Verantwortung für die Zukunft - HAW Hamburg
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Verantwortung für die Zukunft. JAHRESBERICHT 2017 / 2018 KOMPETENZEN: Wie wir das Lehren verändern DIGITALISIERUNG: Wie wir digitalen Wandel gestalten FORSCHEN: Wie wir neue Biokraftstoffe entwickeln NEUBAUTEN: Wie wir einen attraktiven Campus schaffen HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE WISSENSCHAFTEN HAMBURG Hamburg University of Applied Sciences
2 EDITORIAL 3 Liebe Leserin, lieber Leser, nicht nur das Hamburgische Hochschulgesetz sieht vor, Wie die Beschäftigten den Wachstumsprozess bislang dass das Präsidium regelmäßig über Entwicklungen gemeistert haben, darauf bin ich besonders stolz. Mein der Hochschule berichtet. Es ist uns selbst ein Anliegen, Dank gilt daher den Mitgliedern dieser Hochschule Sie über Projekte und Pläne an der HAW Hamburg zu für ihr tägliches Engagement, das die wenigen Beiträge informieren – wegen der hohen gesellschaftlichen Rele- dieses Jahresberichts nur bruchstückhaft andeuten vanz, die den zahlreichen Beiträgen in Studium und können. Danken möchte ich auch dem ehemaligen ge- Lehre, in Forschung, Entwicklung und Transfer zukommt. schäftsführenden Präsidenten, Prof. Dr. Claus-Dieter So wollen wir Ihnen auf den folgenden Seiten des Jahres- Wacker. Ihm ist es hervorragend gelungen, eine vertrauens- berichts 2017/18 kompakte Einblicke in die Welt unseres volle Basis mit dem Hochschulsenat und den anderen Wirkens geben. Was treibt uns in der Gestaltung der Gremien in einer schwierigen Zeit der Hochschule wieder- Lehre an? Warum setzen wir einen Diversity-Audit-Prozess herzustellen. Dadurch konnte das neue Präsidium im auf? Was bezwecken wir mit unserer Digitalisierungs- Jahr 2017 seine Aufgaben ohne Verzögerungen angehen. strategie, aber auch: Wie und in welchem Umfang wird sich unser Campus baulich verändern? Und, um ein sehr Hinweisen möchte ich Sie an dieser Stelle schon einmal konkretes Beispiel angewandter Forschung zu nennen: auf das 50. Jubiläum unserer Hochschule, das wir im Wie kann Frittenfett in der Forschung als Dieselersatz kommenden Jahr würdig begehen, unter anderem im fungieren? Hamburger Rathaus und der Elbphilharmonie. So rufen wir im Wettbewerb „50 Ideen für die Zukunft“ dazu Auf diese und weitere Fragen finden Sie Antworten – auf, das Zukunftsthema „Mobilität“ neu zu denken zusammen mit Zahlen, die die Entwicklung der Hochschule und Lösungsvorschläge zu entwickeln – gesellschafts- abbilden. So waren im Wintersemester 2008/2009 orientiert, genau wie unsere Beiträge, beschrieben 11.985 Studierende an der HAW Hamburg eingeschrieben. auf den vorliegenden Seiten. Zehn Jahre später, im Wintersemester 2018/2019, waren es knapp 17.000 Studierende. Es ist dieses Wachstum, das Viel Spaß bei der Lektüre! die Hochschule in allen ihren Bereichen stark beschäftigt hat – und weiter beschäftigen wird. Ihr Prof. Dr. Micha Teuscher
4 PRÄSIDENT 5 „WIR TRAGEN EINE BESONDERE VERANTWORTUNG“ ob bei unserer Energieforschung, bei unseren Forschungen So wird eine Leitwährung geschaffen, die nicht nur Aus- QUALITÄT DER PERSÖNLICHEN Ziel der HAW Hamburg ist es, nachhaltige Lösungen für die zur Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs oder bei der durch uns wissenschaftlich vorangebrachten Frage AUSEINANDERSETZUNG wirkungen auf die Wahrnehmung hat, sondern auch auf die Förderung von Hochschulen unseres Typs. Davon gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln und dabei des Case Management im Gesundheits- oder Sozialsektor, wie Verwaltungsprozesse so gestaltet werden können, Unsere Studierenden profitieren davon, dass unsere müssen wir wegkommen. Auch, weil sich die Frage stellt, wie Innovationen vorangebracht werden, die für die das eigenständige Denken, Reflektieren und Handeln ihrer dass sich nicht ständig wechselnde Bearbeiterinnen und Bearbeiter mit Patienten oder Familien befassen. Das Professorinnen und Professoren 18 Stunden in der Woche lehren. Es stellt sich ein ganz anderes Verhältnis Gesellschaft von eminenter Bedeutung sind. Das ange- sprochene Fallmanagement im Gesundheits- und Studierenden zu ermöglichen. In acht Handlungsfeldern Handlungsfeld „Wissenschaftliche Weiterbildung“ fokussiert währenddessen auf flexible Bildungsformate auf aka- zwischen Lehrenden und Lernenden ein, wenn die Lehr- last höher ist als bei den Kolleginnen und Kollegen Sozialwesen und die Energiewende oder gesellschaftliche Mobilität sind dafür gute Beispiele. Wer will, dass wie beschreibt die Hochschule ihr gesellschaftlich relevantes demisch hohem und praxisbezogenem Niveau, für die Menschen in der Metropolregion Hamburg – um nur an Universitäten. Die kleineren Gruppen und die Art unser Lehr- und Lernformate sind für Bildungsauf- bei uns transferorientiert an solchen Themen geforscht wird, muss eine Struktur schaffen, in der es dafür auch Programm — das stärkerer wissenschaftspolitischer einige Handlungsfelder herauszugreifen, die nun gemein- sam mit den Hochschulgremien zu definieren sind. steigerinnen und -aufsteiger besser geeignet als ein uni- versitäres Studium. Als Hochschule für Angewandte entsprechende Fördergelder gibt. Berücksichtigung bedarf. Wissenschaften tragen wir also eine große Verantwortung für diese Zielgruppe. Die vielfältigere Studierendenschaft Klar ist: Wir wollen, dass die Präsenz, die persönliche Auseinandersetzung in der Lehrveranstaltung, eine von Präsident Prof. Dr. Micha Teuscher SELBSTWIRKSAMKEIT schaff t auch eine andere Nähe zu gesellschaftlichen eigene Qualität hat, die mit digitalen Formaten vernetzt Themen. Das wirkt sich wiederum positiv auf Forschungs- ist. Dazu werden wir immer wieder prüfen: Welche FÜR VIELFÄLTIGERE projekte aus: Menschen verschiedener Herkunft sind fachlichen, methodischen, persönlichen und sozialen STUDIERENDENSCHAFT nicht in erster Linie Objekte der Forschung, sondern Kompetenzen entwickeln unsere Studierenden? Und Subjekte eines vielfältigen Miteinanders. welche Unterstützung benötigen sie? Und wenn wir das Zudem setzen wir uns mit dem Thema einer sozial durch- richtig gut machen, dann nehmen wir alle mit und bieten lässigeren Gesellschaft intensiv akademisch auseinander. Wir wollen zukünftig in der Lage sein, das, was wir machen allen eine Chance. Die interessierten Menschen nicht Nach wie vor gibt es hier eine „gläserne Decke“: Die und können, noch besser zu machen. Dazu gehört aller- zurückzulassen, sondern ihnen das Gefühl zu geben, dass Frage der persönlichen beruflichen Entwicklung und der dings eine viel stärkere Berücksichtigung und Anerkennung sie dazugehören, indem wir sie nicht an ihren Schwächen damit zusammenhängenden Aufstiegsmöglichkeiten seitens der Wissenschaftspolitik und ihrer Fördertöpfe. messen, sondern sie auf akademisch höchstem Niveau ist immer noch stark durch den familiären Hintergrund Um dorthin zu kommen, sollten wir zunächst einmal ähnlich in ihren Stärken stark machen und so Selbstwirksamkeit und Bildungsstand der Eltern geprägt. Gleichzeitig stark wahrgenommen werden wie die Universitäten – fördern: Diesen Anspruch, dieses Ziel werden wir als zeichnet sich ab: Der Anteil von Bildungsaufsteigerinnen die die meisten meinen, wenn sie „Hochschulen“ sagen. HAW Hamburg auch weiterhin verfolgen. und Bildungsaufsteigern – junge Menschen, die erstmals in ihrer Familie eine akademische Bildung anstreben – ist an Fachhochschulen größer als an Universitäten. Wir erreichen eine weit breitere Klientel, mehr Erststudierende, mehr Migrantinnen und Migranten, mehr nicht- traditionelle Studierende, die aus dem Beruf ohne Abitur zu uns kommen. Bessere Lebenschancen für möglichst viele Menschen zu bieten, dieser Leitgedanke des Soziologen Ralf Dahrendorf Labor an der HAW Hamburg: „Menschen verschiedener formuliert eine gesellschaftliche Verant wortung, der wir Herkunft sind Subjekte eines vielfältigen Miteinanders.