Docs #3 - VIDEO-WISSEN. KÜNSTLERISCHE MEDIENFORSCHUNG IN DER FRÜHEN VIDEOKUNST - KIT
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.docs #3 NO. 3/3 SOMMER 2020 VIDEO-WISSEN. KÜNSTLERISCHE MEDIENFORSCHUNG IN DER FRÜHEN VIDEOKUNST by
IMPRESSUM INHALT ARCHLAB.DOCS #3 NO. 3/3 SOMMER 2020 VIDEO-WISSEN. KÜNSTLERISCHE MEDIEN- FORSCHUNG IN DER FRÜHEN VIDEOKUNST KIT Team arch.lab Tranche 3/3 2020: Das arch.lab ist eine Plattform für For- TIMELINE 4 Karlsruher Institut für Technologie Dr. Barbara Filser schung in der Lehre in den Studiengän- SS 2020 Fakultät für Architektur Dipl.-Ing. Hannah Knoop gen Architektur und Kunstgeschichte. arch.lab + kg M.A. Tim Panzer Je Studienjahr vergibt das arch.lab M.A. Abbas Rahmani bis zu sechs Förderungen an Seminar- Englerstraße 11 Dipl.-Ing. Stefan Sander konzepte der Fakultät, die für das neu 76131 Karlsruhe M.A. Lydia Schubert eingeführte Modul „Forschungsfelder“ Dipl.-Ing. Eleni Zaparta im Masterstudiengang Architektur SEMINARBERICHT 6 arch.lab.docs No. 3 2020 entwickelt werden. Die geförderten Video-Wissen. Künstlerische Medienforschung in der frühen Videokunst Herausgeber: arch.lab ©2020 Verantwortlich für das Seminar Lehrpersonen bilden gemeinsam das Fakultät für Architektur „Video-Wissen. Künstlerische Medien- arch.lab, welches strukturell an die forschung in der frühen Videokunst“ Studienkommission angeschlossen Projektleitung LehreForschung plus: Tranche 3/3 2020: Dr. Barbara Filser ist, institutsübergreifend arbeitet und Prof. Markus Neppl, Studiendekan in das KIT-weite Projekt „LehreForschung Mit Dank an das ZKM | Zentrum für plus“ eingebunden ist. Die Arbeits- ERGEBNISSE DER STUDIERENDEN 14 Leitung arch.lab: Kunst und Medien Karlsruhe (Margit formate des arch.lab erkunden die Dr.-Ing. Peter Zeile Rosen, Felix Mittelberger, Hartmut Möglichkeiten einer peer-to-peer-Re- M.Sc. Yasemin Kaya Jörg, Andreas Brehmer) für die Unter- flexion forschungsorientierter Lehre stützung unter Einbezug von methodischen Begleitung durch Dekanat: Ansätzen des „Design-based Rese- Dr.-Ing. Judith Reeh Studierende: arch“, des „Scholarship of Teaching Christina Dürr, Anna Hosseini, Kathrin and Learning“ und der Autoethno- lab.arch.kit.edu Kuna, Lara Merz, Carina Proß, Caragh graphie. Die kritische Reflexion des kg.ikb.kit.edu Sheehan (Studierende des B.A. und eigenen methodischen Forschungszu- arch.kit.edu M.A. Kunstgeschichte) gangs bildet dabei den Ausgangspunkt (SS 2020) für eine jeweils individuelle Schärfung des Forschungshandelns und dessen didaktischer Vermittlung.
TIMELINE VIDEO-WISSEN. KÜNSTLERISCHE MEDIENFORSCHUNG IN DER FRÜHEN VIDEOKUNST PHASE 1: ÜBERPRÜFEN DES FORSCHUNGSANSATZES Seminarphasen PHASE 2: VERTRAUTMACHEN MIT ARBEITSMITTELN UND METHODEN PHASE 3: SICHTEN UND ERSCHLIESSEN AUSGEWÄHLTER VIDEOS PHASE 4: ERARBEITEN BESCHREIBENDER UND ERKLÄRENDER TEXTE EINPFLEGEN DER ERGEBNISSE IN DIE VIDEOARCHIVDATENBANK DES ZKM Lernziele ERWERBEN VON KENNTNISSEN ZU VIDEOKUNST, MEDIENGESCHICHTE, MEDIENTHEORIE, GESCHICHTE DER 1960ER- UND 1970ER-JAHRE Anleitungen, Einführung, obligatorische und fakultative Lektüre, Textdiskussion, Materialsichtung, Austausch in der Gruppe, Input der Dozentin Tutorials, didaktisches Tool KENNENLERNEN DER ABLÄUFE GEISTESWISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG Eigene Rechercheerfahrung und kontinuierliche, geleitete Reflexion der geleisteten Forschungsarbeit in den Seminartreffen ERLERNEN DATENBANKGESTÜTZTER ERSCHLIESSUNG VON SAMMLUNGS- UND ARCHIVGUT Einführungsvortrag, in der Datenbank für die Seminarnutzung angelegte Hilfen, angeleitete Einarbeitung in der Gruppe, Austausch mit dem Ersteller der Datenbank, selbstständiges Einpflegen der erarbeiteten Daten und Texte METHODEN ENTWICKELN UND VERMITTELN Erprobung von Methoden der Analyse des Videomaterials, Anfertigung von Sichtungsnotizen und Sequenz- bzw. Einstellungsprotokollen FORSCHEN ZU SAMMLUNGS- BZW. ARCHIVGUT Arbeit an Material-Korpora in Kleingruppen, wöchentliche Berichte FINALISIEREN DER ERGEBNISSE über die Ergebnisse, Diskussion und Austausch über das Vorgehen Verfassen eigener Texte zu den gesichteten Videos anhand einer Aufgabenliste, Lektorat und Korrekto- rat, selbstständige Eingabe in die Datenbank Was? EINFÜHRUNG FEIERTAG ÜBERPRÜFUNG EINFÜHRUNG ÜBUNG VIDEO- BESPRECHUNG BESPRECHUNG VIDEOSICH- ERGEBNISSE ERGEBNISSE ERGEBNISSE ERGEBNISSE AUFBEREITEN AUFBEREITEN FINALISIEREN DER DATENBANKEINGABEN FORSCHUNGSAN- DATENBANK ANALYSE SCHREIBÜBUNG VIDEOSICHTUNG TUNG VIDEOSICHTUNG RECHERCHEN I RECHERCHEN II RECHERCHEN III DER ERGEBNISSE I DER ERGEBNIS- (Format/ Inhalt SATZ SE II d. Veranstaltung) Selbstständi- Seminarthema, Diskussion der Grundlagen der Verfassen von Textkritiken, Analyse der Me- ges Sichten Berichte über die Austausch über Austausch über Austausch über Besprechung der Besprechung Fertigstellen der beschreibenden Texte, Einpflegen von Ablauf, Materialien theoretischen Datenerfassung Beschreibungen Diskussion über dia-Primer-Tapes ausgewählter einzelnen Videos, Fortschritte und Arbeitsfortschritte Arbeitsergebnis- Arbeitsfortschritte des Stands der Texten und Angaben in die Datenbank, Zusammenstellen Fundierung an- in Archiven, für Beispielvideo Möglichkeiten als Beispiele für Videos aus dem Verständigung über Probleme bei den und hilfreiche se, Berichte zu bei der Texterstel- Datenbankeinträ- einer Auswahl von Standbildern, abschließendes Überprüfen hand ausgewähl- Vorstellung der der Analyse von Video-Wissen Archivbestand weitere Arbeits- Recherchen zu Quellen weiteren Videos, lung, Rekapitu- ge, Festlegung der der Einträge ter Texte Videoarchivdaten- Videomaterial schritte den Videos Aufgabenvertei- lation der für die Arbeitsschritte für bank, Übung zum lung für die Texte Datenbankeinträge die Finalisierung Umgang mit der zu Personen, benötigten Informa- der Eingaben Datenbank Ereignissen und tionen Orten SW 2 SW 4 SW 6 SW 8 SW 10 SW 12 SW 14 SW 1 SW 3 SW 5 SW 7 SW 9 SW 11 SW 13 SW 15 HERBST 2020 Lektüre von Texten zum Thema; Sichtung verschiedener Videos aus Durchsicht wichtigen Forschungs- dem Archivbestand und Recherchen to do Studierende materials Kenntnis der theo- Beschreibung des ersten Videos dazu Sichtungsnotizen Aufbereiten der Ergebnisse retischen Fundie- und Einstellungs Kurztexte zu Ergebnisse rung des Themas, Beispielvideo protokolle, Kurztexte zu vervollständigte Zusammenfassung Personen, Orten, Datenbankeinträ- Standbilder zu Re- ausgewählter Ereignissen, be- ge für die weitere cherchezwecken, Forschungsmate- schreibende Texte Forschung Materialsammlung rialien für die Recherche zu den Videos 4 5
SEMINARBERICHT noch über Bestrebungen hinaus, Video als Es ging – so die These des hinter dem Se- neues Lehrmittel einzusetzen, der Informa- minar stehenden Forschungsvorhabens –, VIDEO-WISSEN tionsmacht des Fernsehens mit einem gue immer auch darum, die konstatierte ‚radika- rrilla television entgegenzutreten oder die le kulturelle Veränderung‘, die der Aufstieg mediale Kommunikation durch Bürger*in- des Fernsehens mit sich brachte, mitzuvoll- nenbeteiligung zu demokratisieren, die sich ziehen und Video als Medium eines in Form KÜNSTLERISCHE MEDIENFORSCHUNG IN DER FRÜHEN in Statements, Programmen, Material und Handeln besonders von Kollektiven wie der Raindance Corporation, den Videofreex, und Gehalt neuen Wissens zu erkunden. Mit dem leichten, tragbaren Videogerät, das in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre in den VIDEOKUNST People’s Video Theater oder Global Village manifestieren [siehe dazu u. a. Robé 2017, 67–20]. USA und Japan und danach auch im west- lichen Europa auf den Markt kam, sah man die technischen Voraussetzungen dafür ge- Dr. Barbara Filser geben. Um die angestrebte Wissensrevolution realisieren zu können, war es jedoch zu- nächst notwendig, die Möglichkeiten von Video auszuloten. Wollte man nicht hinter den eigenen Ansprüchen zurückstehen, wäre das idealiter im Medium selbst durch- zuführen. Zu überprüfen ist also, ob sich das Generieren eines solchen ‚Video-Wissens‘– eine Produktion und Reflexion von Wissen über Video im Medium selbst – oder zumin- Michael Shamberg: A Media Primer, 1970, dest dahingehende Versuche in der prak- ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karls- tisch-künstlerischen Videoarbeit der frühen ruhe Jahre nachweisen lassen. In diese Richtung Zu Beginn der 1970er-Jahre wird von Videoschaffenden die Forderung nach einer Wissensre- ©Raindance Foundation deuten immerhin bereits Titel wie Media Pri- volution laut, die dem gerade angebrochenen Medienzeitalter Rechnung tragen sollte. Vertre- mer für eine Reihe von Tapes der Raindance ten wurde dieses Anliegen ausdrücklich von der US-amerikanischen Videogruppe Raindance Corporation aus den Jahren 1970/71 oder Corporation. Material aus deren Videoarchiv, das zu den Sammlungsbeständen des ZKM | The World’s Largest TV Studio für die Doku- Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe zählt, wurde von den Seminarteilnehmerinnen mit mentation der Democratic National Conven- Fokus auf ein Video-Wissen wissenschaftlich erschlossen. tion des Jahres 1972 durch Top Value Tele- vision (TVTV), einem