DIGITALE INKLUSION - Arbeiterkammer Wien
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Juni 2021 DIGITALE INKLUSION n Der Zugang zu Internet und zuverlässiger Hardware ist ungleich verteilt. Hohe Anforderungen an Nutzer*innen und fehlende Basisbildung führen zu digitaler Scheu unter marginalisierten Gruppen. n Digitale Ungleichheit spaltet sich auf in den „First Digital Divide“ mit fehlendem Zugang zu Infra- struktur und den „Second Digital Divide“ mit Bezug zu Nutzungs- und Anwendungskompetenzen. n Grundlegend für Inklusion sind die Infrastruktur für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), Zeit und Raum, aktive Unterstützungsangebote sowie Aufbau und Nutzer*innenorientierung. AUF EINEN BLICK Kommunikation, soziale Kontakte, Konsum, besonders häufig von Exklusion im digitalen Erwerbsarbeit – Digitalisierung findet in fast Bereich betroffen, dazu zählen insbesondere Digitale Kompetenzen allen Lebensbereichen statt. Die Pandemie Ältere (65+), Menschen mit niedriger formaler und eine entsprechende Geräteausstattung gel- hat 2020 und 2021 diese Entwicklungen be- Bildung sowie Haushalte mit geringem Ein- ten mittlerweile als schleunigt. Für die Gesellschaft bringt das kommen. Ebenfalls eine Rolle spielt die Art Grundvoraussetzung zur vielfältige Inklusionschancen, aber auch neue des Internetzugangs: Menschen, die das In- Teilhabe am sozialen, Exklusionsgefahren mit sich. Eigenständige ternet nur auf ihrem Mobiltelefon nutzen (kön- politischen und berufli- und selbstbewusste Internetnutzung sowie nen), weisen geringere digitale Teilhabe auf als chen Leben. Um diese der Besitz der notwendigen Hardware sind zur alle anderen Gruppen (Thomas et al. 2019). Teilhabe auch allen zu ermöglichen, braucht es Voraussetzung von sozialer, politischer und Zugang zu entscheiden- beruflicher Teilhabe geworden. Das bedeutet Aktuelle Studien belegen diese Zusammen- den Informationen und im Umkehrschluss, dass viele Menschen von hänge auch für Österreich: Beispielsweise Kompetenzen, Räumen, diesen Teilhabemöglichkeiten ausgeschlos- haben zwar nur 8 Prozent der Bevölkerung Bildungsangeboten und sen sind, weil sie nicht über die notwendigen über 16 Jahre noch nie das Internet benutzt, auch nutzer*innen- Fähigkeiten oder nicht über eine ausreichende aber bei älteren Menschen und Frauen ist die- freundliche Anwendungen. Infrastruktur verfügen. Manche Gruppen sind ser Anteil deutlich höher: Fast 40 Prozent der Frauen über 65 Jahren nutzen das Internet AutorInnen: Christian Berger(AK Wien), Elisabeth nicht. Während der Corona-Pandemie funkti- Lechner (AK Wien), Clara Moder (arbeit plus) oniert gesellschaftliche Teilhabe bzw. Kri-
Seite 2 | Digitale Inklusion senbewältigung über weite Strecken digital Menschen, die das Internet nur auf (Schöggl und Berger 2021). Dementspre- ihrem Mobiltelefon nutzen (können), chend ist digitale Teilhabe für alle Menschen weisen geringere digitale Teilhabe auf wesentlich, doch auch in Österreich entwi- als alle anderen Gruppen. ckeln sich etwa digitale Kompetenzen un- gleich entlang der Dimensionen soziale Her- vs. Land/Globaler Norden vs. Globaler kunft, Geschlecht und stereotyper Rollen Süden), Bildung, sozioökonomischer Status (Zilian & Zilian 2020). sowie Behinderung (Rudolph 2019, 152-170). Da sich ein binäres Verständnis von Zugang „Digitale Inklusion“ – was ist das? zum Internet als online oder offline über die Der Begriffslogik entsprechend versteht sich Jahre nicht mehr als produktiv erwiesen hat, Inklusion als Antwort auf Exklusion, also eine wird in der Forschung nun von einem „Zu- Antwort auf den Ausschluss von Individuen gangsregenbogen“ gesprochen, der „Zugang oder Gruppen von deren Teilhabe am Leben, und Nutzung des Internets als mehrdimensio- analog wie digital. In einer immer stärker digi- nal konzipiert und damit verschieden gela- talisierten Gesellschaft bedeutet der Aus- gerte Barrieren hervorhebt“ (Rudolph 2019, schluss vom Digitalen weniger Möglichkeiten 131). Aus der binären „Digital Divide“ wurde Benachteiligungen zur politischen und demokratischen Teilhabe, auch im deutschsprachigem Raum digitale ergeben