Dies academicus 2020 - Universität Bern

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Dies academicus 2020 - Universität Bern
Dies academicus 2020
Samstag, 5. Dezember 2020
www.diesacademicus.unibe.ch
Dies academicus 2020 - Universität Bern
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                                Inhalt   Seite 04
                                         Begrüssungsworte
                                         Prof. Dr. Christian Leumann

                                         Seite 14
                                         Gedanken zur Lage der Universität
                                         Christine Häsler
                                         Regierungsrätin Kanton Bern

                                         Seite 20
                                         Was bedeutet…?
                                         StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB)

                                         Seite 24
                                         Highlights 2020

                                         Seite 34
                                         Ehrungen

                                         Seite 44
                                         Ehrungen und akademische Preise

                                         Seite 54
                                         Preisaufgaben und fakultäre Preise

                                         Seite 62
                                         Eintritte Professorinnen und Professoren

                                         Seite 66
                                         Wir gedenken

Dies academicus 2020
186. Stiftungsfeier (digital)
Dies academicus 2020 - Universität Bern
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                               Christian Leumann
                               Rektor Universität Bern

                               Begrüssungsworte

                               Sehr geehrte Damen und Herren,

                               ich begrüsse Sie ganz herzlich zur 186. Stiftungsfeier
                               unserer Universität, welche dieses Jahr wegen der SARS-
                               Cov-2-Pandemie leider nicht mit der ihr gebührenden
                               Feier im Casino Bern stattfinden kann, sondern, aus der
                               Not geboren, zum ersten Mal in Form einer Videore-
                               portage sowie einer etwas umfangreicheren Festschrift
                               Auskunft über die Leistungen und Herausforderungen
                               des akademischen Jahrs 2019/20 Auskunft geben soll.

                               Die Pandemie hat uns seit Mitte März dieses Jahres fest
                               im Griff. Innert dreier Tage mussten wir die Lehrveran-
                               staltungen auf digitale Gefässe umlenken und unsere
                               Gebäude und Laboratorien vorübergehend schliessen,
                               was vor allem die Forschungstätigkeit extrem beein-
                               trächtigte und Studierende, Forschende und Mitarbei-
                               tende, die mehrheitlich von zu Hause aus arbeiten
                               mussten, stark forderte.

                               Wer nun jedoch denkt, dass die Universität zum ersten
                               Mal in ihrer Geschichte ihre Tore schliessen musste, der
                               irrt. Bereits im Jahre 1847 wurde die Universität wegen
                               der Wirren des Sonderbundskrieges auf Anordnung
                               der Erziehungsdirektion zum ersten Mal kurzzeitig
                               geschlossen.
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6   Dies academicus 2020                                                               7

                           Das zweite Mal ereignete sich im Jahr 1918 während                                       Gesellschaft vorbereiten soll, sich nachhaltig verändern
«Wer nun                   der Spanischen Grippe. Im Redetext der Festschrift zur                                   wird. Die Covid-Krise war zwar nicht Auslöser, aber ein
                           84. Stiftungsfeier des damaligen Rektors, Prof. M. Lau-                                  grosser Promotor für diesen Prozess.
jedoch denkt,              terburg, ist dazu Folgendes zu lesen: «In der Studenten-
dass die                   schaft waren nicht weniger als 15 Todesfälle zu beklagen.                                Im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie ist die
                           Die Mehrzahl davon fiel in die zweite Hälfte des Monats                                  Universität Bern allerdings nicht nur betrieblich
Universität                Juli [1918], neun ereigneten sich in Folge der heimtücki-                                betroffen. Sie engagiert sich auch stark, Teil der Lösung
zum ersten                 schen Grippe.»1 Im darauffolgenden Jahr schrieb sein
                           Nachfolger, Rektor Prof. P. Thormann, zur 85. Stiftungs-
                                                                                                                    der Krise zu sein. So konnten Forschende des Instituts
                                                                                                                    für Virologie und Immunologie der Vetsuisse-Fakultät
Mal in ihrer               feier: «In der Zeit vom 8.–15. Oktober [1918] nahm die                                   Bern als erste weltweit das SARS-CoV-2-Virus rekonstru-
                           Grippe-Epidemie zu Stadt und Land zum zweiten Mal                                        ieren und zusammen mit internationalen Partnern einen
Geschichte                 einen derartigen Aufschwung, dass am 16. Oktober die                                     schnellen Antikörpertest gegen SARS-CoV-2 entwickeln.
ihre Tore                  Universität wieder geschlossen werden musste.»2 Sie                                      Ausserdem sind nicht weniger als sechs Professorinnen
                           konnte dann am 19. November, mitten in den bewegten                                      und Professoren der Uni Bern in die Covid-19 Task Force
schliessen                 Tagen des Landesstreiks, wieder geöffnet werden.                                         berufen worden. Es ist dies das nationale Netzwerk von
musste, der                Im weiteren Text ist ausserdem zu lesen: «Durch den                                      ExpertInnen, welches den Bundesrat und die nationalen
                           Tod haben wir, auch zum Teil eine Folge der Grippe,                                      und kantonalen Behörden wissenschaftlich berät.
irrt.»                     20 Studierende verloren.»3
                                                                                                                    Das Lesen im Archiv der Universität bringt überdies
                           Die Parallelen zur heutigen Pandemie sind unver-                                         noch einiges anderes Interessantes hervor. So steht im
                           kennbar, wenn auch glücklicherweise bisher keine uns                                     Jahresbericht über das Studienjahr 1917/18 unter
                           bekannten Opfer unter den Angehörigen der Universität                                    anderem, dass die Zahl der immatrikulierten Studieren-
                           wegen Covid zu beklagen sind. Trotzdem gibt es einen                                     den bei 1 922 lag, davon 79 Prozent mit Schweizer
                           grossen Unterschied: Wir mussten die Universität nicht                                   Bürgerschaft und 51 Prozent mit Domizil im Kanton
                           ersatzlos schliessen, sondern konnten Betrieb und                                        Bern. Damit war Bern damals bezüglich Immatriku-
                           Lehre sowie in eingeschränkter Form auch die Forschung      1 Universität Bern,          lationen die zweitgrösste Universität der Schweiz. Der
                                                                                         Jahresbericht über das
                           dank der neueren digitalen Methoden und Werkzeuge             Studienjahr 1917/18,       Anteil weiblicher Studierender betrug 10 Prozent.4
                                                                                         erstattet an der
                           aufrechterhalten.                                             84. Stiftungsfeier,
                                                                                         Samstag, den               Mit etwas über 19 000 Studierenden heute hat sich die
                                                                                         14. Dezember 1918,
                           Jede Krise hat einen Innovationschub zur Folge. So            durch den zurücktreten-    Zahl seither verzehnfacht. Damit sind wir nun die
                           betrachtet war das vergangene Frühjahrssemester ein           den Rektor Prof.           drittgrösste Universität der Schweiz. Auch der Anteil der
                                                                                         Dr. M. Lauterburg, S. 3.
                           grosses Experiment in der Etablierung und Anwendung                                      Berner Studierenden ist, was die Bachelorprogramme
                                                                                       2 Universität Bern,
                           neuer Lehrformen. Die Universität Bern war glückli-           Jahresbericht über das     betrifft, praktisch identisch geblieben. Hingegen haben
                           cherweise in diesem Bereich schon gut aufgestellt. Und        Rektoratsjahr              wir heute in den Bachelor- und Masterprogrammen
                                                                                         1918/1919, erstattet an
                           wir werden uns natürlich mit den Erfahrungen dieses           der 85. Stiftungsfeier,    mit 3 Prozent resp. 11 Prozent weniger internationale
                                                                                         Samstag, den
                           Experiments wissenschaftlich auseinandersetzen. Ohne          11. November 1919,
                                                                                                                    Studierende. Was sich jedoch drastisch verbessert
                           diesen Resultaten vorgreifen zu wollen, gehe ich davon        durch den zurücktreten-    hat, ist der Anteil der weiblichen Studierenden, der
                                                                                         den Rektor Prof.
                           aus, dass die zukünftige universitäre Lehre, die unsere       Dr. P. Thormann, S. 1.     heute bei rund 57 Prozent liegt.
                           Studierenden auf die digitale Transformation der            3 Ebd. S. 3.
                                                                                       4 Jahresbericht
                                                                                         1917/1918: S. 2.
Dies academicus 2020 - Universität Bern
8   Dies academicus 2020                                                             9