Zusammenschluss von Mitgliedern diverser Videogruppen. Hintergrund der Forschungstätigkeit entsprechend lautet die Forderung, die das „The 1960s were a Pearl Harbor of the deutlich von McLuhans Thesen inspirier- senses. Whole new technologies conditio te „Meta-Manual“ von Guerrilla Television Forschungsgegenstand ned us from birth to relate to a world which durchzieht, mittels der neuen Werkzeuge Das ZKM hält mit seiner Sammlung von was not that of our parents’ childhood. It der elektronischen Audiovision eine dem an- Videoarchiven umfangreiche Materialkorpo- came as a sneak attack because print-man, gebrochenen Medienzeitalter entsprechen- Aktionstag zum Umweltschutz, New York ra für die Untersuchung einer künstlerischen impervious to his own bias, was unable to de Form nicht nur der Vermittlung, sondern City, 1970, The Raindance Video Collection, Medienforschung in den Anfangsjahren perceive that any time there is a radical shift auch von Wissen selbst zu entwickeln und MoMA New York, ZKM | Zentrum für Kunst der Videokunst vor. Zentral dafür sind die in the dominant communications medium of zu erproben. Die in den frühen Jahren in der und Medien Karlsruhe, ZKM-01-0085-rf002 Videoarchive der 1969 gegründeten Rain- a culture, there’s going to be a radical shift Videoszene verfolgten Anliegen gehen damit ©Raindance Foundation dance Corporation (später zu Raindance in that culture“ [Shamberg/Raindance Corporation Foundation umbenannt; im Folgenden auch 1971, „Meta-Manual“, 1]. kurz: Raindance) mit 535 verzeichneten Bändern und der Raindance-Mitglieder Ira So formulierte Michael Shamberg, Mit- Schneider und Paul Ryan. Das audiovisuel- glied der Raindance Corporation, im 1971 le Material besonders von Videokollektiven veröffentlichten Handbuch Guerrilla Tele- wie Raindance ist jedoch nicht nur für die vision eine Auffassung, die die Arbeit vieler Erforschung der Videokunst oder auch ei- künstlerischer und aktivistischer Video- ner aktivistischen oder pädagogischen Me- schaffender der späten 1960er- und frühen diennutzung von herausragendem Interes- 1970er-Jahre motivierte. Das Fernsehen se. Die videografische Begleitung aktueller hatte sich in den USA bereits zu diesem ‚do- Ereignisse – seien diese politischer, gesell- minanten Kommunikationsmedium‘ entwi- schaftlicher, kultureller oder subkultureller ckelt, das sich in den Augen des führenden Natur –, Aufzeichnungen von Nachrichten- Medientheoretikers jener Jahre, Herbert Literatur zur frühen Videokunst, darunter das Interview mit Passant*innen, New York sendungen, Aufnahmen prominenter politi- Marshall McLuhan, sogar auf die Wahrneh- 1971 erschienene Guerrilla Television von City, 1970, The Raindance Video Collection, scher Akteure und namhafter Intellektueller, mungsweise einer mit dem damals noch Michael Shamberg und der Raindance Cor- MoMA New York, ZKM | Zentrum für Kunst aber auch Gespräche mit Bürger*innen auf jungen Medium aufgewachsenen Generati- poration und Medien Karlsruhe, ZKM-01-0085-rf506 der Straße können, besonders in unbear- on auswirkte [McLuhan 1992, 352–383]. Dem- Foto: Barbara Filser ©Raindance Foundation beiteter Form, heute als Dokumente von 6 7
zeitgeschichtlichem Wert gelten. In einem Dazu zählt auch die Aufbereitung der Re- zeitgenössischen Bericht über die Arbeit mit chercheergebnisse zu einzelnen Objekten Video für die Kunstzeitschrift Art in America in Texten, die im musealen Alltag verwertet vermerkte Chloe Aaron, dass ein geplantes werden können. Videomagazin von Global Village „tapes on urban communes, on macrobiotic cooking, the draft law and the Black Panthers“ enthal- Vorgehen ten sollte [Aaron 1971, 75] und ein vergleichba- In einem ersten Schritt wurde die Aus- res Spektrum lässt sich auch im Videoarchiv gangsthese – das Anliegen einer Wissensre- der Raindance Foundation ausmachen. Aus volution, die durch das Fernsehen notwendig den genannten Beständen des ZKM wurden geworden war – überprüft, indem Auszüge für das Seminar digitalisiert vorliegende Bei- aus McLuhans Understanding Media und spiele ausgewählt, die von den Seminarteil- dem „Meta-Manual“ aus Guerrilla Televisi- nehmerinnen zu sichten und wissenschaft- on gelesen und diskutiert wurden. Um sich lich zu erschließen waren. mit einer der zentralen zeitgenössischen Quellen zur frühen Videokunst vertraut zu machen, haben die Seminarteilnehmerin- Ziele/Lernziele nen zudem einzelne Ausgaben der zwischen Aufgrund der pandemiebedingten Ein- 1970 und 1974 von Raindance veröffentlich- schränkungen musste die geplante kura- ten Zeitschrift Radical Software