sich anhand schwierigere oder in manchen Fällen unmög- Ungleichheit. Geschlecht, Alter, liche bürokratische Wege und schlechtere Ethnizität, regionale Chancen am Arbeitsmarkt. Das Konzept Digital Inequality adressiert Herkunft, Bildung, dementsprechend in fünf Ungleichheitsdi- sozioökonomischer Benachteiligungen ergeben sich anhand fol- mensionen: Status sowie gender Merkmale: Geschlecht, Alter/Genera- Behinderung. tion, Race/Ethnizität, regionale Herkunft (Stadt 1. neben technischen Zugangsdebatten Wer sind die Offliner? Wer in Österreich das Internet nicht nutzt Internetnutzer Offliner 100 100 80 80 90 % Quelle: Statistik Austria, IKT-Einsatz in Haushalten 2020 60 80 % 60 90 % 80 % mit ohne 40 Matura Matura 40 25 % 45 % über 70 20 20 60-69 Jahre Jahre Internetnutzung nach Geschlecht Internetnutzung nach Bildungsabschluss Internetnutzung nach Alter 90 % der Männer, aber nur 80 % der 90 % mit Matura und 80 % ohne Matura 25 % der 60- bis 69-Jährigen und 45 % Frauen nutzen das Internet. nutzen das Internet. der über 70-Jährigen sind Offliner.
Seite 3 | Digitale Inklusion 2. auch Fragen nach räumlichen Möglichkei- Die Fähigkeiten das Internet „ sinnvoll“ ten, Kontrollmechanismen und Überwachung zu nutzen, führt auch zu Kostennach teilen, da Preisvergleiche viel schwieri 3. sowie nach den unterschiedlichen „Fähig- ger oder gar nicht möglich sind. keiten das Internet und internetbasierte Dienste sinnvoll zu verwenden“ (Rudolph verbessern, dienen andere nur der Erholung 2019, 138). Letzteres Feld lässt sich wohl am und Entspannung. besten mit den Begriffen „digitale Kompeten- zen“ und „Medienkompetenz“ fassen. Zu den Zusammenfassend stellt Rudolph (2019, 151) Auswirkungen dieser Dimension könnte man fest: „Vielfach gilt dabei, dass sich insbeson- auch Kostennachteile von Nicht-Internet-Nut- dere Ungleichheiten bezüglich der ,First Digi- zer*innen zählen, die sich daraus ergeben, tal Divide‘ im zeitlichen Verlauf mit der Durch- dass Preisvergleiche offline viel schwieriger/ setzung der digitalen Medien verringert haben, nicht möglich sind (Eichmann et al. 2019, 110- jedoch mit Blick auf die ,Second Digital Divide‘ 113). weiterhin Ungleichheiten in der Internetnut- zung vorhanden sind.“ Im Sinne eines inter- 4. Eine vierte Dimension beleuchtet „Un- sektionalen Zugangs zu Inklusion ist es hier gleichheiten hinsichtlich des spezifischen So- wichtig festzuhalten, dass verschiedene Un- zialkapitals, welches zur Unterstützung und gleichheit generierende Strukturen wie Sexis- Erweiterung eigener Fähigkeiten aufgerufen mus, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit, werden kann“ (Rudolph 2019, 138), also migrantische Positioniertheit oder Klassismus bspw. technische und emotionale Unterstüt- voneinander abhängig und sich gegenseitig zung aus dem Familien- und Freundeskreis. beeinflussend verstanden werden müssen (Peterlini und Donlic 2020, daraus besonders 5. In einer fünften und letzten Dimension wird empfehlenswert Bojadžijev 15-28 und Fried- auch die „unterschiedliche Verwendung des richs-Liesenkötter et al. 65-84). Internets für verschiedene Zwecke“ (Rudolph 2019, 138) angesprochen. Während manche Problematischerweise wird unter dem Deck- Verwendungsarten die eigene soziale Stellung mantel der Inklusionsarbeit oder des BEST PRACTICE: NETZWERK SOZIALER UNTERNEHMEN ARBEIT PLUS Soziale Unternehmen und die Sozialwirt- #diginclusion: Workshopreihe mit dem Ziel, schaft nehmen eine zentrale Rolle ein, die innovative Lösungen zur besseren Nutzung Exklusionsgefahren durch die Digitalisierung digitaler Angebote gemeinsam mit Nutzer*in- für ihre Zielgruppen zu erkennen und diesen nen zu entwickeln entgegenzuwirken. Das Netzwerk sozialer arbeitplus.at/diginclusion Unternehmen arbeit plus nimmt diese Rolle aktiv wahr und hat in den vergangenen #digitour: Beratung und Unterstützung direkt Jahren zwei Projekte rund um das Thema an öffentlichen Orten in Wien per Info-Bus digitale Exklusion und Förderung digitaler Kompetenzen durchgeführt: diginclusion.at Die #digitour wurde mit Unterstützung des Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien ermöglicht.
