichtberücksichtigen dieser Behandlungen die Berechnung des IFT jedoch maßgeblich beeinträchtigen würde, wurde bei all jenen Pflanzenschutzmitteln, die Grundannahme von IFT = 1, unabhängig von der ausgebrachten Aufwandsmenge, je Anwendung angesetzt. Bei Pflanzenschutzmitteln, welche auf land- wirtschaftlichen Kulturen angewandt wurden, für dessen Anwendung es keine offizielle Referenzmenge gibt, wurde die kleinste offizielle uns zur Verfügung stehende Referenzmenge herangezogen um den notwendigen IFT zu berechnen. Um wenig vertrauenswürdige Extremwerte auszu- klammern, fließen Aufwandmengen, welche das Dreifache der zugelassenen Maximalmenge (= höchste zugelassene Referenzmenge x max- imale Anzahl an zugelassenen Anwendungen) übersteigen, nicht mit in die Auswertung ein. Für diese Daten wurde ein Maximal- IFT festgelegt: IFTMax= (höchste zugelassene Referenzmenge / Referenzmenge) * 3. Dieser wurde im Einvernehmen mit den Pflanzenschutz- experten für diese Auswertung festgelegt. 16
8. BERECHNUNGSBEISPIELE Das hier aufgeführte Beispiel bezieht sich auf eine Parzelle Winterweizen von 1 ha. Abb. 5: Beispiele für die Behandlung von Winterweizen Herbizide behandelte ausgebrachte Einheit Referenz- IFT Produkt Fläche (1) Menge (2) Menge (3) (1)x(2)/(3) Roundup 100 % 4 l/ha 4 1,00 Attribut 50 % 0,05 l/ha 0,1 0,25 Total : 1,25 Die hierunter aufgeführten Beispiele beziehen sich auf 3 unterschiedliche Parzellen Winterweizen zu je 1 ha. Abb. 6: Beispiele für die Behandlung von Winterweizen Herbizide behandelte ausgebrachte Einheit Referenz- IFT Produkt Fläche (1) Menge (2) Menge (3) (1)x(2)/(3) Alister 100 % 1 l/ha 1 1,00 Allié Express 80 % 0,04 kg/ha 0,05 0,80 Hussar Ultra 90 % 0,09 l/ha 0,1 0,90 Durchschnitt je ha: 0,90 Je Kategorie – Herbizide, Fungizide, Insektizide Pflanzenschutzmitteln welche im biologischen und andere – wird ein IFT je ha für jede Kultur Landbau zugelassen sind (siehe auch Kapitel 14). berechnet. Zudem wird in jeder dieser Kategorien Die Summe der einzelnen IFT-Quotienten ergibt zwischen einem Bio- und nicht-Bio-Indikator daraus ein Gesamtindikator je ha je Kultur. unterschieden. Das heißt, beim Bio-Indikator (Bio- IFT) handelt es sich um die Anwendungen von 17
9. DIE AUSGEWERTETEN FLÄCHEN Bei den ausgewerteten Kulturen handelt es sich um die flächenmäßig am bedeutendsten in Luxemburg angebauten Kulturen, welche ebenfalls in den statistischen Auswertungen von EUROSTAT belichtet werden. Es handelt sich dabei um: • Winterweizen • Triticale • Roggen • Winterraps • Wintergerste • Kartoffeln • Sommergerste • Mais • Hafer • Weinbau/Rebbau Abb. 7: Anteil der ausgewerteten Fläche zur gesamten Ackerfläche (ohne Feldfutter) 5% ausgewertete Fläche nicht ausgewert. Fläche 95% Wie aus Abbildung 7 ersichtlich ist, werden gute Repräsentativität der Gesamtsituation der mit den ausgewählten Kulturen etwa 95 % der Behandlungsfrequenz bei den ausgewählten gesamten Ackerfläche (ohne Feldfutter) bei der Ackerkulturen in der Luxemburger Landwirtschaft Berechnung des IFT dargestellt. Demzufolge dar. stellt die ausgewählte Stichprobe eine sehr 18
