Dies academicus 2016 - Universität Bern

Die Seite wird erstellt Vincent Witte
 
WEITER LESEN
Dies academicus 2016 - Universität Bern
1 8 2 . S T I FT U N G S FE I E R
             3 . D E Z E MB E R 2 0 1 6

             w w w. u n i b e . ch

Dies
academicus
2016
Programm
Dies academicus
3. Dezember 2016

  Eingangsmusik      Carl Philipp Emanuel Bach
                     «Allegro assai» aus der Sinfonie in D-Dur,
                     Wq 176, Medizinerorchester Bern, Leitung:
                     Matthias Kuhn
  Begrüssung         Prof. Dr. Christian Leumann
                     Rektor der Universität Bern
  Ansprache          Regierungsrat Dr. Bernhard Pulver
                     Erziehungsdirektor des Kantons Bern
  Zwischenmusik      Johann Sebastian Bach
                     «Dona nobis pacem» aus der Messe in
                     h-moll, BWV 232
                     Medizinerorchester Bern und Uni Chor Bern,
                     Leitung: Matthias Heep
  Rede des Rektors   Prof. Dr. Christian Leumann
                     Entwicklung der Universität: Chancen und
                     Herausforderungen
  Ansprache          Pia Portmann
                     Vorstand der StudentInnenschaft der
                     Universität Bern (SUB)
  Zwischenmusik      Carl Philipp Emanuel Bach
                     «Presto» aus der Sinfonie in D-Dur, Wq 176
  Akademische        Ehrensenatorin
  Ehrungen           Ehrendoktorate
                     Hans-Sigrist-Preis
                     Theodor-Kocher-Preis
                     Haller-Medaille
                     Dr. Lutz Zwillenberg-Preis
                     Barbara-Lischetti-Preis
                     Alternsforschungspreis
                     Credit Suisse Award for Best Teaching
                     Weitere akademische Ehrungen
  Schluss            Gaudeamus

                                                 Dies academicus 2016   1
Rede des Rektors

2   Dies academicus 2016
Prof. Dr. Christian Leumann

Entwicklung der Universität Bern:
Chancen und Herausforderungen

   Mesdames et Messieurs, chers amis de l’Université,

    Ces dernières années, nous profitions de vous présenter ici les défis
 actuels d'un domaine scientifique. Vous vous rappelez peut-être du
 dernier « Dies Academicus » en date, lors duquel mon prédécesseur,
 le Professeur Martin Täuber, s'était focalisé sur le sujet des résistances
 aux antibiotiques et leurs conséquences sur notre santé. De mon côté,
 je vous avais présenté, il y a trois ans, les récentes évolutions dans ma
 discipline scientifique, la chimie. Comme il est coutume de nos jours
 de tirer un premier bilan après 100 jours en fonction, j'ai décidé de
 réfléchir aujourd’hui, à l’occasion des 125 jours de mon entrée en
 fonction, sur les futurs défis et perspectives de l’Université de Berne.

 Gesellschaftliche und politische Veränderungen

    Heute stehen wir mehr denn je vor Herausforderungen, die durch
 die Technologisierung unserer Gesellschaft hervorgerufen werden.
 Industrie 4.0, Gentechnologie, Digitalisierung, Automatisierung oder
 Cyberspace sind nur einige der Schlagworte, die wir immer häufiger
 hören und mit denen wir uns zu befassen haben. So sehnlichst
 erwünscht gewisse Folgen der Technologisierung sind – nämlich die
 Vergrösserung des Wohlstandes, bessere Gesundheit, höhere Lebens-
 erwartung, gesicherte Lebensmittelversorgung, mehr Mobilität, mehr
 Freiheit und Unabhängigkeit –, desto komplexer werden die damit
 verbundenen Herausforderungen vor allem auch für die nachfolgenden
 Generationen sein. Ich denke hier an den nicht-nachhaltigen ökologi-
 schen Fussabdruck unserer Gesellschaft mit dem Klimawandel als
 Konsequenz, oder an die weltweite politische Verunsicherung als Folge
 der rasanten Veränderung der Gesellschaft, wie wir sie dieses Jahr im

                                           Rede des Rektors     Dies academicus 2016   3
Zusammenhang mit dem amerikanischen Wahlkampf hautnah miter-
    lebt haben. Oder ich denke an die Digitalisierung der Kommunikation
    (Stichwort Social Media), an die pausenlose, unfiltrierte, globale Echt-
    zeitinformation durch die Medien, an die Veränderung der Bedeutung
    der Arbeit als Lebensgrundlage sowie an ethische Fragen im Zusam-
    menhang mit der Spitzenmedizin. Die offensichtlichen negativen
    Konsequenzen dieser Veränderungen sind Verunsicherung und
    Ratlosigkeit über die ethischen und religiösen Werte der Gesellschaft,
    und damit einhergehend die Infragestellung der Tradierung von bisher
    erfolgreich gelebten politischen Kulturen.

       Meine Damen und Herren, welche Rolle kommt nun einer Universität
    in einem solchen Umfeld zu? Die Universitäten sind angehalten, wie
    bisher fundierte wissenschaftliche Grundlagen, Fakten und Analysen
    zu erarbeiten und sie sollten versuchen, Opportunitäten oder Gefahren
    der gesellschaftlichen Entwicklung auf ganzheitlicher Ebene zu antizi-
    pieren. Ganz offensichtlich sind dabei monodisziplinäre Forschungs-
    ansätze nicht mehr adäquat, weshalb der Förderung der Interdiszipli-
    narität eine hohe Priorität zukommt. So ist zum Beispiel der
    Hintergrund von Migration nicht allein die Konsequenz fehlgeleiteter
    Politik, sondern sie wird hervorgerufen durch eine Verkettung von
    sozialen, ethischen, ökonomischen, juristischen und religiösen Entwick-
    lungen in den betroffenen Kulturen. Das integrale Verständnis von
    Migration als Grundlage für zukünftige Handlungsoptionen verlangt
    deshalb nach einem interdisziplinären Forschungsansatz. Ein anderes
    Beispiel: Genetische Veränderungen am Menschen, wahrscheinlich in
    wenigen Jahren Realität, können zwar durch Naturwissenschaftler und
    Mediziner implementiert werden. Die Konsequenzen davon, wie
    beispielsweise die gesellschaftliche Akzeptanz, die Regulierung des
    Einsatzes solcher Methoden sowie die Analyse der Auswirkungen auf
    die Gesellschaft, setzen jedoch ebenfalls eine interdisziplinäre
    Auseinandersetzung mit dem Thema voraus. Im Gegensatz zur Welt
    vor 100 Jahren sind wir heute an einem Punkt, wo Forschung nicht
    nur neue wissenschaftliche und kulturelle Erkenntnisse bringt und
    damit die Neugier der Gesellschaft bedient, sondern wo die Konse-
    quenzen der Implementation von Forschung wichtige ethische und
    existenzielle Fragen aufwerfen. Nicht mehr alles, was in der Forschung
    möglich ist, ist auch sinnvoll und erstrebenswert.

        Vor diesem Hintergrund sind Volluniversitäten, so wie die unsere,
    aufgrund ihres breiten wissenschaftlichen Profils gut aufgestellt. Dies
    allerdings nur dann, wenn Interdisziplinarität auch über Fakultätsgrenzen
    hinweg gelebt und entwickelt werden kann. Das setzt voraus, dass
    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Zukunft nicht nur die
    eigenen Fachsprachen sprechen können, sondern vermehrt auch
    Kenntnisse der Sprache anderer Fächer und Wissenschaftskulturen
    mitbringen. Um diesem Ziel näher zu kommen, hat die Uni Bern kürzlich

4    Dies academicus 2016     Rede des Rektors
das Gefäss der interfakultären Forschungskooperationen geschaffen,
welches gerade die Vernetzung von Forschung und Ausbildung
zwischen verschiedenen Fächern und Fakultäten fördern soll.

Wettbewerb und Messung der Leistung von Universitäten

   Zur Messung der wissenschaftlichen Leistung und Wettbewerbs-
fähigkeit von Hochschulen werden heute gerne Universitätsrankings
herangezogen. Lassen Sie mich an dieser Stelle im Zusammenhang mit
Wettbewerb eine kleine Klammer öffnen, bevor ich dann auf die
Rankings zurückkomme.

