SP CVP FDP SVP - Die Positionen von

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Medienpolitik                                         Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                    Positionen der Parteien

Die Positionen von:

          •        SP
          •        CVP
          •        FDP
          •        SVP

Seite 1         Die Einfärbung der Antworten zeigt den Kern der Position:   OK: Geltende Regelung genügt    Problem: Neue Regelung denkbar   Anliegen: Neue Regelung nötig
Medienpolitik                                             Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                                Positionen der Parteien

 I – Allgemeiner politischer Befund

   1      Haben Medien eine gesell-           Die Bundesverfassung muss er-       Ob es einen Medienartikel           Die heutige Bundesverfassung         Die Garantie der Meinungs- und
          schaftliche Aufgabe und Ver-        gänzt werden durch einen Passus     braucht, ist gegenwärtig Thema      genügt. Der Staat soll die Me-       Medienfreiheit, wie in der BV
          antwortung? Falls ja, sollte dies   zu „Medien und Demokratie“.         in einer parlamentarischen          dienfreiheit garantieren.            festgehalten, ist ausreichend.
          in der Bundesverfassung abge-                                           Kommission. Es darf bezweifelt
          bildet werden?                                                          werden, ob ein Artikel etwas än-
                                                                                  dern würde.
   2      Welche Mängel und Fehlent-          Es gibt eine gravierende Fehl-      Die Qualität der Berichterstat-     Mainstream herrscht vor. Oft         Die Qualität hat in den letzten
          wicklungen stellen Sie im Be-       entwicklung im strukturellen Be-    tung nimmt ab, da die Redaktio-     wird Thesenjournalismus und          Jahren gelitten. Verantwortlich
          reich Journalismus und Medien       reich (Monopolisierung der Pres-    nen vor allem beim Personal spa-    Abschreibejournalismus betrie-       dafür ist einerseits die Medien-
          fest (Qualität, Vielfalt, Preise    se) mit einem erheblichen Ver-      ren. Ebenso gleicht sich das        ben statt die Wahrheit gesucht.      konzentration mit wenigen den
          etc.)?                              lust an Vielfalt und publizisti-    staatlich finanzierte Fernsehen                                          Markt dominierenden Playern
                                              schem Wettbewerb. Dazu kommt        den Boulevardmedien an. Service                                          mit der Tendenz zu einheitlichen
                                              die Qualitätsminderung im Jour-     Public verkommt zum Lippenbe-                                            Meinungen. Im Bereich von Ra-
                                              nalismus mit Einbussen bei der      kenntnis, um sich noch mehr                                              dio und Fernsehen führt die feh-
                                              Relevanz, der Gewichtung und        Steuergelder zu sichern.                                                 lende Konkurrenz auf nationaler
                                              der Recherchetiefe.                                                                                          Ebene ebenfalls zu einer Verar-
                                                                                                                                                           mung der Meinungsvielfalt.
   3      In welcher Richtung entwi-          Der Monopolisierungstrend setzt     Die Qualität und Vielfalt nimmt     Der negative Trend nimmt eher        Der negative Trend setzt sich
          ckeln sich die von Ihnen ge-        sich ungebrochen fort, die Quali-   ab.                                 zu; immer noch schneller und         fort, sowohl bei den Zusammen-
          nannten Mängel (Trend zu-           tätsminderung scheint fürs Erste                                        noch oberflächlicher.                schlüssen als auch in der Quali-
          nehmend oder abnehmend)?            gestoppt.                                                                                                    tät. Neue Angebote, beispiels-
                                                                                                                                                           weise im Online-Bereich, erset-
                                                                                                                                                           zen den traditionellen Qualitäts-
                                                                                                                                                           journalismus nur bedingt.
   4      Beobachten Sie unterschiedli-       Der Kahlschlag im Blätterwald       Nicht unbedingt. Es gibt gute na-   Die lokalen Medien recherchie-       Lokale und regionale Medien
          che Probleme der nationalen         hat vor allem auf lokaler und re-   tionale und schlechte regionale     ren eher besser als die nationalen   sind ebenso von Qualitätsprob-
          Medien einerseits und der loka-     gionaler Ebene stattgefunden.       Berichterstattung genau so wie      Medien, weil sie direkter mit der    lemen betroffen wie die nationa-
          len/regionalen Medien ander-        Bei den Überlebenden herrscht       umgekehrt.                          Realität konfrontiert sind.          len Medien. Dabei wäre gerade
          seits?                              Personalknappheit und damit                                                                                  hier eine Marktnische möglich.
                                              journalistischer Minimalismus.
                                              Bei den nationalen Medien do-
                                              minieren die genannten Mängel.

