DIE EUROPÄISCHE MINDESTLOHN-RICHTLINIE PARADIGMENWECHSEL FÜR EIN SOZIALES EUROPA
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Seite 2 | infobrief eu & international 1/2023 Die Europäische Mindestlohn-Richtlinie: Paradigmenwechsel für ein soziales Europa DIE EUROPÄISCHE MINDESTLOHN-RICHTLINIE PARADIGMENWECHSEL FÜR EIN SOZIALES EUROPA Mit der Verabschiedung der „Richtlinie über angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“ durch den Rat der EU am 4. Oktober 2022 wurde Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal überhaupt wurde eine EU-Rechtsvorschrift mit dem expliziten Ziel erlassen, angemessene Mindestlöhne zu ga- rantieren und nationale Tarifvertragssysteme zu stärken. Die Mindestlohn-Richtlinie gehört daher Von Torsten Müller zu den wichtigsten arbeits- und sozialpolitischen Maßnahmen, die bislang auf europäischer Ebene und Thorsten Schulten verabschiedet wurden. Zielsetzung der Europäischen scheiden, welches relative Gewicht sie den Mindestlohn-Richtlinie einzelnen Kriterien beimessen. Das explizite Ziel der Mindestlohn-Richt- linie1 besteht in der Verbesserung der Le- Doppelte Angemessenheitsschwelle bens- und Arbeitsbedingungen in der Eu- Die wichtigste Bestimmung für die Festlegung ropäischen Union durch die Förderung von gesetzlicher Mindestlöhne findet sich jedoch angemessenen Mindestlöhnen und die in Artikel 5(4). Dieser besagt, dass sich die Stärkung von Tarifverhandlungen zur Lohn- Mitgliedstaaten bei der Beurteilung der An- festsetzung, um dadurch Lohnungleichheit gemessenheit der gesetzlichen Mindestlöhne sowie Erwerbsarmut zu bekämpfen. Bemer- von indikativen Referenzwerten leiten lassen Bekämpfung kenswert ist an dieser Zielsetzung insbeson- sollen und dabei zu diesem Zweck interna- von Lohn dere das Bekenntnis zur Förderung von Ta- tional übliche Referenzwerte wie 60 Prozent ungleichheit rifverhandlungen. Damit wird der ursprüng- des Brutto-Medianlohns und 50 Prozent des und Erwerbs lich sehr enge Fokus der Gesetzesinitiative Brutto-Durchschnittslohns verwenden kön- armut als auf gesetzliche Mindestlöhne um eine starke nen. Damit legt die Richtlinie de facto eine zentrale Ziele. tarifpolitische Komponente erweitert. doppelte „Angemessenheitsschwelle“ fest. Diese ist zwar nicht rechtsverbindlich, formu- Bei der Mindestlohn-Richtlinie geht es aus- liert aber einen starken normativen Maßstab drücklich nicht um die Festlegung eines eu- für die Festlegung von Mindestlöhnen auf na- ropaweit einheitlichen Mindestlohnniveaus, tionaler Ebene, dem sich die Mitgliedstaaten sondern um die Vorgabe bestimmter Kri- nur schwer entziehen können. terien, um angemessene Mindestlöhne auf nationaler Ebene sicherzustellen. Artikel In der Praxis beeinflusst die doppelte Ange- 5(2) nennt vier Kriterien, die die Mitglied- messenheitsschwelle bereits heute in eini- staaten bei der Festsetzung gesetzlicher gen Ländern die Diskussion über die Höhe Mindestlöhne berücksichtigen sollen: (a) des gesetzlichen Mindestlohns. In Deutsch- die Kaufkraft des Mindestlohns unter Be- land, zum Beispiel, wurde die am 1. Oktober rücksichtigung der Lebenshaltungskosten; 2022 erfolgte Erhöhung des gesetzlichen (b) das allgemeine Niveau der Löhne und Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde auch ihre Verteilung; (c) die Wachstumsrate der damit begründet, dass sich hierdurch der Löhne sowie (d) langfristige nationale Pro- Mindestlohn deutlich einem Niveau von 60 duktivitätsniveaus und -entwicklungen. Die Prozent des nationalen Medianlohns annä- Mitgliedstaaten können jedoch frei ent- hert. In Irland hat die Regierung angekündigt,
