DIE DEUTSCHE DOGGE DER APOLL UNTER DEN HUNDERASSEN - Schweizer Hunde Magazin
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DIE DEUTSCHE DOGGE DER APOLL UNTER DEN HUNDERASSEN Wir stellen Ihnen diese edlen, sanften Riesen vor. Jedoch ist auch die Deutsche Dogge nicht von der Überzüchtung verschont geblie- ben, aber Schweizer Züchter sind auf einem guten Weg und ihre «Sanierungszucht» zeigt positive Resultate.
RASSEPORTRÄT Geschichte sionierten Flatterlefzen und geröteten Bindehäuten. Nicht korrekt schliessende Augenlider beeinträchti- Es gibt wohl kaum eine Hunderasse, um deren Ent- gen das Sichtfeld enorm und die Hunde sehen wirklich Auch grosse Hunde stehung sich so viele und vor allem so uralte Mythen nur eingeschränkt. Zudem sind Augen mit schlecht lieben es, mit ihren Besitzern zu spielen ranken wie um die Deutsche Dogge, denn bereits auf schliessenden Lidern zu wenig gegen Staubpartikel und im Mittelpunkt alten ägyptischen Grabmalereien wie auch auf grie- geschützt, was diese Hunde oft an einer chronischen der Aufmerksamkeit chischen und römischen Darstellungen sind grosse, Bindehautentzündung leiden lässt. > zu sein. doggenartige Hunde zu erkennen. Aber sind sie die Ahnen der heutigen Deutschen Dogge? Die gesicherte Geschichte der Doggen beginnt An- fang des 16. Jahrhunderts, als reiche Deutsche gross gewachsene, hochläufige englische Hunde (Kreuzun- gen aus damaligen Mastiffs und irischen Wolfshun- den) einführten. Danach beginnt eine spannende Ge- schichte über die verschiedenen Verwendungszwecke der Doggen, sei es als Bodyguards der Adeligen, die auch im Schlafzimmer über ihre Familie wachten, bis hin zum Jagdhund, wo sie eingekleidet in Schutzpan- zer die gehetzten Bären, Hirsche und Wildschweine festhielten, bis die Beute von ihrem Herrn mit einem Messer getötet wurde. Im 19. Jahrhundert wurden dann vermehrt Schuss- waffen eingesetzt und die Doggen verloren ihren Job als «Beutehalter». Fortan wurden sie als Statussym- bol der Reichen gehalten und das Zuchtziel änderte sich in Richtung angenehmes, freundliches Wesen und Schönheit. STECKBRIEF DEUTSCHE DOGGE FCI-Standard Nr. 235, Gruppe 2: 2.1 Molossoide, doggenartige Hunde Erscheinungsbild damals und heute Ursprungsland Deutschland Frühere Namen Ulmer Dogge, Grosse Dogge, Englische Dogge, Dänische Der erste Rasseclub wurde sehr früh – bereits 1888 Dogge, Hatzrüde, Saupacker – in Berlin gegründet. Dort wurde auch die offizielle Widerristhöhe Rüden: 80 bis 90 cm, Hündinnen: 72 bis 84 cm Rassebezeichnung «Deutsche Dogge» festgelegt. In der Rassebeschreibung, dem Standard, beschreiben Gewicht Rüden: 70 bis 80 kg, Hündinnen: 50 bis 60 kg die Worte «Adel», «Harmonie», «Stolz» und «Kraft» Farben Gelb und Gestromt, Gefleckt und Schwarz, Blau und ein Bild von einem zwar sehr grossen, aber trotzdem Schwarz edlen, harmonisch gebauten Hund auf, der weder Pflegeaufwand Dank dem kurzen Fell sehr gering grobschlächtig noch zu elegant wirken soll. Wie die meisten Hunde zu jener Zeit waren die Doggen da- Haltung Eine Dogge braucht viel Platz und schätzt einen Garten. mals sportlich gebaut und etwas kleiner als die heu- Treppensteigen ist im Alter problematisch. tige Norm. Beschäftigung Die Dogge ist am liebsten mit ihrem Menschen zusammen und geht gerne spazieren. Doggen könnten beispielsweise Mit dem Einfluss der Hundeausstellungen auf den mit Nasenarbeit (Fährten) beschäftigt werden. Rassetyp wurden auch bei den Doggen immer mehr Anfälligkeiten Magendrehungen, dilatative Kardiomyopathie (DCM, eine die Übertreibungen prämiert. Die Hunde wurden zu- Herzmuskelerkrankung), Bindehautentzündung bei schlecht nehmend grösser und mächtiger, die Lefzen meistens schliessenden Augenlidern (Ursache: zu schwere Lefzen), schwerer, was sich leider negativ auf die Gesundheit Verletzungen der Rute, Anfälligkeit für diverse Krebsarten Foto: Petra Blaser der Augen auswirkt. Wenn nach den im Standard Lebenserwartung ca. 7 Jahre verlangten «gut anliegenden Augenlidern» gezüchtet würde, dann sähe man keine Doggen mit überdimen- Weitere Infos: www.deutscher-doggen-club.ch © Schweizer Hunde Magazin 7/17 17