   Wissenschaft ist und war immer kompetitiv und das ist auch gut so.
Wettbewerb macht erfinderisch, erhält jung und fit, und ist auch
ökonomisch sinnvoll. Aber wie mit allem ist es halt auch hier eine
Frage des Masses. Die Erfahrung aus dem Spitzensport zeigt, dass
extreme Kompetition nicht nur positiv sein kann. So kann Leistungs-
sport bei konstanter Überbeanspruchung des Körpers gesundheits-
schädigend sein. Ausserdem wird im Wettlauf mit der Konkurrenz
auch ein Anreiz auf die illegale Verwendung von Drogen zur Leistungs-
steigerung geschaffen. Auch die Wissenschaft funktioniert in manchen
Bereichen wie Spitzensport und es ist offensichtlich, dass der harte
Wettbewerb unter Forschenden manch seltsame Blüte treibt. In der
Wissenschaft wäre das beste Äquivalent zum Doping etwa das Beschö-
nigen von wissenschaftlichen Resultaten. Die Universitäten werden sich
vermehrt dafür einsetzen müssen, dass der Wettkampf nicht zu
falschen Anreizen führt, welche die wissenschaftliche Integrität in
Frage stellen. Denn diese Integrität ist ein, wenn nicht das kostbarste
akademische Gut, das es bedingungslos zu bewahren gilt.

    Doch zurück zu den Rankings, deren es zwischenzeitlich wahrlich
viele gibt. Ja man könnte gar meinen, jede Universität, die etwas auf
sich hält, entwickelt ihr eigenes. Rankings können aber durchaus nütz-
lich sein, indem sie im Quervergleich gewisse Trends erkennen lassen.
Zweifelsohne einer der eklatantesten Trends ist dabei der Vormarsch
der asiatischen, vorab chinesischen Universitäten. War im Shanghai
(oder ARWU) Ranking im Jahre 2006 noch keine chinesische Univer-
sität unter den besten 150, so waren es dieses Jahr bereits fünf. Dies
reflektiert vorab zwei Fakten: erstens die scheinbar unbegrenzten
finanziellen Möglichkeiten im wirtschaftlich aufstrebenden China im
Vergleich zu den entwicklungsmässig stagnierenden westlichen
Ländern. Und zweitens den unterschiedlichen gesellschaftlichen Wert
der akademischen Bildung zwischen Ost und West. Im Osten steht
Bildung als kulturelles und wirtschaftliches Gut zur Sicherung der
Zukunft hoch im Kurs, während im Westen neuerdings nur noch die
Kosten der Bildung zählen und Wert und Anerkennung ins zweite
Glied zurücktreten müssen.

                                       Rede des Rektors    Dies academicus 2016   5
Wo steht die Universität Bern im internationalen Vergleich in diesen
    Rankings? Hier gilt es zuerst einmal festzuhalten, dass unsere Universität,
    wie übrigens alle grossen schweizerischen universitären Hochschulen,
    zum besten Prozent weltweit zählt. Ein Faktum, das in der allgemeinen
    nationalen Diskussion häufig in Vergessenheit gerät. Für Bern gibt es
    jedoch zwei interessante Erkenntnisse: In allen Rankings, in denen die
    wissenschaftliche Leistung, also Zitationen und Publikationen, schwer-
    gewichtig bewertet wird (z.B. Times Higher Education oder Shanghai
    Ranking), hat sich unsere Uni in den letzten Jahren gesteigert. In
    Rankings allerdings, in denen die Reputation der Institution, gemessen an
    der Befragung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Indus-
    trie und Akademie sowie die Betreuungsverhältnisse, also das zahlen-
    mässige Verhältnis von Dozierenden zu Studierenden, eine Rolle spielen,
    haben wir Terrain eingebüsst. Daraus ergibt sich die paradoxe Situation,
    dass wir zwar erwiesenermassen sehr gute wissenschaftliche Leistungen
    erbringen, nur sind wir dafür nicht bekannt. Die Schlussfolgerung für uns
    kann hier nur sein: Tue Gutes, aber rede auch darüber. Auch wenn dies
    nicht unserer nationalen und noch weniger unserer lokalen Mentalität
    entspricht, werden wir in Zukunft daran arbeiten müssen.

       Bleiben die Betreuungsverhältnisse: Diese haben sehr viel mit der
    Grundfinanzierung der Universitäten durch ihre Träger zu tun. Es ist
    davon auszugehen, dass die finanzielle Situation sich in absehbarer
    Zeit in den Kantonen, auch unserem, und auch auf nationaler Ebene
    aufgrund von neuen Herausforderungen, wie zum Beispiel der Unter-
    nehmenssteuerreform III, nicht verbessern wird. Es stellt sich daher die
    Frage, wie wir auf internationaler Ebene konkurrenzfähig bleiben
    wollen, um weiterhin die besten Köpfe unter den Studierenden und im
    Lehrkörper anziehen zu können. Wenn wir unsere Wirtschaft weiterhin
    mit top ausgebildeten Kaderpersonen bedienen wollen, führt daran
    kein Weg vorbei. Kommen noch die politisch verursachten Probleme
    hinzu, die sich durch die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative
    und dem dadurch drohenden Ausschluss der Schweizer Hochschulen
    aus den Rahmenförderprogrammen der EU (Horizon 2020) ergeben
    könnten. Unter solchen Umständen scheint es angezeigt, sich auf
    akademischer Ebene (Hochschulen und Forschungseinrichtungen)
    national besser zu vernetzen, um existierende, sich ergänzende Profile
    zu stärken. In Anbetracht der internationalen Konkurrenz ist die
    akademische Schweiz im Grunde genommen zu klein, um intern zu
    konkurrieren. Dies dürfte ganz im Sinne des Schweizer Astronauten
    Claude Nicollier liegen, der einmal sagte, er könne den Röstigraben
    aus dem Weltraum nicht wirklich erkennen.

    Profilierung durch Schwerpunktsetzung

      Gemäss der Strategie 2021 hat die Universität Bern bereits früher
    begonnen, in strategischen Themenbereichen Schwerpunkte in Forschung

6    Dies academicus 2016      Rede des Rektors
und Lehre zu setzen. Dazu wurden Forschungszentren geschaffen, die
idealerweise im interdisziplinären Ansatz aktuelle, gesellschaftlich rele-
vante, wissenschaftliche Fragen bearbeiten. Dazu gehören beispiels-
weise das Oeschger Zentrum für Klimaforschung, welches sich mit den
Folgen der Klimaveränderung befasst, das Zentrum für Entwicklung
und Umwelt (CDE), welches schwergewichtig Fragen zur nachhaltigen
Entwicklung in Staaten der Dritten Welt bearbeitet, oder auch das
World Trade Institute, welches Ausbildung und Forschung im Zusam-
menhang mit der Regulation des internationalen Handels betreibt – zu
Zeiten zunehmender Ablehnung von globalem Handel durch die
Gesellschaft ein sehr aktuelles Gebiet.

    Zu den zukünftigen strategischen Zielen gehört eine Schwerpunkt-
setzung im Bereich der Medizin und Medizintechnik. Die Universität
Bern hat mit der Inselspitalgruppe zurzeit das schweizweit grösste
Universitätsspital als Partner und damit eine ausgezeichnete Ausgangs-
lage, die medizinische Forschung zu verstärken. Die Universität und das
Inselspital verfügen mit dem ARTORG über ein Forschungszentrum,
welches schwergewichtig neuartige klinische Operationstechnologien
entwickelt. Die Universität Bern ist auch Heiminstitution von zwei
nationalen Forschungsschwerpunkten des Nationalfonds (TransCure
und RNA & Disease), welche sowohl Grundlagenforschung als auch die
Entwicklung neuer Therapieansätze zum Inhalt haben. Die Universität
ist ausserdem zusammen mit dem Kanton, der Eidgenossenschaft,
Privaten und dem Inselspital beteiligt am Aufbau eines nationalen
Zentrums für translationale und unternehmerische Medizin (SITEM-
Insel). An dieses Zentrum wird eine Schule angeschlossen sein, welche
als nationales Novum die Mechanismen der Regulation und die Voraus-
setzungen zur Zulassung von medizinischen Geräten oder Therapeutika
auf der Ebene Weiterbildung lehrt. Aufgrund der nationalen Förderini-
tiative «personalisierte Medizin» haben sich das Inselspital und die Uni
Bern zu einer Partnerschaft mit der Uni Lausanne, der EPFL und der Uni
Genf sowie den Spitälern CHUV und HUG entschieden. In diesem
Zusammenhang ist auch die geplante Etablierung eines neuen strategi-
schen Forschungszentrums im Bereich der Präzisionsmedizin an der Uni
Bern zu sehen. In das Gesamtbild passt weiter, dass sich die Universität
dazu entschieden hat, die Anzahl der Studierenden in der Human-
medizin um 100 zu erhöhen, um damit einen Beitrag zur Minderung
des Ärztemangels zu leisten. In diesem Bereich unterstützen wir zusätz-
lich die Universität Fribourg im Aufbau ihres Studiengangs in Hausarzt-
medizin. Und schliesslich bestehen ebenfalls Pläne, das zweijährige
Pharmazie-Grundstudium wieder zu einem Vollstudium auszubauen.

