Die Römerstraße im Kyllwald Ergebnisse von Begehungen in 2018/19 - Geschichtlicher ...
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Die Römerstraße im Kyllwald Ergebnisse von Begehungen in 2018/19 von Lothar und Karl-Heinz Monshausen U nter dem Namen „Kyllwald“ verstehen wir im Unterschied zum Gemarkungs namen1 das zusammenhängende Waldgebiet westlich des Kylltales beginnend im Süden bei Neidenbach bis zu seinem nördlichen Rand bei Büdesheim. Es umfasst den Wald Wahlscheid im Webbüsch, den Hersdorfer und Wallersheimer Wald und die Wasser scheide von Vogelsheck und Apert vor Büdesheim. Via Agrippinensis - Geschichte der Straße 53 v. Chr. errichtete Gaius Julius Caesar mit einem Teil seiner Legionen ein Lager an der Kyll (gelbis fluvius). Wahrscheinlich nutzte er das vorrömische Wegenetz der Treverer zur Niederschlagung von Aufständen der links- rheinisch siedelnden indigenen Stämme. Un- ter Augustus etablierte sich die civitatis treve- ri mit Trier als Zentrum (16 v. Chr.), und die colonia Claudia Ara Agrippinensis mit Köln im Gebiet der Ubier. Unter seinem Statthalter Abb. 1: Meilensteinfragment von Neustraßburg in Gallien Marcus Vipsanius Agrippa begann (Original Landesmuseum Trier) von dessen Sitz Lugdunum (Lyon) ausgehend, der Ausbau eines europäischen Fernstraßen- Mit Beginn der zweiten Ausbauphase des netzes mit nach Süden bis zum heutigen Mar- Straßenwesens unter Claudius kommen erst seille und nach Norden über Metz und Trier Belege in Form von Meilensteinen (miliarien) nach Köln zum Rhein hinführenden Direkt- auf und weisen die Straße damit als via pub- verbindungen. Die erste hölzerne Moselbrü- lica aus. Aus dem Jahre 120/121 stammen 2 cke in Trier ist ein früher Baustein der pro- erhaltene Meilensteine, 18233 gefunden im jektierten Straße und um 17 v. Chr. als Holz- Nattenheimer Wäldchen, mit der typischen brücke nachgewiesen.2 Die erste Steinbrücke zweiteiligen Inschrift, die den Meilenstein zu- ist erst 45 n.Chr., die heutigen Brückenpfeiler nächst dem Imperator Antoninus Pius4 wid- sind noch später, erst zwischen 142 bis 145 met und dann dem Reisenden caput viae und gegründet worden. Meilenzahl anzeigt: Von Trier aus werden 22 Meilen angegeben. Nördlich von Neustraß- Mit der Niederlage des Trevererführers Juli- burg, an der Grenze der Provinz belgica, un- us Valentinus bei Riol (rigodulum), 70 n. Chr. weit der Grenze zum pagus der Caruces, wur- war der Weg frei zur weiteren Erschließung de 1911 ein Leugensteinfragment zu Ehren und Romanisierung des belgica genannten des Kaisers Victorinus gefunden5, diesmal Eifel-Ardennenraums – Straßen dienten fort- beträgt die Entfernung zu Trier 20 Leugen (48 an nicht nur der Mobilität militärischer Ein- km). Weiter nördlich wechselt die caput viae, heiten sondern auch dem Handel. es erscheint nicht mehr Trier als Bezugsort 4
für die Entfernungsangabe, sondern die co- kes, die für das Gebiet um den Vicus marco- lonia Claudia Ara Agrippinensis (Köln). Als magus (bei Nettersheim) zahlreiche, teils gra- Leugenstein kann der 1855 gefundene, sog. vierende Änderungen bei den Befunden, ent- „Staffelstein“ wegen seiner eindeutigen Form hält. Seine Darstellung bildet noch heute die ebenfalls angesprochen werden, die Inschrift Grundlage der Bodenprospektion im Bereich ist unleserlich geworden. Weitere Meilen- der rheinischen Römerstraßen. steinfragmente nördlich des Kastells Beda sind aus Heilenbach bekannt6. Jüngst wurde Die älteren Ausgaben der topographi- ein weiteres Fragment (rechteckiger Sockel schen Karte von Rheinland-Pfalz enthalten mit rundem Schaftstumpf) aus dem Inventar ebenfalls Eintragungen zum Trassenverlauf. des Kreismuseums Bitburg als Meilenstein- Sie sind mit dem Text „Römerstraße“ be- fragment identifiziert, passende Ergänzungs- zeichnet.14 Der dort eingetragene Trassen- stücke sind nicht bekannt. verlauf deckt sich nicht immer mit unseren Beobachtungen. Quellenlage Uta und Peter zum KOLK haben in neu- ester Zeit nach der verschollenen Trasse im Die ersten Erwähnungen des Streckenab- Kyllwald gesucht und wiedergefundene Ab- schnittes Trier - Zülpich der Römerstraße fin- schnitte fotografisch dokumentiert15 Diese den sich in der Peutinger-Karte7 sowie in den Dokumentation war uns eine wertvolle Hilfe, Itinerarien8. In diesen Quellen werden als die um dem Verlauf der Römerstraße zwischen nächsten drei Stationen nördlich von Trier er- Bitburg und Büdesheim nachzugehen. wähnt: beda, ausava und icorigium. Die erste und die dritte Station sind bekannt9, ausava Im Anhang 1 ist der Verlauf der Trassenfüh- dagegen ist bis heute nicht unzweifelhaft loka- rung als gerade Linie in eine topographische lisiert. Für die Lage dieser Station werden eini- Übersichtskarte eingezeichnet. ge Hypothesen diskutiert, aber zu keiner exis- tieren stichhaltige archäologische Belege10. Fragen Die ältere regionale Geschichtsschreibung (Wiltheim, Bärsch) gibt einige Anhaltspunk- 1. In diesem Beitrag soll es darum gehen, den te über den Zustand der Römerstraße seit genauen Verlauf der Trasse durch den heu- der Neuzeit.11 Der Trassenverlauf der Römer- te „unwegsamen“ Kyllwald zu ermitteln straße von Trier nach Jünkerath wurde erst- und zu dokumentieren. mals ab 1806 kartographiert von Tranchot 2. Allgemein wird davon ausgegangen, dass und Müffling.12 Erste Erkundungen über römische Straßentrassen geradlinig ver- den Verlauf führte der königlich preußische