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Medienpolitik                                             Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                                  Positionen der Parteien

 II – Medienverfassung

   5      Sollte der Bund eine Rege-          Der Bund sollte eine das ganze       Jetzige Regelung genügt.             Die heutige Bundesverfassung          Die heutigen Regelungen in der
          lungskompetenz für alle Me-         Mediensystem umfassende                                                   genügt.                               Bundesverfassung genügen voll-
          dien besitzen oder genügt die       Kompetenz bekommen.                                                                                             kommen.
          Bundesverfassung?
   6      Braucht es insbesondere eine        Ja, es braucht den Verfassungs-      Wenn man die Medien anders           Nein. Die Medienförderung soll-       Nein. Eine Förderung der Medien
          Verfassungsgrundlage für die        grundsatz, wonach Bund und           fördert, braucht es keine Verfas-    te keine Staatsaufgabe sein.          ist keine Staatsaufgabe, sondern
          Förderung der Presse und/oder       Kantone verpflichtet sind, für ein   sungsgrundlage. Ist eher eine                                              wirkt grundsätzlich marktverzer-
          anderer Medien?                     demokratiegerechtes Medien-          akademische Diskussion.                                                    rend.
                                              system zu sorgen.
   7      Wie beurteilen Sie die Medien-      Die Medienvielfalt ist vor allem     Die inhaltliche Vielfalt nimmt ab,   Vielfalt ist nicht das Problem. Sie   Der Gesetzgeber hat dafür zu
          vielfalt? Braucht es gezielte       im lokal-regionalen Bereich klar     auch wenn die Titelzahl nicht ab-    nimmt mit den Internetangeboten       sorgen, dass über freiheitliche
          Massnahmen gegen die Me-            ungenügend. Es braucht eine Po-      nimmt. In verschiedenen Titeln       sogar zu. Die Konzentration im        Rahmenbedingungen eine mög-
          dienkonzentration?                  litik der Vielfaltsförderung un-     ist vielfach der gleiche Inhalt.     Printbereich ist auch auf das In-     lichst grosse Medienvielfalt ent-
                                              ter Einschluss aller Mediengat-      Die Konzentration der Medien ist     ternet zurückzuführen. Das Prob-      steht bzw. erhalten bleibt. Dies
                                              tungen.                              ein Faktum, gegen das die Politik    lem ist die schwache Meinungs-        bedeutet, dass sich der Gesetzge-
                                                                                   wenig ausrichten kann – und soll.    vielfalt, welche den Eigenheiten      ber generell mit Regulierungen
                                                                                                                        im Journalismus geschuldet ist:       und Einschränkungen zurückzu-
                                                                                                                        Die Journalisten machen durch-        halten hat. Im Bereich von schäd-
                                                                                                                        aus Politik und tun dies geschützt    lichen Monopolen und kartellisti-
                                                                                                                        durch ein Unabhängigkeitstatut        schen Absprachen sind die vor-
                                                                                                                        gegenüber den Verlegern.              handenen Möglichkeiten jedoch
                                                                                                                                                              auszuschöpfen, um korrigierend
                                                                                                                                                              einzuwirken.
   8      Sind Sie zufrieden mit der          Was in erster Linie fehlt ist ein    Jetzige Selbstregulierung genügt     Der Presserat ist von den Ge-         Die Selbstregulierung funktio-
          Selbstregulierung der Medien        Gesamtarbeitsvertrag, in dem u.a.    nur teilweise. Eine staatliche       werkschaften geprägt und damit        niert nur bedingt. Die zuständi-
          (z.B. Presserat, Verbände, Qua-     die Ausbildung und die Quali-        Überwachung würde daran aber         politisch nicht unabhängig. Die       gen Organe wiederspiegeln und
          litätssicherungsmassnahmen,         tätssicherung geregelt wären.        gar nichts ändern, im Gegenteil.     Verleger müssten in der Branche       zementieren den Mainstream. Ei-
          Arbeitsbedingungen der Jour-        Dem Presserat wäre allenfalls                                             eine stärkere Position einnehmen.     ne staatliche Überwachung wür-
          nalisten)? Braucht es eine staat-   eine Sanktionskompetenz ein-                                                                                    de diesen Zustand noch verschär-
          liche Überwachung oder Er-          zuräumen.                                                                                                       fen. Eine Erhöhung des staatli-
          gänzung solcher Selbstregulie-                                                                                                                      chen Einflusses auf die Medien
          rungsmassnahmen?                                                                                                                                    ist abzulehnen.