10. DIE WIRKSTOFFE DER AUSGEBRACHTEN PFLANZENSCHUTZMITTEL Der IFT gibt Aufschluss über Behandlungshäufigkeit Die nachfolgenden Listen geben einen groben der ausgewerteten Kulturen, nicht aber über die Überblick über die nach Wirkstoffklassen auf- Menge der angewandten Pflanzenschutzmittel gegliederten, am meisten angewandten Wirkstoffe. beziehungsweise der zum Einsatz kommenden Wirkstoffe. Umso mehr lohnt es sich, einen Blick auf die im Jahre 2017 und 2018 mengenmäßig am meisten eingesetzten Wirkstoffe zu werfen. Abb. 8: Liste der ausgebrachten Fungizid- und Bakterizidwirkstoffe im Jahre 2018 Cyprodinil 2018 2017 Sonstige Fungizide u. Bakterizide Bixafen Metrafenon Spiroxamin Fosetyl-al Chlorthalonil Folpet Dimethomorph Morpho- line Fenpropimorph Penconazol Imidazole u. Triazole Metconazol Epoxiconazol Difenoconazol Cyproconazol Ropamocarb Carbamate u. carbamate Dithio- Mancozeb Metiram Kupferhydroxid Anorganische Kaliumphosphonate Fungizide Kaliumhydrogencarbonat Schwefel 1 10 100 1000 10000 100000 kg Wirkstoff 19
Auffällig ist, dass es sich bei den anorganischen Die anorganischen Fungizide wirken ausschließlich Fungiziden um die Wirkstoffgruppe mit der als protektive Fungizide und haben als Spuren- höchsten angewandten Wirkstoffmenge handelt. elementdünger gleichzeitig einen Nebeneffekt. Sie Besonders der elementare Schwefel und die können ebenfalls im biologischen Anbau eingesetzt Kupfersalze, die zu den ältesten Fungizid- werden. Präparaten gehören und eine große Bedeutung im Weinbau haben, werden für die Bekämpfung des echten Mehltaus bzw. der Rebenperonospora, sowie im Kartoffelanbau gegen die Kraut- und Knollenfäule mit etwa 30.000 kg Wirkstoff am meisten eingesetzt. Abb. 9: Liste der ausgebrachten Insektizid- und Akarizidwirkstoffe im Jahre 2018 Sonstige Insektizide Thiacloprid 2018 2017 Pymetrozin Paraffinöl Carbamate u. Oximcarbamate Methiocarb Pirimicarb Esfenvalerat Beta-cyfluthrin Etofenprox Pyrethroide Deltamethrin Zeta-cypermethrin Alpha-cypermethrin Lambda-Cyhalothrin Cypermethrin 1 10 100 1.000 10.000 100.000 kg Wirkstoff Bei den Insektiziden und den Akariziden ist die im Kartoffelanbau gegen die Blattläuse vermehrt Situation ähnlich wie bei den Fungiziden. So gibt eingesetzt wird und auch im biologischen Kartoffel- es auch bei den Insektiziden einen Wirkstoff der anbau zugelassen ist. in sehr hohen Mengen eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um das Paraffinöl was vor allem 20
Abb. 10: Liste der ausgebrachten Herbizidwirkstoffe im Jahre 2018 Quinmerac Quinmerac 2018 2017 2018 2017 Flurtamon Flurtamon Sonstige Herbizide Sonstige Herbizide Sulcotrion Sulcotrion Diquat Diquat Mesotrion Mesotrion Fluroxypyr Fluroxypyr Prosulfocarb Prosulfocarb Glyphosat Glyphosat Harnstoff-, Uracil- o. Harnstoff-, Uracil- o. harnstoffderivate harnstoffderivate Tritosulfuron Tritosulfuron Sulfonyl- Sulfonyl- Metobromuron Metobromuron Isoproturon Isoproturon Dinitroanilin- Dinitroanilin- derivate derivate Pendimethalin Pendimethalin Napropamid Napropamid Propyzamid Amide u. Anilide Propyzamid Amide u. Anilide Diflufenican Diflufenican Metazachlor Metazachlor Pethoxamid Pethoxamid Flufenacet Flufenacet Dimethenamid-P Dimethenamid-P Phytohormone Triazinone Triazine u. Phytohormone Triazinone Triazine u. Metamitron Metamitron Metribuzin Metribuzin Terbuthylazin Terbuthylazin Mcpb Mcpb Phenoxy- Phenoxy- Mecoprop-P Mecoprop-P Mcpa Mcpa 1 110 10 100 100 1.000 1.000 10.000 10.000 100.000 100.000 kg Wirkstoff kg Wirkstoff Auch 2018 ist Glyphosat noch weiterhin der meist eingesetzte Herbizid-Wirkstoff, wenngleich die angewandte Menge gegenüber 2017 um 30 % zurückgegangen ist. 21
