Die Winter im Kleinwalsertal und im Oberallgäu - Zukunft ...

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Die Winter im Kleinwalsertal und im Oberallgäu - Zukunft ...
Die Winter im Kleinwalsertal
                   und im Oberallgäu

                          Eine Analyse amtlicher
                 Temperatur- und Schneemessreihen

                                                Skifahren am Ifen. Foto: Oberstdorf / Kleinwalsertal Bergbahnen

             Studie verfasst von MMag. Günther Aigner

                      In Zusammenarbeit mit dem
                    FORUM ZUKUNFT SKISPORT

                              Empfohlene Zitierung:
     AIGNER, Günther (2020): Die Winter im Kleinwalsertal und im Oberallgäu.
Eine Analyse amtlicher Temperatur- und Schneemessreihen. www.zukunft-skisport.at.

                       Mittelberg, im August 2020
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INHALT

1    Präambel .......................................................................................................................... 3

2    Abstract ............................................................................................................................ 4

3    Vorwort ............................................................................................................................. 6

4    Zur Entwicklung der Wintertemperaturen.......................................................................... 7

     4.1        Galzig (50 Jahre): Keine statistisch signifikante Veränderung .............................................. 8
     4.2        Wintertemperaturen Bergwetterstationen Österreich (50 Jahre) ......................................... 10
     4.3        Die Wintertemperaturen am Säntis seit 1895/96 ................................................................. 12
     4.4        Hohenpeissenberg: Wintertemperaturen seit 1781/82 ........................................................ 14
     4.5        Wintertemperaturen in Baad (Kleinwalsertal, 1.305 m) ....................................................... 16

5    Zur klimatischen Entwicklung der Bergsommer .............................................................. 17

6    Zur Entwicklung der Jahresmitteltemperaturen ............................................................... 20

7    Zur Entwicklung des Schneedargebots........................................................................... 21

     7.1        Schneemessreihen aus Baad (Kleinwalsertal, 1.305 m) ..................................................... 21
     7.2        Schneemessreihen aus Schröcken (Bregenzerwald, 1.263 m)........................................... 26
     7.3        Schneemessreihen aus Oberstdorf (Oberallgäu, 806 m) .................................................... 31

8    Zur Entwicklung der Niederschläge ................................................................................ 35

9    Zur Entwicklung der Skisaisonlängen ............................................................................. 38

     9.1        Fellhorn-Kanzelwand (920 – 1.967 m)................................................................................. 38
     9.2        Walmendingerhorn (1.200 – 1.941 m) ................................................................................. 39
     9.3        Nebelhorn (828 – 2.224 m) .................................................................................................. 40

10   Schlussfolgerungen für den Skitourismus im Kleinwalsertal ........................................... 41

11   Anhang ........................................................................................................................... 42

     11.1       Beigezogene Experten......................................................................................................... 42
     11.2       Datenquellen ........................................................................................................................ 42
     11.3       Zur Transparenz der Studie ................................................................................................. 43
     11.4       Biografie Günther Aigner ..................................................................................................... 44
     11.5       Weiterführende Literatur ...................................................................................................... 45
     11.6       Pressespiegel Zukunft Skisport ........................................................................................... 47

                                                      www.zukunft-skisport.at

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1 Präambel

Das FORUM ZUKUNFT SKISPORT zweifelt weder an Klimaänderungen noch am anthro-
pogenen Anteil an der jüngsten globalen Erwärmung. Wir beschreiben detailliert den
messbaren Zustand des Klimas im Alpenraum mithilfe amtlicher Datenreihen.

Wir beteiligen uns weder an der zum Teil sehr emotional geführten Diskussion über die klimati-
sche Zukunft der alpinen Winter noch an jener über die globale Erwärmung. Diese Diskussionen
sollten Geo- und Atmosphärenphysikern vorbehalten bleiben.

Stattdessen analysieren wir die amtlichen Klimadaten im Alpenraum über möglichst lange Zeit-
räume. Diese zählen weltweit zu den hochwertigsten Datensammlungen und ermöglichen eine
objektive Beschreibung der empirisch messbaren Entwicklung.

Das FORUM ZUKUNFT SKISPORT ist ausdrücklich für die nachhaltige Minimierung des Koh-
lenstoffumsatzes (der CO2-Emissionen). Unser Wunsch: Die Tourismus- und Seilbahnwirt-
schaft wird zum aktiven Partner der Energiewende. Alle gesetzten Maßnahmen und Fort-
schritte müssen deutlich kommuniziert werden, um Vorurteilen gegenüber dem alpinen Touris-
mus entgegenzutreten.

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2 Abstract

Die Wintertemperaturen am Galzig (2.090 m, 22 km südöstlich von Mittelberg) haben sich in den vergan-
genen 50 Jahren nicht signifikant verändert. Von 1970/71 bis 2019/20 hat sich insgesamt keine nennens-
werte Verschiebung des winterlichen Temperaturniveaus eingestellt.

Die amtlichen Messdaten in Baad zeigen für die vergangenen 33 Jahre keinen allgemeinen Trend zu an-
steigender Schneearmut. Die Neuschneesummen pro Jahr und die jährlich größten Schneehöhen sind
stabil geblieben, während die Anzahl der Tage mit natürlicher Schneebedeckung leicht abgenommen hat.
Auch die natürlichen Einschneizeitpunkte („Beginn der Winterdecke“) sind in Baad statistisch unverändert
geblieben. Dabei übertrifft die Dauer der natürlichen Schneebedeckung im Kleinwalsertal weiterhin die
Länge der Skisaisonen. Hingegen zeigen sich für das tiefer gelegene Oberstdorf allgemein sinkende
Trends bei den Schneeparametern.

Im Hauptskigebiet Fellhorn-Kanzelwand konnte man im Mittel der letzten 35 Jahre an 127 Tagen Ski fah-
ren. Der lineare Trend ist statistisch signifikant ansteigend. Hingegen haben die Skisaisonlängen am Wal-
mendingerhorn abgenommen, während sie am Nebelhorn stabil geblieben sind. Insgesamt zeigen sich bei
den Skisaisonlängen keine eindeutigen Trends. Die Skisaisonen sind im Kleinwalsertal weder länger noch
kürzer geworden.

Im Gegensatz zu den Wintermonaten zeigen die Bergsommer seit Mitte der 1970er-Jahre einen markanten
Temperaturanstieg von knapp 3 Grad Celsius. Ein Teil dieser Erwärmung kann auf häufigere Hochdruck-
wetterlagen zurückgeführt werden, da auch die Sonnenscheindauer im selben Zeitraum um knapp 30 %
zugenommen hat. Dadurch wird der Rückzug der alpinen Gletscher beschleunigt. Dennoch ist das aktuelle
Klima für die erfolgreiche Weiterentwicklung des alpinen Ganzjahrestourismus als überaus günstig zu be-
werten.

Das Wasser für die technische Beschneiung ist im Einzugsbereich des Kleinwalsertales weiterhin reichlich
vorhanden, davon zeugen die seit 140 Jahren stabilen Summen der Jahresniederschläge an der benach-
barten Station „Langen“.

Ein klimabedingtes Ende des alpinen Wintersports ist im Kleinwalsertal und dem Oberallgäu – nach
Auswertung der amtlichen Messdaten – derzeit nicht in Sicht. Es gibt dafür keinerlei statistisch
belegbare Indizien.

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Abstract English

The winter temperatures on the Kleinwalsertal mountains (Galzig, 2,090 m, 22 km southeast of Mittelberg)
have not changed significantly in the past 50 years. They have neither become colder nor milder.

The official measured data in the Kleinwalsertal shows no general trend towards a lack of snow. The
amount of fresh snow per year and the highest annual snow levels have remained stable over the last 33
years, while the number of days where a natural snow cover has occurred, have decreased slightly. The
time of the first natural snow fall in Baad remains unchanged, and the length of time where natural snow
exists continues to exceed the length of the ski season. On the other hand, there are generally falling
trends in snow parameters for the lower-lying Oberstdorf.