durchgese- torische Komponente, die die Erarbeitung hen, die der Vernetzung und dem Austausch eines kommentierten Videoprogramms für der Videoschaffenden jener Jahre diente. Auszug aus der Sammlung an Literatur zum Thema auf der Lernplattform Ilias des KIT eine hochschulöffentliche oder öffentliche Für einzelne Hefte wurden die jeweiligen Präsentation vorsah, entfallen. Die Verlage- inhaltlichen Schwerpunkte und die Beiträge rung des Schwerpunktes auf die Erarbeitung vermerkt, die für die Arbeit mit dem Video- grundlegender Informationen zu einer Aus- material von Interesse sein könnten. Parallel wahl an Bändern hat sich jedoch gerade im dazu erfolgte eine Einführung in die Systeme Hinblick auf den Erwerb forschungsprakti- und Systematiken der Erfassung von Samm- scher und beruflich relevanter Kenntnisse lungsgut durch Felix Mittelberger [ZKM | Archi- als ertragreicher erwiesen. ve]. Vorgestellt wurde dabei auch die Video- archivdatenbank des ZKM, die den Rahmen Auf der inhaltlichen Seite sollten die Stu- für die Forschungsarbeit im Seminar vorgab. dierenden einen vertieften Einblick in die Die online zugänglich gemachten Datensätze Anfangsjahre der künstlerischen Arbeit mit zu den relevanten Beständen konnten von Video erhalten, wichtige Namen, zentrale den Studierenden nicht nur durchsucht, son- Anliegen und Debatten, relevante medien- dern auch ergänzt werden. theoretische Positionen wie auch technikge- schichtliche Entwicklungen kennenlernen. Für eine erste Übung zur Videoanalyse Darüber hinaus sollten die Seminarteilneh- und zum Umgang mit der Datenbank wurde merinnen Kenntnisse der US-amerikanischen ein Band aus einem anderen zeitgenössi- Geschichte der 1960er- und 1970er-Jahre schen Bestand herangezogen, dem National erwerben, deren prägende Ereignisse in die Center for Experiments in Television in San Kunst jener Jahre hineingewirkt haben. Francisco. Die Arbeit dieser Einrichtung ist für die Forschungsfrage insofern interessant, Auf der forschungspraktischen Ebene als dass diese sich der Erprobung der spe- Videokassette und Hülle für Video (Kopie) aus dem National Center for Experiments in Televi- sollten die Studierenden mit den Abläu- zifischen Eigenschaften der elektronischen sion, Archiv Gerald O’Grady, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, ZKM-01-0077- fen und grundlegenden Schritten von For- Audiovision und der daraus erwachsenden 406 schungsprozessen in geisteswissenschaft- Gestaltungsmöglichkeiten verschrieben hat- ©ZKM (Foto) lich-historischen Kontexten vertraut gemacht te [Filser 2014]. Mit dem gewählten Beispiel werden. Ein weiteres wichtiges Ziel war das konnten die Studierenden auch ein ästhe- Erlernen von Methoden der Analyse von Be- tisch-experimentelles Arbeiten mit Video der Analyse unterzogen werden konnten. Willibald Sauerländer mit der Kriminalistik wegtbild-Arbeiten und die Erprobung von kennenlernen, das zur Abstraktion tendiert Im vorliegenden Fall haben sich vor allem und deren Spurensicherung verglichen wor- Strategien, die Ergebnisse solcher Analysen und damit dem als eher dokumentarisch Sequenzprotokolle unter Zuhilfenahme von den ist [Sauerländer 1986, 47]. Betrieben wurde zu dokumentieren. Zentrales Anliegen des klassifizierten Einsatz von Video durch das Standbildern als geeignet erwiesen, nicht von den Seminarteilnehmerinnen also geis- Seminarvorhabens war, den forschenden guerrilla television von Gruppen wie der zuletzt, weil diese dabei helfen können, das teswissenschaftliche Grundlagenforschung, Umgang mit Archiv- beziehungsweise Samm- Raindance Corporation diametral gegen- Rohmaterial zu identifizieren, aus dem die die zur alltäglichen Praxis im Sammlungs- lungsgut zu ermöglichen. übersteht [siehe dazu u. a. Boyle 1990]. einzelnen Einstellungen stammen. und Archivwesen zählt, da es darum ging, wesentliche Informationen über das gesich- Berufsrelevante Fertigkeiten sollten die In die Arbeit am Material der Raindance Im weiteren Verlauf des Seminars waren tete Videomaterial zusammenzutragen und Studierenden im Bereich der Inventarisie- Corporation ist das Seminar mit den vier die Studierenden dann primär mit Aufgaben in die Videoarchivdatenbank des ZKM ein- rung und Katalogisierung von Sammlungsgut Media-Primer-Tapes eingestiegen, die einen beschäftigt, die in den Bereich dessen fal- zupflegen. Neben der Erhebung von grund- erwerben, indem sie an der datenbankge- deutlichen Werkcharakter aufweisen und len, was in der Kunstgeschichte als Gegen- legenden Daten wie Länge des Bandes, stützten Erschließung desselben arbeiten. daher filmwissenschaftlichen Methoden standssicherung bezeichnet wird und von Vorhandensein von Ton, Farbigkeit und der 8 9
