Die Energiewende im Norden - Chancen und Risiken für die Metropolregion Hamburg als Produktionsstandort - HWWI
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Die Energiewende im Norden Chancen und Risiken für die Metropolregion Hamburg als Produktionsstandort Meine Bank heißt Haspa.
Inhaltsverzeichnis Impressum Herausgeber: Hamburger Sparkasse AG Unternehmenskommunikation Wikingerweg 1 20537 Hamburg www.haspa.de Bei Rückfragen: Marcus-Andree Schoene Telefon 040 35 79-36 26 marcus-andree.schoene@haspa.de Verfasser: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gemeinnützige GmbH (HWWI) Haftungsausschluss Tel.: +49 (0) 40 34 05 76-330 Email: braeuninger@hwwi.org Wir haben uns bemüht, alle in dieser Studie enthaltenen Angaben sorgfältig zu recherchieren und zu verarbeiten. Autoren: Prof. Dr. Michael Bräuninger, Leon Leschus, Dabei wurde zum Teil auf Informationen Dritter zurückge- Sebastian Schröer griffen. Einzelne Angaben können sich insbesondere durch Zeitablauf oder infolge von gesetzlichen Änderun- Gestaltung: www.mediengestaltung-doehren.de gen als nicht mehr zutreffend erweisen. Für die Richtig- keit, Vollständigkeit und Aktualität sämtlicher Angaben Erhebung: Hamburg, August 2011 kann daher keine Gewähr übernommen werden. 2
Einleitung Inhaltsverzeichnis Vorwort Seite 4 Der deutsche Energiebedarf im internationalen Kontext Seite 5 Die Energieversorgung in Deutschland Seite 9 Die Energieversorgung der hamburgischen Wirtschaft Seite 14 Fazit Seite 18 Literaturverzeichnis/Bildnachweise Seite 19 3
Vorwort Vorwort In Deutschland gibt es mittlerweile mehr Energieexperten als Fußballexperten, heißt es. Kaum ein anderes Thema ist mit so viel Emotionen besetzt und zugleich so komplex. Wenn Strom- und Benzinpreise steigen, hat jeder eine Meinung, und die deutsche Energiewende hat die Diskussion noch weiter angeheizt. Auch bei der mittelständischen Wirtschaft steht das Thema Energie wieder ganz oben auf der Agenda. Kostenentwicklung und Versor- gungssicherheit sind zum zentralen Faktor geworden. Das gilt vor allem für das verarbeitende Gewerbe mit seinem überdurchschnitt- lich hohen Bedarf. Nicht selten ist es hier der Energiepreis der über die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells entscheidet. Diese Entwicklung stellt auch unsere Firmenkundenberater vor große Herausforderungen. Sie müssen gemeinsam mit ihren Kun- den Entscheidungsgrundlagen schaffen und diese kontinuierlich überprüfen. Der Risikofaktor Energiepreis sollte aber nicht die Chancen überdecken, die sich aus der Energiewende ergeben. Die Hamburger Unternehmer haben dies schon längst erkannt. 80 Prozent von ihnen glauben, dass sich der Atomausstieg positiv auf die Konjunktur auswirken wird. Wir sprechen heute immer häufiger über Investitionen in Energie- effizienz oder dezentrale Versorgungskonzepte. Unsere Branchen- kompetenz-Center Industrie/Produktion und Energie/Umwelt rücken weiter zusammen. Höchste Zeit, auch unseren strategischen Partner, das HWWI, zu bitten, einen Blick in die Statistiken zu werfen, und die Chancen und Risiken der Energiewende genauer auszuleuchten. Diese Studie soll einen Beitrag zur konstruktiven Diskussion und Entscheidungsfindung leisten. Frank Brockmann Firmenkundenvorstand Hamburger Sparkasse AG 4
Der deutsche Energiebedarf im internationalen Kontext Der deutsche Energiebedarf im internationalen Kontext. Schwellen- und Entwicklungsländer treiben braucher abgelöst. Im Jahre 2000 war der Energieverbrauch in die Nachfrage China noch halb so groß wie in den USA. Die weitere Entwicklung des Weltenergieverbrauchs wird stark davon abhängen, mit wel- Der weltweite Energieverbrauch hat sich seit 1965 mit einer Zu- cher Intensität sich der Erholungsprozess der weltweiten Kon- nahme von über 218 % mehr als verdreifacht. Der Anstieg des junktur fortsetzt. Weltenergieverbrauchs verringerte sich jedoch im Zeitablauf von 3 % in den siebziger Jahren auf 1,2 % in den neunziger Jahren. Den größten Anteil am Energieverbrauch hat heute Erdöl. Im Lau- Ein Grund für diese Verlangsamung war die Reaktion auf die Ver- fe der sechziger Jahre hat Öl Kohle als wichtigsten Energieträger teuerung und Verknappung der Energieträger in Form von Ein- abgelöst. Mitte der siebziger Jahre erreichte Öl seinen höchsten sparungs- und Substitutionsbemühungen. Im ersten Jahrzehnt Anteilswert und trug knapp die Hälfte zum kommerziellen Welt- des neuen Jahrtausends erhöhte sich die Rate allerdings wieder energieverbrauch bei. Mittlerweile hat sich der Ölanteil auf etwa auf 2,4 %, weil in den Entwicklungsländern der Energieverbrauch 33,5 % vermindert, während der Kohleverbrauch, der noch zur deutlich zunahm. Die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 Jahrtausendwende unter ein Viertel gesunken war, heute mit fast führte erstmals seit der Ölkrise Anfang der 80er-Jahre zu einem 30 % wieder stark zugelegt hat. Während Erdgas seinen Anteil am rückläufigen Energieverbrauch. Jedoch stieg im Zuge der Kon- Energieverbrauch im Laufe der Zeit auf knapp ein Viertel bis 2010 junkturerholung 2010 die globale Energienachfrage um kräftige gesteigert hat, nahmen die Erneuerbaren Energien kräftig zu und 5,6 % an. Dies war der höchste prozentuale Anstieg seit 1973. erreichten einen Anteil von etwa 8 %. Damit haben sie sich seit Während der Konsum in den OECD-Ländern um 3,5 % anstieg, er- 1990 absolut gesehen um 81 % erhöht. Die Atomkraft trug im höhte sich die chinesische Energienachfrage 2010 um 11,2 %. Jahr 2010 6,5 % zum weltweiten Primärenergiemix bei. Damit hat China die USA als den größten weltweiten Energiever- Abbildung 1 Weltweiter Energiemix im Zeitverlauf Mtoe 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Öl Gas Kohle Kernenergie Übrige Quellen: BP (2011); HWWI. 5