In the Kleinwalsertal and Oberstdorf ski areas, it has been possible to ski an average of 127 days in each
winter season over the past 35 years. The linear trend has statistically increased.

In contrast to the winter months, the mountain summers have shown a marked rise in temperature of
approx. 3 degrees Celsius since the mid-1970s. Part of this warming can be attributed to more frequent
high-pressure weather conditions, since the duration of sunshine has also increased by nearly 30% in the
same period. This accelerates the melting of the Alpine glaciers. Nevertheless, the current climate can be
assessed as very favorable for the successful further development of alpine year-round tourism.

After evaluating the official measured data – a climatic-related end of alpine winter sports in the
Kleinwalsertal and Oberstdorf region is currently not in sight.

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3 Vorwort

Das moderne Skifahren kann präzis wie keine andere Sportart sein Geburtsdatum angeben: Es
begann mit der Durchquerung Grönlands auf Skiern durch Fridtjof Nansen im Jahr 1888. Sein
Expeditionsbericht erschien 1890 in norwegischer und 1891 in deutscher Sprache (ULMRICH
1978). Angeregt durch die Schilderungen Nansens, experimentierten erste Pioniere ab Mitte der
1890er-Jahre quer durch den Alpenraum und meist unabhängig voneinander mit den nordischen
Sportgeräten und adaptierten diese für die steileren alpinen Abfahrten im Vergleich zur skandi-
navischen Hügellandschaft.

Matthias Zdarsky entwickelte in den 1890er-Jahren die erste moderne Skibindung („Lilienfelder
Stahlsohlenbindung“), bei der die Ferse nicht mehr seitlich vom Schuh rutschen konnte. Dies war
ein wesentlicher Schritt vom Ski-LAUFEN zum Ski-FAHREN.

Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit liegt darin, in einem Überblick den Verlauf der Wintertem-
peraturen, des Schneedargebots sowie der Skisaisonlängen im Kleinwalsertal und im Oberallgäu
zu präsentieren. Der betrachtete Zeitraum soll bis zur Gründerzeit des Skisports im Alpenraum
zurückgehen. Wenn es die Datenlage zulässt, starten die Auswertungen mit dem Winter
1895/96. Flankierend dazu werden auch Daten zum Niederschlag ausgewertet.

Sämtliche verwendeten Klimadaten stammen von amtlichen Institutionen – vom Hydrographi-
schen Dienst Vorarlberg, von der Österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geody-
namik (ZAMG), vom Deutschen Wetterdienst (DWD) und von der MeteoSchweiz. Die Standorte
der Wetterstationen sind über die Jahrzehnte nicht ortsfest geblieben. Selbst die Beobachter vor
Ort haben von Zeit zu Zeit gewechselt. Das kann sich auf die Homogenität der jeweiligen Mess-
reihen auswirken. Nähere Informationen dazu können bei den jeweiligen Messnetzbetreibern
eingeholt werden. Die Daten zur Anzahl der Skibetriebstage wurden von den jeweiligen Skilift-
gesellschaften zur Verfügung gestellt.

Die hier präsentierten Auswertungen stehen zum Teil in einem Gegensatz zur veröffentlichten
und öffentlichen Meinung. Die vorliegende Studie möchte Fakten bieten und helfen, die emotio-
nale Debatte zu versachlichen. In der vorliegenden Studie wird nicht gegendert. Der Autor ver-
steht aber die Gleichstellung von Mann und Frau als selbstverständlich.

Es bleibt zu hoffen, dass die folgende Datenzusammenstellung einen ebenso interessierten wie
kritischen Leserkreis findet!

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4 Zur Entwicklung der Wintertemperaturen

Die ZAMG, die MeteoSchweiz, der DWD und der Hydrographische Dienst Vorarlberg verfügen
über Temperaturmessreihen von Bergstationen, die in der Umgebung des Kleinwalsertales und
des Oberallgäus positioniert sind.

Da von den Hochlagen des Kleinwalsertales und des Oberallgäus keine langen homogenisierten
Temperaturmessreihen vorliegen, soll die Station Galzig – als die der Region am nächsten gele-
gene alpine amtliche Messstation – einen Überblick über den Verlauf der Wintertemperaturen in
den Hochlagen bieten. Auch diese Messreihe ist vergleichsweise kurz (ab 1993) und wird mithilfe
der MeteoSchweiz-Station „Säntis“ verlängert. Das Bestimmtheitsmaß r² liegt bei 0,962.

Der Hydrographische Dienst Vorarlberg zeichnet seit 1994 die Temperaturen im Kleinwalsertal
(Station Baad, 1.305 m, oberer Talbereich) auf. Diese Messreihe zeigt somit den Temperatur-
verlauf der vergangenen 26 Jahre.

Die Temperaturanalysen betreffen den meteorologischen Winter, welcher auf der Nordhalbkugel
am 01. Dezember beginnt und bis zum 28. (bei Schaltjahr: 29.) Februar andauert. Die Sommer-
temperaturen (Kapitel 5) werden in einem Zeitraum vom 01. Juni bis zum 31. August gemessen.

Dem Leser sollen drei Zeiträume der winterlichen Temperaturentwicklung geboten werden:

   1) 50 Jahre. Dieser Zeitraum bietet einen Überblick über ein halbes Jahrhundert Winter-
       klima – gleichzeitig einen Blick zurück bis zum allmählichen Beginn des Massenskilaufs.

   2) 125 Jahre. Mit diesem Zeitraum können wir die gesamte Skigeschichte in den Alpen
       überblicken.

   3) 238 Jahre. Die Messdaten vom Hohenpeissenberg, der ältesten Bergwetterstation der
       Welt, erlauben uns eine faszinierende winterliche Zeitreise zurück bis zur sogenannten
       „Kleinen Eiszeit“, welche in den Alpen sehr wahrscheinlich zu den kältesten Klimaepo-
       chen seit der letzten Eiszeit (Holozän, seit ca. 11.700 Jahren) zählt.

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4.1           Galzig (50 Jahre): Keine statistisch signifikante Veränderung

Die mittleren Wintertemperaturen am Galzig (2.090 m, 22 km südöstlich von Mittelberg)
sind seit 1970/71 statistisch unverändert. In den letzten 50 Jahren hat sich insgesamt
keine nennenswerte Verschiebung des winterlichen Temperaturniveaus eingestellt.

Arithmetisches Mittel:         Minus 5,1 Grad Celsius
Standardabweichung:            1,6 Grad Celsius

Anm.: Die Messreihe der ZAMG am Galzig reicht bis zum Winter 1993/94 zurück. Die Wintertemperaturen
von 1970/71 bis 1992/93 wurden mithilfe der Messdaten der 70 km entfernten MeteoSchweiz-Station „Sän-
tis“ (2.502 m) berechnet. Das Bestimmtheitsmaß r² liegt bei 0,962.

Abb. 1: Die Entwicklung der mittleren Wintertemperaturen am Galzig von 1970/71 bis 2019/20. Daten:
ZAMG, MeteoSchweiz. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Im linearen Trend sind die Wintertemperaturen in den vergangenen 50 Jahren um knapp 0,7
Grad Celsius angestiegen. Dieser Anstieg ist statistisch nicht signifikant. Zur Ermittlung
dieser Aussage wurde ein t-Test durchgeführt.

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Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) veranschaulicht die hohe Variabilität der Wintertem-
peraturen am Galzig. Der Schnitt der letzten 10 Winter liegt gegenwärtig bei minus 4,8 Grad Cel-
sius. Die ersten 10 Winter im Beobachtungszeitraum (1970/71 bis 1979/80) ergeben minus 5,2
Grad Celsius. In den 1990er-Jahren erreicht das 10-jährig gleitende Mittel mit minus 3,9 Grad Cel-
sius sein vorläufiges Maximum. Die kalten Winter der frühen 1980er-Jahre lassen die grüne Kurve
auf minus 6,4 Grad Celsius abfallen.

