Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach

Die Seite wird erstellt Anja Schade
 
WEITER LESEN
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
Foto: Markus Jenny

AV I N E W S                             AUGUST 2020

Die Biodiversität ist systemrelevant!
Mit entschlossenem Handeln         spruchsvollere Vögel wieder eine       Auch in der Landwirtschaft      bei der Bewältigung der Bio-
ist es in der Schweiz gelungen,    Existenzgrundlage finden. Die Re-   braucht es weitere Schritte, von   diversitäts-Krise kommt ihnen
die Corona-Gefahr stark einzu-     servate brauchen überdies aus-      denen sowohl unsere Gesund-        eine Schlüsselrolle zu. Wie diese
dämmen. Ein ähnlich couragier-     reichende Pufferzonen, um sich      heit wie auch die Natur profi-     wahrgenommen werden kann,
tes Vorgehen wäre auch bei der     vor übermässigem Nitrat zu          tieren könnten. Beispielsweise     zeigt unter anderem das öko-
Bewältigung der chronischen Bio-   schützen, das die ganze Blumen-     mit etwas weniger Zuckerrüben,     logische Programm von IP-Suisse
diversitätskrise dringend nötig.   pracht erstickt.                    dafür mehr Biodiversität in Form   eindrücklich, das neu auch auf
                                       Und eigentlich verdient es      von Brachen. Weniger Zucker        herbizidfreien Getreideanbau
Denn auch hier geht es um exis-    jede Gemeinde, ein grosszügiges     senkt nicht nur das Risiko von     setzt und zukunftsweisende öko-
tenzielle Fragen. Unsere Ver-      artenreiches Naherholungsgebiet     Diabetes oder Herz-Kreislauf-      logische Verbesserungen im Reb-
sorgung mit Obst hängt von der     zu bekommen, so selbstverständ-     Erkrankungen und die Zahnarzt-     und Obstbau anstrebt.
Existenz bestäubender Insekten     lich wie ein Feuerwehrmagazin,      rechnung. Mehr Brachen wären          Damit auch andernorts den
ab. Das Insektensterben ist also   einen Fussballplatz und eine        eine ökologische Alternative zur   Worten Taten folgen, braucht die
keineswegs nur für die Insekten    Mehrzweckhalle. Eine solche öko-    defizitären Schweizer Zucker-      Schweiz eine Biodiversitäts-Task-
ein Problem. Die Belastung der     logische Infrastruktur käme uns     industrie. Gleichzeitig käme der   Force, die den Takt vorgibt mit
Umwelt mit Pestiziden schadet      nicht nur beim nächsten Lock-       Ackerbau den angestrebten 7 %      einer oder einem Biodiversitäts-
auch uns direkt.                   down zugute. Auch die Natur         Biodiversitätsförderflächen ein    Delegierten des Bundes nach
   Die Biodiversität ist system-   könnte sich etwas erholen. Für      wenig näher. Heute sind es auf     dem Vorbild von Herrn Koch,
relevant. Zu ihrem Schutz brau-    die Wildtiere würde unentbehr-      Ackerland weniger als 2 %!         die uns den Weg in eine neue
chen wir endlich konsequente       licher Lebensraum entstehen, der       Viele Bäuerinnen und Bau-       Normalität aufzeigt, die umwelt-
Massnahmen in grossem Stil.        dazu beiträgt, die Reproduktions-   ern haben in der Corona-Krise      freundlicher sein wird als die alte
Die kleinen und kleinsten Natur-   zahl bedrohter Vögel, Amphibien,    unter Beweis gestellt, wie wich-   Normalität vor der Krise.
reservate im Mittelland gilt es    Libellen und Schmetterlinge wie-    tig eine nachhaltige Produktion
zu vergrössern, damit auch an-     der über 1 zu bringen.              von Nahrungsmitteln ist. Auch                  Matthias Kestenholz
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: IM FOKUS

Ein internationales Grossprojekt vor dem Abschluss
Der zweite europäische Brutvogel-      und finanziellen Möglichkeiten,
atlas, an welchem auch die Vogel-      sondern auch mit verschieden-
warte tatkräftig mitwirkte, ist bei-   artigen Erfahrungen und Mentali-
nahe abgeschlossen. Gespannt           täten einherging. Die Zusammen-
warten wir auf die gedruckten          führung dieser europäischen
Exemplare des rund 1 000-              Vielfalt zu einem möglichst ein-
seitigen Buchs.                        heitlichen Vorgehen stellte folg-
                                       lich eine besondere Heraus-
Der 1997 publizierte erste euro-       forderung dar.
päische Verbreitungsatlas der              Im Gegensatz zu den meis-
Brutvögel stellte für die Ornitho-     ten westeuropäischen Ländern,
logie in Europa einen Meilen-          welche auf bereits für natio-
stein dar. Bereits damals war die      nale Projekte gesammelte Daten
Vogelwarte am Projekt beteiligt,       zurückgreifen konnten, mussten
indem sie Daten aus der Schweiz        gezielte Verbreitungsdaten in et-
bereitstellte sowie Porträts zu ver-   lichen osteuropäischen Ländern
schiedenen europäischen Brut-          zunächst erhoben werden. Hier
vogelarten verfasste und über-         bot die Arbeit am EBBA2 indessen
setzte.                                auch eine einmalige Chance! Er-
    Für den zweiten europäischen       schwerend kam allerdings hinzu,          Verbreitungsmodelle basierend auf standardisiert erhobenen Daten sind die Basis
Brutvogelatlas (European Bree-         dass gerade in diesen Ländern            für die ersten modellierten Karten für ganz Europa. Beim Hausrotschwanz zeigen
                                                                                sie, dass die Schweiz im Verbreitungszentrum liegt.
ding Bird Atlas, kurz EBBA2),          oftmals die finanziellen Ressour-
welcher Ende 2020 publiziert           cen für die Durchführung fehl-
wird, intensivierte die Vogel-         ten. Glücklicherweise schuf die
warte ihre Anstrengungen noch-         MAVA-Stiftung Abhilfe, indem             Nach zwei Jahren Planung,              gen, wieviel Herzblut in diesem
mals. So übernahm Verena Keller,       sie die nationalen Koordinations-     fünf Jahren Feldarbeit durch rund         umfangreichen Nachschlagewerk
Vorstandsmitglied des European         stellen finanziell unterstützte und   120 000 Personen, der Sammlung            steckt: So enthält der EBBA2 An-
Bird Census Council EBCC, die          Beiträge an die im Rahmen der         und Verifizierung der Daten, vie-         gaben zu sage und schreibe 625
Leitung des Koordinationsteams,        Feldarbeit anfallenden Reise-         len Tests zur Erstellung der Karten       Brutvogelarten, davon 556 mit
während Pietro Milanesi sämtliche      spesen sowie Expeditionskosten        sowie der Auswertungen konn-              einem eigenen Artkapitel. Die
Verbreitungsmodelle erstellte.         in abgelegene Gegenden leistete.      ten 2019 schliesslich die Resul-          Arttexte wurden von 348 Auto-
    Der EBCC besteht aus einem             Die Anstrengungen trugen          tate zusammengestellt werden.             rinnen und Autoren geschrieben,
Netzwerk von Institutionen sowie       schliesslich Früchte, denn am         Mit Lynx Edicions, in Ornitho-            wobei die Artkapitel mit Illustra-
Ornithologinnen und Ornitho-           Schluss lagen Daten aus 5 110         logenkreisen bekannt als Heraus-          tionen ergänzt wurden, welche
logen aus ganz Europa. Am Atlas-       Atlasquadraten à 50 × 50 km vor.      geber der Ornithologenbibel               45 Künstlerinnen und Künstlern
projekt beteiligten sich schliess-     Dies entspricht stolzen 96 % der      «Handbooks of the Birds of the            aus Europa kostenlos zur Ver-
lich Partner aus 48 Ländern,           riesigen, im Osten bis zum Kas-       World», wurde ein erfahrener              fügung gestellt hatten. Nebst
was nicht nur mit unterschied-         pischen Meer und zum Ural rei-        Verlag gefunden. Die Zahlen zum           den Arttexten enthält der Atlas
lichen personellen, technischen        chenden Untersuchungsfläche!          Inhalt sind eindrücklich und zei-         683 50-km-Karten zur Häufig-

