Insektengiftallergie Diagnostik und Therapie Dr. Torsten Hahne - Dermatologie - Allergologie - Ambulante Operationen - Ärztlicher ...
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Insektengiftallergie Diagnostik und Therapie Dr. Torsten Hahne Dermatologie – Allergologie – Ambulante Operationen Praxis Siegsdorf 1
Prävalenz der Insektengiftallergie • Prävalenzdaten1,2: • 0,3 – 7,5 % der Bevölkerung: Systemische allergische Reaktionen auf Insektenstiche • 2,4 – 26,4 %: Gesteigerte Lokalreaktionen • Erhöhte Prävalenz bei Imkern: Systemische allergische Reaktionen bei 14 – 43 % • Spezifische IgE-Antikörper im Serum bei bis zu 25% der Bevölkerung • Deutschland: etwa 10 – 40 Todesfälle jährlich infolge systemischer Stichreaktionen3 • Vermutlich weit höhere Dunkelziffer 1 EAACI Position Paper: Bilo BM et al., Allergy 2005; 60:1339-49 2 Schäfer T. Epidemiologie der Insektengiftallergie. Allergo J 2009; 18: 353–8 (Evidenzgrad 4) 3 Rueff F: Allergo J 2000; 9: 458–72 2
Insektengiftallergie: Allgemeines • Fast allen systemischen Reaktionen liegt ein IgE - vermittelter Mechanismus zugrunde • Klinisch: Symptome der Soforttyp-Allergie • Alle relevanten Arten: aus Ordnung Hymenoptera (Griech.: hymen = Haut, Membran; pteron = Flügel (Pl.: ptera) • Mehrzahl der systemischen Reaktionen durch Stiche der Honigbiene oder bestimmter Faltenwespen • Selten durch Hornissen oder Hummeln 3
Relevante Arten für Allergiker Häufigkeit: Wespe > Biene > Hornisse >Hummel Wespe Biene Hornisse Hummel 4
Taxonomie: Hymenoptera Apidae Vespidae Vespinae Polistinae Polistes P. dominulus Apis Bombus P. gallicus B. terrestris Vespa A. mellifera V. crabro Dolichovespula B. medius Vespula u. weitere Arten V. germanica D. saxonica V. vulgaris D. media u. weitere Arten 5
Insekten: Wespe Merkmale • leuchtend gelb/schwarz • Körperlänge der Arbeiterin 11-16 mm • wenig behaart; deutliche “Wespentaille” Vorkommen • Frühjahr – Herbst; © ALK-Abelló • Staat geht im Herbst zu Grunde, Königin überwintert Verhalten • ernähren sich vor allem von Insekten und zuckerhaltigen Stoffen (z.B. überreifes Obst) • im Herbst durch hohen Energiebedarf auch Fleisch und Wurst und süße Lebensmittel; d.h. Kontakt mit den Menschen • Hin- und Herfliegen der Wespen kein Zeichen der Aggression: benötigen gewisse Fluggeschwindigkeit, um scharf sehen zu können 6
Insekten: Biene Merkmale • unauffällig gefärbt (gelblich bis braun) • Körperlänge der Arbeiterin 12-15 mm • dicht behaart; d.h. ”Taille” nicht sichtbar Vorkommen • Bienenstaat ganzjährig, Volk überwintert; © ALK-Abelló • können daher auch an warmen Wintertagen ausfliegen Verhalten • ernähren sich vor allem von Nektar und Pollen • gutmütig, wenig aggressiv • der Stachel bleibt meist, aber nicht immer in der Haut zurück • Wenig Reibungspunkte mit den Menschen • Stiche häufig bei Imkern oder durch Barfußgehen in der Wiese 7