Kein signifikanter Temperaturtrend

Die Wintertemperaturen am Galzig sind seit 1970/71 statistisch unverändert. Dies bedeu-
tet beispielsweise, dass sich für einen heute etwa 60-jährigen Skisportler, der seit seiner
Kindheit am Arlberg Ski fährt, hinsichtlich der Wintertemperaturen insgesamt keine nach-
haltige Veränderung ergeben hat. Die vergangenen 10 Winter (minus 4,8 Grad Celsius)
waren im Mittel um 0,3 Grad Celsius milder als der Durchschnitt der vergangenen 50 Win-
ter (minus 5,1 Grad Celsius).

Auch in der Schweiz ist das winterliche alpine Temperaturverhalten der letzten vier bis fünf Jahr-
zehnte untersucht worden. BADER / FUKUTOME (2015) schreiben zu den Wintertemperaturen
der letzten 50 Jahre am Jungfraujoch (3.480 m): „In der hier betrachteten Periode 1957/58 bis
2012/13 mit einer Länge von über 50 Jahren ist für den Messstandort Jungfraujoch im Winter
insgesamt kein signifikanter Temperaturtrend nachweisbar. Diese Feststellung gilt ebenfalls für
die Gipfellagen Säntis, Weissfluhjoch und Gütsch, sowie für die Passlage Gd. St. Bernard und
für die tiefer gelegenen alpinen Messstandorte Arosa und Grächen. In den vergangenen über 50
Jahren beschränkte sich die hochalpine Temperaturentwicklung im Winter also im wesentlichen
auf periodische Erwärmungs- und Abkühlungsphasen, während über die gesamte Zeitspanne
1957/58 bis 2012/13 für den Hochgebirgswinter in der Schweiz weder eine eindeutige Erwär-
mung noch eine eindeutige Abkühlung nachzuweisen ist.“

Anm.:
Die Station Galzig wurde ausgewählt, weil es sich um jene Bergstation mit amtlichen Messdaten handelt,
welche der Region Kleinwalsertal/Oberallgäu am nächsten liegt.

Ähnliche winterliche Temperaturtrends wie am Galzig finden sich auf allen anderen untersuchten Bergsta-
tionen in den Ost- und Westalpen sowie in den Hochlagen der deutschen Mittelgebirge.

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4.2              Wintertemperaturen Bergwetterstationen Österreich (50 Jahre)

Die Wintertemperaturen auf Österreichs Bergwetterstationen sind seit 1970/71 ohne sta-
tistisch signifikante Veränderung.

Über die letzten 50 Jahre zeigt sich eine leichte, aber statistisch nicht signifikante Erwärmung
von knapp 0,8 Grad Celsius.

Standardabweichung:                   1,6 Grad Celsius

Abb. 2: Die Abweichungen der Wintertemperaturen vom Mittel von 1981 bis 2010 auf acht österreichischen
Bergwetterstationen von 1970/71 bis 2019/20. Daten: ZAMG. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Österreichs Bergwinter haben sich über die vergangenen 50 Jahre nicht statistisch beleg-
bar erwärmt.

Sample (von West nach Ost): Ischgl-Idalpe (2.312 m), Obergurgl (1.938), Patscherkofel (2.252 m), Kitzbüheler Hahnenkamm (1.802
m), Schmittenhöhe (1.954 m), Feuerkogel (1.618 m), Villacher Alpe (2.160 m), Schöckl (1.445 m). Mittlere Seehöhe: 1.935 m

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Der nahezu parallele Verlauf der Temperaturkurven zeigt, dass sich die Wintertemperaturen sehr
ähnlich entwickelt haben: im Osten wie im Westen, im Norden wie im Süden. Weiters wird die
Staffelung nach Seehöhe gut sichtbar:

Abb. 3: Die Entwicklung der Wintertemperaturen auf acht österreichischen Bergwetterstationen von
1970/71 bis 2019/20. Daten: ZAMG (HISTALP). Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

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4.3           Die Wintertemperaturen am Säntis seit 1895/96

Seit der Pionierzeit des alpinen Skisports Mitte der 1890er-Jahre haben sich die Winter-
temperaturen am Säntis im 30-jährigen Mittel um 1,1 Grad und im linearen Trend (siehe
Abb. 4, rote Linie) um 1,5 Grad Celsius erwärmt.

Abb. 4 zeigt die winterliche Temperaturentwicklung am Säntis (CH, 2.502 m) seit 1895/96. Das
Mittel der Wintertemperaturen liegt für die vergangenen 125 Jahre bei minus 7,6 Grad Celsius
(blaue Linie). Die Erwärmungsgeschwindigkeit der Winter seit 1895/96 beträgt im linearen Trend
1,2 Grad Celsius pro Jahrhundert – siehe dazu die Formel in der Abbildung.

Standardabweichung:   1,5 Grad Celsius
Spannweite:           7,5 Grad Celsius

Abb. 4: Der Verlauf der mittleren Wintertemperaturen am Säntis von 1895/96 bis 2019/20. Daten: Mete-
oSchweiz. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Trotz der deutlich sichtbaren Erwärmung waren sechs der letzten 15 Winter kälter als das
125-jährige Mittel. Auch im aktuellen Klima sind noch kalte Winter am Berg möglich.

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Bei der Suche nach den kältesten Bergwintern seit Beginn des alpinen Skisports stößt man im
Ostalpenraum häufig auf bereits bekannte Muster. Die drei mit Abstand kältesten Winter lauten in
chronologischer Abfolge: 1928/29 mit minus 11,0 Grad, 1941/42 sowie 1962/63 mit jeweils minus
11,1 Grad Celsius. Der Winter 1962/63 war in Mitteleuropa von extremer Kälte geprägt und ließ
den Bodensee zum bisher letzten Mal vollständig sowie über Wochen zufrieren. Dies war die erste
über mehrere Wochen andauernde „Seegfrörne“ nach 133 Jahren „Pause“ (1830). Der mildeste
Winter der Messreihe ist jener von 1989/90 mit minus 3,6 Grad Celsius.

Betrachtet man das 30-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve), so liegt dieses gegenwärtig
(minus 6,7 Grad Celsius) um lediglich 0,9 Grad Celsius über dem 125-jährigen Durchschnitt
(minus 7,6 Grad Celsius). Allgemein wird angenommen, dass die Schneegrenze pro 0,65 Grad
Celsius Erwärmung um 100 Meter ansteigt. Mit anderen Worten: Die Schneegrenze steigt um etwa
150 Meter pro 1 Grad Celsius Erwärmung. Daraus könnte man ableiten, dass die winterliche
Schneegrenze im Mittel der letzten 30 Jahre um etwa 130 Meter höher lag als im Schnitt der
letzten 125 Jahre.

Dazu eine Anmerkung des Innsbrucker Meteorologen Mag. Christian Zenkl:
„Natürlich sind auch solche Verallgemeinerungen mit großer Vorsicht zu betrachten. Man muss sich die
Wetterlagen ansehen, welche in der jeweiligen Region überhaupt Niederschläge und Schneefälle bringen
und ob diese Wetterlagen über die letzten Dekaden eine signifikante Temperaturänderung zeigen. Eine
entsprechende Studie ist in Arbeit.“

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4.4           Hohenpeissenberg: Wintertemperaturen seit 1781/82

Die älteste Bergwettermessreihe der Welt stammt vom Hohenpeissenberg, der das baye-
rische Alpenvorland um etwa 200 m überragt. Die Station liegt etwa 70 km nordöstlich von
Oberstdorf und zeigt uns die winterliche Klimageschichte im Überblick über 238 Jahre.

Abb. 5 zeigt die winterlichen Temperaturabweichungen am Hohenpeissenberg von 1781/82 bis
2018/19 zum Mittel von 1961 bis 1990. Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt anschau-
lich Perioden relativ milder Winter – wie jene der letzten Dekaden oder zu Beginn des 20. Jahrhun-
derts.