Raubseeschwalbe: Laurent Willenegger                                         Mönchsmeise: Paola Ricceri

  2
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: IM FOKUS

                                                                                    European Breeding Bird Atlas 2:
                                                                                    Distribution, Abundance and Change

                                                                                                                         Der neue europäische Brutvogel-
                                                                                                                         atlas wird Ende 2020 im Lynx-
                                                                                                                         Verlag erscheinen. Es ist dem
                                                                                                                         EBCC ein Anliegen, den Betrag für
                                                                                                                         den Atlas so festzusetzen, dass er
                                                                                                                         auch in wirtschaftlich schlechter
                                                                                                                         gestellten Ländern bezahlbar ist.
                                                                                                                         Damit ein Preis von unter 100 Euro
                                                                                                                         erreicht werden kann, ist der EBCC
                                                                                                                         auch in dieser letzten Projektphase
                                                                                                                         auf Unterstützung angewiesen.
                                                                                                                         Möglich ist dies beispielsweise
                                                                                                                         über das Artensponsoring. Helfen
                                                                                                                         Sie mit: www.ebba2.info/support-
Der Vergleich mit dem ersten EBCC-Atlas von 1997 zeigt, dass das Birkhuhn aus                                            ebba2/ebba2-species-sponsorship/
vielen tief gelegenen Regionen Mitteleuropas verschwunden ist.

keit oder Brutwahrscheinlich-            im Süden oder in landwirtschaft-
keit, 224 modellierte Karten mit         lich geprägten Regionen.
                                                                                    Originale Art-Porträts zu verkaufen
einer Auflösung von 10 × 10 km               Obwohl das Buch fast 1 000
sowie 445 Karten, welche die             Seiten umfasst, fanden nicht alle          44 europäische Künstlerinnen und Künstler, darunter vier in der Schweiz
Veränderung zwischen den bei-            Resultate darin Platz. Die Daten           ansässige, haben kostenlos Bilder für den europäischen Atlas bei-
den Atlasperioden aufzeigen.             stehen jedoch auch für Spezial-            gesteuert. Nun stehen fast 300 davon zum Verkauf. Eine Chance für
   Somit stehen nun erstmals Ver-        auswertungen zur Verfügung.                ein spezielles Geschenk und gleichzeitig eine Unterstützung für den
breitungskarten für ganz Europa          Geplant ist ferner eine Online-            Atlas – viele Künstler werden einen Teil ihres Erlöses für EBBA2 spenden.
zur Verfügung. Der EBBA2 er-             Publikation.
laubt es ferner, Veränderungen                                                      www.ebba2.info/support-ebba2-2/illustrations-for-ebba2/ (nur auf Eng-
der Brutvogelbestände über eine                            Verena Keller und        lisch)
Zeitspanne von rund 30 Jahren                                   Peter Knaus
erkennen. Dazu zählen die Aus-
breitungstendenzen vieler Arten
nach Norden, aber auch Verluste

Steinschmätzer: Jacques Laesser                                                 Steinwälzer: Diana Höhlig

                                                                                                                                                         3
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: ARTENFÖRDERUNG

Mit Wachsamkeit zum Erfolg für den Alpensegler

Alpensegler fliegen ihren Nistplatz am Spital Frauenfeld an (Foto: Sandra Schweizer).

Nirgendwo sonst in Mitteleuropa lern glücklicherweise geändert!                             So ist es schwierig, Alpen-                     halten. Andernorts kann es Kon-
nisten so viele Alpensegler an Aber wie schon zu Ende des                               segler auf neue Brutmöglich-                        flikte mit den Hausbewohnern
Gebäuden wie in der Schweiz. 19. Jahrhunderts, als die Alpen-                           keiten aufmerksam zu machen                         geben, etwa wenn Einflüge di-
Von den über 2000 Paaren brü- segler in Bern wegen Abbruchs                             und sie zu einem Umzug zu be-                       rekt über einem Eingang liegen
ten heute mehr als 80 % an Hoch- des Christoffelturms und wegen                         wegen. Das wäre oftmals nötig,                      und dann und wann etwas Kot
und Tiefbauten. Dies bringt ge- Bauarbeiten am Münster wei-                             denn es kommt immer wieder                          runterfällt. Oft liesse sich in der
wisse Vorteile beim Schutz des chen mussten, sind die Vögel                             vor, dass Bauten renoviert und                      Nähe eine Ersatzniststelle ein-
Alpenseglers mit sich, aber auch auch heute stark den mensch-                           verändert werden, die Nistplätze                    richten, doch längst nicht immer
Herausforderungen.                  lichen Tätigkeiten ausgeliefert.                    beherbergen. Und nicht über-                        nehmen die Vögel eine solche an.
                                    Stete Wachsamkeit tut deshalb                       all lassen sich die Brutplätze er-                  Und anders als Mauersegler re-
Für nur ganz wenige Wildvogel- Not.
arten sind über eine so lange Zeit     Zurzeit nisten Alpensegler in
ein Interesse und eine aktive För- rund 70 Ortschaften der Schweiz.                                       200
derung bekannt wie bei den Seg- Chiasso, Bern, Freiburg, Lu-
lern. Besonders aus Italien sind    zern und Zürich beherbergen
                                                                                                          150
Türme bekannt, die vor Jahr- die grössten Kolonien. Alpen-
                                                                                          Bestandsindex

hunderten absichtlich mit vielen    segler wählen oft dominante,
Bruthöhlen bestückt wurden, um      exponierte Bauten wie Kir-                                            100
junge Segler zu «ernten», also      chen, Burgen, Schulhäuser, Spi-
zu essen. Auch in der Schweiz täler, Hochhäuser und Brücken
schätzte man die fetten jun- als Brutorte. Nicht selten sind es                                           50
gen Alpensegler. So ist verbürgt, historische Bauten, welche die
dass es am Berner Münster schon     Vögel besonders anziehen. Hat                                          0
um 1768/69 eine grosse Kolonie      sich ein Paar einmal an einem
                                                                                                                1990     1995       2000      2005       2010      2015      2020
gab, ferner eine am Christoffel- Brutplatz eingerichtet, bleibt es
turm. Und der Chronist wusste zu    diesem meist treu. Es ist diese                                                                        Jahr
berichten, dass die Jungen «ein     ausgeprägte Brutortstreue, wel-
niedliches Essen» wären. Seither che Förderungsmassnahmen                                                 Der Brutbestandsindex für den Alpensegler zeigt einen deutlichen Anstieg
hat sich die Einstellung der Stadt- für diese Art zu einer speziellen                                     über die letzten 30 Jahre. Nach 2010 scheint die Zunahme allerdings etwas
                                                                                                          gebremst.
bewohner gegenüber den Seg- Herausforderung machen.