Seite 3 | infobrief eu & international 1/2023 Die Europäische Mindestlohn-Richtlinie: Paradigmenwechsel für ein soziales Europa in den nächsten vier Jahren den Mindestlohn destlohn3 nicht den europäischen Normen schrittweise auf ein Living-Wage-Niveau an- entspreche und, um die Zielmarke von 60 zuheben, das 60 Prozent des irischen Me- Prozent des Medianlohns zu erreichen, nun dianlohns2 entspricht. In Belgien verkündete auf 12 Euro pro Stunde angehoben werden der Arbeitsminister, dass der belgische Min- müsse. In den Niederlanden4 forderte der Gewerkschaftsbund FNV die Regierung auf, den Mindestlohn auf 14 Euro pro Stunde zu Tarifbindung 2021* erhöhen, um die Vorgaben der europäischen in % der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen Mindestlohn-Richtlinie zu erfüllen. Würden Italien 100 alle EU-Mitgliedsstaaten ihre gesetzlichen Mindestlöhne entsprechend der doppel- Frankreich 98 ten Angemessenheitsschwelle anheben, so Österreich 98 könnten nach Berechnungen der Europäi- Belgien 96 schen Kommission5 EU-weit bis zu 25 Milli- Finnland 89 onen Beschäftigte hiervon profitieren. Schweden 88 Stärkung der Tarifbindung Dänemark 82 Im Hinblick auf die Stärkung von Tarifver- Spanien 80 handlungen wird in der Richtlinie (Artikel 4.2) ein Referenzwert für eine angemessene Slowenien 79 Tarifbindung festgelegt. Danach werden alle Niederlande 76 Mitgliedsstaaten, in denen weniger als 80 Portugal 74 Prozent der Beschäftigten tarifgebunden Luxemburg 57 sind, verpflichtet, Maßnahmen zur Förde- rung von Tarifverhandlungen zu ergreifen Kroatien 53 und diese in konkreten Aktionsplänen mit Deutschland 52 klaren Zeitplänen niederzulegen. Die Pläne Malta 50 sind in Zusammenarbeit mit den Gewerk- schaften und Arbeitgeberverbänden zu ent- Zypern 43 wickeln, regelmäßig zu überprüfen und min- Tschechien 35 destens alle fünf Jahre zu aktualisieren. Irland 34 Nach Angaben der OECD/AIAS Nach Angaben der OECD/AIAS IC- Bulgarien 28 ICTWSS- TWSS-Datenbank6 liegt die Tarifbindung Lettland 27 Datenbank liegt derzeit in 19 von 27 EU-Staaten unterhalb Slowakei 24 die Tarifbindung der 80-Prozent-Marke. Mit der Implemen- Ungarn 22 derzeit in 19 von tierung der Mindestlohn-Richtlinie in nati- 27 EU-Staaten onales Recht ist daher die große Mehrzahl 15 Rumänien unterhalb der der EU-Mitgliedsstaaten gefordert, konkrete 14 Griechenland 80-Prozent-Marke. Maßnahmen zur Stärkung der Tarifbindung 13 Polen zu ergreifen. Die Richtlinie nennt hier u.a. *2021 oder der jeweils die Förderung von Tarifverhandlungen auf 8 Litauen verfügbare aktuellste Wert Branchenebene, die stärkere Ahndung von 6 Estland Quelle: UECD/AIAS ICTWSS, für Deutschland IAB Betriebspanel gewerkschaftsfeindlichem Verhalten (sog.
