Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun

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Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Programmheft
August 2017
bis Januar 2018
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                   Es lächelt der See,                                               Events. Ich nehme mir deshalb in diesem Jahr vor, mehr
                                                                                                                                                                                                                       zu sehen und weniger gesehen zu werden und freue mich,
                                                                                                                                                     er ladet zum Bade …                                               erst im Spätsommer in die Lagunenstadt zu fahren. Vorin-
                                                                                                                                                                                                                       formiert durch die vielen in der Zwischenzeit erschienenen
          Ausstellungen / Exhibitions                                               Kunstvermittlung
                                                                                                                                                                                                                       Kunstkritiken und die Tipps von Kollegen werde ich durch
5         Aus dem Museumsalltag                                         18          Mitmischen: Kreative 		                                                                                                            die Pavillons schlendern, mir alles in Ruhe anschauen und
                                                                                                                                                                                                                       die leeren Giardini geniessen, die dann zu dem werden, was
6         Neue Blicke mit dem 		                                                    Werkstatt für alle                                               … wer jetzt nicht aufblüht, muss sich nun beeilen! So könnte      sie eigentlich sein sollten: eine Kunstoase, etwas abseits
                                                                                                                                                     man Rainer Maria Rilkes Gedicht saisongerecht weiter-             vom Touristen-Inferno Venedig. Dieses Mal verpasse ich die
          Audioguide im                                                 19          Ein Kinderrätsel zur 		                                          dichten. Wir schlüpfen wieder in leichte Sommerkleider            vielen versteckten und kleineren Neben­ausstellungen
          Thun-Panorama                                                             Ausstellung Bilder erzählen                                      und Sandalen. Das glasklare Wasser des Thunersees
                                                                                                                                                     lädt zum Baden ein und die grünen Berghänge animieren
                                                                                                                                                                                                                       nicht. Die Umwege durch die Stadt lohnen sich und überall
                                                                                                                                                                                                                       lassen sich neue Entdeckungen machen.
7         Grüne Oase im Wandel                                          20          Schulen erobern den 		                                           zum Wandern. Wir sind gut gelaunt und freuen uns auf                 Auch Ihnen wünsche ich viele spannende Entdeckun-
                                                                                                                                                     einen Grillabend im Garten oder ein Feierabendbier in der         gen. Geniessen Sie ruhige und wertvolle Kunstmomente
8         Bilder erzählen                                                           Schadaupark                                                      lauschigen Gartenbeiz.                                            und machen Sie sich ab und zu auch auf den Weg zu uns
                                                                                                                                                        Gerne lasse ich mich von der sommerlichen Leichtig-            ins Kunstmuseum und Thun-Panorama. Es lohnt sich nicht
9         Cantonale Berne Jura                                                                                                                       keit anstecken. Obwohl: der Sommer 2017 ist mit grossen           nur wegen des lächelnden Sees!
                                                                                                                                                     Kunstevents geradezu überladen. Die documenta 14 in
                                                                                    Kommission für bildende Kunst
                                                                                                                                                     Athen und Kassel, die 57. Biennale Venedig, die Art Basel         Helen Hirsch
          Fokus                                                         21          Die KobiK empfiehlt                                              oder Skulptur Projekte 2017 in Münster! Es ist nicht ein-         Direktorin Kunstmuseum Thun
                                                                                                                                                     fach (und auch etwas hoffnungslos), alle Eröffnungen im
10        Von Sinn und Sinnen. 		                                                                                                                    Kalender einzuplanen. Deshalb werde ich dieses Jahr
                                                                                                                                                     nicht an den Vernissagen dieser Grossevents dabei sein.
          30 Jahre Kunstvermittlung                                                 Aussenblick                                                      Es macht zwar Spass dort zu sein, man sieht viele
                                                                        22          Tränen und Perlen der 		                                         bekannte Gesichter und plaudert links und rechts. Doch
                                                                                                                                                     vor lauter Plauderei kommt die Kunst meist zu kurz. Ganz
          Agenda                                                                    Architektur                                                      extrem empfinde ich das jeweils an den Eröffnungen der
                                                                                                                                                     Biennale in Venedig. Ich freue mich zwar über die Begeg-
12        August 2017 bis Januar 2018                                                                                                                nungen mit den anwesenden Kunstschaffenden und
                                                                                                                                                     ­Kolleginnen und Kollegen, aber die langen Schlangen vor
                                                                                    Programm                                                          den Länderpavillons mindern das Vergnügen erheblich,
          Sammlung                                                      23          August 2017 bis Juli 2018                                         ganz zu schweigen von den überfüllten Restaurants und

16        Eine geheime VerSammlung

                                                                                                                                                     With a smile, the lake
                                                                                                                                                     invites you to bathe …
                                                                                                                                                                                                                       Foto: Pascale Amez

                                                                                                                                                     The one who doesn’t bloom now needs to hurry up! In this          city only in late summer. Informed in advance by the many
                                                                                                                                                     way one could poetise Rainer Maria Rilke’s poem further           art criticisms and the tips from my colleagues, I will be
                                                                                                                                                     according to the season. We slip back into light summer           strolling through the pavilions, looking at everything in
                                                                                                                                                     dresses and sandals. The crystal-clear waters of Lake             peace and enjoying the empty Giardini (gardens) which
                                                                                                                                                     Thun invite you to bathe and the green mountain slopes            then become what they should be: an oasis of art, a little
                                                                                                                                                     prod you to hike. We are in a good mood and look forward          off the beaten track of the tourist inferno that is Venice.
                                                                                                                                                     to an evening with barbecue in the garden or a beer in            This time I will not miss the many hidden and smaller side
Impressum                                    Bildnachweis / Credits                               Kunstmuseum Thun                                   the cosy beer garden.                                             shows. The detours through the city are worthwhile and
                                                                                                  Thunerhof, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun             I gladly get infected by summer ease. However, the            new discoveries can be made everywhere.
Direktorin: Helen Hirsch                     Cover: Aus Ausstellung Bilder erzählen.­             T +41 (0)33 225 84 20, F +41 (0)33 225 89 06       summer of 2017 is virtually overloaded with big art events.          I also wish you many exciting discoveries. Enjoy quiet
Redaktion: Geraldine Wullschleger            Literarische Begegnungen mit der Sammlung            kunstmuseum@thun.ch
Konzept: Helen Hirsch, Anja Seiler,          des Kunstmuseum Thun (2017): Max Matter,             Di – So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 19 Uhr / Tue – Sun    The documenta 14 in Athens and Kassel, the 57th Venice            and precious art moments, and also make your way to the
Sara Smidt, Geraldine Wullschleger           Schnelle Landschaft, 2003 / 05, Kunstmuseum          10 a.m. – 5 p.m., Wed 10 a.m. – 7 p.m.             Biennale, the Art Basel, or Skulptur Projekte 2017 in             Kunstmuseum and Thun-Panorama. It is worthwhile not
Texte: Helen Hirsch, Gabi Moshammer,         Thun, Schenkung des Künstlers                        Montags geschlossen / Closed on Mondays            ­Münster! It is not easy (and also somewhat hopeless) to          only because of the lake that smiles!
Marc Munter, Johannes Saurer, Anja Seiler,   Backcover: Aus Ausstellung Jeppe Hein. THIS          Eintrittspreise / Admission: CHF 10.– / 8.–
Sara Smidt, Geraldine Wullschleger           WAY (Kunstmuseum Wolfsburg 15.11.2015 –                                                                  schedule all openings in the calendar. This means I will not
Lektorat: Gecko lingua, Helen Hirsch,        13.3.2016): Light Pavilion, Foto: Marek Kruszewski   Thun-Panorama                                       participate in the openings of these great events this           Helen Hirsch
Anja Seiler, Sara Smidt, Geraldine                                                                Schadaupark, 3602 Thun                              year. It is fun to be there, you can see many well-known         Director Kunstmuseum Thun
Wullschleger                                 Mit grosszügiger Unterstützung von /                 T +41 (0)33 223 24 62, F +41 (0)33 221 18 74
Übersetzung: Gecko lingua                    With the generous support of:                        panorama@thun.ch                                    faces and chat left and right. But due to all the talking, art
Gestaltung: B&R, Bern                                                                             Di – So 11 – 17 Uhr / Tue – Sun 11 a.m. – 5 p.m.    usually misses out. I find this very extreme at the openings
Druck: Stämpfli AG                                                                                Montags geschlossen / Closed on Mondays             of the Venice Biennale. I am delighted to be able to meet
                                                                                                  Eintrittspreise / Admission: CHF 9.– / 8.–
                                                                                                                                                      the artists and colleagues who are present, but the long
 © 2017 Kunstmuseum Thun                                                                          Ausführliche Informationen auf unserer              queues in front of the country pavilions considerably
 © 2017 Texte/Texts: AutorInnen / Authors                                                         ­Webseite: / Detailed information on our            reduce the pleasure, not to mention the crowded restau-
 © 2017 Abbildungen/Illustrations:                                                                 ­website: www.kunstmuseumthun.ch
 ­Kunstmuseum Thun, FotografInnen /          Förderverein                                                                                            rants and events. I therefore plan to see more and be
­Photographers                               Kunstmuseum Thun                                     Finde uns auf Facebook! / Find us on Facebook!     seen less this year and look forward to visit the lagoon

2                                                                                                                                                    3
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Ausstellungen / Exhibitions

Auf Kurs sein                                                                                                                   Aus dem
                                                              Marktgasse 17
                                                                                                                                Museumsalltag
                                                              3600 Thun
                                                              Telefon 033 221 44 61
                                                              www.vhs-thun.ch

                                                                                                                                                                                              Foto: David Oesch

                                                                                                                                Die Kunsthistorikerin Gabriele Moshammer ist seit über
                                                                                                                                20 Jahren als leidenschaftliche Kunst- und Kulturvermittlerin
                                                                                                                                in verschiedenen Museen tätig und führt seit 2015 auch im
                                                                                                                                Thun-Panorama die Besucherinnen und Besucher an die
                                                                                                                                Entstehungsgeschichte des Rundbildes heran. Das Bild zum
                                                                                                                                Leben erwecken ist ihr dabei ein besonderes Anliegen.