  4
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
agiert der Alpensegler kaum auf            mehr vorfinden. Ist das Betten-
die arteigene Stimme, die man              haus 2021 abgerissen, wird sich
ihm aus den Kästen abspielt.               zeigen, ob sich die Bemühungen
Das beinhaltet für die Segler-             gelohnt haben und die Segler
schützerinnen und -schützer ein            Frauenfeld treu bleiben werden.
erhebliches Frustrationspotenzial              Ein schwieriges Pflaster für
und erfordert viel Geduld. Noch            Alpensegler was bislang Olten.
schwieriger ist es, wenn ein bis-          1978 waren zwei Brutpaare be-
heriger Brutplatz abgerissen wird.         kannt, doch danach erlosch der
Das ist momentan beispielsweise            Brutplatz offenbar. Ansiedlungs-
beim Kantonsspital Frauenfeld              versuche am Stadthaus um 1990
der Fall und wird nächstes Jahr            scheiterten. Erst 2013 wurde in
auch die wichtigste Brutkolonie            der Stadt wieder ein Brutpaar
im elsässischen Mulhouse be-               entdeckt. Seither ist der Bestand
treffen. Bei ersterem wusste               bemerkenswert rasch auf rund
der Natur- und Vogelschutzver-             10 Paare gestiegen. Mit einer
ein Frauenfeld bereits seit 2012           grossen Nistkastenaktion hat
vom geplanten Neu- und Rück-               der Ornithologische Verein Olten
bau. Erfreulicherweise zeigten             (OVO) zusammen mit der Firma
sich Bauherren und Architekten             ALPIQ im Frühjahr 2020 ver-                    Bei den Personalhäusern des Spitals Frauenfeld wurden alternative Brutplätze
von Beginn weg sehr offen, den             sucht, die Brutplatzsituation ent-             geschaffen (Foto: Sandra Schweizer).
Alpenseglern neue Unterschlupf-            scheidend zu verbessern. Da be-
möglichkeiten anzubieten. Be-              reits im Mai Einflüge in die neuen
raten durch die Vogelwarte                 Kästen verzeichnet wurden, be-              dank dem steten Engagement                für die Zukunft bereitzustellen
wurden schon 2013 auf einem                steht berechtigte Hoffnung, dass            vieler Vogelfreunde und zahl-             und Konflikte zu entschärfen.
Nachbargebäude Ersatznist-                 der Alpensegler nun in der Stadt            reicher Natur- und Vogelschutz-           Die Schweizerische Vogelwarte
kästen montiert. Doch es dau-              an der Aare zu einem ständigen              vereine konnten sich die Bestände         ihrerseits ist gerne bereit, ihre
erte bis zum Frühjahr 2020, bis            Brutvogel wird.                             über die letzten Jahrzehnte posi-         langjährigen Erfahrungen ein-
es erstmals zu Anflügen durch                  An vielen Orten erfordern               tiv entwickeln und sind heute we-         zubringen und den engagierten
die Alpensegler kam. Auf dem               die Alpensegler einen steten Be-            niger Aufgaben von Brutplätzen            Seglerschützerinnen und -schüt-
mittlerweile hochgezogenen                 treuungsaufwand, für Kontrollen             zu beklagen als noch in den 70er-         zern vor Ort beratend zur Seite
Spitalneubau sind am Dachrand              und Reinigung der Nisthilfen, für           und 80er-Jahren. Ihnen allen ist          zu stehen.
ebenfalls Kästen montiert wor-             Aufklärung der Hausbesitzer und             die Vogelwarte zu grossem Dank
den. Das ist architektonisch eine          der örtlichen Bevölkerung. Dazu             verpflichtet. Wir rufen dazu auf,                                Hans Schmid
Herausforderung, da der Bau                kommen öfters kurzfristig not-              die Kolonien weiterhin achtsam
nicht mehr vergleichbar ist mit            wendige Einsätze und Rettungs-              im Auge zu behalten und dro-
dem früheren Bettenhaus. Gleich-           massnahmen, wenn ein Vogel                  hende Renovationen immer auch
zeitig erfordert es von den Seg-           verunfallt, wenn Junge aus dem              als Chance zu verstehen. Denn
lern eine Umgewöhnung, da sie              Nest fallen oder wenn eine Re-              sie bieten die Möglichkeit, neue,
am Neubau keine Storenkästen               novation zu Unzeiten droht. Nur             geräumige Brutmöglichkeiten

Der ALPIQ-Hauptsitz in Olten ist ein imposantes Gebäude. Direkt an der Aare gelegen,   Alpensegler-Nistkästen werden in der Regel als «Mehrfamilienhäuser» konzipiert und
bietet es den Alpenseglern beste Anflugmöglichkeiten (Foto: Dominik Hagist).           sind entsprechend gross und schwer (Foto: Sandra Schweizer).

                                                                                                                                                                    5
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: VOGELSCHUTZTHEMA ERKLÄRT