11. DIE METEOROLOGISCHEN BEDINGUNGEN IM AUSWERTUNGS- ZEITRAUM9 DAS JAHR 2016 VOM METEO- ROLOGISCHEN STANDPUNKT Die mittleren Temperaturen waren an der Station Clemency +0,4°C höher als das langjährige Mittel der Referenzperiode 1981-2010 (Station exemplarisch ausgewählt). Die linke Seite in Abbildung 11 zeigt, dass nur die Monate März, April, Oktober und Dezember unter den langjährigen Werten lagen, in allen anderen Monaten waren die gemessenen Mitteltemperaturen höher als der Mittelwert der Referenzperiode. Die größte negative monatliche Abweichung wurde in Clemency im März und Oktober mit −0,9°C aufgezeichnet. Im September wurde die größte positive Abweichung mit + 2,9°C gemessen. Die Niederschlagssummen des Jahres 2016 waren insbesondere in Asselborn und Clemency mit respektive -163 mm und -198 mm signifikant unter den Mittelwerten von 1981-2010. In Grevenmacher und Remich waren die jährlichen Niederschläge näher an den Mittelwerten (rechte Seite in Abbildung 11). Die Verteilung der monatlichen Niederschlagssummen zeigt allerdings, dass an allen 4 Stationen die aufgezeichneten Werte bis in den Juni positiv oder nur leicht negativ waren und insbesondere im Mai und Juni über den langjährigen Mittelwerten lagen. Im Mai und Juni lassen sich diese hohen Werte (mit +88 mm in Asselborn im Juni) durch lokale Gewitter erklären, welche bis in den Juli hinein zu lokalen Überschwemmungen führten. Ab Juli sind die Werte allerdings an allen 4 Stationen größtenteils negativ (bis zu − 85 mm im Dezember in Clemency). Dies führte zusammen mit den hohen Temperaturen insbesondere im September zu einer Austrocknung der Böden. 9 Der Text über die meteorologischen Bedingungen im Auswertungszeitraum stammt von Dr. Andrew Ferrone von der ASTA – Administration des services techniques de l’agriculture. 22
Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche und Jährliche Temperaturanomalien (°C) -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 Januar Januar Januar Februar Februar Februar März März März April April April Mai Mai Mai Juni Juni Juni Juli Juli Juli August August August Clemency Clemency Asselborn September September September Oktober Oktober Oktober November November November Dezember Dezember Dezember Jahr Jahr Jahr 0 0 50 50 -50 -50 100 150 200 100 150 200 -200 1-50 1-00 -200 1-50 1-00 Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 Januar Januar Februar Februar März März April April Mai Mai Juni Juni Juli Juli August August Remich September September Grevenmacher Oktober Oktober November November Dezember Dezember jährliche Anomalien der Niederschläge in Asselborn, Clemency, Grevenmacher und Remich. Jahr Jahr 0 0 50 50 -50 -50 100 150 200 100 150 200 -200 1-50 1-00 -200 1-50 1-00 Monatliche und jährliche Anomalien der Temperaturen in Clemency. Rechte Seite: Monatliche und Abb. 11: Das meteorologische Jahr 2016 im Vergleich zur Referenzperiode 1981-2010. Linke Seite: Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Jährliche Niederschlasanomalien (mm) 23