                           Neben Covid gibt es zum Glück auch noch viel Anderes          die Anstellungsgespräche mit sechs neuen Professorin-
«Was sich                  zu berichten, das die Uni Bern im ablaufenden Jahr            nen und Professoren statt, die ab nächstem Jahr der
                           in Angriff nehmen durfte. Kurz nach dem letztjährigen         Wyss Academy ein wissenschaftliches Gesicht geben
drastisch                  Dies academicus konnten wir dem erfolgreichen                 werden.
verbessert hat,            Start des Satelliten CHEOPS zusehen, dem ersten in
                           der Schweiz und unter der Regie der Universität Bern          Auch die diesjährige Lichtschau «Rendez-vous Bundes-
ist der Anteil             gebauten ESA-Satelliten. Seit März dieses Jahres wissen       platz» unter dem Leitmotiv «Planet Hope» wurde im
der weiblichen             wir, dass der Satellit nicht nur unversehrt und in der
                           richtigen Umlaufbahn angelangt ist, sondern auch
                                                                                         Zeichen der Nachhaltigkeit mit Vorträgen von Forschen-
                                                                                         den der Universität Bern begleitet. Die zweite Welle der
Studierenden,              bereits wissenschaftliche Informationen in höchster           Corona-Pandemie bescherte diesem Spektakel jedoch
                           Präzision und Auflösung liefert. Wir warten nun auf           ein vorzeitiges Ende.
der heute                  eine Fülle von Daten über Exoplaneten und sind
bei rund 57%               natürlich gespannt, ob es darunter auch solche mit            In nicht vollständiger Liste folgen hier noch einige
                           erdähnlichem Leben gibt.                                      weitere wissenschaftliche Akzente dieses Jahres,
liegt.»                                                                                  selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
                           Noch im letzten Dezember konnte die Universität, in           Die Universität ist Teil des Netzwerks «Scholars at risk»
                           Gegenwart von Mäzen Hansjörg Wyss und Regierungs-             und bietet politisch verfolgten Wissenschaftlerinnen
                           präsident Christoph Ammann, den Vertrag für die               und Wissenschaftlern vorübergehend eine Heimat. So
                           Wyss Academy an der Universität Bern unterzeichnen.           konnte sie auch dieses Jahr helfen, bedrohte Personen
                           Gemeinsam mit der Wyss Foundation werden Kanton               in der Wissenschaft zu halten. Mit G-versity konnte die
                           und Universität in den nächsten zehn Jahren 200 Millio-       Universität ausserdem die Leitung eines weiteren,
                           nen Franken investieren, um neue Modelle für ein              kompetitiven Horizon-2020-Projektes gewinnen, das
                           nachhaltiges Nebeneinander von Natur und Mensch zu            die Geschlechterdiversität in Bildung und Arbeitsleben
                           entwickeln. Dabei wird in einem interdisziplinären und        untersuchen wird. Unter der Leitung des WTI konnte
                           translationalen Ansatz die Klimaforschung, die                dieses Jahr das World Trade Forum, zwar nicht in
                           Biodiversitätsforschung und die Forschung über Land-          Präsenz, aber in virtueller Form durchgeführt werden.
                           nutzung miteinander vernetzt, um neue nachhaltige                Dieses Forum befasst sich mit Handelskonflikten
                           Existenzmodelle zu definieren. Diese sollen, angepasst        zwischen grossen Volkswirtschaften und den damit
                           auf die jeweiligen lokalen Gegebenheiten, in vier             verbundenen Lösungsansätzen. Ein denkbar aktuelles
                           völlig unterschiedlichen Regionen der Welt, nämlich in        Thema. Ausserdem konnten vier Berner Forschende je
                           Kenia, Peru, Laos und dem Kanton Bern, ausgetestet            einen der prestigeträchtigen ERC Starting Grants
                           werden. Damit setzt die Universität Bern einen weiteren       einwerben. Sie lehren und forschen im Bereich der
                           Akzent in ihrer ohnehin schon führenden Nachhaltig-           Pflanzenbiologie, der Wirtschaftswissenschaften, der
                           keitsforschung.                                               Physiologie und der Chemie. Und schliesslich durften
                                                                                         wir dieses Jahr Mathias Énard als Dürrenmatt Gast-
                           Die Wyss Academy wurde Anfang Mai offiziell gegrün-           professor für Weltliteratur begrüssen. In Bern setzte er
                           det und befindet sich unter der Leitung von Prof. Peter       sich mit dem Nachlass der Schweizer Journalistin und
                           Messerli in rasantem Aufbau. In diesen Tagen finden           Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach auseinander.
Dies academicus 2020 - Universität Bern
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                             Natürlich gibt es auch Herausforderungen, die in Zukunft          merische Medizin, sitem-insel, welches letztes Jahr in
                             auf die Universität Bern warten. Wir sind in den                  Betrieb genommen werden konnte, oder die weiter
                             letzten Jahren bei der Einwerbung von Drittmitteln, die           oben genannte Wyss Academy. Sowohl im Personal- als
                             mittlerweile ca. 40% unseres jährlichen Universitäts-             auch im Finanzbereich geniesst die Universität hohe
                             budgets ausmachen, sehr erfolgreich gewesen. Diese                Autonomie, was uns die unternehmerische Freiheit gibt,
                             zusätzlichen Einnahmen sind unabdingbar, um unsere                uns hier trotz stagnierendem Budget der öffentlichen
                             Forschungsleistung zu steigern. Der Erfolg drückt sich            Hand stetig weiterentwickeln zu können.
                             auch in den wichtigsten internationalen Universitäts-
                             rankings aus, in welchen wir uns in den letzten vier              Anders sieht es bei unseren Gebäude- und Infrastruk-
                             Jahren zum Teil deutlich verbessern konnten. Vor dem              turen aus. Wir werden in den nächsten zehn Jahren ein
                             Hintergrund des Vormarsches der südostasiatischen                 Investitionsvolumen von über 1.6 Milliarden Franken
                             Universitäten, deren Budgets jährlich im unteren                  haben, um den Herausforderungen des, wohlgemerkt,
                             bis mittleren 2-stelligen Prozentbereich steigen, ist bei         nicht strategisch verankerten Wachstums begegnen
                             unseren mehr oder weniger stagnierenden Grund-                    zu können. Dazu sind neben der Finanzierungsgrund-
                             beiträgen nur schon das Halten der Position eine                  lage zwei wesentliche Punkte essentiell, nämlich an die
                             grosse Leistung. Dies macht eine weitere Verbesserung             Bedürfnisse der Universität angepasste, schnelle
                             zunehmend schwierig bis unmöglich.                                Prozesse bei der Planung und zeitnahe Umsetzung.
                                                                                                  Beides entspricht im Moment nicht der Dynamik
                             Schon 1918 sprach der damalige Rektor, Prof. M. Lau-              und der Geschwindigkeit, in welcher sich unsere
                             terburg, in seinem Jahresbericht im Zusammenhang zur              Universität im kompetitiven Umfeld bewegen müsste.
                             damaligen finanziellen Situation von, ich zitiere: «Klagen        Es wäre deshalb durchaus einen Gedanken wert, der
                             aus mehreren Instituten, dass, um einer unausbleiblichen          Universität in der baulichen Entwicklung mehr Autono-
                             Entwertung vorzubeugen, grössere Mittel zur Verfü-                mie zu gewähren. Nur wenn wir auch in Zukunft
                             gung gestellt werden müssten.» An anderer Stelle steht:           kompetitive Lehr- und Forschungseinrichtungen haben,
                             «Wir vertrauen aber auch auf die Mithülfe und den                 werden wir die besten Dozierenden und Studierenden
                             Beistand der zahlreichen Freunde, die die Hochschule              rekrutieren und damit für den Kanton den besten
                             im Volke hin und her besitzt, ehemaliger Schüler und              Mehrwert generieren können.
                             sonstiger Freunde der Wissenschaft. (...) Vielleicht wird
                             der Mitbeteiligung privater Kreise und Körperschaften an          Das dritte Thema, das die Universität zurzeit umtreibt,
                             der Förderung wissenschaftlicher Zwecke, namentlich               ist die Assoziierung der Schweizer Hochschulen an
                             solcher spezieller Art, in unserm demokratischen Gemein-          das zukünftige europäische Forschungs- und Bildungs-
                             wesen noch eine reiche Zukunft beschieden sein.»5                 netzwerk. Nachdem Ende September dieses Jahres
                                                                                               das Schweizervolk in einem wegweisenden Referendum
                             Letzterem ist so und wir haben hier auch in neuerer Zeit          die Umsetzungsinitiative zur Masseneinwanderungs-
                             viel erreicht. Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit           initiative von 2014 massiv verworfen hat, ist der Weg
                             sind, neben namhaften Beiträgen von Gönnerinnen                   im Grundsatz für einen Beitritt zum europäischen
                             und Gönnern der Universität Bern, die sogenannten                 Forschungsnetzwerk Horizon Europe geebnet. Aller-
5 Jahresbericht
                             Public Private Partnerships, wie zum Beispiel das                 dings werden Beitrittsverhandlungen zur Assoziierung
  1917/1918: S. 8.
Dies academicus 2020 - Universität Bern
12   Dies academicus 2020   13