Standardabweichung:   1,8 Grad Celsius
Spannweite:           9,9 Grad Celsius

Abb. 5: Die Abweichungen der Wintertemperaturen vom Mittel von 1961 bis 1990 an der Station Hohen-
peissenberg von 1781/82 bis 2018/19. Daten: DWD. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Auffallend ist die Häufung sehr kalter Winter gegen Ende des 19. Jahrhunderts und die an-
schließende markante Erwärmung bis etwa 1920. Diese abrupten Klimaänderungen unter-
streichen die natürliche Klimavariabilität auf regionaler Skala.

                                                14
Bei der Suche nach dem kältesten Bergwinter seit Beginn der Instrumentenaufzeichnungen kris-
tallisiert sich der Winter 1829/30 allgemein als „Rekordhalter“ heraus – so auch am Hohenpeissen-
berg mit einer negativen Abweichung von 5,8 Grad Celsius zum Klimamittel von 1961 bis 1990. Es
folgen der Winter 1894/95 mit minus 5,5 Grad Celsius und die bereits von den Österreich-Stationen
bekannten Jahre 1962/63 und 1928/29. Die mildesten Winter wurden 1989/90 und 2015/16 mit
einer jeweils positiven Abweichung von 4,1 Grad Celsius zum Mittel von 1961 bis 1990 gemessen.
Bemerkenswert ist außerdem der milde Winter 1795/96 mit einer positiven Abweichung von 3,3
Grad Celsius.

Langfristig sehen wir das 10-jährig gleitende Mittel von minus 0,6 Grad auf plus 0,9 Grad Celsius
ansteigen – also um 1,5 Grad über 238 Jahre. Das entspricht einem Temperaturanstieg von 0,06
Grad Celsius pro Dekade. Im linearen Trend steigen die Wintertemperaturen am Hohenpeissen-
berg von 1781/82 bis 2018/19 um 1,7 Grad Celsius an.

Ab Mitte der 1980er-Jahre machten sich wiederholt ungewöhnlich milde Winter bemerkbar,
wie es sie seit 1781/82 mit Ausnahme des sehr milden Winters 1795/96 nicht gegeben hat.
Trotzdem konnte in den Alpen selbst in tieferen Lagen mithilfe der technischen Beschnei-
ung weiterhin ein guter Skibetrieb gewährleistet werden.

Abb. 6: Das älteste Bergobservatorium der Welt auf dem Hohenpeissenberg, etwa 70 km nordöstlich von
Oberstdorf gelegen, erfasst seit 1781 meteorologische Daten. Foto: DWD.

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4.5           Wintertemperaturen in Baad (Kleinwalsertal, 1.305 m)

In Baad im Kleinwalsertal misst der Hydrographische Dienst Vorarlberg seit 1994 die Luft-
temperatur. Die Messdaten werden auf einer Seehöhe von 1.305 m erfasst und sind cha-
rakteristisch für die Tallagen des Kleinwalsertales, während die Messreihe „Galzig“ als
repräsentativ für die Hochlagen angenommen werden kann.

Von 1994/95 bis 2019/20 (26 Jahre) beträgt das Mittel der Wintertemperaturen minus 1,0 Grad
Celsius (blaue Linie). Der wärmste Winter wurde 2006/07 mit plus 2,1 Grad Celsius beobachtet.
Der Winter 2011/12 ist mit einem Mittel von minus 3,4 Grad Celsius der kälteste der Messreihe.

Standardabweichung:           1,7 Grad
Spannweite:                   5,5 Grad

Abb. 7: Der Verlauf der Wintertemperaturen in Baad (Kleinwalsertal) von 1994/95 bis 2019/20. Daten:
Hydrographischer Dienst Vorarlberg. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) glättet das Bild der Messreihe, das durch eine hohe
Variabilität der Wintertemperaturen gekennzeichnet ist. Deutlich erkennbar ist eine leichte Erwär-
mung der Winter.

                                                16
5 Zur klimatischen Entwicklung der Bergsommer

Im Gegensatz zu den Wintermonaten sind die Sommer in den Alpen über die letzten Jahrzehnte
signifikant wärmer geworden. Ein Großteil dieser Erwärmung kann höchstwahrscheinlich über
die markante Zunahme der sommerlichen Sonnenscheindauer erklärt werden.

Abb. 8 zeigt den Verlauf der Sommertemperaturen auf Bergstationen in und um Österreich von
1895 bis 2020 – das ist ein Zeitraum von 126 Jahren. Abgebildet ist jeweils die Abweichung zum
Temperaturmittel von 1895 bis 2020.

Standardabweichung:          1,2 Grad Celsius

Abb. 8: Die Abweichungen der Sommertemperaturen vom Mittel von 1895 bis 2020 auf Bergstationen in
und um Österreich von 1895 bis 2019. Daten: ZAMG (HISTALP), MeteoSchweiz. Grafik: FORUM ZU-
KUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel zeigt einen steilen und kontinuierlichen Anstieg der Som-
mertemperaturen seit Mitte der 1970er-Jahre um knapp 3 Grad Celsius. Das entspricht
einem Anstieg der klimatischen Schneegrenze („Gleichgewichtslinie“) in den Gletscher-
regionen um rund 400 m. Seit Aufzeichnungsbeginn waren die Sommer auf Österreichs
Bergen noch nie so warm wie in den vergangenen 10 Jahren.

                                                17
Auch bei den Sommertemperaturen lohnt sich ein Studium der Bergwettermessreihe am Hohen-
peissenberg. Sie gewährt uns einen Einblick in über 239 Jahre Klimageschichte.

Abb. 9 zeigt die sommerlichen Temperaturabweichungen zum Mittel von 1961 bis 1990 über einen
Zeitraum von 1781 bis 2019. Die Extremwerte finden sich 2003 („Jahrhundertsommer“) mit einer
positiven Abweichung von 4,9 Grad sowie 1816 („Jahr ohne Sommer“) mit einer negativen Abwei-
chung von 2,9 Grad Celsius. Ein interessantes Detail: Das Jahr 1807 brachte mit einer positiven
Abweichung von 3,1 Grad Celsius den fünftwärmsten Sommer der Messreihe.
Standardabweichung: 1,2 Grad Celsius

Abb. 9: Die Abweichungen der Sommertemperaturen vom Mittel von 1961 bis 1990 an der Station Hohen-
peissenberg von 1781 bis 2019. Daten: DWD. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel zeigt sehr gut die kühlen Sommer der 1910er-Jahre, die zum
„1920er-Vorstoß“ der meisten Alpengletscher führten, sowie der 1960er- und 1970er-Jahre, die
den bisher letzten Vorstoß von bis zu 70 % der Alpengletscher ermöglichten: den sogenannten
„1980er-Vorstoß“. Seither ist das 10-jährig gleitende Mittel um knapp 3 Grad Celsius ange-
stiegen. Seit Aufzeichnungsbeginn waren die Sommer am Hohenpeissenberg noch nie so
warm wie in den vergangenen 10 Jahren.

                                                18
Abb. 10 zeigt exemplarisch die Abweichungen der sommerlichen Sonnenscheindauer (Juni bis
August) zum Mittel von 1961 bis 1990 auf dem Sonnblick und der Villacher Alpe (Mittelwert der
beiden Stationen) von 1887 bis 2019. Dieser Zeitraum von 133 Jahren ist der längste, der für
österreichische Bergstationen dargestellt werden kann. Der Mittelwert beträgt 512 Sonnen-
stunden. Die Extremwerte in der Messreihe finden sich 2003 („Jahrhundertsommer“) mit 706
Stunden (positive Abweichung von 206 Stunden) sowie 1896 mit lediglich 334 Stunden (negative
Abweichung von 166 Stunden).

