Die Walensee-Bühne erzeugt ein bleibendes Eventerlebnis
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16 INTERVIEW KULTUR SPONSORING extra Juni 2012 «Die Walensee-Bühne erzeugt ein bleibendes Eventerlebnis» Die Walensee-Bühne zeigt Mit den 26 speziell komponierten Lie- dern erreichen wir eine ganz andere vom 18. Juli bis 25. August künstlerische Ebene, als das vielleicht 2012 ihre neuste Produktion: von anderen Tell-Produktionen mit Tell – Das Musical. Nach Sprechtheater erreicht werden konnte. den Musicals Heidi Teil 1 Das Tell-Open-Air-Musical und in die- ser Grössenordnung wie in Walenstadt und 2 sowie «Die schwarzen ist ein absolutes Novum. Tell ist bei uns Brüder» will die malerische mehr als Armbrust und Apfelschuss. Open-Air-Bühne an die Wird ein klassischer Tell mit Bart und bisherigen Erfolge anknüpfen. Zwilch zu sehen sein? Seit der ersten Produktion im Jahr 2005 haben insgesamt Wyss: Nein, eben nicht. Wir wollen bewusst keine Klischees bedienen und 220'000 Besucher das auch keine krassen Gegensätze wie spezielle Musical- und etwa einen modernen Tell zeigen. Aber Naturschauspiel am Walensee wir zeigen einen neuen Tell! Herr und erlebt. Ziel ist es, den einmali- Frau Schweizer werden sich in den Fi- guren dieses Musicals wiederfinden gen Sommerevent gemeinsam können, davon bin ich überzeugt. Das mit Partnern im Zweijahres- Marco Wyss komplett neu geschriebene und neu rhythmus weiter zu etablieren marco.wyss@walenseebuehne.ch komponierte Musical basiert auf der Initiant Walensee-Bühne und Grundlage des gleichnamigen Dramas und mit einem vergleichsweise VR-Präsident TSW Musical AG von Friedrich Schiller und spielt in je- geringen Mitteleinsatz (Bud- ner Zeit, nimmt sich aber die Freiheiten get 5,5 Millionen Franken) einer packenden Musicalinszenierung. Ein musikalisches Feuerwerk nach klas- einen nachhaltigen Wert sischer Musicaltradition, mit 26 Profi- für die gesamte Region zu darstellern und einem Live-Orchester. erzeugen. «Tell – Das Musical» ist ein einmaliges Herr Wyss, es gibt seit Jahren das Tell- und spektakuläres Bühnenerlebnis, mit Freilichttheater in Interlaken und die den Kernbotschaften Freiheit und Zu- Tell-Festspiele in Altdorf. Warum jetzt sammengehörigkeit, Heldentum und auch noch ein Tell auf der Walensee- Nationalstolz, Mut und natürlich Liebe Bühne? und Swissness. Marco Wyss: Als Innerschweizer woll- Praktisch das gesamte Autoren- und te ich schon immer eine Tell-Produktion Kreativteam des neuen Tell-Musicals realisieren. Dieser Gedanke hat mich setzt sich aus Deutschen zusammen. Wie seit vielen Jahren nicht mehr losgelas- viel Swissness darf man dann noch er- sen. Nach den erfolgreichen Produkti- warten? onen der Heidi-Musicals Teil 1 und 2 sowie zuletzt «Die schwarzen Brüder» Wyss: Wir haben bei diesem Stück be- war die Zeit reif für eine komplett neue wusst Wert auf eine Aussensicht gelegt, Tell-Produktion, und erstmals in Form wenn auch zu Beginn mit teilweise ge- eines Open-Air-Musicals. Zudem ha- mischten Gefühlen, das gebe ich offen ben wir uns auf der Walensee-Bühne zu. Aber das Endergebnis hat uns dann ausschliesslich Schweizer Themen ver- alle ausgesprochen positiv überrascht. schrieben. Es ist also eine logische Fort- setzung dessen, was wir bisher mit Er- Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie folg umgesetzt haben. Wir werden einen und wie viele benötigen Sie für ein aus- Tell zeigen, wie ihn niemand erwartet. geglichenes Budget?
