CUI NEWS - CUI: Advanced Imaging of Matter
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Exzellenzcluster CUI: Advanced Imaging of MAtter CUI NEWS # 1/2020 Aktuelles aus dem Hamburg Centre for Ultrafast Imaging Exzellente Forschung MEHR IST ANDERS ORIENTIERUNG SCHULLABORE Wie mikroskopisches Gesche- Wie Mentoring Wissenschaft- Wie Jugendliche Spitzen- hen die Eigenschaften prägt lerinnen fördern kann forschung kennenlernen Seite 2-3 Seite 9 Seite 10-11
Eine der gröSSten Herausforderungen der heutigen Wissenschaft Mehr ist anders B eobachten, verstehen, kontrollieren – mit diesen drei selpfade identifiziert werden. Hat man diese erst einmal Worten lässt sich die Forschung im Exzellenzcluster gefunden, lassen sich mit Licht gezielt chemische Reaktio- „CUI: Advanced Imaging of Matter“ einfach umschrei- nen viel effizienter steuern, als es durch normale, das heißt ben. Doch was genau beobachtet, kontrolliert und verstan- thermodynamisch geführte Chemie möglich wäre. den werden soll, ist hoch komplex. Es geht um die kleins- ten Teilchen, die Bausteine der Natur – Atome, Moleküle, Elektronen –, wie sie in Beziehung zueinander treten, sich Können wir die biologische Funktion von Molekü- gegenseitig beeinflussen und vor allem, wie kollektives len durch Beobachten der Änderung ihrer Struktur Verhalten entsteht. „Mehr ist anders.” An dieser berühm- ten Aussage des Nobelpreisträgers P.W. Anderson orien- verstehen? tieren sich daher die Forschenden im Cluster. Sie umreißt Alle Vorgänge in der belebten Natur werden letztlich eine der größten und aufregendsten Herausforderungen durch das komplexe Zusammenspiel großer Verbände ver- heutiger Wissenschaft. schiedener Makromoleküle bewirkt. Für die gegenseitige Wechselwirkung spielt die großräumige molekulare Struk- Sich dieser Herausforderung zu stellen liefert zunächst tur und insbesondere deren Änderung eine Schlüsselrolle. Erkenntnisse in der Grundlagenforschung, wird aber auch Die geringe Wellenlänge von Röntgenstrahlung erlaubt Liebe Leserinnen und Leser, wichtige Impulse geben für die Entwicklung neuer Mate- jetzt die präzise Bestimmung der Positionen aller atoma- rialien und Technologien. Der Cluster wird daher im Rah- ren Bausteine der Moleküle. Die ultrakurzen Röntgenpulse das sind wir – zumindest ein Teil von uns, denn insgesamt Tragende Säulen unserer Forschung sind die jungen men der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder seit der Hamburger Freie-Elektronen-Laser belichten den „Film“ forschen 160 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Mehr als 80 dem 1.1.2019 für sieben Jahre gefördert. Er knüpft an den dazu, der uns das dynamische Verhalten der Moleküle aus Physik und Chemie im Exzellenzcluster „CUI: Advanced Prozent der Fördergelder sollen daher in die Ausbildung erfolgreichen Vorgänger-Cluster „The Hamburg Centre for verfolgen lässt. Imaging of Matter“, unterstützt von 170 weiteren Mitglie- fließen. Hier ist es wichtig, genau hinzugucken, um den Ultrafast Imaging“ (CUI, 2012-2018) an. Während dort die dern der unterschiedlichen Arbeitsgruppen. Wer konnte, Promovierenden und Postdocs eine passende Karrierepla- Erforschung der ultraschnellen Bewegungen von Atomen ist im Herbst zum Jahrestreffen an die Ostsee gefahren, nung zu ermöglichen. und Molekülen im Mittelpunkt stand, geht es jetzt einen Welches Know-how wird für die Forschung um neue Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, For- Schritt weiter: Im Zentrum steht die Frage, wie das mikros- benötigt? schungsergebnisse auszutauschen und über die Aktivi- Dabei geht es auch um Chancengleichheit: Gemein- kopische Geschehen die Eigenschaften eines Materials täten im Cluster zu diskutieren. sam mit Partnerinnen und Partnern organisieren wir ein prägt und wie man auf der Basis dieses Wissens neuartige Derartige Fragen können nicht mehr von einer Disziplin strukturiertes Mentoring-Programm – lesen Sie, wie berei- Funktionalitäten schaffen könnte. alleine beantwortet werden. Im Cluster arbeiten Forschen- Es liegt bereits ein Jahr intensiver Forschung hinter uns, chernd das für eine Karriere in der Wissenschaft sein kann. de aus Chemie und Physik, auch mit biologischem Hinter- was sich in einer Vielzahl an Publikationen widerspiegelt. grund, sowie aus Theorie und Experiment Hand in Hand. Einen ersten Eindruck vermitteln unsere wissenschaftli- Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit den ersten CUI Beispiele für konkrete Fragestellungen sind: Experimentell arbeitende Chemikerinnen und Chemiker chen Highlights hier im Magazin. News des neuen Clusters. Ihr CUI-Team zum Beispiel werden von Kolleginnen und Kollegen aus Können wir transiente Gitterstrukturen von Fest- der Theorie inspiriert, eine besonders interessante Mole- körpern mit neuen funktionellen Eigenschaften külklasse zu synthetisieren. Diese Proben werden dann messen und dabei erfahren, wie sich neue Mate- mit physikalischen Methoden untersucht und die experi- mentellen Daten gemeinsam ausgewertet und publiziert. (UHH, DESY) leitet Research Area B, in der molekulare rialien im Gleichgewicht konstruieren lassen? Den Forschenden steht hierfür eine Infrastruktur mit Systeme und deren Dynamik und Wechselwirkung mit Happy Birthday DFG Das Phänomen der Supraleitung hat beispielsweise hochmodernen Anlagen und Laboren und leistungsfähigen Licht betrachtet werden. Prof. Arwen Pearson (UHH) leitet ein großes Potential für den verlustlosen Transport von Computern zur Verfügung. Research