Standardabweichung:          69 Stunden

Abb. 10: Die Abweichungen der sommerlichen Sonnenstunden (Juni bis August) vom Mittel von 1961 bis
1990 auf Sonnblick und Villacher Alpe (Mittelwert) von 1887 bis 2019. Daten: ZAMG. Grafik: FORUM
ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt eine markante langfristige Zunahme der som-
merlichen Sonnenscheindauer.

Der Anstieg seit Mitte der 1970er-Jahre beträgt knapp 30 %. Seit Aufzeichnungsbeginn
waren die Sommer auf den Bergen der Ostalpen noch nie so sonnig wie in den vergange-
nen 10 Jahren.

                                                19
6 Zur Entwicklung der Jahresmitteltemperaturen

Die Jahresmitteltemperaturen auf den Berggipfeln der Ostalpen sind markant angestiegen. Aus
Mangel an langen Messreihen in der Arlbergregion finden Sie hier eine Messreihe vom nahen
Säntis (CH), die uns einen Rückblick bis ins Jahr 1864 erlaubt.

Abb. 11 zeigt den Verlauf der Jahresmitteltemperaturen am Säntis (2.502 m) von 1864 bis 2019.
In dieser Zeitspanne von 156 Jahren beträgt der Mittelwert minus 2,1 Grad Celsius. Die Extrem-
werte: 1889 mit minus 3,7 Grad und 2011 mit plus 0,3 Grad Celsius.
Standardabweichung: 0,9 Grad Celsius

Abb. 11: Der Verlauf der Jahresmitteltemperaturen am Säntis von 1864 bis 2019. Daten: MeteoSchweiz.
Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 30-jährig gleitende Mittel zeigt den sprunghaften Anstieg des Jahresmittels seit Mitte der
1970er-Jahre. Von seinem Minimum in den 1880er-Jahren startend, beträgt die Erwärmung 2,0
Grad Celsius. Im linearen Trend (rote Linie) beträgt die Erwärmungsrate etwa 1,4 Grad Celsius
pro Jahrhundert bzw. 2,2 Grad Celsius über die gesamte Messreihe ab 1864. Ein Teil dieser Er-
wärmung kann mit häufigeren Hochdruckwetterlagen und einer signifikanten Erhöhung der Sonnen-
scheindauer erklärt werden – vor allem über das Sommerhalbjahr.

Seit Aufzeichnungsbeginn waren die Jahresmitteltemperaturen am Säntis noch nie so
warm wie in den vergangenen 30 Jahren.

                                                20
7 Zur Entwicklung des Schneedargebots

Der HD Vorarlberg, die ZAMG und der DWD verfügen über Datenmaterial zur Analyse der na-
türlichen Schneemengen im Kleinwalsertal, in Oberstdorf und in der unmittelbaren Umgebung.
Die Messreihen gehen in Schröcken bis zum Winter 1900/01 zurück.

Wie im FORUM ZUKUNFT SKISPORT üblich, werden alle Messreihen in der vollen Länge ge-
zeigt. Daraus können sich große Unterschiede in den betrachteten Zeitspannen ergeben.

Bei den jährlichen Schneemessreihen wird eine Periode von zwölf Monaten erfasst: vom 01.
September bis zum 31. August des Folgejahres. Die Messungen der aktuellen Schneehöhe und
der in den letzten 24 Stunden gefallenen Neuschneehöhe finden standardisiert täglich um 07.00
Uhr (MEZ) statt.

Die Standorte der Wetterbeobachter wurden im Lauf der Jahrzehnte gewechselt. Informationen
zu den Beobachterwechseln können bei den betreffenden Diensten eingeholt werden.

Allgemeine Anmerkung zu Schneemessreihen:
Schneemessreihen sind äußerst sensibel. Bereits kleinräumige Versetzungen der Station, geringfügige
bauliche Veränderungen oder Baumwuchs im Umfeld der Station können die Homogenität der Messreihe
erheblich stören. Schlussfolgerungen dürfen somit nur mit größter Vorsicht gemacht werden. Dies bestätigt
der langjährige Leiter des Hydrographischen Dienstes Tirol Hofrat Dr. Wolfgang Gattermayr.

7.1           Schneemessreihen aus Baad (Kleinwalsertal, 1.305 m)

Die Schneedaten in Baad werden vom HD Vorarlberg erhoben. Die Datenreihe wurde im
Winter 1993/94 gestartet. Seehöhe: 1.305 m. Die Werte von 1987/88 bis 1992/93 wurden
mithilfe von Daten der 8 km entfernten ZAMG-Station Schröcken rekonstruiert.

Abb. 12: Die Station Baad des Hydrographischen Dienstes Vorarlberg. Foto: HD Vorarlberg

                                                   21
Neuschneesummen in Baad

Abb. 13 beschreibt den Verlauf der jährlichen Neuschneesummen in Baad von 1987/88 bis
2019/20. Der Mittelwert beträgt bei einer Zeitspanne von 33 Jahren rund 8,2 m. Die Extremwerte
in der Messreihe finden sich innerhalb von lediglich sechs Jahren: Der Winter 1998/99 brachte
14,3 m Neuschnee, während 1993/94 lediglich 4,3 m gemessen wurden. Es gibt keine Datenlü-
cken.

Standardabweichung: 2,5 m

Anm.: Die Messreihe in Baad reicht bis zum Winter 1993/94 zurück. Die Messdaten von 1987/88 bis
1992/93 wurden mithilfe der ca. 8 km entfernten ZAMG-Station „Schröcken“ (1.263 m) rekonstruiert. Das
Bestimmtheitsmaß r² liegt bei 0,95.

Abb. 13: Der Verlauf der jährlichen Neuschneesummen in Baad von 1987/88 bis 2019/20. Daten: Hydro-
graphischer Dienst Vorarlberg. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt kaum Schwankungen der Neuschneesummen.
Für eine Trendanalyse ist diese Messreihe zu kurz.

                                                 22
Jährlich größte Schneehöhen in Baad

Abb. 14 zeigt den Verlauf der jährlich größten Schneehöhen in Baad von 1987/88 bis 2019/20.
Der Mittelwert beträgt bei einer Zeitspanne von 33 Jahren 141 cm. Die Extremwerte in der Mess-
reihe finden sich 1987/88 mit 283 cm (errechneter Wert), 1998/99 mit 265 cm (gemessener Wert)
und 2013/14 mit lediglich 60 cm Schneehöhe. Es gibt keine Datenlücken.

Standardabweichung: 57 cm

Anm.: Die Messreihe in Baad reicht bis zum Winter 1993/94 zurück. Die Messdaten von 1987/88 bis
1992/93 wurden mithilfe der Messdaten der ca. 8 km entfernten ZAMG-Station „Schröcken“ (1.263 m)
rekonstruiert. Das Bestimmtheitsmaß r² liegt bei 0,87.

Abb. 14: Der Verlauf der jährlich größten Schneehöhen in Baad von 1987/88 bis 2019/20. Daten: Hydro-
graphischer Dienst Vorarlberg. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) beschreibt einen sehr ruhigen Verlauf. Für eine
Trendanalyse ist diese Messreihe zu kurz.

                                                    23
Tage mit natürlicher Schneebedeckung in Baad

Abb. 15 beschreibt den Verlauf der jährlichen Anzahl der Tage mit natürlicher Schneebedeckung
in Baad von 1987/88 bis 2019/20. Der Mittelwert beträgt bei einer Zeitspanne von 33 Jahren 155
Tage. Die Extremwerte in der Messreihe finden sich 1991/92 mit 191 Tagen (errechneter Wert),
2007/08 mit 188 Tagen (gemessener Wert) und 2016/17 mit lediglich 118 Tagen mit Schneebe-
deckung. Es gibt keine Datenlücken.

Standardabweichung: 17 Tage

Anm.: Die Messreihe für Tage mit Schneebedeckung in Baad reicht bis zum Winter 1994/95 zurück. Die
Messdaten von 1987/88 bis 1993/94 wurden mithilfe der Messdaten der ca. 8 km entfernten ZAMG-Station
„Schröcken“ (1.263 m) rekonstruiert. Das Bestimmtheitsmaß r² liegt bei 0,79.