“ uns als Hochschule stellen. Denn die Digitalisierung wird die Welt sehr stark verändern. Mit ihrem Fortschreiten werden neue Tätigkeitsfelder geschaffen, aber es werden eben auch sehr viele Arbeitsplätze wegfallen, sowohl von besser als auch von geringer qualifizierten Menschen. Wir müssen also Qualifikationen für möglichst viele anbieten. Und das heißt: Wir wollen möglichst viele Men- Migration, Reichtum und Armut, Mobilität, Energie und Selbstwirksamkeit ist für uns alle in der Arbeitswelt Digitalisierung gehört zu insgesamt acht Handlungsfeldern, schen fördern und möglichst vielen zum Bildungsauf- Klimawandel: Die Themen unserer Zeit sind groß, die wichtig. Unsere Studierenden gelangen zu ihr, indem sie die im sogenannten Struktur- und Entwicklungsplan stieg verhelfen. Herausforderungen und Veränderungen enorm. Bei der Kompetenzen erwerben, die es ihnen später erlauben, (SEP) der Hochschule Ausdruck finden. Die ersten Grund- heutigen Generation der Schülerinnen und Schüler ist komplexe Aufgaben und Situationen kreativ zu lösen. Sie lagen für den künftigen SEP (Laufzeit: 2021 bis 2025) Alles andere ist eine große Verschwendung von Potenzial, das längst angekommen. Sie suchen sinnstiftende Berufs- lernen und forschen genau in den Themen der Gesellschaft. wurden im Berichtszeitraum dieser Publikation gelegt. die wir uns – abgesehen vom Schicksal der oder des ein- perspektiven, interessieren sich für vegane Lebensmittel Nach dem Studium übernehmen sie Verantwortung: Die vielfältigen Strukturen unserer Hochschule mit ihren zelnen – als Gesellschaft nicht leisten können und wollen. oder nachhaltige Mode und treten in der Bewegung in der öffentlichen Verwaltung, in Unternehmen und spezifischen Zielen und Aufgaben werden bis Ende 2020 Deutschland braucht jedes einzelne Talent. Davon hängen „Fridays for Future“ für mehr Klimaschutz ein. Organisationen, Krankenhäusern, in sozialen oder festgelegt. Neben Digitalisierung lauten die Handlungs- unser Wohlstand und unsere Zukunftsfähigkeit ab. pädagogischen Einrichtungen. felder „Studium und Lehre“, „Forschung, Entwicklung und Davon abgesehen birgt dieses Spannungsfeld ein großes Es gibt einen Begriff, der wesentlich beschreibt, was aka- Transfer“, „Wissenschaftliche Weiterbildung“, „Gender soziales Problem mit einer immensen Sprengkraft: Wenn demische Bildung vor dem Hintergrund dieser großen und Diversity“, „Internationalisierung“, „Personal, Prozesse, es uns nicht gelingt, entsprechende Bildungszugänge Themen und gesellschaftlichen Herausforderungen – auf HANDLUNGSFELDER: HOHE Infrastruktur“ und „Akteurin in Region und Gesellschaft“. zu schaffen, wenn es uns nicht gelingt, Selbstwirksamkeit qualitätsgesichert hohem Niveau – ermöglichen muss: GESELLSCHAFTLICHE RELEVANZ über die gesellschaftlichen Schichten hinweg erlebbar Selbstwirksamkeit. Es ist die Erfahrung, dass sich durch Gemeinsam ist allen Handlungsfeldern ihre hohe gesell- zu machen, dann lassen wir zu, dass immer mehr Men- das eigene Tun gemeinsam Dinge bewegen und verändern Dabei reicht das fachlich-technische Know-how im je- schaftliche Relevanz. So sind im Handlungsfeld „Digitalisie- schen zurückgelassen werden oder sich so fühlen. Auch lassen. Aus der erlebten Selbstwirksamkeit entsteht weiligen Kernfach künftig nicht mehr aus. Unsere Absol- rung“ die Anstrengungen darauf ausgerichtet, als zu uns kommen die meisten Studierenden über das Sinn und eine Kohärenz, die sich mit anderen Arbeitsbe- ventinnen und Absolventen müssen vorbereitet sein Expertenorganisation den digitalen Wandel gemeinsam Abitur oder mit einer beruflichen Ausbildung, die als reichen verbindet, die immer neue Bewegungen und auf dynamisch sich verändernde Qualitätsanforderungen. mit Partnern in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu Zugang gleichwertig anerkannt ist. Damit wir eine größere Antriebe schaff t. So müssen sie sich beispielsweise in der Anwendung gestalten. In „Studium und Lehre“ darauf, das eigenstän- Diversität erreichen und zum Beispiel auch noch mehr digitaler Technologien und Prozesse auskennen. Wir haben dige Denken, Reflektieren und Handeln der Absolven- Studierende mit Migrationshintergrund bei uns erfolgreich das erkannt und begegnen dieser Tatsache, indem wir tinnen und Absolventen zu ermöglichen. In „Forschung, studieren, bieten wir spezielle Tutorien an. Zudem gibt die Digitalisierung der Lehre intensivieren und die Durch- Entwicklung und Transfer“ auf Produkten und Dienst- es bei uns ein Vorbereitungsstudium für geflüchtete lässigkeit der Studiengänge fördern. leistungen, die zu einer nachhaltigen Gesellschaft führen – Studieninteressierte.
6 PRÄSIDENT 7 „Unverzichtbares Wechselspiel“ Warum Weiterbildung für die HAW Hamburg ein zentrales Zukunftsfeld ist und welche Hürden in den nächsten Monaten genommen werden müssen: Präsident Prof. Dr. Micha Teuscher im Interview Herr Teuscher, Sie haben sich die Weiterbildung als zentrales Handlungs- Warum? feld Ihrer Tätigkeit auf die Fahnen geschrieben. Warum? Damit fehlen in den Fakultäten Mittel und auch Anreize, systematisch Für Hochschulen wird es überlebenswichtig sein, sich stärker zu öffnen, Curricula und didaktische Konzepte für Weiterbildungsangebote zu durchlässiger zu werden für die Gesellschaft und mehr Menschen teil- entwickeln. Wir sind daher vor allem auf das nebenberufliche Engage- haben zu lassen an Wissenschaft. Wenn wir als Hochschule nicht relevant ment der Lehrenden angewiesen, um Weiterbildung zu etablieren. Aber sind für die Gesellschaft, sind wir nicht relevant. Bereits 2008 hat die auch hier ermöglicht der Gesetzgeber es den Lehrenden in erster Linie, European University Association gefordert, das Konzept des Lebenslangen sich bei privaten Anbietern, Wettbewerbern, zu engagieren. Für ein Lernens zum Leitgedanken der Hochschulentwicklung zu machen. Wirk- Engagement an der eigenen Hochschule müssen wir eigens komplexe lich umgesetzt worden ist von dieser Idee an deutschen Hochschulen Strukturen und Prozesse entwickeln. seither wenig. Wir können nur bestehen, wenn unser Wissen einen Nutzen für die Gesellschaft hat, wenn die Kompetenzen, die wir vermitteln, in Das sind viele Hindernisse, um einen gesetzlichen Auftrag zu erfüllen. der Praxis nachgefragt und angewandt werden. Deshalb wird die Ent wick- Wie wollen Sie diese aus dem Weg räumen? lung der wissenschaftsbasierten Weiterbildung neben Studium und Lehre sowie Forschung, Entwicklung und Transfer ein zentrales Hand- Wir haben gemeinsam mit den Hochschulgremien ein detailliertes lungsfeld unserer Hochschule. Maßnahmenpaket festgelegt, das wir in Zusammenarbeit mit den Fakultäten, Departments und der Hochschulverwaltung bis Ende 2019 Weshalb ist dieses Handlungsfeld so wichtig? systematisch abgearbeitet haben werden. Federführend ist das Projekt- team zum Ausbau der wissenschaftlichen Weiterbildung. Wir haben Wissenstransfer und Kompetenzentwicklung erfolgen nicht nur in der jetzt das Handlungsfeld der wissenschaftlichen Weiterbildung strategisch akademischen Erstausbildung junger Menschen, sondern zunehmend neu ausgerichtet und gründen im September 2019 den Campus Weiter- auch in der Weiterqualifizierung von erfahrenen Berufstätigen aller bildung als zentrale Betriebseinheit der Hochschule. So werden wir Altersgruppen. Für uns als Hochschule hat das sogar zwei positive Seiten: administrative Prozesse vereinfachen, konsistent bündeln sowie rechtlich Wir erweitern die Handlungskompetenzen der Menschen auf wissen- und qualitativ absichern. Den Departments und Fakultäten wird so or- schaftlichem Niveau und erhalten zugleich Impulse aus der Praxis ganisatorische Mehrarbeit und Finanzverantwortung abgenommen. Und zurück – ein unverzichtbares Wechselspiel, um Wissenschaft für die wir entwickeln ein auch wirtschaftlich tragfähiges Gesamtkonzept für Gesellschaft begreifbar und nutzbar zu machen. Weiterbildungsangebote der HAW Hamburg. 