Seite 3          Die Einfärbung der Antworten zeigt den Kern der Position:         OK: Geltende Regelung genügt         Problem: Neue Regelung denkbar        Anliegen: Neue Regelung nötig
Medienpolitik                                            Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                                 Positionen der Parteien

 III – Finanzierung und Medienför-
 derung

   9      Sind Sie zufrieden mit der heu-   Nein, die heutigen Fördermass-       Die heutige Förderung (Verbilli-     Förderung verursacht tendenziell     Die SVP lehnt jegliche Förde-
          tigen staatlichen Medienförde-    nahmen (tiefer Mehrwertsteuer-       gung der Zustellung) ist ok, Wei-    Verzerrungen, Monopole und           rung als marktverzerrend ab.
          rung? Ist das System zweck-       satz und verbilligte Posttarife)     tere Fördermassnahmen gehen          Regulierungsschübe. Entschei-
          mässig und gerecht?               sind viel zu wenig zielorientiert.   schnell in Richtung Einschrän-       dend ist nur der Marktzutritt. Be-
                                                                                 kung der Freiheit, was problema-     reits die heutige Förderung ist
                                                                                 tisch ist.                           zuviel.
  10      Sollten Medien nach Ihrer Auf-    Es braucht eine mit Direktzah-       Nein, es besteht die Gefahr der      Eine direkte Förderung ist ausge-    Sowohl eine direkte wie auch in-
          fassung direkt (Subventionen,     lungen und Leistungsaufträgen        politischen Einflussnahme auf        schlossen, das gilt eigentlich       direkte Förderung ist abzulehnen,
          an Bedingungen und Leistun-       operierende Förderpolitik wie        Inhalte.                             auch für die Gebühren an Private     da beide die genannten Nachteile
          gen geknüpft) oder indirekt       sie etwa im Bereich der Lokalra-                                          im Rundfunk. Auch eine indirek-      mit sich bringen.
          (Vergünstigungen, Rahmenbe-       dios und Regional-TV-Sender                                               te Förderung ist falsch.
          dingungen) staatlich gefördert    schon existiert.
          werden?

  11      Bei gegebener indirekter Fi-      Da Medienpolitik eine                Jetzige Lösung ist ordnungspoli-     Der heutige Umfang der Förde-        Siehe vorherige Frage.
          nanzierung: Wer soll die Kos-     Staatsaufgabe ist, sollten die       tisch problematisch, hat sich aber   rung im Printbereich ist nicht be-
          ten tragen und zu welchem An-     Kompetenzen und die Kosten           bewährt.                             sonders schädlich, doch es würde
          teil (z.B. allgemeiner Staats-    bei der öffentlichen Hand lie-                                            genügen, dass die Post keine
          haushalt, Schweizerische          gen (Bund und Kantone).                                                   überhöhten Zustellgebühren ver-
          Post)?                                                                                                      langt, soweit sie marktbeherr-
                                                                                                                      schend ist.
  12      Sollen die Werbemöglichkeiten     Nein, das Verbot von politischer     Für die privaten Anbeiter ist eine   Die Werbemöglichkeiten der Pri-      Die SVP spricht sich für ein dua-
          in den Medien erweitert wer-      und religiöser Werbung in den        Erweiterung denkbar, für die         vaten sind tendenziell zu öffnen,    les System aus (Gebühren für öf-
          den? Sollte namentlich die po-    elektronischen Medien muss           staatlich finanzierten nicht.        während die SRG weniger wer-         fentlich-rechtliche, Werbung für
          litische oder religiöse Werbung   bleiben.                                                                  ben sollte. Politische Werbung in    private Veranstalter). Mit diesem
          in Radio- und TV-Programmen                                                                                 Radio und Fernsehen wäre denk-       System wären auch die aktuellen
          zugelassen werden?                                                                                          bar, könnte allerdings zu unnöti-    Werbeverbote (politisch, religiös)
                                                                                                                      ger Mehrregulierung führen; sie      obsolet.
                                                                                                                      ist daher aktuell kein Anliegen
                                                                                                                      von uns.