Seite 4 | Digitale Inklusion Diversity Management manchmal versucht, Normkritische Inklusion ist nicht Menschen zwecks Effizienzsteigerung und Selbstzweck oder Business-Chance, Profitmaximierung durch Inklusion in vorgefer- sondern Modell für gesellschaftliche tigte Normkategorien zu pressen. Carola Kuh- Teilhabe mit tiefgreifendem Ver lmann meint: „Ob Inklusion als Chance oder änderungspotenzial. Gefahr zu sehen ist, hängt […] im Wesentli- chen davon ab, in welches System und unter welchen Bedingungen ein Mensch ,inkludiert‘ einen Beitrag dazu leisten, diese günstigen wird“ (Kuhlmann 2012, 52). Die Autor*innen Umstände herbeizuführen. dieses Papers verfolgen einen kämpferischen, normkritischen (Christensen 2021) Inklusions- Grundvoraussetzungen für Digitale Inklusion gedanken: Marginalisierten Menschen(grup- pen) sollte strukturell die Teilhabe an allen ge- n Gute Internetverbindung und Geräte sellschaftlichen Prozessen ermöglicht wer- (Technische Infrastruktur) den, damit eben diese Normen brüchig und Für digitale Teilhabe braucht es eine stabile unsere Gesellschaften generell inklusiver Internetverbindung und die notwendige tech- werden. Normen sind nämlich nur so „nor- nische Infrastruktur bzw. geeignete Endge- mal“, stabil und unveränderlich wie die Men- räte. Doch diese Grundvoraussetzungen sind schen, die sie tagtäglich aufs Neue erschaffen oftmals nicht erfüllt, wie auch die Erfahrungen und verfestigen. Normkritische Inklusion ist in der Corona-Pandemie sehr deutlich gezeigt damit nicht Selbstzweck oder Busi- haben. Viele Menschen aus der Zielgruppe ness-Chance, sondern Modell für gesell- der Sozialen Unternehmen waren – gerade im schaftliche Teilhabe mit tiefgreifendem Verän- ersten Lockdown – nicht mehr erreichbar. derungspotenzial. Kurzfristige Lösungsansätze dafür waren tele- fonischer Kontakt oder auch das Übermitteln Abseits vom techni Was braucht es also, um in der digitalen Welt von Lernunterlagen per Post. Die Situation hat schen Zugang zum teilhaben zu können? Wir leben in einer Infor- allerdings verdeutlicht, dass der „First Digital Internet braucht es mationsgesellschaft, in der Informationen, Divide“ weiterhin besteht und es nachhaltige auch individuell auf Wissen und Kompetenzen zunehmend als er- Lösungsansätze braucht. die Bedürfnisse der strebenswertes soziales Gut gelten. Abseits User*innen abgestimm vom technischen Zugang zum Internet n Digitales Lernen braucht Raum te Fortbildungsmodelle braucht es auch individuell auf die Bedürf- (Räumliche Infrastruktur) zur Erlangung digitaler nisse der User*innen abgestimmte Fortbil- Digitales Lernen, das Ausprobieren von neuen Kompetenzen. dungsmodelle zur Erlangung digitaler Kompe- Tools und das Erwerben von Grundkompeten- tenzen. Diese müssen wirklich allen zugäng- zen sind zeitintensiv und brauchen Ruhe und lich sein. Der technische Fortschritt alleine er- Unterstützung. Vielen Menschen aus margina- möglich noch nicht den Zugang zu entschei- lisierten Gruppen fehlt aber genau das: Sie denden Informationen und Kompetenzen. sind mit herausfordernden Lebenssituationen „Ein zentrales Element der Herstellung von aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Diskrimi- Informationsgerechtigkeit ist die Schaffung nierung konfrontiert, leben