Area C, die sich mit der Untersuchung hetero- Vor 100 Jahren wurde elektrischer Energie, funktioniert bisher aber nur bei sehr gener komplexer Systeme wie zum Beispiel Biomolekülen die „Notgemeinschaft tiefen Temperaturen. Im CUI wurde aber bereits gezeigt, 160 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen und Nanokristallen befasst. Jeder Bereich widmet sich drei der Deutschen Wis- dass transiente Änderungen der Gitterstrukturen von Fest- im Projekt, sie werden von weiteren 170 Team-Mitgliedern bis vier Schwerpunktthemen, die in 23 Teilprojekten mit senschaft“ gegründet körpern Materialien mit ganz neuen funktionellen Eigen- unterstützt. Sie alle stammen von verschiedenen Instituti- mehr als 50 Arbeitsgruppen erforscht werden. – später entstand schaften hervorbringen können, darunter auch Supraleiter onen, die im Projekt kooperieren: der Universität Hamburg daraus die Deut- bei Normaltemperatur. Experimente an Quantenmaterie (UHH), dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), sche Forschungsgemeinschaft (DFG). Sie finanziert können dieses Verhalten nun simulieren und werden dabei dem Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Was verbindet die vielen Teilprojekte und wissen- Forschungsvorhaben, die „rein aus den Bedarfen der helfen, die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu Materie (MPSD) und der European XFEL GmbH (XFEL). Die schaftlichen Fragen? Wissenschaft selbst entstehen und ermöglicht das, verstehen. Cluster-Sprecher sind Prof. Henry Chapman (UHH, DESY), was im Grundgesetz verankert ist: die Wissenschafts- Prof. Klaus Sengstock (UHH) und Prof. Horst Weller (UHH). Alle Teilprojekte sind geleitet von dem gemeinsamen freiheit.“ Auch der Cluster „CUI: Advanced Imaging of Anliegen, den mikroskopischen Ursprung von emergen- Matter“ wird im Rahmen der Exzellenzstrategie des Können wir die Schlüsselmodi identifizieren, die tem, komplexem Verhalten zu verstehen und gemeinsame Bundes und der Länder für sieben Jahren gefördert. chemische Reaktionen regulieren und die Chemie Wie lässt sich ein derart komplexes Projekt organi- Prinzipien für die Entstehung makroskopischer Eigenschaf- sieren? ten und Funktionalitäten zu finden. Die Wissenschaftlerin- Zum Jubiläum startete die DFG die bundesweite auf unkonventionellen Wegen steuern? nen und Wissenschaftler wollen verstehen, wie kollektives Kampagne „DFG2020 – Für das Wissen entscheiden“ Strukturelle Änderungen in größeren Molekülen sind Das Forschungsprojekt gliedert sich in drei große Berei- Verhalten und Funktionalität aus dem Zusammenspiel mit vielfältigen Veranstaltungen an ganz unterschied- über eine Unzahl möglicher Reaktionswege möglich. Durch che, die sogenannten Research Areas A, B und C. Research vieler miteinander wechselwirkender Bausteine entstehen. lichen Orten – auf Musik- und Theaterbühnen, in die Fähigkeit, mit kurzen Lichtpulsen selbst schnellste Area A wird von Prof. Andrea Cavalleri (MPSD) koordiniert Ultimatives Ziel ist es, die dynamische Entstehung von Laboren oder im Kampagnen-Bus. www.dfg2020.de Ereignisse auf der atomaren Zeitskala zu verfolgen, können und beschäftigt sich mit Festkörpersystemen, Quanten- Materie gezielt zu steuern, um maßgeschneiderte neue darunter die wenigen wirklich entscheidenden Schlüs- gasen und hybriden Quantensystemen. Prof. Robin Santra Eigenschaften zu schaffen. 2 3
Forschungsergebnisse eine Kette aus einzelnen Wassermolekülen, vergleichbar mit Lichtinduzierte Ferroelektrizität Highlights aus der CUI-Forschung einem Schnur- oder Dosentelefon. Mit Licht lassen sich Materialeigenschaften zum Teil fun- Science (2019), DOI: 10.1126/science.aaw9904 damental verändern. Ein Team um Prof. Andrea Cavalleri (MPSD) hat Lichtimpulse aus dem Terahertz-Frequenzspek- trum benutzt, um ein nicht-ferroelektrisches Material in Forschungsteam findet neu- Film zur Molekül-Rotation ein ferroelektrisches umzuwandeln. Ferroelektrizität ist ein en Ansatz für Mittel gegen Mit Hilfe präzise abgestimmter Laserblitze hat ein For- Zustand, in dem die Atome im Kristallgitter eine bestimm- schungsteam unter der Leitung von Prof. Jochen Küpper te Richtung „aufzeigen“ und dadurch eine makroskopische Schlafkrankheit (UHH, DESY) und Arnaud Rouzée (Max-Born-Institut Berlin) elektrische Polarisation ausbilden. Die Fähigkeit, diese Po- Mit ultrahellen Röntgenblitzen die ultraschnelle Rotation eines Moleküls gefilmt. Dieser larisation umzukehren, macht ferroelektrische Materialien hat ein Forschungsteam einen „Molekülfilm“ zeigt innerhalb von 125 billionstel Sekun- besonders geeignet für die digitale Informationskodierung möglichen Angriffspunkt für den anderthalb Umdrehungen von Carbonylsulfid (OCS), und -verarbeitung. neue Medikamente gegen die einem stäbchenförmigen Molekül aus je einem Sauerstoff-, Science (2019), DOI: 10.1126/science.aaw4911 Schlafkrankheit aufgespürt: Die Kohlenstoff- und Schwefelatom, in hoher zeitlicher und Wissenschaftlerinnen und Wis- räumlicher Detailgenauigkeit. senschaftler haben die detail- Nature Communications (2019), DOI: 10.1038/s41467-019- Mit der richtigen Symmetrie zu stabileren Daten- lierte räumliche Struktur eines 11122-y Bits lebenswichtigen Enzyms des Erregers entschlüsselt. Einem Team der Universität Hamburg in Kooperation mit Das Ergebnis liefert Hinweise So nehmen Bakterien lebenswichtiges Eisen auf dem Forschungszentrum Jülich und der niederländischen auf einen möglichen Bauplan Einem Team unter der Leitung von Prof. Henning