Seite 4          Die Einfärbung der Antworten zeigt den Kern der Position:       OK: Geltende Regelung genügt         Problem: Neue Regelung denkbar       Anliegen: Neue Regelung nötig
Medienpolitik                                            Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                                Positionen der Parteien

 IV – Service Public

  13      Braucht es einen staatlich gere-   Selbstverständlich.                  Den gibt es ja schon. Wichtig ist,   Ja, für die minimale Versorgung    Die SVP spricht sich für einen
          gelten Service Public?                                                  dass der staatlich geregelte Ser-    der Sprachregionen mit Informa-    eng definierten Service Public
                                                                                  vice Public nicht noch weiter den    tion, Kultur und Sport, mit dem    aus, welcher die verfassungsmäs-
                                                                                  Verlagen Konkurrenz macht in         Ziel der Integration der Lan-      sigen Grundbedürfnisse erfüllt.
                                                                                  deren Kerngeschäft.                  desteile.                          Die heutige Auslegung des Ser-
                                                                                                                                                          vice Public ist unklar und zu weit
                                                                                                                                                          gefasst.
  14      Sollten staatlich unterstützte     Der Service Public ist wie bei der   Die Grenzen zu den privaten An-      Eine exakte Definition wäre        Die Definition ist eng zu fassen,
          Service-Public-Leistungen ex-      SRG in einer Regulierungsstaffel     bietern müssen genauer defi-         wünschbar. Die SRG sollte sie      da ansonsten die Tendenz der öf-
          akt definiert werden, oder ge-     festzulegen, das heisst von einer    niert werden.                        schon heute erarbeiten.            fentlich-rechtlichen Veranstalter
          nügt eine offene Umschreibung      allgemeinen Förderkompetenz                                                                                  besteht, sich in Bereiche, welche
          wie heute?                         in der Verfassung hinab zu                                                                                   ebenso gut von Privaten wahrge-
                                             Leistungsaufträgen und Di-                                                                                   nommen werden können, auszu-
                                             rektzahlungen auf Verord-                                                                                    breiten.
                                             nungsstufe.
  15      Möchten Sie Service-Public-        Sie ist heute im Radio- und TV-      Das spielt keine Rolle. Wichtig      Eine Institution wie die SRG ist   Realistischerweise dürfte eine
          Leistungen (primär) an eine        Bereich an die SRG und Private       ist eine ordnungspolitisch bes-      vertretbar. Auch alternative Mo-   Konzentration der nationalen
          einzige Institution knüpfen        übertragen; es braucht lediglich     sere Regelung als heute. Leis-       delle sind möglich, sofern sich    Service-Public-Angebote auf ei-
          (SRG) oder an mehrere Me-          eine Ausweitung auf die ande-        tungsaufträge an Private sind        die Administration nicht auf-      nen Anbieter weiterhin tragfähig
          dienunternehmen übertragen?        ren Mediengattungen (Presse          denkbar.                             bläht.                             sein, mindestens solange sich der
                                             und Online).                                                                                                 Service Public über ein schwer-
                                                                                                                                                          gewichtig lineares Angebot defi-
                                                                                                                                                          niert. Bei einer Veränderung der
                                                                                                                                                          Bedürfnisse müssten Alternati-
                                                                                                                                                          ven geprüft werden.
  16      Wie (Methoden, Prozesse, Er-       Mit dem üblichen Instrumentari-      Bevor man sie einfordern und         Gegen Missbräuche kann die         Mittels Leistungsauftrag an die
          lasse und Verfügungen?) sollen     um des Service Public (Leis-         überwachen will, muss man die        UBI heute einschreiten. Stärkere   gebührenfinanzierten Veranstal-
          staatlich finanzierte Service-     tungsaufträge, Überwachungs-         Leistungen zuerst besser und ge-     Sanktionen sind angebracht. Die    ter mit genauer Kostenkontrolle
          Public-Leistungen definiert,       kommissionen, Leistungskontrol-      nauer definieren.                    Leistungen könnten besser          und Transparenz über die Ver-
          (verbindlich) eingefordert und     le).                                                                      überwacht werden, sofern das       wendung der Mittel.
          überwacht werden?                                                                                            ohne Regulierungsschub und
                                                                                                                       übertriebene Administration
                                                                                                                       möglich ist.