2018 haben wir bereits erhebliche Fortschritte gemacht, etwa durch eine neue Rahmenprüfungs- Nun ist Weiterbildung ein gesetzlicher Auftrag der Hochschulen, gewisser- ordnung für weiterbildende Zertifikatsstudien, den neuen Auftritt der maßen die dritte Säule neben Forschung und Lehre. Doch in der Wirk- Weiterbildung auf unserer Webseite und einheitliche Werbematerialien. lichkeit von Hochschulen, auch an unserer, ist diese Säule oft nur schwach ausgebaut. Woran liegt das? Was erwarten Sie von der Politik, um den Auftrag der Weiterbildung wirklich erfüllen zu können? Wir wissen seit vielen Jahren: Es reicht nicht aus, wissenschaftliche Weiterbildung als Kernaufgabe der Hochschulen festzuschreiben. Denn Der Hamburgische Gesetzgeber muss Weiterbildung im Hauptamt nicht gleichzeitig behindert der Gesetzgeber die Wahrnehmung dieser Kern- nur grundsätzlich, sondern tatsächlich ermöglichen, im Zweifel auch aufgabe durch teilweise widersprüchliche Regulierungen. Ich nenne im Nebenamt an der eigenen Hochschule. Wichtig dabei ist, dass ent- hier nur die Thematik von Kapazitätsengpässen in der grundfinanzierten sprechende Ressourcen bereitgestellt werden, damit die zusätzliche Lehre, die Anrechnung von Weiterbildung auf das Lehrdeputat sowie Lehrkapazität in der Weiterbildung nicht zu Lasten der grundfinanzierten das Nebentätigkeitsrecht. Auch die fehlende Grundfinanzierung der Lehre geht. Und: Wir brauchen privatrechtliche Spielräume, um in der Weiterbildung ist problematisch. Weiterbildung marktüblich agieren zu können, etwa durch die Gründung eines gemeinnützigen Vereins für Weiterbildung. Interview: Mark Hübner-Weinhold
8 VIZEPRÄSIDENTIN FÜR STUDIUM UND LEHRE 9 SOWIE GLEICHSTELLUNG Das Lernergebnis als Kompass für die Gestaltung der Lehre und der Prüfung: Workshop mit Lehrenden der HAW Hamburg, geleitet von Oliver Reis. GUT GERÜSTET FÜR DIE HERAUSFORDERUNGEN DER ARBEITSWELT Studierende sollten heute nicht mehr nur Fakten lernen, sondern auch, wie sie mit neuartigen und komplexen Situationen kreativ umgehen. In diesem Sinne unterstützt die HAW Hamburg ihre Lehrenden systematisch dabei, den Weg zu einer studierendenzentrierten Form der Lehre zu wagen — die „Kompetenzen“ mit auf den Weg gibt. Wer später im Beruf kreativ Lösungen erarbeitet, sollte nennen das Learning Outcome, das Lernergebnis. Das Lehrveranstaltung erscheinen. Alle üben gemeinsam für wissen, wie man Herausforderungen und Probleme Learning Outcome ist eine Art Kompass für die Gestaltung die Prüfung, in der dann der finale große Fall gelöst werden angeht. „Fakten lernen gehört sicher auch dazu“, sagt der Lehre und der Prüfung. Auch die Studierenden wissen muss. Petra Naujoks: „Das verändert auch die Bewertung. Sabine Rasch, Referentin für Curriculum-Entwicklung an genau, was von ihnen erwartet wird.“ Damit werde ins- Man kann sehr genau erkennen, wer das Thema wirklich der HAW Hamburg. „Vor allem aber wird heute erwartet, besondere auch die Prüfungskultur geändert, sagt Oliver durchdrungen hat und kann entsprechend differenzierter dass Hochschulabsolventinnen und -absolventen in Reis. „Eine Prüfung fragt nicht mehr nur einzelne Fakten benoten.“ der Lage sind, mit ihrem akademischen Wissen in kom- ab, sondern verlangt, dass die Studierenden, wie später im plexen und neuartigen beruflichen Situationen kreativ richtigen Leben, anspruchsvolle Fragen lösen. Das Lern- umzugehen, in ihren späteren Berufsfeldern mit anderen ziel verändert die Art zu prüfen. Und damit verändert sich LEHRENDE BERATEN EINANDER zusammenzuarbeiten und innovative Ideen sowie auch die Lehre.“ Lösungen entwickeln zu können. Wir nennen das akade- Doch um die Kompetenzorientierung umzusetzen, mische Kompetenz.“ Das erscheint überzeugend, doch Dass das funktioniert, zeigt sich inzwischen in vielen brauchte es mehr als den Start-Workshop 2014. „Wir haben für die deutschen Hochschulen bedeutet die Entwicklung, Lehr veranstaltungen an der HAW Hamburg – etwa in der außerdem Lehrende zu Multiplikatorinnen und Multipli- die klassische Lehre von der Vorlesung bis zur Prüfung Fakultät Life Sciences in der Lehrveranstaltung von katoren ausgebildet, die jetzt andere dabei beraten, ihre umzukrempeln. Prof. Dr. Petra Naujoks. Sie ist Betriebswirtin und lehrt Lehrveranstaltungen neu zu gestalten“, erläutert Sabine Lehrsituationen an der HAW Hamburg: im Studiengang Ökotrophologie unter anderem das Rasch. Auch Petra Naujoks und ihre Kollegin Prof. Dr. Eva „Absolventinnen und Absolventen in die Lage Modul „Kostenrechnung und Controlling“. Hier lernen die Wilk, Professorin für Tontechnik / Elektroakustik in der bringen, mit neuartigen beruflichen Situationen kreativ umzugehen.“ VOM LERNZIEL AUS DENKEN Studierenden zum Beispiel, wie sie mithilfe der Kosten- Fakultät Design, Medien und Information haben sich zu rechnung ermitteln können, inwieweit eine betriebswirt- Multiplikatorinnen weitergebildet. „Das ist eine Ausbildung An der HAW Hamburg ist das gelungen. Seit dem Jahr schaftliche Entscheidung den Gewinn eines Unternehmens mit Zertifikat, bei der wir selbst eine Prüfungsleistung 2014 erhalten die Lehrenden hier umfassende Hilfe, verändert – zum Beispiel bei der Frage, ob ein Bäcker ablegen mussten. Die bestand darin, jeweils eine unserer um ihr klassisches Lehrkonzept umzubauen. Federführend sein Sauerteigbrot unter dem üblichen Abnahmepreis ver- Lehrveranstaltungen nach dem Learning Outcome aus- ist die Arbeitsstelle Studium und Didaktik, eine Stabs- kaufen soll, wenn ein Partyveranstalter 5.000 Laibe ordert, zurichten“, sagt Eva Wilk. „Eine gute Sache, denn weil wir stelle der Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie für diese aber nur die Hälfte zahlen will. „Früher habe das Konzept selbst ausprobiert haben, können wir unsere Gleichstellung, Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals. ich die Vorlesung inhaltlich gegliedert und in der Prüfung Kolleginnen und Kollegen sehr viel besser beraten.“ Das Prinzip ist einfach und folgt der Frage: „Welche die verschiedenen Inhalte einfach wieder abgefragt“, Lernziele habe ich als Lehrende: Was sollen die Studie- sagt Petra Naujoks. „Das war unbefriedigend. Denn viele Für Oliver Reis ist das, was die HAW Hamburg in Sachen renden können, wenn sie meine Lehrveranstaltung Studierende beantworteten zwar alle Fragen richtig und Kompetenzorientierung erreicht hat, bemerkenswert. besucht haben?“ bekamen eine 1, aber bei manchen war mir klar, dass „Viele Hochschulen befassen sich mit dem Thema. Doch sie es trotzdem nicht wirklich verstanden hatten.“ hier hat es sich durch die vielen Workshops, die bis heute „Wir sind 2014 mit einem Workshop gestartet, der von Prof. veranstaltet werden, und das Multiplikatorenkonzept Dr. Oliver Reis geleitet wurde. Er ist Professor an der Mit dem neuen Konzept stellte sie die Lehre auf den verstetigt. Es hat seinen festen Platz in der Organisation Universität Paderborn und hochschuldidaktischer Experte“, Kopf. Statt nur Fakten zu vermitteln, verlangt sie von den gefunden. Das haben nur ganz wenige Hochschulen erzählt Sabine Rasch. „Es ging darum, ein Konzept der Studierenden jetzt, während der Lehrveranstaltungen geschaff t.“ Kompetenzorientierung kennenzulernen, bei dem die Fälle wie die von den Sauerteigbroten zu lösen. Das Lehrveranstaltung vom Ende her gedacht wird. Wir führt auch dazu, dass heute fast alle Studierenden in ihrer Text: Tim Schröder