laufen. Soweit die Strecke zwischen Neu- Oberstleutnant Friedrich Wilhelm Schmidt straßburg und der Vogelsheck bekannt ist, (1786–1845) in den Jahren 1828/29 durch. Der erscheint sie tatsächlich wie mit dem Li- preußische General von Veith ergänzte in den neal in Nord-Südrichtung gezeichnet und 1880er Jahren diese Forschungen mit eigenen folgt dabei, anders als die etwas westlich Untersuchungen. Beide veröffentlichten ihre verlaufende Eifel-Ardennenstraße L32, teils widersprüchlichen Befunde in den Jahr- konsequent den Höhen der Wasserscheide. büchern des Vereins von Alterthumsfreunden Die Besonderheiten des Wegabschnittes im Rheinlande (1861–1885).13 durch den Kyllwald sind Torfmoore, häufi- ger Wechsel von fallendem und steigendem Joseph Hagen fasste 1923 die Erkenntnisse Gelände mit hoher Erosionsbelastung16, des 19. Jahrhunderts zu diesem römischen häufige Bachüberquerungen, ausgesetzte Verkehrsweg im 8. Band der Erläuterungen Höhenlagen mit schneidendem Wind im zum Geschichtlichen Atlas der Rheinlan- Winter, tief eingeschnittene, schattige Tä- de unter dem Titel „Die Römerstraßen der ler mit wenig Sicherheit gegen Hinterhalte. Rheinprovinz“ zusammen. Acht Jahre später Unser Interesse gilt daher besonders den (1931) erschien eine zweite Auflage des Wer- Abschnitten, in denen sich Hindernisse 5
einer geradlinigen Trassenführung in den Auffindungssituation Weg stellten und den Lösungen, die der rö- mische Straßenbau dafür gewählt hat. Wonach ist zu suchen? Oft in Verbindung 3. Wir nehmen an, dass markante Erhe- mit römischen Straßen wird ein aufgeschüt- bungen wie Pützhöhe (413m), Staffelstein teter Damm gebracht, der durch Nivellierung (453m), Dreeskopf (544), Krauskopf (535 m) die Bodenunebenheiten ausgleicht, für Ent- und Apert (631m) angepeilt wurden, um wässerung sorgt und im Winter verhindert, den Verlauf der Magistrale festzulegen. An- dass die Trasse vom Schnee verweht wird. ders als heute waren die Gipfel wohl nicht Wenn es gelingt, im Geländeprofil mit dich- bewaldet und boten den notwendigen frei- tem Aufwuchs den Damm zu entdecken, en Ausblick, wie der Name Apert (lat. aper- kann die Trasse nachverfolgt werden. tus, offen, ungedeckt) nahelegt. Aber auch Signalgerüste als erste Pionierbauten auf Der römische Ingenieur und Architekt den Höhen könnten genutzt worden sein. itruv beschrieb im späten 1. Jahrhundert V 4. Von Interesse ist auch die Technik, in der v. Chr. den vierlagigen Bodenaufbau bei der die Trasse bestimmt und ausgeführt wur- Gestaltung von Fußböden - Begrifflichkeiten, de. Dies gilt sowohl für die Wegführung die in der Straßenforschung häufig übernom- als auch für die Art der Ausführung, denn men wurden. Zum Aufbau der Straße gehört sie lässt auf die Nutzung und Belastbarkeit demnach ein Fundament aus gröberen Stei- schließen. So ist von Interesse, an welchen nen, genannt statumen. Es folgt die ruderatio Abschnitten Pflasterungen vorgenommen oder der rudus, die aus größerem, bisweilen wurden und wo sich eine parallele Wegfüh- im Mörtelverband verlegtem Material be- rung nachweisen lässt, die unterschiedli- steht. Darauf wiederum ist der nucleus, die chen Nutzergruppen (berittenes Militär, Feinschüttung aus Kies, aufgebracht, die mit Fußtruppen, Lastkarren) jeweils optimale dem summum dorsum als oberster Schicht Bedingungen für ihr Vorankommen bieten. abschließt, die auch als pavimentum (ge- 5. In der Literatur wird fast einhellig davon stampfte Schicht), bezeichnet wird.20 ausgegangen, dass Stationen unmittelbar an der Straße gelegen haben.17 Auf dem Oberflächlich sichtbares Steinmaterial begangenen Trassenabschnitt liegen heute wurde stichprobenartig von der organischen die Wohnplätze Weißenseifen (Künstlerko- Deckschicht aus Laub und Moos befreit, in lonie Michaelshag), Wickenseifen, Schank seiner Beschaffenheit untersucht, fotografiert und Waldhaus. und dann wieder zugedeckt. Die Lage der Steine wurde nicht verändert, wiewohl wir häufiger feststellten, dass auf der Dammkro- Visuelle Inspektion ne gegraben und Löcher zurückgelassen oder Steine weggenommen und aufgeschichtet Vor dem Einsatz aufwendiger Verfahren wurden. kommt die einfache Geländebegehung, in der Streckenabschnitte anhand von Karte Allgemein ist davon auszugehen, dass lo- und Kompass abgegangen, klassifiziert und ses Steinmaterial auf der Dammkrone und dokumentiert werden. besonders an den Abseiten des Damms nicht in situ liegt, sondern bewegt wurde - sei es Die Begehung der Strecke erfolgte über den erosionsbedingt, durch Frost und wühlende Damm selbst. Die Trasse wurde mit Karte (to- Wildschweine, Wurzelscheiben umgestürz- pografisches Meßtischblatt 1:25000, LIDAR- ter Baumstämme, natürlichen Neuaufwuchs Kartographie18, den Wegpunkten nach der oder noch weitreichender, durch forstliche Beschreibung von Peter zum Kolk und Kom- Nutzung. An einigen Abschnitten ist die römi- pass abgesucht. In regelmäßigen Abständen sche Trasse untergegangen, weil neuzeitliche und an besonderen Punkten (bekannter Tras- Wege über sie angelegt wurden. Ein Beispiel senabschnitt, Trasseneinschnitte, Fundstel- ist der wassergebundene Forstweg zwischen len) wurden GPS-Koordinaten erfasst und die den GPS Wegpunkten 500 und 501 oder ein Gegebenheiten fotografisch dokumentiert.19 Teil der geteerten Waldhausstraße bei Weg- 6