Seite 5          Die Einfärbung der Antworten zeigt den Kern der Position:        OK: Geltende Regelung genügt         Problem: Neue Regelung denkbar     Anliegen: Neue Regelung nötig
Medienpolitik                                          Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                                 Positionen der Parteien

 V – SRG

  17      Soll es der SRG erlaubt sein,    Ja.                                  Nein, sofern die Angebote den      Ja.                                   Ja, im Sinne eines „Archivs“ für
          neben Radio- und TV-                                                  Auftrag der SRG, nämlich Radio                                           den gebührenfinanzierten Con-
          Sendungen (über die SRG-                                              und Fernsehen anzubieten, mas-                                           tent. Bei einer verstärkten Aus-
          Kanäle) auch Online-Medien                                            siv überschreiten. Hier ist die                                          richtung der Konsumentenbe-
          (über Internet) anzubieten?                                           SRG daran, ihren Auftrag massiv                                          dürfnisse in den Online-Bereich
                                                                                auszuweiten und mit Steuergel-                                           ist die Rolle der SRG im Netz zu
                                                                                dern Wettbewerbsverzerrungen                                             überprüfen und zu überdenken.
                                                                                zu machen.
  18      Soll die SRG ihre Programme      Ja, denn es wäre absolut sinn-       Nein.                              Nein, eine Erweiterung dieser         Die SVP lehnt erweiterte Wer-
          mit Werbung und/oder Sponso-     widrig, die SRG ausgerechnet                                            Werbemöglichkeiten würde die          bemöglichkeiten klar ab. Diese
          ring finanzieren dürfen? Soll    vom Werbemarkt des Zu-                                                  privaten Anbieter gefährden.          sollen alleine den privaten An-
          sie insbesondere den Online-     kunftsmediums auszuschlies-                                                                                   bieter möglich sein (siehe duales
          Vertrieb ihrer Sendungen und     sen.                                                                                                          System).
          ggf. weitere Onlineangebote
          mit Onlinewerbung refinanzie-
          ren dürfen?
  19      Welche Höhe und welches Sys-     Die Gebühren müssen in einem         Die Gebühren sind keinesfalls zu   Während die Privaten sinkenden        Die Gebühren sind zu senken.
          tem der Gebührenfinanzierung     Service Public-Unternehmen, das      erhöhen.                           Abonnementseinnahmen und              Dabei sind insbesondere der Ab-
          für die SRG favorisieren Sie?    auf den privaten Sektor Rück-                                           Werbeerträgen gegenüber stehen,       bau von Spartensender und eine
          Ist der Status quo angemessen?   sicht nehmen muss, die Haupt-                                           erhöhen sich die SRG-Gebühren         Beschränkung auf den Kernauf-
                                           einnahmenquelle bleiben. Sie                                            wegen dem Bevölkerungszu-             trag der SRG voranzutreiben.
                                           sind derzeit angemessen und ga-                                         wachs ständig. Dies, obwohl die
                                           rantieren ein in allen Sprachregi-                                      Reichweite, also der Marktanteil
                                           onen gleichwertiges Programm-                                           sinkt. Die Höhe der Gebühren
                                           angebot.                                                                ist daher zu korrigieren.
  20      Welches sollte Ihrer Ansicht     Die Produktion eines in allen        Service Public – mindestens be-    Sie unterstützt die Integration der   Objektive und neutrale Berichter-
          nach das wichtigste Ziel der     Sprachregionen hochwertigen          hauptet das die SRG von sich.      Schweiz und sollte die Mei-           stattung im Sinne der Meinungs-
          SRG sein?                        Programms, das den Bedürfnis-        Daran ist sie zu messen.           nungsvielfalt zulassen statt selber   vielfalt gemäss einem eng defi-
                                           sen der Bevölkerung und der                                             zu politisieren. Sie sollte Thesen-   nierten Auftrag.
                                           Demokratie entspricht.                                                  journalismus vermeiden.

