ADKA - Psychiatrie Update - Symposium 2019 Update Antipsychotika - Andernach, 26.01.19

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ADKA - Psychiatrie Update - Symposium 2019 Update Antipsychotika - Andernach, 26.01.19
ADKA – Psychiatrie Update - Symposium 2019
Update Antipsychotika

Andernach, 26.01.19

Dr. Otto Dietmaier
Klinikum am Weissenhof, Zentrum für Psychiatrie
74189 Weinsberg                                   Klinikum am Weissenhof
ADKA - Psychiatrie Update - Symposium 2019 Update Antipsychotika - Andernach, 26.01.19
Psychopharmaka
                   Situation 2019
• Wirkprinzipien der 50er und 60er- Jahre sind bis heute
  aktuell und Basis der Therapie
• Lange Jahrzehnte war das Mee-Too-Prinzip erfolgreich
• Jetzt: Zusatznutzen- Nachweis: AMNOG Gesetz!
• Gehirn ist mit Abstand das komplexeste und am
  schwierigsten zu untersuchende und zu beeinflussende
  Organ
• Kontinuierlich ansteigende Placebo-Responseraten:
  Abnehmende Effektstärken in Psychopharmaka-Studien
• Im AMNOG-Zeitalter rechtfertigen die für Psychopharmaka
  zugestandenen Erstattungsbeträge nicht die millionenteure
  Forschung. Folge: Forschung wendet sich lukrativeren
  Therapien zu (Onkologie, MS, Hepatitis)
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Neue Psychopharmaka 2017/ 2018

• Mehr als 90 % generisch

• Fast kein Psychopharmakon mehr unter
  Patentschutz

• Lurasidon, Vortioxetin: Ende durch AMNOG –
  Gesetz

• Neu am Markt: Paliperidon-3-Monats-Depot
  (Trevicta), Cariprazin (Reagila)
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Antipsychotika: Markteinführung in D seit 1972

1972:   Clozapin (Leponex®)           2009:   Olanzapin Depot
1994:   Risperidon (Risperdal®)               (Zypadhera®)

1996:   Olanzapin (Zyprexa®)          2011:   Asenapin (Sycrest®)

1998:   Amisulprid (Solian®)          2011:   Paliperidon Depot (Xeplion®)
2000:   Quetiapin (Seroquel®)
                                      2013:   Aripiprazol Depot (Abilify
2002:   Ziprasidon (Zeldox®),                 Maintena®)

        Risperidon Depot (Risperdal   2013:   Loxapin (Adasuve®)
        Consta®)
                                      2015:   Lurasidon (Latuda®)
2004:   Aripiprazol (Abilify®)
                                      2016:   Paliperidon – 3 –Monats-
2006:   Sertindol (Serdolect®)                Depot (Trevicta®)

2007:   Paliperidon (Invega®)         2018:   Cariprazin (Reagila®)
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Konsultationsfassung!
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DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Wahl der Medikation
                  NEU                                            ALT

Die Wahl des geeigneten                      Bei Festlegung der Pharmakotherapie sollte
Antipsychotikums sowie die                   diese auf das klinische Zielsyndrom
Applikationsform soll gemeinsam mit der      abgestimmt werden. Dabei sollten auch
betroffenen Person und dem                   folgende Faktoren Berücksichtigung finden:
behandelnden Arzt vorgenommen werden.
Hierbei sollen berücksichtigt und erörtert   -früheres Ansprechen auf die medikamentöse
werden:                                      Therapie
-das klinische Zielsyndrom                   -Nebenwirkungserfahrungen
-Vorerfahrungen bzgl. Wirkungen und          -Applikationsform und Dosierung
Nebenwirkungen…..                            -Begleitmedikation und medikamentöse
-Vor- und Nachteile des jeweiligen           Interaktionen
Präparats                                    -Patietenpräferenzen
-metabolische, motorische,                   -individuelles Risikoprofil
kardiovaskuläre oder hormonelle/sexuelle
Nebenwirkungen
-Nutzen und Risiko bei Verzicht einer
Behandlung mit Antipsychotika
Präferenzen des Betroffenen
-geschlechtsspezifische Aspekte, Alter,
Komorbiditäten
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DGPPN Leitlinie 2018