Rücksicht beim Stand Up Paddeln
Stand Up Paddeln kann Wasser-               Handlungsbedarf
vögel empfindlich stören. Die               Der SUP-Sport begeistert immer
Vogelwarte hat zusammen mit                 mehr Menschen. Er kann ganz-
Behörden und Akteuren aus Sport-            jährig und sogar nachts auf fast
und Naturschutz Empfehlungen er-            allen Stillgewässern ausgeführt
arbeitet, um diese Störungen zu             werden. Dabei dringen Sport-
reduzieren.                                 treibende immer mehr in ent-
                                            legene Lebensräume ein, in
Tausende von Tauchenten krei-               denen auch sensible Vogelarten
sen über dem See. In mehr als               vorkommen. In der dicht be-
einem Kilometer Distanz paddelt             siedelten Schweiz geraten so
ein Mensch, auf einem Brett ste-            vor allem störungsempfindliche
hend, dem Ufer entlang. Kann                Arten mehr und mehr unter
das der Grund für die Störung               Druck.
sein? Der Paddler gleitet lautlos              Vogelarten, welche an Fliess-
und gemächlich dahin, ein für               gewässern brüten, reagieren in
unser Auge friedliches Bild. Doch           der Ansiedlungsphase im Früh-
Wasservögel beurteilen Stand Up             ling, wenn sie geeignete Brut-
Paddeln (SUP) – so heisst dieser            gebiete suchen, besonders                        Auch wenn Stand Up Paddeln geräuschlos und bedächtig erfolgt, nehmen
Wassersport – offenbar völlig an-           sensibel. Treten bereits in die-                 Wasservögel Silhouette und Bewegung der Sporttreibenden als Gefahr wahr.
                                                                                             Das direkte Ansteuern von Vögeln muss unbedingt unterlassen werden (Foto:
ders. Sie nehmen die vollständig            sem Zeitraum Störungen auf,
                                                                                             Reinhold Wick).
sichtbare menschliche Silhouette            wird ein Gebiet vor allem von
und die Paddelbewegungen als                empfindlichen Arten gar nicht
Gefährdung wahr, auf die sie mit            erst besiedelt und ist deshalb als           Seen fast ganzjährig auf. Wäh-           Taucher während mehrerer Wo-
Flucht reagieren können. Die Re-            Lebensraum ungeeignet. Auch                  rend der Brutzeit, der Zeit des          chen flugunfähig. In dieser Zeit
aktion einzelner erschreckter               in der Brutzeit wirken sich Be-              Federwechsels – der Mauser –             suchen sie geeignete Gebiete auf
Vögel kann eine Kettenreaktion              einträchtigungen besonders stark             im Spätsommer und in Kälte-              und sind äusserst sensibel, da
auslösen, die selbst Arten zur              aus. Flussuferläufer und Fluss-              perioden im Winter reagieren             sie nicht fliegend flüchten kön-
Flucht veranlasst, die sonst eher           regenpfeifer brüten auf den we-              die Arten besonders empfind-             nen. Die Vögel merken sich Stör-
gelassen auf Störungen reagieren.           nigen, verbliebenen Kiesbänken               lich auf Beeinträchtigungen. Zur         ereignisse aber: Mausergebiete
Enten können dabei auf mehr                 unserer Flüsse. Legen Stehpaddler            Brutzeit können sich mensch-             werden bei anhaltenden Beein-
als 1 000 m Distanz vor Steh-               dort eine Rast ein, kann dies auf-           liche Aktivitäten negativ auf            trächtigungen im Folgejahr ge-
paddelnden flüchten. Oft wird               grund der Störwirkung bei die-               den Bruterfolg auswirken, da             mieden. Dies fällt umso mehr ins
dies entweder gar nicht bemerkt             sen bedrohten Arten zu Brut-                 z.B. nach einer Störung vom Alt-         Gewicht, weil geeignete Mauser-
oder als erfreuliches Naturerleb-           abbrüchen führen.                            vogel getrennte Junge eine ge-           gebiete rar sind.
nis betrachtet – doch für Vögel                 Im Gegensatz zu Fliess-                  ringe Überlebenschance haben.               Wintergäste versammeln
sind das einschneidende Ereig-              gewässern treten kritische Zeit-             Während der Mauser im Sommer             sich in grossen Scharen an un-
nisse.                                      punkte für Wasservögel auf                   sind Schwäne, Enten, Rallen und          gestörten Tagesruheplätzen – oft
                                                                                                                                  in Buchten. Wasservögel können
                                                                                                                                  Störungen im Winter teilweise
                                                                                                                                  ausweichen. So werden viele
                                                                                                                                  Nahrungsgründe wegen unse-
                                                                                                                                  rer Aktivitäten nur noch nachts
                                                                                                                                  zur Nahrungsaufnahme genutzt.
                                                                                                                                  Werden die Wasservögel tagsüber
                                                                                                                                  während der Ruhephase aber
                                                                                                                                  wiederholt aufgescheucht, wirkt
                                                                                                                                  sich dies insbesondere bei Kälte
                                                                                                                                  negativ auf ihr Energiebudget
                                                                                                                                  und ihre körperliche Verfassung
                                                                                                                                  sowie möglicherweise sogar auf
                                                                                                                                  die nachfolgende Brut aus.

                                                                                                                                  Sensibilisierung
                                                                                                                                  Um die negativen Auswirkungen
                                                                                                                                  durch SUP möglichst gering zu
                                                                                                                                  halten, müssen die Ansprüche
                                                                                                                                  der Vögel und der Paddeln-
                                                                                                                                  den entflochten werden. Aktu-
                                                                                                                                  ell überwintern etwa 450 000
                                                                                                                                  Wasservögel in der Schweiz. Bis
Störungssensible Wasservögel können auf Stehpaddelnde in einem Kilometer Distanz mit Flucht reagieren. Die Reaktion               zu 40 % von ihnen halten sich auf
einzelner erschreckter Vögel kann eine Kettenreaktion auslösen, die selbst Arten zur Flucht veranlasst, die sonst eher gelassen   9 % der Seen- und Uferfläche auf.
auf Störungen reagieren (Foto: Stefan Werner).
                                                                                                                                  Wasservögel präferieren also ge-

   6
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: VOGELSCHUTZTHEMA ERKLÄRT

wisse Lebensräume: Flachwasser-
buchten und Schilfufer werden
bevorzugt und sind auch als Brut-            Regeln
habitat attraktiv, während un-
                                             Orte mit wenig Störpotenzial auswählen
natürlich gestaltete oder steile
                                             • Offene Wasserflächen, wenn keine Wasservogeltrupps zu sehen sind
Ufer meist wenige Wasservögel                • Siedlungsbereiche und Gebiete mit Uferverbauungen
beheimaten. Hier bietet sich ein
Ansatz für Lösungen an. Ins-                 Rücksichtsvoll paddeln
                                             • Nicht direkt auf Vögel zusteuern und diese nicht verfolgen.
besondere sind Aufklärungs-
                                             • Nicht durch Ufervegetation ans Gewässer gelangen. Öffentliche Ein- und Auswasserungsstellen sowie
arbeit sowie eine eindeutige,                   Rastplätze nutzen.
seeseitige Signalisierung heikler            • Abstand vergrössern, wenn Vögel eine Reaktion zeigen (z. B. Wegschwimmen).
Gebiete nötig. Zwar sind viele               • Nicht nachts paddeln. Wasservögel sind auch dann empfindlich.
für Wasservögel wertvolle Ge-                Sensible Gebiete meiden
biete gesetzlich geschützt und               • Vor ausgedehnten Schilfgürteln. Hier leben insbesondere im Frühling und Sommer störungsanfällige Vögel, die
Verhaltensrichtlinien definiert,                bereits auf grosse Distanz empfindlich reagieren.
doch seitens vieler Paddelnden               • Im Sichtbereich von Wasservogeltrupps. Wenn ein erster Vogel flieht, fliegt oft der ganze Schwarm auf.
besteht Unkenntnis über diese                • Kiesinseln und Aufschüttungen. Sie dienen störungsempfindlichen Vögeln als Brut- und Rastplatz.
Naturschutzregeln, weswegen                  • Mündungsbereiche von Fliessgewässern. In Hitzeperioden sind sie oft der letzte kühle Rückzugsort für Fische.
die Schutzgebietsgrenzen meist               Paddeln unterlassen
unwissentlich übertreten wer-                • In Naturschutzgebieten sowie deren Umgebung. Meist sind die Gebiete mit gelben Bojen oder Schildern markiert.
den. Abseits von Schutzzonen                 • In Wasser- und Zugvogelreservaten und deren Umgebung. Hier brüten, rasten und überwintern gefährdete
indessen können einfache Re-                    Vogelarten.
                                             • Bestände von Wasserpflanzen wie Schilf, Binsen und Seerosen dürfen nicht befahren werden.
geln für ein Nebeneinander von
Mensch und Tier helfen.
   Die Vogelwarte hat das Pro-
blem erkannt und gemeinsam
mit dem Schweizerischen
Kanu-Verband, Pro Natura, der
                                             Weitere Informationen
Jagd- und Fischereiverwalter-
Konferenz und dem Bundesamt                  Wichtige geschützte Lebensräume, wie Wasser- und Zugvogelreservate, Auengebiete und Flachmoore sind auf
für Umwelt BAFU Empfehlungen                 dem Geoportal des Bundes einsehbar (https://map.geo.admin.ch).
erarbeitet, mit deren Einhaltung                 Fragen zur lokalen und regionalen Situation beantworten die kantonalen Jagdverwaltungen (www.kwl-cfp.ch),
Paddelnde ihre Störungen re-                 die kantonalen Naturschutzfachstellen (www.kbnl.ch), die Seepolizei (www.seepolizei.ch) und die kantonalen Schiff-
                                             fahrtsämter (www.vks.ch).
duzieren und so den Stress für
                                                 Fragen zu nationalen Rechtsgrundlagen im Bereich Naturschutz beantwortet das Bundesamt für Umwelt
Wasservögel verringern können.               (www.bafu.admin.ch).
Die Regeln und Informationen,                    Um die Sicherheit beim Paddeln zu gewährleisten, sind einige Grundsätze zu beachten (www.swisscanoe.ch).
in deren Erarbeitung auch wei-               Wichtig ist zudem, die Wetter- und Wassersituation im Auge zu behalten.
tere Organisationen involviert
waren, sind in einem Merkblatt
zusammengefasst, welches an
Verkaufs- und Verleihstationen           geladen werden. Wir sind                 Schutz entschärfen lassen. Den-         ein Natur & Freizeit, bei dem auch
von SUP aufliegt. Das Merkblatt          überzeugt, dass sich mit dieser          noch müssen lokal auch gebiets-         die Vogelwarte Mitglied ist.
kann ferner in digitaler Form auf        Sensibilisierungskampagne viele          spezifische Lösungen erarbeitet
www.vogelwarte.ch herunter-              Konflikte zwischen Nutzung und           werden. Daran arbeitet der Ver-                              Stefan Werner