Seite 4 | infobrief eu & international 1/2023 Die Europäische Mindestlohn-Richtlinie: Paradigmenwechsel für ein soziales Europa Doppelte „Union Busting Praktiken“) und die Unter- führen, der annähernd bei 60 Prozent des Angemessen stützung der Tarifvertragsverbände. Hinzu Medianlohns liegen soll. heitsschwelle kommt die explizite Aufforderung an den von 60 % des Staat, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge Auch in Italien wird bereits seit einigen Jah- Median- und und Konzessionen das Kriterium der Ta- ren intensiv über die Einführung eines ge- 50 % des riftreue und die Einhaltung tarifvertraglicher setzlichen Mindestlohns diskutiert. Zwar ist Durchschnitts Grundrechte zu berücksichtigen. die Tarifbindung in Italien formal sehr hoch, lohns für zugleich gibt es jedoch relevante Bereiche gesetzliche Inwieweit die Mindestlohn-Richtlinie tat- insbesondere in der informellen Ökonomie, Mindestlöhne. sächlich dazu beitragen kann, die Tarifbin- die de facto durch die Tarifverträge nicht er- dung auf nationaler Ebene zu fördern, hängt fasst werden. Außerdem ist das tarifvertrag- davon ab, ob relevante politische Akteu- liche Mindestlohnniveau in vielen Branchen er:innen in der Lage sind, entsprechend sehr niedrig. Vor diesem Hintergrund hat die geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Mit Mindestlohn-Richtlinie die Debatte über ei- dem in der Mindestlohn-Richtlinie vorge- nen gesetzlichen Mindestlohn noch einmal sehenen europäischen Monitoring-Prozess forciert. und den damit einhergehenden permanen- ten Vergleichen zwischen den EU-Staaten Anders sieht es hingegen in den skandina- wird die Position derjenigen nationalen Ak- vischen Ländern Dänemark und Schweden teur:innen unterstützt, die für eine Stärkung aus, wo eine hohe Tarifbindung mit hohen der Tarifvertragssysteme eintreten. Je mehr tarifvertraglichen Mindestlöhnen von 70 Pro- Länder gute Praktiken zur Förderung der zent des Medianlohns (und darüber hinaus) Tarifbindung entwickeln, desto größer wird einhergeht. Der Anteil der Beschäftigten in der politische Druck auf die verbleibenden Schweden,8 die zu tarifvertraglichen Min- Länder mit niedriger Tarifbindung. destlöhnen unterhalb von 60 Prozent des Medianlohns arbeiten, ist demgegenüber Auswirkungen für tarifvertragliche mit weniger als einem Prozent verschwin- Mindestlohnregime dend gering. Während der Einfluss der euro- Obwohl die Regeln und Kriterien für ange- päischen Mindestlohn-Richtlinie auf das Ni- messene Mindestlöhne ausschließlich für veau der tarifvertraglichen Mindestlöhne in Länder mit gesetzlichen Mindestlöhnen Dänemark und Schweden daher eher gering gelten, könnten sie durchaus auch die Min- sein dürfte, könnte er in Zypern und Italien destlohnregime, die bislang ausschließlich durchaus an Bedeutung gewinnen, indem EU-weit auf tarifvertraglichen Regelungen basieren, die doppelte Angemessenheitsschwelle könnten bis beeinflussen. Besonders deutlich wird dies auch als Referenzwert für eine allgemeine zu 25 Mio. am Beispiel Zyperns, das eine relativ ge- Untergrenze bei tarifvertraglichen Mindest- Beschäftigte ringe Tarifbindung aufweist und bislang ge- löhnen oder gar die Einführung eines ge- profitieren. setzliche Mindestlöhne nur für einige wenige setzlichen Mindestlohns dient. Berufsgruppen kennt. Aufgrund der hohen tarifvertraglichen Regelungslücken und ei- Mögliche Auswirkungen auf Österreich nes relativ ausgeprägten Niedriglohnsektors Ähnliches gilt für Österreich, wo die um- hat die zypriotische Regierung7 nunmehr fassende Tarifbindung zwar eine nahez u beschlossen, zum 1. Jänner 2023 einen all- flächendeckende sektorale Mindestlohnsi- gemeinen gesetzlichen Mindestlohn einzu- cherung garantiert. Trotzdem bewegen sich