SPONSORING extra Juni 2012 INTERVIEW KULTUR 17 Wyss: Wir rechnen wie in den vergan- es sich hier um eine Institution handelt, zirka 19 Prozent sowie Catering und di- genen Jahren für alle 25 Vorstellungen die eben weit über die Region hinaus verse Nebeneinnahmen 6 Prozent. mit insgesamt über 40'000 Besuchern. viel Ausstrahlung hat und somit auch Mit einer Mindestauslastung von zirka für die Zukunft von grosser Bedeutung Wem gehören eigentlich die Walensee- 75 Prozent können wir unsere Budget- ist. Diesen Wert gilt es gemeinsam zu Bühne und die Rechte an der neusten ziele erreichen. bewahren und zu pflegen. Produktion? Und wie läuft der Vorverkauf im Ver- Hat die Walensee-Bühne finanzielle Wyss: Als Veranstalter der Produkti- gleich zu den bisherigen Musical-Pro- Probleme? Schieben Sie ein Defizit vor onen auf der Walensee-Bühne tritt die duktionen auf der Walensee-Bühne? sich her? TSW Musical AG auf. Als Initiant leg- te ich gemeinsam mit Mitgründern im Wyss: Der Vorverkauf läuft gut. Im Ver- Wyss: Nein. Die ersten drei Jahre waren Jahr 2004 den Grundstein zum Musi- gleich zur letzten Produktion im Jahr kostendeckend. Im Jahr 2008 folgte ein cal-Standort Walenstadt. Heute agiere 2010, «Die schwarzen Brüder», liegen Defizit, für das wir jedoch eine Lösung ich als Verwaltungsratspräsident und wir auch in diesem Jahr im Plus. Ich fanden. Danach haben wir unsere Struk- Geschäftsführer der TSW Musical AG. führe das nicht zuletzt auf die im Jahr turen reorganisiert und das Eventkon- Zu den weiteren Verwaltungsräten zäh- 2010 erfolgreich eingeführte Preispo- len Heinz Knellwolf und Balz Manhart, litik zurück, indem wir jeweils in den die beide eng mit der Region verbunden ersten vier Vorverkaufswochen einen sind. Die Rechte am Tell-Musical ge- «Würde die Frühbucherrabatt in der Höhe von 15 hören der Gallissas Theaterverlag und Prozent anbieten. Damit belohnen wir Mediaagentur in Berlin und der TSW jene Besucher, die möglichst früh ihr Musical AG. Ticket bestellen, und nicht erst dann, wenn es möglicherweise nicht so gut Walensee- Warum beansprucht die TSW Musical läuft und der Ticketverkauf mit Son- derrabatten angekurbelt werden soll. Bühne nicht AG als privates Unternehmen öffentli- che Gelder? Mit späten Sonderrabatten bestraft man immer jene, die von Anfang an Vertrau- en gezeigt haben und bereit waren, den mehr weiter- Wyss: Weil wir die Walensee-Bühne nicht als Investment betrachten, son- vollen Preis zu bezahlen. geführt, käme dern als ein wichtiger kultureller und wirtschaftlicher Bestandteil der gesam- dies einer Was ist eigentlich die Vision der Walen- ten Region! Das hat glücklicherwei- see-Bühne? Welche Ziele verfolgen Sie se auch die öffentliche Hand schnell mit den Produktionen? erkannt. Warum sollte die öffentliche Wyss: Die Idee im Jahr 2004 war ur- Vernichtung Kulturförderung nur dort ansetzen dür- fen, wo permanent grosse Defizite ge- sprünglich, mit der Walensee-Bühne touristische Wertschöpfung auf allen touristischer deckt werden müssen? Ich bin schon der Ansicht, dass Kulturförderung auch Ebenen zu generieren. Das ist uns ge- dort seine Berechtigung hat, wo sie ei- lungen. Heute geht es in erster Linie darum, das Erreichte solide weiterzu- Werte gleich.» nen wichtigen Beitrag zum Gelingen eines grossen kulturellen Projekts mit führen und wenn möglich laufend zu gleichzeitig grosser Wertschöpfung für verbessern. Es liegt uns am Herzen, die die Region beitragen kann. Damit ist al- geschaffenen Werte zu erhalten. Denn len gedient. eines muss man ganz klar sehen: wür- zept sowohl inhaltlich als auch was den de die Walensee-Bühne nicht mehr wei- Spielrhythmus angeht neu ausgerichtet: Wie viel Gewinn streben Sie mit der Wa- tergeführt, käme dies einer Vernichtung ausschliesslich Schweizer Themen und lensee-Bühne an? touristischer Werte gleich. Das sind sich neu im Zweijahresrhythmus. Mit Er- in der Region noch nicht alle gleicher- folg: Im Jahr 2010 haben wir den uns im