Seite 6          Die Einfärbung der Antworten zeigt den Kern der Position:      OK: Geltende Regelung genügt       Problem: Neue Regelung denkbar        Anliegen: Neue Regelung nötig
Medienpolitik                                               Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                                 Positionen der Parteien

 VI – Schutz der Betroffenen und
 Nutzer

  21      Sind die Rechte der von Me-          Sowohl die Rechtslage wie der         Die Rechte sind da, sie werden       Der rechtliche Schutz genügt,        Die Instrumente für einen guten
          dienberichten Betroffenen in         Rechtsvollzug bedürfen einer          jedoch von einzelnen Medien          doch ist die Durchsetzung im         Schutz sind weitgehend vorhan-
          der Schweiz ausreichend ge-          grundlegenden Überprüfung,            und in einzelnen Fällen verletzt –   Einzelfall schwierig. Das gilt       den. Es fehlt aber an der konse-
          schützt? Ist die identifizierbare    weil sich die „Enthüllungsprakti-     ohne ausreichende Sanktionen.        aber auch für andere Bereiche der    quenten Durchsetzung.
          Darstellung von nicht öffentli-      ken“ der Medien stark verändert                                            Justiz.
          chen „Normalpersonen“ klar           haben. Zudem schafft die Gat-
          und gut genug geregelt? Gibt         tung Online völlig neue Proble-
          es ein Problem mit Medienop-         me, die ebenfalls geregelt werden
          fern?                                sollten.
  22      Gibt es ein Problem in der Art       Es gibt Fälle von medialer Vor-       Meistens kein Problem.               Die Medien verfolgen manchmal        Krasses Fehlverhalten von Me-
          und Weise, wie Personen des          verurteilung, die nicht tolerierba-                                        einen politischen Auftrag, doch      dien in diesem Bereich ist in der
          öffentlichen Interesses von den      re Grenzüberschreitungen signa-                                            das lässt sich kaum vermeiden.       Schweiz glücklicherweise selten.
          Medien behandelt werden, d.h.        lisieren. Das gilt aber auch für
          prominente Amtsträger, Politi-       Normalbürger.
          ker, Wirtschaftsvertreter,
          Künstler und Sportler?
  23      Sind Kinder und Jugendliche in       Rund ums Internet braucht es ei-      Die Selbstverantwortung der El-      Der Jugendschutz im Bereich          Auch hier sind die wesentlichen
          der geltenden Rechtsordnung          ne medienpolitische Debatte um        tern muss stärker wahrgenommen       Kriminalität ist ernst zu nehmen,    Instrumente eigentlich vorhan-
          ausreichend vor unerwünschten        abzuklären, ob und wenn ja, wel-      werden.                              doch das Strafrecht und die Poli-    den. Es ist zudem klar festzuhal-
          Medieninhalten und Missbräu-         chen Regulierungsbedarf es gäbe.                                           zeibehörden sind dafür eingerich-    ten, dass im Bereich des Internet
          chen des Internets geschützt?        Das neue Medium muss wegen                                                 tet. Weitere Regulierungen nüt-      eine umfassende Überwachung
          Welche Massnahmen befür-             seinen offenkundigen und weni-                                             zen wenig und machen gewisse         praktisch unmöglich ist. Viel
          worten sie?                          ger offenkundigen Missbrauchs-                                             Inhalte für Jugendliche erst inte-   wichtiger sind hier die Erziehung
                                               Potenzialen sorgfältig durch-                                              ressant. Ausserdem werden in-        und die Kontrolle der Eltern.
                                               leuchtet werden.                                                           haltliche Verbote von umlaufen,
                                                                                                                          z.B. durch den Austausch von
                                                                                                                          Inhalten unter den Jugendlichen
                                                                                                                          selber.
  24      Ist die straf- und zivilrechtliche   Das müsste ebenfalls auf Grund        Es braucht Anpassungen, da die-      Solche Regelungen haben Gren-        Die heutige Regelung genügt.
          Verantwortung der Medien,            der neuen Gegebenheiten seriös        ser Bereich sich schneller entwi-    zen und nützen wenig, denn das       Neben der erzieherischen Ver-
          Onlinedienste und Internetpro-       analysiert werden. Die Antwort        ckelt als die gesetzlichen Rege-     Internet ist international und       antwortung braucht es keine wei-
          vider klar genug geregelt, oder      muss im Moment offen bleiben.         lungen.                              schädliche Inhalte kommen aus        teren Massnahmen, zumal diese
          braucht es Anpassungen?                                                                                         dem Ausland.                         kaum durchsetzbar wären.