   Die Universität Bern ist überzeugt, dass sie mit diesen Massnahmen eine
führende Rolle im Bereiche der Gesundheitsentwicklung und -forschung im
gesamtschweizerischen Kontext übernehmen kann und damit eine höchst
interessante Partnerin im nationalen und internationalen Kontext ist.

                                         Rede des Rektors     Dies academicus 2016   7
Universitätsfinanzierung

        Eine grosse Herausforderung bleibt nach wie vor die Universitäts-
    finanzierung. Wie bereits weiter oben erwähnt, ist nicht damit zu
    rechnen, dass die Grundbeiträge des Trägerkantons in den nächsten
    Jahren deutlich ansteigen werden. Das bedeutet, dass die Universität
    ihre Forschung in der Zukunft noch stärker über Drittmittel finanzieren
    muss, will sie in der Gruppe der Topuniversitäten bleiben. Dieser Trend
    hat schon vor einiger Zeit eingesetzt. So hat sich der Grundbeitrag an
    die Universität Bern in den letzten 15 Jahren um 21 Prozent erhöht,
    während im selben Zeitraum der Anteil an Drittmitteln um 150 Prozent
    gestiegen ist. Klar im Vordergrund stehen hier die sogenannten
    kompetitiven Drittmittel der staatlichen Forschungsförderungsagenturen,
    wie beispielsweise des Schweizerischen Nationalfonds, des European
    Research Councils oder des amerikanischen National Institutes of
    Health. Aber auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel.
    Zudem ist, wie bereits angetönt, der Zugang zu den europäischen
    Fördertöpfen für die Schweiz wegen der Masseneinwanderungs-
    initiative noch immer ungewiss.

        Eine zusätzliche Möglichkeit der Förderung universitärer Forschung
    ergibt sich durch die Zusammenarbeit mit industriellen Partnern und
    privaten Gönnern. Diese Art der Universitätsfinanzierung hat vor einem
    halben Jahr zu einer öffentlichen Debatte geführt, welche, Sie erinnern
    sich, durch einen Beitrag der Rundschau des Schweizer Fernsehens ins
    Rollen gebracht worden ist. Dabei wurde von verschiedener Seite,
    unter anderem auch von universitärer Seite selbst, die Frage der
    unrechtmässigen Beeinflussung und Käuflichkeit universitärer
    Forschung durch Industrie oder Private aufgeworfen. Meine Damen
    und Herren, die dogmatische Ablehnung von Finanzierung durch
    industrielle Partner oder private Gönner ist aus der Sicht der universitären
    Hochschulen gefährlich. So steht beispielsweise im Artikel 2 unseres
    Universitätsgesetzes unter Kernaufgaben «Die Universität bildet die
    Studierenden wissenschaftlich aus und bereitet sie auf die Tätigkeit in
    akademischen Berufen vor». Des Weiteren fordert Artikel 6 ausdrück-
    lich die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Verwaltung. Es ist zwar
    Tatsache, dass gewisse akademische Ausbildungsrichtungen, wie
    beispielsweise die Juristik, weniger unter der Finanzierungsproblematik
    leiden. Dies nicht zuletzt deshalb, weil juristische Forschung in der
    Regel keine teure Infrastruktur voraussetzt und weil hinter dem Beruf
    des Juristen auch keine «juristische Industrie» steht. In fast allen ande-
    ren Bereichen kann eine solche Finanzierung jedoch nicht nur hilfreich
    sein, sondern auch einen zusätzlichen akademischen Nutzen bringen –
    dies zum Beispiel dann, wenn durch Zugriff auf sonst unzugängliche
    Daten Dritter ein für die Allgemeinheit offener, wissenschaftlicher
    Mehrwert für die Forschung generiert werden kann. In diesem Zusam-
    menhang muss auch auf den oft gehörten Vorwurf des Elfenbeinturm-

8    Dies academicus 2016      Rede des Rektors
daseins der Universitäten hingewiesen werden, den Vorwurf also, dass
unser Tun akademisch abgehoben und ohne gesellschaftliche und
wirtschaftliche Relevanz sei. Doch wie, wenn nicht im Austausch mit
der Wirtschaft, können Ergebnisse universitärer Grundlagenforschung
besser in den wirtschaftlichen Kreislauf einfliessen? Wir verstehen alle,
dass es in diesem Zusammenhang kein Missbrauch von Steuergeldern
geben darf. Um dies zu verhindern, haben wir schon seit längerem
Weisungen erarbeitet, die im Kern die Freiheit und Unabhängigkeit
von Forschung, Lehre und Kommunikation von Forschungsresultaten
gewährleisten.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

   Ein weiterer Punkt, zu dem ich Stellung beziehen möchte, betrifft
die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Schweizer
Universitäten befinden sich in einer Transitionsphase von einem typisch
europäisch zu einem eher angelsächsisch geprägten System. Der
Bundesrat, der Schweizerische Nationalfonds sowie Swissuniversites
haben Programme ausgearbeitet, die dem wissenschaftlichen Nach-
wuchs in der Schweiz eine bessere Perspektive geben sollen, um
insbesondere auch den weiblichen Nachwuchs davon abzuhalten, die
Akademie vorzeitig zugunsten von Alternativen ausserhalb zu verlassen.
Die Universität Bern ist sich ihrer Verantwortung in der Ausbildung
bewusst und hat dafür einen Plan ausgearbeitet. Dessen Eckwerte
sehen eine bessere Betreuung von Doktorierenden und Post-Docs in der
Karriereplanung und eine Aufwertung der Stellung von Dozentinnen
und Dozenten innerhalb des universitären Lehrkörpers vor. Ausserdem
fassen sie eine bessere Nutzung des Gefässes der Assistenzprofessuren
Tenure Track ins Auge. Durch diese Massnahmen wollen wir dem
wissenschaftlichen Nachwuchs klarere und transparentere Karriere-
möglichkeiten eröffnen, ohne dass Kompromisse in Bezug auf wissen-
schaftliche Qualifikation eingegangen werden. Die Universität Bern
wird auch in Zukunft keine interne Förderung von der Wiege bis zur
Bahre ins Auge fassen, weil der internationale Austausch – eben
Universitas – für die Weiterentwicklung von Universitäten zentral ist.
Vielmehr will die Universität ihrem Nachwuchs Bedingungen bieten,
welche es ihm erlauben, sowohl national als auch international
kompetitiv zu sein. Wiederum ist die Schweiz zu klein, als dass die
Hochschulen ihren Nachwuchs in sämtlichen Forschungs- und Lehr-
bereichen sozusagen auf Binnenniveau in einer geschlossenen
Gesellschaft rekrutieren könnten. Die internationale Forschungsge-
meinschaft funktioniert nach wie vor nach einem System von Geben
und Nehmen der jeweils benötigten wissenschaftlichen Kompetenzen.
Dies muss erhalten bleiben, sollen die Universitäten sich dynamisch
auch in neuen, zukünftigen Wissenschaftsfeldern etablieren können.