Wyss: Es ist nicht unser Bestreben, ei- massen bewusst, leider. Vorfeld zugesprochenen Defizitbeitrag nen möglichst hohen Gewinn zu er- des Kantons erstmals nicht beansprucht. zielen. Aber immerhin so viel Geld zu Was ist denn das Problem? Fehlt es Ih- erwirtschaften, dass wir einerseits den nen an Unterstützung aus der Region? Wie hoch ist das Budget in diesem Jahr Spielbetrieb der Bühne garantieren kön- und wie stellen Sie die Finanzierung si- nen und andererseits ausreichend Mittel Wyss: Nein. Die Walensee-Bühne ist cher? zur Verfügung haben, auch in die Ent- nach mittlerweile sieben Jahren gut wicklung zu investieren. Wir kaufen verankert in der Region. Wir erhalten Wyss: Das Gesamtbudget beträgt auch ja keine fixfertigen Produktionen ein, öffentliche Gelder für unsere Produkti- in diesem Jahr gut 5,5 Millionen Fran- sondern wir benötigen Geld für die Ent- onen, und dafür sind wir sehr dankbar. ken. Unsere Haupteinnahmequelle stellt wicklung von neuen Produktionen, wie Was mir jedoch fehlt, ist die allgemeine der Ticketverkauf mit rund 75 Prozent eben auch in diesem Jahr für das Tell- Weitsicht für die Walensee-Bühne, dass dar, Sponsoring und öffentliche Hand Musical. Zudem wäre es 4
18 INTERVIEW KULTUR SPONSORING extra Juni 2012 Walensee-Bühne: Schweizer Open-Air-Musical-Produktionen in einer einzigartigen Naturkulisse. Bild: «Die schwarzen Brüder – Das Musical» im Jahr 2010. Bild: swiss-image.ch, Andy Mettler 4 natürlich äusserst hilfreich, wenn zur dessen Direktor ich damals das Projekt Wyss: Wir positionieren die Walen- Überbrückung von möglichen schwie- initiierte. In der Zwischenzeit hat es ver- see-Bühne als eine der führenden und rigen Jahren auf ein gewisses Reserve- schiedene personelle Wechsel gegeben schönsten Open-Air-Bühnen Europas. polster zurückgegriffen werden könnte. und eine Neupositionierung der Orga- Die Bühne befindet sich inmitten ei- nisation. Heidiland tritt aber weiterhin ner einmaligen Naturkulisse direkt am Wie viel Wertschöpfung generiert die und seit Beginn der Walensee-Bühne Ufer des Walensees, umgeben von ei- Walensee-Bühne? als Hauptsponsor auf. Das finanzielle ner prächtigen Bergkulisse. Seebühne Engagement ging jedoch in den letzten und Natur verschmelzen so zu einem Wyss: Gemäss einer Studie aus dem Jahren etwas zurück. einmaligen Schauspiel und verleihen Jahr 2007 löste die Walensee-Bühne den Produktionen absolute Einzigar- im Jahr 2005 eine Wertschöpfung von Schwingt da ein bisschen Enttäuschung tigkeit. Wer einmal ein Musical auf insgesamt 16 Millionen Franken und mit? der Walensee-Bühne miterlebt hat, der zusätzliche 16'000 Übernachtungen in wird das mit Sicherheit nie vergessen! der Region aus. Hinzu kamen 78 neue Wyss: Nein. Ich bin ja froh, dass die- In einem Zweijahresrhythmus wol- Arbeitsplätze. Diese Grössenordnungen se Zusammenarbeit weiterhin Bestand len wir die Bühne ausschliesslich mit dürften auch für die nachfolgenden Pro- hat. Denn aus meiner Sicht gibt es für Schweizer Themen bespielen. Auch duktionen in etwa zutreffen, zumal sich die Ferienregion Heidiland keinen effi- damit können wir uns von anderen die Eckdaten in einem ähnlichen Rah- zienteren «Werbe-Motor». Gute Part- Open-Air-Bühnen klar differenzie- men bewegt haben. nerschaften zeichnen sich dadurch aus, ren. Ein weiteres Differenzierungs- dass sie sich weiterentwickeln lassen merkmal ist unser starkes Einzugsge- Wie erfolgt heute die Zusammenarbeit und auf diese Weise neues Potenzial er- biet, das sich vom Kanton St. Gallen mit der regionalen Tourismus-Branche? schlossen werden kann. in den Osten über den ganzen Gross- raum Zürich erstreckt. Zudem bin ich Wyss: Ursprünglich entsprang die Idee Wie wollen Sie die Walensee-Bühne po- überzeugt, dass wir auf der Walensee- für die Walensee-Bühne aus den Struk- sitionieren respektive gegenüber ande- Bühne die inhaltsreichsten Musicals turen der Ferienregion Heidiland, als ren Musical-Anbietern differenzieren? bieten.