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Medienpolitik                                            Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                               Positionen der Parteien

 VII – Infrastruktur und Eigentum

  25      Sind Sie zufrieden mit den Inf-    Die Infrastrukturen sind sehr gut.   Zufrieden.                         Die elektronischen Infrastruktu-    Die Schweiz besitzt eine sehr gu-
          rastrukturen für die elektroni-    Es fehlt noch das flächendecken-                                        ren sind sehr gut. Zu begrüssen     te Telekommunikationsinfra-
          schen Medien? Sind in diesem       de Angebot von Breitband-                                               ist der Ausbau von Glasfasernet-    struktur, da die Konkurrenz der
          Bereich rechtliche oder politi-    Netzen (Glasfaser u.ä.).                                                zen; hier sollten die Behörden      Systeme und Anbieter (Kupfer,
          sche Massnahmen notwendig?                                                                                 unterstützen statt behindern.       Kabel, Glasfaser) einen starken
                                                                                                                                                         Wettbewerb begünstigt. Für den
                                                                                                                                                         Ausbau gilt es, die staatliche Re-
                                                                                                                                                         gulierungsmaschinerie im Zaum
                                                                                                                                                         zu halten, damit sich der Wett-
                                                                                                                                                         bewerb der Systeme entfaltet.
  26      Welche Politik verfolgen Sie in    Es ist gut möglich, dass es neue     Es braucht besseren Schutz der     Die vorhandenen und Kriminal-       Es braucht eine Verstärkung der
          Fragen der Überwachung des         Regeln und allenfalls Behörden       persönlichen Daten und besseren    behörden sollen sich vorbereiten    Massnahmen gegen Cyberkrimi-
          Internets, der Vorbeugung ge-      braucht, aber das lässt sich         Staatsschutz.                      und Spezialisten einsetzen; Kri-    nalität (Industriespionage, Atta-
          gen Wirtschaftskriminalität        schlüssig erst beurteilen, wenn                                         minalität verändert sich laufend,   cken auf systemrelevante Berei-
          über Internet und der staatli-     eine saubere Analyse vorliegt.                                          doch die bestehenden Institutio-    che und staatliche Institutionen).
          chen und betrieblichen „Cyber      Leider hat sich der Bundesrat                                           nen genügen.                        Es braucht keine neue Behörde,
          Defense“? Braucht es zusätzli-     geweigert, den politischen Hand-                                                                            sondern die konsequente Umset-
          che Regeln zur Ordnung des         lungsbedarf abklären zu lassen.                                                                             zung bestehender Regelungen,
          Internets?                                                                                                                                     ergänzt mit einer Zusammenar-
                                                                                                                                                         beit aller involvierten Stellen.
  27      Braucht es eine Verstärkung        Es braucht ein besseres Urheber-     Es braucht keinen besseren Ur-     Ein Leistungsschutzrecht ist        Nein. Die bestehenden Regelun-
          des Urheberrechts für journalis-   recht und zwar eines, das den ei-    heberrechtsschutz.                 denkbar, doch darf die Anwen-       gen genügen. Gebührenfinanzier-
          tische Leistungen? Ein Leis-       gentlichen Urheber schützt (also                                        dung nicht kompliziert sein.        ter Content sollte zudem allge-
          tungsschutzrecht für die Me-       Journalisten) und nicht die Ver-                                                                            mein zugänglich und nutzbar
          dienunternehmen?                   leger.                                                                                                      sein.
  28      Sind Sie dafür, dass die Medien    Die publizistischen Betriebe         Für die Unternehmen genügen        Die Medien sollten ihre Eigen-      Ein nur auf die Medien konzent-
          ihre Eigentumsverhältnisse of-     sollten ihre Eigentumsverhält-       die jetzigen Regelungen. Bei den   tums- und Finanzierungsverhält-     rierter Artikel macht wenig Sinn
          fenlegen müssen? Sind weitere      nisse offenlegen müssen, weil        Medienschaffenden selbst wäre      nisse nicht stärker offenlegen      und kann ohnehin praktisch nicht
          Massnahmen zur Förderung der       publizistische Inhalte nicht Wa-     mehr Transparenz über ihre par-    müssen als andere Branchen. Ein     kontrolliert werden.
          Transparenz und der Unabhän-       ren wie andere sind. Angesichts      teipolitischen Präferenzen wün-    Unterlaufen ist ohnehin immer
          gigkeit des Journalismus’ not-     ihrer Bedeutung für das politi-      schenswert.                        möglich.
          wendig?                            sche System ist es notwendig zu
                                             wissen, wer ein Medium steuert.