Der deutsche Energiebedarf im internationalen Kontext Abbildung 2 Deutscher Anteil am weltweiten Primärenergieverbrauch Mtoe 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 2,77 % 1,85 % 1,42 % 0 2008 2020 2030 Welt* Deutschland** * New Policies Scenario ** Basisszenario 2010 A Quellen: BMU (2010); International Energy Agency (2010); HWWI. In den nächsten Jahren ist davon auszugehen, dass sich aufgrund Wettbewerb um sichere Energieversorgung eines fortschreitenden starken Wirtschaftswachstums in den verschärft sich weiter Schwellenländern und der ansteigenden Weltbevölkerung die En- Der Wettbewerb um die Energie wird auf den internationalen ergienachfrage deutlich erhöhen wird. So geht die Energy Infor- Märkten weiter zunehmen. Dabei wird die Versorgungssicherheit mation Administration (EIA, 2010) in ihrem Referenzszenario da- immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Dies kann nur über die von aus, dass bis zum Jahre 2030 der weltweite Energiebedarf um Diversifizierung des Energiebezugs gewährleistet werden. 40 % , bis 2035 sogar um 50 % ansteigen wird. Der deutsche An- Deutschland bezieht Rohöl aus den unterschiedlichsten Ländern. teil am weltweiten Energieverbrauch wird dagegen von zurzeit Den größten Anteil seines Öls importiert Deutschland aus Russ- etwa 2,8 % auf 1,4 % in 2030 sinken (vgl. Abbildung 2). Gründe land (34 %). Danach folgen die Importe in Höhe von insgesamt hierfür sind die zunehmende Energieeffizienz in Deutschland und 25,6 % aus den Ländern, die in der Nordsee Öl fördern: Großbri- der rasant ansteigende Energiebedarf in den Schwellenländern. tannien, Norwegen und Dänemark. Die restlichen Ölimporte ver- Die Internationale Energy Agency (IEA, 2010) schätzt, dass bis teilen sich auf mehrere Länder und liegen jeweils unter 10 %. Die 2035 der Anteil Chinas an der Energienachfrage von heute Diversifizierung der Importe ermöglichte es Deutschland ohne 17 % auf 22 % ansteigen wird. Auch in Indien wird in den näch- weiteres die seit Frühjahr 2011 ausgefallenen libyschen Ölimpor- sten beiden Jahrzehnten der Energiekonsum kräftig zunehmen. te zu ersetzen. Bei Gas ist die Zahl der Lieferländer geringer. Sie ist auf bisher fünf Länder begrenzt, wobei Russland mit Das Energieangebot wird es schwer haben mit der steigenden En- 37 % den größten Anteil an den Gasimporten hat (vgl. Tabelle 1). ergienachfrage in den nächsten Jahren Schritt zu halten. Die Höhe des Rohölangebots wird stark durch die angewandten För- dertechniken beeinflusst. Der technische Fortschritt führt zwar Bedeutung des Energieträgers Gas nimmt zu dazu, dass bereits genutzte Ölfelder besser und zuvor nicht ge- Zukünftig werden für Deutschland weitere Bezugsquellen von Gas nutzte zusätzliche Lagerstätten rentabel ausgebeutet werden hinzukommen. So ist davon auszugehen, dass die deutsche Bio- können. Auch steigende Energiepreise führen dazu, dass bei ge- gasproduktion weiter ausgedehnt wird. Biogas kann ohne größe- gebenem Stand des technischen Wissens weitere Lagerstätten re Probleme in das bestehende heimische Gasnetz eingespeist rentabel werden. Jedoch werden leichter zugängliche Ölfelder werden. Die Bundesregierung hat daher beschlossen, die Menge immer stärker ausgeschöpft. Die Suche nach neuen Ölquellen an Biogas im deutschen Gasnetz bis zum Jahr 2020 auf sechs Mil- verlagert sich damit zunehmend auf entlegenere Gebiete und er- liarden Kubikmeter zu erhöhen. Bis 2030 sollen die Menge an Bi- folgt unter schwierigeren Bedingungen wie größere Bohrtiefen. ogas auf zehn Milliarden Kubikmeter steigen – das entspricht Neben den Tiefseebohrungen wird der Abbau von Ölsanden, Öl- etwa 12 % des heutigen deutschen Gasverbrauchs in Deutsch- schiefern und Schwerstöl von nord- und südamerikanischen La- land (vgl. Bundesnetzagentur 2011). Neben Biogas könnte auch gerstätten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Schiefergas als unkonventionelle Quelle eine steigende Bedeu- tung auf dem deutschen Gasmarkt einnehmen. Im Schiefer ist Gas 6
Der deutsche Energiebedarf im internationalen Kontext Tabelle 1 Rohöl- und Gasimporte Deutschlands nach Herkunftsländern 20101 Lieferländer Öl Gas Mtoe % Mtoe % Aserbaidschan 3,7 4,0 – – Dänemark 2,0 2,1 0,9 1,2 Großbritannien 13,1 14,0 2,4 3,1 Iran 1,5 1,6 – – Kasachstan 8,1 8,7 – – Libyen 7,3 7,8 – – Niederlande – – 20,1 26,1 Nigeria 3,9 4,2 – – Norwegen 8,9 9,5 25,1 32,5 Russland 33,9 36,3 28,6 37,1 Syrien 2,7 2,9 – – Übrige Länder 8,2 8,8 – – Insgesamt 93,3 100,0 77 100,0 1 Vorläufig. 2 Einschließlich übrige EU-Staaten. Quellen: AG Energiebilanzen (2011); BP (2011); HWWI. in kleinsten Poren und Bruchstellen eingeschlossen. Zuvor lohnte Einen weiterhin sehr großen Anteil am deutschen Energiemix hat es sich nicht, diese Vorkommen zu erschließen. Doch mit dem Kohle. Während Gas einen Anteil von 22 % und Öl einen Anteil technischen Fortschritt ist dies nun möglich. So kann die USA ei- von 33 % hat, haben Braun- und Steinkohle einen Anteil von nen großen Teil ihres Gasverbrauchs mit Hilfe von Schiefergas de- 23 %. Danach folgen noch die Atomenergie mit 11 % und die cken. In Europa werden größere Vorkommen an Schiefergas in Erneuerbaren sowie sonstigen Energien mit 11 % (siehe Abbil- Polen und den Niederlanden vermutet, aber auch in Deutschland dung 3). Die Frage nach der Versorgungssicherheit steht bei dem werden größere Lagerstätten erforscht. Jedoch ist die Förderung Energierohstoff Kohle weniger im Vordergrund als dies bei Öl und von Schiefergas problematisch, da dafür giftige Chemikalien in Gas der Fall ist, weil sie weltweit noch vergleichsweise häufig und den Boden gepumpt werden müssen. auf verschiedenste Länder verteilt vorkommt. Steinkohle wird zu Neben einer zunehmenden Verwendung von Bio- und Schiefergas gilt es aber auch, die Bezugsquellen an fossilem Gas zu erweitern. Abbildung 3 Deutscher Energiemix 2010 Dies könnte durch den Aufbau von neuen Gasleitungen gesche- hen, wie der Nord-Stream-Pipeline durch die Ostsee oder einer Mineralöl Pipeline, die Gas aus Aserbaidschan, Turkmenistan sowie dem 11 % Nordirak nach Europa und Deutschland liefert. Dies erhöht den Steinkohle Wettbewerb genauso wie ein zunehmender Import von verflüs- 11 % 33 % Braunkohle sigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas), das beispielsweise aus den arabischen Ländern kommen könnte. Die Diversifizierung bei Erdgas 22 % der Gasbeschaffung wird also in Zukunft bei einer zunehmenden 12 % Kernenergie weltweiten Gasnachfrage zentral sein. Bis 2035 rechnet die IEA 11 % mit einem Anstieg der global nachgefragten Gasmenge von gut Erneuerbare und sonstige Energieträger 40 % im Vergleich zum Jahr 2008 auf 4,5 Trillion Kubikmeter. Da- mit ist Gas der Primärenergieträger, der innerhalb dieses Zeit- raums im weltweiten Energiemix absolut am stärksten ansteigt. Quellen: AG Energiebilanzen (2011); Berechnungen HWWI. 7