häufig in beengten von Umständen, die die Mitglieder einer Ge- Wohnverhältnissen und finden in ihrem Um- sellschaft de facto in den Stand setzen, die feld nicht die notwendige Unterstützung vor. verfügbaren Güter für ihre (grundlegenden Um trotzdem digitale Teilhabe zu ermöglichen, Lebens-)Ziele zu nutzen“ (Schüller-Zwierlein & braucht es daher ruhige, niederschwellig nutz- Zillien 2013, 6). Es braucht dafür Rahmenbe- bare Räume mit der entsprechenden techni- dingungen und Vorgaben der Politik, aber schen Infrastruktur. Viele Beratungseinrich- auch NPOs und soziale Unternehmen können tungen haben bereits einen „offenen Raum“
Seite 5 | Digitale Inklusion für ihre Klient*innen etabliert, in dem diese sich ist insofern problematisch, als Nutzer*innen treffen und austauschen können. Eine Ergän- nicht auf Alternativangebote ausweichen kön- zung dieser Räume um technische und digi- nen bzw. auf die erfolgreiche Anwendung der tale Infrastruktur könnte Zutrittsbarrieren zu Tools angewiesen sind. Notwendig wäre es digitaler Teilhabe für benachteiligte Menschen daher, ein „Backup“ einzubauen, beispiels- vermindern. weise durch einen telefonischen Support, falls Nutzer*innen es über den digitalen Weg nicht n Digitales Lernen braucht Unterstützung schaffen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Eine wesentliche Voraussetzung für gelin- sprachliche Anpassung an die Zielgruppe. So- gende digitale Teilhabe ist schnelle, nieder- ziale Unternehmen können hier unterstützen schwellige und professionelle Hilfe. Oft sind es und mit Vorzeigebeispielen vorangehen, bei- leicht lösbare Probleme, die Menschen frust- spielsweise wien work oder atempo. rieren und demotivieren, es weiter zu versu- chen – ein übersehenes Feld beim Ausfüllen n Digitale Inklusion verändert eines Fragebogens, eine schwer navigierbare Organisationen Website, ein fehlender Anschluss am Gerät. Digitale Inklusion erfordert auch neue Pro- Manche Soziale Unternehmen bieten bereits zesse und Strukturen innerhalb von Organisa- solche Hilfestellungen für Privatpersonen an, tionen. Das gilt nicht nur für die Sozialen Un- beispielsweise 4everyoung in Kärnten. ternehmen und die Sozialwirtschaft, sondern insbesondere auch für die öffentliche Verwal- Viele Klient*innen n Digitale Kompetenzen sind vielfältig tung. Diese hat ihre Entscheidungsprozesse haben wichtige digitale Viele Klient*innen haben wichtige digitale und Rahmenbedingungen in der Corona- Kompetenzen, wenn Kompetenzen, wenn es um die Nutzung von Pandemie teilweise erst zeitverzögert ange- es um die Nutzung Apps wie TikTok oder willhaben.at geht, kön- passt. Die Digitalisierung erfordert aber flexib- von Apps wie TikTok nen diese aber nicht auf andere, etwa arbeits- lere Strukturen und leichtere Anpassung an oder willhaben.at relevante Anwendungen übertragen, wie zum neue Gegebenheiten. geht, können diese Beispiel eAMS. Hier ist nicht nur gezielte Un- aber nicht auf andere, terstützung, sondern auch Wertschätzung der Digital braucht analog etwa arbeitsrelevante bereits vorhandenen Kompetenzen wesent- Digitales Lernen braucht analoges Zusam- Anwendungen wie lich. Für die Vermittlung digitaler Kompetenzen mensein. Es ist nicht möglich, digitale Grund- zum Beispiel eAMS ist zudem eine praxisorientierte