DAS JAHR 2017 VOM METEO- ROLOGISCHEN STANDPUNKT Die mittleren Temperaturen waren an der Station Clemency + 0,7°C höher als das langjährige Mittel der Referenzperiode 1981-2010 (Station exemplarisch ausgewählt). Die linke Seite in Abbildung 12 zeigt, dass nur die Monate Januar, April und September unter den langjährigen Werten lagen, in allen anderen Monaten waren die gemessenen Mitteltemperaturen höher als der Mittelwert für die Referenzperiode. Die größte negative monatliche Abweichung wurde in Clemency im Januar mit − 2,9°C aufgezeichnet. Im März wurde die größte positive Abweichung mit + 3,0°C gemessen. Die Niederschlagssummen des Jahres 2017 waren in Asselborn stark unter den Mittelwerten von 1981-2010 mit − 158 mm. An den anderen 3 Stationen, waren die jährlichen Niederschlags- werte nur leicht defizitär oder leicht überschüssig (rechte Seite in Abbildung 12). Die Verteilung der monatlichen Niederschlagssummen zeigt allerdings, dass an allen 4 Stationen die Trocken- heit aus der zweiten Hälfte vom Jahr 2017 sich, je nach Region, bis in den Juni vorsetzte. In Asselborn zum Beispiel führte diese zu 12 fortlaufenden Monaten mit negativen Niederschlagsanomalien. Erst im Juli führten größere Niederschlagsmengen über die drei Sommermonate zu einer teilweise Wiederauffüllung der Wasserreserven in den landwirtschaftlichen Böden. Während die letzten 3 Monate des Jahres in Asselborn wieder etwas zu trocken ausfielen, gab es im November und im Dezember einen Überschuss. Die höchste positive Abweichung wurde mit + 72 mm des Solls im Juli in Clemency aufgezeichnet und die stärkste negative Abweichung mit − 60 mm im Januar in Asselborn. 24
Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche und Jährliche Temperaturanomalien (°C) -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 Januar Januar Januar Februar Februar Februar März März März April April April Mai Mai Mai Juni Juni Juni Juli Juli Juli August August August Clemency Clemency Asselborn September September September Oktober Oktober Oktober November November November Dezember Dezember Dezember Jahr Jahr Jahr 0 0 50 50 -50 -50 100 150 200 100 150 200 -200 1-50 1-00 -200 1-50 1-00 Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 Januar Januar Februar Februar März März April April Mai Mai Juni Juni Juli Juli August August Remich September September Grevenmacher Oktober Oktober November November Dezember Dezember jährliche Anomalien der Niederschläge in Asselborn, Clemency, Grevenmacher und Remich. Jahr Jahr 0 0 50 50 -50 -50 100 150 200 100 150 200 -200 1-50 1-00 -200 1-50 1-00 Monatliche und jährliche Anomalien der Temperaturen in Clemency. Rechte Seite: Monatliche und Abb. 12: Das meteorologische Jahr 2017 im Vergleich zur Referenzperiode 1981-2010. Linke Seite: Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Jährliche Niederschlasanomalien (mm) 25