SPONSORING extra Juni 2012 INTERVIEW KULTUR 19 Letzteres wird wahrscheinlich jeder Mu- Ebenfalls eine wichtige Erfahrung ist, Inwieweit betreiben Sie das Catering in sical-Veranstalter von sich behaupten. dass weniger oftmals mehr sein kann. Eigenregie? Die Kraft liegt in der Konzentration auf Wyss: Aber wir legen nicht nur Wert das Wesentliche. Wyss: Der Gastro-Bereich ist ein Teil auf den Inhalt, sondern auch auf Tief- unserer Partnerschaft mit dem Presen- gang und Botschaften! Und das können Was ist das Veranstaltungskonzept der ting-Sponsor Migros. Die Migros Ost- nun wirklich nicht alle Musicals ernst- Walensee-Bühne?Welches sind die tra- schweiz übernimmt dabei exklusiv den haft von sich behaupten. Wie schon bei genden Säulen? gesamten Catering-Service. unseren ersten drei Musical-Produkti- onen gibt es beim neuen Tell-Musical Wyss: Die Bühne mit dem Musical- Warum wollen Sie den Gastro-Bereich wie erwähnt verschiedene Botschaften, Erlebnis steht ganz klar im Zentrum der nicht selbst bewirtschaften und damit die den einen oder anderen Zuschau- Aktivitäten. Dazu gibt es für die Besu- mehr Einnahmen generieren? er berühren werden, dessen bin ich mir cher einen grossen Catering-Bereich, sicher. Solche Botschaften haben eine der vor und nach dem Musical zur Ver- Wyss: Wir sind sehr zufrieden mit der Halbwertszeit, die eben noch weit über pflegung einlädt. Das Catering-Angebot aktuellen Lösung. Würden wir den den Schlussakt hinaus andauern kann. ist trotz der leichten Reduktion reichhal- Gastro-Bereich selbst bewirtschaften, tig geblieben, sodass für praktisch jeden müssten wir das Angebot stark redu- Warum haben Sie von einer jährlichen zieren und komplett auf Selbstbedie- Produktion auf einen Zweijahresrhyth- nung umstellen. Wir wollen aber auch mus umgestellt? Was sind die Vor- und für die gehobenen Besucheransprüche Nachteile? ein attraktives Angebot anbieten. Und Wyss: Im Jahr 2008 haben wir wetter- «Wir legen da ist die Migros der ideale Catering- Partner für uns. Das gesamte Handling bedingt weniger Tickets verkauft als budgetiert. Daraufhin überlegten wir, nicht nur ist viel einfacher geworden – und un- ter dem Strich viel effizienter. Der ge- wie das Risiko künftig besser abgefe- samte Gastro-Bereich ist seit dem Jahr dert werden könnte, ohne dabei die Visi- on zu gefährden. Als machbare Lösung Wert auf den 2010 ein Teil unserer Gegenleistung und bietet der Migros eine attraktive erwies sich schliesslich die Umstellung auf einen Zweijahresrhythmus. Das er- Inhalt, sondern Möglichkeit, eine ihrer Kernkompe- tenzen in einem emotional attraktiven auch auf möglichte Entspannung auf allen Ebe- Umfeld zu beweisen. Engagieren und nen, hauptsächlich im finanziellen Be- Integrieren werden so optimal umge- reich. Der Nachteil dieses Modells ist setzt. Und so ganz geht das Catering an allerdings, dass kein durchgehender Be- trieb mehr möglich ist. Tiefgang und unserer Erfolgsrechnung gleichwohl nicht vorbei: Wir sind nach einem be- Ist das Risiko nicht viel zu gross, Gefahr Botschaften.» stimmten Schlüssel am Umsatzerfolg beteiligt und werden auch für die In- zu laufen, jedes zweite Jahr bei der Or- frastrukturbenutzung angemessen ent- ganisation bei Null zu beginnen? schädigt. Wyss: Bisher haben wir sehr gute Erfah- Wie stark ist Merchandising ein Thema? rungen gemacht – und sogar das Glück Geschmack etwas dabei ist. Wir wollen gehabt, dass die meisten Beschäftigten keine Cüpli-Veranstaltung sein, sondern Wyss: Nur