Abb. 15: Der Verlauf der jährlichen Anzahl der Tage mit natürlicher Schneebedeckung in Baad von 1987/88
bis 2019/20. Daten: Hydrographischer Dienst Vorarlberg. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) verläuft ruhig. Am Ende der Messreihe ist ein leich-
tes Absinken erkennbar. Für eine Trendanalyse ist diese Messreihe zu kurz.

                                                   24
Einschneizeitpunkte in Baad

Sowohl in den Medien als auch in Gesprächen zwischen Ski-Enthusiasten wird häufig die
Vermutung geäußert, dass „der Schnee immer später kommt“ und dass sich die Ein-
schneizeitpunkte sichtlich nach hinten verlagern. Stimmt es eigentlich, dass die Winter
zunehmend später einsetzen?

Abb. 16 zeigt die Zeitpunkte des „Einschneiens“ in Baad von 1994/95 bis 2019/20. In diesem
Zeitraum von 26 Jahren fällt der Beginn der Winterdecke im Mittel auf den 02. Dezember. Posi-
tive Werte im Chart weisen auf spätere Einschneizeitpunkte hin, während negative Zahlen die
Tage des verfrühten Einschneiens darstellen. Die Extremwerte: Im Winter 2006/07 hat es erst
am 23. Jänner eingeschneit, während sich 2007/08 bereits am 07. November die Winterdecke
bilden konnte. Die Spannweite der Einschneizeitpunkte beträgt 77 Tage.

Anm.: Der Fachbegriff „Beginn der Winterdecke“ beschreibt den Beginn der längsten zusammenhängen-
den Schneebedeckungsperiode des Winters. Der Volksmund spricht synonym vom „Einschneien“.

Abb. 16: Der Verlauf der Einschneizeitpunkte in Baad von 1994/95 bis 2019/20. Daten: Hydrographischer
Dienst Vorarlberg. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt, dass der Beginn der Winterdecke aktuell um
sechs Tage verzögert ist.

                                                 25
7.2          Schneemessreihen aus Schröcken (Bregenzerwald, 1.263 m)

Die Schneedaten aus Schröcken werden von der ZAMG erhoben und gehen mit Datenlü-
cken bis zum Winter 1900/01 zurück. Dieser lange Rückblick erscheint besonders span-
nend, obwohl einige Datenlücken vorkommen – oft sogar über mehrere Jahre. Die Neu-
schneesummen liegen seit 1983/84 vor.

Seehöhe des Messfeldes: 1.263 m

Die Gemeinde Schröcken grenzt direkt an das Kleinwalsertal. Sein Zentrum liegt etwa 6 km Luft-
linie südwestlich von Baad.

Abb. 17: Die ZAMG-Station in Schröcken. Das Schneemessfeld befindet sich zwischen der automatischen
Station im Vordergrund und dem Haus links hinten. Foto: ZAMG.

                                                26
Neuschneesummen in Schröcken

Abb. 18 beschreibt den Verlauf der jährlichen Neuschneesummen in Schröcken von 1983/84 bis
2019/20. Der Mittelwert beträgt bei einer Zeitspanne von 37 Jahren rund 8,4 m. Die Extremwerte
in der Messreihe finden sich innerhalb von nur 10 Jahren: 1998/99 wurden 13,2 m gemessen,
während es im milden und schneearmen Winter 1989/90 lediglich 4,6 m waren. In der Messreihe
gibt es keine Datenlücken.

Standardabweichung: 2,2 m

Abb. 18: Der Verlauf der jährlichen Neuschneesummen in Schröcken von 1983/84 bis 2019/20. Daten:
ZAMG. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

In Schröcken wurden die schneereichsten Winter im 5-jährigen Mittel in der Mitte der 1980er-
Jahre gemessen. Danach zeigt sich eine gleichbleibende Tendenz bei den Neuschneesummen.

                                               27
Jährlich größte Schneehöhen in Schröcken

Abb. 19 beschreibt den Verlauf der jährlich größten Schneehöhen in Schröcken von 1900/01 bis
2019/20. Bei einer Zeitspanne von 120 Jahren beträgt der Mittelwert 188 cm. Die Extremwerte
finden sich im letzten Drittel der Messreihe: 1981/82 und 1987/88 mit je 340 cm sowie 2013/14 mit
lediglich 67 cm Schneehöhe. Keine Daten gibt es aus den Jahren 1920/21 bis 1922/23, 1925/26,
1933/34 und 1943/44 bis 1945/46.

Standardabweichung: 63 cm

Abb. 19: Der Verlauf der jährlich größten Schneehöhen in Schröcken von 1900/01 bis 2019/20. Daten:
ZAMG. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Der 10-jährig gleitende Durchschnitt (grüne Kurve) zeigt große Schneehöhen in Schröcken am
Beginn der Datenreihe – später vor allem von etwa 1965 bis 1984. Vergleichsweise geringe
Schneehöhen wurden in den vergangenen 30 Jahren registriert. Der lineare Trend (rote Linie)
sinkt derzeit mit einer Geschwindigkeit von etwa 37 cm pro 100 Jahre.

                                                28
Tage mit Schneebedeckung in Schröcken

Abb. 20 beschreibt den Verlauf der jährlichen Anzahl der Tage mit Schneebedeckung in Schrö-
cken von 1900/01 bis 2019/20. Der Mittelwert beträgt bei einer Zeitspanne von 120 Jahren 174
Tage. Die Extremwerte in der Messreihe finden sich 1974/75 mit 238 Tagen und 2016/17 mit
lediglich 118 Tagen mit Schneebedeckung. Keine Daten existieren aus den Jahren 1920/21 bis
1922/23, 1933/34 und 1943/44 bis 1945/46.

Standardabweichung: 20 Tage

Abb. 20: Der Verlauf der jährlichen Anzahl der Tage mit Schneebedeckung in Schröcken von 1900/01 bis
2019/20. Daten: ZAMG. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt die „längsten Winter“ in den 1970er-Jahren an.
In den 1940er- und 1950er-Jahren, vor allem aber am Ende der Messreihe, finden sich ver-
gleichsweise kurze Winter. Der lineare Trend (rote Linie) sinkt derzeit mit einer Geschwindigkeit
von etwa 17 Tagen pro 100 Jahre.

                                                 29
Jährlich größte Schneehöhen am Körbersee (Gemeinde Schröcken)

Abb. 21 beschreibt den Verlauf der jährlich größten Schneehöhen am Körbersee von 1953/54 bis
2019/20. Bei einer Zeitspanne von 67 Jahren beträgt der Mittelwert beachtliche 252 cm. Die Ex-
tremwerte: 410 cm im Lawinenwinter 1998/99 und lediglich 105 cm in den Perioden 1971/72 sowie
1989/90.

Standardabweichung: 74 cm

Abb. 21: Der Verlauf der jährlich größten Schneehöhen am Körbersee von 1953/54 bis 2019/20. Daten:
Familie Schlierenzauer bzw. LWD Vorarlberg und HD Vorarlberg. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt einen „Regimewechsel“ in den 1980er-Jahren,
wie er in vielen Gebieten der Ostalpen typisch ist. Damals erfolgte ein Übergang zu insgesamt
eher trockeneren und somit auch hochalpin etwas schneeärmeren Wintern. Das hohe Niveau
der 1960er- und 1970er-Jahre scheint derzeit unerreichbar zu sein. Betrachtet man isoliert die
vergangenen 35 Jahre, so zeigt das 10-jährig gleitende Mittel eine gleichbleibende Tendenz.

                                                30
7.3          Schneemessreihen aus Oberstdorf (Oberallgäu, 806 m)

Die Schneedaten aus Oberstdorf werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erhoben
und gehen bis zum Winter 1936/37 zurück. Die täglichen Neuschneehöhen liegen seit
1960/61 vor. Seehöhe des Messfeldes: 806 m.