                                                                                                                                                                         In den letzten beiden Jahren habe ich so manche Gruppe
                                                                                                                                                                         mit dem Panoramabild der Stadt Thun von 1814 in die

                                                                           uldry.ch
                                                                                      Werbetechnik | Digitalprint | Siebdruck
                                                                                                                                                                         ­Vergangenheit mitgenommen. Schon beim Aufstieg der
                                                                                                                                                                          Wendeltreppe taucht man mit jedem Stufentritt nach oben
                                                                                                                                                                          zurück in eine Zeit ein, in der Thun noch ein beschauliches
                                                                                                                                                                          Städtchen war, am Eingang zum Berner Oberland. Als
                                                                                                                                                                          ­Kulturvermittlerin möchte ich für die Besucherinnen und
                                                                                                                                                                           Besucher die Geschichte des Städtchens zum Leben
                                                                                                                                                                           erwecken – mit Geschichten, Anekdoten, aber auch mit
                                                                                                                                                                           den Augen. Klar hat uns der Maler des Rundbildes,
                                                                                                                                                                           ­Marquard Wocher, ein Stadtbild präsentiert, dass es in
                                                                                                                                                                            dieser Form sicher nie gegeben hat. Wer läuft denn schon
                                                                                                                                                                            bei der Arbeit in der Sonntagstracht herum? Aber all die
                                                                                                                                                                            vielen Details – Gebäude, die heute noch das Stadtbild
                                                                                                                                                                            prägen und solche, die schon lange verschwunden sind,
                                                                                                                                                                            das Leben und Treiben auf den Strassen, hinter den
INNENDEKORATION WERBEBANNER WANDGESTALTUNG WALLPAPER PLANUNG                                                                                                                ­Fas­saden und Fenstern – machen dieses Bild so lebendig
KLEBER POS ROLL UP DISPLAY DESIGN PLAKATE HANDWERK BILDER AUFZIEHEN                                                                                                          und sind auch für mich jedes Mal wieder faszinierend.
BESCHRIFTEN FAHRZEUGE KONZEPT SIGNALETIK AUSSENWERBUNG GLASDEKOR                                                                                                             Wird es mir gelingen, die Touristen mit den Geschichten
SERVICE LAMINIEREN UNIKATE KLEBEFOLIEN LAYOUT DIGITALPRINT MONTAGE                                                                                                           zu packen? Ein Lächeln oder Schmunzeln ins Gesicht zu
                                                                                                                                                                             zaubern? Oder ein zustimmendes Nicken zu erhalten, weil
WERBETAFELN KREATIVITÄT FINE ART PRINT GESTALTUNG SCHAUFENSTERBE-                                                                                                            bestehendes Wissen bestätigt oder ergänzt wurde?
SCHRIFTUNG ÖKOLOGISCH MAGNETFOLIEN WERBEMITTEL BODENKLEBER BERA-                                                                                                             Jeder «Rund»gang ist eine neue Herausforderung – eine,
TUNG FIRMENSCHILDER TECHNIK SCHNEIDPLOTTEN IDEE SELBSTKLEBESCHRIFTEN                                                                                                         die mir viel Spass bereitet.

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                                                                                                                                Foto: Beny Hofer

                                                                                                                                5                         Ausstellungen / Exhibitions
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Neue Blicke mit dem Audioguide                                            “... Delicate minds should stop listening,” by means of
                                                                          the new audioguide visitors hear about the world’s oldest
im Thun-Panorama                                                          preserved cyclorama. Here is an extract on the Pulver-
                                                                          turm (Powder Tower) from one of the 16 stories (delicate
11.3. – 26.11.2017                                                        minds just turn over):
                                                                               “... In the course of time the building also had to assume
                                                                          some other functions and thus different names – Bad­
                                                                          stubenturm (Bathhouse Tower) or Schmittenturm (Smiths
                                                                          Tower). Once it was also called Folterturm (Torture Tower).
Thun-Panorama                                                             The method was horrible. Again look at the lake and the
                                                                          homeland from the lookout of the tower. Then they were
«… zarte Gemüter sollten nicht weiterhören», so verneh-                   thrown into the depths through a trapdoor, and cut into
men es die Besucherinnen und Besucher im neuen Audio-                     pieces by sharp knives. The flesh and blood were swept
guide zu Wochers Rundbild. Hier ein Ausschnitt zum                        away by the Aare. Today the tower has disappeared from
­Pulverturm aus einer der 16 Geschichten (zarte Gemüter                   the cityscape – the demolition took place due to danger of
 blättern einfach um):                                                    collapse in 1896. The debris served to widen the Aare
     «… Im Laufe der Zeit hatte das Bauwerk noch einige                   banks.”
 andere Funktionen und damit wechselnde Namen – Bad-                           The use of the audioguide is included in the entry fee
 stubenturm oder Schmittenturm. Einst wurde er auch                       and is very easy. English and French versions are available
 ­Folterturm genannt. Die Methode war grauenhaft – zarte                  for guests from abroad.
  Gemüter sollten nicht weiterhören. Man erzählt sich, dass
  die zum Tode Verurteilten beim Ausguck im Turm noch-
  mals den See und die Heimat betrachten konnten. Dann
  seien sie durch einen Fallboden in die Tiefe gestürzt und
  unten von scharfen Messern zerschnitten worden. Das
  Fleisch und Blut habe die Aare weggeschwemmt. Heute
  ist der Turm aus dem Stadtbild verschwunden – der
  Ab­riss wegen Einsturzgefahr erfolgte 1896. Der Schutt
  diente zur Verbreiterung des Aareufers.»
     Der Audioguide ist im Eintrittspreis inbegriffen und
  sehr einfach zu bedienen. Für fremdsprachige Gäste gibt
  es auch eine englische und französische Version.                                                                                          Ausstellungsansicht, Grüne Oase im Wandel. Der Thuner Schadaupark, Foto: David Oesch

                                                                                                                                            Grüne Oase im Wandel.                                                  The Thun Schadaupark is an oasis for lingering, strolling,
                                                                                                                                                                                                                   picnicking or for a snowball fight in winter. The exhibition in
                                                                                                                                            Der Thuner Schadaupark                                                 the extension building of the Thun-Panorama takes up
                                                                                                                                                                                                                   the eventful history of this unique place with its castle, park
                                                                                                                                            11.3. – 26.11.2017                                                     and former nursery and tells in three short chapters, among
                                                                                                                                                                                                                   other things, of strange sounds in the English park, an
                                                                                                                                                                                                                   estate with a power position and tennis fever in the Schadau.
                                                                                                                                                                                                                   In addition to the focus on the historical change of the
                                                                                                                                                                                                                   Schadau, seven selected personalities cast a glance at the
                                                                                                                                                                                                                   present. Moreover, artist Eva-Fiore Kovacovsky deals with
                                                                                                                                                                                                                   a botanical peculiarity in the park, the sequoia planted in
                                                                                                                                            Thun-Panorama                                                          1865. Also, school classes from Thun are working with the
                                                                                                                                                                                                                   park in different ways. Traces of their projects, such as
                                                                                                                                             Es ist eine Oase zum Verweilen, Flanieren, Picknicken                 giant insects, will be temporarily visible in the exhibition.
                                                                                                                                             oder im Winter für eine Schneeballschlacht: Der Thuner
                                                                                                                                             Schadau­park. Die Ausstellung im Erweiterungsbau des
                                                                                                                                             Thun-Panoramas nimmt sich der bewegten Geschichte
                                                                                                                                             dieses einzigartigen Ortes mit Schloss, Park und ehe­
                                                                                                                                             maliger Gärtnerei an und erzählt in drei kurzen Kapiteln
                                                                                                                                             unter anderem von fremden Klängen im englischen Park,
                                                                                                                                             einem Landgut mit Machtstellung und dem Tennisfieber
                                                                                                                                             in der Schadau. Neben dem Fokus auf den historischen
                                                                                                                                             Wandel der Schadau werfen sieben ausgewählte Persön-
                                                                                                                                             lichkeiten einen Blick in die Gegenwart. In Ergänzung
                                                                                                                                             beschäftigt sich die Berner Künstlerin Eva-Fiore K
                                                                                                                                                                                              ­ ovacovsky
                                                                                                                                             mit einer botanischen Besonderheit im Park, dem 1865
                                                                                                                                             gepflanzten Mammutbaum. Zudem arbeiten Thuner Schul-
                                                                                                                                             kassen anhand unterschiedlicher Herangehensweisen
                                                                                                                                             mit dem Park. Spuren ihrer Projekte, wie beispielsweise
                                                                                                                                            ­Rieseninsekten, werden in der Ausstellung tem­porär
Pulverturm, Detail aus dem Rundbild von Marquard Wocher, Foto: Christian Helmle                                                             ­sichtbar sein.