Bisherige Kriterien für „Atypie“

•   Verminderung von Negativsymptomen
•   Verminderung kognitiver Defizite
•   Effektivität bei Therapieresistenz
•   Wenige oder keine EPMS
•   Wenige oder keine Spätdyskinesien
•   Wenig oder keine Erhöhung von Prolaktin

Neu: Pharmakon, das den Namen Antipsychotikum trägt,
sollte nur noch an dieser Eigenschaft gemessen werden!
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DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Nomenklatur
                  NEU                                         ALT

Verzicht auf den Begriff „atypisches       Durchgängige Verwendung des Begriffs
Antipsychotikum“.                          „atypisches Antipsychotikum“

Begründung:
-Abwesenheit von EPS ist nur eines von
mehreren Kriterien, die für das Prädikat
„atypisch“ erfüllt sein sollen
-Keine Substanz kann alle Kriterien
erfüllen
-Keine ausreichende Evidenz für
postulierte Vorteile, u.a. bei
Negativsymptomen oder kognitiven
Defiziten
-Antipsychotische Wirkung ohne
gleichzeitige EPS sollte nicht als
„atypisch“ sondern als „Idealtypus“
betrachtet werden
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DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Therapeutisches Drug Monitoring
                 NEU                                          ALT

Empfehlung:                               Keine explizite Erwähnung
Therapeutisches Drug Monitoring kann
zur Therapieoptimierung bei
unerwünschten Arzneimittelwirkungen,
klinischer Non-Response, Verdacht auf
Arzneimittelwechselwirkungen und
Verdacht auf Nicht-Einnahme angeboten
werden.

Anwendung und Häufigkeit sollen sich an
den neuen AGNP-Leitlinien 2017
orientieren

Einziger ausdrücklich erwähnter Plasma-
spiegel:
Bei Behandlungsresistenz sollte ein
Clozapinspiegel von mindestens 350
ng/ml erreicht werden, sofern es keine
Probleme in der Verträglichkeit gibt
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Pharmacopsychiatry 2018; 51: 9-62
AGNP Consensus Guidelines TDM Neuropsychopharmacolgy
Update 2017: Ziele

  Definition von Indikationen für TDM in der Psychiatrie

  Definition von Empfehlungsgraden für TDM

  Definition von „Therapeutischen Referenzbereichen“ und
  „dosisbezogenen Referenzbereichen“

  Definition von „Alert Levels“ (Grenzkonzentrationen, die zu hoch und
  potentiell gefährlich sein können)

  Verzeichnis der relevanten CYP – Enzyme für jedes Psychopharmakon

  Definition von Metabolit/Muttersubstanz – Quotienten (Ratio)

  Empfehlungen zur TDM- Anforderung, Befundbewertung und klinischen
  Umsetzung

  Pharmakogenetische Testung in Kombination mit TDM
AGNP Consensus Guidelines TDM Neuropsychopharmacolgy
Update 2017

 Therapeutische Referenzbereiche für 154
 Neuropsychopharmaka

 28 Arzneistoffe erstmals gelistet (u.a. Tianeptin, Cariprazin,
 Loxapin)

 Geänderte Referenzbereiche bei 18 Arzneistoffen (u.a.
 Bupropion, Milnacipran, Paroxetin, Aripiprazol, Asenapin,
 Flupenthixol)
Empfehlungsgrade für TDM von Psychopharmaka

Empfehlungsgrad       Empfehlung                            Beispiele

1    Sehr empfohlen   TDM wird sehr empfohlen zur           Lithium, Amitriptylin, Clozapin,
                      Dosistitration und für spez.          Haloperidol
                      Indikationen; für Lithium ist TDM
                      Standard