am Rande. Wir bieten nach einem Zwischenjahr wieder für bewusst bodenständig bleiben und in al- zwar vor Ort ein gängiges Artikelsor- die Tell-Musical-Produktion zurückge- len Bereichen Inhalte mit starkem Be- timent an, aber einen wirklich nen- kommen sind. Unser Grundsatz ist, kein zug zur Schweiz bieten. nenswerten Betrag lässt sich damit Eventbereich rund um Mitarbeitende nicht erwirtschaften. Dafür bräuchte aufzubauen. Und wie genau sieht das Catering-Kon- man eine viel grössere Fan-Gemein- zept aus? de. Selbst im Fussball funktioniert Was sind Ihre wichtigsten Learnings aus das Merchandising bekanntlich nur den vergangenen drei Musical-Produk- Wyss: Den Besuchern steht auf dem bei sehr wenigen Klubs. Trotzdem tionen? Aussengelände ein gedeckter Markt- wollen wir auf Merchandising nicht platz mit unterschiedlichen Gastro-An- verzichten, weil die Besucher heute Wyss: Dass trotz aller Visionen und geboten zur Verfügung. Im bedienten einfach erwarten, dass sie die Mög- hehren Zielen der betriebswirtschaftli- Restaurant «Tellsplatte» offerieren wir lichkeiten haben, ein praktisches Er- che Aspekt nicht vergessen werden darf. ein reichhaltiges Buffet mit Schweizer innerungsstück an einen gelungenen Unser ganzes Team ist sich jeden Tag Spezialitäten. Und schliesslich bieten Abend mit nach Hause nehmen zu bewusst, dass hier ein Betrieb geführt wir den sogenannten «Picknickkorb», können, beispielsweise in Form eines wird, wo sowohl der kulturelle, pro- mit ausgewählten Vorspeisen, einer kal- T-Shirts oder Caps. In diesem Sinn grammliche als eben auch der ökonomi- ten Platte und Getränken, ideal zum ge- funktioniert Merchandising nicht zu- sche Teil im Vordergrund stehen muss. niessen direkt am Seeufer. letzt als erweiterte Werbeform. 4
20 INTERVIEW KULTUR SPONSORING extra Juni 2012 4 Welche Zielgruppen erreichen Sie mit den Produktionen auf der Walensee- Bühne? Wyss: Grundsätzlich ein etwas reife- res Publikum, vorwiegend Erwachsene ab 30 Jahren. Das Kernpublikum ist bei uns primär daran interessiert, einen tol- len Open-Air-Event mit Inhalt zu erle- ben. Das Publikum ist wertkonservativ und zugleich offen für Neues. Gut 70 Prozent der Besucher stammen aus dem Umkreis von 1,5 bis 3 Stunden Anreise- dauer, 20 Prozent direkt aus der Region und gut 10 Prozent aus dem grenznahen Ausland. Wo und wie promoten Sie die Veranstal- tung? Wyss: Hauptsächlich in der Zentral- und Ostschweiz. Wir bewerben das Mu- sical mittels klassischer Werbemassnah- men wie Plakate, Inserate, TV-Spots und natürlich Flyer. Dabei unterstützen uns auch unsere Medienpartner auf re- gionaler und nationaler Ebene, wie zum Beispiel die Migros in ihrer Kunden- zeitschrift und die «Schweizer Illus- trierte» mit Inseratplatzierungen sowie einer begleitenden Berichterstattung. Im regionalen Einzugsgebiet arbeiten wir mit den Medienpartnern «Südost- Open-Air-Gastronomie bei der Walensee-Bühne. Bild: swiss-image.ch, Andy Mettler schweiz», «St. Galler Tagblatt» und die «Zürichsee Zeitung» zusammen. Im elektronischen Bereich kommen noch Radio Grischa, Radio Zürichsee und Radio Pilatus sowie FM1 dazu. Parallel Wyss: Die Sponsoringsituation präsen- de uns eine gewisse Planungssicherheit zu diesen Medienpartnerschaften inves- tiert sich gut. Es ist uns gelungen, dass ermöglichen. tieren wir eigene Mittel für TV-Spots im praktisch alle Partner der vergangenen Schweizer Fernsehen und eine nationale Produktionen erneut mitmachen. Al- Und wie viele Partner haben Sie