Insekten: Hornisse Merkmale • gelb/schwarz; Brust rot gezeichnet • Körperlänge Arbeiterin 18 -25 mm • Königin bis zu 35 mm groß • kaum behaart; d.h. ”Taille” deutlich sichtbar © ALK-Abelló Vorkommen • Nestbau im Frühjahr • Flugzeit: April - Oktober • Volk geht im Herbst zu Grunde Verhalten • ernähren sich u.a. von Fliegen, Wespen, Honigbienen aber auch von süßen Säften und gärendem Fallobst • gutmütig; sind dämmerungs- und nachtaktiv; fliegen zu Licht • cave: Offene Fenster bei eingeschaltetem Licht 8
Insekten: Hummel Merkmale • schwarz mit braungelben Streifen, Hinterleib weiß; • Körperlänge d. Arbeiterin 11-17 mm • dicht behaart; pummelige Erscheinung © ALK-Abelló Vorkommen • Flugzeit von Frühling - Herbst Verhalten • Ernähren sich von Nektar und Pollen • bauen Nester in verlassene Mäuselöcher • wenig aggressiv, können beißen und stechen • Stich schmerzhaft und unangenehm • Stichapparat extrem schwach, Stich nur mit Widerlager möglich 9
Insektengift: Allgemeines Applizierte Giftmenge pro Stich Biene: 59 - 140 μg1,2 Wespe: 1,7 - 17 μg2 Hauptallergene Biene: Phospholipase A2 (10-15%), Hyaluronidase (2- 3%), Melittin (ca. 50%) Api m 1 Api m 2 Api m 3 Wespe: Phospholipase A1 (6-14%), Hyaluronidase (1-3%), Antigen 5 (5-10%) Ves v 1 Ves v 2 Ves v 5 Allergene mit kreuzreaktiven Kohlenhydratstrukturen (CCD) Biene: Phospholipase A2, Hyaluronidase Wespe: Hyaluronidase 1 Hoffman DR et al. Ann Allergy 1984; 52: 276-8 2 Schuhmacher MJ et al, J Allergy Clin Immunol 1994; 93: 831-5 10
Lokalreaktion • Schwellung und Rötung der Einstichstelle durch toxische Reaktion • Durchmesser < 10 cm • deutliche Besserung innerhalb von 24 Stunden • Ziehender, "stechender" Schmerz an Einstichstelle und deren Umgebung = “Normale Reaktion” auf den Stich 11
Gesteigerte Lokalreaktion • Definition • Durchmesser > 10 cm • Dauer > 24 Stunden • Kann eine gesamte Extremität betreffen • Manchmal begleitet von unspezifischen Symptomen wie Krankheitsgefühl, Fieber oder Kopfschmerzen • Selten: Schwellung der Lymphknoten oder Lymphangitis 12
Toxische Reaktionen • toxischer Effekt bestimmter Giftbestandteile • z.B. durch Phospholipase, Hyaluronidase • Dosisabhängig: nur nach multiplen Stichen • 50 bis mehrere Hundert • Symptome wie Rhabdomyolyse, Myokardschäden, Leberdysfunktion, akutes Nierenversagen und Blutgerinnungsstörungen • Tödlich: 200 - 1000 Stiche; Kinder auch weniger (50) • ABER: Fallberichte von Patienten, die deutlich mehr Stiche überlebt haben EAACI Position Paper: Bilo BM et al., Allergy 2005; 60:1339-49 13
Der Insektenstich Nach 20 Sekunden sind 90% des vorhandenen Giftes appliziert1 • Entfernung des Stachels so schnell wie möglich • Methode der Entfernung ist irrelevant 2 1 Schuhmacher MJ et al., J Allergy Clin Immunol 1994; 93: 831-5 2 Visscher et al, Lancet 1996; 348: 301-2 14
Risikofaktoren für Entwicklung einer Insektengiftallergie • Exposition • Personen, die in ländlicher Umgebung wohnen • versch. Berufsgruppen wie Imker, Bauern, Gärtner (evtl. BG-Fall) • Freizeitbeschäftigungen (Motorrad fahren, Wandern, Schwimmen) • Atopie • Erhöhter Ig-E-Wert • Stichhäufigkeit1 • „Boosterung“ durch wiederholte Stiche • Selten gestochene Imker haben ein erhöhtes Risiko • Weniger als 25 Bienenstiche pro Jahr: 45% mit allergischen Reaktionen • Mehr als 200 Bienenstiche pro Jahr: keine allergische Reaktionen 1 Bousquet J. et al, JACI 1984; 73: 332-40 2 Pucci S. et al, Allergy 1994; 9: 894-6 15