Tidow Universität Leiden ist es gelungen, ein Teilchen aus drei Ei- für einen Wirkstoff, der dieses (UHH) ist es gelungen, die Struktur eines speziellen Pro- senatomen mit weiteren Eisenatomen kontrolliert magne- Enzym gezielt blockiert und den teins zu analysieren, mit dessen Hilfe Bakterien lebens- tisch zu koppeln. Wenn diese mit der richtigen Symmetrie Erreger somit absterben lässt, wichtiges Eisen aufnehmen. Die Ergebnisse könnten eine angedockt werden, könnten sie als Daten-Bit für zukünf- wie das Team um Prof. Christian wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Antibiotika tige Speicherelemente dienen. In Hamburg leitet Dr. Jens Betzel (UHH), Prof. Lars Redecke spielen. Wiebe das Projekt in der Arbeitsgruppe von Prof. Roland (Universität Lübeck, DESY) sowie eLife (2019), DOI: 10.7554/eLife.48528 Wiesendanger (UHH). Prof. Henry Chapman (UHH , Nature Communications (2019), DOI: 10.1038/s41467-019- DESY) berichtet. Die sogenannte Inosin-5‘-Monophosphat-Dehydrogenase ist ein zentrales Enzym des Erre- 10516-2 Nature Communications (2020), gers. Im aktiven Zustand bildet es Paare (Dimere), der Schalter des Enzyms ist in Blautönen Künstliche Intelligenz erkennt Quantenphasen- DOI: 10.1038/s41467-020-14484-w dargestellt. übergänge Lasertrick liefert energiereiche Terahertz-Blitze Ein Forschungsteam um Prof. Klaus Sengstock und Dr. Chri- Auf dem Weg zu neuartigen, kompakten Teilchenbeschleu- stof Weitenberg (UHH) haben Methoden des maschinellen nigern hat ein Forschungsteam um Dr. Andreas Maier und Der Einfluss von Materialdefekten auf Elektronen- Entstehung aggressiver Radikale bei der Bestrahlung von Lernens genutzt, um die Identifikation von Quantenpha- Prof. Franz Kärtner (DESY, UHH) einen wichtigen Meilen- bewegungen Wasser beobachtet. Die Untersuchung gibt bislang uner- senübergängen aus experimentellen Daten zu verbessern. stein erreicht: Mit ultrastarken Laserpulsen ist es gelungen, reichte Einblicke in die schnellste chemische Reaktion in Dazu trainierten sie ein künstliches neuronales Netzwerk besonders energiereiche Blitze im Terahertz-Bereich zu Die Betriebsgeschwindigkeit von Halbleitern in elektro- diesem Prozess, der zu Strahlenschäden im Körper führen darauf, experimentelle Bilder einer der möglichen Quan- erzeugen, die eine scharf definierte Wellenlänge besitzen. nischen und optoelektronischen Geräten ist auf mehrere kann, aber zum Beispiel auch für die Materialwissenschaf- tenphasen zuzuordnen. Für die Datenanalyse nutzen die Terahertz-Strahlung soll eine neue Generation von Teil- Gigahertz beschränkt. Die Rechengeschwindigkeit von ten sehr bedeutend ist. Das Team wurde unter anderem Wissenschaftler ein tiefes neuronales Netzwerk aus vielen chenbeschleunigern ermöglichen, die auf einen Labortisch modernen Computern trifft dadurch an eine Grenze. von Prof. Robin Santra (UHH, DESY) geleitet. Lagen und Filtern, das sie mit experimentellen Bildern von passen. Forscher um MPSD-Direktor Prof. Angel Rubio und vom Science (2020), https://science.sciencemag.org/ ultrakalten Atomen speisten. Nature Communications (2019), DOI: 10.1038/s41467-019- Indian Institute of Technology in Bombay (IIT) haben nun content/367/6474/179 (vgl. S. 12 „Unser Cover“) Nature Physics (2019), DOI: 10.1038/s41567-019-0554-0 10657-4 untersucht, wie diese Grenze mithilfe von Lichtwellen und Festkörperstrukturen mit Defekten erhöht werden könnte, um noch größere Rechenleistungen zu erreichen. Erster molekularer Film am European XFEL npj Computational Materials (2020), DOI: 10.1038/s41524- Ein internationales Forschungsteam, dem auch CUI-Spre- 020-0275-z cher Prof. Henry Chapman (UHH, DESY) angehört, konnte zeigen, wie sich die hohe Wiederholrate der Röntgenpulse Acht Millionen für herausragendes Theorie-Team am European XFEL effektiv nutzen lässt, um detaillierte mo- Auf dem Weg zu einer kohlenstofffreien Zukunft lekulare Filme zu erhalten. Diese Art von Information kann Ein Forschungsteam von der Universität Hamburg, der Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Holger helfen, besser zu verstehen, wie zum Beispiel ein Wirkstoff- Uppsala Universität in Schweden und der Radboud Lange (UHH) hat verschiedene Effekte analysiert, die der molekül mit Proteinen in einer menschlichen Zelle reagiert Universität in den Niederlanden erhält einen Synergy plasmonenverstärkten Katalyse zugrunde liegen. Das Team oder wie Pflanzenproteine Lichtenergie speichern. Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) über beobachtete, dass nicht-thermische Effekte signifikant Nature Methods (2019), DOI: 10.1038/s41592-019-0628-z acht Millionen Euro – eine Förderung für herausragen- zur plasmonischen Verstärkung beitragen. Die Ergebnisse de Forschungsteams. Sechs Jahre wird Prof. Alexander sind für eine Vielzahl von Reaktionen relevant, die für eine Lichtenstein vom Fachbereich Physik der Universität Zukunft ohne Kohlenstoff bedeutsam sind. Molekulares Schnurtelefon in Aktion Hamburg und dem European XFEL zusammen mit Prof. ACS Catalysis (2020), DOI: 10.1021/acscatal.9b05401 Teams von Prof. Dwayne Millers Arbeitsgruppe am MPSD, Olle Eriksson aus Schweden und Prof. Mikhail Katsnel- von der Universität Potsdam und der University of Toron- son aus den Niederlanden neue theoretische Grund- to haben in einem hochdetaillierten Zeitrafferfilm eines lagen entwickeln, um Wissenslücken zu schließen, die Ultraschnelle Geburt freier Radikale in Wasser Enzyms sämtliche Teilschritte seines katalytischen Zyklus bei Experimenten mit dem Röntgenlaser European CUI-Forscher Prof. Alexander Lichtenstein (UHH, XFEL) wird für das Mit Hilfe extrem kurzer Röntgenblitze hat ein internatio- abgebildet. Ein bemerkenswertes neues Detail: Die Kom- XFEL aufgetreten sind. Projekt neue Methoden beziehungsweise Applikationen entwickeln. nales Forschungsteam erstmals Details der ultraschnellen munikation zwischen den Proteineinheiten geschieht über 4 5