Seite 5 | infobrief eu & international 1/2023 Die Europäische Mindestlohn-Richtlinie: Paradigmenwechsel für ein soziales Europa in einer Reihe von Branchen – insbesondere 14 Monatslöhne bezahlt werden, erhöht sich im privaten Dienstleistungssektor – die kol- der entsprechende Stundenlohn sogar auf Kriterium von lektivvertraglich festgelegten Mindestlöhne 13,88 Euro. 80% Tarif auf einem eher niedrigen Niveau. Vor die- bindung als sem Hintergrund haben die österreichischen Mit der Verabschiedung der Mindest- impliziter Aufruf Gewerkschaften in den letzten Jahrzehnten lohn-Richtlinie könnte einer solchen For- zur Stärkung immer wieder einen bestimmten Mindest- derung der Gewerkschaften nun zusätzlich und Schaffung lohnbetrag gefordert, der in den Kollektiv- Nachdruck verliehen werden. Zwar ist die sektoraler verhandlungen auf sektoraler Ebene durch- in der Richtlinie formulierte doppelte An- Tarifsysteme. gesetzt werden sollte. gemessenheitsschwelle rechtlich nicht bin- dend. Sie könnte aber auch für die öster- Im Vorfeld der Herbstlohnrunde 2022 haben reichische Diskussion eine neue normative die österreichischen Gewerkschaften9 die Orientierungsmarke für die Mindestlohnpo- Forderung nach einem kollektivvertragli- litik werden. Legt man die in der Richtlinie chen Mindestlohn von monatlich 2.000 Euro empfohlenen Schwellenwerte zugrunde, so brutto erhoben. Bei einer durchschnittlichen lag ein angemessener Mindestlohn in Öster- kollektivvertraglich vereinbarten Wochenar- reich im Jahr 2021 bereits bei 1.954 Euro. beitszeit von 38,8 Stunden (168 Stunden pro Die Forderung der österreichischen Ge- Monat) entspricht dies einem Stundenlohn werkschaften nach einem kollektivvertrag- von 11,90 Euro. Berücksichtigt man darü- lichen Mindestlohn von 2.000 Euro bewegt ber hinaus, dass in Österreich in der Regel sich damit im Rahmen dessen, was in der Mindestlohn-Richtlinie als ein angemesse- nes Mindestlohnniveau angesehen wird. Schwellenwerte für angemessene Mindestlöhne in Österreich für ganzjährig Vollbeschäftigte, Paradigmenwechsel für ein soziales Europa in Euro pro Monat (bei 14 Monatsgehältern) Die Mindestlohn-Richtlinie markiert einen Paradigmenwechsel in der europäischen Pro Monat bei 14 Monatsgehältern Arbeits- und Sozialpolitik. Über Jahrzehnte hinweg wurde die europäische Einigung 60% des 50% des Medianlohns Durchschnittslohns von einer neoliberalen Politik der Libera- lisierung dominiert. Noch vor zehn Jah- 2010 1.520 1.517 ren empfahl die Europäische Kommission 2011 1.555 1.554 im Kontext der großen Krise Anfang der 2012 1.599 1.598 2010er-Jahre die Senkung von Mindest- 2013 1.640 1.636 löhnen, die Dezentralisierung von Tarif- 2014 1.670 1.663 verhandlungen10 und die Verringerung der 2015 1.706 1.703 Tarifbindung sowie die allgemeine Schwä- 2016 1.741 1.749 chung des gewerkschaftlichen Einflusses 2017 1.779 1.785 auf die Lohnentwicklung als „beschäfti- 2018 1.819 1.826 gungsfreundliche Reformen“. 2019 1.874 1.877 2020 1.903 1.909 Im Vergleich dazu liest sich die Mindest- 2021 1.954 1.954 Quelle: Eigene Berechnungen auf der Grundlage von Statistik Austria, Lohnsteuerdaten – lohn-Richtlinie wie ein komplettes Gegen- Sozialstatistische Auswertungen, Bruttoeinkommen der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten programm. Angemessene Mindestlöhne