Der Unterhalt einer Doggen-Kenner erzählen, dass das Erscheinungsbild je mittelgrossen Hunden, die mit einem Jahr ziemlich Dogge ist sehr viel nach Land variieren kann. Die Schweizer beispielsweise ausgewachsen sind, braucht eine Dogge gute zwei teurer als der eines lieben ihre Doggen eher sportlich, aber unsere französi- Jahre, bis sie gefestigt und voll belastbar ist. kleinen Hundes. schen Nachbarn sehen sie lieber sehr schwer gebaut mit Oben rechts grossen, massiven Köpfen und üppigem Lefzenbehang. Doggen sind sanfte, Beschäftigung für Giganten anhängliche Familien- mitglieder und mit Kindern besonders Gesundheit und eine niedrige Lebenserwartung Schon aufgrund der körperlichen Grösse fallen di- vorsichtig und liebevoll. verse Hundesportarten wie beispielsweise Agility Hier eine junge Tendenziell sterben grosse Hunde früher als klei- oder Discdogging weg. Eine Dogge ist jedoch durch- Grautiger-Hündin. nere. Die Lebenserwartung der Doggen ist leider mit aus in der Lage, bei einem guten Aufbau eine Begleit- durchschnittlich nur sieben Jahren besonders gering. hundeprüfung zu absolvieren, allerdings im etwas Magendrehungen, dilatative Kardiomyopathie (DCM, langsameren Tempo der grossen Hunderassen. Auch eine Herzmuskelerkrankung), Beschwerden im Bewe- Fährten oder «Fun-Trailing» (Personensuche) können gungsapparat und die Anfälligkeit für diverse Krebs- Doggen Spass machen. arten lassen die Doggen oft nicht sehr alt werden. Pro- blematisch scheint bei dieser Rasse der relativ kleine Die Dogge braucht kein Beschäftigungsprogramm wie Genpool in den einzelnen Farbvarietäten zu sein. Eine ein Hütehund. Es genügt ihr, bei den täglichen Akti- gute Möglichkeit, die genetische Fitness wieder zu er- vitäten der Familie dabei zu sein und regelmässig auf höhen, wäre es, die isoliert gezüchteten Farbschläge gemütliche Spaziergänge ausgeführt zu werden. Es sorgfältig miteinander zu verpaaren. gibt auch sehr temperamentvolle Doggen, die durch- aus mehr Beschäftigung einfordern, aber sie sind eher die Ausnahme. Und selten gibt es noch Doggen mit Anspruchsvolle Aufzucht Jagdtrieb. Die Aufzucht dieser riesigen Hunde ist sehr an- spruchsvoll. Damit die Junghunde nicht zu schnell X-Large sind auch die Unterhaltskosten wachsen, müssen sie besonders sorgfältig gefüttert werden. Wenn die Zusammensetzung des Futters Doggen-Besitzer erkennt man als Erstes am grossen nicht optimal ist, zeigen sich Wachstumsstörungen Auto. Auch zu Hause benötigen Doggen mehr Platz als im Skelett. Vor allem die Vorderbeine können sich im andere Hunde. Ideal ist ein Heim mit grossen Räumen Wachstum stark deformieren. und viel Platz für die «XL-Hundebetten» mit wenig Treppen und einem Garten. Die Dogge ist definitiv Auch mit der Bewegung und Belastung ist in den ers- kein Hund für eine kleine Altstadtwohnung im drit- ten zwei Jahren Vorsicht geboten. Im Gegensatz zu ten Stock ohne Lift. Dass die Dogge mehr Nahrung 18 © Schweizer Hunde Magazin 7/17