den genauen Mittagspunkt auf einem um das Gnomon gezogenen Hilfskreis zu bestimmen, markierte man zunächst den Schnittpunkt der Schattenspitze mit dem Kreis vor dem Mittagspunkt und zu einem Zeitpunkt nach Mittag, an dem die Spitze des Schattenstabs wieder den Kreis berührte. Auf der Mitte der Tangente zwischen beiden Schnittpunkten konnte die Nordrichtung markiert werden (vgl. Abb. 2). Wiederholte man diese Messung in regelmäßigen Abständen, konnte eine ge- radlinige Streckenführung in Nordrichtung abgesteckt werden. Die Fortführung der Fluchtlinie konnte in kurzen Abständen über das Anvisieren von lotrecht aufgestellten Stä- ben erreicht werden. Damit die Fluchtstäbe anvisiert werden konnten, musste ein voran- Abb.2: Nordrichtung bestimmen gehender Pioniertrupp sichtversperrenden Bewuchs in der Fluchtlinie wegräumen. Die punkt 54. Für uns aufschlussreich waren die Einhaltung einer übergeordneten Linie über Einschnitte in den Straßendamm, die durch viele Kilometer bei wechselnder Geländehö- den Forstwegebau und die Anlage von Ent- he erforderte außerdem das Setzen von Hö- wässerungsgräben entstanden sind, denn an henmarken auf der Fluchtlinie, damit über diesen Stellen sind der Aufbau des Damms auf- und absteigendes Gelände hinweg die und das verwendete Steinmaterial im Quer- Richtung anvisiert werden konnte. schnitt sichtbar. Die Rückkehr auf die Magistrale nach Die Römerstraße ist von den mittelalterli- Umgehung eines Hindernisses lässt sich chen Wegen gut durch ihren geradlinig ver- auch im Hersdorfer Wald nachweisen. Dort laufenden Damm zu unterscheiden, dennoch ist eine Niederung (Torfmoor) westlich der muss darauf geachtet werden, sie nicht mit Höhe 50822 durch eine kurze Biegung um- der Pilgerstraße zu verwechseln. gangen worden. Damit die Rückkehr auf die Fluchtrichtung gelingen konnte, muss- te vor Abweichung von der Hauptrichtung Römische Trassierungstechniken der Punkt, an dem die Trasse wieder zur Fluchtrichtung zurückkehren sollte, anvisiert Im untersuchten Bereich durchläuft die werden können. Ein flaches Moorgebiet sollte Trasse das bewaldete Hügelgelände heute fast dafür kein Hindernis darstellen, obwohl meh- genau in Nordrichtung21 und in sehr gerader rere hundert Meter freie Sicht erforderlich Linie, wie am Lineal auf die Karte gezeichnet. waren. Auch hier musste ein Pioniertrupp Diese Ingenieurleistung bewältigten die rö- vorangehen, um sowohl die Umgehung an- mischen Vermesser ohne Kompass und topo- zulegen als auch den Fluchtstab jenseits des graphische Geländekartierung und ohne die Hindernisses einzuschlagen. Man kann sich heutigen Trassierungsgeräte. vorstellen, dass Umgehungen aufwendig wa- ren und nach Möglichkeit vermieden wurden. Wie wurde dieser Winkel bestimmt? Eine magnetische Ortung scheidet aus, denn der Beim Vortrieb der Trasse wurde gleichzeitig Kompass wurde in römischer Zeit nicht ver- eine Geländenivellierung angelegt, die das wendet. Die Bestimmung der Nordrichtung Vorankommen ungemein begünstigt. Diese bei Sonne konnte mit dem Schattenstab möglichst lineare Höhenführung der Damm- (griech. Gnomon) erfolgen, der lotrecht auf krone erleichtert heute auch das Auffinden ebener Fläche aufgestellt, am Mittag mit sei- der Trasse im Gelände. Die technischen Mög- ner Endspitze die Nordrichtung anzeigt. Um lichkeiten der Geländenivellierung sind eben- 7
falls von Vitruv beschrieben und in grandioser eine Rechtsbiegung und durchschneidet da- Weise von den Baumeistern der Aquädukte23 bei den Damm der Römerstraße. An dieser eingesetzt worden. Bei der Straßentrassie- Stelle (401) erschließt sich der innere Aufbau rung konnten die Fluchtstäbe ohne großen des Damms. Am Querschnitt kann unter der Aufwand auch zur Höhenbestimmung mitbe- organischen Deckschicht in einer Dicke von nutzt werden. Ob zur Nivellierung ein weite- etwa 15-30 cm eine Sandschicht von ca. 10 res Instrument, der sog. Chorobat, mitgeführt cm festgestellt werden, die einen hohen Ge- wurde, ist unbekannt. Dessen einfaches Prin- halt an Kieselsteinen und Kieselbruch sowie zip: ein 20 Fuß (ca. 6 m) langer Messbalken, Sandsteinschotter in etwa gleicher Korngröße der an den Enden mit Loten ausgestattet ist, enthält (Abb. 4 und 5). Darunter befindet sich erlaubte es, einen waagrechten Standpunkt eine hart verdichtete Dammaufschüttung aus auszumessen. Gefäll- oder Steigungswinkel rotbraunem Sand, der hier vor Ort ansteht. konnten an den Schenkeln an der Lotlinie be- Eine Grobsteinpackung oder Pflasterung stimmt werden. kann in diesem eher flach verlaufenden Ab- schnitt nicht gefunden werden. Die Damm- Auf den Höhen wurde auch die Möglichkeit krone ist nicht flach, sondern zur Seite abfal- genutzt, den Richtungswinkel für eine gewis- lend und nur wenige Meter breit. Die Erosion se Strecke zu ändern. Schön zu sehen ist dies der Randbereiche führte dazu, dass sich am beim Abschnitt Pützhöhe – Nattenheimer Fuß des Damms Material ansammelte. Kopf. Um sich ein Bild zu machen, auf welche Ressourcen die römischen Straßenbauer zu- Trasse am Dreeskopf bei Neidenbach rückgriffen, wäre es interessant zu wissen, wo- her das anzutreffende Baumaterial stammt. Westlich von Neidenbach ändert die Tras- Der rote Sand und rotbrauner Sandstein von senführung bei Punkt 111 am Hang des Geis- Split- bis zur Grobschottergröße kann vor Ort knapp den Winkel, umgeht die Niederung „Im gewonnen werden. Zunächst erscheint die Brühl“ auf der Höhenlinie 500 und folgt um Herkunft der Kieselsteine rätselhaft, denn sie ca 80 m nach Westen