Der deutsche Energiebedarf im internationalen Kontext 72 % von Deutschland importiert, wohingegen Braunkohle als Anstieg der verwendeten Atomenergie aus. So soll der Anteil von einziger Energierohstoff vollständig aus dem eigenen Abbau 6 % im Jahre 2008 am Gesamtenergiemix auf knapp 8 % im Jahr stammt. 2030 ansteigen. Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, ist in Deutschland, aber Mit steigendem Aufwand zu den letzten Reserven auch weltweit das erklärte Ziel, die Erneuerbaren Energien wei- Der Welt wird in den nächsten Jahrzehnten noch genügend Kohle ter auszubauen. Dabei spielt zum einen der vermehrte Einsatz zur Verfügung stehen. Im Vergleich zu Öl oder Gas ist Kohle der von Biomasse, zum anderen der Ausbau von Wind- und Solare- Energieträger mit der längsten Reichweite, die definiert ist durch nergie eine wichtige Rolle. Der Wasserkraft, lange Zeit wich- das Verhältnis der wirtschaftlich erschließbaren Reserven zum tigste Regenerative Energie, wird hingegen kaum noch Ausbau- aktuellen weltweiten Verbrauch. Sofern keine neuen Reserven potenzial zugeschrieben. Zwar ist davon auszugehen, dass in hinzukommen und der Verbrauch auf dem derzeitigen Niveau absehbarer Zeit der Preis für Bioenergie durch den technischen bleibt, reichen die globalen wirtschaftlich förderbaren Kohlevor- Fortschritt weiter sinken und sie damit wettbewerbsfähiger ge- räte etwa 119 Jahre. Die Reichweiten für die Ölreserven und die genüber fossilen Energieträgern wird. Jedoch bleibt die Biomas- Gasvorräte liegen dagegen bei etwa 46 Jahre bzw. 63 Jahre. Tat- severfügbarkeit auf absehbare Zeit begrenzt. Der Einsatz von sächlich sind weder Reserven noch die Förderung konstante Grö- Biomasse für die Energieerzeugung sollte nicht in Konkurrenz ßen. Der Umfang der Reserven ändert sich mit der Entdeckung zur Nahrungsmittelproduktion stehen. In den nächsten Jahr- neuer Quellen. Steigende Energiepreise erhöhen dabei den An- zehnten wird die Weltbevölkerung stark wachsen und gleichzei- reiz, nach neuen Feldern zu suchen. tig der Wohlstand in bevölkerungsstarken Schwellenländern zu nehmen, so dass sich hier die Menschen vermehrt hochwertige Jedoch beginnt auch bei Kohle, trotz der großen Vorkommen, der Nahrungsmittel leisten können. internationale Wettbewerb zuzunehmen. Die weltweite Nachfrage nach Kohle wird aller Voraussicht nach weiter ansteigen. Gerade Bei einer Betrachtung der CO2-Bilanz schneidet Bioenergie nicht China wird seinen weiter wachsenden Energiebedarf mit Kohle nur positiv ab. Zwar wird bei der Verbrennung von Biokraftstoffen decken. China ist, obwohl größter Kohleproduzent, zum Nettoim- nur so viel CO2 ausgestoßen, wie zuvor von der Pflanze aus der porteur von Kohle geworden. Daraus bezieht es 70 % seines Ener- Luft aufgenommen wurde, doch für die CO2-Bilanz muss die ge- giebedarfs. Etwa 48 % der weltweiten Kohle hat China in 2010 ver- samt Prozesskette der Erstellung der Biokraftstoffe beachtet wer- braucht und damit zwei Drittel des weltweiten Nachfrageanstiegs den. Wurden für den Anbau der Pflanzen, die zur Herstellung des verantwortet. (vgl. BP 2011). Im Juli 2011 hat sich China den Zu- Biokraftstoffes verwendet werden, Urwälder abgeholzt, wirkt sich gang zu großen Kohlegebieten in der Mongolei gesichert (vgl. dies besonders negativ auf die CO2-Bilanz aus. Zudem wird bei Coalworld 2011). Wichtige weltweite Kohleexporteure sind Süd- Transport und Umwandlung der Biomasse viel Energie benötigt, afrika und Australien. deren Einsatz mit einem CO2-Ausstoß verbunden ist. Biokraft- stoffe der sogenannten zweiten Generation, die sich aus Pflan- zenresten sowie schnellwachsenden Gräsern und Hölzern herstel- Einsatz Erneuerbarer Energien len lassen, weisen eine gute CO2-Bilanz auf. Jedoch besteht in den stößt noch an Grenzen nächsten Jahren bei den Biokraftstoffen der zweiten Generation Jedoch entweichen bei der Verbrennung von Kohle zur Energie- noch weiterer Forschungs- und Entwicklungsbedarf, um sie in gewinnung weltweit große Mengen an CO2. Dies ist ein Problem großen Mengen technisch herstellen zu können. Solarenergie vor dem Hintergrund eines drohenden Klimawandels. Daher stellt und Windkraft sind zwar CO2-neutral, allerdings nicht grundlast- sich hier die Frage, wie sich der CO2-Ausstoß reduzieren lässt. fähig. Deshalb müssen Backup-Kraftwerke bereitstehen, um die Zum einen könnten die CO2-Emissionen verringert werden, indem Schwankungen der Erneuerbaren Energie zu kompensieren. Aus energieeffizientere Kohlekraftwerke weltweit zum Einsatz kämen. diesem Grund ist der Einsatz von Wind- und Solarenergie mit Zum anderen wäre eine Möglichkeit, vermehrt Erneuerbare Ener- hohen Kosten verbunden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die gien zu nutzen. Um hierbei voran zu kommen, ist sowohl der Aus- Frage, wie eine Vorreiterrolle Deutschlands beim Einsatz Erneuer- bau als auch weiterführende Forschung und Entwicklung neuer barer Energien auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Technologien erforderlich. Für eine Übergangszeit könnte auch Industrie wirkt. CO2 im Erdboden gespeichert werden. Anreize für niedrigere CO2-Emissionen könnte generell ein weltweiter Handel von CO2- Emissionsrechten setzen. Atomkraft könnte zwar auch helfen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, aber in Deutschland ist aufgrund der mit ihr verbundenen Risiken der Ausstieg beschlossen wor- den. Für die weltweite Nachfrage geht die IEA jedoch von einem 8
Die Energieversorgung in Deutschland Die Energieversorgung in Deutschland. Struktur und Entwicklung des abgenommen. Auch die Kernenergie war 2010 mit 22,5 % (nach Endenergieverbrauchs einem Anteil von 27,7 % im Jahr 1990) noch bedeutsam. Das stär- kste Wachstum verzeichneten die Erneuerbaren Energien, deren Der Endenergieverbrauch ist in Deutschland seit 1990 weitge- Anteil 1990 nur 3,6 % betragen hatte und bis 2010 auf 16,5 % hend stabil. Auch die Anteile der Sektoren haben sich seit 1990 gestiegen ist. kaum verschoben. Die Industrie trug im Jahr 2009 mit ca. 26,5 % zum Endenergieverbrauch bei. Positive Mengeneffekte bei regenerativen Hinsichtlich der Stromerzeugung kam es jedoch zu deutlichen Quellen erwartet Veränderungen: Einerseits stieg die gesamte Erzeugung und an- Im Rahmen der Klimaschutzziele hat die Bundesregierung Aus- derseits gab es spürbare Verschiebungen bei den Energieträgern. bauziele für die Erneuerbaren Energien beschlossen. Der Anteil Trotz der Wirtschaftskrise seit dem Jahr 2009 ist in 2010 im Ver- der Erneuerbaren Energien soll schnell steigen und insbesondere gleich zu 1990 13,6 % mehr Strom erzeugt worden. Mit 56,8 % im die fossilen Energieträger ersetzen. Obwohl aktuell kein umfang- Jahr 2010 haben die fossilen Energieträger noch immer einen we- reiches Szenario besteht, das den jüngsten Beschluss zum be- sentlichen Anteil. Allerdings hat die Bedeutung sowohl von Stein- schleunigten Ausstieg aus der Kernkraft berücksichtigt, dürfte kohle (von 26 % im Jahr 1990 zu 19 % im Jahr 2010) als auch sich an den bestehenden Konzepten zum Ausbau der Erneuer- Braunkohle (31 % zu 23 %) zu Gunsten von Erdgas (7 % zu 13 %) baren Energien nicht viel ändern. Abbildung 4 Struktur des Endenergieverbrauchs in Deutschland PJ 10000 9000 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Gewerbe, Handel, Dienstleistungen Haushalte Verkehr Industrie Quellen: AG Energiebilanzen (2011); HWWI. Abbildung 5 Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland TWh 700 600 500 400 300 200 100 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Erneuerbare Energien Kernenergie Übrige Brennstoffe Erdgas Mineralöl Braunkohle Steinkohle Quellen: AG Energiebilanzen (2011); HWWI. 9