2    Empfohlen        TDM wird empfohlen zur                Aripiprazol, Bupropion,
                      Dosistitration und für spez.          Risperidon, Venlafaxin,
                      Indikationen und Problemlösungen

3    Nützlich         TDM ist nützlich für spez.            Paroxetin, Melperon,
                      Indikationen und Problemlösungen      Zuclopenthixol

4    Potentiell       TDM wird nicht empfohlen zur          Agomelatin, Tranylcypromin,
     nützlich         Dosistitration, kann aber bei spez.   Prothipendyl, Lorazepam
                      Indikationen und Problemlösungen
                      potentiell nützlich sein
Empfehlungsgrad 1 für TDM von Psychopharmaka
       (17 von 142 Substanzen)

Empfeh-     Evidenz                 Empfehlung           Klinische Konsequenzen
lungsgrad

            Evaluierter             TDM wird sehr        Höchste
1 = Sehr    therapeutischer         empfohlen zur        Wahrscheinlichkeit für
            Referenzbereich; es     Dosistitration und   therapeutische Response
empfohlen   liegen kontrollierte    für spezielle        bei therapeutischen
            klinische Studien vor   Indikationen; für    Plasmakonzentrationen.
                                    Lithium ist TDM
                                    Standard             Bei subtherapeutischen
                                                         Plasmakonzentrationen: in
                                                         der Akuttherapie
                                                         Responserate ähnlich
                                                         Placebo, in der
                                                         Langzeittherapie steigt
                                                         das Rückfallrisiko.
                                                         Bei supratherapeutischen
                                                         Konzentrationen: Risiko
                                                         für Unverträglichkeit und
                                                         Intoxikation steigt
Substanzen mit Empfehlungsgrad 1

Psychopharmakagruppe Substanz

Antidepressiva:           Amitriptylin, Citalopram, Clomipramin,
                          Imipramin, Nortriptylin

Antipsychotika:           Amisulprid, Clozapin, Fluphenazin,
                          Haloperidol, Olanzapin, Perazin,
                          Perphenazin, Thioridazin

Stimmungsstabilisierer:   Lithium
Empfehlungsgrad 2 für TDM von Psychopharmaka
     (47 von 142 Substanzen)

Empfehl-     Evidenz                  Empfehlung          Klinische
ungsgrad                                                  Konsequenzen

             Plasmaspiegel wurden     TDM wird            TDM wird die
2=           aus Messungen bei        empfohlen zur       Wahrscheinlichkeit des
             Studien zu               Dosistitration      Ansprechens von Non-
Empfohlen    therapeutisch            und für spezielle   Respondern erhöhen.
             effektiven Dosen und     Indikationen und
             berichteten klinischen   Problem-            Bei subtherapeutischen
             Effekten erhalten; es    lösungen            Plasmakonzentrationen:
             gibt Berichte über                           Risiko für schlechtes
             verringerte                                  Therapieansprechen.
             Verträglichkeit und
             Intoxikationen bei                           Bei supra-
             supratherapeutischen                         therapeutischen
             Plasmaspiegeln                               Konzentrationen: Risiko
                                                          für Unverträglichkeit und
                                                          Intoxikation steigt
Substanzen mit Empfehlungsgrad 2

Psychopharmakagruppe Substanz

Antidepressiva:           Bupropion, Doxepin, Escitalopram,
                          Milnacipran, Mirtazapin, Sertralin,
                          Venlafaxin

Antipsychotika:           Aripiprazol, Flupenthixol, Paliperidon,
                          Quetiapin, Risperidon, Ziprasidon

Stimmungsstabilisierer:   Carbamazepin, Lamotrigin, Valproat
DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Dosisreduktion bzw. Absetzen
                  NEU                                            ALT

Dosisreduktionsschritte sollten am Anfang    Keine explizite Erwähnung
in größeren und am Ende in kleineren
Schritten erfolgen. Sie sollten etwa 5-20%
der aktuellen Dosis betragen…..