versetzt mit dem Anstieg lassen sich im Waldboden nicht finden. Es ist über den Kalkofen in den Dreeswald wieder aber anzunehmen, dass eine im rotbraunen der ursprünglichen Richtung. Die Höhe des Sandstein eingelagerte Kieselbank unweit der Dreeskopfes ist nur 400 m entfernt und mag Trasse zutage tritt und die Kiesel dort geför- sicherlich zur Navigation zum nächstgele- dert und herangekarrt werden konnten. Dies genen Höhenpunkt jenseits des Hersdorfer erklärt auch die äußerliche rotbraune Verfär- Walds gedient und geholfen haben, den alten bung der gefundenen Steine, die sie durch Richtungswinkel wiederzufinden. die Einwirkung des Eisenoxids im Sandstein erhalten haben.24 Hersdorfer Wald Die Rückkehr auf die Magistrale nach Um- gehung eines Hindernisses lässt sich auch Südlich der L16 liegt zunächst ein Ab- im Hersdorfer Wald nachweisen. Dort wurde schnitt, in dem die Krone des römischen die Niederung im Quellgebiet des Thierbachs Straßendamms bei der Anlage eines neuzeit- umgangen, um den Damm auf festem Grund lichen Forstwegs eingeebnet und verbreitert weiterzuführen. Am GPS-Punkt 407 kehrte wurde (GPS-Punkte 400, 401). An der Ein- man wieder zur Magistrale zurück. mündung dieses Wirtschaftswegs in die L16 verläuft der Damm ein kurzes Stück neben dem Wirtschaftsweg und wird durch die Lan- Wohnplatz Weißenseifen desstraße schräg angeschnitten (400). Mit einem Kompass lässt sich an diesem Punkt Westlich der Siedlung Weißenseifen trifft der weitere Verlauf nördlich der Straße gut der Damm der Römerstraße auf die Lan- bestimmen. In südlicher Richtung macht der desstraße 16. Der Erhaltungszustand des erst schnurgerade angelegte Wirtschaftsweg Dammes südlich der L16 ab 401 ist wesent- 8
Abb. 3: Karte Umgehung von Neidenbach Geologie des Neidenbacher Buntsandsteinplateaus Während bei Steffeln Vulkan tuff und in Schönecken Kalkstein an steht, wird der Hersdorfer Wald von einem Buntsand steinrücken gebildet. Die Be sonderheit des zum Bitburger Gutland gehören den Neidenbacher Buntsandsteinplateaus sind eingestreute, kon glomeratische Quarz- Kiesel-Bänke. 9
Abb. 4: Kieselsteine aus der Dammkrone (typ. 3x2cm) Abb. 5: Schottersteingemisch aus der Dammkrone (Körnung max. 4x4 cm) 10
Abb.6: Zu einem runden Rücken abgeflachter Damm am GPS Punkt 402 mit verstreutem Steinmaterial Abb. 7: Pflasterstein mit ballig gerundeter Oberfläche 11
lich besser als nördlich der Straßenquerung. und 7). Diese Steine haben eine Kantenlän- Dort ist zunächst an der Straßenböschung ge von 15-20 cm an der kugelig geglätteten der Dammeinschnitt deutlich zu erkennen. Oberfläche und eine Höhe von 25 cm. Verein- Die Spur des Dammes wird aber zusehends zelt werden auch rechteckige Bruchsteine mit undeutlich und endet auf einem bebauten glatter Oberfläche gefunden (ca. 12x25 cm). Grundstück. Im wellig abfallenden Gelände Teilweise liegen Steine quer durcheinander, nördlich des Imkeranwesens ergeben sich auch Bruchsteine ohne glatte Flächen, die Anhaltspunkte für mehrere parallel verlau- annehmen lassen, dass der Damm hier zwei- fende, nivellierte Dämme, aber das typische lagig mit Unterbau ausgeführt war. Eine Häu- Steinmaterial fehlt. Zwischen den Punkten fung von Kieselstein ist in diesem Abschnitt 503 und 504 ist ein Rest Pflasterung besonders nicht anzutreffen. gut erhalten. Mit zunehmendem Böschungs- winkel gerät der Damm in eine Erosionszone, Zum südlichen Quellarm Fischbach-3 hin in der die Dammaufschüttung verflacht. Am fällt das Gelände zunehmend ab. Zeichen Hang liegen Steine verstreut und kurz vor von Bodenerosion sind am sandigen Abhang dem Fischbach-3-Quellarm ist vom Damm nicht zu übersehen, Steine liegen verstreut. an beiden Ufern nichts mehr zu erkennen Alles deutet darauf hin, dass der letzte Teil der (GPS-Punkt 505). Auf direktem Wege kann Trasse zum Bach hin abgerutscht ist und von das Tal mit Gepäck kaum erklommen werden. Hochwässern abtransportiert wurde. Heute Für Gespanne ist die Steigung aussichtslos. Es ist das Gefälle auf beiden Talseiten des Baches bleibt bei den Gegebenheiten nur, den Weg so groß, dass die Querung an dieser Stelle mit talaufwärts zu verziehen und über einen Ein- einem beladenen Karren auf direktem Weg schnitt im Nordhang die Steigung zu reduzie- kaum zu bewältigen wäre. Von Süden kom- ren. Das Bachbett liegt voller kleinerer Stein- mend und kurz vor dem Fischbach und auch brocken, von denen nicht sicher ist, dass sie direkt nach Überqueren des Baches kann man einmal Teil einer Straßenaufschüttung waren. die Straße auch nicht an der per Kompasslinie Sicherlich hat sich im Lauf der Zeit auch das vermuteten Stelle wiederfinden. Parallelwege Bachbett tiefer in die Sandsteinschichten ge- für den Ab- und Aufstieg sind anzunehmen. graben. Das LIDAR Geländerprofil legt nahe, Die LIDAR-Luftbildauswertung zeigt eben- dass an dieser Stelle parallele Wege angelegt falls keinen eindeutigen Verlauf des Damms sein könnten (vgl. Anhang 3). Für diese ver- an dieser Stelle (vgl. Anhang 2). mutete Trassenführung lassen sich aber kei- ne Belege finden, es besteht hier weiterhin Von Norden kommend, stellt man fest, dass Klärungsbedarf. die Trasse direkt an der Bachuferkante des nördlichen Fischbach-1-Quellarms abreißt. Alles spricht dafür, dass die Trasse gerade- Fischbach-Quellarme aus weiterlief und in späterer Zeit durch den tiefer sich eingrabenden Bach unterbrochen Zwischen dem Einschnitt eines