                                                 nicht stattfinden können, bevor ein Rahmenabkom-
                            «Wer nur in          men der Schweiz mit der EU ausgehandelt sein wird. In
                                                 der gegenwärtigen Situation ist es nicht absehbar, dass
                            der Schweizer        ein solches bis zum Start von Horizon Europe besteht.
                            Meisterschaft           In diesem Fall könnte die Schweizer Hochschulland-
                                                 schaft nicht den nahtlosen Übergang von Horizon
                            mitspielen           2020 zu Horizon Europe schaffen, was uns, wie bereits
                            darf, macht          2014 einmal geschehen, zum (temporären) Abseitsste-
                                                 hen zwingen würde. Die Erfahrungen aus 2014 zeigen
                            sich nicht           klar, dass dies einen Rückschlag darstellt, der sich nur
                                                 langsam ausbügeln lässt. Wir würden ein zweites Mal
                            genügend fit,        als unzuverlässige Kooperationspartner gelten und
                            um in der            könnten wieder aus europäischen Forschungsverbün-
                                                 den ausgeschlossen werden. Das hat nicht nur eine
                            Champions            finanzielle Dimension, sondern verhindert auch die
                            League               Mitgestaltung der zukünftigen europäischen For-
                                                 schungsagenda durch unsere Schweizer Hochschulen.
                            bestehen zu          Spitzenforschung ist vergleichbar mit Spitzensport.
                            können.»             Deshalb: Wer nur in der Schweizer Meisterschaft
                                                 mitspielen darf, macht sich nicht genügend fit, um in
                                                 der Champions League bestehen zu können.

                                                 Lassen Sie mich schliessen mit einem letzten Zitat
                                                 meines Kollegen Lauterburg, geäussert an der 84. Stif-
                                                 tungsfeier vom 14. Dezember 1918: «Wir vertrauen
                                                 unsern vorgesetzten Behörden, dass sie mit weitschau-
                                                 endem Blick ungeachtet der unzweifelhaft vorhande-
                                                 nen Schwierigkeiten der obersten Lehranstalt des
                                                 Kantons das gewähren werden, was ihren Fortbestand
                                                 und Ausbau sichert und sie neben anderen Bildungs-
                                                 stätten von gleicher Bedeutung mit Ehren bestehen
                                                 lässt.»6

                                                 An diesem Vertrauen zweifeln wir auch heute nicht.

                            6 Jahresbericht
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Christine Häsler
Bildungs- und Kulturdirektorin Kanton Bern

Gedanken zur Lage der Universität

Sehr geehrte Damen und Herren,

stellen Sie sich kurz folgende Situation vor: Sie sind
Ärztin oder Arzt in einem Spital und aufgrund der sich
rasch ausbreitenden Pandemie steht für zwei schwer
an Covid-19 erkrankten Patienten nur ein Beatmungs-
gerät zur Verfügung. Wie und nach welchen Kriterien
entscheiden Sie?

Die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios in Schweizer
Spitälern ist schon in der ersten Welle der Covid-
Pandemie im Frühjahr und erneut in der zweiten Welle
diesen Herbst erschreckend gross geworden. Das
medizinische Personal bei solch schwierigen Entschei-
dungen zu unterstützen, ist das Ziel von ethischen
Empfehlungen, die ein internationales Fachgremium
unter Leitung der Theologischen Fakultät Bern aus-
gearbeitet hat. Die Empfehlungen betonen, dass zuerst
alles dafür getan werden muss, die Situation der
«Triage» zu vermeiden durch Aufnahme von erkrankten
Patientinnen und Patienten in anderen Spitälern,
notfalls über Landesgrenzen hinweg. Denn wir haben
nicht nur gegenüber den Kranken, sondern auch
gegenüber den behandelnden Ärztinnen eine ethische
Verantwortung, dass sie solch schwere Entscheide über
Leben und Tod nur dann fällen müssen, wenn alle
anderen Optionen ausgereizt worden sind.
Dies academicus 2020 - Universität Bern
16   Dies academicus 2020                                                                   17

                            Dieses Beispiel zu einem ebenso aktuellen wie schwie-                            Vor allem hat mich beindruckt und berührt, wie die
                            rigen Thema zeigt aus meiner Sicht, wie breit und               «Kein junger     ganze Universität Bern im bisherigen Pandemieverlauf
                            vielfältig der Beitrag der Forschung an der Universität                          das übergeordnete bildungspolitische Ziel unseres
                            Bern zur Bewältigung der aktuellen Pandemie-Krise
                                                                                            Mensch soll      Kantons umgesetzt hat: Kein junger Mensch soll
                            ist. Es geht dabei auch um anspruchsvolle Fragestellun-         aufgrund         aufgrund der Pandemie einen bleibenden Nachteil auf
                            gen der Ethik oder zum Beispiel um Herausforderun-                               dem Bildungsweg erleiden. Mit Augenmass und
                            gen der Psychologie, wo die Fachstelle für Lernen und           der Pandemie     Sachverstand haben die Verantwortlichen in der
                            Gedächtnis der Uni Bern bereits seit April ein frei
                            zugängliches Online-Programm zur Unterstützung der
                                                                                            einen bleiben-   Universitätsleitung und in den Fakultäten die Formen
                                                                                                             von Leistungsnachweisen und Prüfungen angepasst,
                            mentalen Gesundheit in Corona-Zeiten anbietet. Und              den Nachteil     sie haben Wege gesucht und gefunden, den Studieren-
                            natürlich ist der Beitrag der Universität Bern zur medizi-                       den ihre Lernfortschritte zu ermöglichen.
                            nischen Bewältigung der Pandemie unübersehbar:
                                                                                            auf dem
                            Die Liste der Projekte an der Medizinischen Fakultät und        Bildungsweg      Ebenso beeindruckt hat mich die Reaktion der Studie-
                            am Universitätsspital, welche der Schweizerische                                 renden der Universität Bern auf die Ausnahmesituation.
                            Nationalfonds im Zuge seiner Covid-19-Sonderaus-                erleiden.»       Sie haben in einzelnen Medienberichten formulierte
                            schreibung unterstützt, umfasst nicht weniger als 19                             Befürchtungen eindrücklich widerlegt, dass die ange-
                            Forschungsvorhaben. Die Aufmerksamkeit der Medien                                passten Prüfungsformen entweder zu vermehrten
                            für Forschungsergebnisse aus Bern ist aus gutem                                  Schummeleien oder zu zahlreichen Rekursen führen
                            Grund im Moment ausgesprochen hoch.                                              würden. Vielmehr beweisen die Studierenden im
                                                                                                             Moment auf eindrückliche Weise ihre Anpassungsfähig-
                            Es ist klar, dass die Universität nicht nur in der Forschung,                    keit und Motivation. Durch den Distanzunterricht sind
                            sondern auch bei ihrer zweiten Hauptaufgabe, der                                 zweifellos ein Teil des Austauschs und intellektuell
                            Lehre, durch die Pandemie sehr gefordert ist. Mich hat                           anregender Begegnungen beeinträchtigt, die sonst das
                            sehr beeindruckt, wie gut es der Universität gelang,                             Studium an der Universität auszeichnen. Aber ich bin
                            im Frühjahr mit ihren 19 000 Studierenden in nur drei                            überzeugt, dass die aktuelle Generation von Studieren-
                            Tagen von Präsenz- zu Fernunterricht zu wechseln.                                den dafür ganz andere Erfahrungen und Kompetenzen
                            Und damit die Studierenden im Herbstsemester wieder                              aus dieser unfreiwilligen Ausnahmesituation in ihr
                            von den Vorzügen des Präsenzunterrichts profitieren                              weiteres Leben wird mitnehmen kann.
                            konnten, haben sich alle Universitätsangehörigen von
                            den Dozierenden bis zum administrativen und techni-                              Die Pandemie und ihre Folgen sind leider momentan
                            schen Personal mit grösstem Elan für die Entwicklung                             omnipräsent. Gerade deshalb ist es wichtig sich zu
                            und Umsetzung starker Schutzkonzepte eingesetzt.                                 vergegenwärtigen, dass die Universität Bern auch in
                            Auch als der Regierungsrat und der Bundesrat im                                  diesem speziellen Jahr auf vielen anderen Gebieten
                            Oktober aufgrund der zweiten Pandemiewelle erneut                                wichtige Entwicklungen vorangetrieben hat.
                            den Verzicht auf Präsenzunterricht anordnen mussten,
                            erfolgte die Umstellung wieder rasch und effizient.                              Mit Freude habe ich etwa verfolgt, dass der Aufbau der
                                                                                                             «Wyss Academy for Nature» voranschreitet und dass
                                                                                                             bald die ersten Projekte zur nachhaltigen Entwicklung
                                                                                                             bei Landnutzung, Biodiversität und Klima gestartet
                                                                                                             werden.
Dies academicus 2020 - Universität Bern
18   Dies academicus 2020                                                              19