Als Ausgangspunkt der wissenschaftli- und Kurztexte sowie die Eingabe in die Da- chen Bearbeitung dienten die bei der Be- tenbank haben die Studierenden größten- standserfassung seitens des ZKM in die teils eigenständig unternommen. Auch die Datenbank aufgenommenen Transkriptio- Möglichkeit, mit anderen Seminarteilneh- nen der Beschriftungen von Videobändern merinnen zusammenzuarbeiten, war gege- und deren Boxen. Angesichts der meist sehr ben, insbesondere wenn es um Bänder aus knappen Angaben war – um im von Sauer- derselben Gruppe ging. Um Ergebnisse, aber länder gezeichneten Bild zu bleiben – teils auch Problemfälle zu teilen, wurde eine ste- detektivische Spürarbeit notwendig, um das tig wachsende Material- und Quellensamm- Gesehene überhaupt bestimmen und ein- lung auf der Lernplattform Ilias angelegt. ordnen zu können. Zunächst wurden die Vi- Über die Arbeitsfortschritte wurde jeweils in deos selbst auf Anhaltspunkte ausgewertet, wöchentlichen Videokonferenzen berichtet. die Aufschluss etwa über Orte, Geschehen Während dieser Online-Treffen hat die Semi- oder Namen von Beteiligten geben könnten, nargruppe darüber hinaus Erfahrungen mit und bereits erste Beschreibungen skizziert. den Prozessen der Recherche ausgetauscht Um die bis dahin gewonnenen Informatio und das weitere Vorgehen besprochen. nen zu überprüfen und weit möglichst zu vervollständigen – wie zum Beispiel die vollen Namen von Protagonist*innen einer Fazit und Ausblick hitzigen Diskussion um Fördergelder für Vi- Für das hinter dem Seminar stehende deokunst herauszufinden – sowie zum Teil Forschungsprojekt wurde mit der Arbeit an auch überhaupt erst bewerten zu können – der wissenschaftlichen Erschließung der etwa die Bedeutung einer dicht gedrängt auf genannten Archivbestände ein wichtiger einer großstädtischen Straße flanierenden Schritt getan. Auch wenn nur eine vergleichs- Menschenmenge zu erkennen - , wurde in weise kleine Auswahl an Material bearbeitet weiterführenden Recherchen eine Vielzahl werden konnte, hat sich die Relevanz der an Quellen herangezogen. Deren Spektrum Bestände für die Frage nach einer künst- reichte von jüngeren Publikationen zur Ge- lerischen Medienforschung bestätigt, und schichte der frühen Videoszene, Rückbli- zwar nicht nur im Fall der Bänder, die auch Auszug aus dem Sequenzprotokoll von Kathrin Kuna zu Ira Schneider: A Media Primer, 1970, cken öffentlicher Bildungs- und Forschungs- inhaltlich um die Arbeit mit Video kreisen. So ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe einrichtungen auf historische Ereignisse und können auch die Aufzeichnungen von zeitge- ©Raindance Foundation (Abbildungen), Kathrin Kuna (Protokoll) veröffentlichten Interviews mit Videoschaf- nössischen Ereignissen wie dem Earth Day fenden jener Jahre über zeitgenössische Be- in der Zusammenschau Aufschluss über An- richte in Zeitschriften und Zeitungen sowie sätze zur Generierung eines neuen Wissens Jahresberichten maßgeblicher Förderein- geben, indem sie unter anderem Interes- richtungen bis hin zu online verfügbaren Fo- sensschwerpunkte und Herangehensweisen tografien, Film- und weiteren Videoaufnah- sichtbar werden lassen und darüber hinaus men etwa der Kunstszene der 1960er- und immer wieder den Blick auf Medienpräsenz 1970er-Jahre. und Medienberichterstattung lenken. Als besonders interessant für die weitere Arbeit Der Ertrag dieser Recherchen wurde in könnte sich ein Vergleich zwischen Rohma- die Ausarbeitung der Beschreibungen und terial und aus diesem erstellten Zusammen- die Erstellung von Kurztexten zu den ein- schnitten erweisen. zelnen Videos eingebracht, die von den Se- minarteilnehmerinnen anschließend in die Für die Studierenden bot das Seminar ne- Versammlung des National Citizens Commit- Monitore und tragbare Videokamera, Michael Videoarchivdatenbank des ZKM eingepflegt ben dem Erwerb inhaltlicher und berufsprak- tee for Broadcasting, Michael Shamberg: A Shamberg: A Media Primer, 1970, ZKM | Zen- wurden. Darüber hinaus flossen die gewon- tischer Kenntnisse die Möglichkeit, Einblick Media Primer, 1970, ZKM | Zentrum für Kunst trum für Kunst und Medien Karlsruhe nenen Erkenntnisse in weitere Datenbank in einen grundlegenden Bestandteil wissen- und Medien Karlsruhe ©Raindance Foundation einträge ein, die als eigene Datensätze die in schaftlicher Arbeit zu gewinnen, dem in der ©Raindance Foundation den bearbeiteten Bändern vorkommenden Regel kaum Aufmerksamkeit zuteil wird. Als