RASSEPORTRÄT braucht als ein Rehpinscher, ist klar. Was aber oft den schwarz gefleckten Doggen, wo die Grautiger erst nicht einkalkuliert wird, sind die Medikamente. Diese seit 2012 akzeptiert sind. Bis dahin galt die Farbe als werden meistens nach Körpergewicht berechnet und disqualifizierender Fehler. Grautiger sind Hunde mit allein schon die Wurmtabletten oder die Antizecken- einem Merle-Gen, das die schwarze Farbe unregel- mittel sind um ein Mehrfaches teurer für Molosser. mässig aufhellt. Den Grautigern fehlt das Harlekin- Gen, das die grauen Stellen in Weiss umwandelt – ein rein optisches Problem! Schade um die vielen fantas- Einmal Dogge, immer Dogge tischen Grautiger, mit denen nur wegen ihrer Farbe nicht gezüchtet werden durfte. In ihrer Antwort auf die Frage «Warum ausgerechnet eine Dogge?» sind sich die Doggen-Besitzer absolut Durch das konsequente Züchten nach Farben ent- einig: Es ist das Wesen, das einzigartige, wunderbare standen diese drei separaten «Unterrassen». Jede die- Wesen! Diese sanfte, freundliche Art, dieses liebevolle ser drei Populationen hat einen anderen Genpool, der Binden an ihre Familie, dieser problemlose, vorsich- jedoch durch das Verbot, die Farben zu kreuzen ver- tige Umgang mit Kindern bezaubern die Doggen-Be- gleichsweise klein geworden ist. Bei Rassen mit einem sitzer. Für fremde Personen interessieren sich Doggen kleinen Genpool sind die Tiere überdurchschnittlich eher weniger und zeigen sich oft reserviert. Doggen eng miteinander verwandt (Inzucht, Linienzucht) und sind insgesamt eher ruhige Hunde und neigen glück- oft weniger fit als Hunde von Rassen mit einem va- licherweise nicht zum Kläffen. riantenreichen Genpool. Gerade bei den Deutschen Doggen zeigt sich eine klare Inzuchtdepression, die Auch wenn die Dogge einen grossen Garten zu schät- einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die In- zen weiss, braucht diese soziale Hunderasse un- fektionsresistenz, die Fruchtbarkeit und das Auftreten bedingt Familienanschluss. Die Doggenliebhaber von Erbkrankheiten hat. schätzen an ihren Hunden auch die innerartliche Souveränität. Sogar die Rüden sind meistens unprob- lematisch und suchen selten die Auseinandersetzung «Sanierungszucht» – Schweizer als Vorreiter mit gleichgeschlechtlichen Hunden. Das ist auch gut so, denn eine 80-Kilo-Dogge mit einer Leinenaggres- Um den Problemen der Inzuchtdepression entgegen- sion wäre für die meisten Besitzer ein echtes Problem! zuwirken, passte der Schweizerische Club für Deut- sche Doggen (SCDD) bereits vor ein paar Jahren das Trotz allen Schwierigkeiten, die mit diesen Riesen- Zuchtreglement an: Neu dürfen schwarze Doggen in hunden auftauchen können, bleiben die Doggen-Fans ihrer geliebten Rasse meistens treu, auch wenn dies bedeutet, öfter Abschied von einem geliebten Tier nehmen zu müssen als dies Besitzer kleinerer, langle- bigerer Hunderassen tun müssen. Getrennte Farbschläge – enger Genpool Die Deutsche Dogge gibt es in drei farblich getrennten «Unterrassen»: - Gelb und Gestromt - Schwarz und Schwarz gefleckt - Blau und Schwarz Seit rund 100 Jahren werden die Deutschen Doggen in diesen separaten Farbschlägen gezüchtet. Bei der Reinfarbenzucht hat die Farbe immer eine (zu) hohe Priorität. Keine gute Idee, wenn man die durch- schnittliche Lebenserwartung der Doggen betrachtet. Die Farben der Deut- Am dramatischsten war es bis vor einigen Jahren bei schen Dogge. © Schweizer Hunde Magazin 7/17 19
Rechts allen drei Farbschlägen eingesetzt werden. Bis an- Fragen an Michael René Neugel, Ausstellungsrichter, ehe- Rechts eine Dogge maliger Präsident des Doggen-Clubs Schweiz, langjähri- hin waren diese gezielten Farbverpaarungen nur in mit normalen Lefzen den USA und in den skandinavischen Ländern zu- ger Züchter und Vorreiter der Sanierungszucht. und sehr gut schlies- senden Augenlidern. gelassen. Der SCDD folgte damit einer Empfehlung Links ein anschau- von namhaften Kynologen wie Dr. Hans Räber und Seit wann züchten Sie Doggen? liches Beispiel, wie Seit 1966 halte ich diese Rasse und seit 1970 züchte ich sie. Populationsgenetikern. Mit der Einkreuzung dieser die schweren, über- Bis anhin fielen 78 Würfe und nun in der 15. Generation. typisierten Lefzen «Unterrassen» erhoffen sich die Züchter eine