Tobias Beck – neuer CUI-Professor im Portrait Hamburger Preis für Theoretische Physik feiert Jubiläum „Es ist ein tolles Gefühl, etwas Neues zu Eine der bedeutendsten deutschen schaffen“ Auszeichnungen für Physik E D in Grenzgänger zwischen den Disziplinen – so be- er Hamburger Preis für Theoretische Physik ist einer schreibt sich Prof. Tobias Beck. Zum 1. Oktober 2019 hat der bedeutendsten und höchstdotierten Preise für der Chemiker eine Tenure-Track-Professur für „Anorga- theoretische Physik. Seit nunmehr zehn Jahren zeich- nische oder Physikalische Chemie mit dem Schwerpunkt net er hervorragende Forschungsleistungen aus, anfangs Struktur und Dynamik molekularer Systeme in nanoskopi- im Bereich Photon Science, heute deckt er die gesamte schen Umgebungen“ an der Universität Hamburg und im theoretische Physik ab. Cluster „CUI: Advanced Imaging of Matter“ angetreten. Anlässlich des Jubiläums hat die Joachim Herz Stiftung In seiner Arbeitsgruppe verbindet Beck Nanopartikel- zu einer Matinee in den kleinen Saal der Hamburger Elb- synthese mit Proteindesign, Biotechnologie und Materi- philharmonie eingeladen, um gemeinsam mit mehreren alcharakterisierung – in Kombination mit der hohen Me- Preisträgern, dem farbergé-quintett und circa 250 Gästen thodenvielfalt sei das praktisch ein Alleinstellungsmerkmal. zu feiern. Mit auf der Bühne: der Hamburger Professor für Diese Gruppe trifft nun in Hamburg auf ein Umfeld, das der Experimentalphysik, Klaus Sengstock, der den Preis vor Forscher für einzigartig in Deutschland hält: hervorragende zehn Jahren ins Leben gerufen hatte. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ausgezeichnete Institute, und eine exzellente Infrastruktur, unter anderem Seit Beginn seiner Hochschullehrerzeit im Jahr 2001 lag am DESY. Beck: „Das ist ein Traum. Zugang zu Beamlines di- dem Wissenschaftler daran, die Grundlagenforschung rekt vor der Haustür zu haben, ist super.“ Hinzu komme die in Laserphysik und Quantenoptik weiter auszubauen, interdisziplinäre Struktur des Clusters, mit der er sich sehr den Wissenschaftsstandort Hamburg generell weiter zu Prof. Klaus Sengstock (von links) hat den Preis vor zehn Jahren gut identifizieren kann: „Wir arbeiten sehr interdisziplinär. stärken und den Wissenschaftsaustausch und die Nach- ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Preisträger von 2012, Daher ist es wichtig, häufig mit Kolleginnen und Kollegen, wuchsförderung in Exzellenzbereichen zu verstärken. Er Prof. Shaul Mukamel, stellte er sich auf der von der Joachim Herz zum Beispiel aus der Physik, in Kontakt zu kommen. Im Clus- warb zum Beispiel ein DFG-Graduiertenkolleg und einen Stiftung ausgerichteten Jubiläumsfeier den Fragen von Wissen- ter wird man neuen Themen regelrecht exponiert.“ Sonderforschungsbereich ein, initiierte das „Zentrum schaftsjournalist Ralf Krauter. für optische Quantentechnologien“ und beantragte Der Wechsel von Aachen, wo er die letzten fünf Jahre als einen Forschungsbau. Im Jahr 2007 ergab sich zudem die unabhängiger Arbeitsgruppenleiter forschte, kommt ihm Möglichkeit, in einen von der Stadt Hamburg ausgelobten gemeinsam vergeben von der Joachim Herz Stiftung, dem aber noch aus einem anderen Grund entgegen: Bereits als Wettbewerb, einen Landesexzellenzcluster zu „Frontiers in Wolfgang Pauli Centre der Universität Hamburg und des sechsjähriger Junge bekannte er sich zum HSV – weil er in Quantum Photon Science“ einzuwerben. Deutschen Elektronen-Synchrotrons DESY und den beiden Hannover geboren wurde, musste es ein Club sein, in dem Exzellenzclustern „CUI: Advanced Imaging of Matter“ und ein H vorkommt. Prof. Tobias Beck arbeitet sehr interdisziplinär und schätzt die In diesem Rahmen hatte er die Idee, einen neuen „Quantum Universe“. Struktur des Clusters: „Im Cluster wird man neuen Themen regel- Preis für theoretische Physik zu schaffen. Dieser sollte Schon früh interessierte sich Beck auch für Chemie, recht exponiert.“ international herausragende Wissenschaftlerinnen und im Austauschjahr in Iowa wurde daraus Begeisterung: Wissenschaftler für bahnbrechende Entwicklungen in der „Die Schule war sehr gut ausgestattet, wir konnten zum theoretischen Physik auszeichnen und zugleich für einige Beispiel mit einem grafischen Taschenrechner arbeiten, Zeit nach Hamburg zu holen. Gemeinsam mit der Joachim Matthias Troyer – der zehnte damals etwas ganz Neues. Mein Chemielehrer war außer- neue Dinge herstelle: „Ich wollte etwas Eigenes ent- Herz Stiftung ergab sich die Möglichkeit, diesen Preis zu dem sehr motiviert und brannte für sein Fach.“ Zurück in wickeln, Verbindungen herstellen, die zuvor nicht da sind. entwickeln. Preisträger Deutschland belegte er den Leistungskurs Chemie und leis- Gucken, wie man Moleküle und Materialien aufbauen Der österreichische Physiker tete seinen Zivildienst im chemischen Untersuchungsamt kann, und verstehen, welche neuen Eigenschaften diese In der Folge vergab die Stiftung die Auszeichnung dann Matthias Troyer hat den in Münster. Es folgten das chemische Vordiplom an der dann haben. Es ist ein tolles Gefühl, etwas Neues schaffen in unterschiedlichen Konstellationen: Den Anfang machte 10. Hamburger Preis für Theore- RWTH Aachen und ein Wechsel nach Göttingen, aber auch zu können.