An der Wetterstation Oberstdorf werden seit 01.01.2014 keine Schneehöhenablesungen („Au-
genbeobachtung“) mehr durchgeführt. Die Station wurde zu 100 % automatisiert. Anfänglich
wurde die automatische Schneehöhenmessung mit Ultraschall durchgeführt, später als laserba-
sierte Messung.

Seit 2014 gibt es folglich keine Erhebung der täglichen Neuschneehöhen mehr. Die Anzahl der
Tage mit Schneebedeckung wird zwar erhoben, kann aber durch die automatisierte Messung
nur näherungsweise bestimmt werden. Offensichtlich kann der Laser bei sehr geringen Schnee-
mengen nicht verlässlich erkennen, ob der Boden schneebedeckt ist. Dies ergaben Vergleiche
von Webcams mit den täglichen Messungen des Lasers im Winter 2019/20.

Die jährlich größten Schneehöhen scheinen die einzig validen Daten zu sein. Vor dem Hinter-
grund der sehr emotional geführten Diskussionen um den Klimawandel und die zukünftige Ent-
wicklung der Schneebedeckung erscheint die Situation in Oberstdorf eher skurril.

Anm.: Alle Informationen zur Schneemessstation Oberstdorf wurden vom DWD zur Verfügung gestellt.

Abb. 22: Das Schneemessfeld des DWD in Oberstdorf. Foto: DWD.

                                                31
Neuschneesummen in Oberstdorf

Abb. 23 beschreibt den Verlauf der jährlichen Neuschneesummen in Oberstdorf von 1960/61 bis
2012/13. Bei einer Zeitspanne von 53 Jahren beträgt der Mittelwert rund 3,9 m. Die Extremwerte
in der Messreihe: 1998/99 wurden 7,0 m gemessen, während es im milden und schneearmen
Winter 1971/72 lediglich 1,2 m waren.

Standardabweichung: 1,5 m

Anm.: Die Messungen der täglichen Neuschneehöhen wurden am 01.01.2014 eingestellt.

Abb. 23: Der Verlauf der jährlichen Neuschneesummen in Oberstdorf von 1960/61 bis 2012/13. Daten:
DWD. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Die schneereichsten Winter wurden im 10-jährig gleitenden Mittel (grüne Kurve) in den 1960er-
und in den 1970er-Jahren beobachtet. In den letzten 30 Beobachtungsjahren zeigte sich, auf
einem deutlich tieferen Niveau eingependelt, eine eher gleichbleibende Tendenz bei den Neu-
schneesummen.

                                               32
Jährlich größte Schneehöhen in Oberstdorf

Abb. 24 beschreibt den Verlauf der jährlich größten Schneehöhen in Oberstdorf von 1936/37 bis
2019/20. Bei einer Zeitspanne von 84 Jahren beträgt der Mittelwert 83 cm. Die Extremwerte:
1951/52 mit 180 cm und 2019/20 mit lediglich 17 cm. Keine Datenlücken.

Standardabweichung: 35 cm

Abb. 24: Der Verlauf der jährlich größten Schneehöhen in Oberstdorf von 1936/37 bis 2019/20. Daten:
DWD. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt am Beginn der Datenreihe große Schneehöhen
in Oberstdorf – später vor allem von der Mitte der 1960er- bis in die Mitte der 1980er-Jahre.
Vergleichsweise geringe Schneehöhen wurden innerhalb der letzten 32 Jahre registriert.

Die lineare Regression (Trendlinie) fällt mit einer Geschwindigkeit von 55 cm pro 100 Jahre.

                                                33
Tage mit Schneebedeckung in Oberstdorf

Abb. 25 beschreibt den Verlauf der jährlichen Anzahl der Tage mit Schneebedeckung in Oberst-
dorf von 1936/37 bis 2012/13. Bei einer Zeitspanne von 77 Jahren beträgt der Mittelwert 122
Tage. Die Extremwerte in der Messreihe finden sich 1981/82 mit 163 Tagen und 2006/07 mit
lediglich 62 Tagen mit Schneebedeckung. Es gibt keine Datenlücken.

Standardabweichung: 21 Tage

Anm.: Die Augenbeobachtung wurde am 01.01.2014 eingestellt. Die Bestimmung der Anzahl der Tage mit
Schneebedeckung mittels automatisierter Messung ist seither nicht fehlerlos möglich.

Abb. 25: Der Verlauf der jährlichen Anzahl der Tage mit Schneebedeckung in Oberstdorf von 1936/37 bis
2012/13. Daten: DWD. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Im 10-jährig gleitenden Mittel (grüne Kurve) zeigen sich die „längsten Winter“ von den 1960ern
bis zum Beginn der 1980er-Jahre. Am Ende der Beobachtungsreihe findet sich eine Häufung
vergleichsweise kurzer Schneebedeckungsperioden.

Die lineare Regression (Trendlinie) fällt mit einer Geschwindigkeit von 16 Tagen pro 100 Jahre.

                                                  34
8 Zur Entwicklung der Niederschläge

Aus dem Kleinwalsertal sind keine jahrzehntelangen Niederschlagsaufzeichnungen verfügbar.
Hingegen gibt es vom benachbarten Langen am Arlberg (20 km südlich von Baad) einen HISTALP-
Datensatz der ZAMG, der uns einen Rückblick des Niederschlages bis in das Jahr 1881 erlaubt.

8.1           Langen am Arlberg

Abb. 26 zeigt die Entwicklung des Jahresniederschlages in Langen am Arlberg von 1881 bis
2020. In diesem Zeitraum von 140 Jahren liegt der Mittelwert bei 1.677 mm. Die Extremwerte fin-
den sich 1981 mit 2.416 mm und 1971 mit lediglich 1.175 mm Jahresniederschlag.
Standardabweichung:     243 mm
Spannweite:           1.241 mm

Abb. 26: Die Entwicklung des Jahresniederschlages in Langen von 1881 bis 2020. Daten: ZAMG (HIS-
TALP). Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) beschreibt einen sehr ruhigen Verlauf in kleinen Wel-
lenbewegungen. Die Trendlinie ist statistisch unverändert.

Der Jahresniederschlag in Langen am Arlberg hat sich von 1881 bis 2020 nicht statistisch
belegbar verändert.
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Abb. 27 zeigt die Entwicklung des Sommerniederschlages in Langen am Arlberg von 1881 bis
2020. In diesem Zeitraum von 140 Jahren liegt der Mittelwert bei 597 mm. Die Extremwerte finden
sich 1891 mit 1.046 mm und 1885 mit lediglich 308 mm.

Standardabweichung:     123 mm
Spannweite:             738 mm

Abb. 27: Die Entwicklung des Sommerniederschlages in Langen von 1881 bis 2020.
Daten: ZAMG (HISTALP). Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) beschreibt einen sehr ruhigen Verlauf. Ausnahmen
bilden eine sehr feuchte Sommerperiode in den 1880er-Jahren und kurze trockene Phasen an der
Wende zum 20. Jahrhundert sowie rund um das Jahr 1950. Die Trendlinie ist statistisch unverän-
dert.

Der Sommerniederschlag in Langen am Arlberg hat sich von 1881 bis 2020 nicht statistisch
belegbar verändert.

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Abb. 28 zeigt die Entwicklung des Winterniederschlages in Langen am Arlberg von 1881/82 bis
2019/20. In diesem Zeitraum von 139 Jahren liegt der Mittelwert bei 355 mm. Die Extremwerte
finden sich 1954/55 mit 630 mm und 1971/72 mit lediglich 109 mm.