10 VIZEPRÄSIDENTIN FÜR STUDIUM UND LEHRE SOWIE GLEICHSTELLUNG 11 NACHRICHTEN: CHANCEN ERMÖGLICHEN, Orientierung für Chancengerechtigkeit, Antidiskriminierung und Wertschätzung wirken. Um sicherzustellen, dass HAMBURG OPEN die Zukunftsvision von allen Hochschulangehörigen ver- ONLINE UNIVERSITY WERTSCHÄTZUNG LEBEN standen und getragen wird, findet ein breiter Diskussions- prozess an der Hochschule statt. Anna Zapanta und Die Hamburg Open Online University, kurz HOOU, Isabel Collien organisieren beispielsweise zusammen mit will der interessierten Öffentlichkeit innovative, offene der Arbeitsstelle Migration einen Workshop für geflüchtete Lernszenarien auf akademischem Niveau digital zur Studierende zur Diversity-Vision. „Wir wollen heraus- Verfügung stellen. Zugleich ergänzt sie die akademische finden, ob Studierende aus anderen kulturellen Kontexten Präsenzlehre. Ob Konzeption, Didaktik oder Produktion überhaupt etwas mit Begriffen wie Bildungsgerechtigkeit von offenen Lehr- und Lernmaterialien – das HOOU-Team anfangen können. Wenn nicht, müssen wir den bisherigen unterstützt seit 2015 Lernprojekte, besonders bei der Im Frühjahr 2018 hat die HAW Hamburg einen Visionsentwurf anpassen“, sagt Anna Zapanta. Umsetzung ihrer interdisziplinären, hochschulübergrei- fenden Ideen. Ein Programm zur digitalen Qualifizierung Audit-Prozess zum Thema „Diversity“ gestartet. Darüber hinaus sollen Lehrende stärker für Diversity- wurde zusätzlich etabliert. Dieses besteht aus Workshops, Themen interessiert werden. Dazu wird unter anderem offener Werkstatt und Netzwerktreffen. Das Ziel: Eine Umgebung schaffen, in der sich alle eine Checkliste entwickelt. Sie beinhaltet Tipps, wie HOOU.DE Lehrende Themen wie Migration oder Gender in technische bestmöglich entfalten können, unabhängig und naturwissenschaftliche Fächer integrieren können oder wie sie Ausgrenzungsprozessen im Seminarraum ent- „Qualität der Lehre kontinuierlich DUAL STUDIEREN davon, welche Ressourcen sie mitbringen oder gegenwirken. Denn: „Es kommt auch an einer Hoch- schule vor, dass Studierende oder Mitarbeitende von weiterentwickeln“ Qualitätsgesicherte duale Studienprogramme auf Basis woher sie stammen. anderen ausgegrenzt oder beleidigt werden – insofern ist der Empfehlungen des Wissenschaftsrates von 2013 die Hochschule ein Mikrokosmos, der die Stimmung zu entwickeln, ist eine strategische Aufgabe der HAW der ganzen Gesellschaft abbildet“, sagt Isabel Collien. Vizepräsidentin Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals Hamburg. In Ergänzung zu ihren grundständigen Studien- angeboten hat die Hochschule Eckpunkte möglicher Lange Zeit richteten sich Hochschulen nach einem klas- Die HAW Hamburg hat sich deshalb entschlossen, das Selbstverständlich hat sich die HAW Hamburg bereits vor über die Systemakkreditierung der Hochschule und dualer Optionen eines HAW-Modells in mehreren Work- sischen Studierenden-Typus aus: dem jungen Menschen, Thema Diversität (engl. Diversity) umfassend anzugehen. dem Audit mit Diversity-Aspekten auseinandergesetzt. das „HAW-Modell“ shops und Arbeitsgruppen erarbeitet. Kreative Lösungen der sich 40 Stunden in der Woche ausschließlich seinem Dazu nimmt die Hochschule über zwei Jahre am Diversity Aufgabe des aktuellen Organisationsentwicklungsprozesses zur Verzahnung von Theorie und Praxis sind ebenso Studium widmet und perfekt deutsch spricht. Doch Audit des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft zu Diversity ist es, die jeweiligen Diversity-Bereiche als Gegenstand der Diskussion wie Potentiale dualer Master- die Realität in den Seminarräumen ist vielfältiger: An Hoch- teil. Das Diversity Audit startete im Frühjahr 2018 mit Gesamtsystem zu denken. So gibt es an der Hochschule studiengänge. Der Start eines dualen Bachelorstudien- schulen studieren heute viele Menschen mit Migrations- mehreren Workshops und Gesprächsforen, auf denen verschiedene Anlaufstellen, die sich um einzelne Diversity- Seit Mai 2018 ist die HAW Hamburg „systemakkreditiert“ – und darf das gangs „Hebammenwissenschaften“ ist bereits zum Winter- hintergrund. Mehr als die Hälfte der Studierenden arbeitet Mitarbeitende und Studierende eine Fülle an Diversity- Aspekte kümmern – etwa die Beauftragten für Inklusion off zielle Gütesiegel des Akkreditierungsrates tragen. Was bedeutet das? semester 2020/2021 geplant und könnte in Kooperation neben dem Studium. Jeder Zehnte hat eine gesundheit- Themen diskutierten und Arbeitsgemeinschaften anregten. oder Gleichstellung. „Die Kolleginnen und Kollegen leisten mit dem UKE stattfinden. liche Beeinträchtigung, die sich auf das Studium auswirkt. „Uns als Hochschule ist es wichtig, möglichst viele großartige Arbeit, aber die Bereiche sind strukturell Dass wir nun alle Studiengänge selbst intern akkreditieren dürfen, Manche Studierende haben Kinder oder pflegen Ange- Perspektiven in den Prozess einzubeziehen“, erläutert zu wenig vernetzt“, so Isabel Collien. „Eine Folge davon ist, und zwar ohne wie bisher eine externe Agentur einbinden zu müssen. hörige. Und für andere ist Deutsch nicht Mutter-, sondern Isabel Collien, die an der HAW Hamburg die Projekt- dass es für Ratsuchende kein Leitsystem für Unterstüt- Damit haben wir als Hochschule eine hohe Autonomie erlangt. Fremdsprache. Diese Vielfalt – die Diversität – zu berück- leitung des Diversity-Audits innehat. zungsangebote an der Hochschule gibt. Daher werden wir Die Prozesse, die zu neuen Studiengängen führen oder deren Weiter- VDMA-PREIS „BESTES sichtigen, um allen Studierenden ein erfolgreiches Studium eine Beratungslandkarte entwickeln.“ entwicklung beschreiben, haben wir selbst definiert – ein wichtiger MASCHINENHAUS 2017“ in einer lebenswerten Umgebung zu ermöglichen, ist Anna Zapanta kennt die Bedarfe ausländischer und Schritt in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, um den es eine anspruchsvolle Aufgabe. geflüchteter Studierender sowie von Studierenden Die Ideen und Aufgaben, die aus dem Diversity Audit- uns als „lernende Organisation“ geht. In Hamburg steht das beste deutsche „Maschinenhaus“ mit Migrationshintergrund gut. Als AStA-Referentin für Prozess erwachsen, sind genauso vielfältig wie die 2017: Das Department Informations- und Elektrotechnik Internationales bringt sie deren Anliegen in den Diversity Studierenden und die Mitarbeitenden der Hochschule. Die Akkreditierung ist ohne Auflagen verliehen worden. Bundesweit der HAW Hamburg hat für dieses Jahr den Hochschulpreis Audit-Prozess ein. „Im Moment brauchen ausländische Alle Menschen an der HAW Hamburg bei diesem Prozess ist das nur wenigen Hochschulen gelungen. Mit welchen Maßnahmen im des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Studierende noch uns oder das International Office der mitzunehmen, ist eine große Herausforderung. „Aber Qualitätsmanagement haben Sie den Akkreditierungsrat überzeugt? (VDMA) gewonnen – für sein Lehrkonzept zum Bachelor- HAW Hamburg als Anlauf stelle und Sprachrohr. Lang- die guten Erfahrungen aus den ersten Workshops Studiengang „Regenerative Energiesysteme und Energie- fristig sollten sie sich selbst über autonome Gremien stimmen mich zuversichtlich, dass wir künftig alle Hoch- Mit unserem zyklisch angelegten Qualitätsentwicklungsprozess, den management – Elektro- und Informationstechnik“. Das vertreten können“, erläutert Anna Zapanta. schulangehörigen mit ihren Wünschen und Perspektiven wir „HAW-Modell“ nennen. Bei der Erstakkreditierung von neuen Studien- Gewinner-Konzept bietet seinen Studierenden nicht nur unterstützen können“, sagt Isabel Collien. „Und mit gängen gibt es beispielsweise den „Konzeptdialog“. Hier wird intensiv die üblichen Grundlagenvorlesungen in Physik oder Elektro- Die Teilnehmenden der Diversity Audit-Workshops waren den neuen Arbeitsgemeinschaften zum Thema Diversity die fachliche Ausrichtung diskutiert. Bestehende Studiengänge wiederum technik an. Vielmehr ist die Praxis von Beginn an durch sich einig darüber, dass die HAW Hamburg zunächst wird dieser Prozess in nächster Zeit sehr konkrete durchlaufen regelhaft den Monitoring-Prozess mit „Qualitätszirkeln“. Schwerpunktthemen wie Photovoltaik oder Windkraft ver- eine Diversity-Vision benötigt. Die Vision soll als ideale Formen annehmen.