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BLÄK | informiert Die Pandemie macht Schwachstellen sichtbarer Anlässlich der Eröffnung des 124. Deut- Foto: Jürgen Gebhardt schen Ärztetages (DÄT), der in einem On- line-Format stattfand, hat Bundeskanzle- rin Dr. Angela Merkel die Leistungen von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften in der Corona-Pandemie in einer Video- botschaft gewürdigt. Sie dankte für die- sen „aufopferungsvollen Einsatz bei der Versorgung der Patienten, nicht nur von Corona-Kranken“, sowie beim Testen und Impfen. Das Gesundheitswesen sei durch die Pandemie auf eine harte Probe gestellt worden, so die Kanzlerin. Merkel verwies auf die beschlossene sogenannte Bun- desnotbremse, die dazu diene, die dritte Pandemiewelle zu brechen, um eine Über- lastung des Gesundheitswesens zu ver- meiden. Der Schlüssel zur Beendigung der Pandemie sei aber das Impfen. „Es macht sehr viel Mut, dass das Impfen immer mehr Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (links) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an Fahrt gewinnt“, so die Kanzlerin. (rechts) bei der Eröffnung des 124. Deutschen Ärztetags im Berliner Estrel. Jürgen Zurheide (Mitte) moderierte. Reinhardt – Lehren aus der Krise land sollte im Fall einer weiteren Pandemie bes- Industrie praxistauglich umgesetzt“ und von der ser vorbereitet sein. Der Großteil der COVID- Politik „die Sanktionen gestrichen werden“. Auch Auch Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundes- 19-Patienten werde aber noch immer von den für die jüngsten Verzögerungen bei der Ausgabe ärztekammer (BÄK), dankte in seiner Eröffnungs- niedergelassenen Haus- und Fachärzten betreut, der elektronischen Heilberufsausweise (eHBA) rede den Ärztinnen und Ärzten in den Praxen wobei viele Ärztinnen und Ärzte von rückläufigen seien nicht die Ärzte verantwortlich. Einen Skan- und Kliniken für ihren Einsatz in der Corona- Patientenzahlen betroffen seien. An dieser Stelle dal nannte Reinhardt den mehr als 30-jährigen Pandemie. „Sie tragen tagtäglich dazu bei, dieses bedankte sich der Präsident bei Bundesgesund- Stillstand bei der Reform der Gebührenordnung Leid zu lindern und diese Pandemie so schnell heitsminister Jens Spahn für den „finanziellen für Ärzte (GOÄ). Es liege nun ein „arzteigener“ wie möglich zu beenden. Der Präsident räumte Schutzschirm“, mahnte jedoch eine Kompensa- Entwurf auf dem Tisch. Nun sei die Politik am ein, dass das Gesundheitswesen gegenwärtig tion der Umsatzverluste aus extrabudgetären Zug. Die Zeit der Ausreden sei vorbei. zwar enorm belastet sei, im Gegensatz zu vielen Leistungen an. anderen Ländern sei es aber zu keinem Zeitpunkt Reinhardt kam ebenso auf die Bedeutung der überlastet gewesen. Dies mache den Unterschied. Der Kammerpräsident sprach sich dafür aus, das Freiberuflichkeit zu sprechen und sagte wörtlich: Eine der wichtigsten Lehren aus dieser Krise Gesundheitswesen zukunftsfest zu machen, wozu „Freiberuflichkeit ist keine Folklore aus längst müsse es deshalb sein, leistungsstarke Struktu- auch eine Förderung sinnvoller digitaler Anwen- vergangenen Zeiten“. In diesem Zusammenhang ren zu erhalten und auszubauen. Es wäre falsch, dungen und der Ausbau der digitalen Infrastruktur sprach er sich klar gegen die Kommerzialisierung sie auszudünnen und auf reine Kosteneffizienz gehöre. Erprobte Anwendungen der Telematik- im Gesundheitswesen aus. Fehlanreize, wie das zu trimmen, wie dies von einigen immer