Die Energieversorgung in Deutschland Abbildung 6 Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland: Referenzszenario TWh 650 600 550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 2008 2020 2030 2040 2050 Pumpspeicher Heizöl andere Brennstoffe Erdgas Braunkohle Steinkohle Kernenergie erneuerbare Energien Quellen: BMWi (2010); HWWI. Da die Erneuerbaren Energien noch nicht wettbewerbsfähig sind, der Endlichkeit der Ressourcen. Insofern ist mit sinkenden Kosten führt ihre Förderung einerseits zu höheren Belastungen der des Ausbaus der Erneuerbaren Energien zu rechnen. Stromkunden. Neben den direkten Subventionen zum Ausgleich der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit sind weitere Kosten nötig, Neben den ohnehin hohen Belastungen, die sich aus dem Ausbau da die Erneuerbaren Energien aufgrund ihrer speziellen Eigen- und der Integration der Erneuerbaren Energien ergeben, bedeu- schaften, insbesondere die volatile Einspeisung und die man- tet der jüngst beschlossene beschleunigte Ausstieg aus der gelnde Grundlastfähigkeit, in die bestehenden Energiesysteme Kernkraft eine zusätzliche enorme Herausforderung, solange der integriert werden müssen. Da aber die Wettbewerbsfähigkeit der Ausstieg mit verhältnismäßig geringen Abstrichen bei Wirtschaft- Erneuerbaren Energien ständig steigt, sinken anderseits die Kos- lichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit durch- ten der Förderung und damit die Belastungen der Stromkunden geführt werden soll. kontinuierlich. Gleichzeitig steigen die Kosten der etablierten Technologien, insbesondere der fossilen Energieträger, aufgrund Zwar erzeugt die Kernenergie derzeit nur ca. 22,5 % des Stromes, jedoch hat sie eine darüber hinaus hohe Bedeutung für die Ener- gieversorgung. Erstens sind die für die Preisfindung an den Ener- Abbildung 7 G rundlaststromversorgung giebörsen relevanten Kosten sehr gering, weshalb die Kernener- in Deutschland 2010 gie einen wesentlichen Beitrag für geringe Strompreise leistet. Zweitens erfolgt die Stromerzeugung weitgehend emissionsfrei, was die Klimaschutzziele der Bundesregierung unterstützt. Drit- 6% tens ist die Kernenergie grundlastfähig, was neben den geringen Produktionskosten zu einer großen Auslastung der Kapazitäten Braunkohle führt. Daher trägt die Kernenergie mit derzeit 46 % zur Grundlast- versorgung bei und ist somit ein wichtiger Pfeiler für die Versor- 48 % Kernenergie 46 % gungssicherheit. Laufwasser Versorgungssituation angespannt aber beherrschbar Da die Erneuerbaren Energien derzeit nicht in der Lage sind, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssten die Kernkraft- Quellen: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (2011); HWWI. werke einerseits durch vorhandene fossile Kraftwerke ersetzt 10
Die Energieversorgung in Deutschland werden, was die Treibhausgasemissionen und damit die Preise für Atomausstieg heißt nicht zwangsläufig Preisanstieg Emissionszertifikate steigen lässt. Andererseits wäre ein Ersatz durch Importe machbar, stößt allerdings an technische Grenzen, Seit der Liberalisierung der Energiemärkte sind die Preise für in- da die Übertragungsnetze nicht entsprechend ausgebaut sind. dustrielle Verbraucher leicht angestiegen. Im europäischen Ver- gleich verlief dieser Anstieg im Mittel jedoch unterproportional. Die im Rahmen des Atom-Moratoriums sofort und endgültig vom Während die deutschen Preise zur Jahrtausendwende noch über- Netz genommenen sieben alten Kernkraftwerke und das ohnehin durchschnittlich hoch waren in Europa, ist dieser Nachteil mittler- abgeschaltete KKW Krümmel haben insgesamt eine Kapazität weile ausgeglichen. Einer der Faktoren hierfür war der preisdämp- von 8421 Megawatt Leistung. Diese Reduktion der Erzeugungs- fende Effekt der Erneuerbaren Energien, die in Deutschland kapazität ist in der Geschichte der deutschen Stromversorgung überdurchschnittlich stark ausgebaut wurden. Weiterhin haben beispiellos, weshalb es schwierig ist, verlässliche Voraussagen zu sich die Kosten der deutschen Unternehmen durch massive Effi- den Folgen zu treffen. Die bisherigen Erkenntnisse zeigen eine zienzmaßnahmen gesenkt. Gleichzeitig muss festgehalten wer- angespannte, allerdings beherrschbare Situation (BNetzA 2011), den, dass ein internationaler Vergleich schwierig ist, da aus vielen was auch auf die hohe Qualität der bestehenden Energiesysteme Gründen die Streuung der Preise sehr hoch ist. Dafür sind neben hindeutet. Effekten von Einkaufsmacht insbesondere politische Maßnahmen verantwortlich. Emissionen werden zum Kostentreiber Die Preisbildung auf den Strommärkten ist äußerst komplex und Mit der Bepreisung von Treibhausgasmissionen wird das Markt- macht eine Prognose daher schwierig. Offensichtlich ist, dass versagen hinsichtlich der externen Kosten der Energieerzeugung kurzfristig sowohl der Ausbau der Erneuerbaren Energien als korrigiert. Wie oben bereits angeführt, erzeugen Kernkraftwerke auch der beschleunigte Ausstieg aus der Kernkraft Auswirkungen den Strom weitgehend emissionsfrei. Andererseits hat Kohle, ins- auf die Strompreise hat, da höhere Kosten entstehen, um die glei- besondere Braunkohle, einen hohen Kohlenstoffanteil. Mit stei- che Menge an Strom zu erzeugen. Dieser Mehraufwand geht je- genden Zertifikatpreisen verliert Kohle also seinen Wettbewerbs- doch nicht notwendigerweise mit dauerhaft höheren Stromprei- vorteil gegenüber Erdgas und auch den Erneuerbaren Energien sen einher. Da sich der Börsenpreis für Strom aus den Kosten für hinsichtlich der Erzeugungskosten. Gleichzeitig bedeutet der die letzte zusätzlich erstellte Stromeinheit bestimmt, ist er somit beschleunigte Kernkraftausstieg jedoch auch höhere Treibhaus- unabhängig von den Fixkosten bei der Stromerzeugung. Bei gasemissionen, denn die Kernkraftwerke würden im Wesent- Wind- und Solarenergie entstehen zwar hohe Fixkosten, jedoch lichen von fossilen Kraftwerken ersetzt. Da die maximale Menge kaum variable, weshalb sie die Strompreise dämpfen. Allerdings von Treibhausgasemissionen in der EU aufgrund der Einsparziele sind diese Erneuerbaren Energien nur rentabel, weil Teile der Fix- begrenzt sind, führt der vermehrte Einsatz fossiler Energieträger kosten durch die EEG-Umlage subventioniert werden. Diese Um- daher zu steigenden Zertifikatpreisen, die ihrerseits die Strom- lage ist jedoch nicht von den energieintensiven Industrien zu preise erhöhen werden. leisten. Abbildung 8 Strompreise für Industrie und Haushalte in Deutschland €/kWh 0.16 0.14 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Haushalte Industrie Quellen: Eurostat (2011); HWWI. 11