6                                                      Ausstellungen / Exhibitions                                                          7                                                    Ausstellungen / Exhibitions
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Bilder erzählen.                                                      Colourful cow, black-and-white dream, fast landscape:
                                                                     The autumn exhibition takes you through the collection
Literarische Begegnungen                                             of the Kunstmuseum Thun in five stories. The three
                                                                     ­well-known Swiss authors Tim Krohn, Esther Pauchard,
mit der Sammlung                                                      Christoph Simon and a youthful duo, have designed narra-
                                                                      tive tours through the exhibition with a selection of art
des ­Kunstmuseum Thun                                                 works from the museum collection. Works, among others
2.9. – 19.11.2017                                                     by Bendicht Friedli, Julia Steiner, Christian Helmle and
                                                                      Max Matter, move the stories forward with funny, tragic,
                                                                      sensuous or surprising twists. Every visitor can experi-
                                                                      ence the individual stories in their own way via the audio-
                                                                      guide or by reading texts, thus rediscovering parts of the
                                                                      Thun museum collection. Children will experience art
Kunstmuseum Thun                                                      creatively and fascinatingly with a story trail, illustrated by
                                                                      a Thun school class and at participating stations that can
Bunte Kuh, schwarz-weisser Traum, schnelle Landschaft:                be found throughout the museum.
Die Herbstausstellung führt in fünf Geschichten durch die
Sammlung des Kunstmuseum Thun. Die drei bekannten                    Vernissage / Opening
Schweizer Autoren Tim Krohn, Esther Pauchard, Christoph              1.9.2017, 18.30 Uhr / 6.30 p.m.
Simon und ein Jugend-Duo schaffen mit einer Auswahl
von Kunstwerken aus der Museumssammlung erzählerische
Rundgänge durch die Ausstellung. Werke, u.a. von Bendicht
Friedli, Julia Steiner, Christian Helmle oder Max Matter,
treiben die Geschichten mit lustigen, tragischen, sinnlichen
oder überraschenden Wendungen voran. Jede Besuche-
rin, jeder Besucher kann die einzelnen Geschichten auf
eigene Weise per Audioguide oder mit Lesetexten erleben
und so Teile der Thuner Museumssammlung von neuem                    Zur Ausstellung erscheinen eine Publikation mit den
entdecken. Kinder erleben Kunst kreativ und spannend mit             Geschichten der Autoren und der Jugendlichen sowie ein
einem Geschichtenpfad, illustriert von einer Thuner                  kleines Ausstellungsheft für Kinder.
                                                                     A publication in German with the stories of the authors
Schulklasse und an Mitmachstationen, die sich durch die              and by the youngsters, as well as a small exhibition booklet
Museumsräume ziehen.                                                 for children will be published.                                    Ausstellungsansicht, Cantonale Berne Jura, 2016, Foto: David Aebi

                                                                                                                                        Cantonale Berne Jura                                                   The Cantonale Berne Jura was launched seven years ago
                                                                                                                                                                                                               and is dedicated to inter-cantonal cooperation. Spread
                                                                                                                                        9.12.2017 – 4.2.2018                                                   over different institutions, it offers to the artists an impor-
                                                                                                                                                                                                               tant and broad platform and presents to the public the
                                                                                                                                                                                                               diversity of art in Bern and Jura. Since 2014, the Kunstmu-
                                                                                                                                                                                                               seum Thun puts further emphasis on the Thun art scene
                                                                                                                                                                                                               and the in-house collection by offering selected artists
                                                                                                                                                                                                               from the region the opportunity of a platform in the frame-
                                                                                                                                                                                                               work of the Christmas exhibition. The exhibition in Thun
                                                                                                                                                                                                               is curated thematically.
                                                                                                                                                                                                                  In cooperation with Kunsthaus Interlaken, Kunsthalle
                                                                                                                                                                                                               and Stadtgalerie Bern, Kunsthaus Langenthal, Centre­
                                                                                                                                                                                                               PasquArt Biel, Jurassic Museum of Arts Moutier, La Nef
                                                                                                                                        Kunstmuseum Thun                                                       Le Noirmont, Les Halles Porrentruy

                                                                                                                                        Die Cantonale Berne Jura wurde vor sieben Jahren lanciert
                                                                                                                                        und steht im Zeichen interkantonaler Zusammenarbeit.                      Vernissage / Opening:
                                                                                                                                        Verteilt auf verschiedene Institutionen bietet sie den Künst-             9.12.2017, 11 Uhr / 11 a.m.
                                                                                                                                        lerinnen und Künstlern eine wichtige und breite Platt-
                                                                                                                                        form und präsentiert dem Publikum die Vielfalt des berni-
                                                                                                                                        schen und jurassischen Kunstschaffens. Seit 2014 setzt
                                                                                                                                        das Kunstmuseum Thun einen weiteren Schwerpunkt auf
                                                                                                                                        die Thuner Kunstszene und die hauseigene Sammlung,
                                                                                                                                        indem ausgewählten Kunstschaffenden aus der Region
                                                                                                                                        die Möglichkeit einer Plattform im Rahmen der Weihnachts-
                                                                                                                                        ausstellung geboten wird. Die Ausstellung in Thun wird
                                                                                                                                        thematisch kuratiert.
                                                                                                                                           In Kooperation mit: Kunsthaus Interlaken, Kunsthalle
                                                                                                                                        und Stadtgalerie Bern, Kunsthaus Langenthal, Centre­
                                                                                                                                        PasquArt Biel, Musée jurassien des Arts Moutier, La Nef
Bendicht Friedli, Bunte Kuh, 1990, Kunstmuseum Thun                                                                                     Le Noirmont, Les Halles Porrentruy.

8                                                     Ausstellungen / Exhibitions                                                       9                                                       Ausstellungen / Exhibitions
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Fokus

Von Sinn und Sinnen
30 Jahre Kunstvermittlung

Die Kunstvermittlung unseres Museums feiert im Oktober 2017
ihr 30-jähriges Jubiläum mit einer grossen Tagung in Kooperation
mit dem Fachverband mediamus. 2005 hat das Kunstmuseum
Thun eine feste Stelle für Kunstvermittlung eingerichtet. Doch
bereits davor gab es hier eine lange Tradition der Museumspäda-
gogik. Innerhalb der Schweiz gehört es damit zu den Pionieren
eines neuen Berufsfeldes.