wieder infrastruktur (TI) sollten „zügig in den Versor- System der Fallpauschalen in den Kliniken, müss- gefordert werde, meinte Reinhardt. gungsalltag eingeführt“ werden. Hier warnte er ten behoben werden. Im ambulanten Bereich jedoch vor einer „zu engen Taktung bei der Digi- brauche es eine Begrenzung der Beteiligungs- Doch die Pandemie habe auch Defizite im Ge- talisierung“ und kritisierte die harten Fristen und möglichkeiten von Fremdinvestoren. Insbesondere sundheitswesen offengelegt und nannte hier die angedrohten Sanktionen. Reinhardt forderte, müssten die Größe und der Versorgungsumfang den Arbeitsdruck für Ärzte und Pflegekräfte in dass die medizinischen Anwendungen, wie Notfall- von medizinischen Versorgungszentren (MVZ) den Krankenhäusern, der aber vor Corona nicht daten, elektronischer Medikationsplan (eMP) und begrenzt werden. Er regte ein MVZ-Register für ernsthaft wahrgenommen worden sei. Deutsch- elektronische Patientenakte (ePA) „endlich von der mehr Transparenz an. 256 Bayerisches Ärzteblatt 6/2021
informiert | BLÄK aus. Aus der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) wurde Professor Dr. Michael von Cranach insbesondere für die Aufarbeitung der Rolle der Psychiatrie in der NS-Zeit mit der Paracelsus- Medaille geehrt (eine ausführlichere Würdigung lesen Sie auf S. 281). Corona-Pandemie In der Arbeitssitzung beschlossen die Abge- ordneten mit großer Mehrheit einen Leitantrag des Vorstandes der BÄK und forderten kon- krete Konsequenzen aus dem Umgang mit der COVID-19-Pandemie. Das deutsche Gesundheits- wesen sei durch die Corona-Pandemie vor die größte Herausforderung der letzten Jahrzehn- te gestellt worden. Das Pandemiemanagment und die Krisenreaktionsfähigkeit in Deutsch- land müssten dringend optimiert werden. Die leistungsstarken ambulanten und stationären Strukturen des Gesundheitswesens sowie der Dr. Gerald Quitterer in der Sendung Rundschau Magazin vom 4. Mai des Bayerischen Rundfunks, beispiellose Einsatz von Ärztinnen und Ärzten zugeschaltet vom 124. Deutschen Ärztetag aus Berlin. aus allen Versorgungsbereichen hätten eine Über- lastung des Gesundheitswesens verhindert. Die vergangenen Monate hätten aber auch Defizite offengelegt, unter anderem bei der personellen und technischen Ausstattung in den Einrich- Spahn: Abhängigkeiten von USA Unterdessen forderte Spahn eine stärkere Unab- tungen des Gesundheitswesens, insbesondere hängigkeit Deutschlands und Europas im Bereich in den Gesundheitsämtern, bei der Vernetzung und China verringern der Medizin. Dies gelte sowohl bei der Produk- der Meldestrukturen und beim digitalen Aus- Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wehr- tion von Medikamenten, Impfstoffen und Me- bau. Bund und Länder seien aufgefordert, diese te sich gegen den Vorwurf einer „überhasteten dizinprodukten als auch bei der Digitalisierung. Schwachstellen gemeinsam mit der ärztlichen Digitalisierung“ des Gesundheitswesens: „In den „Es geht darum, die Abhängigkeiten von den Selbstverwaltung zu analysieren und das Ge- letzten 20 Jahren konnte ich da von einer Über- USA und China zu verringern“, so der Gesund- sundheitswesen in Deutschland zukunfts- und hastung nicht viel merken“. heitsminister. Kammerpräsident Reinhardt und krisenfest aufzustellen. Gesundheitsminister Spahn stellten sich live in In Bezug auf die Pandemie bedankte sich auch einer abschließenden Diskussionsrunde, mo- Gefordert wurde unter anderem, dass das von Spahn bei den