Naturschutzgebieten sowie deren Umgebung ist Stand Up Paddeln Tabu. Eine gut      Kaum Störungspotenzial herrscht auf offene Wasserflächen, wenn keine
sichtbare Markierung mit gelben Bojen oder Schildern hilft, Grenzen zu erkennen   Wasservogeltrupps zu sehen sind sowie in Siedlungsbereichen und Gebieten mit
(Foto: Association de la Grande Cariçaie).                                        Uferverbauungen (Foto: Stefan Werner).

                                                                                                                                                            7
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: NEUES AUS DER FORSCHUNG

Die Ostalpen sind keine Barriere für Zugvögel
Vögel treffen während ihres Zugs          Vögel müssen auf ihrem Zug             tiges Wetter zu warten. Die Alpen     Zug in breiter Front über die Ost-
auf topographische Barrieren. Ob          Barrieren wie Wüsten oder Ge-          stellen eine solche Barriere dar.     alpen hin.
sie diese überqueren oder um-             birge überqueren. Vor der Über-           Um das Verhalten der Zug-             Vermutlich möchten die Vögel
fliegen, hängt stark vom räum-            querung rasten sie, um ihre Re-        vögel beim Auftreffen an die          keine Umwege fliegen und zie-
lichen Kontext ab.                        serven aufzufüllen und auf güns-       Ostalpen näher zu untersuchen,        hen deshalb lieber direkt über die
                                                                                 führten Forschende der Vogel-         nach Ost-West ausgerichteten
                                                                                 warte Sempach in Zusammen-            Gebirgszüge. Die nach Nordost-
                                                                                 arbeit mit BirdLife Österreich        Südwest ausgerichteten Zentral-
                                                                                 Radarmessungen in Österreich          alpen indessen bilden sozusagen
                                                                                 durch. Hierfür platzierten sie zwei   eine Leitlinie entlang der Haupt-
                                                                                 Radarsysteme – eines an einem         zugrichtung, weshalb die Vögel
                                                                                 Referenzstandort im Flachland,        eher entlang der Berge fliegen
                                                                                 und ein zweites für jeweils 3–4       als diese direkt zu überqueren.
                                                                                 Wochen an wechselnden Stand-          Gebirge stellen also nicht per
                                                                                 orten in den Bergen.                  se eine Barriere dar, dies hängt
                                                                                    Insgesamt stellten die Ost-        vom räumlichen Kontext und der
                                                                                 alpen für Zugvögel keine grosse       Hauptzugrichtung ab.
                                                                                 Barriere dar. Wäre dies der Fall
                                                                                 gewesen, hätten sich die Zug-           Aschwanden, J., Schmidt, M.,
                                                                                 vögel am Referenzstandort kon-         Wichmann, Stark, H., Peter, D.,
                                                                                 zentriert, gleichzeitig wäre deren    Steuri, Th. and Liechti, F. (2020),
                                                                                 Dichte in den Bergen tiefer ge-           Barrier effects of mountain
                                                                                 wesen. Die Zugintensität war              ranges for broad-front bird
Gebirge sind nicht zwangsläufig Barrieren. Je nachdem, wie ein Gebirge relativ   aber an allen Standorten sehr           migration. J Ornithol 161, 59–
zur Hauptrichtung des Vogelzugs ausgerichtet ist, stellt es ein grösseres oder   ähnlich, und das zeitliche Auf-          71. https://doi.org/10.1007/
kleineres Hindernis dar (Foto: Jean-Lou Zimmermann).
                                                                                 tretensmuster deutete auf einen                 s10336-019-01704-4.

Der ausserordentliche Zug der Küstenseeschwalbe
                                                                                                                       der Antarktis überwintert hatte,
                                                                                                                       brachte es in diesem Jahr sogar
                                                                                                                       auf 78 000 km!
                                                                                                                          Die Auswertungen haben zu-
                                                                                                                       dem gezeigt, dass Küstensee-
                                                                                                                       schwalben für die eigentliche
                                                                                                                       Zugperioden vor allem im Früh-
                                                                                                                       jahr Gebiete mit starker Rücken-
                                                                                                                       windunterstützung aufsuchen.
                                                                                                                       Ihre Rastplätze liegen spe-
                                                                                                                       ziell im Herbst vorzugsweise in
                                                                                                                       Meeresabschnitten mit reichem
                                                                                                                       Nahrungsangebot.
                                                                                                                          Bei ihren Wanderungen zwi-
                                                                                                                       schen den Polen erleben Küsten-
                                                                                                                       seeschwalben zu 80 % ihrer Zeit
                                                                                                                       volles Tageslicht, was diesen strikt
Küstenseeschwalbe (Foto: Marcel Burkhardt).                                                                            tagaktiven Vögeln die Nahrungs-
                                                                                                                       suche sehr erleichtert.

Wie schaffen Küstenseeschwalben           Vogelzug-Forschungsteam der               Ein Jahr später konnten die                  Hromádková T, Pavel V,
ihre unglaublichen Wanderungen            Vogelwarte aufnahm, reiste             Forscher 16 dieser Minigeräte               Flousek J, Briedis M (2020)
von Pol zu Pol? Dank dem Einsatz          er mit einigen Kolleg(inn)en           wieder zurückgewinnen und                Seasonally specific responses
von Geolokatoren liefert eine             der tschechischen Universität          so die Zugrouten der Vögel re-             to wind patterns and ocean
neue Studie Teilantworten auf             von Südböhmen nach Spitz-              konstruieren. Jede einzelne See-              productivity facilitate the
diese Frage.                              bergen, Norwegen, um dort auf          schwalbe hatte auf dem Hin- und           longest animal migration on
                                          78° nördlicher Breite rund 30          Rückweg mindestens 50 000 km           Earth. Mar Ecol Prog Ser 638:1-
Kurz bevor Martins Briedis                Küstenseeschwalben mit Geo-            zurückgelegt. Ein Vogel, der im            12. https://doi.org/10.3354/
im Jahr 2017 seine Arbeit im              lokatoren auszurüsten.                 Indischen Ozean an den Küsten                               meps13274.

   8
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: WÜRDIGUNG

Würdigung von Susi Jenni-Eiermann
Ende Juni ging Susi Jenni-Eier-
mann in Pension. Die international
renommierte Ökophysiologin hat
an der Vogelwarte Pionierarbeit
geleistet.