«Lehret sie luege»                                            tung eines Bildes von Samuel Buri praktische Erfahrungen
                                                              folgen zu lassen. Ein eigener Vermittlungsraum existierte
Das war die Aufforderung des Malers und Kunstpädago-          damals noch nicht. Es gab Angebote für Kinder und ab
gen Gottfried Tritten (1923–2015) an seine Studentinnen und   1992 auch für Erwachsene, die immer auf zwei Teilen
Studenten am Lehrerseminar Thun. 1980 wurde am                beruhten: Betrachtung von ein bis zwei Kunstwerken und
Kunstmuseum Bern der museumspädagogische Dienst               anschliessend praktische Vertiefung einer Technik oder
eingerichtet, nachdem Tritten mit der Projektgruppe           eines Themas. Künzi erinnert sich, wie ihr damals gedankt
«Kunstbetrachtung im Unterricht» dafür die Vorarbeit          wurde: «Ich werde jetzt Schriftenmaler. Ihr seid schuld.»
geleistet hatte. Diese gut vernetzte Projektgruppe wirkte     Oder Jahre später hörte sie von einem ehemaligen Schüler:
weiter. Auch die Thuner Zeichenlehrerin und Malerin           «Ihr habt mir so viel mitgegeben.» Die ersten beiden Jahr-
Marianne Baumann war Teil davon und initiierte in Thun        zehnte der Kunstvermittlung waren von wenig Struktur
ein museumspädagogisches Angebot. Sie war damals              und starkem Engagement Einzelner geprägt, welche oft
Mitglied der Kommission für bildende Kunst (KobiK), die in    ehrenamtlich tätig waren. Ab 1983 wurden im Budget des
einem Arbeitspapier vom 25.6.1981 Arbeitsziele für einen      Kunstmuseums Mittel für die Museumspädagogik bereit-
museumspädagogischen Dienst festhielt: «Zielsetzungen         gestellt. Die Rechnung nennt Ausgaben über CHF 3109.40,
sind: lernen, sich zurechtzufinden und sich im Museum         das sind 1,11 % des damaligen Gesamtbudgets. In den
wohl­zufühlen sowie das Schauen lernen. Ein Weg dazu ist      1990er Jahren agierten neue Kräfte, die jeweils durch per-
die Kunstbetrachtung. Die Auseinander­setzung mit der         sönliche Kontakte zur museumspädagogischen Aktivität
Kunst soll zur Selbstverwirklichung führen, zu eigener        eingeladen wurden. Auf die Frage, ob sie sich als Aussen-
Krea­tivität.» 1982 setzte der damalige Direktor Georg        stehende überhaupt mit dem Museum identifiziert haben,
Dolezal somit eine Gruppe ein, die diese Ziele umsetzen       antworten einige Pioniere im Gespräch wie aus einem
sollte: ­Marianne Baumann, Gisèle Gilgien, ­Regula Hadorn,    Munde: «Oh ja, sehr! Der damalige Direktor Georg Dolezal
­Margret K ­ ünzi, Jürg Hofer, Heinz Luginbühl, Hans          war sehr grosszügig. Wir hatten Narrenfreiheit. Es war
 ­Portenier. Es waren Lehrkräfte und Kunstschaffende. Sie     grossartig. Allerdings hat er auch immer wieder verges-
  entwickelten Dokumentationen und Kunstspaziergänge          sen, uns über Ausstellungen zu informieren.» Dolezal selber
  für Lehrkräfte.                                             äussert sich heute so: «Der museumspädagogische
     Später wurde das Angebot erweitert und die Kunstver-     Dienst arbeitete getrennt von der Direktion. Ich habe es
mittlerinnen arbeiteten direkt mit dem Publikum.              gewünscht und nicht nur zugelassen. Es hat mir so ­gefallen,
     In einem Gespräch im April 2017 erinnert sich Margret    das haben sie gut gemacht. Eine gute Sache in Eigen­
Künzi, wie sie bei einer Sammlungsausstellung zu Spray­       regie!» Die damaligen Kunstvermittlerinnen bearbeiteten
dosen und Leintüchern gegriffen hat, um der Kunstbetrach-     die ganze Palette an Möglichkeiten «nach eigenem

10                                                       Fokus                                                               11   Halbjahresbericht 17/1
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Agenda                                         9.9.			    10.00 – 18.00 → Gymnasium Thun, Areal Seefeld   28.10.		    16.00 / 17.00, 20.00 / 22.00 → Kunst­museum Thun   9.12.		      13.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun

                                                          Generationenfestival                                        Thuner Kulturnacht                                              Open Ateliers in Thun
August 2017 bis                                                                                                       Kinderprogramm mit Stefanie Würz

Januar 2018
                                               13.9.			   18.15 → Kunstmuseum Thun                                    (16.00 und 17.00)                                  11.12.			    19.00 → Kunstmuseum Thun

                                                          Öffentliche Führung                                         Lesung mit Esther Pauchard (20.00 und 22.00)
                                                                                                                                                                                      Café drunter & drüber
                                                                                                          29.10.		    15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun
                                               15.9.		    19.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                                                                      Mitmischen                                         14.12.		     17.30 → Kunstmuseum Thun

                                                          Veranstaltung von und                                                                                                       Einführung für Lehrkräfte
                                                          für Jugendliche                                 30.10.		    9.00 → Kunstmuseum Thun

AUGUST                                                                                                                Tagung Von Sinn und                                17.12.			    15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun

                                               17.9.		    15.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                                                                      Sinnen. Ausstellungen als                                       Mitmischen
13.8. 			   15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun              Rundgang für Familien                                       Vermittlungsformat
            Mitmischen
                                               18.9.			   19.00 → Kunstmuseum Thun                                    In Kooperation mit mediamus                        JANUAR
20.8.			11.15 → Thun-Panorama                             Café drunter & drüber                                                                                          10.1.			     18.15 – 19.15 → Kunstmuseum Thun

            Kunst im Park – Werk­                                                                         NOVEMBER                                                                    Öffentliche Führung
                                               27.9.			15.45 → Thun-Panorama
            gespräch mit dem Berner
                                                          Öffentliche Führung                                                                                            17.1.		      11.15 → Kunstmuseum Thun
            Künstler Walter Kretz                                                                         5.11.		     11.15 → Kunstmuseum Thun

                                                                                                                      Führung mit Gebärden­                                           Öffentliche Führung mit
25.8.		     18.00 → Thun-Panorama
                                                                                                                      dolmetscherin                                                   Gebärdendolmetscherin
                                               OKTOBER
            Abschlussfest zu
                                               12.10.			10.00 → Kunstmuseum Thun                                                                                         28.1.			     15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun
            «Schulen erobern den                                                                          5.11.			    15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun
                                                          Rundgang in Leichter                                        Mitmischen                                                      Mitmischen
            Schadaupark»
                                                          Sprache
27.8.		     15.00 und 16.30 → Thun-Panorama                                                               12.11.			11.15 → Thun-Panorama

            Schauplatz Schadau –
                                               15.10.		   15.00 → Kunstmuseum Thun
                                                                                                                      Öffentliche Führung
                                                          Rundgang für Familien
            ein theatralischer
                                                                                                          12.11.			   15.00 – 17.00 → Kunstmuseum Thun
            Rundgang                           18.10.		   18.15 → Kunstmuseum Thun
                                                                                                                      Mitmischen
                                                          Werkgespräch mit Julia
SEPTEMBER                                                 Steiner                                         15.11.		    18.15 → Kunstmuseum Thun

                                                                                                                      Lesung mit Christoph
1.9.			     18.30 → Kunstmuseum Thun           22.10.		11.15 → Thun-Panorama
                                                                                                                      Simon
            Vernissage                                    Öffentliche Führung
            Bilder ­erzählen
     		     Kindervernissage ab 18.45 Uhr.
                                               25.10.		18.15 → Kunstmuseum Thun                           DEZEMBER
     			    Für Kinder ab 5 Jahren.                       Öffentliche Führung                             9.12.			    11.00 → Kunstmuseum Thun                                 Veranstaltung für Kinder

                                                                                                                      Vernissage Cantonale
                                                                                                                                                                               Veranstaltung für Gehörlose und Hörbehinderte
3.9.		      11.15 → Kunstmuseum Thun                                                                                                                                        		 Tipp / Speziell
                                               26.10.		18.30 – 20.30 → Kunstmuseum Thun
            Lesung mit Tim Krohn
                                                                                                                                                                           		 Veranstaltung für Lehrer

                                                          Kreatives Schreiben mit                                     Berne Jura 2017                                    An jedem ersten Samstag im Monat kann die Ausstellung im Kunst­
                                                                                                                                                                         museum und im Thun-Panorama gratis besucht werden.
6.9.		      17.30 → Kunstmuseum Thun                      Esther Pauchard                                      		 Kindervernissage ab 11.15 Uhr.
                                                                                                               			 Für Kinder ab 5 Jahren.                               Die öffentliche Führung (mit Gebärdendolmetscherin) erläutert unter-

            Einführung für Lehrkräfte
                                                                                                                                                                         schiedliche Punkte in der Ausstellung, zeigt Hintergründe und Verlin­
                                                          Weitere Daten: 2.11., 9.11. und 16.11.                                                                         kungen. Die Teilnahme ist ohne Anmeldung und kostenlos.
                                                          In Kooperation mit der VHS. Information und
                                                                                                                                                                         Ausführliche Informationen auf unserer Webseite:
                                                          Anmeldung: info@vhs-thun.ch                                                                                    www.kunstmuseumthun.ch / www.thun-panorama.ch