                                                                                       «Am Ende
                                                                                       wird alles gut.
                                                                                       Wenn es nicht
                                                                                       gut ist, ist es   bei den Hochschulgebäuden, insbesondere im Bereich
«Mitgefiebert               Mitgefiebert habe ich das ganze Jahr mit dem an der        noch nicht das    der Labors und bei den Lehrinfrastrukturen in der
                            Universität Bern gebauten Forschungssatelliten                               Medizin, den Naturwissenschaften und der Veterinär-
habe ich das                CHEOPS. Bereits als er im Januar seine ersten Bilder zur   Ende.»            medizin. Der Kanton Bern wird gerade im schwierigen
ganze Jahr mit              Erde schickte, dann im September, als er erste wertvolle                     finanziellen Kontext der Pandemie in der nächsten
                            Forschungsdaten über ferne Planeten lieferte, und          Oscar Wilde       Zukunft sehr gefordert sein, seiner Universität diese
dem an der                  schliesslich Anfang November, als er im letzten Moment                       notwendige Infrastruktur rechtzeitig und ausreichend
Universität                 einem Stück Weltraumschrott ausweichen konnte!                               zur Verfügung zu stellen.
                                                                                                            Dem Regierungsrat ist sehr bewusst, wie wichtig
Bern gebauten               Die zentrale Verantwortung dafür, die Universität durch                      die Universität als Standortfaktor ist, nicht nur für die
                            die aktuelle Covid-Pandemie zu steuern und zugleich                          Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft und
Forschungs-                 ihre langfristig gute Entwicklung im Auge zu behalten,                       Kultur des Kantons Bern. Entsprechend intensiv wird er
satelliten                  liegt bei der Universitätsleitung. Zwei Mitglieder des                       sich für gute, tragfähige Lösungen in der Frage der
                            Führungsteams um Rektor Christian Leumann haben                              Universitätsbauten einsetzen.
CHEOPS.»                    dieses Jahr ihren Rücktritt für den nächsten Sommer
                            angekündigt: Die Professoren Achim Conzelmann und                            Die Universität Bern blickt am diesjährigen Dies
                            Bruno Moretti. Ihnen möchte ich schon jetzt ganz                             academicus, ihrem 186. Geburtstag, auf ein erfolgrei-
                            herzlich für ihren grossen Einsatz für die Universität                       ches, aber auch auf ein anspruchsvolles Jahr zurück.
                            und für die gute Zusammenarbeit in den mittlerweile
                            zweieinhalb Jahren danken, in welchen ich die Uni                            Wir wissen heute nicht, wie lange die Pandemie unseren
                            als Bildungs- und Kulturdirektorin begleiten durfte. Der                     Alltag noch prägen wird. Doch wir haben bereits die
                            Regierungsrat hat als Nachfolge mit Prof. Virginia                           Gewissheit, dass unsere Universität bereit war und ist,
                            Richter und Prof. Fritz Sager zwei neue Mitglieder in                        sich auch dieser Herausforderung zu stellen und dass
                            die Universitätsleitung gewählt, die ihr Amt im August                       sie einen wertvollen Beitrag dazu leistet, uns als Gesell-
                            2021 antreten werden. Auch ihnen danke ich für ihre                          schaft solidarisch und gestärkt aus dieser schwierigen
                            Bereitschaft, sich in dieser verantwortungsvollen                            Zeit herauskommen zu lassen. «Am Ende wird alles gut.
                            Position für das weitere Gedeihen der Universität Bern                       Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.»
                            einzusetzen.                                                                 (Oscar Wilde)

                            Denn die Herausforderungen für die teilweise neu
                            zusammengesetzte Universitätsleitung werden auch                             Christine Häsler
                            im nächsten Jahr nicht geringer werden. Nebst                                Regierungsrätin Kanton Bern
                            möglicher Spätfolgen der Pandemie wird die Bau- und
                            Infrastruktur-Problematik ein zentraler Knackpunkt
                            für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Universität
                            Bern sein. Die Universität hat den Auftrag, sich bei
                            den Studierendenzahlen und bei den Forschungsdritt-
                            mitteln im Einklang mit dem Schweizer Hochschulraum
                            zu entwickeln, und sie tut dies zurzeit mit grossem
                            Erfolg. Damit verbunden ist ein hoher Nachholbedarf
20   Dies academicus 2020   21

                                 SUB
                                 StudentInnenschaft der Universität Bern

                                 Was bedeutet es…?

                                 Seit letztem Semester ist vieles anders und was wir für
                                 selbstverständlich hielten, wird nun in Frage gestellt.
                                 Vieles wird auch in Zukunft nicht mehr so sein, wie es
                                 war. Wir machen uns «das Neue» zu Eigen, aber
                                 wie? Wir von der Studierendenschaft haben versucht
                                 uns das vorzustellen:

                                 Was bedeutet es, Student*in zu sein?
                                    Student*in zu sein ist ein Privileg. Es bedeutet, den
                                 eigenen Interessen nachgehen zu können. Es heisst,
                                 nicht nur Fachwissen zu erwerben, sondern die eigene
                                 Persönlichkeit zu entwickeln. Es bedeutet, soziale
                                 Kontakte zu knüpfen, die unter Umständen ein Leben
                                 lang anhalten. Zu studieren bedeutet, sich auf die
                                 Zukunft vorzubereiten und Wissen für spätere Tätigkei-
                                 ten zu erlernen. Es bedeutet aber auch, kritisch zu
                                 denken und das Jetzt zu hinterfragen. Für die SUB
                                 bedeutet es auch, sich dafür einzusetzen, dass diese
                                 Möglichkeit jeder Person offensteht, ungeachtet derer
                                 Interessen, sozialem Hintergrund oder Lebensmodell.

                                 Was bedeutet es, Student*in zu sein, wenn die
                                 Universität geschlossen ist?
                                    Studieren findet momentan zu Hause statt, meist
                                 auf kleinstem Raum mit reduziertem Bewegungsradius.
                                 Dabei fallen Strukturen weg, Privates und nicht-Privates
                                 verschmelzen. Schwierigkeiten in der Vereinbarkeit
                                 stellen sich nicht nur in einer Wohngemeinschaft, wo
                                 es unter Umständen keinen ruhigen Lernort gibt,
                                 sondern auch bei studierenden Eltern, welche ihr
22   Dies academicus 2020                                                              23

                                                                                       Die Universität
                                                                                       hat die
                                                                                       Verantwor-
                            Studium nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich rund     tung, Wissen      Die Universität hat die Verantwortung, Wissen zu
Der vermeint-               um eine Familie organisieren müssen. Unsicherheiten        zu schaffen,      schaffen, welches verschiedene Perspektiven inkludiert.
                            entstehen in der momentanen Situation nicht nur                              Als Ort der Wissensproduktion soll sie inklusiv, kritisch
liche Stillstand            aufgrund fehlender sozialer Kontakte, welche im            welches           und kreativ sein und sich ständig hinterfragen. Dazu
und die Ver-                digitalen Universitätsalltag wegfallen, sondern auch in
                                                                                       verschiedene      gehört, dass sie sich ihrem Einfluss auf die öffentliche
                            Bezug auf die finanzielle Lage oder aufgrund unsicherer                      Diskussion und die Politik bewusst ist und den Dialog
langsamung                  Zukunftsaussichten. Der vermeintliche Stillstand und       Perspektiven      fördert.
bedeuten                    die Verlangsamung bedeuten für viele mehr Stress und
                            Leistungsdruck. Die Vereinbarkeit kann durch die           inkludiert.       Wir, das heisst alle Universitätsangehörigen sowie die
für viele mehr              digitalen Lehrformate auch positiv beeinflusst werden.                       beteiligten Akteur*innen ausserhalb der Universität,
                            Für Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung                         sollten Mut zum Handeln aufbringen und uns gemein-
Stress und                  kann der Zugang zum Studium durch die Digitali-                              sam mit Entschlossenheit dafür einsetzen, dass wir
Leistungs-                  sierung an der Uni verbessert werden.                                        aus dieser Krise lernen damit die Universität Bern zu einer
                                                                                                         besseren Universität für alle wird. Eine Universität die
druck.                      Was bedeutet es, eine Universität zu sein, wenn                              besser lernt, lehrt, forscht und somit besser Wissen
                            Studierende nicht an der Uni sind und wenn                                   schafft. /
                            nicht alle gleich am Universitätsgeschehen teilhaben
                            können?
                               Mehr denn je stellt sich in einer Zeit wie dieser die
                            Frage, welche Verantwortung die Universität und alle
                            einzelnen ihrer Angehörigen haben. Der Lehr- und
                            Forschungsbetrieb muss weitergeführt werden und die
                            Uni als Arbeitgeberin soll weiterbestehen, aber wie
                            und zu welchem Preis? Trotz der gezwungenermassen
                            stärkeren digitalen Ausrichtung in Lehre und Forschung
                            können nicht alle gleich an der Universität teilhaben
                            und sich somit am Wissenschaftsdiskurs beteiligen.
                            Ungleichheiten bestanden schon vor der Corona-Krise.
                            Sie werden jedoch in der aktuellen Situation verstärkt
                            und sind sichtbarer als zuvor. In einer Zeit, in welcher
                            der Zusammenhang von Wissenschaft und Gesellschaft
                            wichtiger denn je ist, ist es auch nötig, zu fragen, wer
                            Wissen schafft und wie das getan wird.
24   Dies academicus 2020