Einordnung kompetenzen nur digital zu vermitteln. übertragen. von unbedingt notwendigen Basiskompeten- Gleichzeitig können Prozesse mithilfe von zen (z.B. Anlegen einer E-Mail-Adresse) und Online-Tools besser und flexibler gestaltet weiteren, berufsspezifischen Kompetenzen und die Möglichkeiten der Digitalisierung für hilfreich. Inklusion genutzt werden. Dafür ist es not- wendig, die Nutzer*innen in die Entwicklung n Digitale Tools müssen nutzer*innen- von Lösungen als Expert*innen einzubinden. freundlich sein Die Chancen der Digitalisierung sind enorm: In der öffentlichen Verwaltung ist die Digitali- Sie erleichtert Amtswege, ermöglicht neue sierung noch nicht so weit fortgeschritten wie Formen der politischen Partizipation und eine in anderen Bereichen. Dementsprechend set- Neuorganisation der Erwerbsarbeitswelt. zen die dort eingesetzten digitalen Tools oft Umso wichtiger ist es, sie aktiv und im Sinne viel Wissen voraus, sind wenig intuitiv und von allen Menschen zu gestalten, zugänglich insgesamt wenig nutzer*innenfreundlich. Das und nutzbar zu machen. o
Seite 6 | Digitale Inklusion EMPFEHLUNGEN Digitalisierung bietet viele Chancen für die Internetnutzung und der Umgang mit Beseitigung von Exklusionsmechanismen. digitalen Lernplattformen und Tools im Für eine praktische Wirksamkeit braucht es Aus- und Weiterbildungsbereich zentral. Gestaltung in folgenden Bereichen: Jetzt hat sich Lernen vielfach als Ganzes in den digitalen Raum verlagert. Für Erwerbsarbeit und Arbeitsmarktintegra- den Umgang braucht es jedoch analoge tion: Digitalisierung bringt neue Möglich- Vorarbeiten und Unterstützung. Hier keiten, aber auch neue Zugangshürden zu besteht Investitionsbedarf. Die Arbei- Erwerbsarbeit; neue Anforderungen an die terkammer schlägt etwa eine gerechte Arbeitenden (ortsunabhängiges Arbeiten, Schulfinanzierung nach AK Chancenindex Entgrenzung und „Selbst-Management”, sowie konkret eine Ausweitung des ange- Notwendigkeit zur ständigen Weiterbil- kündigten Chancenindex-Pilotprojektes dung und Adaption neuer Technologien), der Bundesregierung auf mind. 500 das ist gerade für Menschen mit geringer Schulen mit transparenter Schulauswahl formaler Bildung oder Ältere eine große als Corona-Soforthilfe vor. Herausforderung. Hier braucht es sozial Strukturwandel und Transfer: Durch wirt- und digital inklusive Rahmenbedingungen schaftliche und technologische Entwick- und Förderprogramme. lungen ergeben sich permanent Ab- und Aufwertungen von bestehenden Qualifi- Öffentliche Dienstleistungen und Amts- kationen und Fähigkeiten. Wirtschafts-, wege: Die Digitalisierung der öffentlichen Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik stehen Verwaltung braucht einen ko-kreativen vor der Herausforderung, niederschwellige Prozess mit Einbindung aller relevanten Zugänge zu Ausbildungs-, Qualifizierungs-, Zielgruppen und Betroffenen. Dieser und Schulungsmaßnahmen zu schaffen. Prozess muss begleitet von laufenden Zum größtmöglichen Nutzen von Beschäf- Evaluierungen und normkritischen tigten, Arbeitslosen und benachteiligten Anpassungen stattfinden. Gruppen müssen Antidiskriminierung und Aus- und Weiterbildung: Bereits vor der Inklusion in diesen Transferprozessen Corona-Pandemie waren eigenständige leitende Prinzipien sein..