Als Susi Jenni-Eiermann 1985
nach Sempach kam, nahm sie
eine grosse Herausforderung
an. Eben hatte sie an der Uni-
versität Basel ihre Doktorarbeit
über die Rolle von Neurotrans-
mittern bei der Alzheimer Krank-
heit abgeschlossen. Jetzt stand
sie in einem normalen Raum mit
Wasseranschluss, von Labor keine
Spur. Für ihre ornithologische For-
schung galt es sukzessive ein rich-
tiges Labor einzurichten, zuerst
in der alten Vogelwarte am See,             Susi Jenni-Eiermann, hier im Besuchszentrum der Vogelwarte, verstand es als gefragte Interviewpartnerin, komplexe
später in einer Wohnung am                  ökophysiologische Fragen verständlich zu erklären (Foto: Dominique Meienberg / Der Bund).
Bach und schliesslich im heuti-
gen Bürogebäude Seerose. Dank
ihrer Aufbauarbeit verfügt die          Zugvögeln. Einmalig in diesem            bauprodukten in verschiedenen          auch unterschwellige, langfristige
Vogelwarte über ein modern aus-         Zusammenhang sind die Unter-             Substanzen wie Blut, Federn oder       Belastungen durch menschliche
gestattetes Labor, in dem winzige       suchungen auf dem aktiven Zug.           Kot. Neben methodischen Ent-           Tätigkeiten zu messen und auf-
Blut-, Kot- oder Federproben ana-       Susi sass nächtelang auf dem Col         wicklungen zur Quantifizierung         zuzeigen, was zu tun ist um die
lysiert werden.                         de Bretolet direkt bei den Netzen,       untersuchte sie, wie Stress sich       negativen Auswirkungen zu ver-
    Ein erstes grosses Thema der        um Vögel, die ins Netz flogen, in        auf die Fitness der Vögel auswirkt     mindern.
Forschung von Susi Jenni waren          Sekundenschnelle in der Hand zu          und welchen Einfluss mensch-               37 Jahre arbeitete Susi Jenni-
die Vergiftungen von Milanen            haben und untersuchen zu kön-            liche Störungen auf die Vögel          Eiermann an der Vogelwarte
und Bussarden durch Carbo-              nen. So war sie weltweit die Erste,      haben. Allein aus gesammelten          und prägte dabei ganz wesent-
furan. Sie konnte nachweisen,           welche die physiologischen Pro-          Kotproben konnte sie aufzeigen,        lich die Forschung zur Physiologie
dass diese Greifvögel tatsächlich       zesse, die während des Fluges            wie stark unsere Freizeitaktivi-       der Vögel in Sempach. In dieser
an diesem auf Mais- und Zucker-         ablaufen, an frei fliegenden Vö-         täten den Auer- und Birkhühnern        Zeit hat sie erfolgreich Familie
rübenfeldern eingesetzten Pesti-        geln untersuchte. Ihre Arbeit war        zusetzen. Auch aus Federn lassen       und Beruf unter einem Hut ge-
zid starben, das sie durch den          bahnbrechend und fand weltweit           sich heute dank ihrer Arbeit zei-      bracht – eine Pionierleistung an
Verzehr von Regenwürmern auf-           viele Nachahmer.                         gen, welchen Stressbelastungen         der damals noch sehr «männ-
nahmen. Später fokussierte sich             Ihr zweites wichtiges Thema          die Vögel im Jahresverlauf aus-        lichen» Vogelwarte. Längst ist
Susi auf Untersuchungen zum             war die Stressphysiologie, ins-          gesetzt sind. Damit gibt sie den       sie eine international weitherum
Fett- und Protein- Stoffwechsel         besondere die Messung von                jungen Forschern ein Werkzeug          anerkannte Expertin, wenn es um
von rastenden und fliegenden            Stresshormonen oder deren Ab-            in die Hand, welches erlaubt,          Ökophysiologie und Stress bei Vö-
                                                                                                                        geln geht. Ein Zeuge ihrer inter-
                                                                                                                        nationalen Bekanntheit ist auch,
                                                                                                                        dass Susi als Generalsekretärin
                                                                                                                        sowohl der European als auch
                                                                                                                        der International Ornithologist‘s
                                                                                                                        Union amtet. Diese ehrenvollen,
                                                                                                                        aber arbeitsintensiven Aufgaben
                                                                                                                        wird sie zum Glück auch über ihre
                                                                                                                        Pensionierung hinaus ausüben.
                                                                                                                            Die Vogelwarte ist Susi Jenni-
                                                                                                                        Eiermann sehr dankbar, dass sie
                                                                                                                        mit ihrer Experimentierfreudig-
                                                                                                                        keit und ihren Innovationen die
                                                                                                                        Forschung an der Vogelwarte
                                                                                                                        über Jahrzehnte entscheidend
                                                                                                                        mitgeprägt und der Ornitho-
                                                                                                                        logie damit neue Perspektiven
                                                                                                                        eröffnet hat.

                                                                                                                                          Michael Schaub
                                                                                                                                          und Felix Liechti
Susi Jenni-Eiermann zusammen mit ihrer Mitarbeitern Juanita Olano im heutigen modernen Labor der Vogelwarte.

                                                                                                                                                        9
Die Biodiversität ist systemrelevant! - AVINEWS AUGUST 2020 - Schweizerische Vogelwarte Sempach
AVINEWS AUGUST 2020: WÜRDIGUNG