                                Highlights 2020

08
Lockdown

Umstellung auf digitalen
Lehrbetrieb
Wegen des Lockdowns ab März musste der gesamte Lehrbetrieb
der Universität Bern auf digitale Mittel umgestellt werden.
Dank den strategischen Entwicklungen der letzten Jahren im
Bereich der innovativen Lehre und der IT-Infrastruktur und dank
dem enormen Einsatz der Dozierenden und Studierenden
gelang dies innert nur drei Tagen.
26   Dies academicus 2020                                             27

SARS-CoV-2                                                            Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur

Berner Coronavirus-Klon                                               Mathias Énard ist Gastprofessor
geht «viral»                                                          Im Frühjahrssemester 2020 war Mathias Énard in der Schweiz,
                                                                      um als Friedrich Dürrenmatt Gastprofessor für Weltliteratur an der
Forschende der Virologie und Veterinärbakteriologie der Universität   Universität Bern ein Seminar zur Kriegsliteratur durchzuführen.
Bern haben das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) geklont. Diese           Der mit dem Prix Goncourt, dem bedeutendsten französischen
synthetischen Klone werden nun von Forschergruppen weltweit           Literaturpreis, ausgezeichnete Schriftsteller kehrte im Herbstsemester
eingesetzt, um Corona-Proben zu testen, antivirale Medikamente zu     zurück, um im Rahmen dieser Gastprofessur eine wöchentliche
finden, und möglichst rasch Impfstoffe zu entwickeln. Die in Bern      Vorlesung zum Thema «Literatur der Mehrsprachigkeit» zu halten.
entwickelte Methode kann zukünftig auch für die Bekämpfung anderer

                                                                                                                                               Foto: XX
hochinfektiöser Viren verwendet werden.
28   Dies academicus 2020                                                 29

Weltraumteleskop CHEOPS

CHEOPS-Daten beschreiben
einen der extremsten Planeten
Acht Monate nachdem das Weltraumteleskop CHEOPS seine Reise
ins All angetreten hat, ist nun die erste wissenschaftliche Publikation
mit Daten von CHEOPS erschienen: Sie ermöglichen eine nähere
Beschreibung des Exoplaneten WASP-189b – einer der extremsten
bekannten Planeten. CHEOPS ist eine gemeinsame Mission der
Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Schweiz unter
Leitung der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der
Universität Genf.
30   Dies academicus 2020                                              31

World Trade Forum 2020                                                 Neues europäisches Forschungsprojekt

Die Zukunft der Handelspolitik                                         Wie wird Geschlechtervielfalt
und externer Kooperation                                               im Arbeitsleben erreicht?
Das World Trade Forum 2020 behandelte mit «The Future of Trade         Ein neues europäisches Forschungsprojekt unter Leitung der
Policy and External Cooperation – Die Zukunft der Handelspolitik und   Universität Bern untersucht, welche Faktoren die schulische
externer Kooperation» ein brandaktuelles Thema. Das Welthandels-       und berufliche Laufbahn von Frauen und Männern sowie Angehörigen
forum des World Trade Institute (WTI) der Universität Bern und dem     geschlechtlicher und sexueller Minderheiten beeinflussen.
European University Institute (EUI) wurde dieses Jahr online durch-    Ziel des Forschungsprojekts ist es zudem, Massnahmen zu entwickeln,
geführt und brachte führende Handelsexpertinnen und -experten aus      welche die Geschlechtervielfalt im Arbeitsleben fördern sollen.
der Wissenschaft, Verwaltung, NGOs, internationalen Organisationen     «G-VERSITY – Achieving Gender Diversity» erhält dafür vom
und der Privatwirtschaft zusammen.                                     EU-Förderungsprogramm «Horizon 2020» 4,1 Millionen Euro.
32   Dies academicus 2020

Wyss Academy for Nature                                                  Fördergelder für innovative Produkte

Erste Projekte in Vorbereitung                                           Schub für tierversuchsfreie
Die Wyss Academy for Nature wurde als unabhängige Stiftung               Methoden
gegründet, der Stiftungsrat eingesetzt und Peter Messerli als Direktor
gewählt. Die Wyss Academy will die nachhaltige Entwicklung über          Gleich drei Forschungsgruppen an der Universität Bern erhalten vom
vier regionale Hubs in Lateinamerika, Ostafrika, Südostasien und         3R Kompetenzzentrum Schweiz (3RCC) Fördergelder für innovative
im Kanton Bern voranbringen. 14 Projekte des Berner Hubs werden          Projekte, die Tierversuche ersetzen sollen. Um Krebstumore, Lungen-
gegenwärtig aktualisiert und initialisiert. Bis im März 2021 sollen      fibrose und den Arzneimitteltransfer zwischen Mutter und Fötus
alle Projektverträge unterzeichnet sein, und auf Antrag der Wyss         zu untersuchen, werden Zellen von menschlichen Patienten im Labor
Academy soll das aktualisierte Umsetzungsprogramm 2021–23 im             kultiviert.
Frühjahr 2021 durch den Regierungsrat verabschiedet werden.
34   Dies academicus 2020   35

                            Die Universität Bern verleiht die
                            Würde eines Ehrensenators

                            Herrn
                            Dr. phil. Christophe Walter von Werdt       Laudatio
                            Bern
                                                                        Christophe Walter von Werdt,

                                                                        – dem Freund der Universität in Würdigung
                                                                          seines Engagements für die Universität
                                                                          Bern;
                                                                        – der sich als Repräsentant der Burger-
                                                                          gemeinde um deren gedeihliche und
                                                                          freundschaftliche Verbindung zur
                                                                          Universität grosse Verdienste erworben
                                                                          hat;
                                                                        – der sich in verschiedenen Funktionen
                                                                          für universitäre Anliegen und Projekte
                                                                          einsetzt;
                            1969 in Bern                                – der durch seinen innovativen Einsatz den
                                                                          Zusammenhang zwischen Wissenschaft
                            Werdegang                                     und Gesellschaft stärkt;
                            – 1989–1994 Studium der Osteuropäischen     – der als Leiter der Schweizerischen
                              Geschichte, slavischen Philologie           Osteuropabibliothek einen wichtigen
                              und der Wirtschaftswissenschaften,          Beitrag zur wissenschaftlichen
                              Universität Zürich                          Bearbeitung geleistet hat.
                            – 2003 Promotion Dr. phil.,
                              Universität Zürich
                            – 1996–2012 Leiter der Schweizerischen
                              Osteuropabibliothek
                            – 2004–2015 Lehraufträge Universitäten
                              Bern und Zürich, Fachhochschule Bern
                              sowie Volkshochschulen Basel und Zürich
                            – 2006 bis heute Mitbegründer
                              und Mitinhaber der archivsuisse AG
Ehrungen                    – 2009–2012 Mitinitiator und Studien-
                              gangsleiter der interdisziplinären
                              Osteuropa-Studien, Universitäten Bern
                              und Fribourg
                            – diverse nebenberufliche und ehren-
                              amtliche Engagements.
36     Dies academicus 2020                                                                37