“ der Landesexzellenzcluster, gefolgt vom Bundesexzel- tische Physik erhalten. Er wurde große Lust auf noch mehr Auslandserfahrung. Eine externe lenzcluster „The Hamburg Centre for Ultrafast Imaging“ im Hamburger Planetarium für Diplomarbeit machte es möglich: Beck zog für ein halbes In Aachen war der Grundlagenforscher auch an einer (CUI), den Sengstock ab 2013 maßgeblich koordinierte. seine Arbeiten zu sogenannten Jahr nach Australien, genoss die Erfahrungen vor Ort und Kooperation mit der Uniklinik beteiligt, die Materialien für Schon damals wurde erwartet, dass der Preisträger oder Quanten Monte Carlo-Algo- veröffentlichte nebenbei drei Forschungsarbeiten. die Dialyse testete, um Toxine aus dem Blut zu filtern. Die die Preisträgerin während ihrer Besuche in Hamburg mit rithmen ausgezeichnet. Auf Forscher meldeten ein Patent an, doch bis zu einer mög- den Forschungsgruppen kooperiert, insbesondere mit den Grundlage von Zufallszahlen Nach dem Diplom und der Promotion in Göttingen lichen Anwendung wird noch etwas Zeit vergehen, meint Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern lässt sich mit Quanten Monte folgte eine intensive Zeit an der ETH in Zürich. Gleichzeitig Beck. des Clusters. Hier spiegelt sich auch Sengstocks Ursprungs- Carlo-Algorithmen vorhersagen, wie sich kleinste wurde Beck zum ersten Mal Vater. „Der Postdoc ist eine idee, die Nachwuchsförderung in Exzellenzbereichen zu Teilchen beispielsweise in Atomen oder Molekülen recht stressige Zeit in der Wissenschaftskarriere, gerade Für ihn zählt jetzt die unmittelbare Zukunft: Im Sommer verstärken. gegenseitig beeinflussen. Mit seiner Forschung leistet wenn er mit der Familiengründung zusammenfällt. Das werden auch seine Frau, eine Medizinerin, die er beim Troyer auch wichtige Beiträge zur Entwicklung des ist sicher kein einfacher Weg, den man da geht“, meint er gemeinsamen Musizieren in einer Bigband kennenlernte, Seit 2018 umfasst der Preis alle Bereiche der theoreti- Quantencomputers, der Rechenoperationen deutlich rückblickend. Die ETH habe auch Leuchtturmfunktion, die und die mittlerweile drei Kinder nach Hamburg umziehen. schen Physik. In Erinnerung an den deutschen Physiker schneller als heute bekannte Computer durchführen in allen Bereichen Top-Leute anziehe. In der Zwischenzeit wird er sich weiterhin darauf konzen- und Mathematiker Arnold Sommerfeld ist er jetzt mit könnte. Troyer arbeitet seit 2017 in der Quanten-For- trieren, die Kolleginnen und Kollegen in der Chemie und insgesamt 137.036 Euro dotiert. Das Preisgeld kann einfach schung des Softwareherstellers Microsoft. Bis Sommer Er selbst sei Chemiker geworden, weil er sich zum einen am Campus Bahrenfeld kennenzulernen und mögliche als 1.000 €/α geschrieben werden. α ist die Sommerfeld- 2019 war er zudem Professor an der ETH Zürich. für grundlegende Prozesse interessiere, aber auch gerne Kooperationen vorzubereiten. sche Feinstrukturkonstante. Die Auszeichnung wird heute 6 7
dynaMENT bietet neue Förderlinie für Post-Doktorandinnen „Das Mentoring-Programm ist so eine Orientierungshilfe für mich“ d ynaMENT, das erfolgrei- gramm profitieren könnten. Ich habe aber in den letzten che Kooperationsprojekt Jahren festgestellt, dass manche Frauen zu Verhaltenswei- zur Förderung von Frauen sen neigen, die einige Aspekte unserer Karriere behindern in den Naturwissenschaften, – es fehlt uns an Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermö- ist im Herbst 2019 mit einer gen und Verhandlungsgeschick. In dieser Hinsicht ist es neuen Förderlinie in die vierte hilfreich, mit anderen Frauen, die mit ähnlichen Problemen Die gewählten Vertrauensdozentinnen und -dozent Prof. Henning Moritz, Prof. Daniela Pfannkuche und Prof. Arwen Pearson. Runde gegangen: dynaMENT konfrontiert sind, zu diskutieren und gemeinsam Herange- advanced unterstützt jetzt hensweisen zu lernen, die hilfreicher sind. sieben Post-Doktorandinnen Graduiertenschule setzt Wünsche und Anregungen um auf dem Weg zur Professur. Möchten Sie etwas über Ihre Mentorin sagen? In das bestehende Angebot Jemanden zu finden, der oder die ein guter Mentor für mich Fokus auf Betreuung und Karriereplanung dynaMENT doctorate, das Doktorandinnen auf die weite- Dr. Cristina Palencia Ramírez re Karriere in der Wissenschaft sein würde, hat mich sehr beunruhigt. Ich hatte gehört, dass Anika Ostermaier-Grabow sehr erfolgreich darin ist, gute Paarungen aus Mentorin und Mentee zu bilden. Und genau W as brauchen junge Menschen, um sich bestmög- lagenforschung zur Produktentwicklung beziehungsweise vorbereitet, wurden 14 Frauen aufgenommen. das ist passiert. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, um lich auf eine Karriere in der Wissenschaft vor- wie man nach der Promotion ein Spin-off gründen kann. über die Mentorin zu diskutieren, und sie hatte jemanden zubereiten? Neugierde und Beharrlichkeit, gute dynaMENT ist ein Programm von DESY und der Univer- für mich im Sinn, ließ mich aber darüber nachdenken, Betreuung und eine optimale Infrastruktur – so viel ist fast Rückmeldungen aus einer von der Graduiertenvertretung sität Hamburg in Zusammenarbeit mit den Exzellenzclus- bevor sie mir den Namen sagte. Tatsächlich dachten wir an schon offensichtlich. Schwieriger kann es im Detail werden. entwickelten anonymen Befragung der Graduierten brach- tern „CUI: Advanced Imaging of Matter“ und „Quantum dieselbe Person. Ich bin meiner Mentorin sehr dankbar. Sie Die Sprecher der CUI-Graduiertenschule, Prof. Peter Schmel- ten allerdings auch die Erkenntnis, dass einige Bereiche noch Universe“. Das englischsprachige Mentoring-Programm unterstützt mich mit genau der richtigen Mischung aus Ver- cher und Prof. Henning Moritz, und der Koordinator, Dr. intensiver angegangen werden müssen, etwa Mängel in der richtet sich an Frauen in der naturwissenschaftlichen For- ständnis und Druck. Besonders schätze ich die Verfügbarkeit Antonio Negretti, wollen vermehrt die Rückmeldungen der Betreuung, Mobbing oder auch sexuelle Belästigung. „Wir schung, die eine Karriere in der Wissenschaft anstreben. Im und Leichtigkeit, per E-Mail oder Telefon Termine zu finden Promovierenden und Postdocs aufgreifen. nehmen das sehr ernst!“, konstatierte Prof. Henning Moritz Fokus liegt die Eins-zu-eins-Beratung, das heißt intensive, oder dringende Fragen zu besprechen. im Plenum der Jahrestagung. Eine umfassende Information persönliche Gespräche mit einer erfahrenen Führungsper- Das Mentoring-Programm ist so eine Orientierungshilfe Ein ganzer Tag während der Jahrestagung des Clusters aller Mitglieder des Exzellenzclusters über mögliche An- son, die in einem individuellen Matching-Prozess ausge- für mich! war allein den Anliegenden der jungen Forscherinnen und laufstellen und Maßnahmen ist in Vorbereitung. Außerdem wählt wurde. Außerdem finden regelmäßige Netzwerkver- Forscher gewidmet. Hier sammelte Negretti Anregungen ist geplant, die Umfrage zu überarbeiten und um weitere anstaltungen und Workshops statt. für die neu geschaffenen Karrieretage, die das Format der Themengebiete, zum Beispiel Depressionen, auszuweiten. Graduiertentage aus dem vorherigen Cluster ablösen. Im Gespräch mit CUI News berichtet Dr. Cristina Palencia Herausgekommen ist ein Mix aus unterschiedlichen Kursen Neu ist auch die Funktion der Vertrauensdozentinnen und Ramírez über ihre Erfahrungen mit dynaMENT advanced. aus dem Bereich Soft Skills, die sich an Promovierende -dozenten. Sie stehen Promovierenden und Postdocs als Die Wissenschaftlerin forscht am Fachbereich Chemie Mildred Dresselhaus Preis richten, aber auch die Belange der Postdoktorandinnen und Ansprechpartnerinnen und -partner bei Konflikten am Ar- der Universität Hamburg und im Exzellenzcluster „CUI: -doktoranden verstärkt berücksichtigen. „Das ist eine deut- beitsplatz zur Verfügung und helfen Lösungen zu finden. Die Advanced Imaging of Matter“. Prof. Dr. Ruth Signorell, ETH Zürich, Schweiz, und Prof. liche Verbesserung für die Postdocs“, meint Negretti. Diese Graduierten wählten Prof. Arwen Pearson (Center for Free- Dr. Alicia Palacios, Universidad Autónoma de Madrid, könnten ihre Karriere nun sowohl im akademischen Bereich Electron Laser Science), Prof. Daniela Pfannkuche (I. Institut Warum haben Sie sich für dynaMENT beworben? Spanien, sind auf der CUI-Jahrestagung mit dem als auch in der Industrie besser planen. Zum Programm ge- für Theoretische Physik) und Prof. Henning Moritz (Institut Ich glaube, dass jeder davon profitieren kann, die Erfahrun- Mildred Dresselhaus Preis ausgezeichnet worden. hört zum Beispiel ein Vortrag über den Weg von der Grund- für Laserphysik) als Vertrauensdozentinnen und -dozent. gen und Ratschläge von Menschen zu hören, die erfahrener Der Preis ist Teil eines Gastprofessorinnenprogramms sind, denen es gelungen ist, eine unabhängige Karriere in und beinhaltet einen längeren Forschungsaufenthalt der Wissenschaft zu entwickeln, was mein Ziel ist. Außer- am Exzellenzcluster sowie ein Preisgeld in Höhe von dem hat es mich besonders überzeugt, dass das Programm 20.000 Euro für den Senior-Preis und 10.000 Euro für Die Graduiertenvertretung Promovierende und Postdocs voneinander trennt, da die Bedürfnisse in diesen Phasen der Karriere tatsächlich un- den Junior-Preis. und ihre Ziele terschiedlich sind. „Wir vertreten die Interessen der Promovierenden und Welchen Nutzen ziehen Sie aus dem Programm? Postdocs im Vorstand mit unseren Stimmen. Wir konzen- Dank des Programms habe ich eine Mentorin gefunden, trieren uns auf die Verbesserung der Betreuung und der die mich in meiner Karriere unterstützt. Sie ermöglicht Karriereplanung und wir sammeln ihre Ideen für Kurse eine unkomplizierte und vertrauensvolle Kommunikation und Veranstaltungen in der Graduiertenschule. Außer- untereinander, und ohne Zweifel hilft sie mir, an meinen dem organisieren wir die Winterschule, die dieses Jahr Zielen zu arbeiten. Die Postdoc-Gruppe ist klein und ist im Februar im ABC Bildungs- und Tagungszentrum e.V. in auch eine Quelle der Kommunikation und Beratung; es ist Drochtersen-Hüll stattfand. Wir ermutigen jedes Mitglied auch konstruktiv miteinander zu diskutieren. Außerdem des Clusters, bei Problemen jeder Art mit uns in Kontakt zu bietet das Programm Workshops an, die nach unseren treten sowie für Vorschläge oder Wünsche, die im Cluster Setzen sich für die Belange der Promovierenden und Postdocs im Bedürfnissen gestaltet werden. umgesetzt werden sollen. Sie können sich an uns wenden, Cluster ein (von links): Felix Bourier, Torben Sobottke, Dr. Cristina Junior-Preisträgerin Prof. Alicia Palacios (links) und indem Sie an die Mailingliste schreiben: Palencia Ramírez, Dr. Andrea Cartella und Dr. Philipp Wessels- Wie wichtig ist es, dass nur Frauen teilnehmen? Senior-Preisträgerin Prof. Ruth Signorell. aim.student-representatives@physnet.uni-hamburg.de.“ Staarmann. Ich glaube, dass auch Männer von einem solchen Pro- 8 9