Seite 7 | Digitale Inklusion Weiterführende Literatur und Links Bojadžijev, Manuela (2020): Migration und Digitalisierung: Umrisse eines emergenten Forschungsfeldes. In: Peterlini, Hans Karl/Donlic, Jasmin (Hg.), Jahrbuch Migration und Gesellschaft 2019/2020. Schwerpunkt „Digitale Medien“. Transcript Verlag, S. 15-28. Christensen, Jannick Friis (2021): Weird Way of Normalizing. Queering Diversity Research through Norm Critique. In: Nørholm, Just Sine/Risberg, Annette und Florence Villesèche (Hg.), The Routledge Companion to Organizational Diversity Research Methods. Routledge, S. 59-72. Clement, Andrew/Shade, Leslie R. (2000): The Access Rainbow: Conceptualizing Universal Access to the Information/ Communications Infrastructure. In: Gurstein, Michael (Hg.), Community Informatics. Enabling Communities with Information and Communications Technologies. IGI Publishing, S. 32–51. DiMaggio, Paul/Hargittai, Eszter (2001): From the ›Digital Divide‹ to ›Digital Inequality‹. Studying Internet Use as Penetration Increases. Center for Arts and Cultural Policy Studies. Working Paper Nr 15. Princeton UP. Eichmann, Hubert/Schönauer, Annika/Schörpf, Philip und Jatic Ademir (2019): Soziale Risiken von Digitalisierungsprozessen. Trendanalysen im Erwerbs- und Privatleben mit Fokus auf Wien. FORBA Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt. Standpunkte Nr. 30. Friedrichs-Liesenkötter, Henrike/Hüttmann, Jana und Freya-Maria Müller (2020): Teilhabe von geflüchteten Jugendlichen im Kontext digitaler Medien. In: Peterlini, Hans Karl/Donlic, Jasmin (Hg.), Jahrbuch Migration und Gesellschaft 2019/2020. Schwerpunkt„Digitale Medien". Transcript Verlag, S. 65-84. Hargittai, Eszter (2002): Second-Level Digital Divide: Differences in People’s Online Skills. First Monday Vol. 7, No. 4. Kuhlmann, Carola (2012): Der Begriff der Inklusion im Armuts- und Menschenrechtsdiskurs der Theorien Sozialer Arbeit – eine historisch-kritische Annäherung. In: Balz, Hans-Jürgen/Benz, Benjamin und Carola Kuhlmann (Hg.), Soziale Inklusion. Grundlagen, Strategien und Projekte in der sozialen Arbeit. Springer VS, S. 35-57. Norris, Pippa (2001): Digital Divide. Civic Engagement, Information Poverty, and the Internet Worldwide. Cambridge UP. Peterlini, Hans Karl/Donlic, Jasmin (Hg.) (2020): Jahrbuch Migration und Gesellschaft 2019/2020. Schwerpunkt„Digitale Medien“. Transcript Verlag. Rudolph, Steffen (2019): Digitale Medien, Partizipation und Ungleichheit. Eine Studie zum sozialen Gebrauch des Internets. Springer VS. Schöggl, Astrid/Berger, Christian (2021): Digitaler Wandel darf nicht zu digitaler Krise werden. Arbeit & Wirtschaft- Blog. Online: https://awblog.at/digitaler-wandel-darf-nicht-zu-digitaler-krise-werden/ (Zugriff: 2.3.2021). Schüller-Zwierlein, André und Nicole Zillien (2013): Informationsgerechtigkeit. Theorie und Praxis der gesellschaftlichen Informationsversorgung. De Gruyter. Statistik Austria (2020): IKT-Einsatz in Haushalten 2020. Online: www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_umwelt_ innovation_mobilitaet/informationsgesellschaft/ikt-einsatz_in_haushalten/index.html (Zugriff: 2.3.2021). Thomas, Julian/Barraket, Jo/Wilson, Chris K./Rennie, Ellie/Ewing, Scott/MacDonald, Trent. (2019). Measuring Austrialia’s Digital Divide. The Australian Digital Inclusion Index 2019. Online: https://digitalinclusionindex.org.au/ the-index-report/report/ (Zugriff: 2.3. 2021). Zilian, Stella/Zilian, Laura (2020): Digitale Ungleichheit in Österreich. Arbeit & Wirtschaft-Blog. Online: https://awblog. at/digitale-ungleichheit-in-oesterreich/ (Zugriff: 2.3.2021). Zilian, Stella/Zilian, Laura (2020): Digital Inequality in Austria: Empirical Evidence from the Survey of the OECD„Programme for the International Assessment of Adult Competencies“. Technology in Society Vol. 63, S. 1-14. IMPRESSUM: Herausgeberin und Medieninhaberin Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, 1040 Wien, Prinz Eugen Straße 20-22 · Redaktion Büro für Digitale Agenden · Kontakt arbeit.digital@akwien.at · Verlags- und Herstellungsort Wien · DVR 0063673 AKWien · Grafik Jakob Fielhauer · Verlags- und Herstellungs- ort Wien · Offenlegung gem § 25 des Mediengesetzes siehe wien.arbeiterkammer.at/offenlegung · Blattlinie: Die Meinungen der AutorInnen
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