Die Theologische Fakultät verleiht                                                         Die Rechtswissenschaftliche Fakultät
die Würde eines                                                                            verleiht die Würde eines
Doctor theologiae honoris causa                                                            Doctor iuris honoris causa

Frau                                                                                       Frau
Dr. theol. Doris Strahm                     Laudatio                                       Annette Keller                                  Laudatio
Basel                                                                                      Hindelbank
                                            Doris Strahm,                                                                                  Annette Keller,

                                            – der Pionierin der Feministischen Theologie                                                   – der national sowie international bedeu-
                                              in der Schweiz;                                                                                tenden Expertin auf dem Gebiet
                                            – die Grundlagenwerke zur Feministischen                                                         des Straf- und Massnahmenvollzugs;
                                              Theologie verfasst und die 1986                                                              – die sich als Direktorin der Frauenjustiz-
                                              gegründete Europäische Gesellschaft für                                                        vollzugsanstalt Hindelbank konsequent,
                                              Theologische Forschung von Frauen                                                              nachhaltig und innovativ für die
                                              (ESWTR) mitaufgebaut hat;                                                                      Menschenwürde und die Rechtsstaatlich-
                                            – die sich als eine der ersten Theologinnen                                                      keit im Straf- und Massnahmenvollzug
                                              interreligiösen Themen aus Gender-                                                             einsetzt;
                                              perspektive widmet und 2008 eine der                                                         – die richtungsweisende Beiträge für die
1953 in Zürich                                Gründerinnen des Interreligiösen                                                               Verbesserung des sozialen Klimas im
                                              Think-Tanks in der Schweiz war;              1961 in Ermatingen                                Straf- und Massnahmenvollzug sowie der
Werdegang                                   – die seit Jahrzehnten über die Schweiz                                                          Chancen für die Resozialisierung von
– 1973–1975 Studium der Evangelischen         hinaus dazu beiträgt, Fragen der             Werdegang                                         Straftäterinnen geleistet hat.
  Theologie, Psychologie und Pädagogik,       Geschlechtergerechtigkeit in den             – Lehrerseminar in Kreuzlingen
  Universität Zürich                          gesellschaftlichen und religiösen Diskurs    – Theologie-Studium an der Universität
– 1975–1981 Studium der Katholischen          einzubringen.                                  Bern
  Theologie, Theologische Hochschule                                                       – ab 1999 Betreuerin in der Frauen-
  Luzern                                                                                     strafanstalt Hindelbank
– WS 1985/1986 erster regulärer                                                            – 2001–2003 berufsbegleitendes Studium
  feministisch-theologischer Lehrauftrag                                                     der Sozialen Arbeit, Hochschule für
  der Schweiz, Universität Bern                                                              Soziale Arbeit Luzern
– 1996 Promotion an der Theologischen                                                      – anschliessend Beförderung zur Abteilungs-
  Fakultät der Universität Fribourg                                                          leiterin «Vollzug» in Hindelbank
– 2007–2009 Lehraufträge an den                                                            – 2009–2011 Leiterin des Sozialdienstes der
  Universitäten Fribourg, Luzern und Bern                                                    Universitären Psychiatrischen Dienste Bern
– Seit 1980er-Jahren freiberuflich tätig                                                   – Seit Juni 2011 Direktorin der Frauenjustiz-
  als feministische Theologin, Referentin                                                    vollzugsanstalt Hindelbank
  und Publizistin                                                                          – Seit 1994 nebenberufliche Tätigkeit als
– Ab 2000 Kursleiterin und Referentin                                                        internationale Wahlbeobachterin
  in interreligiösen Dialogprojekten von                                                     unter anderem in Südafrika, Tadschikis-
  Frauen.                                                                                    tan, der Ukraine und Armenien.
38   Dies academicus 2020                                                                          39

Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche                                                       Die Medizinische Fakultät verleiht
Fakultät verleiht die Würde eines                                                                  die Würde eines
Doctor rerum oeconomicarum honoris causa                                                           Doctor medicinae honoris causa

Herrn                                                                                              Herrn
Prof. Roger Koenker, Ph.D.                         Laudatio                                        Prof. Dr. Albert Hofman                       Laudatio
London, UK                                                                                         Boston, USA
                                                   Roger Koenker,                                                                                Albert Hofman

                                                   – für bahnbrechende und einflussreiche                                                        – der weltweit einer der einflussreichsten
                                                     Forschungsarbeiten in Ökonometrie und                                                         Forscher auf dem Gebiet der Epidemiologie
                                                     Statistik; insbesondere                                                                       ist;
                                                   – für die Entwicklung von Quantilsregression,                                                 – der in grossen Populationsstudien mit
                                                     ihre theoretische Analyse, algorithmische                                                     Hilfe neuer genetischer und Imaging
                                                     Implementierung und empirischen                                                               Methoden pathogenetische Zusammen-
                                                     Anwendungen;                                                                                  hänge zwischen neurologischen,
                                                   – für die Erweiterung dieser Methoden auf                                                       kardiovaskulären und endokrinologischen
                                                     zahlreiche Gebiete wie nichtparametrische                                                     Erkrankungen erkannt hat;
                                                     Modelle, Zeitreihenanalyse, Paneldaten-                                                     – der seit einigen Jahren den Austausch des
                                                     analyse, Verweildauermodelle;                 1951 in Hardenberg, NL                          wissenschaftlichen Nachwuchses
1947 in Grand Forks, USA                           – für inspirierende Anstösse, die zahlreiche                                                    zwischen der Universität Bern und der
                                                     Wissenschaftler stimuliert und neue           Werdegang                                       Harvard School of Public Health unterstützt
Werdegang                                            Forschungsfelder eröffnet haben;              – 1976 Abschluss Studium der Medizin,           sowie die Teilnahme an Weiter- und
– 1969 BA Wirtschaftswissenschaft,                 – für sein vorbildliches Engagement als            Groningen, NL                                Fortbildungsveranstaltungen für Berner
  Grinnell College, Iowa, USA                        Ausbildner, Betreuer und Mentor.              – 1983 Promotion in Epidemiologie,              Forscherinnen und Forscher in Boston
– 1974 PhD Wirtschaftswissenschaft,                                                                   Rotterdam, NL                                ermöglicht.
  University of Michigan, USA                                                                       – 1984–1988 Ausserordentlicher Professor,
– 1974–1976 Assistenzprofessor in                                                                     Rotterdam
  Wirtschaftswissenschaft,                                                                         – 1988–2015 Lehrstuhl, Abteilung für
  University of Illinois                                                                              Epidemiologie, Rotterdam
– 1976–1983 Forscher in den Bell                                                                   – 1992–2015 Wissenschaftlicher
  Telephone Laboratories                                                                              Direktor Niederländisches Institut für
– 1983–2017 Full Professor in Wirtschafts-                                                            Gesundheitswissenschaften, NL
  wissenschaft, University of Illinois, USA                                                        – 1998–2015 Ausserordentlicher Professor an
– Seit 2018 Honorary Professor in                                                                     der Harvard School of Public Health, USA
  Wirtschaftswissenschaft, University                                                              – 2016 bis heute Professor für klinische
  College London, UK                                                                                  Epidemiologie, Stephen B. Kay Family –
– Diverse Auszeichnungen: Fellow of                                                                   Professor für öffentliche Gesundheit und
  Econometric Society, Fellow of American                                                             klinische Epidemiologie sowie Vorsitzen-
  Statistical Association, Emanuel and                                                                der Abteilung für Epidemiologie, Harvard
  Carol Parzen Prize for Statistical Innovation.                                                      University.
40     Dies academicus 2020                                                               41

Die Vetsuisse-Fakultät verleiht                                                           Die Philosophisch-historische Fakultät
die Würde eines                                                                           verleiht die Würde eines
Doctor medicinae veterinariae honoris causa                                               Doctor philosophiae honoris causa

Frau                                                                                      Frau
Claudine André                                Laudatio                                    Prof. em. Dr. Anne Fausto-Sterling           Laudatio
Democratic Republic of Congo                                                              Providence, USA
                                              Claudine André,                                                                          Anne Fausto-Sterling,