Christoph Vogel: (R)Ente gut – alles gut!
Er hat den richtigen Namen und
den richtigen Dialekt: «Schwii-
zerischi Voguwarte Vogu, guete
Tag», so begrüsste Christoph
Vogel in seinem gemütlich-
gewinnenden Bärndüütschähn-
lichen Dialekt jeweils die An-
rufenden. Damit hatte er den
Sympathiebonus sogleich auf sei-
ner Seite und auch für Gesprächs-
stoff war von Anfang an gesorgt:
«… nein, Vogel ist nicht mein
Künstlername hier an der Vogel-
warte, ich heisse so seit mei-
ner Geburt. Und Sie Frau Beck,
kommen Sie etwa gerade aus der
Backstube?» Klar, dass so das Ter-
rain jeweils bestens vorbereitet
war und sich auch die Stimmung
von verärgerten Anrufenden so-
gleich ein wenig aufhellte. Denn
auch mit solchen hatte es Chris-        Christoph Vogel war stets voll im Element, wenn es darum ging, seine Begeisterung und sein Interesse an die junge Generation
toph Vogel im Telefon-Auskunfts-        weiterzugeben (Foto: Marcel Burkhardt).
dienst der Vogelwarte hin und
wieder zu tun. Speziell dann,
wenn es um Rabenvögel ging:          öffnete Besuchszentrum völlig              lichung zeigen sollte – auch von           sich über lautmalerische Vogel-
Um Saatkrähen etwa, die am           neu. Sein Ziel war es, den Primar-         Erwachsenen sehr gerne genutzt             namen wie «Zilpzalp», «Ku-
Morgen Radau vor dem Fenster         schülerinnen und -schülern an der          wird.                                      ckuck» oder «Uhu» freut, über
machten oder für verschissene        Vogelwarte eine überraschende,                 Es gäbe noch viel zu be-               den altphilologisch geschulten
Verhältnisse in Quartierstrassen     unterhaltsame und lehrreiche Be-           richten über den Biologen, der             Sprachliebhaber, den Ausdrücke
und auf chromblitzenden Auto-        gegnung mit der einheimischen              mit einer Arbeit über die Brut-            wie «Personenvereinzelungs-
karossen sorgten. Mit solchen        Vogelwelt zu ermöglichen. Klar,            verbreitung der Dohle diplo-               massnahmen» in sprachloses Er-
Themen war man bei Christoph         dass dabei möglichst viel von              mierte, über den Primarlehrer,             staunen versetzen und natürlich
Vogel genau an der richtigen Ad-     seiner Begeisterung auf die Kin-           der den Schulalltag aus eigener            vor allem auch über unseren Kol-
resse, denn die Rabenvögel, allen    der überspringen sollte. Offen-            Erfahrung bestens kennt, über              legen, der jetzt in den Ruhestand
voran die Dohlen, sind seine er-     sichtlich wurden diese Ziele er-           den Wattenläuper, der auch als             tritt. Zu seinem nächsten Lebens-
klärten Lieblinge. Mit viel Geduld   reicht: Die unzähligen positiven           Reiseleiter im nordfriesischen             abschnitt wünschen wir ihm ganz
und grosser Sachkenntnis gelang      Rückmeldungen zu den Schul-                Wattenmeer seine Begeisterung              herzlich: (R)Ente gut – alles gut!
es ihm immer wieder, die Dinge       angeboten und eine 2018 unter              für die Vogelwelt weitergibt,
ins richtige Licht zu rücken und     den Lehrerinnen und Lehrern                über den Onomatopoeten, der                                          Felix Tobler
für diese wenig beliebte Vogel-      durchgeführte Evaluation reichen
gruppe Sympathien und Inte-          mindestens für die Note 5–6!
resse zu wecken. Wer’s nicht
glaubt, werfe einen Blick in das     «Vogels Vogelbuch» – ein
von ihm mit Herzblut und Fach-       Klassiker auch für Erwachsene
kompetenz verfasste, 2019 er-        Neben seiner didaktisch-päda-
schienene Themenheft «Raben –        gogischen Vermittlungsarbeit an
schwarz, schlau und verspielt» –     der Vogelwarte nutzte Christoph
ein Glanzlicht in unserer langen     Vogel weitere Kanäle, um mit der
Reihe der Themenhefte!               entsprechenden Breitenwirkung
                                     Interesse und Freude an der hei-
Ein Vogel macht Schule               mischen Vogelwelt zu wecken.
Herzblut und Fachkompetenz           So schuf er ein Set von Themen-
prägten auch Christoph Vogels        kisten mit didaktischen Materia-
Wirken in der schulischen Ver-       lien und Hilfestellungen für den
mittlung und bei seinen Auf-         schulischen Alltag, mit denen
tritten als begnadetem live-Per-     sich Vogelgesang, Vogelflug oder
former. Wer ihn je im Rahmen         Vogelfedern in die Schulstuben
eines Schulprogramms an der          holen lassen. Und erwähnt wer-
Vogelwarte oder aber als Referen-    den muss hier auch «Vogels
ten irgendwo in unserem Land er-     Vogelbuch» das erste Schwei-
lebte, weiss wovon die Rede ist.     zer Vogelbestimmungsbuch für
Die Angebote für Schulklassen        Kinder und Jugendliche, das –                 Jede Menge Glücksmomente, unter anderem beim Literaturstudium, wünschen
konzipierte er für das 2015 er-      wie sich erst nach der Veröffent-             wir Christoph Vogel für seinen nächsten Lebensabschnitt! (Foto: Felix Tobler).

   10
A V I N E W S A U G U S T 2 0 2 0 : U N T E R W E G S M I T. . .

... Pierre Henrioux
Pierre Henrioux ist einer der we-          vogelprojekte lanciert und an an-
nigen Ornithologen unter den               deren mitgewirkt. Beispiele dafür
Schweizer Wildhütern und seit              sind die Überwachung des Wald-
vielen Jahren ein ausgewiesener            kauzes im westlichen Genfersee-
Spezialist für Tag- und Nachtgreif-        gebiet und des Sperlingskauzes
vögel. Zur Ökologie dieser Arten           im Waadtländer Jura. Seit 1999
hat er schon diverse Arbeiten pu-          präsidiert und koordiniert er GER-
bliziert.                                  NOV, die « groupe d’étude des
                                           rapaces nocturnes dans l’ouest
Seine Karriere als Feldornithologe         vaudois ».
begann Pierre Henrioux im Alter                Von 1980 bis 1990 war Pierre
von 10 Jahren, als er Dr. Richner          als ehrenamtlicher Helfer in der
aus Versoix beim Montieren von             Pflegestation in Genthod GE tätig,
Gänsesäger- und Waldkauz-Nist-             sieben Jahre davon als offizieller
kästen begleiten durfte. Mitte der         Beringer für die nach der Heilung
Siebzigerjahre fing er unter der           wieder in die Freiheit entlassenen
Leitung von Dr. Burnier mit der            Greifvögel. In dieser Zeit lernte er
Greifvogelberingung in seiner              nicht nur viel über Vogelkrank-
Herkunftsregion Nyon an. 1982              heiten, sondern er engagierte
                                                                                           Pierre Henrioux bei der Beringung eines Sperlingskauzes, Bassins, Juni 2015
erhielt er die Bewilligung B zur           sich auch in den von der Station                (Foto: J. Binggeli).
Markierung von Tag- und Nacht-             initiierten Schutzprogrammen für
greifvögeln. Zusammen mit sei-             den Turmfalken und die Schleier-
nem Bruder Jean-Daniel nahm                eule.
er daraufhin unter der Aufsicht                Nach einer Forstwart-Lehre              men seiner beruflichen Tätigkeit           an vielen allgemeineren ornitho-
von Michel Juillard seine erste            und einigen Jahren Berufspraxis             hat er 2011 zuhanden der Wald-             logischen Untersuchungen teil-
wissenschaftliche Studie zu 14             wurde Pierre 1993 einer der we-             bewirtschafter eine Anleitung zur          genommen: Er war Mitarbeiter
Greifvogelarten im westlichen              nigen Wildhüter mit ornitho-                Erhaltung von Höhlenbäumen im              am Buchprojekt « Les oiseaux
Waadtland in Angriff. Die Be-              logischem Hintergrund, denn die             Regionalpark Waadtländer Jura              du canton de Vaud », beim Brut-
geisterung für diese Vogelgruppe           meisten seiner Branchenkollegen             erarbeitet.                                vogelatlas des Kantons Genf und
hat ihn seither nicht mehr los-            sind Säugerspezialisten. Heute ist             Abgesehen von seinen En-                bei den Schweizer Atlanten der
gelassen. In den letzten dreissig          das Südufer des Neuenburger-                gagements an speziellen Greif-             Siebziger- und Neunzigerjahre.
Jahren hat Pierre zahlreiche Greif-        sees sein Einsatzgebiet. Im Rah-            vogelprojekten hat Pierre auch