Die Energieversorgung in Deutschland Abbildung 9 Strompreise für industrielle Verbraucher in Europa Tschechische Republik Vereinigtes Königreich Belgien Polen Deutschland Niederlande Schweden Frankreich EU 0.00 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05 0.06 0.07 0.08 0.09 0.10 0.11 0.12 €/kWh 2010 2005 2000 Quellen: Eurostat (2011); HWWI. Es muss zwischen der kurzfristigen Preisentwicklung, die mit der werden. Verzögerungen hierbei bedeuten eine Gefährdung der sofortigen Abschaltung der sieben älteren Kernkraftwerke einher- Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Auch die langfristige Preis- geht und der längerfristigen Entwicklung, die sich auf die endgül- entwicklung ist sowohl vom Ausbau des Übertragungsnetzes in- tige Abschaltung aller Kernkraftwerke bis zum Jahr 2022 sowie nerhalb Deutschlands und in die anderen Staaten als auch von dem parallelen Aufbau der Erneuerbaren Energien bezieht, unter- der Integration der Erneuerbaren Energien in die bestehenden schieden werden. Als Reaktion auf die Verkündung des beschleu- Energiesysteme abhängig. Weiterhin sind Faktoren wie der Zubau nigten Kernkraftausstieges und die sofortige Stilllegung der sie- Erneuerbarer Energien sowie konventioneller Kapazitäten, die ben älteren Kernkraftwerke ist es an den Energiebörsen zu Entwicklung der Preise für Emissionszertifikate, die Energienach- deutlichen Preissteigerungen gekommen, die anschließend je- frage, die Energieeffizienz, politische Maßnahmen etc. bedeut- doch wieder zurück gingen. Ähnlich verhielt es sich mit den Emis- sam. Insgesamt sind die Wirkmechanismen so komplex, dass eine sionszertifikaten. Der Rückgang der Preise ist einerseits durch verlässliche Prognose, noch dazu über Zeiträume bis 2050 und den preisgetriebenen Import zu erklären, der einen Teil der weg- darüber hinaus, mit viel Unsicherheit behaftet ist. gefallenen preisgünstigen Kapazitäten ersetzten konnte, und an- dererseits durch die höhere Auslastung der bestehenden Kapazi- Die vorhandenen Studien zeigen daher auch eine erhebliche täten in Deutschland. Streuung in den Ergebnissen. Einige Untersuchungen gehen von drastischen Preissteigerungen bis 2050 aus. Dabei werden je- doch meist lineare Fortschreibungen verwendet, die sich häufig Vorsicht vor dramatischen Kostenprognosen ex post als wenig robust erweisen. Andere Studien zeigen für die Hinsichtlich der Versorgungssicherheit bezeichnet die Bundes- mittlere Frist nur geringe Preissteigerungen. Beispielsweise geht netzagentur die aktuelle Lage des Netzes als am Rande der Bela- Knopf et al. (2011) nur von zwischenzeitlichen und verhältnismä- stungsfähigkeit. Durch diverse Maßnahmen der Netzbetreiber ßig geringen Preissteigerungen bis 2020 aus. Untersuchungen, konnten Ausfälle jedoch verhindert werden (BNetzA 2011). Im die mit bestehenden Modellen die Auswirkungen des Moratori- kommenden Winter dürfte die Situation aufgrund der witterungs- ums analysiert haben, sehen ebenso nur geringe Anstiege in den bedingten Mehrnachfrage weiterhin angespannt bleiben. Damit Börsenpreisen. Kemfert und Traber (2011) kalkulieren für das ge- die Versorgung langfristig sichergestellt werden kann, muss der samte Jahr 2011 eine Börsenpreiserhöhung um 6 %, was eine Ausbau der Netze und der Speicherkapazitäten vorangetrieben Steigerung um 1,5 % für die Haushalte bedeutet. Für Industrie- 12
Die Energieversorgung in Deutschland kunden, die von der EEG-Umlage befreit sind, dürfte die Preisstei- jedem Fall eine höhere Kostenbelastung der Unternehmen, die gerung etwas höher ausfallen, da der preisdämpfende Effekt der letztlich zu einem Verlust an internationaler Wettbewerbsfähig- geringeren Umlage ausbleibt. Die Analyse von Kemfert und Tra- keit führt. Allenfalls im Fall von hohen Anpassungskosten kön- ber (2011) deckt sich bisher mit dem tatsächlichen Marktgesche- nen Betriebe, die eine Anpassung gleichmäßig vornehmen, Vor- hen. Betrachtet man diese moderaten Marktreaktionen auf das teile gegenüber denen haben, die zunächst gar nicht und dann kurzfristige Abschalten der sieben älteren Kernkraftwerke, kann auf sprunghafte Änderungen reagieren. mit einiger Vorsicht durchaus geschlussfolgert werden, dass die langfristige Entwicklung ähnlich moderat verlaufen wird. Chancen für Industriebetriebe als Energiedienstleister Energiewende birgt Wachstumspotenzial In der kurzen Frist können energieintensive Unternehmen mit und Wettbewerbsvorteile der Erbringung von Systemdienstleistungen im Stromnetz neue Abseits der potenziellen Kostensteigerungen ergeben sich aus Einnahmequellen erschließen. Bisher haben im Wesentlichen der Energiewende jedoch auch Wachstumspotenziale. In der lan- Kraftwerke ihre Dienstleistungen auf den Märkten für Regel- und gen Frist können die Produktivitätsgewinne allgemein und spezi- Ausgleichsenergie angeboten. Die Bundesregierung prüft der- ell die gesteigerte Energieeffizienz zu einer Verbesserung der zeit, inwiefern die Zugangsbedingungen reformiert werden kön- Wettbewerbsfähigkeit führen. Auf die vermutlichen Kostensteige- nen, damit energieintensive Unternehmen auf diesen Märkten rungen beim Energieeinkauf werden die Unternehmen mit Inves- anbieten können (BMWi, BMU 2010). Diese könnten dann, soweit titionen in erhöhte Produktivität und Energieeffizienz reagieren. technisch möglich, zu einer Stabilisierung des Netzes beitragen Unterstellt man, dass es in vielen anderen Ländern kurzfristig zu und damit Einnahmen generieren. keinen sprunghaften Kostensteigerungen kommt, diese langfri- stig jedoch nachgeholt werden, kann sich daraus für die Deutsche Mit zunehmender erneuerbaren Einspeisung und damit wachsen- Industrie in einigen Jahren ein internationaler Wettbewerbsvor- der Volatilität wächst auch der Bedarf nach Regel- und Ausgleichs- teil ergeben, der sich einerseits auf niedrigeren Produktionsko- energie, was insbesondere für energieintensive Unternehmen sten und andererseits auf Wissen um Effizienzmaßnahmen be- beträchtliche Einnahmen bedeuten könnte. gründet. Weiterhin bietet sich aufgrund des sinkenden Energieangebots Zum Teil wird die These vertreten, dass die deutsche Wirtschaft insbesondere für Industrieunternehmen mit großem Werks- aufgrund einer im internationalen Vergleich geringeren Ener- gelände die Chance, ihrerseits Energielieferanten sowohl für den gieintensität