schon Plakatkampagne. lerdings haben wir noch etwas Spiel- bis ins Jahr 2020 verpflichten können? raum für weitere Sponsoren auf prak- Warum können Sie im elektronischen tisch allen Stufen, ausser dem Presen- Wyss: Bisher noch keine. Die Verträge Bereich nicht auf eine Medienpartner- ting-Sponsoring, wo sich wie erwähnt werden in der Regel für den Zeitraum schaft mit einem nationalen Radiosen- die Migros engagiert. So sind auf der einer Jahresproduktion abgeschlossen der zählen? Stufe Hauptsponsoren insgesamt drei und für die nachfolgenden Projekte neu Partner vorgesehen, wovon mit Heidi- verhandelt. Wyss: Es gab mit dem Schweizer Radio land seit dem Jahr 2005 ein starker DRS1 seit dem Jahr 2005 immer eine Partner an Bord ist. Und auf der Stu- Aus welchen bestimmten Branchen su- Medienpartnerschaft, in diesem Jahr je- fe Co-Sponsoren haben wir drei von chen Sie noch Sponsoren? doch hat es aus verschiedenen Gründen maximal fünf Partner: Schützengarten leider nicht geklappt. Ich bin aber zu- Bier, Casino Bad Ragaz und das Bau- Wyss: Konkret suchen wir je einen star- versichtlich, dass für das Jahr 2014 wie- stoffunternehmen Schollberg. Nicht li- ken Partner aus der Banken- und Versi- der eine spannende Zusammenarbeit mitiert ist hingegen die nachfolgende cherungsbranche. Grundsätzlich jedoch möglich sein wird. Stufe der Dienstleistungspartner. Da passen alle Sponsoren zu uns, die einen gehen wir pro benötigte Branche ex- starken Bezug zu typischen schweize- Wie präsentiert sich die Sponsoringsitu- klusive Partnerschaften ein. Unser Ziel rischen Werten haben. Da gibt es noch ation für das neue Tell-Musical? Haben ist es, die Sponsoringpartnerschaften viele Unternehmen, die genau dieses Sie die Zielsetzungen im Sponsoring er- wenn möglich langfristig bis vorerst Profil aufweisen und sehr gut zu uns reicht? ins Jahr 2020 auszurichten. Das wür- passen würden.
SPONSORING extra Juni 2012 INTERVIEW KULTUR 21 Die Walensee-Bühne aus der Vogelperspektive, mit grosser Besucher- und Gastro-Zone direkt am Seeufer. Soll die aktuelle Sponsoringstruktur Auf dieser Basis können wir eine für gramm an einem besonderen Probetag auch bei künftigen Musicalproduktio- beide Seiten fruchtbare Zusammenar- durchgeführt werden soll. Die Hospi- nen angewandt werden? beit aufbauen. tality-Gäste sollen spüren, dass sie in- dividuell betreut werden, dass sie Fra- Wyss: Wenn möglich ja. Natürlich Was bieten Sie im Bereich Hospitality? gen stellen und exklusive Begegnungen kommt es immer darauf an, ob uns die machen können. Auch das ist ein wich- jeweiligen Partner weiter die Treue hal- Wyss: Viel! Neben den reichhaltigen tiges Element für die Nachhaltigkeit ten und wenn ja in welcher Position. Angeboten im Gastro-Bereich sind bei- des Eventerlebnisses. Für Sponsoren spielsweise die Backstage-Führungen ist es extrem wichtig, dass sie für ihr Wie wollen Sie mit Sponsoren zusam- bei Sponsoren und Gästen sehr beliebt. Engagement einen exklusiven Mehr- menarbeiten? Was ist Ihre Philosophie? Nun kann man natürlich sagen: okay, wert erhalten. Und wenn ein Sponsor das machen andere ja auch, nichts Be- beispielsweise eine spezielle Lounge Wyss: Unsere Philosophie ist es, ergän- sonderes also. Mitnichten. Der Unter- einrichten will, dann reden wir lieber zend zu den Basisleistungen individu- schied liegt einmal mehr im Detail. über solche Dinge als darüber, wo man elle Leistungspakete zu schnüren. Dies Entscheidend ist, dass man sich für die Logopräsenz noch