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Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
­Gutdünken»: Kunstbetrachtungen, Workshops, Atelier­              Standorten Thunerhof und Thun-Panorama in sehr breiter
                                                                                                          besuche, mit Schere und Kleber zusammengestellte                 Perspektive, die nur durch das Einholen von bedeutenden
                                                                                                          Dokumenta­tionen für Lehrkräfte, Lehrerfortbildungen,            Drittmitteln möglich ist: Die Angebote für Schulen und
                                                                                                          Schulprojekte. «Wir suchten gemeinsam die Auseinan-              Lehrkräfte ­bleiben selbstverständlich. Der Generationen-
                                                                                                          dersetzung mit Kunst, entdeckten persönliche Herausfor-         dialog wird in Kooperation mit «und» – das Generatio-
                                                                                                          derungen und haben selber anders geschaut. Eigentlich           nentandem ­kontinuierlich gepflegt. Das Kunstmuseum
                                                                                                          war das der Lohn.» Sicherlich steckten sie mit ihrer            entwickelt sich in langjähriger Partnerschaft mit Pro Infirmis
                                                                                                          Begeisterung ihr Publikum an. «Man hat etwas gestreut.          zu einem wichtigen Ort einer inklusiven Gesellschaft, in
                                                                                                          Da hat etwas ­aufgehen können.» Barbara Luginbühl-­             der Behinderungen nicht behindern. Interkulturelle Begeg-
                                                                                                          Sieber spricht von einer Tür, die Kunstvermittlerinnen auf-     nungen bereichern das Angebot.
                                                                                                          tun. «Vielleicht gehen die Kinder durch diese Tür, vielleicht       Auch das Wie der Kunstvermittlung konnte sich zeit­
                                                                                                          nicht. Aber sie haben die Möglichkeit.» Magdalena ­Kratzer      gemäss entwickeln. Seit 2008 beteiligen sich Menschen
                                                                                                          erzählte von der guten Vernetzung mit anderen Kulturver-        der Region regelmässig gestaltend an Projekten, so dass
                                                                                                          mittlerinnen (es waren und sind auch heute noch zum             ­kulturelle Teilhabe gross geschrieben wird. Durch Laien
                                                                                                          grössten Teil Frauen), die durch den Fachverband media-          entwickelte Ausstellungen aus Beständen der Sammlung
                                                                                                          mus organisiert wurde und wird. Wie es weiterging, ist           sind aus dem Programm nicht mehr wegzudenken.
                                                                                                          schnell erzählt: 1997 wurde Raum für ein eigenes Atelier
                                                                                                          geschaffen. Nachdem diese Forderung fast seit Beginn
                                                                                                          formuliert wurde. 2005, also 23 Jahre nach den ersten
                                                                                                          Schritten, wurde die erste Stelle über 30 % für eine Kunst-
                                                                                                          vermitt­lerin geschaffen. Diese erhielt Sara Smidt und
                                                                                                          ist 2011 auf 60% aufgestockt, 2017 mit einer zusätzlichen
                                                                                                          20%-Stelle ergänzt worden. Dazu kommt ein Team von
                                                                                                          freien ­Mitarbeiterinnen, die vielfältige Impulse geben,
                                                                                                          Gruppen empfangen sowie Projekte entwickeln und
                                                                                                          umsetzen. Ebenfalls seit 2011 zügelte das Atelier Kunstver-
                                                                                                          mittlung ins Nachbarhaus, um der AHV Spiez im Thuner-
                                                                                                          hof Platz zu machen. Die sogenannte «Kunstküche» ist ein
                                                                                                          grosszügiger heller Raum mit Aufenthaltsqualität und vie-
                                                                                                          len Möglich­keiten. Insbesondere konnten durch die ver-
                                                                                                                                                                          Gespräch mit (von links) Sara Smidt Bill, Gisèle Gilgien, Dorothea del
                                                                                                          besserte Infrastruktur vielfältige Kooperationen eingegan-      Carlo, Magdalena Kratzer, Barbara Luginbühl-Sieber und Margrit Künzi
                                                                                                          gen werden. Heute agiert die Kunstvermittlung an beiden         am 30.4.2017, Foto: Pascale Amez

                                                                                                          WAS SEIT DEN ANFÄNGEN                       VON SINN UND SINNEN.
                                                                                                         ­G EBLIEBEN IST                             ­AUSSTELLUNGEN ALS
                                                                                                                                                      VERMITTLUNGSFORMAT
                                                                                                         Im Vergleich mit anderen Kunstorten
                                                                                                         lassen sich Besonderheiten                  Eine Tagung am 30. Oktober 2017 in
                                                                                                         festhalten:                                 Kooperation mit mediamus

                                                                                                         – Die Pioniere der Kunstvermittlung         Früher war es normal: Zuerst wurde die
                                                                                                           am Kunstmuseum Thun machten               Ausstellung durch die Kuratoren
                                                                                                           nicht nur aus der Kunst eine Her­         ­entwickelt und aufgebaut, dann kam
                                                                                                           zens­angelegenheit, sondern auch           die Kunstvermittlung. Seit Jahren
                                                                                                           aus dem Miteinander. Anders als            ­praktiziert das Kunstmuseum Thun
                                                                                                           an anderen Kunstmuseen gab es               unterschiedlichste Ausstellungs­
                                                                                                           hier nie die einsame Etappe einer           formate, so dass sich im Entwicklungs-
                                                                                                           Einzelkämpferin. Immer schon              prozess die Bereiche «Kuratieren» und
                                                                                                           gehörte es dazu, Kunstvermittlung         «Kunstvermittlung» auf Augenhöhe
                                                                                                           aus unterschiedlichen Blickwin-           begegnen und gegenseitig bereichern.
                                                                                                           keln zu betreiben – ein Reichtum.         Dies ergibt andere Ausstellungspers-
                                                                                                         – Experimentieren gehörte von               pektiven, wie ab 2. September in der
                                                                                                           An­beginn dazu. Dabei geht es             Sammlungsausstellung Bilder erzählen.
                                                                                                           gleichermassen kreativ und res-           Literarische Begegnungen mit der
                                                                                                           pektvoll zu und her.                      Sammlung des Kunstmuseum Thun
                                                                                                         – Es gibt nur Angebote, die jeman-          sichtbar wird. Aber auch im internatio-
                                                                                                           dem am Herzen liegen. Flair und           nalen Kontext wird eine engere Zusam-
                                                                                                           Motivation wirken ansteckend und          menarbeit angestrebt. Im Jubi­läums­­
                                                                                                           menschlich.                               jahr lädt das Kunstmuseum Kolleginnen
                                                                                                                                                     und Kollegen aus Dänemark, Deutsch-
                                                                                                                                                     land, Österreich und der Schweiz zu
                                                                                                                                                     einer Fachtagung ein, um Praktiken,
                                                                                                                                                     Erfahrungen und Reflexionen anderer
                                                                                                                                                     kennenzulernen und zu teilen.

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Augustin Rebetez, Ohne Titel, 2013, Kunstmuseum Thun   Halbjahresbericht 17/1   www.kunstmuseumthun.ch   15                                                          Fokus
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Sammlung                                                            Da das Kunstmuseum Thun keine permanente Samm-
                                                                    lungspräsentation hat, verfügt es für seine beinahe 7000

Eine geheime VerSammlung
                                                                    Kunstwerke über mehrere Lagerorte. Neben einem klei-
                                                                    nen in den Museumsräumlichkeiten selbst ist der grösste
                                                                    Lagerplatz das Sammlungsdepot. Dieses befindet sich
                                                                    ausserhalb des Thuner Stadtzentrums an einem vertrauli-
                                                                    chen Ort. Ein grosser Lift führt zu den zwei Etagen des
                                                                    Kunstlagers: Hier gesellen sich auf über 280 m2 verteilt
                                                                    Malereien, Grafiken, Videos und Skulpturen aus unter-
                                                                    schiedlichen Epochen zueinander. Alles in friedlicher
                                                                    Nachbarschaft: So hängt am Gitter mit den Gemälden ein
                                                                    Werk von Alexander Egger direkt neben dem von Rein-
                                                                    hard Rühlin. Bei den Grafiken geht es noch vertrauter zu:
                                                                    Hier werden die Drucke jeweils kompakt in Kartonschach-
                                                                    teln auf Regalen gelagert – gut vor dem Licht geschützt.
                                                                    Die Skulpturen, Plastiken und Installationen haben je nach
                                                                    Grösse auch eigene Lagerboxen oder sind in Regalen
                                                                    untergebracht.
                                                                       Jedes Kunstwerk bekommt, wenn es in die Sammlung
                                                                    des Museums aufgenommen wird, einen fixen Platz im
                                                                    Sammlungsdepot. Diesen verlässt das Werk nur, wenn es
                                                                    für eine Ausstellung oder eine Ausleihe gebraucht wird.
                                                                    So gibt es im Depot immer wieder scheinbar freie Stellen,
                                                                    die aber trotzdem besetzt sind. Denn kehrt das Kunstwerk
                                                                    zurück, dann braucht es wieder seinen Platz.
                                                                       So ist es kein Wunder, dass es nun langsam eng wird.
                                                                    Deshalb hat sich die Direktion des Museums unter Helen
                                                                    Hirsch in diesem Jahr entschieden, die kommenden Jahre
                                                                    einen Schwerpunkt auf die Sammlungspflege zu setzen.
                                                                    Auftakt für die Öffentlichkeit ist dafür unter anderem die
                                                                    Sammlungsausstellung im Spätsommer 2018. Von diversen
                                                                    Recherche- und Nachforschungsarbeiten zur Sammlung