“ Das ist ein jährlicher Diskurs auf Departmentsebene, alle Statusgruppen treten. Die Veranstaltungen sind nach dem Konzept der sind beteiligt. Hier formulieren wir Maßnahmen zur Weiterentwicklung fächerintegrierend-themenorientierten Lehre miteinander Text: Tim Schröder der Studiengänge und planen deren Umsetzung. Alle drei Jahre kommen verzahnt: In Grundlagenvorlesungen eignen sich die externe Beraterinnen und Berater hinzu, aus der Berufspraxis und Studierenden die nötigen Kompetenzen an, um Praxis- aus anderen Hochschulen, auch Studierende. Anknüpfend daran findet aufgaben zu lösen. das Qualitätsmanagement-Gespräch (QMG) statt, in dem der Entwick- lungsstand und die vorgesehenen Maßnahmen mit dem Präsidium (Studentisches) Vollzeit-/ besprochen werden. Arbeitsverhältnis Teilzeitstudium Das klingt nach einer komplexen Abfolge von Verfahrensschritten … … ja, es geht um die Qualitätsentwicklung der Lehre, ihre kontinuierliche Religion / Sozioökonomische Verbesserung. Da müssen wir sehr gut abgestimmt sein und die Maßnah- Weltanschauung Lebensbedingungen men gemeinsam ergreifen. Psychische & Bachelor / Studien- Wie geht es im HAW-Modell weiter? körperliche Master phase Beeinträchtigung Mit der internen Akkreditierung. Die spricht das Präsidium nach dem QMG aus, wenn rechtliche und formale Vorgaben eingehalten sind und Alter Geschlecht eine nachvollziehbare Maßnahmenplanung verabschiedet wurde. Eine Projektleiterin Isabel Collien: Akkreditierung mit Auflagen kann erfolgen, wenn die Maßnahmenplanung Habitus / Nationa- „Die Hochschule ist ein Mikro- Persönlichkeit oder rechtliche und formale Vorgaben zur Erreichung der Mindeststan- kosmos, der die Stimmung Auftreten lität Sexuelle dards nicht ausreichend erfüllt sind. Darüber hinaus beschreibt der ganzen Gesellschaft abbildet.“ Soziale Orientier- das HAW-Modell zwei Eskalationsstufen, sollte es zu einem Konflikt über Herkunft ung eine Akkreditierungsentscheidung kommen. Hautfarbe / Fakultät / Das Gütesiegel gilt bis Oktober 2024. Wann bereitet sich die Studien- Ethische Herkunft Depart- Hochschule auf die Reakkreditierung vor? gang ment Diversity-Dimensionen für Im Reakkreditierungsverfahren wird überprüft: Hält die Hochschule die Hochschulen: Es sind spezifische Fürsorge- Hochschulzugangs- Standards ein, gewährleistet sie ihre selbst gesetzten Ziele? Schon jetzt Ressourcen, Erfahrungen und aufgaben berechtigung Fähigkeiten, die Studierende und evaluieren wir das HAW-Modell, leiten Verbesserungsmaßnahmen ab und Lehrende mitbringen. setzen sie um. Qualitätsentwicklung von Studium und Lehre, das ist bei uns ein kontinuierlicher Prozess. Abbildung in Anlehnung an De Ridder/Jorzik (2012): Vielfalt Hochschul-/ Weiterbildungs- gestalten. Edition Stifterverband: Fachsemester studium Interview: Matthias Echterhagen Essen: S.15.
12 VIZEPRÄSIDENT FÜR FORSCHUNG, 13 TRANSFER UND INTERNATIONALES WEG FREI FÜR „Innovationen schnell auf den Markt bringen“ DIE FORSCHUNG Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Thomas Netzel über das angestrebte Promotionsrecht und eine zunehmend internationale Forschung Weitgehend frei von administrativem Ballast forschen: Das ermöglicht die Stabsstelle Forschung und Transfer den Forschenden der HAW Hamburg. Sie bietet Orientierung im Dschungel der Förder- möglichkeiten und einen umfassenden Service bei Herr Netzel, die Stabsstelle Forschung und Transfer ist in den letzten Forschungsanträgen. Und nicht zuletzt trägt Jahren enorm gewachsen. Woran liegt das? die Stabsstelle wissenschaftliche Leistungen der Durch erfolgreich eingeworbene Drittmittel haben wir die Chance erhalten, diesen Bereich strategisch weiterzuent wickeln. Zum Beispiel Hochschule nach außen, durch Messen oder können wir uns durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „BROADWAY“ noch stärker auf europaweite Kooperationen. die Vernetzung mit internationalen Partnern konzentrieren. Zudem bieten wir damit unseren Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern einen erweiterten Antragssupport im europäischen Kontext. Stellt die Arbeit der Ein weiteres Beispiel ist das ebenfalls vom BMBF geförderte Großprojekt Forschenden vor: „FH Impuls“ im Bereich Transfer und Verwertung. Hier soll durch eine Innovationsmanagerin Annette Preikschat. engere Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Unternehmen die Innovationskraft gestärkt werden, so dass Innovationen effizienter und schneller auf den Markt gebracht werden können. Last but not least bewegen wir viel im Rahmen des Programms „Hamburg Open Science (HOS)“, dessen Ziel es ist, Ergebnisse öffentlich finanzierter Forschung frei und digital zugänglich zu machen. Hier sind wir insbesondere im Bereich Als Prof. Dr. Rüdiger Weißbach endgültig beschlossen Neben diesen Services gibt es in der Stabsstelle noch Doch der Kern der Arbeit der Stabsstelle bleibt die Unter- der Implementierung eines Forschungsinformationssystems (FIS) aktiv. hatte, dass er für das Projekt „RIGHT“ an einer Ausschrei- viele weitere Facetten der Forschungsförderung – zum stützung nach innen. Etwa auch, wenn es um Hilfe bei bung der Europäischen Union teilnehmen wollte, musste Beispiel, indem relevante Forschungsergebnisse nach Promotionsvorhaben geht. Als Hochschule für Angewandte Nach wie vor hat die HAW Hamburg auch das Ziel, das Promotionsrecht es schnell gehen. Der Stichtag für die Bewerbung stand außen getragen werden. Das ist die Aufgabe von Annette Wissenschaften hat die HAW Hamburg noch kein Promo- zu erlangen. Was wird dafür getan? unmittelbar bevor. „Mir war klar, dass ich mich allein in der Preikschat, der Innovationsmanagerin in der Stabsstelle: tionsrecht. „Sehr wohl aber gibt es hier viele Promovierende, kurzen Zeit unmöglich durch die Antragsformulare und „Wir arbeiten seit zwei Jahren intensiv an der Vermarktung die ihre Dissertation in Kooperation mit einer Universität Wir haben ein Promotionszentrum geschaffen, in dem alle Fäden für die administrative Fachsprache hätte arbeiten können“, von Know-how. Etwa indem wir verstärkt auf die Leit- erarbeiten. Das Promotionszentrum der Hochschule, die Weiterent wicklung der Promotionsmöglichkeiten an unserer Hoch- sagt der Wirtschaftsinformatiker und Prodekan der Fakultät messen wie die Hannover Messe oder die Wind Energy das ebenfalls in der Stabsstelle angesiedelt ist, bietet schule zusammenlaufen. Diese Bestrebungen stehen auf mehreren Wirtschaft und Soziales an der HAW Hamburg. „Ich hatte gehen. Auch stellen wir die Arbeit unserer Forschenden hierfür unter anderem ein umfassendes Workshop- Säulen. Wir haben Promotionskooperationen mit nationalen sowie inter- schon in der Vorphase Kontakt zur Stabsstelle Forschung auf Veranstaltungen der Handelskammer und bei anderen Programm, sowohl für die Promovierenden als auch für nationalen Partnern, wie der Technischen Universität Hamburg (TUHH), und Transfer aufgenommen, dann wurde es aber in der Gelegenheiten wie bei der Transferwerkstatt des vom die Betreuenden“, sagt Dr. Christoph Porschke. der University of the West of Scotland (UWS) sowie der Universitat Endphase sehr eilig. Die Kollegen waren großartig und BMBF geförderten Programms FH-Impuls oder beim Inno- Politècnica de València (UPV). Außerdem haben wir in der AG Promotion haben für mich quasi in letzter Minute den Antrag formal vation Summit der Hansestadt Hamburg vor.“ Text: Tim Schröder des Hochschulsenats konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung korrekt fertig gemacht.