                                                                                                                                                    PERSONELLES

Neues aus der Belegschaft
Im April hat Erica Nicca ihre              ingenieur und Ornithologe in die            rin, Stefan ist ebenfalls Umwelt-             Seit Mai ist Andreas Ziegler
Arbeit als Leiterin der neuen              Projektarbeit ein.                          ingenieur und hatte verschiedene           unser neuer Leiter «Finanzen und
Aussenstelle Graubünden auf-                  Seit Anfang Juni haben Mar-              Mandate zur ökologischen Land-             Rechnungswesen». Andreas hat
genommen. Erica ist Umwelt-                lène Wenger und Stefan Schilli              wirtschaft betreut.                        an der HSG in St. Gallen studiert
ingenieurin und hat sieben Jahre           im Jobsharing die Umweltbildung                 Yann Rime arbeitete bereits als        und eine Weiterbildung zum Wirt-
als Projektleiterin für Natur, Land-       übernommen. Die beiden Feld-                Zivildienstleistender und als Kar-         schaftsprüfer absolviert. Er arbei-
schaft und Aufwertungsmass-                ornithologen bringen reiche Er-             tierer für die Vogelwarte. Nun             tete in der Privatwirtschaft als
nahmen beim Naturpark Beve-                fahrung aus dem Naturlehr-                  kehrt er im April als Doktorand            Wirtschaftsprüfer und Controller.
rin gearbeitet. Patrick Marti, der         gebiet Buchwald in Ettiswil mit,            zu uns zurück. In der Abteilung               Ein herzliches Willkommen
zweite Kollege in der Aussenstelle         das sie jahrelang zusammen be-              «Vogelzugforschung» absolviert             den neuen Mitarbeitenden! Wir
Graubünden bringt seit Juni sein           treut haben. Marlène ist Umwelt-            er im Steinschmätzerprojekt seine          wünschen allen viel Freude in
Wissen als Forstwart, Umwelt-              ingenieurin und Primarlehre-                Dissertation.                              ihrem Wirken.
                                                                                                                                     Leider müssen wir uns aber
                                                                                                                                  auch von einigen Kolleginnen
                                                                                                                                  und Kollegen verabschieden. So-
                                                                                                                                  phie Jaquier, Lidia Mermoud, Jua-
                                                                                                                                  nita Olano und Chiara Scando-
                                                                                                                                  lara haben sich entschieden ab
                                                                                                                                  diesem Sommer neue Heraus-
                                                                                                                                  forderungen anzunehmen. Wir
                                                                                                                                  danken ihnen ganz herzlich und
                                                                                                                                  wünschen ihnen viel Erfolg auf
Von links nach rechts: Erica Nicca, Patrick Marti, Marlène Wenger, Stefan Schilli und Andreas Ziegler.                            ihrem weiteren Weg.

                                                                                                                                                                   11
AVINEWS AUGUST 2020: HERAUSGEPICKT

#StayHomeAndWatchOut                                                          Online-Werkzeug für naturnahe
In diesem Frühjahr galt coronabe-            Inzwischen haben wir wieder      Gärten
dingt die Devise, Verantwortung         etwas mehr Bewegungsfreiheit
zu übernehmen und zu Hause zu           und können für dieses Projekt         Die Plattform www.floretia.ch ist     schiedlicher Bestäuber abzielen.
bleiben. Diese Einschränkungen          eine Bilanz ziehen: In der Schweiz    seit diesem Frühling online. Mit      Mit der Funktion «Native or not»
haben die Feldornithologen aber         haben von Mitte März bis Mitte        ihr kann man den eigenen Gar-         können Sie sehr einfach über-
nicht daran gehindert, Vögel zu         Mai 2020 303 Personen 1 221           ten in ein Paradies für Insekten      prüfen, ob eine Pflanze in einer
beobachten. Viele haben vom             vollständige Beobachtungslisten       und Vögel verwandeln. In den          bestimmten Region einheimisch
Fenster, vom Balkon oder vom            eingereicht, alle aus städtischen     vier Landessprachen bietet Flo-       ist. Wenn das nicht der Fall ist,
Garten aus die Umgebung mit             oder halbstädtischen Lebens-          retia Hilfe bei der Auswahl, beim     werden Ihnen automatisch regio-
dem Fernglas abgesucht.                 räumen. Mit 179 Arten be-             Kauf und bei der Pflege von           nale Alternativen angeboten.
    Dank einem europäischen Pro-        anspruchen die Vögel 99 % die-        Wildpflanzen. Dazu muss man
jekt, das in den sozialen Medien        ser Daten; Säuger, Insekten, Rep-     nur wenige Informationen zum
als #StayHomeAndWatchOut ver-           tilien und Amphibien teilen sich      Standort der Pflanzen eingeben.
breitet und auf ornitho.ch und          das letzte Prozent. In den acht am       Floretia ermittelt automatisch,
anderen europäischen ornitho-           Projekt beteiligten europäischen      welche Wildpflanzen für den
Portalen eingerichtet worden war,       Ländern haben in dieser Zeit          betreffenden Standort am bes-
konnten viele Vogelbegeisterte          gegen 3 500 Leute über 28 000         ten geeignet sind, und nimmt
ihre während der Pandemie-              vollständige Beobachtungslisten       dabei Rücksicht auf Wünsche zu
zeit zu Hause registrierten Be-         geliefert.                            Giftigkeit, Essbarkeit, Blühzeit-
obachtungen problemlos ein-                  Eine Übersicht zu allen Er-      punkt, Blütenfarbe und zu den
geben, mit einem projektspezi-          gebnissen von #StayHomeAnd-           zu fördernden lokalen Faunen-
fischen Code markieren und so           Watchout ist hier zu finden :         elementen. Das Programm                 Anbieter der Plattform www.floretia.ch
vollständige Artenlisten anlegen.       www.ornitho.ch                        stellt ausserdem Vorschläge für         ist der Verein «Floretia», dem die
                                                                                                                      Vogelwarte als Mitglied angehört.
                                                                              Samenmischungen für den Ein-
                                                                              satz in Gärten oder auf Balko-
                                                                              nen zusammen, die auf eine
                                                                              möglichst lange Blühperiode und
                                                                              damit eine maximale Zahl unter-

                                                                                 KORRIGENDUM

                                                                                 Auf www.vogelwarte.ch/atlas-korrigendum ist ein Korrigendum zum
                                                                                 Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016 publiziert.
Während des Lockdowns haben Ornithologinnen und Ornithologen von zu Hause
aus Vögel beobachtet und am Projekt #StayHomeandWatchOut mitgemacht.

AGENDA                                                                           IMPRESSUM

26.9.–4.10.2020                                                                  Redaktion: Sophie Jaquier
«Wilde Tage» Schwerpunktswoche, Vogelwarte Besuchszentrum,                       Übersetzung: Hannes von Hirschheydt
                                                                                 Mitarbeit: Marcel Burkhardt, Verena Keller, Matthias Kestenholz, Peter
Sempach
                                                                                 Knaus, Felix Liechti, Livio Rey, Michael Schaad, Michael Schaub, Hans
                                                                                 Schmid, Felix Tobler, Barbara Trösch, Stefan Werner
14.11.2020		                                                                     Auflage: 4 100 Ex.
Mitarbeitertagung in Bellinzona (Ficedula, BirdLife Schweiz,                     Ausgaben: April, August und Dezember
Schweizerische Vogelwarte)                                                       ISSN: 1664-9451 (elektronische Ausgabe: 1664-946X)
                                                                                 Papier: Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
23.–24.1.2021
Mitarbeitertagung der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach

              Schweizerische Vogelwarte                                 Tel. 041 462 97 00
              Station ornithologique suisse                             Fax 041 462 97 10
              Stazione ornitologica svizzera                            info@vogelwarte.ch    Postkonto 60-2316-1
              Staziun ornitologica svizra         CH-6204 Sempach       www.vogelwarte.ch     IBAN CH47 0900 0000 6000 2316 1
  12
Sie können auch lesen