                                                                                                                                  bis hin zu einzelnen, notwendigen Restaurationsarbeiten
                                                                                                                                  führt bei diesem neuen Schwerpunkt der Weg am Samm-
                                                                                                                                 lungsdepot nicht vorbei. Denn der neue Fokus hat auch
                                                                                                                                 Auswirkungen auf diesen Ort: Mehr Platz und ein neues
                                                                                                                                 Lagerungskonzept soll her. So wird 2018/19 fleissig
                                                                                                                                 ge­plant und am Ende auch eine Erweiterung in der bereits
                                                                                                                                 bestehenden Immobile eingerichtet. Denn ein Samm-
                                                                                                                                 lungsdepot braucht spezifische Anforderungen, was das
                                                                                                                                 Licht, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit betrifft.
                                                                                                                                 Gleichzeitig soll jedes Kunstwerk immer sofort zugänglich
                                                                                                                                 sein, und zwar auch in Zukunft, wenn noch weitere Werke
                                                                                                                                 durch Ankauf, Schenkung oder Dauerleihgaben auf­
                                                                                                                                 genommen werden, welche den Sammlungsrichtlinien
                                                                                                                                 entsprechen.
Es ist ein Warten im Dunkeln – an einem geheimen Ort –, wo die                                                                       Eine weitere Idee befindet sich bereits im Anfangs­
                                                                                                                                 stadium. Immer wieder wird nach einer Besichtigung des
Kunstwerke des Kunstmuseum Thun ausharren müssen. Im grossen                                                                     Depots gefragt, was leider durch den aktuellen Aufbau
                                                                                                                                 des Lagers kaum möglich ist. Es ist nicht so ausgerichtet
Sammlungsdepot finden etwa 7000 Museumswerke ihr Zuhause.                                                                        wie im Basler Schaulager oder im Historischen Museum
Geordnet geht es dort zu und her, jedes Werk hat seinen eigenen,                                                                 Luzern, wo man einen Teil der Sammlung in einem begeh-
                                                                                                                                 baren Lager besuchen kann. Viele Werke sind im Thuner
fixen Platz. Dann und wann gibt es Lichtblicke: Wenn eine Muse-                                                                  Depot in Schachteln und Boxen verstaut und können bei
                                                                                                                                 einem Besuch nicht perfekt präsentiert werden. Durch
umstechnikerin oder ein -techniker den Auftrag bekommt, ein                                                                      den Standort und die begrenzten Möglichkeiten wird auch
                                                                                                                                 zukünftig kein Besuch möglich sein. Doch im Rahmen der
Sammlungswerk für eine Ausstellung vorzubereiten. Dann kommt                                                                     Sammlungspflege ist geplant, eine Art der Zugänglichkeit
auch Leben ins Depot. Doch in Zukunft soll sich nicht nur der Ort                                                                zu schaffen. Das Museum wird diesbezüglich auf eine
                                                                                                                                 ­virtuelle Lösung setzen, um mit einer Webpräsentation
ändern, sondern auch neue Möglichkeiten für die Sammlungsprä-                                                                     eine grosse Reichweite zu erwirken.

sentation geschaffen werden.                                        Ansichten des Sammlungsdepots, Fotos: Pascale Amez

16                           Sammlung                               17                                                    Sammlung
Programmheft August 2017 bis Januar 2018 - Kunstmuseum Thun
Kunstvermittlung                                                                                                                       Kunstvermittlung

Mitmischen:                                                                                                                            Ein Kinderrätsel zur
Kreative ­Werkstatt                                                                                                                    Ausstellung
für alle                                                                         Mitmischen Nr. 1, 2.4.2017, Foto: David Oesch
                                                                                                                                       Bilder erzählen

Auch Erwachsene schätzen es, kreativ sein zu können. Dies ist nun                                                                      Muuuh! So werden Kinder in der Ausstellung Bilder erzählen
auch bei uns im Kunstmuseum möglich: Das neue MITMISCHEN                                                                               empfangen. Eine tierische Geschichte führt sie durch die
richtet sich an alle Interessierten ab 15 Jahren. Zu jeder Ausstellung                                                                 Museums­räume. Ausgewählte Bilder regen an, von einer bunten
gibt es eine Reihe von Werkstattangeboten, die einzeln – oder                                                                          Kuh, schwarz-weissen Träumen und schnellen Landschaften
besser – nacheinander belegt werden können. Kunst- oder Gestal-                                                                        zu erzählen. An Mitmachstationen werden Kinder selber tätig
tungskenntnisse werden nicht vorausgesetzt, nur Neugier und                                                                            und zeichnen, kleben, bauen, riechen, tasten, spielen…
die Freude am sinnlichen Experimentieren. Das Angebot wird in                                                                          Dieses ­Rätsel kannst du in der Ausstellung lösen.
Partnerschaft mit Pro Infirmis und dem ProjekteNetzwerkThun,
interkulturelle Begegnungen durchgeführt.

                                                             Ausstel­lung zeigt Fotos zum Spannungsfeld, die in                        1. Dies ist die Hauptperson: Wie heisst die Kuh in der        4. Dass eine Kuh viel Gras und Heu frisst, ist ja klar.
                                                             ­MITMISCHEN entstehen oder die Sie persönlich einsen-                     Kinder­geschichte?                                            Aber wieviel Kilogramm frisst sie an einem Tag?
                                                             den können. Ausführliche Informationen zum Projekt im
                                                             enter-Raum finden Sie auch auf unserer Webseite.

                                                             In MITMISCHEN NR. 3 entstehen Comics, Bildergeschichten
                                                             oder andere gezeichnete Erzählungen. Lassen Sie sich
                                                             in der Ausstellung Bilder erzählen. Literarische Begegnun-                                                                              5. Eine Kuh sieht anders als wir Menschen. Welche
                                                             gen mit der Sammlung des Kunstmuseum Thun inspirieren,                                                                                  ­Farben erkennt die Kuh am besten?
Mitmischen Nr. 1, 2.4.2017, Foto: David Oesch                verbinden Sie Personen, Ereignisse oder Gefühlswelten
                                                             und erleben Sie Kunst auf besondere Weise.
Die erste Werkstatt fand bereits zur ersten Ausstellung in   MITMISCHEN NR. 4 wird zusammen mit einer Künstlerin
diesem Jahr statt: Den Einstieg gestaltete der Theater­      oder einem Künstler der Ausstellung Cantonale Berne
pädagoge André Roth mit Spiegelspielen. Die Ausstellung      Jura entwickelt.
MIRROR IMAGES – Spiegelbilder in Kunst und Medizin                                                                                                                                                   6. Einige Szenen spielen in der Stadt. Du kannst selber
inspirierte zu Experimenten mit dem Spiegel und dem eige­    MITMISCHEN NR. 3                                                                                                                        eine bauen. Schicke uns ein Foto davon.
nen Körper. An einem weiteren Termin bot die Kunst­          Sonntag, 29. Oktober, 15 – 17 Uhr                                         2. Im zweiten Raum tummeln sich Pferde, Krähen, Hunde,
vermittlerin und Gestalterin Rut Reinhard die Möglichkeit,   Sonntag, 5. November, 15 – 17 Uhr                                         Katzen, Mäuse und sogar ein Koalabär. Wer von ihnen ist
Sinniges auf Spiegeln einzugravieren.                        Sonntag, 12. November, 15 – 17 Uhr                                        der beste Freund der Kuh?                                     7. Es gibt einen dunklen Raum mit Nachtbildern.
                                                                                                                                                                                                     Darin findest du eine Box mit Gegenständen zum Tasten.
Bei MITMISCHEN NR. 2 zur Ausstellung Aller-Retour.           MITMISCHEN NR. 4                                                                                                                        W­elche? Nenne mindestens einen Gegenstand.
Schweizer Fotografie im Wechselspiel zwischen Fernweh        Sonntag, 17. Dezember, 15 – 17 Uhr
und Heimat geht es natürlich um das Fotografieren.           Sonntag, 28. Januar, 15 – 17 Uhr
Suzanne Müller und Chris Berner vom Fotohöck Thun
schärfen den Blick durch den Sucher. Sie greifen den Fokus    Anmeldung (begrenzte Plätze):                                             3. Unsere Kuh hat Gefühle. Was macht sie, wenn sie
der Ausstellung auf und gehen mit Ihnen auf Entdeckungs­      kunstmuseum@thun.ch, T +41 (0)33 225 84 20.                              ­traurig ist?
                                                              Kosten: CHF 24.– pro ­Termin, CHF 54.– beim Besuch der ganzen Reihe
reise nach eigenen Bildern, die Heimat oder Fernweh           Nr. 3, CHF 36.– beim Besuch der ganzen Reihe Nr. 4, CHF 7.– pro Termin                                                                 Du kannst die Fragen auch auf der Homepage beantworten. Schicke
­ver­mitteln. Vor dem Sommer wurden im Juni Heimatgefühle     für IV / AHV / ­Kulturlegi (Infos: www.kulturlegi.ch) sowie für                                                                        sie an kunstvermittlung@thun.ch. Aus den Einsendern mit den richtigen
 geweckt und der Blick schweifte in die Ferne. Nach          ­ProjekteNetzwerkThun (Gutschein).                                                                                                      Antworten wird eine Gewinnerin oder ein Gewinner gezogen.
                                                              Haben Sie spezielle Bedürfnisse? Brauchen Sie eine Gebärden­­-                                                                         Als Preis gibt es ein Kinderfest (2 h) im Kunstmuseum für maximal 12
 den Som­merferien geht es um das Heimkehren (Sonntag,        dol­metscherin? Geben Sie Ihre Bedürfnisse bei der Anmeldung an.                                                                       Kinder ab 6 Jahren inklusive Getränke und Kuchen.
 13. August, 15–17 Uhr). Der Projektraum enter in der         Die Kunstküche ist rollstuhlgängig.                                                                                                    Einsendeschluss: 19. November 2017.