„Molecules & Schools“ – das Chemie-Schullabor der Uni Hamburg Schullabor „Light & Schools“ zeigt Spitzenforschung Von der Besonderheit der Nanopartikel und Begeisterung für die anderen chemischen Stoffen Physik wecken W W as heißt überhaupt nano? Welche Rolle spielen enn es ihnen gelingt, Schülerinnen und Schüler Naturstoffe als Wirkstoffe? Wie entsteht ein für die Forschung zu begeistern – speziell die genetischer Fingerabdruck? Antworten auf diese Physik -, dann sind Bastian Besner und Dr. Jonas Fragen gibt es im Schullabor „Molecules & Schools“ der Siegl zufrieden. Mit viel Engagement haben die Koordina- Universität Hamburg, das seit März 2019 vom Exzellenz- toren des Schullabors „Light & Schools“ mit ihren Kollegin- cluster „CUI: Advanced Imaging of Matter“ finanziert wird. nen und Kollegen in den vergangenen Jahren ein Angebot „Wir möchten abbilden, was am Fachbereich Chemie und geschaffen, das physikalische Projekte für junge Menschen dem Exzellenzcluster erforscht wird und ermöglichen praktisch aller Altersstufen beinhaltet, von der Orien- Schülerinnen und Schülern, spannende Experimente aus tierungsstufe bis zur Oberstufe an Stadtteilschulen und den Bereichen Chemie, Nanowissenschaften und Life Gymnasien. Auf Anfrage können sogar Grundschülerinnen Science selbst durchzuführen“, sagt Koordinatorin Dr. und -schüler erste Einblicke in die Physik gewinnen. Skadi Kull. Die Jugendlichen werden dabei von einem Team erfahrener Tutorinnen und Tutoren begleitet. Ziel ist es dabei immer, abseits vom Klassenzimmer und Im Schullabor geht es zum Beispiel um die Besonderheit von dem Benotungssystem, Begeisterung und Verständnis Das Angebot richtet sich insbesondere an Oberstufen- Nanopartikeln: Je nach Größe ändert sich die Eigenschaft. Wäh- für die Naturwissenschaften zu wecken – die im Idealfall kurse, eignet sich teilweise aber auch für Klassen der rend ein Nagel aus Eisen nur glüht, sprüht Eisenpulver Funken, auch andauern, wenn die jungen Menschen andere Berufe späten Mittelstufe. Kull: „Wir bieten Projekte an, die sich in wenn es erhitzt wird. ergreifen. „Wir greifen Phänomene und Objekte aus der der Schule nicht verwirklichen lassen, weil zum Beispiel die Alltagswelt auf und ermöglichen Schülerinnen und Schü- Geräte nicht vorhanden sind.“ lern zum Beispiel die Technologie hinter Handy-Displays nachzubauen oder spielerisch die Funktionsweise des GPS Folgende Bereiche deckt das Programm ab: ren Angebote sind in diesem Jahr viel besser gebucht als nachzustellen. Gerade das Handy ist für die meisten so • Nanoscience I wir erwartet hatten.“ Seit die Chemikerin die Koordination wichtig, dass sie von Natur aus neugierig sind. Dann haben • Energiespeicherung Anfang 2019 übernommen hat, stieg die Zahl der Teilneh- wir auch die Aufmerksamkeit, um die physikalischen Phä- • Naturstoffe menden von knapp 200 in 2018 auf 430 in 2019. Für 2020 nomene zu erläutern“, sagen Besner und Siegl. Die ultraschnelle Kamera macht physikalische Prozesse sichtbar, • Enzymkinetik rechnet Kull mit bis zu 700 Schülerinnen und Schülern. die sonst außerhalb unserer Wahrnehmung liegen. • Genetischer Fingerabdruck Ein Highlight in der Jahresplanung ist der Ferien- • Tinten (in Entwicklung) Zu Beginn eines Versuchstages führt Kull in die Thematik kurs FORSCHUNG des Fachbereichs Physik, den „Light • Nanoscience II (CUI-Modul in Entwicklung) ein, so dass die Lehrkräfte das Thema nicht vorbereiten müs- & Schools“ jedes Jahr an den ersten beiden Tagen der • Lebensmittel (in Entwicklung) sen, und geht dabei flexibel auf den Wissensstand ein. Eine Sommerferien koordiniert. Darüber hinaus bietet der bearbeiten jeweils drei Themenblöcke, hinzu kommt eine Tutorin oder ein Tutor betreut etwa vier bis sechs Jugend- Fachbereich weitere Ferienkurse. „An diesen Tagen geht Abendveranstaltung, bei der sie mit Studierenden, Promo- Besonders gut nachgefragt ist der genetische Fingerab- liche, die sich zwei Abzüge teilen. In der Regel kommen die es speziell darum, junge Menschen für ein Physik-Studium vierenden, Professorinnen und Professoren ins Gespräch druck. „Das Thema ist Abi-relevant und in ganz Hamburg Klassen einmal, eine besondere AG hat aber auch schon fünf zu begeistern, und das unterstützen wir natürlich sehr kommen können. Besner: „Wir haben uns in den vergange- ausgebucht, auch bei uns“, sagt Kull. „Aber auch die ande- Module gebucht. gerne“, so Besner. Im Fokus wird in diesem Jahr die schnel- nen Jahren über die großartige Unterstützung, wie die von le Bildgebung stehen, das Angebot knüpft also direkt an Prof. Arwen Pearson und Dr. Hans Behringer, sehr gefreut die Cluster-Forschung an. Die Schülerinnen und Schüler und hoffen wieder auf viel Unterstützung.