Seite 6 | infobrief eu & international 1/2023 Die Europäische Mindestlohn-Richtlinie: Paradigmenwechsel für ein soziales Europa Die und umfassende Tarifverhandlungen werden sche Parlament und den Rat erhoben, um europäische nicht mehr als Hindernis für Wettbewerbsfä- die Nichtigerklärung der Mindestlohn-Richt- Mindestlohn- higkeit und Wirtschaftswachstum gesehen, linie zu erreichen. Zum jetzigen Zeitpunkt Richtlinie könnte sondern als zentrale institutionelle Voraus- lässt sich nicht genau sagen, wann mit ei- perspektivisch setzung für eine nachhaltige und inklusive nem Urteil des Europäischen Gerichtshofs auch Einfluss Wirtschaftsentwicklung. Sie sind nicht mehr zu rechnen ist. Die Verpflichtung zur Um- auf die Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. setzung der Richtlinie bleibt jedoch von der Lohnpolitik Klage unberührt und muss bis Oktober 2024 in Österreich Die Mindestlohn-Richtlinie gehört zu den erfolgen. Dabei definiert die Richtlinie keine nehmen. wichtigsten arbeits- und sozialpolitischen rechtlich verbindlichen Standards, sondern Maßnahmen, die bislang auf europäischer schafft einen wichtigen politischen Referenz- Ebene verabschiedet wurden. Sie hat das rahmen, der auf nationaler Ebene diejenigen Potenzial, zu einem wirklichen „Game- Positionen und Akteur:innen stärkt, die für Changer“ im Kampf gegen Erwerbsarmut angemessene Mindestlöhne und starke Tarif- und soziale Ungleichheit zu werden. Dies verhandlungen eintreten. Ihre Durchsetzung liegt nicht nur an den in der Richtlinie fest- muss jedoch nach wie vor im nationalen Rah- gelegten Maßnahmen, die direkt auf die Si- men erkämpft werden, und zwar nicht nur in cherung eines angemessenen (gesetzlichen) Ländern mit einem gesetzlichen Mindestlohn, Mindestlohnniveaus abzielen, sondern vor sondern auch in Ländern, in denen Mindest- allem auch an den festgelegten Maßnah- löhne tarifvertraglich festgelegt werden. men zur Förderung von Tarifverhandlungen Torsten Müller, Senior Researcher und der damit verbundenen Stärkung der zum Thema Tarifpolitik und institutionellen Macht der Gewerkschaften. Gewerkschaften in Europa am Europäischen Gewerkschaftsinstitut (ETUI) in Brüssel. tmueller@etui.org Die konkrete Die konkrete Bedeutung der Mindest- Thorsten Schulten, Leiter des Tarifarchivs Bedeutung lohn-Richtlinie entscheidet sich schließlich des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf der Mindest mit ihrer Umsetzung auf nationaler Ebene. und Honorarprofessor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen. lohn-Richtlinie Wie auch beim Prozess der Verabschiedung thorsten-schulten@boeckler.de entscheidet der Richtlinie, gibt es auch bei deren Umset- sich mit ihrer zung auf nationaler Ebene erhebliche Wider- Dieser Beitrag beruht auf dem Artikel: Umsetzung stände. Am 18. Jänner 2023 hat zum Beispiel Müller, T. und Schulten, T. (2022): Die europäische auf nationaler die dänische Regierung beim Europäischen Mindestlohn-Richtlinie – Paradigmenwechsel hin zu einem Sozialen Europa, Wirtschaft und Gesellschaft, Ebene. Gerichtshof eine Klage gegen das Europäi- 48. Jahrgang (2022), Heft 3, 335–365.11 1 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX%3A32022L2041, abgerufen am 22.2.2023. 2 https://www.gov.ie/en/press-release/8556d-tanaiste-outlines-proposal-to-bring-in-living-wage-for-all/, abgerufen am 22.2.2023. 3 https://www.brusselstimes.com/236574/belgian-minimum-wage-does-not-meet-new-european-standards, abgerufen am 22.2.2023. 4 https://www.fnv.nl/nieuwsbericht/algemeen-nieuws/2022/06/nederland-moet-minimumloon-nu-in-1-keer-verhogen-n, abgerufen am 22.2.2023. 5 https://illej.unibo.it/article/view/13368/12951, abgerufen am 22.2.2023. 6 https://www.oecd.org/employment/ictwss-database.htm, abgerufen am 22.2.2023. 7 https://cyprus-mail.com/2022/08/31/minimum-wage-last-attempt-to-find-common-ground/, abgerufen am 22.2.2023. 8 https://www.mi.se/app/uploads/Minimum_wages_eng.pdf, abgerufen am 22.2.2023. 9 https://www.oegb.at/themen/soziale-gerechtigkeit/steuern-und-konjunktur/2-000-euro-mindestlohn-und--gehalt, abgerufen am 22.2.2023. 10 https://awblog.at/europaweite-staerkung-der-kollektivvertragssysteme-gefragt/, abgerufen am 22.2.2023. 11 https://journals.akwien.at/wug/issue/view/9/11, abgerufen am 22.2.2023.