                                         Rede des Rektors     Dies academicus 2016   9
Schlusswort

        Meine Damen und Herren, ich komme damit zum Schluss meiner
     Ausführungen. Ich hoffe, dass ich Ihnen die Entwicklungswege unserer
     Universität hier kurz näherbringen konnte. Wir stehen mit den geplanten
     Aktionen vor allem im Bereiche der Medizin vor grossen Heraus-
     forderungen sowohl finanzieller als auch inhaltlicher Art. Wir sind
     dafür hervorragend gerüstet, davon bin ich überzeugt. Ich möchte an
     dieser Stelle zuerst unseren Studierenden und Doktorierenden danken.
     Im gegenseitigen iterativen Wechselspiel zwischen Lernen und
     Forschen tragen sie wesentlich dazu bei, dass wir als Universität heute
     dort stehen wo wir sind, nämlich bei den weltweit besten Universitäten.
     Ich danke aber auch unserem Lehrkörper und unseren Mitarbeitenden
     auf allen Stufen, die mit ihren Visionen, ihrem Enthusiasmus, ihrer
     Kreativität und ihrem unermüdlichen Einsatz die Weiterentwicklung
     unserer Universität vorantreiben. Last but not least danke ich auch der
     Politik und insbesondere unserem Regierungsrat Dr. Bernhard Pulver,
     für die stete Unterstützung der Anliegen unserer Universität, sowie der
     Gesellschaft und der Wirtschaft, von denen wir uns ebenfalls sehr gut
     getragen fühlen.

       Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

10    Dies academicus 2016    Rede des Rektors
Dies academicus 2016   11
Ehrungen

     Ausführliche Angaben zu den geehrten Personen finden Sie auf
     www.diesacademicus.unibe.ch

12    Dies academicus 2016
Die Universität Bern verleiht die
                                          Würde einer Ehrensenatorin

Frau Dr. Celia Zwillenberg, Bern

 Laudatio:

 Celia Zwillenberg,

 – der Freundin der Universität
   Bern in Würdigung ihrer
   Verdienste um die Förderung
   des Nachwuchses und der                Geboren in Concordia, Argentinien
   universitären Forschung,               Studium der Biochemie an der Univer-
 – der Biologie und Biochemie             sität von La Plata bei Buenos Aires
   sowie Jüdische Studien stets           1962 Promotion an der Universität
   Herzensangelegenheit waren,            von La Plata
 – die sich, auch gemeinsam mit           1963 Übersiedlung nach Israel. Arbeit
   ihrem 2011 verstorbenen Mann,          in einem hämatologischen Laborato-
   Dr. Lutz Zwillenberg für die           rium eines Spitals in Afula
   Universität eingesetzt hat, insbe-     1963–1970 Mitarbeit am Weizman
   sondere durch die grosszügige          Institute of Science in Rechovot, bei
   Unterstützung der Judaistik,           Ephraim Katzir, dem späteren Staats-
 – die mit dem «Dr. Lutz Zwillenberg      präsidenten Israels
   Preis für hervorragende Nach-          1970 Übersiedlung nach Bern, Heirat
   wuchsforschende», zehn Jahre           mit Dr. Lutz O. Zwillenberg und
   lang jeweils bis zu drei               Familiengründung. Gemeinsame
   Forschende für ihre heraus-            Forschungstätigkeit zur Trennung von
   ragenden Arbeiten auszeichnet,         Inhaltsstoffen von Grünalgen im eige-
 – die sich weit über Bern hinaus         nen Forschungslabor und Arbeiten zur
   philanthropisch engagiert, mit         Photosynthese am Biochemischen
   dem Dr. Celia Zwillenberg-Fridman      Institut der Universität Bern
   and Dr. Lutz Zwillenberg Career        Seit 1999 Organisation von insgesamt
   Development Chair am Weizmann          178 öffentlichen Veranstaltungen für
   Institute for Science, Promotions-     die Jüdische Gemeinde Bern zu jüdi-
   stipendien an der Universität          schen Themen im meist vollbesetzten
   Basel und der Förderung zeitge-        Saal der Universitätsbibliothek
   nössischer jüdischer Künstler über
   den Omanut-Zwillenberg Preis.

                                        Ehrensenatorin   Dies academicus 2016   13
Die Theologische Fakultät verleiht
                                         die Würde eines Doctor theologiae
                                         honoris causa

Herrn Hartmut Haas, Albligen

     Laudatio:

     Hartmut Haas

     – der die Idee, in Bern ein «Haus   Geboren 1949 in Deutschland
       der Religionen» zu schaffen,      Lehre zum Stahlformenbauer und
       über viele Jahre beharrlich       Weiterbildung zum Feinwerktechniker
       verfolgt und zu ihrer Umsetzung   1976–1980 Diakonische und theologi-
       zusammen mit Mitstreitenden       sche Ausbildung
       massgeblich beigetragen hat,      1975–1985 Jugendarbeit und Vikariat
     – der mit seinem grossen Enga-      1984 Ordination zum Pfarrer der
       gement für den kulturellen        Herrnhuter Brüdergemeinde
       Austausch und den Dialog der      1985–1989 Leitung Star Mountain-
       Religionen in Zeiten weit         Rehabilitation-Center Rahmallah/Paläs-
       verbreiteter Intoleranz einen     tina, Mitwirkung in der Jerusalemer
       Beitrag zum religiösen Frieden    Ökumene
       leistet,                          1989–2014 Pfarrer Herrnhuter Brüder-
     – der die religiöse Landschaft in   gemeinde
       der Region Bern mit der Schaf-    2002–2007 Präsident und 2007–2014
       fung von Gebetsräumen für         Geschäftsführer des Vereins «Haus der
       Minderheiten ebenso kreativ       Religionen – Dialog der Kulturen»
       wie fruchtbar bereichert hat.     Dezember 2014 Erröfnung «Haus der
                                         Religionen» Bern
                                         Publikationen:
                                         1993 Notizen aus Palästina
                                         1996 Jesus bei den anderen. Das
                                         Christusbekenntnis der Christen und
                                         Christinnen und die ausserkirchlichen
                                         Begegnungen mit Jesus von Nazareth

14    Dies academicus 2016   Ehrungen
Die Rechtswissenschaftliche
                                            Fakultät verleiht die Würde eines
                                            Doctor iuris honoris causa

Frau Rechtsanwältin Patricia Schulz, Genf

 Laudatio:

 Patricia Schulz

 – die sich als Wissenschaftlerin           Geboren 1949 in Genf
   und in der Lehre vertieft mit            Studium der Rechtswissenschaften an
   den völkerrechtlichen Verpflich-         der Universität Genf
   tungen im Bereich des Schutzes           Bis 1994 Tätigkeit als Rechtsanwältin
   vor Geschlechterdiskriminierung          und als Dozentin an der rechtswissen-
   befasst und den Diskurs über die         schaftlichen Fakultät der Universität
   innerstaatliche Umsetzung der            Genf
   völkerrechtlichen Instrumente            1994–2010 Direktorin des Eidgenös-
   massgeblich geprägt hat,                 sischen Büros für die Gleichstellung
 – die sich mit der Dogmatik des            von Frau und Mann (EBG)
   Anti-Diskriminierungsrechts in           2000–2010 Vizepräsidentin der
   der Schweiz auf Verfassungs-             Schweizerischen Konferenz der Gleich-
   und Gesetzesstufe auseinander-           stellungsbeauftragten
   gesetzt und massgeblich zu               Seit 2011 Mitglied im Expertinnen-
   deren Weiterentwicklung beige-           und Expertenausschuss der Vereinten
   tragen hat,                              Nationen, welcher die Einhaltung des
 – die sich als Expertin in unter-          UNO-Übereinkommens zur Beseitigung
   schiedlichen Funktionen auf              jeder Form von Diskriminierung der
   nationaler und internationaler           Frau überwacht.
   Ebene beharrlich und kompetent           Seit 2011 Member of the Board of
   für die rechtliche und tatsächliche      Directors of United Nations Research
   Gleichstellung von Frau und              Institute for Social Development
   Mann einsetzt.                           Diverse Tätigkeiten in Wissenschaft
                                            und Lehre, auch an der Universität
                                            Bern

                                         Ehrendoktorate    Dies academicus 2016   15
Die Wirtschafts- und Sozial-
                                             wissenschaftliche Fakultät verleiht
                                             die Würde eines Doctor rerum
                                             socialium honoris causa

Frau Botschafterin Carla del Ponte, Ascona

     Laudatio:

     Carla Del Ponte,

     die sich als Staats- und Bundes-        Geboren 1947 in Cevio, Tessin
     anwältin, Chefanklägerin des Inter-     1969–1972 Studium der Rechtswis-
     nationalen Strafgerichtshofes in        senschaften (internationales Recht) an
     Den Haag und Mitglied der               den Universitäten Bern und Genf und
     UN-«Independent International           in Grossbritannien
     Commission of Inquiry on the            1972–1975 Arbeit in einer Rechts-
     Syrian Arab Republic» unermüdlich,      anwaltspraxis in Lugano
     mit voller Leidenschaft und einem       1975 Gründung einer eigenen Kanzlei
     uneingeschränkten Gerechtigkeits-       1981–1994 Staatsanwältin des
     sinn, auch bei Bedrohung des            Kantons Tessin
     eigenen Lebens, für die Bewahrung       1994–1999 Bundesanwältin der
     und Durchsetzung der Menschen-          Schweiz
     rechte, die Bekämpfung von              1999–2007 Chefanklägerin des Inter-
     Korruption sowie die Unterstützung      nationalen Strafgerichtshofs in Den
     von Kriegsopfern und Flüchtlingen       Haag
     eingesetzt hat und weiterhin            2008–2011 Botschafterin der Schweiz
     einsetzt. Dies ist ein herausragender   in Argentinien
     Beitrag zur Förderung von sozialer      Seit 2012 Mitglied der
     Nachhaltigkeit auf globaler und         UN-«Independent International
     lokaler Ebene.                          Commission of Inquiry on the Syrian
                                             Arab Republic»

16    Dies academicus 2016   Ehrungen
Die Philosophisch-historische
                                           Fakultät verleiht die Würde eines
                                           Doctor philosophiae honoris causa

Frau Prof. Dr. Veena Das, Baltimore, USA

 Laudatio:

 Veena Das,

 – der Anthropologin, die mit ihren
   Forschungen zu Ethik, Gewalt
   und Staat in Indien innovative
   theoretische Perspektiven eröff-
   net und ihrem Fach damit zu             Geboren 1945
   neuer Bedeutung verholfen hat,          Studium der Soziologie und des Sans-
 – der Ethnographin, die das               krit an der Universität von Dehli, Indien
   Potenzial einer engen Verbin-           1970 Promotion im Fach Soziologie
   dung von qualitativer Empirie           1970–2000 Tätigkeiten am Departe-
   und Theorie aufgezeigt hat,             ment für Soziologie der Delhi School
 – der engagierten Wissenschaft-           of Economics, ab 1982 als Professorin
   lerin, die unser Verständnis der        1997–2000 Professorin für Anthropo-
   ethischen Dimensionen von               logie an der New School for Social
   Alltagshandeln bereichert und           Research New York
   zugleich die Spuren der Gewalt          Seit 2000 Krieger-Eisenhower Profes-
   in unserem Alltag zur Sprache           sorin für Anthropologie an der Johns
   gebracht hat,                           Hopkins Universität in Baltimore und
 – der grenzüberschreitenden               ebenda seit 2005 Professorin of
   Forscherin, die mit ihrer leiten-       Humanities
   den Frage, wie philosophische           Gastprofessuren in Paris, Harvard,
   und literarische Traditionen das        Amherst, Chicago und Heidelberg
   theoretische und praktische             Zahlreiche Preise und Auszeichnungen
   Verständnis der Welt prägen
   massgeblich zum interdisziplinären
   Austausch zwischen geistes- und
   sozialwissenschaftlichen Fächern
   beigetragen hat,
 – der kosmopolitischen Gelehrten,
   die eine Brücke zwischen west-
   licher und indischer Philosophie
   geschlagen hat.

                                        Ehrendoktorate     Dies academicus 2016   17
Die Philosophisch-historische
                                           Fakultät verleiht die Würde eines
                                           Doctor philosophiae honoris causa

Herrn Georges-Arthur Goldschmidt, Paris, F

     Laudatio:

     Georges-Arthur Goldschmidt

     für sein Sprachkunstwerk, dem         Geboren 1928 in Hamburg, D
     Zeugnis jener Verletzungen,           1938 Flucht vor der Judenverfolgung
     welche die Nationalsozialisten        mit seinem Bruder nach Florenz
     Kindern und Jugendlichen              1939 Ankunft in einem Kinderheim
     zufügten. Mit phantastischen          bei Annecy
     Bildern bringt seine lyrische Prosa   1942 Tod seiner Mutter und Deporta-
     jugendliche Verlusterfahrungen        tion seines Vaters nach Theresienstadt
     und Entgrenzungssehnsucht             1943/44 Versteck bei Bergbauern
     eindrücklich zu Gehör. Seine          während der Besetzung Savoyens
     Schilderung der Gebirgswelt           durch Deutschland, nach der Befrei-
     ruft das Vorbild A. von Hallers auf   ung Verbleib in einem Waisenhaus in
     und beschwört die Gletscheran-        Pontoise bei Paris
     sichten Caspar Wolfs und              Studium der Germanistik an der
     Alexandre Calames.                    Universität Sorbonne, Paris
     Goldschmidts Name wurde zum           1957 Lehrerexamen
     ‹Markenzeichen› für sublime Über-     Bis zu seiner Pensionierung Unterricht
     setzungskunst und dient jungen        an mehreren Gymnasien im Raume
     deutschsprachigen und franko-         Paris
     phonen Übersetzern zum Ansporn.       Ab 1960 Tätigkeiten als Schriftsteller,
                                           Literaturkritiker und Übersetzer

18    Dies academicus 2016   Ehrungen
Die Philosophisch-humanwissen-
                                           schaftliche Fakultät verleiht die
                                           Würde eines Doctor philosophiae
                                           honoris causa

Frau Prof. Sarah M. Springman, PhD, Dielsdorf

 Laudatio:

 Sarah Springman,

 – der herausragenden Wissen-              Geboren 1956 in London
   schaftlerin, Sportlerin und             Wissenschaft:
   Förderin des Sports,                    Studium der Ingenieurwissenschaften
 – die grosse Verdienste um die            mit Masterabschluss in Bodenmechanik
   Förderung dualer Karrieren und          an der University of Cambridge, UK
   die Vereinbarkeit von Spitzen-          1989 Promotion und danach Lehr-
   sport und Beruf erworben hat,           tätigkeiten am Magdalene College in
 – die sich mit ihrem Vorbild und          Cambridge
   ihrem Engagement für die                Seit 1997 ordentliche Professorin für
   Chancengleichheit von Frauen            Geotechnik an der ETH Zürich
   im Sport und in der Wissenschaft        Seit 2015 Rektorin und Mitglied der
   eingesetzt hat,                         Schulleitung der ETH Zürich
 – die die Entwicklung des Triathlons      Sport:
   als Olympische und Paralympische        Erfolgreiche Elite-Athletin in den
   Sportart massgeblich gefördert          Sportarten Triathlon (mehrfache Euro-
   hat,                                    pameisterin), Squash und Rudern
 – die wegweisende Beiträge zum            1992–1996 sowie 2008–2016 Vize-
   Gender Mainstreaming, zu                präsidentin der International Triathlon
   ethischen Fragen und zur nach-          Union (ITU)
   haltigen Entwicklung im inter-          2007–2012 Präsidentin der British
   nationalen Sport geliefert hat.         Triathlon Federation
                                           2012 Dienstorden Commander of the
                                           Order of the British Empire für ihre
                                           Verdienste im Sport
                                           Seit 2015 Mitglied der IOC Kommis-
                                           sion «Sustainability and Legacy»

                                        Ehrendoktorate    Dies academicus 2016   19
Die Philosophisch-naturwissen-
                                            schaftliche Fakultät verleiht die
                                            Würde eines Doctor philosophiae
                                            honoris causa

Herrn Prof. Dr. Raymond S. Bradley, Amherst, USA

     Laudatio:

     Raymond S. Bradley

     – für seine grundlegenden wissen-
       schaftlichen Beiträge zum
       Verständnis von Klimavariabilität,
       Klimaänderungen und der
       mannigfaltigen Wechselwirkungen      Geboren 1948 in Cheshire, England
       zwischen Mensch und Klima,           1974 PhD University of Colorado, Boul-
     – für seine mutige und klare Stel-     der, USA
       lungnahme in der öffentlichen        1984 Professor am Department of
       Diskussion zur globalen anthro-      Geosciences, University of Massachu-
       pogenen Klimaerwärmung,              setts, USA
       indem er als Wissenschaftler         1986 Direktor des Climate System
       Verantwortung in der Gesell-         Research Center, University of Massa-
       schaft wahrnimmt,                    chusetts, USA, und seit 2002 University
     – für seinen unermüdlichen und         Distinguished Professor
       unerschrockenen Einsatz zur          Verschiedene Führungspositionen in
       Wahrung der Unabhängigkeit           internationalen Gremien (Intergovern-
       und Integrität wissenschaftlicher    mental Panel on Climate Change,
       Forschung gegenüber politischer      IGBP-Past Global Changes Program
       Einschüchterung,                     PAGES, und andere)
     – für sein grosses Engagement in       Über 200 Publikationen und mehrere
       internationalen Programmen zu        Lehrbücher, unter anderen «Paleocli-
       Gunsten der Global Change            matology: Reconstructing Climates of
       Forschung, welche die wissen-        the Quaternary»
       schaftlichen Grundlagen für          Zahlreiche Auszeichnungen darunter
       Nachhaltige Entwicklung bereit-      die Hans Oeschger Medal der Euro-
       stellt,                              pean Geosciences Union (2007)
     – für sein Interesse am wissen-
       schaftlichen Nachwuchs, dem er
       mit Inspiration und Leidenschaft
       die Faszination der Paläoklima-
       tologie vermittelt.