Personen, Orte und Ereignisse vorstellen. besonders lehrreich hat sich die Erfahrung Verknüpft mit den Datensätzen der Videos erwiesen, wie viel Aufwand und Zeit allein Verzeichnung der Sprache von Texten, Kom- Für die Bearbeitung wurden Videos von liefern sie zusammen mit den ebenfalls ei- für die Identifizierung, korrekte Benennung mentaren/Erzählungen oder Dialogen stand Raindance aus dem Jahr 1970 ausgewählt, gens angelegten Quellenverweisen wichtige und Beschreibung künstlerischer Erzeug- bei den zu bearbeitenden Beständen die die sich in zwei Gruppen aufteilen ließen: Hintergrundinformationen zu den bearbei- nisse notwendig sein kann – für Ergebnisse Identifizierung, Benennung und Beschrei- Videos zum Earth Day und Aufzeichnungen teten Bändern. Standbilder aus den Videos, also, die sich oberflächlich betrachtet eher bung der Inhalte im Vordergrund sowie die von einer Reihe von Treffen zwischen Vi- Porträtfotos und weitere Dokumente er- unspektakulär ausnehmen, aber die Vor- Feststellung des Status’ einzelner Videos – deoschaffenden und Vertretern des New gänzen das in die Datenbank eingegangene aussetzung für weiterführende Forschungs- bearbeitetes oder Rohmaterial, Kameraauf- York State Council on the Arts, das zu den Material, das die Arbeit der Seminargruppe arbeit mit den fraglichen Archivbeständen zeichnungen oder ‚geschnittene‘ Tapes –, wichtigsten Geldgeber*innen für die junge generiert hat. liefert. Manifestiert hat sich im Verlauf des die in manchen Fällen nur spekulativ vorge- Videoszene in und um New York zählte. Forschungsprozesses im Seminar darüber nommen werden konnte. Die Sichtung der Videos, die Recherchen hinaus immer wieder, wie wichtig es ist, die dazu, das Verfassen der Beschreibungen eigenen Recherchen nachvollziehbar zu do- 10 11
kumentieren, vor allem dann, wenn keine Angeführte Literatur abschließend gesicherten Ergebnisse erzielt Aaron, Chloe: „The Video Underground“, in: Art in America, werden konnten. Vol. 59, No. 3, 1971, S. 74–9. Boyle, Deirdre: „A Brief History of American Documentary Herausgestellt hat sich aber auch, dass Video“, in: Hall, Doug/Fifer, Sally Jo (Hrsg.): Illuminating der zeitliche Rahmen einer einsemestri- Video. An Essential Guide to Video Art, Aperture Foundati- on: New York, NY, 1990, S. 51–69. gen Lehrveranstaltung zu knapp bemessen ist, um mit den notwendigen Arbeitsschrit- Filser, Barbara: „Fernsehen Verstehen nach McLuhan: Das National Center for Experiments in Television 1967-1975“, ten – der unabdingbaren inhaltlichen Ein in: Navigationen. Zeitschrift für Medien- und Kulturwissen- arbeitung, dem Vertrautmachen mit dem schaften, Jg. 14, Nr. 2: 50 Jahre Understanding Media, hrsg. von Mangold, Jana/Sprenger, Florian, 2014, S. Arbeitswerkzeug Datenbank, möglichst 65–85. selbstgeleiteten Recherchen und dem Er- McLuhan, Marshall: Die magischen Kanäle. „Understanding stellen beschreibender Texte – mehr als nur Media“, ECON: Düsseldorf u. a. 1992 [engl. Orig. 1964]. eine sehr begrenzte Auswahl an Videos aus Robé, Chris: Breaking the Spell. A History of Anarchist dem Bestand zu erschließen. Auch aus die- Filmmakers, Videotape Guerrillas, and Digital Ninjas, PM sem Grund soll das Format im kommenden Press: Oakland, CA, 2017. Semester weitergeführt werden mit einem Sauerländer, Willibald: „Die Gegenstandssicherung allge- thematischen Schwerpunkt auf videografi- mein“, in: Belting, Hans u. a. (Hrsg.): Kunstgeschichte. Eine Einführung, Reimer: Berlin 1986, S. 47–57. schen Aufzeichnungen von zeitgeschichtli- chem Interesse. Die Zusammensetzung der Shamberg, Michael/Raindance Corporation: Guerrilla Television, Holt, Rinehart and Winston: New York/Chicago/ Seminargruppe wird dann eine andere sein, San Francisco 1971. sie kann aber, wie andere Wissenschaft- ler*innen auch, auf die bereits erzielten Ergebnisse des Sommersemesters 2020 Ausschnitt aus der Videoarchivdatenbank – Person: John Reilly (Global Village) zurückgreifen, die über die Datenbank des ©ZKM ZKM der weiteren Forschung zur Verfügung gestellt werden. Barbara Filser Auszug aus der Quellen- und Materialsammlung zu den Videos von den Treffen zwischen Videoschaffenden und Vertretern des New York State Council on the Arts auf der Lernplatt- form Ilias Ausschnitt aus der Videoarchivdatenbank – Band: The Raindance Video Collection, MoMA New York, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe / ZKM-01-0085-rf506 ©ZKM 12 13