Standardabweichung:     124 mm
Spannweite:             521 mm

Abb. 28: Die Entwicklung des Winterniederschlages in Langen von 1881/82 bis 2019/20. Daten: ZAMG
(HISTALP). Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Das 10-jährig gleitende Mittel (grüne Kurve) zeigt eine deutlich größere Amplitude als beim Jahres-
und Sommerniederschlag. Sehr trockene Winter traten in den 1920er-Jahren auf, aber auch in den
vergangenen etwa 20 Jahren, während sich in den 1980er-Jahren ein Maximum bildete. Auch die
Einzeljahre zeigen eine hohe Variabilität. Trockene und feuchte Winter wechseln sich in scheinbar
chaotischer Reihenfolge ab. Die Trendlinie ist statistisch unverändert.

Der Winterniederschlag in Langen am Arlberg hat sich von 1881 bis 2020 nicht statistisch
belegbar verändert.

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9 Zur Entwicklung der Skisaisonlängen

Zusätzlich zu den (in den Kernwintern) immer noch günstigen klimatischen Bedingungen
der letzten Jahrzehnte sorgt die technische Beschneiung für stabile Skisaisonlängen.

9.1          Fellhorn-Kanzelwand (920 – 1.967 m)

Im Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand konnte man von 1985/86 bis 2019/20 im Mittel der letzten 35
Jahre an 127 Tagen Ski fahren. Die Winter 2010/11 und 2013/14 waren mit 143 Skitagen die
„längsten“ Skiwinter im Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand. In der Saison 1985/86 waren lediglich
107 Skitage möglich.

Seit 1985/86 hat sich die jährliche Anzahl der Tage mit Skibetrieb kräftig erhöht. Im linearen
Trend stieg die Anzahl der Skitage um 14 Tage – von 120 auf 134 Tage.

Abb. 29: Die Entwicklung der Anzahl der Tage mit Skibetrieb im Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand von
1985/86 bis 2019/20. Daten: Kleinwalsertaler Bergbahn AG. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Anm. zum „Corona-Winter“ 2019/20: Hier ist die geplant und aufgrund der Schneelage realisierbar gewe-
sene Saisonlänge von 136 Tagen angeführt. Tatsächliche Saisonlänge aufgrund der gesetzlich vorge-
schriebenen vorzeitigen Schließung des Skigebietes: 101 Tage.

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9.2          Walmendingerhorn (1.200 – 1.941 m)

Am Walmendingerhorn konnte man von 1985/86 bis 2019/20 im Mittel der letzten 35 Jahre an
116 Tagen Ski fahren. Der Winter 1986/87 war mit 130 Skitagen der „längste“ Skiwinter am Wal-
mendingerhorn. In der Saison 2016/17 waren lediglich 89 Skitage möglich.

Seit 1985/86 hat sich die jährliche Anzahl der Tage mit Skibetrieb im linearen Trend um 14 Tage
verringert: von etwa 123 auf etwa 109 Tage.

Abb. 30: Die Entwicklung der Anzahl der Tage mit Skibetrieb am Walmendingerhorn von 1985/86 bis
2019/20. Daten: Kleinwalsertaler Bergbahn AG. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Anm. zum „Corona-Winter“ 2019/20: Hier ist die geplant und aufgrund der Schneelage realisierbar gewe-
sene Saisonlänge von 115 Tagen angeführt. Tatsächliche Saisonlänge aufgrund der gesetzlich vorge-
schriebenen vorzeitigen Schließung des Skigebietes: 86 Tage.
.

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9.3          Nebelhorn (828 – 2.224 m)

Am Nebelhorn konnte man von 2002/03 bis 2019/20 im Mittel der letzten 18 Jahre an 140 Tagen
Ski fahren. Der Winter 2011/12 war mit 144 Skitagen der „längste“ Skiwinter am Nebelhorn. In
der Saison 2015/16 waren lediglich 128 Skitage möglich.

Seit 2002/03 hat sich die jährliche Anzahl der Tage mit Skibetrieb im linearen Trend um 6 Tage
erhöht: von 137 auf 143 Tage. Die Skisaisonlängen am Nebelhorn sind außerordentlich konstant.
Die geringe Variabilität zeigt die Standardabweichung an – sie beträgt lediglich 5 Tage.

Anm.: In den letzten Jahren konnte der Skibetrieb am Nebelhorn stets – wie geplant – bis 01. Mai gewähr-
leistet werden. Dies ist bemerkenswert, weil an der obersten Sektion der Nebelhornbahn (Seehöhe: 1.932
bis 2.224 m) bis zum Sommer 2018 keine technische Beschneiungsanlage installiert war. Somit erfolgte
der Skibetrieb bis 01. Mai 2018 ausschließlich mit Naturschnee.

Abb. 31: Die Entwicklung der Anzahl der Tage mit Skibetrieb am Nebelhorn von 2002/03 bis 2019/20.
Daten: Nebelhornbahn AG. Grafik: FORUM ZUKUNFT SKISPORT

Anm. zum „Corona-Winter“ 2019/20: Hier ist die geplant und aufgrund der Schneelage realisierbar gewe-
sene Saisonlänge von 149 Tagen angeführt. Tatsächliche Saisonlänge aufgrund der gesetzlich vorge-
schriebenen vorzeitigen Schließung des Skigebietes: 100 Tage.

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10 Schlussfolgerungen für den Skitourismus im Kleinwalsertal

Der Beginn der klimabedingten Zukunftsängste im Skitourismus kann relativ gut datiert werden.
Die markante Erwärmung der Winter am Übergang von den 1980ern in die 1990er-Jahre war deren
Nährboden. Vor allem die Winter von 1987/88 bis 1989/90 haben im alpinen Skitourismus Schock-
wellen ausgelöst. Die vielen Studien, welche dem Wintersporttourismus vor knapp 30 Jahren eine
düstere Zukunft prognostiziert haben, sind aus heutiger Sicht verständlich.

Dass sich die Winter nachfolgend wieder fast so deutlich abgekühlt haben, wie sie sich am Ende
der 1980er-Jahre erwärmt hatten, ist bis heute in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Fakt
ist, dass auf Bergstationen in und um Österreich – wie auch in den Hochlagen des Kleinwalsertales
– innerhalb der vergangenen 50 Jahre keine statistisch belegbare Verschiebung des winterlichen
Temperaturniveaus stattgefunden hat. Diese statistischen Erkenntnisse stehen zum Teil in diamet-
ralem Gegensatz zur öffentlichen Meinung.

Seit dem Beginn des alpinen Skisports (Mitte der 1890er-Jahre) sind die Winter im 30-jährigen
Mittel um 1,1 Grad Celsius milder geworden. Diese Entwicklung ist der Hauptgrund dafür, dass
die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung – im Gegensatz zu den Schneehöhen und den Neu-
schneesummen – über die vergangenen etwa 120 Jahre leicht rückläufig ist.

Die leicht reduzierten Schneebedeckungsperioden sind für den Wintersport im Kleinwalsertal
nicht existenzbedrohend, da sie im Mittel weiterhin länger als die Skisaisonen ausfallen. Zudem
trägt die technische Beschneiung zur Stabilisierung und Planbarkeit des Skibetriebes erheblich
bei. Innerhalb der vergangenen 30 Jahre ist in den Skigebieten im Kleinwalsertal insgesamt keine
statistisch belegbare Veränderung bei den Skisaisonlängen feststellbar – sie sind weder länger
noch kürzer geworden. Das Wasser für die technische Beschneiung ist in der Region weiterhin
reichlich vorhanden, davon zeugen die seit 140 Jahren stabilen Summen der Jahresnieder-
schläge im benachbarten Langen.

Betrachtet man die in dieser Studie ausgewerteten amtlichen Messdaten, so ist aus heu-
tiger Sicht kein klimabedingtes Ende des Skisports im Kleinwalsertal erkennbar. Es gibt
dafür keinerlei Indizien. Das regionale Klima bringt bis jetzt ausreichend schneereiche und
kalte Winter. Die Sommer waren zuletzt so warm und sonnig wie noch nie seit Beginn der
Aufzeichnungen – bei fortlaufend ausreichenden Regenmengen. Für die Landwirtschaft
und für den Ganzjahrestourismus ist das aktuelle Klima überwiegend günstig.

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