DAS JAHR 2018 VOM METEO- ROLOGISCHEN STANDPUNKT Die mittleren Temperaturen waren an der Station Clemency + 1,4°C höher als das langjährige Mittel der Referenzperiode 1981-2010 (Station exemplarisch ausgewählt). Die linke Seite in Abbildung 13 zeigt, dass nur die Monate Februar und März unter den langjährigen Werten lagen, in allen anderen Monaten waren die gemessenen Mitteltemperaturen höher als der Mittelwert für die Referenzperiode. Die größte negative monatliche Abweichung wurde in Clemency im Februar mit − 2,7°C aufgezeichnet. Im Januar wurde die größte positive Abweichung mit + 3,9°C gemessen. Die Niederschlagssummen des Jahres 2018 waren an den Stationen Clemency, Grevenmacher und in Remich leicht unter den Mittelwerten von 1981-2010. Nur in Asselborn wurde ein signifikantes Defizit mit − 197 mm gemessen. Die Verteilung der monatlichen Niederschlagssummen zeigt allerdings, dass an allen 4 Stationen nur während den Monaten Januar, Juni und Dezember mehr Niederschlag aufgezeichnet wurde, als im langjährigen Mittelwert von 1981-2010 (rechte Seite in Abbildung 13). Die höchste Abweichung wurde mit + 102 mm des Solls im Dezember in Clemency aufgezeichnet. Die Monate von Juli bis November hingegen wiesen an allen Stationen negative Abweichungen von den langjährigen Werten auf, bis auf die Werte im August in Grevenmacher, welche leicht positiv sind aufgrund lokaler, kräftiger Niederschläge die zu Überschwemmungen führten. In Grevenmacher und Remich wurden im Juli nur 4 mm respektive 6 mm gemessen. Diese sehr geringen Niederschlagsmengen im Zusammenspiel mit den hohen Temperaturen führten zu einer Austrocknung der Böden. 26
Abb. 13: Das meteorologische Jahr 2018 im Vergleich zur Referenzperiode 1981-2010. Linke Seite: Monatliche und jährliche Anomalien der Temperaturen in Clemency. Rechte Seite: Monatliche und jährliche Anomalien der Niederschläge in Asselborn, Clemency, Grevenmacher und Remich. Clemency 4 Monatliche und Jährliche Temperaturanomalien (°C) 3 2 1 0 November Oktober August Dezember Januar Februar April Mai Juni Juli September Jahr März -1 -2 -3 -4 Asselborn Grevenmacher 200 200 100 100 Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) 80 150 80 150 Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Jährliche Niederschlasanomalien (mm) 60 60 100 100 40 40 50 50 20 20 0 0 0 0 November November Oktober Oktober August Dezember August Dezember Januar Februar April Mai Juni Juli September Jahr Januar Februar April Mai Juni Juli September Jahr März März -20 -20 -50 -50 -40 -40 -60 1-00 -60 1-00 -80 1-50 -80 1-50 -100 -100 -200 -200 Clemency Remich 200 200 100 100 Monatliche Niederschlasanomalien (mm) Monatliche Niederschlasanomalien (mm) 80 150 80 150 Jährliche Niederschlasanomalien (mm) Jährliche Niederschlasanomalien (mm) 60 60 100 100 40 40 50 50 20 20 0 0 0 0 November November Oktober Oktober August Dezember August Dezember Januar Februar April Mai Juni Juli September Jahr Januar Februar April Mai Juni Juli September Jahr März März -20 -20 -50 -50 -40 -40 -60 1-00 -60 1-00 -80 1-50 -80 1-50 -100 -100 -200 -200 Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Wetterlagen bestimmt, was dann entweder zu mittleren Temperaturen der drei ausgewerteten Überschwemmungen oder extremer Trockenheit Jahre über dem langjährigen Mittel der führt. Referenzperiode 1981-2010 liegen. Diese besonderen Wetterbedingungen haben Was die Niederschläge hingegen betrifft, so sind unweigerlich ihren Einfluss auf die Marktfrüchte vor allem die Jahre 2016 und 2018 trockener in der Landwirtschaft und führen zu einem Anstieg ausgefallen als der langjährige Mittelwert der der Ernteschwankungen. Entsprechend muss der Referenzperiode 1981-2010. Außerdem variieren Landwirt die Bestandführung seiner Kulturen auf die Niederschläge von einem Jahr zu andern in diese neuen Gegebenheiten anpassen, was auch den einzelnen Regionen von Luxemburg doch Auswirkungen auf die Pflanzenschutzmaßnahmen sehr und werden vermehrt durch extreme mit sich ziehen kann. 27