Forstwe- wurde. An der lockererdigen, über 1 m tiefen ges und dem Lauf des südlichen Fischbach- Erosionskante am Bachufer lassen sich ein- 3-Quellarms liegt ein flach abfallender Ab- zelne Decksteine und Schotter aus Sandstein schnitt, wo der Damm nun wieder deutlich und Kieseln aus der Tragschicht nachweisen erkennbar ist. Die Erhaltung in diesem Ab- (Abb. 10, GPS-Punkt 207). schnitt ist recht gut, denn es lässt sich auf dem Damm abschnittweise Steinmaterial mit Zwischen dem Fischbach-1-Tal und dem glatten Oberflächen finden. Den Beginn die- Hundsbachtal ist die Trasse gut sichtbar. An ses Trassenstücks markiert ein überwachse- einigen Stellen des Damms tritt das Steinma- ner, größerer Haufen aus grobem Sandstein- terial des Trassenunterbaus an die Oberfläche schutt, der wohl bei der Anlage des Forstwegs Abb 11 und 12). Die Dämme sind an den Sei- beiseite geräumt wurde. Im weiteren Verlauf ten stark der Erosion ausgesetzt, denn seitlich können unter einer Humus- und Moos- am Fuß des Damms findet sich abgerutsch- schicht an mehreren Stellen Ansammlungen tes Steinmaterial, so dass die ursprüngliche von Pflastersteinen gefunden werden (Abb. 6 Dammbreite und die Höhe des Aufbaus nicht 13
Abb. 10: Erosionskante am Nordufer von Fischbach-1 mit lockerem Steingemisch aus der Trasse (GPS-Wegpunkt 207) Abb. 11: Unter einer Laub- und Moosschicht sind die Reste des Trassenunterbaus der Dammkrone stellenweise noch gut erhalten. 14
Abb. 12: Dammkronenseite mit offen zutage tretender Schichtung (GPS-Wegpunkt Nr. 205) mehr zu sehen ist. Durch Neuaufwuchs von Oberflächlich sind hier weder Spuren einer Baumschößlingen schreitet dieser Prozeß unwahrscheinlichen direkten Überquerung des Abbaus der Dammkronenränder weiter der Schlucht noch Spuren einer Umgehung voran. Deutlich ist an dieser Stelle aber das zu finden. Gemisch von Schotter in unterschiedlicher Korngröße zu sehen. Vermutlich war hier ein Unterbau als Packung aus flachliegendem Wickenseifen gröberen Material (geschichteter Sandstein) angelegt, auf dem eine Grobschotterlage und Die Trasse verliert sich kurz vor der Lan- eine feinkörnige Laufschicht folgte. Für alle desstraße L30 in einem undurchdringlichen Lagen wurde Sandstein eingesetzt, Quarzkies Gebüsch und schneidet sie dann westlich fehlt an dieser Stelle. vom Wohnplatz Wickenseifen. Der Punkt liegt heute südlich einer großen Vogelkirsche. An ihr hat zum Kolk Steinaufsammlungen ge- Hundsbachschlucht funden, deren Herkunft von der Trasse noch zu klären ist25. Zwischen 203 und 204, östlich des Quell- gebiets, hat sich der Hundsbach tief in eine unzugängliche Schlucht eingeschnitten. Ober Schlackenwies – Gellberg Dieses Gebiet wurde sehr wahrscheinlich westlich umgangen. In der Tranchot-Karte Die Trasse der Römerstraße durchläuft verschwenkt die Trasse auch zur Umgehung ab der großen Vogelkirsche an der L30 bei der Hundsbachquellen in westliche Richtung, Wickenseifen eine nach Norden leicht an- der eingezeichnete Verlauf kann aber heute steigende, große Grünweidefläche in der nicht nachvollzogen werden (vgl. Anhang 4). Gewanne „Ober Schlackenwies“. Der Damm 15
Abb. 13: Karte Fischbach – Hundsbachschlucht – Wickenseifen ist dort weitgehend durch intensive Bewei- gen und trifft an einem scharfen Linksknick dung eingeebnet und stellenweise nur noch auf die Trasse einer Mittelspannungsleitung. als leichte Erhöhung im Gelände erkennbar. An dieser Stelle ist das hügelförmige Gelände Am nördlichen Abschluss der Wiesen verläuft „Im Gellberg“ in nördlicher Richtung deutlich ein Wirtschaftsweg, der weiter westlich beim eingesenkt. Diese ehemalige Siepe wird heu- Wohnplatz Gellberg in die Waldhausstraße te von der Stromtrasse genutzt und verläuft mündet. Er verläuft zunächst in einem Bo- schnurgerade auf den Wohnplatz Schank zu 16
Abb. 14: An den steilen, erosionsbelasteten Talseiten finden sich keine Belege für einen geradlinigen Verlauf der Trasse (GPS-Wegpunkt Nr. 204) (Abb. 17). Diesen Einschnitt nutzten auch die Tranchot kaum verändert. Der von Nordost Erbauer der Römerstraße, um das Gefälle ab- kommende, kleine Hülzbach, ein Verbin- zuschwächen. Ihr Verlauf vom Einschnitt der dungsweg von Kopp in Richtung Büdesheim L16 bis nach Schank ist linear. Zunächst folgt in Nordwest-Südost-Ausrichtung und ein sie dem Gelände mit einer leichten Steigung, parallel zur Römerstraße in Richtung Vogels- bis sie kurz vor Schank in die Talaue des Hülz- heck aus Schönecker Richtung kommender baches steil abfällt und ebenso steil auf der Verbindungsweg (heute Waldhausstraße Gegenseite in Richtung Vogelsheck wieder Richtung Wallersheim) treffen sich an einem ansteigt (Abb. 16). Punkt auf der ebenen Talsohle26, an der auch heute die Brücke über den Bach angelegt ist. Schank Ob der Name Schank für diesen Wohnplatz eine ältere Tradition hat, ist nicht geklärt. Der Wohnplatz Schank ist bereits durch die „Schank“ bezeichnet gemeinhin einen Aus- napoleonisch-preußischen Vermessungsin- schank (Schänke, lat. taberna), als Flurname genieure Tranchot und Müffling um 1810 de- taucht der Begriff allerdings auch an anderen tailreich kartiert worden. Auch in deren Karte Orten auf. ist der Verlauf der Römerstraße ab der Straße Durch die tiefe Lage vor kalten Winden von Hersdorf nach Kopp westlich vom Wohn- geschützt und im Grund des ausgeweiteten platz Wickenseifen bis Schank korrekt als ge- Tales gut besonnt, könnte diese Stelle zu ei- rade Linie eingezeichnet. Die Gegebenheiten ner Zeit, als noch lebhafter Verkehr über die bei Schank haben sich seit der Kartierung von Römerstraße zog, eine bevorzugte Stelle 17