Ärztinnen und Ärzten in Klinik und deriert vom Journalisten Jürgen Zurheide, den Bund und Ländern geschlossene Paket für den Praxis für ihren Einsatz. Die vergangenen Monate kritischen Themen, die sie auch in ihren Reden ÖGD schnell und umfassend umgesetzt werde. hätten gezeigt, wo noch Herausforderungen im angesprochen hatten. Erforderlich sei auch eine grundsätzliche Struk- System existierten. Es seien aber auch wichtige turreform des ÖGD. Eine zentrale Stelle zur Koor- Verbesserungen angeschoben worden. Spahn Bei der Totenehrung hatte Präsident Reinhardt dination der Aktivitäten der einzelnen Gesund- bilanzierte in seiner Rede: 1. Worin Deutschland eingangs auf die Liste der im vergangenen Jahr heitsämter und zur Entwicklung von technischen gut sei. 2. Wo man im Verlauf der zurückliegenden verstorbenen Ärztinnen und Ärzte, die im Internet sowie inhaltlich-fachlichen Standards sei notwen- 14 Monate besser geworden sei. Und 3. Wo man abzurufen ist, verwiesen. Stellvertretend nannte dig. Zur personellen Aufstockung müssten Anreize künftig noch besser werden müsse. Ein Beispiel er Dr. Heidrun Gitter, verstorbene Präsidentin der für Ärztinnen und Ärzte geschaffen werden, im für die Kategorie 2 sei zweifelsfrei der Öffent- Landesärztekammer Bremen und Vizepräsidentin ÖGD tätig zu werden. In einem weiteren Punkt liche Gesundheitsdienst (ÖGD), in den der Bund der BÄK, und gedachte aller an COVID-19 ver- wurde eine moderne Krankenhausplanung mit nun vier Milliarden Euro für mehr Personal und storbenen Ärzte und Pflegekräfte. mehr kooperativen Versorgungskonzepten und bessere Vernetzung investiere. Erstmals finde Möglichkeiten der belegärztlichen Versorgung die Kommunikation unter den Ämtern rasch und Auch die Verleihung der Paracelsus-Medaille fiel gefordert, sogenannte Mitversorgungseffekte einheitlich statt. 2021, dem Online-Format geschuldet, recht kurz seien zu berücksichtigen. Der demografie- und Bayerisches Ärzteblatt 6/2021 257
BLÄK | informiert morbiditätsbedingte Versorgungsbedarf sowie für wichtige Medizinprodukte, Arzneimittel und die weitere Digitalisierung des ambulanten Ver- die dafür erforderlichen Personalressourcen soll- Impfstoffe angelegt sowie die innereuropäischen sorgungsbereichs zu schaffen. ten prospektiv ermittelt und berücksichtigt wer- Produktionsstandorte für Medizinprodukte und den. Eine grundlegende Reform der bisherigen wichtige Arzneimittel ausgebaut werden. Zur Würdigung des herausragenden Einsatzes erlösorientierten Krankenhausbetriebsmittelfi- der Medizinischen Fachangestellten in der Pan- nanzierung sei notwendig, um dem zukünftigen Im Sinne einer qualitativ hochwertigen Pati- demiebewältigung unterstützten die Abgeordne- Versorgungsbedarf gerecht zu werden und die entenversorgung, nicht nur in Krisenzeiten, ten mit Nachdruck die Forderung des Verbandes Fehlanreize des G-DRG-Fallpauschalensystems sondern auch darüber hinaus, forderte der medizinischer Fachberufe e. V., die Leistungen der zu beheben. Die Unterschiede in den Kosten- 124. DÄT Bund und Länder dazu auf, diese leis- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen strukturen der Krankenhäuser müssten stärker tungsstarken ambulanten Strukturen zu si- nach dem Vorbild der Pflege mit einem steuerfi- abgebildet werden, eine Kombination aus erlös chern und zukunftsfähig zu machen. Die Co- nanzierten Bonus zu würdigen. unabhängigen und fallzahlabhängigen Vergü- rona-Pandemie habe die Abläufe in Haus- und tungsanteilen