                                              – eine starke Frau in Afrika, eine Heldin                                                – eine bedeutende Forscherin die
                                                des Tierschutzes;                                                                      – für einen wegweisenden Brückenschlag
                                              – immer positiv denkend, niemals                                                           zwischen den Natur- und Geisteswissen-
                                                aufgeben!                                                                                schaften steht;
                                              – ein Leben für die Erhaltung und den                                                    – für ein genaues Hinsehen und kritisches
                                                Schutz der Bonobos;                                                                      Hinterfragen von Biologismen und schein-
                                              – ein Leben für die Artenvielfalt unseres                                                  baren Gewissheiten plädiert;
                                                Planeten.                                                                              – bahnbrechende und immer noch aktuelle
                                                                                                                                         Erkenntnisse zu Forschungsgebieten
                                                                                                                                         beigetragen hat, die an unserer Fakultät
                                                                                                                                         fächerübergreifend betrieben werden;
                                                                                          1944 in Manhatten, NY, USA                   – als public intellectual unerschrocken
1946 in La Hestre, BEL                                                                                                                   gegen Vorurteile, Simplifizierungen und
                                                                                          Werdegang                                      fake news eintritt.
Werdegang                                                                                 – 1965 Bachelor of Arts in Zoologie,
– 1950 Umzug nach Afrika mit ihrem Vater,                                                   University of Wisconsin, USA
  einem Tierarzt                                                                          – 1970 Ph.D. in Entwicklungsgenetik, Brown
– 1994 Gründung der Tierschutzorganisation                                                  University, USA
  «Les amis des bonobos de Congo» (ABC)                                                   – 1977–1986 ausserordentliche Professorin
– 2002 Gründung und Aufbau der Bonobo                                                       für Medizinische Wissenschaften, Brown
  Schutzstation «Lola ya Bonobo»                                                          – 1986 ordentliche Professorin für
  (Paradies der Bonobos) in der Nähe                                                        Medizinische Wissenschaften, Brown
  von Kinshasa, COD                                                                       – 1998–2001 Senior Fellow, Francis
– 2009 Gründung des National Forest                                                         Wayland Collegium for Liberal Learning,
  Reserve «Ekolo ya bonobo» (Land der                                                       Brown
  Bonobos) mit einer Grösse von 48 000 ha                                                 – 2000-2012 Lehrstuhl Science and
  zur Auswilderung von Bonobos                                                              Technology Studies Program
– Diverse Auszeichnungen: Prince Laurent                                                  – 2009-2014 Nancy Duke Lewis Professorin
  Award für die Umwelt, Ordre National du                                                   für Biologie und Gender Studies, Brown
  Mérite, FR, Badham-Evans Award for                                                      – Seit 2014 Nancy Duke Lewis Professorin
  Women’s commitment to wildlife, UK,                                                       Emerita für Biologie und Gender Studies,
  Femme en Or catégorie environnement, FR.                                                  Brown.
42     Dies academicus 2020                                                                  43

Die Philosophisch-humanwissenschaftliche                                                     Die Philosophisch-naturwissenschaftliche
Fakultät verleiht die Würde eines                                                            Fakultät verleiht die Würde eines
Doctor philosophiae honoris causa                                                            Doctor philosophiae honoris causa

Frau                                                                                         Frau
Prof. Dr. Marlis Buchmann                      Laudatio                                      Jacqueline F.N. van Leeuwen                   Laudatio
Zürich                                                                                       Hattem, NL
                                               Marlis Buchmann,                                                                            Jacqueline F.N. van Leeuwen,

                                               – der engagierten Sozialwissenschaftlerin;                                                  – der Palynologin und Paläoökologin, für
                                               – die als herausragende Wissenschaftlerin                                                     ihre grossen und langjährigen Verdienste
                                                 und als Pionierin die sozialwissen-                                                         in der Biologie und Klimaforschung;
                                                 schaftliche Lebensverlaufsforschung in                                                    – insbesondere für die Gewinnung und
                                                 der Schweiz gefördert hat;                                                                  Veröffentlichung einzigartiger ökologi-
                                               – die massgeblich zur interdisziplinären                                                      scher Zeitreihen, die die Forschung
                                                 Kinder- und Jugendforschung sowie                                                           und den Naturschutz weltweit vorange-
                                                 zur Etablierung von Längsschnittstudien                                                     bracht haben;
1950 in St. Gallen                               über Kindheit und Jugend als Lebens-                                                      – für die Erforschung der Grenzen der
                                                 phasen beigetragen hat;                                                                     Pollenanalyse, die zu höchsten taxonomi-
Werdegang                                      – die sich mit wegweisenden Beiträgen                                                         schen Auflösungen und zu neuen
– 1977–1988 Studium, Promotion                   zur Reproduktion sozialer Ungleichheit                                                      ökologischen Erkenntnissen geführt hat;
  und Habilitation in Soziologie,                von Bildungs-, Berufs- und Weiterbil-                                                     – für ihr grosses Engagement bei der
  Universität Zürich                             dungschancen sowie von Nachteilen der                                                       Ausbildung von Generationen von
– 1980–1994 Dozentin und Privatdozentin          Frauen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt                                                       Studierenden und jungen Forschenden;
  für Soziologie, Universität Zürich             grosse Verdienste in der empirischen                                                      – für ihre grosse Arbeit bei der taxonomi-
– 1990–2005 Professorin für Soziologie,          Sozialforschung erworben hat;                                                               schen Harmonisierung internationaler
  ETH Zürich                                   – die mit leidenschaftlichem Engagement       1951 in Gouda, NL                               Datenbanken;
– 1994 bis heute Professorin für Soziologie,     und professionellem Augenmass                                                             – für ihre stete und äusserst wertvolle
  Universität Zürich                             die sozialwissenschaftliche Arbeitsmarkt-   Werdegang                                       Unterstützung der Forschung und Lehre
– 2004–2015 Direktorin des Jacobs                forschung in der Schweiz vorangetrieben     – 1969–1975 Studium in Slavistik,               an der Universität Bern.
  Center for Productive Youth Development,       und etabliert hat;                            Universität Utrecht (kein Abschluss), NL
  Universität Zürich                           – die sich unermüdlich für die Förderung      – 1975–1990 ehrenamtliche Mitarbeiterin
– 2018–2023 Leiterin Stellenmarkt-Monitor        der sozialwissenschaftlichen Exzellenz in     bei verschiedenen wissenschaftlichen
  Schweiz (SMM)                                  der Schweiz eingesetzt hat.                   Projekten im Bereich der Biologie
– Seit 2001 gewähltes Mitglied der                                                           – 1991–2017 Laborassistentin, in den ersten
  Deutschen Akademie der Naturforscher                                                         10 Jahren am Institut für Geobotanik,
  Leopoldina                                                                                   Departement Biologie, später bis zu ihrer
– Zahlreiche Forschungsaufenthalte                                                             Pensionierung im neu gegründeten Institut
  und Lehraufträge an verschiedenen                                                            für Pflanzenwissenschaften, Departement
  renommierten Universitäten und                                                               Biologie und Oeschger Zentrum
  Forschungseinrichtungen.                                                                     für Klimaforschung, Universität Bern.
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                                  Hans-Sigrist-Preis                               Dr. Lutz Zwillenberg-Preis
                                  Mit dem Hans-Sigrist-Preis werden alljährlich    Prämiert werden jährlich bis zu drei hervor-
                                  Forscherinnen und Forscher aus dem In- und       ragende wissenschaftliche Arbeiten aus dem
                                  Ausland für hervorragende wissenschaftliche      Bereich der biologischen Wissenschaften.
                                  Leistungen ausgezeichnet. Der Preis erfolgt      Der Preis soll Ansporn sein für junge Talente,
                                  in Anerkennung geleisteter Forschungsarbei-      die eine innovative Arbeit als Dissertation
                                  ten und zur Unterstützung zukünftiger            oder eine hochkarätige Publikation als
                                  Forschungsvorhaben in einem vom Stiftungs-       Postdoktorierende vorgelegt haben.
                                  rat zu Beginn jedes akademischen Jahres             Der Preis wird verliehen in Erinnerung
                                  bestimmten Fachgebiet.                           an den im Dezember 2011 verstorbenen
                                                                                   Biologen Dr. Lutz O. Zwillenberg. Die
                                  Theodor-Kocher-Preis                             Universität Bern dankt der Stifterin des
                                  Im Geiste eines ihrer grossen Forscher und       Preises, Dr. Celia Zwillenberg.
                                  Lehrer, des Nobelpreisträgers von 1909,
                                  verleiht die Universität den Theodor-Kocher-     Barbara-Lischetti-Preis
                                  Preis an ihre besten Nachwuchswissenschaft-      Der Barbara-Lischetti-Preis bezweckt die
                                  ler. Die Auszeichnung würdigt aussergewöhn-      Förderung der Geschlechterforschung
                                  liche und vielversprechende wissen schaftliche   an der Universität Bern und ist benannt nach
                                  Leistungen in Spezialgebieten oder in            deren Wegbereiterin, der ehemaligen
                                  disziplinübergreifender Perspektive.             Leiterin der Abteilung für die Gleichstellung
                                                                                   von Frauen und Männern der Universität
                                  Haller-Medaille                                  Bern, Barbara Lischetti (1954–2003). Mit
                                  Die Haller-Medaille wird seit 1809 Persön-       dem Förderpreis sollen Nachwuchswissen-
                                  lichkeiten verliehen, welche in Durchgehung      schaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler
                                  der bernischen Schulen und Akademien             der Universität Bern für eine hervorragende
                                  sich durch Aufführung, Fleiss und Talente am     Dissertation ausgezeichnet werden, in
                                  meisten ausgezeichnet und ihre hiesigen          der ein Thema der Geschlechterforschung
                                  Studien vollendet haben.                         behandelt oder ein entsprechender Ansatz
                                                                                   verwendet wird.