Abb. 15: Karte Wickenseifen - Schank 18
Abb. 16: Die Trasse nimmt den geraden Weg durch die Senke ins Hölzbachtal. (GPS-Punkt 301 Flur „Im Gellberg“) Abb. 17: Steinreihe (GPS Wegpunkt 51) 19
für eine Rast gewesen sein. Die eher eingeengte Lage am ruhig dahinflie- ßenden Bach bietet aber wenig Sicher- heit gegen Einfälle und lässt daher einen vicus an dieser Stelle unwahr- scheinlich erscheinen. Zu denken ist auch an eine erst im Mittelalter er- folgte Nutzung des Platzes als Hofgut und Rastplatz, da an dieser Stelle auch ein alter Pfad in Ost-West-Richtung durchzieht. Heute ist Schank ein abgelegener Wohnplatz ohne verkehrstechnische Bedeutung. Einige neuzeitliche Ge- bäude sind an den Wegen auf der Talaue errichtet worden. Durch frühe- re Ausschwemmung von den Talseiten und über den Materialtransport des Hochwasser führenden Baches ist ein flacher, lehmiger Talboden entstan- den, der als lichte Wiesenfläche ge- nutzt wird. Sie wird heute von einem jungen Auwald gesäumt. Auf dieser Talaue sind Spuren einer Bebauung aus Zeiten vor 1800 bei oberflächli- cher Inspektion nicht anzutreffen. Zieht man die Linie der römischen Straßentrasse weiter in Richtung Vo- gelsheck, liegt der Übergang über den Hülzbach an der heutigen Brücke der Waldhausstraße. Waldhaus – Bei den alten Mauern Die Waldhausstraße steigt anschlie- ßend steil in Richtung Vogelsheck an. Zu beiden Seiten kann kein Damm ge- funden werden, ist aber zum Teil links bzw. teilweise unter der Waldhaus- straße zu vermuten, da sie die lineare Abb. 18: Karte Gellberg - Vogelsheck Fortsetzung bildet. Etwas oberhalb der Waldhausbebauung auf der rech- ten Seite der Straße in Nordrichtung ist eine abgeflachte Zone von etwa 20 Ar im Wald anzutreffen (unterhalb der Flur „Auf Lindchen“), an deren Rän- dern in Ost-Westrichtung sich Anhäu- fungen gebrochener Sandsteine befin- den. Besonders markant sind große, mehrere Zentner schwere Brocken, die in Reihe am oberen linken Rand der 20
Abb. 19: Steinreihe (GPS-Wegpunkt 52) Abb. 20: Vogelsheck – einer der felsigen Rücken mit dünner Erdschicht kurz vor Erreichen der Höhe 622 21
Fläche angeordnet sind und einen besonde- Resumee ren Zweck erfüllt haben müssen (Abb. 17 und 19). Bei mehreren dieser Steine fanden wir ge- Die Römerstraße zeigte sich bei unserer Be- meißelte Einkerbungen, wie sie üblicherwei- gehung als ein äußerst dauerhaftes Bauwerk se für das Anheben per Dreibein und Schere und ist in ihrem Unterbau Vorbild der heuti- angefertigt wurden. Es scheint sich um die gen wassergebundenen Wirtschaftswege. Reste einer Ummauerung zu handeln, viel- leicht für einen Pferch. Eine Datierung dieser Die Grundsätze der Streckenführung sind Mauerreste war uns nicht möglich. heute noch gut erkennbar: Absolut geradlini- ger Verlauf auf Hochflächen und Wasserschei- In der Tranchot-Karte sind die heutigen den, Vermeiden dauerfeuchter und wenig Wohnplätze Schank und Gellberg nicht ein- tragfähiger Zonen, kleinräumige Umgehung gezeichnet. Stattdessen ist eine Ortsbezeich- von Hindernissen, konsequente Linienfüh- nung „Bei den alten Mauern“ eingetragen(vgl. rung durch auf- und abfallendes Gelände Kartenausschnitt im Anhang 2). Heutigen und Nivellierung des Geländeprofils durch Bewohnern der Wohnplätze ist diese Bezeich- Aufschüttung eines aufragenden Dammes. nung nicht bekannt. Ein solcher Flurname Hänge und Talseiten wurden auf direktem existierte ebenfalls nie (Flurname heute: Im Wege gequert, das Umlaufen von Steigungen Schank). Es ist daher denkbar, dass dieser auf der Höhenlinie war unüblich, nur länge- Name von den Kartographen selbst stammt, ren Steigungen von mehr als 18 Grad wurde die dort verfallenes Gemäuer antrafen, deren kleinräumig ausgewichen. Nur an den Erosi- Bezeichnung aber von den späteren Besied- onszonen der vielen Bachläufe, auf felsigem lern nicht übernommen worden ist. Untergrund, auf Intensivweideflächen, durch Straßen- und Wegebau und vereinzelt auch durch Wohnbebauung verliert sich für eine Vogelsheck kurze Wegstrecke die Spur der Trasse. Die Trasse wurde geradlinig über die aus- Auf einer Strecke von 11,5 km kann man gesetzte Höhenlage des Vogelsheckplateaus den sehr unterschiedlichen Aufbau der Straße (623 m, nahe am Gipfel „Apert“, 631m, der sehen. Die Erbauer hielten sich nicht immer sich in 500m Luftlinie östlich befindet) wei- an den von Vitruv beschriebenen Standard. tergeführt, was ein Maximum an Sicherheit Hochstrapazierte, im Gefälle liegende Teilstü- gewährleistete. Ab dieser ausgesetzten Kuppe cke versah man mit Pflasterung und aufwen- fällt die Trasse nun stetig nach Norden hin in digem Unterbau. Gut entwässerbare Strecken Richtung Büdesheim ab. Der Anstieg auf die- über sandig-wellige Hochflächen wurden mit se Anhöhe verläuft über verschiedene Rücken einen Sandgemisch zu einem flachlaufenden mit felsigem Untergrund. Damm gestampft und an der leicht gewölbten Krone mit einer eher dünnen Schotter-/Kies- Gegen Osten formen ab der Wegkreuzung schicht ausgestattet. Das Material stammte unterhalb Reinhardskreuz Bruchkanten das vermutlich aus einer Quarzader der näheren felsige Gelände, aus denen auch heute noch Umgebung und wurde wohl über die Straße der geschichtete rot-violette Sandstein leicht