20    Dies academicus 2016   Ehrungen
Ehrungen und akademische Preise

Hans-Sigrist-Preis                          Dr. Lutz Zwillenberg-Preis

  Mit dem Hans-Sigrist-Preis werden            Prämiert werden jährlich bis zu drei
  Forscherinnen und Forscher aus dem           hervorragende wissenschaftliche
  In- und Ausland für hervorragende            Arbeiten aus dem Bereich der biologi-
  wissenschaftliche Leistungen ausge-          schen Wissenschaften. Der Preis soll
  zeichnet. Er wird alljährlich an eine        Ansporn sein für junge Talente, die
  oder mehrere Personen verliehen. Der         eine innovative Arbeit als Dissertation
  Preis erfolgt in Anerkennung geleiste-       oder eine hochkarätige Publikation als
  ter Forschungsarbeiten und zur Unter-        Postdoktorierende vorgelegt haben.
  stützung zukünftiger Forschungsvor-          Der Preis wird verliehen in Erinnerung
  haben in einem vom Stiftungsrat zu           an den im Dezember 2011 verstorbe-
  Beginn jedes akademischen Jahres             nen Biologen Dr. Lutz O. Zwillenberg.
  bestimmten Fachgebiet.                       Die Universität Bern dankt der Stifterin
                                               des Preises, Dr. Celia Zwillenberg.

Theodor-Kocher-Preis
                                            Barbara-Lischetti-Preis
  Im Geiste eines ihrer grossen Forscher
  und Lehrer, des Nobelpreisträgers von        Der Barbara-Lischetti-Preis bezweckt
  1909, verleiht die Universität den           die Förderung der Geschlechterfor-
  Theodor-Kocher-Preis an ihre besten          schung an der Universität Bern und ist
  Nachwuchswissenschaftler. Die Aus-           benannt nach deren Wegbereiterin,
  zeichnung würdigt aussergewöhnliche          der ehemaligen Leiterin der Abteilung
  und vielversprechende wissenschaftli-        für die Gleichstellung von Frauen und
  che Leistungen in Spezialgebieten oder       Männern der Universität Bern, Barbara
  in disziplinübergreifender Perspektive.      Lischetti (1954 – 2003). Mit dem
                                               Förderpreis sollen Nachwuchswissen-
                                               schaftlerinnen und Nachwuchswissen-
Haller-Medaille                                schaftler der Universität Bern für eine
                                               hervorragende Dissertation ausge-
  Die Haller-Medaille wird seit 1809           zeichnet werden, in der ein Thema der
  Persönlichkeiten verliehen, welche in        Geschlechterforschung behandelt oder
  Durchgehung der bernischen Schulen           ein entsprechender Ansatz verwendet
  und Akademien sich durch Auffüh-             wird.
  rung, Fleiss und Talente am meisten
  ausgezeichnet und ihre hiesigen
  Studien vollendet haben.

                                            Ehrendoktorate     Dies academicus 2016   21
Preis der Seniorenuniversität für
Alternsforschung

     Mit dem Preis zeichnet die Senioren-
     universität Bern herausragende
     Abschlussarbeiten zur Alterns-
     forschung aus, die an der Universität
     Bern erstellt worden sind. Sie möchte
     damit einen Beitrag leisten, die
     Alternsforschung an unserer Universität
     zu fördern.

Credit Suisse Award for Best
Teaching

     Mit der Vergabe des Credit Suisse
     Award for Best Teaching verfolgt die
     Credit Suisse Foundation das Ziel, die
     Qualität von Lehre und Ausbildung
     auf der Tertiärstufe zu fördern und
     den Wissens- und Forschungsplatz
     Schweiz zu stärken.

22    Dies academicus 2016     Ehrungen
Hans-Sigrist-Preis

 Der Preis geht an

 Frau Prof. Dr. Gabriele C. Hegerl

 Laudatio:

 Gabriele C. Hegerl,                        Geboren 1962 in München
                                            1992 Doktorat in Mathematik,
 für ihre bahnbrechenden Beiträge           Ludwig-Maximilians Universität
 zum diesjährigen Preisgebiet «The          München
 Human Fingerprint on the Earth             2001 Assoziierte Forschungsprofessorin
 System». Mit ihren wissenschaft-           an der Duke University, North Carolina
 lichen Arbeiten hat sie entschei-          Seit 2009 Professorin in Climate
 dende Grundlagen zur Identifi-             System Science, University of Edin-
 zierung und Quantifizierung des            burgh, UK
 durch den Menschen verursachten            Lead-Autorin in den UN IPCC Klima-
 Klimawandels geschaffen. Ihre              Sachstandsberichten AR3 (2001), AR4
 Arbeiten haben massgeblich zur             (2007) und AR5 (2013)
 Klärung der Ursachen des globalen          Mitglied des Core Writing Teams des
 Klimawandels beigetragen und               IPCC AR5 Synthese Reports (2014)
 dadurch Fortschritte in der inter-         Verschiedene Führungsfunktionen im
 nationalen Klimapolitik ermöglicht.        World Climate Research Program
 Sie wird ebenfalls ausgezeichnet           WCRP
 für ihr langjähriges Engagement            Fellow of the Royal Society of Edin-
 im Intergovernmental Panel on              burgh
 Climate Change IPCC, wo sie als
 Wissenschaftlerin gesellschaftliche
 Verantwortung übernommen hat,
 sowie für ihre Fähigkeit, junge
 Forschende zu begeistern.

                                       Hans-Sigrist-Preis   Dies academicus 2016   23
Theodor-Kocher-Preis

Der Preis geht zu gleichen Teilen an

Frau Dr. Sonja Kleinlogel und
Frau PD Dr. Eva Knop

     Laudatio:

     Sonja Kleinlogel,                              Geboren 1974 in Bern
                                                    Studium der Biochemie am Biozent-
     – ist auf dem Gebiet der Optoge-               rum Basel und der Universität Bern
       netik eine der führenden                     2004 PhD in den Gebieten Neurophy-
       Wissenschaftlerinnen,                        siologie und Neuroanatomie des
     – ist führend an der Entwicklung               Auges an der University of Queens-
       lichtsensitiver Rezeptoren betei-            land, Brisbane, Australien
       ligt. Diese Rezeptoren lassen sich           2004 Forschungsstipendium für ange-
       in die Membran verschiedener                 hende Foschende des Schweizerischen
       Zellen einbauen und zu thera-                Nationalfonds in Brisbane, Australien
       peutischen Zwecken nutzen,                   2007 Max-Planck Research Fellow am
     – hat mit optogenetischen Metho-               Max-Planck-Institut für Biophysik,
       den Zellen der Netzhaut durch                Frankfurt am Main, Deutschland
       Licht aktivierbar gemacht und                Seit 2012 Oberassistentin am Institut
       damit einen neuen Weg für die                für Physiologie, Universität Bern,
       Heilung von Blindheit eröffnet,              2012 Gründung der Spin-off Firma
     – konnte bei erblindeten Mäusen                Haag-Streit Medtech AG zur klinischen
       durch Injektion einer nicht                  Entwicklung des optogenetischen Gen-
       pathogenen Viruslösung, bela-                Therapeutikums «Opto-mGluR6» zur
       den mit der genetischen Subs-                Therapie von Blindheit
       tanz des Lichtrezeptors, das                 2015 OphthAward der schweizerischen
       Sehen wieder herstellen,                     ophthalmologischen Gesellschaft
     – die als zweifache Mutter innova-             2015 EU Anerkennung des Patents
       tive, moderne translatorische                «Melanopsin-mGluR6»
       Forschung im Sinne von Theodor
       Kocher betreibt und dafür inter-
       nationale Anerkennung
       bekommt.