sei erstrebenswert. Gewünscht Facharztpraxen oft einschneidend verändert. Der 124. DÄT forderte von der Politik ein klares wurde die Einrichtung eines nationalen Kran- Der eingeführte Schutzschirm für die Vertrags- Bekenntnis gegen die zunehmende Kommerziali- kenhausgipfels mit Vertretern der verfassten ärztinnen und Vertragsärzte mit finanziellen sierung im Gesundheitswesen. So sollten zum Bei- Ärzteschaft. Ausgleichszahlungen durch die gesetzlichen spiel die Beteiligungsmöglichkeiten von Finanzin- Krankenkassen müsse als Schutzinstrument vestoren in der ambulanten Versorgung begrenzt Im Infektionsschutzgesetz sollen feste Krisenstä- für den Bedarfsfall dauerhaft im Sozial- werden. Das duale Krankenversicherungssystem be der Bundesländer unter Einbezug der Landes- gesetzbuch V (SGB V) verankert werden. Um die soll kontinuierlich fortentwickelt und an die He- ärztekammern angelegt und die Pandemiepläne Arztpraxen bei dem Ausbau der Digitalisierung rausforderungen der Zukunft angepasst werden. von Bund, Ländern, Kommunen und Gesundheits- einschließlich der IT-Sicherheit zu unterstützen, Diesem Ziel diene auch eine neue, rechtssichere einrichtungen ständig auf dem aktuellen Stand seien analog dem Krankenhauszukunftsgesetz und an die moderne wissenschaftliche Entwick- gehalten werden. Außerdem sollten Reserven (KHZG) finanzielle Ausgleichsmechanismen für lung angepasste GOÄ. Drei Fragen an Dr. Markus Beck zu den Bundesärztekammer-Finanzen Wie jedes Jahr stellt der Vorstand der Bundesärztekam- unterschritten. Die Erträge fielen wegen Erstattungen mer (BÄK) den Haushaltsvoranschlag auf und vertritt des Bundesgesundheitsministeriums höher aus. Doch ihn vor dem Deutschen Ärztetag. Nach der Satzung der es gab im Vergleich zum Vorjahr auch höhere Aufwen- BÄK gehört zu den Aufgaben des Deutschen Ärztetags dungen, insbesondere für den eArztausweis und das unter anderem die Entgegennahme der Jahresrechnung, eLogbuch. Auch führten höhere Zinsaufwendungen für die Erteilung der Entlastung an den Vorstand, die Ge- Pensionsrückstellungen zur Überschreitung der sonsti- nehmigung des Haushaltsvoranschlages sowie die Fest- gen Aufwendungen. setzung der Kostenanteile der Landesärztekammern. Die Abgeordneten einer Landesärztekammer können nur Was sieht der Haushaltsvoranschlag für das Ge- einheitlich durch einen Stimmführer abstimmen. Die- schäftsjahr 2021/22 vor? ser Stimmführer hat dabei so viele Stimmen, wie seine Beck: Der Haushaltsvoranschlag für den Zeitraum Landesärztekammer Abgeordnete entsendet. Für die 2021/22 liegt in der Gesamtsumme um 6,51 Prozent Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) hat der Vorstand höher als der Haushaltsvoranschlag von 2020/21, wieder Dr. Markus Beck in dieser Funktion bestätigt, der Stimmführer der BLÄK steigt mithin von 27.302.000 Euro auf 29.079.000 das Votum für die 38 Abgeordneten Bayerns abgibt. beim Punkt „Finanzen“ Euro, wobei Zuführungen zu den zweckgebundenen Rücklagen in Höhe von 493.000 Euro enthalten sind. Welchen Umfang hat der Jahresabschluss 2019/20 der BÄK? Die Personalaufwendungen steigen um 5,13 Prozent. Berücksichtigt Beck: 23.612.561,85 Euro betrug die Gesamtsumme der Erträge, ist eine Erhöhung der Personalkosten um 3 Prozent. Die Satzungs- die Aufwendungen beliefen sich auf 21.861.351,08 Euro. Damit wurden bedingten Aufwendungen steigen um 2,84 Prozent, die Allgemeinen 1.751.210,77 Euro nicht verbraucht. Diese Mittel werden der Rücklage Verwaltungskosten