“ Mit Erfolg: In den kommenden der Promotionsbestrebungen unserer Hochschule erarbeitet. Dies ist drei Jahren wird Rüdiger Weißbach zusammen mit Exper- Zum Draht nach außen gehört es auch, Kontakt zu eine gute Basis für die nächsten Schritte zur Erlangung des Promo- tinnen und Experten von zehn europäischen Partnern Kolleginnen und Kollegen von anderen Hochschulen zu tionsrechts in forschungsstarken Fachrichtungen. im Projekt „Right skills for the Right future“ (RIGHT) erfor- knüpfen, um eigene Ideen zu verfolgen und in Koope- schen, wie man die Menschen in der Nordseeregion für rationsprojekten weiterzuentwickeln. Daher ist die Hoch- Sie sind auch für den Bereich Internationales zuständig. Was tut sich den Arbeitsmarkt der Zukunft fit machen kann. Er selbst schule seit einiger Zeit Mitglied des europäischen hier gerade und gibt es Schnittmengen zwischen den Themen Forschung, wird in RIGHT den Schwerpunkt Digitalisierung leiten. Hochschulnetzwerks CARPE, einem Konsortium, an Transfer und Internationales? dem neben der HAW Hamburg vier weitere Hochschulen Nicht immer ist es in der Stabsstelle Forschung und aus verschiedenen EU-Ländern beteiligt sind. Das Netz- In einem breiten Beteiligungsprozess haben wir eine Internationali- Transfer so brandeilig wie in diesem Fall. Das Beispiel zeigt werk veranstaltet regelmäßig Konferenzen, zu denen sierungsstrategie für die Hochschule erarbeitet, die hauptsächlich auf aber, was die Stabsstelle täglich leistet – als Vermittlerin die Lehrenden und Forschenden der Hochschulen einge- vier Handlungsfeldern basiert: Internationalisierung von Studium zwischen der Forschung und der Verwaltung der HAW laden sind, um sich unter anderem zu Ideen und Er- und Lehre; Stärkung der Auslandsmobilität und der internationalen Hamburg. Wann immer sich die Forschenden um Drittmittel fahrungen auszutauschen und gemeinsame Projekte Studierenden; Internationalisierung der Forschung sowie Bildung Stabsstellenleiter Christoph bewerben oder Anträge für Förderprojekte stellen wollen, zu initiieren bzw. weiterzuentwickeln. regionaler Schwerpunkte. Die Bereiche Forschung und Transfer sowie Porschke: „Unsere Forscherinnen können sie auf Unterstützung zählen. „Wir übernehmen Internationales ergänzen sich dabei sehr gut und es gibt etliche und Forscher sollen sich auf die inhaltliche Beschreibung ihres alles, was zu einem Antrag gehört – die Bearbeitung von Kommunikation nach außen in jeder Form ist ein Anliegen Synergien. So wollen wir Forschungsfördermittel zukünftig verstärkt Antrags konzentrieren können.“ Formularen, die Kostenrechnung, die Kalkulation des der Stabsstelle. Das deckt sich mit dem großen Ziel, den auf EU-Ebene beantragen und brauchen dafür die Zusammenarbeit Material- und Personalaufwands – damit sich die Forschen- Schritt aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft in die in internationalen Netzwerken wie CARPE, das ein gutes Beispiel den ganz auf die inhaltliche Beschreibung ihres Antrags Gesellschaft zu gehen. Dazu gehört auch der Kulturwandel des Austausches nicht nur von Forschenden, sondern auch Lehrenden oder des geplanten Projektes konzentrieren können“, sagt hin zu mehr Transparenz in der Wissenschaft. In Hamburg ist. Dass wir in allen Bereichen vieles initiieren und auf den Weg bringen der Leiter der Stabsstelle, Dr. Christoph Porschke. „Wir ist dies inzwischen Programm. So hat die Stadt Hamburg können, ist nicht zuletzt die Leistung aller Mitarbeiterinnen und Mit- kennen die Antragsverfahren in Deutschland und zuneh- zusammen mit den Hochschulen entschieden, unter arbeiter unseres Teams, die sich einerseits auf ihre Kernkompetenzen mend auch Europa ziemlich gut; und auf der anderen dem Namen „Hamburg Open Science“ eine netzbasierte konzentrieren, andererseits an Schnittstellen zusammenarbeiten. Seite die Vorgaben, die die Buchhaltung der Hochschule Plattform zu schaffen, die wissenschaftliche Publikationen, macht – insofern können wir umfassend mit Rat und Forschungsdaten und Informationen zu Forschungs- Interview: Ina Nachtweh Tat zur Seite stehen.“ projekten im Sinne von Open Access zur Verfügung stellt. Auf diese Weise sollen die Quellen und Ergebnisse öffent- lich finanzierter Forschung frei zugänglich gemacht werden. „Die HAW Hamburg übernimmt im Projekt ,Hamburg Open Science’ eine wichtige Koordinierungs- funktion“, berichtet Dr. Christoph Porschke.
14 VIZEPRÄSIDENT FÜR FORSCHUNG, TRANSFER UND INTERNATIONALES 15 VOM FRITTENFETT ZUR POWER Die beiden Verfahrenstechniker Anika Sievers und Thomas Willner entwickeln neue Technologien für die Produktion von alternativem Diesel aus nachwachsenden Rohstoffen und Abfällen. An der Fakultät Life Sciences der HAW Hamburg experimentieren sie unter anderem Verfahrenstechniker Thomas Willner (rechts): mit Altfett und Altölen. „Wir haben die Chance, unser bestehendes Verfahren auf den Maßstab einer Pilotanlage hoch zu skalieren, um das Bioöl für die Marktreife vorzubereiten.“ POMMES ESSEN FÜR Damit liefert dieses Verfahren eine neue Biokraftstoffge- Seine Kollegin Anika Sievers sieht aktuell noch technische DEN ROHSTOFF neration, die voll kompatibel mit konventionellem Benzin, Herausforderungen, denn im Jahr 2050 soll der Strom Diesel oder Kerosin ist. Der Biokraftstoff ist zudem in Deutschland gemäß dem Ziel der Bundesregierung zu Noch vor wenigen Jahren glaubte man, Benzin und Diesel deutlich besser als jene der ersten Generation, wie etwa 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Doch statt aus fossilen Rohstoffen in großen Mengen aus Biodiesel aus Pflanzenölen oder Bioethanol aus Zucker das Angebot an Sonnen- und Windenergie schwankt. Pflanzenöl herstellen zu können. Doch schnell wurde klar, oder Stärke. Das Besondere: Der Wasserstoff für die Und damit könnte auch das Stromangebot für den Betrieb dass der Anbau von Energiepflanzen stark mit der Pro- Hydrierung des Destillats stammt ebenfalls von der HAW von Elektrolyse-Anlagen zur Wasserstoffproduktion duktion von Nahrungsmitteln konkurriert. Zudem wandelt Hamburg. Er wird am Energie-Campus des Competence schwanken. „Eine unserer Herausforderungen ist es nun, sich das Ackerland durch die großflächige Kultivierung Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz wie wir es schaffen, dass der Elektrolyseur vom Jahr 2050 von Energiepflanzen mancherorts in monokulturelle (CC4E) durch Elektrolyse erzeugt. Bei der Elektrolyse wird an trotz der Schwankungen dauerhaft unseren Wasser- Agrar flächen, was ökologisch bedenklich ist. Angesichts Wasser durch elektrischen Strom in seine Bestandteile stoff bereitstellt“, sagt Anika Sievers. Letztlich könnte auch solcher Nachteile haben Prof. Dr. Anika Sievers und Prof. Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. das Wasserstoffangebot schwanken. „Deshalb müssen Dr. Thomas Willner aus der Fakultät Life Sciences einen wir auch erforschen, wie schnell unsere Anlagen gestartet neuen Weg eingeschlagen: In ihrem Labor für Kraftstoff- und herunter gefahren werden können und wie unsere analytik und Hochdruck verwandeln sich verbrauchte DAS ZIEL IST EIN Anlagen mit einem fluktuierenden Wasserstoffangebot um- Öle und Fette, aber auch andere Abfälle wie zum Beispiel MARKTREIFES PRODUKT gehen. Hier müssen wir die entsprechenden Daten Plastikmüll, in hochwertige Treibstoffe, die industriellem liefern.