Nr 02 | Juni 2022 Artikel … BESTELLEN! infobrief Unter eu & international https://wien.arbeiterkammer.at/ inhalt EditoriAl Newsletter.html Am start: das Eu-lieferkettengesetz Seit nunmehr vier Monaten begleiten uns die hässlichen Bilder über das Der Weg bis zum Ziel wird unfassbare Leid, das Wladimir Putins Armee über die ukrainische Be- lang und steinig 2 völkerung bringt. Die Welt ist seither eine andere geworden und ein Ende russlands Krieg Das Ende der Globalisierung, wie wir sie kennen Krieg in der ukraine 10 des Krieges ist derzeit nicht absehbar. Sichtbar geworden sind allerdings massive Verwerfungen in der Weltwirtschaft, die der Krieg mit sich bringt, und denen sich zwei Beiträge in dieser Ausgabe widmen. können Sie den EU-Infobrief kostenlos bestellen. Globalisierung am Scheideweg? 15 An den Beginn dieses Infobriefs stellen wir allerdings die Analyse des lange Eu Co2-Grenzausgleichsmechanismus Praktisches Neuland erwarteten Vorschlags der EU-Kommission zu einem Lieferkettengesetz, das und rechtliche Fallstricke 19 von Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen jahrelang mehr Nachhaltigkeit im Konsum gefordert worden war. Auch in dieser Ausgabe thematisieren zwei Beiträge Haltbarkeit und Reparierbarkeit unterschiedliche EU-Vorhaben zur Bewältigung der Klimakatastrophe: diese im Fokus 24 sind einerseits der geplante EU-Klimazoll (CO2-Grenzausgleichsmechanis- Europäisches semester 2022 mus) und andererseits ein neues Paket zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Licht und Schatten 31 Wahlmarathon in Europa Darüber hinaus erfahren Sie, was die EU-Kommission Österreich im Rah- Radikale Änderung der politischen men der wirtschaftspolitischen Steuerung empfiehlt. Im Mittelpunkt eines Landschaft auf EU-Ebene während der letzten zehn Jahre 36 weiteren Beitrags steht der Wahlmarathon in Europa, der die politische Landschaft auf EU-Ebene wesentlich beeinflusst. Zwei Buchbesprechun- Buchbesprechung How China Escaped gen runden diesen Infobrief ab: während die erste die Hintergründe des wirt- Shock Therapy 43 schaftlichen Aufstiegs Chinas nachzeichnet, beschäftigt sich die zweite mit Buchbesprechung der umkämpften EU-Arbeitspolitik in der Eurokrise. Neue Europäische Arbeitspolitik 45 Wir wünschen eine inspirierende Lektüre! Die Redaktion schreiben sie uns ihre meinung, Wünsche, Anregungen und Kritik an eu@akwien.at imprEssum: Herausgeberin und Medieninhaberin Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, 1040 Wien, Prinz Eugen Strasse 20-22, Telefon +43 1 501 650 · Offenlegung gem § 25 des Mediengesetzes siehe wien.arbeiterkammer.at/offenlegung · Zulassungsnummer AK Wien 02Z34648 M · Redaktion Frank Ey, Monika Feigl-Heihs, Miriam Frauenlob, Lukas Oberndorfer, Oliver Prausmüller, Norbert Templ, Valentin Wedl, Julia Wegerer · Grafik Julia Stern · Verlags- und Herstellungsort Wien · Erscheinungsweise 4 Mal jährlich · ISSN 2409-028X · Blattlinie Die Meinungen der AutorInnen · Kostenlose Bestellung unter http://wien.arbeiterkammer.at/euinfobrief infobrief eu & international: EUROPA UND INTERNATIONALES IN KRITISCHER UND SOZIALER PERSPEKTIVE Der EU-Infobrief erscheint 4x jährlich im digitalen Format und liefert eine kritische Analyse der Entwick lungen auf europäischer und internationaler Ebene. Die Zeitschrift der Abteilung EU & Internationales der AK-Wien fokussiert dabei Themen an der Schnittstelle von Politik, Recht und Ökonomie. Anspruch ist nicht nur die Prozesse in den europäischen Institutionen zu beschreiben, sondern auch Ansätze zur Überwindung des Neoliberalismus zu entwickeln. Kurze Artikel infor- mieren in prägnanter Form über aktuelle Themen. Langbeiträge geben den Raum für grundlegende Analy- sen, Buchbesprechungen bieten eine kritische Übersicht einschlägiger Publikationen.
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