weniger von steigenden Strompreisen getroffen Eigenbedarf als auch für andere zu werden. Neben kleinen kon- wird als die ausländischen Konkurrenten. (Zur Diskussion des ventionellen Anlagen gilt dies auch für die erneuerbaren Ener- Zusammenhangs zwischen Energieintensität und konjunkturel- gien, denn zukünftig wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz ler Reagibilität auf Energiepreisschocks vgl. Sachverständigen- (EEG) den Eigenverbrauch ebenso fördern wie die Einspeisung in rat, Jahresgutachten 2004/05, S. 157 ff.) Diese Argumentation das öffentliche Netz. ist jedoch unzulässig. Über lange Zeit hatte Deutschland auf- grund der nationalen Komponente einen höheren Strompreis als im übrigen Europa. Dies ist eine der Ursachen dafür, dass in Deutschland die Produktionsstruktur auf weniger strominten- sive Branchen verlagert wurde und/oder die hier ansässigen Unternehmen auf weniger Strom verbrauchende Produktions- technologien umgestellt haben. Die strukturellen und technolo- gischen Anpassungen reduzieren zwar den direkten Kosten- effekt höherer Strompreise etwas; in der Summe bleibt jedoch in 13
Die Energieversorgung der hamburgischen Wirtschaft Die Energieversorgung der hamburgischen Wirtschaft. Hamburg – Hochburg für die Steuerung, Planung wird, kann damit also gespeichert werden, was die Versorgungssi- und Finanzierung der Energiewende cherheit in Deutschland massiv erhöht und weiterhin zu Preissen- kungen führt. Noch eine weitere Leitung mit dem Namen „Nord. Die hamburgische Wirtschaft wird in verschiedener Weise von der Link“ ist in Planung und soll 2017 bzw. 2018 in Betrieb gehen. Energiewende betroffen sein. Durch den Ausbau der Erneuer- baren Energien entstehen Chancen. Insbesondere die Windener- Insgesamt bestehen durch die Investitionen in neue Anlagen und gie, speziell der Offshore-Bereich, spielt für die zukünftige Ener- Netze Chancen für die Hamburger Industrie. Dem stehen jedoch gieversorgung eine wesentliche Rolle. Die Produktionsstandorte auch verschiedene Risiken gegenüber. Diese resultieren aus einer für neue Windkraftanlagen werden an der norddeutschen Küste höheren Belastung durch kurz- bis mittelfristig steigende Ener- liegen, aber wahrscheinlich nicht in Hamburg. Dennoch bestehen gie- und CO2-Kosten. Da Energierohstoffe global gehandelt wer- auch für Hamburg Chancen, da sich hier Firmensitze von Wind- den, ergeben sich nationale Differenzen allenfalls durch Steuern kraftanlagenherstellern sowie Entwicklungsabteilungen befinden. und Abgaben oder bei den Strompreisen aufgrund unterschied- Darüber hinaus sind wichtige ökonomische Aufgaben mit Planung licher nationaler Regulierungen. Regional gibt es hier keine unter- und Finanzierung verbunden, die ebenfalls zum Teil in Hamburg schiedliche Kostenbelastung. Dennoch haben die Energiepreise zu Wertschöpfung und Beschäftigung führen. regional unterschiedliche Bedeutung, da die Wirtschaftsstruktur eine unterschiedliche Energieintensität impliziert und deshalb zu Darüber hinaus könnte Hamburg bei der Planung und Finanzierung einer regional unterschiedlichen Belastung der Wirtschaft führt. des weiteren Netzausbaus eine wichtige Rolle spielen. Zurzeit sind die Stromnetze ein wesentlicher Engpass beim Ausbau der Erneu- Verkehr verbraucht mehr als Industrie erbaren Energien. Dies gilt insbesondere für die Übertragungs- netze. Da die Erneuerbaren Energien, also vor allem die Windener- Hamburger Unternehmen und Haushalte haben 2008 etwa gie, witterungsabhängig sind, erzeugen sie Strom sehr volatil, nicht 180000 Terajoule an Energie verbraucht. Dies sind ca. 2 % des konstant und vorwiegend nur an geografisch geeigneten Positi- gesamtdeutschen Energiebedarfs. Dabei gehen fast 50 % des onen. Daher werden entsprechende Netze benötigt, die den Strom hamburgischen Energiebedarfs auf das Konto der Haushalte, aus den dezentralen Erzeugungsorten aufnehmen und über weite etwas über 30 % verbraucht der Verkehrssektor und knapp 20 % Entfernungen weitgehend verlustarm transportieren können. Auf- die Industrie. Betrachtet man Deutschland insgesamt, so ist der grund der Auslegung auf große, zentrale Kraftwerke sind die Netze Anteil der Industrie mit 27 % deutlich größer, der von Verkehr und technisch derzeit nicht in der Lage, diese Aufgaben zu erfüllen. Haushalten entsprechend kleiner. Abbildung 10 zeigt den Pro-Kopf-Verbrauch an Energie in Ham- Energieüberschuss an Norddeutschlands Küsten burg und Deutschland. Dabei wird deutlich, dass der Energiever- Wegen der technischen Restriktionen der Netze ist die Situation in- brauch von Haushalten und Dienstleistungen in Hamburg pro nerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich zu beurteilen. Nord- Kopf der Bevölkerung etwa auf dem, der des Verkehrs hingegen deutschland kommt zukünftig eine besondere Bedeutung zu, da im Norden, insbesondere vor den Küsten, die größte Menge erneuer- Abbildung 10 Energieverbrauch pro Kopf baren Stroms erzeugt, gleichzeitig jedoch nur sehr wenig davon selbst verbraucht wird. Insofern müssen die Netze in Norddeutsch- nach Sektoren 2008 land einerseits viel Strom aufnehmen und andererseits über große GJ Entfernungen in die Verbrauchszentren nach West- und Süd- 120 deutschland weiterleiten können. Deshalb sind große Investitions- vorhaben in Norddeutschland notwendig. Neben den Verteilnetzen 100 in der Fläche sind insbesondere die Übertragungsnetze für große Distanzen und hohes Stromaufkommen bedeutsam. Gegenwärtig 80 sind hiervon einige geplant. Beispielsweise die so genannte „Wind- sammelschiene“, eine Höchstspannungsfreileitung zwischen 60 Schwerin und Geesthacht, mit der vor allem eine Verbindung zu den 40 Windkraftanlagen in und vor den Küsten von Mecklenburg-Vorpom- mern und in Brandenburg hergestellt wird. Eine weitere geplante 20 Leitung von höchster Bedeutung ist die „NorGer“, eine Hochspan- nungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) zwischen Deutschland und 0 Norwegen, die 2015 in Betrieb gehen soll. Diese Leitung ist inso- Hamburg Deutschland fern von höchster Bedeutung, weil sie in beide Richtungen zu be- Haushalte + Dienstleistungen Verkehr Industrie treiben ist und Zugang zu norwegischen Pumpspeicherkraftwerken gewährt. Der überschüssige Strom, der in Deutschland erzeugt Quellen: BMWi (2011); Länderkreis Energiebilanzen (2011); Berechnungen HWWI. 14