24    Dies academicus 2016   Theodor-Kocher-Preis
Frau PD Dr. Eva Knop

Laudatio:

Eva Knop,                                 Geboren 1976 in Zürich
                                          2002 Abschluss des Biologie- und
– die in Bern eine international          Philosophiestudiums, Universität
   angesehene Forschungsgruppe            Zürich
   zur Erforschung zentraler Verän-       2003–2006 Doktorarbeit am Kompe-
   derungen der Ökosysteme und            tenzzentrum für landwirtschaftliche
   ihrer Konsequenzen für Biodiver-       Forschung des Bundesamtes für Land-
   sität und Ökosystemleistungen          wirtschaft, Agroscope Reckenholz
   aufgebaut hat,                         2006–2008 Stellvertretende Abtei-
– der es gelungen ist, durch Inte-        lungsleiterin im Bereich Artenförde-
   gration von Landschafts- und           rung an der Schweizerischen Vogel-
   Gemeinschaftsökologie mit              warte Sempach
   neuen statistischen Methoden           2008–2014 Assistentin und Gruppen-
   Zusammenhänge zwischen Urba-           leiterin am Institut für Ökologie und
   nisierung, Biodiversität von           Evolution, Universität Bern
   Insekten und Ökosystemleistun-         2009–2011 Nachdiplom ETHZ in
   gen aufzuzeigen,                       Angewandter Statistik
 – die aufzeigen konnte, dass durch       2013 Forschungsaufenthalt an der
   die Urbanisierung die Artenviel-       Universität Canterbury, Neuseeland
   falt in Städten hoch ist, es aber      2014 Venia Docendi für das Fach
   regional zu einem Artenverlust         Ökologie, Universität Bern
   kommt,                                 Seit 2014 Oberassistentin und Grup-
– die Methoden und Grundlagen             penleiterin am Institut für Ökologie
   zur Erforschung von Insekten-          und Evolution, Universität Bern
   gemeinschaften und ihren nächt-        Seit 2006 Dozentin an der Universität
   lichen Ökosystemleistungen             Zürich, Institut für Evolutionsbiologie
   entwickelt hat und wegweisende         und Umweltwissenschaften
   Forschung über den Einfluss nächt-
   licher Beleuchtung etabliert hat.

                                  Theodor-Kocher-Preis    Dies academicus 2016   25
Haller-Medaille

     Die Medaille wird verliehen an

     Herrn Dr. Kaspar Wüthrich

     Laudatio:

     Kaspar Wüthrich,                          Geboren 1987 in Bern
                                               Studium der Volks- und Betriebswirt-
     in Anerkennung seiner hervor-             schaftslehre an der Wirtschafts- und
     ragenden wissenschaftlichen               Sozialwissenschaftlichen Fakultät der
     Leistungen in den Gebieten                Universität Bern
     Ökonometrie und der Politik-              2014–2015 Forschungsaufenthalt am
     evaluation, mit denen sich                Massachusetts Institute of Technology
     Dr. Kaspar Wüthrich schon in sehr         in Cambridge (USA), finanziert durch
     jungen Jahren als erfolgsverspre-         ein SNF Doc.Mobility Stipendium
     chender Wissenschaftler inter-            2015 Promotion (Dr.rer.oec.) im
     national etabliert hat.                   Bereich Ökonometrie und Politik-
                                               evaluation
                                               Seit September 2016 Assistenz-
                                               professor für Ökonometrie an der
                                               University of California in San Diego

26    Dies academicus 2016   Haller-Medaille
Dr. Lutz Zwillenberg-
Preis

 Der Preis geht ex aequo an

 Frau Dr. Nadine Ebert,                    Laudatio:
 Herrn Dr. Simon Imhof und
 Herrn Dr. Lukas Mager                     Nadine Ebert,

                                           die in ihrer PhD-Arbeit «Molecular
                                           mechanisms of morbillivirus cell
                                           entry» untersucht hat, wie Ober-
                                           flächenproteine von Morbilliviren
                                           funktionell zum Zelleintritt beitra-
                                           gen. Das Masern- und das Hunde-
                                           staupe-Virus (beides Morbilliviren)
                                           sind vielversprechende Vektoren
                                           für die Krebstherapie. Die neuen
                                           Erkenntnisse erlauben nun eine
                                           gezielte Beeinflussung des viralen
                                           Zelleintritts, was einen entschei-
                                           denden Schritt zur Verbesserung
                                           der biologischen Sicherheit dieser
                                           Vektoren darstellt.

                                           Geboren 1980 in Suhl, Deutschland
                                           2004–2010 Studium der Veterinärme-
                                           dizin, LMU München, Deutschland
                                           2010–2011 Doktorat der Veterinär-
                                           medizin, Universität Bern
                                           2011–2015 Dissertation (PhD) im
                                           Rahmen der Graduate School for Cellular
                                           and Biomedical Sciences am DCR-VPH,
                                           Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern
                                           Seit 2015 Postdoktorandin am Institut
                                           für Virologie und Immunologie (IVI),
                                           Universität Bern und Bundesamt für
                                           Lebensmittelsicherheit und Veterinär-
                                           wesen (BLV)

                              Dr. Lutz Zwillenberg-Preis   Dies academicus 2016   27
Laudatio:                                      Laudatio:

     Simon Imhof,                                   Lukas Mager,

     der in seiner Dissertation «The                der in seiner Dissertation «Molecu-
     Social Life of African Trypanoso-              lar Dissection of Inflammation-
     mes» Interaktionen zwischen                    induced Immunopathologies»
     einzelligen Parasiten untersucht               einen Entzündungsmechanismus
     hat. Dabei hat er einen bisher                 beschreibt, der sowohl Blut- wie
     unbekannten Weg der Kommuni-                   auch Darmkrebs vorantreibt. Dabei
     kation zwischen Zellen entdeckt.               spielt ein bestimmter Botenstoff,
     Weiter hat er gezeigt, dass die                das sogenannte Interleukin-33
     Fähigkeit zur koordinierten Grup-              (IL-33), eine wesentlich Rolle,
     penbewegung von Trypanosomen                   indem er Immun- und andere
     (Social Motility) korreliert mit ihrer         Zellen aktiviert. Dies führt zur Frei-
     Fähigkeit, den Wirt zu infizieren.             setzung verschiedener Faktoren,
     Diese Ergebnisse haben zu neuen                die das Tumorwachstum befördert.
     Einsichten in die Übertragung des              Somit stellt IL-33 ein potenzielles
     Erregers der Schlafkrankheit                   Zielmolekül für die Therapie dar.
     geführt.

     Geboren 1981 in Bern                           Geboren 1985 in Schärding, Österreich
     2006–2009 Bachelorstudium in                   2004–2010 Medizinstudium, Medizini-
     Biologie, Universität Bern                     sche Universität Wien, Österreich
     2009–2011 Masterstudium in Zell-               2010–2011 Wissenschaftlicher
     biologie, Universität Bern                     Mitarbeiter, Institut für Immunologie,
     2011–2015 Dissertation am Institut             Medizinische Universität Wien, Öster-
     für Zellbiologie, Universität Bern             reich
     Seit 2015 Postdoktorand am Depart-             2011–2015 MD-PhD-Studium, Institut
     ment of Microbiology, Immunology,              für Pathologie, Graduate School for
     and Molecular Genetics, UCLA, Los              Cellular and Biomedical Sciences,
     Angeles, USA                                   Universität Bern
                                                    Ab Okt. 2015 Postdoktorand, Institut
                                                    für Pathologie, Universität Bern

28    Dies academicus 2016    Dr. Lutz Zwillenberg-Preis
Barbara-Lischetti-Preis

 Der Preis geht ex aequo an

 Frau Dr. des. Fabienne Amlinger             Laudatio:
 Frau Dr. des. Nadine Amsler und
 Frau Dr. Tina Büchler                       Fabienne Amlinger,

                                             die in ihrer Dissertation «Im
                                             Vorzimmer der Macht? Die Frauen-
                                             organisationen der SPS, FDP und
                                             CVP (1971 bis 1995)» die Entwick-
                                             lung und die Bedeutung der Frauen-
                                             organisationen der Parteien in den
                                             25 Jahren nach der Einführung des
                                             Frauenstimmrechts nachzeichnet.
                                             Sie analysiert diesen zentralen
                                             Aspekt der Politikgeschichte unter
                                             dem Blickwinkel der Gender-
                                             Thematik. Die Dissertation trägt
                                             über das engere Thema hinaus zu
                                             einem allgemein vertieften
                                             Verständnis der politischen Partizi-
                                             pation von Frauen und der Bedeu-
                                             tung von Frauenorganisationen in
                                             der Politik bei. Entsprechend sind
                                             die Erkenntnisse für verschiedene
                                             Disziplinen von Relevanz.