um 8,83 Prozent, wobei hier Sanierungsaufwen- zugeführt. Die nicht verbrauchten Mittel werden mit 1.751.210,77 Euro dungen an Gebäude und EDV im Vordergrund stehen. Bei den Erträ- zur Entlastung der Landesärztekammern bei den Beiträgen auf neue gen wurden, wie bereits erwähnt, die nicht verbrauchten Mittel des Rechnung vorgetragen. Geschäftsjahres 2019/20 in Höhe von 1.751.210 Euro vorgetragen. Für die Finanzierung der veranschlagten Aufwendungen kann die Umlage Können Sie die Gründe für die nicht verbrauchten Mittel bzw. Unter- der Landesärztekammern im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 0,15 schreitungen kurz erklären? Prozent gesenkt werden. Beck: Die Ursachen dafür sind vielfältig: Geringere Gehaltszah- lungen, niedrigere Pensionsaufwendungen, der ausgefallene Deutsche Da der Haushaltsvoranschlag 2021/22 meines Erachtens verantwor- Ärztetag und die wegen Corona geringeren Gremienaufwendungen. tungsvoll und angemessen ist und auch der BLÄK-Vorstand dies so in Auch die Raumkosten fielen niedriger aus, da sich die Sanierungs- seiner Sitzung vom 24. April gesehen hat, gebe ich meine Zustimmung arbeiten am Gebäude verzögern. Ebenso wurden die Reisekosten – Corona-bedingt übrigens im Umlaufverfahren schriftlich. 258 Bayerisches Ärzteblatt 6/2021
Digitalisierungsschritte Anzeige Die Corona-Krise soll als Treiber für die Digitalisierung genutzt werden. Während auf der einen Seite die Akzeptanz vieler digitaler Anwendun- gen, wie zum Beispiel die Videosprechstunden oder Telekonsile, deut- lich gestiegen sei, lege die Pandemie auch die Defizite der vergangenen Bemühungen um eine Digitalisierung im Gesundheitswesen offen. Be- reits erprobte Anwendungen der TI, wie der Notfalldatensatz und der eMP, sollten zügig in den Versorgungsalltag eingeführt werden, um den konkreten Nutzen der Telematik erfahrbar zu machen. Mit Sorge werde allerdings eine überhastete und vor allem politisch motivierte, viel zu enge Taktung weiterer Digitalisierungsschritte gesehen. Digitalisierung müsse auch einen Beitrag zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte von bürokratischen Tätigkeiten leisten. Ein Grund für die Pandemiemüdigkeit in der Bevölkerung und die vorhandenen Unsicherheiten und Bedenken gegenüber der Impfkampagne sei zu einem großen Teil die widersprüch- liche und gleichzeitig auch unfokussierte Kommunikation der Politik. Um die Einhaltung der notwendigen Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie und eine hohe Impfbereitschaft in allen Bevölkerungsgrup- pen zu erreichen, müssten schnellstmöglich alle Kommunikationskanäle genutzt werden. Weitere Forderungen der Abgeordneten betrafen die Förderung des ärztlichen Nachwuchses, attraktive Studienbedingungen, die Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit, das Überwin- „Jede Praxis den von Sektordenken und -grenzen, eine Corona-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche, die Einhaltung der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zur Prävention von COVID-19 in den Aufnah- ist anders, mezentren und Gemeinschaftsreinrichtungen für Flüchtlinge und die temporäre Freigabe der SARS-CoV-2-Impfstoffpatente unter fai- rer Vergütung des geistigen Eigentums. Gefordert wurde außerdem unsere Berater die Einrichtung einer Kommission, die das Pandemiemanagement schon heute mit der systematischen Datenerfassung und Evaluation getroffener Maßnahmen longitudinal begleite und reflektiere, um auch“ daraus sinnvolle