Risikofaktoren für schwere anaphylaktische Stichreaktionen • Menschen mit • kardiovaskulären Erkrankungen • Asthma bronchiale • Mastozytose • Erhöhte Serumtryptase > 11,4 μg/l • Höheres Alter (ab dem 40. Lebensjahr!) • Einnahme von Betablockern, ACE- Hemmern, NSAR • Körperliche Belastungssituation („exercise induced“) • Vorangegangene anaphylaktische Stichreaktionen1 1 Reismann RE, JACI 1992; 90: 335-9 16
Einteilung systemischer Reaktionen nach Ring und Meßmer Grad Haut GI-Trakt Respirationstrakt Herz-Kreislaufsystem I Juckreiz, Urtikaria - - - Flush, Angioödem II Juckreiz, Urtikaria Nausea Rhinitis Tachykardie Flush, Angioödem* Krämpfe Heiserkeit Anstieg ≥ 20/min Laryng. Dyspnoe Blutdruckabfall ≥ 20 mm Hg III Juckreiz, Urtikaria Erbrechen Larynxödem Schock Flush, Angioödem* Defäkation Bronchospasmus Bewusstlosigkeit Zyanose IV Juckreiz, Urtikaria Erbrechen Atemstillstand Herz-/Kreislaufstillstand Flush, Angioödem* Defäkation *Nicht obligat Nach: Ring et al. Allergo J 2007; 16: 420–34 17
Insektengiftallergie: Diagnose • Anamnese • dient zur groben Insekt-Identifizierung • Gradeinteilung der allergischen Reaktion • Hauttest (Prick/Intrakutan) • Feststellung der Sensibilisierung • IgE Bestimmung (spezifisch/gesamt) • Bestätigung der Sensibilisierung • Ggf. Einzelallergen Komponenten bei Doppelsensibilisierung • Basophilen-Aktivierungstest • für spezielle Fragestellungen • Tryptase • Ausschluss einer unspezifischen Reaktion • Risikofaktor 18
Diagnose: Hauttests • Pricktest und Intrakutantest • Testung mit Bienen- und Wespengift • Verwendung von steigenden Konzentrationen • Eventuell verzögerte Reaktionen (Spätreaktionen) am nächsten Tag ablesen 19
Hauttests: Allgemeines Hauttests möglichst bald, aber frühestens zwei Wochen nach dem letzten Stichereignis1 • Refraktärperiode durch die anaphylaktische Reaktion berücksichtigen • verabreichte Medikation berücksichtigen 1 Positionspapier DGAI: Rueff et al.; Allergo J 2000; 9: 458–72 2 Müller UR; Insektenstichallergie 1988; Fischer Verlag 20
Hauttests: Pricktest • 3 Giftkonzentrationen • 1 µg/ml - 10 µg/ml – 100 µg/ml – (300 µg/ml) • Pricken mit Pricklanzette • Vorteile • Weniger schmerzhaft (im Vergleich zum Intrakutantest) • Geringere eingebrachte Giftmenge • Nachteile • Oft schwer zu beurteilen • Häufig falsch negativ • Beeinflussung durch Medikamente (Antihistaminika, Antidepressiva) • Falsch positiv durch toxische Wirkung Foto: Universtitätsklinik Graz, Dr. Sturm 21
Hauttests: Pricktest Konzentration (µg/ml) 1 10 100 300 22
Hauttests: Intrakutantest • Kleinste Giftmengen (0,02 ml) mittels feiner Spritze in die Haut • Konzentrationen: 1; 0,1; 0,01 µg/ml • Vorteile • Ergebnis eindeutig interpretierbar • Wenig falsch negative Ergebnisse • Nachteile • Etwas schmerzhafter Test • Beeinflussung durch Medikamente (Antihistaminika, Antidepressiva) • Falsch positiv durch toxische Wirkung Foto: Universtitätsklinik Graz, Dr. Sturm 23