“ Die Koordinatorin und ihr Team Save the d Ferienkurs ! ate Forschu Vor gut einem Jahr hat Dr. Skadi Kull die Koordination von „Molecules & Schools“ in der AG von Prof. Horst Weller über- Von der CUI-Forschung zum Schullabor am 25. un d 26. Juni ng 2020 nommen. Die Chemikerin stammt ursprünglich aus Berlin, Seit November 2018 gehört Dr. Jonas Siegl zum Koordina- wo sie an der Humboldt Universität zu Berlin studierte und toren-Team von „Light & Schools“. Der Physiker ist Spe- Dr. Jonas Siegl eine externe Diplomarbeit an der Bundesanstalt für Material- zialist für ultrakalte Atome und hat das Schullabor schon (Mitte) und forschung und -prüfung (BAM) schrieb. Danach promovierte während der Promotion intensiv begleitet. Als ehemaliger Bastian Besner sie am Robert Koch-Institut in Kooperation mit der Freien CUI-Wissenschaftler ist es ihm ein besonderes Anliegen, den (rechts dahinter) Universität Berlin im bioanalytischen Bereich zum Nachweis Jugendlichen die Forschungsthemen und Methoden des luden auch beim von mikrobiellen Toxinen mittels Massenspektrometrie. Clusters näher zu bringen. Derzeit entwickelt er unter an- Sommer des Wis- Bis März 2019 arbeitete die Wissenschaftlerin und Mutter derem Experimente mit der neu erworbenen ultraschnellen sens auf dem Rat- eines zweijährigen Sohnes am Forschungszentrum Borstel Kamera, die physikalische Prozesse sichtbar macht, die sonst hausmarkt dazu in der Allergieforschung. Sowohl im Studium als auch später außerhalb unserer Wahrnehmung liegen. „Genauso, wie ein, physikalische Dr. Skadi Skull (Mitte, hinten) freut sich über die gute Zusammen- gab sie Nachhilfe und betreute Schülerinnen und Schüler, im Higtech-Forschungslabor nebenan, sogar mit derselben Phänomene zu arbeit mit den Tutorinnen und Tutoren (von links): Tim Wagner Auszubildende und Studierende. „Das Schullabor hat sich also Kamera!“, so Siegl. Geplant ist, die Kamera im Ferienkurs erforschen. (Nanowissenschaften), Nils Dageförde (Nanowissenschaften), sehr gut angeschlossen“, sagt Kull. „Ich arbeite sehr gern mit FORSCHUNG und im regulären Angebot des Schullabors ein- Hendrik Sannemüller (Nanowissenschaften), Maren Hinz (Mo- jungen Menschen zusammen und freue mich, diese für die zusetzen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die lecular Life Science), Marvin Skiba (Nanowissenschaften) und Naturwissenschaften begeistern zu können. Gleichzeitig habe Gestaltung des Neubaus, den sich „Light & Schools“ und das Besner und Siegl „ihre“ Schulklassen im neuen „Haus der Florian Kruse (Chemie Lehramt). ich auch immer noch einen Bezug zur aktuellen Forschung.“ Fortgeschrittenenpraktikum teilen werden: In Kürze werden Lehre“ begrüßen können. 10 11
CUI INtern Ehrungen und Preise Prof. Roland Wiesendanger Prof. Dr. Tobias Beck (UHH) ist auf (UHH) hat die „Honorary Medal der Jahrestagung der Akademie De Scientia et Humanitate der Wissenschaften zu Göttingen Optime Meritis“ der Tsche- mit dem Akademiepreis 2019 für chischen Akademie der Wis- Chemie ausgezeichnet worden. senschaften in Prag erhalten. Beck erhielt den Preis für seine Damit werden seine wissen- Arbeiten zur Selbstassemblierung schaftlichen Verdienste und von hierarchisch strukturierten Hy- wegweisenden Arbeiten auf bridmaterialien. Außerdem hat er dem Gebiet der spinauflösen- den Max-von-Laue-Preis 2020 der den Rastertunnelmikroskopie Deutschen Gesellschaft für Kristallographie (DGK) erhalten. und der magnetischen Phänomene auf atomarer Skala gewürdigt. Dr. Saša Bajt (DESY) ist für ihr herausragendes Engagement Prof. Francesca Calegari (UHH, für die SPIE Society und die DESY) ist zum „Fellow Member wissenschaftliche Community of The Optical Society” gewählt im Bereich Optik und Photonik worden. Die Physikerin wird zum SPIE Community Champion für ihre „bedeutenden Beiträge gewählt worden. zur Attosekundenforschung“ geehrt. Zudem hat sie das Amt der Vize-Präsidentin des neuen AttoChem Netzwerkes der Dr. Cristina Palencia Ramírez „European Cooperation in (UHH) hat ein Stipendium der Science and Technology“ (COST) übernommen. Christiane Nüsslein-Volhardt-Stif- tung erhalten. Außerdem wird sie durch das L’Oréal – UNESCO For Women in Science Program der L’Oréal Fondation gefördert. Unser Cover: Erstmals hat ein internationales Forschungsteam im Detail beobachtet, wie bei der Bestrahlung von Wasser mit extrem kurzen Röntgenblitzen aggressive Radikale entstehen: Die blaue, hantelförmige Wolke im Zentrum der Abbildung ist das Orbital, aus dem das Elektron durch Bestrahlung herausgeschlagen wurde. Das Bild zeigt den Moment des Protontrans- fers von einem ionisierten zu einem neutralen Wassermolekül, wodurch ein Hydroxyl-Radikal und ein Hydronium-Ion entstehen. Dieser Prozess kann zu Strahlenschäden im Körper führen, ist aber unter anderem auch für die Materialwis- senschaften bedeutsam. Das Forschungsteam wurde unter anderem von Prof. Robin Santra (UHH, DESY) geleitet. Science (2020) https://science.sciencemag.org/content/367/6474/179 Unsere Partner: Impressum Herausgeber: The Hamburg Centre for Ultrafast Imaging (CUI), Stiftung/Jann Wilken, unten Joachim Herz Stiftung/Andreas Kling- Universität Hamburg, Luruper Chaussee 149, 22761 Hamburg, berg, S. 8 + 9 oben privat, S. 10 oben Claudia Höhne, unten privat, Tel.: 040 8998-6696, www.cui.uni-hamburg.de S. 11 oben Light & Schools, S. 12 Calegari und Bajt: DESY, Beck: Rena- Redaktion: CUI-Öffentlichkeitsarbeit, Ingeborg Adler te Schütt, Wiesendanger und Palencia: privat Gestaltung: Boeddeker. Kommunikation & Medien, Hamburg, Datenschutz: Adressen, die zur Versendung des Newsletters die- www.boeddeker.com nen, werden gemäß der DSGVO gespeichert und verarbeitet und in keinem Fall an Dritte weitergegeben. Falls Sie kein Magazin Verwendete Schrift: The Sans UHH/LucasFonts mehr erhalten möchten, schreiben Sie bitte eine Mail an Fotos: S. 1 DESY, Caroline Arnold, S. 3 + 9 unten CUI, Peter Garten, cui.office@cui.uni-hamburg.de. S. 4 Universität Lübeck/DESY, Lars Redecke, S. 5 European XFEL, S. 6 + 8 + 11 unten CUI, Ingeborg Adler, S. 7 oben Joachim Herz Ausgabe 1, März 2020 12
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