Maßnahmen für den nationalen Pandemieplan und künftige Gesundheitsnotstände abzuleiten. In diese Kommission müsse eine breite ärztliche Perspektive einbezogen werden. Suizidhilfe-Verbot aus der (Muster-) Florian Hell, Prokurist & Leiter Firmenkunden, Marketing und Vertrieb Berufsordnung (MBO) gestrichen Die Abgeordneten befassten sich am zweiten Arbeitstag intensiv mit den Konsequenzen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zum assistierten Suizid für das ärztliche Berufsrecht. Die Debatte mündete in eine Streichung des strikten Verbots der Suizidhilfe aus der MBO. Im Feb- ruar 2020 hatte das BVerfG den § 217 des Strafgesetzbuchs, im Rahmen dessen die geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung unter Strafe Individuelle Abrechnungs- und gestellt wurde, für verfassungswidrig erklärt. Das Gericht begründete Finanzberatung der mediserv Bank. seine Entscheidung damit, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht als Ausdruck persönlicher Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes Ster- Mit der einmaligen Kombination aus ben umfasse. Dieses schließe die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen Abrechnungs- und Finanzdienstleistungen und hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen. Auf das ärztliche Berufsrecht, welches bisher im Rahmen von § 16 Satz 3 der MBO festlegte, dass beraten unsere Experten Sie vollumfänglich Ärzte „keine Hilfe zur Selbsttötung“ leisten dürfen, wurde vom BVerfG und transparent. Unsere Angebote sind dahingehend Bezug genommen, dass es der Bereitschaft, Suizidhilfe zu stets auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten. leisten „weitere Grenzen jenseits oder gar entgegen der individuellen Gewissensentscheidung des einzelnen Arztes“ setze. Lernen Sie uns kennen: mediservbank.de Der Zugang zu Möglichkeiten der assistierten Selbsttötung dürfe laut BVerfG aber nicht davon abhängen, ob Ärzte sich unter Berufung auf ihre eigene verfassungsrechtlich verbürgte Freiheit über die Be- rufsordnung ihres Standes hinwegsetzten. Solange diese Situation
BLÄK | informiert „Auswirkungen des Klimawandels auf die Ge- sundheit“ als kognitive und Methodenkompetenz in die Allgemeinen Inhalte der (Muster-) Weiter- bildungsordnung (MWBO) aufzunehmen. Damit gilt der Abschnitt für alle Weiterbildungen. „Die allgemeinen Inhalte müssen ebenso nachgewie- sen werden wie fachspezifische Inhalte, denn sie definieren unser gesamtes ärztliches Berufsbild“, erklärte dazu Dr. Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Vorsit- zender der Ständigen Kommission Weiterbildung. Neuer Facharzt „Innere Medizin und Infektiologie“ im Gebiet Innere Medizin eingeführt Außerdem stimmte der DÄT mit großer Mehrheit für einen Antrag zur Einführung der Facharztwei- terbildung „Innere Medizin und Infektiologie“ in die MWBO. Dadurch soll gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Versorgungsqualität im Bereich der Infektiologie verbessert werden. Ge- mäß dem Antragstext sei zu erwarten, dass die Eindämmung von Infektionskrankheiten für die Medizin und die Gesellschaft in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werde. Die Facharztweiterbildung war zuvor intensiv mit involvierten Fachgesellschaften und Berufsver- bänden sowie in den Gremien der BÄK diskutiert worden. Zusammen mit den Gebieten „Hygiene und Umweltmedizin“ und „Mikrobiologie, Virologie Das Podium des 124. Deutschen Ärztetags: Geschäftsführerin Dr. Katrin