Hauttests: Intrakutantest 24
Diagnose: IgE-Bestimmung • Bestimmung von freiem spezifischen IgE gegen Bienen- od. Wespengift im Serum (Antikörper Test) Vorteile • Einfache Untersuchung für Patienten • Kein Risiko einer allergischen Reaktion Nachteile • Schlechte Spezifität, insbesondere bei hohem Gesamt IgE • Sehr oft doppelt positiv für Bienen- und Wespengift • Bei niedrigem Gesamt-IgE Häufung von falsch negativen Testergebnissen Foto: Firma Phadia 25
Insektengift: Kreuzreaktionen • Kreuzreaktionen: bedingt durch ähnliche Proteinstrukturen von Majorallergenen • • Kreuzreaktionen: • zwischen Bienen- und Hummelgift • zwischen Wespen- und Hornissengift • Zwischen Bienen- und Wespengift besteht grundsätzlich bis auf die Hyaluronidase keine Kreuzreaktivität • Diagnostisch jedoch (irrelevante) Doppelsensibilisierungen häufig 26
Erweiterte Diagnostik • bei fehlendem Nachweis spezifischer IgE-Antikörper • Bei doppelt positiven Befunden • Basophilen- Aktivierungstest (CD63, CD203c) • Immunoblot • Histamin-/Leukotrienfreisetzungstest • Immuno Cap Einzelallergenkomponenten 27
Grenzen der Allergiediagnostik • Höhe des spezifischen IgE im Serum und Hauttest nicht aussagekräftig bezüglich erneuter Stichreaktion und deren Schweregrad1,2 • kein Test kann auslösendes Insekt sicher bestimmen; prinzipiell nur Nachweis einer Sensibilisierung • Kein Zusammenhang zwischen Höhe des spezifischen IgE und Auftreten von NW während der SIT3 • Erfolgskontrolle mit den derzeitigen Testmethoden nicht möglich 1 Blaauw et al, JACI 1985; 75: 556-62 2 Van der Linden PW et al, JACI 1994; 94: 151-9 3 Sturm et al, JACI 2002; 110: 928-33 28
Therapiemöglichkeiten 1. Karenzmaßnahmen 2. Pharmakotherapie (Notfallset) 3. Spezifische Immuntherapie (SIT) 29
Wichtige Karenzmaßnahmen für Insektengiftallergiker • Tage mit schwülheißer Witterung: Insekten aggressiver • Repellentien bieten keinen Schutz! • Vermeiden: • Verzehr von süßen Speisen, Eis oder Getränken im Freien • Obst- oder Blumenpflücken • Aufenthalt in der Nähe von Abfallkörben, Mülleimern oder Fallobst • Barfußlaufen, offenes Schuhwerk • Bienen- oder Wespennester (und Einzugsbereich) meiden • Keine hastigen oder schlagenden Bewegungen - langsam zurückziehen! • Ggf. steckengebliebene Stachel möglichst rasch entfernen Positionspapier DGAI: Rueff F et al; Allergo J 2000; 9: 458–72 30
Therapie: Notfallset Notfallmedikation zum ständigen Mitführen • bei Patienten mit Anaphylaxie • Antihistaminikum mit raschem Wirkungseintritt • Glukokortikoid zur oralen Einnahme • sowie Adrenalin zur Selbstinjektion (ggf. Sympathomimetikum zur Inhalation) • bei Patienten mit gesteigerter Lokalreaktion • orales Antihistaminikum • und stark wirksames topisches Glukokortikoid (Creme oder Gel) • bei sehr schwerer Reaktion zusätzlich für einige Tage nach Ausschluss von Kontraindikationen Glukokortikoid zur oralen Einnahme (ebenfalls bei „ungewöhnlichen“ Stichreaktionen) Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 31