12. DER GESAMT-IFT Die hier dargestellten Balkendiagramme geben Der Winterweizen, der schwerpunktmäßig aus einen Überblick über die Pflanzenschutzmittel- Brotweizen besteht, zieht zur Absicherung der Intensität der ausgewerteten Kulturen. Von allen hohen Qualitätsanforderungen erhöhte Pflanzen- Marktfrüchten sind der Kartoffel- und Traubenanbau schutzmaßnahmen mit sich her. die beiden Kulturen mit den höchsten IFT-Werten, gefolgt vom Raps. Bei den Getreidekulturen ist der Weizen als bedeutendste Kultur des luxemburgischen Getreideanbaus diejenige mit den höchsten Pflanzenschutzmittelanwendungen, gefolgt von der Wintergerste und der Triticale. Abb. 14: Gesamt-IFT von Kartoffeln und Trauben von 2016 bis 2018 30 2016 2017 2018 26,46 24,83 25 22,04 20 15 13,90 12,24 10,01 10 5 0 Kartoffeln Trauben Abbildung 14 verdeutlicht, dass der Weinbau eine Kartoffelanbau gefährden. Durch eine gezielte pflanzenschutzmittelintensive Kultur darstellt und krankheits- und schädlingsresistente Kartoffel- in der Praxis viele Pflanzenschutzmaßnahmen sortenauswahl, sowie durch möglichst lange An- angewandt werden, um den gewünschten Ertrag baupausen wird versucht, die Anreicherung von und die Qualität abzusichern. Im Intensivanbau Pilzen und Schädlingen im Boden zu verringern und sind neben zahlreichen tierischen Schaderregern somit noch höheren Pflanzenschutzmaßnahmen insbesondere Pilze wie Peronospora, Oïdium entgegenzuwirken. Die Anfälligkeit der Kartoffel Botrytis cinerea und andere mehr, Ursache von gegenüber Krankheiten und Schädlingen erklärt zahlreichen Krankheiten und führen bei starkem aber die, im Vergleich zu den anderen Kulturen, Befall zu hohen Ertrags- und Qualitätseinbußen. hohe Behandlungsfrequenz durch Pflanzen- Der IFT-Wert ist beim Weinbau im Jahr 2016 schutzmittel und somit den hohen IFT. am höchsten, was auf eine Korrelation mit den Witterungsbedingungen hindeutet (siehe Einzelheiten im Kapitel 13). Die Kartoffel ist eine weitere durch viele Schädlinge und Krankheiten gefährdete Kultur. Auch hier sind Pilze, der Drahtwurm wie auch der Kartoffelkäfer 28 nur einige von vielen Schadorganismen die den
Abb. 15: Gesamt-IFT von Winterweizen, Winterroggen, Winter- und Sommergerste von 2016 bis 2018 10 2016 2017 2018 8 6 4,85 4,20 4,12 4,03 4 3,63 2,99 2,65 2,45 2,19 2,00 1,99 1,88 2 0 Winterweizen Winterroggen Wintergerste Sommergerste Abb. 16: Gesamt-IFT von Hafer, Triticale, Mais und Raps von 2016 bis 2018 10 2016 2017 2018 8 7,33 6,40 6 5,66 4 3,73 3,37 3,24 2,43 2,36 2,08 2 1,65 1,54 1,19 0 Hafer Triticale Mais Raps 29