                                             Geboren 1976 in Bern
                                             1997–2005 Studium der Geschichte,
                                             Sozialanthropologie und Soziologie an
                                             den Universitäten Bern und Basel
                                             2010–2015 Dissertation am Histori-
                                             schen Institut der Universität Bern
                                             Seit 2006 Wissenschaftliche Mitarbei-
                                             terin am Interdisziplinären Zentrum für
                                             Geschlechterforschung (IZFG) der
                                             Universität Bern

                                   Barbara-Lischetti-Preis   Dies academicus 2016   29
Laudatio:                                      Laudatio:

     Nadine Amsler,                                 Tina Büchler,

     die in ihrer Doktorarbeit «The Lord            die in ihrer humangeographischen
     of Heaven in the Inner Chambers:               Doktorarbeit «Claiming Home –
     Jesuits, Women, and Domestic Chris-            Migration Biographies and Every-
     tianity in China (ca. 1580–1690)»              day Lives of Queer Migrant Women
     Quellenmaterial in verschiedenen               in Switzerland» ein bisher wenig
     Sprachen und neue Forschungs-                  beachtetes, theoretisch wie empi-
     bereiche erschloss, indem sie mit              risch anspruchsvolles Forschungs-
     einem Gender-Approach die                      feld aufgreift. Versiert verknüpft sie
     komplexe Geschichte der jesuitischen           Ansätze der Geschlechter-, der
     China-Mission im 17. Jh. ausleuchtet.          Migrations- und der (Sozial-)Raum-
     Dabei kommen gleichermassen die                forschung mit Ansätzen der Queer
     Missionare wie auch die chinesischen           und Sexuality Studies. Die für ein
     Christinnen als Akteure und Akteu-             breites Spektrum sozialwissenschaft-
     rinnen mit ihren religiösen, kulturel-         licher Disziplinen relevanten Ergeb-
     len und geschlechtsspezifischen                nisse eröffnen neuartige Einblicke
     Hintergründen in den Blick. Die inno-          in transnationale Konfigurationen
     vative, originelle und sprachlich              von Sexualität und geben zugleich
     hervorragende Arbeit stellt einen              innovative Impulse für die kritische
     beachtlichen Beitrag zur Christen-             Analyse tradierter normativer
     tumsgeschichte wie auch zur China-             Sexualitätskonstruktionen.
     forschung dar und wird der histori-
     schen Geschlechterforschung neue
     Impulse geben.                                 Geboren 1972 in Bern
                                                    1992–2003 Studium der Geographie
     Geboren 1983 in Solothurn                      und der Englischen Sprache und Litera-
     2003–2009 Studium der Religions-               tur an der Universität Bern
     wissenschaft, der Geschichte und der           2005–2010 / 2013–2015 Dissertation
     chinesischen Sprache in Bern, Berlin,          in Sozialgeographie an den Universitä-
     Paris und Beijing                              ten Bern und Tucson (USA)
     2009–2015 Dissertation in Geschichte           Seit 2015 Wissenschaftliche Mitarbei-
     in Bern und Freiburg i. B.                     terin am Interdisziplinären Zentrum für
     Seit 2015 Assistentin am Historischen          Geschlechterforschung (IZFG) der
     Institut der Universität Bern                  Universität Bern

30    Dies academicus 2016    Barbara-Lischetti-Preis
Preis der Seniorenuniversität
für Alternsforschung

 Für das akademische Jahr 2015/2016         Laudatio
 werden folgende Preise verliehen:
                                            Ali Hashemi Gheinani,
 Preis für eine herausragende
 Dissertation ex aequo an                   In Anerkennung seiner PhD-Arbeit mit
 Herrn Dr. Ali Hashemi Gheinani             dem Titel «The Role of MicroRNAs in
 und Herrn Dr. theol. Simon                 Organ Remodeling in Lower Urinary
 Hofstetter                                 Tract», in der es ihm gelang, in der
                                            Grundlagenforschung zu akuten
 Preis für eine herausragende               Blasenproblemen insbesondere von
 Masterarbeit an                            älteren Menschen substantiell neue
 Frau Maria Mittner-Zindel                  Erkenntnisse zu erzielen. Unter
                                            Einsatz der neuesten zellbiologischen
                                            Technologien wie Sequenzierung,
                                            genetisches Engineering und von
                                            Bioinformatik entwickelte er eine
                                            neue Methode für die Früherkennung
                                            von Veränderungen der Blasenwand
                                            bei Patienten mit Krankheitssympto-
                                            men im unteren Urinaltrakt. Die
                                            Resultate dieser Arbeit können nicht
                                            zuletzt auch einer personalisierten
                                            Medizin dienlich sein. Sie fanden
                                            bereits Eingang in führende wissen-
                                            schaftliche Organe.

                                            Geboren 1980 in Iran
                                            2000–2004 BSc Studium in Biochemie,
                                            Zell- und Molekularbiologie an der
                                            Azad University Esfahan, Iran
                                            2008–2010 MSc Studium an der
                                            University von Boras, Schweden
                                            2011–2015 PhD Studium in Zellbiolo-
                                            gie an der Universität Bern
                                            Seit 2015 Postdoctoral Fellow im
                                            Department of Clinical Research der
                                            Universität Bern

                                  Alternsforschungspreis   Dies academicus 2016   31
Laudatio:                                    Laudatio:

     Simon Hofstetter,                            Maria Mittner-Zindel,

     In Anerkennung seiner innovativen            In Anerkennung ihrer kreativen
     Dissertation mit dem Titel «Das              Masterarbeit mit dem Titel «Part-
     Unsichtbare sichtbar machen –                nerschaftszufriedenheit bei lang-
     Pflegende Angehörige als Heraus-             jährig Verheirateten». Während
     forderung für den diakonischen               bisherige Partnerschaftsstudien
     Auftrag der Kirchen», in der er              den Fokus meist auf kritische Ereig-
     bekannte Fakten und Ergebnisse               nisse legten, geht es in dieser
     zum Themenfeld pflegende Ange-               Arbeit um die Frage, inwiefern
     hörige mit einem eigenen Ansatz              intra- und interpersonale Ressour-
     und einer neuen wissenschaftlichen           cen und partnerschaftsbezogene
     Perspektive der kirchlichen Diakonie         Faktoren zur Partnerschaftszufrie-
     fruchtbar erweitert. Die Arbeit wird         denheit beitragen. Auf der Basis
     der notwendigen interdisziplinären           einer theoretisch gut abgeleiteten
     Ausrichtung fundiert gerecht und             Auswahl von Variablen aus dem
     beleuchtet das Thema geschickt vor           Datenpool des NCCR Lives, deren
     dem Hintergrund sehr unterschiedli-          Methoden sicherer Verarbeitung
     cher fachlicher Dimensionen immer            und innovativen Interpretation der
     mit dem Ziel, die leitende theologi-         Resultate gelangt die Autorin zu
     sche Perspektive zu befruchten.              neuen, interessanten und die
     Theorie und praktische Anwendbar-            weitere Forschung stimulierenden
     keit werden dabei beispielhaft               Erkenntnissen.
     verknüpft.

     Geboren 1981                                 Geboren 1991
     2001–2007 Studium der evangelischen          2010–2015 Studium der Psychologie an
     Theologie an der Universität Bern            der Universität Bern
     2008 Ordination zum VDM                      2014 Psychologiepraktikum in der Klinik
     2009–2016 Doktorand                          St. Pirminsberg, Pfäfers
     Seit 2009 Wissenschaftlicher Mitarbei-       Seit 2016 Postgraduales Masterstudium
     ter an der Theologischen Fakultät und        für Psychotherapie an der Universität
     Beauftragter für Recht&Gesellschaft          Bern
     beim Schweizerischen Evangelischen           Seit 2016 Assistenzpsychologin Klinik
     Kirchenbund                                  Südhang Kirchlindach

32    Dies academicus 2016    Alternsforschungspreis
Sie können auch lesen