Seite 8          Die Einfärbung der Antworten zeigt den Kern der Position:        OK: Geltende Regelung genügt       Problem: Neue Regelung denkbar      Anliegen: Neue Regelung nötig
Medienpolitik                                           Medienkritik Schweiz, Tagung vom 10. November 2011 (Fragen von Philip Kübler)                                   Positionen der Parteien

 VIII – Rahmenbedingungen im
 Journalismus

  29      Besteht politischer Handlungs-    Die Ausbildung sollte ins            Ja, die Branche sollte mehr An-      Das ist die alleinige Sache der       Dies ist die Aufgabe der Bran-
          bedarf in der Aus- und Weiter-    schweizerische System der Fach-      strengungen unternehmen.             Branche, nicht des Staates.           che. Der Staat hat hier nicht tätig
          bildung der Journalistinnen und   hochschulen integriert werden.                                                                                  zu werden.
          Journalisten?
  30      Sollte die Berufsbildung der      Ja, es braucht eigentliche Be-       Das soll die Branche für sich ent-   Journalismus entsteht durch Ta-       Auch hier ist die Branche ver-
          Journalistinnen und Journalis-    rufsbildungsgänge mit starkem        scheiden.                            lent und ständige Weiterbildung;      antwortlich.
          ten revidiert werden?             Praxisbezug und mit Fortsetzung                                           die Frage der Berufsbildung stellt
                                            in die Fachhochschulen hinein.                                            sich nicht; zuständig ist auch hier
                                                                                                                      die Branche selber.
  31      Sollten die Arbeitsbedingungen    Es braucht einen Gesamtar-           Auch das ist Sache der Branche       Kein Handlungsbedarf ersicht-         Die heutigen Regelungen genü-
          im Journalismus verbessert        beitsvertrag auch in der deut-       und der Sozialpartner.               lich.                                 gen.
          werden?                           schen Schweiz.
  32      Erkennen Sie Defizite im Zu-      Nein, die bestehenden Öffent-        Nein. Das Öffentlichkeitsprinzip     Die Behörden deklarieren zuviel       Die SVP fordert schon seit Lan-
          gang der Medienschaffenden        lichkeitsgesetze sind ausreichend.   wurde auf Initiative der CVP         als geheim und vertraulich, was       gem, dass die Beratungen von
          zu staatlicher Information?       Das Problem der Informations-        eingeführt.                          der Indiskretionsbewirtschaftung      staatlichen Stellen und Kom-
                                            verhinderung ist nicht im gesetz-                                         durch Politiker und Medien Vor-       missionen weitestgehend trans-
                                            lichen Bereich, sondern im Voll-                                          schub leistet. Es wäre besser, die    parent und öffentlich gemacht
                                            zug angesiedelt, d.h. die Journa-                                         Sitzungen von Behörden und            werden. Das stärkt auch die De-
                                            listen müssen ihre Rechte zu oft                                          Kommissionen öffentlich zu            mokratie und beugt taktischen
                                            gegen widerspenstige Amtsstel-                                            machen.                               Spielen der Institutionen vor.
                                            len einfordern.

Seite 9          Die Einfärbung der Antworten zeigt den Kern der Position:       OK: Geltende Regelung genügt         Problem: Neue Regelung denkbar        Anliegen: Neue Regelung nötig
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