Der Raps ist unter den einjährigen Ackerkulturen Weizen als Königskultur) und zum anderen durch diejenige mit der längsten Wachstumszeit und steht die Ertragsfähigkeit und -erwartung der Kultur elf bis zwölf Monate auf dem Feld. Entsprechend beeinflusst werden. lang ist der Zeitraum in dem die Rapspflanze Unkräutern, Schädlingen und Pilzerkrankungen Zudem beeinflussen weitere betriebliche Faktoren ausgesetzt ist und demzufolge steht die den IFT. So spielt die Vorfrucht der einzelnen Ertragsleistung in direktem Zusammenhang Kulturen eine wichtige Rolle und hinterlässt mit dem Befall der Schadorganismen. Fast gegebenenfalls ein an Schadorganismen ärmeres immer sind neben mindestens einer üblichen Feld, das auf Grund eines besseren phytosanitären Herbizid- auch Insektizid-, Fungizidbehandlung Status der Parzelle. Standortgegebenheiten, und gegebenenfalls ein Wachstumsregler- und Bodenfruchtbarkeit und Sortenwahl sind weitere Molluskizideinsatz notwendig, so dass sich der IFT Einflussfaktoren. Zudem beeinflussen aber auch für Raps im Durchschnitt der Jahre bei 7 einpendelt. die Betriebsziele (angestrebtes Ertragsniveau), sowie das Wissen und die Wahrnehmung des Bei den Getreidekulturen, welche man durchaus Betriebsleiters oder des Entscheidungsträgers, die in Bezug auf IFT-Wert miteinander vergleichen Höhe des IFT. kann, wird deutlich, dass die Pflanzenschutz- mittelintensität zum einen mit der Bedeutung und Position der Kultur in der Fruchtfolge (wie eben der 13. DIE AUFGLIEDERUNG DES IFT NACH PFLANZENSCHUTZ- KATEGORIE10 Die Aufgliederung des IFT nach Pflanzen- Die Interpretation dieses hohen Wertes lässt sich schutzmittelkategorie liefert uns Informationen nicht ausschließlich anhand der meteorologischen darüber, welche Art von Pflanzenschutzmitteln Bedingungen oder dem Unkrautaufkommen des (Herbizide, Fungizide, Insektizide, andere) am jeweiligen Jahres erklären. Vielmehr kann die häufigsten eingesetzt werden. Unter die Einteilung Ursache auch bei den unterschiedlich eingesetzten „Andere“ fallen in erster Linie Wachstumsregler Pflanzenschutzmittelprodukten liegen. und Molluskizide, also Mittel gegen Weichtiere, vor allem Schnecken. Die Aufgliederung nach Herbizide wie zum Beispiel Husar Ultra, Primus Pflanzenschutzmittelkategorie hilft uns aber auch, oder Biathlon Duo haben für die gleiche Zielgruppe die Hintergründe und Ursachen zu verstehen, der Unkräuter oder Ungräser, eine variierende wieso es innerhalb des Beobachtungszeitraums zu Referenzmenge. Diese kann in Extremfällen von Schwankungen des Indikators gekommen ist. 25 Gramm bis auf 100 Gramm je ha, also vom Einfachen bis zum Vierfachen liegen. Da jedoch Grundsätzlich fällt bei Getreidekulturen auf, dass die Referenzmenge laut Definition die kleinste der IFT-Wert der Herbizidbehandlungen der mit zugelassene Aufwandsmenge darstellt, wird der Abstand höchste Wert aller Pflanzenschutz- Herbizid-IFT wie in unserem Fall auf der Basis von mittelkategorien darstellt. Zusätzlich fallen hier den angegebenen 25 Gramm gerechnet. Wurden ebenfalls die geringen Schwankungen der Werte aber 75 Gramm angewandt ergibt sich daraus ein über die Jahre der Herbizideinsätze bei allen IFT von 3. Kulturen auf. 10 Die fachliche Interpretation der Zahlen wurde z.T. gemeinsam zwischen SER und LIST (Luxembourg Institute of Science and Technology) erarbeitet. Die Anmerkungen des LIST wurden in dem Dokument „Fachliche Stellungnahme durch das Luxembourg 30 Institute of Science and Technology (LIST) zum Indicateur de Fréquence de Traitemens phytosanitaires (IFT), Datensatz 2016 -2018“ (LIST, 13. Mai 2020) festgehalten.