ERGEBNISSE DER STUDIERENDEN NYSCA-VIDEOS Anna Hosseini, Kathrin Kuna, Carina Proß, Caragh Sheehan Zur Bearbeitung der Auswahl der Videos zu den beiden Themenschwerpunkten „Earth Day“ Arthur J. Kerr (Assistant Director for Pro- Alex Gross (aktiv bei der Art Workers’ Coaliti- und „NYSCA“ haben sich die Seminarteilnehmerinnen zu zwei Gruppen zusammengefunden. grams, NYSCA) im Jewish Museum, ZKM-01- on), sitzend im Vordergrund, sowie Mitglieder Die Bänder wurden von den Studierenden jeweils einzeln gesichtet, die Rechercheergebnisse 0085-rf248 von Raindance und People’s Video Theater, dazu – besonders bei zusammenhängenden Aufzeichnungen – in der Gruppe ausgetauscht. ©Raindance Foundation ZKM-01-0085-rf253 Von den Arbeitsfortschritten wurde dem gesamten Seminar berichtet. ©Raindance Foundation Anna Hosseini, Kathrin Kuna, Carina Proß der Videofreex und der Art Workers’ Coaliti- und Caragh Sheehan haben Videoaufzeich- on. Anwesend ist zudem auf mehreren Tref- nungen von Treffen zwischen verschiedenen fen die Künstlerin Jackie Cassen, die sich für Videogruppen und Vertretern des New York die Belange selbstständig arbeitender Künst- State Council on the Arts (NYSCA) gesich- ler*innen stark macht. „Sie berichtet davon, tet. „Das Ziel der Institution ist es, diverse dass sie in den letzten Monaten mit verschie- Kunst- und Kulturorganisationen zu fördern. denen Personen gesprochen und dabei fest- Der Förderantrag kann von kleinen bis zu gestellt habe, dass viele Medienkünstler*in- großen Organisationen gestellt werden. Zu- nen und unabhängige Personen Interesse an sätzlich möchte das New York State Council der Arbeit mit Video haben. Da diese aller- on the Arts es allen Bürgern des Bundesstaa- dings über kein Equipment verfügen, spricht tes ermöglichen, Kunst zu praktizieren“ [Anna sie sich für die Idee einer Einrichtung aus, in Hosseini, Kurztext zu Ort/Institution, Auszug]. der individuelle Künstler*innen Zugang zu Skip Blumberg (Videofreex), Peter Bradley Donald Harper (Program Director Special Videosystemen bekommen“ [Kathrin Kuna, In- (Program Director Film, TV/Media, Literature, Programs, NYSCA), ZKM-01-0085-rf488 Diskutiert wurde über mehrere Wochen im halt ZKM-01-0085-rf238, Auszug]. Einer der strit- NYSCA), Jackie Cassen (Künstlerin), ZKM- ©Raindance Foundation Herbst 1970 hinweg über den von der Rain- tigen Punkte des Vorhabens war allerdings 01-0085-rf238 dance Corporation eingegebenen Vorschlag, die Frage nach der Organisationsstruktur und ©Raindance Foundation mit den Fördermitteln des NYSCA ein für alle wer an den entscheidenden Stellen vertre- Videoschaffenden des Bundesstaates New ten sein sollte. Debattiert wurde in diesem York zugängliches Center for Decentralized Zusammenhang auch über die mangelnde Television einzurichten, das institutionell an Repräsentation afroamerikanischer und pu- das Jewish Museum angebunden werden erto-ricanischer Gemeinschaften. Die sich sollte. verschärfende Auseinandersetzung über Zuständigkeiten und Befugnisse, die letzt- Zwei der Videos zeigen eine Gesprächs- lich zum Scheitern des Plans führte, ist in runde in dessen Räumlichkeiten zwischen einem längeren Zusammenschnitt aus dem Vertretern des Council, Raindance-Mitglie- bearbeiteten und weiterem Material nach- dern, dem Direktor des Museums und wei- gezeichnet. „Die meiste Kritik kam von Rudi teren Personen. „Paul Ryan [von Raindance] Stern und John Reilly [von Global Village], die spricht [dabei] das Thema der Finanzierung zuvor mit Ira Schneider [nun Raindance-Mit- an und stellt die Frage in den Raum, inwiefern glied] zusammengearbeitet hatten. Sie be- die Videokunst durch den Rahmen des Muse- fürchteten, dass Raindance den größten Teil Michael Shamberg (Raindance Corporation), Ken Marsh (People’s Video Theater), John ums verändert wird. Dies löst eine Diskussion des Zuschusses für sich selbst beanspruchen ZKM-01-0085-rf253 Reilly und Rudi Stern im Hintergrund (beide über das Arbeiten mit Videokunst aus und würde, was auch daran lag, dass Paul Ryan ©Raindance Foundation Global Village), ZKM-01-0085-rf488 darüber, wie sich die Gesellschaft und das zu dieser Zeit als Berater des NYSCA tätig ©Raindance Foundation Museum wandeln“ [Carina Proß, Inhalt ZKM-01- war. Das NYSCA nahm das Angebot daraufhin 0085-rf245, Auszug]. Unter den teils wechseln- zurück und in der Videocommunity entstand den Teilnehmer*innen der auf weiteren Bän- eine angespannte Atmosphäre, die teilweise dern festgehaltenen anderen Besprechungen für mehrere Jahre anhielt“ [Kathrin Kuna, Kurz- befanden sich unter anderem auch Mitglieder text zu Ort/Institution, Auszug]. Alle Bilder auf Seite 15 und 17 sind Bildschirmfotos von Videos aus: The Raindance Video von Global Village, People’s Video Theater, Collection, MoMA New York, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe 14 15