Reduktionsabstände sollten zwischen 6-
12 Wochen betragen..

Bei jedem Reduktionsschritt sollten
Absetzphänomene in den ersten Wochen
beobachtet werden.

Bei einem aufkommenden Rezidiv sollte
auf die zuvor genutzte Dosis zurück-
gegriffen werden, ggf. auch 10% oder
mehr über der vorherigen Dosis….
DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Behandlungsdauer
                  NEU                                         ALT

Keine explizite Aussage zur               Bei Erstmanifestation: antipsychotische
Behandlungsdauer!                         Behandlung über mindestens 12 Monate

Es wird nur ein Rahmen vorgeschlagen,    Nach einem ersten Rezidiv Behandlung
innerhalb welchem die Entscheidung über kontinuierlich über 2 bis 5 Jahre,
die Dauer der Rezidivprophylaxe zwischen
Arzt und Patienten besprochen wird.      Nach multiplen Rezidiven ggf. lebenslang

Hinweis auf Risiko für Rezidive beim
Absetzen nach 1 Jahr ( 27% bei
Weiterbehandlung, 65% bei Absetzen)
und nach 3-6 Jahren ( 22% bei
Weiterbehandlung, 63% bei Absetzen)
DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Akuttherapie: Medikation
                   NEU                                         ALT

Es gibt keine ausreichende Evidenz, um      Bei der Behandlung der akuten schizophrenen
Unterschiede in der Wirksamkeit oraler,     Episode stellen atypische Antipsychotika
intramuskulärer oder intravenöser           aufgrund der geringeren Rate an EPMS bei
Antipsychotika in der Therapie der akuten   vergleichbarer Wirksamkeit gegenüber
Erkrankung zu belegen.                      konventionellen Antipsychotika Medikamente
                                            der ersten Wahl dar…….
Erste Wahl sollte die orale
Applikationsform sein.

Der Response-Status sollte nach 2           Eine Umstellung der antipsychotischen
Wochen (spätestens nach 4 Wochen)           Pharmakotherapie oder Erhöhung über den
mittels einer dafür geeigneten Skala        empfohlenen Dosisbereich hinaus aufgrund
(optimal: PANSS, BPRS, einfacher CGI)       einer nicht ausreichenden Wirkung sollte
überprüft werden.                           frühestens nach 2 – 4 Wochen vorgenommen
                                            werden
Differentieller Einsatz von Antipsychotika:
            Neuere Leitlinien/ Formulierungen FGA/SGA

„Wenig Evidenz für eine Überlegenheit der SGA gegenüber den typischen
  Antipsychotika“

„Kein genereller Wirksamkeitsunterschied zwischen Antipsychotika der
  ersten und zweiten Generation“

„Aufhebung der Priorisierung der SGA“

„Entscheidung hinsichtlich der zu wählenden Substanz zukünftig eher am
  Nebenwirkungs- als am Wirksamkeitsprofil orientiert“
DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Non-Response/ Therapieresistenz
                 NEU                                            ALT

Bei fehlendem Ansprechen trotz             Keine explizite Empfehlung zum Wechsel
ausreichender Dosierung und nach
Ausschluss von sekundären Ursachen soll
dem Patienten ein Wechsel auf ein
Antipsychotikum mit einem anderen
Rezeptorbindungsprofil angeboten
werden.

Bei medikamentöser                         Medikamentöse Behandlungsresistenz: Bei
Behandlungsresistenz soll zunächst eine    fehlender oder unbefriedigender Verbesserung
Behandlung mit einem Antipsychotikum in    mit mindestens 2 Antipsychotika, wovon eines
Monotherapie angeboten werden.             ein Atypikum sein sollte.