Dies verdeutlicht, dass der IFT ebenfalls durch Etwas anders gestaltet sich die Beurteilung des die angewandten Produkte beeinflusst wird und Fungizid- und Insektizid-IFT, welche vom Insekten- somit die Marketingstrategien der Firmen sowie bzw. Pilzbefall der Kulturen abzuleiten sind, und die Verfügbarkeit und vergünstigte Angebote der in erster Linie von den Witterungsbedingungen Produkte des Handels ebenfalls ihre Auswirkungen beeinflusst werden. auf die Entwicklung des Herbizid-IFT haben. Während Insektizide eher in geringem Um- Um hier eine Reduzierung des Herbizid- fang gegen Blattläuse und teilweise gegen IFT anzustreben, müsste vermehrt nach Getreidehähnchen eingesetzt werden, die in Unkrautaufkommen in einem frühen Entwick- vielen Jahren (sieht man von Herbstapplikationen lungsstadium gehandelt werden. Zudem gegen Läuse als Virusvektor ab) kaum müssten die Leitunkräuter der Vorkulturen bekämpf-ungsrelevant sind, unterliegt der eine stärkere Aufmerksamkeit erfahren, um Einsatz der Fungizide sehr stark dem meteo- Präventivmaßnahmen zu vermeiden. Es muss rologisch bedingten Infektionsrisiko und dem aber auch berücksichtigt werden, dass die Krankheitsverlauf der Blattpathogene (Septoria, Herbizide in ihrer Selektivität (monokotyle und Ramularia, Mehltau, Rostkrankheiten), sowie dikotyle Beikräuter) per se eine höhere Zahl an Ährenfusariosen. Schwankungen auf der Basis Applikationen, bzw. Wirkstoffe notwendig machen, eines jährlich wechselnden Pathogendrucks in auf Grund der Diversität und der Vielzahl der Wechselwirkung mit meteorologischen Größen unterschiedlichen Beikräuter. sind zwar im Rahmen der IFT-Auswertung sichtbar, kommen aber nicht systematisch zur Geltung. 13.1. WINTERWEIZEN Abb. 17: Aufgliederung des IFT Winterweizen von 2016 bis 2018 3 2016 2017 2018 2,16 2 1,96 1,80 1,22 1,26 1,08 1,01 1,01 1,02 1 0,29 0,21 0,15 0 Andere Fungizide Herbizide Insektizide Der Winterweizen ist die Getreidekultur, die am eher geringfügig zu den anderen Jahren. Das intensivsten durch den Einsatz von PSM berührt verwundert insbesondere in Bezug auf 2018, wo wird. Dabei ist im vorliegenden Datensatz auffällig, relativ häufig Gelbrost sehr früh in den Beständen dass der IFT-Wert zwischen den Jahren, aber auftrat. Dies könnte ein Hinweis dafür sein, auch zwischen den PSM Gruppen nur geringfügig dass betriebsintern immer noch fest verankerte schwankt, obwohl einzelne Jahre deutliche Spritzfolgen vorherrschen und weniger zeitpunkt- Unterschiede aufweisen. So war beispielsweise und standortbezogen das Infektionsrisiko durch die 2017 die Gelbrost-Kalamität im Vergleich zum einzelnen Erreger bewertet wird. Vorjahr 2016 eher gering und der Mehltaubefall 2017 sehr gering. Dennoch unterscheiden sich die IFT-Werte der Fungizid-Applikationen 31
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