ERGEBNISSE DER STUDIERENDEN EARTH-DAY-VIDEOS Christina Dürr, Lara Merz Von Christina Dürr und Lara Merz wurde Videomaterial zum Earth Day bearbeitet. „Der Earth Schulkinder mit selbstgemachten Plakaten Gruppe mit Banner auf der 5th Avenue, Day wurde 1970 ins Leben gerufen und fand in diesem Jahr am 22. April in zahlreichen Städ- auf der 5th Avenue, ZKM-01-0085-rf506 ZKM-01-0085-rf506 ten in den USA statt. Damals waren ca. 20 Millionen Menschen an der Aktion beteiligt. Die ©Raindance Foundation ©Raindance Foundation Idee stammt vom ehemaligen US-Senator Gaylord Nelson. Zweck der Aktion sollte es sein, auf die Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für den Schutz der Erde zu generieren“ [Lara Merz, Kurztext zum Event, Auszug]. Zwei der Bänder enthalten Aufzeichnungen der Hauptattraktionen auf dem Platz festge- von den Aktivitäten dieses ersten Aktionsta- halten. „Darauf folgen einige Aufnahmen vom ges zum Umweltschutz an den beiden Haupt- Union Square und der Menschenmenge, die schauplätzen in New York City. Teile der 5th sich dort versammelt hatte, ein Puppenthea Avenue waren an diesem Tag für mehrere ter wird an anderer Stelle aufgeführt, Men- Stunden für den Kfz-Verkehr gesperrt und schen sitzen auf der sonst befahrenen Stra- zahlreiche Bürger*innen nutzten diesen Um- ße, Plakate und Banner mit Aufschriften zum stand, um bei schönem Frühlingswetter die Umweltschutz schmücken den Platz“ [Lara Straße entlang zu flanieren. Neben diesem Merz, Inhalt ZKM-01-0085-rf002, Auszug]. Treiben zeigen die Aufnahmen Interviews mit Protestaktion auf der 5th Avenue, ZKM-01- Fernsehkamera des Senders NBC auf der 5th Vorbeigehenden, Schulklassen, die sich für Auf einem weiteren Band fand sich ein Zu- 0085-rf506 Avenue, ZKM-01-0085-rf506 das Videoteam interessieren, und ähnliche sammenschnitt zu den Earth-Day-Aktivi- ©Raindance Foundation ©Raindance Foundation Szenen. „Das Video präsentiert die friedliche täten aus diesem und weiterem Material, Atmosphäre, die an diesem Tag herrschte. der besonders in einer langen Sequenz mit Demonstranten, Schulkinder und andere Ak- einem um die Flora des Veranstaltungs tivisten sind an kleineren Aktionen beteiligt.ortes äußerst besorgten Vertreter der New Sie singen oder demonstrieren mit Plakaten, Yorker Conservative Party satirische Züge auf denen diverse Botschaften zum Thema aufweist. Zum Earth-Day-Material zählte Umweltschutz stehen. Eine Gruppe scheint weiterhin ein Mitschnitt von Fernsehberich- außerdem auf der Straße zu picknicken und ten zu den Earth-Day-Veranstaltungen in singt unter anderem ‚Happy Birthday‘ zu Eh- verschiedenen größeren Städten der USA. ren der Erde. […] Dokumentiert ist auch die Auf den Anfang dieses Bandes wurde zudem Präsenz der Presse, welche teilweise mit eine Nachrichtensendung zum sogenannten Kleintransportern durch die Menge fährt und Kent-State-Massaker aufgespielt. Die blutige das Geschehen aufzeichnet“ [Lara Merz, Inhalt Niederschlagung eines Protests gegen den ZKM-01-0085-rf506, Auszug]. Vietnamkrieg auf dem Campus der Kent Sta- te University, Ohio, durch die Nationalgarde Passant mit Schmalfilmkamera auf dem Uni- Earth-People’s-Park-bubble auf dem Union Auf dem Union Square fanden auf einer gro- des Bundesstaates am 4. Mai 1970 hat einen on Square, ZKM-01-0085-rf002 Square, ZKM-01-0085-rf002 ßen Bühne Kundgebungen und Konzerte eigenen Datenbankeintrag erhalten, da sie ©Raindance Foundation ©Raindance Foundation statt. Informationsstände, Transparente und zu den prägenden Ereignissen jener Jahre kreative Aktivitäten sind in dem Video zu se- zählt: „Dreizehn Sekunden, hunderte Schuss hen ebenso ein Agitprop-Auftritt von Abbie Munition hinterlassen eine Bilanz des Schre- Hoffman zusammen mit einer Gruppe junger ckens. Vier Tote, neun zum Teil schwerver- Leute. Erneut kommen Besucher*innen vor letzte Studierende gehören genauso wie die der Kamera zu Wort, darunter ein Schüler, US-Soldaten und Vietnamesen zu den Opfern der die Wichtigkeit der mehrmaligen Wieder- des Vietnamkrieges“ [Christina Dürr, Kurztext zum verwendung von Papiertüten und -bechern Event, Auszug]. hervorhebt. Mit der Earth People’s Park clean air bubble, einer riesigen, begehbaren Blase Alle Bilder auf Seite 15 und 17 sind Bildschirmfotos von Videos aus: The Raindance Video aus transparentem Kunststoff, ist auch eine Collection, MoMA New York, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe 16 17
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