Eine Kombination aus 2 Antipsychotika      Eine Kombinationsbehandlung im Sinne einer
kann unter Kontrolle der NW und            gleichzeitigen Gabe mehrere Antipsychotika ist
Interaktionen angeboten werden, wenn       mit Ausnahme der Therapieresistenz nicht zu
eine Monotherapie mit drei verschiedenen   empfehlen
Antipsychotika unter Einschluss von
Clozapin kein ausreichendes Ansprechen
bewirkt hat
DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Rezidivprophylaxe
                  NEU                                           ALT

Bei der Auswahl des Antipsychotikums in    Bei der Auswahl des Antipsychotikums ist die
der Rezidivprophylaxe sollen die           überlegene rezidivprophylaktische Wirksamkeit
Präferenz, die Vorerfahrungen sowie das    als Gruppe der atypischen Antipsychotika
unterschiedliche Nebenwirkungsrisiko im    gegenüber typischen Antipsychotika in der
Hinblick auf Spätdyskinesien, Sedierung,   Langzeittherapie zu berücksichtigen
kardiale, metabolische, endokrine und
andere Effekte beachtet werden.

Depotpräparate:                            Depotpräparate:
Aufgrund nicht ausreichend belegter        Bei der Entscheidung für ein antipsychotisches
überlegener Wirksamkeit einzelner Depot-   Depotpräparat ist das erwartungsgemäß als
Antipsychotika untereinander sollte die    günstiger einzustufende Nebenwirkungsprofil
Auswahl anhand des                         des verfügbaren atypischen Depot-
Nebenwirkungsprofils und des               Antipsychotikums Risperidon (insbesondere im
gewünschten Injektionsintervalls           Hinblick auf das geringere Risiko von
vorgenommen werden                         Spätdyskinesien) zu berücksichtigen
mod. nach Dietmaier,
Schüpbach 2018
Psychopharmakologie in der Akut-und Notfallpsychiatrie
Alternative Substanzen: Trends und Tipps

Neuere Antipsychotika (Olanzapin, Aripiprazol, Ziprasidon,
Risperidon, Amisulprid):    nur Olanzapin, Aripirazol und Ziprasidon
                            parenteral (nur i.m.) verfügbar
                              Olanzapin i.m. nicht gemeinsam mit
                              parenteralen Benzodiazepinen
                              Ziprasidon: cave QTc-Verlängerungen
                              Aripiprazol i.m.: Datenlage zur
                              Notfalltherapie noch unvollständig

Clomethiazol:                 p.o.-Einsatz beim Alkoholdelir. Cave
                              Atemdepression und bronchiale
                              Hypersekretion
Loxapin:                      inhalatives Antipsychotikum bei
                              Unruhezuständen
Psychopharmakologie in der Akut-und Notfallpsychiatrie
Alternative Substanzen: Trends und Tipps

Loxapin:   Zulassung zur schnellen Kontrolle von leichter bis mittelschwerer
           Agitiertheit bei erwachsenen Patienten mit Schizophrenie oder
           bipolarer Störung
           Schneller Wirkungseintritt (vergleichbar i.v.-Injektion)
           Gute Verträglichkeit, keine QTc-Verlängerung
           Kontraindiziert bei Patienten mit akuten respiratorischen
           Zeichen/Symptomen (z.B. Keuchen) oder aktiven
           Atemwegserkrankungen (wie beispielsweise Patienten mit
           Asthma oder chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung [COPD]
           Relativ komplizierte Handhabung (im Akutfall problematisch)
Psychopharmakologie in der Akut-und Notfallpsychiatrie
Alternative Substanzen: Trends und Tipps

Loxapin:   Probleme und Fragen
           Wie soll im Akutfall die KI zuverlässig ausgeschlossen werden
           können?
           Relativ komplizierte Handhabung (im Akutfall problematisch)
           Nebenwirkung Bronchospasmus bei Patienten mit
           Atemwegserkrankungen relativ häufig
           „Antidot“ Betasympathomimetikum muss verfügbar sein
           Überwachung des Pat. 1 Stunde lang nach Applikation
           Häufige Nebenwirkung „Geschmacksstörung“
           Oral in D nicht verfügbar, deshalb Umstellung auf ein anderes
           Antipsychotikum notwendig
           Kosten!
Psychopharmakologie in der Akut-und Notfallpsychiatrie
Wichtigste Substanzen: Trends und Tipps