transportiert. entnommen werden kann. Zu klären ist, ob diese Brüche eine der Quellen für den im Stra- Der größte Teil des untersuchten Trassen- ßenbau verwendeten, rot-violetten Sandstein abschnitts liegt heute fernab allen Verkehrs sein können. Steinbrocken liegen verteilt auf in fast menschenleeren Waldregionen und ist der gesamten Fläche, ohne dass auf der ge- seit Jahrhunderten wüst gefallen, was sie vor raden Strecke zur Höhe 622m klar ein Damm Überbauung und Zerstörung bewahrt hat. erkennbar ist. Vermutlich wurde hier einer Zweifellos hält der Untergrund noch einiges der felsigen Rücken genutzt. Heute steht auf an historischen Geheimnissen bereit, die es der Bergkuppe ein dunkler Fichtenwald. Eine zu lüften gilt. Über die Reste von Ausava sind weite Aussicht nach Nordwest bietet sich erst wir auf unserem Weg über diesen Trassen beim Abstieg nach Büdesheim. abschnitt leider nicht gestolpert. 22
Literatur und Quellenangaben zum Kolk, Uta und Peter: „Wo ist Ausava? – Eine These“ in Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes, Nr. 107 Aus’m Weerth, Ernst, In: Jahrbücher des Vereins von Alter- (Heft 2-2017), Seite 54 – 55) tumsfreunden im Rheinlande, Bonn 1855 Fundbericht: Römerstraße Trier – Köln, In: Beiträge zur Ge- Gilles, Karl Josef, „Wo lag das antike AUSAVA“; In: Heimat- schichte des Bitburger Landes, Heft 1/2010 (Nr. 78), 20. jahrbuch Vulkaneifel, 1987 Jg, Bitburg, Hrsg. v. Geschichtlicher Arbeitskreis Bitbur- Grewe, Klaus: Chorobat und Groma. Neue Gedanken zur ger Land, Bitburg Rekonstruktion und Handhabung der beiden wichtigs- zum Kolk, Peter: Die Römerstraße von Trier nach Neuss im ten Vermessungsgeräte antiker Ingenieure, in: Bonner Bereich von Rheinland-Pfalz, Erkrath 2014 (http://roe- Jahrbücher, Bd. 209 (2009), S. 109–128 merstrassen.com/article16.html) Grewe, Klaus: Vermessungsgeräte der Römer. In: Vermes- Zwirner Über die Römerstraßen in den Rhein- und Mosel- sung, Photogrammetrie, Kulturtechnik : VPK, 89. Jg, Heft gegenden, Berlin 1833 11 1991 (https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid= geo-006:1991:89::1596#653) Faust, S.: Römerstraße und Langmauer bei Meilbrück, Ge- meinde Meckel, Eifelkreis Bitburg-Prüm, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 40, 2008, 14-19. Anmerkungen: Hagen, Joseph: Römerstraßen in der Eifel und in der nie- derrheinischen Ebene. In Publikationen der Gesellschaft 1 Der Gemarkungsname ist ausschließlich ein kataster- für Rheinische Geschichtskunde / Band 12,8 Erläute- technischer Begriff, oft sind Gemarkungsnamen und rungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. Gemeindebezeichnungen identisch. „Kyllwald“ ist eine Achter Band Römerstraßen der Rheinprovinz / [Haupt- übergeordnete Lagebezeichnung eines zusammenhän- band] (=Publikationen der Gesellschaft für Rheinische genden Gebietes. Geschichtskunde. XII.), Bonn, Leipzig, Verlag Schröder, 2 Strab. 4,6,11 (p. 208); zum Brückenbau bei Trier Cüppers 1931, S. 78 – 181, (http://www.ub.uni-koeln.de/cdm/ 1967; Galliazzo 1994, 278f. Nr. 569. compoundobject/collection/grhg/id/44837/rec/20) 3 Steine mit den Inschriftennummern CIL-Nr. CIL XVII,2 Itinerarium = Itinerarium provincia- 552=CIL XIII 9133 und CIL XVII,2 553=CIL XIII 9134 Stei- rum Antonini Augusti, vermutl. 3. Jh ninger, 1845, p. 139, Weiler, S./Reinard, 2019, p.199. CIL: Bernd Löhberg: Das „Itinerarium provinciarum Antoni- Corpus Inscriptionum Latinarum ni Augusti“. Ein kaiserzeitliches Straßenverzeichnis des 4 Antoninus Pius, (mit vollem Namen: Titus Aelius Had- Römischen Reiches. Überlieferung, Strecken, Kommen- rianus Antoninus Augustus Pius) Imperator von 138 – tare, Karten. 2 Bände. Frank & Timme, Berlin 2006, ISBN 161n. Chr. 3-86596-085-5 (https://www.tabula-peutingeriana.de/ 5 CIL XVII,2 551=CIL XIII 12090 im Rheinischen Landes- index.html?cont=src&typ=iap) museum, Victorinus wurde 269 n. Chr. zum Augustus Kersberg, H.: Die Prümer Kalkmulde (Eifel) und ihre Rand- erhoben. gebiete: landschaftsökologische und vegetationskundli- 6 Hagen, 1931, 163. che Untersuchungen. Recklinghausen 1968, S.150 zit. n. 7 Peutinger Karte 1506 nach einer antiken Vorlage (2004) Haag, Michael 2012, S. 35 8 Itinerarium, 3.Jh. (2006) Monshausen, Lothar: Die Römerstraße von Helenenberg 9 Beda= Bitburg; Icorigium=Jünkerath bis Weißenseifen, In: , In: Beiträge zur Geschichte des 10 vgl. u.a. Karl-Josef Gilles, 1984, Peter zum Kolk, 2017 Bitburger Landes, Heft 2/2017 (Nr. 107), 27. Jg., Bitburg, 11 Wiltheim, 1852 Hrsg. v. Geschichtlicher Arbeitskreis Bitburger Land, 12 Tranchot, J.J., Kartierung der Rheinlande, spätere Fort- Bitburg führung Müffling, K.,1801-28 Peutinger Karte=Tabula Peutingeriana, röm. Original wohl 13 Von Veith, 1885 4.Jh., 1505 nach einer früheren mittelalterl. Kopie, Pars 14 Topograph. Karte PRÜM, Blatt Nr. 58 (auch General- III (Colonia, Treveri, Argentorate), (http://digital.onb. stabskarte genannt) ac.at/RepViewer/viewer.faces?doc=DTL_2764184&orde 15 Zum Kolk, 2010, 2014, 2017 r=1&view=SINGLE) 16 Höchster Punkt: Vogelsheck 622m, niedrigster Punkt: Tabula Peutingeriana. Codex Vindobonensis 324, Österrei- „Im Tal“ bei Neidenbach 487m chische Nationalbibliothek, Wien. Kommentiert von E. 17 Aus diesem Grund sind Annahmen, Ausawa sei in Mür- Weber. Graz 2004, lenbach (Bertradaburg) oder Oos (fränk. „Osa“) zu loka- Reber, Franz (Übers.): Vitruv. Zehn Bücher über Archi- lisieren, eher abwegig. Allerdings schneidet