                                                                                   Credit Suisse Award for Best Teaching
                                                                                   Mit der Vergabe des Credit Suisse Award for
                                                                                   Best Teaching verfolgt die Credit Suisse
                                                                                   Foundation das Ziel, die Qualität von Lehre
                                                                                   und Ausbildung auf der Tertiärstufe zu
                                                                                   fördern und den Wissens- und Forschungs-
Ehrungen und akademische Preise                                                    platz Schweiz zu stärken.
46   Dies academicus 2020                                                                   47

Hans-Sigrist-Preis                                                                          Theodor-Kocher-Preis

der Preis geht an                                                                           der Preis geht an
Frau Dr. Amanda Sferruzzi-Perri              Laudatio                                       Frau Dr. Christelle A. M. Robert               Laudatio

                                             Amanda Sferruzzi-Perri,                                                                       Christelle Robert,

                                             für ihre wegweisenden Arbeiten zur Identifi-                                                  in Anerkennung ihrer bahnbrechenden Arbeit
                                             zierung der molekularen Mechanismen                                                           zur Bedeutung von natürlichen Chemikalien
                                             in der Kommunikation zwischen Mutter und                                                      in biologischen Wechselwirkungen. Insbeson-
                                             Fetus während der Schwangerschaft und                                                         dere revolutioniert ihre Arbeit das Verständnis
                                             deren langfristige Auswirkungen auf die                                                       der hochkomplexen chemischen Interaktionen
                                             Gesundheit im späteren Leben. Die Aufklärung                                                  zwischen Pflanzen, Bodenschädlingen und
                                             dieser Konzepte erzielte nicht nur ein                                                        Nützlingen. Ein Kennzeichen ihrer Arbeit ist
                                             vertieftes Verständnis der Kommunikations-                                                    ihre Interdisziplinarität; die von ihr geleitete
                                             achse Mutter-Plazenta-Fetus, sondern bilden                                                   Forschungsgruppe am Institut für Pflanzen-
                                             auch die Grundlage für die Entwicklung neuer                                                  wissenschaften kombiniert Pflanzengenetik,
                                             Strategien, um schwerwiegende Schwanger-                                                      analytische Chemie und Verhaltensökologie.
Werdegang                                    schaftskomplikationen zu vermeiden und die                                                    Diese innovative Vorgehensweise ermöglicht
– Geboren 1980 in Melbourne, AUS             lebenslange Gesundheit der Mütter und          Werdegang                                      ihr, ihr Gebiet methodologisch voranzu-
– 2001 Undergraduate degree, Bachelor        ihrer Nachkommen zu verbessern.                – Geboren 1983 in Metz, FR                     treiben. Gleichzeitig liefert ihre Forschung
   of Science, University of Adelaide, AUS                                                  – 2001–2006 Studium der Ökologie,              hochrelevante Erkenntnisse für die Entwick-
– 2007 PhD, Department of Obstetrics                                                          Ethologie und Evolution in Frankreich        lung neuer Strategien zur Lösung der
  and Gynaecology, Adelaide                                                                 – 2006–2008 Forschungsassistentin              bevorstehenden Herausforderungen in der
– 2008–2010 Overseas Biomedical CJ                                                            für Tierphysiologie und Verhalten,           nachhaltigen Lebensmittelproduktion im
  Martin Research Fellow, University of                                                       Centre National de la Recherche              Kontext des Klimawandels und der pestizid-
  Cambridge, UK                                                                               Scientifique (C.N.R.S.), FR                  freien Landwirtschaft.
– 2011–2014 Next Generation Fellow,                                                         – 2008–2012 PhD in chemischer
  Centre for Trophoblast Research,                                                            und molekularer Ökologie,
  Cambridge                                                                                   Universität Neuchâtel
– 2015–2019 Royal Society Dorothy                                                           – 2012–2014 SNF-PostDoctoral Fellow,
  Hodgkin Research Fellow, Department of                                                      Max-Planck-Institut für chemische
  Physiology, Development and Neuro-                                                          Ökologie, DE
  science, Cambridge                                                                        – 2014–2018 Projektleiterin,
– Seit 2019 Honorary Associate Professor                                                      Universität Bern
  of Maternal and Fetal Medicine,                                                           – 2018–2020 Leiterin der Gruppe Chemische
  Women’s Health Institute, University                                                        Ökologie, Institut für Pflanzenwissen-
  College of London, UK                                                                       schaften, Universität Bern
– Seit 2019 University Lecturer in                                                          – 2020 ERC Starting Grant, Assistent-
  Reproductive Physiology, Department                                                         professur und Leiterin der Gruppe
  of Physiology, Development                                                                  Chemische Ökologie, Institut für Pflanzen-
  and Neuroscience, Cambridge.                                                                wissenschaften, Universität Bern.
48   Dies academicus 2020                                                                     49

Haller-Medaille                                                                               Dr. Lutz Zwillenberg-Preis

der Preis geht an                                                                             der Preis geht an
Herr Dr. Nadir Weber                           Laudatio                                       Frau Dr. Sabrina Sofia Burgener                Laudatio

                                               Nadir Weber,                                                                                  Sabrina Sofia Burgener,

                                               in Anerkennung seiner hervorragenden                                                          die in ihrem in Cell Reports veröffentlichten
                                               wissenschaftlichen Leistungen im Bereich der                                                  Artikel «Cathepsin G inhibition by Serpinb1
                                               Geschichte frühneuzeitlicher politischer                                                      and Serpinb6 prevents programmed necrosis
                                               Kultur, Herrschaftspraxis und Aussenbezie-                                                    in neutrophils and monocytes and reduces
                                               hungen im eidgenössischen und europäischen                                                    GSDMD-driven inflammation» neue moleku-
                                               Kontext, mit denen er sich schon in sehr                                                      lare Mechanismen zur Regulierung der
                                               jungen Jahren als erfolgsversprechender                                                       Sekretion von proentzündlichen Zytokinen
                                               Wissenschaftler international etabliert hat.                                                  aufzeigte. Cathepsin G, ein Enzym, das
                                                                                                                                             in Immunzellen transportiert wird, tötet
                                                                                                                                             Mikroben ab. Die Arbeit enthüllt einen
                                                                                                                                             Mechanismus, bei dem Inhibitoren von
                                                                                                                                             Cathepsin G Entzündungen verhindern und
                                                                                                                                             das Überleben der Immunzellen selbst
                                                                                                                                             fördern.
Werdegang
– Geboren 1985 in Uetendorf
– 2004–2009 Studium der Geschichte
  und Soziologie, Universität Bern
– 2009–2012 wissenschaftlicher Assistent
  und Mitarbeit am SNF-Forschungsprojekt
  «Verstaatlichung von Aussenbeziehungen»,
  Universität Bern                                                                            Werdegang
– 2013 Promotion in Geschichte,                                                               – Geboren 1988 in Zürich
  Philosophisch-historische Fakultät,                                                         – 2011 BSc Molecular Life Sciences,
  Universität Bern                                                                              Fachhochschule Nordwestschweiz,
– 2013–2014 Wissenschaftlicher Assistent,                                                       Muttenz
  Abteilung für Neuere Geschichte,                                                            – 2014 MSc Cellular and Molecular Biology,
  Universität Bern                                                                              Universität Bern
– 2018–2019 Professeur remplaçant,                                                            – 2017 PhD Immunology, Theodor Kocher
  Section d’histoire, Université de Lausanne                                                    Institut, Universität Bern
– 2019–2022 Ambizione Projektleiter                                                           – 2017–2019 Post-doc, Institut für Virologie
  des Schweizerischen Nationalfonds,                                                            und Immunologie (IVI), Universität Bern
  Universität Bern                                                                            – Seit 2019 Post-doc, Institute for
– diverse Aufenthalte als Gastwissen-                                                           Molecular Bioscience, The University of
  schaftler in Deutschland und Frankreich.                                                      Queensland, Brisbane, AUS.
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