Haloperidol:   Standard-/First Line-Therapie der notfallpsychiatrischen
               Behandlung von Agitation, insbesondere infolge
               psychotischen Erlebens
               Kombination mit BZD in der Regel problemlos
               p.o.- Gabe erste Wahl, alternativ i.m. - Gabe
               QTc - Verlängerung, besonders bei parenteraler Gabe
               möglich
               i.v. - Gabe vom Hersteller zurückgezogen, Formulierung:
               „Das vorliegende Arzneimittel ist nur zur
               intramuskulären Anwendung bestimmt. Wenn es dennoch
               intravenös angewendet wird, ist eine ständige EKG-
               Überwachung auf Verlängerung des QTc-Intervalls und v
               entrikuläre Arrhythmien erforderlich“

               Alternative i.v. - Gabe von Benperidol nicht
               empfehlenswert
Negativsymptomatik
DGPPN Leitlinie 2018 vs. DGPPN Leitlinie 2006:
Negativsymptomatik
                   NEU                                            ALT

Bei prädominanten Negativsymptomen            Bei vorherrschender Negativsymptomatik
sollte Amisulprid (in niedriger Dosis) oder   sollten als Medikamente der ersten Wahl
Olanzapin angeboten werden. Generell          atypische Antipsychotika mit erwiesener
sollte auf eine starke Blockade des D2-       Wirkung auf Negativsymptome eingesetzt
Rezeptors ….. verzichtet werden.              werden

Bei unzureichendem Ansprechen auf eine
antipsychotische Monotherapie sollte
Patienten mit predominanten
Negativsymptomen eine zusätzliche
Behandlung mit Antidepressiva angeboten
werden.
Cariprazin : Rezeptorprofil und -affinitäten

                                                                                    D3- und D2-Partialagonist mit bevorzugter Bindung zum D3- Rez.

                                                                                    Höchste Affinität am D3-Rez. unter allen Antipsychotika in vivo

                                                                                    Niedrige Affinität an Histamin-, alpha-adrenergen und
                                                                                    muskarinergen Rezeptoren

                                                                                                  Hohe Affinität      Moderate Affinität

References: 1. Image adopted from Stahl. CNS Spect 2016; 2. Kiss. J Pharmacol Exp
Ther 2010.333:328–340.
Cariprazin:
       Klinische Sicherheit: Kurzzeitstudien – Nebenwirkungen

 Nebenwirkungen (≥5% und mindestens zweimal so häufig wie bei Placebo)1
                                   Placebo       Cariprazin   Cariprazin       Cariprazin     Cariprazin
                                   (n=584)       1.5/Tag      3/Tag            4.5/Tag        6/Tag
                                                 (n=)         (n=)             (n=)           (n=)
 EPS                               8%            16.6%        11.5%            18.2%          14.5%
 Akathisie                         4%            8.0%         9.6%             8.9%           15.7%
                                                                                                             Sedierung:
                                                                                                           Cariprazin 7.5%
                                        Abbruchraten aufgrund der Nebenwirkungen                            Placebo 5.8%
                                        EPS                                   Akathisie
                          0.3%                                                    0.5%
           (exklusiv Akathisie u.Unruhe) bei                                bei Cariprazin
                       Cariprazin                                          vs. 0,2% Placebo
                   vs. 0,2% Placebo

Bei den meisten Patienten mit EPS (98,7%) und Akathisie (97,3%) traten diese Symptome
leicht oder mittelschwer auf.
References: Reagila Data on file

             32
Cariprazin:
     Klinische Sicherheit: Erhaltungstherapie– Nebenwirkungen

                                       Nebenwirkung: EPMS und Akathisie 1
                                      Open label Phase                  Doppelblind Phase
                                         Cariprazin
                                        3-9mg/Tag               Placebo               Cariprazin
                                          (n=765)                (n=99)           3-9mg/Tag (n = 101)