“ Diesel aus Rohöl in Sachen Qualität in nichts nachstehen. Die Arbeit von Anika Sievers, Thomas Willner und den Die Altöle und -fette für die Experimente gibt es gleich Kolleginnen wie Kollegen vom CC4E wird aktuell innerhalb Die Studierenden und die beiden Professoren werden nebenan gratis, in der Mensa am Campus Life Sciences des Projekts X-Energy gefördert. Ziel ist es, die Entwick- in den kommenden Jahren die Veränderung der Kraftstoff- in Hamburg-Bergedorf. In Fässern rollen Sievers und lung von Technologien anzuregen, mit denen sich Strom produkte hautnah miterleben; und natürlich den Einsatz Willner sie in ihr nahe gelegenes Labor. „Wir ermuntern aus Wind und Sonne in anderen Energieträgern speichern ihrer READi-PtL-Anlage. Gut möglich, dass der Strom- unsere Studierenden, ganz viele Pommes zu essen, lässt. Wie beschrieben, wird in diesem Falle mit Ökostrom generator des Imbissstands schon beim nächsten Campus- damit wir genug von diesem Rohstoff bekommen“, sagt erzeugter Wasserstoff genutzt, um die Altfette in Flüssig- fest mit Bioöl à la Sievers und Willner betrieben wird. Anika Sievers augenzwinkernd. kraftstoff zu verwandeln – ganz passend heißt das X-Energy- Teilprojekt an der HAW Hamburg READi-PtL (Power to Text: Wega Wilken Arbeiten an einer neuen Bio- kraftstoffgeneration: Verfahrens- Die Altöle und Altfette werden nur grob gereinigt und Liquid). „Im Rahmen der X-Energy Förderung des BMBF technikerin Anika Sievers und dann in einen Reaktor gefüllt. Darin werden sie bei erhalten wir die Chance, unser bestehendes Verfahren Student im Labor für Kraftstoff- vergleichsweise moderaten 370 Grad Celsius in kleinere gemeinsam mit der Firma Nexxoil auf den Maßstab analytik und Hochdruck. Moleküle zerlegt, gecrackt. Übrig bleiben ein Destillat einer Pilotanlage hoch zu skalieren, um das Bioöl für die sowie einige Feststoffe. Große industrielle Anlagen zum Marktreife vorzubereiten“, sagt Thomas Willner. DAS PROJEKT X-ENERGY Cracken hingegen arbeiten entweder bei höheren Tem- „X-Energy“ lautet der Titel des Projekts, mit peraturen oder mit empfindlichen Katalysatoren, die sehr Das Projekt READi-PtL verfolgt neben der CO2-Einsparung dem das CC4E am FH-Impuls Programm sauber gereinigte Rohstoffe benötigen. Vorteile des HAW- das Ziel, die Sektoren Strom und Mobilität miteinander des BMBF für forschungsstarke Fachhoch- Verfahrens liegen darin, dass es vergleichsweise robust, zu koppeln, indem erneuerbar erzeugter Strom über den schulen teilnimmt. energiesparend und preisgünstig ist. Zudem eignet es Wasserstoff in flüssigen Treibstoffen gespeichert wird. Das sich für eine Fülle verschiedener Rohstoffe. Im nächsten sei unumgänglich, sagt Thomas Willner, „denn im Strom- Ziel ist es, den bestehenden Forschungs- Verfahrensschritt wird dem Destillat Wasserstoff zuge- mix ist aktuell sehr viel Braun- und Steinkohle enthalten. schwerpunkt Energie und Nachhaltigkeit führt und das Destillat damit hydriert. Das Endprodukt ist Wir hätten gar nicht genug erneuerbaren Strom, um der HAW Hamburg auszubauen, das Projektvolumen: rund 680.000 Euro dann ein Diesel, der von Natur aus frei von Schwefel und ganz Deutschland im Automobilbereich zu elektrifizieren. Transferpotenzial zu erhöhen und den Laufzeit: 07/2018–06/2021 Stickstoff ist, da er aus pflanzlichen Bestandteilen erzeugt Deshalb müssen wir andere Flüssigkraftstoffe nutzen, Profilbereich zu schärfen. X-Energy soll Projektpartner: Nexxoil GmbH wurde. Auch Benzin und Flugkraftstoffe (Kerosin) können auch um die bestehenden Reichweiten von LKWs und das führende Innovationszentrum für HAW-HAMBURG.DE/CC4E daraus hergestellt werden. Flugzeugen erhalten zu können.“ die Energiewende in der Metropolregion Hamburg etablieren, thematisch aus- gerichtet auf Windenergie, Systeminte- gration und Speicher.
16 VIZEPRÄSIDENTIN FÜR DIGITALISIERUNG Beratungsprozess zum Thema Digitalisierung. Expertin- nen und Experten kamen nach Hamburg, um mit dem „Dialogpartner und Impulsgeber“ FIT FÜR DIE Peer-to-Peer-Projektteam und hochschulweiten Beteiligten sowie externen Gästen und Alumni auszuarbeiten, wie die Studiengänge angepasst werden können – und zwar Vizepräsidentin Prof. Dr. Olga Burkova über so, dass die Absolventinnen und Absolventen bestens ihre Vision einer digitalisierten Hochschule DIGITALE ZUKUNFT auf die Anforderungen der digitalen Arbeits- und Lebens- welt vorbereitet werden. Diese Beratung wurde vom Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), Dr. Jörg Dräger, moderiert. KOMPETENZEN NACH AUSSEN TRAGEN Den digitalen Wandel mitgestalten: Diesen Frau Burkova, haben Sie selbst einen digitalen Helfer im Haushalt? Das zweite strategische Gestaltungsfeld „Diskurs im Anspruch unterstreicht die HAW Hamburg mit digitalen Wandel – Dialog für und mit der Öffentlichkeit“ Wenn Sie Haushaltsroboter für das Staubsaugen oder Rasenmähen blickt nach außen. Gemäß der Digitalisierungsstrategie meinen, habe ich mir noch keinen angeschaff t. Aber ich nutze Onlinebe- dem neu geschaffenen Amt der Vizepräsidentin werden hier künftig neue Konzepte entwickelt, um die stelldienste, Apps oder Home-Office-Lösungen, um Zeit zu sparen. Kompetenz der HAW Hamburg in Sachen Digitalisierung Wir denken aber über Smart-Home-Lösungen nach, durch die man viel für Digitalisierung. Die Strategie für die zu kommunizieren. „Als multidisziplinäre Hochschule „Qualitätszeit“ gewinnen kann. Das wirkt sich positiv auf die Familien- verfügt die HAW Hamburg über eine breite Expertise, die mitglieder aus. kommenden Jahre wird in drei Gestaltungs- verschiedene Aspekte der Digitalisierung abdeckt, und aufgrund der Praxisnähe ist die Hochschule in Hamburg Was sind Ihre Bilanz und Erfahrungen nach knapp einem Jahr Amtszeit? feldern umgesetzt. und auch darüber hinaus eine wichtige Impulsgeberin zu Digitalisierungsfragen“, sagt Olga Burkova. „Jedoch ist An der HAW Hamburg gibt es viel Expertise im Bereich der Digitalisierung. diese Kompetenz in Hamburg und auch bundesweit nicht Damit unsere Kompetenzen und wir als Ansprechpartner hier auch wahr- überall bekannt. Ziel dieses Gestaltungsfeldes ist es genommen werden, ist es wichtig, Kommunikationskanäle aufzubauen. Was ist Ihr eigener Ansatz der „Digitalisierung“ in Abgrenzung zur daher, die Expertise präsenter zu machen.“ Klassische technischen Beschreibung? Die Digitalisierung ist eines der großen Themen unserer schiedenen Prozesse in der Verwaltung zu optimieren und Formate für die Außenwirkung sind Ringvorlesungen oder Außerdem weisen viele Digitalisierungsvorhaben zwar eine heraus- Zeit: Der Begriff Industrie 4.0 ist zum Schlagwort für die beispielsweise nach und nach auf elektronische Akten kleinere Fachtagungen. Gut funktionierende Formate ragende Fachexpertise auf, werden jedoch innerhalb der Hochschule Für mich steht Digitalisierung für komplexe Veränderungsprozesse, die umfassende Vernetzung von Maschinen und die Moderni- umzustellen. „Wichtig ist dabei, die Mitarbeiterinnen und sollen gestärkt und durch neue Formate ergänzt werden, nicht immer interdisziplinär vernetzt. Genau diese Vernetzung würde sich aus technologischen Entwicklungen ergeben, aber zunehmend alle sierung der Produktion geworden. Und die Analyse von Mitarbeiter mitzunehmen und die Digitalisierung mit mit denen die breite Expertise der HAW Hamburg in unser Auftreten unter der Marke HAW Hamburg stärken. Am wichtigsten Bereiche des gesellschaftlichen Lebens umfassen. großen Datenmengen, Big Data, ist längst ein einträgliches allen Beteiligten gemeinsam anzugehen, damit jede und der Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. waren für mich die zahlreichen positiven Erfahrungen mit Kolleginnen Geschäftsmodell vieler Firmen. Auch die Hochschulen jeder im eigenen Tempo neue Arbeitsabläufe kennen- und Kollegen, die das Verständnis zur Digitalisierung an der Hochschule Die Erwartungen an die positiven Aus wirkungen der Digitalisierung sind vom digitalen Wandel betroffen – und stehen in der lernen kann“, betont Olga Burkova. Ein weiterer Schwer- vorantreiben. sind hoch: neue Arbeitsmärkte und Wirtschaftswachstum, neue Felder Verantwortung, ihn aktiv zu gestalten. „Dabei sieht die punkt im ersten Gestaltungsfeld: Die Neuausrichtung HERAUSFORDERUNGEN in der Forschung, mehr Bürgerbeteiligung in einer transparenten HAW Hamburg ihren Auftrag vor allem darin, Phänomene des IT Service Center (ITSC) angesichts wachsender An- Was bedeutet Digitalisierung für eine Hochschule im Studium, Öffentlichkeit oder weniger soziale Ungleichheit. Diese Entwicklungen der digitalen und gesellschaftlichen Transformation forderungen innerhalb der Hochschule. Eine Grundlage ZUSAMMEN MIT ANDEREN in der Lehre und Forschung? sind jedoch nicht selbstverständlich. Deshalb muss der digitale Wandel kritisch zu begleiten und Lösungen bzw. Handlungsempfeh- ist dabei die Datensicherheit. Weil dieses