Bräutigam, Präsident Dr. Klaus Reinhardt und Vizepräsidentin Dr. Ellen Lundershausen (v. li.). und Infektionsepidemiologie“ sowie der Zusatz- Weiterbildung „Infektiologie“ sei infektiologisches Wissen nunmehr breit in der MWBO verankert, er- klärte die BÄK im Rahmen einer Pressemitteilung. Vorstandsüberweisung zum Thema „eLogbuch“ Überdies entschieden die Abgeordneten, einen Antrag, im Rahmen dessen die rasche Imple- fortbestehe, schaffe sie einen Bedarf nach ge- der Ärzteschaft, der assistierte Suizid falle dagegen mentierung eines „responsive design“ für gän- schäftsmäßigen Angeboten der Suizidhilfe, so nicht darunter. Gleichwohl sollten Ärzte Patienten gige Mobilgeräte für das eLogbuch der MWBO das BVerfG. Diese Ausführungen des Gerichts mit Suizidgedanken nach Ansicht des DÄT mit wert- gefordert wurde, an den Vorstand zu überweisen. sowie die aktuelle Debatte im Deutschen Bun- schätzender Gesprächsbereitschaft begegnen. Dies Das eLogbuch ist ein Kernstück der MWBO, das destag über eine gesetzliche Neuregelung der gehöre zum Kern der ärztlichen Tätigkeit. Außerdem 2018 neu eingeführt wurde. Es soll Ärzte in der Sterbehilfe bildeten den Hintergrund der regen forderte der DÄT den Deutschen Bundestag auf, als Weiterbildung dabei unterstützen, ihre erwor- Diskussion der Abgeordnete des DÄT sowie der erste Konsequenz aus dem Urteil des BVerfG die benen Kompetenzen digital und kontinuierlich schlussendlichen Streichung von § 16 Satz 3 Suizidprävention in Deutschland auszubauen und zu dokumentieren. der MBO auf Antrag des Vorstands der BÄK. „Das, zu verstetigen. In diesem Zusammenhang müsse das was der Staat aus Sicht des BVerfG seinen Bürgern psychosoziale Hilfesystem personell und finanziell Der 124. DÄT fasste weitere Beschlüsse unter an- nicht verbieten darf, das darf der Berufsstand besser ausgestattet werden. derem zu folgenden Themen: Reform der Not- der Ärzteschaft seinen Berufsangehörigen auch fallversorgung in Deutschland, Novellierung der nicht untersagen“, begründete Reinhardt den Weiterbildung Approbationsordnung, Gendersensibilität im Ge- Entschluss des DÄT. sundheitswesen. Die Satzung wurde dahingehend Klimawandel und Gesundheit in die Allgemeinen geändert, dass bei Vorliegen besonderer Umstän- Gleichzeitig lehnte der DÄT eine Verpflichtung von Inhalte der Weiterbildung aufgenommen de der DÄT auch als Hybridveranstaltung statt- Ärzten zur Mitwirkung beim assistierten Suizid ab. 2020 hatte die 93. Gesundheitsministerkonferenz finden kann. Im Herbst 2021 soll voraussichtlich „Wir wollen nicht die Rolle verlieren, die wir seit erklärt, dass die Bedeutung des Klimawandels als ein weiterer DÄT in Präsenz stattfinden, wenn 2.000 Jahren zu Recht haben. Unsere Patienten ein die Gesundheit beeinflussender Faktor bislang die Corona-Lage das zulässt. Der 126. DÄT findet können sich darauf verlassen, dass unser primäres in den Weiterbildungen der Gesundheitsberufe dann vom 24. bis 27. Mai 2022 in Bremen statt, Interesse darin liegt, ihnen zu helfen, Leiden zu lin- nicht adäquat abgebildet sei. der 127. DÄT vom 16. bis 19. Mai 2023 in Essen. dern, Krankheiten zu überwinden und wenn dann nicht anders machbar, Sterbenden bis zum Tod bei- Darauf Bezug nehmend, beschlossen die Dele- Jodok Müller, Dagmar Nedbal, zustehen“, so Reinhardt. Dies seien die Aufgaben gierten des 124. DÄT den Weiterbildungsinhalt Florian Wagle (BLÄK) 260 Bayerisches Ärzteblatt 6/2021
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