           EPMS                            7.3%                  3.0%                       5.9%

        Akathisie                          19.2%                 3.0%                       5.0%
                                                                                                          Sedierung:
                                                                                                        Cariprazin 2.4%
                     Abbruchraten im Cariprazinarm aufgrund von Nebenwirkungen
                                                         EPMS                       Akathisie
Open label Phase                                         1%                            1%
Doppelblind Phase                                     0%                               0%
                                          (ohne Akathisie und Unruhe)

Bei den meisten Patienten mit EPS (99,2%) und Akathisie (98,6%) traten diese Symptome
diese Symptome leicht oder mittelschwer auf.
  References: 1. Durgam et al 2016.

           33
Cariprazin: Studie zur Negativsymptomatik (Studie 5) –
 Studiendesign

                                      Studie 5 (Németh et al, 2017)

          Multinationale, randomisierte, doppel-blinde, aktiv-kontrollierte Parallelgruppenstudie

Kroatien, Tschechien, Spanien, Frankreich, Ungarn, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Ukraine, Bulgarien

         26 Wochen (4 Wochen Lead-in Phase, 26 Wochen Behandlungsphase, 2 Wochen Follow up)

                                           2 Behandlungsarme
                                              420 Patienten
                                        Fest-flexibel mit Zieldosis:
                                         Risperidon 4 mg (3-6 mg)
                                        Cariprazin 4.5 mg (3-6 mg)

  Primärer Endpunkt: PANSS FSNS (Factor Score für Negativ-Symptome) / Sekundärer Endpunkt: PSP

Weitere Endpunkte: CGI-S, CGI-I, weitere PANSS basierte Subskalen, PSP Subskalen, Responder Raten, CDSS
 Sicherheit: UAW, Labortests, Vitalparameter, EKG, EPS Skalen (AIMS, BARS, SAS), C-SSRS, Ophthalmologie

    34
Cariprazin: Studie zur Negativsymptomatik – Ergebnisse
         Symptomkontrolle

                                   0
                     LSM-Veränderung im PANSS-FSNS-Score vs.

                                -1
LS Means Change from Baseline

                                -2                                                                                                                  Cariprazi…
                                -3                                                           p-Wert Gesamtbehandlungseffekt (MMRM): 0.009                          Cariprazin zeigte ab Woche
                                                                                                                                                                      14 signifikant bessere
                                  Ausgangswert

                                -4                                                                              ** p-Wert Behandlungseffekt < 0.01 (Visite)
                                                                                                                                                                   Ergebnisse als Risperidon in
                                -5                                                                                                                                    der Verbesserung der
                                                                                                                                                                       Negativsymptome
                                -6
                                                                                                                                                                          (PANSS-FSNS)
                                -7

                                -8
                                -9                                                                                                                                 PANSS = Positive and Negative Syndrome
                                                                                                                                                                   Scale
                                                                                                                                                                   FSNS = Factor Score for Negative Symptoms
                   -10                                                                                                                                             MMRM = Mixed Model Repeated Measures
                                                         0               5                         10      15                20               25              30
                                                               References: 1. Nemeth et al 2017.        Zeit (Wochen)

                                                     35
Cariprazin: Anmerkungen

Zusatznutzen für Langzeitbehandlung bei Schizophrenie mit
überwiegender Negativsymptomatik/ungeklärte Kostenfrage

Sehr lange T/2: incl. aktive Metaboliten ca. 1 Woche = orales Depot

Metabolisierung über CYP3A4: gemeinsame Gabe mit Inhibitoren bzw.
Induktoren kontraindiziert

Häufigste NW: Unruhe, Akathisie

Cave Schwangerschaft! Bei Anwendung systemischer Kontrazeptiva
müssen zusätzliche Barrieremethoden angewendet werden!

Bei Umstellungen auf Cariprazin ist eine überlappende Gabe dringend
empfohlen
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