Thema von BEWÄLTIGEN aktiv durch Hochschulen mitgestaltet werden, die sich mit Potenzialen lungen für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf- besonderer Bedeutung ist, wurde ein Informationssicher- Studium und Lehre sollten so gestaltet sein, dass unsere Absolventinnen und Risiken der Digitalisierung auseinandersetzen. Dafür bietet die HAW zuzeigen“, sagt Prof. Dr. Olga Burkova, Vizepräsidentin heitsbeauftragter ernannt, der eine koordinierende Dass sich die HAW Hamburg bei der Digitalisierung noch und Absolventen zu nachhaltigen Lösungen in der digitalisierten Gesell- Hamburg die besten Voraussetzungen. für Digitalisierung an der HAW Hamburg. und beratende Funktion innehat. stärker als bisher in die Gesellschaft einbringt, ist Ziel der schaft beitragen. Arbeit im dritten strategischen Gestaltungsfeld „Vernet- Was ist Ihre Vision für eine digitalisierte HAW Hamburg? Seit September 2017 hat Burkova das eigens neu zung im digitalen Wandel – regional, national, international“. Dazu brauchen wir nicht nur E-Learning-Möglichkeiten, sondern auch geschaffene Amt der „Vizepräsidentin für Digitalisierung“ CURRICULUM UM ASPEKTE DER Dank ihrer breiten Kompetenz kann die Hochschule eine inhaltliche Entwicklung von Curricula unter Berücksichtigung Erstens muss unsere Hochschule intern über digitalisierte Strukturen inne. Mit dieser zentralen Stelle ist sichergestellt: Die DIGITALISIERUNG ERWEITERN sich vielfach engagieren. Dabei sind zunächst Bedarfe der der digitalen Arbeits- und Lebenswelt. An dieser Stelle setzt unser hoch- und Prozesse verfügen, die uns das zeitgemäße Lehren und Forschen HAW Hamburg geht die Digitalisierung als bestimmendes Gesellschaft zu erkennen, die durch die digitale Trans- schulweiter Peer-to-Peer-Beratungsprozess des Hochschulforums ermöglichen. Dieses betriff t insbesondere Ver waltungsprozesse und Thema in der Hochschulentwicklung strategisch an. Fundamental wichtig für die interne Auseinandersetzung formation entstehen, um dann in gemeinsamen Koope- Digitalisierung an. Neben dem notwendigen Aufbau einer digitalisierten Infrastruktur. Bereits im „Struktur- und Entwicklungsplan 2016 bis 2020“ mit dem Thema ist auch die Digitalisierung in der Lehre. rationsprojekten mit Behörden, Unternehmen oder Infrastruktur sollten in der Forschung interdisziplinäre Vorhaben zum der Hochschule wurde die Digitalisierung als Leitthema Hier fokussierte man an vielen Hochschulen und auch an Verbänden Lösungen zu erarbeiten. Olga Burkova: „Eine Thema Digitalisierung vorangetrieben werden. Die Bestandsaufnahme Zweitens sehe ich die HAW Hamburg als Expertenpool in Fragen der verankert. Zu den ersten Maßnahmen Ende 2017 gehörte der HAW Hamburg lange auf digitale Lehrformate und Stärke der HAW Hamburg ist, dass hier Fakultäten mit an der HAW Hamburg hat gezeigt: Es gibt zwar unterschiedliche Projekte Digitalisierung für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Damit kann eine Bestandsaufnahme: Wo steht die HAW Hamburg den Einsatz digitaler Technologien. Die Digitalisierungs- technischem, wirtschaftlichem und gesellschaftswissen- an der Hochschule, komplexe Fragestellungen werden bisher jedoch sie Impulse geben und tritt in den Dialog mit unterschiedlichen Akteuren in Sachen Digitalisierung? Untersucht wurden die Bereiche strategie der HAW Hamburg setzt weitere Schwerpunkte. schaftlichem Schwerpunkt unter einem Dach vereint kaum aus unterschiedlichen Fachrichtungen heraus angegangen. aus Industrie, Bildungs- und Sozialpolitik, Arbeit oder Gesundheit. Lehre, Forschung, Weiterbildung und Verwaltung. Auf So sei es für die Studierenden heute entscheidend, sich sind. Damit werden alle Herausforderungen und Aspekte Basis der Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme wurde auf die digitalen Herausforderungen in der Arbeitswelt abgedeckt, die die Digitalisierung mit sich bringt.“ Ein Interview: Dr. Katharina Jeorgakopulos Anfang 2018 ein strategisches Arbeitskonzept entwickelt, vorzubereiten, sagt Burkova. Arbeitgeberinnen und Aspekt, zu dem die Expertinnen und Experten der Hoch- das die Grundlage für die Digitalisierungsstrategie Arbeitgeber erwarteten heute einen selbstverständlichen schule künftig gemeinsam mit anderen beitragen können: der HAW Hamburg bildet. Das Arbeitskonzept sieht für die Umgang mit digital gestützten Technologien und Arbeits- Das Thema Digitalisierung und Beschäftigung. Indem kommenden Jahre drei wichtige strategische Gestaltungs- prozessen und eine kreative, eigenständige Arbeits weise die Digitalisierung Arbeitsplätze verändert, ergeben sich felder für die Digitalisierung an der HAW Hamburg vor: in Teams mit zunehmend flachen Hierarchiestruk turen. neue Chancen. Andererseits könnten Arbeitsplätze in Gestaltungsfeld 1 „Digitalisierung an der HAW Hamburg Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssten sich bestimmten Berufsfeldern stark zurückgehen. In jedem intern“, Gestaltungsfeld 2 „Diskurs im digitalen Wandel – regelmäßig an veränderte Kommunikations- und Geschäfts- Falle bringt der digitale Wandel viele Veränderungen „Nachhaltige Lösungen für die digitalisierte Gesellschaft schaffen“: Dialog für und mit der Öffentlichkeit“ und Gestaltungsfeld prozesse anpassen. „Das erste strategische Gestaltungs- mit sich. „Es ist daher wichtig, möglichst alle Menschen an Szene aus dem Department 3 „Vernetzung im digitalen Wandel – regional, national, feld sieht deshalb vor, Curricula entsprechend zu erweitern, den Chancen der Digitalisierung teilhaben zu lassen und Informatik der HAW Hamburg. international“. um den Studierenden über fachliche Kompetenzen wie auch die Risiken im Blick zu haben“, so Burkova. beispielsweise ,digitale Softskills’ oder komplexe Problem- lösungsfähigkeiten mitzugeben, damit sie auf die Her- Gemäß der Ziele des Gestaltungsfeldes 3 „Vernetzung“ DIGITALISIERUNG ausforderungen einer zunehmend digitalen Gesellschaft wird die HAW Hamburg das Thema Digitalisierung künftig INTERN vorbereitet sind und den Wandel aktiv mitgestalten verstärkt mit anderen Institutionen und Partnern ange- können.“ hen, wie sie es bereits erfolgreich im Verbund der sieben „Derzeit ist die Arbeit im ersten strategischen Gestaltungs- großen Fachhochschulen Deutschlands, der UAS7-Allianz, feld ,Digitalisierung an der HAW Hamburg intern’ am in der Steuergruppe Digitalisierung tut. Ein weiteres Ziel weitesten fortgeschritten. Es fokussiert auf die internen PEER-TO-PEER- der Arbeit in diesem Gestaltungsfeld: Die Zusammen- Prozesse und betrachtet alle Bereiche der Hochschule, BERATUNGSPROZESS arbeit weiter stärken. „Im UAS7-Verbund beschäftigen wir Lehre und Lernen, Studiumsorganisation, Forschung, uns jetzt ebenfalls mit der Veränderung des Curriculums“, IT-Infrastruktur, Verwaltung und Weiterbildung“, sagt Olga Dieser Ansatz, die Lehre an der Hochschule im digitalen sagt Olga Burkova. „Wir haben dazu den Impuls gegeben, Burkova. Die Bestandsaufnahme ergab unter anderem: Zeitalter auch über eine solche Veränderung der Lehrin- und inzwischen ist ein gemeinsames Positionspapier Im Bereich der Verwaltung besteht in der Digitalisierung halte anzugehen, hat die Jury des „Hochschulforums entstanden. Denn allen ist klar: Eine gute Vorbereitung noch großes Entwicklungspotential. Deshalb wurde Digitalisierung“ (HFD)* überzeugt. Im Frühjahr 2018 erhielt der Studierenden auf die digitalen Herausforderungen gemeinsam mit dem Kanzler der Hochschule das auf die HAW Hamburg als eine von sechs bundesweit aus- der Gesellschaft ist heute von zentraler Bedeutung.“ fünf Jahre angelegte Projekt „Digitalisierung von Verwal- gewählten Hochschulen in einem Ausschreibungswettbe- tungsprozessen“ initiiert. Hier ist es ein Ziel, die ver- werb des HFD den Zuschlag für einen Peer-to-Peer- Text: Tim Schröder * https://hochschulforumdigitalisierung.de/de
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