Therapie bei neuerlichem Stich • bei nicht hyposensibilisierten Patienten • Notfallmedikation sofort anwenden • Sympathomimetikum/ Adrenalin erst bei Auftreten von Atemnot/systemischen Symptomen (inkl. Atemnot) • unverzügliche ärztliche Weiterbehandlung notwendig • bei gesicherter erfolgreicher Hyposensibilisierung • Anwendung der Notfallmedikation nur bei Auftreten von systemischen Symptomen • bei Behandlung mit β-Blockern oder ACE-Hemmern: • Primär Umstellung der Medikation soweit internistischerseits möglich • Individuelle Dosisanpassung von Adrenalin Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 32
Spezifische Immuntherapie (SIT) bei Insektengiftallergie • „Kaum eine andere lebensbedrohliche Erkrankung kann so effektiv behandelt werden wie die Hymenopterengiftallergie“1 • Bisher ausreichende Versorgung von höchstens 10% der Patienten mit Insektengiftallergie • Bedrohung durch diese Krankheit unterschätzt – auch von Ärzten • Effektivität der spezifischen Immuntherapie mit Insektengiften unbekannt 1 Przybilla B., Hautarzt 2008; 59: 182–3 33
SIT: Indikationen Patienten mit systemischer anaphylaktischer Stichreaktion und Nachweis von spezifischem IgE obligat bei sehr schwerer Reaktion besonderer Exposition oder Risiko schwerer Anaphylaxie Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 34
SIT: Indikationen (Besonderheiten) • Schwangerschaft: Kein Therapiebeginn aber evtl. Fortführung der Therapie • Kinder mit ausschließlich systemischer Hautreaktion nur in ausgewählten Fällen, aber: Kinder mit mittel- bis schwergradigen Symptomen profitieren eindeutig von einer SIT1 • Keine Indikation zur Hyposensibilisierung: gesteigerte örtliche Reaktionen oder „ungewöhnliche“ Stichreaktionen (z.B. Vaskulitis, Neuropathie) 1 Golden,D.B. et al.; N.Engl.J.Med. 2004; 351: 668-74 Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 35
SIT: Kontraindikationen • Maligne Erkrankungen • Autoimmunerkrankungen • Keine nachweisbare Sensibilisierung • Immundefizienz Sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung für einzelne Patienten Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 36
SIT: Durchführung • Aufdosierung bis zur Erhaltungsdosis • Injektion immer streng subkutan in den Oberarm • 30 Minuten Wartezeit nach JEDER Injektion • KEINE Injektion bei fieberhaften Infekten • IMMER Allergendosis (Konzentration und Menge) genau überprüfen, gegebenenfalls Dosisreduktion • KEIN Sport, Sauna, Sonnenbaden, Party am Tag der Injektion 37
SIT: Aufdosierung Aufdosierung bis zur Erhaltungsdosis (100 µg Gift, ggf. 200 µg Gift) • Schnellhyposensibilisierung besonders während Flugzeit der Insekten oder bei erhöhtem Risiko schwerer Anaphylaxie • Rush- oder Ultrarush Schema (wenige Tage) • Konventionelles Schema (15 Wochen) 38
Therapie: Rush-Hyposensibilisierung 39
Therapie: Ultra-Rush-Aufdosierung Injektion Tag Injektions- Injektions-vol. SQ-E / Inj. Nr. flasche (ml) 1 1 Flasche 1 0,1 10 2 1 Flasche 2 0,1 100 3 1 Flasche 3 0,1 1000 4 1 Flasche 4 0,1 10.000 5 1 0,2 20.000 6 1 0,4 40.000 7 1 0,8 80.000 8 2 1,0 100.000 9 2 1,0 100.000 Brehler et al., J Allergy Clin Immunol 2000;105:1231-5 40