zusätzlich aus- stets im Rahmen der Möglichkeiten und Backstage-Führungen wirklich Zeit dehnen könnte. der definierten Sponsoringstruktur. Ein nimmt und keine Massenabfertigung Leistungspaket letztlich, das optimal in einen eh schon engen Zeitplan hin- Gibt es denn neben der VIP-Tribüne sowohl auf die Bedürfnisse von Spon- einwürgt. Wir nehmen uns bewusst viel auch eine spezielle VIP-Lounge? soren als auch des Veranstalters aus- Zeit und geben sehr offen und transpa- gerichtet ist. Die Leistungen und Ge- rent Auskunft. Das wird von den Gäs- Wyss: Nein, noch nicht. Aber wir möch- genleistungen werden bewertet und im ten sehr geschätzt! Soweit als möglich ten das gerne ab dem Jahr 2014 realisie- Leistungsverzeichnis der Sponsoring- gehen wir auch auf spezielle Wünsche ren und damit das Angebot für Sponso- vereinbarung verbindlich festgehalten. ein, wenn zum Beispiel ein VIP-Pro- ren und VIP-Kunden erweitern. 4
22 INTERVIEW KULTUR SPONSORING extra Juni 2012 4 Was spricht kurz zusammengefasst für Wyss: Bei der Vermarktung arbeiten relativ jung ist. Wir befinden uns nach ein Sponsoring der Walensee-Bühne? wir seit dem Jahr 2005 eng mit der Gra- wie vor in der Phase der Positionierung fikagentur By Heart zusammen. Diese respektive Etablierung. Unser Ziel ist Wyss: Die Walensee-Bühne hat eine Kooperation dient als Ergänzung zu un- es, dass die Kulturmarke Walensee- klare Positionierung, sie steht für serer eigenen Marktbearbeitung, die wir Bühne für absolut klare Werte steht, be- Schweizer Werte und sie deckt ein nun weiter intensivieren werden. züglich der hohen Qualität der Inszenie- starkes Einzugsgebiet in der Zentral- rung, der einmaligen Naturkulisse und und Ostschweiz ab. Hinzu kommen Wie wollen Sie die Walensee-Bühne in den der Reichhaltigkeit dieses nachhaltigen der unverwechselbare Eventcharakter, kommenden Jahren weiterentwickeln? Eventerlebnisses. geprägt durch das spezielle Open-Air- Feeling, eine spektakuläre Naturkulis- Wyss: Wir hinterfragen uns natürlich Welches Schweizer Thema folgt auf das se, eine einzigartige Bühneninszenie- laufend: Was ist noch möglich und wo diesjährige Tell-Musical im Jahr 2014? rung und ein hervorragendes Gastro- haben wir das Optimum erreicht? Mit Konzept. Und nicht zuletzt durch die 40'000 bis maximal 50'000 möglichen Wyss: Es gibt bereits ein Thema. Aller- inhaltlich tiefgründige und professio- Besuchern sind wir am Anschlag, mehr dings werden wir dieses erst später ver- nelle Umsetzung des jeweiligen Mu- geht nicht – ausser wir würden das fi- raten. Ich orientiere mich an einer lang- sical-Themas erzeugt die Walensee- nanzielle Risiko erhöhen und noch mehr fristigen Strategie – und es zeichnen sich Bühne ein bleibendes Eventerlebnis. in die Infrastruktur investieren. Nun ha- schon heute klare Themen ab. Diese wer- In nur sieben Jahren hat die Walensee- ben wir beim unternehmerischen Risiko den uns also bestimmt nicht ausgehen. Bühne nationalen Bekanntheitsgrad bisher stets ein gesundes und trotzdem erreicht. spannendes Mass gefunden. Das wollen Wieder etwas Bodenständiges oder soll wir auch künftig so beibehalten bezie- es mehr in Richtung Komik gehen? Wie haben Sie die Vermarktung organi- hungsweise nicht unnötig aufs Spiel set- siert? Erfolgt diese in Eigenregie oder zen. Zudem darf man nicht vergessen, Wyss: Lassen Sie sich überraschen. durch eine beauftragte Agentur? dass die Walensee-Bühne immer noch Interview: Jürg Kernen
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