18                                                 Kunstvermittlung                                                                    19                                                   Kunstvermittlung
Kunstvermittlung                                                                                                            Kommission für bildende Kunst

Schulen ­erobern                                                                                                             Die KobiK
den Schadaupark                                                                                                             ­empfiehlt

                                                                                                                                                                                         KobiK-Sitzung im Mai 2017, Foto: Kunstmuseum Thun

Die Saison im Thun-Panorama wird von der                                                                                    Als Fachgremium der städtischen Kunstförderung entscheidet die
Grünen Oase Schadaupark geprägt.                                                                                            Kommission für bildende Kunst (KobiK) nicht etwa eigenmächtig
­Schulen aus Thun wurden eingeladen, sich                                                                                   über die Geschicke der Kunst. Vielmehr berät sie sich gemeinsam
 mit dem Thema der Sonderausstellung                                                                                        mit der Leitung des Kunstmuseums und der Kulturabteilung über
 zu befassen und Spuren zu hinterlassen.                                            Fotos: François Gribi                   Beitragsgesuche, Kunst im öffentlichen Raum, Sammlungsankäufe
                                                                                                                            und Schenkungen, die dem Gemeinderat als Empfehlungen
                                                                                                                            weiter­gereicht werden. Marc Munter schreibt nachfolgend als
                                                                                                                            Mitglied über seine Sicht auf die KobiK.

                                                            lang beschäftigen sie sich mit Insekten aus allen Blick­        Fünfmal im Jahr beurteilen und besprechen wir in der         Andererseits erscheint es mir wichtig, die KobiK nicht als
                                                            winkeln, unter anderem vom Künstler Dan Reusser begleitet.      Kunstkommission der Stadt Thun neu eingereichte Gesuche      eingeschworenen Zirkel darzustellen, der in Eigenregie
                                                            Sie lauschen einem Dschungelmann, dichten, basteln              zur Unterstützung künstlerischer und kuratorischer Pro-      schaltet und waltet. Vielmehr gründet sie auf den Vorgaben
                                                            kleine Käfer und entwerfen riesengrosse Fantasieinsekten.       jekte, für Beiträge zu Werkproduktionen, Ausstellungen       des städtischen Kommissionsreglements und der KobiK-
                                                            Ob es beim Fest zum Projektabschluss auch Insekten              oder Publikationen mit Bezug zu Thun. Regelmässig werden     Verordnung. Gleich zu Beginn steht hier: «Die Kommission
                                                            zum Essen auf dem Buffet geben wird?                            auch Ankaufs- und Schenkungsanträge verhandelt: von          für bildende Kunst ist eine ständige Kommission ohne
                                                                Eltern, Freunde, Kollegen und alle anderen Interessierten   Dritten sowie von der Direktion des Kunstmuseums oder        Entscheidbefugnis». Geregelt ist auch die Zusammenset-
                                                            sind dazu am Freitag, 25. August, 18 Uhr herzlich eingeladen.   gemeinsam von allen Kommissionsmitgliedern auf ihrer         zung aus neun Mitgliedern mit mindestens drei Kunst-
                                                                Die Klasse der Oberstufenschule Progymatte von Sandro       alljährlichen Tour zum regionalen Kunstschaffen an der       schaffenden sowie der Direktion des Kunstmuseums und
                                                            Santschi entwickelt ein Projekt mit dem Musiker und             Cantonale Berne Jura. Nicht selten ergeben sich hier die     der Kulturabteilung und weiteren Fachpersonen. Die
                                                            ­Tontechniker Samuel Baur. Die Schülerinnen und Schüler         spannendsten Diskussionen.                                   KobiK hat in erster Linie eine «beratende» Funktion, wobei
                                                             erarbeiten eigene Statements zum Thema Schadaupark.                Einerseits könnte ich nun Bilanz ziehen über meine       sie sich an den «Beurteilungskriterien für Beiträge und
                                                             Sie führen Interviews mit Personen, die etwas über den Park    zweijährige Mitgliedschaft bei der KobiK und über grosse     Defizitgarantien an kulturelle Projekte» orientiert.
                                                             zu sagen haben (z.B. Baumkletterer…), sie gehen blind auf      und kleine Anträge, einfache und schwierige Beschlüsse          Kritisch gefragt: Macht eine Kommission aus lauter
                                                             die Suche nach Geräuschen wie Wind in den Bäumen               sinnieren. Oder ich könnte von den Besuchen bei Kunst-       Fachleuten überhaupt Sinn, wenn diese lediglich beraten
Foto: François Gribi                                         oder das Plätschern des Wassers am Ufer des Thuner-            schaffenden in Thun berichten, die uns zur direkten Ausei-   und empfehlen, aber nie entscheiden dürfen? Und wenn
                                                             sees. Die Jugendlichen begegnen ausserdem blinden Per-         nandersetzung herausfordern: einmal im vollbehängten,        ihr Handlungsspielraum durch Weisungen und Bestim-
                                                             sonen, die ihnen erzählen, wie sie die Welt wahrnehmen.        ein andermal im eher leergefegten Atelierraum, ganz auf      mungen eingegrenzt wird? Ja, gewiss. Die Frage ist zwar
Welche Farben hat der Schadaupark? Man könnte meinen,        Nach der Erforschung der Welt der Geräusche, werden            das Gespräch mit dem Künstler konzentriert.                  nicht unberechtigt, zumal bestimmte Entwicklungen durch
die Antwort sei eindeutig Grün. Doch Schülerinnen und        diese zu neuen Klangwelten verarbeitet. Eine Hörstation                                                                     die Vorgaben ausgebremst werden könnten. Gleichwohl
Schüler der 2. bis 4. Klasse verschiedener Primarschulen     in der Ausstellung Grüne Oase im Thun-Panorama bringt                                                                       möchte ich den demokratischen Prozess aus Beurteilung
schauten im Freifach Kunst im Pestalozzi-Schulhaus           diese Arbeit ab September an die Öffentlichkeit.                                                                            und Debatte, Empfehlung und Entscheidungsfindung,
genau hin. Begleitet von der Künstlerin Olivia Notaro und                                                                                                                                welcher die KobiK innerhalb der städtischen Kulturförde-
den beiden Lehrkräften Sarah Fuhrer und Brigitte Daeppen                                                                                                                                 rung ausmacht, unbedingt bejahen.
sammelten sie Farben und Formen. Aus ihrer Auseinan-
dersetzung mit dem Schadaupark entstand eine Kunst-
                                                                                                                                                                                         Marc Munter (*1972 in Bern) studierte nach dem Sekundarlehramt weiter
Schnitzeljagd, die am Freitag, 9. Juni durch den Park                                                                                                                                    Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Bern. Er arbeitet
führte.                                                                                                                                                                                  z.Z. an einem Dissertationsprojekt zur Sammlungsbewirtschaftung an
Die 2. Klasse von Beatrice Ammon und Lisa Schrepfer der                                                                                                                                  Kunstmuseen und war von 2010–2013 u.a. als wissenschaftlicher Mit-
                                                                                                                                                                                         arbeiter am Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen und am Aargauer
Primarschule Obermatt sorgt nach den Sommerferien für       Die Projekte werden durch das Programm Bildung und Kultur des   Atelierbesuch im Mai 2017, Foto: Kunst­                      Kunsthaus in Aarau angestellt und arbeitet seit 2017 in derselben
eine Insekteninvasion im Thun-Panorama. Zwei Wochen         Kantons Bern unterstützt.                                       museum Thun                                                  ­Funktion am Kunstmuseum Bern.