Die Energieversorgung der hamburgischen Wirtschaft über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegt. Der höhere Bedarf Tabelle 2 zeigt den Energiebedarf der einzelnen Wirtschaftszweige im Verkehrssektor dürfte dem Hafen und Logistik-Standort ge- innerhalb der Industrie. Der Darstellung nach verzeichneten die schuldet sein. In der Industrie ist der Pro-Kopf-Verbrauch hinge- Betriebe der Kokereien und der Mineralölverarbeitung den höchs- gen deutlich geringer. Dies dürfte auf die spezifische Struktur der ten Energieverbrauch (32,8 Mio. GJ oder 50 %), gefolgt vom Industrie zurückzuführen sein. Metallerzeugungs- und Metallbearbeitungsgewerbe (16 Mio. GJ oder 24 %). Die Nahrungs- und Futtermittel herstellenden Betriebe verbrauchten weitere 7,8 Mio. GJ, was einem Anteil von 12 % ent- Hamburgs Energieeffizienz legt zu spricht. Um die Bedeutung des Faktors Energie für die Wirtschafts- Im „Masterplan Industrie“ für Hamburg wird darauf hingewiesen, zweige herauszuarbeiten, ist es sinnvoll, ihre Größe zu berücksich- dass die regionalen Produktionskosten neben dem Arbeitskräfte- tigen. Dies kann dadurch geschehen, dass der Energieverbrauch je angebot weiterhin eine zentrale Rolle für die unternehmerische Beschäftigten (Spalte 5) oder in Relation zum Umsatz (Spalte 7) Standortwahl darstellen. In diesem Zusammenhang wird auch auf betrachtet wird. Bei der Mineralölverarbeitung wurden pro Be- die Energiekosten hingewiesen (vgl. Dreyer et al. 2007). Vor die- schäftigten 7600 GJ an Energie verbraucht. Im Bereich der Metall- sem Hintergrund wird im Folgenden dargestellt, welche Wirt- erzeugung waren es fast 4600 GJ; über die Hälfte davon in Form schaftszweige einen hohen Energiebedarf aufweisen. Insgesamt von Strom (etwa 250 GJ Strom je Beschäftigten). Dies impliziert haben die 466 Hamburger Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes 3,4 GJ an Strom je 1000 Euro Umsatz. Eine ähnlich hohe Relation in Hamburg im Jahr 2009 einen Energieverbrauch von 65,7 Mio. an Energieverbrauch zum Umsatz gab es auch im Bereich der Ge- Gigajoule (GJ) gemeldet. Damit wurden 7,5 % weniger Energie tränke- sowie der Nahrungs- und Futtermittelherstellung. verbraucht als im Jahr zuvor. Bereits im Jahr 2008 ging der Ener- gieverbrauch um 6,5 % zurück. Der wesentliche Grund für diesen, Der hohe Energieverbrauch in der Grundstoffindustrie fällt we- über zwei Jahre anhaltenden starken Rückgang dürfte vor allem sentlich in den zwei Hamburger Raffinerien an. Diese tragen 8 % in der geringeren wirtschaftlichen Aktivität, bedingt durch die zur nationalen Versorgung mit Mineralölprodukten bei. Entschei- Wirtschaftskrise, liegen. Ein längerfristiger Vergleich ist für die dend für die inländische Versorgung mit Mineralöl ist dabei, dass Hamburger Daten nicht möglich, da es im Jahr 2006 zu einer ver- Rohöl zwar fast vollständig importiert wird, die Weiterverarbei- änderten Erfassung gekommen ist. Nimmt man jedoch die deut- tung jedoch im Inland erfolgt. Insofern ist Deutschland zurzeit sche Industrie insgesamt als Maßstab, so hat sich die Energieeffi- nicht von ausländischen Raffineriekapazitäten abhängig. Mit der zienz seit 1990 um 14 % verbessert (vgl. BMWi, Energiedaten). Weiterverarbeitung von Rohöl sind erhebliche Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte verbunden (vgl. Bräuninger, Leschus und Matthies 2010). Zudem steht der Mineralölsektor im natio- Größter Energiehunger in der Grundstoffindustrie nalen und internationalen Wettbewerb. In diesem sind die Kosten Wichtigste Energieträger für die Industrie in Hamburg waren die für Rohstoffe weitgehend einheitlich. Sollten aber die Produk- Mineralölprodukte, auf die gut 40 % des gesamten Energiever- tionskosten durch nationale oder regionale Auflagen deutlich brauchs entfielen. Daneben spielten die Energieträger Erdgas über die der Konkurrenten steigen, würde dies einen Verlust an (28 %) und Strom (25 %) weiterhin eine wichtige Rolle. Der Anteil Wettbewerbsfähigkeit bedeuten, der auch zu einer Abwanderung der Fernwärme und der übrigen Energieträger lag bei gut 5 %. der Branche führen kann. Das wäre mit einem Verlust von Wert- Abbildung 11 Energieverbrauch nach Energieträgern im Verarbeitenden Gewerbe in Hamburg 2009 Mineralölprodukte Erdgas Strom Fernwärme Übrige 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 TJ Quellen: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2011); HWWI. 15
Die Energieversorgung der hamburgischen Wirtschaft schöpfung und Beschäftigung in Hamburg verbunden. In Ham- Metallindustrie mit größtem Strombedarf burg sind in der Mineralölverarbeitung direkt über 4300 Personen Sehr viel stärker als die allgemein energieabhängige Industrie ist beschäftigt. Dazu kommt eine indirekte Beschäftigung in ähnli- die stromabhängige Industrie von der nationalen und regionalen chem Umfang im Bereich der Zulieferindustrie. Auch hier werden Energiepolitik abhängig. Am stärksten von den Stromkosten betrof- wesentliche Teile der Beschäftigung in Hamburg und in der Me- fen ist der Wirtschaftszweig Metallerzeugung und -bearbeitung. tropolregion anfallen. Dies zeigt sich auch darin, dass die Mineral- Aber auch die Erstellung von Nahrungs- und Futtermitteln sowie ölverarbeitung nach dem sonstigen Fahrzeugbau (Schiffe und die von Getränken sind mit erheblichem Stromverbrauch verbun- Flugzeuge) die am stärksten, in Norddeutschland konzentrierten den. Deshalb zählt der Energieverbrauch der einzelnen Unterneh- Aktivitäten aufweist (vgl. Kowalewski, Reich und Stiller 2009). men zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren (vgl. Papadopoulos 2006). Die Raffinerien liefern Vorprodukte für die Chemische Industrie Abbildung 12 zeigt, dass der Anteil der Energiekosten an den ge- und die Kunststoffherstellung, die auch in diesen Wirtschafts- samten Kosten im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt 2,4 % be- zweigen zu einem hohen Einsatz von Energie, insbesondere in trägt. In einzelnen Branchen liegt er jedoch deutlich darüber. Die Relation zum Umsatz, führen. In diesen Wirtschaftszweigen sind größte Bedeutung, mit einem Anteil von über 8 % an den Gesamt- in Hamburg mehr als 3000, in der Metropolregion mehr als 30000 kosten, haben die Energiekosten im Bereich der Metallerzeugung Personen beschäftigt (vgl. Tabelle 2 und Metropolregion Ham- und -bearbeitung. Hier sind in Hamburg insbesondere die Kupfer- burg 2011). Da mit der Lieferung von Vorprodukten häufig auch und Aluminiumindustrie betroffen. Andere besonders stromin- Wissens- und Innovationstransfers verbunden sind, wäre eine tensive Branchen wie die Zement- oder Papierindustrie sind zwar Abwanderung der Mineralölindustrie mit erheblichen negativen in Hamburg weniger vertreten, aber auch Nahrungsmittel- und Effekten für andere Industriesektoren verbunden. Getränkeherstellung weisen überdurchschnittlich hohe Strom- kosten auf. Abbildung 12 Kostenanteil des Energieverbrauchs im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland 2009 Metallerzeugung und -bearbeitung H. v. Glas, -waren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden H. v. Papier, Pappe und Waren daraus H. v. chemischen Erzeugnissen H. v. Holz-, Flecht-, Korb- u. Korkwaren (ohne Möbel) Getränkeherstellung H. v. Nahrungs- und Futtermitteln H. v. Druckerzeugnissen, Vervielfältigung von Ton-, Bild- und Datenträgern Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau sowie Gewinnung von Steinen und Erden 0 2 4 6 8 10 % Quellen: Statistisches Bundesamt (2011); HWWI. 16