Therapie: konventionelle Aufdosierung 41
SIT: Nebenwirkungen • Bei bis zu 40% der Patienten in der Steigerungsphase systemische Nebenwirkungen1 • im Allgemeinen einmalig • mild • und kein Hindernis für weitere Therapie • Selten wiederholte systemische anaphylaktische Reaktionen (auch während der Erhaltungstherapie) • u. U. begünstigt durch Allergie gegen weitere Auslöser, Fokalinfekte, „Stress“, Mastozytose, Schilddrüsenerkrankungen • In der Erhaltungsphase ist die Inzidenz schwerwiegender NW nicht höher als bei SIT mit inhalativen Allergenen2 1 Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 2 Lüderitz-Püchel U et al.; Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 2001: 709-18 42
SIT: Therapiedauer • Empfehlung: 5 Jahre • Längere Behandlung • bei besonderer Insektenexposition • erhöhtem Risiko schwerer Anaphylaxie • lebenslange Hyposensibilisierung in Erwägung ziehen • bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand nach Stich • Mastozytose • anderen, außergewöhnlich hohen Risiken • Nach Therapieende: • Kontrolluntersuchungen 1x pro Jahr • nach neuerlichem Stich Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 43
SIT: Therapieerfolg • Sehr hoch: zwischen 85 und 100% (bei Wespe höher)1 • Die SIT ist der einzige kurative Ansatz für IgE-vermittelte Allergien2 • Die SIT reduziert die Aktivierung der Mastzellen und vermindert daher bei neuerlichen Stichen das Risiko einer Anaphylaxie3 • Bei Wiederauftreten von systemischen anaphylaktischen Stichreaktionen erneute Hyposensibilisierung4 1 Lerch,E. et al; J Allergy Clin Immunol 1998; 101: 606-12 2 Akdis,C.A. et al.; Allergy 2000; 55: 522-30 3 Akdis,M, et al.; Clin Exp All Rev 2004; 4: 56-60 4 Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 44
Erfolgsraten der SIT Quellen: Malling HJ. et al., Allergy 1985; 40: 373-83 Rueff F. et al., Allergy 2004; 59: 589-95 Mosbech,H. et al., Allergy 1986; 41: 95-103 Haye et al., Clin Mol Allergy 2005; 19: 3-12 Wyss M., et al., Allergy 1993; 48: 81-6 Quercia et al., Allergy Asthma Proc. 2006; 27: 151-8 45
Stichprovokation = absichtlich herbeigeführter Stich durch eine Biene oder Wespe zur Überprüfung des Erfolges einer SIT sehr wichtig zur Identifizierung von Therapieversagern! • Vertragene Stichprovokation ist vertragenem „Feldstich“ prognostisch überlegen • standardisierte Stichzeit • eindeutig identifiziertes Insekt • Aussagkraft von Stichprovokationen mit Bienen zuverlässiger (konstantere Giftmenge, nur eine Art) 46
SIT: Therapieversagen • Bei Therapieversagen (systemische anaphylaktische Reaktion bei Stichprovokation oder auf „Feldstich“) • Steigerung der Erhaltungsdosis auf 200 µg, erneute Stichprovokation zur Therapiekontrolle • Normale Erhaltungsdosis kann wegen wiederholter allergischer NW nicht erreicht werden • Umstellung Therapieschema • Prämedikation mit Antihistaminika • Rigorose Expositionsprophylaxe und Notfallmedikation Leitlinie Insektengiftallergie, Allergo J 2004; 13: 186–90 47
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 48
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