grössere die Augenlider nach genetische Vielfalt, welche die individuelle Fitness, Was fasziniert Sie an dieser Rasse? unten ziehen und die die Grösse der Würfe und die Lebensdauer (Vitalität) Die edle Erscheinung und das angenehme ruhige und Augen anfällig für verbessern soll (Heterosiseffekt). sensible Wesen. Bindehautentzün- dungen machen. Welche Veränderung im Körperbau haben Sie in den letz- In der Schweiz sind bereits zehn Würfe im Projekt ten Jahren erlebt? «Sanierungszucht» (gezielte Farbkreuzungen) gefal- Die Doggen wurden oft zu schwer gezüchtet (zu schwere len. Mittlerweile gibt es bereits die vierte Generation Köpfe, zu viel hängende Haut) mit wenig Adel und ohne der Farbverpaarung. Petra Blaser, Ausstellungsrichte- Eleganz. In letzter Zeit scheint sich eine Trendwende zu- rin und langjährige Züchterin, ist begeistert von ihren rück zum eleganteren Typus abzuzeichnen. Sanierungszucht-Welpen. Wenn sie von den Welpen aus diesen Würfen spricht, dann leuchten ihre Augen und mit viel Engagement erzählt sie, dass die Hunde aus diesen Würfen vital und stabil im Wesen sind und sie sehr viele positive Rückmeldungen der Besit- zer bekommt. Die Hunde haben trotz vieler Unken- rufe eine korrekte Farbe, bis auf einen, der eine leichte Stromung auf schwarzem Grund aufzeigt. Die Angst vor Farbkreuzungen liegt tief verwurzelt Welche gesundheitlichen Probleme kommen bei Doggen in den Köpfen von Züchtern und Funktionären, denn oft vor? sie fürchten sich vor sogenannten Fehlfarben. Mit Krebs, Magendrehungen und Herzprobleme. Es gibt den richtigen farbgenetischen Kenntnissen ist das aber auch viele relativ langlebige und gesunde Doggen. Risiko, fehlfarbene Welpen zu züchten eher klein, Welches ist das grösste Problem bei dieser Rasse? wie die Schweizer Sanierungswürfe zeigen. Wenn Die Langlebigkeit muss gefördert werden (Züchten mit einmal ein fehlfarbener Welpe das Licht der Welt er- «alten» Doggen). Leider haben grosse Hunde nun mal blickt, dann ist dies weder für den Hund noch für eine kürzere Lebenserwartung, aber ein Schnitt um acht seinen Besitzer ein Drama. Vielmehr ist es jedoch ein Jahre sollte möglich sein. Drama für die Besitzer, wenn die schönen, rein nach Farbe gezüchteten Hunde so früh krank werden und Aus welchem Grund wurden die Farben isoliert gezüchtet? sterben. Bei der Festlegung der Rasse und des Standards hat man sich dazumal auf fünf Farben geeinigt mit dem Ziel, diese möglichst rein, intensiv und schön zu züchten. Die Dr. Hans Räber, der bedeutendste Schweizer Kyno- fünf Farben sollten die Rasse optisch als etwas Besonde- loge, plädierte immer dafür, die Farbschläge zu kreu- res darstellen. Alle Abweichungen gelten und galten als zen. Kaum eine Rasse, so betonte er, habe die Chance Fehlfarbe. Heute würde man das wohl anders angehen. innerhalb des eigenen Rassestandards mit komplett verschiedenen Blutlinien (Farben) zu arbeiten. Mit der Wie stehen Sie zur Sanierungszucht? Sanierungszucht haben die Züchter eine Möglichkeit, Innerhalb der gleichen Rasse kann man durch Farb- wieder gesündere und langlebigere Doggen zu züch- kreuzungen (Sanierungszucht) den Genpool ohne Typ- ten. Schade, stellt sich das Ursprungsland Deutsch- verlust markant verbreitern, da die Farbschläge bis vor land (noch) gegen diese Farbverpaarungen bei den Kurzem getrennt gezüchtet wurden. Bei guten geneti- schen Kenntnissen ist auch die Gefahr von «Fehlfarben» Deutschen Doggen. Denn das Sprichwort «Ein guter schwindend klein. Hund hat keine Farbe» hat immer noch seine volle Gültigkeit. Was wünschen Sie den Doggen für die Zukunft? Längere Lebensdauer sowie den Erhalt des eleganten Text und Fotos: Eva Holderegger Walser und muskulösen Typus. 20 © Schweizer Hunde Magazin 7/17
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