20                                                Kunstvermittlung                                                          21                                          Kommission für bildende Kunst
Aussenblick                                                                                                                                  Programm                                                      360° – EINE DAUERAUSSTELLUNG ZU MARQUARD
                                                                                                                                                                                                           WOCHERS PANORAMA
                                                                                                                                             August 2017 bis Juli 2018
Tränen und Perlen
                                                                                                                                                                                                           11. März – 25. November 2018, Thun-Panorama
                                                                                                                                                                                                           Die Ausstellung zeigt das Leben des Basler Kleinmeisters
                                                                                                                                                                                                           Marquard Wocher, der sich vor rund 200 Jahren alleine an

der ­Architektur
                                                                                                                                             BILDER ERZÄHLEN. LITERARISCHE BEGEGNUNGEN                     das Unternehmen heranwagte, das erste Rundbild der
                                                                                                                                             MIT DER SAMMLUNG DES KUNSTMUSEUM THUN                         Schweiz zu malen. Sie präsentiert die Arbeit am Panorama
                                                                                                                                             2. September – 19. November 2017, Kunstmuseum Thun            und zeigt auf, wie das Bild von Basel über Umwege 1961
                                                                                                                                             Alles beginnt mit einer Kuh: Die Sammlungsausstellung         schliesslich in den Thuner Schadaupark gelangte.
                                                                                                                                             erzählt Geschichten, geschrieben von Autorinnen und
                                                                                                                                             Autoren, Jugendlichen und Kindern. Unterschiedliche Blick-    → Saisoneröffnung: Sonntag, 11. März, ab 11 Uhr
                                                                                                                                             winkel führen so erzählerisch durch die Ausstellung: Ein
                                                                                                                                             jedes Werk trägt mit lustigen, tragischen und sinnlichen
                                                                                                                                             Wendungen zum Fortgang der Geschichte bei. Jede Besu-         BERGWÄRTS – WOCHERS GIPFELWELTEN GESTERN
                                                                                                                                             cherin, jeder Besucher kann die Geschichten der Aus­          UND HEUTE
                                                                                                                                             stellung auf eigene Weise erleben und so Teile der Muse-      11. März – 25. November 2018, Thun-Panorama
                                                                                                                                             umssammlung mit neuen Augen betrachten.                       Von 1809–1814 malte Marquard Wocher ein einzigartiges
                                                                                                                                                                                                           Rundbild. Im Vordergrund entfaltet sich das Thuner Stadt-
                                                                                                                                             → Vernissage: Freitag, 1. September, ab 18.30 Uhr             leben, während der Blick im Hintergrund bis zur impo­
                                                                                                                                                                                                           santen Berglandschaft mit Stockhorn, Niesen und Jung-
                                                                                           Johannes Saurer, Foto: Pascale Amez                                                                             frau reicht. Diese damals schwer zugängliche und
                                                                                                                                             CANTONALE BERNE JURA 2017                                     un­be­kannte Gipfelwelt hat zu Wochers Zeiten viel Anlass
                                                                                                                                             9. Dezember 2017 – 4. Februar 2018, Kunstmuseum Thun          zur Diskussion gegeben. Es herrschte Aufbruchsstim-
                                                                                                                                             Die Cantonale Berne Jura wurde vor sieben Jahren lanciert     mung, in der Erforschung der Gebiete ebenso wie im Touris-
                                                                                                                                             und steht im Zeichen interkantonaler Zusammenarbeit.          mus, der sich im 18. und 19. Jahrhundert erst entwickelte.
                                                                                                                                                                                                           Die Ausstellung im Thun-Panorama zeigt Eindrücke und
«Es ist einer meiner Lieblingsorte – ein Kraftort», schwärmt                                                                                 Verteilt auf verschiedene Institutionen bietet sie Künstle-
                                                                                                                                             rinnen und Künstlern eine wichtige und breite Plattform       Erinnerungen von historischen Persönlichkeiten, die
Johannes Saurer von der Schadau. Im Folgenden erzählt er vom                                                                                 und präsentiert dem Publikum die Vielfalt des bernischen      damals den abenteuerlichen Schritt in die Berge wagten.
                                                                                                                                                                                                           Wie sehen die Menschen im Berner Oberland ihre Berge
                                                                                                                                             und jurassischen Kunstschaffens.
Park, vom Schloss und vom Thun-Panorama aus seiner Sicht                                                                                                                                                   heute? Mit einem Vermittlungsprojekt gehen wir bergwärts
                                                                                                                                             → Vernissage: Samstag, 9. Dezember, ab 11 Uhr                 und entwickeln mit einigen von ihnen eine Ausstellung vor
als Architekt.                                                                                                                                                                                             Ort, die Werke der Sammlung des Kunstmuseum Thun
                                                                                                                                                                                                           einbezieht. Sie ist reichhaltig mit Bergen, Seen und Land-
                                                                                                                                                JEPPE HEIN. EINATMEN – INNEHALTEN – AUSATMEN               schaften bestückt.
                                                                                                                                             3. März – 29. Juli 2018, Kunstmuseum Thun
                                                                                                                                             Mit EINATMEN – INNEHALTEN – AUSATMEN zeigt das                → Vernissage: Sonntag, 11. März, ab 11 Uhr
Tränen der Architektur sind misslungene Bauwerke, die            Karl Keller, der es 1955 auf dem Pausenplatz des Dürrenast-                 Kunstmuseum Thun die erste institutionelle Ausstellung
nicht auf den Ort eingehen und uns zum Weinen bringen.           Schulhauses ausrollen und anschliessend fachgerecht res-                    des dänischen Künstlers Jeppe Hein in der Schweiz, die in
Perlen der Architektur sind einzigartige Bauwerke von            taurieren liess. Speziell für dieses 200-jährige Rundge-                    enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden ist.
höchster Qualität. In Thun gibt es beides, wobei Perlen die      mälde baute Keller 1960–61 die Rotunde im Park neben                        Zum Auftakt werden bereits vor Ausstellungsbeginn die
Ausnahme bilden. Das Thun-Panorama ist eine solche               dem Schloss Schadau.                                                        an ausgewählten Orten zwischen Bahnhof und Kunstmu­
Perle.                                                              Vor vier Jahren liess die Stadt Thun den Rundbau sanie-                  seum positionierten Bänke eine Verbindung zwischen
   Ich spaziere durch den Schadaupark. Beim kleinen              ren und den Eingangsbereich attraktiver gestalten. Für                      Aussen- und Innenraum schaffen. Heins Werke regen
Turm ganz vorne verweile ich einen Moment und geniesse           die Architekten war die Aufgabe äusserst schwierig. Galt                    alle Sinne an und sind eine Einladung zum Staunen, zur
die Ruhe und den atemberaubenden Ausblick auf den                es doch, einen Solitärbau von höchster architektonischer                    ­Entschleunigung und auch zum Schmunzeln. In der
See und die Bergwelt. Es ist einer meiner Lieblingsorte –        Qualität zu erweitern. Das Resultat erstaunt und überzeugt                   ­Ausstellung mit dem Themen­schwerpunkt Atmen lädt
ein Kraftort. Es erstaunt nicht, dass dies im frühen 19. Jahr-   auf der ganzen Linie. Die Architekten Graber & S ­ teiger                     er uns zur Partizipation ein, macht uns Betrachter zu
hundert der erste Ort für die vornehme Welt im Berner            aus Luzern gewannen den Architekturwettbewerb. Sie                            ­Akteuren und überrascht uns mit Unerwartetem.
Oberland war. 1846–1852 liess sich hier Alfred de Rouge-         haben die inhaltlichen, architektonischen und landschaft-
mont seinen Sommersitz, das Schloss Schadau bauen                lichen Aspekte des Vorgefundenen aufgenommen, neu                           → Vernissage: Freitag, 2. März, ab 18.30 Uhr
und setzte mit dem auffallenden Schloss neue Massstäbe           interpretiert und atmosphärisch zu einem neuen Ganzen
für das internationale adlige Milieu. Zu den Schlossan­          verdichtet, ohne dass die Lesbarkeit der unterschiedlichen
lagen liess er auch den Landwirtschaftsbetrieb und die Gärt-     Teile verwässert wird. Mit dem Anbau erhält der intro­ver­
nerei erbauen. Sie bilden zusammen mit der Kirche                tierte Rundbau ein offen und einladend wirkendes Gegen-
Scherzligen ein Ensemble von hoher räumlicher und archi-         stück, das den Park mit einbezieht.
tektonischer Qualität, das bis heute fast unversehrt blieb.         Fazit: Architekturwettbewerbe lohnen sich immer,
   Mich schaudert bei dem Gedanken, dass die Stadt               auch für kleine und kleinste Aufgaben. Und, Thun braucht
Thun das Schloss Schadau im Jahr 1954 abreissen wollte.          dringend einen Stadtbaumeister!
Sie war fest der Meinung, es sei ein abscheulicher, orts-
fremder Bau. Zum Glück hatten wir Karl Keller. Als frischer
Stadtbaumeister von Thun setzte er sich mit aller Kraft
für den Erhalt des Schlosses ein und konnte den Abbruch          Johannes Saurer ist Architekt und führt seit 2000 ein eigenes Architek-
                                                                 turbüro in Thun. Er ist Mitglied des BSA (Bund Schweizer Architekten).
knapp verhindern.                                                Als Präsident des Architektur I Forum I Thun setzt er sich für die Förde-
   Das 38 Meter lange und 7,5 Meter hohe Panorama­               rung der Baukultur und die Verbesserung der Lebensqualität ein. Der
gemälde von Marquard Wocher wurde 1920 zusammen-                 Dialog über Baukultur unter Fachleuten und mit der Öffentlichkeit steht
                                                                 dabei im Zentrum der Aktivitäten. Als Architekt interessiert sich Saurer
gerollt in einem Turnhallenboden wiederentdeckt und              unter anderem für die Bereitstellung von gutem und günstigem Wohn-                                                                        Mehr Informationen zum Programm finden Sie auf ­unserer Webseite:
kam danach ins Stadtbauamt. Es war Stadtbaumeister               raum für alle.                                                                                                                            www.kunstmuseumthun.ch / www.thun-panorama.ch

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Die nächste Ausgabe erscheint im Januar 2018.
The next issue will be published in January 2018.

www.kunstmuseumthun.ch
www.thun-panorama.ch
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