der Oosbach tektur. De Architectura libri decem. Übersetzt und die Römerstraße in West-Ost-Richtung. durch Anmerkungen und Zeichnungen erläutert von 18 LIDAR-Karte vgl. Anhang. Der LIDAR-Scan kann zur Dr. Franz Reber. Krais & Hoffmann, Stuttgart 1865 Identifizierung des Straßendammes herangezogen wer- (http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/ECHOdocuView den, sofern er sich markant vom umgebenden Gelände ?mode=imagepath&url=/mpiwg/online/permanent/ abhebt. library/QF1A2W8M/pageimg) 19 Bei dem verwendeten Consumer-Gerät Garmin 605 ist Tranchot, Jean-Joseph, fortgesetzt von Müffling, Karl von, von einem Messfehler von +-2-4 Metern auszugehen. Die Kartenaufnahme der Rheinlande 1801 – 1828, Blätter 20 VITRUV De architectura“ (VII,1,3) 165, 166, Geoportal RLP 21 Der übergeordnete Verlauf der Trasse von Neidenbach Schmidt, Friedrich Wilhelm: Hinterlassene Forschun- bis zur Vogelsheck ist vollkommen linear bei einem Win- gen über die Römerstraßen im Rheinlande, hrsgg v.E. kel von unter 2° Ost. Schmidt, In: Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreun- 22 GPS-Daten 402 bis 406 den im Rheinlande, Heft II., Bonn 1861 23 in der Nordeifel Aquädukt Nettersheim – Köln Veith, Carl von, „Die Römerstraße von Trier nach Köln, 24 Kersberg, H. 1968,: Die Prümer Kalkmulde (Eifel) und In: Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im ihre Randgebiete: landschaftsökologische und vegeta- Rheinlande, Heft I., Bonn 1885 tionskundliche Untersuchungen. Recklinghausen S.150 Wiltheim, Alexander: „Luciliburgensia sive Luxemburgum zit.n. Haag, Michael 2012, S. 35 Romanum (…), insbes. Bd.3, Kap. IV, ed. Aug. Neyen, Lu- 25 Zum Kolk, Peter, 2010 xemburg, 1842) 26 GPS Punkt 37 23
Anhang 1: Topograph. Kartenausschnitt Die eingezeichnete Gerade markiert den untersuchten Abschnitt der Römerstraße. Quelle: Landesvermes- sungsamt Rheinland-Pfalz, Koblenz , ©GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2016, dl-de/by-2-0 https://lvermgeo.rlp.de/de/startseite/ 24
Anhang 2: GPS-Punkte XML-Feldbezeichner: lat=latitude lon=longitude ele=elevation (m) name Bezeichnung 37 lat=“50.186302“ lon=“6.550846“>528.61037 Huelsbach-Bruecke 47 lat=“50.188120“ lon=“6.550939“>556.88047 Roemerstraße 48 lat=“50.188219“ lon=“6.550971“>557.85048 Roemerstraße 49 lat=“50.188353“ lon=“6.551028“>560.42049 Roemerstraße 50 lat=“50.188483“ lon=“6.551063“>557.24050 Roemerstraße 51 lat=“50.188440“ lon=“6.551101“>555.24051 Mauerreste 52 lat=“50.188227“ lon=“6.551577“>545.82052 Mauerreste 53 lat=“50.195316“ lon=“6.551547“>613.05053 Vogelsheck 54 lat=“50.196128“ lon=“6.552219“>624.86054 Vogelsheck 55 lat=“50.196352“ lon=“6.551955“>622.61055 Vogelsheck-Wegrand-Lichtung 101 lat=“50.098080“ lon=“6.541469“>527.5101 Dreeswald 102 lat=“50.097419“ lon=“6.541318“>526.5 102 Am Wegkreuz 103 lat=“50.096548“ lon=“6.541331 „>517.5 103 Beim Kalkofen 104 lat=“50.095512“ lon=“6.540955“>512,5104 Im Drees 105 lat=“50.092751“ lon=“6.540711 „>503105 Spitzfeld 106 lat=“50.093993“ lon=“6.540691“>500106 Ober dem Tal 1 107 lat=“50.092751“ lon=“6.540565 „>487.5107 Ober dem Tal 2 108 lat=“50.091639“ lon=“6.540418“>487.5108 Bei Langfuhr 108 lat=“50.090662“ lon=“6.540597“>505109 Geisknapp 1 110 lat=“50.089455“ lon=“6.540629“>500110 Geisknapp 2 111 lat=“50.087875“ lon=“6.541169“>492.5111 Geisknapp 3 112 lat=“50.086540“ lon=“6.540918“>488112 An der K82 (Bitburger Str.) 200 lat=“50.177365“ lon=“6.549590“>552.5200 L30 - Vogelkirsche 201 lat=“50.175613“ lon=“6.549311“>566201 Auf dem Gosseifen 202 lat=“50.175613“ lon=“6.549174“>557 202 Zum Hundsberghof 203 lat=“50.173734“ lon=“6.549048“>537 203 Hundsbach Nord 204 lat=“50.173397“ lon=“6.548990“>535 204 Hundsbach Süd 205 lat=“50.175613“ lon=“6.549174“>537 205 Gosseifen 206 lat=“50.175613“ lon=“6.549174“>523 206 Fischbach-1 Quellgebiet 207 lat=“50.175613“ lon=“6.549174“>515 207 Fischbach Quellarm 1 – Nord 300 lat=“50.175613“ lon=“6.549174“>531 300 Schank Kreuzung 301 lat=“50.175613“ lon=“6.549174“>563 301 Im Gellberg 302 lat=“50.175613“ lon=“6.549174“>561.5 302 Ober Schlackenwies 400 lat=“50.153469“ lon=“6.547111“>533.23012 400 Anschnitt L16 401 lat=“50.146620“ lon=“6.546368“>524.76018 401 Forstweg - Anschnitt 402 lat=“50.146179“ lon=“6.546420“>523.80016 402 Biegung - 1 403 lat=“50.144949“ lon=“6.546799“>523.80004 403 Biegung - 2 404 lat=“50.144485“ lon=“6.547150“>515.15013 404 Biegung - 3 405 lat=“50.143971“ lon=“6.547149“>518.27010 405 Biegung - 4 406 lat=“50.143515“ lon=“6.547026“>508.66008 406 Biegung - 5 407 lat=“50.143007“ lon=“6.546239“>522.60005 407 Biegung - 6 500 lat=“50.154248“ lon=“6.547210“>546.39021 500 Am Krauskoepfchen 501 lat=“50.158452“ lon=“6.547575“>543.51026 501 Am Michaelshag - Hinter Imkerei 502 lat=“50.160264“ lon=“6.547875“>536.30028 502 Anschnitt Forstweg - Schutthuegel 503 lat=“50.160515“ lon=“6.547803“>541.82029 503 Start Pflasterung 504 lat=“50.161823“ lon=“6.547895“>509.14033 504 Ober Fotborn - Ende Pflasterung 505 lat=“50.163581“ lon=“6.548213“>509.62036 505 Fischbach-3 Quellarm Genauigkeit: Bei dem verwendeten Gerät Garmin 605 ist von einem Messfehler von +/- 2…4 Metern auszugehen 25
Anhang 3: Digitales Geländemodell Damm der Römerstraße bei Weißenseifen LIDAR-Kartographie (Landesamt für Geobasisinformation Koblenz) 26
Anhang 4: Kartographie des Wälder-Departements Ausschnitt aus der Karte von Tranchot, Blatt 166 27
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