Die Energieversorgung der hamburgischen Wirtschaft Tabelle 2 E nergieverbrauch des Verarbeitenden Gewerbes¹ in Hamburg 2009 nach ausgewählten Energieträgern und Wirtschaftszweigen Wirtschaftszweig Beschäftigte Verbrauch Energie Strom Energie Strom Energie absolut absolut je Beschäf- je Beschäf- je Tsd. € tigten tigten Umsatz Personen GJ GJ GJ GJ GJ Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau 82 782 65 680 936 16 629 318 793 201 1,2 sowie Gewinnung von Steinen und Erden H. v. Nahrungs- und Futtermitteln 5 871 7 796 389 1 442 025 1 328 246 3 Getränkeherstellung 525 709 588 159 111 1 352 303 3,3 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- 165 15 936 13 198 97 80 0,3 und Korkwaren (ohne Möbel) H. v. Papier, Pappe und Waren daraus 265 . 13 744 . 52 . Herstellung von Druckerzeugnissen, 2 000 312 140 138 852 156 69 1,3 Vervielfältigung von Ton-, Bild- und Datenträgern Kokerei und Mineralölverarbeitung 4 316 32 822 355 2 443 064 7 605 566 1,3 Herstellung v. chemischen Erzeugnissen 3 269 2 314 929 1 180 105 708 361 2,2 H. v. pharmazeutischen Erzeugnissen 816 90 278 45 940 111 56 0,6 H. v. von Gummi- und Kunststoffwaren 3 114 976 059 337 165 313 108 1,9 Herstellung von Glas, -waren, Keramik, 771 289 015 42 348 375 55 1,4 Verarbeitung von Steinen und Erden Metallerzeugung und -bearbeitung 3 497 16 048 468 8 583 990 4 589 2 455 3,4 Herstellung v. von Metallerzeugnissen 1 799 117 373 71 394 65 40 0,5 H. v. DV-Geräten, elektronischen und 4 744 624 471 398 710 132 84 0,3 optischen Erzeugnissen H. v. elektrischen Ausrüstungen 1 492 80 422 31 415 54 21 0,2 Maschinenbau 11 360 681 055 288 807 60 25 0,3 Sonstiger Fahrzeugbau 14 833 1 104 619 565 124 74 38 . Herstellung von sonstigen Waren 3 823 139 526 78 759 36 21 0,2 Reparatur und Installation von 15 341 1 056 343 518 321 69 34 0,3 Maschinen und Ausrüstungen Übrige Wirtschaftszweige 4 781 452 874 277 246 95 58 0,2 1 Betriebe mit im Allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten Quellen: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2011); HWWI. 17
Fazit Fazit. Langfristig stabile Energiepreise und Klimaschutz erfordern den Insgesamt bestehen durch die Investitionen in neue Anlagen und Ersatz der fossilen durch Erneuerbare Energien. Der Anpassungs- Netze Chancen für die Hamburger Industrie. Dem stehen ver- bedarf wird in Deutschland weiter forciert durch den Beschluss schiedene Risiken gegenüber, welche aus einer höheren Kosten- des Ausstiegs aus der Kernenergie. Damit wird die erforderliche belastung durch kurz- bis mittelfristig steigende Energie- und Energiewende zu einer zentralen Herausforderung für Politik, CO2-Kosten resultieren. Da Energierohstoffe global gehandelt Wirtschaft und Gesellschaft. Energie ist nicht nur eine Vorausset- werden, ergeben sich nationale Preisdifferenzen allenfalls durch zung für die Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Wärme und Steuern und Abgaben oder bei den Strompreisen aufgrund unter- Mobilität, sondern auch ein zentraler Produktionsfaktor für die schiedlicher nationaler Regulierung. Regional sind die Energie- Industrie. Somit beeinflusst die Energiepolitik nicht nur die Ko- kosten gleich. Dennoch haben die Energiepreise regional unter- sten für Verbraucher, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der schiedliche Bedeutung, da eine heterogene Energieintensität der Wirtschaft. Die Verfügbarkeit und der Preis von Energie gehören Wirtschaftsstruktur zu ungleichen Belastungen der Wirtschaft zu den entscheidenden Determinanten der Wettbewerbsfähig- führt. Von den steigenden Energiepreisen sind in Hamburg neben keit. Diese werden wesentlich auf internationalen Märkten festge- den Raffinerien und der Metallerzeugung auch die Getränke- und legt. Sofern nationale oder regionale Regelungen zu steigenden die Nahrungsmittelherstellung besonders betroffen. Da diese Energiepreisen führen, leidet die regionale Wettbewerbsfähigkeit Branchen meist in globaler Konkurrenz stehen, sind sie entspre- und die Standortqualität. chend sensibel für höhere nationale Energiepreise. Die hamburgische Wirtschaft wird in verschiedener Weise von der Eine Chance für energieintensive Unternehmen besteht zukünftig Energiewende beeinflusst. Insbesondere die Windenergie, spe- in der Erbringung von Systemdienstleistungen im Stromnetz. ziell der Offshore-Bereich, spielt für die zukünftige Energieversor- Bisher haben im Wesentlichen Kraftwerke ihre Dienstleistungen gung eine wesentliche Rolle. Die Produktionsstandorte für neue auf den Märkten für Regel- und Ausgleichsenergie angeboten. Die Windkraftanlagen werden vorrangig direkt an den Küsten entste- Bundesregierung prüft derzeit, inwiefern die Zugangsbedingun- hen. Dennoch bestehen für Hamburg Möglichkeiten, von der En- gen reformiert werden können, damit energieintensive Unterneh- ergiewende zu profitieren, da sich hier Firmensitze von Windkraft- men dafür entlohnt werden, wenn sie zu einer Stabilisierung des anlagenherstellern sowie Entwicklungsabteilungen befinden. Netzes beitragen. Dies würde auch Einnahmen für die Industrie Darüber hinaus sind wichtige ökonomische Aufgaben mit Pla- generieren. Weiterhin können zukünftig Industrieunternehmen nung und Finanzierung verbunden, die ebenfalls zum Teil in Ham- ihrerseits zu Energielieferanten werden. Neben kleinen konven- burg zur Wertschöpfung und Beschäftigung führen. tionellen Anlagen gilt dies auch für die Erneuerbaren Energien, denn zukünftig wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) den Auch bei der Planung und Finanzierung des weiteren Netzaus- Eigenverbrauch ebenso fördern wie die Einspeisung in das öffent- baus könnte Hamburg eine wichtige Rolle spielen. Zurzeit sind liche Netz. die Stromnetze ein wesentlicher Engpass beim Ausbau der Erneu- erbaren Energien. Dies gilt insbesondere für die Übertragungs- netze. Da die Erneuerbaren Energien, vor allem jedoch die Wind- energie, witterungsabhängig sind, erzeugen sie Strom sehr volatil und vorwiegend an Positionen, an denen wenig Energie ver- braucht wird. 18
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